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Geld regiert die Welt - oder? - Eine Welt in der Schule

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<strong>Geld</strong> <strong>regiert</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> - <strong>o<strong>der</strong></strong>?Unterrichtsanregungen zu e<strong>in</strong>em weltumspannenden ThemaBarbara ZahnDie am häufigsten gebrauchten Wörter <strong>der</strong> deutschen Sprache s<strong>in</strong>d (so las ich es im "Pauker", e<strong>in</strong>erBroschüre zur Vorbereitung auf <strong>die</strong> Hauptschulprüfung):"Tag, Mensch, Mann und <strong>Geld</strong>". Woher <strong>der</strong> Pauker dasweiß, weiß ich nicht, aber alle<strong>in</strong> wenn ich an <strong>die</strong> letztenJahre denke, mit Me<strong>die</strong>n voller <strong>Geld</strong>geschichten, würdees mich wun<strong>der</strong>n, wenn es an<strong>der</strong>s wäre. "Das <strong>Geld</strong>vergnügt und quält alle", sagt e<strong>in</strong> jüdisches Sprichwort,und es wun<strong>der</strong>t mich, dass <strong>Geld</strong> beim Nachdenken über<strong>die</strong> <strong>E<strong>in</strong>e</strong> <strong>Welt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bisher kaum e<strong>in</strong> Thema war."<strong>Geld</strong> <strong>regiert</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>". Man kann und darf dasbezweifeln, aber ob es uns gefällt <strong>o<strong>der</strong></strong> nicht, <strong>Geld</strong> iste<strong>in</strong>e weltbewegende Sache und es wirft Fragen auf, <strong>die</strong>alle Menschen bewegen. Es ist Zeit zu fragen, wie <strong>in</strong>unterschiedlichen Kulturen Fragen des <strong>Geld</strong>es geregeltund gesehen werden und welche <strong>Welt</strong>- bzw.<strong>Geld</strong>anschauungen hier Anregungen und Alternativen zuunserem aktuellen Umgang mit <strong>Geld</strong> anbieten können.<strong>Geld</strong> <strong>in</strong> aller <strong>Welt</strong>"Money, Money, Money" - so kl<strong>in</strong>gt es im Ohr, ob <strong>in</strong> Bali <strong>o<strong>der</strong></strong> bei den Pyramiden, <strong>in</strong> Machu Picchu <strong>o<strong>der</strong></strong> amTadsch Mahal. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d allgegenwärtig und ihr Rufen verb<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung <strong>der</strong> Touristenmit den erhabenen E<strong>in</strong>drücken. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> treibt nur selten purer Übermut, viele tragen bei zum Unterhaltihrer Familien, mehr als <strong>die</strong> Eltern es oft vermögen."Money, Money, Money …" - nicht ganz so lautstark, aber kaum weniger hartnäckig liegen <strong>in</strong> DeutschlandK<strong>in</strong><strong>der</strong> ihren Müttern, Vätern, Großeltern im Ohr. "Alles hat se<strong>in</strong>en Preis. Um <strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>, braucht'sTaschengeld." Mit e<strong>in</strong>em Umsatz von rund 3 Mrd. Euro rechnet <strong>die</strong> Wirtschaft bei ihren jüngstenKonsumenten. Sie werden rauschend vermarktet mit wachsendem Tempo, kaum s<strong>in</strong>d Inl<strong>in</strong>er out, s<strong>in</strong>dTretroller <strong>in</strong>, statt Mickymaus kommt Pokémon, Altes wan<strong>der</strong>t <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ecke. Das große Geschäft mit denKle<strong>in</strong>en boomt. Besser als <strong>die</strong> Wortarten kennen 10-Jährige <strong>die</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Klei<strong>der</strong>marken (12 imDurchschnitt). Sie schwärmen für überteuerte Markenartikel, kaufen,konsumieren.Sie s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Zeit, hier und <strong>in</strong> Übersee. "Make a champion out of your child. Buy ..." So las man esan je<strong>der</strong> Bushaltestelle <strong>in</strong> Jamaika, <strong>die</strong> letzten Pfennige me<strong>in</strong>ten <strong>die</strong> Eltern für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausgeben zumüssen. Riesenplakate auf diversen Bahnhöfen verkünden das "11. Gebot: du sollst genießen". EtwasMaterielles. Darf es etwas mehr se<strong>in</strong>? Es darf! Konsum regt <strong>die</strong> Konjunktur an, schafft Arbeitsplätze. E<strong>in</strong>Spielver<strong>der</strong>ber, wer Böses dabei denkt. Die Werbung scheut we<strong>der</strong> Kosten noch psychologischeRaff<strong>in</strong>esse, um Bedürfnisse zu wecken. "You need it, you need it" - so schreit es uns entgegen, s<strong>in</strong>nfälligetwa auf <strong>der</strong> EXPO <strong>in</strong> Hannover beim Betreten <strong>der</strong> Basic-Needs-Halle. Sie war vollgestopft mit sogenannten Gebrauchsartikeln, <strong>die</strong> immer unbrauchbarer, unnötiger werden, bis am Ende <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong>Smoky Hills <strong>in</strong> Manila zu sehen s<strong>in</strong>d, Müllberge, <strong>die</strong> im letzten Jahr unter sich viele Menschen begrabenhaben, welche im und vom Müll zu überleben versucht hatten.Fassungs- und hilflos stehen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> dem lässigen Rausschmeißen von<strong>Geld</strong> für Schnickschnack, Sticker, Süßigkeiten gegenüber. Manchmal er<strong>in</strong>nert man sich e<strong>in</strong>igermaßennostalgisch an <strong>die</strong> Zeiten, als <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler jeden Samstag ihre Zehnpfennigstücke <strong>in</strong> <strong>die</strong>Schulsparkasse brachten und sie e<strong>in</strong>tauschten gegen bunte Marken, <strong>die</strong> sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heftchen klebten. Daswurde zur Sparkasse gebracht und am 30. Oktober, ke<strong>in</strong>er vergaß es, am <strong>Welt</strong>spartag, bekam man e<strong>in</strong>igehübsche D<strong>in</strong>ge dort, e<strong>in</strong>en <strong>Geld</strong>beutel, e<strong>in</strong>e Sparbüchse.


