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22<br />

ARCHIV<br />

Das Historische Archiv<br />

im Deutschen Technikmuseum<br />

s Zwischen 1997 und 2002 waren Archiv und Sammlung der AEG im Paketbahnhof<br />

untergebracht. Foto: Werner Mahler, Ostkreuz.<br />

Museen und Bibliotheken hat fast jeder<br />

schon einmal besucht. Spontan oder gut<br />

vorbereitet wer<strong>den</strong> Ausstellungshallen und<br />

Lesesäle ohne Zögern von <strong>den</strong> Besuchern<br />

betreten. Anders verhält es sich mit Archiven.<br />

Einerseits wer<strong>den</strong> sie in der Öffentlichkeit<br />

immer noch als verstaubte und antiquierte<br />

Einrichtungen hinter grauen Mauern<br />

wahrgenommen, in <strong>den</strong>en „spitzweghafte<br />

Sonderlinge“ ihrer eigenwilligen Beschäftigung<br />

nachgehen. Anderseits gelten sie als<br />

elitäre wissenschaftliche Institute, die nur<br />

einem kleinen Kreis von Insidern Zutritt gewähren.<br />

Auf diese noch weit verbreitete Unkenntnis<br />

über Aufgaben und Funktion von Archiven<br />

sowie darüber, was sich in ihnen an<br />

schriftlichen Quellen erhalten hat, ist wohl<br />

die Schwellenangst beim Besuch eines Archivs<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. In dem folgen<strong>den</strong><br />

Beitrag soll das Historische Archiv mit seinen<br />

vielfältigen Bestän<strong>den</strong> vorgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Bei einem hoffentlich unbefangenem<br />

Archivbesuch in der „Schatzkammer der<br />

Technik“ gibt es dann vieles von <strong>den</strong> Besuchern<br />

<strong>zu</strong> entdecken.<br />

Die Gründung<br />

Parallel <strong>zu</strong> <strong>den</strong> zahlreichen bundesrepublikanischen<br />

Museumsgründungen der späten<br />

1970er Jahre setzte unter <strong>den</strong> Archivaren<br />

eine breite Diskussion über <strong>den</strong> fachkundigen<br />

Erhalt und die professionelle<br />

Erschließung von Archivgut ein, welches<br />

sich außerhalb des Zugriffs der klassischen<br />

Staats-, Stadt-, Kirchen-, Wirtschafts- und<br />

Hochschularchive befand. In Kritik gerieten<br />

vor allem Bibliotheken und Museen, die<br />

unter Missachtung „des besonderen funktionalen<br />

Zusammenhangs des organisch<br />

gewachsenen Archivguts“ Archive und<br />

Nachlässe auflösten.<br />

Dies widersprach und widerspricht noch<br />

heute dem Provenienzgedanken, dem<br />

wichtigsten Ordnungsprinzip der modernen<br />

Archivwissenschaft. Es besagt, dass die<br />

übernommenen und <strong>zu</strong>meist nur als Unikate<br />

existieren<strong>den</strong> Dokumente entsprechend<br />

ihrer Herkunft möglichst in ihrem Entstehungs<strong>zu</strong>sammenhang<br />

<strong>zu</strong> belassen sind. Bei<br />

ihrer Erschließung gilt die Maxime, die<br />

„alte“ Ordnung <strong>zu</strong> bewahren bzw. wieder<br />

her<strong>zu</strong>stellen. Dahinter steht die Einsicht,<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

dass diese Ordnung immer auch Informations-<br />

und damit Quellenwert besitzt und<br />

somit der wissenschaftlichen Forschung<br />

wichtige Erkenntnischancen bietet.<br />

Während der Archivar also versucht, <strong>den</strong><br />

vorgefun<strong>den</strong>en inhaltlichen Zusammenhang<br />

der Akten, Briefe, Aufzeichnungen<br />

etc. <strong>zu</strong> konservieren, stellen Bibliothekare<br />

oder Kusto<strong>den</strong> durch das Sammeln der<br />

prinzipiell mehrfach vorhan<strong>den</strong>en Bücher<br />

und Objekte <strong>den</strong> Zusammenhang erst her.<br />

Diese Ordnung einer Sammlung nach sachlichen<br />

Kriterien wird auch Pertinenzprinzip<br />

genannt.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Diskussion<br />

und in Anbetracht der Tatsache, dass schon<br />

mit der Eröffnung des Museums umfangreiches<br />

Schriftgut <strong>zu</strong> übernehmen sein würde,<br />

sah die Vorlage des Senats von Berlin<br />

über die Errichtung eines Museums für Verkehr<br />

und Technik vom 23.4.1982 die Einrichtung<br />

eines Historischen Archivs (HA)<br />

vor. Unter der Verantwortung von Facharchivaren<br />

sollte das Archivgut erschlossen<br />

und Dritten <strong>zu</strong>gänglich gemacht wer<strong>den</strong>,<br />

damit das „Museum in die Funktion einer<br />

zentralen technikgeschichtlichen Informations-<br />

und Dokumentationsstelle hineinwachsen<br />

(könne).“<br />

Die Vorgängermuseen<br />

des DTMB<br />

Archive fallen weder vom Himmel noch<br />

schießen sie wie Pilze aus dem Bo<strong>den</strong>. Sie<br />

gehen vielmehr im Laufe vieler Jahre und<br />

Jahrhunderte aus <strong>den</strong> in Kellern oder auf<br />

Dachbö<strong>den</strong> abgelegten Papieren, <strong>den</strong> Altregistraturen,<br />

hervor. In ihnen fin<strong>den</strong> sich<br />

Briefe, Notizen, Protokolle und Verträge,<br />

gelegentlich auch Fotografien, technische<br />

Zeichnungen und Zeitungsausschnitte, auf<br />

die einst Behör<strong>den</strong>, Vereine sowie Privatpersonen<br />

<strong>zu</strong>r laufen<strong>den</strong> Erledigung des Alltagsgeschäftes<br />

<strong>zu</strong>rückgreifen mussten. Mit<br />

der Übernahme in ein Archiv wurde diesen<br />

Dokumenten ein besonderer, ein bleiben<strong>den</strong><br />

Wert <strong>zu</strong>erkannt.<br />

Bei der Eröffnung des ersten Museumsgebäudes<br />

auf der Industrie- und Verkehrsbrache<br />

in der Trebbiner Straße stand man<br />

in <strong>den</strong> neu geschaffenen Aktendepots<br />

<strong>zu</strong>nächst vor leeren Regalen. Wie die Objekte,<br />

so waren auch die Archivalien der<br />

großen technischen Vorläufermuseen in<br />

alle Winde zerstreut, galten als verschollen<br />

oder vernichtet. Als Traditions- bzw. Rechtsnachfolger<br />

nahm das DTMB die Spurensuche<br />

auch nach <strong>den</strong> schriftlichen Relikten<br />

seiner Vorgängereinrichtungen auf. Vieles<br />

konnte nach intensiven und langwierigen<br />

Recherchen in Museen, Privatsammlungen


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

und auf Trödelmärkten entdeckt und wieder<br />

nach Berlin <strong>zu</strong>rückgeführt wer<strong>den</strong>. So<br />

ist es heute möglich, sich einen wesentlichen<br />

Teil der Archivalien <strong>zu</strong>r Geschichte der<br />

Technischen Museen in Berlin im Lesesaal<br />

vorlegen <strong>zu</strong> lassen.<br />

Institut und Museum<br />

für Meereskunde (IMfM)<br />

Nach <strong>den</strong> ersten Bombenangriffen auf Berlin<br />

setzte 1943 die systematische Verlagerung<br />

der wertvollsten Bestände des Meereskundemuseums<br />

ein. Am Ende des Krieges<br />

waren wesentliche Teile des Museumsgebäudes<br />

zerstört und die Spuren <strong>zu</strong><br />

<strong>den</strong> verlagerten Exponaten und Archivalien<br />

verwischt. Erst die Gründung des DTMB<br />

wurde <strong>zu</strong>m Anlass genommen, <strong>den</strong> verschlungenen<br />

