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Nummer 1<br />
März 2010<br />
<strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
Heimat<br />
<strong>REWE</strong> ZEITUNG<br />
<strong>REWE</strong> NRW HEIMATZEITUNG für Nordrhein-Westfalen März 2010<br />
Das Geheimnis des<br />
Schwerter Senfs<br />
Frank Peisert ist der<br />
letzte traditionelle<br />
Senfmüller in Westfalen<br />
„Wenn Du Senf willst, musst du<br />
ihn selber machen,“ sagte ihm<br />
der alte Senfmüller eines Tages.<br />
Frank Peisert wollte Senf und er<br />
macht ihn noch heute – nach dem<br />
überlieferten Rezept von 1845.<br />
Früher hatte fast jeder Ort seinen<br />
eigenen Senf. Heute gibt es in<br />
ganz Deutschland nur noch fünf<br />
Betriebe, die im traditionellen<br />
Nassmahlverfahren besonders<br />
cremigen und würzigen Senf herstellen.<br />
Die Schwerter Senfmühle<br />
ist der letzte in Westfalen. 5<br />
ZITAT<br />
Rudolf Helgers<br />
Vorstandsmitglied<br />
<strong>REWE</strong><br />
DORTMUND<br />
„Als regionales Handelsunternehmen<br />
fühlen wir uns gerade<br />
diesen kleinen und mittelständischen<br />
Herstellern aus NRW<br />
verbunden.“<br />
Niederrhein | Ruhrgebiet | Bergisches Land | Sauerland | Ostwestfalen-Lippe | Städteregion Aachen | Eifel | Münsterland | Tecklenburger Land<br />
Die Region liegt uns am Herzen<br />
Die <strong>REWE</strong> DORTMUND unterstützt Lieferanten und Produzenten aus NRW<br />
Die weitaus meisten Bundesbürger<br />
achten beim Einkauf auf die regionale<br />
Herkunft der Waren. Sie verbinden<br />
damit Frische, Tradition und Geschmack.<br />
Wir von der <strong>REWE</strong> DORT-<br />
MUND tun das auch. Deshalb fördern<br />
wir Lieferanten und kleine mittelständische<br />
Betriebe aus unserer Region,<br />
denn sie bewahren die alten Herstellungsverfahren,<br />
die uns immer wieder<br />
beweisen, dass Tradition schmeckt.<br />
Ohne die kleinen Familienbetriebe<br />
würden die über Generationen überlieferten<br />
Rezepturen womöglich unwiederbringlich<br />
verloren gehen.<br />
„Die Verbundenheit durch unsere<br />
Herkunft ist eine gute Grundlage für<br />
guten Handel,“ sagt Stefan Grubendorfer,<br />
selbst schon in der dritten Generation<br />
<strong>REWE</strong>-Kaufmann. „Wenn<br />
regionale Lieferanten mit der <strong>REWE</strong><br />
DORTMUND anerkennende Wertschätzung<br />
erfahren, finde ich das richtig<br />
gut!“ Diese Philosophie bürgt für<br />
ausgezeichnete Qualität, denn nur wo<br />
Tradition lebt, können sich auch neue<br />
Ideen entwickeln, können alte Rezepte<br />
ausprobiert werden, können gesunde<br />
Früchte in Ruhe reifen. Für Stefan<br />
Grubendorfer zählt „ein Handschlag<br />
zwischen der <strong>REWE</strong> und regionalen<br />
Lieferanten mehr als jeder Vertrag.“<br />
„In Deutschland<br />
wirklich einzigartig“<br />
Um die persönlichen Beziehungen zu<br />
pflegen, laden wir unsere Produzenten,<br />
Lieferanten und Einzelhändler<br />
regelmäßig ein, um Kontakte zu knüpfen,<br />
Rezepte zu verfeinern und Ideen<br />
vorzustellen. So entdecken wir immer<br />
wieder neue oder ganz alte Spezialitäten.<br />
„Das ist im Handel in Deutschland<br />
wirklich einzigartig,“ findet Thorsten<br />
Rabe, Geschäftsführer des Wurstherstellers<br />
Menken. „Die <strong>REWE</strong> DORT-<br />
MUND geht wirklich auch noch in die<br />
kleineren Betriebe rein und lässt sich<br />
von denen spezielle Artikel liefern.<br />
Das macht wirklich Spaß, wenn man<br />
sieht wie die ihre Hausmessen vorbereiten<br />
und was die für Produkte da<br />
haben.“<br />
Regionalität bedeutet für uns auch<br />
kurze Wege – vom Erzeuger auf den<br />
Tisch. Dadurch können wir für frische<br />
Ein Stück Heimat genießen.<br />
Produkte garantieren, sparen Energie<br />
und Kosten und sichern außerdem Arbeitsplätze<br />
in der Region. Die Verbundenheit<br />
mit der Region ist auch auf<br />
Grund unserer eigenen Geschichte gewachsen.<br />
Die <strong>REWE</strong> DORTMUND ist<br />
entstanden aus einem Zusammenschluss<br />
regionaler Einzelhändler und sie ist<br />
noch immer eine Gemeinschaft regionaler<br />
Händler. „Als regionales Handelsunternehmen<br />
fühlen wir uns gerade<br />
diesen kleinen und mittelständischen<br />
Herstellern aus NRW verbunden,“ sagt<br />
Rudolf Helgers, Vorstandsmitglied der<br />
<strong>REWE</strong> DORTMUND. „Deshalb fördern<br />
wir den Verkauf ihrer Produkte in<br />
unseren Geschäften.“<br />
Kulinarische Reise durch<br />
die Region<br />
Um auch Ihnen die Produkte unserer<br />
Region und die Menschen, die dahinter<br />
stehen, näher zu bringen, haben wir<br />
einen erfahrenen Journalisten gebeten,<br />
14 Betriebe zu besuchen, die unsere<br />
Werte in besonderem Maße verkörpern.<br />
Entdecken Sie mit uns traditionelle<br />
Spezialitäten wie Meschedes<br />
www.rewe-dortmund.de<br />
Sauerländer Bauern-Knochenschinken,<br />
der nach alter Handwerkskunst trocken<br />
gepökelt wird und siebeneinhalb Monate<br />
lang reift. Lassen Sie sich einladen<br />
zu knusprigen Waffeln in der Feinbäckerei<br />
Esser in Mönchengladbach, wo<br />
seit Jahren nach überlieferten Rezepten<br />
edle Confiserien entstehen.<br />
rewedo/nrw hz 03-10<br />
Freie Kühe<br />
geben faire Milch<br />
Milchbauern profitieren von<br />
höheren Preisen<br />
Bei Milchbauer Ludger Kortbuß machen<br />
die Kühe, was sie wollen. Sogar<br />
zum Melken kommen sie von alleine.<br />
Dank BUBIs fairer Milch lohnt sich<br />
die Arbeit wieder. 9<br />
Mit Käse kann man alles machen<br />
Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg macht moderne Spezialitäten mit alten Rezepten<br />
Den ersten Käse machte Annette Wellie nur für die eigene<br />
Familie. Eigentlich war es ihr auch viel zu viel Arbeit. Aber dann<br />
schmeckte er einfach zu gut. Erst fragten die Nachbarn, dann<br />
Das Arme-Leute-Essen im<br />
Feinkostregal<br />
Franz Oberlies aus <strong>Dortmund</strong> liebt<br />
und produziert eingelegte Heringe 8<br />
ging sie auf Märkte, und als wir den Käse der Hofkäserei Wellie<br />
probierten, wollten wir ihn auch: In echter Handarbeit entsteht<br />
exklusiv für die <strong>REWE</strong> DORTMUND der Ruhrtaler. 11
2 Heimat Zeitung MÜNSTERLAND<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
INHALT<br />
Reportagen<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Rezepte<br />
3<br />
8<br />
11<br />
Bunt- und Waschmöhren<br />
von T. Brun aus Borken<br />
Fruchtige<br />
Apfel-Möhrensuppe<br />
Lasagne Happen<br />
<strong>REWE</strong>-Eigenproduktion<br />
16<br />
14<br />
Meschedes Sauerländer<br />
Bauern-Knochenschinken<br />
Rapsöl vom Volksverein<br />
Mönchengladbach<br />
Adrian-Senf aus der<br />
Schwerter Senfmühle<br />
Mestemachers westfälischer<br />
Pumpernickel<br />
Sauerländer Senfschinken<br />
von Metten Fleischwaren<br />
Oberlies Fisch-Marinaden<br />
aus <strong>Dortmund</strong><br />
Faire Milch von Familie<br />
Kortbuß aus Aahaus<br />
Münsterländer Eier<br />
von Columbus Frischei<br />
aus Schöppingen<br />
Ruhrtaler Weichkäse<br />
von der Hofkäserei Wellie<br />
in Fröndenberg<br />
Westfälische Aufläufe von<br />
Prima aus Leopoldshöhe<br />
Westfälische Rauchpeitschen<br />
von Menken<br />
aus Gladbeck<br />
Waffeln und Feingebäck<br />
von Esser<br />
aus Mönchengladbach<br />
Bachmann Magenlikör<br />
von Schwarze & Schlichte<br />
aus Oelde<br />
Birnentörtchen<br />
Handwerkliche Tradition<br />
und Liebe zur Arbeit<br />
Impressum<br />
Betrieb & Tradition<br />
Frischgemüse Brun<br />
aus dem Münsterland<br />
Der Betrieb in Borken im westlichen<br />
Münsterland ist aus einem<br />
alten Hof hervorgegangen und<br />
wird in seiner jetzigen Form mittlerweile<br />
in dritter Generation geführt.<br />
Mit über 100 Mitarbeitern<br />
ist Frischgemüse Brun einer der<br />
führenden Anbauer von Waschund<br />
Bundmöhren, Porree, Suppengrün<br />
und Wurzelpetersilie in<br />
der Region. Von der Saat übers<br />
Pflügen, Düngen und Ernten bis<br />
hin zum Waschen, Verpacken<br />
und Ausliefern bietet der Betrieb<br />
alles aus einer Hand. Durch moderne<br />
Lagertechnik kann bis<br />
Mitte Mai frisches Gemüse aus<br />
der Region angeboten werden.<br />
Auf der Suche nach der perfekten Möhre<br />
Bernhard und Tobias Brun aus Borken machen vom Anbau bis zur Auslieferung alles selbst<br />
Tobias Brun ist 31 und macht<br />
Möhren so lange er denken<br />
kann. „Es hat nie etwas anderes<br />
gegeben,“ sagt er. Sein Großvater<br />
hat schon damit angefangen. Der hatte<br />
noch einen Bauernhof, wie er typisch<br />
war damals, mit ein paar Kühen und<br />
Schweinen, und angebaut wurde alles,<br />
was hier im Münsterland wuchs: Blumenkohl,<br />
Sellerie, Spinat – und eben<br />
Möhren. Die alte Halle, in der sie früher<br />
gewaschen wurden, steht noch,<br />
aber sie wird nicht mehr benutzt. „Damals,<br />
in den 60er Jahren, flogen nur<br />
die gelben raus und die Steine, und<br />
alles andere kam in Beutel. Lang, klein,<br />
krumm, das war egal,“ erzählt Tobias<br />
Brun.<br />
Früher war die Form egal<br />
Damals haben sie hier in Borken im<br />
ganzen Jahr 600 Tonnen Möhren verpackt,<br />
jetzt schaffen sie das in einer<br />
Woche. Tobias Brun leitet inzwischen<br />
gemeinsam mit seinem Vater Bernhard<br />
einen Großbetrieb, denn die Maschinen<br />
für Ernte, Aufbereitung und Verpackung<br />
sind teuer. Das lohnt sich nur<br />
bei großen Flächen. Auf 300 Hektar<br />
bauen sie Waschmöhren an, dazu<br />
kommen 50 Hektar mit Bundmöhren,<br />
außerdem Porree und Petersilie, und<br />
mehrere Vertragsbauern liefern Sellerie<br />
– und Lagermöhren, so dass sie<br />
auch im Winter frische Möhren anbieten<br />
können. Das Besondere aber ist:<br />
Die Bruns machen alles selbst, vom<br />
Säen bis zum Ausliefern. „Wir bieten<br />
alles aus einer Hand,“ sagt Tobias<br />
Brun stolz.<br />
Drei Generationen leben auf dem Hof<br />
Das ist beim Möhrenanbau nicht ganz<br />
unwichtig, denn man kann einiges<br />
falsch machen. Bernhard Brun ist 62.<br />
Er hat schon viele Sommer auf dem<br />
Feld verbracht, aber er sagt trotzdem:<br />
„Es können immer Fehler passieren:<br />
Säe ich oder nicht? Hält das Wetter<br />
Hier sagt man’s ...<br />
"Der Westfale redet so langsam,<br />
dass er während eines einzigen<br />
Satzes dreimal seine Meinung ändern<br />
kann." Gaby Köster<br />
Bernhard Brun und sein Sohn Tobias ernten die ersten Bundmöhren<br />
lange genug für die Ernte? Wenn es<br />
nass ist, können Sie nicht roden. Wenn<br />
es zu trocken ist auch nicht.“ Die ersten<br />
Bundmöhren des neuen Jahres<br />
haben die Bruns jetzt gerade gesät.<br />
Der starke Frost muss vorbei sein. Das<br />
hat diesmal lange gedauert. Um die<br />
neue Ernte als erster auf den Markt zu<br />
bringen, muss man die kleinen Tricks<br />
kennen: Die Bruns haben für die erste<br />
Saat sonnigste Standorte ausgesucht<br />
und die sandigsten Böden, die sich<br />
schnell erwärmen. Erst ab 15 Grad<br />
wachsen die Möhren richtig. Deshalb<br />
werden sie am Anfang auch mit Vlies<br />
abgedeckt. Das schützt vor spätem<br />
Frost, und darunter wird es schneller<br />
warm.<br />
Bundmöhren brauchen<br />
Handarbeit<br />
Die Bundmöhrensaison dauert von der<br />
ersten Ernte Anfang Juni bis zu den<br />
ersten Nachtfrösten. Dann wird das<br />
Laub zu schlecht und man kann sie<br />
nicht mehr gut aus der Erde ziehen.<br />
Bundmöhren werden direkt auf dem<br />
Feld aufbereitet. Sie werden mit der<br />
Hand geerntet, dann gebündelt und mit<br />
einer Düsenwaschanlage gewaschen.<br />
In den großen Trommelwaschmaschinen<br />
würden sie kaputt gehen. Eine Poliermaschine<br />
mit großen Bürsten<br />
entfernt letzte Härchen und einen<br />
möglichen Grauschleier. Für Bundmöhren<br />
werden andere Sorten gesät<br />
als für Waschmöhren. Sie werden jün-<br />
Können Sie sich noch erinnern, wie<br />
Ihr Betrieb angefangen hat?<br />
Wer ihn gegründet hat, weiß ich nicht<br />
mehr. Das ging immer weiter. Gründer<br />
gibt es in Westfalen kaum, es sei<br />
denn, sie machen eine neue Firma auf.<br />
ger geerntet, haben kräftigeres Laub<br />
und sind meist spitzer. Waschmöhren<br />
dagegen sind unten meist abgestumpft,<br />
etwas dicker und eignen sich daher<br />
besser zum Verpacken in Beutel und<br />
Schale.<br />
Die Ernte hält die Lagermöhren frisch<br />
„Eine perfekte Möhre muss einen<br />
süßen Geschmack haben,“ sagt Tobias<br />
Brun. Um das hinzukriegen, muss man<br />
wissen, welche Möhre auf welchem<br />
Boden besonders gut wächst. In England<br />
zum Beispiel werden ganz andere<br />
Möhren angebaut, die dort süß schmecken,<br />
aber auf den Münsterländer<br />
Böden nicht. Brun hat seine Sorten gefunden.<br />
Er produziert vor allem frische<br />
Ware für die <strong>REWE</strong> DORTMUND,<br />
meist so genannte Waschmöhren in<br />
Schalen oder Beuteln. Sie werden<br />
nach der Ernte erst gewaschen und<br />
dann von einer speziellen Kamera begutachtet:<br />
faule und kaputte Möhren<br />
werden mit Druckluft und unter großem<br />
Krach vom Förderband gestoßen.<br />
Die anderen werden erst von Hand<br />
und danach von einer Maschine nach<br />
Größen sortiert, um sie in die passenden<br />
Schalen zu packen. Überall in der<br />
Das heißt, den Hof gibt es schon seit<br />
dem Mittelalter?<br />
So ungefähr. Wir hatten immer einen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb. Mein<br />
Großvater hatte schon einen Hof, mein<br />
Urgroßvater auch. Die hatten auch Vieh:<br />
Kühe und einen Schweinestall. In dem<br />
sitzen wir jetzt gerade, den haben wir vor<br />
15 Jahren zum Büro umgebaut. Hier auf<br />
den Fotos können Sie sehen, wie das<br />
gewachsen ist. Wo das Wohnhaus war,<br />
steht jetzt die Maschinenhalle, diese<br />
Halle haben wir dran gebaut, dann noch<br />
eine Halle und zwei Kühlhäuser. Der<br />
alte Hof verschwindet fast. In den letzten<br />
15 Jahren ging das richtig rund.<br />
Womit hat denn die Veränderung begonnen?<br />
In den 60er Jahren haben wir angefangen<br />
mit Blumenkohl, Sellerie und<br />
Spinat für die Industrie. Dann sind wir<br />
irgendwann umgestiegen auf Frischmarktware.<br />
Und die Möhre hat sich<br />
als Hauptprodukt durchgesetzt. Und<br />
dann wollte ein Kunde plötzlich die<br />
Tobias Brun verpackt die Lagermöhren selbst<br />
Halle leuchten jetzt die orangefarbenen<br />
Möhren auf den verschiedenen Transportbändern.<br />
Für jeden<br />
Boden die richtige Sorte<br />
Die Möhren, die jetzt im März verpackt<br />
werden, kommen mit Gabelstaplern<br />
aus den riesigen Lagerhäusern. Sie<br />
wurden schon im letzten Herbst geerntet<br />
und zusammen mit der Erde in<br />
mannshohen Kisten eingelagert. Die<br />
Lagermöhren stammen von Vertragsbauern<br />
aus dem Rheinland oder der<br />
Soester Börde. Dort ist der Boden lehmiger<br />
und bleibt deshalb an den Möhren<br />
kleben. Bei Dunkelheit und 0,3<br />
Grad Celsius überwintern sie im Kühlhaus<br />
und werden täglich frisch verarbeitet.<br />
Die Laufzeit der Haltbarkeit<br />
läuft erst ab dem Waschen und Polieren.<br />
„Vorher merkt die Möhre eigentlich<br />
gar nicht, dass sie aus dem Boden<br />
raus ist,“ sagt Tobias Brun. Er ist zu<br />
Recht stolz auf seine Logistik: „Früher<br />
gab es hiesige Möhren nur bis Weihnachten.<br />
Aber durch unsere gute Lagertechnik<br />
und neue Sorten können wir<br />
regionale Ware jetzt bis Mitte Mai anbieten<br />
– und zwar frisch.“<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
NACHGEFRAGT<br />
geradeheraus Bernhard Brun im Gespräch<br />
Schalen. Die hat damals niemand benutzt.<br />
Wir hatten auch keine Schalenmaschine,<br />
wir wussten nicht, wo wir<br />
die Schalen herkriegen, gar nix. Da bin<br />
ich nach Italien gefahren, wo sie das<br />
schon gemacht haben, und wir haben<br />
das irgendwie zusammengestrickt. Sie<br />
haben natürlich immer einen Vorsprung,<br />
wenn sie was Neues haben,<br />
deshalb sind wir immer auf der Suche<br />
nach Innovationen für unsere Möhren.<br />
Und wie hat sich das Leben auf dem<br />
Hof verändert in den letzten Jahren?<br />
Es ist immer noch familiär. Unsere<br />
Saisonarbeiter sind schon ewig hier<br />
und kommen immer wieder. Und viele<br />
Festangestellte sind auch schon mehr<br />
als 20 Jahre hier. Alle Mitarbeiter, die<br />
wir haben, stehen zu dem Betrieb.<br />
Wenn wir zum Beispiel säen, und morgen<br />
soll es Regen geben, dann fragt keiner<br />
nach Feierabend. Der sät, der sät, der<br />
sät und guckt nicht auf die Uhr. Das<br />
weiß auch jeder. Sonst könnte man so<br />
einen Betrieb gar nicht aufbauen.
