Nahversorgung in der Metropolregion Hamburg - DSSW-Studie
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Vor Ort<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Dokumentation des <strong>Hamburg</strong>er Forums <strong>Nahversorgung</strong><br />
am 27. Oktober 2007
Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Geschäftsbereich Starthilfe und Unternehmensför<strong>der</strong>ung<br />
Bearbeitung: He<strong>in</strong>er Schote, Torben Breuker<br />
Adolphsplatz 1 | 20457 <strong>Hamburg</strong> | Postfach 11 14 49 | 20414 <strong>Hamburg</strong><br />
Telefon 040 36138-275<br />
Fax 040 36138-299<br />
he<strong>in</strong>er.schote@hk24.de<br />
www.hk24.de<br />
Stand: März 2009
Vorwort<br />
E<strong>in</strong>e Metropole wie <strong>Hamburg</strong> hat zwar e<strong>in</strong>e City, aber nicht nur e<strong>in</strong> Zentrum. Die Bezirks- und<br />
Stadtteilzentren leisten ebenfalls e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Lebensqualität unserer Stadt. Sie<br />
s<strong>in</strong>d Standorte und damit zugleich die wirtschaftliche Basis für e<strong>in</strong>e Vielzahl mittelständischer<br />
Unternehmen.<br />
Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Stadt wie <strong>Hamburg</strong> stehen die Betriebe <strong>in</strong> den Bezirks- und Stadtteilzentren<br />
unter e<strong>in</strong>em erheblichen Wettbewerbsdruck. In vielen Stadtteilen haben die Kaufleute<br />
Interessengeme<strong>in</strong>schaften gegründet, um sich geme<strong>in</strong>sam für ihren Standort zu engagieren. In<br />
e<strong>in</strong>igen Quartieren haben sich daraus BID-Initiativen entwickelt, die von <strong>der</strong> Kaufmannschaft und<br />
den Grundeigentümern getragen werden. Unsere Handelskammer unterstützt diese Initiativen, die<br />
wertvolle Arbeit leisten. Das alle<strong>in</strong> genügt jedoch nicht.<br />
Vor allem die Ansiedlung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben „auf <strong>der</strong> grauen Wiese“ – auf Flächen, die<br />
dem produzierenden Gewerbe vorbehalten bleiben sollten – konterkarieren die Bemühungen um<br />
wirtschaftlich starke, lebendige Zentren. Politik und Verwaltung können dem nur mit e<strong>in</strong>em klaren<br />
städtebaulichen Ordnungsrahmen begegnen. Marktteilnehmer und Investitionswillige brauchen<br />
Klarheit, wo sie sich ansiedeln können und wo nicht.<br />
Politik und Verwaltung <strong>in</strong> den Fachbehörden und den Bezirksämtern bleiben ebenso wie die<br />
Wirtschaft aufgefor<strong>der</strong>t, geme<strong>in</strong>sam die gewachsenen Geschäftsstraßen und die Bezirks- und<br />
Stadtteilzentren zu stärken.<br />
HANDELSKAMMER HAMBURG<br />
Frank Horch Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz<br />
Präses Hauptgeschäftsführer
Inhaltsverzeichnis<br />
Begrüßung 7<br />
Andreas Bartmann<br />
Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Versorgung und Urbanität – Quartiers- und Stadtteilzentren als Grundelemente<br />
<strong>der</strong> europäischen Stadt 10<br />
Prof. Dr. Thomas Krüger<br />
HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung – Ausprägung und Beispiele zwischen<br />
mo<strong>der</strong>ner Tradition und Anachronismus 16<br />
Ralf Beckmann<br />
Stadt + Handel, Dortmund<br />
<strong>Nahversorgung</strong> mit Konzept – Das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung 24<br />
Thomas Zacharias<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />
Podiumsdiskussion:<br />
Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide – <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> 31<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />
Beispiele aus <strong>der</strong> Praxis/Workshops 33<br />
– Welche kommunalen Strategien und standortbezogenen Kooperationen stärken<br />
die Mitte und sichern die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />
– Von <strong>der</strong> neuen Tante Emma bis zum Verbrauchermarkt: Welche Betriebskonzepte<br />
für welche Zentren?<br />
– Wie können regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte und <strong>in</strong>terkommunale Kooperationen<br />
zur Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> beitragen?<br />
– Was können Wohnungsunternehmen zur Aufwertung von Wohnquartieren im<br />
Bereich <strong>Nahversorgung</strong> tun?<br />
Podiumsdiskussion:<br />
Konsequent und kooperativ – Öffentliche und private Akteure für e<strong>in</strong>e<br />
zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong> 54<br />
Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 5
Begrüßung<br />
Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und Herren,<br />
zu unserem ersten <strong>Hamburg</strong>er Forum <strong>Nahversorgung</strong><br />
begrüße ich Sie sehr herzlich.<br />
Auf dem Weg <strong>in</strong> unsere Handelskammer werden<br />
viele von Ihnen durch die Mönckebergstraße<br />
gekommen se<strong>in</strong>. Sie werden festgestellt<br />
haben, dass sich die Innenstadt sehr dynamisch<br />
entwickelt.<br />
Bei den Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
bietet sich dagegen e<strong>in</strong> sehr differenziertes<br />
Bild. Wir f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> sehr attraktive Zentren mit e<strong>in</strong>em<br />
soliden E<strong>in</strong>zelhandels- und Dienstleistungsangebot<br />
und mit sehr leistungsfähigen Unternehmen.<br />
Wir beobachten aber auch, dass<br />
<strong>in</strong> manchen Zentren die <strong>Nahversorgung</strong> langsam<br />
wegbricht. Da schließen die <strong>in</strong>habergeführten<br />
Fachgeschäfte, und es bleiben nur<br />
e<strong>in</strong>e Bäckerei, e<strong>in</strong> Kiosk und e<strong>in</strong> Schnellimbiss.<br />
Vere<strong>in</strong>facht kann man sagen, dass die <strong>Nahversorgung</strong><br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen mit überdurchschnittlicher<br />
Kaufkraft gut funktioniert. Drei<br />
Beispiele aus <strong>Hamburg</strong> belegen aber, dass die<br />
Realität etwas komplexer ist.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> sehr gut funktionierendes,<br />
attraktives Zentrum ist die Waitzstraße <strong>in</strong><br />
<strong>Hamburg</strong>-Othmarschen. Hier f<strong>in</strong>den Sie viele<br />
<strong>in</strong>habergeführte Fachgeschäfte und können<br />
zwischen mehreren Lebensmittelgeschäften<br />
wählen. Othmarschen ist e<strong>in</strong> städtebaulich<br />
sehr ansprechendes Quartier, das von <strong>der</strong><br />
Andreas Bartmann,<br />
Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
überdurchschnittlichen Kaufkraft <strong>der</strong> Elbvororte<br />
profitiert.<br />
Marienthal gehört ebenfalls zu den Stadtteilen<br />
mit überdurchschnittlicher Kaufkraft.<br />
Aber hier ist zu beobachten, dass das kle<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nahversorgung</strong>szentrum se<strong>in</strong>e Funktion <strong>in</strong>zwischen<br />
weitgehend e<strong>in</strong>gebüßt hat. Es gibt<br />
ke<strong>in</strong> Lebensmittelgeschäft mehr, und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Umgebung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>zwischen mehr<br />
Dienstleister als E<strong>in</strong>zelhändler.<br />
Sehr optimistisch stimmt dagegen das Bild<br />
von <strong>der</strong> Caspar-Voght-Straße <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des<br />
S-Bahnhofs Hasselbrook. Hier f<strong>in</strong>den Sie auf<br />
kle<strong>in</strong>em Raum e<strong>in</strong>e bunte Mischung an Geschäften:<br />
Supermarkt, Blumenhändler, Apotheke<br />
und mehrere Gastronomiebetriebe.<br />
Hasselbrook ist damit e<strong>in</strong> Quartier mit funktionieren<strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong>, obwohl die<br />
Kaufkraft pro E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> dem Stadtteil<br />
deutlich schwächer ist als <strong>in</strong> Othmarschen<br />
o<strong>der</strong> Marienthal.<br />
Für viele Menschen täglicher Anlaufpunkt: E<strong>in</strong>zelhandel<br />
und Gastronomie am S-Bahnhof Hasselbrook (<strong>Hamburg</strong>)<br />
Foto: Schote<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 7
Im E<strong>in</strong>zelhandel und gerade auch im Lebensmittelhandel<br />
<strong>in</strong> den Quartieren beobachten<br />
wir e<strong>in</strong>e anhaltende Dynamik. Neue Unternehmen<br />
kommen auf den Markt o<strong>der</strong> eröffnen<br />
neue Filialen, während an<strong>der</strong>e Betriebe<br />
schließen müssen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s starke Dynamik<br />
geht dabei von den Discountern aus.<br />
Die Grafik (Seite 10) zeigt die Umsatzanteile<br />
von verschiedenen Betriebsformen. Hier konnten<br />
die Discounter zwischen 1991 und 2006<br />
erheblich zulegen, sie konnten ihren Anteil<br />
von etwa 23 auf gut 41 Prozent erhöhen.<br />
Diesen Wettbewerbern können die <strong>in</strong>habergeführten<br />
Geschäfte über die Preise kaum<br />
begegnen, son<strong>der</strong>n hier zählen die Qualität<br />
<strong>der</strong> Waren und engagierte Mitarbeiter, die ihr<br />
Handwerk verstehen und auf die Wünsche<br />
<strong>der</strong> Kunden e<strong>in</strong>gehen.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
wird maßgeblich durch die<br />
Standortwahl von Discountern bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Hier gibt es sehr gute Beispiele wie den<br />
Adolf-Menge-Platz <strong>in</strong> Wilhelmsburg, wo e<strong>in</strong><br />
Discounter <strong>der</strong> wichtigste Magnet für das<br />
ganze <strong>Nahversorgung</strong>szentrum ist. Sehr kritisch<br />
s<strong>in</strong>d dagegen die Discounter an Standorten<br />
außerhalb <strong>der</strong> Zentren zu sehen. Wenn<br />
sie zu weit entfernt s<strong>in</strong>d, wan<strong>der</strong>t die Kundschaft<br />
ab, und für die <strong>in</strong>habergeführten Geschäfte<br />
im gewachsenen Zentrum bleibt<br />
nicht genügend Kaufkraft, um das Geschäft<br />
wirtschaftlich zu betreiben. Zu den schlechten<br />
Beispielen gehört <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>der</strong><br />
Stadtteil Rothenburgsort, dessen <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
nicht mehr funktioniert.<br />
Welche Bedeutung hat die<br />
<strong>Nahversorgung</strong>, und warum ist<br />
das Thema für uns wichtig?<br />
Die <strong>Nahversorgung</strong> ist die wirtschaftliche<br />
Basis für e<strong>in</strong>e Vielzahl von mittelständischen<br />
Unternehmen. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> über<br />
20 000 E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> ist<br />
<strong>in</strong> den Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
ansässig. Der E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
schafft knapp 130 000 Arbeitsplätze. Und er<br />
trägt erheblich dazu bei, dass junge Leute<br />
ausgebildet werden. 2007 s<strong>in</strong>d im <strong>Hamburg</strong>er<br />
8<br />
E<strong>in</strong>zelhandel fast 2 200 Ausbildungsverträge<br />
abgeschlossen worden.<br />
Auch die sozialen Aspekte dürfen wir nicht<br />
unterschätzen. Viele vor allem ältere Menschen<br />
s<strong>in</strong>d auf kurze Wege zum E<strong>in</strong>kaufen<br />
angewiesen. Me<strong>in</strong> Kollege Bernd Enge berichtet<br />
aus se<strong>in</strong>en Märkten, dass viele ältere<br />
Menschen mehrmals am Tag zu ihrem „Edekaner“<br />
gehen – nicht weil sie vergesslich s<strong>in</strong>d,<br />
son<strong>der</strong>n weil sie mit an<strong>der</strong>en Menschen e<strong>in</strong><br />
paar Worte wechseln wollen.<br />
Zudem ist e<strong>in</strong>e funktionierende <strong>Nahversorgung</strong><br />
e<strong>in</strong> unverzichtbarer Bauste<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lebensqualität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Stadt.<br />
Viele Menschen entscheiden sich bei <strong>der</strong><br />
Wahl ihrer Wohnung auch für die Qualität <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung.<br />
Was macht unsere Handelskammer,<br />
um die <strong>Nahversorgung</strong> zu stärken?<br />
Wir unterstützen die Interessengeme<strong>in</strong>schaften<br />
<strong>in</strong> den Bezirks-, Stadtteil- und <strong>Nahversorgung</strong>szentren,<br />
zu denen sich die Kaufleute<br />
zusammengeschlossen haben. Wir laden regelmäßig<br />
die ehrenamtlich tätigen Vorstände<br />
<strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaften und die Quartiersmanager<br />
<strong>in</strong> unsere Handelskammer o<strong>der</strong><br />
zum IG-Treff vor Ort e<strong>in</strong>, um die für alle<br />
Quartiere wichtigen Fragen zu erörtern, und<br />
bieten so e<strong>in</strong> Forum für den Erfahrungsaustausch.<br />
Wir stärken so die Selbstorganisation<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft vor Ort.<br />
Insgesamt gibt es <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> rund 40 Interessengeme<strong>in</strong>schaften,<br />
die regelmäßig aktiv<br />
s<strong>in</strong>d. Aus vier Interessengeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> haben sich <strong>in</strong>zwischen<br />
BIDs entwickelt:<br />
das BID Sachsentor <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>-Bergedorf,<br />
das BID Neuer Wall <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er<br />
Innenstadt,<br />
das BID Wandsbek und<br />
das BID Elmshorn.<br />
Als kritischer Partner <strong>der</strong> Politik nehmen wir<br />
regelmäßig Stellung zu Bebauungsplänen.<br />
Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> den Stadtteil-<br />
und <strong>Nahversorgung</strong>szentren ausreichend<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Flächen für ansiedlungswillige E<strong>in</strong>zelhändler<br />
und für die Unternehmen geschaffen werden,<br />
die ihr Ladenlokal erweitern wollen. Umgekehrt<br />
sollten E<strong>in</strong>zelhandelsnutzungen <strong>in</strong><br />
Gewerbegebieten grundsätzlich ausgeschlossen<br />
werden – auch damit <strong>Hamburg</strong> dem produzierenden<br />
Gewerbe ausreichend Flächen<br />
anbieten kann.<br />
Außerdem arbeiten wir im Arbeitskreis Zentren<br />
<strong>der</strong> Behörde für Stadtentwicklung und<br />
Umwelt und im Interkommunalen Forum im<br />
Bereich Bergedorf mit, um mit Politik und<br />
Verwaltung die Genehmigungspraxis bei E<strong>in</strong>zelhandelsvorhaben<br />
abzustimmen.<br />
Von unserem ersten <strong>Hamburg</strong>er<br />
Forum <strong>Nahversorgung</strong> erwarten<br />
wir ...<br />
... zunächst e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme: Unter<br />
dem Motto „Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide“<br />
werden wir die Situation <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> untersuchen. In den<br />
Workshops werden wir Strategien aus <strong>der</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> und aus an<strong>der</strong>en<br />
Regionen unter die Lupe nehmen. Stichworte<br />
s<strong>in</strong>d<br />
kommunale Strategien und Kooperationen<br />
vor Ort,<br />
regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte,<br />
Betriebskonzepte für die Zukunft und<br />
das Engagement von Wohnungsunternehmen,<br />
die die <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> ihren<br />
Beständen <strong>in</strong> ihrem eigenen wohlverstandenen<br />
Interesse verbessern.<br />
Und schließlich wollen wir geme<strong>in</strong>sam herausarbeiten,<br />
was Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />
für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong> tun<br />
können.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne wünsche ich Ihnen allen e<strong>in</strong>e<br />
spannende Tagung und viele neue Ideen und<br />
Anregungen für Ihre Arbeit.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 9
Versorgung und Urbanität – Quartiers- und Stadtteilzentren<br />
als Grundelemente <strong>der</strong> europäischen Stadt<br />
Die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen<br />
des täglichen Bedarfs und die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Zentren wird durch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von E<strong>in</strong>zelentscheidungen verschiedener<br />
Akteure bestimmt: von Unternehmen des<br />
E<strong>in</strong>zelhandels, von Immobilieneigentümern,<br />
von Projektentwicklern und von <strong>der</strong> öffent-<br />
10<br />
Prof. Dr. Thomas Krüger,<br />
HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />
lichen Planung. Durch den starken Wettbewerb<br />
und Strukturwandel im E<strong>in</strong>zelhandel<br />
stehen diese Akteure im Alltagsgeschäft<br />
unter e<strong>in</strong>em starken Innovations- und<br />
Anpassungsdruck. Dabei geraten grundsätzliche<br />
Fragen und die langfristige Entwicklung<br />
nur selten <strong>in</strong>s Blickfeld.<br />
Umsatzentwicklung des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels 1991 bis 2006<br />
Umsatz <strong>in</strong> Millionen Euro<br />
140 000<br />
120 000<br />
100 000<br />
80 000<br />
60 000<br />
40 000<br />
20 000<br />
0<br />
1991 1996 2001 2006<br />
SB-Warenhäuser<br />
Große Verbrauchermärkte<br />
Kle<strong>in</strong>e Verbrauchermärkte<br />
Discount-Märkte<br />
Supermärkte<br />
Restliche Geschäfte<br />
Quelle: Hahn-Gruppe (Dr. Lademann) 2007, Grafik: Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Versorgungsstruktur im Bezirk Wandsbek. Stand: Oktober 2007<br />
In diesem Beitrag werden nach wenigen<br />
Schlaglichtern auf die aktuelle Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Versorgungsstrukturen Thesen zur gesellschaftlichen<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Zentren vorgestellt<br />
und Schlussfolgerungen für die<br />
konkrete Stadtentwicklung gezogen. Die<br />
Kernaussage des Beitrages ist die folgende:<br />
Quartiers- und Stadtteilzentren s<strong>in</strong>d wesentliche<br />
Grundelemente <strong>der</strong> europäischen Stadt –<br />
und damit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Lebensweise und<br />
Kultur, die die europäische Zivilisation auf<br />
beson<strong>der</strong>e Art und Weise prägen. Bei allem<br />
Wettbewerb und e<strong>in</strong>er hohen Innovationsdynamik,<br />
von <strong>der</strong> gerade <strong>der</strong> Handel geprägt<br />
ist, erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Umgang mit den urbanen<br />
Zentren e<strong>in</strong>en soliden Ordnungsrahmen und<br />
e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Sorgfalt von allen, die an <strong>der</strong><br />
Entwicklung beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />
Beobachtungen<br />
Insbeson<strong>der</strong>e durch das Vordr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Lebensmittel-Discounter<br />
haben sich die Ange-<br />
Quelle: Bezirksamt Wandsbek (2007)<br />
botsstrukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> dramatisch<br />
verän<strong>der</strong>t. Der Anteil <strong>der</strong> Discounter am<br />
Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel ist von 23 Prozent<br />
1991 auf bereits 41 Prozent im Jahr 2006 angestiegen<br />
und hat sich damit <strong>in</strong> nur 15 Jahren<br />
nahezu verdoppelt (vgl. Abb. Umsatzentwicklung<br />
Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel). Diese<br />
Entwicklung hat die Versorgungsstrukturen<br />
<strong>in</strong> den Zentren tiefgreifend verän<strong>der</strong>t.<br />
Die Stadtplanungsabteilung des Bezirksamtes<br />
Wandsbek erfasst laufend die Standorte <strong>der</strong><br />
Lebensmittelmärkte. Der Kartenausschnitt<br />
zeigt den Bereich Farmsen-Tonndorf-Rahlstedt<br />
entlang <strong>der</strong> Bundesstraße 75 <strong>Hamburg</strong>-<br />
Lübeck. Die Lebensmittelmärkte s<strong>in</strong>d durch<br />
e<strong>in</strong>en Radius von 500 Metern hervorgehoben.<br />
In <strong>der</strong> Karte rot umrandet s<strong>in</strong>d die von <strong>der</strong><br />
Planung vorgesehenen Standorte, die „Bezirksentlastungszentren“<br />
(B2-Zentren) Farmsen<br />
und Rahlstedt. Schwarz-gelb umrandet<br />
s<strong>in</strong>d die <strong>Nahversorgung</strong>szentren Tonndorf,<br />
Hohenhorst und Rahlstedter Höhe, die im<br />
Zentrenkonzept <strong>der</strong> Stadt als D-Zentren<br />
e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d. Die planerischen D-Zentren<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 11
Häufig, aber nicht immer auf Autokunden ausgerichtet:<br />
Lebensmittel-Discounter Foto: Krüger<br />
umfassen auch Standorte, die zwar ke<strong>in</strong>e<br />
größeren Versorger aufweisen, gleichwohl<br />
aber als D-Zentren e<strong>in</strong>gestuft s<strong>in</strong>d wie<br />
Neusurenland und Greifenberger Straße.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d die Standorte von Versorgern<br />
außerhalb <strong>der</strong> planerisch vorgesehenen<br />
Zentren dargestellt, wie zum Beispiel im<br />
Bereich Sieker Landstraße mit Standorten<br />
von Aldi, Edeka und Lidl o<strong>der</strong> <strong>der</strong> große Rewe<br />
an <strong>der</strong> B 75 zwischen dem Ortskern Rahlstedt<br />
(B2-Zentrum) und Rahlstedter Höhe (D-Zentrum).<br />
Unabhängig von <strong>der</strong> planerischen E<strong>in</strong>stufung<br />
ergibt sich <strong>in</strong>sgesamt das Bild e<strong>in</strong>es mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger flächendeckenden Angebotes<br />
an Lebensmittelmärkten. Bei genauem H<strong>in</strong>sehen<br />
zeigt sich allerd<strong>in</strong>gs auch, dass zum<br />
Beispiel das B2-Zentrum Rahlstedt im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Versorgung recht schwach aufgestellt<br />
ist. Es ist im H<strong>in</strong>blick auf die Anzahl<br />
von Versorgern gleichauf zum Beispiel mit<br />
dem <strong>Nahversorgung</strong>sschwerpunkt an <strong>der</strong><br />
Saseler Straße im Nordosten, <strong>der</strong> planerisch<br />
gar nicht als Zentrum vorgesehen ist. Wer die<br />
Örtlichkeit kennt, wird bestätigen, dass die<br />
Lage noch etwas drastischer ist, als diese Karte<br />
darstellt. Der Ortskern Rahlstedt hat zwar<br />
e<strong>in</strong>e schicke Fußgängerzone und wirkt auf<br />
den ersten Blick wie das Zentrum e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt.<br />
Das Angebot im periodischen Bereich<br />
bef<strong>in</strong>det sich aber an <strong>der</strong> Untergrenze <strong>der</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit. Insofern ist <strong>der</strong> Ortskern<br />
Rahlstedt durchaus typisch für manches<br />
gewachsene Zentrum <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> und auch<br />
im Umland.<br />
12<br />
Problemstellung<br />
Die Situation <strong>in</strong> Rahlstedt ist nur e<strong>in</strong> Beispiel<br />
für e<strong>in</strong>e Entwicklung, die <strong>in</strong> den Stadtregionen<br />
Deutschlands generell festzustellen<br />
ist: Es fällt den gewachsenen Stadtteil- und<br />
Quartierszentren zunehmend schwer, sich<br />
gegenüber den großflächigen Fachmärkten<br />
auf <strong>der</strong> „grünen“ bzw. „grauen Wiese“ auf <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>en Seite und den erstarkten Standorten <strong>in</strong><br />
den Innenstädten, leistungsfähigen Bezirkszentren<br />
und großen Shopp<strong>in</strong>g-Centern mit<br />
oberzentraler Ausstrahlung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite zu behaupten. Im Bereich <strong>der</strong> Lebensmittel-<strong>Nahversorgung</strong><br />
hat außerdem das<br />
<strong>in</strong>zwischen nahezu flächendeckende Netz<br />
von Lebensmittelmärkten und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Discountern, die oft nur am Rande o<strong>der</strong> ganz<br />
außerhalb <strong>der</strong> Zentren liegen, vielfach die<br />
Versorgungsfunktion übernommen.<br />
Von <strong>der</strong> Bevölkerung wird <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang<br />
<strong>der</strong> traditionellen Zentren sehr stark wahrgenommen<br />
und problematisiert, auch wenn ihr<br />
E<strong>in</strong>kaufsverhalten für diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />
mit ursächlich ist. Aufgrund des wachsenden<br />
Anteils älterer Menschen ist zu erwarten,<br />
dass die Bedeutung <strong>der</strong> Zentren im Nahbereich<br />
<strong>der</strong> Wohnstandorte wie<strong>der</strong> zunehmen<br />
wird. Stagnation o<strong>der</strong> Niveauverluste im<br />
Angebot, Probleme mit <strong>der</strong> Unterhaltung von<br />
öffentlichen o<strong>der</strong> privaten Flächen, Mängel<br />
im Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>der</strong> Bebauung o<strong>der</strong> gar<br />
Leerstände usw. werden als „Zeiger“ für soziale<br />
und ökonomische Probleme <strong>in</strong>terpretiert.<br />
Sie können e<strong>in</strong>e Abwendung von<br />
solchen Zentren und damit Tendenzen e<strong>in</strong>er<br />
sozialräumlichen Polarisierung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Stadt verstärken.<br />
Wird diesen Entwicklungen nicht entgegengesteuert,<br />
können die gewachsenen, städtebaulich<br />
<strong>in</strong>tegrierten Zentren im E<strong>in</strong>zelhandel<br />
ihre ökonomische Basis verlieren. Mit dem<br />
Funktionsverlust im E<strong>in</strong>zelhandel entfällt<br />
auch <strong>der</strong> wichtigste Anlass für die Bevölkerung,<br />
die Zentren aufzusuchen. Auch die<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> privaten und öffentlichen<br />
Dienstleistungen, unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Gesundheitsversorgung, Betreuung,<br />
Bildung und Kultur, s<strong>in</strong>d stadträumlich <strong>in</strong>zwischen<br />
vielfach dispers verteilt. Somit drohen<br />
die gewachsenen, städtebaulich <strong>in</strong>tegrierten<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Siedlungsmittelpunkte ihre zentrale Funktion<br />
<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>zubüßen.<br />
