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... mehr als Mumien und Pyramiden - Eine Welt in der Schule

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Die "große" ÄgyptenkarteIn <strong>der</strong> folgenden Unterrichtsst<strong>und</strong>e erfolgte mit Hilfe<strong>der</strong> Fotos e<strong>in</strong>e geografische E<strong>in</strong>ordnung. Acht K<strong>in</strong><strong>der</strong>fertigten dazu e<strong>in</strong>e große Ägyptenkarte an. Sie sollteden Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern die Möglichkeit bieten,ihre Arbeitsergebnisse zu dokumentieren. Durch dieGröße <strong>der</strong> Karte <strong>und</strong>durch die Art <strong>der</strong>weiteren Ausgestaltungwar das ThemaÄgypten <strong>in</strong> dem Raumimmer gegenwärtig<strong>und</strong> viele Fragen, diewährend desUnterrichtsgeschehensauftauchten, konntenmit ihrer Hilfe geklärtwerden. Hergestelltwurde die Ägyptenkarte mit Hilfe e<strong>in</strong>er Folie. Diese wurde an e<strong>in</strong>e mitweißer Tapete beklebte Wand projiziert. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeichneten die L<strong>in</strong>ien dieser Karte nach.Während <strong>als</strong>o e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler damit beschäftigt war, erarbeiteten die übrigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>e<strong>in</strong>en kurzen Informationstext über Ägypten. Sie sollten den Text so bearbeiten, dass die an<strong>der</strong>en achtSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler etwas über Klima, Währung, geografische Lage <strong>und</strong> über Beson<strong>der</strong>heiten vonÄgypten erfahren würden. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>r dieser Infotexte sollte auf die Karte geklebt werden.Nachdem die Karte fertig gestellt war, ordneten wir geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Fotoserie (ca. 20 Stück) <strong>der</strong>geografischen Lage auf unserer Karte zu <strong>und</strong> befestigten sie dort. Somit erhielt die Karte etwas"Lebendiges". Durch die Zuordnung erkannten die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler viele zusätzliche Details, z.B.- dass <strong>der</strong> größte Teil Ägyptens aus Wüste besteht,- dass sich die landwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem am Nil bzw. im Nildelta bef<strong>in</strong>den,- dass auch Datteln geerntet werden müssen,- die Verteilung ihnen bekannter Bau- <strong>und</strong> Kulturdenkmäler (<strong>Pyramiden</strong>, …) usw.In <strong>der</strong> Folgezeit wurden alle weiteren Ergebnisse dieses Unterrichtsvorhabens <strong>in</strong> bzw. auf <strong>der</strong> Kartefestgehalten.Ismael - e<strong>in</strong> Junge aus KairoNach diesem geografischen Schwerpunkt sollten die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler anschließend etwas überdie unterschiedlichen Lebensumstände <strong>der</strong> ägyptischen Bevölkerung (hier vor allem ihrer Bezugsgruppe,den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen) erfahren.Um ihnen dieses Thema näher zu br<strong>in</strong>gen, nutzte ich das K<strong>in</strong><strong>der</strong>buch "Ismael - e<strong>in</strong> Junge aus Kairo" (vonMathis Mathisen, Verlag Sauerlän<strong>der</strong> 1993). In dem Buch wird das Leben des elfjährigen Jungen Ismaelgeschil<strong>der</strong>t. Ismael lebt <strong>als</strong> Straßenk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kairo. Das Buch wurde von e<strong>in</strong>er Tagesteilnehmer<strong>in</strong>, Frau AnkeSchomecker, für das Projekt "<strong>E<strong>in</strong>e</strong> <strong>Welt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>" so bearbeitet, dass mir e<strong>in</strong>e fertige Arbeitsmappe fürdie Umsetzung <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Unterricht vorlag. Diese Ausarbeitung hat unter an<strong>der</strong>em den Vorteil, dass dieK<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht das gesamte Buch lesen müssen, was mir vom zeitlichen Umfang her nicht möglich gewesenwäre.Das Buch schil<strong>der</strong>t das Leben des elfjährigen Ismael, <strong>der</strong> <strong>als</strong> Straßenk<strong>in</strong>d <strong>in</strong>Kairo lebt. In verschiedenen Er<strong>in</strong>nerungssequenzen wird erklärt, wie erdorth<strong>in</strong> geraten ist.Se<strong>in</strong>e Familie stammt aus e<strong>in</strong>em Dorf, das beim Bau desAssuanstaudammes überflutet wurde. Auf <strong>der</strong> Suche nach neuem Land s<strong>in</strong>dIsmaels Eltern am Nil entlang nach Norden gezogen. Ismael <strong>und</strong> se<strong>in</strong>ekle<strong>in</strong>e Schwester s<strong>in</strong>d während <strong>der</strong> Reise geboren.Die Entschädigungssumme für den alten Besitz hat nicht zum Erwerb neuenAckerlandes gereicht, so dass <strong>der</strong> Vater schließlich <strong>als</strong> Tagelöhner immerneu Arbeit suchen muss. Während die Mutter mit den beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Gizazurückbleibt, zieht er weiter nach Kairo, kehrt aber nicht zurück. Wie sichspäter herausstellt, ist er verunglückt.


