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Nahversorgung in der Metropolregion Hamburg - DSSW-Studie

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Vor Ort<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

Dokumentation des <strong>Hamburg</strong>er Forums <strong>Nahversorgung</strong><br />

am 27. Oktober 2007


Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Geschäftsbereich Starthilfe und Unternehmensför<strong>der</strong>ung<br />

Bearbeitung: He<strong>in</strong>er Schote, Torben Breuker<br />

Adolphsplatz 1 | 20457 <strong>Hamburg</strong> | Postfach 11 14 49 | 20414 <strong>Hamburg</strong><br />

Telefon 040 36138-275<br />

Fax 040 36138-299<br />

he<strong>in</strong>er.schote@hk24.de<br />

www.hk24.de<br />

Stand: März 2009


Vorwort<br />

E<strong>in</strong>e Metropole wie <strong>Hamburg</strong> hat zwar e<strong>in</strong>e City, aber nicht nur e<strong>in</strong> Zentrum. Die Bezirks- und<br />

Stadtteilzentren leisten ebenfalls e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Lebensqualität unserer Stadt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d Standorte und damit zugleich die wirtschaftliche Basis für e<strong>in</strong>e Vielzahl mittelständischer<br />

Unternehmen.<br />

Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Stadt wie <strong>Hamburg</strong> stehen die Betriebe <strong>in</strong> den Bezirks- und Stadtteilzentren<br />

unter e<strong>in</strong>em erheblichen Wettbewerbsdruck. In vielen Stadtteilen haben die Kaufleute<br />

Interessengeme<strong>in</strong>schaften gegründet, um sich geme<strong>in</strong>sam für ihren Standort zu engagieren. In<br />

e<strong>in</strong>igen Quartieren haben sich daraus BID-Initiativen entwickelt, die von <strong>der</strong> Kaufmannschaft und<br />

den Grundeigentümern getragen werden. Unsere Handelskammer unterstützt diese Initiativen, die<br />

wertvolle Arbeit leisten. Das alle<strong>in</strong> genügt jedoch nicht.<br />

Vor allem die Ansiedlung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben „auf <strong>der</strong> grauen Wiese“ – auf Flächen, die<br />

dem produzierenden Gewerbe vorbehalten bleiben sollten – konterkarieren die Bemühungen um<br />

wirtschaftlich starke, lebendige Zentren. Politik und Verwaltung können dem nur mit e<strong>in</strong>em klaren<br />

städtebaulichen Ordnungsrahmen begegnen. Marktteilnehmer und Investitionswillige brauchen<br />

Klarheit, wo sie sich ansiedeln können und wo nicht.<br />

Politik und Verwaltung <strong>in</strong> den Fachbehörden und den Bezirksämtern bleiben ebenso wie die<br />

Wirtschaft aufgefor<strong>der</strong>t, geme<strong>in</strong>sam die gewachsenen Geschäftsstraßen und die Bezirks- und<br />

Stadtteilzentren zu stärken.<br />

HANDELSKAMMER HAMBURG<br />

Frank Horch Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz<br />

Präses Hauptgeschäftsführer


Inhaltsverzeichnis<br />

Begrüßung 7<br />

Andreas Bartmann<br />

Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Versorgung und Urbanität – Quartiers- und Stadtteilzentren als Grundelemente<br />

<strong>der</strong> europäischen Stadt 10<br />

Prof. Dr. Thomas Krüger<br />

HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung – Ausprägung und Beispiele zwischen<br />

mo<strong>der</strong>ner Tradition und Anachronismus 16<br />

Ralf Beckmann<br />

Stadt + Handel, Dortmund<br />

<strong>Nahversorgung</strong> mit Konzept – Das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung 24<br />

Thomas Zacharias<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />

Podiumsdiskussion:<br />

Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide – <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> 31<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />

Beispiele aus <strong>der</strong> Praxis/Workshops 33<br />

– Welche kommunalen Strategien und standortbezogenen Kooperationen stärken<br />

die Mitte und sichern die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />

– Von <strong>der</strong> neuen Tante Emma bis zum Verbrauchermarkt: Welche Betriebskonzepte<br />

für welche Zentren?<br />

– Wie können regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte und <strong>in</strong>terkommunale Kooperationen<br />

zur Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> beitragen?<br />

– Was können Wohnungsunternehmen zur Aufwertung von Wohnquartieren im<br />

Bereich <strong>Nahversorgung</strong> tun?<br />

Podiumsdiskussion:<br />

Konsequent und kooperativ – Öffentliche und private Akteure für e<strong>in</strong>e<br />

zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong> 54<br />

Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 5


Begrüßung<br />

Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />

zu unserem ersten <strong>Hamburg</strong>er Forum <strong>Nahversorgung</strong><br />

begrüße ich Sie sehr herzlich.<br />

Auf dem Weg <strong>in</strong> unsere Handelskammer werden<br />

viele von Ihnen durch die Mönckebergstraße<br />

gekommen se<strong>in</strong>. Sie werden festgestellt<br />

haben, dass sich die Innenstadt sehr dynamisch<br />

entwickelt.<br />

Bei den Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />

bietet sich dagegen e<strong>in</strong> sehr differenziertes<br />

Bild. Wir f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> sehr attraktive Zentren mit e<strong>in</strong>em<br />

soliden E<strong>in</strong>zelhandels- und Dienstleistungsangebot<br />

und mit sehr leistungsfähigen Unternehmen.<br />

Wir beobachten aber auch, dass<br />

<strong>in</strong> manchen Zentren die <strong>Nahversorgung</strong> langsam<br />

wegbricht. Da schließen die <strong>in</strong>habergeführten<br />

Fachgeschäfte, und es bleiben nur<br />

e<strong>in</strong>e Bäckerei, e<strong>in</strong> Kiosk und e<strong>in</strong> Schnellimbiss.<br />

Vere<strong>in</strong>facht kann man sagen, dass die <strong>Nahversorgung</strong><br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen mit überdurchschnittlicher<br />

Kaufkraft gut funktioniert. Drei<br />

Beispiele aus <strong>Hamburg</strong> belegen aber, dass die<br />

Realität etwas komplexer ist.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> sehr gut funktionierendes,<br />

attraktives Zentrum ist die Waitzstraße <strong>in</strong><br />

<strong>Hamburg</strong>-Othmarschen. Hier f<strong>in</strong>den Sie viele<br />

<strong>in</strong>habergeführte Fachgeschäfte und können<br />

zwischen mehreren Lebensmittelgeschäften<br />

wählen. Othmarschen ist e<strong>in</strong> städtebaulich<br />

sehr ansprechendes Quartier, das von <strong>der</strong><br />

Andreas Bartmann,<br />

Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

überdurchschnittlichen Kaufkraft <strong>der</strong> Elbvororte<br />

profitiert.<br />

Marienthal gehört ebenfalls zu den Stadtteilen<br />

mit überdurchschnittlicher Kaufkraft.<br />

Aber hier ist zu beobachten, dass das kle<strong>in</strong>e<br />

<strong>Nahversorgung</strong>szentrum se<strong>in</strong>e Funktion <strong>in</strong>zwischen<br />

weitgehend e<strong>in</strong>gebüßt hat. Es gibt<br />

ke<strong>in</strong> Lebensmittelgeschäft mehr, und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Umgebung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>zwischen mehr<br />

Dienstleister als E<strong>in</strong>zelhändler.<br />

Sehr optimistisch stimmt dagegen das Bild<br />

von <strong>der</strong> Caspar-Voght-Straße <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des<br />

S-Bahnhofs Hasselbrook. Hier f<strong>in</strong>den Sie auf<br />

kle<strong>in</strong>em Raum e<strong>in</strong>e bunte Mischung an Geschäften:<br />

Supermarkt, Blumenhändler, Apotheke<br />

und mehrere Gastronomiebetriebe.<br />

Hasselbrook ist damit e<strong>in</strong> Quartier mit funktionieren<strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong>, obwohl die<br />

Kaufkraft pro E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> dem Stadtteil<br />

deutlich schwächer ist als <strong>in</strong> Othmarschen<br />

o<strong>der</strong> Marienthal.<br />

Für viele Menschen täglicher Anlaufpunkt: E<strong>in</strong>zelhandel<br />

und Gastronomie am S-Bahnhof Hasselbrook (<strong>Hamburg</strong>)<br />

Foto: Schote<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 7


Im E<strong>in</strong>zelhandel und gerade auch im Lebensmittelhandel<br />

<strong>in</strong> den Quartieren beobachten<br />

wir e<strong>in</strong>e anhaltende Dynamik. Neue Unternehmen<br />

kommen auf den Markt o<strong>der</strong> eröffnen<br />

neue Filialen, während an<strong>der</strong>e Betriebe<br />

schließen müssen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s starke Dynamik<br />

geht dabei von den Discountern aus.<br />

Die Grafik (Seite 10) zeigt die Umsatzanteile<br />

von verschiedenen Betriebsformen. Hier konnten<br />

die Discounter zwischen 1991 und 2006<br />

erheblich zulegen, sie konnten ihren Anteil<br />

von etwa 23 auf gut 41 Prozent erhöhen.<br />

Diesen Wettbewerbern können die <strong>in</strong>habergeführten<br />

Geschäfte über die Preise kaum<br />

begegnen, son<strong>der</strong>n hier zählen die Qualität<br />

<strong>der</strong> Waren und engagierte Mitarbeiter, die ihr<br />

Handwerk verstehen und auf die Wünsche<br />

<strong>der</strong> Kunden e<strong>in</strong>gehen.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />

wird maßgeblich durch die<br />

Standortwahl von Discountern bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Hier gibt es sehr gute Beispiele wie den<br />

Adolf-Menge-Platz <strong>in</strong> Wilhelmsburg, wo e<strong>in</strong><br />

Discounter <strong>der</strong> wichtigste Magnet für das<br />

ganze <strong>Nahversorgung</strong>szentrum ist. Sehr kritisch<br />

s<strong>in</strong>d dagegen die Discounter an Standorten<br />

außerhalb <strong>der</strong> Zentren zu sehen. Wenn<br />

sie zu weit entfernt s<strong>in</strong>d, wan<strong>der</strong>t die Kundschaft<br />

ab, und für die <strong>in</strong>habergeführten Geschäfte<br />

im gewachsenen Zentrum bleibt<br />

nicht genügend Kaufkraft, um das Geschäft<br />

wirtschaftlich zu betreiben. Zu den schlechten<br />

Beispielen gehört <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>der</strong><br />

Stadtteil Rothenburgsort, dessen <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

nicht mehr funktioniert.<br />

Welche Bedeutung hat die<br />

<strong>Nahversorgung</strong>, und warum ist<br />

das Thema für uns wichtig?<br />

Die <strong>Nahversorgung</strong> ist die wirtschaftliche<br />

Basis für e<strong>in</strong>e Vielzahl von mittelständischen<br />

Unternehmen. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> über<br />

20 000 E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> ist<br />

<strong>in</strong> den Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />

ansässig. Der E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

schafft knapp 130 000 Arbeitsplätze. Und er<br />

trägt erheblich dazu bei, dass junge Leute<br />

ausgebildet werden. 2007 s<strong>in</strong>d im <strong>Hamburg</strong>er<br />

8<br />

E<strong>in</strong>zelhandel fast 2 200 Ausbildungsverträge<br />

abgeschlossen worden.<br />

Auch die sozialen Aspekte dürfen wir nicht<br />

unterschätzen. Viele vor allem ältere Menschen<br />

s<strong>in</strong>d auf kurze Wege zum E<strong>in</strong>kaufen<br />

angewiesen. Me<strong>in</strong> Kollege Bernd Enge berichtet<br />

aus se<strong>in</strong>en Märkten, dass viele ältere<br />

Menschen mehrmals am Tag zu ihrem „Edekaner“<br />

gehen – nicht weil sie vergesslich s<strong>in</strong>d,<br />

son<strong>der</strong>n weil sie mit an<strong>der</strong>en Menschen e<strong>in</strong><br />

paar Worte wechseln wollen.<br />

Zudem ist e<strong>in</strong>e funktionierende <strong>Nahversorgung</strong><br />

e<strong>in</strong> unverzichtbarer Bauste<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensqualität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Stadt.<br />

Viele Menschen entscheiden sich bei <strong>der</strong><br />

Wahl ihrer Wohnung auch für die Qualität <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung.<br />

Was macht unsere Handelskammer,<br />

um die <strong>Nahversorgung</strong> zu stärken?<br />

Wir unterstützen die Interessengeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>in</strong> den Bezirks-, Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren,<br />

zu denen sich die Kaufleute<br />

zusammengeschlossen haben. Wir laden regelmäßig<br />

die ehrenamtlich tätigen Vorstände<br />

<strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaften und die Quartiersmanager<br />

<strong>in</strong> unsere Handelskammer o<strong>der</strong><br />

zum IG-Treff vor Ort e<strong>in</strong>, um die für alle<br />

Quartiere wichtigen Fragen zu erörtern, und<br />

bieten so e<strong>in</strong> Forum für den Erfahrungsaustausch.<br />

Wir stärken so die Selbstorganisation<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft vor Ort.<br />

Insgesamt gibt es <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> rund 40 Interessengeme<strong>in</strong>schaften,<br />

die regelmäßig aktiv<br />

s<strong>in</strong>d. Aus vier Interessengeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> haben sich <strong>in</strong>zwischen<br />

BIDs entwickelt:<br />

das BID Sachsentor <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>-Bergedorf,<br />

das BID Neuer Wall <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er<br />

Innenstadt,<br />

das BID Wandsbek und<br />

das BID Elmshorn.<br />

Als kritischer Partner <strong>der</strong> Politik nehmen wir<br />

regelmäßig Stellung zu Bebauungsplänen.<br />

Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> den Stadtteil-<br />

und <strong>Nahversorgung</strong>szentren ausreichend<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Flächen für ansiedlungswillige E<strong>in</strong>zelhändler<br />

und für die Unternehmen geschaffen werden,<br />

die ihr Ladenlokal erweitern wollen. Umgekehrt<br />

sollten E<strong>in</strong>zelhandelsnutzungen <strong>in</strong><br />

Gewerbegebieten grundsätzlich ausgeschlossen<br />

werden – auch damit <strong>Hamburg</strong> dem produzierenden<br />

Gewerbe ausreichend Flächen<br />

anbieten kann.<br />

Außerdem arbeiten wir im Arbeitskreis Zentren<br />

<strong>der</strong> Behörde für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt und im Interkommunalen Forum im<br />

Bereich Bergedorf mit, um mit Politik und<br />

Verwaltung die Genehmigungspraxis bei E<strong>in</strong>zelhandelsvorhaben<br />

abzustimmen.<br />

Von unserem ersten <strong>Hamburg</strong>er<br />

Forum <strong>Nahversorgung</strong> erwarten<br />

wir ...<br />

... zunächst e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme: Unter<br />

dem Motto „Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide“<br />

werden wir die Situation <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> untersuchen. In den<br />

Workshops werden wir Strategien aus <strong>der</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> und aus an<strong>der</strong>en<br />

Regionen unter die Lupe nehmen. Stichworte<br />

s<strong>in</strong>d<br />

kommunale Strategien und Kooperationen<br />

vor Ort,<br />

regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte,<br />

Betriebskonzepte für die Zukunft und<br />

das Engagement von Wohnungsunternehmen,<br />

die die <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> ihren<br />

Beständen <strong>in</strong> ihrem eigenen wohlverstandenen<br />

Interesse verbessern.<br />

Und schließlich wollen wir geme<strong>in</strong>sam herausarbeiten,<br />

was Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />

für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong> tun<br />

können.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne wünsche ich Ihnen allen e<strong>in</strong>e<br />

spannende Tagung und viele neue Ideen und<br />

Anregungen für Ihre Arbeit.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 9


Versorgung und Urbanität – Quartiers- und Stadtteilzentren<br />

als Grundelemente <strong>der</strong> europäischen Stadt<br />

Die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen<br />

des täglichen Bedarfs und die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Zentren wird durch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von E<strong>in</strong>zelentscheidungen verschiedener<br />

Akteure bestimmt: von Unternehmen des<br />

E<strong>in</strong>zelhandels, von Immobilieneigentümern,<br />

von Projektentwicklern und von <strong>der</strong> öffent-<br />

10<br />

Prof. Dr. Thomas Krüger,<br />

HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />

lichen Planung. Durch den starken Wettbewerb<br />

und Strukturwandel im E<strong>in</strong>zelhandel<br />

stehen diese Akteure im Alltagsgeschäft<br />

unter e<strong>in</strong>em starken Innovations- und<br />

Anpassungsdruck. Dabei geraten grundsätzliche<br />

Fragen und die langfristige Entwicklung<br />

nur selten <strong>in</strong>s Blickfeld.<br />

Umsatzentwicklung des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels 1991 bis 2006<br />

Umsatz <strong>in</strong> Millionen Euro<br />

140 000<br />

120 000<br />

100 000<br />

80 000<br />

60 000<br />

40 000<br />

20 000<br />

0<br />

1991 1996 2001 2006<br />

SB-Warenhäuser<br />

Große Verbrauchermärkte<br />

Kle<strong>in</strong>e Verbrauchermärkte<br />

Discount-Märkte<br />

Supermärkte<br />

Restliche Geschäfte<br />

Quelle: Hahn-Gruppe (Dr. Lademann) 2007, Grafik: Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Versorgungsstruktur im Bezirk Wandsbek. Stand: Oktober 2007<br />

In diesem Beitrag werden nach wenigen<br />

Schlaglichtern auf die aktuelle Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Versorgungsstrukturen Thesen zur gesellschaftlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Zentren vorgestellt<br />

und Schlussfolgerungen für die<br />

konkrete Stadtentwicklung gezogen. Die<br />

Kernaussage des Beitrages ist die folgende:<br />

Quartiers- und Stadtteilzentren s<strong>in</strong>d wesentliche<br />

Grundelemente <strong>der</strong> europäischen Stadt –<br />

und damit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Lebensweise und<br />

Kultur, die die europäische Zivilisation auf<br />

beson<strong>der</strong>e Art und Weise prägen. Bei allem<br />

Wettbewerb und e<strong>in</strong>er hohen Innovationsdynamik,<br />

von <strong>der</strong> gerade <strong>der</strong> Handel geprägt<br />

ist, erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Umgang mit den urbanen<br />

Zentren e<strong>in</strong>en soliden Ordnungsrahmen und<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Sorgfalt von allen, die an <strong>der</strong><br />

Entwicklung beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Beobachtungen<br />

Insbeson<strong>der</strong>e durch das Vordr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Lebensmittel-Discounter<br />

haben sich die Ange-<br />

Quelle: Bezirksamt Wandsbek (2007)<br />

botsstrukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> dramatisch<br />

verän<strong>der</strong>t. Der Anteil <strong>der</strong> Discounter am<br />

Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel ist von 23 Prozent<br />

1991 auf bereits 41 Prozent im Jahr 2006 angestiegen<br />

und hat sich damit <strong>in</strong> nur 15 Jahren<br />

nahezu verdoppelt (vgl. Abb. Umsatzentwicklung<br />

Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel). Diese<br />

Entwicklung hat die Versorgungsstrukturen<br />

<strong>in</strong> den Zentren tiefgreifend verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Stadtplanungsabteilung des Bezirksamtes<br />

Wandsbek erfasst laufend die Standorte <strong>der</strong><br />

Lebensmittelmärkte. Der Kartenausschnitt<br />

zeigt den Bereich Farmsen-Tonndorf-Rahlstedt<br />

entlang <strong>der</strong> Bundesstraße 75 <strong>Hamburg</strong>-<br />

Lübeck. Die Lebensmittelmärkte s<strong>in</strong>d durch<br />

e<strong>in</strong>en Radius von 500 Metern hervorgehoben.<br />

In <strong>der</strong> Karte rot umrandet s<strong>in</strong>d die von <strong>der</strong><br />

Planung vorgesehenen Standorte, die „Bezirksentlastungszentren“<br />

(B2-Zentren) Farmsen<br />

und Rahlstedt. Schwarz-gelb umrandet<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>Nahversorgung</strong>szentren Tonndorf,<br />

Hohenhorst und Rahlstedter Höhe, die im<br />

Zentrenkonzept <strong>der</strong> Stadt als D-Zentren<br />

e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d. Die planerischen D-Zentren<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 11


Häufig, aber nicht immer auf Autokunden ausgerichtet:<br />

Lebensmittel-Discounter Foto: Krüger<br />

umfassen auch Standorte, die zwar ke<strong>in</strong>e<br />

größeren Versorger aufweisen, gleichwohl<br />

aber als D-Zentren e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d wie<br />

Neusurenland und Greifenberger Straße.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d die Standorte von Versorgern<br />

außerhalb <strong>der</strong> planerisch vorgesehenen<br />

Zentren dargestellt, wie zum Beispiel im<br />

Bereich Sieker Landstraße mit Standorten<br />

von Aldi, Edeka und Lidl o<strong>der</strong> <strong>der</strong> große Rewe<br />

an <strong>der</strong> B 75 zwischen dem Ortskern Rahlstedt<br />

(B2-Zentrum) und Rahlstedter Höhe (D-Zentrum).<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> planerischen E<strong>in</strong>stufung<br />

ergibt sich <strong>in</strong>sgesamt das Bild e<strong>in</strong>es mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger flächendeckenden Angebotes<br />

an Lebensmittelmärkten. Bei genauem H<strong>in</strong>sehen<br />

zeigt sich allerd<strong>in</strong>gs auch, dass zum<br />

Beispiel das B2-Zentrum Rahlstedt im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Versorgung recht schwach aufgestellt<br />

ist. Es ist im H<strong>in</strong>blick auf die Anzahl<br />

von Versorgern gleichauf zum Beispiel mit<br />

dem <strong>Nahversorgung</strong>sschwerpunkt an <strong>der</strong><br />

Saseler Straße im Nordosten, <strong>der</strong> planerisch<br />

gar nicht als Zentrum vorgesehen ist. Wer die<br />

Örtlichkeit kennt, wird bestätigen, dass die<br />

Lage noch etwas drastischer ist, als diese Karte<br />

darstellt. Der Ortskern Rahlstedt hat zwar<br />

e<strong>in</strong>e schicke Fußgängerzone und wirkt auf<br />

den ersten Blick wie das Zentrum e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt.<br />

Das Angebot im periodischen Bereich<br />

bef<strong>in</strong>det sich aber an <strong>der</strong> Untergrenze <strong>der</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit. Insofern ist <strong>der</strong> Ortskern<br />

Rahlstedt durchaus typisch für manches<br />

gewachsene Zentrum <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> und auch<br />

im Umland.<br />

12<br />

Problemstellung<br />

Die Situation <strong>in</strong> Rahlstedt ist nur e<strong>in</strong> Beispiel<br />

für e<strong>in</strong>e Entwicklung, die <strong>in</strong> den Stadtregionen<br />

Deutschlands generell festzustellen<br />

ist: Es fällt den gewachsenen Stadtteil- und<br />

Quartierszentren zunehmend schwer, sich<br />

gegenüber den großflächigen Fachmärkten<br />

auf <strong>der</strong> „grünen“ bzw. „grauen Wiese“ auf <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en Seite und den erstarkten Standorten <strong>in</strong><br />

den Innenstädten, leistungsfähigen Bezirkszentren<br />

und großen Shopp<strong>in</strong>g-Centern mit<br />

oberzentraler Ausstrahlung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite zu behaupten. Im Bereich <strong>der</strong> Lebensmittel-<strong>Nahversorgung</strong><br />

hat außerdem das<br />

<strong>in</strong>zwischen nahezu flächendeckende Netz<br />

von Lebensmittelmärkten und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Discountern, die oft nur am Rande o<strong>der</strong> ganz<br />

außerhalb <strong>der</strong> Zentren liegen, vielfach die<br />

Versorgungsfunktion übernommen.<br />

Von <strong>der</strong> Bevölkerung wird <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang<br />

<strong>der</strong> traditionellen Zentren sehr stark wahrgenommen<br />

und problematisiert, auch wenn ihr<br />

E<strong>in</strong>kaufsverhalten für diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

mit ursächlich ist. Aufgrund des wachsenden<br />

Anteils älterer Menschen ist zu erwarten,<br />

dass die Bedeutung <strong>der</strong> Zentren im Nahbereich<br />

<strong>der</strong> Wohnstandorte wie<strong>der</strong> zunehmen<br />

wird. Stagnation o<strong>der</strong> Niveauverluste im<br />

Angebot, Probleme mit <strong>der</strong> Unterhaltung von<br />

öffentlichen o<strong>der</strong> privaten Flächen, Mängel<br />

im Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>der</strong> Bebauung o<strong>der</strong> gar<br />

Leerstände usw. werden als „Zeiger“ für soziale<br />

und ökonomische Probleme <strong>in</strong>terpretiert.<br />

Sie können e<strong>in</strong>e Abwendung von<br />

solchen Zentren und damit Tendenzen e<strong>in</strong>er<br />

sozialräumlichen Polarisierung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Stadt verstärken.<br />

Wird diesen Entwicklungen nicht entgegengesteuert,<br />

können die gewachsenen, städtebaulich<br />

<strong>in</strong>tegrierten Zentren im E<strong>in</strong>zelhandel<br />

ihre ökonomische Basis verlieren. Mit dem<br />

Funktionsverlust im E<strong>in</strong>zelhandel entfällt<br />

auch <strong>der</strong> wichtigste Anlass für die Bevölkerung,<br />

die Zentren aufzusuchen. Auch die<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> privaten und öffentlichen<br />

Dienstleistungen, unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Gesundheitsversorgung, Betreuung,<br />

Bildung und Kultur, s<strong>in</strong>d stadträumlich <strong>in</strong>zwischen<br />

vielfach dispers verteilt. Somit drohen<br />

die gewachsenen, städtebaulich <strong>in</strong>tegrierten<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Siedlungsmittelpunkte ihre zentrale Funktion<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>zubüßen.<br />