Durch den umfassenden Funktionsverlust <strong>der</strong><br />
Stadtteil- und Quartierszentren ist nicht nur<br />
die <strong>Nahversorgung</strong> mit Waren und Dienstleistungen,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die weniger mobilen<br />
Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung, gefährdet; auf<br />
dem Spiel steht – so die These dieses Beitrages<br />
– e<strong>in</strong> zentrales Element <strong>der</strong> europäischen<br />
Stadt und damit <strong>der</strong> europäischen Kultur.<br />
Zentren <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen Stadt<br />
In se<strong>in</strong>er Untersuchung zum Wesen und<br />
Wandel <strong>der</strong> europäischen Stadt 1) arbeitet <strong>der</strong><br />
Stadtforscher Walter Siebel heraus, dass die<br />
Weiterentwicklung und <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft <strong>in</strong> Europa von drei<br />
Bereichen o<strong>der</strong> Sphären maßgeblich geprägt<br />
wird:<br />
Die Wirtschaft als das Feld <strong>der</strong> materiellen<br />
Existenz, die Zugang zu Arbeit, zu Geld<br />
verschafft und damit den sozialen Status<br />
maßgeblich bestimmt.<br />
Die Demokratie, die Teilhabe an großen gesellschaftlichen<br />
Entscheidungen verspricht<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Regeln des gesellschaftlichen<br />
Zusammenlebens durch das Recht<br />
bestimmt werden.<br />
Und es ist die Stadt, genauer gesagt die<br />
europäische Stadt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Menschen<br />
aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Sphären zusammentreffen und sich konkret<br />
begegnen.<br />
Neben den Sphären von Wirtschaft und Demokratie<br />
s<strong>in</strong>d für die Stadt beson<strong>der</strong>e Mechanismen<br />
<strong>der</strong> Integration charakteristisch,<br />
die hier nur schlaglichtartig beleuchtet werden<br />
können:<br />
Für die Stadt ist die Unvollständigkeit <strong>der</strong><br />
Integration charakteristisch. Die Kontakte<br />
<strong>der</strong> Menschen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d selektiv,<br />
sie s<strong>in</strong>d ausgesucht. Die Distanz wird – zu-<br />
1) Siebel, Walter (Hrsg.) (2004): E<strong>in</strong>leitung: Die europäische<br />
Stadt. In: Ders.: Die europäische Stadt. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />
Urbanes Leben im <strong>Hamburg</strong>er Schanzenviertel<br />
Foto: Schote<br />
m<strong>in</strong>dest zunächst – gewahrt. Die Unterschiede<br />
werden respektiert. Wir hören weg,<br />
wenn allzu Privates <strong>in</strong> <strong>der</strong> U-Bahn ausgebreitet<br />
wird. Im Dorf würde man da erst<br />
recht zuhören, denn man kennt sich, und<br />
man kennt die Verhältnisse. Die zivilisierte<br />
Distanz ist die Tugend <strong>der</strong> Städter. Die<br />
Stadt ist e<strong>in</strong> Mosaik verschiedener Lebenswelten,<br />
die sich gelegentlich berühren,<br />
aber nicht gegenseitig durchdr<strong>in</strong>gen. Auf<br />
dem Spannungsfeld von öffentlicher Vielfalt<br />
und dem Rückzug <strong>in</strong> die private Sphäre<br />
beruht die beson<strong>der</strong>e sozialökonomische<br />
Produktivität <strong>der</strong> Stadt.<br />
Das stark ausdifferenzierte, <strong>in</strong>dividualisierte<br />
Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt – deutlich über 50<br />
Prozent <strong>der</strong> Haushalte <strong>in</strong> den Großstädten<br />
s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>personenhaushalte – beruht auf<br />
<strong>der</strong> Nutzung von Dienstleistungen, die <strong>in</strong><br />
großer Vielfalt und Dichte zur Verfügung<br />
stehen. Wie auch immer man dazu steht:<br />
Mit <strong>der</strong> Professionalisierung <strong>der</strong> Betreuung<br />
<strong>der</strong> nachwachsenden Generationen und<br />
<strong>der</strong> zunehmenden Zahl alter Menschen, die<br />
<strong>der</strong> Hilfe und Pflege bedürfen, werden die<br />
Dienstleistungen weiter stark zunehmen.<br />
Zentren s<strong>in</strong>d „Bühnen“ für das abweichende,<br />
aber – das wird oft vergessen – auch<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 13
für das normale Verhalten. Gerade die sozialen<br />
Regeln des Umgangs <strong>der</strong> Städter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
Distanz, Toleranz und Respekt,<br />
werden hier gezeigt und e<strong>in</strong>geübt. Zugleich<br />
s<strong>in</strong>d die urbanen Zentren „Bühnen“<br />
für Provokationen und Protest, für Skurriles<br />
und Anregendes. Damit haben sie e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Impulsfunktion – im positiven<br />
wie im negativen S<strong>in</strong>ne.<br />
Zentren s<strong>in</strong>d auch gebaute soziale Geschichte.<br />
Hier konzentrieren sich die Symbole,<br />
die Kirchen und die Denkmäler o<strong>der</strong><br />
auch die WM-Übertragungswände auf den<br />
Marktplätzen – das, was e<strong>in</strong>er örtlichen<br />
Gesellschaft wichtig war und ist. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />
und die kollektive Geschichte, ihre<br />
Orte und ihre Symbole s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Voraussetzung dafür, sich selber e<strong>in</strong>ordnen<br />
zu können, für Identifikation.<br />
Für die skizzierten elementaren sozio-kulturellen<br />
urbanen Funktionen haben die Zentren<br />
und die <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e Schlüsselstellung.<br />
Die Versorgung bietet überhaupt erst<br />
den alltäglichen Anlass für alle Menschen,<br />
an<strong>der</strong>en Menschen aus an<strong>der</strong>en Sphären und<br />
mit an<strong>der</strong>en Lebensweisen zu begegnen. In<br />
den Zentren trifft so gewissermaßen die Gesellschaft<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage<br />
nach den urbanen Qualitäten unserer Versorgungs-<br />
und Zentrenstrukturen: Können „Nur-<br />
Versorger“ außerhalb von Zentren urbane<br />
Funktionen erfüllen? Und: Können Orte ohne<br />
e<strong>in</strong>e vitale Versorgungsfunktion urbane Funktionen<br />
erfüllen? Die Antwort <strong>in</strong> beiden Fällen<br />
sche<strong>in</strong>t mir zu se<strong>in</strong>: „wohl kaum“. Vielmehr<br />
gefährdet die Erosion <strong>der</strong> gewachsenen Zentren<br />
und <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Versorgungsfunktion<br />
die städtebauliche Ordnung, die ihre Wurzeln<br />
(auch) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> europäischen Stadt hat<br />
und zu <strong>der</strong> Zentren als Orte <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Begegnung elementar gehören.<br />
Zukunftsperspektiven und<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
Die Erosion und Gefährdung <strong>der</strong> Zentren und<br />
damit e<strong>in</strong>er wichtigen Arena <strong>der</strong> Integration<br />
unserer Gesellschaft ist zum<strong>in</strong>dest von <strong>der</strong><br />
14<br />
Bundesregierung erkannt worden. Der Bundesm<strong>in</strong>ister<br />
für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung<br />
hat Innenstädte und Zentren im<br />
Rahmen <strong>der</strong> neuen nationalen Stadtpolitik zu<br />
e<strong>in</strong>em wichtigen Politikfeld erklärt. Neue<br />
Programme im Bereich <strong>der</strong> Städtebauför<strong>der</strong>ung<br />
werden ausdrücklich auf die Stärkung<br />
und Revitalisierung <strong>der</strong> Zentren ausgerichtet.<br />
Auf <strong>der</strong> regionalen und kommunalen Ebene<br />
ist davon auszugehen, dass sich die Projektentwickler<br />
und E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen<br />
auf deutlich zunehmende Restriktionen für<br />
neue Standorte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche e<strong>in</strong>stellen müssen.<br />
Verstärkte Restriktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche<br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur durchzuhalten, wenn<br />
die Städte und Geme<strong>in</strong>den zugleich neue<br />
Konzepte für die Versorgungs- und Zentrenstrukturen<br />
entwickeln. Diese werden neue<br />
plausible Ziele im H<strong>in</strong>blick auf ihre zukünftigen<br />
Angebotsstrukturen und die Flächenvolum<strong>in</strong>a<br />
be<strong>in</strong>halten müssen.<br />
In <strong>Hamburg</strong> s<strong>in</strong>d wir seit Langem mit <strong>der</strong><br />
Situation konfrontiert, dass das planerische<br />
Zentrenkonzept von <strong>der</strong> Wirklichkeit des<br />
Handels und se<strong>in</strong>er Standorte schon weit<br />
überholt wurde, wie oben exemplarisch für<br />
Rahlstedt gezeigt wurde. Aufseiten <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Planung bestehen darüber h<strong>in</strong>aus<br />
auch ke<strong>in</strong>e gesicherten Informationen über<br />
die Angebots- und Nachfragestrukturen im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel, sodass erhebliche Kompetenz-<br />
Asymmetrien gegenüber den Handelsunternehmen,<br />
Projektentwicklern und Beratern bestehen.<br />
E<strong>in</strong>e konzeptionelle Beurteilung von<br />
Vorhaben o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>e strategische Planung<br />
und Entwicklung von Standorten für den E<strong>in</strong>zelhandel<br />
bzw. von Zentren ist auf dieser<br />
Basis nicht möglich. E<strong>in</strong> neues E<strong>in</strong>zelhandelsund<br />
Zentrenkonzept, e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es<br />
Konzeptes für die <strong>Nahversorgung</strong>, das sich<br />
auf e<strong>in</strong>e zeitgemäße Analyse <strong>der</strong> Angebotsund<br />
Nachfragestrukturen und ihrer Entwicklung<br />
stützen muss, ist <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> überfällig.<br />
Welche Orientierungen können angesichts<br />
<strong>der</strong> skizzierten Entwicklungen für e<strong>in</strong>e Neuentwicklung<br />
von <strong>Nahversorgung</strong>s- und Zentrenkonzepten<br />
gegeben werden?<br />
In die Stadtteil- und Quartierszentren gehören<br />
leistungsfähige Versorger. Dies bedeu-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
tet, dass man den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betreiber<br />
im H<strong>in</strong>blick auf Flächengrößen, Logistik,<br />
Stellplätze usw. möglichst gerecht werden<br />
muss. Dazu gehört auch, dass wir uns nicht<br />
mehr am Leitbild <strong>der</strong> Fußgängerzone, son<strong>der</strong>n<br />
wie<strong>der</strong> am Leitbild <strong>der</strong> Geschäftsstraße<br />
orientieren. Diese ist e<strong>in</strong>e Straße mit mo<strong>der</strong>atem<br />
Pkw-Verkehr, attraktiven öffentlichen<br />
Plätzen und auch Parkplätzen, wie sie an<br />
vielen Stellen <strong>der</strong> Stadt nach wie vor gut<br />
funktioniert, zum Beispiel die Waitzstraße <strong>in</strong><br />
Othmarschen o<strong>der</strong> die Osterstraße <strong>in</strong> Eimsbüttel.<br />
Orte übrigens, die im Unterschied zu<br />
Fußgängerzonen auch abends durchaus noch<br />
urbanes Leben aufweisen.<br />
Die große und wachsende Bedeutung von<br />
personenbezogenen Dienstleistungen – sie<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e urbane Grundfunktion – gibt Anlass,<br />
auch diese Bereiche und Sektoren verstärkt<br />
<strong>in</strong> die Zentren zu <strong>in</strong>tegrieren. In diesem<br />
Bereich wurden Spezialisierung, Aufglie<strong>der</strong>ung<br />
und die Trennung von Funktionen viel zu<br />
weit getrieben. Soziale und kommerzielle<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Betreuung, <strong>der</strong> Ausbildung<br />
und <strong>der</strong> Gesundheit – um nur die wichtigsten<br />
zu nennen – müssen <strong>in</strong> die Konzeption <strong>der</strong><br />
Zentren zukünftig viel stärker mit e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden. Diese Dienstleistungen s<strong>in</strong>d heute<br />
Frequenzerzeuger ersten Ranges („Mama<br />
Taxi“). Warum liegen die Kitas oft im Nirgendwo,<br />
warum nicht neben dem Discounter<br />
o<strong>der</strong> Versorger? Warum s<strong>in</strong>d die Schulen im<br />
Nirgendwo von Suburbia, warum nicht <strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> an den Zentren?<br />
Für den Umbau von Zentren, die Verknüpfung<br />
von verschiedenen Funktionen und Nutzungen<br />
<strong>in</strong> gebündelten Projekten, für Mischfi-<br />
nanzierungen und Public Private Partnerships<br />
brauchen wir neue Instrumente und Träger<br />
für die Umsetzung: Hier s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>novative<br />
Entwickler im privaten Bereich gefragt.<br />
Der Engpass besteht aber zum an<strong>der</strong>en<br />
vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung: Interne Projektentwickler,<br />
die die Ressourcen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Behörden und Ebenen bündeln<br />
sowie Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse<br />
vorantreiben, wären s<strong>in</strong>nvoll. Wir brauchen<br />
Quartiersmanager für Zentren, die etwas<br />
von E<strong>in</strong>zelhandel, Dienstleistungen und<br />
Immobilien verstehen, denn <strong>in</strong> diesen Bereichen<br />
herrschen völlig an<strong>der</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen<br />
als im Bereich Wohnen. Bus<strong>in</strong>ess Improvement<br />
Districts, die Selbstorganisation <strong>der</strong><br />
Eigentümer, können positive Entwicklungen<br />
verstärken. Oft wird es aber nicht ohne e<strong>in</strong>e<br />
öffentliche Initiative und öffentliche Interventionen<br />
gehen, um e<strong>in</strong>e durchgreifende<br />
Erneuerung <strong>der</strong> Zentren e<strong>in</strong>zuleiten und voranzutreiben.<br />
Private und öffentliche Akteure<br />
müssen also viel stärker zusammenarbeiten,<br />
als das bisher <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Es steht deutlich mehr auf dem Spiel als nur<br />
die „Versorgung“ <strong>der</strong> Bevölkerung bzw. ihrer<br />
weniger mobilen Gruppen. In den urbanen<br />
Zentren s<strong>in</strong>d Wirtschaft und Kultur auf vielfältige<br />
Weise verwoben: Wir besuchen vor<br />
allem die Zentren, wenn wir an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>,<br />
Städte o<strong>der</strong> Orte kennenlernen wollen. Die<br />
Zentren <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen Stadt s<strong>in</strong>d nicht<br />
nur mehr o<strong>der</strong> weniger gut funktionierende<br />
„zentrale Orte“, son<strong>der</strong>n Ausdruck unserer<br />
Lebensweise und Kultur. Der Umgang mit<br />
ihnen erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Sorgfalt von<br />
allen, die an ihrer Entwicklung beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 15
<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung – Ausprägung<br />
und Beispiele zwischen mo<strong>der</strong>ner Tradition und Anachronismus<br />
Der E<strong>in</strong>zelhandel und speziell <strong>der</strong> Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel<br />
spielen e<strong>in</strong>e große Rolle bei<br />
<strong>der</strong> Schaffung und dem Erhalt von vitalen<br />
Städten und Stadtzentren. Im Zuge e<strong>in</strong>er<br />
rapiden Zunahme <strong>der</strong> Motorisierung, e<strong>in</strong>er<br />
stetigen Verän<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>kaufsverhaltens<br />
sowie e<strong>in</strong>es harten Konkurrenzkampfs unter<br />
den Anbietern haben sich im Lebensmittel-<br />
E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten immer<br />
wie<strong>der</strong> starke Verän<strong>der</strong>ungen vollzogen;<br />
diese g<strong>in</strong>gen immer auch mit teilweise erheblichen<br />
Konsequenzen für Städtebau und<br />
Stadtplanung e<strong>in</strong>her. Themen dieses Textes<br />
s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> generelle Zusammenhang zwischen<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> und <strong>der</strong> städtischen Zentrenbildung<br />
sowie die Ausprägungen <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Standorttypen. Diese<br />
werden idealtypisch dargestellt und anhand<br />
von <strong>Hamburg</strong>er Zentren beispielhaft verdeutlicht.<br />
Der Text zeigt auch die aktuellen<br />
Entwicklungstendenzen und Probleme <strong>der</strong><br />
Standorttypen auf.<br />
Geschichte <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
und Zentren<br />
Der folgende Abschnitt gibt e<strong>in</strong>en kurzen<br />
Überblick über die wichtigsten Entwicklungstendenzen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung bzw. Entwicklung<br />
von Zentren und Standorten des E<strong>in</strong>zelhandels,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e solchen mit zeitgemäßen<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sangeboten.<br />
2) Beckmann, Ralf (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />
Zentrenbildung. In: Planer<strong>in</strong> 3/2007. Berl<strong>in</strong><br />
16<br />
Ralf Beckmann,<br />
Stadt + Handel, Dortmund<br />
Bis 1900: Traditionelle Zentren<br />
Seit jeher s<strong>in</strong>d die Zentren von Städten geprägt<br />
durch e<strong>in</strong>e hohe Mischung und Dichte<br />
von Handel sowie Kultur-, Sozial-, Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und sonstigen Dienstleistungen.<br />
2) Grundlegende Bed<strong>in</strong>gung für<br />
e<strong>in</strong>e solche Anhäufung von Nutzungen war<br />
stets e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s verkehrsgünstige Lage,<br />
also zumeist an Schnittpunkten des primären<br />
Straßennetzes. Auch die zentralen Bereiche<br />
<strong>der</strong> neu errichteten Quartiere <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit<br />
und <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende waren vornehmlich<br />
von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Nutzungsmischung<br />
und e<strong>in</strong>er Lage <strong>in</strong>nerhalb des primären Verkehrsnetzes<br />
geprägt. Die Quartierszentren dieser<br />
Zeit dienten <strong>der</strong> Versorgung mit Lebensmitteln,<br />
viele umfassten aber auch Angebote<br />
für den mittel- und langfristigen Bedarf, wenn<br />
auch mit e<strong>in</strong>er weitaus ger<strong>in</strong>geren Auswahl<br />
als die Stadtzentren. Trotz vieler theoretischer<br />
Umbrüche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtplanung knüpften<br />
die meisten Planungen zu Beg<strong>in</strong>n des<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>ts noch an diese Tradition an.<br />
50er- bis 70er-Jahre:<br />
Geplante Zentren<br />
In den 50er-Jahren war die dr<strong>in</strong>glichste Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Stadtplanung die schnellstmögliche<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung des im Krieg zerstörten<br />
Wohnraums. Orientiert am Leitbild <strong>der</strong> „geglie<strong>der</strong>ten<br />
und aufgelockerten Stadt“ entstanden<br />
so vorwiegend Wohnsiedlungen mit<br />
Zeilenhäusern und auch vere<strong>in</strong>zelten Wohn-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Grün<strong>der</strong>zeit<br />
1960er-Jahre<br />
1990er-Jahre/<br />
aktuell<br />
Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> Entwurf: R. Beckmann<br />
hochhäusern. 3) Im Gegensatz zu den Quartieren<br />
des vorangegangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts waren<br />
sie durch e<strong>in</strong>e starke Nutzungstrennung,<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Dichte und e<strong>in</strong>en hohen Grünflächenanteil<br />
geprägt. Die <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />
dieser Siedlungen befanden<br />
sich vorwiegend <strong>in</strong> eigenen Gebäuden o<strong>der</strong><br />
Komplexen und wurden nicht, wie bis dah<strong>in</strong><br />
üblich, <strong>in</strong> Wohngebäude <strong>in</strong>tegriert. Die Zentren<br />
wiesen im Vergleich zu den traditionellen<br />
Zentren zumeist e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Nutzungs- und Angebotsmischung auf. Oft<br />
wurden sie außerdem abseits <strong>der</strong> Hauptverkehrsachsen<br />
geplant und dienten somit nur<br />
<strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> näheren Umgebung.<br />
Neben den Zentren entstanden ab den 60er-<br />
Jahren zunehmend autogerechte, nicht <strong>in</strong>tegrierte<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte <strong>in</strong>nerhalb des<br />
primären Verkehrsnetzes, die <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Motorisierung <strong>der</strong> Gesellschaft angepasst<br />
waren. In den späten 60er- und den 70er-<br />
Jahren wurden unter dem Leitbild „Urbanität<br />
durch Dichte“ vermehrt Großwohnsiedlungen<br />
mit Wohnhochhäusern geplant, die e<strong>in</strong>e weitaus<br />
höhere Bevölkerungsdichte erlaubten. 4)<br />
Aus heutiger Sicht erwiesen sich die Siedlun-<br />
3) Schubert, Dirk (2005): <strong>Hamburg</strong>er Wohnquartiere. Berl<strong>in</strong>,<br />
S. 59<br />
4) ebd., S. 63<br />
gen oft als unpraktikabel, beson<strong>der</strong>s die strenge<br />
bauliche Gestalt <strong>der</strong> funktionalen Zuordnung<br />
setzt dem Standortwandel Grenzen,<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsflächen können oft schlecht erweitert<br />
und aktuellen Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst<br />
werden. Auch die teils durchgeführte<br />
starre Trennung von Fußgänger- und motorisiertem<br />
Verkehr erweist sich nach aktuellen<br />
Standortanfor<strong>der</strong>ungen als nachteilig.<br />
Ab den 1980er-Jahren: Agglomerationen<br />
und E<strong>in</strong>zelstandorte<br />
Seit den 80er-Jahren werden bei <strong>der</strong> Neuschaffung<br />
von Wohnraum außerhalb von<br />
Stadtzentren <strong>in</strong> hohem Maße Quartiere mit<br />
E<strong>in</strong>familien- und Reihenhäusern errichtet.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Dichte <strong>in</strong> diesen<br />
Gebieten verliert <strong>der</strong> fußläufig erreichbare<br />
Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel immer mehr<br />
an Bedeutung. Im Gegenzug entstehen <strong>in</strong> Gewerbegebieten<br />
und an Ausfallstraßen mehr<br />
großflächige, auf den Pkw-Verkehr ausgerichtete<br />
Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhändler, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Lebensmittel-Discounter mit stark<br />
e<strong>in</strong>geschränktem Warensortiment. Die neuen<br />
Anbieter verdrängen beson<strong>der</strong>s kle<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>habergeführte<br />
Lebensmittelgeschäfte, z. B. „Tante-<br />
Emma-Läden“, aber auch kle<strong>in</strong>ere Super-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 17
märkte. 5) Da diese oftmals wichtige Frequenzbr<strong>in</strong>ger<br />
für an<strong>der</strong>e Nutzungen <strong>in</strong> Ortszentren<br />
kle<strong>in</strong>erer Städte und Stadtteilzentren größerer<br />
Städte darstellen, gefährdet die aktuelle<br />
Entwicklung <strong>in</strong> starkem Maße die Vitalität<br />
und Lebensfähigkeit <strong>der</strong> Zentren. Denn für<br />
die verbleibenden sonstigen Geschäftsnutzungen<br />
unterhalb e<strong>in</strong>er gewissen Schwelle<br />
von Größe und Agglomerationswirkung s<strong>in</strong>d<br />
weitere Funktionsverluste aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />
Frequenzen am Standort zu verzeichnen. 6)<br />
Die Standortentwicklung des E<strong>in</strong>zelhandels<br />
folgt heute im Pr<strong>in</strong>zip vergleichbaren Kriterien<br />
wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ursprünglichen Marktstandortoptimierung<br />
historischer Städte. Auch wenn<br />
die Entwicklung sich kont<strong>in</strong>uierlich an den<br />
Verkehrswegen orientiert, hat sich demgegenüber<br />
die Verkehrsmittelwahl grundlegend<br />
verän<strong>der</strong>t. Die Entwicklung von Zentren als<br />
Agglomerationen des Handels und weiterer<br />
Funktionen orientiert sich an den Kreuzungspunkten<br />
des (überörtlichen) Verkehrsnetzes.<br />
Dessen Hierarchie korrespondiert mit <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Zentren. E<strong>in</strong> zeitgemäßes Angebot des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels<br />
übernimmt hierbei<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Pionier- und Leitfunktion. Diese<br />
ist ebenfalls für den Typ <strong>der</strong> geplanten<br />
Zentren relevant. Allerd<strong>in</strong>gs hat die zwischenzeitliche<br />
Abkehr von <strong>der</strong> verkehrlichen<br />
Determ<strong>in</strong>ante <strong>der</strong> Handelsstandorte dem<br />
Wandel <strong>der</strong> Wettbewerbsstruktur meist nicht<br />
standhalten können.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> und Zentrenbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Die folgenden Beschreibungen zeigen exemplarisch<br />
mögliche Ausprägungen <strong>der</strong> bereits<br />
beschriebenen Typen von E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />
bzw. Zentren. Die Beispiele bef<strong>in</strong>den<br />
sich alle an o<strong>der</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe <strong>der</strong><br />
Kieler Straße <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>, die sich über e<strong>in</strong>e<br />
Länge von rund vier Kilometern erstreckt und<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Ausfallstraße <strong>in</strong> nordwestlicher<br />
Richtung darstellt. Die Daten basieren auf<br />
dem Stand von September 2007.<br />
Traditionelle Zentren –<br />
Beispiel Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum bef<strong>in</strong>det sich im<br />
Stadtteil Eimsbüttel und umfasst die Gebäude<br />
zu beiden Seiten des Langenfel<strong>der</strong> Damms.<br />
Es beg<strong>in</strong>nt im Norden an <strong>der</strong> Kreuzung zur<br />
Kieler Straße und erstreckt sich rund 700<br />
Meter nach Süden. Für diese Untersuchung<br />