Yasm<strong>in</strong>e - Großstadtmädchen am Nil"Yasm<strong>in</strong>e" ist <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>es Filmes aus <strong>der</strong> Serie "K<strong>in</strong><strong>der</strong> Afrikas".Diese Filme <strong>und</strong> weitere Informationen dazu können im Internetunter www.wissen.swr.de Stichwort: "Africa's child" e<strong>in</strong>gesehenwerden <strong>und</strong> eignen sich hervorragend für die Verwendung imUnterricht.Alle Filme zeigen e<strong>in</strong> realistisches Bild e<strong>in</strong>es Landes aus demafrikanischen Kulturkreis <strong>und</strong> richten sich an Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>Schüler, denen die fremde Kultur über die Sichtweise e<strong>in</strong>ergleichaltrigen Identifikationsfigur direkt aus dem fremden Land vermittelt wird. Das erleichtertden Zugang <strong>und</strong> macht die Darstellung des Alltags <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n lebendig <strong>und</strong> spannend.Der Film "Yasm<strong>in</strong>e" bietet somit e<strong>in</strong>e gute Ergänzung bei <strong>der</strong> Behandlung des Themas"Ägypten" im Unterricht.Yasm<strong>in</strong>e Affifi wächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er islamischen Mittelstandsfamilie <strong>in</strong> Ägypten auf. Sie lebt mit ihrenEltern <strong>und</strong> ihrem Bru<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mo<strong>der</strong>nen Apartmenthaus im Zentrum von Kairo. Beide Elternvon Yasm<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d berufstätig, die Mutter ist Unternehmensberater<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Vater arbeitet <strong>als</strong>Lehrer. Der Film zeigt zahlreiche Aufnahmen von <strong>der</strong> dicht bevölkerten Großstadt Kairo, wobeifür unsere Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler vor allem die <strong>mehr</strong>stöckigen Häuser <strong>und</strong> die breitenVerkehrsa<strong>der</strong>n Kairos fasz<strong>in</strong>ierend s<strong>in</strong>d. Yasm<strong>in</strong>e zeigt uns ihren Alltag. Wir begleiten sie aufdem Weg <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Unterricht. Dabei wird gezeigt, dass Yasm<strong>in</strong>e <strong>in</strong> zweiSprachen unterrichtet wird. In Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften wird englisch gesprochen.Die restlichen Fächer werden auf arabisch unterrichtet. Morgens gibt es e<strong>in</strong>e Versammlung aufdem Schulplatz. Yasm<strong>in</strong>es Wunsch für die Zukunft ist es Ärzt<strong>in</strong> zu werden. In ihrer Freizeit spieltYasm<strong>in</strong>e Basketball <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sportclub.Der Film zeigt auch die Vorbereitungen zu e<strong>in</strong>em wichtigen islamischen Feiertag: "Eid al Adha".Gefeiert wird die Gabe von Abrahams Opferlamm an Gott. "Eid al Adha" ist e<strong>in</strong> Familienfest, beidem man sich bei den Großeltern trifft. Yasm<strong>in</strong>e kümmert sich an diesem Tag zusätzlich auchnoch um e<strong>in</strong> Waisenmädchen, das sie im Heim besucht. Sie möchte dieses K<strong>in</strong>d durchZuneigung <strong>und</strong> materielle D<strong>in</strong>ge unterstützen. Yasm<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> religiöses Mädchen <strong>und</strong> so sehenwir sie beim Gebet zu Allah. Sie erzählt uns, dass Frauen für das Gebet gewöhnlich ke<strong>in</strong>eMoschee aufsuchen.Positiv an diesem Film ist vor allem die Darstellung e<strong>in</strong>es Großstadtk<strong>in</strong>des. So wird manchesKlischee über Ägypten etwas differenziert <strong>und</strong> unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen können auchviele