Weg der Sammlungen nach<strong>zu</strong>zeichnen.<br />

Am Ende der langwierigen<br />

Recherchen stand 1986 eine archivalische<br />

Bestandsbereinigung mit dem Altonaer<br />

Museum, wo wichtige Teile des Archivs<br />

nach Kriegsende Aufnahme gefun<strong>den</strong> hatten.<br />

Das knapp 8000 Aufnahmen (1870 –<br />

1940) umfassende Fotoarchiv sowie die aus<br />

über 400 Blatt bestehende Sammlung<br />

schiffsbautechnischer Zeichnungen (1740<br />

– 1945) des IMfM kehrten wieder nach Berlin<br />

<strong>zu</strong>rück. Nach 1989 ließ sich auch das<br />

Schicksal der Verwaltungsakten klären. Sie<br />

waren über verschie<strong>den</strong>e Stationen in das<br />

Archiv der Humboldt-Universität <strong>zu</strong> Berlin<br />

gelangt.<br />

Die Akten wur<strong>den</strong> mikroverfilmt und können<br />

seither mithilfe eines Lesegerätes im<br />

Lesesaal eingesehen wer<strong>den</strong>. Verschollen<br />

blieben bis heute die seinerzeit von <strong>den</strong><br />

Kusto<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Sammlungen geführten<br />

Objektakten.<br />

Verkehrs- und Baumuseum<br />

(VBM)<br />

Ebenso wie ein großer Teil der Exponate<br />

hatten auch die Akten des Verkehrs- und<br />

Baumuseums <strong>den</strong> gut 40 Jahre währen<strong>den</strong><br />

Dornröschenschlaf in der Invali<strong>den</strong>straße<br />

ohne größere Verluste überstan<strong>den</strong>. In die<br />

Mühlen der Nachkriegsbürokratie von Ost<br />

und West geraten, blieb das Museum seit<br />

seiner kriegsbedingten Schließung 1943 für<br />

die Öffentlichkeit un<strong>zu</strong>gänglich. Erst mit<br />

dem Übergang des VBM an <strong>den</strong> Senat von<br />

Berlin im Zuge der S-Bahn-Verhandlungen<br />

öffneten sich 1984 wieder die Pforten des<br />

ehemaligen Hamburger Bahnhofs. In ihm<br />

hatten sich nahe<strong>zu</strong> vollständig die Bau- und<br />

Verwaltungsakten des Museums aus der<br />

Zeit von 1879 bis 1961 sowie ein über 1400<br />

Aufnahmen umfassendes Bildarchiv erhal-<br />

ten. Einen historischen Überblick über die<br />

Entwicklung der preußischen Eisenbahnund<br />

Bauverwaltung zwischen 1844 und<br />

1920 vermittelt die einzigartige Sammlung<br />

von ca. 1500 Lageplänen, Architektur- und<br />

technischen Zeichnungen. Mit einem Teil<br />

der großformatigen Pläne und Tafeln beteiligte<br />

sich das Ministerium für öffentliche<br />

Arbeiten an <strong>den</strong> Berliner Gewerbeausstellungen<br />

(1879 und 1896) wie an <strong>den</strong> Weltausstellungen<br />

in Chicago (1893), Brüssel<br />

(1897), Paris (1900), St. Louis (1904) und<br />

Mailand (1906).<br />

Deutsche Luftfahrtsammlung<br />

(DLS)<br />

Vollkommen ungeklärt blieb bisher das<br />

Schicksal der Akten der Deutschen Luftfahrtsammlung<br />

und ihrer bis in die frühen<br />

1920er Jahre <strong>zu</strong>rückreichen<strong>den</strong> Vorgängerinstitutionen.<br />

Das <strong>zu</strong>letzt im Glaspalast<br />

auf dem Gelände des Universum-Landes-<br />

Ausstellungsparks (ULAP) beheimatete<br />

Museum wurde im November 1943 durch<br />

Bombenangriffe vollständig zerstört. Der<br />

verschlungene und abenteuerliche Weg,<br />

<strong>den</strong> ein Teil der Luftfahrtzeuge nach ihrer<br />

kriegs-bedingten Verlagerung genommen<br />

hat, ließ sich inzwischen nachzeichnen.<br />

Welche wichtige Rolle bei dem Verlust der<br />

offiziellen Unterlagen eine Ersatzüberlieferung<br />

spielt, soll folgendes Beispiel deutlich<br />

machen.<br />

1992 wur<strong>den</strong> dem DTMB aus Italien Unterlagen<br />

<strong>zu</strong>r Geschichte der Deutschen Luftfahrtsammlung<br />

angeboten. Telefonische<br />

Nachfragen beim Anbieter, einem renommierten<br />

sizilianischen Künstler, ergaben,<br />

dass es sich bei <strong>den</strong> Dokumenten um <strong>den</strong><br />

Nachlass des Gründungsdirektors der Berliner<br />

Luftfahrtsammlung Georg Krupp handeln<br />

sollte. Der ehemalige Hauptmann der<br />

Fliegertruppe wurde 1936 entlassen, nachdem<br />

bei Dreharbeiten <strong>zu</strong> einem Fliegerfilm<br />

eine missbräuchlich genutzte Museumsmaschine<br />

<strong>zu</strong> Bruch gegangen war. Krupp<br />

schlug sich anschließend im schlesischen<br />

Bad Warmbrunn als Ingenieur durch, bis<br />

sich dort nach 1945 seine Spuren verloren.<br />

Der Sichtung der umfangreichen Sammlung<br />

in Palermo, bei der sich alle Angaben<br />

des Anbieters bestätigten, folgten langwierige<br />

Verkaufverhandlungen. Als diese<br />

schließlich erfolgreich abgeschlossen wer<strong>den</strong><br />

konnten und es galt, <strong>den</strong> Nachlass nach<br />

Berlin <strong>zu</strong> transportieren, stellte sich überraschend<br />

heraus, dass sich die Unterlagen<br />

nicht mehr in Palermo, sondern im polnischen<br />

Cieplice S’la¸ skie-Zdrój, dem vormaligen<br />

Bad Warmbrunn, befan<strong>den</strong>. Dort hat-<br />

Georg Krupp neben vielen persönlichen<br />

Unterlagen des Hauptmanns auch wesentliche<br />

Dokumente <strong>zu</strong>r Geschichte der DLS<br />

erhalten, die Eingang in das HA fan<strong>den</strong>.<br />

Nachlässe, Firmenarchive<br />

und Sammlungen<br />

Das Verwaltungsarchiv des DTMB mit <strong>den</strong><br />

Bestän<strong>den</strong> seiner Vorgängermuseen über-<br />

s Vorakte der Kgl. Eisenbahndirektion<br />

Berlin <strong>zu</strong>r Errichtung des Verkehrs-<br />

und Baumuseum, 1879.<br />

Foto: DTMB<br />

nimmt in erster Linie als Gedächtnisspeicher<br />

die wichtige Aufgabe der Rechtssicherung<br />

über längst abgeschlossene Vorgänge.<br />

Daneben besteht aber auch das Bedürfnis,<br />

in <strong>den</strong> Dauer- und Sonderausstellungen<br />

nicht nur die dreidimensionalen Objekte <strong>zu</strong><br />

präsentieren, sondern diese auch mit Fotos,<br />

Prospekten und Grafiken <strong>zu</strong> illustrieren<br />

bzw. sie in Beziehung <strong>zu</strong> Quellen wie Akten<br />

oder Briefe <strong>zu</strong> setzen. Um bei der Einrichtung<br />

der ersten Ausstellungsabteilungen<br />

auf einen entsprechen<strong>den</strong> Fundus an „Flachware“<br />

<strong>zu</strong>rückgreifen <strong>zu</strong> können, wurde eine<br />

Reihe herausragender Nachlässe und<br />

Sammlungen erworben, die die gewünschten<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ngen erfüllten.<br />

Für <strong>den</strong> Bereich Schienenverkehr konnte<br />

die überaus facettenreiche Sammlung des<br />

Antiquars und Fachbuchautor Günther Metzeltin<br />

(1906–2004) erworben wer<strong>den</strong>. Er<br />

war Sohn des Ingenieurs Erich Metzeltin,<br />

dem langjährigen Direktor und Mitglied des<br />

Vorstandes der Hanomag in Hannover, dessen<br />

persönliche Aufzeichnungen die Grundlage<br />

der Sammlung bildeten.<br />

ten sich im ehemaligen Wohnhaus von ARCHIV<br />

23


24<br />

ARCHIV<br />

Die Entwicklungsgeschichte der deutschen<br />

Luftfahrt deckt umfassend bis in die späten<br />

1920er Jahre hinein der Nachlass des Fachbuchautors<br />

Willy Stiasny (1899–1954) ab.<br />

Er hatte schon als Kind begonnen, thematisch<br />

gegliederte und in Bän<strong>den</strong> <strong>zu</strong>sammengefügte<br />