wurde lediglich <strong>der</strong> mehr als 400 Meter lange<br />
nördliche Teil bis zur Müggenkampstraße<br />
detailliert betrachtet. Wie <strong>in</strong> den umliegenden<br />
Straßen stammt die mehrgeschossige<br />
Blockrandbebauung größtenteils aus <strong>der</strong><br />
Zeitspanne zwischen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit und <strong>der</strong><br />
Jahrhun<strong>der</strong>twende. 7) Zu dieser Zeit stellte <strong>der</strong><br />
Langenfel<strong>der</strong> Damm noch e<strong>in</strong>e wichtige Verb<strong>in</strong>dungsstraße<br />
zwischen Stell<strong>in</strong>gen und dem<br />
Süden Eimsbüttels dar. Der öffentliche Raum<br />
ist überwiegend ansprechend gestaltet, es<br />
gibt allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e größeren Platz- und<br />
Grünflächen. Über den Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />
verkehrt e<strong>in</strong>e Busl<strong>in</strong>ie, ansonsten spielt <strong>der</strong><br />
Durchgangsverkehr e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
Auf <strong>der</strong> untersuchten Teilstrecke bef<strong>in</strong>den sich<br />
41 Ladenlokale für E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen,<br />
davon stehen vier leer. Gemäß <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>ordnung als <strong>Nahversorgung</strong>szentrum spielt<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel für den kurzfristigen Bedarf<br />
e<strong>in</strong>e übergeordnete Rolle; von 13 Geschäften<br />
s<strong>in</strong>d nur drei Geschäfte ohne engen <strong>Nahversorgung</strong>sbezug.<br />
Neben vielen kle<strong>in</strong>en Geschäften<br />
s<strong>in</strong>d mit Aldi, Budnikowsky und<br />
Schlecker auch größere Filialisten vertreten,<br />
das Angebot liegt überwiegend im unteren<br />
Preissegment. Auch das Dienstleistungsangebot<br />
ist vielfältig, Kulturangebote und Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht nennenswert<br />
vorhanden.<br />
Mit se<strong>in</strong>em vielfältigen Angebot an nahversorgungsrelevantem<br />
E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen<br />
stellt <strong>der</strong> Langenfel<strong>der</strong> Damm e<strong>in</strong><br />
relativ großes, vitales und stabiles <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
am Rande <strong>der</strong> Kieler Straße<br />
dar. Die Nähe zum primären Straßennetz und<br />
die städtebauliche Struktur wirken sich hier<br />
positiv aus. Dabei spielt die Seitenlage zur<br />
Kieler Straße e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Aufenthaltsqualität<br />
und die damit e<strong>in</strong>hergehen-<br />
5) Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.) (2006):<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten. Berl<strong>in</strong>, S. 35<br />
6) Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und Wirtschaft (Hrsg.)<br />
(2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong> 7) http://www.hamburg.de/stadtplanung-eimsbuettel<br />
18<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Nutzungsstruktur am Langenfel<strong>der</strong> Damm<br />
Entwurf: R. Beckmann<br />
de Akzeptanz des Zentrums. Zwar s<strong>in</strong>d Leerstände<br />
vorhanden, ohne jedoch den Standort<br />
zu prägen.<br />
Geplante Zentren –<br />
Beispiel Baumacker<br />
E<strong>in</strong> typisches Beispiel für e<strong>in</strong> geplantes <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
<strong>der</strong> 50er- und 60er-Jahre<br />
ist das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum Baumacker,<br />
teilweise auch als E<strong>in</strong>kaufszentrum Pflugacker<br />
bezeichnet. Es bef<strong>in</strong>det sich nördlich<br />
des Bezirksentlastungszentrums Eidelstedter<br />
Platz. Es liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em durchgrünten Wohngebiet,<br />
das vorwiegend mit Zeilenhäusern<br />
und vere<strong>in</strong>zelten Wohnhochhäusern bebaut<br />
ist. Mit dem Pkw ist es nur durch Nebenstraßen<br />
zu erreichen, <strong>der</strong> Parkplatz ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
großzügig dimensioniert. E<strong>in</strong>e Bushaltestelle<br />
und die Bahnstation Hörgensweg<br />
s<strong>in</strong>d fußläufig erreichbar. Das Zentrum besteht<br />
aus zwei um e<strong>in</strong>en begrünten Hof gruppierten<br />
zweigeschossigen Gebäu<strong>der</strong>iegeln. Es<br />
gibt <strong>in</strong>sgesamt elf Ladenlokale, davon stehen<br />
momentan drei leer. Die vorhandenen Geschäfte<br />
können die <strong>Nahversorgung</strong> nur begrenzt<br />
sicherstellen, da lediglich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Lebensmittelgeschäft mit e<strong>in</strong>er Verkaufsfläche<br />
von rund 100 Quadratmeter vorhanden<br />
ist. Kulturangebote o<strong>der</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht vorhanden, <strong>in</strong> fußläufiger<br />
Entfernung bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tages-<br />
stätte. Aufgrund <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Gebäude<br />
und <strong>der</strong> schlichten Gestaltung des<br />
Hofs ist die Aufenthaltsqualität <strong>der</strong> Anlage<br />
eher ger<strong>in</strong>g.<br />
Die hohe Leerstandsquote und das unvollständige<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sangebot im Zentrum<br />
Baumacker zeigen beispielhaft den<br />
Bedeutungsverlust geplanter Zentren auf.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>teiligen Parzellierung <strong>der</strong><br />
Ladenlokale und des großen Abstands zum<br />
Hauptstraßennetz lässt sich e<strong>in</strong>e zeitgemäße<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstruktur nicht ohne Weiteres<br />
reaktivieren.<br />
Beispiel Langenfelde /<br />
Stell<strong>in</strong>gen Süd<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für e<strong>in</strong> geplantes Zentrum<br />
ist das <strong>Nahversorgung</strong>szentrum Langenfelde.<br />
Es gehört zum Stadtteil Stell<strong>in</strong>gen<br />
und wurde Anfang <strong>der</strong> 70er-Jahre als Mittelpunkt<br />
des neuen Stadtquartiers L<strong>in</strong>se konzipiert,<br />
das hauptsächlich aus Wohnhochhäusern<br />
besteht. 8) Die Ladenlokale bef<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> zwei e<strong>in</strong>geschossigen Gebäu<strong>der</strong>iegeln<br />
und s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong>en Platz gruppiert, <strong>der</strong> ausschließlich<br />
Fußgängern zugänglich ist. Die<br />
Geschäfte s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Straße und den dort<br />
gelegenen Parkplätzen aus nicht sichtbar und<br />
nur über den Platz zu erreichen. In unmittelbarer<br />
Nähe bef<strong>in</strong>det sich die S-Bahn-Haltestelle<br />
Langenfelde. Von den sieben vorhandenen<br />
Ladenlokalen steht zurzeit e<strong>in</strong> Lokal leer.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Kiosk und e<strong>in</strong>er<br />
Bäckerei nur zwei kle<strong>in</strong>ere Betriebe mit E<strong>in</strong>zelhandelsbezug<br />
vorhanden, e<strong>in</strong> Lebensmittel-Vollsortimenter<br />
o<strong>der</strong> -Discounter existiert<br />
nicht. Kulturangebote und öffentliche Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht vorhanden.<br />
Der Platz und die angrenzenden Gebäude<br />
wurden kürzlich erneuert, was zu e<strong>in</strong>er<br />
sichtbaren Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität<br />
geführt hat.<br />
Auch dieses geplante Zentrum genügt heutigen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> umfassendes<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sangebot nicht, vor allem die<br />
ungenügende Erreichbarkeit für den Pkw-<br />
Verkehr ist unter Handelsgesichtspunkten<br />
8) http://www.hamburg.de/stadtplanung-eimsbuettel<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 19
negativ hervorzuheben. Insgesamt wirkt das<br />
Zentrum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jetzigen Zustand nicht<br />
zuletzt aufgrund <strong>der</strong> städtebaulichen Erneuerung<br />
stabil, die Etablierung relevanter<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsnutzungen ist nur mit erheblichem<br />
E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Baubestand und die<br />
Verkehrsführung zu erwarten.<br />
Agglomerationen –<br />
Beispiel Stell<strong>in</strong>ger Hof<br />
Die Agglomeration von E<strong>in</strong>zelhandels- und<br />
Dienstleistungsbetrieben des Stell<strong>in</strong>ger Hofes<br />
liegt beidseitig <strong>der</strong> Kieler Straße, etwa auf<br />
halber Strecke zwischen den Zentren Stell<strong>in</strong>gen<br />
und Eidelstedter Platz. Sie verfügt über<br />
e<strong>in</strong>e hervorragende Pkw-Anb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em<br />
hohen Maß an Durchgangsverkehr und<br />
e<strong>in</strong>e gute Busanb<strong>in</strong>dung. Der Bereich setzt<br />
sich aus mehreren umgenutzten Gewerbehallen<br />
und ergänzenden Bauten zusammen,<br />
die größtenteils e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge gestalterische<br />
Qualität aufweisen. Die Anlage ist auf die<br />
Anfahrt mit dem Pkw ausgerichtet, die<br />
Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit für<br />
Fußgänger ist ger<strong>in</strong>g. Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 24<br />
Geschäfte und Dienstleistungen vorhanden,<br />
lediglich e<strong>in</strong> Ladenlokal steht leer. Das <strong>Nahversorgung</strong>sangebot<br />
ist umfangreich, es s<strong>in</strong>d<br />
Filialen überörtlicher Anbieter wie Aldi, Lidl,<br />
Rewe und Budnikowsky mit betriebstypenüblichen<br />
Verkaufsflächen vorhanden. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus gibt es mehrere Fachmärkte des mittleren<br />
und unteren Preissegments wie Tedi<br />
und Kik sowie Fressnapf und verschiedene<br />
Dienstleistungen (Friseur, Gastronomie, Spielhalle,<br />
Videothek usw.). Nennenswert ist zudem<br />
das Angebot an Indoor-Sporte<strong>in</strong>richtungen<br />
wie <strong>der</strong> Tennishalle, <strong>der</strong> Indoor-Fußballhalle<br />
und e<strong>in</strong>em Indoor-Spielplatz für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Kultur-<br />
und öffentliche Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht vorhanden. Trotz se<strong>in</strong>er Ausrichtung<br />
am Pkw-Verkehr und dem ger<strong>in</strong>gen<br />
Anteil an Wohnbebauung <strong>in</strong> fußläufiger<br />
Nähe ist es im Räumlichen Leitbild <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Hamburg</strong> 9) als <strong>Nahversorgung</strong>szentrum deklariert<br />
und könnte somit auch als „ungeplantes<br />
Zentrum“ bezeichnet werden. Die städtebau-<br />
9) Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt (Hrsg.) (2007): Räumliches Leitbild.<br />
Entwurf. <strong>Hamburg</strong><br />
20<br />
Nutzungsstruktur Stell<strong>in</strong>ger Hof Entwurf: R. Beckmann<br />
lich-funktionale Ausprägung spricht allerd<strong>in</strong>gs<br />
gegen e<strong>in</strong>e Klassifizierung als Zentrum<br />
im S<strong>in</strong>ne zentraler Versorgungsbereiche.<br />
Die Agglomeration stellt mit ihrem vielfältigen<br />
Angebot an E<strong>in</strong>zelhandel und Dienstleistungen<br />
e<strong>in</strong> gutes Beispiel für den Bedeutungsgew<strong>in</strong>n<br />
von verkehrsgünstig gelegenen<br />
Standorten auch <strong>in</strong> städtebaulich nicht <strong>in</strong>tegrierten<br />
Lagen dar. Es sollte durchaus diskutiert<br />
werden, <strong>in</strong>wiefern <strong>der</strong>artige Agglomerationen<br />
durch Standortumbau und Maßnahmen<br />
zur städtebaulichen Integration zu<br />
städtebaulich-funktionalen Zentren werden<br />
können.<br />
Beispiel S-Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelhandelsagglomeration<br />
ist <strong>der</strong> S-Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen.<br />
Er liegt etwa e<strong>in</strong>en halben Kilometer<br />
westlich des Stadtteilzentrums Stell<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Nähe <strong>der</strong> Autobahn 7. Der<br />
Bahnhof wird für die Anreise zu den Arenen<br />
genutzt und ist daher bei Fußballspielen und<br />
sonstigen Großveranstaltungen beson<strong>der</strong>s<br />
stark frequentiert. Vor dem Bahnhof bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong> größerer Busbahnhof. Der Bahnhofsvorplatz<br />
hat e<strong>in</strong>e hohe Fußgängerfrequenz,<br />
die Aufenthaltsqualität ist eher ger<strong>in</strong>g. Die<br />
sechs kle<strong>in</strong>flächigen Ladenlokale beherber-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
gen zwei kle<strong>in</strong>e Gaststätten, zwei Kioske und<br />
e<strong>in</strong>en Fanshop; e<strong>in</strong> Lokal steht leer.<br />
Der Bahnhof Stell<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> typisches Beispiel<br />
für e<strong>in</strong>e Agglomeration an Knotenpunkten<br />
des ÖPNV. Da sich die Haltestelle nicht<br />
<strong>in</strong>nerhalb des primären Verkehrsnetzes bef<strong>in</strong>det<br />
und ke<strong>in</strong>en Magnetbetrieb besitzt, hat<br />
sie ke<strong>in</strong>e Bedeutung für die Versorgung <strong>der</strong><br />
umliegenden Wohnbevölkerung, son<strong>der</strong>n im<br />
Wesentlichen für die Benutzer <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Verkehrsmittel. Hier ist die Frequenz<br />
<strong>in</strong>sofern aus sich heraus nicht ausreichend für<br />
umfassende <strong>Nahversorgung</strong>sangebote. Gleichwohl<br />
ist es zur Frequenzzuführung bei <strong>der</strong><br />
(Weiter-)Entwicklung von Zentren zielführend,<br />
auch die Knotenpunkte des öffentlichen<br />
Verkehrs zu berücksichtigen und ggf. e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />
Fachmarktband Kieler Straße<br />
E<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>zelhandelsagglomeration<br />
bef<strong>in</strong>det sich auf dem Teilstück <strong>der</strong> Kieler<br />
Straße zwischen dem Stadtteilzentrum Stell<strong>in</strong>gen<br />
und dem <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
Langenfel<strong>der</strong> Damm. Sie gehört zum Stadtteil<br />
Stell<strong>in</strong>gen und ist im Räumlichen Leitbild<br />
nicht als Zentrum dargestellt. Durch die Lage<br />
an <strong>der</strong> Kieler Straße verfügt das Gebiet über<br />
e<strong>in</strong>e sehr gute Erreichbarkeit mit dem Pkw.<br />
Auch die Busanb<strong>in</strong>dung ist gut, die Aufenthaltsqualität<br />
und Fußgängerfreundlichkeit an<br />
<strong>der</strong> stark befahrenen Kieler Straße aber eher<br />
ger<strong>in</strong>g. Insgesamt bef<strong>in</strong>den sich auf dem Abschnitt<br />
15 E<strong>in</strong>zelhandels- und Dienstleistungslokale<br />
sowie e<strong>in</strong> leer stehendes Ladenlokal.<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>sangebot umfasst e<strong>in</strong>en<br />
Lebensmittel-Discounter, e<strong>in</strong>en Getränkemarkt<br />
und zwei Tankstellen-Shops. Daneben bestehen<br />
Fachmärkte und Geschäfte unterschiedlicher<br />
Preissegmente und Warengruppen<br />
(Schuhe, Büroartikel, Möbel, Küchen, Motorradzubehör<br />
usw.) mit jeweils fachmarktspezifischen,<br />
teils großzügigen Verkaufsflächen.<br />
Das Dienstleistungsangebot beschränkt sich<br />
auf e<strong>in</strong> Hotel, Kultur- und Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht vorhanden.<br />
Dieser Abschnitt <strong>der</strong> Kieler Straße ist e<strong>in</strong><br />
typisches Beispiel für e<strong>in</strong>e autoorientierte<br />
Agglomeration von E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Nutzungsstruktur an <strong>der</strong> Kieler Straße<br />
Entwurf: R. Beckmann<br />
primären Straßennetzes außerhalb <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Zentrenstruktur. In diesem Fall ist das<br />
Warenangebot allerd<strong>in</strong>gs hauptsächlich auf<br />
den mittel- und langfristigen Bedarf und<br />
nicht auf die <strong>Nahversorgung</strong> zugeschnitten.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen funktionalen Mischung,<br />
<strong>der</strong> städtebaulichen Struktur und <strong>der</strong> hohen<br />
verkehrlichen Bedeutung und Belastung <strong>der</strong><br />
Kieler Straße ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Standortumbau<br />
zum Zentrum nahezu ausgeschlossen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> und Zentren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft – e<strong>in</strong> Ausblick<br />
Die ausgewählten Beispiele zeigen e<strong>in</strong>erseits,<br />
dass verschiedene Typen von E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />
nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> existieren können;<br />
sie deuten teilweise aber auch auf Handlungsbedarf<br />
h<strong>in</strong>. Die fortschreitende Expansion<br />
von Lebensmittelanbietern am Rande <strong>der</strong><br />
Großflächigkeit o<strong>der</strong> darüber, speziell von<br />
Discountern, för<strong>der</strong>t nach wie vor den Strukturwandel<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>s- und <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 21
Zentrenstrukturen, sofern diese Entwicklung<br />
auf städtebaulich nicht <strong>in</strong>tegrierte Standorte<br />
zielt. Der Verlust <strong>der</strong> Frequenzbr<strong>in</strong>ger des<br />
kurzfristigen Bedarfsbereichs kann wie<strong>der</strong>um<br />
zu e<strong>in</strong>er erheblichen Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong><br />
Anbieter des mittel- und langfristigen Bedarfsbereichs<br />
sowie von Anbietern sonstiger<br />
Nutzungen führen. Die Folge s<strong>in</strong>d oftmals<br />
Attraktivitäts- und Funktionsverluste von<br />
Zentren und zunehmende Leerstandsquoten.<br />
In jüngster Zeit wurden vom Gesetzgeber die<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verän<strong>der</strong>t, die die Träger<br />
<strong>der</strong> Bauleitplanung <strong>in</strong> die Lage versetzen,<br />
die zentralen Versorgungsbereiche zu stärken<br />
und Entwicklungen <strong>in</strong> städtebaulich unerwünschten<br />
Lagen abzuschwächen; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
§ 1 Abs. 6 Nr. 4, § 9 Abs. 2a, § 34 Abs. 3<br />
Baugesetzbuch. Zentrale Versorgungsbereiche<br />
s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> ihrer Bedeutung als städtebauliches<br />
Schutzgut gestärkt, negative Auswirkungen<br />
auf die Stadt- und Stadtteilzentren,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen,<br />
sollen vermieden werden.<br />
Auch auf lokaler Ebene gibt es verstärkte Initiativen<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>ssituation,<br />
wie dies beispielsweise die<br />
Renaissance von „Tante Emma“ <strong>in</strong> Form von<br />
teils hochmo<strong>der</strong>nen <strong>Nahversorgung</strong>släden<br />
zeigt. Die Akteursspannweite reicht von e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bürgern und örtlichen Initiativen bis<br />
zum Großhandel. Jüngst besetzen auch die<br />
Vollsortimenter die räumlichen Lücken, die<br />
durch den Trend zu immer größeren Flächen<br />
entstanden waren, wie<strong>der</strong> mit attraktiven<br />
Filialen unterhalb <strong>der</strong> Großflächigkeit. 10)<br />
Fluch und Segen <strong>der</strong> verkehrlichen Bedeutung<br />
und Belastung für die Entwicklung und<br />
Ausprägung von Zentren veranschaulichen<br />
die benachbarten Standorte des <strong>Nahversorgung</strong>szentrums<br />
am Langenfel<strong>der</strong> Damm und<br />
des Fachmarktbandes an <strong>der</strong> Kieler Straße.<br />
Beide Standorte profitieren – wenn auch <strong>in</strong><br />
unterschiedlichem Maß – von den Frequenzen<br />
<strong>der</strong> Kieler Straße, während an <strong>der</strong> Kieler<br />
Straße selbst – abgesehen von Fachmärkten<br />
des E<strong>in</strong>zelhandels – die ger<strong>in</strong>ge Aufenthaltsqualität<br />
e<strong>in</strong>er Ausprägung als städtebaulichfunktionales<br />
Zentrum entgegensteht.<br />
Zukünftige Entwicklung <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> den Zentren?<br />
Wie auch <strong>der</strong> Handel, so unterliegen dessen<br />
Standorte dem Wandel. Die aufgezeigten<br />
Beispiele verdeutlichen dies. Welche Entwicklungen<br />
s<strong>in</strong>d anhand <strong>der</strong> aktuellen Entwicklungen<br />
für die nähere Zukunft zu erwarten?<br />
Sofern die planungsrechtliche Steuerung<br />
konsequent verfolgt wird, s<strong>in</strong>d für die Renaissance<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> den gewachsenen<br />
Stadtkernen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
positiv. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> verdichteten Quartieren<br />
füllen kle<strong>in</strong>flächige <strong>Nahversorgung</strong>släden<br />
räumliche Versorgungslücken. Auch<br />
<strong>in</strong> funktional stark geglie<strong>der</strong>ten Quartieren,<br />
beispielsweise Großwohnsiedlungen, liegen<br />
Chancen zur (Re-)Aktivierung von Zentrenfunktionen;<br />
Wohnungsunternehmen können<br />
hierbei wichtige Impulse setzen.<br />
Zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> Entwurf: R. Beckmann<br />
10) Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>)<br />
(Hrsg.) (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung.<br />
Berl<strong>in</strong>, S. 28f.<br />
22<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Angesichts <strong>der</strong> mittlerweile zahlreichen städtebaulich<br />
nicht <strong>in</strong>tegrierten E<strong>in</strong>zelhandelsstandorten<br />
stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wiefern<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei verfestigten Agglomerationen<br />
aus diesen städtebaulich-funktionale<br />
Zentren entstehen können und welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Planung und Politik dafür<br />
setzen müssten. Dies gilt allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
m<strong>in</strong><strong>der</strong> für die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur<br />
Sicherung und Entwicklung <strong>der</strong> bestehenden<br />
Zentren.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 23
<strong>Nahversorgung</strong> mit Konzept –<br />
das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />
„Handel ist Wandel“. Kaum e<strong>in</strong>en Spruch<br />
bekommen kommunale Akteure häufiger zu<br />
hören, wenn Betreiber neue Standorte mit<br />
neuen bzw. mo<strong>der</strong>nisierten Konzepten belegen<br />
wollen. Tatsächlich ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel<br />
e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> dynamischsten Branchen, die stetig<br />
neue Konzepte mit gewandelten Ansprüchen<br />
an Immobilien und Standorte hervorbr<strong>in</strong>gt.<br />
Die Begleitung von E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen<br />
ist für die Kommune daher e<strong>in</strong>e anspruchsvolle<br />
Aufgabe. E<strong>in</strong>erseits soll für die<br />
Bevölkerung e<strong>in</strong> vielfältiges und zeitgemäßes<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsangebot vorgehalten werden,<br />
an<strong>der</strong>erseits sollen gewachsene Zentren und<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte nachhaltig gesichert<br />
werden.<br />
Die Ziele <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen s<strong>in</strong>d<br />
dabei häufig nicht deckungsgleich mit denen<br />
<strong>der</strong> Kommune. Insbeson<strong>der</strong>e im Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel<br />
werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel verkehrsgünstige<br />
Standorte angestrebt. Auf<br />
ausreichend großen, möglichst rechteckig<br />
geschnittenen Grundstücken sollen dann Standardbauten<br />
mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Stellplätzen<br />
untergebracht werden. In den gewachsenen<br />
Zentrenbereichen s<strong>in</strong>d diese Ansprüche<br />
regelmäßig kaum erfüllbar. Soll vermieden<br />
werden, dass sich unser gewachsenes zentrenorientiertes<br />
Versorgungssystem <strong>in</strong> Richtung<br />
e<strong>in</strong>es diffusen Netzes von Solitärstandorten<br />
und Fachmarkt-Agglomerationen<br />
an Hauptverkehrsstraßen verän<strong>der</strong>t, muss die<br />
Kommune steuernd e<strong>in</strong>greifen.<br />
24<br />
Dipl.-Geogr. Thomas Zacharias,<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />
Quelle: Stadt Münster (Hrsg.) (2004)<br />
Die Verb<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>es<br />
unverb<strong>in</strong>dlichen Konzeptes<br />
Will e<strong>in</strong>e Kommune die E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlung<br />
wirksam steuern, so ist die Erstellung<br />
e<strong>in</strong>es kommunalen E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
unumgänglich. Im Rahmen des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
def<strong>in</strong>iert die Kommune zentrale<br />
Versorgungsbereiche, <strong>in</strong> denen die Versorgungsfunktion<br />
gesichert und ausgebaut werden<br />
soll.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
In <strong>der</strong> Regel s<strong>in</strong>d dies<br />
die gewachsenen Versorgungsbereiche<br />
<strong>der</strong> Innenstädte,<br />
die Stadtteilzentren und<br />
die <strong>Nahversorgung</strong>sstandorte <strong>in</strong> den<br />
Wohngebieten, sofern sie über mehr<br />
als e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Lebensmittelmarkt<br />
verfügen.<br />
Alle an<strong>der</strong>en Bereiche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Gewerbegebiete,<br />
werden damit zur „Tabuzone“<br />
für die Ansiedlung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben<br />
mit zentrenrelevanten Sortimenten. Nach<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Rechtsprechung s<strong>in</strong>d die<br />