Durch den umfassenden Funktionsverlust <strong>der</strong><br />

Stadtteil- und Quartierszentren ist nicht nur<br />

die <strong>Nahversorgung</strong> mit Waren und Dienstleistungen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die weniger mobilen<br />

Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung, gefährdet; auf<br />

dem Spiel steht – so die These dieses Beitrages<br />

– e<strong>in</strong> zentrales Element <strong>der</strong> europäischen<br />

Stadt und damit <strong>der</strong> europäischen Kultur.<br />

Zentren <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen Stadt<br />

In se<strong>in</strong>er Untersuchung zum Wesen und<br />

Wandel <strong>der</strong> europäischen Stadt 1) arbeitet <strong>der</strong><br />

Stadtforscher Walter Siebel heraus, dass die<br />

Weiterentwicklung und <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft <strong>in</strong> Europa von drei<br />

Bereichen o<strong>der</strong> Sphären maßgeblich geprägt<br />

wird:<br />

Die Wirtschaft als das Feld <strong>der</strong> materiellen<br />

Existenz, die Zugang zu Arbeit, zu Geld<br />

verschafft und damit den sozialen Status<br />

maßgeblich bestimmt.<br />

Die Demokratie, die Teilhabe an großen gesellschaftlichen<br />

Entscheidungen verspricht<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Regeln des gesellschaftlichen<br />

Zusammenlebens durch das Recht<br />

bestimmt werden.<br />

Und es ist die Stadt, genauer gesagt die<br />

europäische Stadt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Menschen<br />

aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Sphären zusammentreffen und sich konkret<br />

begegnen.<br />

Neben den Sphären von Wirtschaft und Demokratie<br />

s<strong>in</strong>d für die Stadt beson<strong>der</strong>e Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Integration charakteristisch,<br />

die hier nur schlaglichtartig beleuchtet werden<br />

können:<br />

Für die Stadt ist die Unvollständigkeit <strong>der</strong><br />

Integration charakteristisch. Die Kontakte<br />

<strong>der</strong> Menschen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d selektiv,<br />

sie s<strong>in</strong>d ausgesucht. Die Distanz wird – zu-<br />

1) Siebel, Walter (Hrsg.) (2004): E<strong>in</strong>leitung: Die europäische<br />

Stadt. In: Ders.: Die europäische Stadt. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Urbanes Leben im <strong>Hamburg</strong>er Schanzenviertel<br />

Foto: Schote<br />

m<strong>in</strong>dest zunächst – gewahrt. Die Unterschiede<br />

werden respektiert. Wir hören weg,<br />

wenn allzu Privates <strong>in</strong> <strong>der</strong> U-Bahn ausgebreitet<br />

wird. Im Dorf würde man da erst<br />

recht zuhören, denn man kennt sich, und<br />

man kennt die Verhältnisse. Die zivilisierte<br />

Distanz ist die Tugend <strong>der</strong> Städter. Die<br />

Stadt ist e<strong>in</strong> Mosaik verschiedener Lebenswelten,<br />

die sich gelegentlich berühren,<br />

aber nicht gegenseitig durchdr<strong>in</strong>gen. Auf<br />

dem Spannungsfeld von öffentlicher Vielfalt<br />

und dem Rückzug <strong>in</strong> die private Sphäre<br />

beruht die beson<strong>der</strong>e sozialökonomische<br />

Produktivität <strong>der</strong> Stadt.<br />

Das stark ausdifferenzierte, <strong>in</strong>dividualisierte<br />

Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt – deutlich über 50<br />

Prozent <strong>der</strong> Haushalte <strong>in</strong> den Großstädten<br />

s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>personenhaushalte – beruht auf<br />

<strong>der</strong> Nutzung von Dienstleistungen, die <strong>in</strong><br />

großer Vielfalt und Dichte zur Verfügung<br />

stehen. Wie auch immer man dazu steht:<br />

Mit <strong>der</strong> Professionalisierung <strong>der</strong> Betreuung<br />

<strong>der</strong> nachwachsenden Generationen und<br />

<strong>der</strong> zunehmenden Zahl alter Menschen, die<br />

<strong>der</strong> Hilfe und Pflege bedürfen, werden die<br />

Dienstleistungen weiter stark zunehmen.<br />

Zentren s<strong>in</strong>d „Bühnen“ für das abweichende,<br />

aber – das wird oft vergessen – auch<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 13


für das normale Verhalten. Gerade die sozialen<br />

Regeln des Umgangs <strong>der</strong> Städter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

Distanz, Toleranz und Respekt,<br />

werden hier gezeigt und e<strong>in</strong>geübt. Zugleich<br />

s<strong>in</strong>d die urbanen Zentren „Bühnen“<br />

für Provokationen und Protest, für Skurriles<br />

und Anregendes. Damit haben sie e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Impulsfunktion – im positiven<br />

wie im negativen S<strong>in</strong>ne.<br />

Zentren s<strong>in</strong>d auch gebaute soziale Geschichte.<br />

Hier konzentrieren sich die Symbole,<br />

die Kirchen und die Denkmäler o<strong>der</strong><br />

auch die WM-Übertragungswände auf den<br />

Marktplätzen – das, was e<strong>in</strong>er örtlichen<br />

Gesellschaft wichtig war und ist. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />

und die kollektive Geschichte, ihre<br />

Orte und ihre Symbole s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Voraussetzung dafür, sich selber e<strong>in</strong>ordnen<br />

zu können, für Identifikation.<br />

Für die skizzierten elementaren sozio-kulturellen<br />

urbanen Funktionen haben die Zentren<br />

und die <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e Schlüsselstellung.<br />

Die Versorgung bietet überhaupt erst<br />

den alltäglichen Anlass für alle Menschen,<br />

an<strong>der</strong>en Menschen aus an<strong>der</strong>en Sphären und<br />

mit an<strong>der</strong>en Lebensweisen zu begegnen. In<br />

den Zentren trifft so gewissermaßen die Gesellschaft<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage<br />

nach den urbanen Qualitäten unserer Versorgungs-<br />

und Zentrenstrukturen: Können „Nur-<br />

Versorger“ außerhalb von Zentren urbane<br />

Funktionen erfüllen? Und: Können Orte ohne<br />

e<strong>in</strong>e vitale Versorgungsfunktion urbane Funktionen<br />

erfüllen? Die Antwort <strong>in</strong> beiden Fällen<br />

sche<strong>in</strong>t mir zu se<strong>in</strong>: „wohl kaum“. Vielmehr<br />

gefährdet die Erosion <strong>der</strong> gewachsenen Zentren<br />

und <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Versorgungsfunktion<br />

die städtebauliche Ordnung, die ihre Wurzeln<br />

(auch) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> europäischen Stadt hat<br />

und zu <strong>der</strong> Zentren als Orte <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Begegnung elementar gehören.<br />

Zukunftsperspektiven und<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Erosion und Gefährdung <strong>der</strong> Zentren und<br />

damit e<strong>in</strong>er wichtigen Arena <strong>der</strong> Integration<br />

unserer Gesellschaft ist zum<strong>in</strong>dest von <strong>der</strong><br />

14<br />

Bundesregierung erkannt worden. Der Bundesm<strong>in</strong>ister<br />

für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung<br />

hat Innenstädte und Zentren im<br />

Rahmen <strong>der</strong> neuen nationalen Stadtpolitik zu<br />

e<strong>in</strong>em wichtigen Politikfeld erklärt. Neue<br />

Programme im Bereich <strong>der</strong> Städtebauför<strong>der</strong>ung<br />

werden ausdrücklich auf die Stärkung<br />

und Revitalisierung <strong>der</strong> Zentren ausgerichtet.<br />

Auf <strong>der</strong> regionalen und kommunalen Ebene<br />

ist davon auszugehen, dass sich die Projektentwickler<br />

und E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen<br />

auf deutlich zunehmende Restriktionen für<br />

neue Standorte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche e<strong>in</strong>stellen müssen.<br />

Verstärkte Restriktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur durchzuhalten, wenn<br />

die Städte und Geme<strong>in</strong>den zugleich neue<br />

Konzepte für die Versorgungs- und Zentrenstrukturen<br />

entwickeln. Diese werden neue<br />

plausible Ziele im H<strong>in</strong>blick auf ihre zukünftigen<br />

Angebotsstrukturen und die Flächenvolum<strong>in</strong>a<br />

be<strong>in</strong>halten müssen.<br />

In <strong>Hamburg</strong> s<strong>in</strong>d wir seit Langem mit <strong>der</strong><br />

Situation konfrontiert, dass das planerische<br />

Zentrenkonzept von <strong>der</strong> Wirklichkeit des<br />

Handels und se<strong>in</strong>er Standorte schon weit<br />

überholt wurde, wie oben exemplarisch für<br />

Rahlstedt gezeigt wurde. Aufseiten <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Planung bestehen darüber h<strong>in</strong>aus<br />

auch ke<strong>in</strong>e gesicherten Informationen über<br />

die Angebots- und Nachfragestrukturen im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel, sodass erhebliche Kompetenz-<br />

Asymmetrien gegenüber den Handelsunternehmen,<br />

Projektentwicklern und Beratern bestehen.<br />

E<strong>in</strong>e konzeptionelle Beurteilung von<br />

Vorhaben o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>e strategische Planung<br />

und Entwicklung von Standorten für den E<strong>in</strong>zelhandel<br />

bzw. von Zentren ist auf dieser<br />

Basis nicht möglich. E<strong>in</strong> neues E<strong>in</strong>zelhandelsund<br />

Zentrenkonzept, e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es<br />

Konzeptes für die <strong>Nahversorgung</strong>, das sich<br />

auf e<strong>in</strong>e zeitgemäße Analyse <strong>der</strong> Angebotsund<br />

Nachfragestrukturen und ihrer Entwicklung<br />

stützen muss, ist <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> überfällig.<br />

Welche Orientierungen können angesichts<br />

<strong>der</strong> skizzierten Entwicklungen für e<strong>in</strong>e Neuentwicklung<br />

von <strong>Nahversorgung</strong>s- und Zentrenkonzepten<br />

gegeben werden?<br />

In die Stadtteil- und Quartierszentren gehören<br />

leistungsfähige Versorger. Dies bedeu-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


tet, dass man den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betreiber<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Flächengrößen, Logistik,<br />

Stellplätze usw. möglichst gerecht werden<br />

muss. Dazu gehört auch, dass wir uns nicht<br />

mehr am Leitbild <strong>der</strong> Fußgängerzone, son<strong>der</strong>n<br />

wie<strong>der</strong> am Leitbild <strong>der</strong> Geschäftsstraße<br />

orientieren. Diese ist e<strong>in</strong>e Straße mit mo<strong>der</strong>atem<br />

Pkw-Verkehr, attraktiven öffentlichen<br />

Plätzen und auch Parkplätzen, wie sie an<br />

vielen Stellen <strong>der</strong> Stadt nach wie vor gut<br />

funktioniert, zum Beispiel die Waitzstraße <strong>in</strong><br />

Othmarschen o<strong>der</strong> die Osterstraße <strong>in</strong> Eimsbüttel.<br />

Orte übrigens, die im Unterschied zu<br />

Fußgängerzonen auch abends durchaus noch<br />

urbanes Leben aufweisen.<br />

Die große und wachsende Bedeutung von<br />

personenbezogenen Dienstleistungen – sie<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e urbane Grundfunktion – gibt Anlass,<br />

auch diese Bereiche und Sektoren verstärkt<br />

<strong>in</strong> die Zentren zu <strong>in</strong>tegrieren. In diesem<br />

Bereich wurden Spezialisierung, Aufglie<strong>der</strong>ung<br />

und die Trennung von Funktionen viel zu<br />

weit getrieben. Soziale und kommerzielle<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Betreuung, <strong>der</strong> Ausbildung<br />

und <strong>der</strong> Gesundheit – um nur die wichtigsten<br />

zu nennen – müssen <strong>in</strong> die Konzeption <strong>der</strong><br />

Zentren zukünftig viel stärker mit e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. Diese Dienstleistungen s<strong>in</strong>d heute<br />

Frequenzerzeuger ersten Ranges („Mama<br />

Taxi“). Warum liegen die Kitas oft im Nirgendwo,<br />

warum nicht neben dem Discounter<br />

o<strong>der</strong> Versorger? Warum s<strong>in</strong>d die Schulen im<br />

Nirgendwo von Suburbia, warum nicht <strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> an den Zentren?<br />

Für den Umbau von Zentren, die Verknüpfung<br />

von verschiedenen Funktionen und Nutzungen<br />

<strong>in</strong> gebündelten Projekten, für Mischfi-<br />

nanzierungen und Public Private Partnerships<br />

brauchen wir neue Instrumente und Träger<br />

für die Umsetzung: Hier s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>novative<br />

Entwickler im privaten Bereich gefragt.<br />

Der Engpass besteht aber zum an<strong>der</strong>en<br />

vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung: Interne Projektentwickler,<br />

die die Ressourcen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Behörden und Ebenen bündeln<br />

sowie Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse<br />

vorantreiben, wären s<strong>in</strong>nvoll. Wir brauchen<br />

Quartiersmanager für Zentren, die etwas<br />

von E<strong>in</strong>zelhandel, Dienstleistungen und<br />

Immobilien verstehen, denn <strong>in</strong> diesen Bereichen<br />

herrschen völlig an<strong>der</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen<br />

als im Bereich Wohnen. Bus<strong>in</strong>ess Improvement<br />

Districts, die Selbstorganisation <strong>der</strong><br />

Eigentümer, können positive Entwicklungen<br />

verstärken. Oft wird es aber nicht ohne e<strong>in</strong>e<br />

öffentliche Initiative und öffentliche Interventionen<br />

gehen, um e<strong>in</strong>e durchgreifende<br />

Erneuerung <strong>der</strong> Zentren e<strong>in</strong>zuleiten und voranzutreiben.<br />

Private und öffentliche Akteure<br />

müssen also viel stärker zusammenarbeiten,<br />

als das bisher <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Es steht deutlich mehr auf dem Spiel als nur<br />

die „Versorgung“ <strong>der</strong> Bevölkerung bzw. ihrer<br />

weniger mobilen Gruppen. In den urbanen<br />

Zentren s<strong>in</strong>d Wirtschaft und Kultur auf vielfältige<br />

Weise verwoben: Wir besuchen vor<br />

allem die Zentren, wenn wir an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>,<br />

Städte o<strong>der</strong> Orte kennenlernen wollen. Die<br />

Zentren <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen Stadt s<strong>in</strong>d nicht<br />

nur mehr o<strong>der</strong> weniger gut funktionierende<br />

„zentrale Orte“, son<strong>der</strong>n Ausdruck unserer<br />

Lebensweise und Kultur. Der Umgang mit<br />

ihnen erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Sorgfalt von<br />

allen, die an ihrer Entwicklung beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 15


<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung – Ausprägung<br />

und Beispiele zwischen mo<strong>der</strong>ner Tradition und Anachronismus<br />

Der E<strong>in</strong>zelhandel und speziell <strong>der</strong> Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel<br />

spielen e<strong>in</strong>e große Rolle bei<br />

<strong>der</strong> Schaffung und dem Erhalt von vitalen<br />

Städten und Stadtzentren. Im Zuge e<strong>in</strong>er<br />

rapiden Zunahme <strong>der</strong> Motorisierung, e<strong>in</strong>er<br />

stetigen Verän<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>kaufsverhaltens<br />

sowie e<strong>in</strong>es harten Konkurrenzkampfs unter<br />

den Anbietern haben sich im Lebensmittel-<br />

E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten immer<br />

wie<strong>der</strong> starke Verän<strong>der</strong>ungen vollzogen;<br />

diese g<strong>in</strong>gen immer auch mit teilweise erheblichen<br />

Konsequenzen für Städtebau und<br />

Stadtplanung e<strong>in</strong>her. Themen dieses Textes<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> generelle Zusammenhang zwischen<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> und <strong>der</strong> städtischen Zentrenbildung<br />

sowie die Ausprägungen <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Standorttypen. Diese<br />

werden idealtypisch dargestellt und anhand<br />

von <strong>Hamburg</strong>er Zentren beispielhaft verdeutlicht.<br />

Der Text zeigt auch die aktuellen<br />

Entwicklungstendenzen und Probleme <strong>der</strong><br />

Standorttypen auf.<br />

Geschichte <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

und Zentren<br />

Der folgende Abschnitt gibt e<strong>in</strong>en kurzen<br />

Überblick über die wichtigsten Entwicklungstendenzen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung bzw. Entwicklung<br />

von Zentren und Standorten des E<strong>in</strong>zelhandels,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e solchen mit zeitgemäßen<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sangeboten.<br />

2) Beckmann, Ralf (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />

Zentrenbildung. In: Planer<strong>in</strong> 3/2007. Berl<strong>in</strong><br />

16<br />

Ralf Beckmann,<br />

Stadt + Handel, Dortmund<br />

Bis 1900: Traditionelle Zentren<br />

Seit jeher s<strong>in</strong>d die Zentren von Städten geprägt<br />

durch e<strong>in</strong>e hohe Mischung und Dichte<br />

von Handel sowie Kultur-, Sozial-, Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

und sonstigen Dienstleistungen.<br />

2) Grundlegende Bed<strong>in</strong>gung für<br />

e<strong>in</strong>e solche Anhäufung von Nutzungen war<br />

stets e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s verkehrsgünstige Lage,<br />

also zumeist an Schnittpunkten des primären<br />

Straßennetzes. Auch die zentralen Bereiche<br />

<strong>der</strong> neu errichteten Quartiere <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit<br />

und <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende waren vornehmlich<br />

von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Nutzungsmischung<br />

und e<strong>in</strong>er Lage <strong>in</strong>nerhalb des primären Verkehrsnetzes<br />

geprägt. Die Quartierszentren dieser<br />

Zeit dienten <strong>der</strong> Versorgung mit Lebensmitteln,<br />

viele umfassten aber auch Angebote<br />

für den mittel- und langfristigen Bedarf, wenn<br />

auch mit e<strong>in</strong>er weitaus ger<strong>in</strong>geren Auswahl<br />

als die Stadtzentren. Trotz vieler theoretischer<br />

Umbrüche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtplanung knüpften<br />

die meisten Planungen zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts noch an diese Tradition an.<br />

50er- bis 70er-Jahre:<br />

Geplante Zentren<br />

In den 50er-Jahren war die dr<strong>in</strong>glichste Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Stadtplanung die schnellstmögliche<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung des im Krieg zerstörten<br />

Wohnraums. Orientiert am Leitbild <strong>der</strong> „geglie<strong>der</strong>ten<br />

und aufgelockerten Stadt“ entstanden<br />

so vorwiegend Wohnsiedlungen mit<br />

Zeilenhäusern und auch vere<strong>in</strong>zelten Wohn-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Grün<strong>der</strong>zeit<br />

1960er-Jahre<br />

1990er-Jahre/<br />

aktuell<br />

Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> Entwurf: R. Beckmann<br />

hochhäusern. 3) Im Gegensatz zu den Quartieren<br />

des vorangegangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts waren<br />

sie durch e<strong>in</strong>e starke Nutzungstrennung,<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Dichte und e<strong>in</strong>en hohen Grünflächenanteil<br />

geprägt. Die <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />

dieser Siedlungen befanden<br />

sich vorwiegend <strong>in</strong> eigenen Gebäuden o<strong>der</strong><br />

Komplexen und wurden nicht, wie bis dah<strong>in</strong><br />

üblich, <strong>in</strong> Wohngebäude <strong>in</strong>tegriert. Die Zentren<br />

wiesen im Vergleich zu den traditionellen<br />

Zentren zumeist e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Nutzungs- und Angebotsmischung auf. Oft<br />

wurden sie außerdem abseits <strong>der</strong> Hauptverkehrsachsen<br />

geplant und dienten somit nur<br />

<strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> näheren Umgebung.<br />

Neben den Zentren entstanden ab den 60er-<br />

Jahren zunehmend autogerechte, nicht <strong>in</strong>tegrierte<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte <strong>in</strong>nerhalb des<br />

primären Verkehrsnetzes, die <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Motorisierung <strong>der</strong> Gesellschaft angepasst<br />

waren. In den späten 60er- und den 70er-<br />

Jahren wurden unter dem Leitbild „Urbanität<br />

durch Dichte“ vermehrt Großwohnsiedlungen<br />

mit Wohnhochhäusern geplant, die e<strong>in</strong>e weitaus<br />

höhere Bevölkerungsdichte erlaubten. 4)<br />

Aus heutiger Sicht erwiesen sich die Siedlun-<br />

3) Schubert, Dirk (2005): <strong>Hamburg</strong>er Wohnquartiere. Berl<strong>in</strong>,<br />

S. 59<br />

4) ebd., S. 63<br />

gen oft als unpraktikabel, beson<strong>der</strong>s die strenge<br />

bauliche Gestalt <strong>der</strong> funktionalen Zuordnung<br />

setzt dem Standortwandel Grenzen,<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsflächen können oft schlecht erweitert<br />

und aktuellen Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst<br />

werden. Auch die teils durchgeführte<br />

starre Trennung von Fußgänger- und motorisiertem<br />

Verkehr erweist sich nach aktuellen<br />

Standortanfor<strong>der</strong>ungen als nachteilig.<br />

Ab den 1980er-Jahren: Agglomerationen<br />

und E<strong>in</strong>zelstandorte<br />

Seit den 80er-Jahren werden bei <strong>der</strong> Neuschaffung<br />

von Wohnraum außerhalb von<br />

Stadtzentren <strong>in</strong> hohem Maße Quartiere mit<br />

E<strong>in</strong>familien- und Reihenhäusern errichtet.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Dichte <strong>in</strong> diesen<br />

Gebieten verliert <strong>der</strong> fußläufig erreichbare<br />

Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel immer mehr<br />

an Bedeutung. Im Gegenzug entstehen <strong>in</strong> Gewerbegebieten<br />

und an Ausfallstraßen mehr<br />

großflächige, auf den Pkw-Verkehr ausgerichtete<br />

Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhändler, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Lebensmittel-Discounter mit stark<br />

e<strong>in</strong>geschränktem Warensortiment. Die neuen<br />

Anbieter verdrängen beson<strong>der</strong>s kle<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>habergeführte<br />

Lebensmittelgeschäfte, z. B. „Tante-<br />

Emma-Läden“, aber auch kle<strong>in</strong>ere Super-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 17


märkte. 5) Da diese oftmals wichtige Frequenzbr<strong>in</strong>ger<br />

für an<strong>der</strong>e Nutzungen <strong>in</strong> Ortszentren<br />

kle<strong>in</strong>erer Städte und Stadtteilzentren größerer<br />

Städte darstellen, gefährdet die aktuelle<br />

Entwicklung <strong>in</strong> starkem Maße die Vitalität<br />

und Lebensfähigkeit <strong>der</strong> Zentren. Denn für<br />

die verbleibenden sonstigen Geschäftsnutzungen<br />

unterhalb e<strong>in</strong>er gewissen Schwelle<br />

von Größe und Agglomerationswirkung s<strong>in</strong>d<br />

weitere Funktionsverluste aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />

Frequenzen am Standort zu verzeichnen. 6)<br />

Die Standortentwicklung des E<strong>in</strong>zelhandels<br />

folgt heute im Pr<strong>in</strong>zip vergleichbaren Kriterien<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ursprünglichen Marktstandortoptimierung<br />

historischer Städte. Auch wenn<br />

die Entwicklung sich kont<strong>in</strong>uierlich an den<br />

Verkehrswegen orientiert, hat sich demgegenüber<br />

die Verkehrsmittelwahl grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>t. Die Entwicklung von Zentren als<br />

Agglomerationen des Handels und weiterer<br />

Funktionen orientiert sich an den Kreuzungspunkten<br />

des (überörtlichen) Verkehrsnetzes.<br />

Dessen Hierarchie korrespondiert mit <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Zentren. E<strong>in</strong> zeitgemäßes Angebot des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels<br />

übernimmt hierbei<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Pionier- und Leitfunktion. Diese<br />

ist ebenfalls für den Typ <strong>der</strong> geplanten<br />

Zentren relevant. Allerd<strong>in</strong>gs hat die zwischenzeitliche<br />

Abkehr von <strong>der</strong> verkehrlichen<br />

Determ<strong>in</strong>ante <strong>der</strong> Handelsstandorte dem<br />

Wandel <strong>der</strong> Wettbewerbsstruktur meist nicht<br />

standhalten können.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> und Zentrenbildung<br />

<strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

Die folgenden Beschreibungen zeigen exemplarisch<br />

mögliche Ausprägungen <strong>der</strong> bereits<br />

beschriebenen Typen von E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />

bzw. Zentren. Die Beispiele bef<strong>in</strong>den<br />

sich alle an o<strong>der</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe <strong>der</strong><br />

Kieler Straße <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>, die sich über e<strong>in</strong>e<br />

Länge von rund vier Kilometern erstreckt und<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Ausfallstraße <strong>in</strong> nordwestlicher<br />

Richtung darstellt. Die Daten basieren auf<br />

dem Stand von September 2007.<br />

Traditionelle Zentren –<br />

Beispiel Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />

Das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum bef<strong>in</strong>det sich im<br />

Stadtteil Eimsbüttel und umfasst die Gebäude<br />

zu beiden Seiten des Langenfel<strong>der</strong> Damms.<br />

Es beg<strong>in</strong>nt im Norden an <strong>der</strong> Kreuzung zur<br />

Kieler Straße und erstreckt sich rund 700<br />

Meter nach Süden. Für diese Untersuchung<br />

wurde lediglich <strong>der</strong> mehr als 400 Meter lange<br />

nördliche Teil bis zur Müggenkampstraße<br />

detailliert betrachtet. Wie <strong>in</strong> den umliegenden<br />

Straßen stammt die mehrgeschossige<br />

Blockrandbebauung größtenteils aus <strong>der</strong><br />

Zeitspanne zwischen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit und <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende. 7) Zu dieser Zeit stellte <strong>der</strong><br />

