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Nummer 1<br />

März 2010<br />

<strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

Heimat<br />

<strong>REWE</strong> ZEITUNG<br />

<strong>REWE</strong> NRW HEIMATZEITUNG für Nordrhein-Westfalen März 2010<br />

Das Geheimnis des<br />

Schwerter Senfs<br />

Frank Peisert ist der<br />

letzte traditionelle<br />

Senfmüller in Westfalen<br />

„Wenn Du Senf willst, musst du<br />

ihn selber machen,“ sagte ihm<br />

der alte Senfmüller eines Tages.<br />

Frank Peisert wollte Senf und er<br />

macht ihn noch heute – nach dem<br />

überlieferten Rezept von 1845.<br />

Früher hatte fast jeder Ort seinen<br />

eigenen Senf. Heute gibt es in<br />

ganz Deutschland nur noch fünf<br />

Betriebe, die im traditionellen<br />

Nassmahlverfahren besonders<br />

cremigen und würzigen Senf herstellen.<br />

Die Schwerter Senfmühle<br />

ist der letzte in Westfalen. 5<br />

ZITAT<br />

Rudolf Helgers<br />

Vorstandsmitglied<br />

<strong>REWE</strong><br />

DORTMUND<br />

„Als regionales Handelsunternehmen<br />

fühlen wir uns gerade<br />

diesen kleinen und mittelständischen<br />

Herstellern aus NRW<br />

verbunden.“<br />

Niederrhein | Ruhrgebiet | Bergisches Land | Sauerland | Ostwestfalen-Lippe | Städteregion Aachen | Eifel | Münsterland | Tecklenburger Land<br />

Die Region liegt uns am Herzen<br />

Die <strong>REWE</strong> DORTMUND unterstützt Lieferanten und Produzenten aus NRW<br />

Die weitaus meisten Bundesbürger<br />

achten beim Einkauf auf die regionale<br />

Herkunft der Waren. Sie verbinden<br />

damit Frische, Tradition und Geschmack.<br />

Wir von der <strong>REWE</strong> DORT-<br />

MUND tun das auch. Deshalb fördern<br />

wir Lieferanten und kleine mittelständische<br />

Betriebe aus unserer Region,<br />

denn sie bewahren die alten Herstellungsverfahren,<br />

die uns immer wieder<br />

beweisen, dass Tradition schmeckt.<br />

Ohne die kleinen Familienbetriebe<br />

würden die über Generationen überlieferten<br />

Rezepturen womöglich unwiederbringlich<br />

verloren gehen.<br />

„Die Verbundenheit durch unsere<br />

Herkunft ist eine gute Grundlage für<br />

guten Handel,“ sagt Stefan Grubendorfer,<br />

selbst schon in der dritten Generation<br />

<strong>REWE</strong>-Kaufmann. „Wenn<br />

regionale Lieferanten mit der <strong>REWE</strong><br />

DORTMUND anerkennende Wertschätzung<br />

erfahren, finde ich das richtig<br />

gut!“ Diese Philosophie bürgt für<br />

ausgezeichnete Qualität, denn nur wo<br />

Tradition lebt, können sich auch neue<br />

Ideen entwickeln, können alte Rezepte<br />

ausprobiert werden, können gesunde<br />

Früchte in Ruhe reifen. Für Stefan<br />

Grubendorfer zählt „ein Handschlag<br />

zwischen der <strong>REWE</strong> und regionalen<br />

Lieferanten mehr als jeder Vertrag.“<br />

„In Deutschland<br />

wirklich einzigartig“<br />

Um die persönlichen Beziehungen zu<br />

pflegen, laden wir unsere Produzenten,<br />

Lieferanten und Einzelhändler<br />

regelmäßig ein, um Kontakte zu knüpfen,<br />

Rezepte zu verfeinern und Ideen<br />

vorzustellen. So entdecken wir immer<br />

wieder neue oder ganz alte Spezialitäten.<br />

„Das ist im Handel in Deutschland<br />

wirklich einzigartig,“ findet Thorsten<br />

Rabe, Geschäftsführer des Wurstherstellers<br />

Menken. „Die <strong>REWE</strong> DORT-<br />

MUND geht wirklich auch noch in die<br />

kleineren Betriebe rein und lässt sich<br />

von denen spezielle Artikel liefern.<br />

Das macht wirklich Spaß, wenn man<br />

sieht wie die ihre Hausmessen vorbereiten<br />

und was die für Produkte da<br />

haben.“<br />

Regionalität bedeutet für uns auch<br />

kurze Wege – vom Erzeuger auf den<br />

Tisch. Dadurch können wir für frische<br />

Ein Stück Heimat genießen.<br />

Produkte garantieren, sparen Energie<br />

und Kosten und sichern außerdem Arbeitsplätze<br />

in der Region. Die Verbundenheit<br />

mit der Region ist auch auf<br />

Grund unserer eigenen Geschichte gewachsen.<br />

Die <strong>REWE</strong> DORTMUND ist<br />

entstanden aus einem Zusammenschluss<br />

regionaler Einzelhändler und sie ist<br />

noch immer eine Gemeinschaft regionaler<br />

Händler. „Als regionales Handelsunternehmen<br />

fühlen wir uns gerade<br />

diesen kleinen und mittelständischen<br />

Herstellern aus NRW verbunden,“ sagt<br />

Rudolf Helgers, Vorstandsmitglied der<br />

<strong>REWE</strong> DORTMUND. „Deshalb fördern<br />

wir den Verkauf ihrer Produkte in<br />

unseren Geschäften.“<br />

Kulinarische Reise durch<br />

die Region<br />

Um auch Ihnen die Produkte unserer<br />

Region und die Menschen, die dahinter<br />

stehen, näher zu bringen, haben wir<br />

einen erfahrenen Journalisten gebeten,<br />

14 Betriebe zu besuchen, die unsere<br />

Werte in besonderem Maße verkörpern.<br />

Entdecken Sie mit uns traditionelle<br />

Spezialitäten wie Meschedes<br />

www.rewe-dortmund.de<br />

Sauerländer Bauern-Knochenschinken,<br />

der nach alter Handwerkskunst trocken<br />

gepökelt wird und siebeneinhalb Monate<br />

lang reift. Lassen Sie sich einladen<br />

zu knusprigen Waffeln in der Feinbäckerei<br />

Esser in Mönchengladbach, wo<br />

seit Jahren nach überlieferten Rezepten<br />

edle Confiserien entstehen.<br />

rewedo/nrw hz 03-10<br />

Freie Kühe<br />

geben faire Milch<br />

Milchbauern profitieren von<br />

höheren Preisen<br />

Bei Milchbauer Ludger Kortbuß machen<br />

die Kühe, was sie wollen. Sogar<br />

zum Melken kommen sie von alleine.<br />

Dank BUBIs fairer Milch lohnt sich<br />

die Arbeit wieder. 9<br />

Mit Käse kann man alles machen<br />

Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg macht moderne Spezialitäten mit alten Rezepten<br />

Den ersten Käse machte Annette Wellie nur für die eigene<br />

Familie. Eigentlich war es ihr auch viel zu viel Arbeit. Aber dann<br />

schmeckte er einfach zu gut. Erst fragten die Nachbarn, dann<br />

Das Arme-Leute-Essen im<br />

Feinkostregal<br />

Franz Oberlies aus <strong>Dortmund</strong> liebt<br />

und produziert eingelegte Heringe 8<br />

ging sie auf Märkte, und als wir den Käse der Hofkäserei Wellie<br />

probierten, wollten wir ihn auch: In echter Handarbeit entsteht<br />

exklusiv für die <strong>REWE</strong> DORTMUND der Ruhrtaler. 11


2 Heimat Zeitung MÜNSTERLAND<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

INHALT<br />

Reportagen<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Rezepte<br />

3<br />

8<br />

11<br />

Bunt- und Waschmöhren<br />

von T. Brun aus Borken<br />

Fruchtige<br />

Apfel-Möhrensuppe<br />

Lasagne Happen<br />

<strong>REWE</strong>-Eigenproduktion<br />

16<br />

14<br />

Meschedes Sauerländer<br />

Bauern-Knochenschinken<br />

Rapsöl vom Volksverein<br />

Mönchengladbach<br />

Adrian-Senf aus der<br />

Schwerter Senfmühle<br />

Mestemachers westfälischer<br />

Pumpernickel<br />

Sauerländer Senfschinken<br />

von Metten Fleischwaren<br />

Oberlies Fisch-Marinaden<br />

aus <strong>Dortmund</strong><br />

Faire Milch von Familie<br />

Kortbuß aus Aahaus<br />

Münsterländer Eier<br />

von Columbus Frischei<br />

aus Schöppingen<br />

Ruhrtaler Weichkäse<br />

von der Hofkäserei Wellie<br />

in Fröndenberg<br />

Westfälische Aufläufe von<br />

Prima aus Leopoldshöhe<br />

Westfälische Rauchpeitschen<br />

von Menken<br />

aus Gladbeck<br />

Waffeln und Feingebäck<br />

von Esser<br />

aus Mönchengladbach<br />

Bachmann Magenlikör<br />

von Schwarze & Schlichte<br />

aus Oelde<br />

Birnentörtchen<br />

Handwerkliche Tradition<br />

und Liebe zur Arbeit<br />

Impressum<br />

Betrieb & Tradition<br />

Frischgemüse Brun<br />

aus dem Münsterland<br />

Der Betrieb in Borken im westlichen<br />

Münsterland ist aus einem<br />

alten Hof hervorgegangen und<br />

wird in seiner jetzigen Form mittlerweile<br />

in dritter Generation geführt.<br />

Mit über 100 Mitarbeitern<br />

ist Frischgemüse Brun einer der<br />

führenden Anbauer von Waschund<br />

Bundmöhren, Porree, Suppengrün<br />

und Wurzelpetersilie in<br />

der Region. Von der Saat übers<br />

Pflügen, Düngen und Ernten bis<br />

hin zum Waschen, Verpacken<br />

und Ausliefern bietet der Betrieb<br />

alles aus einer Hand. Durch moderne<br />

Lagertechnik kann bis<br />

Mitte Mai frisches Gemüse aus<br />

der Region angeboten werden.<br />

Auf der Suche nach der perfekten Möhre<br />

Bernhard und Tobias Brun aus Borken machen vom Anbau bis zur Auslieferung alles selbst<br />

Tobias Brun ist 31 und macht<br />

Möhren so lange er denken<br />

kann. „Es hat nie etwas anderes<br />

gegeben,“ sagt er. Sein Großvater<br />

hat schon damit angefangen. Der hatte<br />

noch einen Bauernhof, wie er typisch<br />

war damals, mit ein paar Kühen und<br />

Schweinen, und angebaut wurde alles,<br />

was hier im Münsterland wuchs: Blumenkohl,<br />

Sellerie, Spinat – und eben<br />

Möhren. Die alte Halle, in der sie früher<br />

gewaschen wurden, steht noch,<br />

aber sie wird nicht mehr benutzt. „Damals,<br />

in den 60er Jahren, flogen nur<br />

die gelben raus und die Steine, und<br />

alles andere kam in Beutel. Lang, klein,<br />

krumm, das war egal,“ erzählt Tobias<br />

Brun.<br />

Früher war die Form egal<br />

Damals haben sie hier in Borken im<br />

ganzen Jahr 600 Tonnen Möhren verpackt,<br />

jetzt schaffen sie das in einer<br />

Woche. Tobias Brun leitet inzwischen<br />

gemeinsam mit seinem Vater Bernhard<br />

einen Großbetrieb, denn die Maschinen<br />

für Ernte, Aufbereitung und Verpackung<br />

sind teuer. Das lohnt sich nur<br />

bei großen Flächen. Auf 300 Hektar<br />

bauen sie Waschmöhren an, dazu<br />

kommen 50 Hektar mit Bundmöhren,<br />

außerdem Porree und Petersilie, und<br />

mehrere Vertragsbauern liefern Sellerie<br />

– und Lagermöhren, so dass sie<br />

auch im Winter frische Möhren anbieten<br />

können. Das Besondere aber ist:<br />

Die Bruns machen alles selbst, vom<br />

Säen bis zum Ausliefern. „Wir bieten<br />

alles aus einer Hand,“ sagt Tobias<br />

Brun stolz.<br />

Drei Generationen leben auf dem Hof<br />

Das ist beim Möhrenanbau nicht ganz<br />

unwichtig, denn man kann einiges<br />

falsch machen. Bernhard Brun ist 62.<br />

Er hat schon viele Sommer auf dem<br />

Feld verbracht, aber er sagt trotzdem:<br />

„Es können immer Fehler passieren:<br />

Säe ich oder nicht? Hält das Wetter<br />

Hier sagt man’s ...<br />

"Der Westfale redet so langsam,<br />

dass er während eines einzigen<br />

Satzes dreimal seine Meinung ändern<br />

kann." Gaby Köster<br />

Bernhard Brun und sein Sohn Tobias ernten die ersten Bundmöhren<br />

lange genug für die Ernte? Wenn es<br />

nass ist, können Sie nicht roden. Wenn<br />

es zu trocken ist auch nicht.“ Die ersten<br />

Bundmöhren des neuen Jahres<br />

haben die Bruns jetzt gerade gesät.<br />

Der starke Frost muss vorbei sein. Das<br />

hat diesmal lange gedauert. Um die<br />

neue Ernte als erster auf den Markt zu<br />

bringen, muss man die kleinen Tricks<br />

kennen: Die Bruns haben für die erste<br />

Saat sonnigste Standorte ausgesucht<br />

und die sandigsten Böden, die sich<br />

schnell erwärmen. Erst ab 15 Grad<br />

wachsen die Möhren richtig. Deshalb<br />

werden sie am Anfang auch mit Vlies<br />

abgedeckt. Das schützt vor spätem<br />

Frost, und darunter wird es schneller<br />

warm.<br />

Bundmöhren brauchen<br />

Handarbeit<br />

Die Bundmöhrensaison dauert von der<br />

ersten Ernte Anfang Juni bis zu den<br />

ersten Nachtfrösten. Dann wird das<br />

Laub zu schlecht und man kann sie<br />

nicht mehr gut aus der Erde ziehen.<br />

Bundmöhren werden direkt auf dem<br />

Feld aufbereitet. Sie werden mit der<br />

Hand geerntet, dann gebündelt und mit<br />

einer Düsenwaschanlage gewaschen.<br />

In den großen Trommelwaschmaschinen<br />

würden sie kaputt gehen. Eine Poliermaschine<br />

mit großen Bürsten<br />

entfernt letzte Härchen und einen<br />

möglichen Grauschleier. Für Bundmöhren<br />

werden andere Sorten gesät<br />

als für Waschmöhren. Sie werden jün-<br />

Können Sie sich noch erinnern, wie<br />

Ihr Betrieb angefangen hat?<br />

Wer ihn gegründet hat, weiß ich nicht<br />

mehr. Das ging immer weiter. Gründer<br />

gibt es in Westfalen kaum, es sei<br />

denn, sie machen eine neue Firma auf.<br />

ger geerntet, haben kräftigeres Laub<br />

und sind meist spitzer. Waschmöhren<br />

dagegen sind unten meist abgestumpft,<br />

etwas dicker und eignen sich daher<br />

besser zum Verpacken in Beutel und<br />

Schale.<br />

Die Ernte hält die Lagermöhren frisch<br />

„Eine perfekte Möhre muss einen<br />

süßen Geschmack haben,“ sagt Tobias<br />

Brun. Um das hinzukriegen, muss man<br />

wissen, welche Möhre auf welchem<br />

Boden besonders gut wächst. In England<br />

zum Beispiel werden ganz andere<br />

Möhren angebaut, die dort süß schmecken,<br />

aber auf den Münsterländer<br />

Böden nicht. Brun hat seine Sorten gefunden.<br />

Er produziert vor allem frische<br />

Ware für die <strong>REWE</strong> DORTMUND,<br />

meist so genannte Waschmöhren in<br />

Schalen oder Beuteln. Sie werden<br />

nach der Ernte erst gewaschen und<br />

dann von einer speziellen Kamera begutachtet:<br />

faule und kaputte Möhren<br />

werden mit Druckluft und unter großem<br />

Krach vom Förderband gestoßen.<br />

Die anderen werden erst von Hand<br />

und danach von einer Maschine nach<br />

Größen sortiert, um sie in die passenden<br />

Schalen zu packen. Überall in der<br />

Das heißt, den Hof gibt es schon seit<br />

dem Mittelalter?<br />

So ungefähr. Wir hatten immer einen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb. Mein<br />

Großvater hatte schon einen Hof, mein<br />

Urgroßvater auch. Die hatten auch Vieh:<br />

Kühe und einen Schweinestall. In dem<br />

sitzen wir jetzt gerade, den haben wir vor<br />

15 Jahren zum Büro umgebaut. Hier auf<br />

den Fotos können Sie sehen, wie das<br />

gewachsen ist. Wo das Wohnhaus war,<br />

steht jetzt die Maschinenhalle, diese<br />

Halle haben wir dran gebaut, dann noch<br />

eine Halle und zwei Kühlhäuser. Der<br />

alte Hof verschwindet fast. In den letzten<br />

15 Jahren ging das richtig rund.<br />

Womit hat denn die Veränderung begonnen?<br />

In den 60er Jahren haben wir angefangen<br />

mit Blumenkohl, Sellerie und<br />

Spinat für die Industrie. Dann sind wir<br />

irgendwann umgestiegen auf Frischmarktware.<br />

Und die Möhre hat sich<br />

als Hauptprodukt durchgesetzt. Und<br />

dann wollte ein Kunde plötzlich die<br />

Tobias Brun verpackt die Lagermöhren selbst<br />

Halle leuchten jetzt die orangefarbenen<br />

Möhren auf den verschiedenen Transportbändern.<br />

Für jeden<br />

Boden die richtige Sorte<br />

Die Möhren, die jetzt im März verpackt<br />

werden, kommen mit Gabelstaplern<br />

aus den riesigen Lagerhäusern. Sie<br />

wurden schon im letzten Herbst geerntet<br />

und zusammen mit der Erde in<br />

mannshohen Kisten eingelagert. Die<br />

Lagermöhren stammen von Vertragsbauern<br />

aus dem Rheinland oder der<br />

Soester Börde. Dort ist der Boden lehmiger<br />

und bleibt deshalb an den Möhren<br />

kleben. Bei Dunkelheit und 0,3<br />

Grad Celsius überwintern sie im Kühlhaus<br />

und werden täglich frisch verarbeitet.<br />

Die Laufzeit der Haltbarkeit<br />

läuft erst ab dem Waschen und Polieren.<br />

„Vorher merkt die Möhre eigentlich<br />

gar nicht, dass sie aus dem Boden<br />

raus ist,“ sagt Tobias Brun. Er ist zu<br />

Recht stolz auf seine Logistik: „Früher<br />

gab es hiesige Möhren nur bis Weihnachten.<br />

Aber durch unsere gute Lagertechnik<br />

und neue Sorten können wir<br />

regionale Ware jetzt bis Mitte Mai anbieten<br />

– und zwar frisch.“<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

NACHGEFRAGT<br />

geradeheraus Bernhard Brun im Gespräch<br />

Schalen. Die hat damals niemand benutzt.<br />

Wir hatten auch keine Schalenmaschine,<br />

wir wussten nicht, wo wir<br />

die Schalen herkriegen, gar nix. Da bin<br />

ich nach Italien gefahren, wo sie das<br />

schon gemacht haben, und wir haben<br />

das irgendwie zusammengestrickt. Sie<br />

haben natürlich immer einen Vorsprung,<br />

wenn sie was Neues haben,<br />

deshalb sind wir immer auf der Suche<br />

nach Innovationen für unsere Möhren.<br />

Und wie hat sich das Leben auf dem<br />

Hof verändert in den letzten Jahren?<br />

Es ist immer noch familiär. Unsere<br />

Saisonarbeiter sind schon ewig hier<br />

und kommen immer wieder. Und viele<br />

Festangestellte sind auch schon mehr<br />

als 20 Jahre hier. Alle Mitarbeiter, die<br />

wir haben, stehen zu dem Betrieb.<br />

Wenn wir zum Beispiel säen, und morgen<br />

soll es Regen geben, dann fragt keiner<br />

nach Feierabend. Der sät, der sät, der<br />

sät und guckt nicht auf die Uhr. Das<br />

weiß auch jeder. Sonst könnte man so<br />

einen Betrieb gar nicht aufbauen.