März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />
3<br />
Knochenschinken frisch eingesalzen<br />
Betrieb & Tradition<br />
Heute noch wie früher<br />
Schinken aus Meschede<br />
Die Anfänge der Schinkensalzerei und<br />
Räucherei August Meschede gehen bis<br />
in das Jahr 1848 zurück. Damals stellte<br />
Adolph Meschede, der Ururgroßvater<br />
des jetzigen Inhabers seine ersten<br />
Schinken her – für den Eigenbedarf und<br />
das benachbarte Kloster. Sein Sohn Joseph,<br />
gelernter Fleischer, machte das<br />
Familienhobby zum Beruf und gründete<br />
eine Landmetzgerei, deren Qualität sich<br />
schnell herumsprach. Schon vor 1870<br />
brachten Pferdefuhrwerke Mescheder<br />
Schinken in die Villa Hügel der Familie<br />
Krupp nach Essen. Als Meschede 1871<br />
ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde,<br />
belieferte die Metzgerei bald das ganze<br />
Ruhrgebiet.<br />
Heute werden auf etwa 3.500 Quadratmetern<br />
jährlich rund 60.000 Schinken<br />
produziert. Das Unternehmen ist in der<br />
fünften Generation im Familienbesitz.<br />
Fruchtige<br />
Apfel-Möhrensuppe<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Zutaten<br />
500 ml SCHULTE BLOOM’S<br />
Apfelsaft<br />
100 ml warmes Wasser<br />
1 EL Gemüsebrühe<br />
1 kg Möhren<br />
1 Zwiebel<br />
1 Apfel in dünnen Scheiben<br />
Salz, Pfeffer<br />
Cayennepfeffer<br />
1 EL Öl, 1 EL Butter<br />
Möhren und Zwiebel schälen. 1 kleine<br />
Möhre in schmale Streifen schneiden.<br />
Restliche Möhren und Zwiebel würfeln.<br />
Zwiebelwürfel in Öl in einem Topf andünsten.<br />
Möhrenwürfel und Apfelsaft<br />
zugeben. Warmes Wasser und Gemüsebrühe<br />
mischen, in den Topf geben und<br />
alles bei mittlerer Hitze ca. 15 Minuten<br />
köcheln lassen, dann pürieren. Mit Salz<br />
und Pfeffer abschmecken. Butter in<br />
einer Pfanne zerlassen, Apfelscheiben<br />
und Möhrenstifte anbraten. Suppe in<br />
Teller füllen, mit den Apfelscheiben und<br />
Möhrenstreifen garnieren und mit Cayennepfeffer<br />
leicht bestäuben.<br />
Das Wichtigste für einen guten<br />
Schinken ist Zeit – viel Zeit,<br />
sagt August Meschede. Siebeneinhalb<br />
Monate braucht sein Sauerländer<br />
Knochenschinken bis er<br />
verkauft wird, aber dafür schmeckt er<br />
auch. Schon bei der Auswahl des Fleisches<br />
brauchen seine Mitarbeiter<br />
etwas länger: Jeden Schinken, der angeliefert<br />
wird, stechen sie an, um den<br />
pH-Wert zu messen. 5,9 darf er höchstens<br />
haben. Alles andere deutet auf<br />
Fleischfehler hin. Im Schnitt wird<br />
jeder zwanzigste angelieferte Schinken<br />
aussortiert. Wer siebeneinhalb<br />
Monate in ein Stück Fleisch investiert,<br />
kann keine Kompromisse machen.<br />
Keine Kompromisse beim<br />
Fleisch<br />
Das Fleisch wird im Kühlraum sofort<br />
mit einer Salz-Gewürz-Mischung traditionell<br />
trocken gepökelt. Das genaue<br />
Rezept verrät August Meschede nicht:<br />
„Das haben wir über Generationen<br />
immer weiter verbessert. Da würden<br />
sich unsere Mitbewerber die Finger<br />
nach lecken,“ sagt er verschmitzt,<br />
denn das Zweitwichtigste für einen<br />
guten Schinken ist die richtige Rezeptur.<br />
Deshalb tut August Meschede<br />
auch nichts, um den Reifungsprozess<br />
zu beschleunigen: Er benutzt keine<br />
Starterkulturen, keine CO-2-Beatmung,<br />
keine Spritzpökelung, bei der das Salz<br />
in den Schinken hinein gespritzt wird.<br />
Das Drittwichtigste für einen guten<br />
Schinken ist Hingabe. Temperatur und<br />
Luftfeuchtigkeit der verschiedenen<br />
Räume müssen ständig kontrolliert<br />
werden. Schon wenige Grad Abweichung<br />
könnten alles verderben. Deshalb<br />
macht die Familie nie gemeinsam<br />
Urlaub. Einer ist immer da und prüft<br />
mindestens vier Mal am Tag die Thermometer.<br />
Und wenn die Schinken<br />
nach vier Wochen ausgesalzen werden<br />
müssen, und es ist gerade Ostern, dann<br />
machen August Meschede und sein<br />
Sohn Alwin das eben selbst, denn<br />
bleibt das Salz zu lange drauf, wird der<br />
ganze Schinken zu salzig. Das wäre<br />
nicht mehr zu reparieren.<br />
Aussalzen ist richtig Maloche<br />
Aussalzen ist Knochenarbeit. Jeder<br />
Schinken wird einzeln hochgehoben<br />
und abgeklopft, und jeder wiegt jetzt<br />
noch zehn bis elf Kilogramm. „Das ist<br />
ANZEIGE<br />
Das lange Reifen an Buchenholzstreben gibt dem Schinken sein intensives Aroma<br />
Geschmack braucht Hingabe,<br />
ein gutes Rezept – und Zeit<br />
August Meschedes Sauerländer Bauern-Knochenschinken<br />
reift siebeneinhalb Monate<br />
richtig Maloche,“ erzählt Alwin Meschede.<br />
„Da brauche ich kein Fitness-<br />
Studio mehr.“ Danach wird der<br />
Schinken durchgebrannt. So nennt<br />
man es, wenn die Pökelung langsam<br />
ins Innere des Schinkens einzieht und<br />
das Fleisch rot wird. Anschließend<br />
werden die Schinken gewässert, abgewaschen<br />
und vorgetrocknet, und dann<br />
beginnt die lange Zeit des Reifens:<br />
Fünf Monate hängen sie in verschiedenen<br />
Klimaräumen, alle paar Wochen<br />
wird die Umgebungstemperatur etwas<br />
erhöht. Jetzt strömen die Schinken<br />
schon ihren typischen Geruch aus, der<br />
sich tief in der Nase festsetzt.<br />
Was macht Ihren Schinken so besonders?<br />
Das fängt schon mit den Rohstoffen an.<br />
Schinken ist nicht Schinken, weder in<br />
der Herstellung noch in der Mästung.<br />
Für uns ist wichtig, dass die Schweine<br />
stressfrei geschlachtet und gesund ernährt<br />
werden und dass sie Bewegung<br />
haben. Von solchen Höfen bevorzugen<br />
wir das Fleisch. Leider wird es immer<br />
schwieriger, darauf Einfluss zu nehmen.<br />
Es gibt immer weniger Schlachthöfe,<br />
die dafür immer größer sind. Da ist es<br />
schwierig, Wünsche zu äußern. Die<br />
können das gar nicht mehr kontrollieren.<br />
Deshalb schauen wir uns alle<br />
Schinken, die geliefert werden, genau an.<br />
Und wie werden die Schinken dann<br />
behandelt?<br />
Wir produzieren unsere Schinken ganz<br />
traditionell, im Grunde immer noch so<br />
wie mein Urgroßvater, nur in größerem<br />
Stil. Und weil wir Kühlhäuser nutzen,<br />
können wir das ganze Jahr über<br />
Schinken herstellen, früher ging das nur<br />
in den kalten Monaten von Herbst bis<br />
Frühjahr. Wenn Sie aber wissen wollen,<br />
Auffällig ist, dass die Schinken an<br />
Holzstreben hängen. „Das Buchenholz<br />
wirkt auf die Schinkenqualität wie ein<br />
gutes Fass bei altem Wein,“ erklärt<br />
Meschede. Und wenn er über solche<br />
Details spricht, leuchten seine Augen.<br />
August Meschede selbst ist gar kein<br />
Fleischer. Er hat Betriebswirtschaft<br />
studiert, aber er ist mit den Schinken<br />
aufgewachsen: Das Salzen, Räuchern<br />
und Umhängen hat er bei seinem Vater<br />
gelernt – und er ist stolz auf sein Produkt:<br />
„Meine Kunden kommen sogar mit<br />
Flugzeug und Taxi zu mir, nur um sich<br />
ihr Schinkenstück selbst auszusuchen.“<br />
was genau in unserer Salz-Gewürz-<br />
Mischung drin ist, dann kann ich ihnen<br />
das nicht verraten. Darin liegt schließlich<br />
ein Geheimnis unseres Schinkens.<br />
Wir versuchen auch ständig den Geschmack<br />
noch zu verbessern.<br />
Welche Faktoren sind denn dabei<br />
wichtig?<br />
Wir probieren andere Gewürzmischungen,<br />
ändern die Lagertemperatur oder<br />
die Zeit, die die Schinken im Salz liegen.<br />
Das Problem ist, dass Sie immer nur<br />
eine Sache verändern dürfen, sonst<br />
wissen Sie hinterher nicht, was Ausschlag<br />
gebend war. Und vor allem können<br />
Sie erst nach siebeneinhalb Monaten<br />
feststellen, ob es sich gelohnt hat.<br />
Sie sind kein Fleischer, sondern Betriebswirt.<br />
Wie haben Sie das alles gelernt?<br />
Ich bin mit dem Schinken groß geworden.<br />
Er wurde natürlich anders produziert<br />
damals, aber man wächst da rein,<br />
genau wie mein Sohn auch da rein<br />
wächst. Ich wünsche mir sehr, dass<br />
meine Kinder das auch machen. Und<br />
es sieht ganz gut aus. Wir hatten früher<br />
Die Kunden kommen mit<br />
dem Flieger<br />
Erst kurz vor dem Verpacken wird der<br />
Knochen aus dem Fleisch gelöst, denn<br />
je länger er drin bleibt, desto mehr<br />
nimmt der Schinken den nussigen Geschmack<br />
an. Das Lösen der Knochen<br />
ist eine Kunst für sich. Die Schinken<br />
sind jetzt außen so hart wie eine Tischplatte.<br />
August Meschede hat dafür eine<br />
spezielle Maschine bauen lassen, eine<br />
Art überdimensionalen Pflaumen-Entkerner.<br />
Die Könner in Meschedes Betrieb<br />
lösen damit 15 bis 17 Knochen<br />
pro Stunde. Zum Schluss werden die<br />
fertigen Schinken noch vakuumiert,<br />
damit sich das Loch, wo der Knochen<br />
August Meschede prüft den Reifegrad<br />
saß, wieder schließt. Dann ist er fertig,<br />
der Original Sauerländer Knochenschinken.<br />
21 Arbeitsschritte waren<br />
nötig, aber August Meschede hat jeden<br />
davon genossen: „Dass es so etwas<br />
Schönes noch gibt, spornt einen an,“<br />
sagt er – und lächelt.<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
NACHGEFRAGT<br />
August Meschede im Gespräch<br />
immer einen Bauernhof dabei, bis in<br />
die 80er Jahre, als wir nach Enste umgezogen<br />
sind: Wir hatten Schweine,<br />
Rinder, haben selber gewurstet. Aber<br />
mein Großvater hat dann den Schwerpunkt<br />
auf Schinken gelegt.<br />
Was ist bei der Schinken-Herstellung<br />
anders als früher?<br />
Gar nicht so viel, wie manche denken.<br />
Die moderne Technik erleichtert uns<br />
allerdings Einiges. Temperatur und<br />
Luftfeuchtigkeit sind leichter zu steuern<br />
und dann gibt es zum Beispiel<br />
heute elektrische Fliegenfallen. Früher<br />
konnte ein Brummer in der Reifehalle<br />
eine ganze Partie verderben. Der legte<br />
seine Eier ins Fleisch und Sie mussten<br />
jeden Schinken einzeln begutachten,<br />
und wenn Sie nicht alle Eier gefunden<br />
haben, kamen neue Fliegen und Sie<br />
mussten alles wegwerfen. Bis Mitte der<br />
60er Jahre wurde noch jeder Schinken<br />
eingebeutelt, also in Leinensäcke gesteckt.<br />
Da mussten Sie nach jedem Arbeitsschritt<br />
ständig hunderte Säcke<br />
waschen – ohne Waschmaschine. Das<br />
hab ich noch erlebt.
4 Heimat Zeitung NIEDERRHEIN<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Betrieb & Tradition<br />
Marion Hoch neben ihrem „Baby“:<br />
Die Ölpresse schafft 16 Liter pro Stunde<br />
Nicht nur sauber, sondern rein<br />
Im Volksverein Mönchengladbach stellen Langzeitarbeitslose hochklassiges Rapsöl her<br />
Wer im Volksverein Mönchengladbach<br />
die kleine<br />
Mühle finden will, aus<br />
der das preisgekrönte Rapsöl kommt,<br />
der muss ein bisschen suchen. Am<br />
Eingang stehen erstmal gebrauchte<br />
Sofas. Der Volksverein wurde vor 27<br />
Jahren als gemeinnützige Gesellschaft<br />
gegen Arbeitslosigkeit gegründet, und<br />
er finanziert sich zum Teil mit dem<br />
Auch das Etikettieren ist Handarbeit<br />
Verkauf von Second Hand Möbeln.<br />
Das beliebteste Produkt ist aber das<br />
Rapsöl, das seit vier Jahren im Keller<br />
der ehemaligen Textilfabrik abgefüllt<br />
wird und außer in kleinen Hofläden<br />
nur bei <strong>REWE</strong> und im kaufpark zu<br />
bekommen ist.<br />
„Es ist ein bisschen unser Baby,“ sagt<br />
Marion Hoch, die das Rapsölprojekt<br />
leitet. „Wir haben ganz klein angefangen,<br />
haben selbst die Hofläden abgeklappert<br />
und waren froh, wenn einer<br />
zehn Flaschen genommen hat.“ Doch<br />
dann hat der Feinschmecker das Öl<br />
entdeckt. In einem Test der Gourmet-<br />
Zeitschrift landete das Rapsöl des<br />
Volksvereins unter den zehn besten<br />
Rapsölen in Deutschland und Österreich.<br />
Geschäftsführer Wilfried Reiners<br />
muss lachen, wenn er sich daran<br />
erinnert: „Als ich den Feinschmecker<br />
zum ersten Mal gekauft habe und fest-<br />
Volksverein Mönchengladbach<br />
Die Wurzeln des Volksvereins Mönchengladbach<br />
liegen im ehemaligen<br />
„Volksverein für das katholische<br />
Deutschland“, der sich von 1890-1933<br />
für Sozialreformen einsetzte und unter<br />
anderem christliche Gewerkschaften,<br />
Bildungsangebote und Konsumgenos-<br />
gestellt habe, dass er ja viel teurer ist<br />
als der Kicker, da wurde mir klar, in<br />
welcher Liga wir plötzlich spielen.“<br />
Vom Feinschmecker<br />
ausgezeichnet<br />
Den Artikel lasen auch die Einkäufer<br />
der <strong>REWE</strong> DORTMUND, und weil<br />
der Raps für das Öl aus der nahen Voreifel<br />
kommt, passte das Produkt hervorragend<br />
in das Konzept, die<br />
regionalen Erzeuger zu stärken. „Sie<br />
hatten auch Verständnis, dass wir nicht<br />
die Riesenmengen produzieren können,“<br />
erzählt Marion Hoch. Jetzt gerade<br />
läuft die Mühle wieder für die<br />
<strong>REWE</strong> DORTMUND. „Wir produzieren<br />
nur auf Anforderung,“ sagt Marion<br />
Hoch. „Rapsöl ist ein Naturprodukt<br />
und nicht ewig lange haltbar. Deshalb<br />
haben wir keine großen Vorräte.“<br />
Dafür wäre auch gar keinen Platz. Für<br />
die Rapsölanlage musste ohnehin<br />
schon einiges umgebaut werden. Es<br />
wirkt immer noch ein bisschen improvisiert,<br />
aber das macht auch den<br />
Charme des Produkts aus. Die Rapsmühle<br />
ist in einem kleinen Hochstand<br />
hinter dem Haus untergebracht. Ein<br />
kleiner Raum, etwa anderthalb Quadratmeter.<br />
Das reicht. Aus den zwei<br />
Pressköpfen tröpfelt ganz langsam das<br />
glänzende Öl. Jeder schafft acht Liter<br />
pro Stunde. Vorne kommt in kleinen<br />
Würstchen der so genannte Rapskuchen<br />
heraus. Den verkaufen sie wieder<br />
an die Bauern als Viehfutter. Dadurch<br />
fällt fast kein Abfall an. Den Hochstand<br />
haben sie extra gebaut, damit sie<br />
keine Pumpe brauchen. Von hier läuft<br />
senschaften förderte, die den Arbeiterinnen<br />
und Arbeitern preiswerte Waren<br />
anbieten konnten. Er wurde von den Nationalsozialisten<br />
nach deren Machtübernahme<br />
verboten. Der neue Volksverein<br />
wurde 1983 als gemeinnützige Gesellschaft<br />
gegen Arbeitslosigkeit ge-<br />
NACHGEFRAGT<br />
Wilfried Reiners, Geschäftsführer Volksverein Mönchengladbach,<br />
und Marion Hoch, Projektleiterin, im Gespräch<br />
das Öl mit Hilfe der Schwerkraft direkt<br />
in die beiden Sedimentationsanlagen<br />
im Untergeschoss.<br />
Das Öl reinigt sich selbst<br />
Sie alleine sind den Besuch schon<br />
wert. Die Technische Hochschule Weihenstephan<br />
hat insgesamt nur vier<br />
Stück gebaut. Jeweils vier große Edelstahl-Trichter<br />
reinigen das Öl. Das<br />
heißt: Eigentlich reinigt sich das Öl<br />
von selbst. In den Trichtern sinken die<br />
Kornelia Bimm war vorher arbeitslos<br />
Schwebstoffe nach unten, das saubere<br />
Öl steigt nach oben und läuft in den<br />
nächsten Trichter über. Dort wiederholt<br />
sich die Prozedur, und am Ende<br />
nimmt ein kleiner Filter nur noch die<br />
letzten feinsten Partikel heraus, bevor<br />
das Öl abgefüllt wird. Insgesamt fünf<br />
Tage braucht das Öl vom Rapskorn bis<br />
in den großen Sammelkanister. Dann<br />
wird es in braune Halbliterflaschen gefüllt.<br />
„Dabei kann man einiges falsch<br />
machen,“ erinnert sich Wilfried Reiners.<br />
Sind die Flaschen zu voll, kann<br />
das Öl den Deckel absprengen, weil es<br />
sich noch ausdehnt. Sind sie zu leer,<br />
wird das Öl schlecht, weil zu viel Luft<br />
drin ist. Das haben sie alles erlebt.<br />
„Das war wirklich learning-by-doing,“<br />
lacht Reiners.<br />
gründet und zog vor 14 Jahren in eine<br />
ehemalige Textilfabrik im Stadtteil<br />
Geistenbeck. Der Ort hat Symbolcharakter,<br />
denn mit dem Niedergang der<br />
Textilindustrie stieg die Arbeitslosigkeit<br />
in vielen Städten am Niederrhein<br />
stark an. Das Rapsöl wird von arbeits-<br />
Wie sind Sie auf die Idee gekommen<br />
Rapsöl herzustellen?<br />
W. Reiners: Die Rapsölanlage ist vor<br />
zehn Jahren eher zufällig hier gelandet.<br />
Presse und Sedimentationsanlage gehörten<br />
der kirchlichen Initiative Pro<br />
e.V. Die hat damit ein Jugendlichenprojekt<br />
gemacht, konnte das aber<br />
irgendwann nicht mehr bezahlen. Da<br />
haben wir das übernommen. Zu Anfang<br />
haben wir den Raps noch mit der<br />
Hand in die Mühle geschüttet und nur<br />
ganz kleine Mengen hergestellt. Dann<br />
haben wir die Anlage immer mehr verfeinert,<br />
ein Silo gekauft und eine automatische<br />
Befüllung und haben das Öl<br />
bei kleinen Hofläden angepriesen.<br />
Und dann gab es ein paar Zufälle. Der<br />
größte war der, dass der Feinschmecker<br />
auf uns zu gekommen ist. Da gab es dann<br />
auf einmal eine bundesweite Bewertung,<br />
von der wir vorher gar nichts wussten.<br />
M. Hoch: Und plötzlich kam die <strong>REWE</strong>.<br />
Als die erste Anfrage kam, sind wir<br />
fast vom Stuhl gefallen. Aber es ist ja<br />
Eine soziale und unternehmerische<br />
Erfolgsgeschichte<br />
In einem kleinen Hinterhaus klebt<br />
Detlef Gerresheim gerade die Etiketten<br />
auf die Flaschen und packt sie in<br />
Pappkartons. Zwölf Paletten hat die<br />
<strong>REWE</strong> DORTMUND bestellt. Für die<br />
kleine Mühle und ihre Handarbeiter ist<br />
der Großauftrag eine echte Herausfor-<br />
losen Jugendlichen und Erwachsenen<br />
hergestellt. Es enthält viele essentielle<br />
Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6,<br />
die der Körper nicht selbst herstellen<br />
kann, die aber lebensnotwendig sind.<br />
2008 wurde es als bestes Rapsöl mit<br />
dem Goldenen Preis der DLG prämiert.<br />
auch ein gutes Öl: Es wird kalt gepresst,<br />
dadurch bleiben sämtliche<br />
Fettsäuren, sämtliche Inhaltsstoffe erhalten.<br />
Es kommen auch keine Zusatzstoffe<br />
wie Konservierungsstoffe da rein,<br />
sondern es ist ein reines Naturprodukt.<br />
Viele industriell hergestellte Rapsöle<br />
werden ja doch erhitzt oder durch spezielle<br />
Filter geschickt, und da geht<br />
dann einiges verloren.<br />
Haben Sie schon mal überlegt, die<br />
Produktion auszuweiten oder andere<br />
Käuferschichten anzusprechen?<br />