Langenfel<strong>der</strong> Damm noch e<strong>in</strong>e wichtige Verb<strong>in</strong>dungsstraße<br />

zwischen Stell<strong>in</strong>gen und dem<br />

Süden Eimsbüttels dar. Der öffentliche Raum<br />

ist überwiegend ansprechend gestaltet, es<br />

gibt allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e größeren Platz- und<br />

Grünflächen. Über den Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />

verkehrt e<strong>in</strong>e Busl<strong>in</strong>ie, ansonsten spielt <strong>der</strong><br />

Durchgangsverkehr e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Auf <strong>der</strong> untersuchten Teilstrecke bef<strong>in</strong>den sich<br />

41 Ladenlokale für E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen,<br />

davon stehen vier leer. Gemäß <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>ordnung als <strong>Nahversorgung</strong>szentrum spielt<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel für den kurzfristigen Bedarf<br />

e<strong>in</strong>e übergeordnete Rolle; von 13 Geschäften<br />

s<strong>in</strong>d nur drei Geschäfte ohne engen <strong>Nahversorgung</strong>sbezug.<br />

Neben vielen kle<strong>in</strong>en Geschäften<br />

s<strong>in</strong>d mit Aldi, Budnikowsky und<br />

Schlecker auch größere Filialisten vertreten,<br />

das Angebot liegt überwiegend im unteren<br />

Preissegment. Auch das Dienstleistungsangebot<br />

ist vielfältig, Kulturangebote und Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht nennenswert<br />

vorhanden.<br />

Mit se<strong>in</strong>em vielfältigen Angebot an nahversorgungsrelevantem<br />

E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen<br />

stellt <strong>der</strong> Langenfel<strong>der</strong> Damm e<strong>in</strong><br />

relativ großes, vitales und stabiles <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

am Rande <strong>der</strong> Kieler Straße<br />

dar. Die Nähe zum primären Straßennetz und<br />

die städtebauliche Struktur wirken sich hier<br />

positiv aus. Dabei spielt die Seitenlage zur<br />

Kieler Straße e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Aufenthaltsqualität<br />

und die damit e<strong>in</strong>hergehen-<br />

5) Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.) (2006):<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten. Berl<strong>in</strong>, S. 35<br />

6) Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und Wirtschaft (Hrsg.)<br />

(2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong> 7) http://www.hamburg.de/stadtplanung-eimsbuettel<br />

18<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Nutzungsstruktur am Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />

Entwurf: R. Beckmann<br />

de Akzeptanz des Zentrums. Zwar s<strong>in</strong>d Leerstände<br />

vorhanden, ohne jedoch den Standort<br />

zu prägen.<br />

Geplante Zentren –<br />

Beispiel Baumacker<br />

E<strong>in</strong> typisches Beispiel für e<strong>in</strong> geplantes <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

<strong>der</strong> 50er- und 60er-Jahre<br />

ist das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum Baumacker,<br />

teilweise auch als E<strong>in</strong>kaufszentrum Pflugacker<br />

bezeichnet. Es bef<strong>in</strong>det sich nördlich<br />

des Bezirksentlastungszentrums Eidelstedter<br />

Platz. Es liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em durchgrünten Wohngebiet,<br />

das vorwiegend mit Zeilenhäusern<br />

und vere<strong>in</strong>zelten Wohnhochhäusern bebaut<br />

ist. Mit dem Pkw ist es nur durch Nebenstraßen<br />

zu erreichen, <strong>der</strong> Parkplatz ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

großzügig dimensioniert. E<strong>in</strong>e Bushaltestelle<br />

und die Bahnstation Hörgensweg<br />

s<strong>in</strong>d fußläufig erreichbar. Das Zentrum besteht<br />

aus zwei um e<strong>in</strong>en begrünten Hof gruppierten<br />

zweigeschossigen Gebäu<strong>der</strong>iegeln. Es<br />

gibt <strong>in</strong>sgesamt elf Ladenlokale, davon stehen<br />

momentan drei leer. Die vorhandenen Geschäfte<br />

können die <strong>Nahversorgung</strong> nur begrenzt<br />

sicherstellen, da lediglich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Lebensmittelgeschäft mit e<strong>in</strong>er Verkaufsfläche<br />

von rund 100 Quadratmeter vorhanden<br />

ist. Kulturangebote o<strong>der</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht vorhanden, <strong>in</strong> fußläufiger<br />

Entfernung bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tages-<br />

stätte. Aufgrund <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Gebäude<br />

und <strong>der</strong> schlichten Gestaltung des<br />

Hofs ist die Aufenthaltsqualität <strong>der</strong> Anlage<br />

eher ger<strong>in</strong>g.<br />

Die hohe Leerstandsquote und das unvollständige<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sangebot im Zentrum<br />

Baumacker zeigen beispielhaft den<br />

Bedeutungsverlust geplanter Zentren auf.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>teiligen Parzellierung <strong>der</strong><br />

Ladenlokale und des großen Abstands zum<br />

Hauptstraßennetz lässt sich e<strong>in</strong>e zeitgemäße<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sstruktur nicht ohne Weiteres<br />

reaktivieren.<br />

Beispiel Langenfelde /<br />

Stell<strong>in</strong>gen Süd<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für e<strong>in</strong> geplantes Zentrum<br />

ist das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum Langenfelde.<br />

Es gehört zum Stadtteil Stell<strong>in</strong>gen<br />

und wurde Anfang <strong>der</strong> 70er-Jahre als Mittelpunkt<br />

des neuen Stadtquartiers L<strong>in</strong>se konzipiert,<br />

das hauptsächlich aus Wohnhochhäusern<br />

besteht. 8) Die Ladenlokale bef<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> zwei e<strong>in</strong>geschossigen Gebäu<strong>der</strong>iegeln<br />

und s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong>en Platz gruppiert, <strong>der</strong> ausschließlich<br />

Fußgängern zugänglich ist. Die<br />

Geschäfte s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Straße und den dort<br />

gelegenen Parkplätzen aus nicht sichtbar und<br />

nur über den Platz zu erreichen. In unmittelbarer<br />

Nähe bef<strong>in</strong>det sich die S-Bahn-Haltestelle<br />

Langenfelde. Von den sieben vorhandenen<br />

Ladenlokalen steht zurzeit e<strong>in</strong> Lokal leer.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Kiosk und e<strong>in</strong>er<br />

Bäckerei nur zwei kle<strong>in</strong>ere Betriebe mit E<strong>in</strong>zelhandelsbezug<br />

vorhanden, e<strong>in</strong> Lebensmittel-Vollsortimenter<br />

o<strong>der</strong> -Discounter existiert<br />

nicht. Kulturangebote und öffentliche Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht vorhanden.<br />

Der Platz und die angrenzenden Gebäude<br />

wurden kürzlich erneuert, was zu e<strong>in</strong>er<br />

sichtbaren Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität<br />

geführt hat.<br />

Auch dieses geplante Zentrum genügt heutigen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> umfassendes<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sangebot nicht, vor allem die<br />

ungenügende Erreichbarkeit für den Pkw-<br />

Verkehr ist unter Handelsgesichtspunkten<br />

8) http://www.hamburg.de/stadtplanung-eimsbuettel<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 19


negativ hervorzuheben. Insgesamt wirkt das<br />

Zentrum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jetzigen Zustand nicht<br />

zuletzt aufgrund <strong>der</strong> städtebaulichen Erneuerung<br />

stabil, die Etablierung relevanter<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsnutzungen ist nur mit erheblichem<br />

E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Baubestand und die<br />

Verkehrsführung zu erwarten.<br />

Agglomerationen –<br />

Beispiel Stell<strong>in</strong>ger Hof<br />

Die Agglomeration von E<strong>in</strong>zelhandels- und<br />

Dienstleistungsbetrieben des Stell<strong>in</strong>ger Hofes<br />

liegt beidseitig <strong>der</strong> Kieler Straße, etwa auf<br />

halber Strecke zwischen den Zentren Stell<strong>in</strong>gen<br />

und Eidelstedter Platz. Sie verfügt über<br />

e<strong>in</strong>e hervorragende Pkw-Anb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em<br />

hohen Maß an Durchgangsverkehr und<br />

e<strong>in</strong>e gute Busanb<strong>in</strong>dung. Der Bereich setzt<br />

sich aus mehreren umgenutzten Gewerbehallen<br />

und ergänzenden Bauten zusammen,<br />

die größtenteils e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge gestalterische<br />

Qualität aufweisen. Die Anlage ist auf die<br />

Anfahrt mit dem Pkw ausgerichtet, die<br />

Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit für<br />

Fußgänger ist ger<strong>in</strong>g. Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 24<br />

Geschäfte und Dienstleistungen vorhanden,<br />

lediglich e<strong>in</strong> Ladenlokal steht leer. Das <strong>Nahversorgung</strong>sangebot<br />

ist umfangreich, es s<strong>in</strong>d<br />

Filialen überörtlicher Anbieter wie Aldi, Lidl,<br />

Rewe und Budnikowsky mit betriebstypenüblichen<br />

Verkaufsflächen vorhanden. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus gibt es mehrere Fachmärkte des mittleren<br />

und unteren Preissegments wie Tedi<br />

und Kik sowie Fressnapf und verschiedene<br />

Dienstleistungen (Friseur, Gastronomie, Spielhalle,<br />

Videothek usw.). Nennenswert ist zudem<br />

das Angebot an Indoor-Sporte<strong>in</strong>richtungen<br />

wie <strong>der</strong> Tennishalle, <strong>der</strong> Indoor-Fußballhalle<br />

und e<strong>in</strong>em Indoor-Spielplatz für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Kultur-<br />

und öffentliche Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht vorhanden. Trotz se<strong>in</strong>er Ausrichtung<br />

am Pkw-Verkehr und dem ger<strong>in</strong>gen<br />

Anteil an Wohnbebauung <strong>in</strong> fußläufiger<br />

Nähe ist es im Räumlichen Leitbild <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>Hamburg</strong> 9) als <strong>Nahversorgung</strong>szentrum deklariert<br />

und könnte somit auch als „ungeplantes<br />

Zentrum“ bezeichnet werden. Die städtebau-<br />

9) Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt (Hrsg.) (2007): Räumliches Leitbild.<br />

Entwurf. <strong>Hamburg</strong><br />

20<br />

Nutzungsstruktur Stell<strong>in</strong>ger Hof Entwurf: R. Beckmann<br />

lich-funktionale Ausprägung spricht allerd<strong>in</strong>gs<br />

gegen e<strong>in</strong>e Klassifizierung als Zentrum<br />

im S<strong>in</strong>ne zentraler Versorgungsbereiche.<br />

Die Agglomeration stellt mit ihrem vielfältigen<br />

Angebot an E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen<br />

e<strong>in</strong> gutes Beispiel für den Bedeutungsgew<strong>in</strong>n<br />

von verkehrsgünstig gelegenen<br />

Standorten auch <strong>in</strong> städtebaulich nicht <strong>in</strong>tegrierten<br />

Lagen dar. Es sollte durchaus diskutiert<br />

werden, <strong>in</strong>wiefern <strong>der</strong>artige Agglomerationen<br />

durch Standortumbau und Maßnahmen<br />

zur städtebaulichen Integration zu<br />

städtebaulich-funktionalen Zentren werden<br />

können.<br />

Beispiel S-Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelhandelsagglomeration<br />

ist <strong>der</strong> S-Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen.<br />

Er liegt etwa e<strong>in</strong>en halben Kilometer<br />

westlich des Stadtteilzentrums Stell<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Nähe <strong>der</strong> Autobahn 7. Der<br />

Bahnhof wird für die Anreise zu den Arenen<br />

genutzt und ist daher bei Fußballspielen und<br />

sonstigen Großveranstaltungen beson<strong>der</strong>s<br />

stark frequentiert. Vor dem Bahnhof bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> größerer Busbahnhof. Der Bahnhofsvorplatz<br />

hat e<strong>in</strong>e hohe Fußgängerfrequenz,<br />

die Aufenthaltsqualität ist eher ger<strong>in</strong>g. Die<br />

sechs kle<strong>in</strong>flächigen Ladenlokale beherber-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


gen zwei kle<strong>in</strong>e Gaststätten, zwei Kioske und<br />

e<strong>in</strong>en Fanshop; e<strong>in</strong> Lokal steht leer.<br />

Der Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> typisches Beispiel<br />

für e<strong>in</strong>e Agglomeration an Knotenpunkten<br />

des ÖPNV. Da sich die Haltestelle nicht<br />

<strong>in</strong>nerhalb des primären Verkehrsnetzes bef<strong>in</strong>det<br />

und ke<strong>in</strong>en Magnetbetrieb besitzt, hat<br />

sie ke<strong>in</strong>e Bedeutung für die Versorgung <strong>der</strong><br />

umliegenden Wohnbevölkerung, son<strong>der</strong>n im<br />

Wesentlichen für die Benutzer <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Verkehrsmittel. Hier ist die Frequenz<br />

<strong>in</strong>sofern aus sich heraus nicht ausreichend für<br />

umfassende <strong>Nahversorgung</strong>sangebote. Gleichwohl<br />

ist es zur Frequenzzuführung bei <strong>der</strong><br />

(Weiter-)Entwicklung von Zentren zielführend,<br />

auch die Knotenpunkte des öffentlichen<br />

Verkehrs zu berücksichtigen und ggf. e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Fachmarktband Kieler Straße<br />

E<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>zelhandelsagglomeration<br />

bef<strong>in</strong>det sich auf dem Teilstück <strong>der</strong> Kieler<br />

Straße zwischen dem Stadtteilzentrum Stell<strong>in</strong>gen<br />

und dem <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

Langenfel<strong>der</strong> Damm. Sie gehört zum Stadtteil<br />

Stell<strong>in</strong>gen und ist im Räumlichen Leitbild<br />

nicht als Zentrum dargestellt. Durch die Lage<br />

an <strong>der</strong> Kieler Straße verfügt das Gebiet über<br />

e<strong>in</strong>e sehr gute Erreichbarkeit mit dem Pkw.<br />

Auch die Busanb<strong>in</strong>dung ist gut, die Aufenthaltsqualität<br />

und Fußgängerfreundlichkeit an<br />

<strong>der</strong> stark befahrenen Kieler Straße aber eher<br />

ger<strong>in</strong>g. Insgesamt bef<strong>in</strong>den sich auf dem Abschnitt<br />

15 E<strong>in</strong>zelhandels- und Dienstleistungslokale<br />

sowie e<strong>in</strong> leer stehendes Ladenlokal.<br />

Das <strong>Nahversorgung</strong>sangebot umfasst e<strong>in</strong>en<br />

Lebensmittel-Discounter, e<strong>in</strong>en Getränkemarkt<br />

und zwei Tankstellen-Shops. Daneben bestehen<br />

Fachmärkte und Geschäfte unterschiedlicher<br />

Preissegmente und Warengruppen<br />

(Schuhe, Büroartikel, Möbel, Küchen, Motorradzubehör<br />

usw.) mit jeweils fachmarktspezifischen,<br />

teils großzügigen Verkaufsflächen.<br />

Das Dienstleistungsangebot beschränkt sich<br />

auf e<strong>in</strong> Hotel, Kultur- und Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht vorhanden.<br />

Dieser Abschnitt <strong>der</strong> Kieler Straße ist e<strong>in</strong><br />

typisches Beispiel für e<strong>in</strong>e autoorientierte<br />

Agglomeration von E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Nutzungsstruktur an <strong>der</strong> Kieler Straße<br />

Entwurf: R. Beckmann<br />

primären Straßennetzes außerhalb <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Zentrenstruktur. In diesem Fall ist das<br />

Warenangebot allerd<strong>in</strong>gs hauptsächlich auf<br />

den mittel- und langfristigen Bedarf und<br />

nicht auf die <strong>Nahversorgung</strong> zugeschnitten.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen funktionalen Mischung,<br />

<strong>der</strong> städtebaulichen Struktur und <strong>der</strong> hohen<br />

verkehrlichen Bedeutung und Belastung <strong>der</strong><br />

Kieler Straße ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Standortumbau<br />

zum Zentrum nahezu ausgeschlossen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> und Zentren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft – e<strong>in</strong> Ausblick<br />

Die ausgewählten Beispiele zeigen e<strong>in</strong>erseits,<br />

dass verschiedene Typen von E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />

nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> existieren können;<br />

sie deuten teilweise aber auch auf Handlungsbedarf<br />

h<strong>in</strong>. Die fortschreitende Expansion<br />

von Lebensmittelanbietern am Rande <strong>der</strong><br />

Großflächigkeit o<strong>der</strong> darüber, speziell von<br />

Discountern, för<strong>der</strong>t nach wie vor den Strukturwandel<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>s- und <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 21


Zentrenstrukturen, sofern diese Entwicklung<br />

auf städtebaulich nicht <strong>in</strong>tegrierte Standorte<br />

zielt. Der Verlust <strong>der</strong> Frequenzbr<strong>in</strong>ger des<br />

kurzfristigen Bedarfsbereichs kann wie<strong>der</strong>um<br />

zu e<strong>in</strong>er erheblichen Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong><br />

Anbieter des mittel- und langfristigen Bedarfsbereichs<br />

sowie von Anbietern sonstiger<br />

Nutzungen führen. Die Folge s<strong>in</strong>d oftmals<br />

Attraktivitäts- und Funktionsverluste von<br />

Zentren und zunehmende Leerstandsquoten.<br />

In jüngster Zeit wurden vom Gesetzgeber die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verän<strong>der</strong>t, die die Träger<br />

<strong>der</strong> Bauleitplanung <strong>in</strong> die Lage versetzen,<br />

die zentralen Versorgungsbereiche zu stärken<br />

und Entwicklungen <strong>in</strong> städtebaulich unerwünschten<br />

Lagen abzuschwächen; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

§ 1 Abs. 6 Nr. 4, § 9 Abs. 2a, § 34 Abs. 3<br />

Baugesetzbuch. Zentrale Versorgungsbereiche<br />

s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> ihrer Bedeutung als städtebauliches<br />

Schutzgut gestärkt, negative Auswirkungen<br />

auf die Stadt- und Stadtteilzentren,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen,<br />

sollen vermieden werden.<br />

Auch auf lokaler Ebene gibt es verstärkte Initiativen<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>ssituation,<br />

wie dies beispielsweise die<br />

Renaissance von „Tante Emma“ <strong>in</strong> Form von<br />

teils hochmo<strong>der</strong>nen <strong>Nahversorgung</strong>släden<br />

zeigt. Die Akteursspannweite reicht von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bürgern und örtlichen Initiativen bis<br />

zum Großhandel. Jüngst besetzen auch die<br />

Vollsortimenter die räumlichen Lücken, die<br />

durch den Trend zu immer größeren Flächen<br />

entstanden waren, wie<strong>der</strong> mit attraktiven<br />

Filialen unterhalb <strong>der</strong> Großflächigkeit. 10)<br />

Fluch und Segen <strong>der</strong> verkehrlichen Bedeutung<br />

und Belastung für die Entwicklung und<br />

Ausprägung von Zentren veranschaulichen<br />

die benachbarten Standorte des <strong>Nahversorgung</strong>szentrums<br />

am Langenfel<strong>der</strong> Damm und<br />

des Fachmarktbandes an <strong>der</strong> Kieler Straße.<br />

Beide Standorte profitieren – wenn auch <strong>in</strong><br />

unterschiedlichem Maß – von den Frequenzen<br />

<strong>der</strong> Kieler Straße, während an <strong>der</strong> Kieler<br />

Straße selbst – abgesehen von Fachmärkten<br />

des E<strong>in</strong>zelhandels – die ger<strong>in</strong>ge Aufenthaltsqualität<br />

e<strong>in</strong>er Ausprägung als städtebaulichfunktionales<br />

Zentrum entgegensteht.<br />

Zukünftige Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> den Zentren?<br />

Wie auch <strong>der</strong> Handel, so unterliegen dessen<br />

Standorte dem Wandel. Die aufgezeigten<br />

Beispiele verdeutlichen dies. Welche Entwicklungen<br />

s<strong>in</strong>d anhand <strong>der</strong> aktuellen Entwicklungen<br />

für die nähere Zukunft zu erwarten?<br />

Sofern die planungsrechtliche Steuerung<br />

konsequent verfolgt wird, s<strong>in</strong>d für die Renaissance<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> den gewachsenen<br />

Stadtkernen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

positiv. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> verdichteten Quartieren<br />

füllen kle<strong>in</strong>flächige <strong>Nahversorgung</strong>släden<br />

räumliche Versorgungslücken. Auch<br />

<strong>in</strong> funktional stark geglie<strong>der</strong>ten Quartieren,<br />

beispielsweise Großwohnsiedlungen, liegen<br />

Chancen zur (Re-)Aktivierung von Zentrenfunktionen;<br />

Wohnungsunternehmen können<br />

hierbei wichtige Impulse setzen.<br />

Zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> Entwurf: R. Beckmann<br />

10) Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>)<br />

(Hrsg.) (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung.<br />

Berl<strong>in</strong>, S. 28f.<br />

22<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Angesichts <strong>der</strong> mittlerweile zahlreichen städtebaulich<br />

nicht <strong>in</strong>tegrierten E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />

stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wiefern<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei verfestigten Agglomerationen<br />

aus diesen städtebaulich-funktionale<br />

Zentren entstehen können und welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Planung und Politik dafür<br />

setzen müssten. Dies gilt allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong> für die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur<br />

Sicherung und Entwicklung <strong>der</strong> bestehenden<br />

Zentren.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 23


<strong>Nahversorgung</strong> mit Konzept –<br />

das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />

„Handel ist Wandel“. Kaum e<strong>in</strong>en Spruch<br />

bekommen kommunale Akteure häufiger zu<br />

hören, wenn Betreiber neue Standorte mit<br />

neuen bzw. mo<strong>der</strong>nisierten Konzepten belegen<br />

wollen. Tatsächlich ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> dynamischsten Branchen, die stetig<br />

neue Konzepte mit gewandelten Ansprüchen<br />

an Immobilien und Standorte hervorbr<strong>in</strong>gt.<br />

Die Begleitung von E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen<br />

ist für die Kommune daher e<strong>in</strong>e anspruchsvolle<br />

Aufgabe. E<strong>in</strong>erseits soll für die<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong> vielfältiges und zeitgemäßes<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsangebot vorgehalten werden,<br />

an<strong>der</strong>erseits sollen gewachsene Zentren und<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte nachhaltig gesichert<br />

werden.<br />

Die Ziele <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen s<strong>in</strong>d<br />

dabei häufig nicht deckungsgleich mit denen<br />

<strong>der</strong> Kommune. Insbeson<strong>der</strong>e im Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel verkehrsgünstige<br />

Standorte angestrebt. Auf<br />

ausreichend großen, möglichst rechteckig<br />

geschnittenen Grundstücken sollen dann Standardbauten<br />

mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Stellplätzen<br />

untergebracht werden. In den gewachsenen<br />

Zentrenbereichen s<strong>in</strong>d diese Ansprüche<br />

regelmäßig kaum erfüllbar. Soll vermieden<br />

werden, dass sich unser gewachsenes zentrenorientiertes<br />

Versorgungssystem <strong>in</strong> Richtung<br />

e<strong>in</strong>es diffusen Netzes von Solitärstandorten<br />

und Fachmarkt-Agglomerationen<br />

an Hauptverkehrsstraßen verän<strong>der</strong>t, muss die<br />

Kommune steuernd e<strong>in</strong>greifen.<br />

24<br />

Dipl.-Geogr. Thomas Zacharias,<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />

Quelle: Stadt Münster (Hrsg.) (2004)<br />

Die Verb<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>es<br />

unverb<strong>in</strong>dlichen Konzeptes<br />

Will e<strong>in</strong>e Kommune die E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlung<br />

wirksam steuern, so ist die Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es kommunalen E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

unumgänglich. Im Rahmen des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

def<strong>in</strong>iert die Kommune zentrale<br />

Versorgungsbereiche, <strong>in</strong> denen die Versorgungsfunktion<br />

gesichert und ausgebaut werden<br />

soll.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


In <strong>der</strong> Regel s<strong>in</strong>d dies<br />

die gewachsenen Versorgungsbereiche<br />

<strong>der</strong> Innenstädte,<br />

die Stadtteilzentren und<br />

die <strong>Nahversorgung</strong>sstandorte <strong>in</strong> den<br />

Wohngebieten, sofern sie über mehr<br />

als e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Lebensmittelmarkt<br />

verfügen.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Bereiche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Gewerbegebiete,<br />

werden damit zur „Tabuzone“<br />

für die Ansiedlung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben<br />

mit zentrenrelevanten Sortimenten. Nach<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Rechtsprechung s<strong>in</strong>d die<br />

Kommunen gut beraten, eigene Sortimentslisten<br />

zu erstellen und aufgrund <strong>der</strong> örtlichen<br />

Situation zu entscheiden, welche Sortimente<br />

als zentrenrelevant und welche als nicht zentrenrelevant<br />

klassifiziert werden. Diese Sortimentsliste<br />

sollte dann ebenfalls Bestandteil<br />

des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes werden.<br />

Münsteraner Sortimentsliste<br />

Antiquitäten<br />

Bastelbedarf<br />

Bekleidung aller Art<br />

Bücher, Fachliteratur<br />

Bürobedarf, Organisationsmittel<br />

Computer und -zubehör<br />

Elektrogeräte<br />

Fahrrä<strong>der</strong> und Zubehör<br />

Fotogeräte und -artikel<br />

Geschenkartikel<br />

Glas/Porzellan/Keramikartikel<br />

Handarbeitenartikel/Strickwaren<br />

Haushaltswaren, Hausratsartikel<br />

Heim- und Haustextilien,<br />

Bettwaren<br />

Jagdartikel/Waffen<br />

Kunstgewerbliche Erzeugnisse<br />

Le<strong>der</strong>waren<br />

Leuchten<br />

Mediz<strong>in</strong>ische und orthopädische<br />

Artikel<br />

Musik<strong>in</strong>strumente, Musikalien<br />

Optische und akustische<br />

Erzeugnisse<br />

Quelle: Stadt Münster (Hrsg.) (2004)<br />

Auch wenn von E<strong>in</strong>zelhandelskonzepten ke<strong>in</strong>e<br />

direkte rechtliche B<strong>in</strong>dungswirkung ausgeht,<br />

so können (und müssen) sie zur Begründung<br />

von Bebauungsplanfestsetzungen zur E<strong>in</strong>zelhandelssteuerung<br />

herangezogen werden. Auf<br />

<strong>der</strong> Grundlage des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

können dann Aussagen zur Zulässigkeit von<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen <strong>in</strong> den Geltungsbereichen<br />

von Bebauungsplänen getroffen werden.<br />

Wenn die Kommune die Aussagen e<strong>in</strong>es<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes zur Begründung von<br />