März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />

3<br />

Knochenschinken frisch eingesalzen<br />

Betrieb & Tradition<br />

Heute noch wie früher<br />

Schinken aus Meschede<br />

Die Anfänge der Schinkensalzerei und<br />

Räucherei August Meschede gehen bis<br />

in das Jahr 1848 zurück. Damals stellte<br />

Adolph Meschede, der Ururgroßvater<br />

des jetzigen Inhabers seine ersten<br />

Schinken her – für den Eigenbedarf und<br />

das benachbarte Kloster. Sein Sohn Joseph,<br />

gelernter Fleischer, machte das<br />

Familienhobby zum Beruf und gründete<br />

eine Landmetzgerei, deren Qualität sich<br />

schnell herumsprach. Schon vor 1870<br />

brachten Pferdefuhrwerke Mescheder<br />

Schinken in die Villa Hügel der Familie<br />

Krupp nach Essen. Als Meschede 1871<br />

ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde,<br />

belieferte die Metzgerei bald das ganze<br />

Ruhrgebiet.<br />

Heute werden auf etwa 3.500 Quadratmetern<br />

jährlich rund 60.000 Schinken<br />

produziert. Das Unternehmen ist in der<br />

fünften Generation im Familienbesitz.<br />

Fruchtige<br />

Apfel-Möhrensuppe<br />

Rezept für 4 Personen<br />

Zutaten<br />

500 ml SCHULTE BLOOM’S<br />

Apfelsaft<br />

100 ml warmes Wasser<br />

1 EL Gemüsebrühe<br />

1 kg Möhren<br />

1 Zwiebel<br />

1 Apfel in dünnen Scheiben<br />

Salz, Pfeffer<br />

Cayennepfeffer<br />

1 EL Öl, 1 EL Butter<br />

Möhren und Zwiebel schälen. 1 kleine<br />

Möhre in schmale Streifen schneiden.<br />

Restliche Möhren und Zwiebel würfeln.<br />

Zwiebelwürfel in Öl in einem Topf andünsten.<br />

Möhrenwürfel und Apfelsaft<br />

zugeben. Warmes Wasser und Gemüsebrühe<br />

mischen, in den Topf geben und<br />

alles bei mittlerer Hitze ca. 15 Minuten<br />

köcheln lassen, dann pürieren. Mit Salz<br />

und Pfeffer abschmecken. Butter in<br />

einer Pfanne zerlassen, Apfelscheiben<br />

und Möhrenstifte anbraten. Suppe in<br />

Teller füllen, mit den Apfelscheiben und<br />

Möhrenstreifen garnieren und mit Cayennepfeffer<br />

leicht bestäuben.<br />

Das Wichtigste für einen guten<br />

Schinken ist Zeit – viel Zeit,<br />

sagt August Meschede. Siebeneinhalb<br />

Monate braucht sein Sauerländer<br />

Knochenschinken bis er<br />

verkauft wird, aber dafür schmeckt er<br />

auch. Schon bei der Auswahl des Fleisches<br />

brauchen seine Mitarbeiter<br />

etwas länger: Jeden Schinken, der angeliefert<br />

wird, stechen sie an, um den<br />

pH-Wert zu messen. 5,9 darf er höchstens<br />

haben. Alles andere deutet auf<br />

Fleischfehler hin. Im Schnitt wird<br />

jeder zwanzigste angelieferte Schinken<br />

aussortiert. Wer siebeneinhalb<br />

Monate in ein Stück Fleisch investiert,<br />

kann keine Kompromisse machen.<br />

Keine Kompromisse beim<br />

Fleisch<br />

Das Fleisch wird im Kühlraum sofort<br />

mit einer Salz-Gewürz-Mischung traditionell<br />

trocken gepökelt. Das genaue<br />

Rezept verrät August Meschede nicht:<br />

„Das haben wir über Generationen<br />

immer weiter verbessert. Da würden<br />

sich unsere Mitbewerber die Finger<br />

nach lecken,“ sagt er verschmitzt,<br />

denn das Zweitwichtigste für einen<br />

guten Schinken ist die richtige Rezeptur.<br />

Deshalb tut August Meschede<br />

auch nichts, um den Reifungsprozess<br />

zu beschleunigen: Er benutzt keine<br />

Starterkulturen, keine CO-2-Beatmung,<br />

keine Spritzpökelung, bei der das Salz<br />

in den Schinken hinein gespritzt wird.<br />

Das Drittwichtigste für einen guten<br />

Schinken ist Hingabe. Temperatur und<br />

Luftfeuchtigkeit der verschiedenen<br />

Räume müssen ständig kontrolliert<br />

werden. Schon wenige Grad Abweichung<br />

könnten alles verderben. Deshalb<br />

macht die Familie nie gemeinsam<br />

Urlaub. Einer ist immer da und prüft<br />

mindestens vier Mal am Tag die Thermometer.<br />

Und wenn die Schinken<br />

nach vier Wochen ausgesalzen werden<br />

müssen, und es ist gerade Ostern, dann<br />

machen August Meschede und sein<br />

Sohn Alwin das eben selbst, denn<br />

bleibt das Salz zu lange drauf, wird der<br />

ganze Schinken zu salzig. Das wäre<br />

nicht mehr zu reparieren.<br />

Aussalzen ist richtig Maloche<br />

Aussalzen ist Knochenarbeit. Jeder<br />

Schinken wird einzeln hochgehoben<br />

und abgeklopft, und jeder wiegt jetzt<br />

noch zehn bis elf Kilogramm. „Das ist<br />

ANZEIGE<br />

Das lange Reifen an Buchenholzstreben gibt dem Schinken sein intensives Aroma<br />

Geschmack braucht Hingabe,<br />

ein gutes Rezept – und Zeit<br />

August Meschedes Sauerländer Bauern-Knochenschinken<br />

reift siebeneinhalb Monate<br />

richtig Maloche,“ erzählt Alwin Meschede.<br />

„Da brauche ich kein Fitness-<br />

Studio mehr.“ Danach wird der<br />

Schinken durchgebrannt. So nennt<br />

man es, wenn die Pökelung langsam<br />

ins Innere des Schinkens einzieht und<br />

das Fleisch rot wird. Anschließend<br />

werden die Schinken gewässert, abgewaschen<br />

und vorgetrocknet, und dann<br />

beginnt die lange Zeit des Reifens:<br />

Fünf Monate hängen sie in verschiedenen<br />

Klimaräumen, alle paar Wochen<br />

wird die Umgebungstemperatur etwas<br />

erhöht. Jetzt strömen die Schinken<br />

schon ihren typischen Geruch aus, der<br />

sich tief in der Nase festsetzt.<br />

Was macht Ihren Schinken so besonders?<br />

Das fängt schon mit den Rohstoffen an.<br />

Schinken ist nicht Schinken, weder in<br />

der Herstellung noch in der Mästung.<br />

Für uns ist wichtig, dass die Schweine<br />

stressfrei geschlachtet und gesund ernährt<br />

werden und dass sie Bewegung<br />

haben. Von solchen Höfen bevorzugen<br />

wir das Fleisch. Leider wird es immer<br />

schwieriger, darauf Einfluss zu nehmen.<br />

Es gibt immer weniger Schlachthöfe,<br />

die dafür immer größer sind. Da ist es<br />

schwierig, Wünsche zu äußern. Die<br />

können das gar nicht mehr kontrollieren.<br />

Deshalb schauen wir uns alle<br />

Schinken, die geliefert werden, genau an.<br />

Und wie werden die Schinken dann<br />

behandelt?<br />

Wir produzieren unsere Schinken ganz<br />

traditionell, im Grunde immer noch so<br />

wie mein Urgroßvater, nur in größerem<br />

Stil. Und weil wir Kühlhäuser nutzen,<br />

können wir das ganze Jahr über<br />

Schinken herstellen, früher ging das nur<br />

in den kalten Monaten von Herbst bis<br />

Frühjahr. Wenn Sie aber wissen wollen,<br />

Auffällig ist, dass die Schinken an<br />

Holzstreben hängen. „Das Buchenholz<br />

wirkt auf die Schinkenqualität wie ein<br />

gutes Fass bei altem Wein,“ erklärt<br />

Meschede. Und wenn er über solche<br />

Details spricht, leuchten seine Augen.<br />

August Meschede selbst ist gar kein<br />

Fleischer. Er hat Betriebswirtschaft<br />

studiert, aber er ist mit den Schinken<br />

aufgewachsen: Das Salzen, Räuchern<br />

und Umhängen hat er bei seinem Vater<br />

gelernt – und er ist stolz auf sein Produkt:<br />

„Meine Kunden kommen sogar mit<br />

Flugzeug und Taxi zu mir, nur um sich<br />

ihr Schinkenstück selbst auszusuchen.“<br />

was genau in unserer Salz-Gewürz-<br />

Mischung drin ist, dann kann ich ihnen<br />

das nicht verraten. Darin liegt schließlich<br />

ein Geheimnis unseres Schinkens.<br />

Wir versuchen auch ständig den Geschmack<br />

noch zu verbessern.<br />

Welche Faktoren sind denn dabei<br />

wichtig?<br />

Wir probieren andere Gewürzmischungen,<br />

ändern die Lagertemperatur oder<br />

die Zeit, die die Schinken im Salz liegen.<br />

Das Problem ist, dass Sie immer nur<br />

eine Sache verändern dürfen, sonst<br />

wissen Sie hinterher nicht, was Ausschlag<br />

gebend war. Und vor allem können<br />

Sie erst nach siebeneinhalb Monaten<br />

feststellen, ob es sich gelohnt hat.<br />

Sie sind kein Fleischer, sondern Betriebswirt.<br />

Wie haben Sie das alles gelernt?<br />

Ich bin mit dem Schinken groß geworden.<br />

Er wurde natürlich anders produziert<br />

damals, aber man wächst da rein,<br />

genau wie mein Sohn auch da rein<br />

wächst. Ich wünsche mir sehr, dass<br />

meine Kinder das auch machen. Und<br />

es sieht ganz gut aus. Wir hatten früher<br />

Die Kunden kommen mit<br />

dem Flieger<br />

Erst kurz vor dem Verpacken wird der<br />

Knochen aus dem Fleisch gelöst, denn<br />

je länger er drin bleibt, desto mehr<br />

nimmt der Schinken den nussigen Geschmack<br />

an. Das Lösen der Knochen<br />

ist eine Kunst für sich. Die Schinken<br />

sind jetzt außen so hart wie eine Tischplatte.<br />

August Meschede hat dafür eine<br />

spezielle Maschine bauen lassen, eine<br />

Art überdimensionalen Pflaumen-Entkerner.<br />

Die Könner in Meschedes Betrieb<br />

lösen damit 15 bis 17 Knochen<br />

pro Stunde. Zum Schluss werden die<br />

fertigen Schinken noch vakuumiert,<br />

damit sich das Loch, wo der Knochen<br />

August Meschede prüft den Reifegrad<br />

saß, wieder schließt. Dann ist er fertig,<br />

der Original Sauerländer Knochenschinken.<br />

21 Arbeitsschritte waren<br />

nötig, aber August Meschede hat jeden<br />

davon genossen: „Dass es so etwas<br />

Schönes noch gibt, spornt einen an,“<br />

sagt er – und lächelt.<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

NACHGEFRAGT<br />

August Meschede im Gespräch<br />

immer einen Bauernhof dabei, bis in<br />

die 80er Jahre, als wir nach Enste umgezogen<br />

sind: Wir hatten Schweine,<br />

Rinder, haben selber gewurstet. Aber<br />

mein Großvater hat dann den Schwerpunkt<br />

auf Schinken gelegt.<br />

Was ist bei der Schinken-Herstellung<br />

anders als früher?<br />

Gar nicht so viel, wie manche denken.<br />

Die moderne Technik erleichtert uns<br />

allerdings Einiges. Temperatur und<br />

Luftfeuchtigkeit sind leichter zu steuern<br />

und dann gibt es zum Beispiel<br />

heute elektrische Fliegenfallen. Früher<br />

konnte ein Brummer in der Reifehalle<br />

eine ganze Partie verderben. Der legte<br />

seine Eier ins Fleisch und Sie mussten<br />

jeden Schinken einzeln begutachten,<br />

und wenn Sie nicht alle Eier gefunden<br />

haben, kamen neue Fliegen und Sie<br />

mussten alles wegwerfen. Bis Mitte der<br />

60er Jahre wurde noch jeder Schinken<br />

eingebeutelt, also in Leinensäcke gesteckt.<br />

Da mussten Sie nach jedem Arbeitsschritt<br />

ständig hunderte Säcke<br />

waschen – ohne Waschmaschine. Das<br />

hab ich noch erlebt.


4 Heimat Zeitung NIEDERRHEIN<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Betrieb & Tradition<br />

Marion Hoch neben ihrem „Baby“:<br />

Die Ölpresse schafft 16 Liter pro Stunde<br />

Nicht nur sauber, sondern rein<br />

Im Volksverein Mönchengladbach stellen Langzeitarbeitslose hochklassiges Rapsöl her<br />

Wer im Volksverein Mönchengladbach<br />

die kleine<br />

Mühle finden will, aus<br />

der das preisgekrönte Rapsöl kommt,<br />

der muss ein bisschen suchen. Am<br />

Eingang stehen erstmal gebrauchte<br />

Sofas. Der Volksverein wurde vor 27<br />

Jahren als gemeinnützige Gesellschaft<br />

gegen Arbeitslosigkeit gegründet, und<br />

er finanziert sich zum Teil mit dem<br />

Auch das Etikettieren ist Handarbeit<br />

Verkauf von Second Hand Möbeln.<br />

Das beliebteste Produkt ist aber das<br />

Rapsöl, das seit vier Jahren im Keller<br />

der ehemaligen Textilfabrik abgefüllt<br />

wird und außer in kleinen Hofläden<br />

nur bei <strong>REWE</strong> und im kaufpark zu<br />

bekommen ist.<br />

„Es ist ein bisschen unser Baby,“ sagt<br />

Marion Hoch, die das Rapsölprojekt<br />

leitet. „Wir haben ganz klein angefangen,<br />

haben selbst die Hofläden abgeklappert<br />

und waren froh, wenn einer<br />

zehn Flaschen genommen hat.“ Doch<br />

dann hat der Feinschmecker das Öl<br />

entdeckt. In einem Test der Gourmet-<br />

Zeitschrift landete das Rapsöl des<br />

Volksvereins unter den zehn besten<br />

Rapsölen in Deutschland und Österreich.<br />

Geschäftsführer Wilfried Reiners<br />

muss lachen, wenn er sich daran<br />

erinnert: „Als ich den Feinschmecker<br />

zum ersten Mal gekauft habe und fest-<br />

Volksverein Mönchengladbach<br />

Die Wurzeln des Volksvereins Mönchengladbach<br />

liegen im ehemaligen<br />

„Volksverein für das katholische<br />

Deutschland“, der sich von 1890-1933<br />

für Sozialreformen einsetzte und unter<br />

anderem christliche Gewerkschaften,<br />

Bildungsangebote und Konsumgenos-<br />

gestellt habe, dass er ja viel teurer ist<br />

als der Kicker, da wurde mir klar, in<br />

welcher Liga wir plötzlich spielen.“<br />

Vom Feinschmecker<br />

ausgezeichnet<br />

Den Artikel lasen auch die Einkäufer<br />

der <strong>REWE</strong> DORTMUND, und weil<br />

der Raps für das Öl aus der nahen Voreifel<br />

kommt, passte das Produkt hervorragend<br />

in das Konzept, die<br />

regionalen Erzeuger zu stärken. „Sie<br />

hatten auch Verständnis, dass wir nicht<br />

die Riesenmengen produzieren können,“<br />

erzählt Marion Hoch. Jetzt gerade<br />

läuft die Mühle wieder für die<br />

<strong>REWE</strong> DORTMUND. „Wir produzieren<br />

nur auf Anforderung,“ sagt Marion<br />

Hoch. „Rapsöl ist ein Naturprodukt<br />

und nicht ewig lange haltbar. Deshalb<br />

haben wir keine großen Vorräte.“<br />

Dafür wäre auch gar keinen Platz. Für<br />

die Rapsölanlage musste ohnehin<br />

schon einiges umgebaut werden. Es<br />

wirkt immer noch ein bisschen improvisiert,<br />

aber das macht auch den<br />

Charme des Produkts aus. Die Rapsmühle<br />

ist in einem kleinen Hochstand<br />

hinter dem Haus untergebracht. Ein<br />

kleiner Raum, etwa anderthalb Quadratmeter.<br />

Das reicht. Aus den zwei<br />

Pressköpfen tröpfelt ganz langsam das<br />

glänzende Öl. Jeder schafft acht Liter<br />

pro Stunde. Vorne kommt in kleinen<br />

Würstchen der so genannte Rapskuchen<br />

heraus. Den verkaufen sie wieder<br />

an die Bauern als Viehfutter. Dadurch<br />

fällt fast kein Abfall an. Den Hochstand<br />

haben sie extra gebaut, damit sie<br />

keine Pumpe brauchen. Von hier läuft<br />

senschaften förderte, die den Arbeiterinnen<br />

und Arbeitern preiswerte Waren<br />

anbieten konnten. Er wurde von den Nationalsozialisten<br />

nach deren Machtübernahme<br />

verboten. Der neue Volksverein<br />

wurde 1983 als gemeinnützige Gesellschaft<br />

gegen Arbeitslosigkeit ge-<br />

NACHGEFRAGT<br />

Wilfried Reiners, Geschäftsführer Volksverein Mönchengladbach,<br />

und Marion Hoch, Projektleiterin, im Gespräch<br />

das Öl mit Hilfe der Schwerkraft direkt<br />

in die beiden Sedimentationsanlagen<br />

im Untergeschoss.<br />

Das Öl reinigt sich selbst<br />

Sie alleine sind den Besuch schon<br />

wert. Die Technische Hochschule Weihenstephan<br />

hat insgesamt nur vier<br />

Stück gebaut. Jeweils vier große Edelstahl-Trichter<br />

reinigen das Öl. Das<br />

heißt: Eigentlich reinigt sich das Öl<br />

von selbst. In den Trichtern sinken die<br />

Kornelia Bimm war vorher arbeitslos<br />

Schwebstoffe nach unten, das saubere<br />

Öl steigt nach oben und läuft in den<br />

nächsten Trichter über. Dort wiederholt<br />

sich die Prozedur, und am Ende<br />

nimmt ein kleiner Filter nur noch die<br />

letzten feinsten Partikel heraus, bevor<br />

das Öl abgefüllt wird. Insgesamt fünf<br />

Tage braucht das Öl vom Rapskorn bis<br />

in den großen Sammelkanister. Dann<br />

wird es in braune Halbliterflaschen gefüllt.<br />

„Dabei kann man einiges falsch<br />

machen,“ erinnert sich Wilfried Reiners.<br />

Sind die Flaschen zu voll, kann<br />

das Öl den Deckel absprengen, weil es<br />

sich noch ausdehnt. Sind sie zu leer,<br />

wird das Öl schlecht, weil zu viel Luft<br />

drin ist. Das haben sie alles erlebt.<br />

„Das war wirklich learning-by-doing,“<br />

lacht Reiners.<br />

gründet und zog vor 14 Jahren in eine<br />

ehemalige Textilfabrik im Stadtteil<br />

Geistenbeck. Der Ort hat Symbolcharakter,<br />

denn mit dem Niedergang der<br />

Textilindustrie stieg die Arbeitslosigkeit<br />

in vielen Städten am Niederrhein<br />

stark an. Das Rapsöl wird von arbeits-<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen<br />