Mit all <strong>die</strong>sen <strong>Geld</strong>sche<strong>in</strong>en konnte sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Weißrussland2001 nur e<strong>in</strong> Kaugummi kaufen!Das alles ist out. Wozu sparen, wenn an<strong>der</strong>weitig <strong>die</strong> Rendite höher ist.Die Fernsehsendungen, Boulevardblätter, <strong>die</strong> Zeitungen s<strong>in</strong>d voll mit<strong>Geld</strong>geschichten: "Die reichsten Männer und Frauen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Forbesliste; Spitzengehälter von Sportlern, Stars und Managern; Wiewerde ich Millionär?".Jede Nachrichtensendung br<strong>in</strong>gt wie den Wetterbericht Aktuelles von <strong>der</strong> Börse. Die Köpfe werdenbombar<strong>die</strong>rt mit Begriffen wie Sharehol<strong>der</strong>value, Dow-Jones-Index, Dax, Eurostoxx u.v.a.Im Großen wie im Kle<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> Umgang mit dem <strong>Geld</strong> ist e<strong>in</strong> weites schwieriges Feld. Sollen wir nichtgleich resignieren, uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> auf <strong>die</strong> neue Rechtschreibung beschränken - Börsentipp mit "pp" -und nachmittags <strong>die</strong> neuesten Aktienkurse stu<strong>die</strong>ren?<strong>Geld</strong> - e<strong>in</strong> Thema fürs Leben und für <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>Unsere Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf das Leben und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> vorzubereiten, wenn wir das noch nicht ganzaufgegeben haben und <strong>Geld</strong> auch das Leben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mitbestimmt, werden wir wohl nicht darumherumkommen, uns mit <strong>die</strong>sem Thema zu beschäftigen. Es gibt genügend Themen wie <strong>die</strong> Höhe desTaschengeldes, K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>die</strong> arbeiten, um Klamotten und Krimskrams kaufen zu können, Markenklamottenund ihr Mehrwert für Geschäfte, zu wenig und zu viel <strong>Geld</strong> <strong>in</strong> den Familien, das Budget vonAlle<strong>in</strong>erziehenden usw.Später, hoffentlich, werden unsere Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler alle selbst <strong>Geld</strong> ver<strong>die</strong>nen - 6 Euro proStunde als Gabelstaplerfahrer <strong>in</strong> Chemnitz <strong>o<strong>der</strong></strong> dasselbe mit etlichen Nullen vor dem Komma alsFußballspieler <strong>o<strong>der</strong></strong> Manager, Sänger <strong>o<strong>der</strong></strong> Rennfahrer - ver<strong>die</strong>nt <strong>o<strong>der</strong></strong> nicht. K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden erfahren,welchen E<strong>in</strong>fluss das <strong>Geld</strong> hat auf <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>, für Krieg und Frieden, Soziale Gerechtigkeit und <strong>die</strong>Bewahrung <strong>der</strong> Schöpfung.Geschichte aus DeutschlandMe<strong>in</strong> Onkel HansIch habe e<strong>in</strong>en Onkel. Er ist alt. Sehr alt sogar. Fast neunzig. Er kann nicht mehr arbeiten imBüro, im Haus <strong>o<strong>der</strong></strong> Garten. Aber er kann viel nachdenken, wenn er im Sessel sitzt. Und er kannGeschichten erzählen. Ich höre ihm gern zu. Manchmal erzählt er, wie er e<strong>in</strong> Junge war. UndMillionär, damals 1923. Köfferchen voller <strong>Geld</strong> hat er damals durch <strong>die</strong> Stadt getragen. DerVater bekam zweimal am Tag Lohn ausgezahlt. Der Junge musste das <strong>Geld</strong> holen undumgehend <strong>der</strong> Mutter br<strong>in</strong>gen. Die kaufte sofort e<strong>in</strong>, weil abends alles schon teurer war. 8Millionen kostete e<strong>in</strong> Brot, daran er<strong>in</strong>nert er sich noch. Inflation nannte man <strong>die</strong>se verrückte Zeit.<strong>Geld</strong> wurde massenhaft gedruckt, nicht zuletzt, um <strong>die</strong> Kriegsschulden zu bezahlen. Aber das<strong>Geld</strong> hatte ke<strong>in</strong>en Wert mehr. Viele waren verzweifelt. E<strong>in</strong> Nachbar, Fritz Lehmann, erhängtesich. Er hatte Jahre gespart, jeden Pfennig umgedreht, um für se<strong>in</strong>e Familie nach demschlimmen Krieg e<strong>in</strong> Häuschen zu bauen. Als er schließlich das <strong>Geld</strong> von <strong>der</strong> Bank holte,konnte er sich gerade noch e<strong>in</strong>e Hose kaufen. An<strong>der</strong>e Nachbarn, wie <strong>der</strong> junge Schmidt,machten Geschäfte, sie kauften und kauften und machten Schulden, <strong>die</strong> sie wenig später wienichts bezahlen konnten.Me<strong>in</strong>en Onkel hat <strong>die</strong> Geschichte von se<strong>in</strong>en Nachbarn nichtlosgelassen. Er wollte, dass Leute nicht noch e<strong>in</strong>mal um ihr <strong>Geld</strong>betrogen werden. O<strong>der</strong> krumme Geschäfte machen können. Er wolltebei <strong>der</strong> Sparkasse arbeiten, besuchte Kurse und <strong>Schule</strong>n und lernteviel. Später wurde er Sparkassendirektor, gab selbst Kurse und hörtenicht auf zu lernen und nachzufragen. Z.B.: Könnte man ohne Z<strong>in</strong>snicht auch <strong>Geld</strong> sich ausleihen? Männer wie Silvio Gesell und RudolfSte<strong>in</strong>er haben sich darüber viele Gedanken gemacht, an<strong>der</strong>e habendas sogar ausprobiert, und es klappte nicht schlecht, z.B. im "Wun<strong>der</strong>von Wörgl" 1932/33, als Arbeitsplätze durch umlaufgesicherteZahlungsmittel entstanden. (Nach Gerechtes <strong>Geld</strong>, s.u.)Heute ist me<strong>in</strong> Onkel Hans alt. Sehr alt sogar. Er sitzt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Sessel, liest <strong>die</strong> Zeitung und