Bebauungsplanfestsetzungen heranzieht, so hat<br />

sie das bei jedem Bebauungsplan gleichermaßen<br />

zu tun, damit diese Festsetzungen<br />

nicht beliebig werden. Werden aufgrund politischen<br />

Drucks o<strong>der</strong> des lautstarken Wunsches<br />

e<strong>in</strong>es Investors vom Konzept abweichende Festsetzungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bebauungsplan getroffen,<br />

so kann es passieren, dass konzeptkonforme<br />

Festsetzungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bebauungsplänen<br />

vom Verwaltungsgericht gekippt werden.<br />

Zentrenrelevante Sortimente Nicht zentrenrelevante Sortimente<br />

Schreib- und Papierwaren,<br />

Schulbedarf<br />

Schuhe<br />

Spielwaren, Hobbyartikel<br />

Sportartikel/-geräte/-bekleidung<br />

Stoffe, Tuche, Meterware<br />

Unterhaltungselektronik,<br />

Tonträger<br />

Uhren, Edelmetallwaren,<br />

Schmuck<br />

Telefone/-zubehör<br />

Zoologischer Bedarf, lebende<br />

Tiere<br />

Nah-/Grundversorgung:<br />

Blumen (Schnittblumen,<br />

Topfpflanzen)<br />

Drogerie-/ParfümerieartikeI<br />

Getränke<br />

Kosmetische Artikel<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Pharmazeutische Artikel<br />

Tabakwaren<br />

Tierfutter/Tierpflegeartikel<br />

Zeitschriften, Zeitungen<br />

Autos, Autoteile, -zubehör und<br />

-reifen<br />

Bade<strong>in</strong>richtungen<br />

Bauelemente (<strong>in</strong>klusive Fenster,<br />

Türen, Bau- und Heimwerkerbedarf)<br />

Baustoffe (<strong>in</strong>klusive Fliesen)<br />

Blockhäuser, W<strong>in</strong>tergärten, Zäune<br />

Bodenbeläge<br />

Boote und Zubehör<br />

Camp<strong>in</strong>gwagen und -artikel, Zelte<br />

Gartenbedarf, -möbel, -geräte,<br />

Pflanzen<br />

Haushaltsgroßgeräte, weiße Ware<br />

Herde/Öfen/Kam<strong>in</strong>e<br />

Installationsbedarf für Gas, Sanitär<br />

und Heizung<br />

Kle<strong>in</strong>eisenwaren, Werkzeuge<br />

Küchen<br />

Möbel, Büromöbel<br />

Motorrä<strong>der</strong>, -zubehör und -reifen<br />

Rollläden, Rollos, Markisen<br />

Sauna-/Schwimmbadanlagen<br />

Tapeten, Lacke<br />

Teppiche<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 25


Um zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass es bei <strong>der</strong> Erstellung<br />

konkreter Bebauungspläne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beurteilung<br />

e<strong>in</strong>es aktuellen Vorhabens zu Differenzen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kommune kommt, ist es<br />

wichtig, dass alle relevanten Akteure (Politik,<br />

Akteure <strong>in</strong> den Stadtteilen bzw. Stadtbezirken,<br />

Liegenschaftsamt, Bauordnungsamt,<br />

Planungsamt, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, IHK,<br />

Handwerkskammer, E<strong>in</strong>zelhandelsverband,<br />

Bezirksregierung) <strong>in</strong> die Erarbeitung des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

e<strong>in</strong>bezogen wurden und<br />

<strong>der</strong> Beschluss möglichst e<strong>in</strong>stimmig erfolgt.<br />

Ferner empfiehlt es sich, die Politik regelmäßig<br />

wie<strong>der</strong> an den S<strong>in</strong>n und die Ernsthaftigkeit<br />

des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes zu<br />

er<strong>in</strong>nern, da sie letztendlich die Beschlüsse<br />

über Bebauungspläne fasst.<br />

Theorie und Praxis –<br />

das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept leben!<br />

Im Jahr 2004 wurde <strong>in</strong> Münster e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />

verabschiedet. Sowohl <strong>der</strong><br />

Stadtrat als auch die Bezirksvertretungen<br />

haben das Konzept e<strong>in</strong>stimmig beschlossen.<br />

Derzeit wird das Konzept überarbeitet, um es<br />

u. a. den geän<strong>der</strong>ten rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

anzupassen. 11) Die Grundzüge des<br />

Konzeptes wie „Standortkonzeption“ (zentrale<br />

Versorgungsbereiche) und „Münsteraner<br />

Sortimentsliste“ werden dabei grundsätzlich<br />

fortbestehen, auch wenn es aufgrund <strong>der</strong> gesammelten<br />

Erfahrungen und <strong>der</strong> neuen<br />

rechtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Stelle zu Anpassungen kommen<br />

kann.<br />

In Münster wurde das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />

seit 2004 konsequent umgesetzt. Alte Bebauungspläne<br />

ohne bzw. mit unzureichenden<br />

Aussagen zur E<strong>in</strong>zelhandelssteuerung werden<br />

nach und nach angepasst. Kommt es<br />

zu Ansiedlungsbegehren an unerwünschten<br />

Standorten, wird mit <strong>der</strong> Anpassung des<br />

Bebauungsplanes reagiert.<br />

Mittlerweile haben vor allem die Betreiber<br />

des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels registriert,<br />

dass die Stadt Münster das E<strong>in</strong>zelhandels-<br />

11) Neuer § 24a des Landesentwicklungsprogramms<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

26<br />

konzept tatsächlich sehr ernst nimmt, und<br />

s<strong>in</strong>d bereit, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Stadt Standorte<br />

<strong>in</strong> den gewachsenen Zentren umzusetzen.<br />

Dabei ist man auch bereit, Abstriche<br />

bezüglich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> zugeordneten Stellplätze,<br />

mehrgeschossiger Bebauung, Aufkauf<br />

bebauter Grundstücke und Ähnliches <strong>in</strong> Kauf<br />

zu nehmen. Hierzu s<strong>in</strong>d sie aber nur bereit,<br />

weil sie wissen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

Standorte an nicht <strong>in</strong>tegrierten Lagen nicht<br />

zu realisieren s<strong>in</strong>d. Wichtig ist dabei, dass<br />

diese L<strong>in</strong>ie str<strong>in</strong>gent durchgehalten wird und<br />

auch Wettbewerber zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

ke<strong>in</strong>en (aus Betreibersicht günstigeren)<br />

Standort auf <strong>der</strong> sprichwörtlichen „grünen<br />

Wiese“ bzw. am Ortse<strong>in</strong>gang o<strong>der</strong> im Gewerbegebiet<br />

realisieren können. Da die Standorte<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierten Lagen vielfach nicht leicht<br />

umzusetzen s<strong>in</strong>d (vorhandene Bebauung,<br />

Verkehr, nachbarliche Belange), unterstützen<br />

Stadtverwaltung und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

die Betreiber <strong>in</strong>tensiv bei <strong>der</strong> Akquisition<br />

und Umsetzung geeigneter Standorte<br />

<strong>in</strong> gewünschten Lagen. Hierzu später<br />

mehr.<br />

In <strong>der</strong> Stadt Münster wird die Umsetzung des<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes mit folgenden Maßnahmen<br />

flankierend begleitet:<br />

Jour fixe E<strong>in</strong>zelhandel<br />

Stadtentwicklung, Stadtplanung, Bauordnung,<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und ggf. Liegenschaftsamt<br />

diskutieren m<strong>in</strong>destens alle<br />

vierzehn Tage aktuelle E<strong>in</strong>zelhandelsprojekte<br />

und stimmen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche L<strong>in</strong>ie<br />

ab.<br />

Erfahrungsaustausch E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />

Stadtverwaltung, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, IHK,<br />

Handwerkskammer, Bezirksregierung und<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsverband tauschen sich ca.<br />

zweimal im Jahr zu den Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis aus und stimmen evtl. notwendige<br />

Anpassungen ab.<br />

Projektbezogene Runde Tische<br />

Zu wesentlichen Projekten werden kurzfristig<br />

projektbezogene Runde Tische, z. B.<br />

mit <strong>der</strong> Bezirksregierung und den Kammern,<br />

e<strong>in</strong>berufen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Die Ansiedlungssteuerung ist unbestritten<br />

das Kernstück <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung.<br />

M<strong>in</strong>destens ebenso wichtig ist, dass die<br />

Leitziele des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes auch <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Bereichen unterstützt werden. In<br />

Münster geschieht dies z. B. mittels <strong>der</strong><br />

folgenden Instrumente:<br />

Forum Stadtteile<br />

Auf Initiative <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

Münster GmbH werden die Werbegeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>der</strong> Stadtteile drei- bis viermal<br />

im Jahr zum Forum Stadtteile e<strong>in</strong>geladen.<br />

Dort treffen sie auf Vertreter von Stadtentwicklung,<br />

Münster Market<strong>in</strong>g, IHK, E<strong>in</strong>zelhandelsverband<br />

und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung,<br />

um ihre Themen zu diskutieren. E<strong>in</strong><br />

willkommener Nebeneffekt ist die Herausbildung<br />

von persönlichen Kontakten über<br />

Stadtteilgrenzen h<strong>in</strong>aus und <strong>der</strong> engere<br />

Kontakt zwischen städtischen Akteuren<br />

und dem E<strong>in</strong>zelhandel <strong>der</strong> Stadtteile.<br />

Stadtteilmarket<strong>in</strong>g<br />

In den Jahren 2006 und 2007 wurde <strong>der</strong><br />

Wettbewerb „Stadtteilmarket<strong>in</strong>g“ ausgelobt.<br />

Dabei erarbeiten die Akteure <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen (u. a. Bürger, Gewerbetreibende,<br />

Vere<strong>in</strong>e) Konzepte zur Verschönerung<br />

ihrer Stadtteile und können e<strong>in</strong>e städtische<br />

För<strong>der</strong>ung „gew<strong>in</strong>nen“, die um e<strong>in</strong>en privat<br />

aufzubr<strong>in</strong>genden Anteil aufzustocken ist.<br />

Insgesamt haben sich bisher sieben Stadtteile<br />

daran beteiligt, und es wurden viele<br />

kreative Ideen entwickelt und neue Netzwerke<br />

geschaffen.<br />

Verkaufsoffene Sonntage<br />

Seit 2006 werden verkaufsoffene Sonntage<br />

<strong>in</strong> Münster nur noch <strong>in</strong> den ausgewiesenen<br />

Zentrenbereichen genehmigt. Großflächige<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe außerhalb<br />

<strong>der</strong> Zentren erhalten ke<strong>in</strong>e Genehmigung<br />

mehr. E<strong>in</strong>e entsprechende Selbstb<strong>in</strong>dung<br />

wurde vom Stadtrat verabschiedet.<br />

Sicherung und Ausbau <strong>der</strong> Zentren<br />

Wird das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept restriktiv angewendet<br />

und die nachhaltige Sicherung <strong>der</strong><br />

gewachsenen Zentrenbereiche angestrebt, so<br />

ist es mit <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Planung nicht getan. In<br />

<strong>der</strong> Regel f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> den gewachsenen<br />

Zentrenbereichen e<strong>in</strong>e dichte Bebauung vor.<br />

Ausreichend große freie Grundstücke für die<br />

Ansiedlung zeitgemäßer Betriebstypen des<br />

Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

nicht vorhanden. Aufgrund <strong>der</strong> strafferen<br />

Organisation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Handelsunternehmen<br />

und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an Warenpräsentation<br />

und Logistik kann von den<br />

Kommunen nicht erwartet werden, dass<br />

unzeitgemäße Märkte von den Betreibern<br />

mangels Alternative weitergeführt werden.<br />

In <strong>der</strong> Praxis werden solche Märkte auch aufgegeben,<br />

wenn ke<strong>in</strong>e adäquaten Alternativstandorte<br />

gefunden werden können. Dem verbleibenden<br />

mittelständischen E<strong>in</strong>zelhandel<br />

fehlt dann <strong>der</strong> Magnetbetrieb, <strong>der</strong> ihm die lebensnotwendige<br />

Frequenz <strong>in</strong>s Quartier br<strong>in</strong>gt.<br />

Zurücklehnen ist also nicht angesagt. Vielmehr<br />

sollten diese zentralen Versorgungsbereiche<br />

daraufh<strong>in</strong> abgeklopft werden, wo<br />

Objekte zu größeren E<strong>in</strong>heiten zusammengelegt,<br />

Nutzungen verlagert und/o<strong>der</strong> Immobilien<br />

aufgekauft werden können. In Münster<br />

übernimmt die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung die Ansprache<br />

von Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern<br />

und die Verhandlungen <strong>in</strong><br />

enger Abstimmung mit <strong>der</strong> Planungsverwaltung.<br />

Nachfolgend werden zwei unterschiedliche<br />

Herangehensweisen zur Ansiedlung von<br />

Lebensmittelmärkten vorgestellt.<br />

Aktive Flächenpolitik und<br />

Ausschreibung von Grundstücken<br />

Besitzt die Stadt Grundstücke <strong>in</strong> den zentralen<br />

Versorgungsbereichen, so kann sie diese<br />

Grundstücke mit dem Ziel <strong>der</strong> Ansiedlung<br />

von Lebensmittelmärkten ausschreiben. In<br />

Münster hat man dies als „Bewerberauswahlund<br />

Realisierungsverfahren“ bereits <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Stadtteilen durchgeführt. Voraussetzung<br />

hierfür s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e aktive Flächenpolitik<br />

<strong>der</strong> Kommune und die konsequente<br />

Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung nicht konzeptkonformer E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen.<br />

Im Rahmen des zweistufigen „Bewerberauswahl-<br />

und Realisierungsverfahrens“ stellt die<br />

Stadt Münster folgende Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Bewerber:<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 27


Bildung e<strong>in</strong>es Teams aus Architekten<br />

und Investoren<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> formulierten Vorgaben<br />

h<strong>in</strong>sichtlich<br />

– des Nutzungsprogramms,<br />

– <strong>der</strong> Verkaufsfläche und<br />

– <strong>der</strong> städtebaulichen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

Ggf. Benennung <strong>der</strong> vorgesehenen Betreiber<br />

Selbstverständlich müssen die Bewerber auch<br />

e<strong>in</strong>en Kaufpreis benennen, dieser ist aber nicht<br />

alle<strong>in</strong>e ausschlaggebend für den Zuschlag.<br />

In e<strong>in</strong>em Stadtteil hat die Stadt Münster<br />

e<strong>in</strong>en Festplatz zur Ansiedlung e<strong>in</strong>es Lebensmittel-Vollsortimenters<br />

(nachrangig Lebensmittel-Discounter)<br />

vorgesehen und dieses<br />

Instrument angewandt. Da <strong>der</strong> örtliche Schützenvere<strong>in</strong><br />

von dieser Idee anfänglich nicht<br />

begeistert war, musste zunächst e<strong>in</strong>e für<br />

Schützen und Anwohner akzeptable Lösung<br />

zur Verlagerung des Festplatzes gefunden<br />

werden, was e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />

An <strong>der</strong> mittlerweile erfolgten Ausschreibung<br />

haben sich neun Interessenten mit Entwürfen<br />

beteiligt. In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass es<br />

sich um e<strong>in</strong> eher kle<strong>in</strong>es (4 090 Quadratmeter)<br />

und nicht perfekt geschnittenes Grundstück<br />

handelt, ist das vergleichsweise starke<br />

Interesse beachtlich und sicherlich auf die<br />

restriktive Ansiedlungspolitik zurückzuführen.<br />

Quelle: Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH (2007)<br />

28<br />

Entwicklung im Bestand und<br />

Verlagerung von Nutzungen<br />

Beispiel Wolbeck<br />

Der Münsteraner Stadtteil Wolbeck ist <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Kern geprägt durch e<strong>in</strong>e historische<br />

Parzellen- und Gebäudestruktur sowie enge<br />

Gassen und e<strong>in</strong>e hochgradig verkehrsbelastete<br />

Durchgangsstraße. Dieser „Wigbold“ ist<br />

Zentrum des Ortes und Standort e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Dienstleistungsbetrieben, Handwerkern<br />

und kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäften.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> beengten Situation, <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>teiligen<br />

Strukturen und des Denkmalschutzes<br />

konnte <strong>in</strong> diesem Kernbereich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren ke<strong>in</strong> Lebensmittelmarkt angesiedelt<br />

werden. Es bildeten sich daher unmittelbar<br />

nördlich und südlich angrenzend<br />

ergänzende Versorgungsstandorte mit Lebensmittelmärkten.<br />

Diese s<strong>in</strong>d daher auch als<br />

zentrale Versorgungsbereiche <strong>in</strong> das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster aufgenommen<br />

worden. In Wolbeck bestehen <strong>der</strong>zeit<br />

vier Lebensmittel-Vollsortimenter und<br />

e<strong>in</strong> Lebensmittel-Discounter. Ke<strong>in</strong>er dieser<br />

Betriebe verfügt über e<strong>in</strong>e Verkaufsfläche<br />

von mehr als 800 m². Auch aufgrund <strong>der</strong><br />

Warenpräsentation s<strong>in</strong>d die vorhandenen<br />

Märkte nicht als zeitgemäß zu bezeichnen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


In <strong>der</strong> Vergangenheit gab es immer wie<strong>der</strong><br />

Anfragen zu Alternativstandorten. Diese wurden<br />

von <strong>der</strong> Stadt rigoros abgelehnt, da sie<br />

nicht <strong>in</strong>tegriert waren. Da <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsbedarf<br />

objektiv gegeben ist, haben Planungsverwaltung<br />

und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung geme<strong>in</strong>sam<br />

geeignete Standorte im Bereich<br />

<strong>der</strong> ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereiche<br />

gesucht und Gespräche mit den <strong>der</strong>zeitigen<br />

Eigentümern und Nutzern geführt.<br />

Standort Münsterstraße<br />

Am Standort Münsterstraße besteht e<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

die Jahre gekommener Lebensmittel-Discounter<br />

mit wenigen Stellplätzen, <strong>der</strong> schon seit<br />

geraumer Zeit e<strong>in</strong>en neuen Standort sucht.<br />

Der Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH gelang<br />

es, e<strong>in</strong>em auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />

Straßenseite ansässigen Autohaus die Verlagerung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> neu zu erschließendes Gewerbegebiet<br />

schmackhaft zu machen. Vonseiten<br />

<strong>der</strong> Stadtplanung und <strong>der</strong> Bauordnung wurden<br />

dem Discounter Befreiungen von den<br />

<strong>der</strong>zeitigen Bebauungsplanfestsetzungen <strong>in</strong><br />

Aussicht gestellt, da hier an e<strong>in</strong>em stadtstrukturell<br />

s<strong>in</strong>nvollen Standort e<strong>in</strong> zeitgemäßer<br />

Markt angesiedelt werden könnte. Da die<br />

Zustimmung <strong>der</strong> Nachbarn notwendig war,<br />

führte die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>tensive<br />

Gespräche, um die Nachbarn zur Zustimmung<br />

Quelle: Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH (2007)<br />

zu bewegen. Die Planung für den neuen Lebensmittelmarkt<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen<br />

Prozess so überarbeitet, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung<br />

mit den Nachbarn erzielt werden konnte bzw.<br />

diese nicht mehr notwendig war. Damit die<br />

Umsiedlung des Autohauses frühzeitig erfolgen<br />

kann, beschleunigten Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

und Tiefbauamt die Erschließung des<br />

neuen Gewerbegebietes im Stadtteil Wolbeck.<br />

Standort Hiltruper Straße<br />

Südlich des „Wigboldes“ bef<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong><br />

Standort Hiltruper Straße, <strong>der</strong> zusätzlich zu<br />

Wolbeck e<strong>in</strong>en benachbarten kle<strong>in</strong>eren Stadtteil<br />

versorgt. Hier bef<strong>in</strong>den sich u. a. zwei<br />

Edeka-Märkte und e<strong>in</strong>e Postagentur. Diese<br />

ungewöhnliche Situation, dass sich zwei<br />

Märkte <strong>der</strong>selben Handelsorganisation unmittelbar<br />

gegenüberstehen, resultiert daraus,<br />

dass e<strong>in</strong> ursprünglich zu Spar gehören<strong>der</strong><br />

Betrieb nach dem Rückzug <strong>der</strong> Spar-Gruppe<br />

auf Edeka „umgeflaggt“ hat. In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zu den beiden Märkten bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e Lackiererei, auf <strong>der</strong>en<br />

Grundstück sich e<strong>in</strong> Lebensmittel-Discounter<br />

ansiedeln möchte. Dies wird von <strong>der</strong> Stadt<br />

positiv gesehen, da es dem städtischen Ziel<br />

entspricht, <strong>der</strong> Bevölkerung an zentralen<br />

Standorten jeweils Lebensmittel-Vollsortimenter<br />

und -Discounter anzubieten.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 29


Was zunächst so e<strong>in</strong>fach kl<strong>in</strong>gt, stellt sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis komplexer dar. Zwar kann die<br />

Lackiererei <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Gewerbegebiet verlagert<br />

werden, doch reicht das Grundstück <strong>der</strong><br />

Lackiererei nicht aus, um e<strong>in</strong>en zeitgemäßen<br />

Markt mit <strong>der</strong> notwendigen Stellplatzanlage<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Da sich unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Grundstück<br />

e<strong>in</strong> städtisches Schulzentrum mit großem<br />

Schulhof bef<strong>in</strong>det, wurde geprüft, ob Teilflächen<br />

dieses Schulgrundstückes für das<br />

Projekt zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese<br />

Idee nicht nur Fürsprecher hatte. Sowohl die<br />

drei Schulleitungen <strong>der</strong> im Schulzentrum<br />

vertretenen Schulen als auch Teile <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

hatten anfangs Vorbehalte gegenüber<br />

dem Projekt. Da sich auf den fraglichen<br />

Flächen Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den, die<br />

von e<strong>in</strong>em örtlichen Sportvere<strong>in</strong> genutzt<br />

werden, kam e<strong>in</strong> weiterer Betroffener h<strong>in</strong>zu.<br />

Bei <strong>der</strong> Planungsverwaltung und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

war man überzeugt, dass<br />

<strong>der</strong> Standort stadtstrukturell richtig ist und<br />

auch die Stadt zur nachhaltigen Sicherung<br />

<strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche zu Kompromissen<br />

bereit se<strong>in</strong> muss. So wurde <strong>in</strong> vielen<br />

<strong>in</strong>ternen Gesprächen mit <strong>der</strong> Schul- und<br />

Sportverwaltung eruiert, ob die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Flächen zur Verfügung gestellt werden<br />

können.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> laufenden Fortschreibung des<br />

Schulentwicklungsplanes wurde deutlich, dass<br />

das Schulzentrum für den Ganztagsschulbetrieb<br />

ausgebaut werden sollte (zusätzliches<br />

Mensa-Gebäude) und e<strong>in</strong> Erweiterungsbau<br />

für die naturwissenschaftlichen Räume<br />

benötigt wird. Stadt<strong>in</strong>tern wurde festgelegt,<br />

dass schulische Belange selbstverständlich<br />

Vorrang haben, die Flächen aber für den Discounter<br />

zur Verfügung gestellt werden könnten,<br />

wenn jene nicht bee<strong>in</strong>trächtigt würden.<br />

So wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Fachverwaltungen<br />

und dem Hochbauamt geprüft, wo die<br />

notwendigen Erweiterungsbauten untergebracht<br />

werden können. Im Ergebnis können<br />

die Neubauten so platziert werden, dass sie<br />

für das Schulzentrum funktional s<strong>in</strong>d und<br />

zudem e<strong>in</strong> Teilgrundstück für die Ansiedlung<br />

des Lebensmittelmarktes zur Verfügung ge-<br />

30<br />

stellt werden kann. Für den Schulhof bleibt<br />

dabei ebenfalls noch e<strong>in</strong>e ausreichend große<br />

Fläche. Die Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> werden im<br />

E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Sportvere<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Stelle verlagert. Die Kosten hierfür<br />

gehen zulasten des Projektträgers.<br />

Die Planungen zur Ansiedlungen des Discounters<br />

haben dazu geführt, dass auch e<strong>in</strong><br />

bestehen<strong>der</strong> Vollsortimenter ernsthaft über<br />

e<strong>in</strong>e zeitgemäße Neuaufstellung an se<strong>in</strong>em<br />

bisherigen Standort nachdenkt.<br />

Fazit<br />

Die angeführten Beispiele zeigen, dass e<strong>in</strong>e<br />

konsequente Anwendung des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

die Abwehr von schädlichen<br />

Vorhaben an nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />

ermöglicht und Betreiber und Entwickler<br />

zunehmend Standorte <strong>in</strong> zentralen Lagen<br />

akzeptieren, auch wenn <strong>der</strong> Aufwand zur<br />

Baureifmachung höher ist und nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

Standardlösungen umgesetzt werden<br />

können. Dabei muss deutlich darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden, dass e<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>der</strong><br />

Stadt hier unabd<strong>in</strong>gbar ist. Nicht nur im Genehmigungsverfahren<br />

s<strong>in</strong>d Kompromisse auf<br />

beiden Seiten erfor<strong>der</strong>lich. Auch Liegenschaftsamt<br />

und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung spielen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, sei es mit e<strong>in</strong>er vorausschauenden<br />

