Rollstuhl-Kurier Rollstuhl-Kurier - Escales-Verlag
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P A R I S<br />
Eine Herausforderung für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer von Catharina <strong>Escales</strong><br />
Die Hauptstadt Frankreichs lockt jährlich Millionen<br />
Besucher aus aller Welt an. Die Metropole gilt als Stadt der<br />
Liebe, der Mode, der Gourmets und der Künste. Sie<br />
beherbergt über 160 Museen, mehr als 200 Kunstgalerien,<br />
etwa 100 Theater, über 600 Kinos und weit mehr als 10.000<br />
Cafés und Restaurants. Zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
zählen die Uferpromenade der Seine sowie die Schlösser<br />
Versailles und Fontainbleu. Exquisite Modenschauen<br />
machen Paris in aller Welt berühmt als Heimat der Haute<br />
Couture. Der Louvre ist das wahrscheinlich größte und<br />
bekannteste Museum der Welt, die Seinepromenade und<br />
die Vergnügungs- und Kulturangebote locken Liebende aus<br />
allen Ländern, unvergesslich anregende Stunden dort zu<br />
verbringen. Kaum eine Stadt besitzt ein derart prägnantes<br />
Wahrzeichen wie den unzählbar oft abgebildeten Eiffelturm.<br />
Das Stadtbild wird geprägt durch prächtige Sandsteinbauten<br />
mit Skulpturen an ihren Fassaden, durch viele<br />
kleine Cafés und Restaurants, Modegeschäfte und Alleen.<br />
Knapp 90.000 Bäume säumen die Straßen von Paris.<br />
Ergänzt von Parkanlagen ergibt sich innerhalb der<br />
Stadtgrenze eine Grünfläche von 2.437 Hektar. Hinzu<br />
kommen die nahe gelegenen Stadtwälder, welche der<br />
Pariser Bevölkerung als Erholungsgebiet dienen und das<br />
Klima im Pariser Becken gemeinsam mit dem Flusslauf der<br />
Seine maßgeblich prägen.<br />
Das Pariser Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 105,4<br />
Quadratkilometern, die Metropolregion umfasst sogar eine<br />
Bodenfläche von 14.518 Quadratkilometern.<br />
Doch wie geeignet ist die viel gerühmte und besungene<br />
Metropole für Menschen mit Behinderungen?<br />
Lange Zeit hielt sich das Klischee der Ausländern<br />
gegenüber unfreundlichen Franzosen, die Auskünfte, wenn<br />
überhaupt, dann nur in der eigenen Landessprache geben.<br />
Die Zeiten sind vorbei, die Stadt öffnet sich mehr und mehr<br />
dem Tourismus als wichtiger Einnahmequelle.<br />
Vor allem im Sommer reisen die meisten Stadtbewohner<br />
aufs Land und überlassen Paris den Touristen - wer bleibt,<br />
ist auf die Besucher aus aller Welt eingestellt und verdient<br />
oft seinen Lebensunterhalt in der Reisebranche. Ein<br />
freundlicher Empfang und hilfsbereite Menschen sind<br />
daher an den meisten Orten die Regel.<br />
Doch leider hat Paris in den letzten Jahren keine nennenswerten<br />
Schritte in Richtung Gleichberechtigung behinderter<br />
Menschen unternommen.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
- 14 -<br />
Museen gut, ÖPNV schlecht: Viele Museen sind zwar auf<br />
den Besuch von körperlich Behinderten eingestellt und<br />
barrierefrei, doch das öffentliche Verkehrssystem und die<br />
Straßenanlagen entsprechen nicht ansatzweise dem<br />
Kriterium der Barrierefreiheit. In den meisten Stadtteilen,<br />
die nicht direkt an die Seine grenzen, sind die Bürgersteige<br />
schmal und an den Straßenübergängen selten abgesenkt.<br />
Besonders Stadtteile wie Montmartre und Montparnasse<br />
sind mit dem <strong>Rollstuhl</strong> schwer zu erkunden, da<br />
die Wege sehr steil und die meisten Lokale, Kirchen und<br />
Vergnügungseinrichtungen nicht barrierefrei zugänglich<br />
sind.<br />
Dennoch gibt es in Paris auch<br />
für Menschen mit körperlicher<br />
Behinderung vieles zu entdecken.<br />
Wer sich einer gut<br />
organisierten Reisegruppe<br />
anschließt oder Spaß daran<br />
hat, gewisse Schwierigkeiten<br />
zu meistern, kann Schätze<br />
bestaunen, die Atmosphäre<br />
genießen und unvergessliche<br />
Tage erleben...<br />
Die Sacre Coeur<br />
auf dem Montmartre.<br />
Nützliche Informationen wie<br />
etwa eine Übersicht barrierefreier<br />
Attraktionen finden Sie<br />
unter www.parisinfo.com.<br />
Die öffentlichen Verkehrsmittel von Paris sind leider<br />
nicht an die Bedürfnisse Behinderter angepasst. Im<br />
<strong>Rollstuhl</strong> ist es schwierig bis unmöglich, den innerstädtischen<br />
Nahverkehr zu nutzen. Allgemein empfiehlt<br />
sich die Reise in einer Gruppe mit einem barrierefreien<br />
Tourenbus. Eine Alternative ist der eigene PKW, wobei sich<br />
allerdings die Parkmöglichkeiten in der Nähe von<br />
Sehenswürdigkeiten in engen Grenzen halten.<br />
Das Pariser U-Bahnnetz, genannt Métro, wurde am 19.<br />
Juli 1900 eingeweiht. Heute umfasst es 16 Linien und ist<br />
mit einer Gesamtlänge von über 210 Kilometer eines der<br />
größten Stadtbahnnetze der Welt. Täglich nutzen fünf<br />
Millionen Menschen in Paris die Untergrundbahnen.<br />
Allerdings wird dabei auf spezielle Bedürfnisse behinderter<br />
Menschen kaum eingegangen. Die wenigsten Stationen<br />
besitzen Aufzüge. Selbst Rolltreppen sind selten, und meist<br />
nicht ausgeschildert. Nach einer Übersichtskarte mit<br />
barrierefreien Stationen sucht man in der Regel vergeblich.