Kommunen gut beraten, eigene Sortimentslisten<br />
zu erstellen und aufgrund <strong>der</strong> örtlichen<br />
Situation zu entscheiden, welche Sortimente<br />
als zentrenrelevant und welche als nicht zentrenrelevant<br />
klassifiziert werden. Diese Sortimentsliste<br />
sollte dann ebenfalls Bestandteil<br />
des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes werden.<br />
Münsteraner Sortimentsliste<br />
Antiquitäten<br />
Bastelbedarf<br />
Bekleidung aller Art<br />
Bücher, Fachliteratur<br />
Bürobedarf, Organisationsmittel<br />
Computer und -zubehör<br />
Elektrogeräte<br />
Fahrrä<strong>der</strong> und Zubehör<br />
Fotogeräte und -artikel<br />
Geschenkartikel<br />
Glas/Porzellan/Keramikartikel<br />
Handarbeitenartikel/Strickwaren<br />
Haushaltswaren, Hausratsartikel<br />
Heim- und Haustextilien,<br />
Bettwaren<br />
Jagdartikel/Waffen<br />
Kunstgewerbliche Erzeugnisse<br />
Le<strong>der</strong>waren<br />
Leuchten<br />
Mediz<strong>in</strong>ische und orthopädische<br />
Artikel<br />
Musik<strong>in</strong>strumente, Musikalien<br />
Optische und akustische<br />
Erzeugnisse<br />
Quelle: Stadt Münster (Hrsg.) (2004)<br />
Auch wenn von E<strong>in</strong>zelhandelskonzepten ke<strong>in</strong>e<br />
direkte rechtliche B<strong>in</strong>dungswirkung ausgeht,<br />
so können (und müssen) sie zur Begründung<br />
von Bebauungsplanfestsetzungen zur E<strong>in</strong>zelhandelssteuerung<br />
herangezogen werden. Auf<br />
<strong>der</strong> Grundlage des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
können dann Aussagen zur Zulässigkeit von<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen <strong>in</strong> den Geltungsbereichen<br />
von Bebauungsplänen getroffen werden.<br />
Wenn die Kommune die Aussagen e<strong>in</strong>es<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes zur Begründung von<br />
Bebauungsplanfestsetzungen heranzieht, so hat<br />
sie das bei jedem Bebauungsplan gleichermaßen<br />
zu tun, damit diese Festsetzungen<br />
nicht beliebig werden. Werden aufgrund politischen<br />
Drucks o<strong>der</strong> des lautstarken Wunsches<br />
e<strong>in</strong>es Investors vom Konzept abweichende Festsetzungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bebauungsplan getroffen,<br />
so kann es passieren, dass konzeptkonforme<br />
Festsetzungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bebauungsplänen<br />
vom Verwaltungsgericht gekippt werden.<br />
Zentrenrelevante Sortimente Nicht zentrenrelevante Sortimente<br />
Schreib- und Papierwaren,<br />
Schulbedarf<br />
Schuhe<br />
Spielwaren, Hobbyartikel<br />
Sportartikel/-geräte/-bekleidung<br />
Stoffe, Tuche, Meterware<br />
Unterhaltungselektronik,<br />
Tonträger<br />
Uhren, Edelmetallwaren,<br />
Schmuck<br />
Telefone/-zubehör<br />
Zoologischer Bedarf, lebende<br />
Tiere<br />
Nah-/Grundversorgung:<br />
Blumen (Schnittblumen,<br />
Topfpflanzen)<br />
Drogerie-/ParfümerieartikeI<br />
Getränke<br />
Kosmetische Artikel<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
Pharmazeutische Artikel<br />
Tabakwaren<br />
Tierfutter/Tierpflegeartikel<br />
Zeitschriften, Zeitungen<br />
Autos, Autoteile, -zubehör und<br />
-reifen<br />
Bade<strong>in</strong>richtungen<br />
Bauelemente (<strong>in</strong>klusive Fenster,<br />
Türen, Bau- und Heimwerkerbedarf)<br />
Baustoffe (<strong>in</strong>klusive Fliesen)<br />
Blockhäuser, W<strong>in</strong>tergärten, Zäune<br />
Bodenbeläge<br />
Boote und Zubehör<br />
Camp<strong>in</strong>gwagen und -artikel, Zelte<br />
Gartenbedarf, -möbel, -geräte,<br />
Pflanzen<br />
Haushaltsgroßgeräte, weiße Ware<br />
Herde/Öfen/Kam<strong>in</strong>e<br />
Installationsbedarf für Gas, Sanitär<br />
und Heizung<br />
Kle<strong>in</strong>eisenwaren, Werkzeuge<br />
Küchen<br />
Möbel, Büromöbel<br />
Motorrä<strong>der</strong>, -zubehör und -reifen<br />
Rollläden, Rollos, Markisen<br />
Sauna-/Schwimmbadanlagen<br />
Tapeten, Lacke<br />
Teppiche<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 25
Um zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass es bei <strong>der</strong> Erstellung<br />
konkreter Bebauungspläne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beurteilung<br />
e<strong>in</strong>es aktuellen Vorhabens zu Differenzen<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kommune kommt, ist es<br />
wichtig, dass alle relevanten Akteure (Politik,<br />
Akteure <strong>in</strong> den Stadtteilen bzw. Stadtbezirken,<br />
Liegenschaftsamt, Bauordnungsamt,<br />
Planungsamt, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, IHK,<br />
Handwerkskammer, E<strong>in</strong>zelhandelsverband,<br />
Bezirksregierung) <strong>in</strong> die Erarbeitung des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
e<strong>in</strong>bezogen wurden und<br />
<strong>der</strong> Beschluss möglichst e<strong>in</strong>stimmig erfolgt.<br />
Ferner empfiehlt es sich, die Politik regelmäßig<br />
wie<strong>der</strong> an den S<strong>in</strong>n und die Ernsthaftigkeit<br />
des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes zu<br />
er<strong>in</strong>nern, da sie letztendlich die Beschlüsse<br />
über Bebauungspläne fasst.<br />
Theorie und Praxis –<br />
das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept leben!<br />
Im Jahr 2004 wurde <strong>in</strong> Münster e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />
verabschiedet. Sowohl <strong>der</strong><br />
Stadtrat als auch die Bezirksvertretungen<br />
haben das Konzept e<strong>in</strong>stimmig beschlossen.<br />
Derzeit wird das Konzept überarbeitet, um es<br />
u. a. den geän<strong>der</strong>ten rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
anzupassen. 11) Die Grundzüge des<br />
Konzeptes wie „Standortkonzeption“ (zentrale<br />
Versorgungsbereiche) und „Münsteraner<br />
Sortimentsliste“ werden dabei grundsätzlich<br />
fortbestehen, auch wenn es aufgrund <strong>der</strong> gesammelten<br />
Erfahrungen und <strong>der</strong> neuen<br />
rechtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Stelle zu Anpassungen kommen<br />
kann.<br />
In Münster wurde das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />
seit 2004 konsequent umgesetzt. Alte Bebauungspläne<br />
ohne bzw. mit unzureichenden<br />
Aussagen zur E<strong>in</strong>zelhandelssteuerung werden<br />
nach und nach angepasst. Kommt es<br />
zu Ansiedlungsbegehren an unerwünschten<br />
Standorten, wird mit <strong>der</strong> Anpassung des<br />
Bebauungsplanes reagiert.<br />
Mittlerweile haben vor allem die Betreiber<br />
des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels registriert,<br />
dass die Stadt Münster das E<strong>in</strong>zelhandels-<br />
11) Neuer § 24a des Landesentwicklungsprogramms<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
26<br />
konzept tatsächlich sehr ernst nimmt, und<br />
s<strong>in</strong>d bereit, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Stadt Standorte<br />
<strong>in</strong> den gewachsenen Zentren umzusetzen.<br />
Dabei ist man auch bereit, Abstriche<br />
bezüglich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> zugeordneten Stellplätze,<br />
mehrgeschossiger Bebauung, Aufkauf<br />
bebauter Grundstücke und Ähnliches <strong>in</strong> Kauf<br />
zu nehmen. Hierzu s<strong>in</strong>d sie aber nur bereit,<br />
weil sie wissen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster<br />
Standorte an nicht <strong>in</strong>tegrierten Lagen nicht<br />
zu realisieren s<strong>in</strong>d. Wichtig ist dabei, dass<br />
diese L<strong>in</strong>ie str<strong>in</strong>gent durchgehalten wird und<br />
auch Wettbewerber zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />
ke<strong>in</strong>en (aus Betreibersicht günstigeren)<br />
Standort auf <strong>der</strong> sprichwörtlichen „grünen<br />
Wiese“ bzw. am Ortse<strong>in</strong>gang o<strong>der</strong> im Gewerbegebiet<br />
realisieren können. Da die Standorte<br />
<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierten Lagen vielfach nicht leicht<br />
umzusetzen s<strong>in</strong>d (vorhandene Bebauung,<br />
Verkehr, nachbarliche Belange), unterstützen<br />
Stadtverwaltung und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />
die Betreiber <strong>in</strong>tensiv bei <strong>der</strong> Akquisition<br />
und Umsetzung geeigneter Standorte<br />
<strong>in</strong> gewünschten Lagen. Hierzu später<br />
mehr.<br />
In <strong>der</strong> Stadt Münster wird die Umsetzung des<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes mit folgenden Maßnahmen<br />
flankierend begleitet:<br />
Jour fixe E<strong>in</strong>zelhandel<br />
Stadtentwicklung, Stadtplanung, Bauordnung,<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und ggf. Liegenschaftsamt<br />
diskutieren m<strong>in</strong>destens alle<br />
vierzehn Tage aktuelle E<strong>in</strong>zelhandelsprojekte<br />
und stimmen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche L<strong>in</strong>ie<br />
ab.<br />
Erfahrungsaustausch E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />
Stadtverwaltung, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, IHK,<br />
Handwerkskammer, Bezirksregierung und<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsverband tauschen sich ca.<br />
zweimal im Jahr zu den Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis aus und stimmen evtl. notwendige<br />
Anpassungen ab.<br />
Projektbezogene Runde Tische<br />
Zu wesentlichen Projekten werden kurzfristig<br />
projektbezogene Runde Tische, z. B.<br />
mit <strong>der</strong> Bezirksregierung und den Kammern,<br />
e<strong>in</strong>berufen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Die Ansiedlungssteuerung ist unbestritten<br />
das Kernstück <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung.<br />
M<strong>in</strong>destens ebenso wichtig ist, dass die<br />
Leitziele des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes auch <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en Bereichen unterstützt werden. In<br />
Münster geschieht dies z. B. mittels <strong>der</strong><br />
folgenden Instrumente:<br />
Forum Stadtteile<br />
Auf Initiative <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
Münster GmbH werden die Werbegeme<strong>in</strong>schaften<br />
<strong>der</strong> Stadtteile drei- bis viermal<br />
im Jahr zum Forum Stadtteile e<strong>in</strong>geladen.<br />
Dort treffen sie auf Vertreter von Stadtentwicklung,<br />
Münster Market<strong>in</strong>g, IHK, E<strong>in</strong>zelhandelsverband<br />
und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung,<br />
um ihre Themen zu diskutieren. E<strong>in</strong><br />
willkommener Nebeneffekt ist die Herausbildung<br />
von persönlichen Kontakten über<br />
Stadtteilgrenzen h<strong>in</strong>aus und <strong>der</strong> engere<br />
Kontakt zwischen städtischen Akteuren<br />
und dem E<strong>in</strong>zelhandel <strong>der</strong> Stadtteile.<br />
Stadtteilmarket<strong>in</strong>g<br />
In den Jahren 2006 und 2007 wurde <strong>der</strong><br />
Wettbewerb „Stadtteilmarket<strong>in</strong>g“ ausgelobt.<br />
Dabei erarbeiten die Akteure <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen (u. a. Bürger, Gewerbetreibende,<br />
Vere<strong>in</strong>e) Konzepte zur Verschönerung<br />
ihrer Stadtteile und können e<strong>in</strong>e städtische<br />
För<strong>der</strong>ung „gew<strong>in</strong>nen“, die um e<strong>in</strong>en privat<br />
aufzubr<strong>in</strong>genden Anteil aufzustocken ist.<br />
Insgesamt haben sich bisher sieben Stadtteile<br />
daran beteiligt, und es wurden viele<br />
kreative Ideen entwickelt und neue Netzwerke<br />
geschaffen.<br />
Verkaufsoffene Sonntage<br />
Seit 2006 werden verkaufsoffene Sonntage<br />
<strong>in</strong> Münster nur noch <strong>in</strong> den ausgewiesenen<br />
Zentrenbereichen genehmigt. Großflächige<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe außerhalb<br />
<strong>der</strong> Zentren erhalten ke<strong>in</strong>e Genehmigung<br />
mehr. E<strong>in</strong>e entsprechende Selbstb<strong>in</strong>dung<br />
wurde vom Stadtrat verabschiedet.<br />
Sicherung und Ausbau <strong>der</strong> Zentren<br />
Wird das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept restriktiv angewendet<br />
und die nachhaltige Sicherung <strong>der</strong><br />
gewachsenen Zentrenbereiche angestrebt, so<br />
ist es mit <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Planung nicht getan. In<br />
<strong>der</strong> Regel f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> den gewachsenen<br />
Zentrenbereichen e<strong>in</strong>e dichte Bebauung vor.<br />
Ausreichend große freie Grundstücke für die<br />
Ansiedlung zeitgemäßer Betriebstypen des<br />
Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
nicht vorhanden. Aufgrund <strong>der</strong> strafferen<br />
Organisation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Handelsunternehmen<br />
und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an Warenpräsentation<br />
und Logistik kann von den<br />
Kommunen nicht erwartet werden, dass<br />
unzeitgemäße Märkte von den Betreibern<br />
mangels Alternative weitergeführt werden.<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden solche Märkte auch aufgegeben,<br />
wenn ke<strong>in</strong>e adäquaten Alternativstandorte<br />
gefunden werden können. Dem verbleibenden<br />
mittelständischen E<strong>in</strong>zelhandel<br />
fehlt dann <strong>der</strong> Magnetbetrieb, <strong>der</strong> ihm die lebensnotwendige<br />
Frequenz <strong>in</strong>s Quartier br<strong>in</strong>gt.<br />
Zurücklehnen ist also nicht angesagt. Vielmehr<br />
sollten diese zentralen Versorgungsbereiche<br />
daraufh<strong>in</strong> abgeklopft werden, wo<br />
Objekte zu größeren E<strong>in</strong>heiten zusammengelegt,<br />
Nutzungen verlagert und/o<strong>der</strong> Immobilien<br />
aufgekauft werden können. In Münster<br />
übernimmt die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung die Ansprache<br />
von Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern<br />
und die Verhandlungen <strong>in</strong><br />
enger Abstimmung mit <strong>der</strong> Planungsverwaltung.<br />
Nachfolgend werden zwei unterschiedliche<br />
Herangehensweisen zur Ansiedlung von<br />
Lebensmittelmärkten vorgestellt.<br />
Aktive Flächenpolitik und<br />
Ausschreibung von Grundstücken<br />
Besitzt die Stadt Grundstücke <strong>in</strong> den zentralen<br />
Versorgungsbereichen, so kann sie diese<br />
Grundstücke mit dem Ziel <strong>der</strong> Ansiedlung<br />
von Lebensmittelmärkten ausschreiben. In<br />
Münster hat man dies als „Bewerberauswahlund<br />
Realisierungsverfahren“ bereits <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Stadtteilen durchgeführt. Voraussetzung<br />
hierfür s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e aktive Flächenpolitik<br />
<strong>der</strong> Kommune und die konsequente<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung nicht konzeptkonformer E<strong>in</strong>zelhandelsansiedlungen.<br />
Im Rahmen des zweistufigen „Bewerberauswahl-<br />
und Realisierungsverfahrens“ stellt die<br />
Stadt Münster folgende Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
die Bewerber:<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 27
Bildung e<strong>in</strong>es Teams aus Architekten<br />
und Investoren<br />
E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> formulierten Vorgaben<br />
h<strong>in</strong>sichtlich<br />
– des Nutzungsprogramms,<br />
– <strong>der</strong> Verkaufsfläche und<br />
– <strong>der</strong> städtebaulichen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
Ggf. Benennung <strong>der</strong> vorgesehenen Betreiber<br />
Selbstverständlich müssen die Bewerber auch<br />
e<strong>in</strong>en Kaufpreis benennen, dieser ist aber nicht<br />
alle<strong>in</strong>e ausschlaggebend für den Zuschlag.<br />
In e<strong>in</strong>em Stadtteil hat die Stadt Münster<br />
e<strong>in</strong>en Festplatz zur Ansiedlung e<strong>in</strong>es Lebensmittel-Vollsortimenters<br />
(nachrangig Lebensmittel-Discounter)<br />
vorgesehen und dieses<br />
Instrument angewandt. Da <strong>der</strong> örtliche Schützenvere<strong>in</strong><br />
von dieser Idee anfänglich nicht<br />
begeistert war, musste zunächst e<strong>in</strong>e für<br />
Schützen und Anwohner akzeptable Lösung<br />
zur Verlagerung des Festplatzes gefunden<br />
werden, was e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />
An <strong>der</strong> mittlerweile erfolgten Ausschreibung<br />
haben sich neun Interessenten mit Entwürfen<br />
beteiligt. In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass es<br />
sich um e<strong>in</strong> eher kle<strong>in</strong>es (4 090 Quadratmeter)<br />
und nicht perfekt geschnittenes Grundstück<br />
handelt, ist das vergleichsweise starke<br />
Interesse beachtlich und sicherlich auf die<br />
restriktive Ansiedlungspolitik zurückzuführen.<br />
Quelle: Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH (2007)<br />
28<br />
Entwicklung im Bestand und<br />
Verlagerung von Nutzungen<br />
Beispiel Wolbeck<br />
Der Münsteraner Stadtteil Wolbeck ist <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Kern geprägt durch e<strong>in</strong>e historische<br />
Parzellen- und Gebäudestruktur sowie enge<br />
Gassen und e<strong>in</strong>e hochgradig verkehrsbelastete<br />
Durchgangsstraße. Dieser „Wigbold“ ist<br />
Zentrum des Ortes und Standort e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
von Dienstleistungsbetrieben, Handwerkern<br />
und kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäften.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> beengten Situation, <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>teiligen<br />
Strukturen und des Denkmalschutzes<br />
konnte <strong>in</strong> diesem Kernbereich <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren ke<strong>in</strong> Lebensmittelmarkt angesiedelt<br />
werden. Es bildeten sich daher unmittelbar<br />
nördlich und südlich angrenzend<br />
ergänzende Versorgungsstandorte mit Lebensmittelmärkten.<br />
Diese s<strong>in</strong>d daher auch als<br />
zentrale Versorgungsbereiche <strong>in</strong> das E<strong>in</strong>zelhandelskonzept<br />
<strong>der</strong> Stadt Münster aufgenommen<br />
worden. In Wolbeck bestehen <strong>der</strong>zeit<br />
vier Lebensmittel-Vollsortimenter und<br />
e<strong>in</strong> Lebensmittel-Discounter. Ke<strong>in</strong>er dieser<br />
Betriebe verfügt über e<strong>in</strong>e Verkaufsfläche<br />
von mehr als 800 m². Auch aufgrund <strong>der</strong><br />
Warenpräsentation s<strong>in</strong>d die vorhandenen<br />
Märkte nicht als zeitgemäß zu bezeichnen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
In <strong>der</strong> Vergangenheit gab es immer wie<strong>der</strong><br />
Anfragen zu Alternativstandorten. Diese wurden<br />
von <strong>der</strong> Stadt rigoros abgelehnt, da sie<br />
nicht <strong>in</strong>tegriert waren. Da <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsbedarf<br />
objektiv gegeben ist, haben Planungsverwaltung<br />
und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung geme<strong>in</strong>sam<br />
geeignete Standorte im Bereich<br />
<strong>der</strong> ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereiche<br />
gesucht und Gespräche mit den <strong>der</strong>zeitigen<br />
Eigentümern und Nutzern geführt.<br />
Standort Münsterstraße<br />
Am Standort Münsterstraße besteht e<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
die Jahre gekommener Lebensmittel-Discounter<br />
mit wenigen Stellplätzen, <strong>der</strong> schon seit<br />
geraumer Zeit e<strong>in</strong>en neuen Standort sucht.<br />
Der Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH gelang<br />
es, e<strong>in</strong>em auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />
Straßenseite ansässigen Autohaus die Verlagerung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> neu zu erschließendes Gewerbegebiet<br />
schmackhaft zu machen. Vonseiten<br />
<strong>der</strong> Stadtplanung und <strong>der</strong> Bauordnung wurden<br />
dem Discounter Befreiungen von den<br />
<strong>der</strong>zeitigen Bebauungsplanfestsetzungen <strong>in</strong><br />
Aussicht gestellt, da hier an e<strong>in</strong>em stadtstrukturell<br />
s<strong>in</strong>nvollen Standort e<strong>in</strong> zeitgemäßer<br />
Markt angesiedelt werden könnte. Da die<br />
Zustimmung <strong>der</strong> Nachbarn notwendig war,<br />
führte die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>tensive<br />
Gespräche, um die Nachbarn zur Zustimmung<br />
Quelle: Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH (2007)<br />
zu bewegen. Die Planung für den neuen Lebensmittelmarkt<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen<br />
Prozess so überarbeitet, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung<br />
mit den Nachbarn erzielt werden konnte bzw.<br />
diese nicht mehr notwendig war. Damit die<br />
Umsiedlung des Autohauses frühzeitig erfolgen<br />
kann, beschleunigten Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
und Tiefbauamt die Erschließung des<br />
neuen Gewerbegebietes im Stadtteil Wolbeck.<br />
Standort Hiltruper Straße<br />
Südlich des „Wigboldes“ bef<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong><br />
Standort Hiltruper Straße, <strong>der</strong> zusätzlich zu<br />
Wolbeck e<strong>in</strong>en benachbarten kle<strong>in</strong>eren Stadtteil<br />
versorgt. Hier bef<strong>in</strong>den sich u. a. zwei<br />
Edeka-Märkte und e<strong>in</strong>e Postagentur. Diese<br />
ungewöhnliche Situation, dass sich zwei<br />
Märkte <strong>der</strong>selben Handelsorganisation unmittelbar<br />
gegenüberstehen, resultiert daraus,<br />
dass e<strong>in</strong> ursprünglich zu Spar gehören<strong>der</strong><br />
Betrieb nach dem Rückzug <strong>der</strong> Spar-Gruppe<br />
auf Edeka „umgeflaggt“ hat. In unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zu den beiden Märkten bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong>e Lackiererei, auf <strong>der</strong>en<br />
Grundstück sich e<strong>in</strong> Lebensmittel-Discounter<br />
ansiedeln möchte. Dies wird von <strong>der</strong> Stadt<br />
positiv gesehen, da es dem städtischen Ziel<br />
entspricht, <strong>der</strong> Bevölkerung an zentralen<br />
Standorten jeweils Lebensmittel-Vollsortimenter<br />
und -Discounter anzubieten.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 29
Was zunächst so e<strong>in</strong>fach kl<strong>in</strong>gt, stellt sich <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Praxis komplexer dar. Zwar kann die<br />
Lackiererei <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Gewerbegebiet verlagert<br />
werden, doch reicht das Grundstück <strong>der</strong><br />
Lackiererei nicht aus, um e<strong>in</strong>en zeitgemäßen<br />
Markt mit <strong>der</strong> notwendigen Stellplatzanlage<br />
unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Da sich unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Grundstück<br />
e<strong>in</strong> städtisches Schulzentrum mit großem<br />
Schulhof bef<strong>in</strong>det, wurde geprüft, ob Teilflächen<br />
dieses Schulgrundstückes für das<br />
Projekt zur Verfügung gestellt werden können.<br />
Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese<br />
Idee nicht nur Fürsprecher hatte. Sowohl die<br />
drei Schulleitungen <strong>der</strong> im Schulzentrum<br />
vertretenen Schulen als auch Teile <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
hatten anfangs Vorbehalte gegenüber<br />
dem Projekt. Da sich auf den fraglichen<br />
Flächen Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den, die<br />
von e<strong>in</strong>em örtlichen Sportvere<strong>in</strong> genutzt<br />
werden, kam e<strong>in</strong> weiterer Betroffener h<strong>in</strong>zu.<br />
Bei <strong>der</strong> Planungsverwaltung und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
war man überzeugt, dass<br />
<strong>der</strong> Standort stadtstrukturell richtig ist und<br />
auch die Stadt zur nachhaltigen Sicherung<br />
<strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche zu Kompromissen<br />
bereit se<strong>in</strong> muss. So wurde <strong>in</strong> vielen<br />
<strong>in</strong>ternen Gesprächen mit <strong>der</strong> Schul- und<br />
Sportverwaltung eruiert, ob die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Flächen zur Verfügung gestellt werden<br />
können.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> laufenden Fortschreibung des<br />
Schulentwicklungsplanes wurde deutlich, dass<br />
das Schulzentrum für den Ganztagsschulbetrieb<br />
ausgebaut werden sollte (zusätzliches<br />
Mensa-Gebäude) und e<strong>in</strong> Erweiterungsbau<br />
für die naturwissenschaftlichen Räume<br />
benötigt wird. Stadt<strong>in</strong>tern wurde festgelegt,<br />
dass schulische Belange selbstverständlich<br />
Vorrang haben, die Flächen aber für den Discounter<br />
zur Verfügung gestellt werden könnten,<br />
wenn jene nicht bee<strong>in</strong>trächtigt würden.<br />
So wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Fachverwaltungen<br />
und dem Hochbauamt geprüft, wo die<br />
notwendigen Erweiterungsbauten untergebracht<br />
werden können. Im Ergebnis können<br />
die Neubauten so platziert werden, dass sie<br />
für das Schulzentrum funktional s<strong>in</strong>d und<br />
zudem e<strong>in</strong> Teilgrundstück für die Ansiedlung<br />
des Lebensmittelmarktes zur Verfügung ge-<br />
30<br />
stellt werden kann. Für den Schulhof bleibt<br />
dabei ebenfalls noch e<strong>in</strong>e ausreichend große<br />
Fläche. Die Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> werden im<br />
E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Sportvere<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Stelle verlagert. Die Kosten hierfür<br />
gehen zulasten des Projektträgers.<br />
