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Symptome Ursachen

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und zweitens Herpes zoster (Gürtelrose) bei endogener Reaktivierung im Erwachsenenalter, vorallem bei älteren Menschen über 50 Jahre.ÜbertragungDie Erkrankung ist hoch ansteckend und es gibt in Europa eine hohe Durchseuchung derBevölkerung. Über 90% der Erwachsenen sind seropositiv. Die Ansteckung erfolgt von Person zuPerson über Atemwegssekret oder über die Flüssigkeit, welche aus den Bläschen freigesetzt wird.Windpocken können auch von Patienten mit Gürtelrose übertragen werden, also zum Beispiel vomGrossvater auf die Enkelkinder. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankungbeträgt zwischen 8 bis 28 Tagen. In Tagesheimen, Kindergärten und Schulen kommt es häufig zulokalen Ausbrüchen.Dauer der AnsteckungsfähigkeitDie Kinder können wieder zur Schule oder in den Kindergarten, wenn das letzte Bläschenverkurstet und ausgetrocknet ist und keine neuen Läsionen mehr auftreten.KomplikationenBei Kindern im Vorschulalter verläuft die Erkrankung in der Regel mild und ist selbstlimitierend.Trotzdem sind Windpocken nicht harmlos, da als Folge schwere bis fatale Komplikationen auftretenkönnen. Die Morbidität und Mortalität ist bei Erwachsenen, bei Schwangeren,Immunsupprimierten, bei älteren Menschen und bei Menschen aus südlichen Ländern höher. Zu denmöglichen Komplikationen gehören zum Beispiel bakterielle Superinfektion der Hautläsionen undder Organe (Streptokokken, Staphylokokken), eine Lungenentzündung, ZNS-Manifestationen wieeine Gehirnentzündung, eine Hirnhautentzündung und ein Befall innerer Organe (z.B. Hepatitis).Bei Schwangeren ist eine Übertragung auf das ungeborene Kind möglich und Schwangere habenein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen.DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung meist aufgrund des klinischen Bildes gestellt. Dabeimüssen eine Reihe von Hauterkrankungen ausgeschlossen werden, die mit Windpocken verwechseltwerden können.Nicht-medikamentöse TherapieGegen Juckreiz helfen kalte Umschläge, Bäder und Waschungen. Die Nägel sollen kurz geschnittenwerden, damit sich die Kinder nicht kratzen können. Beachten Sie auch den Artikel Juckreiz fürausführliche Informationen.Medikamentöse TherapieDas Risiko für bakterielle Superinfektionen kann mit einer guten Hautpflege (Bäder, Waschungen,topische Verbände und juckreizstillende Mittel) verkleinert werden.Gegen Juckreiz werden traditionell unter anderem die folgenden Mittel eingesetzt:• Gerbstoffe, z.B. Tannosynt® Bad und/oder Schüttelpinselung (Tanno Hermal®Schüttelmixtur)• Antihistaminika, z.B. Dimetindenmaleat oral verabreicht gegen Juckreiz (Feniallerg®