Rapsöl herzustellen?<br />

W. Reiners: Die Rapsölanlage ist vor<br />

zehn Jahren eher zufällig hier gelandet.<br />

Presse und Sedimentationsanlage gehörten<br />

der kirchlichen Initiative Pro<br />

e.V. Die hat damit ein Jugendlichenprojekt<br />

gemacht, konnte das aber<br />

irgendwann nicht mehr bezahlen. Da<br />

haben wir das übernommen. Zu Anfang<br />

haben wir den Raps noch mit der<br />

Hand in die Mühle geschüttet und nur<br />

ganz kleine Mengen hergestellt. Dann<br />

haben wir die Anlage immer mehr verfeinert,<br />

ein Silo gekauft und eine automatische<br />

Befüllung und haben das Öl<br />

bei kleinen Hofläden angepriesen.<br />

Und dann gab es ein paar Zufälle. Der<br />

größte war der, dass der Feinschmecker<br />

auf uns zu gekommen ist. Da gab es dann<br />

auf einmal eine bundesweite Bewertung,<br />

von der wir vorher gar nichts wussten.<br />

M. Hoch: Und plötzlich kam die <strong>REWE</strong>.<br />

Als die erste Anfrage kam, sind wir<br />

fast vom Stuhl gefallen. Aber es ist ja<br />

Eine soziale und unternehmerische<br />

Erfolgsgeschichte<br />

In einem kleinen Hinterhaus klebt<br />

Detlef Gerresheim gerade die Etiketten<br />

auf die Flaschen und packt sie in<br />

Pappkartons. Zwölf Paletten hat die<br />

<strong>REWE</strong> DORTMUND bestellt. Für die<br />

kleine Mühle und ihre Handarbeiter ist<br />

der Großauftrag eine echte Herausfor-<br />

losen Jugendlichen und Erwachsenen<br />

hergestellt. Es enthält viele essentielle<br />

Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6,<br />

die der Körper nicht selbst herstellen<br />

kann, die aber lebensnotwendig sind.<br />

2008 wurde es als bestes Rapsöl mit<br />

dem Goldenen Preis der DLG prämiert.<br />

auch ein gutes Öl: Es wird kalt gepresst,<br />

dadurch bleiben sämtliche<br />

Fettsäuren, sämtliche Inhaltsstoffe erhalten.<br />

Es kommen auch keine Zusatzstoffe<br />

wie Konservierungsstoffe da rein,<br />

sondern es ist ein reines Naturprodukt.<br />

Viele industriell hergestellte Rapsöle<br />

werden ja doch erhitzt oder durch spezielle<br />

Filter geschickt, und da geht<br />

dann einiges verloren.<br />

Haben Sie schon mal überlegt, die<br />

Produktion auszuweiten oder andere<br />

Käuferschichten anzusprechen?<br />

W. Reiners: Wir sind ja schon an der<br />

Schwelle zu den hochpreisigen Produkten.<br />

Darüber gibt es eigentlich nur<br />

noch die Gourmet-Klasse, aber ob wir<br />

die erreichen wollen, weiß ich nicht.<br />

Das würde wohl auch nicht zu einer<br />

Arbeitsloseninitiative passen.<br />

M. Hoch: Nein, es soll wirklich einfach<br />

ein gutes, gesundes Produkt sein,<br />

das für jeden erschwinglich ist.<br />

derung, aber Wilfried Reiners ist<br />

froh, denn er sieht auch den Werbeeffekt<br />

für die ganze Arbeitsloseninitiative:<br />

„Rapsöl ist sicher der<br />

Bereich, mit dem wir zurzeit die<br />

meisten Leute ansprechen, weil es<br />

fast alle gebrauchen können.“ Der<br />

Erfolg des Rapsöls hilft dem ganzen<br />

Verein – finanziell und sozial: Eine<br />

Langzeitarbeitslose hat hier dauerhaft<br />

Arbeit gefunden, zwei weitere<br />

stocken durch Teilzeitarbeit ihren<br />

Hartz-IV-Satz auf. Aber das Rapsöl<br />

ist auch eine unternehmerische Erfolgsgeschichte:<br />

Vor zwei Jahren<br />

wurde es von der Deutschen Lebensmittelgesellschaft<br />

als bestes<br />

Rapsöl ausgezeichnet, erzählt Wilfried<br />

Reiners stolz: „Nicht umsonst<br />

wird die Kollegin auch mal die<br />

Raps-Baroness genannt.“ Marion<br />

Hoch lächelt. „Ja,“ sagt sie, „da<br />

steckt schon Herzblut drin.“<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

Hier sagt man’s ...<br />

geradeheraus<br />

"Ein Niederrheiner ist einer, der nix<br />

weiß und alles erklären kann."<br />

Hans Dieter Hübsch


März 2010 NRW HZ 1 RUHRGEBIET Heimat Zeitung<br />

5<br />

Frank Peiserts traditionelles Mahlverfahren macht seinen Senf besonders cremig<br />

Das Geheimnis<br />

des Schwerter Senfs<br />

Frank Peisert ist der letzte traditionelle<br />

Senfmüller in Westfalen<br />

Jeder Mahlstein wiegt 450 kg<br />

Die alte Mühle ist von 1935<br />

Hier kommt der fertige Senf raus<br />

Frank Peiserts Leben als Senfmüller<br />

beginnt mit einem leeren<br />

Eimer. Als er für seine<br />

Eltern neuen Senf in der Schwerter<br />

Senfmühle holen will, gibt es keinen<br />

mehr. Der alte Müller Wilhelm Adrian<br />

macht gerade fluchend die Mühlsteine<br />

sauber und sagt nur: „Senf ist alle.<br />

Wenn du welchen willst, musst du ihn<br />

selber machen.“<br />

Heute steht Peisert selbst vor der alten<br />

Mühle. Das Untergestell ist immer<br />

noch dasselbe wie vor 75 Jahren. Adrians<br />

Großvater hat es damals gekauft.<br />

„Die modernste Senfanlage der Welt,“<br />

hieß es im Prospekt. Die Granitsteine<br />

sind etwas jünger. Sie stammen aus<br />

einer anderen Senfmühle, die Pleite<br />

gegangen ist, wie so viele in den letzten<br />

Jahren. Jetzt stehen sie in der alten<br />

Waschküche der Schwerter Rohrmeisterei,<br />

da wo früher die Unterhemden<br />

zum Trocknen hingen. Der nur 40<br />

Quadratmeter große Raum beherbergt<br />

die ganze Mühle: Außer den Mahlgängen<br />

sind das ein Walzenstuhl zur Zerkleinerung<br />

der Senfsaat und einige<br />

große Eichenfässer: für das Essigwasser,<br />

in dem die Maische angesetzt<br />

wird, und für den fertigen Senf.<br />

Das Rezept ist 150 Jahre alt<br />

Peisert benutzt nur hochwertige Zutaten<br />

– und nur ganz wenige: Gelbe und<br />

braune Senfsaat, dazu Salz, Essig und<br />

Wasser. Mehr braucht es nicht für<br />

einen guten Senf, keinen Zucker, keinen<br />

Süßstoff, kein Konservierungsmittel.<br />

Die gelbe Senfsaat bringt die<br />

Würze, die braune die Schärfe. Peisert<br />

füllt aus großen Säcken von beiden<br />

Sorten etwas ab. Für den mittelschar-<br />

Adrian-Senf im Mühlenladen. Die Namensgeber wachen über seine Herstellung<br />

fen Adrian-Senf braucht er erheblich<br />

mehr gelbe Körner. Die genaue Mischung<br />

verrät er natürlich nicht. Das<br />

alte Rezept, mündlich überliefert seit<br />

den Anfängen der Schwerter Senfmühle<br />

vor gut 150 Jahren, ist sein Betriebskapital.<br />

Die Saat wird im Walzenstuhl geschrotet,<br />

das heißt, sie wird zwischen<br />

den beiden Profilwalzen zu einem groben<br />

Senfmehl zerrissen. Die Maschine<br />

hat Peisert erst vor kurzem gekauft,<br />

aber sie ist auch schon fast 60 Jahre<br />

alt. Vorher stand hier noch der alte<br />

Walzenstuhl aus dem Jahr 1923. Er hat<br />

damals 14,4 Millionen Reichsmark<br />

gekostet. Es war die Zeit der großen<br />

Inflation. Ist das Senfschrot fertig,<br />

kommt es zusammen mit reichlich<br />

Meersalz in ein großes Fass mit Essigwasser.<br />

Diese Mischung steht nun<br />

einen Tag im Maischebottich und wird<br />

immer wieder umgerührt. Dabei<br />

nimmt der Schrot einen Teil des Essigwassers<br />

auf und wird mahlfähig. Dann<br />

kommt der letzte und entscheidende<br />

Schritt: das Mahlen.<br />

Frank Peisert ist einer der letzten in<br />

Deutschland, die noch nach dem traditionellen<br />

Nassmahlverfahren Senf herstellen.<br />

Dreieinhalb Stunden dauert es,<br />

bis die 160 Liter Maische zweimal gemahlen<br />

sind. Zwei Steinpaare hat die<br />

Mühle. Jeder Granitstein hat etwa eineinhalb<br />

Meter Durchmesser und wiegt<br />

rund 450 Kilogramm. Die Steine zerdrücken<br />

das Senfschrot; dadurch kann<br />

die Saat mehr Flüssigkeit aufnehmen<br />

und wird immer sähmiger. Durch<br />

schmale Rinnen im Stein wird die Mischung<br />

nach außen gedrückt, wabert in<br />

einen Zwischenbehälter und wird dann<br />

in das zweite Steinpaar gepumpt – und<br />

am Ende tropft der nun wunderbar cremige<br />

Senf in ein weiteres großes Eichenfass.<br />

Das Vermächtnis des alten<br />

Senfmüllers<br />

Das klingt einfacher als es ist, denn<br />

Frank Peisert muss genau abschätzen<br />

Wieso sind Sie Senfmüller geworden?<br />

Das war relativ spontan. Meine Eltern<br />

waren Stammkunden der Schwerter<br />

Senfmühle, die damals noch meinem<br />

Vorgänger Wilhelm Adrian gehörte.<br />

Und als ich eines Tages wieder Senf<br />

holen wollte, stand der gerade fluchend<br />

auf der Maschine und sagte<br />

nur: Ich hab keinen mehr. Wenn du<br />

Senf willst, musst du ihn selber machen.<br />

Und das haben sie dann einfach gemacht?<br />

Meine Mutter hatte vorher schon gesagt,<br />

ich sollte das machen, wenn der<br />

Adrian aufhört. Ich hatte mein Maschinenbau-Studium<br />

nicht beendet,<br />

wie lange der Senf zwischen den Steinen<br />

bleiben darf. „Groben Senf mahlen<br />

kann jeder, das Geheimnis ist fein<br />

zu mahlen!“ Dieses Vermächtnis hat er<br />

von seinem Vorgänger Wilhelm<br />

Adrian mit auf den Weg bekommen.<br />

Denn durch die Reibung der Mühlsteine<br />

entsteht Wärme, und zuviel<br />

Wärme lässt den Senf bitter werden.<br />

Peisert hat es schnell gelernt. „Die ersten<br />

drei Mahlungen hat der Adrian<br />

noch selber gemacht, nachdem meine<br />

Frau und ich die Mühle übernommen<br />

haben,“ erzählt er. „Danach meinte er,<br />

er hätte jetzt noch was anderes zu tun,<br />

er wär dann mal weg. Dann haben wir<br />

das alleine gemacht.“ Inzwischen hat<br />

Peisert schon eigene Spezialsorten<br />

kreiert: Die Renner sind Honig- und<br />

Currysenf, aber es gibt noch viele andere:<br />

mit Kräutern, Wein oder Preiselbeeren<br />

zum Beispiel. Und über den<br />

Regalen wachen die strengen Portraits<br />

der ersten Adrians, die dem mittelscharfen<br />

Senf ihren Namen gegeben<br />

haben.<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

und das war eine gute Alternative.<br />

Und was ich da über Materialfluss<br />

und Logistik gelernt hatte, konnte ich<br />

gebrauchen. Also hab ich gedacht: Da<br />

denkst du jetzt mal drüber nach. Dann<br />

haben wir so drei, vier Bier drüber<br />

nachgedacht, und den Senf kannten<br />

wir, wussten wie gut der schmeckt, und<br />

dann war klar, dass ich ein bisschen<br />

Senf mache, und ich hab gesagt: Das<br />

übernehme ich. Das war aber als<br />

Hobby gedacht. Es war relativ utopisch<br />

zu denken, dass man davon leben kann.<br />

Es ging dann aber doch.<br />

Na ja, zuerst haben meine Frau und<br />

ich erstmal geguckt, wie das über-<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die Geschichte der<br />

Schwerter Senfmühle<br />

Die Geschichte der Schwerter Senfmühle<br />

beginnt 1845. Damals gründet<br />

die Handelsfirma Hegelich im benachbarten<br />

Hagen-Hohenlimburg einen<br />

Senfhandel, der schon bald nach<br />

Schwerte umzieht. Der Senf wird noch<br />

nicht gemahlen, sondern zerstoßen und<br />

als grobe Paste angeboten. 1902 verkauft<br />

der Sohn des Gründers das Senfgeschäft<br />

an seinen Stiefsohn Wilhelm<br />

Adrian. Nach ihm ist heute der mittelscharfe<br />

Senf der Schwerter Senfmühle<br />

benannt.<br />

Während der Inflation 1923 kauft<br />

Adrian einen neuen Doppelwalzenstuhl<br />

zur Zerkleinerung der Senfsaat für 14,4<br />

Millionen Reichsmark. Die Familie<br />

und vier bis fünf Angestellte machen<br />

damit und mit einer Transmissionsmühle<br />

500 bis 600 Kilogramm Senf am<br />

Tag, den sie mit Pferdekarren in der näheren<br />

Umgebung ausliefern.<br />

Damals gibt es im Rheinland und in<br />

Westfalen 75 Senfhersteller. Fast jede<br />

Region hat noch ihre eigene Senfmühle.<br />

1935 kauft Adrian die Senfmahlgänge<br />

mit Direktantrieb, die noch<br />

heute in Betrieb sind. Damals ist es laut<br />

Werbeprospekt die modernste Senfanlage<br />

der Welt. Dass die Schwerter Senfmühle<br />

bis heute überlebt hat, liegt an<br />

der Hingabe ihrer Betreiber.<br />

1960 übernimmt der Enkel des ersten<br />

Adrian, der auch Wilhelm heißt die<br />

Mühle von seinem Vater. Und obwohl<br />

in den Folgejahren die Senfherstellung<br />

zunehmend von der Industrie übernommen<br />

wird und große Handelsketten die<br />

Tante-Emma-Läden verdrängen, lässt<br />

er sich von seinen Kunden immer wieder<br />

überreden weiterzumachen. Bis er<br />

1999 in Frank Peisert einen Nachfolger<br />

findet, der die Tradition der Schwerter<br />

Senfmühle fortsetzt und sie auch überregional<br />

zu neuer Blüte führt.<br />

NACHGEFRAGT<br />

Frank Peisert im Gespräch<br />

haupt geht. Und es ging gut. Wenn man<br />

ein gutes Rezept hat, ist es natürlich<br />

viel einfacher, als wenn man bei Null<br />

anfangen muss. Und inzwischen können<br />

wir tatsächlich davon leben. Wir<br />

hatten viele alte Stammkunden, sind<br />

dann auf Märkte und Feste gefahren<br />

und beliefern jetzt sogar Rewe. Da<br />

komme ich locker auf eine 70-Stunden-<br />

Woche, und wenn abgefüllt und etikettiert<br />

wird, hilft auch meine Frau mit.<br />

Aber Spaß macht es trotzdem. Für<br />

mich ist das eine Senf-Herstellung, so<br />

wie sie sein soll, wie es gewesen ist.


6 Heimat Zeitung OSTWESTFALEN<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Die Raffinesse des Einfachen<br />

Schon Goethe ging mit Pumpernickel auf Reisen<br />

Um den Pumpernickel und<br />

seinen Namen ranken sich<br />

viele Geschichten. Die<br />

schönste stammt von den Sprachforschern:<br />

Danach verstand man unter<br />

Pumpernickel ursprünglich einen ungehobelten<br />

Kerl, der nicht gut riecht.<br />

Denn im Frühhochdeutschen bedeutete<br />

„Pumper“ so viel wie Blähung –<br />

Paul Ewert stößt die gebackenen Brote mit Druckluft aus der Form<br />

Ulrike Detmers hat Mestemachers Pumpernickel ein neues Image verpasst<br />

das Schwarzbrot Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

sogar auf der Tafel des Preußenkönigs<br />

Friedrich Wilhelm IV. einen<br />

Platz fand, hatte es seinen schlechten<br />

Beigeschmack endgültig verloren.<br />

Schwarzbrot<br />

auf der Königstafel<br />

Bei Mestemacher in Lippstadt wird<br />

der Pumpernickel heute im Grunde<br />

noch genauso gebacken wie damals;<br />

es helfen allerdings ein paar Maschinen.<br />

Der Teig: Roggen, Wasser, Salz, Hefe<br />

Das Korn wird geschrotet und kommt<br />

in zwei große Kessel. Dort wird erstmal<br />

das so genannte Brühstück gemacht:<br />

Der Roggenschrot wird<br />

gekocht, so dass er quellt und Wasser<br />

zieht. Das gibt hinterher ein saftiges<br />

Brot. Dann kommt die Masse mit Salz<br />

und Hefe in die riesigen Teigkneter.<br />

Eineinhalb Tonnen fasst jeder von<br />

ihnen. Das Ganze wird 20 Minuten gerührt<br />

und dann in die Teigfüllanlage<br />

gepumpt. Die stammt eigentlich aus<br />

der Fleischerei-Industrie und wurde<br />

für Mestemacher umgebaut. Man<br />

könnte damit auch Bockwürste in den<br />

Darm füllen. Hier wird Brotteig in<br />

mannshohe Formen gedrückt. Jede<br />

also Pups. Nickel kam von Nikolaus.<br />

Und da auch das Brot mitunter eine<br />

blähende Wirkung hatte, lag der Name<br />

nah. In jedem Fall ist das dunkle, süße<br />

Brot eine echte westfälische Erfindung.<br />

Zwischen Teutoburger Wald und<br />

Siegerland wurde schon vor 500 Jahren<br />

viel Roggen angebaut, der Grundstoff<br />

für den Pumpernickel. Und als<br />

von ihnen fasst ein paar Dutzend kastenförmige,<br />

meterlange Brote. „Früher<br />

gab es hier mehr Handarbeit,“ erzählt<br />

Betriebsleiter Dietmar Schnell. Er ist<br />

schon seit fast 16 Jahren dabei, hat Bäcker<br />

gelernt und danach Lebensmitteltechnologie<br />

studiert. „Mit einem<br />

normalen Handwerksbäcker hat die<br />

Arbeit nichts mehr zu tun. Hier muss<br />

man in ganz anderen Dimensionen<br />

denken,“ sagt Schnell. „Dafür wird die<br />

Qualität besser, weil man durch die<br />

Maschinen gleich bleibend arbeiten<br />

kann.“<br />

Jetzt kann er erstmal gar nichts mehr<br />

tun, jetzt kommen die Brote nämlich<br />

in den Ofen. 18 Öfen stehen hier nebeneinander<br />

und jeder fasst rund 2.000<br />

Brote. Die bleiben jetzt 20 Stunden<br />

drin. Damit sie nicht einfach verbrennen<br />

wird der Teig mehr gekocht als gebacken<br />

bei Temperaturen um 100<br />

Grad. Hier im Ofen entsteht das Besondere<br />

des Pumpernickels: seine<br />

dunkle Farbe und sein süßer Geschmack.<br />

Die lange Backzeit karamellisiert<br />

die Stärke im Korn und wandelt<br />

sie in Zuckerstoffe um. Am nächsten<br />

Tag sind die Pumpernickel fertig gebacken,<br />

aber noch lange nicht fertig.<br />

Sie kühlen jetzt kurz aus und werden<br />

dann aus den Formen geschlagen. Das<br />

nennt man so, weil es früher wirklich<br />

so war. „Als ich hier angefangen habe,<br />

hat das einer mit der Hand gemacht,“<br />

erzählt Dietmar Schnell. „Der hatte<br />

solche Arme.“ Er zeigt ungefähr den<br />

Umfang einer Teppichrolle. Heute<br />

macht das Schnells Kollege mit<br />

Druckluft.<br />

Vier Groschen<br />

für ein „Pompernickl“<br />

Danach müssen die Brote erst mal<br />

wieder ausruhen. In großen Gestellen<br />

lagern sie über Nacht und können<br />

dann geschnitten und<br />

portioniert werden. Das macht wie-<br />

Geschnitten wird mit der Maschine<br />

der eine Maschine. Aber fertig ist<br />

der Pumpernickel immer noch<br />

nicht. Ließe man das Brot so, würde<br />

es spätestens nach drei Tagen<br />

schimmeln. Deshalb wird es jetzt<br />

noch mal in der Verpackung erhitzt<br />

und dadurch pasteurisiert. Das erst<br />

macht aus dem Pumpernickel einen<br />

hervorragenden Reiseproviant.<br />

Schon Goethe hatte unterwegs das<br />

schwarze Brot im Gepäck. Jedenfalls<br />

notierte sein Kammerdiener<br />

einmal in Münster in sein Rechnungsbuch,<br />

dass er „vier Groschen<br />

für Pompernickl“ ausgegeben hat.<br />

Fünf Tage hat das Korn jetzt gebraucht<br />

bis es zu Pumpernickel wurde.<br />

Eigentlich wurde es in dieser Zeit<br />

nur mit lauwarmem Wasser geknetet<br />

und gebacken, aber wie sagte Heinrich<br />

Heine: „Nichts ist köstlicher als<br />

die Raffinesse des Einfachen.“<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

Sie sind selbst nicht in einer Bäckerfamilie<br />

aufgewachsen, sondern haben<br />

sozusagen eingeheiratet. Was fasziniert<br />

Sie so am Brot?<br />

Ich habe schon mit 15 Jahren für Detmers<br />

Brot verkauft. Seitdem bin ich<br />

mit Brot eng verbandet, natürlich auch<br />

durch meinen Mann. Aber für mich<br />

hatte Brot immer eine mythologische,<br />

eine religiöse Bedeutung, so wie Jesus<br />

das Brot bricht, um es zu teilen. Brot<br />

schafft Gemeinschaft. Und es war immer<br />

ein hohes Gut. Im Mittelalter war es<br />

zum Beispiel bei hoher Strafe verboten,<br />

Brot auf den Boden zu werfen. Das<br />

fand ich sehr interessant.<br />

Jetzt können Sie als Marketingleiterin<br />

De Jung de grinnt un grinnt.<br />

Junge wat häst du denn:<br />

»Usse Papa, de häw sik met´n<br />

Hammer up´n Finger hauen,<br />

un usse Heini de häw dat<br />

seihn, un ik nich!«<br />

Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />

Unternehmerin, Wirtschaftsprofessorin und Frauenrechtlerin<br />

Ulrike Detmers ist Mitglied der Geschäftsführung und Marketingleiterin von<br />

Mestemacher und engagiert sich in zahlreichen Initativen zur Unterstützung<br />

von Kindern, Familien und der Gleichberechtigung von Mann und Frau<br />

eigene Mythen schaffen. Wie sehen die<br />

aus?<br />

Na, ja, Mythos ist vielleicht ein zu großes<br />

Wort. Aber ich wollte Mestemacher auf<br />

jeden Fall eine neue Philosophie geben.<br />

Die Firma war mir zu verstaubt. Und<br />

als ich dann immer wieder gehört<br />

habe, dass junge Leute gesagt haben:<br />

Pumpernickel? Das ist doch was für<br />

meine Oma, da hab ich mir diese Verpackung<br />

ausgedacht mit dem Liebespaar.<br />

Und die ist sehr erfolgreich.<br />

Aber wenn Sie Philosophie sagen,<br />

dann geht es wohl nicht nur ums Verkaufen?<br />

Nein, es geht auch um Moral, um den<br />

Umgang miteinander. Ich setze mich<br />

für die Gleichberechtigung der Geschlechter<br />

ein, wir unterstützen Kinder,<br />

wir zeichnen die Managerin des Jahres<br />

aus und den Spitzenvater des Jahres,<br />

wir vergeben Preise für erfolgreiche<br />

Kindertagesstätten und geben einen<br />

Frauenkalender heraus. Und alle diese<br />

Gedanken kann man übers Brot transportieren,<br />

eben weil es so ein Grund legendes<br />

Nahrungsmittel ist. Wir verpacken<br />

unser Brot auch seit inzwischen<br />

16 Jahren in Kunst mit den Brotdosen<br />

unserer Edition Panem et Artes. So kann<br />

ich auch Künstler bekannt machen und<br />

fördern. Kunst muss eben nicht brotlos<br />

sein – und Brot nicht trocken.