W. Reiners: Wir sind ja schon an der<br />
Schwelle zu den hochpreisigen Produkten.<br />
Darüber gibt es eigentlich nur<br />
noch die Gourmet-Klasse, aber ob wir<br />
die erreichen wollen, weiß ich nicht.<br />
Das würde wohl auch nicht zu einer<br />
Arbeitsloseninitiative passen.<br />
M. Hoch: Nein, es soll wirklich einfach<br />
ein gutes, gesundes Produkt sein,<br />
das für jeden erschwinglich ist.<br />
derung, aber Wilfried Reiners ist<br />
froh, denn er sieht auch den Werbeeffekt<br />
für die ganze Arbeitsloseninitiative:<br />
„Rapsöl ist sicher der<br />
Bereich, mit dem wir zurzeit die<br />
meisten Leute ansprechen, weil es<br />
fast alle gebrauchen können.“ Der<br />
Erfolg des Rapsöls hilft dem ganzen<br />
Verein – finanziell und sozial: Eine<br />
Langzeitarbeitslose hat hier dauerhaft<br />
Arbeit gefunden, zwei weitere<br />
stocken durch Teilzeitarbeit ihren<br />
Hartz-IV-Satz auf. Aber das Rapsöl<br />
ist auch eine unternehmerische Erfolgsgeschichte:<br />
Vor zwei Jahren<br />
wurde es von der Deutschen Lebensmittelgesellschaft<br />
als bestes<br />
Rapsöl ausgezeichnet, erzählt Wilfried<br />
Reiners stolz: „Nicht umsonst<br />
wird die Kollegin auch mal die<br />
Raps-Baroness genannt.“ Marion<br />
Hoch lächelt. „Ja,“ sagt sie, „da<br />
steckt schon Herzblut drin.“<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
Hier sagt man’s ...<br />
geradeheraus<br />
"Ein Niederrheiner ist einer, der nix<br />
weiß und alles erklären kann."<br />
Hans Dieter Hübsch
März 2010 NRW HZ 1 RUHRGEBIET Heimat Zeitung<br />
5<br />
Frank Peiserts traditionelles Mahlverfahren macht seinen Senf besonders cremig<br />
Das Geheimnis<br />
des Schwerter Senfs<br />
Frank Peisert ist der letzte traditionelle<br />
Senfmüller in Westfalen<br />
Jeder Mahlstein wiegt 450 kg<br />
Die alte Mühle ist von 1935<br />
Hier kommt der fertige Senf raus<br />
Frank Peiserts Leben als Senfmüller<br />
beginnt mit einem leeren<br />
Eimer. Als er für seine<br />
Eltern neuen Senf in der Schwerter<br />
Senfmühle holen will, gibt es keinen<br />
mehr. Der alte Müller Wilhelm Adrian<br />
macht gerade fluchend die Mühlsteine<br />
sauber und sagt nur: „Senf ist alle.<br />
Wenn du welchen willst, musst du ihn<br />
selber machen.“<br />
Heute steht Peisert selbst vor der alten<br />
Mühle. Das Untergestell ist immer<br />
noch dasselbe wie vor 75 Jahren. Adrians<br />
Großvater hat es damals gekauft.<br />
„Die modernste Senfanlage der Welt,“<br />
hieß es im Prospekt. Die Granitsteine<br />
sind etwas jünger. Sie stammen aus<br />
einer anderen Senfmühle, die Pleite<br />
gegangen ist, wie so viele in den letzten<br />
Jahren. Jetzt stehen sie in der alten<br />
Waschküche der Schwerter Rohrmeisterei,<br />
da wo früher die Unterhemden<br />
zum Trocknen hingen. Der nur 40<br />
Quadratmeter große Raum beherbergt<br />
die ganze Mühle: Außer den Mahlgängen<br />
sind das ein Walzenstuhl zur Zerkleinerung<br />
der Senfsaat und einige<br />
große Eichenfässer: für das Essigwasser,<br />
in dem die Maische angesetzt<br />
wird, und für den fertigen Senf.<br />
Das Rezept ist 150 Jahre alt<br />
Peisert benutzt nur hochwertige Zutaten<br />
– und nur ganz wenige: Gelbe und<br />
braune Senfsaat, dazu Salz, Essig und<br />
Wasser. Mehr braucht es nicht für<br />
einen guten Senf, keinen Zucker, keinen<br />
Süßstoff, kein Konservierungsmittel.<br />
Die gelbe Senfsaat bringt die<br />
Würze, die braune die Schärfe. Peisert<br />
füllt aus großen Säcken von beiden<br />
Sorten etwas ab. Für den mittelschar-<br />
Adrian-Senf im Mühlenladen. Die Namensgeber wachen über seine Herstellung<br />
fen Adrian-Senf braucht er erheblich<br />
mehr gelbe Körner. Die genaue Mischung<br />
verrät er natürlich nicht. Das<br />
alte Rezept, mündlich überliefert seit<br />
den Anfängen der Schwerter Senfmühle<br />
vor gut 150 Jahren, ist sein Betriebskapital.<br />
Die Saat wird im Walzenstuhl geschrotet,<br />
das heißt, sie wird zwischen<br />
den beiden Profilwalzen zu einem groben<br />
Senfmehl zerrissen. Die Maschine<br />
hat Peisert erst vor kurzem gekauft,<br />
aber sie ist auch schon fast 60 Jahre<br />
alt. Vorher stand hier noch der alte<br />
Walzenstuhl aus dem Jahr 1923. Er hat<br />
damals 14,4 Millionen Reichsmark<br />
gekostet. Es war die Zeit der großen<br />
Inflation. Ist das Senfschrot fertig,<br />
kommt es zusammen mit reichlich<br />
Meersalz in ein großes Fass mit Essigwasser.<br />
Diese Mischung steht nun<br />
einen Tag im Maischebottich und wird<br />
immer wieder umgerührt. Dabei<br />
nimmt der Schrot einen Teil des Essigwassers<br />
auf und wird mahlfähig. Dann<br />
kommt der letzte und entscheidende<br />
Schritt: das Mahlen.<br />
Frank Peisert ist einer der letzten in<br />
Deutschland, die noch nach dem traditionellen<br />
Nassmahlverfahren Senf herstellen.<br />
Dreieinhalb Stunden dauert es,<br />
bis die 160 Liter Maische zweimal gemahlen<br />
sind. Zwei Steinpaare hat die<br />
Mühle. Jeder Granitstein hat etwa eineinhalb<br />
Meter Durchmesser und wiegt<br />
rund 450 Kilogramm. Die Steine zerdrücken<br />
das Senfschrot; dadurch kann<br />
die Saat mehr Flüssigkeit aufnehmen<br />
und wird immer sähmiger. Durch<br />
schmale Rinnen im Stein wird die Mischung<br />
nach außen gedrückt, wabert in<br />
einen Zwischenbehälter und wird dann<br />
in das zweite Steinpaar gepumpt – und<br />
am Ende tropft der nun wunderbar cremige<br />
Senf in ein weiteres großes Eichenfass.<br />
Das Vermächtnis des alten<br />
Senfmüllers<br />
Das klingt einfacher als es ist, denn<br />
Frank Peisert muss genau abschätzen<br />
Wieso sind Sie Senfmüller geworden?<br />
Das war relativ spontan. Meine Eltern<br />
waren Stammkunden der Schwerter<br />
Senfmühle, die damals noch meinem<br />
Vorgänger Wilhelm Adrian gehörte.<br />
Und als ich eines Tages wieder Senf<br />
holen wollte, stand der gerade fluchend<br />
auf der Maschine und sagte<br />
nur: Ich hab keinen mehr. Wenn du<br />
Senf willst, musst du ihn selber machen.<br />
Und das haben sie dann einfach gemacht?<br />
Meine Mutter hatte vorher schon gesagt,<br />
ich sollte das machen, wenn der<br />
Adrian aufhört. Ich hatte mein Maschinenbau-Studium<br />
nicht beendet,<br />
wie lange der Senf zwischen den Steinen<br />
bleiben darf. „Groben Senf mahlen<br />
kann jeder, das Geheimnis ist fein<br />
zu mahlen!“ Dieses Vermächtnis hat er<br />
von seinem Vorgänger Wilhelm<br />
Adrian mit auf den Weg bekommen.<br />
Denn durch die Reibung der Mühlsteine<br />
entsteht Wärme, und zuviel<br />
Wärme lässt den Senf bitter werden.<br />
Peisert hat es schnell gelernt. „Die ersten<br />
drei Mahlungen hat der Adrian<br />
noch selber gemacht, nachdem meine<br />
Frau und ich die Mühle übernommen<br />
haben,“ erzählt er. „Danach meinte er,<br />
er hätte jetzt noch was anderes zu tun,<br />
er wär dann mal weg. Dann haben wir<br />
das alleine gemacht.“ Inzwischen hat<br />
Peisert schon eigene Spezialsorten<br />
kreiert: Die Renner sind Honig- und<br />
Currysenf, aber es gibt noch viele andere:<br />
mit Kräutern, Wein oder Preiselbeeren<br />
zum Beispiel. Und über den<br />
Regalen wachen die strengen Portraits<br />
der ersten Adrians, die dem mittelscharfen<br />
Senf ihren Namen gegeben<br />
haben.<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
und das war eine gute Alternative.<br />
Und was ich da über Materialfluss<br />
und Logistik gelernt hatte, konnte ich<br />
gebrauchen. Also hab ich gedacht: Da<br />
denkst du jetzt mal drüber nach. Dann<br />
haben wir so drei, vier Bier drüber<br />
nachgedacht, und den Senf kannten<br />
wir, wussten wie gut der schmeckt, und<br />
dann war klar, dass ich ein bisschen<br />
Senf mache, und ich hab gesagt: Das<br />
übernehme ich. Das war aber als<br />
Hobby gedacht. Es war relativ utopisch<br />
zu denken, dass man davon leben kann.<br />
Es ging dann aber doch.<br />
Na ja, zuerst haben meine Frau und<br />
ich erstmal geguckt, wie das über-<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die Geschichte der<br />
Schwerter Senfmühle<br />
Die Geschichte der Schwerter Senfmühle<br />
beginnt 1845. Damals gründet<br />
die Handelsfirma Hegelich im benachbarten<br />
Hagen-Hohenlimburg einen<br />
Senfhandel, der schon bald nach<br />
Schwerte umzieht. Der Senf wird noch<br />
nicht gemahlen, sondern zerstoßen und<br />
als grobe Paste angeboten. 1902 verkauft<br />
der Sohn des Gründers das Senfgeschäft<br />
an seinen Stiefsohn Wilhelm<br />
Adrian. Nach ihm ist heute der mittelscharfe<br />
Senf der Schwerter Senfmühle<br />
benannt.<br />
Während der Inflation 1923 kauft<br />
Adrian einen neuen Doppelwalzenstuhl<br />
zur Zerkleinerung der Senfsaat für 14,4<br />
Millionen Reichsmark. Die Familie<br />
und vier bis fünf Angestellte machen<br />
damit und mit einer Transmissionsmühle<br />
500 bis 600 Kilogramm Senf am<br />
Tag, den sie mit Pferdekarren in der näheren<br />
Umgebung ausliefern.<br />
Damals gibt es im Rheinland und in<br />
Westfalen 75 Senfhersteller. Fast jede<br />
Region hat noch ihre eigene Senfmühle.<br />
1935 kauft Adrian die Senfmahlgänge<br />
mit Direktantrieb, die noch<br />
heute in Betrieb sind. Damals ist es laut<br />
Werbeprospekt die modernste Senfanlage<br />
der Welt. Dass die Schwerter Senfmühle<br />
bis heute überlebt hat, liegt an<br />
der Hingabe ihrer Betreiber.<br />
1960 übernimmt der Enkel des ersten<br />
Adrian, der auch Wilhelm heißt die<br />
Mühle von seinem Vater. Und obwohl<br />
in den Folgejahren die Senfherstellung<br />
zunehmend von der Industrie übernommen<br />
wird und große Handelsketten die<br />
Tante-Emma-Läden verdrängen, lässt<br />
er sich von seinen Kunden immer wieder<br />
überreden weiterzumachen. Bis er<br />
1999 in Frank Peisert einen Nachfolger<br />
findet, der die Tradition der Schwerter<br />
Senfmühle fortsetzt und sie auch überregional<br />
zu neuer Blüte führt.<br />
NACHGEFRAGT<br />
Frank Peisert im Gespräch<br />
haupt geht. Und es ging gut. Wenn man<br />
ein gutes Rezept hat, ist es natürlich<br />
viel einfacher, als wenn man bei Null<br />
anfangen muss. Und inzwischen können<br />
wir tatsächlich davon leben. Wir<br />
hatten viele alte Stammkunden, sind<br />
dann auf Märkte und Feste gefahren<br />
und beliefern jetzt sogar Rewe. Da<br />
komme ich locker auf eine 70-Stunden-<br />
Woche, und wenn abgefüllt und etikettiert<br />
wird, hilft auch meine Frau mit.<br />
Aber Spaß macht es trotzdem. Für<br />
mich ist das eine Senf-Herstellung, so<br />
wie sie sein soll, wie es gewesen ist.
6 Heimat Zeitung OSTWESTFALEN<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Die Raffinesse des Einfachen<br />
Schon Goethe ging mit Pumpernickel auf Reisen<br />
Um den Pumpernickel und<br />
seinen Namen ranken sich<br />
viele Geschichten. Die<br />
schönste stammt von den Sprachforschern:<br />
Danach verstand man unter<br />
Pumpernickel ursprünglich einen ungehobelten<br />
Kerl, der nicht gut riecht.<br />
Denn im Frühhochdeutschen bedeutete<br />
„Pumper“ so viel wie Blähung –<br />
Paul Ewert stößt die gebackenen Brote mit Druckluft aus der Form<br />
Ulrike Detmers hat Mestemachers Pumpernickel ein neues Image verpasst<br />
das Schwarzbrot Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
sogar auf der Tafel des Preußenkönigs<br />
Friedrich Wilhelm IV. einen<br />
Platz fand, hatte es seinen schlechten<br />
Beigeschmack endgültig verloren.<br />
Schwarzbrot<br />
auf der Königstafel<br />
Bei Mestemacher in Lippstadt wird<br />
der Pumpernickel heute im Grunde<br />
noch genauso gebacken wie damals;<br />
es helfen allerdings ein paar Maschinen.<br />
Der Teig: Roggen, Wasser, Salz, Hefe<br />
Das Korn wird geschrotet und kommt<br />
in zwei große Kessel. Dort wird erstmal<br />
das so genannte Brühstück gemacht:<br />
Der Roggenschrot wird<br />
gekocht, so dass er quellt und Wasser<br />
zieht. Das gibt hinterher ein saftiges<br />
Brot. Dann kommt die Masse mit Salz<br />
und Hefe in die riesigen Teigkneter.<br />
Eineinhalb Tonnen fasst jeder von<br />
ihnen. Das Ganze wird 20 Minuten gerührt<br />
und dann in die Teigfüllanlage<br />
gepumpt. Die stammt eigentlich aus<br />
der Fleischerei-Industrie und wurde<br />
für Mestemacher umgebaut. Man<br />
könnte damit auch Bockwürste in den<br />
Darm füllen. Hier wird Brotteig in<br />
mannshohe Formen gedrückt. Jede<br />
also Pups. Nickel kam von Nikolaus.<br />
Und da auch das Brot mitunter eine<br />
blähende Wirkung hatte, lag der Name<br />
nah. In jedem Fall ist das dunkle, süße<br />
Brot eine echte westfälische Erfindung.<br />
Zwischen Teutoburger Wald und<br />
Siegerland wurde schon vor 500 Jahren<br />
viel Roggen angebaut, der Grundstoff<br />
für den Pumpernickel. Und als<br />
von ihnen fasst ein paar Dutzend kastenförmige,<br />
meterlange Brote. „Früher<br />
gab es hier mehr Handarbeit,“ erzählt<br />
Betriebsleiter Dietmar Schnell. Er ist<br />
schon seit fast 16 Jahren dabei, hat Bäcker<br />
gelernt und danach Lebensmitteltechnologie<br />
studiert. „Mit einem<br />
normalen Handwerksbäcker hat die<br />
Arbeit nichts mehr zu tun. Hier muss<br />
man in ganz anderen Dimensionen<br />
denken,“ sagt Schnell. „Dafür wird die<br />
Qualität besser, weil man durch die<br />
Maschinen gleich bleibend arbeiten<br />
kann.“<br />
Jetzt kann er erstmal gar nichts mehr<br />
tun, jetzt kommen die Brote nämlich<br />
in den Ofen. 18 Öfen stehen hier nebeneinander<br />
und jeder fasst rund 2.000<br />
Brote. Die bleiben jetzt 20 Stunden<br />
drin. Damit sie nicht einfach verbrennen<br />
wird der Teig mehr gekocht als gebacken<br />
bei Temperaturen um 100<br />
Grad. Hier im Ofen entsteht das Besondere<br />
des Pumpernickels: seine<br />
dunkle Farbe und sein süßer Geschmack.<br />
Die lange Backzeit karamellisiert<br />
die Stärke im Korn und wandelt<br />
sie in Zuckerstoffe um. Am nächsten<br />
Tag sind die Pumpernickel fertig gebacken,<br />
aber noch lange nicht fertig.<br />
Sie kühlen jetzt kurz aus und werden<br />
dann aus den Formen geschlagen. Das<br />
nennt man so, weil es früher wirklich<br />
so war. „Als ich hier angefangen habe,<br />
hat das einer mit der Hand gemacht,“<br />
erzählt Dietmar Schnell. „Der hatte<br />
solche Arme.“ Er zeigt ungefähr den<br />
Umfang einer Teppichrolle. Heute<br />
macht das Schnells Kollege mit<br />
Druckluft.<br />
Vier Groschen<br />
für ein „Pompernickl“<br />
Danach müssen die Brote erst mal<br />
wieder ausruhen. In großen Gestellen<br />
lagern sie über Nacht und können<br />
dann geschnitten und<br />
portioniert werden. Das macht wie-<br />
Geschnitten wird mit der Maschine<br />
der eine Maschine. Aber fertig ist<br />
der Pumpernickel immer noch<br />
nicht. Ließe man das Brot so, würde<br />
es spätestens nach drei Tagen<br />
schimmeln. Deshalb wird es jetzt<br />
noch mal in der Verpackung erhitzt<br />
und dadurch pasteurisiert. Das erst<br />
macht aus dem Pumpernickel einen<br />
hervorragenden Reiseproviant.<br />
Schon Goethe hatte unterwegs das<br />
schwarze Brot im Gepäck. Jedenfalls<br />
notierte sein Kammerdiener<br />
einmal in Münster in sein Rechnungsbuch,<br />
dass er „vier Groschen<br />
für Pompernickl“ ausgegeben hat.<br />
Fünf Tage hat das Korn jetzt gebraucht<br />
bis es zu Pumpernickel wurde.<br />
Eigentlich wurde es in dieser Zeit<br />
nur mit lauwarmem Wasser geknetet<br />
und gebacken, aber wie sagte Heinrich<br />
Heine: „Nichts ist köstlicher als<br />
die Raffinesse des Einfachen.“<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
Sie sind selbst nicht in einer Bäckerfamilie<br />
aufgewachsen, sondern haben<br />
sozusagen eingeheiratet. Was fasziniert<br />
Sie so am Brot?<br />
Ich habe schon mit 15 Jahren für Detmers<br />
Brot verkauft. Seitdem bin ich<br />
mit Brot eng verbandet, natürlich auch<br />
durch meinen Mann. Aber für mich<br />
hatte Brot immer eine mythologische,<br />
eine religiöse Bedeutung, so wie Jesus<br />
das Brot bricht, um es zu teilen. Brot<br />
schafft Gemeinschaft. Und es war immer<br />
ein hohes Gut. Im Mittelalter war es<br />
zum Beispiel bei hoher Strafe verboten,<br />
Brot auf den Boden zu werfen. Das<br />
fand ich sehr interessant.<br />
Jetzt können Sie als Marketingleiterin<br />
De Jung de grinnt un grinnt.<br />
Junge wat häst du denn:<br />
»Usse Papa, de häw sik met´n<br />
Hammer up´n Finger hauen,<br />
un usse Heini de häw dat<br />
seihn, un ik nich!«<br />
Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Unternehmerin, Wirtschaftsprofessorin und Frauenrechtlerin<br />
Ulrike Detmers ist Mitglied der Geschäftsführung und Marketingleiterin von<br />
Mestemacher und engagiert sich in zahlreichen Initativen zur Unterstützung<br />
von Kindern, Familien und der Gleichberechtigung von Mann und Frau<br />
eigene Mythen schaffen. Wie sehen die<br />
aus?<br />
Na, ja, Mythos ist vielleicht ein zu großes<br />
Wort. Aber ich wollte Mestemacher auf<br />
jeden Fall eine neue Philosophie geben.<br />
Die Firma war mir zu verstaubt. Und<br />
als ich dann immer wieder gehört<br />
habe, dass junge Leute gesagt haben:<br />
Pumpernickel? Das ist doch was für<br />
meine Oma, da hab ich mir diese Verpackung<br />
ausgedacht mit dem Liebespaar.<br />
Und die ist sehr erfolgreich.<br />
Aber wenn Sie Philosophie sagen,<br />
dann geht es wohl nicht nur ums Verkaufen?<br />
Nein, es geht auch um Moral, um den<br />
Umgang miteinander. Ich setze mich<br />
für die Gleichberechtigung der Geschlechter<br />
ein, wir unterstützen Kinder,<br />
wir zeichnen die Managerin des Jahres<br />
aus und den Spitzenvater des Jahres,<br />
wir vergeben Preise für erfolgreiche<br />
Kindertagesstätten und geben einen<br />
Frauenkalender heraus. Und alle diese<br />
Gedanken kann man übers Brot transportieren,<br />
eben weil es so ein Grund legendes<br />
Nahrungsmittel ist. Wir verpacken<br />
unser Brot auch seit inzwischen<br />
16 Jahren in Kunst mit den Brotdosen<br />
unserer Edition Panem et Artes. So kann<br />
ich auch Künstler bekannt machen und<br />
fördern. Kunst muss eben nicht brotlos<br />
sein – und Brot nicht trocken.