Zeitungsausschnitte <strong>zu</strong>sammen<br />

<strong>zu</strong> stellen. Später war er als Archivar<br />

beim Deutschen Aero-Club, der Wissen-<br />

s Werbeplakat von 1936 für die<br />

Deutsche Luftfahrtsammlung<br />

auf dem ULAP-Gelände.<br />

Foto: DTMB<br />

schaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt und<br />

<strong>zu</strong>letzt im Reichsluftfahrtministerium tätig.<br />

Mit der Geschichte der Schifffahrt beschäftigte<br />

sich Zeit seines Lebens der Neuköllner<br />

Kaufmann Thomas Wehde. Er hinterließ<br />

dem DTMB eine umfangreiche Sammlung<br />

von Stichen und Drucksachen, die vor allem<br />

seltene Darstellungen der Seefahrt seit dem<br />

späten 16. Jahrhundert enthält.<br />

Zu <strong>den</strong> Bestän<strong>den</strong> der ersten Stunde zählten<br />

auch einige Firmenarchive. Sie waren<br />

mit <strong>den</strong> musealen Sammlungen von Unternehmen<br />

verbun<strong>den</strong>, die die Aufbauarbeit<br />

des DTMB durch die Stiftung ihrer Akten<br />

und Objekte unterstützten. Eine zweite<br />

Quelle bildeten Insolvenzverwalter, die aus<br />

der Konkursmasse der ab<strong>zu</strong>wickeln<strong>den</strong> Firmen<br />

die wertvollsten Zeugnisse der Unternehmensgeschichte<br />

an <strong>den</strong> Meistbieten<strong>den</strong><br />

veräußerten. Zu <strong>den</strong> Firmenarchiven der<br />

ersten Gruppe zählt das als Schlüsselbestand<br />

<strong>zu</strong>r frühen Berliner Technik- und<br />

Industriegeschichte geltende Archiv der A.<br />

Borsig GmbH. Den zweiten Typus vertritt<br />

das Archiv der Zündapp-Apparate GmbH.<br />

Es dokumentiert die Wandlung eines am<br />

Ende des Ersten Weltkrieges gegründeten<br />

Rüstungsbetriebes hin <strong>zu</strong> einem der führen<strong>den</strong><br />

Zweiradherstellers Deutschlands. Nahe<strong>zu</strong><br />

lückenlos hat sich in Bild und Schrift die<br />

Dokumentation der vielfältige Produktpalette<br />

des Unternehmens von dessen Gründung<br />

im Jahre 1917 bis <strong>zu</strong>r Eröffnung des<br />

Konkursverfahrens 1984 erhalten.<br />

Ein wichtiges Bindeglied zwischen <strong>den</strong><br />

Archiven der Vorgängermuseum und <strong>den</strong><br />

während der Gründungsphase übernommenen<br />

Bestän<strong>den</strong> bildeten das Archiv und<br />

die archivischen Sammlungen des FDTM.<br />

Sie wur<strong>den</strong> <strong>zu</strong>sammen mit <strong>den</strong> Nachlässen<br />

wichtiger Vereinsmitglieder 1984 dem HA<br />

übergeben. Erst anhand der Akten des Fördervereines<br />

lässt sich nachvollziehen, welche<br />

Hindernisse es auf dem Weg hin <strong>zu</strong>r<br />

Wiedererrichtung eines technischen Museums<br />

in Berlin seit <strong>den</strong> frühen 1960er Jahren<br />

<strong>zu</strong> überwin<strong>den</strong> galt. Zu danken ist an<br />

dieser Stelle <strong>den</strong> Freun<strong>den</strong> und Förderern,<br />

die durch ihre zahlreichen Spen<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />

weiteren Ausbau des HA unterstützt haben.<br />

Die intensive Erwerbungspolitik des DTMB<br />

während der stürmischen Auf- und Ausbaujahre<br />

ließen die Bestände in <strong>den</strong> Archivmagazinen<br />

rasch anwachsen. Profitieren<br />

konnte das HA dabei vor allem von <strong>den</strong> in<br />

ihren Fachbereichen national wie international<br />

hervorragend vernetzten Kollegen.<br />

So verfügt das HA über eine in dieser Fülle<br />

für <strong>den</strong> deutschsprachigen Raum einzigartige<br />

Sammlung von Nachlässen, Firmenarchiven,<br />

Fotografien und technischen Unterlagen<br />

<strong>zu</strong>r allgemeinen deutschen Luftfahrtgeschichte.<br />

Den Kern dieses Spezialbestandes<br />

bil<strong>den</strong> die herausragen<strong>den</strong> Nachlässe<br />

der bei<strong>den</strong> Luftfahrthistoriker, Sammler<br />

und Freunde Peter M. Grosz (1926–2006)<br />

und Neal O’ Connor (1925–2001).<br />

Von grundlegender Bedeutung für die<br />

Geschichte des Rundfunks wie der Nachrichtentechnik<br />

sind die Nachlässe des Physikers<br />

Robert v. Lieben (1878–1913) und<br />

des Fernsehpioniers Gerhart Goebel (1906–<br />

1995). Sie fan<strong>den</strong> <strong>zu</strong>sammen mit weiteren<br />

wichtigen Sammlungen über die Abteilung<br />

Nachrichtentechnik Eingang in das HA.<br />

Über die Abteilung Schienenverkehr erreichten<br />

eine Reihe kleinerer Nachlässe von<br />

Eisenbahnern, Fachbuchautoren und Ingenieuren<br />

sowie einige Fotosammlungen die<br />

Magazine. Einen besonderen Raum nimmt<br />

die wissenschaftliche Dokumentation <strong>zu</strong>r<br />

Entwicklung des deutschen und österreichischen<br />

Lokomotivbaus des Wiener Lokomotivkonstrukteurs<br />

und Hochschullehrers<br />

Adolph Giesl-Gieslingen (1903–1992)<br />

ein. Im Zusammenhang mit dem langjähri-<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

gen Forschungsprojekt „Manufakturelle<br />

Schmuckproduktion“ der Abteilung Produktionstechniken<br />

konnten mehrere Nachlässe<br />

und Firmenarchive eingeworben wer<strong>den</strong>.<br />

Projekte<br />

Nach langwierigen Verhandlungen mit dem<br />

Vorstand der AEG fiel 1996 die endgültige<br />

Entscheidung, das Archiv und die museale<br />

Sammlung des Unternehmens dem DTMB<br />

<strong>zu</strong> übergeben. Damit sollte eines der<br />

bedeutendsten Archive der deutschen und<br />

speziell der Berliner Technik- und Wirtschaftsgeschichte<br />

an seinen Stammsitz <strong>zu</strong>rückkehren.<br />

Ausdrücklicher Wunsch des<br />

Vorstandes war es, die Bestände in Berlin<br />

einem breiten Publikum sowie Wissenschaft<br />

und Forschung <strong>zu</strong> öffnen.<br />

38 Fahrten waren nötig, um Akten und<br />

Exponate per Lkw-Gespann von Frankfurt/Main<br />

nach Berlin <strong>zu</strong> transportieren. Parallel<br />

hier<strong>zu</strong> wurde im HA eine vierköpfige<br />

Arbeitsgruppe <strong>zu</strong>r Erarbeitung eines Erschließungskonzeptes<br />

eingesetzt. Erfreulicher<br />

Weise konnte die Volkswagenstiftung-<br />

Stiftung für die finanzielle Förderung des<br />

Erschließungsprojektes gewonnen wer<strong>den</strong>.<br />

Dabei handelte es sich um ca. 6400 Aktenbände<br />

aus der Zeit zwischen der Gründung<br />

der Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte<br />

Elektricität 1884 (seit 1887 AEG)<br />

und der DM-Eröffnungsbilanz 1951. Ende<br />

2002 konnte das Projekt mit der Herausgabe<br />

des Findbuches erfolgreich abgeschlossen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Der positive Verlauf des Erschließungsvorhabens<br />