Flächenpolitik <strong>in</strong> den Stadtteilzentren<br />

o<strong>der</strong> durch vermittelnde Tätigkeit bei<br />

Verlagerung von Nutzungen o<strong>der</strong> Aufkauf<br />

von bebauten Grundstücken. Dabei darf auch<br />

<strong>der</strong> Ankauf und Abriss von Wohngebäuden<br />

ke<strong>in</strong> Tabu se<strong>in</strong>.<br />

Mit <strong>der</strong> Verabschiedung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />

ist es nicht getan. Nimmt man es<br />

ernst, bedeutet se<strong>in</strong>e Umsetzung viel Arbeit.<br />

Die Beispiele aus Münster zeigen, dass sich<br />

die Mühe lohnt. Lebendige Stadtteilzentren<br />

bilden nicht nur e<strong>in</strong>en städtebaulichen Wert.<br />

Der Bevölkerung bieten sie e<strong>in</strong> vielfältiges<br />

Angebot auf engem Raum, den Immobilieneigentümern<br />

sichern sie gute Miete<strong>in</strong>künfte<br />

und für den mittelständischen E<strong>in</strong>zelhandel<br />

s<strong>in</strong>d sie notwendiger und bedrohter „Lebensraum“.<br />

Werden die Zentren stabilisiert, wird<br />

<strong>der</strong> Mittelstand es danken.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Podiumsdiskussion: Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide –<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />

– Bernd Enge, Niemersze<strong>in</strong> & Co., <strong>Hamburg</strong><br />

– Edgar Goedecke, Samtgeme<strong>in</strong>debürgermeister <strong>der</strong> Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />

– Detlev Palm, Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Re<strong>in</strong>bek<br />

– Marit Pe<strong>der</strong>sen, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, <strong>Hamburg</strong><br />

Die Podiumsdiskussion zeigt die Bandbreite<br />

<strong>der</strong> Raumtypen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

auf, die unterschiedliche Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> und <strong>der</strong> Zentrenfunktionen<br />

aufweisen.<br />

Bürgermeister Goedecke vertritt den ländlichen<br />

Raum mit e<strong>in</strong>er ausgedünnten <strong>Nahversorgung</strong>sstruktur<br />

und <strong>der</strong> Konzentration des<br />

Angebotes auf wenige großflächige Standorte.<br />

Viele kle<strong>in</strong>ere Orte im ländlichen Raum<br />

verfügten über (fast) ke<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sangebot<br />

mehr. Die Versorgung mit den<br />

Gütern des täglichen Bedarfs sei hier für die<br />

Menschen mit langen Wegen verbunden und<br />

oft nur mit dem Pkw möglich. Der ambulante<br />

Handel übernehme <strong>in</strong> diesen Räumen e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Versorgungsfunktion.<br />

Bürgermeister Palm vertritt den verdichteten<br />

städtischen Raum im „Speckgürtel“ <strong>der</strong><br />

Metropole <strong>Hamburg</strong>. Viele <strong>der</strong> dynamischen<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte konzentrierten sich<br />

nicht <strong>in</strong> den Zentren, son<strong>der</strong>n bildeten entlang<br />

größerer Straßen e<strong>in</strong> sekundäres Netz,<br />

das auf den motorisierten Individualverkehr<br />

ausgerichtet sei. Dieses sekundäre Netz<br />

bedeute vor allem für die ausgewiesenen<br />

<strong>Nahversorgung</strong>szentren e<strong>in</strong>en funktionalen<br />

Bedeutungsverlust. Auch <strong>in</strong> den dichteren<br />

Räumen gebe es unterversorgte Gebiete, hier<br />

trage aber das (öffentliche) Verkehrssystem<br />

zur Erreichbarkeit bei.<br />

Herr Enge macht deutlich, dass <strong>der</strong> Erfolg<br />

e<strong>in</strong>es Nahversorgers zu e<strong>in</strong>em großen Teil<br />

vom Betriebskonzept abhänge, das zu dem<br />

Standort passen müsse, und vom Geschick<br />

des Händlers. Viele Standorte seien für den<br />

Vollsortimenter mit hochwertigen Angeboten<br />

nicht geeignet, weil z. B. die Kaufkraft nicht<br />

stimme. Hier füllten mancherorts Discounter<br />

die Versorgungslücken. Voraussetzung für<br />

e<strong>in</strong>e gute Standortentwicklung seien aber<br />

verlässliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, z. B. die<br />

Anzahl von Genehmigungen weiterer E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte<br />

im Umfeld.<br />

Neben <strong>der</strong> Versorgungsfunktion für Waren<br />

und Dienstleistungen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion<br />

die Funktion <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>szentren als<br />

Ort <strong>der</strong> Kommunikation und gesellschaftlichen<br />

Teilhabe betont. Diese Funktion werde<br />

aufgrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

zukünftig noch an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Alle<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer des Podiums<br />

s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />

daher e<strong>in</strong>e wichtige Funktion<br />

für die Stadt(-teil)entwicklung übernehmen<br />

und gestärkt werden sollen.<br />

Das Podium weist auf den Wi<strong>der</strong>spruch h<strong>in</strong>,<br />

dass von den meisten Menschen <strong>in</strong>tegrierte<br />

Standorte gefor<strong>der</strong>t werden, viele von ihnen<br />

aber dann an den nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />

e<strong>in</strong>kaufen. Der Prozess zur Stärkung <strong>der</strong><br />

Zentren müsse, so die Podiumsteilnehmer,<br />

von <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Verwaltung, den Ladeneigentümern<br />

sowie vom lokalen E<strong>in</strong>zelhandel<br />

<strong>in</strong> den Zentren stärker angegangen werden.<br />

Es müsse mehr agiert statt nur reagiert werden.<br />

Für die öffentliche Seite bedeute dies<br />

z. B. e<strong>in</strong>e konsequentere Anwendung des<br />

Planungsrechts.<br />

Marit Pe<strong>der</strong>sen führt aus, <strong>in</strong> welchen Bereichen<br />

auch die Landesplanung <strong>der</strong> Freien und<br />

Hansestadt <strong>Hamburg</strong> auf die Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sfunktionen von Zentren<br />

e<strong>in</strong>wirken kann. Der eigentliche Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>der</strong> Landesplanung liege allerd<strong>in</strong>gs<br />

bei deutlich größeren E<strong>in</strong>zelansied-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 31


lungen, als es Nahversorger im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

seien. Für <strong>Hamburg</strong> existiere e<strong>in</strong> Zentrenkonzept,<br />

welches politisch getragen werde<br />

und weiterh<strong>in</strong> stabil sei. Die <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />

(D-Zentren) würden dort nach<br />

Meldung aus den Bezirken nachrichtlich<br />

dargestellt. Die E<strong>in</strong>ordnung dieser Bereiche<br />

werde nicht nach e<strong>in</strong>heitlichen Maßstäben<br />

durchgeführt. Offen bleibe die Frage, ab<br />

wann e<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sstandort e<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

sei und ob bzw. wie detailliert<br />

diese Zentren räumlich abgegrenzt<br />

werden sollten.<br />

32<br />

Vom Podium wird e<strong>in</strong>hellig ausgesagt, dass<br />

die Steuerung im Bereich <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> im Wesentlichen Aufgabe <strong>der</strong><br />

Bezirke als kommunale Ebene sei. Wichtige<br />

Instrumente zur Stärkung <strong>der</strong> (<strong>Nahversorgung</strong>s-)Zentren<br />

seien die Bauleitplanung<br />

(z. B. über den Ausschluss von E<strong>in</strong>zelhandel<br />

<strong>in</strong> Gewerbegebieten), die Sanierungsplanung<br />

sowie Kommunikations- und Beteiligungsformen,<br />

z. B. im Rahmen von Bus<strong>in</strong>ess Improvement<br />

Districts (BIDs).<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Workshop 1:<br />

Welche kommunalen Strategien und standortbezogenen<br />

Kooperationen stärken die Mitte und sichern die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />

Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Wilfried Thal stellt die Wochenmärkte als Frequenzbr<strong>in</strong>ger<br />

für den stationären E<strong>in</strong>zelhandel<br />

heraus. Wochenmärkte s<strong>in</strong>d jedoch längst ke<strong>in</strong>e<br />

Selbstgänger mehr, son<strong>der</strong>n sie müssen sich<br />

viel stärker als bisher auf die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Kunden e<strong>in</strong>stellen, <strong>der</strong>en Konsumgewohnheiten<br />

sich sehr verän<strong>der</strong>t haben. Vor allem beim<br />

Market<strong>in</strong>g für die Wochenmärkte müssen die<br />

Händler, die bisher kaum untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kooperiert<br />

haben, neue geme<strong>in</strong>same Wege gehen.<br />

BID-Initiative <strong>Hamburg</strong>-Rissen –<br />

privates Engagement zur Stärkung e<strong>in</strong>es Stadtteilzentrums<br />

Henrik Strate, BID-Initiative Rissen<br />

Wer/was gab den Anstoß für das<br />

Projekt/Konzept?<br />

Es gibt zwei Anstöße für das Projekt BID Rissen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en entstand im W<strong>in</strong>ter 2005 bei<br />

den lokalen Akteuren erneut großer Frust<br />

über die mangelnde Beteiligung von Rissener<br />

E<strong>in</strong>zelhändlern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Filialisten,<br />

an <strong>der</strong> traditionellen Weihnachtsbeleuchtung.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wurde im Zuge e<strong>in</strong>er Standortanalyse<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Studie</strong>nprojektes <strong>der</strong> HafenCity<br />

Universität deutlich, dass sich das Rissener<br />

Zentrum gegenüber mehreren Wettbewerbern<br />

besser positionieren muss. Diese s<strong>in</strong>d unter<br />

an<strong>der</strong>em die Entstehung e<strong>in</strong>es Fachmarktzentrums<br />

im benachbarten Wedel, die Ansiedlung<br />

von Lebensmittel-Discountern entlang <strong>der</strong><br />

Ausfallstraße B 431 sowie erweiterte E<strong>in</strong>zelhandelsflächen<br />

am Blankeneser Bahnhof.<br />

Wer s<strong>in</strong>d die Träger? Welche Akteure können<br />

und welche müssen beteiligt werden?<br />

Das Projekt wird von e<strong>in</strong>er Initiative aus<br />

Kaufleuten und Grundeigentümern getragen.<br />

Henrik Strate präsentiert die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

BID-Initiative <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>-Rissen, die e<strong>in</strong><br />

Konzept zur Stärkung des Stadtteilzentrums<br />

erarbeitet hat. Dieses wird nun geme<strong>in</strong>sam<br />

mit <strong>der</strong> kommunalen Verwaltung, dem Bezirksamt<br />

Altona, weiter ausgearbeitet. Dabei<br />

zeigt sich immer wie<strong>der</strong>, dass e<strong>in</strong> Konsens<br />

zwischen den verschiedenen privaten Akteuren<br />

gefunden werden muss, um das Projekt<br />

voranzutreiben.<br />

Im Herbst 2006 wurde e<strong>in</strong>e Lenkungsgruppe<br />

mit drei <strong>in</strong>haltlichen Arbeitsgruppen e<strong>in</strong>gerichtet:<br />

Image/Market<strong>in</strong>g,<br />

Branchenmix/Gastronomie,<br />

Verkehr/öffentlicher Raum.<br />

Insgesamt haben bislang rund 30 Personen<br />

ehrenamtlich <strong>in</strong> Arbeitsgruppen mitgearbeitet.<br />

Unterstützend wirken mit:<br />

das Fachamt Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung des<br />

Bezirksamtes Altona,<br />

<strong>der</strong> BID-Beauftragte <strong>der</strong> Behörde für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt,<br />

die Handelskammer <strong>Hamburg</strong>.<br />

Weitere lokale Akteure s<strong>in</strong>d:<br />

die Geme<strong>in</strong>schaft Rissener Kaufleute e. V.,<br />

die durch die BID-Initiative e<strong>in</strong>en relativ<br />

starken Mitglie<strong>der</strong>zuwachs und e<strong>in</strong> neues<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl erfuhr,<br />

<strong>der</strong> Bürgervere<strong>in</strong> Rissen.<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>iger geplanter Maßnahmen<br />

kommt <strong>der</strong> lokalen Politik e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu, da e<strong>in</strong> langjähriges kommu-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 33


nalpolitisches Streitthema zum Schaden <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>kaufsstraße durch e<strong>in</strong>en neuen Vorschlag<br />

endgültig gelöst werden kann.<br />

Als Trägervere<strong>in</strong> für den zu gründenden BID<br />

wird e<strong>in</strong> Grundeigentümer-Vere<strong>in</strong> gegründet,<br />

<strong>der</strong> die adm<strong>in</strong>istrative Verwaltung übernehmen<br />

wird.<br />

Welche Ziele werden mit dem<br />

Projekt/Konzept verfolgt?<br />

Oberstes Ziel ist die auf die Zukunft ausgerichtete<br />

Stärkung des Rissener Ortszentrums<br />

(„Dorf“). Dazu s<strong>in</strong>d Maßnahmen angedacht,<br />

die die Stärken und Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmale<br />

dieses städtischen Zentrums gegenüber den<br />

rund 15 000 E<strong>in</strong>wohnern von Rissen sowie<br />

weiteren rund 10 000 Personen im E<strong>in</strong>flussbereich<br />

aufzeigen (Image-Kampagne, Veranstaltungen).<br />

Weiterh<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> neues<br />

Dorfzentrum mit e<strong>in</strong>em multifunktionalen<br />

Marktplatz geschaffen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en vergrößerten<br />

Wochenmarkt umfassen kann. Die komplizierte<br />

Straßenführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wedeler<br />

Landstraße soll aufgehoben und e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />

Verkehrsraum geschaffen werden.<br />

Branchenmix und Gastronomieansiedlung<br />

sollen mithilfe e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Arbeitsgruppe<br />

und mit engem Kontakt zu Grundeigentümern<br />

offensiv gesteuert werden.<br />

Welche Interessenlagen s<strong>in</strong>d zu<br />

berücksichtigen?<br />

Unterschiedliche Interessenlagen bestehen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Verkehrsführung bei Kaufleuten/Grundeigentümern<br />

auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und politischen<br />

Akteuren auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Grundeigentümer<br />

gibt es unterschiedliche Typologien, die jeweils<br />

divergierende Interessen haben.<br />

Welche Kooperationen s<strong>in</strong>d för<strong>der</strong>lich?<br />

Kooperationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e för<strong>der</strong>lich<br />

mit den o.g. lokalen Akteuren. Die BID-Initiative<br />

wird beispielsweise selbst ke<strong>in</strong>e Veranstaltungen<br />

organisieren, versteht sich jedoch<br />

34<br />

als Impulsgeber bzw. f<strong>in</strong>anzieller För<strong>der</strong>er<br />

von guten Ideen zur Steigerung von Attraktivität<br />

und Belebung <strong>in</strong>nerhalb des Geschäftsraumes.<br />

Damit wird e<strong>in</strong> Netzwerk von Ideen und Akteuren<br />

geschaffen, welches kreativ und offen<br />

über Inhalte und Ziele von Projekten diskutiert<br />

und entscheidet. Die F<strong>in</strong>anzierung kann<br />

dann gesichert durch e<strong>in</strong> von allen getragenes<br />

BID erfolgen. Bereits heute zeigen sich<br />

positive Auswirkungen. So organisiert e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe engagierter Kaufleute mit Unterstützung<br />

von Grundeigentümern e<strong>in</strong>en Weihnachtsmarkt<br />

mit deutlich breiterer Beteiligung<br />

<strong>der</strong> örtlichen Wirtschaft als vor <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> BID-Initiative.<br />

Welche Erfolgsfaktoren werden gesehen?<br />

Als e<strong>in</strong>ige konkrete Erfolgsfaktoren s<strong>in</strong>d zu<br />

nennen:<br />

die Stärkung des strukturschwachen<br />

östlichen Teils,<br />

die nachhaltige Etablierung e<strong>in</strong>es<br />

„Wir-Gefühls“ <strong>der</strong> lokalen Akteure und<br />

Bereitschaft zur stetigen Mitarbeit,<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er Marke, die<br />

langfristig über die Grenzen des Stadtteils<br />

für die Stärken und Qualitäten des<br />

Dorfzentrums wirbt.<br />

Wo s<strong>in</strong>d wesentliche Hemmnisse, und wo<br />

liegen die Grenzen für solche Projekte?<br />

Durch die unterschiedlichen Grundeigentümer-Typen<br />

– von <strong>in</strong>stitutionellen bis alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

Vermietern – entstehen unterschiedliche<br />

Ansprüche und Bereitschaft zur<br />

Kostenübernahme. So ist e<strong>in</strong> hoher Hebesatz<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Vertreter <strong>der</strong> ersten Gruppe<br />

noch akzeptabel, für die älteren Eigentümer<br />

s<strong>in</strong>d die eher ger<strong>in</strong>gen Miete<strong>in</strong>nahmen e<strong>in</strong>e<br />

willkommene und benötigte Ergänzung zur<br />

Rente. Aufseiten <strong>der</strong> politischen Parteien gibt<br />

es Wi<strong>der</strong>stände gegen die Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

Verkehrsraum. Diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d jedoch<br />

für die meisten Grundeigentümer e<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende<br />

Voraussetzung für die Zustimmung zu<br />

e<strong>in</strong>em BID.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Der Skepsis mancher Grundeigentümer gegenüber<br />

dem neuen Instrument BID konnte<br />

die BID-Initiative durch e<strong>in</strong>e transparente<br />

Kommunikation und Informationsweitergabe<br />

(unter an<strong>der</strong>em Website, regelmäßige Grund-<br />

Innovative Wochenmarktkonzepte<br />

Wochenmärkte –<br />

traditionell und <strong>in</strong>novativ<br />

Je<strong>der</strong> von Ihnen hat e<strong>in</strong> Bild vor Augen, wenn<br />

<strong>der</strong> Begriff Wochenmarkt fällt. Wochenmärkte<br />

s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong>e starke Marke. Der Blick <strong>in</strong><br />

die Geschichte zeigt, dass Märkte wesentlich<br />

zur Bildung von Städten und Marktorten beigetragen<br />

haben. An bestimmten Orten und zu<br />

bestimmten Zeiten trafen sich die Händler<br />

aus <strong>der</strong> Region, um den Kunden ihre Produkte<br />

anzubieten.<br />

Daran hat sich bis heute nichts geän<strong>der</strong>t:<br />

Wochenmärkte s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> Frequenzbr<strong>in</strong>ger,<br />

sorgen für e<strong>in</strong> positives soziales Umfeld,<br />

und sie verschaffen dem umliegenden stationären<br />

Gewerbe heute e<strong>in</strong>en Mehrumsatz<br />

von gut 30 Prozent.<br />

Nahversorger <strong>in</strong> guten und schlechten<br />

Zeiten<br />

In <strong>Hamburg</strong> haben wir knapp 100 private und<br />

staatliche Wochenmärkte. <strong>Hamburg</strong> ist damit<br />

eigentümer-Briefe) begegnen, teilweise ergänzt<br />

durch <strong>in</strong>dividuelle Gespräche. Grenzen<br />

liegen <strong>in</strong> fehlenden zeitlich-personellen und<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Startphase.<br />

Wilfried Thal, Vizepräsident des Landesverbandes des Ambulanten Gewerbes<br />

und <strong>der</strong> Schausteller e. V.<br />

Wochenmarkt auf dem W<strong>in</strong>terhu<strong>der</strong> Marktplatz<br />

(<strong>Hamburg</strong>) Foto: Schote<br />

e<strong>in</strong>e Wochenmarkt-Hochburg. E<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von kle<strong>in</strong>en Anbietern nutzt sie als Absatzmarkt.<br />

Die verschiedensten, zumeist selbst<br />

erzeugten Lebensmittel werden hier direkt<br />

vermarktet.<br />

Schaufenster <strong>der</strong> regionalen<br />

Produktpalette<br />

Regionalität wird auf dem Wochenmarkt gelebt,<br />

bestehen doch existenzielle Abhängigkeiten<br />

zwischen dem Erzeuger aus <strong>der</strong> Region<br />

und dem Verbraucher. Der Wochenmarkt ist<br />

damit <strong>der</strong> wahre Nahversorger.<br />

Schnittstelle zwischen Stadt und Land<br />

Der direkte Kontakt <strong>der</strong> Erzeugerbetriebe zum<br />

Kunden br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e enorme Warenkompetenz<br />

und e<strong>in</strong>en Vertrauensgew<strong>in</strong>n für die Produkte.<br />

Man kennt sich auf den Märkten meist<br />

über die Generationen h<strong>in</strong>weg: „Me<strong>in</strong> Gemüsemann,<br />

me<strong>in</strong> Schlachter“ usw.<br />

Kommunikatives Zentrum <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen<br />

Auf den Märkten trafen und treffen sich die<br />

Menschen nicht nur, um e<strong>in</strong>zukaufen und<br />

Handel zu treiben, son<strong>der</strong>n auch, um zu<br />

kommunizieren und das Neueste zu erfahren.<br />

Somit kommt dem Wochenmarkt e<strong>in</strong>e große<br />

kommunikative Bedeutung zu, verbunden mit<br />

positiven sozialen Nebeneffekten für die<br />

Stadtteile.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 35


Der Wochenmarkt funktioniert jedoch nur,<br />

wenn die Händler Geld verdienen. Häufig ist<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunalen Planung jedoch zu beobachten,<br />

dass Wochenmärkte nur wegen <strong>der</strong><br />

positiven sozialen Nebeneffekte geschaffen<br />

werden. An den falschen Standorten ist ihnen<br />

aber selten Erfolg beschieden.<br />

Wochenmärkte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Selbstgänger<br />

Drastische Umsatzrückgänge brachten die<br />

Erkenntnis, dass Wochenmärkte ke<strong>in</strong>e Selbstgänger<br />

mehr s<strong>in</strong>d. Was ist passiert? Das<br />

verän<strong>der</strong>te Kaufverhalten und kle<strong>in</strong>ere Haushalte,<br />

verbunden mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ernährungsverhalten,<br />

an<strong>der</strong>en Kochgewohnheiten,<br />

<strong>der</strong> Berufstätigkeit bei<strong>der</strong> Elternteile,<br />

veralteten Standorten und zunehmen<strong>der</strong><br />

Konkurrenz gerade im Frischwarenbereich,<br />

haben die wirtschaftliche Basis vieler Wochenmärkte<br />

mitunter bedrohlich geschwächt.<br />

Initiative „Aus <strong>der</strong> Region für die Region“<br />

In <strong>der</strong> Initiative „Aus <strong>der</strong> Region für die Region“<br />

entwickeln Politik, Verwaltung und Verbände<br />

<strong>der</strong> Wochenmarkthändler geme<strong>in</strong>sam<br />

neue Konzepte für Wochenmärkte. In <strong>Hamburg</strong><br />

s<strong>in</strong>d daran die Behörde für Wirtschaft<br />

und Arbeit, das Bezirksamt Bergedorf und <strong>der</strong><br />

Landesverband des Ambulanten Gewerbes<br />

und <strong>der</strong> Schausteller e. V. beteiligt.<br />

Das Bezirksamt Bergedorf hat, aufbauend auf<br />

e<strong>in</strong>er Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften<br />

(HAW), e<strong>in</strong> Modellprojekt „Wochenmarkt <strong>der</strong><br />

Zukunft“ entwickelt. Die zentrale Botschaft<br />

ist: Professionelles Management und Market<strong>in</strong>g<br />

s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich, um die Wochenmärkte<br />

für die Zukunft fit zu machen.<br />

36<br />

Der Handel selbst fängt erst jetzt an, sich zu<br />

organisieren. Dies ist angesichts <strong>der</strong> losen<br />

Struktur <strong>der</strong> Händlerschaft auf den Wochenmärkten<br />

nicht immer leicht. Gesucht werden<br />

Kümmerer, die die Interessen <strong>der</strong> Händler<br />

vertreten und die Kunden darauf aufmerksam<br />

machen, was die Wochenmärkte bieten.<br />

Langfristiges Ziel ist es, dass die Erfolgsrezepte<br />

dieser Modellprojekte auf die Wochenmärkte<br />

<strong>in</strong> ganz <strong>Hamburg</strong> ausstrahlen.<br />

Wochenmärkte stärken die regionale<br />

Wirtschaft<br />

Die Betriebe, die die Wochenmärkte anfahren,<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer Betriebsgröße <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, große Partien<br />

zu erzeugen und Großabnehmer zu beliefern.<br />

Der Direktvertrieb auf dem Wochenmarkt<br />

br<strong>in</strong>gt ihnen e<strong>in</strong>e höhere Rendite und<br />

hält diese kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Betriebe<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> lebensfähig.<br />

Wochenmärkte s<strong>in</strong>d im Trend<br />

Die Wochenmärkte s<strong>in</strong>d im Trend, was Ernährung<br />

und Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> angeht.<br />

Der bewusst kaufende Kunde hat erkannt,<br />

dass er durch se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf entscheidet, wer<br />

weiterh<strong>in</strong> auf dem Markt se<strong>in</strong>en Platz haben<br />

darf, und dass er durch se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf mit<br />

dazu beitragen kann, Regionalität zu erhalten.<br />

Bisher konnten die Wochenmarkthändler dies<br />

aber aufgrund fehlen<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzieller Mittel<br />

und mangeln<strong>der</strong> Zusammenarbeit nicht<br />

ausreichend an die (potenzielle) Kundschaft<br />

herantragen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Workshop 2:<br />