denkt nach. Dass Banken wie Paläste aussehen, das stört ihn. Früher überragten <strong>die</strong> Kirchen<strong>die</strong> Städte, heute s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> Banken. <strong>Geld</strong> machen, Gew<strong>in</strong>n, Profit, alles dreht sich nur nochdarum. Er liest alles, was Leute schreiben, wie man mit <strong>Geld</strong> an<strong>der</strong>s umgehen könnte. So dasses e<strong>in</strong>e Hilfe für <strong>die</strong> Leute wäre. Me<strong>in</strong> Onkel Hans ist e<strong>in</strong> alter Mann. "Das ist me<strong>in</strong> Leben", sagter oft und ist verzweifelt: "heute läuft alles aus dem Ru<strong>der</strong>". Aber noch hat er Träume, wie allesan<strong>der</strong>s se<strong>in</strong> könnte …ArbeitsaufgabenSucht im Lexikon <strong>o<strong>der</strong></strong> im Internet <strong>o<strong>der</strong></strong> fragt bei Sparkassen nach:- Wie kam es überhaupt zu Sparkassen?- Wer hat das <strong>Geld</strong> erfunden?- Wie haben Sparkassen den Leuten geholfen?- Könnte man sich ohne Z<strong>in</strong>s nicht auch <strong>Geld</strong> ausleihen?- Warum ist Onkel Hans, <strong>der</strong> ehemalige Sparkassendirektor, heute oft traurig?- Wovon träumt er, was träumst du?<strong>Geld</strong> ist e<strong>in</strong> spannendes ThemaOft wie e<strong>in</strong> Krimi, <strong>der</strong> Tanz ums goldene Kalb ke<strong>in</strong> Märchen aus uralten Zeiten, <strong>die</strong> Global Players s<strong>in</strong>dunter uns. Konsumieren, kaufen und verkaufen, erwerben und besitzen, ersparen, gew<strong>in</strong>nen, vererben -das s<strong>in</strong>d Themen, <strong>die</strong> alle Menschen auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> kennen. <strong>Geld</strong> prägt unser Leben. Ob wir an biblischeAussagen wie "Wo euer <strong>Geld</strong> ist, da ist euer Herz" denken <strong>o<strong>der</strong></strong> an <strong>die</strong> Überlegungen von Marx, wonachalles zur Ware wird, Profitmaximierung zur obersten Maxime, das Se<strong>in</strong> das Bewusstse<strong>in</strong> prägt. Wir solltenuns wenigstens bewusst se<strong>in</strong>, was das <strong>Geld</strong> <strong>in</strong> unseren Köpfen bedeutet und anrichtet und wie es alles zubeherrschen vorgibt unter dem Vorwand, das seien Sachzwänge, ökonomische Unabän<strong>der</strong>lichkeiten.<strong>Geld</strong> ist e<strong>in</strong>e geniale Erf<strong>in</strong>dungAuch K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten <strong>die</strong>s wissen. Aber das bedeutet ebenso, Börse, Lombardsatz, Z<strong>in</strong>s, Dax und DowJones und wie sie alle heißen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e unabän<strong>der</strong>lichen D<strong>in</strong>ge, sie s<strong>in</strong>d historisch entstanden. Zum Teilist das noch gar nicht so lange her. Im Mittelalter herrschten z.B zur Zeit <strong>der</strong> Zünfte ganz an<strong>der</strong>e Regeln.Auch wenn uns vieles im Umgang mit <strong>Geld</strong> selbstverständlich ersche<strong>in</strong>t, so sollte doch nach- undh<strong>in</strong>terfragt werden. Interkulturelle Beispiele s<strong>in</strong>d hier beson<strong>der</strong>s wichtig.Ich unterrichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Vorbereitungsklasse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, <strong>die</strong> Deutsch lernen. So möchte ichmich - angeregt durch Leute aus dem Süden - aufs Geschichtenerzählen beschränken, von e<strong>in</strong>igenkonkreten Menschen berichten und dadurch e<strong>in</strong> wenig anregen, sich über <strong>Geld</strong> und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Gedanken zumachen. Themen im H<strong>in</strong>terkopf s<strong>in</strong>d dabei:- Was <strong>Geld</strong> bedeutet- Wie <strong>Geld</strong> entstanden ist- Wie <strong>Geld</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n aussieht- Was man über <strong>Geld</strong> und Besitz und Ver<strong>die</strong>nst <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Zeiten und Kulturen denktZielsetzungen könnten se<strong>in</strong>- <strong>Geld</strong> ist nicht alles- <strong>Geld</strong> br<strong>in</strong>gt Not- <strong>Geld</strong> kann helfenInterkulturelle BeispieleIch möchte zeigen, dass <strong>die</strong>s nicht weniger spannend und aufschlussreich se<strong>in</strong> kann, als e<strong>in</strong>en Blickzurück zu tun <strong>in</strong> <strong>die</strong> Vergangenheit, doch nur letzteres geschieht häufig. Der <strong>in</strong>terkulturelle Blick, dasLernen im weltweiten Horizont muss erst e<strong>in</strong>geübt werden. Beg<strong>in</strong>nen möchte ich allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>der</strong>Geschichte e<strong>in</strong>es alten Mannes hier <strong>in</strong> Deutschland, se<strong>in</strong>en Erfahrungen mit <strong>Geld</strong> und se<strong>in</strong>en Träumen -nicht zuletzt deshalb, weil <strong>in</strong> unserer jugendorientierten Gesellschaft <strong>die</strong> Alten Vielen fremd geworden s<strong>in</strong>d,frem<strong>der</strong> als Jugendlichen an<strong>der</strong>swo, und es sich lohnt, vom Süden zu lernen, <strong>die</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Altenwertzuschätzen.Die Geschichten und das Thema s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>er Erfahrung nach geeignet für unterschiedliche Schulstufen,wobei <strong>der</strong> Gehalt <strong>der</strong> Arbeitsaufgaben bzw. <strong>der</strong> Gespräche durchaus nicht proportional mit dem Alterzunimmt. Gerade mit jüngeren Schülern kann man sehr differenziert und engagiert <strong>die</strong> Fragen ansprechen