März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />
7<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die Bäckerei<br />
Mestemacher in<br />
Gütersloh<br />
Die Geschichte der Bäckerei<br />
Mestemacher beginnt mit der<br />
Deutschen Reichsgründung 1871.<br />
In diesem Jahr richtet der Schuhmachermeister<br />
Johann Heinrich<br />
Mestemacher in Gütersloh für<br />
seinen 20-jährigen Sohn und Bäckermeister<br />
Wilhelm eine Bäckerei<br />
ein. Wilhelm hat zunächst<br />
Erfolg als Stadtbäcker, aber 1910<br />
entschließt er sich eine Spezialbäckerei<br />
für Pumpernickel zu gründen.<br />
Der ist inzwischen in<br />
wohlhabenden Bürgerfamilien zu<br />
einer Delikatesse geworden. Und<br />
die Anhänger der Lebensreformbewegung<br />
rufen angesichts der<br />
Industrialisierung schon damals<br />
zur Rückkehr zu natürlichen Lebensformen<br />
auf – und zu einer<br />
vollwertigen Kost.<br />
1911 stirbt Wilhelm Mestemacher.<br />
Seine Ehefrau Sofie, ihre<br />
Söhne, Schwiegertöchter und die<br />
Enkelin führen das Unternehmen<br />
durch zwei Kriege und eine Inflation<br />
bis in die 70er Jahre – dann<br />
geht es bergab. 1985 übernimmt<br />
die Bäckerfamilie Detmers, die<br />
ihren eigenen Familienbetrieb<br />
nach drei Generationen verkauft<br />
hat, die Firma. Auch die Bäckerei<br />
Detmers hat zunächst Pumpernickel<br />
hergestellt und im Lipperland<br />
verkauft. Später war sie<br />
erfolgreich mit frischen Broten<br />
für die Selbstbedienungstheken<br />
des Einzelhandels. Doch der<br />
Druck der Großbäckereien wurde<br />
zu übermächtig. Die Enkel des<br />
Firmengründers, Albert und Fritz,<br />
und Alberts Frau Ulrike verkaufen<br />
die Lieferbäckerei Detmers<br />
und übernehmen stattdessen Mestemacher.<br />
Mit Erfolg: Aus Mestemacher<br />
wird eine erfolgreiche<br />
Marke und aus dem angestaubten<br />
Pumpernickel ein Exportschlager.<br />
Heute liefert Mestemacher Pumpernickel,<br />
klassische deutsche<br />
Vollkornbrote und internationale<br />
Brotspezialitäten in über 80 Länder<br />
der Erde und ist der Weltmarktführer<br />
bei verpackten<br />
Brotspezialitäten.<br />
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Wie viel Wurst muss man essen als<br />
Wurstfabrikant?<br />
Na, das fängt ja jeden Morgen mit der<br />
Verkostung an. Wir probieren immer<br />
die gesamte Produktion des Vortags,<br />
damit wir wissen, dass sie einwandfrei<br />
ist. Dann erteilen wir erst die Freigabe.<br />
Sonst würde ich morgens um<br />
acht Uhr noch keine Bockwurst essen.<br />
Aber man gewöhnt sich daran und<br />
man isst ja auch nur ein Stückchen.<br />
Sie sind doch schon mit Wurst aufgewachsen.<br />
F<br />
innentrop im Sauerland. Mitten<br />
durch den Ort führt die<br />
B236, und die Älteren hier erinnern<br />
sich noch, wie die Hauptstraße<br />
regelmäßig gesperrt wurde – für eine<br />
Herde Schweine. Bis in die 60er Jahre<br />
wurden die Tiere vom Hauptbahnhof<br />
direkt zur Metzgerei Metten getrieben;<br />
die liegt gleich gegenüber auf der anderen<br />
Straßenseite. Der Urgroßvater<br />
von Tobias Metten, dem Marketingleiter<br />
des Unternehmens, hat hier 1902<br />
eine kleine Landmetzgerei übernommen.<br />
„Ich bin schon in der Wiege mit<br />
Wurst groß geworden,“ lacht der<br />
jüngste Metten in der Firma, die inzwischen<br />
von seinem Vater und dessen<br />
Bruder geführt wird.<br />
Schinken aus<br />
dem Luftschutzstollen<br />
Berühmt wurde die Metzgerei Metten<br />
vor allem durch ihren Sauerländer<br />
Schinken, der hier in tiefen Stollen<br />
im Berg luftgetrocknet wurde. Während<br />
des Krieges hatte der Sohn des<br />
Firmengründers, Wilhelm Metten jr.,<br />
entdeckt wie gut sich Wurst und Schinken<br />
in einem Stollen lagern ließen,<br />
der eigentlich zu Luftschutzzwecken<br />
hinter der Metzgerei in den Berg gesprengt<br />
worden war. Die alte Metzgerei<br />
steht immer noch hier, aber die<br />
Produktion ist vor einem Jahr in neue<br />
Räume umgezogen. Dort stellt Metten<br />
seit kurzem wieder eine besondere<br />
Kochschinkenspezialität her: Der Sauerländer<br />
Senfschinken mit Senf aus<br />
der traditionellen Schwerter Senfmühle<br />
wird größtenteils in Handarbeit<br />
gemacht. Die frischen Schinkenstücke<br />
werden zuerst mit Salz und Gewürzen<br />
gepökelt, dann kommen sie in einen<br />
großen drehbaren Trog. Wie ein Betonmischer<br />
sieht er aus, mit einem silbern<br />
glänzenden Kühlmantel. In den so genannten<br />
„Tumblern“, das ist englisch<br />
für Durcheinanderbringen, wird die<br />
Pökel-Lake mehrere Stunden lang schonend<br />
einmassiert. Dann kommen die<br />
Metzger.<br />
Sauerländer Senfschinken<br />
ist Handarbeit<br />
Fünf Männer machen jetzt aus dem<br />
Schinken „Sauerländer Senfschinken“:<br />
Man nehme eine Aluform, lege<br />
eine Schutzfolie hinein und darauf<br />
eine Matte aus Senfkörnern. Die<br />
macht hinterher beim Garen die<br />
schöne Kruste. Dann zuerst die Schinkenoberschale,<br />
eine Lage Senfkörner<br />
zwischen das Fleisch, dann die Unterschale<br />
mit dem Fettrand und schließlich<br />
eine Lage guten Schwerter Senf.<br />
Zwischendurch müssen die Fleischstü-<br />
NACHGEFRAGT<br />
Tobias Metten im Gespräch<br />
Ja, ich habe 15 Jahre mit meinem Opa<br />
im gleichen Haus gelebt. Wir haben<br />
jeden Sonntag zusammen gefrühstückt,<br />
die ganze Familie, und es gab nur ein<br />
Thema: Die Firma und die Wurst. Das<br />
ist schon ein anderes Frühstücken, und<br />
ich mache das heute auch: Da guckt<br />
man genau hin auf der Aufschnitt-<br />
Altes Handwerk in neuen Hallen<br />
Die Fleischfabrik Metten in Finnentrop verbindet<br />
seit vier Generationen Tradition und Moderne<br />
cke immer wieder passend geschnitten<br />
werden, denn in jede Form sollen<br />
Zum Abschluss eine Lage Adrian-Senf<br />
möglichst genau sechseinhalb Kilo<br />
Fleisch. Am Ende wird die Folie auch<br />
oben über das Fleisch gedeckt, und<br />
dann fährt die Mischung in einen Vakuumtunnel,<br />
der die Restluft zwischen<br />
den Fleischstücken heraussaugt.<br />
platte, schmeckt raus, da stöhnt meine<br />
Frau manchmal auch schon.<br />
Und wie ist es jetzt selbst dazuzugehören?<br />
Ich hab als Jugendlicher natürlich<br />
schon in den Ferien hier gearbeitet,<br />
und viele der Kollegen, die ich damals<br />
getroffen habe, sind heute noch da. Da<br />
war es ganz gut, dass ich zwischen-<br />
Danach macht der Vorarbeiter den Deckel<br />
drauf und drückt ihn mit einer Federzwinge<br />
ganz fest. Das sieht jetzt<br />
aus wie ein Römertopf. Reif für den<br />
Ofen ist der Schinken aber immer<br />
noch nicht. Erst muss er mehrere Stunden<br />
lang durchbrennen – nicht bei<br />
Hitze, sondern bei drei Grad im Kühlraum.<br />
Denn Durchbrennen heißt, dass<br />
jetzt Pökelung und Senf noch mal<br />
richtig ins Fleisch einziehen.<br />
Erst danach kommen die Formen in<br />
die großen Öfen. Rund zehn Stunden<br />
sind die Schinken schon unterwegs.<br />
Jetzt werden sie noch mal so lange gegart.<br />
Danach ist er zwar immer noch<br />
nicht fertig, aber er darf immerhin<br />
durch weg war. Ich habe Betriebswirtschaft<br />
studiert und mir dann erstmal<br />
ganz woanders die Sporen verdient.<br />
Früher war ich der kleine Tobias,<br />
heute bin ich Herr Metten, aber das<br />
klappt super mit den Kollegen. Man<br />
merkt immer noch den familiären Umgang<br />
bei uns.<br />
Seit Ende 2009 produziert Metten nur noch im idyllischen Frielentrop<br />
schon mal aus seiner Schutzfolie heraus,<br />
denn als letzter Schritt wird der<br />
Senfschinken noch kurz gebacken,<br />
damit er schön kross wird. Dann erst<br />
darf er aus den neuen Hallen zurück an<br />
den Firmenstammsitz: in die Bedienungstheke<br />
der alten Traditions-Metzgerei<br />
Metten – und, gut verpackt,<br />
natürlich in die Läden der <strong>REWE</strong><br />
DORTMUND. mw/nrw hz 03-10<br />
Betrieb & Tradition<br />
Fleischfabrik Metten<br />
Die Geschichte der Metten Fleischwaren<br />
aus Finnentrop im Sauerland beginnt<br />
1902. In einer Zeitungsanzeige<br />
teilt Wilhelm Metten „den geehrten Bewohnern<br />
von Finnentrop und Umgegend“<br />
mit, dass er künftig „das Metzgereigeschäft<br />
des Herrn Scheidt gegenüber<br />
dem Bahnhof“ führt. Und er verspricht,<br />
„mir durch prompte und reelle Bedienung<br />
das Wohlwollen einer geehrten<br />
Kundschaft dauernd zu erwerben.“ Das<br />
ist ihm und seinen Nachfolgern bis<br />
heute gelungen. Inzwischen wird Metten<br />
Fleischwaren in der dritten Generation<br />
im Familienbesitz geführt und die vierte<br />
steht schon bereit. Im neuen Werk in<br />
Frielentrop stellt Metten heute mit rund<br />
300 Mitarbeitern auf 30.000 qm „Bestes<br />
aus Fleisch“ her. Vor allem Brüh- und<br />
Dauerwurst sowie Kochpökelprodukte<br />
für die Bedienungstheke, aber auch die<br />
berühmte „Dicke Sauerländer Bockwurst“,<br />
die beliebteste in Nordrhein-<br />
Westfalen – und regionale Spezialitäten<br />
wie den Sauerländer Senfschinken.
8 Heimat Zeitung RUHRGEBIET<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Franz Oberlies stellt einen Tisch<br />
mit dampfenden Bratheringen<br />
auf den Küchentisch. Frisch<br />
aus der Pfanne. Und frisch aus dem<br />
Meer. Jedenfalls schmecken sie so.<br />
Gleich gegenüber ist seine kleine Manufaktur,<br />
wie er sie nennt: Feinkost-<br />
Marinaden macht er hier. Nichts, was<br />
man in dieser kleinen Nebenstraße im<br />
<strong>Dortmund</strong>er Westen erwarten würde.<br />
Aber Franz Oberlies macht das schon<br />
in der dritten Generation. Sein Großvater<br />
war eigentlich Metzgermeister.<br />
1921 gründete er in <strong>Dortmund</strong> einen<br />
eigenen Betrieb. Es lief nicht gut.<br />
Fleisch war damals für die meisten unerschwinglich,<br />
doch dann hatten der<br />
alte Oberlies und seine Frau eine Idee:<br />
Sie fingen an Heringe zu verarbeiten.<br />
„Das war preiswert, da konnten die<br />
Leute was mit anfangen. Das war damals<br />
Grundnahrungsmittel,“ erinnert<br />
sich Franz Oberlies.<br />
Die Marinaden sind alle selbst gemacht<br />
Das Problem war nur, den Fisch nach<br />
<strong>Dortmund</strong> zu kriegen, vor allem im<br />
Sommer. Franz Oberlies versteht gut,<br />
dass viele Menschen heute noch im<br />
Sommer Fisch meiden, weil er früher<br />
wirklich nicht frisch ankam: „Da war<br />
das Eis irgendwann geschmolzen, und<br />
es wurde viel weggeworfen.“ Das hat<br />
sich natürlich geändert. Franz Oberlies<br />
bekommt heute in <strong>Dortmund</strong> genauso<br />
frischen Fisch wie an der Küste. Am<br />
liebsten kauft er Ware aus Dänemark<br />
und Norwegen, weil sie dort nah an<br />
der Küste fischen und dadurch die<br />
Wege kürzer sind, und weil sie die<br />
Fangquoten genau kontrollieren.<br />
Alles ist Handarbeit<br />
Die Heringe werden von Hand gerollt<br />
Oberlies kauft hauptsächlich Heringslappen,<br />
also den Fisch ohne Gräten<br />
und ohne Kopf, wie er zum Bespiel für<br />
den Bratrollmops gebraucht wird. Und<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die kleine <strong>Dortmund</strong>er Manufaktur<br />
stellt in der dritten Generation feine<br />
Fisch-Marinaden her, und die vierte<br />
steht schon bereit. Besitzer Franz<br />
Oberlies wird in diesem Jahr 64.<br />
Oberlies bietet in kleinen Auflagen<br />
Dutzende verschiedener Spezialitäten<br />
an, zubereitet nach traditionellen und<br />
modernen Rezepten. Der Fisch stammt<br />
größtenteils aus kontrollierten Fanggebieten<br />
in Dänemark oder Norwegen.<br />
Das Arme-Leute-Essen<br />
im Feinkostregal<br />
Der <strong>Dortmund</strong>er Franz Oberlies liebt und<br />
produziert eingelegte Heringe<br />
er kauft richtige Rohware. „Großbetriebe<br />
lassen den Hering schon da einsäuern,<br />
wo er gefangen wird. Wir<br />
machen das alles hier und alles mit der<br />
Hand.“ Die Heringe werden gerollt, in<br />
Mehl gewälzt und gebraten. Dann<br />
kommt der Aufgussessig darüber. Der<br />
ist ganz entscheidend für den Geschmack<br />
„Die Rezeptur, gerade für den<br />
Aufgussessig, hütet jede Firma wie ein<br />
Augapfel,“ sagt Oberlies. „Unsere hat<br />
»Bei uns muss die<br />
Qualität stimmen.<br />
Davon leben wir.«<br />
Franz Oberlies im Gespräch<br />
Was fasziniert Sie am meisten am<br />
Fischgeschäft?<br />
Die Leute, die mit Fisch zu tun haben.<br />
Man sagt, die begegnen sich immer<br />
mehrmals. In anderen Branchen ist<br />
es kein Problem, wenn ein Manager<br />
wechselt, aber wir Fischleute kommen<br />
da nicht mehr raus. Das ist ein<br />
handfestes Geschäft, nichts Elitäres,<br />
das hat Tradition. Es ist auch knochenhart<br />
und gefährlich, wenn sie<br />
raus fahren, aber auch die Verarbeiter<br />
an der Küste sind ein ganz besonderer<br />
Menschenschlag: Rauer Ton,<br />
aber verlässlich. Das ist eine handfeste<br />
Geschichte. Das gefällt mir.<br />
Franz Oberlies in seiner Manufaktur: Nur frische Fische kommen ins Glas<br />
mein Großvater entwickelt, die Grundrezepte<br />
sind seit 80 Jahren die gleichen.“<br />
Was nicht gebraten wird, wird kalt mariniert.<br />
Dazu reift der rohe Hering für<br />
vier Wochen im so genannten Garbad.<br />
Das sind große Fässer mit Weinessig,<br />
Gewürzen und Salz und die genaue<br />
Mischung ist natürlich wieder ein Geheimnis.<br />
„Das ist das erste, was sie an<br />
das Heringsfleisch packen. Da nimmt<br />
Und was sind die größten Schwierigkeiten?<br />
Bei uns ist es problematisch, mit guter<br />
Rohware versorgt zu werden. Wir sind<br />
klein, einer der ganz wenigen, in Nordrhein-Westfalen,<br />
im Binnenland, die das<br />
überhaupt noch machen. Und bei uns<br />
muss die Qualität stimmen. Davon<br />
leben wir. Die Industrie lebt von der<br />
Masse. Da muss auch mit der Hand<br />
gerollt werden. Aber die machen das<br />
in Polen oder Litauen, weil es so lohnintensiv<br />
ist. Da wird teilweise hier nur<br />
noch ausgepackt und in Gläser gestopft.<br />
Aber wir können nicht billig<br />
produzieren. Eine gute Qualität bei<br />
es den Geschmack an. Da müssen Sie<br />
gute Zutaten haben.“ Danach kommt<br />
der Hering in die kleine Produktionshalle.<br />
Drei Frauen sitzen an einem<br />
Tisch, sortieren und putzen die Fische<br />
noch mal – und verfeinern sie: Oberlies<br />
bietet Dutzende Varianten an: Heringe<br />
als Filets oder Happen mit<br />
Curry-Soße oder klassisch mit Roter<br />
Beete, auf jeden fall aber ohne Konservierungs-<br />
und Aromastoffe. Die Rezepte<br />
denkt er sich selber aus, dann<br />
müssen Kunden und Freunde vorkos-<br />
Bratheringe sind Oberlies’ Spezialität<br />
ten. „Da kommen dann Anregungen,<br />
und das entwickelt sich über einen<br />
bestimmten Zeitraum. Wir haben ja<br />
keine Marktforschungsabteilung,“lacht<br />
Oberlies.<br />
Salzheringe<br />
sind ein Hochgenuss<br />
Der Brathering ist inzwischen natürlich<br />
längst aufgegessen. Franz Oberlies<br />
empfiehlt mir noch etwas anderes: „So<br />
ein knackiger, gut gesalzener Vollfetthering<br />
als Salzhering, da läuft mir das<br />
Wasser im Mund zusammen, aber das<br />
macht heute keiner mehr.“ Seine<br />
Augen leuchten. Da schmeckt die Erinnerung<br />
mit an die Reisen mit seinem<br />
Vater, wenn die Salzherings-Saison begann,<br />
kurz vor dem Ablaichen, wenn<br />
die Heringe besonders fett sind. Von<br />
Hamburg sind sie die Küste entlang<br />
nach Süden, und in jedem Hafen durften<br />
sie probieren. „Ein Hochgenuss.<br />
Das war damals ein Arme-Leute-<br />
Essen: gewässert, gehäutet, in Essig-<br />
Öl-Marinade.“ Ein paar Salzheringe<br />
verkauft Oberlies immer noch. „Aber<br />
die Leute gehen heute viel stärker auf<br />
die weichgespülte Herings-Esserei.<br />
Wenn Sie heute einen Sahne-Hering<br />
kaufen, der darf ja gar nicht mehr nach<br />
Hering schmecken.“<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
Lebensmitteln, egal was, kriegen sie<br />
nicht für wenig Geld.<br />
Rechnet sich das dann noch oder ist<br />
es Liebhaberei?<br />
Natürlich mache ich das, um damit<br />
meinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />
Wenn sich das nicht rechnen würde,<br />
müsste ich den Laden auflösen. Aber<br />
es ist auch etwas, was ich gerne esse<br />
und worauf ich einen gewissen Stolz<br />
habe. Ich esse für mein Leben gerne,<br />
Essen ist eine der großen Lebensqualitäten<br />
und das ist schon toll,<br />
wenn man das mag, was man macht<br />
und wenn man weiß, dass es von den<br />
Leuten sehr geschätzt wird.<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die faire Milch von BUBI<br />
Die BUBI faire Milch wird von der<br />
Sahnemolkerei Wiesehoff in Schöppingen<br />
abgefüllt und kostet im <strong>REWE</strong>-<br />
Markt rund 10 Cent mehr. Sie stammt<br />
von 160 Landwirten aus den Kreisen<br />
Coesfeld, Steinfurt, Borken und Warendorf<br />
im Münsterland. Das zusätzliche<br />
Geld wird monatlich anteilig verteilt:<br />
Wenn die Molkerei zwölf Prozent ihrer<br />
Milch als faire Milch verkauft hat, bekommt<br />
jeder Milchbauer für zwölf Prozent<br />
seiner gelieferten Milch den<br />
Aufschlag von zehn Cent pro Liter. Die<br />
Auszahlung wird durch die Landesvereinigung<br />
der Milchwirtschaft NRW<br />
überwacht. Mit der fairen Milch unterstützen<br />
die Kunden der <strong>REWE</strong>-DORT-<br />
MUND also regionale Milchbauern im<br />
Münsterland.<br />
Lasagne Happen<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Zutaten<br />
2 Dosen Heringsfilet von Oberlies<br />
3 große Kartoffeln<br />
2-3 EL Rapsöl<br />
1/2 kleinen Kopf Endivien-Salat<br />
1 Bund Petersilie, gezupft<br />
125 ml Naturjoghurt<br />
3 EL Sahne<br />
Salz, Pfeffer<br />
Salat waschen, trocknen und in mundgerechte<br />
Stücke zupfen. Kartoffeln<br />
schälen und mit einem Gemüsehobel<br />
in möglichst dünne Scheiben schneiden.<br />
Scheiben waschen, trocknen, in<br />
einer großen Pfanne in Öl von beiden<br />
Seiten kross braten, salzen. Joghurt<br />
mit Sahne, Salz, Pfeffer und Petersilie<br />
glattrühren. Kartoffelscheiben, Heringshappen<br />
und Joghurtcreme in<br />
Schichten abwechselnd anrichten,<br />
mit Salat garnieren.