bewog die EHG Elektroholding<br />

GmbH – sie verwaltet das Restgeschäft der<br />

AEG –, die Verzeichnung der noch nicht<br />

bearbeiteten Akten der Gesellschaft für<br />

drahtlose Telegraphie mbH (Telefunken)<br />

finanziell <strong>zu</strong> unterstützen. Mit der Erschließung<br />

wurde das Historische Forschungsinstitut<br />

Facts & Files aus Berlin beauftragt.<br />

2005 konnte das Findbuch vorgelegt wer<strong>den</strong>.<br />

Es dokumentiert in über 8000 Akten<br />

die Geschichte des Unternehmens von seiner<br />

Gründung 1903 bis <strong>zu</strong>m Stichjahr 1951.<br />

Weitere Unterstüt<strong>zu</strong>ng erfuhr das HA durch<br />

die Hans-Böckler-Stiftung, die die Sicherung<br />

und Erschließung der Unterlagen des<br />

Betriebsrates der AEG-Zentralverwaltung<br />

finanzierte.<br />

Als außergewöhnlicher Glücksfall für das<br />

HA erwies sich die Übernahme des Nachlasses<br />

des Industriephysikers Dr. Karl Mey<br />

(1879?). Nach dem Studium der Physik bei<br />

Erich Warburg trat er 1904 in die AEG ein<br />

und wurde dort im Alter von nur 30 Jahren<br />

Werksdirektor der Glühlampenfabrikation.


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

ARCHIV<br />

Nach dem Zusammenschluss der drei Glüh- verwaltet. In <strong>den</strong> <strong>zu</strong>rückliegen<strong>den</strong> Jahren Trust, London und „Modernism“ Corcoran<br />

lampenwerke AEG, Auergesellschaft und konnten 330 000 Datensätze eingearbeitet Gallery of Art Washington, gezeigt wer-<br />

Siemens & Halske <strong>zu</strong>r Firma Osram über- wer<strong>den</strong>, die, soweit dem keine daten<strong>den</strong>.nahm er auch dort sofort Führungsaufgarechtlichen Bestimmungen entgegenste- Eine derart intensive Nut<strong>zu</strong>ng der Archivben.<br />

1932 Jahre wurde ihm die Leitung des hen, für Recherchezwecke genutzt wer<strong>den</strong> bestände ist natürlich erst möglich, wenn<br />

gesamten Forschungsbereiches der Osram können. Daneben existieren weitere 35 000 <strong>zu</strong>vor die drei anderen archivischen Kern-<br />

KG übertragen. 1939 erfolgte seine Ernen- mit Bilddateien verbun<strong>den</strong>e Datensätze, die aufgaben Übernahme, Erhaltung und Ernung<br />

<strong>zu</strong>m Geschäftsführer von Telefunken die Suche nach Bildmotiven innerhalb der schließung erfüllt wur<strong>den</strong>. Wahrgenom-<br />

sowie 1940 die <strong>zu</strong>m stellvertreten<strong>den</strong> Vor- bisher erst <strong>zu</strong> kleinen Teilen erschlossenen men wer<strong>den</strong> diese Tätigkeiten in der breiten<br />

sitzen<strong>den</strong> der Geschäftsführung der Osram umfangreichen Bildarchive und grafischen<br />

KG. Gleichzeitig war er Mitglied in der Sammlungen ermöglicht.<br />

Deutschen Gesellschaft für technische Phy- Seit dem Be<strong>zu</strong>g des Neubaus 2002 ist die<br />

sik, die er 1919 mitbegründete, der Deut- Zahl der Archivbenutzer kontinuierlich geschen<br />

Physikalischen sowie der Deutschen wachsen. Trugen sich im Eröffnungsjahr<br />

Glastechnischen Gesellschaft. Der in dem bereits 459 Besucher in das Besucherbuch<br />

Nachlass enthaltene Schriftwechsel doku- ein, so waren es 2007 mit 872 Eintragunmentiert<br />

auf einzigartige Weise nicht nur gen fast doppelt so viele. Dabei ist die Zahl<br />

sein erfolgreiches Wirken innerhalb der Un- der ausgehobenen und anschließend wieternehmen<br />

AEG, Telefunken und Osram, der reponierten Archivalien in diesem Zeit-<br />

sondern auch seine gewichtige Einflussraum von 2000 auf 3544 angestiegen.<br />

nahme auf die Geschicke der wissenschaft- Die Anzahl der jährlich <strong>zu</strong> beantworteten<br />

lichen Gesellschaften.<br />

schriftlichen Anfragen ist inzwischen auf<br />

Anlässlich der Übergabe des Nachlasses mehr als 1100 angewachsen.<br />

gründete sein Sohn 2007 in Erinnerung an Das Spektrum der Themen, <strong>zu</strong> <strong>den</strong>en im<br />

das unternehmerische Werk seines Vaters HA gearbeitet wird, ist breit: es deckt neben<br />

die „Dr.-Karl-Mey-Stiftung“. Zweck der <strong>den</strong> klassischen Bereiche der Technik-, Wirt-<br />

Stiftung ist die Förderung von Publikationsschaft-, Sozialgeschichte sowie der Geund<br />

Erschließungsprojekten <strong>zu</strong>r Geschichschichts- und Kunstwissenschaften auch<br />

te von AEG-Telefunken. Gleichzeitig über- vielfältige heimat- und familienkundliche<br />

trug Dipl. rer. Pol. Karl Mey jun. dem HA Forschungen ab. Das Ergebnis dieser Arbei-<br />

auch seine persönlichen Papiere. In ihnen ten kann unter http://dtmberlin.interneto-<br />

spiegelt sich <strong>zu</strong>m einen die Reeducation-<br />

Politik der Alliierten in <strong>den</strong> frühen Nachkriegsjahren<br />

wider. Zum anderen dokumentiert<br />

sie bis in die 1980er Jahre die<br />

Geschichte des Berliner Traditionsunternehpac.de<br />

besichtigt wer<strong>den</strong>. Kombiniert man<br />

im Feld „Stichwort“ <strong>den</strong> Begriff „Archivbeleg“<br />

beispielsweise mit der Jahreszahl<br />

„2008“, dann erhält man eine Übersicht<br />

derjenigen Publikationen, die unter Ver-<br />

s Dr. Karl Mey war von 1939 bis 1945<br />

der Geschäftsführer des Unternehmens<br />

Telefunken.<br />

Foto: Frensdorf-Hoeland<br />

mens Gillette, in dem er in leitender Funkwendung von Archivalien des HA in die- Öffentlichkeit nicht. Anerkennung für ihr<br />

tion tätig war.<br />

sem Zeitraum entstan<strong>den</strong> sind. Bis heute Wirken hinter <strong>den</strong> Kulissen erhalten sie<br />

wur<strong>den</strong> 876 Monografien und Sonder- allenfalls von Fachkollegen. Daher sei an<br />

Nut<strong>zu</strong>ng<br />

drucke von <strong>den</strong> Archivbenutzern als Beleg dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mit-<br />

Nach einer fünfzehnjährigen Planungs- und für genutzte Quellen der Bibliothek überarbeitern des HA gedankt, die mit tagtäg-<br />

Bauphase, die vor allem für das HA und lassen. Darüber hinaus ist das HA laufend lichem Engagement und Gleichmut da<strong>zu</strong><br />

seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Leihgaben an zahlreichen Ausstellun- beitragen, Schicht für Schicht des immer<br />

immer wieder durch Provisorien und Begen im In- und Ausland beteiligt. Im <strong>zu</strong>rück- wieder nachwachsen<strong>den</strong> Altpapierbergs<br />

schränkungen bestimmt war, konnten 2001 liegen<strong>den</strong> Jahr konnte ein bunter Quer- ab<strong>zu</strong>tragen. Der gleiche Dank gilt auch <strong>den</strong><br />

schließlich die zweckmäßigen Büro- und schnitt aus <strong>den</strong> Bestän<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Sonder- nahe<strong>zu</strong> einhundert Praktikanten, Volontä-<br />

Magazinräume im Servicetrakt des Neubaus ausstellungen „Karl May – Imaginäre Reiren, Stu<strong>den</strong>ten und Mitarbeitern öffentlich<br />

bezogen wer<strong>den</strong>. Sie bieten sowohl für die sen“ und „Gründerzeit. 1848–1871. Indu- geförderter Beschäftigungsprogramme.<br />

fachgerechte Magazinierung der Archivastrie & Lebensträume zwischen Vormärz<br />

