Siege werden im Stall errungen

1
Kapitel
an, wird die Zellprogrammierung ausgetrickst. Statt nach 50 bis 150 Teilungen das Zeitliche
zu segnen, reproduzieren sich die Zellen munter weiter und reparieren, angestachelt
durch die kleinen Helferlein, fleißig alle sicht- und fühlbaren Verschleißerscheinungen.
DAS ENDOKRINE SYSTEM
Zum endokrinen System zählen Drüsen mit innerer Sekretion sowie hormonbildende Gewebe
(Gewebshormone). Die unterschiedlichen biochemischen Botenstoffe, die sowohl hemmend
wie erregend wirken können, regeln die Zusammenarbeit der einzelnen Organe. Ein ungestörter
Informationsfluss ist für den Organismus so wichtig, dass er bei Überproduktion, Fehlsteuerung
oder Hormonmangel krank wird oder sogar stirbt, wenn zum Beispiel bestimmte
Teile des Gehirns oder der Nebennieren versagen. Weitere wichtige Hormonfabriken befinden
sich in der Schild- und Bauchspeicheldrüse sowie in den männlichen und weiblichen Keimdrüsen.
Oberste Instanz des Kommunikationsnetzes ist das Hypothalamus-Hypophysen-System.
Der Hypothalamus ist die Steuerzentrale des Nerven- und Hormonsystems im Zwischenhirn,
der eng mit der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse verbunden ist. Von dieser Schaltstelle aus
werden andere hormonbildende Drüsen aktiviert, die der Situation entsprechenden Wirkstoffe
auszuschütten und an ihre Zielorte weiterzuleiten, wo sie die Zellen zu bestimmten Tätigkeiten
anregen. Damit jeder Bote seine spezielle Zielzelle erreicht, funktioniert die Schaltung
nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Nur wenn das Schloss frei ist und der Schlüssel
passt, wird die Verbindung hergestellt. Sind genügend Hormone im Umlauf oder ändert sich
die Situation, wird auf ein entsprechendes Feedback der Organe die Hormonproduktion umgestellt.
Entsprechend ihrer molekularen Struktur lassen sich Hormone in verschiedene Gruppen
einteilen:
■ Peptid- und Proteinhormone, z.B. Thyreotropin, Insulin oder Glukagon
■ Steroidhormone, z.B. Testosteron, Östradiol oder das Stresshormon Cortisol.
■ Aus Aminosäuren gebildete Hormone, wie Adrenalin/Noradrenalin oder Schilddrüsenhormone.
■ Aus Fettsäuren gebildete Hormone, z.B. Prostaglandine.
Manche wirken schon ab einem
Billiardstel Gramm je Gramm Blut
Im Humanbereich gibt es dabei zwei Ansätze: Die zwar immens teure, aber scheinbar
bequemste Lösung ist die Hormon-Substitution, bei der Hormone künstlich zugeführt
werden. Tatsächlich erwiesen sich Versuche mit Ratten und Mäusen im Dienste der Jugend
zunächst mehr als vielversprechend. Der Einsatz von Testosteron und Östrogen,
Melatonin, Somatotropin, Dehydroepiandrosteron und etlichen anderen Hormonen und
Hormönchen brachte selbst greise Schnurrbartträger dazu, sich wie Speedy Gonzales in
seinen besten Zeiten aufzuführen. Freilich ist es auch ein ziemlich gefährliches Spiel,
weil längst noch nicht alle Geheimnisse des Endokrinen Systems bekannt sind. Außerdem
wirken manche Hormone schon ab einem Billiardstel Gramm je Gramm Blut – und
was in so winzigen Mengen Reaktionen auslöst, hat bei falscher Dosierung naturgemäß
extreme Nebenwirkungen. Der Preis für die verlängerte Jugend und Spannkraft heißt
Krebs, rächt sich mit dem Versagen lebenswichtiger Organe oder Akromegalie, einem
nachträglichen Wachstum der Extremitäten und vergröberten Zügen.
Dieser Weg ist also eine Sackgasse.
10 DAS PFERD ALS PARTNER