und es gibt jeweils <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Klasse im Rahmen von Freiarbeitsmöglichkeiten ganz unterschiedlicheAkzentsetzungen und Niveaus <strong>der</strong> Beschäftigung.Geschichte aus PeruGeht Ihr auch so gern auf den Jahrmarkt? Vielleicht heißt er bei Euch Mart<strong>in</strong>imarkt <strong>o<strong>der</strong></strong>Weihnachtsmarkt <strong>o<strong>der</strong></strong> Frühl<strong>in</strong>gsmarkt. Aber sicher gibt es auch Buden und Verkaufsstände undKarussell und Schiffschaukel und Musik. Den tollsten Jahrmarkt habe ich <strong>in</strong> Maras <strong>in</strong> Peruerlebt. Da war vielleicht etwas los. Tausende von Leuten kamen zu Fuß und <strong>in</strong> Lastwagenangefahren, es gab Musik und Tanz, so weit das Auge reichte sah man bunte Trachten, Stände,wo es Chicha gab - e<strong>in</strong>e Art Bier - und Maiskolben geröstet und tausend D<strong>in</strong>ge verkauft wurden.Aber nicht nur verkauft. Und genau das habe ich nicht vergessen, obwohl es schon e<strong>in</strong>igeJährchen zurückliegt. Da saßen nämlich Bauern mit ihren Wollmützen und Bäuer<strong>in</strong>nen mit ihrengroßen Hüten und vielen Röcken auf dem Boden und hatten Tonkrüge vor sich. Und da warenan<strong>der</strong>e Bauern und Bäuer<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> hatten Maiskörner. <strong>Geld</strong> hatten we<strong>der</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en noch <strong>die</strong>an<strong>der</strong>en. Was aber taten sie? Sie füllten <strong>die</strong> Tonkrüge auf mit Mais und tauschten beides. Für<strong>die</strong> Menge Mais, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tonkrug passte, bekam man e<strong>in</strong>en Tonkrug <strong>o<strong>der</strong></strong> umgekehrt denMais. Das war sehr praktisch. Im Dorf, wo <strong>die</strong> Tonkrüge hergestellt werden, hoch oben imGebirge, wächst ke<strong>in</strong> Mais. Die Maisbauern aber aus den Tälern brauchen Gefäße, um denMais vor Mäusen und Nässe zu schützen. <strong>Geld</strong>, wie gesagt, hatten we<strong>der</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en noch <strong>die</strong>an<strong>der</strong>en. Aber sie wussten sich zu helfen und am Ende des Jahrmarkts zog je<strong>der</strong> befriedigtheim. Das hat mir imponiert, das habe ich bis heute nicht vergessen.Der Jahrmarkt war übrigens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> alten Inkastadt Cusco <strong>in</strong> Peru. Dieses Land liegt <strong>in</strong>Südamerika. Viele Stunden muss man mit dem Flugzeug fliegen. Und dann geht es mit demZug nochmals viele Stunden h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong>s Gebirge bis zur Stadt Cusco. Sie liegt so hoch wie <strong>die</strong>höchsten Berge Europas. Cusco ist e<strong>in</strong>e sehr alte Stadt mit dicken Mauern. Ke<strong>in</strong>er kann sicherklären, wie <strong>die</strong> Menschen früher es geschafft haben, <strong>die</strong> riesigen Ste<strong>in</strong>e so gut aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zulegen. Ke<strong>in</strong> Messer passt dazwischen. Die Inkas herrschten dort, sie hatten Paläste undgepflasterte Straßen, und Boten liefen weite Strecken, um Nachrichten <strong>o<strong>der</strong></strong> e<strong>in</strong>en Fisch vomMeer für <strong>die</strong> Tafel des Herrschers zu überbr<strong>in</strong>gen. Am tollsten aber waren <strong>die</strong> Gärten um denPalast. Blumen aus Gold soll es dar<strong>in</strong> gegeben haben, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne glitzerten. Ke<strong>in</strong>er kamauf <strong>die</strong> Idee, dass man <strong>die</strong>s wun<strong>der</strong>schöne Metall zu etwas an<strong>der</strong>em nützen könnte als dafür,Schmuck und schöne D<strong>in</strong>ge herzustellen.Bis <strong>die</strong> Spanier kamen. Sie waren besessen vom Gold, und gierig darauf aus, so viel wiemöglich zu besitzen. An e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ort nahmen sie den Herrscher gefangen und befahlenihm, das ganze Zimmer mit Gold auffüllen zu lassen, sonst wollten sie ihn töten. Aber obwohlunendliche Schätze gebracht wurden, sie töteten ihn trotzdem und brachten das Gold nachEuropa. Die Spanier verlangten e<strong>in</strong>e Kopfsteuer - also <strong>Geld</strong> - von allen Bewohnern. Dasverän<strong>der</strong>te ihr Leben. Heute s<strong>in</strong>d viele Menschen bitterarm.ArbeitsaufgabenJahrmarkt <strong>in</strong> Peru- Malt <strong>die</strong> Tauschgeschäfte: Mais gegen Töpfe!- Spielt das Tauschgeschäft!- Kennt ihr auch Tauschgeschäfte?- Was ist praktisch beim Tauschen?- Was macht Mühe? -Habt ihr schon etwas von Tauschbörsen gehört?Erkundigt Euch.


