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32Bernd HerrmannResilienzZyklizität und Resistenz bezeichnen in spezifischer Bedeutung die Geschwindigkeitder Rückkehr in den Ausgangszustand nach einer Störung.Zyklizität bzw. Resistenz werden auch alsbezeichnet.Resilienz (= Elastizität) ist die Fähigkeit eines Ökosystems, eine Störung– gemessen nach Dauer und Intensität – zu ertragen, ohne sich in einanderes Ökosystem zu verwandeln. 58Die umwelthistorische Bedeutung der Auseinandersetzung mit diesen Eigenschaftenliegt auf der Hand: Die Fähigkeit eines Ökosystems, 59 Veränderungen widerstehenoder nach einer Störung in den Ausgangszustand zurückkehren zu können,bildet die Grundlage dafür, dass sich die Systemmerkmale eines Ökosystems nichtverändern, obwohl sich die Systemkomponenten verändern. Sie ändern sich insbesondereund permanent im Agrarregime. Vor diesem Hintergrund ist es dann erstaunlich,dass Menschen es geschafft haben, bei geringsten systemischen Kenntnissenund dem anfänglichen Fehlen jeglicher Kenntnisse über das Managen vonÖkosystemen, in und mit der Agrarwirtschaft zu überleben.Wie ist es möglich gewesen, abweichend von den Beispielen ahemerober Ökosysteme,ständig an den Stellschrauben des Gesamtsystems zu drehen, um die abzuschöpfendeEnergie- und Stoffmenge zu erhöhen, ohne den Kollaps der Systemeherbeizuführen? Das umwelthistorische Interesse liegt nach meiner Einschätzungirrigerweise auf den Katastrophen. Die wirkliche Verblüffung verursachen dieseit ihrer Etablierung kontinuierlich funktionierenden Agrarsysteme. 60 Denn Agrarregimessind eigentlich in Ökosysteme eingebettete Störflächen. Die Rückkehrdieser Flächen in das naturräumliche Ökosystem kann nur durch hohen Kolonisierungsaufwandverhindert werden, damit auf diesen Flächen eine verstetigte Abschöpfungvon Energie- und Stoffmengen erfolgen kann.Ich bin überzeugt, dass den ökosystemaren Grundeigenschaften und vor allemdem numerischen Verhältnis zwischen Katastrophen-Arbeiten und Arbeiten überden „Normalzustand“ wissenschaftskritische – selbstkritische – Betrachtungengewidmet werden müssen. Dass „Katastrophen“ auftreten, zu bevorzugen ist dasneutrale Wort „Extremereignisse“, ist sicher. Sie bestimmen aber nicht den Alltaghistorischer Akteure, wie dieser für die Umweltgeschichte von Belang ist. Tatsächlichsind sie die Ausnahmen, allein schon zahlenmäßig. Es sind nichts weiter alsumweltwirksame Zufälle, wenn auch teilweise von selbst verschuldeter Art. 61 Den58 Zu näheren Erläuterungen vgl. ein Lehrbuch der Ökologie, z. B. Begon ME, Harper JL, TownsendCR (1998) Ökologie. Hrsg. von Klaus Peter Sauer. Spektrum Verlag, Heidelberg, Berlin. Zu terminologischenDefinitionen auch Schaefer M (2012) Wörterbuch der Ökologie. Spektrum, Heidelberg.59 Selbstverständlich schließt „Ökosystem“ die sozionaturalen Systeme der Menschen mit ein.60 Dabei spielen gelegentliche lokale Ausfälle keine Rolle. Alle heute lebenden Menschen verdanken ihreExistenz letztlich der Stabilität jener Agrarökosysteme, die von ihren Vorfahren genutzt wurden.61 Beispiel für ein Extremereignis ist ein Hochwasser. Moderne Hochwasser sind allermeist Folgeneiner Nutzung von Rückhaltesystemen, Fluss und Flussaue durch Menschen. Ihre Ursache ist damitnicht zufallsbedingt, sondern anthropogen, lediglich der Zeitpunkt ihres Auftretens ist nicht vorhersehbar,deshalb „bedingt zufällig.“

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