März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />

7<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die Bäckerei<br />

Mestemacher in<br />

Gütersloh<br />

Die Geschichte der Bäckerei<br />

Mestemacher beginnt mit der<br />

Deutschen Reichsgründung 1871.<br />

In diesem Jahr richtet der Schuhmachermeister<br />

Johann Heinrich<br />

Mestemacher in Gütersloh für<br />

seinen 20-jährigen Sohn und Bäckermeister<br />

Wilhelm eine Bäckerei<br />

ein. Wilhelm hat zunächst<br />

Erfolg als Stadtbäcker, aber 1910<br />

entschließt er sich eine Spezialbäckerei<br />

für Pumpernickel zu gründen.<br />

Der ist inzwischen in<br />

wohlhabenden Bürgerfamilien zu<br />

einer Delikatesse geworden. Und<br />

die Anhänger der Lebensreformbewegung<br />

rufen angesichts der<br />

Industrialisierung schon damals<br />

zur Rückkehr zu natürlichen Lebensformen<br />

auf – und zu einer<br />

vollwertigen Kost.<br />

1911 stirbt Wilhelm Mestemacher.<br />

Seine Ehefrau Sofie, ihre<br />

Söhne, Schwiegertöchter und die<br />

Enkelin führen das Unternehmen<br />

durch zwei Kriege und eine Inflation<br />

bis in die 70er Jahre – dann<br />

geht es bergab. 1985 übernimmt<br />

die Bäckerfamilie Detmers, die<br />

ihren eigenen Familienbetrieb<br />

nach drei Generationen verkauft<br />

hat, die Firma. Auch die Bäckerei<br />

Detmers hat zunächst Pumpernickel<br />

hergestellt und im Lipperland<br />

verkauft. Später war sie<br />

erfolgreich mit frischen Broten<br />

für die Selbstbedienungstheken<br />

des Einzelhandels. Doch der<br />

Druck der Großbäckereien wurde<br />

zu übermächtig. Die Enkel des<br />

Firmengründers, Albert und Fritz,<br />

und Alberts Frau Ulrike verkaufen<br />

die Lieferbäckerei Detmers<br />

und übernehmen stattdessen Mestemacher.<br />

Mit Erfolg: Aus Mestemacher<br />

wird eine erfolgreiche<br />

Marke und aus dem angestaubten<br />

Pumpernickel ein Exportschlager.<br />

Heute liefert Mestemacher Pumpernickel,<br />

klassische deutsche<br />

Vollkornbrote und internationale<br />

Brotspezialitäten in über 80 Länder<br />

der Erde und ist der Weltmarktführer<br />

bei verpackten<br />

Brotspezialitäten.<br />

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Wie viel Wurst muss man essen als<br />

Wurstfabrikant?<br />

Na, das fängt ja jeden Morgen mit der<br />

Verkostung an. Wir probieren immer<br />

die gesamte Produktion des Vortags,<br />

damit wir wissen, dass sie einwandfrei<br />

ist. Dann erteilen wir erst die Freigabe.<br />

Sonst würde ich morgens um<br />

acht Uhr noch keine Bockwurst essen.<br />

Aber man gewöhnt sich daran und<br />

man isst ja auch nur ein Stückchen.<br />

Sie sind doch schon mit Wurst aufgewachsen.<br />

F<br />

innentrop im Sauerland. Mitten<br />

durch den Ort führt die<br />

B236, und die Älteren hier erinnern<br />

sich noch, wie die Hauptstraße<br />

regelmäßig gesperrt wurde – für eine<br />

Herde Schweine. Bis in die 60er Jahre<br />

wurden die Tiere vom Hauptbahnhof<br />

direkt zur Metzgerei Metten getrieben;<br />

die liegt gleich gegenüber auf der anderen<br />

Straßenseite. Der Urgroßvater<br />

von Tobias Metten, dem Marketingleiter<br />

des Unternehmens, hat hier 1902<br />

eine kleine Landmetzgerei übernommen.<br />

„Ich bin schon in der Wiege mit<br />

Wurst groß geworden,“ lacht der<br />

jüngste Metten in der Firma, die inzwischen<br />

von seinem Vater und dessen<br />

Bruder geführt wird.<br />

Schinken aus<br />

dem Luftschutzstollen<br />

Berühmt wurde die Metzgerei Metten<br />

vor allem durch ihren Sauerländer<br />

Schinken, der hier in tiefen Stollen<br />

im Berg luftgetrocknet wurde. Während<br />

des Krieges hatte der Sohn des<br />

Firmengründers, Wilhelm Metten jr.,<br />

entdeckt wie gut sich Wurst und Schinken<br />

in einem Stollen lagern ließen,<br />

der eigentlich zu Luftschutzzwecken<br />

hinter der Metzgerei in den Berg gesprengt<br />

worden war. Die alte Metzgerei<br />

steht immer noch hier, aber die<br />

Produktion ist vor einem Jahr in neue<br />

Räume umgezogen. Dort stellt Metten<br />

seit kurzem wieder eine besondere<br />

Kochschinkenspezialität her: Der Sauerländer<br />

Senfschinken mit Senf aus<br />

der traditionellen Schwerter Senfmühle<br />

wird größtenteils in Handarbeit<br />

gemacht. Die frischen Schinkenstücke<br />

werden zuerst mit Salz und Gewürzen<br />

gepökelt, dann kommen sie in einen<br />

großen drehbaren Trog. Wie ein Betonmischer<br />

sieht er aus, mit einem silbern<br />

glänzenden Kühlmantel. In den so genannten<br />

„Tumblern“, das ist englisch<br />

für Durcheinanderbringen, wird die<br />

Pökel-Lake mehrere Stunden lang schonend<br />

einmassiert. Dann kommen die<br />

Metzger.<br />

Sauerländer Senfschinken<br />

ist Handarbeit<br />

Fünf Männer machen jetzt aus dem<br />

Schinken „Sauerländer Senfschinken“:<br />

Man nehme eine Aluform, lege<br />

eine Schutzfolie hinein und darauf<br />

eine Matte aus Senfkörnern. Die<br />

macht hinterher beim Garen die<br />

schöne Kruste. Dann zuerst die Schinkenoberschale,<br />

eine Lage Senfkörner<br />

zwischen das Fleisch, dann die Unterschale<br />

mit dem Fettrand und schließlich<br />

eine Lage guten Schwerter Senf.<br />

Zwischendurch müssen die Fleischstü-<br />

NACHGEFRAGT<br />

Tobias Metten im Gespräch<br />

Ja, ich habe 15 Jahre mit meinem Opa<br />

im gleichen Haus gelebt. Wir haben<br />

jeden Sonntag zusammen gefrühstückt,<br />

die ganze Familie, und es gab nur ein<br />

Thema: Die Firma und die Wurst. Das<br />

ist schon ein anderes Frühstücken, und<br />

ich mache das heute auch: Da guckt<br />

man genau hin auf der Aufschnitt-<br />

Altes Handwerk in neuen Hallen<br />

Die Fleischfabrik Metten in Finnentrop verbindet<br />

seit vier Generationen Tradition und Moderne<br />

cke immer wieder passend geschnitten<br />

werden, denn in jede Form sollen<br />

Zum Abschluss eine Lage Adrian-Senf<br />

möglichst genau sechseinhalb Kilo<br />

Fleisch. Am Ende wird die Folie auch<br />

oben über das Fleisch gedeckt, und<br />

dann fährt die Mischung in einen Vakuumtunnel,<br />

der die Restluft zwischen<br />

den Fleischstücken heraussaugt.<br />

platte, schmeckt raus, da stöhnt meine<br />

Frau manchmal auch schon.<br />

Und wie ist es jetzt selbst dazuzugehören?<br />

Ich hab als Jugendlicher natürlich<br />

schon in den Ferien hier gearbeitet,<br />

und viele der Kollegen, die ich damals<br />

getroffen habe, sind heute noch da. Da<br />

war es ganz gut, dass ich zwischen-<br />

Danach macht der Vorarbeiter den Deckel<br />

drauf und drückt ihn mit einer Federzwinge<br />

ganz fest. Das sieht jetzt<br />

aus wie ein Römertopf. Reif für den<br />

Ofen ist der Schinken aber immer<br />

noch nicht. Erst muss er mehrere Stunden<br />

lang durchbrennen – nicht bei<br />

Hitze, sondern bei drei Grad im Kühlraum.<br />

Denn Durchbrennen heißt, dass<br />

jetzt Pökelung und Senf noch mal<br />

richtig ins Fleisch einziehen.<br />

Erst danach kommen die Formen in<br />

die großen Öfen. Rund zehn Stunden<br />

sind die Schinken schon unterwegs.<br />

Jetzt werden sie noch mal so lange gegart.<br />

Danach ist er zwar immer noch<br />

nicht fertig, aber er darf immerhin<br />

durch weg war. Ich habe Betriebswirtschaft<br />

studiert und mir dann erstmal<br />

ganz woanders die Sporen verdient.<br />

Früher war ich der kleine Tobias,<br />

heute bin ich Herr Metten, aber das<br />

klappt super mit den Kollegen. Man<br />

merkt immer noch den familiären Umgang<br />

bei uns.<br />

Seit Ende 2009 produziert Metten nur noch im idyllischen Frielentrop<br />

schon mal aus seiner Schutzfolie heraus,<br />

denn als letzter Schritt wird der<br />

Senfschinken noch kurz gebacken,<br />

damit er schön kross wird. Dann erst<br />

darf er aus den neuen Hallen zurück an<br />

den Firmenstammsitz: in die Bedienungstheke<br />

der alten Traditions-Metzgerei<br />

Metten – und, gut verpackt,<br />

natürlich in die Läden der <strong>REWE</strong><br />

DORTMUND. mw/nrw hz 03-10<br />

Betrieb & Tradition<br />

Fleischfabrik Metten<br />

Die Geschichte der Metten Fleischwaren<br />

aus Finnentrop im Sauerland beginnt<br />

1902. In einer Zeitungsanzeige<br />

teilt Wilhelm Metten „den geehrten Bewohnern<br />

von Finnentrop und Umgegend“<br />

mit, dass er künftig „das Metzgereigeschäft<br />

des Herrn Scheidt gegenüber<br />

dem Bahnhof“ führt. Und er verspricht,<br />

„mir durch prompte und reelle Bedienung<br />

das Wohlwollen einer geehrten<br />

Kundschaft dauernd zu erwerben.“ Das<br />

ist ihm und seinen Nachfolgern bis<br />

heute gelungen. Inzwischen wird Metten<br />

Fleischwaren in der dritten Generation<br />

im Familienbesitz geführt und die vierte<br />

steht schon bereit. Im neuen Werk in<br />

Frielentrop stellt Metten heute mit rund<br />

300 Mitarbeitern auf 30.000 qm „Bestes<br />

aus Fleisch“ her. Vor allem Brüh- und<br />

Dauerwurst sowie Kochpökelprodukte<br />

für die Bedienungstheke, aber auch die<br />

berühmte „Dicke Sauerländer Bockwurst“,<br />

die beliebteste in Nordrhein-<br />

Westfalen – und regionale Spezialitäten<br />

wie den Sauerländer Senfschinken.


8 Heimat Zeitung RUHRGEBIET<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Franz Oberlies stellt einen Tisch<br />

mit dampfenden Bratheringen<br />

auf den Küchentisch. Frisch<br />

aus der Pfanne. Und frisch aus dem<br />

Meer. Jedenfalls schmecken sie so.<br />

Gleich gegenüber ist seine kleine Manufaktur,<br />

wie er sie nennt: Feinkost-<br />

Marinaden macht er hier. Nichts, was<br />

man in dieser kleinen Nebenstraße im<br />

<strong>Dortmund</strong>er Westen erwarten würde.<br />

Aber Franz Oberlies macht das schon<br />

in der dritten Generation. Sein Großvater<br />

war eigentlich Metzgermeister.<br />

1921 gründete er in <strong>Dortmund</strong> einen<br />

eigenen Betrieb. Es lief nicht gut.<br />

Fleisch war damals für die meisten unerschwinglich,<br />

doch dann hatten der<br />

alte Oberlies und seine Frau eine Idee:<br />

Sie fingen an Heringe zu verarbeiten.<br />

„Das war preiswert, da konnten die<br />

Leute was mit anfangen. Das war damals<br />

Grundnahrungsmittel,“ erinnert<br />

sich Franz Oberlies.<br />

Die Marinaden sind alle selbst gemacht<br />

Das Problem war nur, den Fisch nach<br />

<strong>Dortmund</strong> zu kriegen, vor allem im<br />

Sommer. Franz Oberlies versteht gut,<br />

dass viele Menschen heute noch im<br />

Sommer Fisch meiden, weil er früher<br />

wirklich nicht frisch ankam: „Da war<br />

das Eis irgendwann geschmolzen, und<br />

es wurde viel weggeworfen.“ Das hat<br />

sich natürlich geändert. Franz Oberlies<br />

bekommt heute in <strong>Dortmund</strong> genauso<br />

frischen Fisch wie an der Küste. Am<br />

liebsten kauft er Ware aus Dänemark<br />

und Norwegen, weil sie dort nah an<br />

der Küste fischen und dadurch die<br />

Wege kürzer sind, und weil sie die<br />

Fangquoten genau kontrollieren.<br />

Alles ist Handarbeit<br />

Die Heringe werden von Hand gerollt<br />

Oberlies kauft hauptsächlich Heringslappen,<br />

also den Fisch ohne Gräten<br />

und ohne Kopf, wie er zum Bespiel für<br />

den Bratrollmops gebraucht wird. Und<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die kleine <strong>Dortmund</strong>er Manufaktur<br />

stellt in der dritten Generation feine<br />

Fisch-Marinaden her, und die vierte<br />

steht schon bereit. Besitzer Franz<br />

Oberlies wird in diesem Jahr 64.<br />

Oberlies bietet in kleinen Auflagen<br />

Dutzende verschiedener Spezialitäten<br />

an, zubereitet nach traditionellen und<br />

modernen Rezepten. Der Fisch stammt<br />

größtenteils aus kontrollierten Fanggebieten<br />

in Dänemark oder Norwegen.<br />

Das Arme-Leute-Essen<br />

im Feinkostregal<br />

Der <strong>Dortmund</strong>er Franz Oberlies liebt und<br />

produziert eingelegte Heringe<br />

er kauft richtige Rohware. „Großbetriebe<br />

lassen den Hering schon da einsäuern,<br />

wo er gefangen wird. Wir<br />

machen das alles hier und alles mit der<br />

Hand.“ Die Heringe werden gerollt, in<br />

Mehl gewälzt und gebraten. Dann<br />

kommt der Aufgussessig darüber. Der<br />

ist ganz entscheidend für den Geschmack<br />

„Die Rezeptur, gerade für den<br />

Aufgussessig, hütet jede Firma wie ein<br />

Augapfel,“ sagt Oberlies. „Unsere hat<br />

»Bei uns muss die<br />

Qualität stimmen.<br />

Davon leben wir.«<br />

Franz Oberlies im Gespräch<br />

Was fasziniert Sie am meisten am<br />

Fischgeschäft?<br />

Die Leute, die mit Fisch zu tun haben.<br />

Man sagt, die begegnen sich immer<br />

mehrmals. In anderen Branchen ist<br />

es kein Problem, wenn ein Manager<br />

wechselt, aber wir Fischleute kommen<br />

da nicht mehr raus. Das ist ein<br />

handfestes Geschäft, nichts Elitäres,<br />

das hat Tradition. Es ist auch knochenhart<br />

und gefährlich, wenn sie<br />

raus fahren, aber auch die Verarbeiter<br />

an der Küste sind ein ganz besonderer<br />

Menschenschlag: Rauer Ton,<br />

aber verlässlich. Das ist eine handfeste<br />

Geschichte. Das gefällt mir.<br />

Franz Oberlies in seiner Manufaktur: Nur frische Fische kommen ins Glas<br />

mein Großvater entwickelt, die Grundrezepte<br />

sind seit 80 Jahren die gleichen.“<br />

Was nicht gebraten wird, wird kalt mariniert.<br />

Dazu reift der rohe Hering für<br />

vier Wochen im so genannten Garbad.<br />

Das sind große Fässer mit Weinessig,<br />

Gewürzen und Salz und die genaue<br />

Mischung ist natürlich wieder ein Geheimnis.<br />

„Das ist das erste, was sie an<br />

das Heringsfleisch packen. Da nimmt<br />

Und was sind die größten Schwierigkeiten?<br />

Bei uns ist es problematisch, mit guter<br />

Rohware versorgt zu werden. Wir sind<br />

klein, einer der ganz wenigen, in Nordrhein-Westfalen,<br />

im Binnenland, die das<br />

überhaupt noch machen. Und bei uns<br />

muss die Qualität stimmen. Davon<br />

leben wir. Die Industrie lebt von der<br />

Masse. Da muss auch mit der Hand<br />

gerollt werden. Aber die machen das<br />

in Polen oder Litauen, weil es so lohnintensiv<br />

ist. Da wird teilweise hier nur<br />

noch ausgepackt und in Gläser gestopft.<br />

Aber wir können nicht billig<br />

produzieren. Eine gute Qualität bei<br />

es den Geschmack an. Da müssen Sie<br />

gute Zutaten haben.“ Danach kommt<br />

der Hering in die kleine Produktionshalle.<br />

Drei Frauen sitzen an einem<br />

Tisch, sortieren und putzen die Fische<br />

noch mal – und verfeinern sie: Oberlies<br />

bietet Dutzende Varianten an: Heringe<br />

als Filets oder Happen mit<br />

Curry-Soße oder klassisch mit Roter<br />

Beete, auf jeden fall aber ohne Konservierungs-<br />

und Aromastoffe. Die Rezepte<br />

denkt er sich selber aus, dann<br />

müssen Kunden und Freunde vorkos-<br />

Bratheringe sind Oberlies’ Spezialität<br />

ten. „Da kommen dann Anregungen,<br />

und das entwickelt sich über einen<br />

bestimmten Zeitraum. Wir haben ja<br />

keine Marktforschungsabteilung,“lacht<br />

Oberlies.<br />

Salzheringe<br />

sind ein Hochgenuss<br />

Der Brathering ist inzwischen natürlich<br />

längst aufgegessen. Franz Oberlies<br />

empfiehlt mir noch etwas anderes: „So<br />

ein knackiger, gut gesalzener Vollfetthering<br />

als Salzhering, da läuft mir das<br />

Wasser im Mund zusammen, aber das<br />

macht heute keiner mehr.“ Seine<br />

Augen leuchten. Da schmeckt die Erinnerung<br />

mit an die Reisen mit seinem<br />

Vater, wenn die Salzherings-Saison begann,<br />

kurz vor dem Ablaichen, wenn<br />

die Heringe besonders fett sind. Von<br />

Hamburg sind sie die Küste entlang<br />

nach Süden, und in jedem Hafen durften<br />

sie probieren. „Ein Hochgenuss.<br />

Das war damals ein Arme-Leute-<br />

Essen: gewässert, gehäutet, in Essig-<br />

Öl-Marinade.“ Ein paar Salzheringe<br />

verkauft Oberlies immer noch. „Aber<br />

die Leute gehen heute viel stärker auf<br />

die weichgespülte Herings-Esserei.<br />

Wenn Sie heute einen Sahne-Hering<br />

kaufen, der darf ja gar nicht mehr nach<br />

Hering schmecken.“<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

Lebensmitteln, egal was, kriegen sie<br />

nicht für wenig Geld.<br />

Rechnet sich das dann noch oder ist<br />

es Liebhaberei?<br />

Natürlich mache ich das, um damit<br />

meinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Wenn sich das nicht rechnen würde,<br />

müsste ich den Laden auflösen. Aber<br />

es ist auch etwas, was ich gerne esse<br />

und worauf ich einen gewissen Stolz<br />

habe. Ich esse für mein Leben gerne,<br />

Essen ist eine der großen Lebensqualitäten<br />

und das ist schon toll,<br />

wenn man das mag, was man macht<br />

und wenn man weiß, dass es von den<br />

Leuten sehr geschätzt wird.<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die faire Milch von BUBI<br />