Bei den Inkas- Malt den Palast des Inkas mit den goldenen Blumen im Garten.- Was dachten <strong>die</strong> Inkas über das Gold?- Wie dachten <strong>die</strong> Spanier vom Gold?- Die Spanier verlangten e<strong>in</strong>e Kopfsteuer d.h. <strong>Geld</strong> von den Leuten. Was verän<strong>der</strong>te sich <strong>in</strong>ihrem Leben dadurch?- Versucht im Lexikon und im Atlas Peru zu f<strong>in</strong>den. In Büchern und auch <strong>in</strong> Reiseprospektenkannst Du Fotos f<strong>in</strong>den. Schneide sie aus! Ordne sie! Klebe sie auf!- Überlegt Euch, wie sich D<strong>in</strong>ge verän<strong>der</strong>n, als <strong>die</strong> Sache mit dem <strong>Geld</strong> kam.Was haben wir im Unterricht gemacht?Begonnen hat es damit, dass nach den Schulferien 2001 viele kle<strong>in</strong>e Münzen aus vielen Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> vielen<strong>Geld</strong>beuteln schlummerten und viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> es fasz<strong>in</strong>ierte, als wir <strong>die</strong>se ans Licht holten,zusammenbettelten, beguckten, betasteten, ordneten. Das Sammelfieber war geweckt, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>sThema gegeben. Erprobt wurden e<strong>in</strong>zelne Teile zum Projekt <strong>Geld</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Grund- undHauptschulklassen, berichten möchte ich von <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Vorbereitungsklasse mitSchüler<strong>in</strong>nen und Schülern zwischen 10 und 14 Jahren.Die Geschichte vom kle<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zen - e<strong>in</strong> Theaterprojekt(Sa<strong>in</strong>t-Exupéry: Der kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z, Düsseldorf 2000. S.47 ff.)Der vierte Planet war <strong>der</strong> des Geschäftsmannes. Dieser Mann war so beschäftigt, dass er bei<strong>der</strong> Ankunft des kle<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zen nicht e<strong>in</strong>mal den Kopf hob ..."Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ernsthafter Mann, ich nehme es genau.""Und was machst du mit <strong>die</strong>sen Sternen?""Was ich damit mache?""Ja.""Nichts. Ich besitze sie.""Du besitzt <strong>die</strong> Sterne?""Ja …""Was hast du davon, <strong>die</strong> Sterne zu besitzen?""Das macht mich reich.""Und was hast du vom Reichse<strong>in</strong>?""Weitere Sterne kaufen, wenn jemand welche f<strong>in</strong>det ... und ich besitze <strong>die</strong> Sterne, da niemandvor mir daran gedacht hat, sie zu besitzen.""Das ist wahr", sagte <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z, "und was machst du damit? …""Ich kann sie auf <strong>die</strong> Bank legen.""Was soll das heißen?""Das heißt, dass ich <strong>die</strong> Zahl me<strong>in</strong>er Sterne auf e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Papier schreibe. Und dann sperreich <strong>die</strong>ses Papier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schublade.""Und das ist alles?""Das genügt.""Das ist amüsant", dachte <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z. "Es ist fast dichterisch. Aber es ist nicht ganz ernstzu nehmen."Der kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z dachte über <strong>die</strong> ernsthaften D<strong>in</strong>ge völlig an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong> großen Leute."Ich", sagte er noch, "ich besitze e<strong>in</strong>e Blume, <strong>die</strong> ich jeden Tage begieße. Ich besitze dreiVulkane, <strong>die</strong> ich jede Woche kehre. Denn ich kehre auch den Erloschenen. Man kann niewissen. Es ist gut für me<strong>in</strong>e Vulkane und für me<strong>in</strong>e Blume, dass sich sie besitze. Aber du bistfür Sterne zu nichts nütze …"Der Geschäftsmann öffnete den Mund, aber er fand ke<strong>in</strong>e Antwort, und <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zverschwand."Die großen Leute s<strong>in</strong>d entschieden ganz ungewöhnlich", sagte er sich auf <strong>der</strong> Reise …


- Münzen und <strong>Geld</strong>sche<strong>in</strong>e aus aller <strong>Welt</strong>E<strong>in</strong> zerknittertes Stückchen Papier mit e<strong>in</strong>em vergilbten Porträt e<strong>in</strong>esbärtigen Mannes darauf weckte Euphorie bei me<strong>in</strong>en Schüler<strong>in</strong>nen undSchülern aus Kasachstan. Welch e<strong>in</strong>e tolle Sache, e<strong>in</strong> <strong>Geld</strong>sche<strong>in</strong> ausKasachstan, e<strong>in</strong> Stück Heimat. Je<strong>der</strong> will ihn sehen, riechen, fühlen.Münzen werden mitgebracht und am nächsten Tag verglichen. DieSchüler<strong>in</strong>nen und Schüler erzählen, was man damit kaufen konnte undheute nicht mehr kann.Wir haben Münzen aus 17 Län<strong>der</strong>n gesammelt. Diese konnten wir stu<strong>die</strong>ren, entziffern, <strong>in</strong> Setzkästenordnen, auf e<strong>in</strong>e Europa- bzw. <strong>Welt</strong>karte legen, sortieren, Listen machen, sammeln, tauschen und nichtzuletzt durchrubbeln auf Papier.- Verschiedene ZahlungsartenAber auch an<strong>der</strong>es <strong>Geld</strong> - Muscheln, Kakaobohnen, Pelze, Ketten und Ste<strong>in</strong>rä<strong>der</strong>fasz<strong>in</strong>ieren. Und sie regen <strong>die</strong> Fantasie <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> an, eigenes <strong>Geld</strong> zu erf<strong>in</strong>denz.B. Pistazienkerne, Kastanien <strong>o<strong>der</strong></strong> selbst Sche<strong>in</strong>e zu entwerfen. Dabei erfuhrensie gleich am eigenen Leib, wie unpraktisch es ist, Säckchen mit Kastanienherumzutragen <strong>o<strong>der</strong></strong> mit Unmengen von Pistazienkernen zu zahlen. Wie praktischs<strong>in</strong>d auch Rechenmasch<strong>in</strong>en, wie man sie <strong>in</strong> Kasachstan noch kennt, wo <strong>der</strong> Platzauf e<strong>in</strong>em Brett den Wert bestimmt.- Geschichten aus aller <strong>Welt</strong> - aus Deutschland, Peru und Papua-Neugu<strong>in</strong>eaIm Kreis sitzend haben <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zugehört. Durch viele Bil<strong>der</strong>unterstützt, erzählte ich an verschiedenen Tagen Geschichten von Onkel Hans, dem altenSparkassendirektor, vom Jahrmarkt <strong>in</strong> Maras, wo <strong>die</strong> Bauern Tauschgeschäfte machen, von Ayap undNangnanu am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, wo alles verschenkt wird <strong>o<strong>der</strong></strong> das <strong>Geld</strong> am Strand aufgelesenwerden kann. In frei gebildeten Gruppen wurde dazu gearbeitet, gemalt, geklebt, geschrieben, diskutiert,philosophiert. Angeregt wurde zum Theaterspielen, <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Geschichten <strong>in</strong> kurze Szenen undzu Diskussionen durch den <strong>in</strong>terplanetarischen Besuch des kle<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zen, e<strong>in</strong>er Aufführung <strong>der</strong> 6. Klasseunserer <strong>Schule</strong>.Neben <strong>die</strong>sen kle<strong>in</strong>en klassen<strong>in</strong>ternen Projekten gab es viele Möglichkeiten, quasi als flankierendeMaßnahmen auf das Thema e<strong>in</strong>zugehen.- Spiele - MonopolyE<strong>in</strong> hervorragendes Lernspiel über <strong>die</strong> Rolle des <strong>Geld</strong>es ist Monopoly. Mit <strong>Geld</strong> kann man alles. DerReichste hat das Sagen. Er kauft auf, und kann sich auch aus dem Gefängnis loskaufen. Tricks und F<strong>in</strong>tenhelfen dabei, es ist wie e<strong>in</strong> Rausch. Könnte man nicht auch e<strong>in</strong> Spiel erf<strong>in</strong>den mit an<strong>der</strong>en Regeln?