Die Planungen zur Ansiedlungen des Discounters<br />
haben dazu geführt, dass auch e<strong>in</strong><br />
bestehen<strong>der</strong> Vollsortimenter ernsthaft über<br />
e<strong>in</strong>e zeitgemäße Neuaufstellung an se<strong>in</strong>em<br />
bisherigen Standort nachdenkt.<br />
Fazit<br />
Die angeführten Beispiele zeigen, dass e<strong>in</strong>e<br />
konsequente Anwendung des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
die Abwehr von schädlichen<br />
Vorhaben an nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />
ermöglicht und Betreiber und Entwickler<br />
zunehmend Standorte <strong>in</strong> zentralen Lagen<br />
akzeptieren, auch wenn <strong>der</strong> Aufwand zur<br />
Baureifmachung höher ist und nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
Standardlösungen umgesetzt werden<br />
können. Dabei muss deutlich darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden, dass e<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>der</strong><br />
Stadt hier unabd<strong>in</strong>gbar ist. Nicht nur im Genehmigungsverfahren<br />
s<strong>in</strong>d Kompromisse auf<br />
beiden Seiten erfor<strong>der</strong>lich. Auch Liegenschaftsamt<br />
und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung spielen<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, sei es mit e<strong>in</strong>er vorausschauenden<br />
Flächenpolitik <strong>in</strong> den Stadtteilzentren<br />
o<strong>der</strong> durch vermittelnde Tätigkeit bei<br />
Verlagerung von Nutzungen o<strong>der</strong> Aufkauf<br />
von bebauten Grundstücken. Dabei darf auch<br />
<strong>der</strong> Ankauf und Abriss von Wohngebäuden<br />
ke<strong>in</strong> Tabu se<strong>in</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Verabschiedung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
ist es nicht getan. Nimmt man es<br />
ernst, bedeutet se<strong>in</strong>e Umsetzung viel Arbeit.<br />
Die Beispiele aus Münster zeigen, dass sich<br />
die Mühe lohnt. Lebendige Stadtteilzentren<br />
bilden nicht nur e<strong>in</strong>en städtebaulichen Wert.<br />
Der Bevölkerung bieten sie e<strong>in</strong> vielfältiges<br />
Angebot auf engem Raum, den Immobilieneigentümern<br />
sichern sie gute Miete<strong>in</strong>künfte<br />
und für den mittelständischen E<strong>in</strong>zelhandel<br />
s<strong>in</strong>d sie notwendiger und bedrohter „Lebensraum“.<br />
Werden die Zentren stabilisiert, wird<br />
<strong>der</strong> Mittelstand es danken.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Podiumsdiskussion: Zwischen <strong>Hamburg</strong> und Heide –<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />
– Bernd Enge, Niemersze<strong>in</strong> & Co., <strong>Hamburg</strong><br />
– Edgar Goedecke, Samtgeme<strong>in</strong>debürgermeister <strong>der</strong> Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />
– Detlev Palm, Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Re<strong>in</strong>bek<br />
– Marit Pe<strong>der</strong>sen, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, <strong>Hamburg</strong><br />
Die Podiumsdiskussion zeigt die Bandbreite<br />
<strong>der</strong> Raumtypen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
auf, die unterschiedliche Entwicklungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> und <strong>der</strong> Zentrenfunktionen<br />
aufweisen.<br />
Bürgermeister Goedecke vertritt den ländlichen<br />
Raum mit e<strong>in</strong>er ausgedünnten <strong>Nahversorgung</strong>sstruktur<br />
und <strong>der</strong> Konzentration des<br />
Angebotes auf wenige großflächige Standorte.<br />
Viele kle<strong>in</strong>ere Orte im ländlichen Raum<br />
verfügten über (fast) ke<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sangebot<br />
mehr. Die Versorgung mit den<br />
Gütern des täglichen Bedarfs sei hier für die<br />
Menschen mit langen Wegen verbunden und<br />
oft nur mit dem Pkw möglich. Der ambulante<br />
Handel übernehme <strong>in</strong> diesen Räumen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Versorgungsfunktion.<br />
Bürgermeister Palm vertritt den verdichteten<br />
städtischen Raum im „Speckgürtel“ <strong>der</strong><br />
Metropole <strong>Hamburg</strong>. Viele <strong>der</strong> dynamischen<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte konzentrierten sich<br />
nicht <strong>in</strong> den Zentren, son<strong>der</strong>n bildeten entlang<br />
größerer Straßen e<strong>in</strong> sekundäres Netz,<br />
das auf den motorisierten Individualverkehr<br />
ausgerichtet sei. Dieses sekundäre Netz<br />
bedeute vor allem für die ausgewiesenen<br />
<strong>Nahversorgung</strong>szentren e<strong>in</strong>en funktionalen<br />
Bedeutungsverlust. Auch <strong>in</strong> den dichteren<br />
Räumen gebe es unterversorgte Gebiete, hier<br />
trage aber das (öffentliche) Verkehrssystem<br />
zur Erreichbarkeit bei.<br />
Herr Enge macht deutlich, dass <strong>der</strong> Erfolg<br />
e<strong>in</strong>es Nahversorgers zu e<strong>in</strong>em großen Teil<br />
vom Betriebskonzept abhänge, das zu dem<br />
Standort passen müsse, und vom Geschick<br />
des Händlers. Viele Standorte seien für den<br />
Vollsortimenter mit hochwertigen Angeboten<br />
nicht geeignet, weil z. B. die Kaufkraft nicht<br />
stimme. Hier füllten mancherorts Discounter<br />
die Versorgungslücken. Voraussetzung für<br />
e<strong>in</strong>e gute Standortentwicklung seien aber<br />
verlässliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, z. B. die<br />
Anzahl von Genehmigungen weiterer E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte<br />
im Umfeld.<br />
Neben <strong>der</strong> Versorgungsfunktion für Waren<br />
und Dienstleistungen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion<br />
die Funktion <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>szentren als<br />
Ort <strong>der</strong> Kommunikation und gesellschaftlichen<br />
Teilhabe betont. Diese Funktion werde<br />
aufgrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />
zukünftig noch an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Alle<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer des Podiums<br />
s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
daher e<strong>in</strong>e wichtige Funktion<br />
für die Stadt(-teil)entwicklung übernehmen<br />
und gestärkt werden sollen.<br />
Das Podium weist auf den Wi<strong>der</strong>spruch h<strong>in</strong>,<br />
dass von den meisten Menschen <strong>in</strong>tegrierte<br />
Standorte gefor<strong>der</strong>t werden, viele von ihnen<br />
aber dann an den nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />
e<strong>in</strong>kaufen. Der Prozess zur Stärkung <strong>der</strong><br />
Zentren müsse, so die Podiumsteilnehmer,<br />
von <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Verwaltung, den Ladeneigentümern<br />
sowie vom lokalen E<strong>in</strong>zelhandel<br />
<strong>in</strong> den Zentren stärker angegangen werden.<br />
Es müsse mehr agiert statt nur reagiert werden.<br />
Für die öffentliche Seite bedeute dies<br />
z. B. e<strong>in</strong>e konsequentere Anwendung des<br />
Planungsrechts.<br />
Marit Pe<strong>der</strong>sen führt aus, <strong>in</strong> welchen Bereichen<br />
auch die Landesplanung <strong>der</strong> Freien und<br />
Hansestadt <strong>Hamburg</strong> auf die Stabilisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sfunktionen von Zentren<br />
e<strong>in</strong>wirken kann. Der eigentliche Zuständigkeitsbereich<br />
<strong>der</strong> Landesplanung liege allerd<strong>in</strong>gs<br />
bei deutlich größeren E<strong>in</strong>zelansied-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 31
lungen, als es Nahversorger im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
seien. Für <strong>Hamburg</strong> existiere e<strong>in</strong> Zentrenkonzept,<br />
welches politisch getragen werde<br />
und weiterh<strong>in</strong> stabil sei. Die <strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
(D-Zentren) würden dort nach<br />
Meldung aus den Bezirken nachrichtlich<br />
dargestellt. Die E<strong>in</strong>ordnung dieser Bereiche<br />
werde nicht nach e<strong>in</strong>heitlichen Maßstäben<br />
durchgeführt. Offen bleibe die Frage, ab<br />
wann e<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sstandort e<strong>in</strong> <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
sei und ob bzw. wie detailliert<br />
diese Zentren räumlich abgegrenzt<br />
werden sollten.<br />
32<br />
Vom Podium wird e<strong>in</strong>hellig ausgesagt, dass<br />
die Steuerung im Bereich <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> im Wesentlichen Aufgabe <strong>der</strong><br />
Bezirke als kommunale Ebene sei. Wichtige<br />
Instrumente zur Stärkung <strong>der</strong> (<strong>Nahversorgung</strong>s-)Zentren<br />
seien die Bauleitplanung<br />
(z. B. über den Ausschluss von E<strong>in</strong>zelhandel<br />
<strong>in</strong> Gewerbegebieten), die Sanierungsplanung<br />
sowie Kommunikations- und Beteiligungsformen,<br />
z. B. im Rahmen von Bus<strong>in</strong>ess Improvement<br />
Districts (BIDs).<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Workshop 1:<br />
Welche kommunalen Strategien und standortbezogenen<br />
Kooperationen stärken die Mitte und sichern die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />
Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Wilfried Thal stellt die Wochenmärkte als Frequenzbr<strong>in</strong>ger<br />
für den stationären E<strong>in</strong>zelhandel<br />
heraus. Wochenmärkte s<strong>in</strong>d jedoch längst ke<strong>in</strong>e<br />
Selbstgänger mehr, son<strong>der</strong>n sie müssen sich<br />
viel stärker als bisher auf die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
Kunden e<strong>in</strong>stellen, <strong>der</strong>en Konsumgewohnheiten<br />
sich sehr verän<strong>der</strong>t haben. Vor allem beim<br />
Market<strong>in</strong>g für die Wochenmärkte müssen die<br />
Händler, die bisher kaum untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kooperiert<br />
haben, neue geme<strong>in</strong>same Wege gehen.<br />
BID-Initiative <strong>Hamburg</strong>-Rissen –<br />
privates Engagement zur Stärkung e<strong>in</strong>es Stadtteilzentrums<br />
Henrik Strate, BID-Initiative Rissen<br />
Wer/was gab den Anstoß für das<br />
Projekt/Konzept?<br />
Es gibt zwei Anstöße für das Projekt BID Rissen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en entstand im W<strong>in</strong>ter 2005 bei<br />
den lokalen Akteuren erneut großer Frust<br />
über die mangelnde Beteiligung von Rissener<br />
E<strong>in</strong>zelhändlern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Filialisten,<br />
an <strong>der</strong> traditionellen Weihnachtsbeleuchtung.<br />
Zum an<strong>der</strong>en wurde im Zuge e<strong>in</strong>er Standortanalyse<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Studie</strong>nprojektes <strong>der</strong> HafenCity<br />
Universität deutlich, dass sich das Rissener<br />
Zentrum gegenüber mehreren Wettbewerbern<br />
besser positionieren muss. Diese s<strong>in</strong>d unter<br />
an<strong>der</strong>em die Entstehung e<strong>in</strong>es Fachmarktzentrums<br />
im benachbarten Wedel, die Ansiedlung<br />
von Lebensmittel-Discountern entlang <strong>der</strong><br />
Ausfallstraße B 431 sowie erweiterte E<strong>in</strong>zelhandelsflächen<br />
am Blankeneser Bahnhof.<br />
Wer s<strong>in</strong>d die Träger? Welche Akteure können<br />
und welche müssen beteiligt werden?<br />
Das Projekt wird von e<strong>in</strong>er Initiative aus<br />
Kaufleuten und Grundeigentümern getragen.<br />
Henrik Strate präsentiert die Aktivitäten <strong>der</strong><br />
BID-Initiative <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>-Rissen, die e<strong>in</strong><br />
Konzept zur Stärkung des Stadtteilzentrums<br />
erarbeitet hat. Dieses wird nun geme<strong>in</strong>sam<br />
mit <strong>der</strong> kommunalen Verwaltung, dem Bezirksamt<br />
Altona, weiter ausgearbeitet. Dabei<br />
zeigt sich immer wie<strong>der</strong>, dass e<strong>in</strong> Konsens<br />
zwischen den verschiedenen privaten Akteuren<br />
gefunden werden muss, um das Projekt<br />
voranzutreiben.<br />
Im Herbst 2006 wurde e<strong>in</strong>e Lenkungsgruppe<br />
mit drei <strong>in</strong>haltlichen Arbeitsgruppen e<strong>in</strong>gerichtet:<br />
Image/Market<strong>in</strong>g,<br />
Branchenmix/Gastronomie,<br />
Verkehr/öffentlicher Raum.<br />
Insgesamt haben bislang rund 30 Personen<br />
ehrenamtlich <strong>in</strong> Arbeitsgruppen mitgearbeitet.<br />
Unterstützend wirken mit:<br />
das Fachamt Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung des<br />
Bezirksamtes Altona,<br />
<strong>der</strong> BID-Beauftragte <strong>der</strong> Behörde für<br />
Stadtentwicklung und Umwelt,<br />
die Handelskammer <strong>Hamburg</strong>.<br />
Weitere lokale Akteure s<strong>in</strong>d:<br />
die Geme<strong>in</strong>schaft Rissener Kaufleute e. V.,<br />
die durch die BID-Initiative e<strong>in</strong>en relativ<br />
starken Mitglie<strong>der</strong>zuwachs und e<strong>in</strong> neues<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl erfuhr,<br />
<strong>der</strong> Bürgervere<strong>in</strong> Rissen.<br />
Aufgrund e<strong>in</strong>iger geplanter Maßnahmen<br />
kommt <strong>der</strong> lokalen Politik e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung zu, da e<strong>in</strong> langjähriges kommu-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 33
nalpolitisches Streitthema zum Schaden <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>kaufsstraße durch e<strong>in</strong>en neuen Vorschlag<br />
endgültig gelöst werden kann.<br />
Als Trägervere<strong>in</strong> für den zu gründenden BID<br />
wird e<strong>in</strong> Grundeigentümer-Vere<strong>in</strong> gegründet,<br />
<strong>der</strong> die adm<strong>in</strong>istrative Verwaltung übernehmen<br />
wird.<br />
Welche Ziele werden mit dem<br />
Projekt/Konzept verfolgt?<br />
Oberstes Ziel ist die auf die Zukunft ausgerichtete<br />
Stärkung des Rissener Ortszentrums<br />
(„Dorf“). Dazu s<strong>in</strong>d Maßnahmen angedacht,<br />
die die Stärken und Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmale<br />
dieses städtischen Zentrums gegenüber den<br />
rund 15 000 E<strong>in</strong>wohnern von Rissen sowie<br />
weiteren rund 10 000 Personen im E<strong>in</strong>flussbereich<br />
aufzeigen (Image-Kampagne, Veranstaltungen).<br />
Weiterh<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> neues<br />
Dorfzentrum mit e<strong>in</strong>em multifunktionalen<br />
Marktplatz geschaffen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en vergrößerten<br />
Wochenmarkt umfassen kann. Die komplizierte<br />
Straßenführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wedeler<br />
Landstraße soll aufgehoben und e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />
Verkehrsraum geschaffen werden.<br />
Branchenmix und Gastronomieansiedlung<br />
sollen mithilfe e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Arbeitsgruppe<br />
und mit engem Kontakt zu Grundeigentümern<br />
offensiv gesteuert werden.<br />
Welche Interessenlagen s<strong>in</strong>d zu<br />
berücksichtigen?<br />
Unterschiedliche Interessenlagen bestehen<br />
bezüglich <strong>der</strong> Verkehrsführung bei Kaufleuten/Grundeigentümern<br />
auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und politischen<br />
Akteuren auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Grundeigentümer<br />
gibt es unterschiedliche Typologien, die jeweils<br />
divergierende Interessen haben.<br />
Welche Kooperationen s<strong>in</strong>d för<strong>der</strong>lich?<br />
Kooperationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e för<strong>der</strong>lich<br />
mit den o.g. lokalen Akteuren. Die BID-Initiative<br />
wird beispielsweise selbst ke<strong>in</strong>e Veranstaltungen<br />
organisieren, versteht sich jedoch<br />
34<br />
als Impulsgeber bzw. f<strong>in</strong>anzieller För<strong>der</strong>er<br />
von guten Ideen zur Steigerung von Attraktivität<br />
und Belebung <strong>in</strong>nerhalb des Geschäftsraumes.<br />
Damit wird e<strong>in</strong> Netzwerk von Ideen und Akteuren<br />
geschaffen, welches kreativ und offen<br />
über Inhalte und Ziele von Projekten diskutiert<br />
und entscheidet. Die F<strong>in</strong>anzierung kann<br />
dann gesichert durch e<strong>in</strong> von allen getragenes<br />
BID erfolgen. Bereits heute zeigen sich<br />
positive Auswirkungen. So organisiert e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe engagierter Kaufleute mit Unterstützung<br />
von Grundeigentümern e<strong>in</strong>en Weihnachtsmarkt<br />
mit deutlich breiterer Beteiligung<br />
<strong>der</strong> örtlichen Wirtschaft als vor <strong>der</strong><br />
Gründung <strong>der</strong> BID-Initiative.<br />
Welche Erfolgsfaktoren werden gesehen?<br />
Als e<strong>in</strong>ige konkrete Erfolgsfaktoren s<strong>in</strong>d zu<br />
nennen:<br />
die Stärkung des strukturschwachen<br />
östlichen Teils,<br />
die nachhaltige Etablierung e<strong>in</strong>es<br />
„Wir-Gefühls“ <strong>der</strong> lokalen Akteure und<br />
Bereitschaft zur stetigen Mitarbeit,<br />
die Entwicklung e<strong>in</strong>er Marke, die<br />
langfristig über die Grenzen des Stadtteils<br />
für die Stärken und Qualitäten des<br />
Dorfzentrums wirbt.<br />
Wo s<strong>in</strong>d wesentliche Hemmnisse, und wo<br />
liegen die Grenzen für solche Projekte?<br />
Durch die unterschiedlichen Grundeigentümer-Typen<br />
– von <strong>in</strong>stitutionellen bis alte<strong>in</strong>gesessenen<br />
Vermietern – entstehen unterschiedliche<br />
Ansprüche und Bereitschaft zur<br />
Kostenübernahme. So ist e<strong>in</strong> hoher Hebesatz<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Vertreter <strong>der</strong> ersten Gruppe<br />
noch akzeptabel, für die älteren Eigentümer<br />
s<strong>in</strong>d die eher ger<strong>in</strong>gen Miete<strong>in</strong>nahmen e<strong>in</strong>e<br />
willkommene und benötigte Ergänzung zur<br />
Rente. Aufseiten <strong>der</strong> politischen Parteien gibt<br />
es Wi<strong>der</strong>stände gegen die Verän<strong>der</strong>ungen im<br />
Verkehrsraum. Diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d jedoch<br />
für die meisten Grundeigentümer e<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende<br />
Voraussetzung für die Zustimmung zu<br />
e<strong>in</strong>em BID.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Der Skepsis mancher Grundeigentümer gegenüber<br />
dem neuen Instrument BID konnte<br />
die BID-Initiative durch e<strong>in</strong>e transparente<br />
Kommunikation und Informationsweitergabe<br />
(unter an<strong>der</strong>em Website, regelmäßige Grund-<br />
Innovative Wochenmarktkonzepte<br />
Wochenmärkte –<br />
traditionell und <strong>in</strong>novativ<br />
Je<strong>der</strong> von Ihnen hat e<strong>in</strong> Bild vor Augen, wenn<br />
<strong>der</strong> Begriff Wochenmarkt fällt. Wochenmärkte<br />
s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong>e starke Marke. Der Blick <strong>in</strong><br />
die Geschichte zeigt, dass Märkte wesentlich<br />
zur Bildung von Städten und Marktorten beigetragen<br />
haben. An bestimmten Orten und zu<br />
bestimmten Zeiten trafen sich die Händler<br />
aus <strong>der</strong> Region, um den Kunden ihre Produkte<br />
anzubieten.<br />
Daran hat sich bis heute nichts geän<strong>der</strong>t:<br />
Wochenmärkte s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> Frequenzbr<strong>in</strong>ger,<br />
sorgen für e<strong>in</strong> positives soziales Umfeld,<br />
und sie verschaffen dem umliegenden stationären<br />
Gewerbe heute e<strong>in</strong>en Mehrumsatz<br />
von gut 30 Prozent.<br />
Nahversorger <strong>in</strong> guten und schlechten<br />
Zeiten<br />
In <strong>Hamburg</strong> haben wir knapp 100 private und<br />
staatliche Wochenmärkte. <strong>Hamburg</strong> ist damit<br />
eigentümer-Briefe) begegnen, teilweise ergänzt<br />
durch <strong>in</strong>dividuelle Gespräche. Grenzen<br />
liegen <strong>in</strong> fehlenden zeitlich-personellen und<br />
f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Startphase.<br />
Wilfried Thal, Vizepräsident des Landesverbandes des Ambulanten Gewerbes<br />
und <strong>der</strong> Schausteller e. V.<br />
Wochenmarkt auf dem W<strong>in</strong>terhu<strong>der</strong> Marktplatz<br />
(<strong>Hamburg</strong>) Foto: Schote<br />
e<strong>in</strong>e Wochenmarkt-Hochburg. E<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von kle<strong>in</strong>en Anbietern nutzt sie als Absatzmarkt.<br />
Die verschiedensten, zumeist selbst<br />
erzeugten Lebensmittel werden hier direkt<br />
vermarktet.<br />
Schaufenster <strong>der</strong> regionalen<br />
Produktpalette<br />
Regionalität wird auf dem Wochenmarkt gelebt,<br />
bestehen doch existenzielle Abhängigkeiten<br />
zwischen dem Erzeuger aus <strong>der</strong> Region<br />
und dem Verbraucher. Der Wochenmarkt ist<br />
damit <strong>der</strong> wahre Nahversorger.<br />
Schnittstelle zwischen Stadt und Land<br />
Der direkte Kontakt <strong>der</strong> Erzeugerbetriebe zum<br />
Kunden br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e enorme Warenkompetenz<br />
und e<strong>in</strong>en Vertrauensgew<strong>in</strong>n für die Produkte.<br />
Man kennt sich auf den Märkten meist<br />
über die Generationen h<strong>in</strong>weg: „Me<strong>in</strong> Gemüsemann,<br />
me<strong>in</strong> Schlachter“ usw.<br />
Kommunikatives Zentrum <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen<br />
Auf den Märkten trafen und treffen sich die<br />
Menschen nicht nur, um e<strong>in</strong>zukaufen und<br />
Handel zu treiben, son<strong>der</strong>n auch, um zu<br />
kommunizieren und das Neueste zu erfahren.<br />
Somit kommt dem Wochenmarkt e<strong>in</strong>e große<br />
kommunikative Bedeutung zu, verbunden mit<br />
positiven sozialen Nebeneffekten für die<br />
Stadtteile.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 35
Der Wochenmarkt funktioniert jedoch nur,<br />
wenn die Händler Geld verdienen. Häufig ist<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunalen Planung jedoch zu beobachten,<br />
dass Wochenmärkte nur wegen <strong>der</strong><br />
positiven sozialen Nebeneffekte geschaffen<br />
werden. An den falschen Standorten ist ihnen<br />
aber selten Erfolg beschieden.<br />
Wochenmärkte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Selbstgänger<br />
Drastische Umsatzrückgänge brachten die<br />
Erkenntnis, dass Wochenmärkte ke<strong>in</strong>e Selbstgänger<br />
mehr s<strong>in</strong>d. Was ist passiert? Das<br />
verän<strong>der</strong>te Kaufverhalten und kle<strong>in</strong>ere Haushalte,<br />
verbunden mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ernährungsverhalten,<br />
an<strong>der</strong>en Kochgewohnheiten,<br />
<strong>der</strong> Berufstätigkeit bei<strong>der</strong> Elternteile,<br />
veralteten Standorten und zunehmen<strong>der</strong><br />
Konkurrenz gerade im Frischwarenbereich,<br />
haben die wirtschaftliche Basis vieler Wochenmärkte<br />
mitunter bedrohlich geschwächt.<br />
Initiative „Aus <strong>der</strong> Region für die Region“<br />
In <strong>der</strong> Initiative „Aus <strong>der</strong> Region für die Region“<br />
entwickeln Politik, Verwaltung und Verbände<br />
<strong>der</strong> Wochenmarkthändler geme<strong>in</strong>sam<br />
neue Konzepte für Wochenmärkte. In <strong>Hamburg</strong><br />
s<strong>in</strong>d daran die Behörde für Wirtschaft<br />
und Arbeit, das Bezirksamt Bergedorf und <strong>der</strong><br />
Landesverband des Ambulanten Gewerbes<br />
und <strong>der</strong> Schausteller e. V. beteiligt.<br />
Das Bezirksamt Bergedorf hat, aufbauend auf<br />
e<strong>in</strong>er Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften<br />
(HAW), e<strong>in</strong> Modellprojekt „Wochenmarkt <strong>der</strong><br />
Zukunft“ entwickelt. Die zentrale Botschaft<br />
ist: Professionelles Management und Market<strong>in</strong>g<br />
s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich, um die Wochenmärkte<br />
für die Zukunft fit zu machen.<br />
36<br />
Der Handel selbst fängt erst jetzt an, sich zu<br />
organisieren. Dies ist angesichts <strong>der</strong> losen<br />
Struktur <strong>der</strong> Händlerschaft auf den Wochenmärkten<br />
nicht immer leicht. Gesucht werden<br />
Kümmerer, die die Interessen <strong>der</strong> Händler<br />
vertreten und die Kunden darauf aufmerksam<br />
machen, was die Wochenmärkte bieten.<br />
Langfristiges Ziel ist es, dass die Erfolgsrezepte<br />
dieser Modellprojekte auf die Wochenmärkte<br />
<strong>in</strong> ganz <strong>Hamburg</strong> ausstrahlen.<br />
Wochenmärkte stärken die regionale<br />
Wirtschaft<br />
Die Betriebe, die die Wochenmärkte anfahren,<br />
s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer Betriebsgröße <strong>in</strong> den<br />
meisten Fällen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, große Partien<br />
zu erzeugen und Großabnehmer zu beliefern.<br />
Der Direktvertrieb auf dem Wochenmarkt<br />
br<strong>in</strong>gt ihnen e<strong>in</strong>e höhere Rendite und<br />
hält diese kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Betriebe<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> lebensfähig.<br />
Wochenmärkte s<strong>in</strong>d im Trend<br />
Die Wochenmärkte s<strong>in</strong>d im Trend, was Ernährung<br />
und Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> angeht.<br />
Der bewusst kaufende Kunde hat erkannt,<br />
dass er durch se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf entscheidet, wer<br />
weiterh<strong>in</strong> auf dem Markt se<strong>in</strong>en Platz haben<br />
darf, und dass er durch se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf mit<br />