März 2010 NRW HZ 1 MÜNSTERLAND Heimat Zeitung<br />
9<br />
Langsam steigt Kuh Nummer<br />
78 in die schmale Box der automatischen<br />
Melkanlage und<br />
frisst ein wenig Getreide. Unter ihrem<br />
Euter blinkt ein Laser auf, ein Roboterarm<br />
sucht die Zitzen. Vorsichtig<br />
stülpt er die Melkbecher auf den Euter<br />
und beginnt zu saugen. Die erste<br />
Milch schüttet er weg. Da könnten<br />
Keime drin sein. Dann beginnt der eigentliche<br />
Melkvorgang. Gleichzeitig<br />
misst der Computer die wichtigsten<br />
Daten der Kuh. Von Nummer 78 erwartet<br />
er 11,1 Liter. Früher mussten<br />
die Kühe jeden Morgen und jeden<br />
Abend jeweils drei Stunden lang gemolken<br />
werden. Heute kommen sie<br />
von alleine, wenn es ihnen passt.<br />
„Die Kühe merken, wenn ihr Euter<br />
voll ist, und außerdem lockt sie das<br />
Futter an,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />
Auf dem Hof, den er mit seiner Frau<br />
Annette betreibt, können sich die<br />
Kühe frei bewegen. Jede hat ihre eigene<br />
Schlafbox und ihren eigenen<br />
Fressplatz, und jetzt, wenn es wieder<br />
Frühling wird, gehen sie auch alleine<br />
hinaus auf die Weide. Das ist nicht<br />
Freiheit für die Kuh<br />
BUBIs Faire Milch ermöglicht den Milchbauern<br />
Kortbuß das Überleben<br />
Ludger, Annette und Martin Kortbuß vor dem alten Wegekreuz der Familie<br />
überall so. Auf manchen Höfen teilen<br />
sich zwei und mehr Kühe einen Platz.<br />
Das spart natürlich Geld, „aber es ist<br />
eine Milchmädchenrechnung,“ sagt<br />
Ludger Kortbuß. Auch hier bei ihm in<br />
Ahaus-Graes standen die Kühe früher<br />
enger. „Aber jetzt fühlen sie sich wohler<br />
und sie geben auch mehr Milch.“<br />
Freie Kühe geben mehr Milch<br />
Ludger und Annette Kortbuß kennen<br />
jede einzelne Kuh auf ihrem Hof. „Die<br />
haben hier Familienanschluss,“ erzählen<br />
sie lächelnd. Und Dank des Roboters<br />
haben sie jetzt mehr Zeit, um den<br />
Stall sauber zu halten, die Klauen zu<br />
pflegen oder die Kälber zu betreuen.<br />
„Wir sind immer für die Kühe da. Ob<br />
da nachts um vier eine Kuh kalbt, da<br />
sind wir da. Da leben wir ja auch für.“<br />
Bis vor kurzem hatte auch jede Kuh<br />
einen Namen. Wie Kühe eben so hei-<br />
ßen: Rosa, Rita, Regina. Doch jetzt<br />
haben sie mehr als hundert, und es<br />
wurde zu schwierig alle zu behalten.<br />
Aber immer noch sehen sie sofort,<br />
wenn etwas nicht stimmt. „Ich weiß<br />
ganz genau, wenn die da liegt, wieso<br />
liegt die da? Da ist irgendwas nicht in<br />
Ordnung,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />
„Dann muss ich erstmal gucken: Was<br />
ist mit der Kuh, und wenn etwas<br />
Schlimmeres ist, dann muss der Tierarzt<br />
kommen, und da muss man ein<br />
Auge für haben.“<br />
Annette und Ludger Kortbuß im Gespräch<br />
Was fasziniert sie besonders an<br />
Kühen?<br />
Annette Kortbuß: Das sitzt einfach<br />
im Blut drin. Ich bin aufgewachsen<br />
mit Milchvieh. Unser Leben war immer<br />
die Landwirtschaft. Mein Vater ist fast<br />
96 geworden und war bis zum letzten<br />
Moment noch im Stall. Er kannte<br />
auch keinen Urlaub und nichts. Und für<br />
uns ist das auch noch ein Fremdwort.<br />
Und wie kommen Sie zurzeit zurecht?<br />
Annette Kortbuß: Das kann man nur<br />
schaffen, wenn alle an einem Strang<br />
ziehen. Unser Ältester hat jetzt die<br />
Prüfung bestanden zum Diplom<br />
Agrar-Betriebswirt. Der hilft jetzt auch<br />
mit, aber dann muss der Hof irgendwann<br />
auch noch eine Familie ernähren.<br />
Im Moment muss er nebenbei<br />
noch arbeiten. Die Milchpreise sind<br />
einfach zu niedrig.<br />
Ludger Kortbuß: Selbst wenn ich für<br />
unsere Arbeit nur 10 Euro pro Stunde<br />
Änne weckte nachts öhren Mann. »Bärnd, staoh up, ik glaiw, et geiht los met mi.«<br />
»Ach wat«, sägg Bärnd,»schlaop män wieder, ik häfft genau in´n Kalender staohn,<br />
erst de Katt, dann de Koh un dann du.«<br />
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Die Kühe kommen alleine zum Melken<br />
Sie sind beide mit Kühen aufgewachsen.<br />
„Bei uns sitzt das so im Blut drin,“<br />
sagt Annette Korbuß. Dies hier ist der<br />
Hof ihrer Eltern und Großeltern. Ihre<br />
drei Schwestern haben auf andere<br />
Höfe eingeheiratet, wie man hier sagt.<br />
Sie wollte gerne bleiben, aber das war<br />
gar nicht so einfach. „Für den Hof gab<br />
es viele Bewerber,“ sagt sie lachend,<br />
„aber er musste ja auch mir gefallen.“<br />
Und der Richtige kam dann auch:<br />
„Wir sind seit 25 Jahren verheiratet.<br />
Dann war die Entscheidung wohl richtig.“<br />
Annette Kortbuß lächelt.<br />
Faire Milch ist die Rettung<br />
Das Leben eines Milchbauern ist nicht<br />
einfach im Moment. Die Preise sind<br />
im Keller. Die Familie Kortbuß hat in<br />
den ersten acht Monaten des vergangenen<br />
Jahres fast 80.000 Euro Minus<br />
gemacht. „Wir haben bei jedem Liter<br />
draufgezahlt,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />
Viele seiner Nachbarn mussten<br />
schon aufgeben. Er und seine Frau<br />
haben das nur überstanden, weil sie<br />
nebenbei auch noch Bullen aufziehen<br />
und Schweine mästen. Dann kam der<br />
Vorschlag mit der fairen Milch. „Das<br />
war ein Einfall von der <strong>REWE</strong> DORT-<br />
MUND, und die Molkerei hat dann bei<br />
uns nachgefragt, ob wir Interesse<br />
haben.“ Sie hatten. Die Idee ist einfach:<br />
Die faire Milch kostet im Laden<br />
rund zehn Cent mehr, und dieses Geld<br />
bekommen die Milchbauern zusätzlich<br />
zum normalen Milchpreis. Je mehr<br />
Menschen die faire Milch kaufen,<br />
umso mehr kommt bei den Bauern an.<br />
ansetze, machen wir noch Minus.<br />
Das muss anders geregelt werden.<br />
Unsere Proteste haben ja nicht geklappt.<br />
Jetzt hofft jeder, dass er<br />
überlebt. Das ist das, was an dieser<br />
Geschichte ganz gefährlich ist. Vor<br />
Jahren haben manche noch freiwillig<br />
aufgegeben, weil sie was anderes<br />
Die faire Milch kommt nur von Höfen,<br />
die ihr eigenes Futter herstellen, wo die<br />
Kühe also Gras und Getreide fressen<br />
und keine Industrieabfälle. Und sie<br />
wird nicht hocherhitzt, um sie länger<br />
haltbar zu machen, sondern nur traditionell<br />
pasteurisiert. „Alle haben mich<br />
angesprochen, wie gut die Milch<br />
schmeckt,“ erzählt Annette Kortbuß.<br />
Viele haben bei ihr angerufen, seit die<br />
Faire Milch im September in die Läden<br />
kam. „Die wollten wissen, ob wir wirklich<br />
mehr Geld bekommen. Die haben<br />
unsere Telefonnummer rausgesucht<br />
und nachgefragt.“ Annette Kortbuß ist<br />
sichtlich beeindruckt vom Interesse der<br />
Kunden.<br />
Massage für die Kuh<br />
Die Bürste funktioniert automatisch<br />
Kuh Nummer 78 ist inzwischen mit<br />
dem Melken fertig. Der Roboter fährt<br />
seinen Arm wieder aus und nimmt die<br />
Melkbecher ab. Fast zärtlich macht er<br />
das. Dann desinfiziert er die Becher<br />
und wartet auf die nächste Kuh. Nummer<br />
78 hat mehr gegeben als erwartet:<br />
fast zwölfeinhalb Liter. Sie trottet wieder<br />
hinaus in den Stall und wartet auf<br />
einen Platz unter der automatischen<br />
Bürste. Sobald sich eine Kuh darunter<br />
stellt, beginnt sie zu rotieren, und sie<br />
läuft eigentlich immer. Nummer 78<br />
lässt sich den Rücken massieren und<br />
sie schaut dabei fast ein wenig verträumt.<br />
Vielleicht sollte sie doch wieder<br />
einen Namen haben.<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
machen wollten, auch mal in Urlaub<br />
fahren und so. Aber jetzt<br />
kommen viele, die weitermachen<br />
möchten, aber nicht können. Aber<br />
ich bin einfach zu sehr Landwirt,<br />
ich möchte nicht aufgeben. Das ist<br />
dann ein bisschen die Kämpfernatur.
10 Heimat Zeitung MÜNSTERLAND<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Wenn Anton Wessels von<br />
seiner neuen Sortiermaschine<br />
erzählt, dann<br />
leuchten seine Augen. Bis zu 120.000<br />
Eier pro Stunde schafft die neue FT<br />
330 und sortiert automatisch alle<br />
Knick- und Schmutzeier aus. „Ich bin<br />
jetzt stolz,“ sagt er. „Wir haben die<br />
Maschine gekriegt, die alles vollautomatisch<br />
kann. Das ist doch das Herzstück<br />
unserer Firma. Dass ich das<br />
geschafft hab, da freu ich mich richtig<br />
drauf.“ Anton Wessels hat immer Eier<br />
verkauft. Schon sein Vater hat das getan<br />
und sein Großvater und auch schon<br />
dessen Großvater im 18. Jahrhundert.<br />
Die vollautomatische Sortiermaschine<br />
Vor einem Jahr ist seine Firma umgezogen,<br />
einen Ort weiter von Metelen<br />
nach Schöppingen im nördlichen<br />
Münsterland. „Da haben wir lange mit<br />
uns gekämpft,“ erzählt Wessels. „Ich<br />
habe immer nur in meinem Elternhaus<br />
mit dem Betrieb gelebt und musste<br />
jetzt aus dem Haus weg und meinem<br />
Ort weg. Andere lächeln vielleicht,<br />
aber wir sind sehr Familien bezogen.<br />
Das fiel mir sehr schwer.“ Im Stall<br />
neben Wessels Elternhaus steht noch<br />
eine seiner alten Maschinen. Das Haus<br />
hat sein Vater 1974 neu gebaut. Früher<br />
stand dort ein altes Bauernhaus aus<br />
dem 17. Jahrhundert, mit Decken aus<br />
Eichenbrettern. „Aber das ging nicht<br />
mehr,“ sagt Wessels. Früher hatte die<br />
Familie außer Eiern auch noch<br />
Schweine und Kühe im Stall. Nach<br />
und nach haben sie die Tiere aufgegeben<br />
und alles umgebaut: Der Schweinestall<br />
wurde zum Lager, in den<br />
Kuhstall kam die Sortiermaschine.<br />
Doch irgendwann wurde es dort zu eng.<br />
Die Sortiermaschine stand<br />
im Kuhstall<br />
Die neue Halle in Schöppingen ist hell<br />
und geräumig. An einer Seite stehen<br />
Paletten mit Eiern, ordentlich sortiert<br />
nach Bioeiern und Boden-, Freilandund<br />
Käfighaltung. Acht Paletten insgesamt,<br />
160.000 Eier noch, dann<br />
kommt die nächste Lieferung. 264.093<br />
Eier sind heute schon durch. Das zeigt<br />
der große Zähler an der Wand. Als Ansporn?<br />
„Nein,“ sagt Wessels, und man<br />
glaubt es ihm: „Die sollen lieber auf<br />
Qualität achten.“ Rund eine Million<br />
Eier werden hier jeden Tag verpackt.<br />
„Das ist nicht viel,“ meint Wessels. Im<br />
Schnitt ist jeder Bundesbürger fast<br />
jeden Tag ein Ei. Gut 75 Millionen pro<br />
Tag. „Wir sind ein kleiner Betrieb.“<br />
Angefangen haben die Wessels richtig<br />
klein. „Mein Großvater ist mit der<br />
Kiepe rum gegangen und hat von den<br />
Nachbarn die Eier gesammelt. Und<br />
wir haben die bei uns im Laden verkauft.“<br />
Der Vater hatte dann irgendwann<br />
schon eine Kutsche und lieferte<br />
seine Eier bis ins Ruhrgebiet. Die Eier<br />
wurden mit dem Zug transportiert, und<br />
er holte sie in Recklinghausen oder<br />
Bochum am Bahnhof wieder ab und<br />
brachte sie zu den Marktständen, Hausierern<br />
und kleinen Läden. Erst nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg wurde die<br />
Sache größer: Wessels Vater konnte<br />
sich einen Opel Blitz leisten, und mit<br />
dem kleinen Lkw klapperte er seine<br />
alten Abnehmer wieder ab und versuchte<br />
neue Kunden zu finden. „Ein Ei<br />
Anton Wessels im Gespräch<br />
Was bedeutet Ihnen das Ei?<br />
Das Ei ist unser Produkt. Das sitzt<br />
auch in unserer Familie drin. Meine<br />
drei Kinder stehen auch schon mit an<br />
der Sortiermaschine und meine Frau.<br />
Wenn wir samstags noch mal zwei<br />
Stunden sortieren müssen, dann ist da<br />
nur die Familie an der Maschine. Die<br />
wird dann eben ein bisschen langsamer<br />
gestellt. Die Kinder wollen alle<br />
auch in den Betrieb. Ich hoffe es jedenfalls,<br />
die sind ja noch jung.<br />
Wie hat es denn für Sie angefangen?<br />
Wir waren fünf Kinder zuhause, und da<br />
hieß es aus Tradition: Der Älteste<br />
übernimmt den Betrieb. Ich bin gar<br />
nicht so gefragt worden, aber ich hab<br />
es auch immer gerne gewollt. Meinen<br />
Kindern hab ich gesagt: Bitte macht<br />
eine Lehre, versucht irgendwas ganz<br />
anderes. Aber der Älteste wollte unbedingt<br />
in den Eierbereich.<br />
Das heißt, er ist jetzt bei der Konkurrenz?<br />
Ja, bei Kollegen (lacht). Er wird wohl<br />
auf jeden Fall einsteigen.<br />
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Anton Wessels achtet auf Qualität<br />
Das heißt: Sie sind trotz der Größe<br />
noch ein richtiger Familienbetrieb.<br />
Ja. Bei uns heißt das auch nicht Chef,<br />
sondern Anton. Hey, Anton, kannst du<br />
heute Abend den Lkw verladen? Das<br />
ist in so einem Familienbetrieb ein<br />
ganz anderes Verhältnis. Das ist schon<br />
schön. Die Kollegen wissen genau:<br />
Wenn es Probleme gibt, dann hab ich<br />
meine Arbeitsklamotten hier und helfe<br />
da mit. Das geht gar nicht anders. Ich<br />
bin morgens um 6 Uhr hier alleine im<br />
Betrieb und mache erstmal einen Probelauf<br />
und stelle die Maschine ein.<br />
Wenn die Leute kommen, können die<br />
gleich anfangen. Ich freu mich da auch<br />
drauf. Und wenn es sein muss, fahr ich<br />
auch am Sonntag noch eben schnell<br />
die Eier aus.<br />
war damals Gold wert,“ erzählt Wessels,<br />
„das wurde für 27, 28 Pfennig gehandelt.<br />
Meine Nachbarsfrau hat<br />
immer gewartet, dass ihr Huhn wieder<br />
ein oder zwei Eier legte, und dann ist<br />
sie rüber gekommen und hat für die<br />
Kinder wieder Mehl oder sonst was<br />
gekauft. Die haben die Hühner gestreichelt<br />
bis zum Gehtnichtmehr.“<br />
Nach dem Krieg waren<br />
Eier Gold wert<br />
Mitte der 70er Jahre steigt Anton Wessels<br />
in den Betrieb ein. Damals hatten<br />
sie immer noch den Opel Blitz – aber<br />
schon die erste automatische Sortiermaschine.<br />
„Die konnte die Eier selb-<br />
Ein Leben für das Ei<br />
Schon Anton Wessels Ururgroßvater<br />
hat mit Eiern gehandelt<br />
Anton Wessels mit seiner Mutter:<br />
„Wir sind sehr Familien bezogen“<br />
ständig in die Kästchen einpacken. Da<br />
hatte man dann auch schon eine Handelskette<br />
wie <strong>REWE</strong> als Abnehmer<br />
dabei.“ Von nun an wächst der Betrieb,<br />
das heißt vor allem: Die Sortiermaschinen<br />
werden nach und nach immer<br />
größer.<br />
In der neuen Halle werden für die<br />
<strong>REWE</strong> DORTMUND gerade Münsterländer<br />
Eier aus Bodenhaltung verpackt.<br />
Die großen Paletten fahren<br />
komplett in die Maschine, und die ein-<br />
De Öhm häw´en nie Gebitt krieegen,<br />
he wädd dao gar nich met ferrig.<br />
Meddags, bie´t Iärten gaw´t Suermoß.<br />
Dat wickelde sik all üm dat Gebitt.<br />
He kann den Mund gar nich mähr ümdreihen.<br />
Dao is he dat leed, nimmp dat Gebitt met<br />
samt Suermoß ut Muul, schmitt dat in de<br />
Küörk in´n Eck un sägg:<br />
»So, nu friätt alleen wieder!«<br />
zelnen Kisten werden automatisch vor<br />
die Saugnäpfe gefahren. Von dort kommen<br />
sie auf ein spezielles Förderband,<br />
das aus einzelnen Gliedern besteht.<br />
Entdecken die Spezialkameras schmutzige<br />
Eier oder Risse in der Schale, werden<br />
sie markiert. Dann öffnen sich die<br />
Glieder ein wenig und kaputte Eier fallen<br />
in den Müll, schmutzige gehen in die<br />
Industrie. Die guten fahren zur Verpackungsanlage.<br />
Die Hallenecke mit den<br />
frischen Eiern ist schon fast leer.<br />
Nur die Guten kommen in<br />
den Karton<br />
Anton Wessels fühlt sich immer noch<br />
etwas fremd hier. „Mein Herz hängt in<br />
Metelen,“ gibt er zu. Am meisten vermisst<br />
er, dass er nicht mal eben rüber<br />
gehen kann, nachts, wenn ihm die besten<br />
Ideen kommen, und gucken, ob es<br />
wirklich besser wäre, wenn man dies<br />
oder jenes verändert. Und auch seine<br />
Mutter ist traurig, dass es so still geworden<br />
ist im Haus. Sie hat für ihr<br />
Leben gern an dem alten Holzofen gekocht,<br />
der im Durchgang zur Sortiermaschine<br />
stand. „Da kamen dann<br />
Tradition und Moderne in Schöppingen<br />
immer alle vorbei und sagten: ‚Oma,<br />
geh mal fünf Minuten weg. Ich klau dir<br />
mal ne Frikadelle.’“ Es riecht heute<br />
noch nach gutem Essen. Für einen Moment<br />
sieht Anton Wessels sehr traurig<br />
aus, dann sagt er: „Aber wenn man mit<br />
der Zeit mitgehen will, muss man investieren.<br />
Für die Kinder.“<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die Columbus Frischei GmbH kümmert<br />
sich in der fünften Generation um<br />
Hühnerhaltung und die Vermarktung<br />
von Eiern. Schon der Ururgroßvater<br />
des jetzigen Besitzers Anton Wessels<br />
hat Eier gesammelt und verkauft. Heute<br />
werden in den modernen Hallen in<br />
Schöppingen neben Eiern aus der<br />
Boden-, Freiland- und Käfighaltung<br />
auch Bio-Eier und bunte Eier sortiert,<br />
und zwar ausschließlich in Verpackungen<br />
aus 100 % Altpapier. Eine<br />
Million Eier schafft die moderne Sortierungsanlage<br />
am Tag. Eine eigene Hühnerfarm<br />
liefert bis zu 25.000 Eier pro<br />
Tag zu - unter der Kontrolle des Vereins<br />
für kontrollierte alternative Tierhaltung.