Geschichte aus Papua-Neug<strong>in</strong>eaAyap und Nangnanu leben schräg unter uns, am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, <strong>in</strong> Papua-Neugu<strong>in</strong>ea.Ich habe sie kennen gelernt, als ich dort an e<strong>in</strong>em Lehrersem<strong>in</strong>ar arbeitete und ich habe vielvon ihnen gelernt. Zum Beispiel etwas über das Reichse<strong>in</strong>.Ayap war me<strong>in</strong> Nachbar, er kam mit Nangnanu, me<strong>in</strong>em Kollegen, und brachte mir Tomaten.Beleidigt wäre Ayap gewesen, hätte ich ihm für <strong>die</strong> Tomaten etwas bezahlt. Ne<strong>in</strong>, er schenktesie mir. Nangnanu flüsterte mir zu: Er ist e<strong>in</strong> bikman, e<strong>in</strong> großer, reicher Mann. Reich soll er se<strong>in</strong>mit se<strong>in</strong>em Gürtel aus Baumr<strong>in</strong>de und se<strong>in</strong>en Blätterhosen, <strong>die</strong> er vom Baum pflückte? Es hate<strong>in</strong>e Weile gedauert, bis ich das kapiert habe. Die Bambusstäbchen z.B., <strong>die</strong> er wie e<strong>in</strong>e Ketteauf <strong>der</strong> Brust trägt, zeigen, wie viele Feste er schon gegeben hat. E<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong> hätte er - ohneKühlschrank - nie alle<strong>in</strong> essen können. Er hat alle Nachbarn e<strong>in</strong>geladen mitzufeiern, allesverschenkt, nichts mehr hat er <strong>in</strong> Händen. Aber er ist reich, er hat Freunde gewonnen, <strong>die</strong> ihm<strong>in</strong> Notlagen wie<strong>der</strong> helfen. Sie er<strong>in</strong>nern sich an <strong>die</strong> Feste - <strong>o<strong>der</strong></strong> an <strong>die</strong> schönen Tomaten.Nangnanu ist das alles auch fremd. Er kommt von <strong>der</strong> Küste. Dort gab es früher viel <strong>Geld</strong>. Manmusste es nur aufheben, es lag auf dem Boden, am Strand. Es waren Kaurimuscheln. Siewurden aufgereiht und als Kette um den Hals getragen. Ja klar, man hätte viel davon sammelnkönnen. Aber wozu brauchte man schon <strong>Geld</strong>? Das meiste konnte man tauschen <strong>o<strong>der</strong></strong> umsonsthaben. Die Kokospalmen liefern alles, was man braucht. Kokosmilch zum Tr<strong>in</strong>ken, Fruchtfleischzum Essen, Schalen für Gefäße und als Brennholz, kle<strong>in</strong>e Blätter für Salat, große Blätter fürMatten und Hauswände und Dächer, Fasern für Röcke und Netze. Auch <strong>der</strong> Schatten istumsonst. Und für e<strong>in</strong> Stück Land zu bezahlen, das war doch verrückt, wer zahlt schon für se<strong>in</strong>eeigene Mutter, <strong>die</strong> Erde, für <strong>die</strong> Luft, den W<strong>in</strong>d, den Sonnensche<strong>in</strong>, das Meer, <strong>die</strong> Sterne?Wir s<strong>in</strong>d reich, wir haben ke<strong>in</strong>en Pfennig, sagte Nangnanu damals zu mir. Inzwischen aber s<strong>in</strong>dgroße Firmen gekommen aus Japan und Europa und Amerika. Sie wollen Kokosnüsse kaufen,sie wollen den Urwald kaufen, sie wollen Land kaufen, sie haben Gold und Kupfer gefunden undwollen kaufen, kaufen, kaufen. Noch gehört <strong>der</strong> Urwald allen Leuten von Ayaps Dorfzusammen, noch gehören Nangnanus Familie <strong>die</strong> Kokosnusspalmen. Alle s<strong>in</strong>d Millionäre, reichund arm zugleich.Arbeitsaufgaben- Male, was Ayap und Nangnanu selbst herstellen bzw. wie sie sichhelfen und schreibe Erklärungen dazu!- Male das Leben mit <strong>der</strong> Kokospalme an <strong>der</strong> Küste!- Was kann man über das "Reichse<strong>in</strong>" von den Menschen dort lernen?- Zeichne <strong>die</strong> verschiedenen <strong>Geld</strong>sorten - Muschelkette,Bambusstäbchen- Suche selbst erfundene "<strong>Geld</strong>stücke" wie Sonnenblumenkerne,Korken, Flaschendeckel zusammen. Gestalte e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Ausstellung.<strong>Geld</strong> im Religionsunterricht<strong>Welt</strong>- und <strong>Geld</strong>-AnschauungenChristentum: Jesus warnte mehr vor dem <strong>Geld</strong> als vor dem Teufel und davor sich dem ungerechtenMammon h<strong>in</strong>zugeben. "Denn wo euer <strong>Geld</strong> ist, da ist euer Herz". Das Gleichnis vom reichen Kornbauern,den <strong>der</strong> Schlag trifft, <strong>die</strong> Erzählung vom reichen Jüngl<strong>in</strong>g, von Zöllnern und Schätzen, <strong>die</strong> Motten und Rostfressen, und <strong>die</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, wie <strong>die</strong> Vögel unter dem Himmel nichts zu sammeln, s<strong>in</strong>d deutliche Impulse.Aber daneben gibt es auch das Gleichnis von <strong>der</strong> Suche nach dem Groschen und den Tadel für den, <strong>der</strong>se<strong>in</strong>e Talente vergraben statt nutzbr<strong>in</strong>gend angelegt hat.Judentum: Der sprichwörtlich reiche Bankier Rothschild und feststehende Redewendungen wie jüdischeBankhäuser, jüdische F<strong>in</strong>anzverb<strong>in</strong>dungen trugen mit dazu bei, lange Zeit vor Hitler schon Missgunst undHass zu säen. Ignoriert wurden dabei all <strong>die</strong> bitterarmen Juden aus den osteuropäischen Stedtl, <strong>die</strong> nichtnur im Musical Anatevka davon träumten "wenn ich e<strong>in</strong>mal reich wär …" Vergessen wurden auch <strong>die</strong>historischen H<strong>in</strong>tergründe für den Reichtum, waren <strong>die</strong> Juden im Mittelalter doch von Zünften undLandwirtschaft ausgeschlossen, sodass ihnen nur e<strong>in</strong>ige Berufszweige u.a. <strong>der</strong> Beruf des Händlers <strong>o<strong>der</strong></strong>Bankiers offen standen. Nachdem sie da Erfolge hatten, wuchs <strong>der</strong> Neid, man sprach von <strong>der</strong>