dazu beitragen kann, Regionalität zu erhalten.<br />
Bisher konnten die Wochenmarkthändler dies<br />
aber aufgrund fehlen<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzieller Mittel<br />
und mangeln<strong>der</strong> Zusammenarbeit nicht<br />
ausreichend an die (potenzielle) Kundschaft<br />
herantragen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Workshop 2:<br />
Von <strong>der</strong> neuen Tante Emma bis zum Verbrauchermarkt:<br />
Welche Betriebskonzepte für welche Zentren?<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Michael Ze<strong>in</strong>ert, IHK Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
Im Workshop 2 wird die Frage diskutiert,<br />
welche Kle<strong>in</strong>flächenkonzepte wirtschaftlich<br />
tragfähig s<strong>in</strong>d und für welche Standorte sie<br />
sich eignen. Die Standort-Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für Lebensmittelmärkte größerer Art<br />
erläutert Theodor Floreth, Expansionsleiter<br />
Nord <strong>der</strong> Rewe Deutscher Supermarkt. Speziell<br />
für unterversorgte kle<strong>in</strong>ere Dörfer stellt<br />
Frank Eisoldt, Geschäftsführer ews group, das<br />
schleswig-holste<strong>in</strong>ische Konzept MarktTreff<br />
vor. KazIm AbacI, Geschäftsführer von „Unternehmer<br />
ohne Grenzen e. V.“, ergänzt die<br />
Standorte<strong>in</strong>schätzungen mit Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
aus Sicht <strong>der</strong> Migrantenökonomie<br />
<strong>Hamburg</strong>s.<br />
Starke Magneten für Stadtteilzentren<br />
Theodor Floreth, Expansionsleiter Nord, Rewe Deutscher Supermarkt<br />
Stadtteilzentren haben neben <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Versorgungsfunktion<br />
zusätzlich e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
soziale Komponente und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Bestandteil <strong>der</strong> gesellschaftlichen Teilhabe und<br />
Identifikation. E<strong>in</strong> umfassendes Angebot an<br />
<strong>Nahversorgung</strong>, Dienstleistungen und Gastronomie<br />
ist e<strong>in</strong> Garant für funktionierende<br />
Stadtteilzentren.<br />
Die Magnetfunktion für das funktionierende<br />
Stadtteilzentrum übernimmt <strong>der</strong> Lebensmittel-Supermarkt<br />
mit se<strong>in</strong>em umfassenden<br />
Angebot an Frische und Service. Magnetbereiche<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Lebensmittel-Supermarktes<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
Obst- und Gemüseabteilung mit e<strong>in</strong>er<br />
breiten Auswahl an frischem Obst und<br />
Gemüse, abgerundet durch e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Angebot im Bereich Biowaren, sowie<br />
Wichtige Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />
<strong>Nahversorgung</strong>smarkt ist – durchgängig<br />
für alle Betriebstypen und -größen –<br />
das Engagement des örtlichen Betreibers.<br />
Speziell beim MarktTreff spielt aber auch die<br />
Unterstützung durch die Kommunen e<strong>in</strong>e<br />
große Rolle für das Funktionieren dieses<br />
Modells. In <strong>der</strong> Diskussion wird zudem angesprochen,<br />
ob größere Supermarktbetreiber<br />
die Aufgabe <strong>der</strong> Vernetzung zur lokalen<br />
Standortstabilisierung übernehmen können,<br />
ob überalterte Standorte angesichts des<br />
Flächenüberhangs <strong>in</strong> vielen Städten vom<br />
Markt genommen werden können und wie<br />
durch Migranten betriebene Märkte gezielt<br />
angesiedelt werden können.<br />
Frischfleisch- und Käsebedienung, die<br />
Fleisch- und Wurstwaren aus eigener und<br />
damit e<strong>in</strong>deutig nachvollziehbarer Produktion<br />
anbietet.<br />
Folgende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen erfüllt<br />
se<strong>in</strong>:<br />
Der Anschluss an Bus o<strong>der</strong> U-Bahn muss<br />
unmittelbar am Stadtteilzentrum vorhanden<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Die Erreichbarkeit per Pkw, Lkw (wegen <strong>der</strong><br />
Belieferung) muss über gut ausgebaute<br />
Verkehrswege <strong>in</strong> alle Richtungen gewährleistet<br />
se<strong>in</strong> (30-Zone, u. U. Ampelregelung<br />
bei Ab- und Zufahrt).<br />
Die Parkplätze müssen gebührenfrei <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong><br />
Anzahl den Kunden zur Verfü-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 37
gung stehen. Die Parkplatzanlage hat den<br />
heutigen Qualitätsansprüchen zu genügen<br />
(Breite etwa 2,80 Meter, Fahrspur sieben<br />
Meter, ke<strong>in</strong>e Sackgassen usw.). Der E<strong>in</strong>gang<br />
des Supermarktes darf nicht weiter<br />
als rund 50 Meter von den Parkplätzen<br />
entfernt se<strong>in</strong>.<br />
Die Agglomeration muss den Besuchern<br />
den Effekt des One-Stop-Shopp<strong>in</strong>gs vermitteln,<br />
d. h. e<strong>in</strong> Mix aus Dienstleistungen<br />
(Post, Bank, Ärzte, Behörden) und ergänzen<strong>der</strong><br />
Versorgung (Drogerie, Textilien usw.)<br />
muss vorhanden se<strong>in</strong>.<br />
Der Flächenbedarf des Magnetmieters,<br />
also des Lebensmittelmarktes, muss dem<br />
geführten Sortiment von rund 15 000<br />
Artikeln entsprechen. Dafür benötigt <strong>der</strong><br />
Betreiber e<strong>in</strong>e Verkaufsfläche von m<strong>in</strong>destens<br />
1 500 Quadratmeter auf e<strong>in</strong>er Ebene.<br />
Kle<strong>in</strong>ere Flächen s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />
sich gegen Discounter <strong>in</strong> Streulagen wirkungsvoll<br />
mit dem Sortiment abzugrenzen.<br />
Wir s<strong>in</strong>d mit Rewe-Supermärkten <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
an 46 zentralen Standorten vertreten.<br />
Beispiele s<strong>in</strong>d: <strong>der</strong> Tibarg <strong>in</strong> Niendorf, die<br />
Frohmestraße, das E<strong>in</strong>kaufszentrum Sü<strong>der</strong>elbe<br />
<strong>in</strong> Neugraben und die Marktpassage <strong>in</strong><br />
Neuwiedenthal.<br />
Die Bereitschaft, dieses Engagement auszuweiten<br />
und bestehende Strukturen zu festigen,<br />
ist e<strong>in</strong>e Priorität <strong>der</strong> Expansionsarbeit<br />
<strong>der</strong> Rewe.<br />
Kle<strong>in</strong>flächenkonzepte – lebendige Marktplätze für Stadt- und Ortsteile<br />
Frank Eisoldt, ews group, Lübeck<br />
Das Kle<strong>in</strong>flächenkonzept MarktTreff, das vor<br />
2001 als ländliches Dienstleistungszentrum<br />
(LDZ) bekannt war, engagiert sich <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />
mit bis zu 2 000 E<strong>in</strong>wohnern. Derzeit<br />
existieren 25 Zentren mit unterschiedlichen<br />
Konzepten und Größen. Aktuell s<strong>in</strong>d an weiteren<br />
sieben Standorten MarktTreffs geplant.<br />
Insgesamt sollen 50 Zentren realisiert werden.<br />
Das MarktTreff-Konzept folgt e<strong>in</strong>em<br />
Dreisäulen-Modell.<br />
38<br />
Kerngeschäft<br />
Dabei kann es sich um e<strong>in</strong>en Lebensmittelladen<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Direktvermarkter handeln,<br />
<strong>der</strong> gegebenenfalls um e<strong>in</strong> gastronomisches<br />
Angebot ergänzt wird. Das Kerngeschäft<br />
sorgt (meist) für die wirtschaftliche Grundlage<br />
des MarktTreffs.<br />
Dienstleistung<br />
Das Dienstleistungsangebot ist sehr vielfältig<br />
und <strong>in</strong> jedem MarktTreff an<strong>der</strong>s. Von<br />
Lotto/Toto über Paketservice bis zu kommunalen<br />
Dienstleistungen ist alles möglich.<br />
Auch Angebote aus dem Gesundheits-<br />
bereich können <strong>in</strong> das Konzept e<strong>in</strong>es<br />
MarktTreffs <strong>in</strong>tegriert werden. Es muss nur<br />
auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner abgestimmt<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Treffpunkt<br />
Räume und Möglichkeiten zum Klönen, für<br />
Kursangebote o<strong>der</strong> für Veranstaltungen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil jedes Markt-<br />
Treffs. Er ist dann erfolgreich, wenn er<br />
die Versorgung sichert und gleichzeitig<br />
als Zentrum <strong>der</strong> dörflichen Geme<strong>in</strong>schaft<br />
dient.<br />
MarktTreffs werden <strong>in</strong> öffentlichprivaten<br />
Partnerschaften realisiert:<br />
öffentlich<br />
Land<br />
Investitionsför<strong>der</strong>ung (wettbewerbsneutral),<br />
Projektentwicklung und -steuerung, PR<br />
Geme<strong>in</strong>de<br />
Projektträgerschaft (Zweckb<strong>in</strong>dung), Unterstützung<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Quelle: M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong>, onl<strong>in</strong>e unter:<br />
http://www.markttreff-sh.de/<strong>in</strong>dex.php?seid=11<br />
privat<br />
Kaufmann/-frau<br />
betreibt Kerngeschäft und Dienstleistungen<br />
(<strong>in</strong> eigener Verantwortung)<br />
bürgerschaftlich<br />
Initiativen/Vere<strong>in</strong>e<br />
leisten Unterstützung<br />
Erfolgsfaktoren des MarktTreffs<br />
Konzept<br />
So viele Angebote wie möglich unter e<strong>in</strong>em<br />
Dach mit möglichst wenig Personalaufwand<br />
anbieten<br />
Professionalität und „persönliche Note“ im<br />
Angebot verknüpfen und damit Unterscheidbarkeit<br />
schaffen<br />
Betreiber/<strong>in</strong><br />
gute/r Kaufmann/-frau<br />
professioneller Unternehmer<br />
kommunikativ<br />
mit „Enterta<strong>in</strong>er“-Qualitäten<br />
hohe Kreativität<br />
stress- und krisensicher<br />
Idealist<br />
Bekenntnis<br />
Professionalität im Betrieb muss sich ergänzen<br />
mit e<strong>in</strong>em Bekenntnis zu bürgerschaftlicher<br />
Verantwortung<br />
Ausblick<br />
„Tante Emma“ hat Zukunft, braucht aber<br />
e<strong>in</strong> neues Gewand.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 39
Begriffsdef<strong>in</strong>ition<br />
Die Migrantenökonomie ist e<strong>in</strong>e „selbstständige<br />
Erwerbsfähigkeit von Personen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Deutschland und<br />
abhängige Beschäftigung <strong>in</strong> von Personen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geführten Betrieben<br />
(...)“ 12).<br />
Migrantenökonomie ist e<strong>in</strong> sehr junges Forschungsthema,<br />
erste Untersuchungen gab es<br />
Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre. E<strong>in</strong>e große Schwierigkeit<br />
stellt die fehlende Datenbasis dar, da<br />
migrantische Unternehmen als solche nicht<br />
statistisch erfasst werden.<br />
Struktur und Beson<strong>der</strong>heiten<br />
In Deutschland gibt es rund 580 000 Unternehmer<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dies<br />
entspricht e<strong>in</strong>em Anteil von neun Prozent<br />
aller Selbstständigen. Die migrantischen Betriebe<br />
haben über e<strong>in</strong>e Million Beschäftigte,<br />
sowohl migrantischer als auch deutscher<br />
Herkunft. In <strong>Hamburg</strong> gibt es schätzungsweise<br />
17 000 migrantische Unternehmer.<br />
40<br />
<strong>Nahversorgung</strong> auf Kle<strong>in</strong>flächen unter 300<br />
Quadratmetern ist wirtschaftlich möglich,<br />
verlangt aber e<strong>in</strong>en eigenen strategischen<br />
Ansatz und Professionalität.<br />
Für den ländlichen Raum müssen neue<br />
Versorgungskonzepte entwickelt werden,<br />
die neben Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandel und<br />
Dienstleistungen die Bereiche Gastronomie,<br />
Kultur/Bildung und Gesundheit mit<br />
e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Migrantenökonomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
KazIm AbacI, Unternehmer ohne Grenzen e. V., <strong>Hamburg</strong><br />
12) Float<strong>in</strong>g, Holger; Henckel, Dietrich (2003): Jobnomaden,<br />
Schwarzarbeiter und arabische Pizzabäcker – „Zukünfte“<br />
städtischer Arbeitsmärkte. In: Deutsche Zeitschrift für<br />
Kommunalwissenschaften 42/2003, S. 59-84<br />
Öffentliche Intervention <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
muss subsidiär und somit die<br />
Ausnahme bleiben. Für weite Teile des<br />
ländlichen Raumes ist <strong>Nahversorgung</strong><br />
an<strong>der</strong>s jedoch nicht zu erhalten.<br />
Wünschenswert wäre es, den bürgerschaftlichen/genossenschaftlichen<br />
Gedanken „wie<strong>der</strong>zubeleben“<br />
und mit unternehmerischer<br />
Selbstständigkeit und Professionalität zu<br />
verknüpfen.<br />
Bei den Unternehmen ist e<strong>in</strong>e Konzentration<br />
auf die Bereiche E<strong>in</strong>zelhandel und Gewerbe<br />
zu beobachten, wobei die Entwicklung gerade<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren auch <strong>in</strong> Richtung<br />
Dienstleistung geht.<br />
Migrantische Unternehmer verfügen häufig<br />
über ger<strong>in</strong>ge Bildungsressourcen und unzureichende<br />
Erfahrung. Die Existenzgründung<br />
stützt sich häufig auf die vorhandene hohe<br />
Risikobereitschaft und das „soziale Kapital“.<br />
Migrantenökonomie <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
Die Betriebe migrantischer Unternehmer leisten<br />
e<strong>in</strong>en großen Beitrag zur Integration von<br />
Migranten: Die Unternehmer selbst sowie gegebenenfalls<br />
die Mitarbeiter werden <strong>in</strong> den<br />
Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>gebunden – die Erwerbstätigkeit<br />
ist e<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>der</strong> Integration.<br />
Die migrantischen Unternehmer s<strong>in</strong>d<br />
auch Kulturvermittler, sie haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
sowohl migrantische als auch deutsche Kunden.<br />
Die migrantische Ökonomie erweitert die<br />
städtische Angebots- und Nutzungsvielfalt:<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> benachteiligten Stadtteilen<br />
trägt sie wesentlich zur <strong>Nahversorgung</strong> bei<br />
(„von Tante Emma zu Onkel Ali“). Gleichzeitig<br />
ist aber vielfach e<strong>in</strong>e Konzentration auf die<br />
Branchen E<strong>in</strong>zelhandel und Gewerbe zu<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
verzeichnen, die e<strong>in</strong>erseits zu e<strong>in</strong>em Verdrängungswettbewerb<br />
zwischen den Unternehmern<br />
führt und an<strong>der</strong>erseits ke<strong>in</strong>e Angebotsvielfalt<br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen ermöglicht.<br />
Die Entwicklung und Wahrnehmung <strong>der</strong><br />
ethnischen Ökonomie ist vor allem vom<br />
Quartiersmilieu abhängig: E<strong>in</strong> offenes und<br />
heterogenes Milieu wirkt positiv auf die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Migrantenökonomie (beispielsweise<br />
Schanzenviertel), während isolierte,<br />
sozial schwache Quartiere (beispielsweise<br />
Wilhelmsburg) eher dämpfend wirken.<br />
In den sozial schwachen Quartieren lässt sich<br />
e<strong>in</strong> Kreislauf beobachten, <strong>der</strong> nur durch Maßnahmen<br />
von außen durchbrochen werden<br />
kann: Die e<strong>in</strong>kommensschwachen Haushalte<br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen führen zu e<strong>in</strong>er Schwächung<br />
<strong>der</strong> örtlichen Infrastruktur, sowohl<br />
bezüglich <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> als auch <strong>der</strong><br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen usw. Die schwache<br />
Infrastruktur lässt e<strong>in</strong>kommensstarke Haushalte<br />
<strong>in</strong> „bessere“ Stadtteile abwan<strong>der</strong>n.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> schlechten Versorgungssituation<br />
ziehen vor allem e<strong>in</strong>kommensschwache<br />
Haushalte nach.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Zur Entwicklung und Stärkung <strong>der</strong> migrantischen<br />
Ökonomie <strong>in</strong> Stadtteilen können<br />
verschiedene Handlungsempfehlungen formuliert<br />
werden. Um Handlungsbedarfe und<br />
„Stellschrauben“ zu identifizieren, müssen<br />
die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Strukturen <strong>der</strong><br />
Migrantenökonomie wissenschaftlich untersucht<br />
und beobachtet werden. Die Ergebnisse<br />
solcher Untersuchungen geben wichtige Anregungen<br />
für mögliche Ansatzpunkte.<br />
Zielgruppenspezifische Beratungs- und<br />
Coach<strong>in</strong>g-Angebote<br />
Da migrantische Unternehmer meist über<br />
wenig Bildung und Erfahrung verführen, s<strong>in</strong>d<br />
zielgruppenspezifische Beratungs- und Coach<strong>in</strong>g-Angebote<br />
notwendig, die die Betriebs<strong>in</strong>haber<br />
bei <strong>der</strong> Betriebsführung unterstützen.<br />
Beispiel:<br />
Dienstleistungsagentur für Migranten<br />
Beratung/Coach<strong>in</strong>g: Betriebsführung, Market<strong>in</strong>g,<br />
För<strong>der</strong>möglichkeiten, Personalentwicklung<br />
usw.<br />
Qualifizierungsbedarfe feststellen (z. B.<br />
Friseurhandwerk) und Qualifizierungsangebote<br />
entwickeln (z. B. Fachkraft im Gastgewerbe)<br />
Gewerbeentwicklungskonzepte<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit Grundstückseigentümern,<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und Stadtteilakteuren<br />
müssen Gewerbeentwicklungskonzepte aufgestellt<br />
werden, die e<strong>in</strong>e stadtteilverträgliche<br />
Gewerbeansiedlung ermöglichen und Existenzgründungen<br />
för<strong>der</strong>n. Gleichzeitig müssen<br />
die Gewerbetreibenden aktiv <strong>in</strong> die Stadtteilentwicklung<br />
mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Beispiel:<br />
Gewerbeentwicklung Veddel,<br />
Schnelsen-Süd-Center<br />
Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen: Leerstand, schlechte<br />
Versorgungssituation, ke<strong>in</strong>e Angebotsvielfalt<br />
Zielsetzung: Belebung und Bereicherung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
Kooperation aus SAGA GWG, ProQuartier,<br />
Quartiersentwicklung, Unternehmer ohne<br />
Grenzen e. V.<br />
Existenzgründungen: Gewerbeobjekte <strong>der</strong><br />
GWG, geför<strong>der</strong>te Mieten für zwei Jahre<br />
(Nettokaltmiete drei Euro/Quadratmeter);<br />
Voraussetzung: überzeugendes, geprüftes<br />
Unternehmenskonzept, verpflichtende Beratung<br />
und Begleitung durch Unternehmer<br />
ohne Grenzen e. V.<br />
Aufbau e<strong>in</strong>er Interessengeme<strong>in</strong>schaft, IG<br />
Gewerbe Veddel<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 41
Workshop 3:<br />
Wie können regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte und <strong>in</strong>terkommunale<br />
Kooperationen zur Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> beitragen?<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Ernst Hansen, Innenm<strong>in</strong>isterium des Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
Die <strong>in</strong>terkommunale Kooperation im Handlungsfeld<br />
E<strong>in</strong>zelhandel ist da beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig, wo Standortansiedlungen kommunale<br />
Grenzen überschreitende Auswirkungen<br />
haben. Im Workshop 3 werden unterschiedliche<br />
Instrumente und Grundlagen für die<br />
<strong>in</strong>terkommunale Kooperation vorgestellt und<br />
diskutiert.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> gibt es im<br />
Rahmen <strong>der</strong> trilateralen Vere<strong>in</strong>barung zur gegenseitigen<br />
Information über Ansiedlungsvorhaben<br />
des großflächigen E<strong>in</strong>zelhandels<br />
und von Freizeitgroße<strong>in</strong>richtungen seit Langem<br />
e<strong>in</strong>e Kooperation <strong>der</strong> drei Län<strong>der</strong> mit<br />
dem Ziel <strong>der</strong> frühzeitigen Unterrichtung von<br />
großflächigen Ansiedlungen. Als Pilotvorhaben<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkommunalen Kooperation<br />
wurde seit 2005 das Interkommunale Forum<br />
für die E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung im Raum<br />
Herzogtum Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost von <strong>der</strong><br />
Landesplanung Schleswig-Holste<strong>in</strong> und <strong>der</strong><br />
Landesplanung <strong>der</strong> Freien und Hansestadt<br />
<strong>Hamburg</strong> unterstützt. Die Arbeitsgruppe<br />
Siedlungsentwicklung <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> unterstützt e<strong>in</strong>e zukünftig <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Kreise <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>in</strong> die trilaterale Vere<strong>in</strong>barung<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er frühzeitigen Unterrichtung<br />
und Transparenz, wofür e<strong>in</strong> praktikables Verfahren<br />
zu erarbeiten ist. Als Fragen stehen<br />
unter an<strong>der</strong>em zur Diskussion:<br />
42<br />
Kann es überhaupt e<strong>in</strong> Gesamtkonzept bzw.<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Kooperationsverfahren<br />
für den E<strong>in</strong>zelhandel bzw. die <strong>Nahversorgung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>Metropolregion</strong> geben?<br />
O<strong>der</strong> wäre eher <strong>in</strong> Teilräumen zu denken<br />
und stärker noch zwischen dem sehr<br />
„großflächigen“ E<strong>in</strong>zelhandel und <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
zu unterscheiden?<br />
Welche Daten und Informationen (Bestandserhebungen)<br />
brauchen „erfolgreiche“<br />
Kooperationsprozesse?<br />
Was s<strong>in</strong>d geeignete nächste Schritte zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>?<br />
Der Bedarf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkommunalen Abstimmung<br />
beim Thema <strong>Nahversorgung</strong> wird im<br />
Workshop von den Teilnehmern differenziert<br />
bewertet. Die Sicherung und Steuerung <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> wird zunächst als kommunale<br />
Aufgabe gesehen. Abhängig von <strong>der</strong> Siedlungsstruktur<br />
wird aber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkommunale<br />
Zusammenarbeit auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
als hilfreich e<strong>in</strong>geschätzt. Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auf verdichtete Räume zu, <strong>in</strong> denen<br />
die E<strong>in</strong>zugsgebiete <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />
kommunale Grenzen überschreiten<br />
(Vorträge von Stiller und Krupp) sowie im<br />
ländlichen Raum (Vortrag von Jürgen Lutz).<br />
Das „Regionale E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Östliches<br />
Ruhrgebiet“ def<strong>in</strong>iert neben <strong>der</strong> Stärkung<br />
<strong>der</strong> Innenstädte auch explizit die Sicherung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> als Ziel. Das regionale<br />
Konzept basiert dabei auf den <strong>in</strong> allen Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>der</strong> Kooperation vorhandenen kommunalen<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskonzepten. Jede Kommune<br />
hat sich verpflichtet, das Konzept alle<br />
fünf Jahre, spätestens aber alle zehn Jahre zu<br />
aktualisieren. Das regionale Konzept wurde zu<br />
80 Prozent vom Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
geför<strong>der</strong>t, und auch die Industrie- und Handelskammern<br />
haben sich f<strong>in</strong>anziell beteiligt.<br />
Das Ziel des Interkommunalen Forums E<strong>in</strong>zelhandel<br />
Südstormarn/Südwest-Herzogtum<br />
Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost ist die B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />
Kaufkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Im Jahr 2008 unterzog<br />
sich die Kooperation e<strong>in</strong>er Evaluierung.<br />
Ähnliche <strong>in</strong>terkommunale und teilräumliche<br />
Abstimmungsrunden werden auch für die an<strong>der</strong>en<br />
verdichteten Räume um <strong>Hamburg</strong> herum<br />
als s<strong>in</strong>nvoll erachtet.<br />
Jürgen Lutz zeigt, dass e<strong>in</strong>e regionale Bestandserhebung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>se<strong>in</strong>rich-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
tungen <strong>in</strong> ländlichen Gebieten s<strong>in</strong>nvoll ist<br />
und wie dies mit überschaubarem Aufwand<br />
durchzuführen ist. Darüber h<strong>in</strong>aus hat die<br />
IHK Stade e<strong>in</strong>en Handelsatlas erstellt, welcher<br />
jährlich aktualisiert wird. In dem Handelsatlas<br />
s<strong>in</strong>d alle E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe über<br />
700 Quadratmeter Verkaufsfläche aufgelistet.<br />
Somit kann die IHK Stade die Versorgungssituation<br />
<strong>in</strong> ihrem Gebiet gut beurteilen.<br />
Das zentralörtliche System wird weiterh<strong>in</strong> als<br />
wichtig und richtig bewertet, auch wenn die<br />
<strong>Nahversorgung</strong> vor allem im ländlichen<br />
Regionales E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Östliches Ruhrgebiet<br />
Matthias Stiller, IHK zu Dortmund<br />
Erste Überlegungen zur Aufstellung e<strong>in</strong>es<br />
regionalen E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklungskonzeptes<br />
(REHK) gab es bereits Mitte <strong>der</strong> 90er-<br />
Jahre. E<strong>in</strong>e Initiative des E<strong>in</strong>zelhandelsverbandes<br />
ist aber im Juli 1996 zunächst<br />
gescheitert. Nach über e<strong>in</strong>em Jahr begannen<br />
jedoch im Herbst 1997 erneut Vorabstimmungen<br />
<strong>der</strong> Beteiligten. Im Juni 1998 wurde<br />
<strong>der</strong> Auftrag zur Aufstellung e<strong>in</strong>es REHK an<br />
Verfahren zur Feststellung von „Regionalem Konsens“, Quelle: IHK zu Dortmund<br />
Raum eher flächenrelevant ist und nicht immer<br />
<strong>in</strong> den Zentren stattf<strong>in</strong>det. Offen blieb<br />
die Frage, ob im ländlichen Raum unter bestimmten<br />
Voraussetzungen <strong>in</strong>terkommunale<br />