JÖRG SCHMALFUß<br />

lien als auch <strong>zu</strong> deren Bearbeitung ideale und Kaiserreich“, beide Deutsches Histori-<br />

Bedingungen. Ausgezeichnete Arbeitsmögsches Museum, Berlin, „Peter Raacke: einlichkeiten<br />

existieren im neuen Leesaal auch fach modern“, Bauhausarchiv Berlin, „Ei-<br />

für die Besucher des Archivs. Neben Reaserne Zeiten“ und „Berlin im Licht“, beide<br />

derprintern, Kopierern und einer Medien- Stiftung Stadtmuseum Berlin, „Mark & Mestation,<br />

die das Abspielen nahe<strong>zu</strong> aller tropole in Potsdam 1908“, Haus für Bran-<br />

Audio- und Videoformate gestattet, eröff<strong>den</strong>burgische Geschichte, Potsdam, „1908<br />

nen die mit Rechnern ausgestatteten Re- – Von Abstraktion bis Zeppelinstiftung“,<br />

chercheplätze <strong>den</strong> Zugang <strong>zu</strong> <strong>den</strong> ver- Zeppelinmuseum Friedrichshafen, „Ganz<br />

zeichneten Bestän<strong>den</strong>. Sie wer<strong>den</strong> mithilfe Dame und doch Hausfrau“, Museum für<br />

der auch für <strong>den</strong> ungeübten Benutzer schnell Energiegeschichte(n), Hannover sowie<br />

<strong>zu</strong> bedienen<strong>den</strong> Archivsoftware „Augias“ „Sleeping & Dreaming“, The Wellcome<br />

25


26<br />

ARCHIV<br />

Institutionelles<br />

und privates<br />

Schriftgut<br />

Behördliches Schriftgut<br />

Schriftgut von Behör<strong>den</strong> wird im allgemeinen<br />

von <strong>den</strong> Landes- und Staatsarchiven<br />

übernommen. Deshalb findet sich im Archiv<br />

des Technikmuseums nur ein umfangreiches<br />

Aktenkonvolut aus dem im ehemaligen<br />

Hamburger Bahnhof untergebrachten<br />

Verkehrs- und Baumuseum. Es handelt sich<br />

um Erwerbungs- und Inventarisierungsakten<br />

sowie Akten <strong>zu</strong> Bauunterhaltung und<br />

Personal.<br />

Der Aktenbestand des ehemaligen Museums<br />

für Meereskunde wurde an die Humboldt<br />

-Universität <strong>zu</strong> Berlin abgegeben und<br />

kann im Archiv des Technikmuseums als<br />

Mikrofilm eingesehen wer<strong>den</strong>. Im Jahre<br />

1986 wur<strong>den</strong> im Zuge der Bestandsbereinigung<br />

vom Altonaer Museum in Hamburg<br />

ein umfangreicher Bildbestand und<br />

Technische Zeichnungen übergeben. 1991<br />

konnte ein Konvolut gerollte Zeichnungen<br />

vom Deutschen Historischen Museum in<br />

Berlin übernommen wer<strong>den</strong>.<br />

Zu <strong>den</strong> umfangreichen Bildbestän<strong>den</strong> des<br />

Verkehrs- und Baumuseums sowie des<br />

Museums für Meereskunde findet sich eine<br />

Beschreibung innerhalb der Fotosammlungen.<br />

s Modell des Dreimasters „Friedrich<br />

Wilhelm II.“<br />

Foto: DTMB<br />

Firmenarchive<br />

Da für Firmenarchive keine Abgabepflicht<br />

an ein staatliches Archiv besteht, sind viele<br />

in buchstäblich letzter Minute bei Verkauf<br />

oder Liquidation einer Firma in das Historische<br />

Archiv des Deutschen Technikmuseums<br />

gelangt oder wur<strong>den</strong> als Depositum<br />

hinterlegt. Es verwahrt 80 Firmenarchive,<br />

von <strong>den</strong>en 30 bereits erschlossen sind.<br />

Einer der bedeutendsten Bestände im<br />

Bereich der Firmenarchive ist das Archiv der<br />

Borsig AG mit Unterlagen <strong>zu</strong>r Firmen- und<br />

Familiengeschichte von der Gründung 1837<br />

bis ins Jahr 1967. Kernstück ist die 1930/31<br />

<strong>zu</strong>sammengestellte Sammlung von 282<br />

Dokumenten <strong>zu</strong>r Geschichte der Familie<br />

und der Firma Borsig. Durchweg im Original<br />

enthalten sind die Unterlagen <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

Mitgliedern der Familie Borsig beginnend<br />

bei August Borsig bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Brüdern Ernst<br />

und Conrad von Borsig. Ebenso gehören<br />

umfangreiche Bildbestände <strong>zu</strong>m Borsig-<br />

Bestand.<br />

Ebenfalls <strong>zu</strong> dem Bereich Lokomotiv- und<br />

Maschinenbau gehört das Firmenarchiv<br />

der Berliner Maschinenbau AG vormals<br />

L. Schwartzkopff mit <strong>den</strong> Lokomotivlieferlisten<br />

von 1867–1923 und dem Fotoalbum<br />

mit Ansichten der Fabrik in der Chausseestraße,<br />

aufgenommen durch <strong>den</strong> Hoffotografen<br />

E. A. Schwartz.<br />

Aus dem Bereich Luftfahrt ist das Archiv<br />

des Mittler-Verlages besonders erwähnenswert<br />

mit zahlreichen Fotografien und<br />

Handbüchern deutscher Flugzeugwerke.<br />

Interessant speziell <strong>zu</strong>r Berliner Geschichte<br />

ist das Archiv der Meierei Carl Bolle mit<br />

zahlreichen Unterlagen und Fotografien <strong>zu</strong>r<br />

s Der Stammbaum der Familie Borsig<br />

aus dem 19. Jahrhundert.<br />

Foto: DTMB.<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Milchverwertung und -versorgung Berlins<br />

sowie der späteren Filialkette Bolle.<br />

Einen guten Einblick in die Schifffahrtsgeschichte<br />

Berlins gibt das Firmenarchiv der<br />

Teltowkanal AG und Stern- und Kreisschifffahrt<br />

mit zahlreichen Unterlagen <strong>zu</strong><br />

Passagierschiffen, Fahrplänen und vielen<br />

Fotografien der bekannten Reederei.<br />

Aus dem Bereich Straßenverkehr sind bereits<br />

erschlossen das Zündapp-Archiv mit<br />

technischen <strong>Informationen</strong>, Prospekten und<br />

Fotografien <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Produktionsbereichen<br />

Motorrad, Klein-Pkw, Motor, Nähmaschine<br />

und Rasenmäher und das Archiv der Bielefelder<br />

Fahrrad- und Motorradfabrik Rixe &<br />

Co., einer Fahrrad- und Motorradfabrik.<br />

Wegen seiner herausragen<strong>den</strong> Bedeutung<br />

wird das Firmenarchiv von AEG-Telefunken<br />

in einem separaten Abschnitt beschrieben.<br />

Verbände und Vereine<br />

Verbände und Vereine können selbst entschei<strong>den</strong>,<br />

ob sie ihre Archivalien verwalten<br />

oder an ein Archiv abgeben. Deshalb ist die<br />

Anzahl von Bestän<strong>den</strong> im Deutschen Technikmuseum<br />

Berlin auch eher gering. Hervor<strong>zu</strong>heben<br />

ist das Archiv der Buchbinderinnung<br />

Berlin. Das älteste Stück ist eine Liste<br />

der Berliner Buchbindermeister, beginnend<br />

im Jahr 1605. Darin ist auch ein Erlass vom<br />

Jahr 1812 <strong>zu</strong>r Einstellung jüdischer Lehrlinge<br />

und Gesellen enthalten. Zahlreiche Fotografien<br />

und einige Objekte wie die originale<br />

Obermeisterkette run<strong>den</strong> <strong>den</strong> Bestand<br />

ab.<br />

Nicht sehr umfangreich, aber sehr interessant<br />

ist das Archiv der Gesellschaft für Welt-<br />

s Mitgliederverzeichnis der Buchbinderinnung<br />

Berlin.<br />

Foto: DTMB


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

s Werbung für Fahrten mit der Berliner S-Bahn aus dem Jahr<br />

1958. Foto: DTMB<br />

raumforschung e.V. Die Gesellschaft wurde<br />

1948 in Stuttgart gegründet. Ihre Ziele reichen<br />

von breiter Öffentlichkeitsarbeit für<br />

die Raumfahrt über populärwissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen bis <strong>zu</strong> internationaler<br />