Tropfen)• Menthol: Mentholpuder, Menthol Schüttelpinselung 1%, Mentholhaltige Haufpflegemittel,z.B. Excipial Pruri Lotio® → Vorsicht bei Säuglingen und Kleinkindern• Zinkoxid-Zubereitungen, z.B. Zinksalben• Lokalanästhetika• Diphenhydramin + Kampfer + Zinkoxid (Caladryl®) → Vorsicht bei Säuglingen undKleinkindernDie klinische Wirksamkeit ist nicht für alle Medikamente wissenschaftlich nachgewiesen.Zur Behandlung der erhöhten Temperatur ist Paracetamol das Mittel der 1. Wahl. Vorsicht: Kindernmit Windpocken dürfen keine Salicylate wie Acetylsalicylsäure (Aspirin®) verabreicht werden(Reye-Syndrom)! Ibuprofen (z.B. Algifor®) wird ebenfalls nicht empfohlen, da es möglicherweisemit Superinfektionen assoziiert sein könnte.Antiviralia wie Aciclovir oder Valaciclovir werden vor allem bei Erwachsenen und Risikopatienten,z.B. bei Immunsuppression, eingesetzt. Sie müssen so früh wie möglich beim Ausbruch derErkrankung verabreicht werden, sonst sind sie wirkungslos. Sie können die Dauer und die Stärkeder Beschwerden reduzieren. Valaciclovir ist ein Prodrug von Aciclovir und hat den Vorteil, dass esweniger häufig eingenommen werden muss. Die Anwendung bei Kindern ist umstritten, weil derVerlauf in der Regel gutartig ist.VorbeugungZur Vorbeugung soll der Kontakt mit Erkrankten vermieden werden. Kinder mit Windpockensollten nicht in den Kindergarten oder zur Schule, bis die Hautläsionen verkrustet sind. Die Impfunggegen Windpocken ist ein Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Viren (Varivax®), die sichwährend 2-3 Wochen im Körper vermehren. Die Impfung ist im Allgemeinen gut verträglich. Zuden möglichen unerwünschte Wirkungen gehören Rötungen an der Einstichstelle, Fieber und einwindpockenartiger Ausschlag. Schwere unerwünschte Wirkungen wie eine Lungenentzündung sindsehr selten.Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Impfung Jugendlichen und Erwachsenen über 11Jahre, insbesondere auch Frauen mit Kinderwunsch, welche die Windpocken noch nichtdurchgemacht haben, Medizinal- und Pflegefachpersonal und bestimmten Risikogruppen. Beigesunden Kindern unter 11 Jahren ist eine Impfung im Allgemeinen nicht angezeigt. In den USAwerden auch gesunde Kinder routinemässig gegen Windpocken geimpft, eine Praxis, die allerdingsnicht unbestritten ist (siehe dazu Welsby, 2006).Manche Eltern lassen ihre Kinder absichtlich mit Erkrankten spielen, damit sie sich anstecken unddie Windpocken durchmachen. Solche „Windpocken-Partys“ (Chickenpox Parties) sind aber vorallem in den USA geläufig, weil dort die Kinder entweder geimpft werden müssen oder dieErkrankung durchgemacht haben müssen.siehe auchGürtelroseLiteratur• Arzneimittel-Fachinformation (CH)• Gershon A.A. Varicella-zoster virus infections. Pediatrics in Review, 2008, 29(1), 5-10Pubmed• Tunbridge A.J. et al. Chickenpox in adults - clinical management. J Infect. 2008, 57(2), 95-


102 Pubmed• Robert Koch Institut• Broschüre „Windpocken“, Bundesamt für Gesundheit• Chickenpox, pregnancy and the newborn. Drug Ther Bull, 2005, 43(9), 69-72 Pubmed• Harris D, Redhead J. Should acyclovir be prescribed for immunocompetent childrenpresenting with chickenpox? Arch Dis Child, 2005, 90(6), 648-50 Pubmed• Papadopoulos A.J., Schwartz R.A., Janniger C.K. Chickenpox. Cutis, 2000, Jun, 65(6), 355-8 Pubmed http://emedicine.medscape.com/article/1131785-overview• Tan M.P., Koren G. Chickenpox in pregnancy: revisited. Reprod Toxicol, 2006, 21(4), 410-20 Pubmed• Tugwell B.D., Lee L.E., Gillette H., Lorber E.M., Hedberg K., Cieslak P.R. Chickenpoxoutbreak in a highly vaccinated school population. Pediatrics, 2004, 113(3 Pt 1), 455-9Pubmed• Tunbridge A.J., Breuer J., Jeffery K.J. British Infection Society. Chickenpox in adults -clinical management. J Infect, 2008, 57(2), 95-102 Pubmed• Welsby P.D. Chickenpox, chickenpox vaccination, and shingles. Postgrad Med J, 2006,82(967), 351-2 PubmedAutorInteressenskonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern undist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.Abbildung: Lucille Solomon, Scientific Visualization, Zürich http://www.illustration-lucille.ch.vu

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