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Neue Befunde zur Pluralität der Lebensformen - Zeitschrift für ...

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<strong>Zeitschrift</strong> für Familienforschung 13. Jahrg., Heft 3/2001, S. 52-73 61sels nicht auf ein ganz bestimmtes Alter festgelegt ist, son<strong>der</strong>n über das Alterstreut. Die zunächst dominierende Lebensform gibt ihre Dominanz dann nämlichnur allmählich ab, und es muss einen Zeitpunkt maximaler Heterogenität geben, zudem keine <strong>der</strong> beiden <strong>Lebensformen</strong> dominiert, weil beide etwa das gleiche Gewichthaben. Danach weitet sich wie<strong>der</strong> die Dominanz <strong>der</strong> neuen Lebensform ausund die Heterogenität sinkt wie<strong>der</strong>.Mit an<strong>der</strong>en Worten: Auch bei relativ stark normierten Lebensverläufen, in deneneine bestimmte Abfolge von <strong>Lebensformen</strong> begünstigt wird, wird eine Kohorteim Lebensablauf zeitweilig eine hohe Pluralität ausweisen, wenn <strong>der</strong> Wechsel<strong>der</strong> Lebensform nur bis auf ein bestimmtes Zeitfenster (und nicht auf einen bestimmtenZeitpunkt) normiert wurde. Außerdem kann <strong>der</strong> Wechsel von einer Lebensformin eine an<strong>der</strong>e neben altersspezifischen Normen und altersspezifisch unterschiedlichenPräferenzen auch von Randbedingungen abhängen. So ist <strong>der</strong> Zeitpunkt<strong>der</strong> Familiengründung oft abhängig vom Eintritt <strong>der</strong> ökonomischen Selbständigkeit(Oppenheimer, 1988). Wird dieser Zeitpunkt im Lebensverlauf individuellunterschiedlich erreicht, so erhöht sich auch hierdurch zeitweilig die Heterogenität.Je länger insgesamt <strong>der</strong> Übergang <strong>der</strong> Population von einer dominantenLebensform in eine an<strong>der</strong>e dauert, um so länger ist <strong>der</strong> Zeitraum, in dem die Heterogenitätzumindest nicht minimal ist. Eine Gesellschaft, in <strong>der</strong> die Mitglie<strong>der</strong> nieeinen solchen Übergang erleben, könnte logisch nur aus Mehrgenerationenhaushaltenbestehen. Doch auch in vormo<strong>der</strong>nen Zeiten waren <strong>der</strong> Mehrgenerationenhaushaltund die Kernfamilie bei weitem nicht die einzigen möglichen <strong>Lebensformen</strong>,die im Lebensverlauf angenommen wurden, wie z.B. Beck (1986, S.189) implizit suggeriert, wenn er für die Mo<strong>der</strong>ne von einem „wi<strong>der</strong>spruchsvollen,pluralistischen Gesamtlebensverlauf im Umbruch“ spricht. Mitterauer (1990) zeigtvielmehr eine große Vielfalt von <strong>Lebensformen</strong> für die Vormo<strong>der</strong>ne auf undspricht bzgl. <strong>der</strong> von Epocheetiketten gekennzeichneten Familienvorstellungen vonBegriffsgespenstern.Will man einen Eindruck von <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> <strong>Lebensformen</strong> im Lebensverlaufgewinnen, so erscheint es daher nicht sinnvoll, die Verteilung von <strong>Lebensformen</strong>allein im Querschnitt zu untersuchen. Es erscheint vielmehr logisch, <strong>Lebensformen</strong>im Lebensverlauf zu betrachten. Entsprechende Bemühungen in Richtung einerLebensverlaufsperspektive sind jedoch bisher kaum zu beobachten. Lüscher(1997) nimmt zwar eine Pseudo-Verlaufsperspektive ein, in dem er aus Querschnittsdatennach dem Alter differenziert unterschiedliche Verteilungen <strong>der</strong> <strong>Lebensformen</strong>in einer Grafik anordnet. Ein solches Vorgehen erscheint jedoch fragwürdig,wie auch Diewald & Wehner (1996) betonen. Demographische Prozessebleiben so unentdeckt und Alters- und Kohorteneffekte werden vermischt. Sie untersuchendaher mit den Längsschnittdaten des SOEP den Wechsel zwischen <strong>Lebensformen</strong>,allerdings nur für eine Kohorte. Und es bleibt offen, ob diese Übergängeauch tatsächlich zu einer größeren Vielfalt beitragen. Auch Klein (1999)nimmt eine Lebensverlaufsperspektive ein, indem er die Verbreitung von partnerschaftlichen<strong>Lebensformen</strong> im Lebensverlauf untersucht.

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