Parallelen zu ihrem eigenen Leben entdecken.Yasm<strong>in</strong>e wächst im Gegensatz zu Ismael wohl behütet auf, kann e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> besuchen, erhält dieMöglichkeit an vielen Freizeitaktivitäten teilzunehmen.Nachdem die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern sich den Film angesehen hatten, zeigten sie sich erneut über dieGröße <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>ne Geschäftswelt Kairos überrascht. Von den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern kam häufig dieÄußerung, dass es bei uns nicht viel an<strong>der</strong>s sei. Erstaunt zeigten sie sich, dass Yasm<strong>in</strong>e so gut englischspricht <strong>und</strong> dass es <strong>in</strong> Ägypten auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, nicht von extremer Armut geprägte K<strong>in</strong>dheit gibt. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>neue Erkenntnis war für sie auch, dass die Mädchen <strong>und</strong> Frauen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Moschee beten, son<strong>der</strong>n zuHause.Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler hatten nun die Aufgabe, sich mit den im Film angesprochenen Bereichen<strong>Schule</strong>, Familie, Religion, <strong>der</strong> Stadt Kairo <strong>und</strong> dem Mädchen Yasm<strong>in</strong>e ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen. Hierzu hatteich verschiedene Fragestellungen ausgearbeitet. So sollten sie u.a. stichpunktartig auflisten, was sie <strong>in</strong>dem Film über die e<strong>in</strong>zelnen Bereiche erfuhren. Die Ergebnisse sollten sie mit Ismaels <strong>und</strong> ihrem eigenenLeben vergleichen <strong>und</strong> die Unterschiede herausarbeiten. Anschließend sollten die gesamten Ergebnissezu e<strong>in</strong>em zusammenhängenden Text zusammengefasst werden. Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler erhieltennach <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> ersten Fragen die Möglichkeit, den Film noch e<strong>in</strong> zweites Mal zu sehen. DiesesVorgehen zeigte sich <strong>als</strong> s<strong>in</strong>nvoll, da beim ersten Anschauen nicht sämtliche Informationen von denSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern verarbeitet werden konnten.Anschließend g<strong>in</strong>g es für die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler darum die unterschiedlichen Lebenserfahrungenzweier ägyptischer K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufzuzeigen. Sie erhielten von mir e<strong>in</strong>e vorbereitete Tabelle zu den BereichenWohnen, Familie, <strong>Schule</strong>, Fre<strong>und</strong>schaften, Freizeit, Zukunftswünsche <strong>und</strong> sollten <strong>in</strong> den FreiräumenE<strong>in</strong>träge für Ismael, Yasm<strong>in</strong>e <strong>und</strong> für sich selbst vornehmen.


Elemente <strong>in</strong> <strong>der</strong> ägyptischen Gesellschaft <strong>und</strong> äußerten unisono "so e<strong>in</strong> Bild hatte ich von Ägypten nichtvor Augen".Nach Auskunft <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler hat ihnen dieses Unterrichtsvorhaben über den gesamtenZeitraum sehr viel Spaß bereitet. Sie führten dies auf die Methodenvielfalt zurück, die ihnen immer wie<strong>der</strong>Handlungsspielraum ließ. In e<strong>in</strong>igen Arbeitsfel<strong>der</strong>n waren sie so motiviert, dass sie sogar noch nach demregulären Schulschluss im Klassenraum weiterarbeiteten o<strong>der</strong> nachmittags häufig freiwillig Tätigkeiten(Materialien besorgen/Informationen über das Internet beschaffen/an Katalogen basteln) übernahmen.

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