Blätter des Schwäbischen Albvereins Ausgabe 6 ... - Schwaben-Kultur
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Die Krippe in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg in<br />
Ellwangen umfasst ca. 100 Quadratmeter. Sie verbindet geschnitzte<br />
Figuren mit Malerei (oben und rechts).<br />
Eine kunsthistorische Besonderheit ist die Darstellung der<br />
Hochzeit zu Kana, ein Spiegelbild <strong>des</strong> damaligen fürstlichen<br />
Hofes bis ins Detail. Scheble schrieb: »Der Kronleuchter<br />
aus Kristall, das Tischgerät aus Zinn und Porzellan,<br />
Becher und Salznäpfchen, die Polstermöbel, barock geschnitzte,<br />
mit Blattgold überzogene Tischchen und<br />
ein ge leg te Schränkchen aus edlem Holz. Dann die Hofdamen<br />
und Kavaliere in Garderoben aus Samt und Seide, Damast<br />
und Brokat, mit echten Spitzen und glitzernden Steinen<br />
in den goldverbrämten Rocksäumen und Kopfbedeckungen.<br />
Alles echte Stoffe, noch von Hand gewoben und<br />
genäht. Die Seide vielleicht aus Indien oder China, der Brokat<br />
von Florenz oder Venedig, die Spitzen aus Brüssel? Der<br />
Hof hatte ja Verbindung zum Adel der damaligen Welt. Dem<br />
Stande gemäß hielten sich die fürstlichen Herren farbige<br />
Bedienstete. So sind auch die Musikanten mit ihren<br />
Schnauzbärten, Zylinderhüten, gelben Hosen und roten<br />
Wämsern nicht aus der Gegend <strong>des</strong> Härtsfelds oder vom<br />
Ries genommen. In langer Reihe Diener und Lakaien mit<br />
erlesenen Speisen, die wahrscheinlich drüben in der Küche<br />
beim Ochsenkamin zubereitet und so herüber zum<br />
Festsaal gebracht wurden. Auch hier in der Küche befindet<br />
sich entzücken<strong>des</strong> Geschirr, Krüglein und Tellerchen.<br />
Wir sehen das Wunder, Christus und seine Mutter, den staunenden<br />
Kellermeister und die Juden mit ihren spitzen Hüten.<br />
Zum Ensemble gehören der Fürstpropst im Hermelin,<br />
der Oberpriester mit Mitra, die Beschließerin: eine Stel-<br />
5<br />
lung zwischen Kammerjungfer und Hofdame, der Hofjäger<br />
und vor allen die Braut mit Schleier und goldener Krone,<br />
der Bräutigam mit grünem Kranz.«<br />
Die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, hoch über der<br />
Stadt gelegen, ist ein bedeutender barocker Kirchenbau<br />
der Region. Hier ist ebenfalls ganzjährig eine Krippe aufgestellt.<br />
Sie befindet sich auf der Empore hinter dem Hochaltar.<br />
Das breite, rund 100 m 2 umfassende Diorama ist eine<br />
Oberammergauer Arbeit aus den Jahren 1910/1911. Sie<br />
bestand ursprünglich aus 53 holzgeschnitzten Figuren. Nach<br />
mehreren Veränderungen erhielt sie im Jahr 2000 ihre heu-