Von <strong>der</strong> neuen Tante Emma bis zum Verbrauchermarkt:<br />

Welche Betriebskonzepte für welche Zentren?<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Michael Ze<strong>in</strong>ert, IHK Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Im Workshop 2 wird die Frage diskutiert,<br />

welche Kle<strong>in</strong>flächenkonzepte wirtschaftlich<br />

tragfähig s<strong>in</strong>d und für welche Standorte sie<br />

sich eignen. Die Standort-Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für Lebensmittelmärkte größerer Art<br />

erläutert Theodor Floreth, Expansionsleiter<br />

Nord <strong>der</strong> Rewe Deutscher Supermarkt. Speziell<br />

für unterversorgte kle<strong>in</strong>ere Dörfer stellt<br />

Frank Eisoldt, Geschäftsführer ews group, das<br />

schleswig-holste<strong>in</strong>ische Konzept MarktTreff<br />

vor. KazIm AbacI, Geschäftsführer von „Unternehmer<br />

ohne Grenzen e. V.“, ergänzt die<br />

Standorte<strong>in</strong>schätzungen mit Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Migrantenökonomie<br />

<strong>Hamburg</strong>s.<br />

Starke Magneten für Stadtteilzentren<br />

Theodor Floreth, Expansionsleiter Nord, Rewe Deutscher Supermarkt<br />

Stadtteilzentren haben neben <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Versorgungsfunktion<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

soziale Komponente und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Bestandteil <strong>der</strong> gesellschaftlichen Teilhabe und<br />

Identifikation. E<strong>in</strong> umfassendes Angebot an<br />

<strong>Nahversorgung</strong>, Dienstleistungen und Gastronomie<br />

ist e<strong>in</strong> Garant für funktionierende<br />

Stadtteilzentren.<br />

Die Magnetfunktion für das funktionierende<br />

Stadtteilzentrum übernimmt <strong>der</strong> Lebensmittel-Supermarkt<br />

mit se<strong>in</strong>em umfassenden<br />

Angebot an Frische und Service. Magnetbereiche<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Lebensmittel-Supermarktes<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

Obst- und Gemüseabteilung mit e<strong>in</strong>er<br />

breiten Auswahl an frischem Obst und<br />

Gemüse, abgerundet durch e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Angebot im Bereich Biowaren, sowie<br />

Wichtige Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />

<strong>Nahversorgung</strong>smarkt ist – durchgängig<br />

für alle Betriebstypen und -größen –<br />

das Engagement des örtlichen Betreibers.<br />

Speziell beim MarktTreff spielt aber auch die<br />

Unterstützung durch die Kommunen e<strong>in</strong>e<br />

große Rolle für das Funktionieren dieses<br />

Modells. In <strong>der</strong> Diskussion wird zudem angesprochen,<br />

ob größere Supermarktbetreiber<br />

die Aufgabe <strong>der</strong> Vernetzung zur lokalen<br />

Standortstabilisierung übernehmen können,<br />

ob überalterte Standorte angesichts des<br />

Flächenüberhangs <strong>in</strong> vielen Städten vom<br />

Markt genommen werden können und wie<br />

durch Migranten betriebene Märkte gezielt<br />

angesiedelt werden können.<br />

Frischfleisch- und Käsebedienung, die<br />

Fleisch- und Wurstwaren aus eigener und<br />

damit e<strong>in</strong>deutig nachvollziehbarer Produktion<br />

anbietet.<br />

Folgende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen erfüllt<br />

se<strong>in</strong>:<br />

Der Anschluss an Bus o<strong>der</strong> U-Bahn muss<br />

unmittelbar am Stadtteilzentrum vorhanden<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Die Erreichbarkeit per Pkw, Lkw (wegen <strong>der</strong><br />

Belieferung) muss über gut ausgebaute<br />

Verkehrswege <strong>in</strong> alle Richtungen gewährleistet<br />

se<strong>in</strong> (30-Zone, u. U. Ampelregelung<br />

bei Ab- und Zufahrt).<br />

Die Parkplätze müssen gebührenfrei <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong><br />

Anzahl den Kunden zur Verfü-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 37


gung stehen. Die Parkplatzanlage hat den<br />

heutigen Qualitätsansprüchen zu genügen<br />

(Breite etwa 2,80 Meter, Fahrspur sieben<br />

Meter, ke<strong>in</strong>e Sackgassen usw.). Der E<strong>in</strong>gang<br />

des Supermarktes darf nicht weiter<br />

als rund 50 Meter von den Parkplätzen<br />

entfernt se<strong>in</strong>.<br />

Die Agglomeration muss den Besuchern<br />

den Effekt des One-Stop-Shopp<strong>in</strong>gs vermitteln,<br />

d. h. e<strong>in</strong> Mix aus Dienstleistungen<br />

(Post, Bank, Ärzte, Behörden) und ergänzen<strong>der</strong><br />

Versorgung (Drogerie, Textilien usw.)<br />

muss vorhanden se<strong>in</strong>.<br />

Der Flächenbedarf des Magnetmieters,<br />

also des Lebensmittelmarktes, muss dem<br />

geführten Sortiment von rund 15 000<br />

Artikeln entsprechen. Dafür benötigt <strong>der</strong><br />

Betreiber e<strong>in</strong>e Verkaufsfläche von m<strong>in</strong>destens<br />

1 500 Quadratmeter auf e<strong>in</strong>er Ebene.<br />

Kle<strong>in</strong>ere Flächen s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />

sich gegen Discounter <strong>in</strong> Streulagen wirkungsvoll<br />

mit dem Sortiment abzugrenzen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d mit Rewe-Supermärkten <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

an 46 zentralen Standorten vertreten.<br />

Beispiele s<strong>in</strong>d: <strong>der</strong> Tibarg <strong>in</strong> Niendorf, die<br />

Frohmestraße, das E<strong>in</strong>kaufszentrum Sü<strong>der</strong>elbe<br />

<strong>in</strong> Neugraben und die Marktpassage <strong>in</strong><br />

Neuwiedenthal.<br />

Die Bereitschaft, dieses Engagement auszuweiten<br />

und bestehende Strukturen zu festigen,<br />

ist e<strong>in</strong>e Priorität <strong>der</strong> Expansionsarbeit<br />

<strong>der</strong> Rewe.<br />

Kle<strong>in</strong>flächenkonzepte – lebendige Marktplätze für Stadt- und Ortsteile<br />

Frank Eisoldt, ews group, Lübeck<br />

Das Kle<strong>in</strong>flächenkonzept MarktTreff, das vor<br />

2001 als ländliches Dienstleistungszentrum<br />

(LDZ) bekannt war, engagiert sich <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

mit bis zu 2 000 E<strong>in</strong>wohnern. Derzeit<br />

existieren 25 Zentren mit unterschiedlichen<br />

Konzepten und Größen. Aktuell s<strong>in</strong>d an weiteren<br />

sieben Standorten MarktTreffs geplant.<br />

Insgesamt sollen 50 Zentren realisiert werden.<br />

Das MarktTreff-Konzept folgt e<strong>in</strong>em<br />

Dreisäulen-Modell.<br />

38<br />

Kerngeschäft<br />

Dabei kann es sich um e<strong>in</strong>en Lebensmittelladen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Direktvermarkter handeln,<br />

<strong>der</strong> gegebenenfalls um e<strong>in</strong> gastronomisches<br />

Angebot ergänzt wird. Das Kerngeschäft<br />

sorgt (meist) für die wirtschaftliche Grundlage<br />

des MarktTreffs.<br />

Dienstleistung<br />

Das Dienstleistungsangebot ist sehr vielfältig<br />

und <strong>in</strong> jedem MarktTreff an<strong>der</strong>s. Von<br />

Lotto/Toto über Paketservice bis zu kommunalen<br />

Dienstleistungen ist alles möglich.<br />

Auch Angebote aus dem Gesundheits-<br />

bereich können <strong>in</strong> das Konzept e<strong>in</strong>es<br />

MarktTreffs <strong>in</strong>tegriert werden. Es muss nur<br />

auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner abgestimmt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Treffpunkt<br />

Räume und Möglichkeiten zum Klönen, für<br />

Kursangebote o<strong>der</strong> für Veranstaltungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil jedes Markt-<br />

Treffs. Er ist dann erfolgreich, wenn er<br />

die Versorgung sichert und gleichzeitig<br />

als Zentrum <strong>der</strong> dörflichen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

dient.<br />

MarktTreffs werden <strong>in</strong> öffentlichprivaten<br />

Partnerschaften realisiert:<br />

öffentlich<br />

Land<br />

Investitionsför<strong>der</strong>ung (wettbewerbsneutral),<br />

Projektentwicklung und -steuerung, PR<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Projektträgerschaft (Zweckb<strong>in</strong>dung), Unterstützung<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Quelle: M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong>, onl<strong>in</strong>e unter:<br />

http://www.markttreff-sh.de/<strong>in</strong>dex.php?seid=11<br />

privat<br />

Kaufmann/-frau<br />

betreibt Kerngeschäft und Dienstleistungen<br />

(<strong>in</strong> eigener Verantwortung)<br />

bürgerschaftlich<br />

Initiativen/Vere<strong>in</strong>e<br />

leisten Unterstützung<br />

Erfolgsfaktoren des MarktTreffs<br />

Konzept<br />

So viele Angebote wie möglich unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach mit möglichst wenig Personalaufwand<br />

anbieten<br />

Professionalität und „persönliche Note“ im<br />

Angebot verknüpfen und damit Unterscheidbarkeit<br />

schaffen<br />

Betreiber/<strong>in</strong><br />

gute/r Kaufmann/-frau<br />

professioneller Unternehmer<br />

kommunikativ<br />

mit „Enterta<strong>in</strong>er“-Qualitäten<br />

hohe Kreativität<br />

stress- und krisensicher<br />

Idealist<br />

Bekenntnis<br />

Professionalität im Betrieb muss sich ergänzen<br />

mit e<strong>in</strong>em Bekenntnis zu bürgerschaftlicher<br />

Verantwortung<br />

Ausblick<br />

„Tante Emma“ hat Zukunft, braucht aber<br />

e<strong>in</strong> neues Gewand.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 39


Begriffsdef<strong>in</strong>ition<br />

Die Migrantenökonomie ist e<strong>in</strong>e „selbstständige<br />

Erwerbsfähigkeit von Personen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Deutschland und<br />

abhängige Beschäftigung <strong>in</strong> von Personen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geführten Betrieben<br />

(...)“ 12).<br />

Migrantenökonomie ist e<strong>in</strong> sehr junges Forschungsthema,<br />

erste Untersuchungen gab es<br />

Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre. E<strong>in</strong>e große Schwierigkeit<br />

stellt die fehlende Datenbasis dar, da<br />

migrantische Unternehmen als solche nicht<br />

statistisch erfasst werden.<br />

Struktur und Beson<strong>der</strong>heiten<br />

In Deutschland gibt es rund 580 000 Unternehmer<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dies<br />

entspricht e<strong>in</strong>em Anteil von neun Prozent<br />

aller Selbstständigen. Die migrantischen Betriebe<br />

haben über e<strong>in</strong>e Million Beschäftigte,<br />

sowohl migrantischer als auch deutscher<br />

Herkunft. In <strong>Hamburg</strong> gibt es schätzungsweise<br />

17 000 migrantische Unternehmer.<br />

40<br />

<strong>Nahversorgung</strong> auf Kle<strong>in</strong>flächen unter 300<br />

Quadratmetern ist wirtschaftlich möglich,<br />

verlangt aber e<strong>in</strong>en eigenen strategischen<br />

Ansatz und Professionalität.<br />

Für den ländlichen Raum müssen neue<br />

Versorgungskonzepte entwickelt werden,<br />

die neben Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel und<br />

Dienstleistungen die Bereiche Gastronomie,<br />

Kultur/Bildung und Gesundheit mit<br />

e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Migrantenökonomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

KazIm AbacI, Unternehmer ohne Grenzen e. V., <strong>Hamburg</strong><br />

12) Float<strong>in</strong>g, Holger; Henckel, Dietrich (2003): Jobnomaden,<br />

Schwarzarbeiter und arabische Pizzabäcker – „Zukünfte“<br />

städtischer Arbeitsmärkte. In: Deutsche Zeitschrift für<br />

Kommunalwissenschaften 42/2003, S. 59-84<br />

Öffentliche Intervention <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

muss subsidiär und somit die<br />

Ausnahme bleiben. Für weite Teile des<br />

ländlichen Raumes ist <strong>Nahversorgung</strong><br />

an<strong>der</strong>s jedoch nicht zu erhalten.<br />

Wünschenswert wäre es, den bürgerschaftlichen/genossenschaftlichen<br />

Gedanken „wie<strong>der</strong>zubeleben“<br />

und mit unternehmerischer<br />

Selbstständigkeit und Professionalität zu<br />

verknüpfen.<br />

Bei den Unternehmen ist e<strong>in</strong>e Konzentration<br />

auf die Bereiche E<strong>in</strong>zelhandel und Gewerbe<br />

zu beobachten, wobei die Entwicklung gerade<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren auch <strong>in</strong> Richtung<br />

Dienstleistung geht.<br />

Migrantische Unternehmer verfügen häufig<br />

über ger<strong>in</strong>ge Bildungsressourcen und unzureichende<br />

Erfahrung. Die Existenzgründung<br />

stützt sich häufig auf die vorhandene hohe<br />

Risikobereitschaft und das „soziale Kapital“.<br />

Migrantenökonomie <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

Die Betriebe migrantischer Unternehmer leisten<br />

e<strong>in</strong>en großen Beitrag zur Integration von<br />

Migranten: Die Unternehmer selbst sowie gegebenenfalls<br />

die Mitarbeiter werden <strong>in</strong> den<br />

Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>gebunden – die Erwerbstätigkeit<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>der</strong> Integration.<br />

Die migrantischen Unternehmer s<strong>in</strong>d<br />

auch Kulturvermittler, sie haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

sowohl migrantische als auch deutsche Kunden.<br />

Die migrantische Ökonomie erweitert die<br />

städtische Angebots- und Nutzungsvielfalt:<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> benachteiligten Stadtteilen<br />

trägt sie wesentlich zur <strong>Nahversorgung</strong> bei<br />

(„von Tante Emma zu Onkel Ali“). Gleichzeitig<br />

ist aber vielfach e<strong>in</strong>e Konzentration auf die<br />

Branchen E<strong>in</strong>zelhandel und Gewerbe zu<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


verzeichnen, die e<strong>in</strong>erseits zu e<strong>in</strong>em Verdrängungswettbewerb<br />

zwischen den Unternehmern<br />

führt und an<strong>der</strong>erseits ke<strong>in</strong>e Angebotsvielfalt<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen ermöglicht.<br />

Die Entwicklung und Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

ethnischen Ökonomie ist vor allem vom<br />

Quartiersmilieu abhängig: E<strong>in</strong> offenes und<br />

heterogenes Milieu wirkt positiv auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Migrantenökonomie (beispielsweise<br />

Schanzenviertel), während isolierte,<br />

sozial schwache Quartiere (beispielsweise<br />

Wilhelmsburg) eher dämpfend wirken.<br />

In den sozial schwachen Quartieren lässt sich<br />

e<strong>in</strong> Kreislauf beobachten, <strong>der</strong> nur durch Maßnahmen<br />

von außen durchbrochen werden<br />

kann: Die e<strong>in</strong>kommensschwachen Haushalte<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen führen zu e<strong>in</strong>er Schwächung<br />

<strong>der</strong> örtlichen Infrastruktur, sowohl<br />

bezüglich <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> als auch <strong>der</strong><br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen usw. Die schwache<br />

Infrastruktur lässt e<strong>in</strong>kommensstarke Haushalte<br />

<strong>in</strong> „bessere“ Stadtteile abwan<strong>der</strong>n.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> schlechten Versorgungssituation<br />

ziehen vor allem e<strong>in</strong>kommensschwache<br />

Haushalte nach.<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Zur Entwicklung und Stärkung <strong>der</strong> migrantischen<br />

Ökonomie <strong>in</strong> Stadtteilen können<br />

verschiedene Handlungsempfehlungen formuliert<br />

werden. Um Handlungsbedarfe und<br />

„Stellschrauben“ zu identifizieren, müssen<br />

die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Strukturen <strong>der</strong><br />

Migrantenökonomie wissenschaftlich untersucht<br />

und beobachtet werden. Die Ergebnisse<br />

solcher Untersuchungen geben wichtige Anregungen<br />

für mögliche Ansatzpunkte.<br />

Zielgruppenspezifische Beratungs- und<br />

Coach<strong>in</strong>g-Angebote<br />

Da migrantische Unternehmer meist über<br />

wenig Bildung und Erfahrung verführen, s<strong>in</strong>d<br />

zielgruppenspezifische Beratungs- und Coach<strong>in</strong>g-Angebote<br />

notwendig, die die Betriebs<strong>in</strong>haber<br />

bei <strong>der</strong> Betriebsführung unterstützen.<br />

Beispiel:<br />

Dienstleistungsagentur für Migranten<br />

Beratung/Coach<strong>in</strong>g: Betriebsführung, Market<strong>in</strong>g,<br />

För<strong>der</strong>möglichkeiten, Personalentwicklung<br />

usw.<br />

Qualifizierungsbedarfe feststellen (z. B.<br />

Friseurhandwerk) und Qualifizierungsangebote<br />

entwickeln (z. B. Fachkraft im Gastgewerbe)<br />

Gewerbeentwicklungskonzepte<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Grundstückseigentümern,<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und Stadtteilakteuren<br />

müssen Gewerbeentwicklungskonzepte aufgestellt<br />

werden, die e<strong>in</strong>e stadtteilverträgliche<br />

Gewerbeansiedlung ermöglichen und Existenzgründungen<br />

för<strong>der</strong>n. Gleichzeitig müssen<br />

die Gewerbetreibenden aktiv <strong>in</strong> die Stadtteilentwicklung<br />

mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Beispiel:<br />

Gewerbeentwicklung Veddel,<br />

Schnelsen-Süd-Center<br />

Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen: Leerstand, schlechte<br />

Versorgungssituation, ke<strong>in</strong>e Angebotsvielfalt<br />

Zielsetzung: Belebung und Bereicherung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

Kooperation aus SAGA GWG, ProQuartier,<br />

Quartiersentwicklung, Unternehmer ohne<br />

Grenzen e. V.<br />

Existenzgründungen: Gewerbeobjekte <strong>der</strong><br />

GWG, geför<strong>der</strong>te Mieten für zwei Jahre<br />

(Nettokaltmiete drei Euro/Quadratmeter);<br />

Voraussetzung: überzeugendes, geprüftes<br />

Unternehmenskonzept, verpflichtende Beratung<br />

und Begleitung durch Unternehmer<br />

ohne Grenzen e. V.<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er Interessengeme<strong>in</strong>schaft, IG<br />

Gewerbe Veddel<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 41


Workshop 3:<br />

Wie können regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte und <strong>in</strong>terkommunale<br />

Kooperationen zur Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> beitragen?<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Ernst Hansen, Innenm<strong>in</strong>isterium des Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Die <strong>in</strong>terkommunale Kooperation im Handlungsfeld<br />

E<strong>in</strong>zelhandel ist da beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig, wo Standortansiedlungen kommunale<br />

Grenzen überschreitende Auswirkungen<br />

haben. Im Workshop 3 werden unterschiedliche<br />

Instrumente und Grundlagen für die<br />

<strong>in</strong>terkommunale Kooperation vorgestellt und<br />

diskutiert.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> gibt es im<br />

Rahmen <strong>der</strong> trilateralen Vere<strong>in</strong>barung zur gegenseitigen<br />

Information über Ansiedlungsvorhaben<br />

des großflächigen E<strong>in</strong>zelhandels<br />

und von Freizeitgroße<strong>in</strong>richtungen seit Langem<br />

e<strong>in</strong>e Kooperation <strong>der</strong> drei Län<strong>der</strong> mit<br />

dem Ziel <strong>der</strong> frühzeitigen Unterrichtung von<br />

großflächigen Ansiedlungen. Als Pilotvorhaben<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkommunalen Kooperation<br />

wurde seit 2005 das Interkommunale Forum<br />

für die E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung im Raum<br />

Herzogtum Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost von <strong>der</strong><br />

Landesplanung Schleswig-Holste<strong>in</strong> und <strong>der</strong><br />

Landesplanung <strong>der</strong> Freien und Hansestadt<br />

<strong>Hamburg</strong> unterstützt. Die Arbeitsgruppe<br />

Siedlungsentwicklung <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> unterstützt e<strong>in</strong>e zukünftig <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Kreise <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>in</strong> die trilaterale Vere<strong>in</strong>barung<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er frühzeitigen Unterrichtung<br />

und Transparenz, wofür e<strong>in</strong> praktikables Verfahren<br />

zu erarbeiten ist. Als Fragen stehen<br />

unter an<strong>der</strong>em zur Diskussion:<br />

42<br />

Kann es überhaupt e<strong>in</strong> Gesamtkonzept bzw.<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Kooperationsverfahren<br />

für den E<strong>in</strong>zelhandel bzw. die <strong>Nahversorgung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>Metropolregion</strong> geben?<br />

O<strong>der</strong> wäre eher <strong>in</strong> Teilräumen zu denken<br />

und stärker noch zwischen dem sehr<br />

„großflächigen“ E<strong>in</strong>zelhandel und <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

zu unterscheiden?<br />

Welche Daten und Informationen (Bestandserhebungen)<br />

brauchen „erfolgreiche“<br />

Kooperationsprozesse?<br />

Was s<strong>in</strong>d geeignete nächste Schritte zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>?<br />

Der Bedarf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkommunalen Abstimmung<br />

beim Thema <strong>Nahversorgung</strong> wird im<br />

Workshop von den Teilnehmern differenziert<br />

bewertet. Die Sicherung und Steuerung <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> wird zunächst als kommunale<br />

Aufgabe gesehen. Abhängig von <strong>der</strong> Siedlungsstruktur<br />

wird aber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkommunale<br />

Zusammenarbeit auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

als hilfreich e<strong>in</strong>geschätzt. Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auf verdichtete Räume zu, <strong>in</strong> denen<br />

die E<strong>in</strong>zugsgebiete <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />

kommunale Grenzen überschreiten<br />

(Vorträge von Stiller und Krupp) sowie im<br />

ländlichen Raum (Vortrag von Jürgen Lutz).<br />

Das „Regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Östliches<br />

Ruhrgebiet“ def<strong>in</strong>iert neben <strong>der</strong> Stärkung<br />

<strong>der</strong> Innenstädte auch explizit die Sicherung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> als Ziel. Das regionale<br />

Konzept basiert dabei auf den <strong>in</strong> allen Geme<strong>in</strong>den<br />

<strong>der</strong> Kooperation vorhandenen kommunalen<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskonzepten. Jede Kommune<br />

hat sich verpflichtet, das Konzept alle<br />

fünf Jahre, spätestens aber alle zehn Jahre zu<br />

aktualisieren. Das regionale Konzept wurde zu<br />

80 Prozent vom Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

geför<strong>der</strong>t, und auch die Industrie- und Handelskammern<br />

haben sich f<strong>in</strong>anziell beteiligt.<br />

Das Ziel des Interkommunalen Forums E<strong>in</strong>zelhandel<br />

Südstormarn/Südwest-Herzogtum<br />

Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost ist die B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

Kaufkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Im Jahr 2008 unterzog<br />

sich die Kooperation e<strong>in</strong>er Evaluierung.<br />

Ähnliche <strong>in</strong>terkommunale und teilräumliche<br />

Abstimmungsrunden werden auch für die an<strong>der</strong>en<br />

verdichteten Räume um <strong>Hamburg</strong> herum<br />

als s<strong>in</strong>nvoll erachtet.<br />

Jürgen Lutz zeigt, dass e<strong>in</strong>e regionale Bestandserhebung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>rich-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


tungen <strong>in</strong> ländlichen Gebieten s<strong>in</strong>nvoll ist<br />

und wie dies mit überschaubarem Aufwand<br />

durchzuführen ist. Darüber h<strong>in</strong>aus hat die<br />

IHK Stade e<strong>in</strong>en Handelsatlas erstellt, welcher<br />

jährlich aktualisiert wird. In dem Handelsatlas<br />

s<strong>in</strong>d alle E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe über<br />

700 Quadratmeter Verkaufsfläche aufgelistet.<br />

Somit kann die IHK Stade die Versorgungssituation<br />

<strong>in</strong> ihrem Gebiet gut beurteilen.<br />

Das zentralörtliche System wird weiterh<strong>in</strong> als<br />

wichtig und richtig bewertet, auch wenn die<br />

<strong>Nahversorgung</strong> vor allem im ländlichen<br />

Regionales E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Östliches Ruhrgebiet<br />

Matthias Stiller, IHK zu Dortmund<br />

Erste Überlegungen zur Aufstellung e<strong>in</strong>es<br />

regionalen E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklungskonzeptes<br />

(REHK) gab es bereits Mitte <strong>der</strong> 90er-<br />

Jahre. E<strong>in</strong>e Initiative des E<strong>in</strong>zelhandelsverbandes<br />

ist aber im Juli 1996 zunächst<br />

gescheitert. Nach über e<strong>in</strong>em Jahr begannen<br />

jedoch im Herbst 1997 erneut Vorabstimmungen<br />

<strong>der</strong> Beteiligten. Im Juni 1998 wurde<br />

<strong>der</strong> Auftrag zur Aufstellung e<strong>in</strong>es REHK an<br />

Verfahren zur Feststellung von „Regionalem Konsens“, Quelle: IHK zu Dortmund<br />

Raum eher flächenrelevant ist und nicht immer<br />

<strong>in</strong> den Zentren stattf<strong>in</strong>det. Offen blieb<br />

die Frage, ob im ländlichen Raum unter bestimmten<br />

Voraussetzungen <strong>in</strong>terkommunale<br />

Kooperationsräume gebildet werden sollten,<br />

um an verkehrsgünstigen und gegebenenfalls<br />

auch nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten tragfähige<br />

<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte („Scharnierstandorte“)<br />

zu bilden.<br />

Als schwieriges Thema werden <strong>der</strong> Umgang und<br />

die Steuerung mit Neuansiedlungswünschen<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsagglomerationen genannt.<br />

e<strong>in</strong> Beratungsbüro vergeben. Der im Juli 1999<br />

vorgelegte Gutachtenentwurf wurde im Laufe<br />

e<strong>in</strong>es Jahres überarbeitet, bevor im August<br />

2000 das fertige Konzept vorgelegt wurde.<br />

Nach e<strong>in</strong>em weiteren Jahr politischer Diskussionen<br />

und Satzungsbeschlüsse wurde das<br />

Konzept im Juni 2001 von <strong>in</strong>sgesamt 19 Geme<strong>in</strong>den<br />

unterzeichnet.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 43


„Qualitätsstandard“ für nahversorgungsrelevante Anbieter, Quelle: IHK zu Dortmund<br />