Zusammenarbeit aller an der Raumfahrt<br />

Interessierter. Der dem Archiv vom<br />

Mitbegründer Prof. Heinz-Hermann Koelle<br />

geschenkte Bestand setzt sich aus Druckschriften<br />

der Gesellschaft und <strong>den</strong> Sammelbüchern<br />

<strong>zu</strong>sammen, die <strong>den</strong> gesamten<br />

Schriftverkehr enthalten.<br />

2005 wurde dem Archiv als Dauerleihgabe<br />

das Archiv des Verbandes der Bahnindustrie<br />

in Deutschland übergeben. Der<br />

Bestand enthält überwiegend Unterlagen<br />

nach 1945 wie Korrespon<strong>den</strong>z, Niederschriften<br />

der Mitgliederversammlungen und<br />

Geschäftsberichte. Von besonderer Bedeutung<br />

sind die Kriegstagebücher aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Sowohl der Hauptausschuss<br />

Lokomotiven als auch die verschie<strong>den</strong>en<br />

Arbeitsausschüsse und die Verbandsmitglieder<br />

waren angehalten, über<br />

ihre Produktion während des Krieges Tagebuch<br />

<strong>zu</strong> führen. Kriegstagebücher der Berliner<br />

Maschinenbau AG, der Borsig Lokomotivwerke<br />

GmbH, der Henschel & Sohn<br />

GmbH, der Arnold Jung GmbH, der F. Schichau<br />

AG und anderer Lokomotivfabriken<br />

sind im Bestand enthalten.<br />

Nachlässe<br />

Der Bereich besteht <strong>zu</strong>r Zeit aus 250 Nachlässen<br />

und Sammlungen aus <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />

Bereichen. Der größte Teil<br />

der bereits verzeichneten Nachlässe kommt<br />

aus dem Bereich Luftfahrt, da im Vorfeld<br />

der Eröffnung der neuen Luftfahrtabteilung<br />

im Neubau gezielt gesammelt wurde und<br />

die Bestände per Werkvertrag gleich ver-<br />

zeichnet wer<strong>den</strong> konnten. Erwähnt seien<br />

hier die Sammlung Stiasny mit zahlreichen<br />

Unterlagen <strong>zu</strong>r frühen Luftschifffahrt und<br />

Luftfahrt und die Sammlungen Neil O´Connor<br />

und Peter Grosz mit Fotografien und<br />

Dokumenten speziell <strong>zu</strong>r Geschichte des<br />

Ersten Weltkrieges. Viele Dokumente wie<br />

Flugbücher, Soldbücher und Tagebücher<br />

aus <strong>den</strong> inzwischen über 60 Nachlässen von<br />

Fliegern beider Weltkriege sind in der Ausstellung<br />

<strong>zu</strong>r Luftfahrt im Neubau <strong>zu</strong> sehen.<br />

Aus dem Bereich Schienenverkehr sind<br />

die großen Sammlungen von Günther Metzeltin<br />

und dem Lokomotivkonstrukteur<br />

Giesl-Gieslingen sowie Personennachlässe<br />

vom Bahnbeamten bis <strong>zu</strong>m Reichsbahnpräsi<strong>den</strong>ten<br />

Werner Usbeck <strong>zu</strong> nennen. In<br />

Berlin sehr bekannt war Friedrich Kittlaus,<br />

der von 1949–1973 Direktor der S-Bahn<br />

war. Er organisierte mit großem Geschick<br />

<strong>den</strong> S-Bahnverkehr in bei<strong>den</strong> Teilen Berlins,<br />

was sich eindrucksvoll in <strong>den</strong> Dokumenten<br />

seines Nachlasses widerspiegelt.<br />

Zum Bereich Nachrichtentechnik gehören<br />

u. a. die Sammlungen des Fernsehpioniers<br />

Goebel und der Nachlass des Erfinders<br />

Robert von Lieben. Die Frühzeit des Nachkriegsfernsehens<br />

spiegelt sich im Nachlass<br />

von Karl Hermann Joksch, der als Bühnenbildner<br />

zahlreiche Kulissen für die Produktionen<br />

des NWDR und später beim NDR<br />

gestaltete. Sein Nachlass umfasst ca. 1500<br />

Fotografien und zehn Bände mit Skizzen<br />

und Entwürfen <strong>zu</strong> Bühnenbildern der verschie<strong>den</strong>sten<br />

Fernsehproduktionen, teilweise<br />

mit bekannten Schauspielern der<br />

damaligen Zeit.<br />

Große Bedeutung hat auch die Quellensammlung<br />

<strong>zu</strong>r Geschichte der Technik des<br />

Technikhistorikers, Schriftstellers und Archivars<br />

Franz Maria Feldhaus. Recht skurril ist<br />

s Flugzeugführerschein für Eindecker von Georg Braumüller.<br />

Foto: DTMB<br />

der Nachlass des Ingenieurs und Erfinders<br />

Otto Schmerenbeck, der, allerdings recht<br />

erfolglos, versuchte, seine Erfindungen wie<br />

eine Bade-Tret-Brause oder eine Maschinengewehr-Verschwindekabine<br />

<strong>zu</strong> vermarkten.<br />

Urkun<strong>den</strong><br />

Zu <strong>den</strong> Urkun<strong>den</strong> gehören Lehrbriefe, Meisterbriefe<br />

und Zeugnisse der verschie<strong>den</strong>en<br />

Gewerke wie Schlosser, Maler, Tischler,<br />

Schneider etc. Der älteste Meisterbrief ist<br />

auf <strong>den</strong> Samt- und Sei<strong>den</strong>wirker Natusius<br />

in Berlin ausgestellt und stammt von 1796.<br />

Eine weitere große Gruppe bil<strong>den</strong> die Reisepässe.<br />

Bei dem frühesten hier vorhan<strong>den</strong>en<br />

Reisepass handelt es sich um einen<br />

1810 vom Preußischen Polizeipräsidium in<br />

Berlin für <strong>den</strong> Schneidergesellen Carl Ulrich<br />

ausgestellten Pass. Der erste hier archivierte<br />

Pkw-Führerschein von 1907 ist auf eine<br />

Frau Anna Weber aus Berlin ausgestellt.<br />

Grafisch besonders aufwändig gestaltet<br />

sind die <strong>zu</strong> Dienstjubiläen und Geburtstagen<br />

ausgefertigten Ehrenurkun<strong>den</strong>. Die<br />

Spanne reicht von vorgedruckten Urkun<strong>den</strong><br />

bis <strong>zu</strong> künstlerisch gestalteten und mit<br />

Be<strong>zu</strong>g auf <strong>den</strong> Jubilar handgefertigten Exemplaren<br />