Die BUBI faire Milch wird von der<br />

Sahnemolkerei Wiesehoff in Schöppingen<br />

abgefüllt und kostet im <strong>REWE</strong>-<br />

Markt rund 10 Cent mehr. Sie stammt<br />

von 160 Landwirten aus den Kreisen<br />

Coesfeld, Steinfurt, Borken und Warendorf<br />

im Münsterland. Das zusätzliche<br />

Geld wird monatlich anteilig verteilt:<br />

Wenn die Molkerei zwölf Prozent ihrer<br />

Milch als faire Milch verkauft hat, bekommt<br />

jeder Milchbauer für zwölf Prozent<br />

seiner gelieferten Milch den<br />

Aufschlag von zehn Cent pro Liter. Die<br />

Auszahlung wird durch die Landesvereinigung<br />

der Milchwirtschaft NRW<br />

überwacht. Mit der fairen Milch unterstützen<br />

die Kunden der <strong>REWE</strong>-DORT-<br />

MUND also regionale Milchbauern im<br />

Münsterland.<br />

Lasagne Happen<br />

Rezept für 4 Personen<br />

Zutaten<br />

2 Dosen Heringsfilet von Oberlies<br />

3 große Kartoffeln<br />

2-3 EL Rapsöl<br />

1/2 kleinen Kopf Endivien-Salat<br />

1 Bund Petersilie, gezupft<br />

125 ml Naturjoghurt<br />

3 EL Sahne<br />

Salz, Pfeffer<br />

Salat waschen, trocknen und in mundgerechte<br />

Stücke zupfen. Kartoffeln<br />

schälen und mit einem Gemüsehobel<br />

in möglichst dünne Scheiben schneiden.<br />

Scheiben waschen, trocknen, in<br />

einer großen Pfanne in Öl von beiden<br />

Seiten kross braten, salzen. Joghurt<br />

mit Sahne, Salz, Pfeffer und Petersilie<br />

glattrühren. Kartoffelscheiben, Heringshappen<br />

und Joghurtcreme in<br />

Schichten abwechselnd anrichten,<br />

mit Salat garnieren.


März 2010 NRW HZ 1 MÜNSTERLAND Heimat Zeitung<br />

9<br />

Langsam steigt Kuh Nummer<br />

78 in die schmale Box der automatischen<br />

Melkanlage und<br />

frisst ein wenig Getreide. Unter ihrem<br />

Euter blinkt ein Laser auf, ein Roboterarm<br />

sucht die Zitzen. Vorsichtig<br />

stülpt er die Melkbecher auf den Euter<br />

und beginnt zu saugen. Die erste<br />

Milch schüttet er weg. Da könnten<br />

Keime drin sein. Dann beginnt der eigentliche<br />

Melkvorgang. Gleichzeitig<br />

misst der Computer die wichtigsten<br />

Daten der Kuh. Von Nummer 78 erwartet<br />

er 11,1 Liter. Früher mussten<br />

die Kühe jeden Morgen und jeden<br />

Abend jeweils drei Stunden lang gemolken<br />

werden. Heute kommen sie<br />

von alleine, wenn es ihnen passt.<br />

„Die Kühe merken, wenn ihr Euter<br />

voll ist, und außerdem lockt sie das<br />

Futter an,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />

Auf dem Hof, den er mit seiner Frau<br />

Annette betreibt, können sich die<br />

Kühe frei bewegen. Jede hat ihre eigene<br />

Schlafbox und ihren eigenen<br />

Fressplatz, und jetzt, wenn es wieder<br />

Frühling wird, gehen sie auch alleine<br />

hinaus auf die Weide. Das ist nicht<br />

Freiheit für die Kuh<br />

BUBIs Faire Milch ermöglicht den Milchbauern<br />

Kortbuß das Überleben<br />

Ludger, Annette und Martin Kortbuß vor dem alten Wegekreuz der Familie<br />

überall so. Auf manchen Höfen teilen<br />

sich zwei und mehr Kühe einen Platz.<br />

Das spart natürlich Geld, „aber es ist<br />

eine Milchmädchenrechnung,“ sagt<br />

Ludger Kortbuß. Auch hier bei ihm in<br />

Ahaus-Graes standen die Kühe früher<br />

enger. „Aber jetzt fühlen sie sich wohler<br />

und sie geben auch mehr Milch.“<br />

Freie Kühe geben mehr Milch<br />

Ludger und Annette Kortbuß kennen<br />

jede einzelne Kuh auf ihrem Hof. „Die<br />

haben hier Familienanschluss,“ erzählen<br />

sie lächelnd. Und Dank des Roboters<br />

haben sie jetzt mehr Zeit, um den<br />

Stall sauber zu halten, die Klauen zu<br />

pflegen oder die Kälber zu betreuen.<br />

„Wir sind immer für die Kühe da. Ob<br />

da nachts um vier eine Kuh kalbt, da<br />

sind wir da. Da leben wir ja auch für.“<br />

Bis vor kurzem hatte auch jede Kuh<br />

einen Namen. Wie Kühe eben so hei-<br />

ßen: Rosa, Rita, Regina. Doch jetzt<br />

haben sie mehr als hundert, und es<br />

wurde zu schwierig alle zu behalten.<br />

Aber immer noch sehen sie sofort,<br />

wenn etwas nicht stimmt. „Ich weiß<br />

ganz genau, wenn die da liegt, wieso<br />

liegt die da? Da ist irgendwas nicht in<br />

Ordnung,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />

„Dann muss ich erstmal gucken: Was<br />

ist mit der Kuh, und wenn etwas<br />

Schlimmeres ist, dann muss der Tierarzt<br />

kommen, und da muss man ein<br />

Auge für haben.“<br />

Annette und Ludger Kortbuß im Gespräch<br />

Was fasziniert sie besonders an<br />

Kühen?<br />

Annette Kortbuß: Das sitzt einfach<br />

im Blut drin. Ich bin aufgewachsen<br />

mit Milchvieh. Unser Leben war immer<br />

die Landwirtschaft. Mein Vater ist fast<br />

96 geworden und war bis zum letzten<br />

Moment noch im Stall. Er kannte<br />

auch keinen Urlaub und nichts. Und für<br />

uns ist das auch noch ein Fremdwort.<br />

Und wie kommen Sie zurzeit zurecht?<br />

Annette Kortbuß: Das kann man nur<br />

schaffen, wenn alle an einem Strang<br />

ziehen. Unser Ältester hat jetzt die<br />

Prüfung bestanden zum Diplom<br />

Agrar-Betriebswirt. Der hilft jetzt auch<br />

mit, aber dann muss der Hof irgendwann<br />

auch noch eine Familie ernähren.<br />

Im Moment muss er nebenbei<br />

noch arbeiten. Die Milchpreise sind<br />

einfach zu niedrig.<br />

Ludger Kortbuß: Selbst wenn ich für<br />

unsere Arbeit nur 10 Euro pro Stunde<br />

Änne weckte nachts öhren Mann. »Bärnd, staoh up, ik glaiw, et geiht los met mi.«<br />

»Ach wat«, sägg Bärnd,»schlaop män wieder, ik häfft genau in´n Kalender staohn,<br />

erst de Katt, dann de Koh un dann du.«<br />

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Die Kühe kommen alleine zum Melken<br />

Sie sind beide mit Kühen aufgewachsen.<br />

„Bei uns sitzt das so im Blut drin,“<br />

sagt Annette Korbuß. Dies hier ist der<br />

Hof ihrer Eltern und Großeltern. Ihre<br />

drei Schwestern haben auf andere<br />

Höfe eingeheiratet, wie man hier sagt.<br />

Sie wollte gerne bleiben, aber das war<br />

gar nicht so einfach. „Für den Hof gab<br />

es viele Bewerber,“ sagt sie lachend,<br />

„aber er musste ja auch mir gefallen.“<br />

Und der Richtige kam dann auch:<br />

„Wir sind seit 25 Jahren verheiratet.<br />

Dann war die Entscheidung wohl richtig.“<br />

Annette Kortbuß lächelt.<br />

Faire Milch ist die Rettung<br />

Das Leben eines Milchbauern ist nicht<br />

einfach im Moment. Die Preise sind<br />

im Keller. Die Familie Kortbuß hat in<br />

den ersten acht Monaten des vergangenen<br />

Jahres fast 80.000 Euro Minus<br />

gemacht. „Wir haben bei jedem Liter<br />

draufgezahlt,“ erzählt Ludger Kortbuß.<br />

Viele seiner Nachbarn mussten<br />

schon aufgeben. Er und seine Frau<br />

haben das nur überstanden, weil sie<br />

nebenbei auch noch Bullen aufziehen<br />

und Schweine mästen. Dann kam der<br />

Vorschlag mit der fairen Milch. „Das<br />

war ein Einfall von der <strong>REWE</strong> DORT-<br />

MUND, und die Molkerei hat dann bei<br />

uns nachgefragt, ob wir Interesse<br />

haben.“ Sie hatten. Die Idee ist einfach:<br />

Die faire Milch kostet im Laden<br />

rund zehn Cent mehr, und dieses Geld<br />

bekommen die Milchbauern zusätzlich<br />

zum normalen Milchpreis. Je mehr<br />

Menschen die faire Milch kaufen,<br />

umso mehr kommt bei den Bauern an.<br />

ansetze, machen wir noch Minus.<br />

Das muss anders geregelt werden.<br />

Unsere Proteste haben ja nicht geklappt.<br />

Jetzt hofft jeder, dass er<br />

überlebt. Das ist das, was an dieser<br />

Geschichte ganz gefährlich ist. Vor<br />

Jahren haben manche noch freiwillig<br />

aufgegeben, weil sie was anderes<br />

Die faire Milch kommt nur von Höfen,<br />

die ihr eigenes Futter herstellen, wo die<br />

Kühe also Gras und Getreide fressen<br />

und keine Industrieabfälle. Und sie<br />

wird nicht hocherhitzt, um sie länger<br />

haltbar zu machen, sondern nur traditionell<br />

pasteurisiert. „Alle haben mich<br />

angesprochen, wie gut die Milch<br />

schmeckt,“ erzählt Annette Kortbuß.<br />

Viele haben bei ihr angerufen, seit die<br />

Faire Milch im September in die Läden<br />

kam. „Die wollten wissen, ob wir wirklich<br />

mehr Geld bekommen. Die haben<br />

unsere Telefonnummer rausgesucht<br />

und nachgefragt.“ Annette Kortbuß ist<br />

sichtlich beeindruckt vom Interesse der<br />

Kunden.<br />

Massage für die Kuh<br />

Die Bürste funktioniert automatisch<br />

Kuh Nummer 78 ist inzwischen mit<br />

dem Melken fertig. Der Roboter fährt<br />

seinen Arm wieder aus und nimmt die<br />

Melkbecher ab. Fast zärtlich macht er<br />

das. Dann desinfiziert er die Becher<br />

und wartet auf die nächste Kuh. Nummer<br />

78 hat mehr gegeben als erwartet:<br />

fast zwölfeinhalb Liter. Sie trottet wieder<br />

hinaus in den Stall und wartet auf<br />

einen Platz unter der automatischen<br />

Bürste. Sobald sich eine Kuh darunter<br />

stellt, beginnt sie zu rotieren, und sie<br />

läuft eigentlich immer. Nummer 78<br />

lässt sich den Rücken massieren und<br />

sie schaut dabei fast ein wenig verträumt.<br />

Vielleicht sollte sie doch wieder<br />

einen Namen haben.<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

machen wollten, auch mal in Urlaub<br />

fahren und so. Aber jetzt<br />

kommen viele, die weitermachen<br />

möchten, aber nicht können. Aber<br />

ich bin einfach zu sehr Landwirt,<br />

ich möchte nicht aufgeben. Das ist<br />

dann ein bisschen die Kämpfernatur.


10 Heimat Zeitung MÜNSTERLAND<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Wenn Anton Wessels von<br />

seiner neuen Sortiermaschine<br />

erzählt, dann<br />

leuchten seine Augen. Bis zu 120.000<br />

Eier pro Stunde schafft die neue FT<br />

330 und sortiert automatisch alle<br />

Knick- und Schmutzeier aus. „Ich bin<br />

jetzt stolz,“ sagt er. „Wir haben die<br />

Maschine gekriegt, die alles vollautomatisch<br />

kann. Das ist doch das Herzstück<br />

unserer Firma. Dass ich das<br />

geschafft hab, da freu ich mich richtig<br />

drauf.“ Anton Wessels hat immer Eier<br />

verkauft. Schon sein Vater hat das getan<br />

und sein Großvater und auch schon<br />

dessen Großvater im 18. Jahrhundert.<br />

Die vollautomatische Sortiermaschine<br />

Vor einem Jahr ist seine Firma umgezogen,<br />

einen Ort weiter von Metelen<br />

nach Schöppingen im nördlichen<br />

Münsterland. „Da haben wir lange mit<br />

uns gekämpft,“ erzählt Wessels. „Ich<br />

habe immer nur in meinem Elternhaus<br />

mit dem Betrieb gelebt und musste<br />

jetzt aus dem Haus weg und meinem<br />

Ort weg. Andere lächeln vielleicht,<br />

aber wir sind sehr Familien bezogen.<br />

Das fiel mir sehr schwer.“ Im Stall<br />

neben Wessels Elternhaus steht noch<br />

eine seiner alten Maschinen. Das Haus<br />

hat sein Vater 1974 neu gebaut. Früher<br />

stand dort ein altes Bauernhaus aus<br />

dem 17. Jahrhundert, mit Decken aus<br />

Eichenbrettern. „Aber das ging nicht<br />

mehr,“ sagt Wessels. Früher hatte die<br />

Familie außer Eiern auch noch<br />

Schweine und Kühe im Stall. Nach<br />

und nach haben sie die Tiere aufgegeben<br />

und alles umgebaut: Der Schweinestall<br />

wurde zum Lager, in den<br />

Kuhstall kam die Sortiermaschine.<br />

Doch irgendwann wurde es dort zu eng.<br />

Die Sortiermaschine stand<br />

im Kuhstall<br />

Die neue Halle in Schöppingen ist hell<br />

und geräumig. An einer Seite stehen<br />

Paletten mit Eiern, ordentlich sortiert<br />

nach Bioeiern und Boden-, Freilandund<br />

Käfighaltung. Acht Paletten insgesamt,<br />

160.000 Eier noch, dann<br />

kommt die nächste Lieferung. 264.093<br />

Eier sind heute schon durch. Das zeigt<br />

der große Zähler an der Wand. Als Ansporn?<br />

„Nein,“ sagt Wessels, und man<br />

glaubt es ihm: „Die sollen lieber auf<br />

Qualität achten.“ Rund eine Million<br />

Eier werden hier jeden Tag verpackt.<br />

„Das ist nicht viel,“ meint Wessels. Im<br />

Schnitt ist jeder Bundesbürger fast<br />

jeden Tag ein Ei. Gut 75 Millionen pro<br />

Tag. „Wir sind ein kleiner Betrieb.“<br />

Angefangen haben die Wessels richtig<br />

klein. „Mein Großvater ist mit der<br />

Kiepe rum gegangen und hat von den<br />

Nachbarn die Eier gesammelt. Und<br />

wir haben die bei uns im Laden verkauft.“<br />

Der Vater hatte dann irgendwann<br />

schon eine Kutsche und lieferte<br />

seine Eier bis ins Ruhrgebiet. Die Eier<br />

wurden mit dem Zug transportiert, und<br />

er holte sie in Recklinghausen oder<br />

Bochum am Bahnhof wieder ab und<br />

brachte sie zu den Marktständen, Hausierern<br />

und kleinen Läden. Erst nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde die<br />

Sache größer: Wessels Vater konnte<br />

sich einen Opel Blitz leisten, und mit<br />

dem kleinen Lkw klapperte er seine<br />

alten Abnehmer wieder ab und versuchte<br />

neue Kunden zu finden. „Ein Ei<br />

Anton Wessels im Gespräch<br />

Was bedeutet Ihnen das Ei?<br />

Das Ei ist unser Produkt. Das sitzt<br />

auch in unserer Familie drin. Meine<br />

drei Kinder stehen auch schon mit an<br />

der Sortiermaschine und meine Frau.<br />

Wenn wir samstags noch mal zwei<br />

Stunden sortieren müssen, dann ist da<br />

nur die Familie an der Maschine. Die<br />

wird dann eben ein bisschen langsamer<br />

gestellt. Die Kinder wollen alle<br />

auch in den Betrieb. Ich hoffe es jedenfalls,<br />

die sind ja noch jung.<br />

Wie hat es denn für Sie angefangen?<br />

Wir waren fünf Kinder zuhause, und da<br />

hieß es aus Tradition: Der Älteste<br />

übernimmt den Betrieb. Ich bin gar<br />

nicht so gefragt worden, aber ich hab<br />

es auch immer gerne gewollt. Meinen<br />

Kindern hab ich gesagt: Bitte macht<br />

eine Lehre, versucht irgendwas ganz<br />

anderes. Aber der Älteste wollte unbedingt<br />

in den Eierbereich.<br />

Das heißt, er ist jetzt bei der Konkurrenz?<br />

Ja, bei Kollegen (lacht). Er wird wohl<br />

auf jeden Fall einsteigen.<br />

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Anton Wessels achtet auf Qualität<br />