Kooperationsräume gebildet werden sollten,<br />
um an verkehrsgünstigen und gegebenenfalls<br />
auch nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten tragfähige<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte („Scharnierstandorte“)<br />
zu bilden.<br />
Als schwieriges Thema werden <strong>der</strong> Umgang und<br />
die Steuerung mit Neuansiedlungswünschen<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsagglomerationen genannt.<br />
e<strong>in</strong> Beratungsbüro vergeben. Der im Juli 1999<br />
vorgelegte Gutachtenentwurf wurde im Laufe<br />
e<strong>in</strong>es Jahres überarbeitet, bevor im August<br />
2000 das fertige Konzept vorgelegt wurde.<br />
Nach e<strong>in</strong>em weiteren Jahr politischer Diskussionen<br />
und Satzungsbeschlüsse wurde das<br />
Konzept im Juni 2001 von <strong>in</strong>sgesamt 19 Geme<strong>in</strong>den<br />
unterzeichnet.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 43
„Qualitätsstandard“ für nahversorgungsrelevante Anbieter, Quelle: IHK zu Dortmund<br />
„Regionaler Konsens“: Möbelhaus / E<strong>in</strong>richtungscenter, Quelle: IHK zu Dortmund<br />
Seit dem Jahr 2007 erfolgt e<strong>in</strong>e Fortschreibung<br />
des regionalen E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklungskonzeptes.<br />
Die REHK-Fortschreibung be<strong>in</strong>haltet <strong>in</strong>sgesamt<br />
vier Schwerpunkte:<br />
1. Im Rahmen <strong>der</strong> Evaluierung <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
werden Gespräche mit den Kommunen,<br />
<strong>der</strong> IHK, dem E<strong>in</strong>zelhandelsverband<br />
sowie <strong>der</strong> Bezirksregierung geführt.<br />
2. Der zweite Schwerpunkt umfasst die Aktualisierung<br />
<strong>der</strong> Datengrundlagen <strong>in</strong> Bezug<br />
auf E<strong>in</strong>wohnerzahlen, die Kaufkraft und<br />
44<br />
die Erfassung von E<strong>in</strong>zelhandelsbetrieben<br />
ab 500 Quadratmetern. Außerdem werden<br />
Prognosen bis zum Jahre 2015 erstellt.<br />
3. Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> REHK-Fortschreibung<br />
werden die Zielvorstellungen überprüft.<br />
Hier stehen das regionale Zentrensystem<br />
sowie die Vere<strong>in</strong>barkeit des REHK mit<br />
kommunalen Konzepten auf dem Prüfstand.<br />
4. Den vierten Schwerpunkt bildet das Verfahren<br />
zur Feststellung von „Regionalem<br />
Konsens“. Hierfür werden verschiedene<br />
Prüfkriterien sortiments- bzw. betriebsformspezifisch<br />
angewendet.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Das Verfahren zur Feststellung des „Regionalen<br />
Konsenses“ wird nur für regional bedeutsame<br />
Planvorhaben angewendet. Hierfür gibt<br />
es zwei Prüfverfahren, welche im Vorfeld <strong>der</strong><br />
formellen Beteiligungsverfahren angewendet<br />
werden. Ersteres enthält Prüfkriterien für den<br />
E<strong>in</strong>zelhandel mit weniger als 1 500 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche. In drei Schritten werden<br />
Standort, Tragfähigkeit und Auswirkungen<br />
betrachtet. Das zweite Prüfverfahren<br />
wird für Möbelhäuser und E<strong>in</strong>richtungscenter<br />
verwendet. Hier werden <strong>in</strong> drei Schritten<br />
Standort, Kongruenz und Randsortimente<br />
untersucht.<br />
Sollten nach Abschluss des Prüfverfahrens Bedenken<br />
auftreten, wird das Planverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Arbeitskreis erörtert, um diese gegebenenfalls<br />
auszuräumen. Kann e<strong>in</strong> regionaler Konsens<br />
erzielt werden, schließt sich die politische Absicherung<br />
<strong>der</strong> Verfahrensergebnisse an. Kann ke<strong>in</strong><br />
Konsens erzielt werden, werden die Planungen<br />
entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellt, o<strong>der</strong> es wird e<strong>in</strong> formales<br />
Genehmigungsverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Die <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Raum –<br />
Ergebnisse e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Dreieck<br />
unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des demografischen Wandels<br />
Jürgen Lutz, IHK Stade<br />
Anstoß für die Bestandsaufnahme <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> 13)<br />
<strong>der</strong> auch im Elbe-Weser-Raum festzustellende<br />
kont<strong>in</strong>uierliche Strukturwandel im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel mit Zunahme <strong>der</strong> Verkaufsflächen<br />
bei gleichzeitiger Abnahme kle<strong>in</strong>erer<br />
Märkte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Wandel<br />
im Verbraucherverhalten und <strong>in</strong> den<br />
Standortanfor<strong>der</strong>ungen des Lebensmittel-<br />
E<strong>in</strong>zelhandels,<br />
<strong>der</strong> demografische Trend, <strong>der</strong> für Teilregionen<br />
im IHK-Bezirk Bevölkerungsrückgang<br />
bedeutet,<br />
e<strong>in</strong> Vergleich mit e<strong>in</strong>er früheren Erhebung,<br />
die allgeme<strong>in</strong>e Diskussion zur <strong>Nahversorgung</strong>.<br />
Grundfragen <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> waren:<br />
Gibt es Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen die wohnortnahe<br />
Grundversorgung nicht o<strong>der</strong> nicht<br />
mehr gesichert ist?<br />
Welche Rolle spielen alternative Handelsformen<br />
wie mobile Händler o<strong>der</strong> Märkte<br />
für die <strong>Nahversorgung</strong>?<br />
13) Erstellt von Dipl.-Geograf<strong>in</strong> Birte Bolduan als Projekt bei <strong>der</strong><br />
IHK Stade, April 2006<br />
Wie wird sich <strong>der</strong> demografische Wandel<br />
auf die <strong>Nahversorgung</strong> auswirken?<br />
Welche Bevölkerungsgruppen s<strong>in</strong>d eventuell<br />
betroffen?<br />
Welche Erwartungen haben die Kommunen?<br />
Ziele <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> s<strong>in</strong>d:<br />
Eruierung und Dokumentation <strong>der</strong> Situation<br />
im IHK-Bezirk<br />
Sensibilisierung <strong>der</strong> Kommunen und Unternehmen<br />
für die Situation und den demografischen<br />
Wandel<br />
Handlungsanweisungen und Beispiele im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Veranstaltung zur Vorstellung<br />
<strong>der</strong> <strong>Studie</strong><br />
Methode:<br />
Die Fragebögen wurden per E-Mail an die<br />
Samtgeme<strong>in</strong>den/Geme<strong>in</strong>den verschickt. Aufgrund<br />
des ger<strong>in</strong>gen Rücklaufs (technische<br />
Probleme <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den, E-Mail<br />
wurde „übersehen“), wurde e<strong>in</strong> zweiter Durchlauf<br />
gestartet, bei dem die Fragebögen als<br />
PDF-Dateien o<strong>der</strong> per Post direkt an die zuständigen<br />
Ortsvorsteher bzw. Bürgermeister<br />
gesendet wurden. Diesmal lag <strong>der</strong> Rücklauf<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 45
mit 60 Prozent deutlich höher. Umgerechnet<br />
auf die Gesamtbevölkerung wurde sogar e<strong>in</strong><br />
Anteil von 75 Prozent erreicht.<br />
„Vermarktung“:<br />
<strong>Studie</strong> als Langfassung 14)<br />
Veranstaltung April 2006<br />
Presseveröffentlichungen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> IHK-<br />
Zeitschrift<br />
Vortragsveranstaltung zu ersten Ergebnissen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Workshop-Reihe „<strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> im demografischen Wandel“<br />
am 14. November 2005 <strong>in</strong> Uelzen<br />
Ergebnisse:<br />
1. Demografische Entwicklung: trotz <strong>in</strong>sgesamt<br />
positiver Entwicklung Teilregionen<br />
mit starkem Bevölkerungsrückgang.<br />
2. Altersstruktur: große regionale Unterschiede,<br />
Landkreis Cuxhaven <strong>in</strong>sgesamt<br />
„am ältesten“, Landkreis Rotenburg<br />
(Wümme) am „jüngsten“.<br />
3. Stationäre E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeit: In etwa<br />
e<strong>in</strong>em Drittel (34 Prozent) <strong>der</strong> ausgewerteten<br />
Orte gibt es ke<strong>in</strong>e stationäre<br />
Versorgungse<strong>in</strong>richtung! Zum Vergleich:<br />
1977 waren es 12 Prozent.<br />
4. Die Durchschnittsgröße <strong>der</strong> Orte ohne<br />
Laden hat zugenommen.<br />
5. Große regionale Unterschiede im „Versorgungsdefizit“,<br />
abhängig von <strong>der</strong> Bevölkerungsdichte.<br />
6. In 44 Prozent aller befragten Orte steht<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Bäcker zur Verfügung, gefolgt<br />
von Supermärkten sowie Metzgern.<br />
7. Verstärktes „Ladensterben“ <strong>in</strong> den letzten<br />
fünf Jahren vor allem aufgrund von zu<br />
kle<strong>in</strong>en Flächen und Nachfolgeproblemen.<br />
8. Mobile Händler s<strong>in</strong>d im Kammerbezirk<br />
flächendeckend mit den verschiedensten<br />
Waren vorhanden, den größten Teil machen<br />
dabei Bäcker und Tiefkühlwagen aus.<br />
9. Auch Wochenmärkte brauchen e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>zugsgebiet.<br />
14) IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum (Hrsg.) (2006): Die<br />
<strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Raum. Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />
Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> im Elbe-Weser-Dreieck<br />
unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des demografischen<br />
Wandels. Stade<br />
46<br />
10. Insgesamt fühlen sich 64 Prozent <strong>der</strong> befragten<br />
Orte/Ortsteile ausreichend versorgt,<br />
34 Prozent dagegen fühlen sich<br />
nicht ausreichend versorgt.<br />
11. Das Bewusstse<strong>in</strong> für den demografischen<br />
Wandel sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> vielen Kommunen<br />
noch nicht sehr hoch entwickelt zu se<strong>in</strong> –<br />
nur 31 Prozent erwarten konkrete Auswirkungen.<br />
12. Wenig Bewusstse<strong>in</strong> für den demografischen<br />
Wandel – aber wenn, dann Erkenntnis,<br />
dass die Situation vor allem für immobile<br />
Personen schlechter werden wird.<br />
13. Zukünftige Situation: An ke<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de<br />
wird <strong>der</strong> demografische Wandel spurlos<br />
vorübergehen.<br />
Untersuchungsgebiet<br />
Kammerbezirk <strong>der</strong> IHK Stade: Landkreise<br />
Cuxhaven, Stade, Rotenburg<br />
(Wümme), Osterholz und Verden<br />
Fläche: 6 846,89 qkm<br />
Bevölkerung (30. Juni 2008): 853 714<br />
abgefragt wurden alle Städte,<br />
Samtgeme<strong>in</strong>den und Geme<strong>in</strong>den<br />
sowie ihre Ortsteile und Ortschaften<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Interkommunales Forum für die E<strong>in</strong>zelhandelsentwicklung im Raum<br />
Südstormarn/Herzogtum Lauenburg/<strong>Hamburg</strong>-Ost<br />
Dr. Christoph Krupp, Bezirksamtsleiter Bergedorf<br />
Ziele<br />
Das Interkommunale Forum verfolgt mehrere<br />
e<strong>in</strong>zelhandelsrelevante Ziele. Neben dem<br />
Ausbau <strong>der</strong> zentral-örtlichen Funktion und<br />
<strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehenden Erhöhung <strong>der</strong><br />
Zentralität <strong>der</strong> Region <strong>in</strong>sgesamt sollen<br />
zudem angemessene Versorgungsstrukturen<br />
im periodischen Bedarf geschaffen werden.<br />
Auch die Sicherung und Stärkung <strong>der</strong><br />
Handelslagen (Priorität: Innenstädte, zentra-<br />
Quelle: CIMA Beratung und Management GmbH<br />
le Versorgungsbereiche) sowie die Sicherung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> werden angestrebt.<br />
Bei <strong>der</strong> Umsetzung dieser Ziele sollen negative<br />
Auswirkungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den<br />
vermieden werden. Die Bewertung <strong>der</strong><br />
Vorhaben erfolgte anhand von quantitativen<br />
(Kennzahlen) und qualitativen Kriterien.<br />
Abgefragt wurden alle Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />
sowie ihre Ortsteile und Ortschaften.<br />
Verfahrensablauf (siehe Abb.)<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 47
Bisherige Bilanz (Stand Februar 2009)<br />
Untersuchte E<strong>in</strong>zelhandelsvorhaben<br />
gemeldete Vorhaben: 14<br />
Kurzprüfungen <strong>in</strong>sgesamt: 14<br />
mit positivem Bescheid: 8<br />
mit negativem Bescheid: 3<br />
Mo<strong>der</strong>ationsrunden <strong>in</strong>sgesamt: 6<br />
(davon 3 Mo<strong>der</strong>ationsrunden mit<br />
positivem Ausgang)<br />
E<strong>in</strong>igung: 6<br />
Dissens: 0<br />
bisher notwendige Verträglichkeitsgutachten:<br />
1<br />
Entscheidung <strong>der</strong> Vorhabengeme<strong>in</strong>de<br />
gegen die Empfehlung des Forums: 0<br />
durchschnittliche Dauer bis zum<br />
Abschluss e<strong>in</strong>es Vorhabens: 30 Tage<br />
48<br />
Ergebnisse<br />
Es werden ke<strong>in</strong>e Vorhaben realisiert, die negative<br />
Auswirkungen auf die Nachbargeme<strong>in</strong>den<br />
erwarten lassen. Die Vorhaben s<strong>in</strong>d<br />
allerd<strong>in</strong>gs teilweise kritisch für die Entwicklung<br />
des eigenen Zentrums zu beurteilen.<br />
Vorteile<br />
Die Vorteile <strong>der</strong> beschriebenen Vorgehensweise<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühzeitigen Information,<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung und E<strong>in</strong>ordnung des Vorhabens,<br />
<strong>der</strong> Beschleunigung <strong>der</strong> Entscheidung<br />
und <strong>der</strong> Vertrauensbildung zu sehen. Zudem<br />
wird so e<strong>in</strong> laufen<strong>der</strong> Überblick über die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelslandschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Region erreicht.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Workshop 4:<br />
Was können Wohnungsunternehmen zur Aufwertung von<br />
Wohnquartieren im Bereich <strong>Nahversorgung</strong> tun?<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Mone Böcker, raum + prozess, <strong>Hamburg</strong><br />
Im Workshop 4 wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen,<br />
welche Handlungsoptionen die Wohnungswirtschaft<br />
hat, um <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong><br />
zentralen Bereichen zu stärken. Im Mittelpunkt<br />
steht die Qualität des Wohnumfeldes<br />
<strong>der</strong> eigenen Bestände, die von <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>ssituation<br />
stark bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />
Beispielhaft werden die Aktivitäten <strong>der</strong><br />
DOGEWO, <strong>der</strong> BVE (TaLa-Treff Nor<strong>der</strong>stedt)<br />
und <strong>der</strong> SAGA GWG vorgestellt.<br />
In allen Beispielen s<strong>in</strong>d die Wohnungsunternehmen<br />
aktiv geworden, um <strong>der</strong> Destabilisierung<br />
gewachsener Zentren als Mittelpunkt<br />
ihrer Bestände entgegenzuwirken. Das Beispiel<br />
des Schnelsen-Süd-Centers zeigt, dass<br />
auch an e<strong>in</strong>em leer gefallenen Standort Aktivitäten<br />
erfolgreich se<strong>in</strong> können. Hier leistete<br />
<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />
professionelle Unterstützung.<br />
Die Wohnungsunternehmen engagieren sich<br />
über ihre normalen Arbeitsfel<strong>der</strong> h<strong>in</strong>aus. Sie<br />
erreichen deutlich sichtbar die Verbesserung<br />
des Wohnumfelds und damit die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Mieterzufriedenheit, letztlich auch<br />
<strong>der</strong> Rentabilität ihrer Bestände. Doch ist <strong>der</strong><br />
Gew<strong>in</strong>n im Gegensatz zum konkreten Aufwand<br />
nur schwer messbar. Gefragt s<strong>in</strong>d also<br />
engagierte Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft,<br />
die über den Tellerrand blicken und<br />
den Aufwand gegenüber an<strong>der</strong>en (z. B. Genossenschaftsvertretern,<br />
traditionellem Bestandsmanagement)<br />
rechtfertigen können.<br />
Die Handlungsoptionen s<strong>in</strong>d vielfältig, es geht<br />
darum, zu agieren statt zu reagieren:<br />
Kontakt zum Handel aufnehmen:<br />
Die Kontaktaufnahme mit dem Handel ist<br />
<strong>der</strong> erste wichtige Schritt. Es geht darum,<br />
Probleme und Perspektiven frühzeitig<br />
wahrzunehmen, um die Aufgabe bzw. das<br />
Leerfallen von Standorten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Etablierte Kooperationsbeziehungen zwischen<br />
Handel und Wohnungswirtschaft<br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs bisher noch eher selten.<br />
Aktive Ansiedlungspolitik/<br />
Standortvermarktung:<br />
Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass die<br />
Wohnungswirtschaft ihre Standorte aktiv<br />
vermarkten sollte.<br />
Räume schaffen, Sanierung und<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung:<br />
Die vorhandenen Gebäude und Räume <strong>der</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> müssen zeitgemäß se<strong>in</strong><br />
und den heutigen Bedürfnissen entgegenkommen.<br />
Bedarfsanalyse/Befragung:<br />
Zur Standortentwicklung können gegebenenfalls<br />
auch Mieterbefragungen <strong>der</strong> den<br />
E<strong>in</strong>zelhandel ergänzenden sozialen Angebote<br />
wichtige Anhaltspunkte liefern.<br />
Market<strong>in</strong>g/Interessengeme<strong>in</strong>schaften/<br />
soziale Dienstleister:<br />
Das Wohnungsunternehmen kann koord<strong>in</strong>ierende<br />
Funktionen übernehmen, wenn es<br />
darum geht, e<strong>in</strong>e Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />
aufzubauen, um den Standort zu vermarkten<br />
und zu profilieren.<br />
Die Fülle <strong>der</strong> Handlungsoptionen kann von<br />
größeren Wohnungsunternehmen möglicherweise<br />
leichter abgedeckt werden. In Quartieren<br />
mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>teiligen Eigentümerstruktur<br />
kommt schließlich <strong>der</strong> Kommune mit <strong>der</strong><br />
Unterstützung von Aktivitäten im Bereich<br />
Quartiersmanagement o<strong>der</strong> dem neuen Instrument<br />
<strong>der</strong> Hous<strong>in</strong>g Improvement Districts<br />
(HID) e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu. Dabei sollte die<br />
Wohnungswirtschaft als wichtiger Partner<br />
für die Stabilisierung von Zentren und zur<br />
Sicherung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Rolle spielen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 49
Standortsicherung durch <strong>Nahversorgung</strong> – e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />
von Wohnungsunternehmen?<br />
Volker Ruiters, DOGEWO, Dortmund<br />
Auf den ersten Blick ist die <strong>Nahversorgung</strong><br />
ke<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen.<br />
Wie <strong>der</strong> Name schon sagt, erstreckt sich das<br />
Aufgabenfeld vorwiegend auf die Vermietung<br />
von Wohnungen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht aufgrund<br />
<strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> Menschen ebenfalls<br />
ke<strong>in</strong>erlei Anlass, sich hierum zu kümmern.<br />
Längere Wege zu attraktiven E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
werden e<strong>in</strong>fach mit dem Auto zurückgelegt.<br />
Vollsortimenter und Discounter benötigen<br />
viel Platz für die Verkaufsfläche, aber<br />
auch im Außenbereich werden große Flächen<br />
benötigt. Im vorhandenen Bestand können diese<br />
Voraussetzungen oft nicht erfüllt werden. In<br />
diesen Fällen ergibt sich hieraus also ke<strong>in</strong> Ansatzpunkt<br />
für die Wohnungsunternehmen.<br />
Aber vielleicht wäre das doch etwas zu kurz<br />
gedacht. Was ist, wenn es uns nicht mehr<br />
möglich ist, Auto zu fahren? Muss dann die<br />
Lebensqualität leiden? Ist gar e<strong>in</strong> Umzug aus<br />
dem geliebten Wohngebiet nötig?<br />
Unter dem Aspekt e<strong>in</strong>er ökonomischen Bewirtschaftung<br />
<strong>der</strong> Wohnungsbestände wird<br />
die Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> für die<br />
Wohnungsunternehmen doch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
wichtiges Thema. Ohne <strong>Nahversorgung</strong> s<strong>in</strong>d<br />
Bewohner möglicherweise gezwungen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>es, besser versorgtes Quartier zu ziehen.<br />
Dies könnte die Siedlungsstruktur tangieren.<br />
Wenn wir das Negativszenario weiterentwickeln,<br />
ersche<strong>in</strong>en vor unserem geistigen<br />
Auge Geisterstädte <strong>in</strong> den unterversorgten<br />
TaLa-Treff <strong>in</strong> Nor<strong>der</strong>stedt<br />
Peter F<strong>in</strong>ke, Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />
In den 60er-Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
hat <strong>der</strong> Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den (BVE)<br />
damit begonnen, sich stark im heutigen Nor<strong>der</strong>stedt<br />
zu engagieren. Begonnen wurde mit<br />
50<br />
Bereichen. Das ist und kann nicht das Ziel<br />
e<strong>in</strong>er auf Langfristigkeit ausgerichteten<br />
Unternehmensstrategie se<strong>in</strong>. Aber auch aus<br />
kommunalpolitischer Sicht wäre e<strong>in</strong> solcher<br />
Zustand nicht erstrebenswert.<br />
Wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die direkte<br />
E<strong>in</strong>flussnahme von Wohnungsunternehmen<br />
nicht so gut s<strong>in</strong>d, was können sie denn dann<br />
tun?<br />
Die Wohnungsunternehmen haben sich auch<br />
schon früher, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den 50er- und<br />
60er-Jahren, mit dem Thema <strong>Nahversorgung</strong><br />
beschäftigt. Se<strong>in</strong>erzeit wurden <strong>in</strong> die Siedlungen<br />
Gewerbeflächen <strong>in</strong>tegriert, die die<br />
Mieter mit allem versorgten, was täglich an<br />
Lebensmitteln benötigt wurde.<br />
Es bestehen durchaus Möglichkeiten. E<strong>in</strong>erseits<br />
ist zu prüfen, ob Vollsortimenter nicht <strong>in</strong><br />
vorhandenen Flächen untergebracht werden<br />
o<strong>der</strong> Baulandreserven aktiviert werden können.<br />
Dies ist jedoch nicht ohne die Bewältigung<br />
von diversen Herausfor<strong>der</strong>ungen möglich.<br />
An<strong>der</strong>erseits stellt sich die Frage, ob und<br />
wo gegebenenfalls kle<strong>in</strong>e Geschäfte neu angesiedelt<br />
werden können.<br />
Bestehen ke<strong>in</strong>e Ansiedlungsmöglichkeiten, dann<br />
s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e Lösungen gefragt. Letztlich ist<br />
festzuhalten, dass es ke<strong>in</strong>e Patentlösungen gibt.<br />
Für die Wohnungswirtschaft bestehen jedoch<br />
Handlungsoptionen, die es zu nutzen gilt.<br />
dem Bau des Wohngebietes Glashütte (Tangstedter<br />
Landstraße) mit rund 600 Wohnungen<br />
und e<strong>in</strong>em <strong>Nahversorgung</strong>szentrum mit<br />
16 Läden, Restaurant, Post, Apotheke, Super-<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
TaLa-Treff <strong>in</strong> den 1980er-Jahren<br />
Foto: Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />
markt etc. Weitere Investoren im nahen Umfeld<br />
mit Wohnbauten waren z. B. die Allianz,<br />
die Adlershorst eG und das Wohnungsunternehmen<br />
Plambeck.<br />
Das E<strong>in</strong>kaufszentrum an <strong>der</strong> Tangstedter<br />
Landstraße entsprach damaligen Käuferwünschen<br />
und -verhalten sowie dem damaligen<br />
Angebot an Nah- und „Fernversorgung“.<br />
Schleichende Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angebots-,<br />
aber vor allem <strong>der</strong> Nachfragestruktur<br />
(z. B. durch den Bau des Herold-Centers <strong>in</strong><br />
Garstedt) sowie e<strong>in</strong>e wachsende Mobilität <strong>der</strong><br />
Bürger und das Aufkommen <strong>der</strong> Discounter<br />
(Verän<strong>der</strong>ungen im Preisbewusstse<strong>in</strong>) stellten<br />
den BVE vor die Frage nach e<strong>in</strong>em zeitgemäßen<br />
Umgang mit dem <strong>Nahversorgung</strong>szentrum.<br />
Hierbei s<strong>in</strong>d nicht zuletzt auch die<br />
kommenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bevölkerungszusammensetzung<br />
und die damit e<strong>in</strong>hergehende<br />
älter werdende Gesellschaft, auch<br />
des BVE-Bewohnerstamms, zu berücksichtigen.<br />
Nach etwa 30 Jahren war die Ladenzeile<br />
optisch, technisch und <strong>in</strong>haltlich veraltet.<br />
Maßnahmen<br />
Im Jahr 2001 begann die bauliche Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
mit den ansässigen sowie <strong>in</strong>teressierten<br />
Mietparteien. Neben diesen architektonischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen wurden zwei wesentliche D<strong>in</strong>ge<br />
partnerschaftlich <strong>in</strong> Angriff genommen:<br />
Anteilige, sensible Optimierung des Branchenmixes<br />
Gründung e<strong>in</strong>er Werbegeme<strong>in</strong>schaft (auch<br />
mit externen Mitglie<strong>der</strong>n aus benachbarten<br />
Ladenflächen); regelmäßige geme<strong>in</strong>same<br />
Aktivitäten; Anzeigenaktionen usw.<br />
TaLa-Treff heute<br />
Der Umbau und die neuen Inhalte des <strong>Nahversorgung</strong>szentrums<br />
haben sich bewährt; es<br />
ist voll vermietet.<br />
Ausblick<br />
Es zeigt sich e<strong>in</strong>e weiterh<strong>in</strong> steigende Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbssituation, welche<br />
vor allem durch weitere Discounter sowie e<strong>in</strong><br />
erst kürzlich fertiggestelltes <strong>Nahversorgung</strong>szentrum<br />
(Moorbekpassage) <strong>in</strong> relativer Nähe<br />
vorangetrieben wird.<br />
Auch weitere Planungen, das Herold-Center<br />
zu vergrößern, Ideen zu e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />
Gewerbestandort am Hummelsbütteler Ste<strong>in</strong>damm,<br />
die noch immer wachsende Mobilität<br />
und <strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehende Wunsch, an<strong>der</strong>e<br />