angeborenen typischen <strong>Geld</strong>gier des Juden, ohne <strong>die</strong> kulturellen Bed<strong>in</strong>gungen zu sehen.H<strong>in</strong>duismus, Konfuzianismus, Animismus, Buddhismus: Man müsste sich damit mehr beschäftigen.E<strong>in</strong>drücklich ist alle<strong>in</strong> schon, wie <strong>in</strong> buddhistischen Län<strong>der</strong>n junge Männer e<strong>in</strong>e Zeit lang als Bettelmönchleben, d.h. ohne <strong>Geld</strong> auskommen müssen.Islam: Beson<strong>der</strong>s das Z<strong>in</strong>sverbot regt zu Wi<strong>der</strong>spruch und Überlegungen an.Alternative: Immerh<strong>in</strong> beschäftigen sich auch westliche Ökonomen (GESELL, STEINER, KENNEDY) mit<strong>der</strong> Frage, ob <strong>die</strong> Abschaffung des Z<strong>in</strong>ses nicht helfen würde, Grundübel unserer Wirtschaft zu beseitigen.Es gab und gibt immer wie<strong>der</strong> spannende Versuche <strong>in</strong> überschaubaren Regionen, wo experimentiertwurde mit dem an<strong>der</strong>sartigen Umgang mit <strong>Geld</strong>.Marxismus: Alles wird zur Ware, Profitmaximierung zum Alles bestimmenden Wert. Das Privateigentumverdummt.Man könnte denken, nachzudenken über <strong>Welt</strong>- und <strong>Geld</strong>anschauungen sei nun aber wirklich zu schwierigund zu komplex für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die wun<strong>der</strong>bare Geschichte des kle<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zen, e<strong>in</strong> Beispiel <strong>in</strong>terkulturellen,<strong>in</strong>terplanetarischen Lernens, se<strong>in</strong> Blick von außen auf <strong>die</strong> Verrücktheiten <strong>der</strong> Erwachsenen, <strong>der</strong> Leute auf<strong>der</strong> Erde gibt wun<strong>der</strong>bare Anstöße, um über Besitz und <strong>Geld</strong> <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen.In e<strong>in</strong>er sechsten Klasse haben <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> das auf ganz e<strong>in</strong>fache aber e<strong>in</strong>drückliche Weise gespielt. VieleSterne auf blauem H<strong>in</strong>tergrund schmückten <strong>die</strong> Bühne. Der kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z war am gelben Schal zu erkennen,manches wurde als Schattenspiel dazwischen geschoben. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler haben für <strong>die</strong>Erwachsenen große Plakate geschrieben und gemalt mit Fragen und Kommentaren. Die waren im Hausüberall zu lesen.<strong>Geld</strong> im MusikunterrichtK<strong>in</strong><strong>der</strong>lie<strong>der</strong> wie "Taler, Taler, du musst wan<strong>der</strong>n" s<strong>in</strong>gen und spielen Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> gern undausdauernd. Sie sitzen <strong>o<strong>der</strong></strong> stehen im Kreis mit geschlossenen Händen. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte versuchtbeim S<strong>in</strong>gen, das <strong>Geld</strong>stück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ausgestreckten Hände zu verstecken. An<strong>der</strong>e müssen den Talernachher suchen. Nachgedacht werden kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pause, was e<strong>in</strong> Taler, e<strong>in</strong> <strong>Geld</strong>stück <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebenschon erlebt hat. Sicher gibt es noch mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong>lie<strong>der</strong>, <strong>in</strong> denen es ums <strong>Geld</strong> geht.Auch im Musical <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> klassischen Oper spielt <strong>Geld</strong> oft e<strong>in</strong>e Rolle. In Lortz<strong>in</strong>gs Oper "Der Wildschütz"ist <strong>der</strong> Schulmeister Bacculus begeistert von <strong>der</strong> Idee, für <strong>die</strong> Überlassung se<strong>in</strong>er Pflegetochter an denGrafen e<strong>in</strong>e Menge <strong>Geld</strong> zu kassieren.Spaß macht auch, Beethovens Wut über den verlorenen Groschen h<strong>in</strong>gehämmert aufs Klavier zu hören. Inse<strong>in</strong>er Oper Fidelio schwärmt Rocco, <strong>der</strong> Gefängnisaufseher vom Gold im Beutel, dem Henkerslohn.Schon im Titel geht es bei Brecht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dreigroschenoper ums <strong>Geld</strong>, und se<strong>in</strong> "Lied von <strong>der</strong> belebendenWirkung des <strong>Geld</strong>es" ist <strong>in</strong>spirierend wie das Lied des armen Milchmannes im Musical Anatevka "Wenn iche<strong>in</strong>mal reich wär …".