wie z. B. die Urkunde <strong>zu</strong>m 50. Geburtstag<br />

von Arthur Müller (Inhaber u.a.<br />

der Ambi-Werke und Mitbegründer des<br />

Flughafens Johannisthal) oder die Urkunde<br />

<strong>zu</strong>m 25jährigen Dienstjubiläum des Oberwerkmeisters<br />

bei der Reichsdruckerei in Berlin<br />

Otto Bastian.<br />

Die Sammlung enthält <strong>zu</strong>r Zeit 850 verzeichnete<br />

Einheiten des Zeitraums von<br />

1800–2000 aus sämtlichen Technikbereichen<br />

und wird ständig durch Ankäufe oder<br />

Schenkungen ergänzt.<br />

27<br />

ARCHIV<br />

URSULA SCHÄFER-SIMBOLON


28<br />

ARCHIV<br />

Sondersammlungen<br />

Firmenschriften<br />

Unter dem Begriff Firmenschriften wird das<br />

von <strong>den</strong> Unternehmen herausgegebene<br />

Schriftgut <strong>zu</strong>sammengefasst. Es handelt<br />

sich hierbei um Druckschriften und Musterbücher,<br />

die entweder <strong>den</strong> Geschäfts- und<br />

Werdegang der entsprechen<strong>den</strong> Firma darstellen,<br />

Werbezwecken dienen oder die<br />

jeweiligen Produkte und deren Gebrauch<br />

beschreiben. Da Archive und Bibliotheken<br />

Firmenschriften immer noch <strong>zu</strong>r „grauen Literatur“<br />

zählen und sich über Verzeichnungsfragen<br />

bisher nicht einigen konnten,<br />

hat das Deutsche Technikmuseum Berlin<br />

eine willkürliche Trennung innerhalb von<br />

Bibliothek und Archiv vorgenommen. Selbstdarstellungen<br />

und Monografien wer<strong>den</strong> in<br />

der Bibliothek aufbewahrt. Produktwerbung<br />

von Firmen der verschie<strong>den</strong>sten Produktionsbereiche<br />

gehört ins Archiv, wobei<br />

immer Überschneidungen möglich sind. Die<br />

Sondersammlung Firmenschriften im Historischen<br />

Archiv beinhaltet ca. 60 000 Musterbücher,<br />

Produktbeschreibungen, Preislisten,<br />

Ersatzteillisten, Handbücher sowie<br />

Betriebs-, Reparatur- und Wartungsanleitungen,<br />

enthält aber auch einige Betriebsordnungen,<br />

Kun<strong>den</strong>dienstbelege und Jubiläumsschriften.<br />

Die Sammlung wurde ins-<br />

Werbeblatt der Firma Osram für Nitra-<br />

Glühlampen. Foto: DTMB<br />

gesamt systhematisch und <strong>zu</strong> einem großen<br />

Teil in Einzelverzeichnung erschlossen, so<br />

dass gezielt <strong>zu</strong> diversen Themen recherchiert<br />

wer<strong>den</strong> kann. Die vielfältigen Sammelgebiete<br />

erstrecken sich über die meisten<br />

<strong>den</strong>kbaren Alltags- und Technikbereiche<br />

in der Zeit zwischen 1828 bis 2006.<br />

Allgemeiner Schwerpunkt ist die Zeitspanne<br />

von 1900 bis 1965. Es gibt Druckschriften<br />

von Firmen aus ganz Deutschland, Europa<br />

und sogar weltweit. Ein bevor<strong>zu</strong>gter<br />

Sammelauftrag gilt für die Standorte Berlin<br />

und angrenzende Gebiete mit etwa 8000<br />

bisher verzeichneten Schriften sowie die<br />

preußischen Provinzen. Eines der ältesten<br />

Stücke unserer Sammlung ist ein bemerkenswertes<br />

Kunstguß-Musterbuch der Königlichen<br />

Eisengießerei <strong>zu</strong> Berlin aus dem<br />

Jahre 1828. Es zeigt 12 Kolossalstatuen, die<br />

für das National<strong>den</strong>kmal auf dem Kreuzberg<br />

gefertigt wur<strong>den</strong>. Die Skulpturen sind<br />

als Genien gestaltet und stehen für die<br />

<strong>den</strong>kwürdigsten Schlachten dieser Zeit.<br />

Anhand von Firmenschriften lässt sich die<br />

historische und technologische Entwicklung<br />

bestimmter Produkte und einzelner Industriezweige<br />

nachvollziehen. Sie sind oft die<br />

einzigen noch vorhan<strong>den</strong>en authentischen<br />

Nachweise und wer<strong>den</strong> häufig für komplexe<br />

Recherchen, sowohl national als auch<br />

international genutzt. Sie sind u. a. Quellen<br />

für Ausstellungen, Forschungsprojekte,<br />

Restaurierungen, Diplomarbeiten und<br />

Dissertationen. Ein für die Firmenschriftensammlung<br />

untypisches aber repräsentatives<br />

Nut<strong>zu</strong>ngsbeispiel war die im Jahr 2005<br />

stattfin<strong>den</strong>de Kunstausstellung „Modernism.<br />

Designing a New World. 1914–1939“<br />

des Victoria & Albert Museums in London.<br />

s Werbeprospekt <strong>zu</strong> Helios<br />

Autobeleuchtungen. Foto: DTMB<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Dort wur<strong>den</strong> Bilder aus einem der Werbeprospekte<br />

<strong>zu</strong>m Volkswagen ausgestellt und<br />

auch auf der 2006 nachfolgen<strong>den</strong> europäischen<br />

Wanderausstellung gezeigt.<br />

Einen Sammlungsschwerpunkt bil<strong>den</strong> die<br />

Schriften der Firma Carl Zeiss Jena mit 1307<br />

Stück <strong>zu</strong> optischen Geräten im Zeitraum<br />

1864 bis 1980 und die der Nachfolgefirma<br />

Carl Zeiss Oberkochen mit 814 Stück zwischen<br />

1953 und 1980. Mit vielen Preislisten<br />

und Musterbüchern <strong>zu</strong> Beleuchtungsmitteln,<br />

u. a. <strong>zu</strong> Osram-Lampen oder <strong>den</strong><br />

Taschenlampen der Firma Oskar Böttcher<br />

GmbH, ist die Lichttechnik ein weiterer thematischer<br />

Schwerpunkt. Hervor<strong>zu</strong>heben<br />

sind etwa 200 Kataloge <strong>zu</strong> Kraftfahrzeugbeleuchtungen<br />

mit Jugendstil-Darstellungen<br />

um 1905 bis 1915. Komplexe innerhalb<br />

der Sammlung bil<strong>den</strong> die Berliner Maschinenbaufirma<br />

Ludw. Loewe mit 224 Schriften,<br />

aber auch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft,<br />

Bamag, mit<br />

40 Prospekten. Ein Großteil des umfangreichen<br />

Sammlungsteils <strong>zu</strong> Straßenfahrzeugen<br />

aus <strong>den</strong> 1930er bis 1980er Jahren<br />

wurde vom Fachjournalisten Winkler<br />

<strong>zu</strong>sammengetragen. Weiterhin wird die<br />

Sammlung durch eine große Anzahl von<br />

Katalogen der Lokomotiv- und Waggonhersteller<br />

bereichert, so auch von 235 aus<br />

dem Firmenarchiv A. Borsig, Berlin-Tegel,<br />

darunter auch von Kältemaschinen. Die<br />

deutschen Flugzeug- bzw. Flugmotorenhersteller<br />

um 1910 bis <strong>zu</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

sind mit einer Fülle von Material vertreten,<br />

stellvertretend für viele andere wer<strong>den</strong><br />

hier Argus, Junkers und Rumpler genannt.<br />

Einige thematische Sammlungen<br />

sind über Interimsverzeichnisse grob erschlossen.<br />

Einen umfangreichen Komplex<br />

bildet die Privatsammlung Janert mit überwiegend<br />

europäischer und japanischer Kraftfahrzeugwerbung<br />

der 1950er–1980er Jahre.<br />

Erwähnenswert ist auch die Sammlung<br />

Stroekens <strong>zu</strong> verschie<strong>den</strong>en Bereichen der<br />

Schwachstrom- und Nachrichtentechnik.<br />

Die 1996 über Lottomittel erworbene große<br />

Sammlung „Ariel Cinematographica“, vom<br />

gleichnamigen Sammler Pete Ariel, dokumentiert<br />

entsprechende Geräte und Zubehör.<br />

Überwiegend Werbung <strong>zu</strong>r Unterhaltungselektronik<br />

der 1970er und 1980er<br />

Jahre enthält die von der Landesbildstelle<br />

Berlin übernommene Schriftensanmmlung<br />

<strong>zu</strong>r Kommunikationstechnik. Maschinen<br />

<strong>zu</strong>m Produktionsbereich Ziegel/Ziegeleien<br />

der ehemaligen DDR sind in der Sammlung<br />

Leonhardt <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>.<br />

WALTRAUD FRICKE


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Reiseprospekte<br />

Das Sondersammelgebiet der Reiseprospekte<br />

umfasst ca. 10 000 Stück. Es teilt<br />

sich in verschie<strong>den</strong>e Untergruppen vom<br />

Ende des 19. Jahrhunderts bis 1945 (VBM)<br />

bzw. beim Rest bis in die heutige Zeit. So<br />

gehören Angebote von Reiseveranstaltern<br />

ebenso <strong>zu</strong> der Sammlung wie Speisekarten,<br />

Orts- und Hotelprospekte, Zugbegleiter<br />

und Fahrpläne von Bahn-, Bus- und Flugverbindungen.<br />

Den Grundstock der Sammlung<br />

bil<strong>den</strong> die 1472 Reiseprospekte des<br />

ehemaligen Verkehrs- und Baumuseums<br />

(VBM). Weitere größere Konvolute sind Teile<br />

der Sammlung Metzeltin und der Sammlung<br />

Böhm.<br />

Bei dem ältesten Dokument handelt es<br />

sich um einen Schiffsprospekt aus dem<br />

Jahre 1892 (VBM), bei dem jüngsten um<br />

einen Prospekt aus dem Jahre 2001. Geografisch<br />

gesehen bildet der deutsche bzw.<br />

deutschsprachige Raum die größte Gruppe<br />

neben Prospekten aus <strong>den</strong> klassischen Reiseländern<br />

Europas und einigen aus Übersee.<br />

Anhand des Bestandes lässt sich die<br />

Entwicklung des Tourismus von <strong>den</strong> Anfängen<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts bis in die<br />

zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts einigermaßen<br />

verfolgen. Parallel <strong>zu</strong> der technischen<br />

Entwicklung im Bereich Verkehr und<br />

Transport gab es auch die Fortentwicklung<br />

der allgemeinen sozialen und wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse: Bessere Urlaubs- und<br />