E<strong>in</strong>kaufsziele, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im <strong>Hamburg</strong>er<br />
Norden, zu erreichen (AEZ-Erweiterung) und<br />
e<strong>in</strong>e drohende Abwan<strong>der</strong>ung, z. B. des Frequenzbr<strong>in</strong>gers<br />
Post, stellen den Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Elbgeme<strong>in</strong>den und die Mietergeme<strong>in</strong>schaft<br />
vor neue Aufgaben. Geme<strong>in</strong>sam werden wir<br />
auch diese lösen und uns <strong>der</strong> Zukunft stellen.<br />
Homepage <strong>der</strong> Werbegeme<strong>in</strong>schaft<br />
Foto: Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 51
Vom Leerstand zum Schnelsen-Süd-Center<br />
Harald Schulze, GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />
Als im September 2005 nach dem Lebensmittelhändler<br />
auch noch <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
„Zwergenland“ auszog, hatte die SAGA GWG<br />
e<strong>in</strong> Leerstandsproblem. Nicht nur <strong>der</strong> Leerstand<br />
von 457 Quadratmetern Gewerbefläche<br />
und dazu ke<strong>in</strong>e aussichtsreiche Perspektive<br />
für e<strong>in</strong>e zukünftige Nutzung waren e<strong>in</strong> Problem,<br />
son<strong>der</strong>n viel schwerer wog, dass damit<br />
die <strong>Nahversorgung</strong> für die Bewohner des<br />
Quartiers verloren g<strong>in</strong>g.<br />
Immerh<strong>in</strong> haben wir am Standort 558 öffentlich<br />
geför<strong>der</strong>te Wohnungen, die Mitte <strong>der</strong> 70er-<br />
Jahre gebaut wurden und <strong>in</strong> denen rund 1 900<br />
Menschen leben. Mit 35 Prozent K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen lebt e<strong>in</strong> hoher Anteil junger Bewohner<br />
im Wohnquartier, während die Gruppe<br />
<strong>der</strong> Senioren mit 6,8 Prozent eher unterrepräsentiert<br />
ist. Dabei ist die Kaufkraft im Quartier<br />
wegen <strong>der</strong> sozialen Struktur eher ger<strong>in</strong>g.<br />
Diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen im Wohnquartier<br />
und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e Trend im Käuferverhalten<br />
führten dazu, dass die Bewohner überwiegend<br />
ihre Versorgung<br />
<strong>in</strong> den Supermärkten und bei Discountern<br />
an <strong>der</strong> Holste<strong>in</strong>er Chaussee gedeckt haben<br />
und<br />
nur noch die Restversorgung am Graf-Johann-Weg<br />
stattfand.<br />
Das ist für die jüngeren, mobilen Bewohner<br />
mit E<strong>in</strong>kommen ke<strong>in</strong> Problem. Den wöchentlichen<br />
E<strong>in</strong>kauf tätigen sie mit ihrem Auto bei<br />
den bekannten Handelsketten, die <strong>in</strong> kürzester<br />
Entfernung erreicht werden können. An<strong>der</strong>s<br />
stellt sich die Situation bei den weniger<br />
mobilen Bewohnern dar, die auf kurze Wege<br />
für ihren täglichen Bedarf angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />
Für diesen Bewohnerkreis war damit ke<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nahversorgung</strong> mehr vorhanden.<br />
Parallel zu unseren eigenen Überlegungen für<br />
die Zukunft des Standortes haben sich auch<br />
die Bewohner des Stadtteils <strong>in</strong> ihren Gremien<br />
Gedanken gemacht. So entstand <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same<br />
Wunsch,<br />
52<br />
am Standort <strong>Nahversorgung</strong> anzubieten und<br />
Existenzgrün<strong>der</strong>n aus dem Wohnquartier<br />
e<strong>in</strong>e Chance zu geben.<br />
Relativ schnell wurde e<strong>in</strong> Konzept entwickelt,<br />
das vorsah, die vorhandenen Flächen umzugestalten,<br />
damit kle<strong>in</strong>ere Gewerbeflächen für<br />
e<strong>in</strong>zelne Existenzgrün<strong>der</strong> geschaffen werden.<br />
Als Grundvoraussetzungen ergeben sich:<br />
Es muss e<strong>in</strong> Gewerbemix gefunden werden,<br />
<strong>der</strong> auf die Bedürfnisse des Wohnquartiers<br />
abgestimmt ist.<br />
Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen festgelegt<br />
werden.<br />
Die Partner für die Existenzgründung müssen<br />
gefunden werden.<br />
Dieser Prozess wurde geme<strong>in</strong>sam von <strong>der</strong><br />
Lawaetz-Stiftung, die im Stadtteil als Quartiersentwickler<br />
tätig ist, Unternehmer ohne<br />
Grenzen e. V. für die Begleitung und Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Existenzgrün<strong>der</strong> sowie von uns<br />
als Vermieter <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
Architekten Rolf Kirsch, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> planerischen<br />
Umsetzung beauftragt wurde, erarbeitet.<br />
Im ersten Schritt wurde festgelegt, dass die<br />
künftigen Mietflächen nicht zu groß geplant<br />
werden, um das Kostenrisiko für die künftigen<br />
Mieter überschaubar zu halten und e<strong>in</strong>e<br />
breite Angebotspalette anbieten zu können.<br />
Folgende Nutzungen wurden festgelegt:<br />
Lebensmittel/Obst und Gemüse<br />
Bäcker<br />
Kiosk<br />
Friseur<br />
Mögliche Ergänzung um:<br />
Internet-Café<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
Altenbetreuung<br />
weitere Dienstleistungen – Beratungszentrum<br />
für alle sozialen Angebote<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
<strong>Nahversorgung</strong>sangebot im Schnelsen-Süd-Center<br />
Foto: GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />
Realisiert wurde folgen<strong>der</strong> Nutzungsmix:<br />
Bäcker und Café<br />
Än<strong>der</strong>ungsschnei<strong>der</strong>ei mit Re<strong>in</strong>igungsannahme<br />
Kiosk mit Lotto-/Toto-Annahmestelle<br />
Lebensmittel, Obst und Gemüse<br />
Beratungszentrum<br />
Von unserer Vermieterseite wurden für die<br />
künftigen Verträge folgende Eckdaten festgelegt:<br />
ger<strong>in</strong>ge Anfangsmiete von drei Euro/m²<br />
netto-kalt zuzüglich Nebenkosten<br />
Zielmiete über Staffelmietvere<strong>in</strong>barung<br />
auf acht Euro/m² netto-kalt nach acht<br />
Jahren<br />
feste Vertragslaufzeit von acht Jahren<br />
Kaution: drei Bruttomieten<br />
Begleitung und Betreuung <strong>der</strong><br />
Existenzgrün<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> dafür<br />
qualifiziertes Unternehmen<br />
Vom Bezirksamt E<strong>in</strong>büttel wurde zugesagt,<br />
dass die nötigen Umbaukosten zu 50 Prozent<br />
geför<strong>der</strong>t und übernommen werden.<br />
Der nächste Schritt bestand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop,<br />
zu dem Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />
alle Beteiligten und <strong>in</strong>teressierte Existenzgrün<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>lud. Dort wurde das Projekt<br />
vorgestellt und die Erwartungen an die Existenzgrün<strong>der</strong><br />
formuliert:<br />
Erstellung e<strong>in</strong>es Betreiberkonzeptes und<br />
e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>anzierungskonzeptes<br />
Bäckerei und Café im Schnelsen-Süd-Center<br />
Foto: GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />
Unternehmer ohne Grenzen e. V. steht für<br />
die Begleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitungsphase,<br />
während <strong>der</strong> Umsetzung und im laufenden<br />
Betrieb zur Verfügung.<br />
Nach Prüfung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen<br />
wurde geme<strong>in</strong>sam <strong>der</strong> Gewerbemix festgelegt,<br />
die künftigen Partner für die Gewerbeflächen<br />
ausgewählt und zusammen mit dem<br />
Architekten Kirsch die Planung des Objektes<br />
vollzogen.<br />
In <strong>der</strong> Bauphase hat es e<strong>in</strong>en regen Informationsaustausch<br />
zwischen allen Beteiligten<br />
gegeben, sodass im Mai 2007 die feierliche<br />
Eröffnung im Rahmen e<strong>in</strong>er sehr netten<br />
Veranstaltung stattf<strong>in</strong>den konnte.<br />
Wie immer zum Schluss die Frage, was das<br />
Ganze gekostet hat:<br />
Gesamtbaukosten: 484 000 Euro<br />
Zuschuss Bezirksamt Eimsbüttel: 215 000<br />
Euro<br />
Resümierend ist festzuhalten, dass es sich um<br />
e<strong>in</strong> geglücktes Projekt handelt, von dem alle<br />
Beteiligten profitieren.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 53
Podiumsdiskussion:<br />
Konsequent und kooperativ – öffentliche und private Akteure<br />
für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong><br />
Mo<strong>der</strong>ation: He<strong>in</strong>er Schote, Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
– Edgar Goedecke, Samtgeme<strong>in</strong>debürgermeister <strong>der</strong> Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />
– Dr. Wolfgang Grimme, Landrat des Kreises P<strong>in</strong>neberg<br />
– Willi Hoppenstedt, Vorstandsmitglied SAGA GWG<br />
– Dr. Christoph Krupp, Bezirksamtsleiter Bergedorf<br />
– Cord Wöhlke, Geschäftsführer <strong>der</strong> Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG, <strong>Hamburg</strong><br />
In <strong>der</strong> Abschlussdiskussion wurde deutlich,<br />
dass die Stärkung <strong>der</strong> Zentren und die Sicherung<br />
<strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e vielfältige Aufgabe<br />
ist, die <strong>der</strong> Kooperation verschiedener<br />
Akteure bedarf. Insbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />
und <strong>der</strong> „Renaissance <strong>der</strong> Stadt“ wird das<br />
Thema <strong>Nahversorgung</strong> und Zentrensicherung<br />
an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
Vor allem die Frage, wie bessere Strukturen<br />
an schwierigen Standorten geschaffen werden<br />
können, erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e bessere Abstimmung<br />
zwischen E<strong>in</strong>zelhandel, Projektentwicklung,<br />
Wohnungswirtschaft, öffentlicher<br />
Verwaltung und Politik.<br />
Wichtige Maßnahmen für die Zentren- und<br />
<strong>Nahversorgung</strong>ssicherung s<strong>in</strong>d die Aufwertung<br />
des öffentlichen Raums <strong>in</strong> den Zentren,<br />
die Qualifizierung <strong>der</strong> bestehenden Zentren<br />
für mo<strong>der</strong>ne Betriebsformen und damit e<strong>in</strong>e<br />
stärkere Beachtung <strong>der</strong> Standortanfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Handels sowie die Initiierung von<br />
54<br />
Interessen- und Standortgeme<strong>in</strong>schaften<br />
(wie BID o<strong>der</strong> NID). Aufseiten des Handels<br />
und <strong>der</strong> Projektentwicklung ist e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den <strong>in</strong>tegrierten<br />
Standorten erfor<strong>der</strong>lich. Die Entwicklung<br />
<strong>in</strong>novativer Betriebskonzepte für <strong>in</strong>tegrierte<br />
Standorte (z. B. Convenienceshops o<strong>der</strong> Markthallen),<br />
wie sie von e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen<br />
bereits praktiziert werden, ist<br />
weiter zu forcieren. E<strong>in</strong>e Voraussetzung ist<br />
die auch von Teilen des Handels gefor<strong>der</strong>te<br />
konsequente Anwendung <strong>der</strong> Bauleitplanung<br />
zur E<strong>in</strong>schränkung des Flächenwachstums an<br />
nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten.<br />
Handlungsbedarf wurde vom Podium auch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärkeren <strong>in</strong>terkommunalen Kooperation<br />
gesehen. Die Abstimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
sollte über die Ebene <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
h<strong>in</strong>weg auf den kommunalen Ebenen fortgesetzt<br />
werden, z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärker formalisierten<br />
Kooperation zwischen den <strong>Hamburg</strong>er<br />
Bezirken und den angrenzenden<br />
Kommunen.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Teilnehmer<br />
KazIm AbacI,<br />
Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />
Christoph Adam,<br />
Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Meike Albers,<br />
CIMA Stadtmarket<strong>in</strong>g GmbH<br />
Dennis Barth,<br />
Procom Invest GmbH & Co. KG<br />
Andreas Bartmann,<br />
Vizepräses <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Ralf Beckmann,<br />
Stadt + Handel<br />
Mone Böcker,<br />
raum + prozess kooperative<br />
planung und stadtentwicklung<br />
Boris Böhm,<br />
Dr. Lademann & Partner GmbH<br />
Torben Breuker,<br />
Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />
Margarete Bröskamp,<br />
BÖAG Beteiligungs AG<br />
Frithjof Büttner,<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />
Amt für Landes- und Landschaftsplanung<br />
Wilhelm Cloppenburg,<br />
Entwicklungsgesellschaft Nor<strong>der</strong>stedt mbH<br />
Marcus Czerwionka,<br />
BBE Unternehmensberatung GmbH<br />
Horst Dammasch,<br />
Pressebüro<br />
Michael Diegel,<br />
Stadt Buxtehude<br />
Fachgruppe Stadt- und Landschaftsplanung<br />
Beate Dom<strong>in</strong>,<br />
Innenm<strong>in</strong>isterium Schleswig-Holste<strong>in</strong>,<br />
Abt. Landesplanung<br />
Lars Dücker,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />
Silke Edelhoff,<br />
raum + prozess kooperative<br />
planung und stadtentwicklung<br />
Frank Eisoldt,<br />
ews group GmbH<br />
Bernd Enge,<br />
Niemersze<strong>in</strong> & Co.<br />
He<strong>in</strong>z Evers,<br />
Bezirksamt Altona<br />
Peter F<strong>in</strong>ke,<br />
Bauvere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbgeme<strong>in</strong>den<br />
Theodor Floreth,<br />
REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />
Marc Föhrer,<br />
Stadt + Handel<br />
Matthias Fr<strong>in</strong>ken,<br />
selbstständiger Stadtplaner<br />
Andreas Fuchs,<br />
Fressnapf Tiernahrungs GmbH<br />
Lothar Geißler,<br />
Fahrzeugwerk Borco-Höhns GmbH & Co. KG<br />
Lothar Giesler,<br />
Landkreis Stade<br />
Oliver Gietemann,<br />
Grossmann & Berger GmbH<br />
Klaus Goede,<br />
Innenm<strong>in</strong>isterium des<br />
Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
Edgar Goedecke,<br />
Bürgermeister <strong>der</strong><br />
Samtgeme<strong>in</strong>de Nordkehd<strong>in</strong>gen<br />
Dr. Wolfgang Grimme,<br />
Landrat des Kreises P<strong>in</strong>neberg<br />
Ursula Groß,<br />
Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Mitte,<br />
Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />
Anke Gütschow,<br />
Bezirksamt Eimsbüttel<br />
Ernst Hansen,<br />
Innenm<strong>in</strong>isterium des Landes Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong><br />
Petra Henze,<br />
LoWi – Büro für Lokale Wirtschaft<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 55
Ramona H<strong>in</strong>kel,<br />
Bezirksamt Harburg,<br />
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung<br />
Hans-Helmut Hoche,<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />
Landesplanungsamt<br />
Hanne Hölter,<br />
Guleke + Partner Horneburg<br />
Willi Hoppenstedt,<br />
SAGA GWG<br />
Bernd Horst,<br />
IHK zu Lübeck<br />
L<strong>in</strong>da Hoß-Rickmann,<br />
Geme<strong>in</strong>de Halstenbek<br />
Cornelia Jacobi,<br />
Bezirksamt Wandsbek<br />
Ulf Kalkmann,<br />
Vere<strong>in</strong> zur För<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>zelhandels e. V.<br />
Kai-Uwe Kiehne,<br />
BÖAG Beteiligungs AG<br />
Mechtild Kievenheim-Proeger,<br />
Landkreis Cuxhaven<br />
Marco Kittendorf,<br />
REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />
Daniel Köhn,<br />
OBI Real Estate AG<br />
Ralph König,<br />
REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />
Michael Kothe,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />
Michael Koza,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />
Peter Kranzhoff,<br />
Cappel + Partner,<br />
Architektur und Stadtplanung<br />
Jutta Kricheldorff,<br />
Stadt Gl<strong>in</strong>de, Stadtplanung<br />
Prof. Dr. Thomas Krüger,<br />
HafenCity Universität<br />
Dr. Christoph Krupp,<br />
Bezirksamt Bergedorf<br />
Frank Kruse,<br />
REWE Deutscher Supermarkt KGaA<br />
56<br />
Nad<strong>in</strong>e Kruse,<br />
Entwicklungsgesellschaft Nor<strong>der</strong>stedt mbH<br />
Michael Lange,<br />
PLUS BAU Projektentwicklungs GmbH<br />
Klaus Lange,<br />
Bezirksamt Eimsbüttel<br />
Maik L<strong>in</strong>demann,<br />
raum + prozess kooperative<br />
planung und stadtentwicklung<br />
Mathias L<strong>in</strong>tl,<br />
üNN GmbH/KuBaSta e. V.<br />
Erik Lorenz,<br />
Kaufland Dienstleistung GmbH und Co. KG<br />
Jürgen Lutz,<br />
IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum<br />
Ulrike Maier,<br />
Unternehmer ohne Grenzen e. V.<br />
Michael Mathe,<br />
Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Mitte,<br />
Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />
Klaus Mens<strong>in</strong>g,<br />
CONVENT Planung und Beratung GmbH<br />
Lars Merschmann,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />
Hans-Joachim Mlynkiewicz,<br />
Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung, Berl<strong>in</strong><br />
Annette Mojik-Schneede,<br />
Stadt Buxtehude Stadtplanungsamt<br />
Matthias Müller,<br />
raum + prozess kooperative<br />
planung und stadtentwicklung<br />
Kathar<strong>in</strong>a Nagel,<br />
Bezirksamt Eimsbüttel<br />
Tobias Neumann,<br />
Stadt Lüneburg, Stadtplanung<br />
Hendrik Nöcker,<br />
Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />
Thomas Nordmann,<br />
Universität Osnabrück<br />
Jens Nyhues,<br />
Stadt + Handel<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Detlef Palm,<br />
Bürgermeister Stadt Re<strong>in</strong>bek<br />
Oliver Panz,<br />
Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>-Nord,<br />
Fachamt Stadt- u. Landschaftsplanung<br />
Marit Pe<strong>der</strong>sen,<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />
Jörg He<strong>in</strong>rich Penner,<br />
Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt<br />
Michael Pistorius,<br />
Verband Norddeutscher<br />
Wohnungsunternehmen e. V.<br />
Anette Quast,<br />
polis aktiv,<br />
Stadterneuerung und Mo<strong>der</strong>ation<br />
Hauke Rahner,<br />
HSH Nordbank AG<br />
Uwe Reh<strong>der</strong>s,<br />
Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Gl<strong>in</strong>de<br />
Ulrike Rehr,<br />
Dr. Lademann & Partner GmbH<br />
Andreas Rieper,<br />
GfK GeoMarket<strong>in</strong>g GmbH<br />
Frauke R<strong>in</strong>sch,<br />
steg Stadterneuerungs- und<br />
Stadtentwicklungsgesellschaft <strong>Hamburg</strong><br />
Thorsten Rohe,<br />
Institut für City Broker<strong>in</strong>g Management<br />
S<strong>in</strong>a Rohlw<strong>in</strong>g,<br />
raum + prozess kooperative<br />
planung und stadtentwicklung<br />
Julia Rollwage,<br />
CIMA Stadtmarket<strong>in</strong>g GmbH<br />
Volker Ruiters,<br />
DOGEWO<br />
Frank Sass,<br />
TEG Nord mbH<br />
Christiane Scharpf,<br />
BulwienGesa AG<br />
Dipl.-Ing. Uwe Schell,<br />
Stadt Quickborn<br />
Ulrich Schenck,<br />
Johann Daniel Lawaetz-Stiftung<br />
Dirk Schlund,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Wenzendorf<br />
Daniela Schmidt,<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,<br />
Amt für Landes- und Landschaftsplanung<br />
Mart<strong>in</strong> Schmitz,<br />
Amt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />
Burkhard Schmütz,<br />
LEG Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Axel Schneede,<br />
Bezirksamt Bergedorf Stadtplanung<br />
Anne Sab<strong>in</strong> Schnei<strong>der</strong>,<br />
ING Real Estate Germany GmbH<br />
Ramona Schnepf,<br />
Wolfsburg Market<strong>in</strong>g GmbH<br />
Bernd Schnier,<br />
Bezirksamt Altona<br />
He<strong>in</strong>er Schote,<br />
Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
Dr. Dorothea Schreiber,<br />
Behörde für Bildung und Sport<br />
Anna Schreibmüller,<br />
Universität Münster, Fachbereich Geografie<br />
Ilse Schultz,<br />
Bezirksamt Wandsbek<br />
Harald Schulze,<br />
GWG Gewerbe (SAGA GWG)<br />
Achim Selk,<br />
HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />
Dr. Jochen Stau<strong>der</strong>,<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsverband Hessen-Nord e. V.<br />
Matthias Stiller,<br />
Industrie und Handelskammer zu Dortmund<br />
Henrik Stohr,<br />
HafenCity Universität – Institut für<br />
Stadt- und Regionalökonomie /-soziologie<br />
Henrik Strate,<br />
BID-Initiative Rissen<br />
Glen Streckwaldt,<br />
HSH Nordbank AG<br />
Bett<strong>in</strong>a Sulicki,<br />
Handelskammer <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 57
Wilfried Thal,<br />
Landesverband des Ambulanten Gewerbes<br />
und <strong>der</strong> Schausteller e. V.<br />
Jens Tödter,<br />
Stadt Lüneburg,<br />
Fachbereich Stadtentwicklung<br />
Elke Tramm, Geme<strong>in</strong>de Halstenbek<br />
Stefan Tressl, Bezirksamt Wandsbek<br />
Manfred Trümper,<br />
Behörde für Wirtschaft und Arbeit<br />
Monika Walther,<br />
HafenCity Universität – Institut Städtebau<br />
und Quartiersentwicklung<br />
Timo Weiland,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG<br />
Thomas We<strong>in</strong>ert,<br />
Planungsbüro We<strong>in</strong>ert<br />
Gerhard Wittke,<br />
steg <strong>Hamburg</strong><br />
58<br />
Cord Wöhlke,<br />
Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />
Roman Wolf,<br />
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Wenzendorf<br />
Dr. Leif-Erik Wollenweber,<br />
Industrie- und Handelskammer zu Lübeck<br />
Thomas Zacharias,<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH<br />
Michael Ze<strong>in</strong>ert,<br />
IHK Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
Volker Ziedorn,<br />
<strong>Hamburg</strong><br />
Nico Zorn,<br />
HafenCity Universität <strong>Hamburg</strong><br />
Heike Zuhse,<br />
Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />
Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>)<br />
Gaby Zunke,<br />
coop eG<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>
Literatur<br />
Beckmann, Ralf M.; Böcker, Mone;<br />
L<strong>in</strong>demann, Maik; Nyhues, Jens (2007):<br />
<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />
Zentrenentwicklung. Aktuelle Modelle,<br />
Strategien und Konzepte gegen<br />
wegbrechende Handels- und<br />
Dienstleistungsnutzungen.<br />
<strong>DSSW</strong>-Leitfaden. Berl<strong>in</strong><br />
Beckmann, Ralf (2007): <strong>Nahversorgung</strong> als<br />
Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. In: Planer<strong>in</strong><br />
3/2007. Berl<strong>in</strong><br />
Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.)<br />
(2006): <strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten.<br />
Berl<strong>in</strong>, S. 35<br />
Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />
Wirtschaft (Hrsg.) (2007): <strong>Nahversorgung</strong><br />
als Basis <strong>der</strong> Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong><br />
Deutsches Sem<strong>in</strong>ar für Städtebau und<br />
Wirtschaft (<strong>DSSW</strong>) (Hrsg.) (2007):<br />
<strong>Nahversorgung</strong> als Basis <strong>der</strong><br />
Zentrenbildung. Berl<strong>in</strong><br />
Deutscher Städtetag (Hrsg.) (2005):<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Städten. Aktuelle<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen und<br />
Handlungsempfehlungen. Arbeitspapiere<br />
des Deutschen Städtetages. Köln<br />
Float<strong>in</strong>g, Holger; Henckel, Dietrich (2003):<br />
Jobnomaden, Schwarzarbeiter und<br />
arabische Pizzabäcker – „Zukünfte“<br />
städtischer Arbeitsmärkte. In: Deutsche<br />
Zeitschrift für Kommunalwissenschaften<br />
42/2003<br />
Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde<br />
für Stadtentwicklung und Umwelt<br />
(Hrsg.) (2007): Räumliches Leitbild.<br />
Entwurf. <strong>Hamburg</strong><br />
Hahn-Gruppe (Hrsg.) (2007): Retail Real<br />
Estate Report – Germany 2007/2008.<br />
Bergisch-Gladbach<br />
IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum<br />
(Hrsg.) (2006): Die <strong>Nahversorgung</strong> im<br />
Elbe-Weser-Raum. Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />
Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>Nahversorgung</strong><br />
im Elbe-Weser-Dreieck unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung des demografischen<br />
Wandels. Stade<br />
Institut für Landes- und<br />
Stadtentwicklungsforschung und<br />
Bauwesen des Landes NRW (ILS) (Hrsg.)<br />
(2001): Bedeutung ausländischer Anbieter<br />
für wohnungsnahe Grundversorgung im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel. Themenaufbereitung und<br />
Beispieldarstellung. Düsseldorf<br />
Junker, Rolf; Kühn, Gerd (2006):<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> Großstädten.<br />
Difu-Beiträge zur Stadtforschung 47.<br />
Berl<strong>in</strong><br />
KPMG (Hrsg.) (2006): Trends im Handel<br />
2010. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />
Kulke, Elmar (2005): Dem Konsumenten<br />
auf <strong>der</strong> Spur. Neue Angebotsstrategien<br />
und Nachfragemuster. Passau<br />
Schubert, Dirk (2005): <strong>Hamburg</strong>er<br />
Wohnquartiere. Berl<strong>in</strong><br />
Schwedt, Georg (2006):<br />
Vom Tante-Emma-Laden zum<br />
Supermarkt. E<strong>in</strong>e Kulturgeschichte<br />
des E<strong>in</strong>kaufens. We<strong>in</strong>heim<br />
Siebel, Walter (Hrsg.) (2004): E<strong>in</strong>leitung:<br />
Die europäische Stadt. In: Ders.: Die<br />
europäische Stadt. Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />
Stadt Münster (Hrsg.) (2004):<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskonzept Münster –<br />
Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> räumlichen Entwicklung.<br />
In: Beiträge zur Stadtforschung,<br />
Stadtentwicklung, Stadtplanung 01/2004.<br />
Münster<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong> 59
Herausgeber:<br />
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Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
März 2009