<strong>Geld</strong> im DeutschunterrichtWas e<strong>in</strong> Taler <strong>o<strong>der</strong></strong> e<strong>in</strong> Markstück <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben erlebt, kann Anlass für e<strong>in</strong>en reizvollenPhantasieaufsatz, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Theaterstück <strong>o<strong>der</strong></strong> e<strong>in</strong>en Sketch se<strong>in</strong>. Aus dem Lexikon haben Schüler<strong>in</strong>nenund Schüler alles zusammengesucht zum Begriff <strong>Geld</strong>, Sparkasse, usw. Und dann kann man auchSprichwörter <strong>o<strong>der</strong></strong> Märchen zum Thema suchen.<strong>Geld</strong> im KunstunterrichtEs muss nicht immer nur um Farbe und Form gehen bei <strong>der</strong> Kunstbetrachtung, mankann auch das Sujet genauer unter <strong>die</strong> Lupe nehmen und auf <strong>die</strong> Suche gehen nach<strong>Geld</strong> <strong>in</strong> alten und neuen Gemälden.Der "Z<strong>in</strong>sgroschen" von Tizian. "Die <strong>Geld</strong>wechsler<strong>in</strong>" von e<strong>in</strong>em holländischenMeister.Im Unterricht s<strong>in</strong>d wir auch selbst aktiv geworden. Wir haben <strong>Geld</strong>sche<strong>in</strong>e erfunden(nachdem wir Sche<strong>in</strong>e genau betrachtet hatten) und - auf Silberfolie e<strong>in</strong>geprägt -kunstvoll verzierte Münzen gestaltet. Und noch e<strong>in</strong> ganz an<strong>der</strong>er Aspekt von Kunstund <strong>Geld</strong> ist bedenkenswert, <strong>der</strong> Wert e<strong>in</strong>es Bildes. Immer wie<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>drucktSchüler<strong>in</strong>nen und Schüler das Leben von V<strong>in</strong>cent van Gogh, <strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebenke<strong>in</strong> Bild verkaufte und dessen Sonnenblumen dann bei e<strong>in</strong>er Auktion über 36Millionen US $ erbrachten.<strong>Geld</strong> im Geme<strong>in</strong>schaftskundeunterrichtIn aktuellen Zeitungen suchten wir nach Berichten über <strong>Geld</strong>, auch nach Annoncen, Börsenberichten und -lei<strong>der</strong> - den neuesten Korruptionsfällen usw.Z.B.: <strong>E<strong>in</strong>e</strong>m früheren ELF-Aquita<strong>in</strong>e Manager wird zur Last gelegt, 650 Millionen e (650.000.000 e)Bestechungsgel<strong>der</strong> verteilt zu haben. E<strong>in</strong>iges soll auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> schwarzen Kassen <strong>der</strong> CDU geflossen se<strong>in</strong>(Nachrichten 5.2.01). In se<strong>in</strong>er Jugend war er an e<strong>in</strong>em Banküberfall beteiligt. Diskussionsstoff gibt esgenug.Zusammen mit <strong>der</strong> Z<strong>in</strong>srechnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe könnte im fächerübergreifenden Unterricht über dasZ<strong>in</strong>sverbot <strong>in</strong> verschiedenen Religionen diskutiert werden und den damit verbundenen Auswirkungen.Nachdenklich macht auch auszurechnen, wie viel Z<strong>in</strong>s Maria und Josef mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Startkapital bisheute angespart hätten …LerngängeAuch wenn man nicht ohne weiteres e<strong>in</strong>e Fahrt nach Frankfurt, zur Hauptstadt des <strong>Geld</strong>es machen kann,wie es von Jugendgruppen aus Nürnberg mit kritischem Blick auf Banken, Börse und Abstechern zualternativen Institutionen wie Ökobank, Ökumenische Entwicklungsbank und Initiativen wie KritischeAktionäre, Pro ethisches Investment usw. durchgeführt wurde wenigstens zur nächsten Sparkasse könnteschon e<strong>in</strong> Lerngang gehen. Alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Nachfrage nach den Gründungsvätern und -müttern und den altenIdealen wäre den Aufwand wert.AusblickViel bleibt zu tun, das ist <strong>der</strong> bedrängende E<strong>in</strong>druck nach vielen Unterrichtsstunden rund ums <strong>Geld</strong>. Es istkaum anzukommen gegen alle "geheimen Verführer", das Thema muss immer wie<strong>der</strong> aufgegriffen, neueErfahrungen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler müssen e<strong>in</strong>bezogen werden:


- aktuelle politische Fragen - wie z.B. zu Werbung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, Sponsor<strong>in</strong>g, Top-Gehältern, Steuerflucht,Steueroasen, F<strong>in</strong>anzspekulationen, Tob<strong>in</strong>steuer, Ver- und Entschuldung, Arm und Reich national und<strong>in</strong>ternational gesehen- Fragen nach <strong>der</strong> sozialen Gerechtigkeit bzw. dem Menschenbild: "Ist <strong>der</strong> Mensch so viel wert, wie erver<strong>die</strong>nt?"Diese Aspekte gehören zur weltbürgerlichen Erziehung. Es darf nicht nur e<strong>in</strong> Thema für denReligionsunterricht bleiben. <strong>Geld</strong> bewegt <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>, es sollte damit anfangen, <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> zu bewegen.LiteraturKENNEDY, MARGRIT: <strong>Geld</strong> ohne Z<strong>in</strong>sen und Inflation, e<strong>in</strong> Tauschmittel, das jedem <strong>die</strong>nt. Goldmann TB12341, München 1991KINGMA, RENATE: Münzen und <strong>Geld</strong>. E<strong>in</strong> Was-ist-Was-Buch. Tessloff Verlag, Hamburg 1997Gerechtes <strong>Geld</strong>, gerechte <strong>Welt</strong>; Katalog zur Ausstellung mit Plakatmotiven und Erläuterungen, Sem<strong>in</strong>ar fürfreiheitliche Ordnung, Badstr. 35, 73087 Bad Boll (Tel. 071664/3573) Versand. Der Dritte Weg,Rappenbergstr. 64, 91757 Treuchtl<strong>in</strong>genReligion betrifft uns. Bergmoser und Höller Verlag: Wirtschaftethik. <strong>Geld</strong> bewegt <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Nr. 1/2001

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