„Regionaler Konsens“: Möbelhaus / E<strong>in</strong>richtungscenter, Quelle: IHK zu Dortmund<br />

Seit dem Jahr 2007 erfolgt e<strong>in</strong>e Fortschreibung<br />

des regionalen E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklungskonzeptes.<br />

Die REHK-Fortschreibung be<strong>in</strong>haltet <strong>in</strong>sgesamt<br />

vier Schwerpunkte:<br />

1. Im Rahmen <strong>der</strong> Evaluierung <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

werden Gespräche mit den Kommunen,<br />

<strong>der</strong> IHK, dem E<strong>in</strong>zelhandelsverband<br />

sowie <strong>der</strong> Bezirksregierung geführt.<br />

2. Der zweite Schwerpunkt umfasst die Aktualisierung<br />

<strong>der</strong> Datengrundlagen <strong>in</strong> Bezug<br />

auf E<strong>in</strong>wohnerzahlen, die Kaufkraft und<br />

44<br />

die Erfassung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben<br />

ab 500 Quadratmetern. Außerdem werden<br />

Prognosen bis zum Jahre 2015 erstellt.<br />

3. Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> REHK-Fortschreibung<br />

werden die Zielvorstellungen überprüft.<br />

Hier stehen das regionale Zentrensystem<br />

sowie die Vere<strong>in</strong>barkeit des REHK mit<br />

kommunalen Konzepten auf dem Prüfstand.<br />

4. Den vierten Schwerpunkt bildet das Verfahren<br />

zur Feststellung von „Regionalem<br />

Konsens“. Hierfür werden verschiedene<br />

Prüfkriterien sortiments- bzw. betriebsformspezifisch<br />

angewendet.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Das Verfahren zur Feststellung des „Regionalen<br />

Konsenses“ wird nur für regional bedeutsame<br />

Planvorhaben angewendet. Hierfür gibt<br />

es zwei Prüfverfahren, welche im Vorfeld <strong>der</strong><br />

formellen Beteiligungsverfahren angewendet<br />

werden. Ersteres enthält Prüfkriterien für den<br />

E<strong>in</strong>zelhandel mit weniger als 1 500 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche. In drei Schritten werden<br />

Standort, Tragfähigkeit und Auswirkungen<br />

betrachtet. Das zweite Prüfverfahren<br />

wird für Möbelhäuser und E<strong>in</strong>richtungscenter<br />

verwendet. Hier werden <strong>in</strong> drei Schritten<br />

Standort, Kongruenz und Randsortimente<br />

untersucht.<br />

Sollten nach Abschluss des Prüfverfahrens Bedenken<br />

auftreten, wird das Planverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitskreis erörtert, um diese gegebenenfalls<br />

auszuräumen. Kann e<strong>in</strong> regionaler Konsens<br />

erzielt werden, schließt sich die politische Absicherung<br />

<strong>der</strong> Verfahrensergebnisse an. Kann ke<strong>in</strong><br />

Konsens erzielt werden, werden die Planungen<br />

entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellt, o<strong>der</strong> es wird e<strong>in</strong> formales<br />

Genehmigungsverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Die <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Raum –<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Dreieck<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des demografischen Wandels<br />

Jürgen Lutz, IHK Stade<br />

Anstoß für die Bestandsaufnahme <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> 13)<br />

<strong>der</strong> auch im Elbe-Weser-Raum festzustellende<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Strukturwandel im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel mit Zunahme <strong>der</strong> Verkaufsflächen<br />

bei gleichzeitiger Abnahme kle<strong>in</strong>erer<br />

Märkte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Wandel<br />

im Verbraucherverhalten und <strong>in</strong> den<br />

Standortanfor<strong>der</strong>ungen des Lebensmittel-<br />

E<strong>in</strong>zelhandels,<br />

<strong>der</strong> demografische Trend, <strong>der</strong> für Teilregionen<br />

im IHK-Bezirk Bevölkerungsrückgang<br />

bedeutet,<br />

e<strong>in</strong> Vergleich mit e<strong>in</strong>er früheren Erhebung,<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Diskussion zur <strong>Nahversorgung</strong>.<br />

Grundfragen <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> waren:<br />

Gibt es Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen die wohnortnahe<br />

Grundversorgung nicht o<strong>der</strong> nicht<br />

mehr gesichert ist?<br />

Welche Rolle spielen alternative Handelsformen<br />

wie mobile Händler o<strong>der</strong> Märkte<br />

für die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />

13) Erstellt von Dipl.-Geograf<strong>in</strong> Birte Bolduan als Projekt bei <strong>der</strong><br />

IHK Stade, April 2006<br />

Wie wird sich <strong>der</strong> demografische Wandel<br />

auf die <strong>Nahversorgung</strong> auswirken?<br />

Welche Bevölkerungsgruppen s<strong>in</strong>d eventuell<br />

betroffen?<br />

Welche Erwartungen haben die Kommunen?<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> s<strong>in</strong>d:<br />

Eruierung und Dokumentation <strong>der</strong> Situation<br />

im IHK-Bezirk<br />

Sensibilisierung <strong>der</strong> Kommunen und Unternehmen<br />

für die Situation und den demografischen<br />

Wandel<br />

Handlungsanweisungen und Beispiele im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Veranstaltung zur Vorstellung<br />

<strong>der</strong> <strong>Studie</strong><br />

Methode:<br />

Die Fragebögen wurden per E-Mail an die<br />

Samtgeme<strong>in</strong>den/Geme<strong>in</strong>den verschickt. Aufgrund<br />

des ger<strong>in</strong>gen Rücklaufs (technische<br />

Probleme <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den, E-Mail<br />

wurde „übersehen“), wurde e<strong>in</strong> zweiter Durchlauf<br />

gestartet, bei dem die Fragebögen als<br />

PDF-Dateien o<strong>der</strong> per Post direkt an die zuständigen<br />

Ortsvorsteher bzw. Bürgermeister<br />

gesendet wurden. Diesmal lag <strong>der</strong> Rücklauf<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 45


mit 60 Prozent deutlich höher. Umgerechnet<br />

auf die Gesamtbevölkerung wurde sogar e<strong>in</strong><br />

Anteil von 75 Prozent erreicht.<br />

„Vermarktung“:<br />

<strong>Studie</strong> als Langfassung 14)<br />

Veranstaltung April 2006<br />

Presseveröffentlichungen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> IHK-<br />

Zeitschrift<br />

Vortragsveranstaltung zu ersten Ergebnissen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Workshop-Reihe „<strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> im demografischen Wandel“<br />

am 14. November 2005 <strong>in</strong> Uelzen<br />

Ergebnisse:<br />

1. Demografische Entwicklung: trotz <strong>in</strong>sgesamt<br />

positiver Entwicklung Teilregionen<br />

mit starkem Bevölkerungsrückgang.<br />

2. Altersstruktur: große regionale Unterschiede,<br />

Landkreis Cuxhaven <strong>in</strong>sgesamt<br />

„am ältesten“, Landkreis Rotenburg<br />

(Wümme) am „jüngsten“.<br />

3. Stationäre E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeit: In etwa<br />

e<strong>in</strong>em Drittel (34 Prozent) <strong>der</strong> ausgewerteten<br />

Orte gibt es ke<strong>in</strong>e stationäre<br />

Versorgungse<strong>in</strong>richtung! Zum Vergleich:<br />

1977 waren es 12 Prozent.<br />

4. Die Durchschnittsgröße <strong>der</strong> Orte ohne<br />

Laden hat zugenommen.<br />

5. Große regionale Unterschiede im „Versorgungsdefizit“,<br />

abhängig von <strong>der</strong> Bevölkerungsdichte.<br />

6. In 44 Prozent aller befragten Orte steht<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Bäcker zur Verfügung, gefolgt<br />

von Supermärkten sowie Metzgern.<br />

7. Verstärktes „Ladensterben“ <strong>in</strong> den letzten<br />

fünf Jahren vor allem aufgrund von zu<br />

kle<strong>in</strong>en Flächen und Nachfolgeproblemen.<br />

8. Mobile Händler s<strong>in</strong>d im Kammerbezirk<br />

flächendeckend mit den verschiedensten<br />

Waren vorhanden, den größten Teil machen<br />

dabei Bäcker und Tiefkühlwagen aus.<br />

9. Auch Wochenmärkte brauchen e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>zugsgebiet.<br />

14) IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum (Hrsg.) (2006): Die<br />

<strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Raum. Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Dreieck<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des demografischen<br />

Wandels. Stade<br />

46<br />

10. Insgesamt fühlen sich 64 Prozent <strong>der</strong> befragten<br />

Orte/Ortsteile ausreichend versorgt,<br />

34 Prozent dagegen fühlen sich<br />

nicht ausreichend versorgt.<br />

11. Das Bewusstse<strong>in</strong> für den demografischen<br />

Wandel sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> vielen Kommunen<br />

noch nicht sehr hoch entwickelt zu se<strong>in</strong> –<br />

nur 31 Prozent erwarten konkrete Auswirkungen.<br />

12. Wenig Bewusstse<strong>in</strong> für den demografischen<br />

Wandel – aber wenn, dann Erkenntnis,<br />

dass die Situation vor allem für immobile<br />

Personen schlechter werden wird.<br />

13. Zukünftige Situation: An ke<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de<br />

wird <strong>der</strong> demografische Wandel spurlos<br />

vorübergehen.<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Kammerbezirk <strong>der</strong> IHK Stade: Landkreise<br />

Cuxhaven, Stade, Rotenburg<br />

(Wümme), Osterholz und Verden<br />

Fläche: 6 846,89 qkm<br />

Bevölkerung (30. Juni 2008): 853 714<br />

abgefragt wurden alle Städte,<br />

Samtgeme<strong>in</strong>den und Geme<strong>in</strong>den<br />

sowie ihre Ortsteile und Ortschaften<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Interkommunales Forum für die E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung im Raum<br />

Südstormarn/Herzogtum Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost<br />

Dr. Christoph Krupp, Bezirksamtsleiter Bergedorf<br />

Ziele<br />

Das Interkommunale Forum verfolgt mehrere<br />

e<strong>in</strong>zelhandelsrelevante Ziele. Neben dem<br />

Ausbau <strong>der</strong> zentral-örtlichen Funktion und<br />

<strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehenden Erhöhung <strong>der</strong><br />

Zentralität <strong>der</strong> Region <strong>in</strong>sgesamt sollen<br />

zudem angemessene Versorgungsstrukturen<br />

im periodischen Bedarf geschaffen werden.<br />

Auch die Sicherung und Stärkung <strong>der</strong><br />

Handelslagen (Priorität: Innenstädte, zentra-<br />

Quelle: CIMA Beratung und Management GmbH<br />

le Versorgungsbereiche) sowie die Sicherung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> werden angestrebt.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung dieser Ziele sollen negative<br />

Auswirkungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den<br />

vermieden werden. Die Bewertung <strong>der</strong><br />

Vorhaben erfolgte anhand von quantitativen<br />

(Kennzahlen) und qualitativen Kriterien.<br />

Abgefragt wurden alle Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

sowie ihre Ortsteile und Ortschaften.<br />

Verfahrensablauf (siehe Abb.)<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 47


Bisherige Bilanz (Stand Februar 2009)<br />

Untersuchte E<strong>in</strong>zelhandelsvorhaben<br />

gemeldete Vorhaben: 14<br />

Kurzprüfungen <strong>in</strong>sgesamt: 14<br />

mit positivem Bescheid: 8<br />

mit negativem Bescheid: 3<br />

Mo<strong>der</strong>ationsrunden <strong>in</strong>sgesamt: 6<br />

(davon 3 Mo<strong>der</strong>ationsrunden mit<br />

positivem Ausgang)<br />

E<strong>in</strong>igung: 6<br />

Dissens: 0<br />

bisher notwendige Verträglichkeitsgutachten:<br />

1<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Vorhabengeme<strong>in</strong>de<br />

gegen die Empfehlung des Forums: 0<br />

durchschnittliche Dauer bis zum<br />

Abschluss e<strong>in</strong>es Vorhabens: 30 Tage<br />

48<br />

Ergebnisse<br />

Es werden ke<strong>in</strong>e Vorhaben realisiert, die negative<br />

Auswirkungen auf die Nachbargeme<strong>in</strong>den<br />

erwarten lassen. Die Vorhaben s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs teilweise kritisch für die Entwicklung<br />

des eigenen Zentrums zu beurteilen.<br />

Vorteile<br />

Die Vorteile <strong>der</strong> beschriebenen Vorgehensweise<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühzeitigen Information,<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung und E<strong>in</strong>ordnung des Vorhabens,<br />

<strong>der</strong> Beschleunigung <strong>der</strong> Entscheidung<br />

und <strong>der</strong> Vertrauensbildung zu sehen. Zudem<br />

wird so e<strong>in</strong> laufen<strong>der</strong> Überblick über die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelslandschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region erreicht.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Workshop 4:<br />

Was können Wohnungsunternehmen zur Aufwertung von<br />

Wohnquartieren im Bereich <strong>Nahversorgung</strong> tun?<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />

Im Workshop 4 wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen,<br />

welche Handlungsoptionen die Wohnungswirtschaft<br />

hat, um <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong><br />

zentralen Bereichen zu stärken. Im Mittelpunkt<br />

steht die Qualität des Wohnumfeldes<br />

<strong>der</strong> eigenen Bestände, die von <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>ssituation<br />

stark bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

Beispielhaft werden die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

DOGEWO, <strong>der</strong> BVE (TaLa-Treff Nor<strong>der</strong>stedt)<br />

und <strong>der</strong> SAGA GWG vorgestellt.<br />

In allen Beispielen s<strong>in</strong>d die Wohnungsunternehmen<br />

aktiv geworden, um <strong>der</strong> Destabilisierung<br />

gewachsener Zentren als Mittelpunkt<br />

ihrer Bestände entgegenzuwirken. Das Beispiel<br />

des Schnelsen-Süd-Centers zeigt, dass<br />

auch an e<strong>in</strong>em leer gefallenen Standort Aktivitäten<br />

erfolgreich se<strong>in</strong> können. Hier leistete<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />

professionelle Unterstützung.<br />

Die Wohnungsunternehmen engagieren sich<br />

über ihre normalen Arbeitsfel<strong>der</strong> h<strong>in</strong>aus. Sie<br />

erreichen deutlich sichtbar die Verbesserung<br />

des Wohnumfelds und damit die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Mieterzufriedenheit, letztlich auch<br />

<strong>der</strong> Rentabilität ihrer Bestände. Doch ist <strong>der</strong><br />

Gew<strong>in</strong>n im Gegensatz zum konkreten Aufwand<br />

nur schwer messbar. Gefragt s<strong>in</strong>d also<br />

engagierte Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft,<br />

die über den Tellerrand blicken und<br />

den Aufwand gegenüber an<strong>der</strong>en (z. B. Genossenschaftsvertretern,<br />

traditionellem Bestandsmanagement)<br />

rechtfertigen können.<br />

Die Handlungsoptionen s<strong>in</strong>d vielfältig, es geht<br />

darum, zu agieren statt zu reagieren:<br />

Kontakt zum Handel aufnehmen:<br />

Die Kontaktaufnahme mit dem Handel ist<br />

<strong>der</strong> erste wichtige Schritt. Es geht darum,<br />

Probleme und Perspektiven frühzeitig<br />

wahrzunehmen, um die Aufgabe bzw. das<br />

Leerfallen von Standorten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Etablierte Kooperationsbeziehungen zwischen<br />

Handel und Wohnungswirtschaft<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs bisher noch eher selten.<br />

Aktive Ansiedlungspolitik/<br />

Standortvermarktung:<br />

Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass die<br />

Wohnungswirtschaft ihre Standorte aktiv<br />

vermarkten sollte.<br />

Räume schaffen, Sanierung und<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung:<br />

Die vorhandenen Gebäude und Räume <strong>der</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> müssen zeitgemäß se<strong>in</strong><br />

und den heutigen Bedürfnissen entgegenkommen.<br />

Bedarfsanalyse/Befragung:<br />

Zur Standortentwicklung können gegebenenfalls<br />

auch Mieterbefragungen <strong>der</strong> den<br />

E<strong>in</strong>zelhandel ergänzenden sozialen Angebote<br />

wichtige Anhaltspunkte liefern.<br />

Market<strong>in</strong>g/Interessengeme<strong>in</strong>schaften/<br />

soziale Dienstleister:<br />

Das Wohnungsunternehmen kann koord<strong>in</strong>ierende<br />

Funktionen übernehmen, wenn es<br />

darum geht, e<strong>in</strong>e Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />

aufzubauen, um den Standort zu vermarkten<br />

und zu profilieren.<br />

Die Fülle <strong>der</strong> Handlungsoptionen kann von<br />

größeren Wohnungsunternehmen möglicherweise<br />

leichter abgedeckt werden. In Quartieren<br />

mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>teiligen Eigentümerstruktur<br />

kommt schließlich <strong>der</strong> Kommune mit <strong>der</strong><br />

Unterstützung von Aktivitäten im Bereich<br />

Quartiersmanagement o<strong>der</strong> dem neuen Instrument<br />

<strong>der</strong> Hous<strong>in</strong>g Improvement Districts<br />

(HID) e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu. Dabei sollte die<br />

Wohnungswirtschaft als wichtiger Partner<br />

für die Stabilisierung von Zentren und zur<br />

Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Rolle spielen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 49


Standortsicherung durch <strong>Nahversorgung</strong> – e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

von Wohnungsunternehmen?<br />

Volker Ruiters, DOGEWO, Dortmund<br />

Auf den ersten Blick ist die <strong>Nahversorgung</strong><br />

ke<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen.<br />

Wie <strong>der</strong> Name schon sagt, erstreckt sich das<br />

Aufgabenfeld vorwiegend auf die Vermietung<br />

von Wohnungen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht aufgrund<br />

<strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> Menschen ebenfalls<br />

ke<strong>in</strong>erlei Anlass, sich hierum zu kümmern.<br />

Längere Wege zu attraktiven E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

werden e<strong>in</strong>fach mit dem Auto zurückgelegt.<br />

Vollsortimenter und Discounter benötigen<br />

viel Platz für die Verkaufsfläche, aber<br />

auch im Außenbereich werden große Flächen<br />

benötigt. Im vorhandenen Bestand können diese<br />

Voraussetzungen oft nicht erfüllt werden. In<br />

diesen Fällen ergibt sich hieraus also ke<strong>in</strong> Ansatzpunkt<br />

für die Wohnungsunternehmen.<br />

Aber vielleicht wäre das doch etwas zu kurz<br />

gedacht. Was ist, wenn es uns nicht mehr<br />

möglich ist, Auto zu fahren? Muss dann die<br />

Lebensqualität leiden? Ist gar e<strong>in</strong> Umzug aus<br />

dem geliebten Wohngebiet nötig?<br />

Unter dem Aspekt e<strong>in</strong>er ökonomischen Bewirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Wohnungsbestände wird<br />

die Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> für die<br />

Wohnungsunternehmen doch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

wichtiges Thema. Ohne <strong>Nahversorgung</strong> s<strong>in</strong>d<br />

Bewohner möglicherweise gezwungen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>es, besser versorgtes Quartier zu ziehen.<br />

Dies könnte die Siedlungsstruktur tangieren.<br />

Wenn wir das Negativszenario weiterentwickeln,<br />

ersche<strong>in</strong>en vor unserem geistigen<br />

Auge Geisterstädte <strong>in</strong> den unterversorgten<br />

TaLa-Treff <strong>in</strong> Nor<strong>der</strong>stedt<br />

Peter F<strong>in</strong>ke, Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />

In den 60er-Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

hat <strong>der</strong> Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den (BVE)<br />

damit begonnen, sich stark im heutigen Nor<strong>der</strong>stedt<br />

zu engagieren. Begonnen wurde mit<br />

50<br />

Bereichen. Das ist und kann nicht das Ziel<br />

e<strong>in</strong>er auf Langfristigkeit ausgerichteten<br />

Unternehmensstrategie se<strong>in</strong>. Aber auch aus<br />

kommunalpolitischer Sicht wäre e<strong>in</strong> solcher<br />

Zustand nicht erstrebenswert.<br />

Wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die direkte<br />

E<strong>in</strong>flussnahme von Wohnungsunternehmen<br />

nicht so gut s<strong>in</strong>d, was können sie denn dann<br />

tun?<br />

Die Wohnungsunternehmen haben sich auch<br />

schon früher, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den 50er- und<br />

60er-Jahren, mit dem Thema <strong>Nahversorgung</strong><br />

beschäftigt. Se<strong>in</strong>erzeit wurden <strong>in</strong> die Siedlungen<br />

Gewerbeflächen <strong>in</strong>tegriert, die die<br />

Mieter mit allem versorgten, was täglich an<br />

Lebensmitteln benötigt wurde.<br />

Es bestehen durchaus Möglichkeiten. E<strong>in</strong>erseits<br />

ist zu prüfen, ob Vollsortimenter nicht <strong>in</strong><br />

vorhandenen Flächen untergebracht werden<br />

o<strong>der</strong> Baulandreserven aktiviert werden können.<br />

Dies ist jedoch nicht ohne die Bewältigung<br />

von diversen Herausfor<strong>der</strong>ungen möglich.<br />

An<strong>der</strong>erseits stellt sich die Frage, ob und<br />

wo gegebenenfalls kle<strong>in</strong>e Geschäfte neu angesiedelt<br />

werden können.<br />

Bestehen ke<strong>in</strong>e Ansiedlungsmöglichkeiten, dann<br />

s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e Lösungen gefragt. Letztlich ist<br />

festzuhalten, dass es ke<strong>in</strong>e Patentlösungen gibt.<br />

Für die Wohnungswirtschaft bestehen jedoch<br />

Handlungsoptionen, die es zu nutzen gilt.<br />

dem Bau des Wohngebietes Glashütte (Tangstedter<br />

Landstraße) mit rund 600 Wohnungen<br />

und e<strong>in</strong>em <strong>Nahversorgung</strong>szentrum mit<br />

16 Läden, Restaurant, Post, Apotheke, Super-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


TaLa-Treff <strong>in</strong> den 1980er-Jahren<br />

Foto: Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />

markt etc. Weitere Investoren im nahen Umfeld<br />

mit Wohnbauten waren z. B. die Allianz,<br />

die Adlershorst eG und das Wohnungsunternehmen<br />

Plambeck.<br />

Das E<strong>in</strong>kaufszentrum an <strong>der</strong> Tangstedter<br />

Landstraße entsprach damaligen Käuferwünschen<br />

und -verhalten sowie dem damaligen<br />

Angebot an Nah- und „Fernversorgung“.<br />

Schleichende Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angebots-,<br />

aber vor allem <strong>der</strong> Nachfragestruktur<br />

(z. B. durch den Bau des Herold-Centers <strong>in</strong><br />

Garstedt) sowie e<strong>in</strong>e wachsende Mobilität <strong>der</strong><br />

Bürger und das Aufkommen <strong>der</strong> Discounter<br />

(Verän<strong>der</strong>ungen im Preisbewusstse<strong>in</strong>) stellten<br />

den BVE vor die Frage nach e<strong>in</strong>em zeitgemäßen<br />

Umgang mit dem <strong>Nahversorgung</strong>szentrum.<br />

Hierbei s<strong>in</strong>d nicht zuletzt auch die<br />

kommenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bevölkerungszusammensetzung<br />

und die damit e<strong>in</strong>hergehende<br />

älter werdende Gesellschaft, auch<br />

des BVE-Bewohnerstamms, zu berücksichtigen.<br />

Nach etwa 30 Jahren war die Ladenzeile<br />

optisch, technisch und <strong>in</strong>haltlich veraltet.<br />

Maßnahmen<br />

Im Jahr 2001 begann die bauliche Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

mit den ansässigen sowie <strong>in</strong>teressierten<br />

Mietparteien. Neben diesen architektonischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen wurden zwei wesentliche D<strong>in</strong>ge<br />

partnerschaftlich <strong>in</strong> Angriff genommen:<br />

Anteilige, sensible Optimierung des Branchenmixes<br />

Gründung e<strong>in</strong>er Werbegeme<strong>in</strong>schaft (auch<br />

mit externen Mitglie<strong>der</strong>n aus benachbarten<br />

Ladenflächen); regelmäßige geme<strong>in</strong>same<br />

Aktivitäten; Anzeigenaktionen usw.<br />

TaLa-Treff heute<br />

Der Umbau und die neuen Inhalte des <strong>Nahversorgung</strong>szentrums<br />

haben sich bewährt; es<br />

ist voll vermietet.<br />

Ausblick<br />

Es zeigt sich e<strong>in</strong>e weiterh<strong>in</strong> steigende Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbssituation, welche<br />

vor allem durch weitere Discounter sowie e<strong>in</strong><br />

erst kürzlich fertiggestelltes <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />

(Moorbekpassage) <strong>in</strong> relativer Nähe<br />

vorangetrieben wird.<br />

Auch weitere Planungen, das Herold-Center<br />

zu vergrößern, Ideen zu e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />

Gewerbestandort am Hummelsbütteler Ste<strong>in</strong>damm,<br />

die noch immer wachsende Mobilität<br />

und <strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehende Wunsch, an<strong>der</strong>e<br />

E<strong>in</strong>kaufsziele, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im <strong>Hamburg</strong>er<br />