Das heißt: Sie sind trotz der Größe<br />

noch ein richtiger Familienbetrieb.<br />

Ja. Bei uns heißt das auch nicht Chef,<br />

sondern Anton. Hey, Anton, kannst du<br />

heute Abend den Lkw verladen? Das<br />

ist in so einem Familienbetrieb ein<br />

ganz anderes Verhältnis. Das ist schon<br />

schön. Die Kollegen wissen genau:<br />

Wenn es Probleme gibt, dann hab ich<br />

meine Arbeitsklamotten hier und helfe<br />

da mit. Das geht gar nicht anders. Ich<br />

bin morgens um 6 Uhr hier alleine im<br />

Betrieb und mache erstmal einen Probelauf<br />

und stelle die Maschine ein.<br />

Wenn die Leute kommen, können die<br />

gleich anfangen. Ich freu mich da auch<br />

drauf. Und wenn es sein muss, fahr ich<br />

auch am Sonntag noch eben schnell<br />

die Eier aus.<br />

war damals Gold wert,“ erzählt Wessels,<br />

„das wurde für 27, 28 Pfennig gehandelt.<br />

Meine Nachbarsfrau hat<br />

immer gewartet, dass ihr Huhn wieder<br />

ein oder zwei Eier legte, und dann ist<br />

sie rüber gekommen und hat für die<br />

Kinder wieder Mehl oder sonst was<br />

gekauft. Die haben die Hühner gestreichelt<br />

bis zum Gehtnichtmehr.“<br />

Nach dem Krieg waren<br />

Eier Gold wert<br />

Mitte der 70er Jahre steigt Anton Wessels<br />

in den Betrieb ein. Damals hatten<br />

sie immer noch den Opel Blitz – aber<br />

schon die erste automatische Sortiermaschine.<br />

„Die konnte die Eier selb-<br />

Ein Leben für das Ei<br />

Schon Anton Wessels Ururgroßvater<br />

hat mit Eiern gehandelt<br />

Anton Wessels mit seiner Mutter:<br />

„Wir sind sehr Familien bezogen“<br />

ständig in die Kästchen einpacken. Da<br />

hatte man dann auch schon eine Handelskette<br />

wie <strong>REWE</strong> als Abnehmer<br />

dabei.“ Von nun an wächst der Betrieb,<br />

das heißt vor allem: Die Sortiermaschinen<br />

werden nach und nach immer<br />

größer.<br />

In der neuen Halle werden für die<br />

<strong>REWE</strong> DORTMUND gerade Münsterländer<br />

Eier aus Bodenhaltung verpackt.<br />

Die großen Paletten fahren<br />

komplett in die Maschine, und die ein-<br />

De Öhm häw´en nie Gebitt krieegen,<br />

he wädd dao gar nich met ferrig.<br />

Meddags, bie´t Iärten gaw´t Suermoß.<br />

Dat wickelde sik all üm dat Gebitt.<br />

He kann den Mund gar nich mähr ümdreihen.<br />

Dao is he dat leed, nimmp dat Gebitt met<br />

samt Suermoß ut Muul, schmitt dat in de<br />

Küörk in´n Eck un sägg:<br />

»So, nu friätt alleen wieder!«<br />

zelnen Kisten werden automatisch vor<br />

die Saugnäpfe gefahren. Von dort kommen<br />

sie auf ein spezielles Förderband,<br />

das aus einzelnen Gliedern besteht.<br />

Entdecken die Spezialkameras schmutzige<br />

Eier oder Risse in der Schale, werden<br />

sie markiert. Dann öffnen sich die<br />

Glieder ein wenig und kaputte Eier fallen<br />

in den Müll, schmutzige gehen in die<br />

Industrie. Die guten fahren zur Verpackungsanlage.<br />

Die Hallenecke mit den<br />

frischen Eiern ist schon fast leer.<br />

Nur die Guten kommen in<br />

den Karton<br />

Anton Wessels fühlt sich immer noch<br />

etwas fremd hier. „Mein Herz hängt in<br />

Metelen,“ gibt er zu. Am meisten vermisst<br />

er, dass er nicht mal eben rüber<br />

gehen kann, nachts, wenn ihm die besten<br />

Ideen kommen, und gucken, ob es<br />

wirklich besser wäre, wenn man dies<br />

oder jenes verändert. Und auch seine<br />

Mutter ist traurig, dass es so still geworden<br />

ist im Haus. Sie hat für ihr<br />

Leben gern an dem alten Holzofen gekocht,<br />

der im Durchgang zur Sortiermaschine<br />

stand. „Da kamen dann<br />

Tradition und Moderne in Schöppingen<br />

immer alle vorbei und sagten: ‚Oma,<br />

geh mal fünf Minuten weg. Ich klau dir<br />

mal ne Frikadelle.’“ Es riecht heute<br />

noch nach gutem Essen. Für einen Moment<br />

sieht Anton Wessels sehr traurig<br />

aus, dann sagt er: „Aber wenn man mit<br />

der Zeit mitgehen will, muss man investieren.<br />

Für die Kinder.“<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die Columbus Frischei GmbH kümmert<br />

sich in der fünften Generation um<br />

Hühnerhaltung und die Vermarktung<br />

von Eiern. Schon der Ururgroßvater<br />

des jetzigen Besitzers Anton Wessels<br />

hat Eier gesammelt und verkauft. Heute<br />

werden in den modernen Hallen in<br />

Schöppingen neben Eiern aus der<br />

Boden-, Freiland- und Käfighaltung<br />

auch Bio-Eier und bunte Eier sortiert,<br />

und zwar ausschließlich in Verpackungen<br />

aus 100 % Altpapier. Eine<br />

Million Eier schafft die moderne Sortierungsanlage<br />

am Tag. Eine eigene Hühnerfarm<br />

liefert bis zu 25.000 Eier pro<br />

Tag zu - unter der Kontrolle des Vereins<br />

für kontrollierte alternative Tierhaltung.


März 2010 NRW HZ 1 SAUERLAND Heimat Zeitung<br />

11<br />

Die Hofkäserei Wellie ist so,<br />

wie eine Hofkäserei sein<br />

muss: Ein altes Fachwerkhaus,<br />

daneben ein alter Stall für die<br />

jungen Kühe, der Geruch nach Vieh,<br />

Wald und Wiese – und zur Begrüßung<br />

gibt’s ein Lächeln von der Besitzerin.<br />

Annette Wellie hat ihre erste Butter<br />

noch in der Küchenmaschine gemacht.<br />

Die einzige spezielle Maschine,<br />

die sie hatte, war eine kleine<br />

Zentrifuge. Damals, 1983, wurde die<br />

Milchquote eingeführt, und statt die<br />

überschüssige Milch wegzuschütten,<br />

die ihre Kühe gaben, begann Annette<br />

Wellie lieber für die eigene Familie<br />

Joghurt, Quark und Butter herzustellen<br />

nach alten, traditionellen Rezepten.<br />

170 Kühe geben dem Käse die Milch<br />

Und weil das so gut schmeckte und ihr<br />

das so viel Spaß machte und der<br />

Milchpreis irgendwann wieder mal im<br />

Keller war, baute sie eines Tages mit<br />

ihrem Mann eine kleine Käserei. Und<br />

weil die nur mit Joghurt, Quark und<br />

Butter nicht auszulasten war, begann<br />

sie auch noch Käse zu machen.<br />

Die Familie muss immer<br />

probieren<br />

„Zuerst hab ich gesagt: Ich mach alles,<br />

aber Käse mach ich nicht,“ erzählt Annette<br />

Wellie. „Das ist zu viel Arbeit.<br />

Die ganzen Wartezeiten, und man<br />

Der Hofladen lädt zum Probieren ein<br />

Die Hofkäserei ist ein Familienbetrieb<br />

muss sehr exakt arbeiten.“ Der Widerwille<br />

hat sich schnell gelegt. Mittlerweile<br />

bietet Annette Wellie in kleinen<br />

Spezialgeschäften dreißig verschiedene<br />

Sorten an: Camembert und<br />

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Schnittkäse mit Kräutern oder Pfefferrinde.<br />

„Ich probiere gerne aus, und die<br />

Familie muss dann immer mitessen,<br />

ob man das machen kann oder nicht.<br />

Aber eigentlich habe ich gelernt, dass<br />

man alles machen kann.“ Zu Weihnachten<br />

hat sie sogar einen Käse mit<br />

Feigen und Zimtstern erfunden. „Da<br />

fragen die Leute heute noch nach,“<br />

sagt sie lachend, „aber den gibt es<br />

wirklich nur zur Weihnachtszeit.“<br />

Exklusiv für die <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

macht Annette Wellie den Ruhrtaler,<br />

einen feinen, mild würzigen Rohmilchweichkäse.<br />

Auch der Ruhrtaler<br />

beruht auf einem alten Rezept, das sie<br />

speziell für die <strong>REWE</strong> verfeinert hat:<br />

Annette Wellie und ihr Ruhrtaler<br />

„Mit Käse kann<br />

man alles machen“<br />

Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg macht<br />

moderne Spezialitäten mit alten Rezepten<br />

Er wird aus der frischen Morgenrohmilch<br />

hergestellt und bekommt dadurch<br />

sein Aroma. Der Ruhrtaler reift<br />

von außen nach innen; darum ist bei<br />

jungen Ruhrtalern der Kern noch fest<br />

und schmeckt fein säuerlich. Man<br />

kann ihn auch zu Hause im Kühlschrank<br />

ausreifen lassen, dann wird er<br />

auch innen cremig.<br />

Weihnachtskäse mit<br />

Feigen und Zimt<br />

In der Käserei steht noch die kleine<br />

Zentrifuge, mit der Annette Wellie an-<br />

gefangen hat. Mit ihrer Hilfe macht sie<br />

immer noch Sahne und Magerquark.<br />

Gleich gegenüber leuchtet die Pasteurisierungsanlage<br />

mit vielen verschlungenen,<br />

silbernen Rohren. „Die erinnert<br />

mich immer an Daniel Düsentrieb,“<br />

lacht Annette Wellie. Hier wird die<br />

Milch gerade so weit erhitzt, dass die<br />

Eiweiße nicht leiden, aber die Bakterien<br />

abgetötet werden, und dann wieder<br />

auf die Temperatur abgekühlt, die<br />

man für den jeweiligen Käse braucht.<br />

Beim Ruhrtaler sind das 45 Grad.<br />

„Das ist die optimale Temperatur für<br />

die erste Kultur.“ Joghurt- und Dickmilchkulturen<br />

werden zugesetzt. Sie<br />

machen den Käse aus, und Annette<br />

Wellies hat sie so kombiniert, dass der<br />

Annette Wellie im Gespräch<br />

Wie kommt man dazu Käse zu machen?<br />

Das hat sich so entwickelt. Das hat<br />

niemand geplant. Mein Mann und ich<br />

haben 1979 den Hof seiner Eltern<br />

übernommen. Wir haben mit 13 Milchkühen<br />

angefangen, noch ein paar<br />

Sauen, ein paar Bullen, ein paar Hühner,<br />

wie man das früher hatte, von<br />

allem etwas. Und wir haben uns dann<br />

überlegt, dass wir eigentlich gerne<br />

Kühe melken wollten, und dann ist das<br />

nach und nach gewachsen. Und dann<br />

kam ja 1983 die Milchquotenregelung,<br />

und da habe ich angefangen einen Teil<br />

der Milch zu Magermilch und Sahne<br />

zu verarbeiten und daraus Butter,<br />

Ruhrtaler zwar cremig wird, aber nicht<br />

wegläuft. „Das Auge isst ja mit,“ sagt sie.<br />

Die Milch wird zuerst in eine große<br />

Wanne geleitet. 1.500 Liter passen da<br />

rein. Bei 38 Grad kommt die zweite<br />

Kultur hinzu, dann muss die Temperatur<br />

gehalten werden. Immer wieder<br />

wird nachgemessen, während der<br />

Käse in der Wanne vorreift. Dann<br />

kommt Lab dazu, ein Ferment, das aus<br />

Kälbermägen gewonnen wird und den<br />

Rohkäse fest macht. Nach einer Dreiviertelstunde<br />

ist er wie Wackelpudding<br />

und wird mit der so genannten<br />

Harfe in Würfel geschnitten. Dadurch<br />

wird die Oberfläche vergrößert, und<br />

die Molke, also das Wasser in der<br />

Milch, kann an vielen Stellen austreten.<br />

Sonst würde der Käse hinterher<br />

wässrig. Dazu werden die Würfel<br />

immer wieder vorsichtig umgerührt,<br />

nicht zu schnell, sonst bekommt man<br />

Buttermilch. Wieder dauert es eine<br />

Dreiviertelstunde, dann bleiben Dickmilchwürfel<br />

übrig: der so genannte<br />

Käsebruch. Die Luft ist feucht. Annette<br />

Wellie unterbricht kurz den<br />

Rundgang und hilft mit, denn der rohe<br />

Ruhrtaler muss jetzt schnell in kleine<br />

Formen gefüllt werden, sonst wird er<br />

zu fest.<br />

Käse braucht Salz und Zeit<br />

Danach geht alles ein bisschen langsamer:<br />

In der Nacht werden die Formen<br />

mehrmals umgedreht, und am nächsten<br />

Morgen kommt der Käse ins Salzbad.<br />

„Käse ohne Salz schmeckt nicht,“<br />

erklärt Annette Wellie. Und vorher<br />

darf das Salz nicht rein, denn manche<br />

Bakterien mögen das nicht. „Das ist<br />

überliefertes Wissen, da gibt es Rezepturen,“<br />

sagt Annette Wellie. „Aber es<br />

ist wichtig, dass man das Rezept findet,<br />

mit dem man zurecht kommt und<br />

das auch zu den eigenen klimatischen<br />

Verhältnissen passt, denn es lohnt sich<br />

nicht, so kleine Räume zu klimatisieren.“<br />

Sie hat es offenbar gefunden.<br />

Denn jetzt reifen die Ruhrtaler noch<br />

vier Wochen – und dann schmecken<br />

sie richtig gut. mw/nrw hz 03-10<br />

Quark und Joghurt zu machen, zuerst<br />

aber nur für die Familie.<br />

Und wann wurde es so professionell<br />

wie es heute ist?<br />

Ich habe irgendwann angefangen<br />

diese Produkte auf einem Markt zu<br />

verkaufen, und das lief so gut, dass wir<br />

dann 1997 die erste Käserei gebaut<br />

haben. Vorher hatten wir nur einen<br />

ganz kleinen Raum, der war 6 qm<br />

groß, da haben wir auch schon Käse<br />

gemacht, Camembert. Als wir die Käserei<br />

hatten, wurde es ein bisschen<br />

professioneller. Zuerst haben hier in<br />

der Gegend kleine Läden unseren<br />

Käse verkauft, und mittlerweile gehen<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die Hofkäserei Wellie in Fröndenberg<br />

im Sauerland ist in den 80er und 90er<br />

Jahren erwachsen aus der Nachfrage<br />

von Freunden und Nachbarn nach gesunden,<br />

Natur belassenen Produkten.<br />

1997 bauten Annette und Norbert Wellie<br />

auf ihrem Milchviehhof die Käserei.<br />

Hier stellen sie etwa 30 verschiedene<br />

Sorten her, nach bewährten Rezepten alt<br />

überlieferter Handwerkstradition - ohne<br />

Zugabe von Bindemitteln, Geschmacksverstärkern,<br />

Farbstoffen und Nitratsalzen.<br />

Inzwischen arbeiten hier 15 Aushilfskräfte,<br />

zwei Auszubildende und fünf Familienmitglieder.<br />

Auf dem Hof leben<br />

170 Kühe. Für sie bauen die Wellies<br />

auf 180 Hektar Land ihr eigenes Futter<br />

an: Gerste, Weizen, Mais und Gras. Ein<br />

Teil des Grünlands wird von den Kühen<br />

beweidet. Seit kurzem ist der erste Biokäse<br />

im Sortiment: Ein Ziegengouda mit<br />

Ziegenmilch aus der Region.<br />

Birnentörtchen<br />

Rezept für 4 Personen<br />

Zutaten<br />

4 Platten Blätterteig TK, 4 EL<br />

brauner Zucker, 2 feste Abate Birnen,<br />

Minzeblätter, 1/8 l Eierlikör, 3 EL<br />

Zucker, 1 Eigelb<br />

Blätterteig auftauen und auf einer<br />

bemehlten Arbeitsfläche auf die<br />

doppelte Größe ausrollen. 8 Kreise<br />

von ca. 10 cm Größe ausstechen. 4<br />

Kreise mit 2 EL braunem Zucker bestreuen<br />

und die anderen 4 Scheiben<br />

darüber legen, etwas andrücken und<br />

auf ein mit Backpapier belegtes<br />

Backblech legen. Birnen in dünne<br />

Scheiben schneiden und fächerartig<br />

auf dem Teig verteilen. Mit restlichem<br />

braunen Zucker bestreuen und<br />

im vorgeheizten Backofen bei 225<br />

°C/ 200 °C Umluft/Gas Stufe 5<br />

ca. 20 Minuten backen. Eierlikör,<br />

Zucker und Eigelb in einer Schüssel<br />

verquirlen und im Wasserbad mit<br />

dem Schneebesen aufschlagen. Etwas<br />

abkühlen lassen und auf die noch<br />

warmen Törtchen geben. Mit Minzeblättern<br />

garnieren.<br />

wir damit sogar auf Messen.<br />

Aber es ist immer noch alles Handarbeit,<br />

oder?<br />

Ja, wir haben natürlich ein paar Maschinen,<br />

aber wir drehen die Käse<br />

immer noch selber um. Alle zwei bis<br />

drei Tage müssen wir das machen,<br />

sonst würden die sofort schimmeln. Wir<br />

probieren immer noch ständig neue<br />

Sorten aus. Das können Sie auch nur<br />

machen, wenn Sie kleine Mengen produzieren.<br />

Und selbst meine Mutter hilft<br />

mit ihren 87 Jahren noch mit und flicht<br />

kleine Kränzchen für unseren Glückskäsekäfer.


12 Heimat Zeitung OSTWESTFALEN<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Vor 15 Jahren hatte Michael<br />

Pauls genug von den Großunternehmen.<br />

„Ich wollte meine<br />

eigene Philosophie umsetzen in punkto<br />

Nachhaltigkeit und Qualität,“ erzählt er.<br />

„Und wenn die Konzerne das nicht<br />

hinkriegen, dann muss man es eben<br />

selber machen.“ Michael Pauls kündigte<br />

und gründete sein eigenes Unternehmen:<br />

„Prima Menü“ heißt es heute<br />

Auch der Chef muss Haarnetz tragen<br />

und produziert hochwertige Tiefkühlgerichte.<br />

Und wenn es auch keine<br />

lange Tradition hat, so könnte es doch<br />

eine begründen, so konsequent hat Michael<br />

Pauls umgesetzt, was er sich damals<br />

vorgenommen hatte:<br />

„Traditionelle Rezepturen in einer modernen<br />

Umsetzung.“ Modern sind zum<br />

Beispiel die Verpackungen der Prima-<br />

Menüs: Sie sind zu 90 Prozent aus<br />

Zellulose statt aus Alu oder Plastik,<br />

und die stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

Modern ist auch, dass<br />

Pauls seit Anfang des Jahres nur noch<br />

mit grünem Strom produziert.<br />

Traditionelles Essen<br />

in moderner Verpackung<br />

Traditionell ist das Essen: Wirsing-<br />

Auflauf, Grünkohl-Topf oder Schnitzel<br />

Wiener Art. Traditionell sind die<br />

Alle Transportwege sind optimiert<br />

Rohstoffe. Die meisten stammen aus<br />

der Region. Wirsing und Grünkohl<br />

zum Beispiel kommen aus dem Münsterland.<br />

Traditionell ist auch der Umgang<br />

mit den Angestellten – und zwar<br />

im besten Sinne: Die meisten kennt<br />

Pauls schon seit Jahren. „Jeder einzelne<br />

Mitarbeiter ist bei uns qualifiziert<br />

worden, ist mit uns gewachsen.<br />

Als wir ein neues Werk gebaut haben,<br />

haben wir deswegen gesagt, jetzt<br />

gehen wir nicht in den Osten und kassieren<br />

50 Prozent Steuersubventionen,<br />

sondern bleiben hier in Ostwestfalen<br />

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Westfälischer Grünkohl<br />