März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />
11<br />
Die Hofkäserei Wellie ist so,<br />
wie eine Hofkäserei sein<br />
muss: Ein altes Fachwerkhaus,<br />
daneben ein alter Stall für die<br />
jungen Kühe, der Geruch nach Vieh,<br />
Wald und Wiese – und zur Begrüßung<br />
gibt’s ein Lächeln von der Besitzerin.<br />
Annette Wellie hat ihre erste Butter<br />
noch in der Küchenmaschine gemacht.<br />
Die einzige spezielle Maschine,<br />
die sie hatte, war eine kleine<br />
Zentrifuge. Damals, 1983, wurde die<br />
Milchquote eingeführt, und statt die<br />
überschüssige Milch wegzuschütten,<br />
die ihre Kühe gaben, begann Annette<br />
Wellie lieber für die eigene Familie<br />
Joghurt, Quark und Butter herzustellen<br />
nach alten, traditionellen Rezepten.<br />
170 Kühe geben dem Käse die Milch<br />
Und weil das so gut schmeckte und ihr<br />
das so viel Spaß machte und der<br />
Milchpreis irgendwann wieder mal im<br />
Keller war, baute sie eines Tages mit<br />
ihrem Mann eine kleine Käserei. Und<br />
weil die nur mit Joghurt, Quark und<br />
Butter nicht auszulasten war, begann<br />
sie auch noch Käse zu machen.<br />
Die Familie muss immer<br />
probieren<br />
„Zuerst hab ich gesagt: Ich mach alles,<br />
aber Käse mach ich nicht,“ erzählt Annette<br />
Wellie. „Das ist zu viel Arbeit.<br />
Die ganzen Wartezeiten, und man<br />
Der Hofladen lädt zum Probieren ein<br />
Die Hofkäserei ist ein Familienbetrieb<br />
muss sehr exakt arbeiten.“ Der Widerwille<br />
hat sich schnell gelegt. Mittlerweile<br />
bietet Annette Wellie in kleinen<br />
Spezialgeschäften dreißig verschiedene<br />
Sorten an: Camembert und<br />
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Schnittkäse mit Kräutern oder Pfefferrinde.<br />
„Ich probiere gerne aus, und die<br />
Familie muss dann immer mitessen,<br />
ob man das machen kann oder nicht.<br />
Aber eigentlich habe ich gelernt, dass<br />
man alles machen kann.“ Zu Weihnachten<br />
hat sie sogar einen Käse mit<br />
Feigen und Zimtstern erfunden. „Da<br />
fragen die Leute heute noch nach,“<br />
sagt sie lachend, „aber den gibt es<br />
wirklich nur zur Weihnachtszeit.“<br />
Exklusiv für die <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
macht Annette Wellie den Ruhrtaler,<br />
einen feinen, mild würzigen Rohmilchweichkäse.<br />
Auch der Ruhrtaler<br />
beruht auf einem alten Rezept, das sie<br />
speziell für die <strong>REWE</strong> verfeinert hat:<br />
Annette Wellie und ihr Ruhrtaler<br />
„Mit Käse kann<br />
man alles machen“<br />
Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg macht<br />
moderne Spezialitäten mit alten Rezepten<br />
Er wird aus der frischen Morgenrohmilch<br />
hergestellt und bekommt dadurch<br />
sein Aroma. Der Ruhrtaler reift<br />
von außen nach innen; darum ist bei<br />
jungen Ruhrtalern der Kern noch fest<br />
und schmeckt fein säuerlich. Man<br />
kann ihn auch zu Hause im Kühlschrank<br />
ausreifen lassen, dann wird er<br />
auch innen cremig.<br />
Weihnachtskäse mit<br />
Feigen und Zimt<br />
In der Käserei steht noch die kleine<br />
Zentrifuge, mit der Annette Wellie an-<br />
gefangen hat. Mit ihrer Hilfe macht sie<br />
immer noch Sahne und Magerquark.<br />
Gleich gegenüber leuchtet die Pasteurisierungsanlage<br />
mit vielen verschlungenen,<br />
silbernen Rohren. „Die erinnert<br />
mich immer an Daniel Düsentrieb,“<br />
lacht Annette Wellie. Hier wird die<br />
Milch gerade so weit erhitzt, dass die<br />
Eiweiße nicht leiden, aber die Bakterien<br />
abgetötet werden, und dann wieder<br />
auf die Temperatur abgekühlt, die<br />
man für den jeweiligen Käse braucht.<br />
Beim Ruhrtaler sind das 45 Grad.<br />
„Das ist die optimale Temperatur für<br />
die erste Kultur.“ Joghurt- und Dickmilchkulturen<br />
werden zugesetzt. Sie<br />
machen den Käse aus, und Annette<br />
Wellies hat sie so kombiniert, dass der<br />
Annette Wellie im Gespräch<br />
Wie kommt man dazu Käse zu machen?<br />
Das hat sich so entwickelt. Das hat<br />
niemand geplant. Mein Mann und ich<br />
haben 1979 den Hof seiner Eltern<br />
übernommen. Wir haben mit 13 Milchkühen<br />
angefangen, noch ein paar<br />
Sauen, ein paar Bullen, ein paar Hühner,<br />
wie man das früher hatte, von<br />
allem etwas. Und wir haben uns dann<br />
überlegt, dass wir eigentlich gerne<br />
Kühe melken wollten, und dann ist das<br />
nach und nach gewachsen. Und dann<br />
kam ja 1983 die Milchquotenregelung,<br />
und da habe ich angefangen einen Teil<br />
der Milch zu Magermilch und Sahne<br />
zu verarbeiten und daraus Butter,<br />
Ruhrtaler zwar cremig wird, aber nicht<br />
wegläuft. „Das Auge isst ja mit,“ sagt sie.<br />
Die Milch wird zuerst in eine große<br />
Wanne geleitet. 1.500 Liter passen da<br />
rein. Bei 38 Grad kommt die zweite<br />
Kultur hinzu, dann muss die Temperatur<br />
gehalten werden. Immer wieder<br />
wird nachgemessen, während der<br />
Käse in der Wanne vorreift. Dann<br />
kommt Lab dazu, ein Ferment, das aus<br />
Kälbermägen gewonnen wird und den<br />
Rohkäse fest macht. Nach einer Dreiviertelstunde<br />
ist er wie Wackelpudding<br />
und wird mit der so genannten<br />
Harfe in Würfel geschnitten. Dadurch<br />
wird die Oberfläche vergrößert, und<br />
die Molke, also das Wasser in der<br />
Milch, kann an vielen Stellen austreten.<br />
Sonst würde der Käse hinterher<br />
wässrig. Dazu werden die Würfel<br />
immer wieder vorsichtig umgerührt,<br />
nicht zu schnell, sonst bekommt man<br />
Buttermilch. Wieder dauert es eine<br />
Dreiviertelstunde, dann bleiben Dickmilchwürfel<br />
übrig: der so genannte<br />
Käsebruch. Die Luft ist feucht. Annette<br />
Wellie unterbricht kurz den<br />
Rundgang und hilft mit, denn der rohe<br />
Ruhrtaler muss jetzt schnell in kleine<br />
Formen gefüllt werden, sonst wird er<br />
zu fest.<br />
Käse braucht Salz und Zeit<br />
Danach geht alles ein bisschen langsamer:<br />
In der Nacht werden die Formen<br />
mehrmals umgedreht, und am nächsten<br />
Morgen kommt der Käse ins Salzbad.<br />
„Käse ohne Salz schmeckt nicht,“<br />
erklärt Annette Wellie. Und vorher<br />
darf das Salz nicht rein, denn manche<br />
Bakterien mögen das nicht. „Das ist<br />
überliefertes Wissen, da gibt es Rezepturen,“<br />
sagt Annette Wellie. „Aber es<br />
ist wichtig, dass man das Rezept findet,<br />
mit dem man zurecht kommt und<br />
das auch zu den eigenen klimatischen<br />
Verhältnissen passt, denn es lohnt sich<br />
nicht, so kleine Räume zu klimatisieren.“<br />
Sie hat es offenbar gefunden.<br />
Denn jetzt reifen die Ruhrtaler noch<br />
vier Wochen – und dann schmecken<br />
sie richtig gut. mw/nrw hz 03-10<br />
Quark und Joghurt zu machen, zuerst<br />
aber nur für die Familie.<br />
Und wann wurde es so professionell<br />
wie es heute ist?<br />
Ich habe irgendwann angefangen<br />
diese Produkte auf einem Markt zu<br />
verkaufen, und das lief so gut, dass wir<br />
dann 1997 die erste Käserei gebaut<br />
haben. Vorher hatten wir nur einen<br />
ganz kleinen Raum, der war 6 qm<br />
groß, da haben wir auch schon Käse<br />
gemacht, Camembert. Als wir die Käserei<br />
hatten, wurde es ein bisschen<br />
professioneller. Zuerst haben hier in<br />
der Gegend kleine Läden unseren<br />
Käse verkauft, und mittlerweile gehen<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg<br />
im Sauerland ist in den 80er und 90er<br />
Jahren erwachsen aus der Nachfrage<br />
von Freunden und Nachbarn nach gesunden,<br />
Natur belassenen Produkten.<br />
1997 bauten Annette und Norbert Wellie<br />
auf ihrem Milchviehhof die Käserei.<br />
Hier stellen sie etwa 30 verschiedene<br />
Sorten her, nach bewährten Rezepten alt<br />
überlieferter Handwerkstradition - ohne<br />
Zugabe von Bindemitteln, Geschmacksverstärkern,<br />
Farbstoffen und Nitratsalzen.<br />
Inzwischen arbeiten hier 15 Aushilfskräfte,<br />
zwei Auszubildende und fünf Familienmitglieder.<br />
Auf dem Hof leben<br />
170 Kühe. Für sie bauen die Wellies<br />
auf 180 Hektar Land ihr eigenes Futter<br />
an: Gerste, Weizen, Mais und Gras. Ein<br />
Teil des Grünlands wird von den Kühen<br />
beweidet. Seit kurzem ist der erste Biokäse<br />
im Sortiment: Ein Ziegengouda mit<br />
Ziegenmilch aus der Region.<br />
Birnentörtchen<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Zutaten<br />
4 Platten Blätterteig TK, 4 EL<br />
brauner Zucker, 2 feste Abate Birnen,<br />
Minzeblätter, 1/8 l Eierlikör, 3 EL<br />
Zucker, 1 Eigelb<br />
Blätterteig auftauen und auf einer<br />
bemehlten Arbeitsfläche auf die<br />
doppelte Größe ausrollen. 8 Kreise<br />
von ca. 10 cm Größe ausstechen. 4<br />
Kreise mit 2 EL braunem Zucker bestreuen<br />
und die anderen 4 Scheiben<br />
darüber legen, etwas andrücken und<br />
auf ein mit Backpapier belegtes<br />
Backblech legen. Birnen in dünne<br />
Scheiben schneiden und fächerartig<br />
auf dem Teig verteilen. Mit restlichem<br />
braunen Zucker bestreuen und<br />
im vorgeheizten Backofen bei 225<br />
°C/ 200 °C Umluft/Gas Stufe 5<br />
ca. 20 Minuten backen. Eierlikör,<br />
Zucker und Eigelb in einer Schüssel<br />
verquirlen und im Wasserbad mit<br />
dem Schneebesen aufschlagen. Etwas<br />
abkühlen lassen und auf die noch<br />
warmen Törtchen geben. Mit Minzeblättern<br />
garnieren.<br />
wir damit sogar auf Messen.<br />
Aber es ist immer noch alles Handarbeit,<br />
oder?<br />
Ja, wir haben natürlich ein paar Maschinen,<br />
aber wir drehen die Käse<br />
immer noch selber um. Alle zwei bis<br />
drei Tage müssen wir das machen,<br />
sonst würden die sofort schimmeln. Wir<br />
probieren immer noch ständig neue<br />
Sorten aus. Das können Sie auch nur<br />
machen, wenn Sie kleine Mengen produzieren.<br />
Und selbst meine Mutter hilft<br />
mit ihren 87 Jahren noch mit und flicht<br />
kleine Kränzchen für unseren Glückskäsekäfer.