Norden, zu erreichen (AEZ-Erweiterung) und<br />

e<strong>in</strong>e drohende Abwan<strong>der</strong>ung, z. B. des Frequenzbr<strong>in</strong>gers<br />

Post, stellen den Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Elbgeme<strong>in</strong>den und die Mietergeme<strong>in</strong>schaft<br />

vor neue Aufgaben. Geme<strong>in</strong>sam werden wir<br />

auch diese lösen und uns <strong>der</strong> Zukunft stellen.<br />

Homepage <strong>der</strong> Werbegeme<strong>in</strong>schaft<br />

Foto: Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 51


Vom Leerstand zum Schnelsen-Süd-Center<br />

Harald Schulze, GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />

Als im September 2005 nach dem Lebensmittelhändler<br />

auch noch <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

„Zwergenland“ auszog, hatte die SAGA GWG<br />

e<strong>in</strong> Leerstandsproblem. Nicht nur <strong>der</strong> Leerstand<br />

von 457 Quadratmetern Gewerbefläche<br />

und dazu ke<strong>in</strong>e aussichtsreiche Perspektive<br />

für e<strong>in</strong>e zukünftige Nutzung waren e<strong>in</strong> Problem,<br />

son<strong>der</strong>n viel schwerer wog, dass damit<br />

die <strong>Nahversorgung</strong> für die Bewohner des<br />

Quartiers verloren g<strong>in</strong>g.<br />

Immerh<strong>in</strong> haben wir am Standort 558 öffentlich<br />

geför<strong>der</strong>te Wohnungen, die Mitte <strong>der</strong> 70er-<br />

Jahre gebaut wurden und <strong>in</strong> denen rund 1 900<br />

Menschen leben. Mit 35 Prozent K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen lebt e<strong>in</strong> hoher Anteil junger Bewohner<br />

im Wohnquartier, während die Gruppe<br />

<strong>der</strong> Senioren mit 6,8 Prozent eher unterrepräsentiert<br />

ist. Dabei ist die Kaufkraft im Quartier<br />

wegen <strong>der</strong> sozialen Struktur eher ger<strong>in</strong>g.<br />

Diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen im Wohnquartier<br />

und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e Trend im Käuferverhalten<br />

führten dazu, dass die Bewohner überwiegend<br />

ihre Versorgung<br />

<strong>in</strong> den Supermärkten und bei Discountern<br />

an <strong>der</strong> Holste<strong>in</strong>er Chaussee gedeckt haben<br />

und<br />

nur noch die Restversorgung am Graf-Johann-Weg<br />

stattfand.<br />

Das ist für die jüngeren, mobilen Bewohner<br />

mit E<strong>in</strong>kommen ke<strong>in</strong> Problem. Den wöchentlichen<br />

E<strong>in</strong>kauf tätigen sie mit ihrem Auto bei<br />

den bekannten Handelsketten, die <strong>in</strong> kürzester<br />

Entfernung erreicht werden können. An<strong>der</strong>s<br />

stellt sich die Situation bei den weniger<br />

mobilen Bewohnern dar, die auf kurze Wege<br />

für ihren täglichen Bedarf angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Für diesen Bewohnerkreis war damit ke<strong>in</strong>e<br />

<strong>Nahversorgung</strong> mehr vorhanden.<br />

Parallel zu unseren eigenen Überlegungen für<br />

die Zukunft des Standortes haben sich auch<br />

die Bewohner des Stadtteils <strong>in</strong> ihren Gremien<br />

Gedanken gemacht. So entstand <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Wunsch,<br />

52<br />

am Standort <strong>Nahversorgung</strong> anzubieten und<br />

Existenzgrün<strong>der</strong>n aus dem Wohnquartier<br />

e<strong>in</strong>e Chance zu geben.<br />

Relativ schnell wurde e<strong>in</strong> Konzept entwickelt,<br />

das vorsah, die vorhandenen Flächen umzugestalten,<br />

damit kle<strong>in</strong>ere Gewerbeflächen für<br />

e<strong>in</strong>zelne Existenzgrün<strong>der</strong> geschaffen werden.<br />

Als Grundvoraussetzungen ergeben sich:<br />

Es muss e<strong>in</strong> Gewerbemix gefunden werden,<br />

<strong>der</strong> auf die Bedürfnisse des Wohnquartiers<br />

abgestimmt ist.<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen festgelegt<br />

werden.<br />

Die Partner für die Existenzgründung müssen<br />

gefunden werden.<br />

Dieser Prozess wurde geme<strong>in</strong>sam von <strong>der</strong><br />

Lawaetz-Stiftung, die im Stadtteil als Quartiersentwickler<br />

tätig ist, Unternehmer ohne<br />

Grenzen e. V. für die Begleitung und Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Existenzgrün<strong>der</strong> sowie von uns<br />

als Vermieter <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

Architekten Rolf Kirsch, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> planerischen<br />

Umsetzung beauftragt wurde, erarbeitet.<br />

Im ersten Schritt wurde festgelegt, dass die<br />

künftigen Mietflächen nicht zu groß geplant<br />

werden, um das Kostenrisiko für die künftigen<br />

Mieter überschaubar zu halten und e<strong>in</strong>e<br />

breite Angebotspalette anbieten zu können.<br />

Folgende Nutzungen wurden festgelegt:<br />

Lebensmittel/Obst und Gemüse<br />

Bäcker<br />

Kiosk<br />

Friseur<br />

Mögliche Ergänzung um:<br />

Internet-Café<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

Altenbetreuung<br />

weitere Dienstleistungen – Beratungszentrum<br />

für alle sozialen Angebote<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


<strong>Nahversorgung</strong>sangebot im Schnelsen-Süd-Center<br />

Foto: GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />

Realisiert wurde folgen<strong>der</strong> Nutzungsmix:<br />

Bäcker und Café<br />

Än<strong>der</strong>ungsschnei<strong>der</strong>ei mit Re<strong>in</strong>igungsannahme<br />

Kiosk mit Lotto-/Toto-Annahmestelle<br />

Lebensmittel, Obst und Gemüse<br />

Beratungszentrum<br />

Von unserer Vermieterseite wurden für die<br />

künftigen Verträge folgende Eckdaten festgelegt:<br />

ger<strong>in</strong>ge Anfangsmiete von drei Euro/m²<br />

netto-kalt zuzüglich Nebenkosten<br />

Zielmiete über Staffelmietvere<strong>in</strong>barung<br />

auf acht Euro/m² netto-kalt nach acht<br />

Jahren<br />

feste Vertragslaufzeit von acht Jahren<br />

Kaution: drei Bruttomieten<br />

Begleitung und Betreuung <strong>der</strong><br />

Existenzgrün<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> dafür<br />

qualifiziertes Unternehmen<br />

Vom Bezirksamt E<strong>in</strong>büttel wurde zugesagt,<br />

dass die nötigen Umbaukosten zu 50 Prozent<br />

geför<strong>der</strong>t und übernommen werden.<br />

Der nächste Schritt bestand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop,<br />

zu dem Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />

alle Beteiligten und <strong>in</strong>teressierte Existenzgrün<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>lud. Dort wurde das Projekt<br />

vorgestellt und die Erwartungen an die Existenzgrün<strong>der</strong><br />

formuliert:<br />

Erstellung e<strong>in</strong>es Betreiberkonzeptes und<br />

e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>anzierungskonzeptes<br />

Bäckerei und Café im Schnelsen-Süd-Center<br />

Foto: GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />

Unternehmer ohne Grenzen e. V. steht für<br />

die Begleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitungsphase,<br />

während <strong>der</strong> Umsetzung und im laufenden<br />

Betrieb zur Verfügung.<br />

Nach Prüfung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen<br />

wurde geme<strong>in</strong>sam <strong>der</strong> Gewerbemix festgelegt,<br />

die künftigen Partner für die Gewerbeflächen<br />

ausgewählt und zusammen mit dem<br />

Architekten Kirsch die Planung des Objektes<br />

vollzogen.<br />

In <strong>der</strong> Bauphase hat es e<strong>in</strong>en regen Informationsaustausch<br />

zwischen allen Beteiligten<br />

gegeben, sodass im Mai 2007 die feierliche<br />

Eröffnung im Rahmen e<strong>in</strong>er sehr netten<br />

Veranstaltung stattf<strong>in</strong>den konnte.<br />

Wie immer zum Schluss die Frage, was das<br />

Ganze gekostet hat:<br />

Gesamtbaukosten: 484 000 Euro<br />

Zuschuss Bezirksamt Eimsbüttel: 215 000<br />

Euro<br />

Resümierend ist festzuhalten, dass es sich um<br />

e<strong>in</strong> geglücktes Projekt handelt, von dem alle<br />

Beteiligten profitieren.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 53


Podiumsdiskussion:<br />

Konsequent und kooperativ – öffentliche und private Akteure<br />

für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

– Edgar Goedecke, Samtgeme<strong>in</strong>debürgermeister <strong>der</strong> Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />

– Dr. Wolfgang Grimme, Landrat des Kreises P<strong>in</strong>neberg<br />

– Willi Hoppenstedt, Vorstandsmitglied SAGA GWG<br />

– Dr. Christoph Krupp, Bezirksamtsleiter Bergedorf<br />

– Cord Wöhlke, Geschäftsführer <strong>der</strong> Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG, <strong>Hamburg</strong><br />

In <strong>der</strong> Abschlussdiskussion wurde deutlich,<br />

dass die Stärkung <strong>der</strong> Zentren und die Sicherung<br />

<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e vielfältige Aufgabe<br />

ist, die <strong>der</strong> Kooperation verschiedener<br />

Akteure bedarf. Insbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

und <strong>der</strong> „Renaissance <strong>der</strong> Stadt“ wird das<br />

Thema <strong>Nahversorgung</strong> und Zentrensicherung<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />

Vor allem die Frage, wie bessere Strukturen<br />

an schwierigen Standorten geschaffen werden<br />

können, erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e bessere Abstimmung<br />

zwischen E<strong>in</strong>zelhandel, Projektentwicklung,<br />

Wohnungswirtschaft, öffentlicher<br />

Verwaltung und Politik.<br />

Wichtige Maßnahmen für die Zentren- und<br />

<strong>Nahversorgung</strong>ssicherung s<strong>in</strong>d die Aufwertung<br />

des öffentlichen Raums <strong>in</strong> den Zentren,<br />

die Qualifizierung <strong>der</strong> bestehenden Zentren<br />

für mo<strong>der</strong>ne Betriebsformen und damit e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Beachtung <strong>der</strong> Standortanfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Handels sowie die Initiierung von<br />

54<br />

Interessen- und Standortgeme<strong>in</strong>schaften<br />

(wie BID o<strong>der</strong> NID). Aufseiten des Handels<br />

und <strong>der</strong> Projektentwicklung ist e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den <strong>in</strong>tegrierten<br />

Standorten erfor<strong>der</strong>lich. Die Entwicklung<br />

<strong>in</strong>novativer Betriebskonzepte für <strong>in</strong>tegrierte<br />

Standorte (z. B. Convenienceshops o<strong>der</strong> Markthallen),<br />

wie sie von e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen<br />

bereits praktiziert werden, ist<br />

weiter zu forcieren. E<strong>in</strong>e Voraussetzung ist<br />

die auch von Teilen des Handels gefor<strong>der</strong>te<br />

konsequente Anwendung <strong>der</strong> Bauleitplanung<br />

zur E<strong>in</strong>schränkung des Flächenwachstums an<br />

nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten.<br />

Handlungsbedarf wurde vom Podium auch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärkeren <strong>in</strong>terkommunalen Kooperation<br />

gesehen. Die Abstimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

sollte über die Ebene <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>weg auf den kommunalen Ebenen fortgesetzt<br />

werden, z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärker formalisierten<br />

Kooperation zwischen den <strong>Hamburg</strong>er<br />

Bezirken und den angrenzenden<br />

Kommunen.<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Teilnehmer<br />

KazIm AbacI,<br />

Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />

Christoph Adam,<br />

Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Meike Albers,<br />

CIMA Stadtmarket<strong>in</strong>g GmbH<br />

Dennis Barth,<br />

Procom Invest GmbH & Co. KG<br />

Andreas Bartmann,<br />

Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Ralf Beckmann,<br />

Stadt + Handel<br />

Mone Böcker,<br />

raum + prozess kooperative<br />

planung und stadtentwicklung<br />

Boris Böhm,<br />

Dr. Lademann & Partner GmbH<br />

Torben Breuker,<br />

Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />

Margarete Bröskamp,<br />

BÖAG Beteiligungs AG<br />

Frithjof Büttner,<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />

Amt für Landes- und Landschaftsplanung<br />

Wilhelm Cloppenburg,<br />

Entwicklungsgesellschaft Nor<strong>der</strong>stedt mbH<br />

Marcus Czerwionka,<br />

BBE Unternehmensberatung GmbH<br />

Horst Dammasch,<br />

Pressebüro<br />

Michael Diegel,<br />

Stadt Buxtehude<br />

Fachgruppe Stadt- und Landschaftsplanung<br />

Beate Dom<strong>in</strong>,<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium Schleswig-Holste<strong>in</strong>,<br />

Abt. Landesplanung<br />

Lars Dücker,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />

Silke Edelhoff,<br />

raum + prozess kooperative<br />

planung und stadtentwicklung<br />

Frank Eisoldt,<br />

ews group GmbH<br />

Bernd Enge,<br />

Niemersze<strong>in</strong> & Co.<br />

He<strong>in</strong>z Evers,<br />

Bezirksamt Altona<br />

Peter F<strong>in</strong>ke,<br />

Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />

Theodor Floreth,<br />

REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />

Marc Föhrer,<br />

Stadt + Handel<br />

Matthias Fr<strong>in</strong>ken,<br />

selbstständiger Stadtplaner<br />

Andreas Fuchs,<br />

Fressnapf Tiernahrungs GmbH<br />

Lothar Geißler,<br />

Fahrzeugwerk Borco-Höhns GmbH & Co. KG<br />

Lothar Giesler,<br />

Landkreis Stade<br />

Oliver Gietemann,<br />

Grossmann & Berger GmbH<br />

Klaus Goede,<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium des<br />

Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Edgar Goedecke,<br />

Bürgermeister <strong>der</strong><br />

Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />

Dr. Wolfgang Grimme,<br />

Landrat des Kreises P<strong>in</strong>neberg<br />

Ursula Groß,<br />

Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Mitte,<br />

Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />

Anke Gütschow,<br />

Bezirksamt Eimsbüttel<br />

Ernst Hansen,<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium des Landes Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong><br />

Petra Henze,<br />

LoWi – Büro für Lokale Wirtschaft<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 55


Ramona H<strong>in</strong>kel,<br />

Bezirksamt Harburg,<br />

Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung<br />

Hans-Helmut Hoche,<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />

Landesplanungsamt<br />

Hanne Hölter,<br />

Guleke + Partner Horneburg<br />

Willi Hoppenstedt,<br />

SAGA GWG<br />

Bernd Horst,<br />

IHK zu Lübeck<br />

L<strong>in</strong>da Hoß-Rickmann,<br />

Geme<strong>in</strong>de Halstenbek<br />

Cornelia Jacobi,<br />

Bezirksamt Wandsbek<br />

Ulf Kalkmann,<br />

Vere<strong>in</strong> zur För<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>zelhandels e. V.<br />

Kai-Uwe Kiehne,<br />

BÖAG Beteiligungs AG<br />

Mechtild Kievenheim-Proeger,<br />

Landkreis Cuxhaven<br />

Marco Kittendorf,<br />

REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />

Daniel Köhn,<br />

OBI Real Estate AG<br />

Ralph König,<br />

REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />

Michael Kothe,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />

Michael Koza,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />

Peter Kranzhoff,<br />

Cappel + Partner,<br />

Architektur und Stadtplanung<br />

Jutta Kricheldorff,<br />

Stadt Gl<strong>in</strong>de, Stadtplanung<br />

Prof. Dr. Thomas Krüger,<br />

HafenCity Universität<br />

Dr. Christoph Krupp,<br />

Bezirksamt Bergedorf<br />

Frank Kruse,<br />

REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />

56<br />

Nad<strong>in</strong>e Kruse,<br />

Entwicklungsgesellschaft Nor<strong>der</strong>stedt mbH<br />

Michael Lange,<br />

PLUS BAU Projektentwicklungs GmbH<br />

Klaus Lange,<br />

Bezirksamt Eimsbüttel<br />

Maik L<strong>in</strong>demann,<br />

raum + prozess kooperative<br />

planung und stadtentwicklung<br />

Mathias L<strong>in</strong>tl,<br />

üNN GmbH/KuBaSta e. V.<br />

Erik Lorenz,<br />

Kaufland Dienstleistung GmbH und Co. KG<br />

Jürgen Lutz,<br />

IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum<br />

Ulrike Maier,<br />

Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />

Michael Mathe,<br />

Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Mitte,<br />

Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />

Klaus Mens<strong>in</strong>g,<br />

CONVENT Planung und Beratung GmbH<br />

Lars Merschmann,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />

Hans-Joachim Mlynkiewicz,<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung, Berl<strong>in</strong><br />

Annette Mojik-Schneede,<br />

Stadt Buxtehude Stadtplanungsamt<br />

Matthias Müller,<br />

raum + prozess kooperative<br />

planung und stadtentwicklung<br />

Kathar<strong>in</strong>a Nagel,<br />

Bezirksamt Eimsbüttel<br />

Tobias Neumann,<br />

Stadt Lüneburg, Stadtplanung<br />

Hendrik Nöcker,<br />

Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />

Thomas Nordmann,<br />

Universität Osnabrück<br />

Jens Nyhues,<br />

Stadt + Handel<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Detlef Palm,<br />

Bürgermeister Stadt Re<strong>in</strong>bek<br />

Oliver Panz,<br />

Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Nord,<br />

Fachamt Stadt- u. Landschaftsplanung<br />

Marit Pe<strong>der</strong>sen,<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

Jörg He<strong>in</strong>rich Penner,<br />

Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt<br />

Michael Pistorius,<br />

Verband Norddeutscher<br />

Wohnungsunternehmen e. V.<br />

Anette Quast,<br />

polis aktiv,<br />

Stadterneuerung und Mo<strong>der</strong>ation<br />

Hauke Rahner,<br />

HSH Nordbank AG<br />

Uwe Reh<strong>der</strong>s,<br />

Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Gl<strong>in</strong>de<br />

Ulrike Rehr,<br />

Dr. Lademann & Partner GmbH<br />

Andreas Rieper,<br />

GfK GeoMarket<strong>in</strong>g GmbH<br />

Frauke R<strong>in</strong>sch,<br />

steg Stadterneuerungs- und<br />

Stadtentwicklungsgesellschaft <strong>Hamburg</strong><br />

Thorsten Rohe,<br />

Institut für City Broker<strong>in</strong>g Management<br />

S<strong>in</strong>a Rohlw<strong>in</strong>g,<br />

raum + prozess kooperative<br />

planung und stadtentwicklung<br />

Julia Rollwage,<br />

CIMA Stadtmarket<strong>in</strong>g GmbH<br />

Volker Ruiters,<br />

DOGEWO<br />

Frank Sass,<br />

TEG Nord mbH<br />

Christiane Scharpf,<br />

BulwienGesa AG<br />

Dipl.-Ing. Uwe Schell,<br />

Stadt Quickborn<br />

Ulrich Schenck,<br />

Johann Daniel Lawaetz-Stiftung<br />

Dirk Schlund,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Wenzendorf<br />

Daniela Schmidt,<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />

Amt für Landes- und Landschaftsplanung<br />

Mart<strong>in</strong> Schmitz,<br />

Amt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />

Burkhard Schmütz,<br />

LEG Landesentwicklungsgesellschaft<br />

Axel Schneede,<br />

Bezirksamt Bergedorf Stadtplanung<br />

Anne Sab<strong>in</strong> Schnei<strong>der</strong>,<br />

ING Real Estate Germany GmbH<br />

Ramona Schnepf,<br />

Wolfsburg Market<strong>in</strong>g GmbH<br />

Bernd Schnier,<br />

Bezirksamt Altona<br />

He<strong>in</strong>er Schote,<br />

Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

Dr. Dorothea Schreiber,<br />

Behörde für Bildung und Sport<br />

Anna Schreibmüller,<br />

Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />

Ilse Schultz,<br />

Bezirksamt Wandsbek<br />

Harald Schulze,<br />

GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />

Achim Selk,<br />

HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />

Dr. Jochen Stau<strong>der</strong>,<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsverband Hessen-Nord e. V.<br />

Matthias Stiller,<br />

Industrie und Handelskammer zu Dortmund<br />

Henrik Stohr,<br />

HafenCity Universität – Institut für<br />

Stadt- und Regionalökonomie /-soziologie<br />

Henrik Strate,<br />

BID-Initiative Rissen<br />

Glen Streckwaldt,<br />

HSH Nordbank AG<br />

Bett<strong>in</strong>a Sulicki,<br />

Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 57


Wilfried Thal,<br />

Landesverband des Ambulanten Gewerbes<br />

und <strong>der</strong> Schausteller e. V.<br />

Jens Tödter,<br />

Stadt Lüneburg,<br />

Fachbereich Stadtentwicklung<br />

Elke Tramm, Geme<strong>in</strong>de Halstenbek<br />

Stefan Tressl, Bezirksamt Wandsbek<br />

Manfred Trümper,<br />

Behörde für Wirtschaft und Arbeit<br />

Monika Walther,<br />

HafenCity Universität – Institut Städtebau<br />

und Quartiersentwicklung<br />

Timo Weiland,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />

Thomas We<strong>in</strong>ert,<br />

Planungsbüro We<strong>in</strong>ert<br />

Gerhard Wittke,<br />

steg <strong>Hamburg</strong><br />

58<br />

Cord Wöhlke,<br />

Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />

Roman Wolf,<br />

Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Wenzendorf<br />

Dr. Leif-Erik Wollenweber,<br />

Industrie- und Handelskammer zu Lübeck<br />

Thomas Zacharias,<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />

Michael Ze<strong>in</strong>ert,<br />

IHK Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Volker Ziedorn,<br />

<strong>Hamburg</strong><br />

Nico Zorn,<br />

HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />

Heike Zuhse,<br />

Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />

Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>)<br />

Gaby Zunke,<br />

coop eG<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>


Literatur<br />

Beckmann, Ralf M.; Böcker, Mone;<br />

L<strong>in</strong>demann, Maik; Nyhues, Jens (2007):<br />

<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />

Zentrenentwicklung. Aktuelle Modelle,<br />

Strategien und Konzepte gegen<br />

wegbrechende Handels- und<br />

Dienstleistungsnutzungen.<br />

<strong>DSSW</strong>-Leitfaden. Berl<strong>in</strong><br />

Beckmann, Ralf (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als<br />

Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. In: Planer<strong>in</strong><br />

3/2007. Berl<strong>in</strong><br />

Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.)<br />

(2006): <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten.<br />

Berl<strong>in</strong>, S. 35<br />

Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />

Wirtschaft (Hrsg.) (2007): <strong>Nahversorgung</strong><br />

als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong><br />

Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />

Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>) (Hrsg.) (2007):<br />

<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />

Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong><br />

Deutscher Städtetag (Hrsg.) (2005):<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Städten. Aktuelle<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Handlungsempfehlungen. Arbeitspapiere<br />

des Deutschen Städtetages. Köln<br />

Float<strong>in</strong>g, Holger; Henckel, Dietrich (2003):<br />

Jobnomaden, Schwarzarbeiter und<br />

arabische Pizzabäcker – „Zukünfte“<br />

städtischer Arbeitsmärkte. In: Deutsche<br />

Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />

42/2003<br />

Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde<br />

für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Hrsg.) (2007): Räumliches Leitbild.<br />

Entwurf. <strong>Hamburg</strong><br />

Hahn-Gruppe (Hrsg.) (2007): Retail Real<br />

Estate Report – Germany 2007/2008.<br />

Bergisch-Gladbach<br />

IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum<br />

(Hrsg.) (2006): Die <strong>Nahversorgung</strong> im<br />

Elbe-Weser-Raum. Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />

im Elbe-Weser-Dreieck unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung des demografischen<br />

Wandels. Stade<br />

Institut für Landes- und<br />

Stadtentwicklungsforschung und<br />

Bauwesen des Landes NRW (ILS) (Hrsg.)<br />

(2001): Bedeutung ausländischer Anbieter<br />

für wohnungsnahe Grundversorgung im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel. Themenaufbereitung und<br />

Beispieldarstellung. Düsseldorf<br />

Junker, Rolf; Kühn, Gerd (2006):<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten.<br />

Difu-Beiträge zur Stadtforschung 47.<br />

Berl<strong>in</strong><br />

KPMG (Hrsg.) (2006): Trends im Handel<br />

2010. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Kulke, Elmar (2005): Dem Konsumenten<br />

auf <strong>der</strong> Spur. Neue Angebotsstrategien<br />

und Nachfragemuster. Passau<br />

Schubert, Dirk (2005): <strong>Hamburg</strong>er<br />

Wohnquartiere. Berl<strong>in</strong><br />

Schwedt, Georg (2006):<br />

Vom Tante-Emma-Laden zum<br />

Supermarkt. E<strong>in</strong>e Kulturgeschichte<br />

des E<strong>in</strong>kaufens. We<strong>in</strong>heim<br />

Siebel, Walter (Hrsg.) (2004): E<strong>in</strong>leitung:<br />

Die europäische Stadt. In: Ders.: Die<br />

europäische Stadt. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Stadt Münster (Hrsg.) (2004):<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Münster –<br />

Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> räumlichen Entwicklung.<br />

In: Beiträge zur Stadtforschung,<br />

Stadtentwicklung, Stadtplanung 01/2004.<br />

Münster<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 59


Herausgeber:<br />

Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />

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Titelbild: Ulrich Perrey<br />

Herstellung: Wertdruck GmbH & Co. KG, <strong>Hamburg</strong><br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

März 2009

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