im Dornröschenschlaf<br />

Michael Pauls folgt konsequent seinen Werten<br />

von Nachhaltigkeit und Qualität<br />

mit der Stammmannschaft, die wir<br />

aufgebaut haben.“ Mit ihr produziert<br />

er heute bis zu 100.000 Essen am Tag.<br />

Voll-Convenience hieß die Marktlücke,<br />

die er entdeckt hatte: Fertigmenüs<br />

mit Geling-Garantie. „Wir kochen das<br />

Essen genau auf den Punkt, legen es<br />

dann durch Schockgefrierung schlafen,<br />

und nach dem Dornröschenschlaf,<br />

genau dann, wenn der Verbraucher es<br />

will, bekommt er etwas, wo er sagt:<br />

‚So hat meine Mama früher gekocht.’“<br />

Dafür muss Pauls genau wissen, wie er<br />

den Wirsingauflauf vorbereiten muss,<br />

der hinterher aus der Mikrowelle oder<br />

dem Backofen kommt. Wie weit wird<br />

das Gemüse vorgegart, wie muss der<br />

Belag beschaffen sein? „Alle Komponenten<br />

müssen funktionieren, und<br />

zwar in der gleichen Zeit,“ sagt Pauls.<br />

Die Kunst ist die Kälte<br />

„Das Geheimnis der Frische ist unsere<br />

Methode der Schockfrostung,“ erklärt<br />

Pauls. „Bei uns ist das Produkt in we-<br />

Die Soße wird automatisch portioniert<br />

nigen Minuten gefroren. Fast kein Hersteller<br />

kann das so wie wir. Das ist ein<br />

patentiertes Verfahren, und wir benutzen<br />

Michael Pauls<br />

Gründer und Geschäftsführer Prima-Menü GmbH<br />

Warum haben Sie Ihre eigene Firma<br />

gegründet?<br />

Ich war damals 35, und mir wurde<br />

klar, dass man eigentlich nur Dinge<br />

bewegen kann, indem man sie vorlebt.<br />

Und ich fand, dass mir nur die Selbständigkeit<br />

die optimale Möglichkeit<br />

gab, das zu tun. Es hat nicht immer sofort<br />

funktioniert. Wir haben dabei eine<br />

Menge lernen müssen, aber das macht<br />

das Leben ja auch spannend.<br />

Was wollten Sie denn vorleben?<br />

Zwei Dinge vor allem: Nachhaltigkeit<br />

und Qualität. Wir bemühen uns Abfall<br />

zu vermeiden. Unsere Verpackungen<br />

sind genau durchdacht, wir kühlen mit<br />

natürlichen Kühlmitteln. Und wir kontrollieren<br />

alles ganz genau, ziehen von<br />

jedem Produkt mikrobiologische Pro-<br />

ben und untersuchen sie. Aber zur<br />

Nachhaltigkeit gehört auch, dass sich<br />

die Menschen hier wohl fühlen. Leistung<br />

darf Spaß machen und Leistung<br />

darf auch gerecht sein. Wer hier arbeitet<br />

ist am Erfolg der Firma beteiligt<br />

– und auch am Misserfolg. Ich sage<br />

immer: Das Leben ist nicht Vollkasko,<br />

aber es ist spannend.<br />

Wie spannend war es denn zu Anfang?<br />

Wie schwierig war der Start?<br />

Am Anfang habe ich alles selber gemacht:<br />

Kochen, Programme schreiben,<br />

Verpacken. Das ist einfach so,<br />

wenn man von Null beginnt. Meine<br />

Familie hatte nicht das große Geld.<br />

Aber das ist auch hilfreich, weil Sie<br />

jedes Problem verstehen. Alles, was<br />

wir hier tun, hab ich selbst durchlebt.<br />

dafür natürliche Kühlmittel.“ Der<br />

Grünkohl dampft noch, wenn er abgefüllt<br />

wird - und ist innerhalb weniger<br />

Minuten in der riesigen Kühlkammer.<br />

„Wenn Sie Himbeeren einfrieren,<br />

dann sind die hinterher immer matschig,<br />

weil der Prozess zu langsam ist.“<br />

Die Hallen, in denen diese Kunst<br />

zelebriert wird, sind geräumig, gut<br />

klimatisiert und perfekt durchdacht.<br />

Pauls Idee von Nachhaltigkeit geht<br />

über den Umweltschutz hinaus. Auch<br />

die Mitarbeiter sollen sich wohl fühlen.<br />

Hier hat jeder einen Bereich, für<br />

den er voll verantwortlich ist. Alle<br />

müssen sich aufeinander verlassen<br />

können. Das verbindet – und funktioniert:<br />

„Druck und Angst sind keine<br />

Voraussetzungen für Erfolg,“ sagt<br />

Pauls: „Spaß ist die Voraussetzung für<br />

unverkrampften Erfolg.“<br />

Wie wichtig war die Familie dabei?<br />

Meine Frau war von Anfang an mit<br />

dabei. Das ist auch eine Möglichkeit,<br />

Nähe zu leben. Da wächst Harmonie,<br />

wenn es gut klappt. Heute macht sie<br />

alles, was mit Computern zu tun hat<br />

und die Finanzbuchhaltung. Davon<br />

habe ich inzwischen gar keine Ahnung<br />

mehr. Und meine Kinder haben zuerst<br />

geklagt, dass ich nie Zeit hatte. Aber<br />

inzwischen arbeiten sie beide mit.<br />

Mein Sohn Marketing und Vertrieb<br />

studiert und baut jetzt für uns den Export<br />

auf. Und wenn er in anderthalb<br />

Jahren seinen Master gemacht hat,<br />

dann müssen wir mal überlegen. Ich<br />

bin jetzt auch schon 50, und ich finde<br />

es gut, wenn ein frischer Geist ins Unternehmen<br />

kommt.<br />

„Spaß ist die Voraussetzung<br />

für Erfolg“<br />

Und perfekte Organisation. Hier ist<br />

alles lückenlos dokumentiert: „Wir<br />

können bei jedem Pfefferkorn aus Ceylon<br />

nachvollziehen, in welchem Kochkessel<br />

es war, und in welcher Packung<br />

es gelandet ist,“ sagt Pauls sichtlich<br />

stolz. „Das ist eine Präzision, die ich<br />

sonst nur aus der Pharmazie kenne.“<br />

Die Maschinen sind flexibel und können<br />

immer wieder so zusammengestellt<br />

werden, wie es das Menü<br />

erfordert, das gerade hergestellt wird.<br />

Im Moment laufen „Penne Napoli“<br />

über das Band. Eine so genannte Mehrkopfwaage<br />

dosiert die Nudeln grammgenau.<br />

70 Portionen pro Minute schafft<br />

die Maschine. Zwei Verteilerstationen<br />

füllen die Soße dazu. Die Menschen<br />

greifen nur ein, wenn etwas nicht läuft.<br />

„Das hat wenig mit Tradition zu tun,“<br />

gibt Pauls zu, „aber acht Stunden am<br />

Tag steht niemand mit der Kelle da. Da<br />

fällt Ihnen der Arm ab, und wenn es<br />

nur 100 Gramm Nudeln sind.“<br />

Die Nudeln werden zentnerweise gekocht<br />

Am Ende des Bandes wird jede Packung<br />

gewogen: 150 Gramm Nudeln<br />

müssen drin sein und 250 Gramm<br />

Soße. Wo etwas fehlt, wird aufgefüllt.<br />

Alle anderen Schalen werden verschlossen<br />

und fahren jetzt in die riesige<br />

Kühlkammer. Minus 48 Grad zeigt das<br />

Thermometer. 120 Minuten lang bleiben<br />

sie hier drin, bis das Essen im Kern<br />

minus 25 Grad hat. Danach kann es<br />

eine Dreiviertelstunde lang draußen<br />

bleiben, ohne dass es zu warm wird,<br />

aber bis dahin steht es längst im Tiefkühllager.<br />

Dort herrschen minus 27<br />

Grad, aber der Lagerarbeiter hat trotzdem<br />

nur ein T-Shirt an. „Der hat früher<br />

in Sibirien gelebt,“ sagt Pauls und<br />

lacht. Hier beim Verpacken haben auch<br />

seine zwei Kinder ihr erstes Taschengeld<br />

verdient. Inzwischen arbeiten<br />

beide in der Firma mit. Pauls freut sich,<br />

dass sein Werk weitergeführt werden<br />

kann. „Das ist auch ein Grund, warum<br />

man so was tut. Ich will die Firma ja<br />

nicht einfach irgendwann für viel Geld<br />

verkaufen. Da steckt schon mein Herzblut<br />

drin.“ mw/nrw hz 03-10<br />

Betrieb & Tradition<br />

Prima-Menü bietet anspruchsvolle<br />

Tiefkühlgerichte, darunter herzhafte<br />

westfälische Klassiker wie Grünkohltopf<br />

oder Wirsingauflauf. Firmengründer<br />

Michael Pauls legte von Anfang an<br />

großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die<br />

Gerichte sind in Karton-Trays verpackt,<br />

die zu 90 Prozent aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen bestehen und deren<br />

CO-2-Bilanz doppelt so gut ist wie die<br />

von Aluminium-Schalen. Die Firma begann<br />

als Untermieter der bekannten Bielefelder<br />

Großküche Meyer. 1999 wurde<br />

in Leopoldshöhe in Ostwestfalen ein eigenes<br />

Werk gebaut. Pauls entschied<br />

sich bewusst dafür, in der Region zu<br />

bleiben, um mit der alten Stammbelegschaft<br />

weiterarbeiten zu können und die<br />

gewachsenen Kontakte zu Zulieferern<br />

aus der Region weiter zu nutzen.


März 2010 NRW HZ 1 RUHRGEBIET Heimat Zeitung<br />

13<br />

„Traditionelle Rezepte sind eindeutig der Trend“<br />

Bei Menken werden die Würste mit Freude gemacht<br />

Das Rezept für die westfälischen<br />

Rauchpeitschen von<br />

Menken, stammt von Christoph<br />

Boruttas Urgroßvater. Er hatte es<br />

in ein altes Fachbuch geschrieben, das<br />

Boruttas Mutter nicht aus der Hand<br />

gab. Eines Tages saß der Geschäftsführer<br />

von Menken zuhause und überlegte,<br />

was er noch machen könnte.<br />

„Dann fiel mir das Buch wieder ein.<br />

Da bin ich aufgestanden, sofort zu<br />

meiner Mutter gefahren und habe einige<br />

Rezepte rausgesucht. Und die<br />

verwenden wir heute noch.“<br />

Die Rauchpeitschen sind dünne, lange<br />

Mettwürstchen im Natursaitling. Drin<br />

sind nur Schweinefleisch, Salz, Pfeffer<br />

und noch ein paar Gewürze, aber die<br />

möchte Christoph Borutta nicht verraten.<br />

„Weniger Zusatzstoffe und traditionelle<br />

Rezepte sind eindeutig der Trend,“ sagt<br />

Borutta. Bei Menken haben sie irgendwann<br />

überlegt, wo sie hinwollen, Borutta<br />

und sein Kompagnon Thorsten<br />

Rabe, der Fleischer und der Kaufmann.<br />

Borutta und Rabe sind ein besonderes<br />

Team: Ein Schalker und ein <strong>Dortmund</strong>er.<br />

Manchmal, wenn am Wochenende<br />

Schalke 04 gegen den BVB gespielt hat,<br />

kommt am Montag nur einer von beiden<br />

in den Betrieb. Aber auch darüber können<br />

sie lachen. „Wir sind eine große<br />

Familie hier,“ erzählt Borutta. 60-65<br />

Leute arbeiten hier, in der Saison auch<br />

ein paar mehr, und der Kontakt ist eng<br />

und kameradschaftlich. „Wir sind<br />

nicht der effizienteste Betrieb, aber wir<br />

sind einer der lustigsten,“ sagt Borutta<br />

und lacht.<br />

Das Handwerk<br />

hat sich kaum verändert<br />

In der kleinen Halle ist es laut. Jede<br />

Ecke wird genutzt, alle arbeiten konzentriert,<br />

aber es ist auch Zeit für ein<br />

Lächeln. Vorne wird Hausmacher-Leberwurst<br />

in Gläser gefüllt. Hinten wird<br />

gerade eine große Wanne mit frisch<br />

Betrieb & Tradition<br />

Der Name Menken ist im Ruhrgebiet<br />

seit 1909 ein Begriff für gute Wurstwaren.<br />

Damals eröffnete der Fleischermeister<br />

Fritz Menken in Recklinghausen<br />

sein erstes Geschäft. Schnell konnte<br />

er weitere Fachgeschäfte eröffnen, und<br />

schließlich auch für den Großhandel<br />

produzieren. Seit Mitte der 80er Jahre<br />

hat Menken seinen Sitz in Gladbeck,<br />

und Menkens Nachfolger Christoph<br />

Borutta und Thorsten Rabe sehen sich<br />

in der Tradition des alten Fleischerhandwerks.<br />

Neben den legendären<br />

Pfefferpeitschen bietet Menken seit<br />

kurzem auch wieder Hausmacher-<br />

Wurstspezialitäten im Glas an.<br />

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Langer Genuss:<br />

Christoph Borutta und Thorsten Rabe mit ihren Rauchpeitschen<br />

durch den Wolf gedrehtem und gewürztem<br />

Mett in den Trichter gehoben.<br />

Früher musste man das mit der Hand<br />

machen. „Deshalb hatten die damals<br />

auch so dicke Arme,“ lacht Borutta.<br />

Im Trichter wird die letzte Luft aus der<br />

Fleischmischung gesogen und dann<br />

durch ein dünnes Rohr in den Naturdarm<br />

gedrückt. „Sie können traditionelle<br />

Rezepte auch mit modernen Maschinen<br />

nutzen,“ sagt Borutta. „Man darf nicht<br />

vergessen, dass sich von der Mechanik<br />

her wenig verändert hat in unserem<br />

Handwerk.“ Das stimmt. Die Prinzipien<br />

sind gleich: Ein Fleischwolf ist immer<br />

noch ein Fleischwolf. Der größte Un-<br />

terschied ist die elektronische Steuerung<br />

der Maschinen, und dass sie<br />

heute die Würste so abfüllen, dass jede<br />

gleich lang und gleich schwer ist.<br />

Die Rauchpeitschen werden jetzt nebeneinander<br />

auf einen großen Rollwagen<br />

gehängt und ruhen sich 48<br />

Stunden aus. In dieser Zeit reifen sie.<br />

Es bildet sich eine spezielle Keimflora,<br />

die den Zuckerspiegel abbaut und den<br />

pH-Wert senkt. Jetzt bildet sich das typische<br />

Rohwurstaroma und das Fleisch<br />

rötet sich. „Das ist der ganz klassische,<br />

natürliche Weg,“ erklärt Borutta. Nach<br />

zwei Tagen kommen die Würste noch<br />

Hier sagt man’s ...<br />

geradeheraus<br />

"Im Ruhrgebiet ist es wie auf Mallorca:<br />

Das Hinterland ist wunderbar."<br />

Harald Schmidt<br />

mal für acht Stunden in die Rauchanlage,<br />

dann haben sie ihre typische würzige<br />

Mischung aus Rauch- und Pfefferaroma<br />

und dürfen in die Frischetheke<br />

der <strong>REWE</strong> DORTMUND.<br />

Auf den eigenen<br />

Geschmack vertrauen<br />

Neben der Rauchanlage schält eine<br />

Frau große Gemüsezwiebeln. Eine<br />

riesige Wanne voll. „Nein, immun<br />

gegen tränende Augen wird man<br />

nicht,“ lacht sie. „aber es geht schon.“<br />

Früher haben sie hier auch mal Aromastoffe<br />

benutzt. Zwiebelgeschmack<br />

gibt es auch aus der Flasche. Aber die<br />

frische Ware ist nicht zu übertreffen.<br />

„Wir haben gemerkt, dass wir die<br />

Wurst nicht neu erfinden können,“<br />

sagt Borutta. „Und deshalb haben wir<br />

gesagt: Lass uns doch zu den ganz<br />

klassischen, traditionellen Dingen<br />

gehen.“ Gesagt, getan. Sie haben sich<br />

die Lieferanten gesucht, die sie brauchen,<br />

und benutzen nur noch Naturgewürze<br />

und Salz. „Westfalen war<br />

immer ein starkes Wurstland,“ sagt<br />

Borutta. „Die Bergleute mussten ja<br />

was Richtiges essen.“ Viele von ihnen<br />

kamen aus Polen, und da verstehen sie<br />

auch etwas von Wurst. Boruttas Urgroßvater<br />

war Oberschlesier.<br />

Traditionelle Verfahren ...<br />

... und moderne Maschinen<br />

Menken macht auch wieder Wurst im Glas<br />

Die Arbeit macht Spaß bei Menken<br />

Christoph Borutta<br />

und Thorsten Rabe im Gespräch<br />

Sie haben angefangen mit einer eigenen<br />

Fleischerei. Jetzt produzieren Sie<br />

Wurst in etwas größerem Stil. Verstehen<br />

Sie sich eigentlich noch als Fleischer?<br />

Christoph Borutta: Ja, auf jeden Fall.<br />

Ich bin natürlich viel mit der Entwicklung<br />

von Produkten beschäftigt, mit Arbeitsabläufen,<br />

mit Qualitätskontrolle,<br />

aber wir sind hier sehr bemüht, die<br />

klassi-schen handwerklichen Tätigkeiten<br />

nicht zu vergessen. Das fängt schon<br />

bei der Rohstoffauswahl an, und wir<br />

machen auch noch viel mit der Hand.<br />

Und ist dieses Handwerk noch gefragt?<br />

Thorsten Rabe: Gehen Sie doch mal<br />

durchs Ruhrgebiet. Unsere Größe gibt<br />

es nicht mehr viel. Wir haben genau die<br />

Lücke gesehen zwischen größeren Metzgereien<br />

und richtigen Industriebetrieben.<br />

Und da sehen wir auch unsere Stärke:<br />

in der Regionalität und in der Flexibilität,<br />

weil wir Dinge schneller umsetzen<br />

können. Als zum Beispiel die Anfrage<br />

von der <strong>REWE</strong> DORTMUND kam:<br />

Könnt Ihr nicht wieder Hausmacher<br />

Produkte im Glas machen?<br />

Christoph Borutta: Da habe ich ersmal<br />

geschluckt und gefragt: Kennst Du den<br />

Aufwand? Weißt Du, was wir hier investieren<br />

müssen?<br />

Thorsten Rabe: Aber das Metzgerherz<br />

ist aufgegangen.<br />

Christoph Borutta: Ja, klar. Das sind<br />

ja so ganz ursprüngliche Produkte:<br />

Hausmacher-Leberwurst im Glas, Blutwurst,<br />

gekochte Mettwurst. Das finde<br />

ich toll. Und es wird gut angenommen.<br />

Wann haben Sie erkannt, dass traditionelle<br />

Produkte und Verfahren Ihre<br />

Stärke sein können?<br />

Christoph Borutta: Im Grunde hat das<br />

begonnen, als der Handel bei uns ungekühlte<br />

Mettwurst nachgefragt hat.<br />

Das hat ein Umdenken angestoßen,<br />

denn wenn die Wurst nicht gekühlt wird,<br />

muss man noch mehr aufpassen, damit<br />

man durch Naturreifung die Haltbarkeit<br />

hinbekommt. Wir wollen ja keine<br />

Konservierungsstoffe benutzen. Da<br />

haben wir uns wieder auf die ganz<br />

klassischen traditionellen Verfahren<br />

besonnen.<br />

Kokenlaums Bäind satt in de Isenbahn un wull<br />

nao Mönster. Bi emm satt nao so´nn ölleren Mann.<br />

De beiden unnerhollen sick up plattdütsk.<br />

Dao fraogg so´nne fiene Frau, de auk in dat Abteil<br />

satt: »Sagen Sie mal, meine Herren, sprechen Sie<br />

plattdeutsch?« »Jau", sagg Bäind,"wi küert platt.«<br />

»Immer?«, fraogg de Frau. »Ne«, sagg Bäind,«<br />

nich ümmer, dat dao wi bloß, wenn wi us watt seggen<br />

willt«. »Aus Prinzip?«, fraogg de Frau dann nao.<br />

»Ne, ne«, sagg Bäind, »nich ut Prinzip,<br />

wi sind ut Nordwoll.«


14 Heimat Zeitung NIEDERRHEIN<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

Jürgen Esser ist überall. Er<br />

kontrolliert die Waffelmaschine,<br />

drückt die fertigen runden<br />

Waffeln auf kleine Kleckse von Nougatcreme<br />

und überlegt dann noch,<br />

wie man die Arbeit am nächsten Automaten,<br />

der die großen Waffelplatten<br />

schneidet, vereinfachen kann. Jürgen<br />

Esser ist Bäcker und Unternehmer aus<br />

Leidenschaft. Früher hätte man ihn<br />

Zuckerbäcker genannt. Heute heißt<br />

das Süßwarenfachtechniker.<br />

Die Maschine sortiert die Waffeln vor<br />

Gerade wird Essers knusprige Waffelmischung<br />

für die <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

sortiert und verpackt – von Hand. Deshalb<br />

ist sie auch so vielseitig. „Da sind<br />

so viele Sorten drin. Das würden andere<br />

gar nicht machen. Aber bei uns ist<br />

ohnehin fast alles mit der Hand gemacht,“<br />

sagt Essers Tochter Sabina<br />

Groß, die im Betrieb für das Kaufmännische<br />

zuständig ist. Manche Waffeln<br />

laufen zwei Mal durch die Füllmaschine:<br />

Die Erdbeer-Sahne oder<br />

Vanille-Kakao-Waffeln müssen nach<br />

der ersten Füllung alle noch mal aufgelegt<br />

werden. Dann kommt der zweite<br />

Klecks Füllung, dann die obere Waffel.<br />

Trotzdem schaffen sie hier an einem<br />

normalen Vormittag eine ganze Tonne.<br />

Es beginnt auf<br />

dem Wochenmarkt<br />

Vor 31 Jahren hat Jürgen Esser seinen<br />

kleinen Betrieb gegründet. Das Backen<br />

hat er bei seinem Vater gelernt.<br />

Auch der hat schon Waffeln gebacken.<br />

Als er die Ware seines Vaters an<br />

Marktbeschicker ausliefert kommt<br />

ihm eines Tages eine Idee: „Ich sah da<br />

Jürgen Esser im Gespräch<br />

Sie haben Bäcker gelernt und dann<br />

aber erstmal einen Umweg gemacht.<br />

Warum?<br />

Mein Vater nach dem Krieg mit Eiswaffeln<br />

angefangen. Dort habe ich<br />

auch eine Lehre gemacht, aber ich<br />

habe mich mit ihm nicht so gut verstanden<br />

und bin erstmal in einen anderen<br />

Betrieb gegangen. Mein Vater<br />

hatte immer tolle Einfälle. Wenn ich<br />

an seine Visionen denke, hat er mir so<br />

viel gebracht, dass ich manchmal heulen<br />

könnte. Aber er konnte nicht mit Geld<br />

umgehen. Das war ein großes Problem.<br />

Beeinflusst Sie das heute noch?<br />

Ja, mich macht das vorsichtig. Wir<br />

haben das hier alles bezahlt, weil ich<br />

zwei alte Verkaufswagen stehen und<br />

habe gefragt, ob er mir einen verkauft.<br />

Kein Problem, sagt der, für 2.000 Mark<br />

kannst du ihn haben. Also bin ich zur<br />

Bank und stand ein paar Tage später<br />

schon auf dem Markt in Gladbach-Rodenkirchen.“<br />

Am ersten Tag nimmt Jür-<br />

<strong>REWE</strong> HEIMATZEITUNG Ausgabe 1, 03/2010<br />

Herausgeber: <strong>REWE</strong> DORTMUND Großhandel eG<br />

Vorstand: Heinz-Bert Zander (Sprecher), Rudolf Helgers<br />

V.i.S.d.P.: Joachim Büth, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

Registergericht, Sitz: Amtsgericht <strong>Dortmund</strong> (GnR 415), <strong>Dortmund</strong><br />