12 Heimat Zeitung OSTWESTFALEN<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Vor 15 Jahren hatte Michael<br />
Pauls genug von den Großunternehmen.<br />
„Ich wollte meine<br />
eigene Philosophie umsetzen in punkto<br />
Nachhaltigkeit und Qualität,“ erzählt er.<br />
„Und wenn die Konzerne das nicht<br />
hinkriegen, dann muss man es eben<br />
selber machen.“ Michael Pauls kündigte<br />
und gründete sein eigenes Unternehmen:<br />
„Prima Menü“ heißt es heute<br />
Auch der Chef muss Haarnetz tragen<br />
und produziert hochwertige Tiefkühlgerichte.<br />
Und wenn es auch keine<br />
lange Tradition hat, so könnte es doch<br />
eine begründen, so konsequent hat Michael<br />
Pauls umgesetzt, was er sich damals<br />
vorgenommen hatte:<br />
„Traditionelle Rezepturen in einer modernen<br />
Umsetzung.“ Modern sind zum<br />
Beispiel die Verpackungen der Prima-<br />
Menüs: Sie sind zu 90 Prozent aus<br />
Zellulose statt aus Alu oder Plastik,<br />
und die stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />
Modern ist auch, dass<br />
Pauls seit Anfang des Jahres nur noch<br />
mit grünem Strom produziert.<br />
Traditionelles Essen<br />
in moderner Verpackung<br />
Traditionell ist das Essen: Wirsing-<br />
Auflauf, Grünkohl-Topf oder Schnitzel<br />
Wiener Art. Traditionell sind die<br />
Alle Transportwege sind optimiert<br />
Rohstoffe. Die meisten stammen aus<br />
der Region. Wirsing und Grünkohl<br />
zum Beispiel kommen aus dem Münsterland.<br />
Traditionell ist auch der Umgang<br />
mit den Angestellten – und zwar<br />
im besten Sinne: Die meisten kennt<br />
Pauls schon seit Jahren. „Jeder einzelne<br />
Mitarbeiter ist bei uns qualifiziert<br />
worden, ist mit uns gewachsen.<br />
Als wir ein neues Werk gebaut haben,<br />
haben wir deswegen gesagt, jetzt<br />
gehen wir nicht in den Osten und kassieren<br />
50 Prozent Steuersubventionen,<br />
sondern bleiben hier in Ostwestfalen<br />
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Westfälischer Grünkohl<br />
im Dornröschenschlaf<br />
Michael Pauls folgt konsequent seinen Werten<br />
von Nachhaltigkeit und Qualität<br />
mit der Stammmannschaft, die wir<br />
aufgebaut haben.“ Mit ihr produziert<br />
er heute bis zu 100.000 Essen am Tag.<br />
Voll-Convenience hieß die Marktlücke,<br />
die er entdeckt hatte: Fertigmenüs<br />
mit Geling-Garantie. „Wir kochen das<br />
Essen genau auf den Punkt, legen es<br />
dann durch Schockgefrierung schlafen,<br />
und nach dem Dornröschenschlaf,<br />
genau dann, wenn der Verbraucher es<br />
will, bekommt er etwas, wo er sagt:<br />
‚So hat meine Mama früher gekocht.’“<br />
Dafür muss Pauls genau wissen, wie er<br />
den Wirsingauflauf vorbereiten muss,<br />
der hinterher aus der Mikrowelle oder<br />
dem Backofen kommt. Wie weit wird<br />
das Gemüse vorgegart, wie muss der<br />
Belag beschaffen sein? „Alle Komponenten<br />
müssen funktionieren, und<br />
zwar in der gleichen Zeit,“ sagt Pauls.<br />
Die Kunst ist die Kälte<br />
„Das Geheimnis der Frische ist unsere<br />
Methode der Schockfrostung,“ erklärt<br />
Pauls. „Bei uns ist das Produkt in we-<br />
Die Soße wird automatisch portioniert<br />
nigen Minuten gefroren. Fast kein Hersteller<br />
kann das so wie wir. Das ist ein<br />
patentiertes Verfahren, und wir benutzen<br />
Michael Pauls<br />
Gründer und Geschäftsführer Prima-Menü GmbH<br />
Warum haben Sie Ihre eigene Firma<br />
gegründet?<br />
Ich war damals 35, und mir wurde<br />
klar, dass man eigentlich nur Dinge<br />
bewegen kann, indem man sie vorlebt.<br />
Und ich fand, dass mir nur die Selbständigkeit<br />
die optimale Möglichkeit<br />
gab, das zu tun. Es hat nicht immer sofort<br />
funktioniert. Wir haben dabei eine<br />
Menge lernen müssen, aber das macht<br />
das Leben ja auch spannend.<br />
Was wollten Sie denn vorleben?<br />
Zwei Dinge vor allem: Nachhaltigkeit<br />
und Qualität. Wir bemühen uns Abfall<br />
zu vermeiden. Unsere Verpackungen<br />
sind genau durchdacht, wir kühlen mit<br />
natürlichen Kühlmitteln. Und wir kontrollieren<br />
alles ganz genau, ziehen von<br />
jedem Produkt mikrobiologische Pro-<br />
ben und untersuchen sie. Aber zur<br />
Nachhaltigkeit gehört auch, dass sich<br />
die Menschen hier wohl fühlen. Leistung<br />
darf Spaß machen und Leistung<br />
darf auch gerecht sein. Wer hier arbeitet<br />
ist am Erfolg der Firma beteiligt<br />
– und auch am Misserfolg. Ich sage<br />
immer: Das Leben ist nicht Vollkasko,<br />
aber es ist spannend.<br />
Wie spannend war es denn zu Anfang?<br />
Wie schwierig war der Start?<br />
Am Anfang habe ich alles selber gemacht:<br />
Kochen, Programme schreiben,<br />
Verpacken. Das ist einfach so,<br />
wenn man von Null beginnt. Meine<br />
Familie hatte nicht das große Geld.<br />
Aber das ist auch hilfreich, weil Sie<br />
jedes Problem verstehen. Alles, was<br />
wir hier tun, hab ich selbst durchlebt.<br />
dafür natürliche Kühlmittel.“ Der<br />
Grünkohl dampft noch, wenn er abgefüllt<br />
wird - und ist innerhalb weniger<br />
Minuten in der riesigen Kühlkammer.<br />
„Wenn Sie Himbeeren einfrieren,<br />
dann sind die hinterher immer matschig,<br />
weil der Prozess zu langsam ist.“<br />
Die Hallen, in denen diese Kunst<br />
zelebriert wird, sind geräumig, gut<br />
klimatisiert und perfekt durchdacht.<br />
Pauls Idee von Nachhaltigkeit geht<br />
über den Umweltschutz hinaus. Auch<br />
die Mitarbeiter sollen sich wohl fühlen.<br />
Hier hat jeder einen Bereich, für<br />
den er voll verantwortlich ist. Alle<br />
müssen sich aufeinander verlassen<br />
können. Das verbindet – und funktioniert:<br />
„Druck und Angst sind keine<br />
Voraussetzungen für Erfolg,“ sagt<br />
Pauls: „Spaß ist die Voraussetzung für<br />
unverkrampften Erfolg.“<br />
Wie wichtig war die Familie dabei?<br />
Meine Frau war von Anfang an mit<br />
dabei. Das ist auch eine Möglichkeit,<br />
Nähe zu leben. Da wächst Harmonie,<br />
wenn es gut klappt. Heute macht sie<br />
alles, was mit Computern zu tun hat<br />
und die Finanzbuchhaltung. Davon<br />
habe ich inzwischen gar keine Ahnung<br />
mehr. Und meine Kinder haben zuerst<br />
geklagt, dass ich nie Zeit hatte. Aber<br />
inzwischen arbeiten sie beide mit.<br />
Mein Sohn Marketing und Vertrieb<br />
studiert und baut jetzt für uns den Export<br />
auf. Und wenn er in anderthalb<br />
Jahren seinen Master gemacht hat,<br />
dann müssen wir mal überlegen. Ich<br />
bin jetzt auch schon 50, und ich finde<br />
es gut, wenn ein frischer Geist ins Unternehmen<br />
kommt.<br />
„Spaß ist die Voraussetzung<br />
für Erfolg“<br />
Und perfekte Organisation. Hier ist<br />
alles lückenlos dokumentiert: „Wir<br />
können bei jedem Pfefferkorn aus Ceylon<br />
nachvollziehen, in welchem Kochkessel<br />
es war, und in welcher Packung<br />
es gelandet ist,“ sagt Pauls sichtlich<br />
stolz. „Das ist eine Präzision, die ich<br />
sonst nur aus der Pharmazie kenne.“<br />
Die Maschinen sind flexibel und können<br />
immer wieder so zusammengestellt<br />
werden, wie es das Menü<br />
erfordert, das gerade hergestellt wird.<br />
Im Moment laufen „Penne Napoli“<br />
über das Band. Eine so genannte Mehrkopfwaage<br />
dosiert die Nudeln grammgenau.<br />
70 Portionen pro Minute schafft<br />
die Maschine. Zwei Verteilerstationen<br />
füllen die Soße dazu. Die Menschen<br />
greifen nur ein, wenn etwas nicht läuft.<br />
„Das hat wenig mit Tradition zu tun,“<br />
gibt Pauls zu, „aber acht Stunden am<br />
Tag steht niemand mit der Kelle da. Da<br />
fällt Ihnen der Arm ab, und wenn es<br />
nur 100 Gramm Nudeln sind.“<br />
Die Nudeln werden zentnerweise gekocht<br />
Am Ende des Bandes wird jede Packung<br />
gewogen: 150 Gramm Nudeln<br />
müssen drin sein und 250 Gramm<br />
Soße. Wo etwas fehlt, wird aufgefüllt.<br />
Alle anderen Schalen werden verschlossen<br />
und fahren jetzt in die riesige<br />
Kühlkammer. Minus 48 Grad zeigt das<br />
Thermometer. 120 Minuten lang bleiben<br />
sie hier drin, bis das Essen im Kern<br />
minus 25 Grad hat. Danach kann es<br />
eine Dreiviertelstunde lang draußen<br />
bleiben, ohne dass es zu warm wird,<br />
aber bis dahin steht es längst im Tiefkühllager.<br />
Dort herrschen minus 27<br />
Grad, aber der Lagerarbeiter hat trotzdem<br />
nur ein T-Shirt an. „Der hat früher<br />
in Sibirien gelebt,“ sagt Pauls und<br />
lacht. Hier beim Verpacken haben auch<br />
seine zwei Kinder ihr erstes Taschengeld<br />
verdient. Inzwischen arbeiten<br />
beide in der Firma mit. Pauls freut sich,<br />
dass sein Werk weitergeführt werden<br />
kann. „Das ist auch ein Grund, warum<br />
man so was tut. Ich will die Firma ja<br />
nicht einfach irgendwann für viel Geld<br />
verkaufen. Da steckt schon mein Herzblut<br />
drin.“ mw/nrw hz 03-10<br />
Betrieb & Tradition<br />
Prima-Menü bietet anspruchsvolle<br />
Tiefkühlgerichte, darunter herzhafte<br />
westfälische Klassiker wie Grünkohltopf<br />
oder Wirsingauflauf. Firmengründer<br />
Michael Pauls legte von Anfang an<br />
großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die<br />
Gerichte sind in Karton-Trays verpackt,<br />
die zu 90 Prozent aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen bestehen und deren<br />
CO-2-Bilanz doppelt so gut ist wie die<br />
von Aluminium-Schalen. Die Firma begann<br />
als Untermieter der bekannten Bielefelder<br />
Großküche Meyer. 1999 wurde<br />
in Leopoldshöhe in Ostwestfalen ein eigenes<br />
Werk gebaut. Pauls entschied<br />
sich bewusst dafür, in der Region zu<br />
bleiben, um mit der alten Stammbelegschaft<br />
weiterarbeiten zu können und die<br />
gewachsenen Kontakte zu Zulieferern<br />
aus der Region weiter zu nutzen.
März 2010 NRW HZ 1 RUHRGEBIET Heimat Zeitung<br />
13<br />
„Traditionelle Rezepte sind eindeutig der Trend“<br />
Bei Menken werden die Würste mit Freude gemacht<br />
Das Rezept für die westfälischen<br />
Rauchpeitschen von<br />
Menken, stammt von Christoph<br />
Boruttas Urgroßvater. Er hatte es<br />
in ein altes Fachbuch geschrieben, das<br />
Boruttas Mutter nicht aus der Hand<br />
gab. Eines Tages saß der Geschäftsführer<br />
von Menken zuhause und überlegte,<br />
was er noch machen könnte.<br />
„Dann fiel mir das Buch wieder ein.<br />
Da bin ich aufgestanden, sofort zu<br />
meiner Mutter gefahren und habe einige<br />
Rezepte rausgesucht. Und die<br />
verwenden wir heute noch.“<br />
Die Rauchpeitschen sind dünne, lange<br />
Mettwürstchen im Natursaitling. Drin<br />
sind nur Schweinefleisch, Salz, Pfeffer<br />
und noch ein paar Gewürze, aber die<br />
möchte Christoph Borutta nicht verraten.<br />
„Weniger Zusatzstoffe und traditionelle<br />
Rezepte sind eindeutig der Trend,“ sagt<br />
Borutta. Bei Menken haben sie irgendwann<br />
überlegt, wo sie hinwollen, Borutta<br />
und sein Kompagnon Thorsten<br />
Rabe, der Fleischer und der Kaufmann.<br />
Borutta und Rabe sind ein besonderes<br />
Team: Ein Schalker und ein <strong>Dortmund</strong>er.<br />
Manchmal, wenn am Wochenende<br />
Schalke 04 gegen den BVB gespielt hat,<br />
kommt am Montag nur einer von beiden<br />
in den Betrieb. Aber auch darüber können<br />
sie lachen. „Wir sind eine große<br />
Familie hier,“ erzählt Borutta. 60-65<br />
Leute arbeiten hier, in der Saison auch<br />
ein paar mehr, und der Kontakt ist eng<br />
und kameradschaftlich. „Wir sind<br />
nicht der effizienteste Betrieb, aber wir<br />
sind einer der lustigsten,“ sagt Borutta<br />
und lacht.<br />
Das Handwerk<br />
hat sich kaum verändert<br />
In der kleinen Halle ist es laut. Jede<br />
Ecke wird genutzt, alle arbeiten konzentriert,<br />
aber es ist auch Zeit für ein<br />
Lächeln. Vorne wird Hausmacher-Leberwurst<br />
in Gläser gefüllt. Hinten wird<br />
gerade eine große Wanne mit frisch<br />
Betrieb & Tradition<br />
Der Name Menken ist im Ruhrgebiet<br />
seit 1909 ein Begriff für gute Wurstwaren.<br />
Damals eröffnete der Fleischermeister<br />
Fritz Menken in Recklinghausen<br />
sein erstes Geschäft. Schnell konnte<br />
er weitere Fachgeschäfte eröffnen, und<br />
schließlich auch für den Großhandel<br />
produzieren. Seit Mitte der 80er Jahre<br />
hat Menken seinen Sitz in Gladbeck,<br />
und Menkens Nachfolger Christoph<br />
Borutta und Thorsten Rabe sehen sich<br />
in der Tradition des alten Fleischerhandwerks.<br />
Neben den legendären<br />
Pfefferpeitschen bietet Menken seit<br />
kurzem auch wieder Hausmacher-<br />
Wurstspezialitäten im Glas an.<br />
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Langer Genuss:<br />
Christoph Borutta und Thorsten Rabe mit ihren Rauchpeitschen<br />
durch den Wolf gedrehtem und gewürztem<br />
Mett in den Trichter gehoben.<br />
Früher musste man das mit der Hand<br />
machen. „Deshalb hatten die damals<br />
auch so dicke Arme,“ lacht Borutta.<br />
Im Trichter wird die letzte Luft aus der<br />
Fleischmischung gesogen und dann<br />
durch ein dünnes Rohr in den Naturdarm<br />
gedrückt. „Sie können traditionelle<br />
Rezepte auch mit modernen Maschinen<br />
nutzen,“ sagt Borutta. „Man darf nicht<br />
vergessen, dass sich von der Mechanik<br />
her wenig verändert hat in unserem<br />
Handwerk.“ Das stimmt. Die Prinzipien<br />
sind gleich: Ein Fleischwolf ist immer<br />
noch ein Fleischwolf. Der größte Un-<br />
terschied ist die elektronische Steuerung<br />
der Maschinen, und dass sie<br />
heute die Würste so abfüllen, dass jede<br />
gleich lang und gleich schwer ist.<br />
Die Rauchpeitschen werden jetzt nebeneinander<br />
auf einen großen Rollwagen<br />
gehängt und ruhen sich 48<br />
Stunden aus. In dieser Zeit reifen sie.<br />
Es bildet sich eine spezielle Keimflora,<br />
die den Zuckerspiegel abbaut und den<br />
pH-Wert senkt. Jetzt bildet sich das typische<br />
Rohwurstaroma und das Fleisch<br />
rötet sich. „Das ist der ganz klassische,<br />
natürliche Weg,“ erklärt Borutta. Nach<br />
zwei Tagen kommen die Würste noch<br />
Hier sagt man’s ...<br />
geradeheraus<br />
"Im Ruhrgebiet ist es wie auf Mallorca:<br />
Das Hinterland ist wunderbar."<br />
Harald Schmidt<br />
mal für acht Stunden in die Rauchanlage,<br />
dann haben sie ihre typische würzige<br />
Mischung aus Rauch- und Pfefferaroma<br />
und dürfen in die Frischetheke<br />
der <strong>REWE</strong> DORTMUND.<br />
Auf den eigenen<br />
Geschmack vertrauen<br />
Neben der Rauchanlage schält eine<br />
Frau große Gemüsezwiebeln. Eine<br />
riesige Wanne voll. „Nein, immun<br />
gegen tränende Augen wird man<br />
nicht,“ lacht sie. „aber es geht schon.“<br />
Früher haben sie hier auch mal Aromastoffe<br />
benutzt. Zwiebelgeschmack<br />
gibt es auch aus der Flasche. Aber die<br />
frische Ware ist nicht zu übertreffen.<br />
„Wir haben gemerkt, dass wir die<br />
Wurst nicht neu erfinden können,“<br />
sagt Borutta. „Und deshalb haben wir<br />
gesagt: Lass uns doch zu den ganz<br />
klassischen, traditionellen Dingen<br />
gehen.“ Gesagt, getan. Sie haben sich<br />
die Lieferanten gesucht, die sie brauchen,<br />
und benutzen nur noch Naturgewürze<br />
und Salz. „Westfalen war<br />
immer ein starkes Wurstland,“ sagt<br />
Borutta. „Die Bergleute mussten ja<br />
was Richtiges essen.“ Viele von ihnen<br />
kamen aus Polen, und da verstehen sie<br />
auch etwas von Wurst. Boruttas Urgroßvater<br />
war Oberschlesier.<br />
Traditionelle Verfahren ...<br />
... und moderne Maschinen<br />
Menken macht auch wieder Wurst im Glas<br />
Die Arbeit macht Spaß bei Menken<br />
Christoph Borutta<br />
und Thorsten Rabe im Gespräch<br />
Sie haben angefangen mit einer eigenen<br />
Fleischerei. Jetzt produzieren Sie<br />
Wurst in etwas größerem Stil. Verstehen<br />
Sie sich eigentlich noch als Fleischer?<br />
Christoph Borutta: Ja, auf jeden Fall.<br />
Ich bin natürlich viel mit der Entwicklung<br />
von Produkten beschäftigt, mit Arbeitsabläufen,<br />
mit Qualitätskontrolle,<br />
aber wir sind hier sehr bemüht, die<br />
klassi-schen handwerklichen Tätigkeiten<br />
nicht zu vergessen. Das fängt schon<br />
bei der Rohstoffauswahl an, und wir<br />
machen auch noch viel mit der Hand.<br />
Und ist dieses Handwerk noch gefragt?<br />
Thorsten Rabe: Gehen Sie doch mal<br />
durchs Ruhrgebiet. Unsere Größe gibt<br />
es nicht mehr viel. Wir haben genau die<br />
Lücke gesehen zwischen größeren Metzgereien<br />
und richtigen Industriebetrieben.<br />
Und da sehen wir auch unsere Stärke:<br />
in der Regionalität und in der Flexibilität,<br />
weil wir Dinge schneller umsetzen<br />
können. Als zum Beispiel die Anfrage<br />
von der <strong>REWE</strong> DORTMUND kam:<br />
Könnt Ihr nicht wieder Hausmacher<br />
Produkte im Glas machen?<br />
Christoph Borutta: Da habe ich ersmal<br />
geschluckt und gefragt: Kennst Du den<br />
Aufwand? Weißt Du, was wir hier investieren<br />
müssen?<br />
Thorsten Rabe: Aber das Metzgerherz<br />
ist aufgegangen.<br />
Christoph Borutta: Ja, klar. Das sind<br />
ja so ganz ursprüngliche Produkte:<br />
Hausmacher-Leberwurst im Glas, Blutwurst,<br />
gekochte Mettwurst. Das finde<br />
ich toll. Und es wird gut angenommen.<br />
Wann haben Sie erkannt, dass traditionelle<br />
Produkte und Verfahren Ihre<br />
Stärke sein können?<br />
Christoph Borutta: Im Grunde hat das<br />
begonnen, als der Handel bei uns ungekühlte<br />
Mettwurst nachgefragt hat.<br />
Das hat ein Umdenken angestoßen,<br />
denn wenn die Wurst nicht gekühlt wird,<br />
muss man noch mehr aufpassen, damit<br />
man durch Naturreifung die Haltbarkeit<br />
hinbekommt. Wir wollen ja keine<br />
Konservierungsstoffe benutzen. Da<br />
haben wir uns wieder auf die ganz<br />
klassischen traditionellen Verfahren<br />
besonnen.<br />
Kokenlaums Bäind satt in de Isenbahn un wull<br />
nao Mönster. Bi emm satt nao so´nn ölleren Mann.<br />
De beiden unnerhollen sick up plattdütsk.<br />
Dao fraogg so´nne fiene Frau, de auk in dat Abteil<br />
satt: »Sagen Sie mal, meine Herren, sprechen Sie<br />
plattdeutsch?« »Jau", sagg Bäind,"wi küert platt.«<br />
»Immer?«, fraogg de Frau. »Ne«, sagg Bäind,«<br />
nich ümmer, dat dao wi bloß, wenn wi us watt seggen<br />
willt«. »Aus Prinzip?«, fraogg de Frau dann nao.<br />
»Ne, ne«, sagg Bäind, »nich ut Prinzip,<br />
wi sind ut Nordwoll.«
14 Heimat Zeitung NIEDERRHEIN<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
Jürgen Esser ist überall. Er<br />
kontrolliert die Waffelmaschine,<br />
drückt die fertigen runden<br />
Waffeln auf kleine Kleckse von Nougatcreme<br />
und überlegt dann noch,<br />
wie man die Arbeit am nächsten Automaten,<br />
der die großen Waffelplatten<br />