USt.-ID-Nr.: DE124793705<br />

Postadresse: 44032 <strong>Dortmund</strong>, Postfach 103255<br />

Kontakt: Tel.: +49(0)231-25000, Fax: +49(0)231-2500177<br />

Online: www.rewe-dortmund.de<br />

Autor: Max Weinberg<br />

Konzeption, Satz, Grafik: Antje Mönch, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

Anzeigen: Joachim Köllerwirth, <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

Fotonachweis: Reportage/Max Weinberg,<br />

Stills/c/o Centrum Karin Hessmann, Image/fotolia<br />

Quellennachweis.: Reinhold Holtstiege „Nu küer du, mi trönt de Augen“,<br />

Bernard Walbaum „Usse Bennätzken“/ „Mien Tresken“<br />

Druckerei: Industrie- und Werbedruck Westphal GmbH, Gutenbergweg 4,<br />

40699 Erkrath<br />

Gedruckt in einer Auflage von: 465.000<br />

Zuckerbäcker<br />

aus Leidenschaft<br />

Die Feinbäckerei Esser in<br />

Mönchengladbach setzt auf Handarbeit<br />

die Misere bei meinen Eltern mitgemacht<br />

habe. Mein Ziel ist es, alles in<br />

die richtigen Bahnen zu leiten, so dass<br />

meine Tochter das übernehmen kann.<br />

Gibt es Dinge, die Sie vorher noch<br />

herstellen möchten?<br />

Ja, Florentiner, so Königinnengebäcke,<br />

das würde mich reizen, die auch<br />

zu automatisieren. Aber das Wahrzeichen<br />

vom Konditor ist ja der Baumkuchen.<br />

Früher war das die hohe<br />

Konditoreikunst. Inzwischen hat das<br />

eine Firma automatisiert. Das ist auch<br />

traurig, dass die Entwicklung so ist.<br />

Die Tradition bleibt ein wenig auf der<br />

Strecke bei der ganzen Globalisierung.<br />

ANZEIGE<br />

gen Esser schon knapp 300 Mark ein.<br />

Esser ist jetzt Kaufmann. Das Backen<br />

überlässt er erstmal anderen. „Das<br />

war wie ein Selbstläufer. Ich hab den<br />

zweiten gebrauchten Hänger gekauft<br />

und acht Jahre lang sehr gutes Geld<br />

verdient.“<br />

Der Chef hilft am liebsten mit – Jürgen Esser ist Feinbäcker aus Passion<br />

Davon kauft er die alte Volksschule in<br />

Mönchengladbach-Buchholz, und<br />

heute steht auf dem Schulhof die<br />

Vor kurzem haben sie angebaut<br />

kleine Keksproduktion. Ziemlich ländlich<br />

ist es hier. Aus den großen Fenstern<br />

der Produktionshalle schweift der<br />

Blick über weite Felder. Im Anbau nebenan<br />

verkauft Jürgen Esser Konfekt<br />

und Plätzchen. „Es füllte mich nicht<br />

aus,“ erzählt Esser, „jeden Tag zum<br />

Markt, danke schön, bitte schön. Ich<br />

wollte selbst produzieren.“ Esser sieht<br />

die Fehler der Lieferanten. Er weiß,<br />

was er besser machen könnte. „Ich<br />

hatte das ja von der Pike auf gelernt.“<br />

Besonders das Trockenobst mit Schokolade<br />

überzogen reizt ihn. „Das<br />

wollte ich unbedingt machen.“<br />

Der Erfolg kommt mit<br />

Trockenobst in Schokolade<br />

Von nun an produziert er für seinen eigenen<br />

Vertrieb. Das überzogene Trockenobst<br />

entpuppt sich als Marktlücke.<br />

Dann backt er seine ersten Waffeln<br />

selbst, schließlich auch Kekse. Die<br />

Spritzgebäck ist Essers Spezialität<br />

Marke Esser ist im wahrsten Sinne des<br />

Wortes in aller Munde. Noch heute<br />

verkauft er sein Gebäck auf 17 verschiedenen<br />

Wochenmärkten. Seine<br />

Frau steht noch selbst im Wagen. Esser<br />

setzt weiter auf Handarbeit, weil das<br />

Trockenobst nun mal nicht mit der Maschine<br />

aufgelegt werden kann, und weil<br />

er das Trockenobst mit Schokolade nun<br />

mal so gerne mag. Und er profitiert<br />

davon, dass viele Mitbewerber beginnen<br />

für Discounter zu produzieren.<br />

„Die haben dann nur noch wenige Sachen<br />

in großer Auflage gemacht, und<br />

wir sind in die Nischen rein gegangen.“<br />

Jürgen Esser backt seine Waffeln selbst<br />

In der Theke von Essers kleinem Werksverkaufgeschäft<br />

liegt wirklich alles:<br />

Trüffel, Spritzgebäck, Waffeln in allen<br />

Formen und mit allen möglichen Füllungen<br />

und natürlich Feigen, Äpfel,<br />

Datteln in heller, dunkler und weißer<br />

Schokolade. „Diese Kirschbissen zum<br />

Beispiel, die haben andere aus dem<br />

Programm genommen,“ sagt Sabina<br />

Groß. Sie empfindet es als Stärke, dass<br />

sie so viele Abnehmer haben: „Wir haben<br />

den direkten Kontakt zu unseren Kunden,<br />

die können dann auch mal was Spezielles<br />

bestellen.“ Und sie kriegen die<br />

Ware so frisch wie es andere kaum hinbekommen.<br />

„Bei uns wird teilweise<br />

morgens noch produziert, was der Fahrer<br />

dann mitnimmt,“ erzählt Sabina Groß.<br />

„Normale Weihnachtsartikel werden<br />

im Sommer produziert. Wenn sie bei<br />

uns einen Spekulatius kaufen, dann ist<br />

der teilweise morgens erst aus dem<br />

Ofen gekommen.“ Jürgen Esser hört das<br />

schon nicht mehr. Er sitzt an der Keksmaschine<br />

und füllt kleine Tütchen.<br />

mw/nrw hz 03-10<br />

Betrieb & Tradition<br />

Die Firma Esser Konfekt- und Feingebäckherstellung<br />

wurde 1969 von<br />

Jürgen Esser auf dem Geländer der<br />

ehemaligen Volksschule in Mönchengladbach-Buchholz<br />

gegründet.<br />

Wegen der stetig steigenden Nachfrage<br />

wurde der Betrieb im Laufe<br />

der Jahre mehrfach erweitert. Heute<br />

produzieren 35 Mitarbeiter unter der<br />

Leitung von Jürgen Esser und seiner<br />

Tochter Sabina Groß Feingebäck,<br />

Waffel- und Konfektspezialitäten.<br />

Bestimmend für die Firmenphilosophie<br />

sind die Liebe zum Produkt, die<br />

Achtung vor den Rohstoffen und<br />

der Respekt gegenüber dem Kunden.<br />

Hier sagt man’s ...<br />

geradeheraus<br />

"Düsseldorf ist die achtbeliebteste Stadt<br />

der Welt. Das ergab eine Umfrage unter<br />

Werbetextern, Cabrio-Fahrern und Immobilienmaklern."<br />

Harald Schmidt


März 2010 NRW HZ 1 OSTWESTFALEN Heimat Zeitung<br />

15<br />

Interview Friedrich Schwarze im Gespräch<br />

Wie fühlt man sich als Firmeninhaber<br />

in der zwölften Generation?<br />

Ganz gut. Ich bin froh, dass wir<br />

solch eine Historie haben. Sie müssen<br />

sich nur entscheiden, nach vorne<br />

zu gucken. Ich lasse mich dadurch<br />

inspirieren aber nicht behindern.<br />

Aber wenn Sie in so eine Familie<br />

rein geboren werden, wissen Sie<br />

natürlich schon sehr früh, was sie<br />

machen sollen.<br />

Die Firmenpolitik hat sich in den<br />

letzten Jahren etwas gewandelt.<br />

Das stimmt. Von 1664 bis 1990<br />

waren wir nur westfälisch. Seitdem<br />

sind einzelne Marken dazu gekommen.<br />

Was allen gemeinsam<br />

Betrieb & Tradition<br />

In alten Urkunden ist zu Beginn des<br />

16. Jahrhunderts erstmals von „geprantem<br />

Korn“ zu lesen. Im Münsterland<br />

hatte sich, vom übrigen<br />

Deutschland kaum bemerkt, die<br />

Kornbrennerei als Nebengewerbe der<br />

Bierbrauer entwickelt. Auf vielen<br />

abgelegenen Bauernhöfen begann<br />

man, die Überschüsse reicher Getreideernten<br />

zu brennen. So konnten die<br />

traditionell sparsamen Westfalen<br />

ihre Erträge bis zur Neige ausschöpfen.<br />

1664 wird in Westkirchen<br />

„Swartens Hoff und Brennhaus“<br />

von Joan Schwarze zum ersten Mal<br />

urkundlich erwähnt und Joan Schwarze<br />

gilt seitdem als erster Namensträger<br />

der Kornbrennerfamilie. Sein<br />

Enkel Joan Hermann Schwarze floh<br />

1738 vor der dörflichen Enge in das<br />

nahe gelegene Wigbold Oelde und<br />

erwarb dort als „Freigeborener aus<br />

Westkirchen für einen Thaler und 14<br />

Silbergroschen“ die Bürgerrechte.<br />

Das Familiengewerbe nahm er mit<br />

– und es wurde bis heute fortgesetzt.<br />

ist: Es sind Marken, die Fans<br />

haben, wie Dujardin oder Sechsämtertropfen.<br />

Und wir versuchen,<br />

Ihnen wieder Leben einzuhauchen.<br />

Aber wir gucken immer noch mehr<br />

auf die Qualität als auf die Menge,<br />

und wir produzieren nur unsere eigenen<br />

Marken.<br />

Sie sind auch Westfale, stimmt’s?<br />

Ja, mein Dialekt ist eher mehr als<br />

weniger Ruhrgebiet, und das find<br />

ich auch gut so. Ich fühl mich damit<br />

wohl. Ich finde: Dialekt ist wie Fingerabdruck,<br />

wer den zupappt ist<br />

selber schuld.<br />

Wird es denn eine 13. Generation<br />

geben in der Geschichte der Firma<br />

Die Legende erzählt, dass<br />

ein <strong>Dortmund</strong>er Streifenpolizist<br />

sich den ersten<br />

Bachmann mixen ließ. Gegen Ende<br />

des 19. Jahrhunderts kam er regelmäßig<br />

in die „Hageböck’schen Probierstuben“<br />

am Westenhellweg und<br />

ließ sich aus den schon seit mehreren<br />

Generationen hausgemachten<br />

Spirituosen eine magenfreundliche<br />

Mischung machen. Der Mann hatte<br />

offenbar einen guten Geschmack.<br />

Jedenfalls gründete die Familie Hageböck<br />

1884 die Bachmann-Likörfabrik,<br />

und der süße Kräuterlikör<br />

mit edlem Jamaika-Rum und einer<br />

leichten Kaffeenote wurde zum erfolgreichsten<br />

Produkt. Selbst die<br />

„Hageböck’schen Probierstuben“<br />

wurden in „Bachmann-Stuben“<br />

umbenannt. Und der Bachmann-<br />

Magenlikör wird heute noch nach<br />

Schwarze?<br />

Bei mir war es so: Ich habe zuerst<br />

meine eigene Sache gemacht, habe<br />

eine eigene Firma gegründet und<br />

bin dann irgendwann wiedergekommen,<br />

aber erst als ich das selber<br />

entscheiden konnte. Das ist ja<br />

nicht ganz einfach, wenn es da 12<br />

Generationen gibt, die sagen:<br />

Mach das mal, du bist dran! Ich<br />

achte darauf, dass meine Kinder<br />

das frei entscheiden. Viel wichtiger<br />

ist es, dass sie mit sich selber klarkommen.<br />

Die Firma muss auch<br />

einen Geschäftsführer aushalten.<br />

Von der genetischen Qualifikation<br />

bin ich sowieso nicht überzeugt.<br />

dem gleichen Rezept hergestellt.<br />

Seit zehn Jahren macht das die traditionsreiche<br />

Kornbrennerei Friedr.<br />

Schwarze. Die Familie Schwarze<br />

brennt seit zwölf Generationen und<br />

346 Jahren in Ostwestfalen Korn.<br />

Die jetzige Produktionsstätte in<br />

Oelde stammt aus der Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts und ist ein lebendiges<br />

Museum. Schwarze und Schlichte<br />

ist einer der letzten Hersteller, der<br />

Der Likör des Polizisten<br />

abgreifen, um dem Schnaps unerwünschte<br />

Geruchs- und Geschmacksstoffe<br />

zu entziehen. Dazu<br />

wird der Alkohol erhitzt und der<br />

Dampf wieder aufgefangen, aber<br />

nur innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitraums. Je enger dieser definiert<br />

ist, desto besser das Produkt, desto<br />

geringer aber auch die Ausbeute<br />

eines Durchgangs.<br />

Ein guter, aber noch relativ einfacher<br />

Korn würde jetzt noch auf<br />

Trinkstärke verdünnt und wäre<br />

dann fertig. Es geht aber noch besser:<br />

Im Keller lagert ein neuer Schatz<br />

der Kornbrennerei Schwarze:<br />

150.000 Liter Korn in alten Holzfässern.<br />

Vor einigen Jahren hat<br />

Schwarze die Marke „Ganz alter<br />

Schneider“ gekauft, einen gelagerten<br />

Korn. „Das, was die Schotten sehr<br />

„Die Rezeptur ist heilig,“ sagt<br />

Friedrich Schwarze. „Das ist das,<br />

was der Verbraucher erwartet.“ Nur<br />

die Marke haben sie etwas entstaubt.<br />

Vor zehn Jahren war auf<br />

dem Etikett noch die alte Warenzeichennummer<br />

des Deutschen Reiches<br />

abgedruckt. Inzwischen sehen<br />

die Flaschen etwas moderner aus.<br />

„Sie können solche Veränderungen<br />

nur ganz langsam machen,“ sagt<br />

Schwarze. „ Aber es ist mit sehr<br />

viel Arbeit gelungen, die Marke<br />

wieder in die Köpfe der 40jährigen<br />

zu kriegen.“<br />

Schwarze und Schlichte brennt in Ostwestfalen seit zwölf Generationen<br />

feinen Korn und führt den Bachmann-Magenlikör zu neuen Ehren<br />

Hier sagt man’s ...<br />

geradeheraus<br />

"Die größte Automobilausstellung Europas<br />

gibt es jeden Tag am Kamener<br />

Kreuz." Ingolf Lück<br />

In den Maischetanks beginnt die Gärung<br />

seinen Korn noch selber brennt.<br />

Viele andere kaufen den veredelten<br />

Alkohol bei Fremdfirmen. „Deshalb<br />

schmecken die auch alle gleich,“<br />

sagt Friedrich Schwarze süffisant.<br />

Die hohe Kunst der<br />

Destillation<br />

In Oelde wird zuerst in sieben<br />

Meter hohen Tanks die Maische<br />

angesetzt: Getreide aus der Region<br />

wird gemahlen, mit Wasser und<br />

Enzymen versetzt und anschließend<br />

mit Hefe vergoren. Dadurch<br />

bildet sich Ethanol, so genannter<br />

Trinkalkohol. Das ist noch ziemlich<br />

einfach, aber jetzt kommt erst<br />

das eigentliche Brennen, die hohe<br />

Kunst der mehrfachen Destillation.<br />

Aus dem Rohalkohol muss der<br />

Destillateur das kostbare Herzstück<br />

Titelbild: Am alten Firmenstammsitz in Oelde<br />

wird heute noch Korn gebrannt<br />

systematisch machen, machen wir<br />

Deutschen sehr wenig: nämlich<br />

über Lagerung veredeln,“ erzählt<br />

Friedrich Schwarze und sagt auch,<br />

was er davon hält: „Wir waren einfach<br />

zu doof.“ Jetzt versucht er es<br />

selbst. Der alte Korn schmeckt<br />

deutlich milder und ein bisschen<br />

nach Whisky. „Die Kunst ist es,<br />

immer die gleiche Mischung hinzukriegen,“<br />

erklärt Schwarze. „Sie<br />

haben ja immer verschiedene Fässer.“<br />

Dafür haben Sie sich vom<br />

alten Destillateur des ganz alten<br />

Schneiders fortbilden lassen.<br />

„Die Rezeptur ist heilig“<br />

Das mussten sie beim Bachmann<br />

nicht. Der wird noch genauso gemacht<br />

wie ihn sich der <strong>Dortmund</strong>er<br />

Streifenpolizist gewünscht hat.<br />

Friedrich Schwarze in der Brennerei<br />

150.000 Liter<br />

Korn lagern im Keller<br />

Auf 13 Böden wird der Alkohol gekocht<br />

Die Bachmann-Stuben, bis dahin<br />

die älteste Gaststätte <strong>Dortmund</strong>s,<br />

schienen dagegen für immer verloren.<br />

Im Sommer 1969 waren sie<br />

geschlossen worden – da waren sie<br />

längst eine Legende. In der langen,<br />

schlauchartigen Gaststätte standen<br />

die Gäste in Viererreihen dicht gedrängt<br />

vor dem acht Meter langen<br />

Tresen. Die Getränke und auch der<br />

Deckel zur Bezahlung wurden einfach<br />

durchgereicht. Doch 40 Jahre<br />

später feierten sie Wiederauferstehung.<br />

Aus Anlass des 125jährigen<br />

Bestehens der Bachmann-Likörfabrik<br />

wurde der bisherige Seiteneingang<br />

der <strong>Dortmund</strong>er Gastronomie<br />

„Zum Alten Markt“ vor einem Jahr<br />

zum Eingang der neuen Bachmann-Stube.<br />

mw/nrw hz 03-10


16 Heimat Zeitung NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

NRW HZ 1 März 2010<br />

<strong>REWE</strong>-Wurstwaren<br />

Beste Qualität aus der Region<br />

Handwerkliche Tradition und Liebe zur Arbeit garantieren<br />

ausgezeichnete Wurstspezialitäten aus der Heimat<br />

Die Kunden der <strong>REWE</strong> DORTMUND<br />

durften immer schon ausgezeichnete<br />

Qualität erwarten, und sie wussten<br />

schon immer, was schmeckt. Deshalb<br />

stellen wir seit 1958 traditionelle<br />

Wurstwaren in unserer eigenen Zentralfleischerei<br />

her. Nach überlieferten<br />

Rezepten und mit größter Sorgfalt<br />

wurden inzwischen mehr als 60<br />

<strong>REWE</strong>-Wurstspezialitäten kreiert, die<br />

regelmäßig von der Deutschen Lebens-<br />

mittel Gesellschaft prämiert werden<br />

und den hohen Ansprüchen unserer<br />

Kundschaft gerecht werden. Im vergangenen<br />

Jahr bekam die Zentralfleischerei<br />

der <strong>REWE</strong> DORTMUND von<br />

der DLG den „Preis der Besten“ für<br />

langjährige hervorragende Leistungen.<br />

rewedo/nrw hz 03-10<br />

Wat häw miene Frau noch säggt, ik soll<br />

um 12 Uhr wierkoummen un 2 Glas Beer drinken,<br />

oder häw se Säggt, ik soll üm 2 Uhr wierkoumen<br />

un 12 Glas Beer drinken?<br />

Die <strong>REWE</strong> DORTMUND dankt allen Betrieben, die uns lehrreiche und vergnügliche Einblicke in ihre Familiengeschichten und Produktionsabläufe gegeben haben.<br />

Wir freuen uns auch für die Zukunft auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zum Nutzen unserer Region und zum Wohle unserer Kunden.

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