schneidet, vereinfachen kann. Jürgen<br />
Esser ist Bäcker und Unternehmer aus<br />
Leidenschaft. Früher hätte man ihn<br />
Zuckerbäcker genannt. Heute heißt<br />
das Süßwarenfachtechniker.<br />
Die Maschine sortiert die Waffeln vor<br />
Gerade wird Essers knusprige Waffelmischung<br />
für die <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
sortiert und verpackt – von Hand. Deshalb<br />
ist sie auch so vielseitig. „Da sind<br />
so viele Sorten drin. Das würden andere<br />
gar nicht machen. Aber bei uns ist<br />
ohnehin fast alles mit der Hand gemacht,“<br />
sagt Essers Tochter Sabina<br />
Groß, die im Betrieb für das Kaufmännische<br />
zuständig ist. Manche Waffeln<br />
laufen zwei Mal durch die Füllmaschine:<br />
Die Erdbeer-Sahne oder<br />
Vanille-Kakao-Waffeln müssen nach<br />
der ersten Füllung alle noch mal aufgelegt<br />
werden. Dann kommt der zweite<br />
Klecks Füllung, dann die obere Waffel.<br />
Trotzdem schaffen sie hier an einem<br />
normalen Vormittag eine ganze Tonne.<br />
Es beginnt auf<br />
dem Wochenmarkt<br />
Vor 31 Jahren hat Jürgen Esser seinen<br />
kleinen Betrieb gegründet. Das Backen<br />
hat er bei seinem Vater gelernt.<br />
Auch der hat schon Waffeln gebacken.<br />
Als er die Ware seines Vaters an<br />
Marktbeschicker ausliefert kommt<br />
ihm eines Tages eine Idee: „Ich sah da<br />
Jürgen Esser im Gespräch<br />
Sie haben Bäcker gelernt und dann<br />
aber erstmal einen Umweg gemacht.<br />
Warum?<br />
Mein Vater nach dem Krieg mit Eiswaffeln<br />
angefangen. Dort habe ich<br />
auch eine Lehre gemacht, aber ich<br />
habe mich mit ihm nicht so gut verstanden<br />
und bin erstmal in einen anderen<br />
Betrieb gegangen. Mein Vater<br />
hatte immer tolle Einfälle. Wenn ich<br />
an seine Visionen denke, hat er mir so<br />
viel gebracht, dass ich manchmal heulen<br />
könnte. Aber er konnte nicht mit Geld<br />
umgehen. Das war ein großes Problem.<br />
Beeinflusst Sie das heute noch?<br />
Ja, mich macht das vorsichtig. Wir<br />
haben das hier alles bezahlt, weil ich<br />
zwei alte Verkaufswagen stehen und<br />
habe gefragt, ob er mir einen verkauft.<br />
Kein Problem, sagt der, für 2.000 Mark<br />
kannst du ihn haben. Also bin ich zur<br />
Bank und stand ein paar Tage später<br />
schon auf dem Markt in Gladbach-Rodenkirchen.“<br />
Am ersten Tag nimmt Jür-<br />
<strong>REWE</strong> HEIMATZEITUNG Ausgabe 1, 03/2010<br />
Herausgeber: <strong>REWE</strong> DORTMUND Großhandel eG<br />
Vorstand: Heinz-Bert Zander (Sprecher), Rudolf Helgers<br />
V.i.S.d.P.: Joachim Büth, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
Registergericht, Sitz: Amtsgericht <strong>Dortmund</strong> (GnR 415), <strong>Dortmund</strong><br />
USt.-ID-Nr.: DE124793705<br />
Postadresse: 44032 <strong>Dortmund</strong>, Postfach 103255<br />
Kontakt: Tel.: +49(0)231-25000, Fax: +49(0)231-2500177<br />
Online: www.rewe-dortmund.de<br />
Autor: Max Weinberg<br />
Konzeption, Satz, Grafik: Antje Mönch, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
Anzeigen: Joachim Köllerwirth, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
Fotonachweis: Reportage/Max Weinberg,<br />
Stills/c/o Centrum Karin Hessmann, Image/fotolia<br />
Quellennachweis.: Reinhold Holtstiege „Nu küer du, mi trönt de Augen“,<br />
Bernard Walbaum „Usse Bennätzken“/ „Mien Tresken“<br />
Druckerei: Industrie- und Werbedruck Westphal GmbH, Gutenbergweg 4,<br />
40699 Erkrath<br />
Gedruckt in einer Auflage von: 465.000<br />
Zuckerbäcker<br />
aus Leidenschaft<br />
Die Feinbäckerei Esser in<br />
Mönchengladbach setzt auf Handarbeit<br />
die Misere bei meinen Eltern mitgemacht<br />
habe. Mein Ziel ist es, alles in<br />
die richtigen Bahnen zu leiten, so dass<br />
meine Tochter das übernehmen kann.<br />
Gibt es Dinge, die Sie vorher noch<br />
herstellen möchten?<br />
Ja, Florentiner, so Königinnengebäcke,<br />
das würde mich reizen, die auch<br />
zu automatisieren. Aber das Wahrzeichen<br />
vom Konditor ist ja der Baumkuchen.<br />
Früher war das die hohe<br />
Konditoreikunst. Inzwischen hat das<br />
eine Firma automatisiert. Das ist auch<br />
traurig, dass die Entwicklung so ist.<br />
Die Tradition bleibt ein wenig auf der<br />
Strecke bei der ganzen Globalisierung.<br />
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gen Esser schon knapp 300 Mark ein.<br />
Esser ist jetzt Kaufmann. Das Backen<br />
überlässt er erstmal anderen. „Das<br />
war wie ein Selbstläufer. Ich hab den<br />
zweiten gebrauchten Hänger gekauft<br />
und acht Jahre lang sehr gutes Geld<br />
verdient.“<br />
Der Chef hilft am liebsten mit – Jürgen Esser ist Feinbäcker aus Passion<br />
Davon kauft er die alte Volksschule in<br />
Mönchengladbach-Buchholz, und<br />
heute steht auf dem Schulhof die<br />
Vor kurzem haben sie angebaut<br />
kleine Keksproduktion. Ziemlich ländlich<br />
ist es hier. Aus den großen Fenstern<br />
der Produktionshalle schweift der<br />
Blick über weite Felder. Im Anbau nebenan<br />
verkauft Jürgen Esser Konfekt<br />
und Plätzchen. „Es füllte mich nicht<br />
aus,“ erzählt Esser, „jeden Tag zum<br />
Markt, danke schön, bitte schön. Ich<br />
wollte selbst produzieren.“ Esser sieht<br />
die Fehler der Lieferanten. Er weiß,<br />
was er besser machen könnte. „Ich<br />
hatte das ja von der Pike auf gelernt.“<br />
Besonders das Trockenobst mit Schokolade<br />
überzogen reizt ihn. „Das<br />
wollte ich unbedingt machen.“<br />
Der Erfolg kommt mit<br />
Trockenobst in Schokolade<br />
Von nun an produziert er für seinen eigenen<br />
Vertrieb. Das überzogene Trockenobst<br />
entpuppt sich als Marktlücke.<br />
Dann backt er seine ersten Waffeln<br />
selbst, schließlich auch Kekse. Die<br />
Spritzgebäck ist Essers Spezialität<br />
Marke Esser ist im wahrsten Sinne des<br />
Wortes in aller Munde. Noch heute<br />
verkauft er sein Gebäck auf 17 verschiedenen<br />
Wochenmärkten. Seine<br />
Frau steht noch selbst im Wagen. Esser<br />
setzt weiter auf Handarbeit, weil das<br />
Trockenobst nun mal nicht mit der Maschine<br />
aufgelegt werden kann, und weil<br />
er das Trockenobst mit Schokolade nun<br />
mal so gerne mag. Und er profitiert<br />
davon, dass viele Mitbewerber beginnen<br />
für Discounter zu produzieren.<br />
„Die haben dann nur noch wenige Sachen<br />
in großer Auflage gemacht, und<br />
wir sind in die Nischen rein gegangen.“<br />
Jürgen Esser backt seine Waffeln selbst<br />
In der Theke von Essers kleinem Werksverkaufgeschäft<br />
liegt wirklich alles:<br />
Trüffel, Spritzgebäck, Waffeln in allen<br />
Formen und mit allen möglichen Füllungen<br />
und natürlich Feigen, Äpfel,<br />
Datteln in heller, dunkler und weißer<br />
Schokolade. „Diese Kirschbissen zum<br />
Beispiel, die haben andere aus dem<br />
Programm genommen,“ sagt Sabina<br />
Groß. Sie empfindet es als Stärke, dass<br />
sie so viele Abnehmer haben: „Wir haben<br />
den direkten Kontakt zu unseren Kunden,<br />
die können dann auch mal was Spezielles<br />
bestellen.“ Und sie kriegen die<br />
Ware so frisch wie es andere kaum hinbekommen.<br />
„Bei uns wird teilweise<br />
morgens noch produziert, was der Fahrer<br />
dann mitnimmt,“ erzählt Sabina Groß.<br />
„Normale Weihnachtsartikel werden<br />
im Sommer produziert. Wenn sie bei<br />
uns einen Spekulatius kaufen, dann ist<br />
der teilweise morgens erst aus dem<br />
Ofen gekommen.“ Jürgen Esser hört das<br />
schon nicht mehr. Er sitzt an der Keksmaschine<br />
und füllt kleine Tütchen.<br />
mw/nrw hz 03-10<br />
Betrieb & Tradition<br />
Die Firma Esser Konfekt- und Feingebäckherstellung<br />
wurde 1969 von<br />
Jürgen Esser auf dem Geländer der<br />
ehemaligen Volksschule in Mönchengladbach-Buchholz<br />
gegründet.<br />
Wegen der stetig steigenden Nachfrage<br />
wurde der Betrieb im Laufe<br />
der Jahre mehrfach erweitert. Heute<br />
produzieren 35 Mitarbeiter unter der<br />
Leitung von Jürgen Esser und seiner<br />
Tochter Sabina Groß Feingebäck,<br />
Waffel- und Konfektspezialitäten.<br />
Bestimmend für die Firmenphilosophie<br />
sind die Liebe zum Produkt, die<br />
Achtung vor den Rohstoffen und<br />
der Respekt gegenüber dem Kunden.<br />
Hier sagt man’s ...<br />
geradeheraus<br />
"Düsseldorf ist die achtbeliebteste Stadt<br />
der Welt. Das ergab eine Umfrage unter<br />
Werbetextern, Cabrio-Fahrern und Immobilienmaklern."<br />
Harald Schmidt
März 2010 NRW HZ 1 OSTWESTFALEN Heimat Zeitung<br />
15<br />
Interview Friedrich Schwarze im Gespräch<br />
Wie fühlt man sich als Firmeninhaber<br />
in der zwölften Generation?<br />
Ganz gut. Ich bin froh, dass wir<br />
solch eine Historie haben. Sie müssen<br />
sich nur entscheiden, nach vorne<br />
zu gucken. Ich lasse mich dadurch<br />
inspirieren aber nicht behindern.<br />
Aber wenn Sie in so eine Familie<br />
rein geboren werden, wissen Sie<br />
natürlich schon sehr früh, was sie<br />
machen sollen.<br />
Die Firmenpolitik hat sich in den<br />
letzten Jahren etwas gewandelt.<br />
Das stimmt. Von 1664 bis 1990<br />
waren wir nur westfälisch. Seitdem<br />
sind einzelne Marken dazu gekommen.<br />
Was allen gemeinsam<br />
Betrieb & Tradition<br />
In alten Urkunden ist zu Beginn des<br />
16. Jahrhunderts erstmals von „geprantem<br />
Korn“ zu lesen. Im Münsterland<br />
hatte sich, vom übrigen<br />
Deutschland kaum bemerkt, die<br />
Kornbrennerei als Nebengewerbe der<br />
Bierbrauer entwickelt. Auf vielen<br />
abgelegenen Bauernhöfen begann<br />
man, die Überschüsse reicher Getreideernten<br />
zu brennen. So konnten die<br />
traditionell sparsamen Westfalen<br />
ihre Erträge bis zur Neige ausschöpfen.<br />
1664 wird in Westkirchen<br />
„Swartens Hoff und Brennhaus“<br />
von Joan Schwarze zum ersten Mal<br />
urkundlich erwähnt und Joan Schwarze<br />
gilt seitdem als erster Namensträger<br />
der Kornbrennerfamilie. Sein<br />
Enkel Joan Hermann Schwarze floh<br />
1738 vor der dörflichen Enge in das<br />
nahe gelegene Wigbold Oelde und<br />
erwarb dort als „Freigeborener aus<br />
Westkirchen für einen Thaler und 14<br />
Silbergroschen“ die Bürgerrechte.<br />
Das Familiengewerbe nahm er mit<br />
– und es wurde bis heute fortgesetzt.<br />
ist: Es sind Marken, die Fans<br />
haben, wie Dujardin oder Sechsämtertropfen.<br />
Und wir versuchen,<br />
Ihnen wieder Leben einzuhauchen.<br />
Aber wir gucken immer noch mehr<br />
auf die Qualität als auf die Menge,<br />
und wir produzieren nur unsere eigenen<br />
Marken.<br />
Sie sind auch Westfale, stimmt’s?<br />
Ja, mein Dialekt ist eher mehr als<br />
weniger Ruhrgebiet, und das find<br />
ich auch gut so. Ich fühl mich damit<br />
wohl. Ich finde: Dialekt ist wie Fingerabdruck,<br />
wer den zupappt ist<br />
selber schuld.<br />
Wird es denn eine 13. Generation<br />
geben in der Geschichte der Firma<br />
Die Legende erzählt, dass<br />
ein <strong>Dortmund</strong>er Streifenpolizist<br />
sich den ersten<br />
Bachmann mixen ließ. Gegen Ende<br />
des 19. Jahrhunderts kam er regelmäßig<br />
in die „Hageböck’schen Probierstuben“<br />
am Westenhellweg und<br />
ließ sich aus den schon seit mehreren<br />
Generationen hausgemachten<br />
Spirituosen eine magenfreundliche<br />
Mischung machen. Der Mann hatte<br />
offenbar einen guten Geschmack.<br />
Jedenfalls gründete die Familie Hageböck<br />
1884 die Bachmann-Likörfabrik,<br />
und der süße Kräuterlikör<br />
mit edlem Jamaika-Rum und einer<br />
leichten Kaffeenote wurde zum erfolgreichsten<br />
Produkt. Selbst die<br />
„Hageböck’schen Probierstuben“<br />
wurden in „Bachmann-Stuben“<br />
umbenannt. Und der Bachmann-<br />
Magenlikör wird heute noch nach<br />
Schwarze?<br />
Bei mir war es so: Ich habe zuerst<br />
meine eigene Sache gemacht, habe<br />
eine eigene Firma gegründet und<br />
bin dann irgendwann wiedergekommen,<br />
aber erst als ich das selber<br />
entscheiden konnte. Das ist ja<br />
nicht ganz einfach, wenn es da 12<br />
Generationen gibt, die sagen:<br />
Mach das mal, du bist dran! Ich<br />
achte darauf, dass meine Kinder<br />
das frei entscheiden. Viel wichtiger<br />
ist es, dass sie mit sich selber klarkommen.<br />
Die Firma muss auch<br />
einen Geschäftsführer aushalten.<br />
Von der genetischen Qualifikation<br />
bin ich sowieso nicht überzeugt.<br />
dem gleichen Rezept hergestellt.<br />
Seit zehn Jahren macht das die traditionsreiche<br />
Kornbrennerei Friedr.<br />
Schwarze. Die Familie Schwarze<br />
brennt seit zwölf Generationen und<br />
346 Jahren in Ostwestfalen Korn.<br />
Die jetzige Produktionsstätte in<br />
Oelde stammt aus der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts und ist ein lebendiges<br />
Museum. Schwarze und Schlichte<br />
ist einer der letzten Hersteller, der<br />
Der Likör des Polizisten<br />
abgreifen, um dem Schnaps unerwünschte<br />
Geruchs- und Geschmacksstoffe<br />
zu entziehen. Dazu<br />
wird der Alkohol erhitzt und der<br />
Dampf wieder aufgefangen, aber<br />
nur innerhalb eines bestimmten<br />
Zeitraums. Je enger dieser definiert<br />
ist, desto besser das Produkt, desto<br />
geringer aber auch die Ausbeute<br />
eines Durchgangs.<br />
Ein guter, aber noch relativ einfacher<br />
Korn würde jetzt noch auf<br />
Trinkstärke verdünnt und wäre<br />
dann fertig. Es geht aber noch besser:<br />
Im Keller lagert ein neuer Schatz<br />
der Kornbrennerei Schwarze:<br />
150.000 Liter Korn in alten Holzfässern.<br />
Vor einigen Jahren hat<br />
Schwarze die Marke „Ganz alter<br />
Schneider“ gekauft, einen gelagerten<br />
Korn. „Das, was die Schotten sehr<br />
„Die Rezeptur ist heilig,“ sagt<br />
Friedrich Schwarze. „Das ist das,<br />
was der Verbraucher erwartet.“ Nur<br />
die Marke haben sie etwas entstaubt.<br />
Vor zehn Jahren war auf<br />
dem Etikett noch die alte Warenzeichennummer<br />
des Deutschen Reiches<br />
abgedruckt. Inzwischen sehen<br />
die Flaschen etwas moderner aus.<br />
„Sie können solche Veränderungen<br />
nur ganz langsam machen,“ sagt<br />
Schwarze. „ Aber es ist mit sehr<br />
viel Arbeit gelungen, die Marke<br />
wieder in die Köpfe der 40jährigen<br />
zu kriegen.“<br />
Schwarze und Schlichte brennt in Ostwestfalen seit zwölf Generationen<br />
feinen Korn und führt den Bachmann-Magenlikör zu neuen Ehren<br />
Hier sagt man’s ...<br />
geradeheraus<br />
"Die größte Automobilausstellung Europas<br />
gibt es jeden Tag am Kamener<br />
Kreuz." Ingolf Lück<br />
In den Maischetanks beginnt die Gärung<br />
seinen Korn noch selber brennt.<br />
Viele andere kaufen den veredelten<br />
Alkohol bei Fremdfirmen. „Deshalb<br />
schmecken die auch alle gleich,“<br />
sagt Friedrich Schwarze süffisant.<br />
Die hohe Kunst der<br />
Destillation<br />
In Oelde wird zuerst in sieben<br />
Meter hohen Tanks die Maische<br />
angesetzt: Getreide aus der Region<br />
wird gemahlen, mit Wasser und<br />
Enzymen versetzt und anschließend<br />
mit Hefe vergoren. Dadurch<br />
bildet sich Ethanol, so genannter<br />
Trinkalkohol. Das ist noch ziemlich<br />
einfach, aber jetzt kommt erst<br />
das eigentliche Brennen, die hohe<br />
Kunst der mehrfachen Destillation.<br />
Aus dem Rohalkohol muss der<br />
Destillateur das kostbare Herzstück<br />
Titelbild: Am alten Firmenstammsitz in Oelde<br />
wird heute noch Korn gebrannt<br />
systematisch machen, machen wir<br />
Deutschen sehr wenig: nämlich<br />
über Lagerung veredeln,“ erzählt<br />
Friedrich Schwarze und sagt auch,<br />
was er davon hält: „Wir waren einfach<br />
zu doof.“ Jetzt versucht er es<br />
selbst. Der alte Korn schmeckt<br />
deutlich milder und ein bisschen<br />
nach Whisky. „Die Kunst ist es,<br />
immer die gleiche Mischung hinzukriegen,“<br />
erklärt Schwarze. „Sie<br />
haben ja immer verschiedene Fässer.“<br />
Dafür haben Sie sich vom<br />
alten Destillateur des ganz alten<br />
Schneiders fortbilden lassen.<br />
„Die Rezeptur ist heilig“<br />
Das mussten sie beim Bachmann<br />
nicht. Der wird noch genauso gemacht<br />
wie ihn sich der <strong>Dortmund</strong>er<br />
Streifenpolizist gewünscht hat.<br />
Friedrich Schwarze in der Brennerei<br />
150.000 Liter<br />
Korn lagern im Keller<br />
Auf 13 Böden wird der Alkohol gekocht<br />
Die Bachmann-Stuben, bis dahin<br />
die älteste Gaststätte <strong>Dortmund</strong>s,<br />
schienen dagegen für immer verloren.<br />
Im Sommer 1969 waren sie<br />
geschlossen worden – da waren sie<br />
längst eine Legende. In der langen,<br />
schlauchartigen Gaststätte standen<br />
die Gäste in Viererreihen dicht gedrängt<br />
vor dem acht Meter langen<br />
Tresen. Die Getränke und auch der<br />
Deckel zur Bezahlung wurden einfach<br />
durchgereicht. Doch 40 Jahre<br />
später feierten sie Wiederauferstehung.<br />
Aus Anlass des 125jährigen<br />
Bestehens der Bachmann-Likörfabrik<br />
wurde der bisherige Seiteneingang<br />
der <strong>Dortmund</strong>er Gastronomie<br />
„Zum Alten Markt“ vor einem Jahr<br />
zum Eingang der neuen Bachmann-Stube.<br />
mw/nrw hz 03-10
16 Heimat Zeitung NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
NRW HZ 1 März 2010<br />
<strong>REWE</strong>-Wurstwaren<br />
Beste Qualität aus der Region<br />
Handwerkliche Tradition und Liebe zur Arbeit garantieren<br />
ausgezeichnete Wurstspezialitäten aus der Heimat<br />
Die Kunden der <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />
durften immer schon ausgezeichnete<br />
Qualität erwarten, und sie wussten<br />
schon immer, was schmeckt. Deshalb<br />
stellen wir seit 1958 traditionelle<br />
Wurstwaren in unserer eigenen Zentralfleischerei<br />
her. Nach überlieferten<br />
Rezepten und mit größter Sorgfalt<br />
wurden inzwischen mehr als 60<br />
<strong>REWE</strong>-Wurstspezialitäten kreiert, die<br />
regelmäßig von der Deutschen Lebens-<br />
mittel Gesellschaft prämiert werden<br />
und den hohen Ansprüchen unserer<br />
Kundschaft gerecht werden. Im vergangenen<br />
Jahr bekam die Zentralfleischerei<br />
der <strong>REWE</strong> DORTMUND von<br />
der DLG den „Preis der Besten“ für<br />
langjährige hervorragende Leistungen.<br />
rewedo/nrw hz 03-10<br />
Wat häw miene Frau noch säggt, ik soll<br />
um 12 Uhr wierkoummen un 2 Glas Beer drinken,<br />
oder häw se Säggt, ik soll üm 2 Uhr wierkoumen<br />
un 12 Glas Beer drinken?<br />
Die <strong>REWE</strong> DORTMUND dankt allen Betrieben, die uns lehrreiche und vergnügliche Einblicke in ihre Familiengeschichten und Produktionsabläufe gegeben haben.<br />
Wir freuen uns auch für die Zukunft auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zum Nutzen unserer Region und zum Wohle unserer Kunden.