Freizeitregelungen ermöglichten immer<br />

mehr Menschen <strong>den</strong> Aufenthalt in Ferienorten,<br />

um sich dort <strong>zu</strong> erholen und Land<br />

und Leute kennen <strong>zu</strong> lernen; an die Stelle<br />

des bloßen „Irgendwohinfahrens“ trat das<br />

Erlebnis des Reisens. Am Beginn des modernen<br />

Tourismus stan<strong>den</strong> noch die althergebrachten<br />

Beförderungsmittel wie die Küstenschifffahrt<br />

und die Eisenbahnen. Zunächst<br />

noch auf <strong>den</strong> regionalen Rahmen<br />

beschränkt, verlagerte sich dies auch immer<br />

mehr in die klassischen Reiseregionen in<br />

Europa, wie Italien und <strong>den</strong> Mittelmeerraum<br />

generell. Die Reiseprospekte in der<br />

Sammlung spiegeln diese Aspekte deutlich<br />

wider. Anfänglich mehr Hotellisten oder<br />

Fahrpläne, wer<strong>den</strong> sie <strong>zu</strong>nehmend durch<br />

grafische Mittel ansprechend gestaltet und<br />

so <strong>zu</strong> einem Werbemittel, das nicht nur<br />

nüchtern informieren, sondern auch die<br />

Phantasie oder Abenteuerlust des Reisewilligen<br />

anregen will. Trotz aller Liberalisierung<br />

und Verbesserung der allgemeinen<br />

Lebensumstände war das Reisen in der<br />

ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts (und<br />

dieser Zeitraum ist innerhalb der Sammlung<br />

am besten erschlossen) immer noch ein Privileg<br />

der begüterten Schichten der Bevöl-<br />

s Deckblatt für einen Reiseprospekt<br />

der Lufthansa, 1937. Foto: DTMB<br />

kerung. Heute ist der Drang in die Ferne<br />

selbstverständlich und man muss eine Abenteuerreise<br />

gezielt buchen; vor 100 Jahren<br />

war jede Reise immer auch ein wenig Abenteuerreise.<br />

Die Reiseprospektsammlung des VBM ist<br />

vollständig mit Hilfe der EDV erschlossen<br />

wor<strong>den</strong>, wobei auch hier fortlaufend digitale<br />

Abbildungen in die Datensätze eingebun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>. Die restlichen Bestände<br />

sind <strong>zu</strong>mindest systematisch abgelegt und<br />

wer<strong>den</strong> in einem zweiten Schritt digital<br />

erfasst und verwaltet.<br />

CLAUS BRÜNDEL<br />

Kalender, Fahrkarten<br />

und Briefmarken<br />

Zur Sammlung gehören 1100 meist moderne<br />

Werbekalender, die wegen ihrer bildlichen<br />

Darstellungen gesammelt wer<strong>den</strong>. Die<br />

ältesten Kalender stammen aus dem Ende<br />

des 19. Jahrhunderts. Einige Serien <strong>zu</strong>m<br />

Thema Eisenbahn, wie die Wandkalender<br />

der Deutschen Bundesbahn und der<br />

„Freunde der Eisenbahn“, sind über einen<br />

Zeitraum von mehr als vierzig Jahren nahe<strong>zu</strong><br />

komplett vorhan<strong>den</strong>. 200 Kalender <strong>zu</strong>m<br />

Bereich Eisenbahn und 150 Kalender <strong>zu</strong>m<br />

Bereich Automobil bil<strong>den</strong> <strong>den</strong> thematischen<br />

Schwerpunkt dieses Sammlungsbereiches.<br />

Besonders ältere Kalender der Bewag aus<br />

<strong>den</strong> Jahren 1938–1940, die <strong>zu</strong> Werbezwecken<br />

an private Haushalte abgegeben<br />

wur<strong>den</strong>, geben einen guten Einblick in die<br />

technische Entwicklung des Haushalts.<br />

Aus <strong>den</strong> Bestän<strong>den</strong> des Verkehrs- und<br />

Baumuseums bewahrt das Historische Archiv<br />

die in ihrer Art wohl einmalige Sammlung<br />

von über 100 000 Eisenbahnfahrkar-<br />

s Fahrschein für die Berlin-Potsdam-<br />

Magdeburger Eisenbahn-Gesellschaft,<br />

1852. Foto: DTMB<br />

s Thüringerwaldbahn, etwa 1960.<br />

Foto: DTMB<br />

ten aus aller Welt, überwiegend aus der<br />

Zeit zwischen 1890 und 1930. Die eigene,<br />

in <strong>den</strong> letzten 25 Jahren aufgebaute Fahrkartensammlung<br />

des DTMB umfasst etwa<br />

20 000 Eisenbahnfahrkarten und Fahrscheine<br />

des Öffentlichen Nahverkehrs aus der<br />

Zeit der Postkutschen mit einem Fahrschein<br />

von 1835 bis <strong>zu</strong>m BVG-Fahrschein der Neuzeit.<br />

Zwei Schwerpunkte sind Fahrscheine<br />

der BVG und ihrer Vorgänger sowie Eisenbahnfahrkarten<br />

der letzten 100 Jahre.<br />

Die Sammlung wächst hauptsächlich durch<br />

Spen<strong>den</strong> aus der Bevölkerung.<br />

Etwa 500 Briefmarken und postalische<br />

Belege aus der Zeit ab 1890 <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Sammelgebieten<br />

des DTMB bil<strong>den</strong> <strong>den</strong> Grundstock<br />

für diese Sondersammlung. Zugänge<br />

s Deutscher Reichsbahn-Kalender<br />

von 1941. Foto: DTMB<br />

29<br />

ARCHIV


30<br />

ARCHIV<br />

s Siegelmarke der Berlin-Görlitzer-<br />

Eisenbahn-Gesellschaft. Foto: DTMB<br />

<strong>zu</strong> diesem Bereich erfolgen überwiegend<br />

aus Spen<strong>den</strong>. Von Bedeutung ist eine kleine<br />

Sammlung von etwa 90 Absenderfreistempeln<br />

deutscher Flugzeugfirmen der<br />

1930er und 1940er Jahre.<br />

„Moderner“ ist eine nahe<strong>zu</strong> komplette<br />

Sammlung der Kinderdorf-Ballonflugbelege,<br />

die das Historische Archiv durch eine<br />

großzügige Spende von Herrn Gerhard<br />

Hurck aus Marl erhielt.<br />

PETER MIKA<br />

Siegel<br />

Schellacksiegel dienten bis <strong>zu</strong>r Einführung<br />

des Briefmarken-Portos im Postverkehr, etwa<br />

um 1845, <strong>zu</strong>r Wahrung des Briefgeheimnisses.<br />

Als sie sich beim Bestempeln als<br />

hinderlich erwiesen, fan<strong>den</strong> bald Papiersiegel<br />

Verwendung. Basis der Sammlung ist<br />

die Eisenbahn- und Verkehrshistorische<br />

Sammlung von Günter Hermann Metzeltin.<br />

Sie enthält unter dem Titel „Die Bahnen<br />

im Spiegel der Siegel“ etwa 860 meist<br />

alte Siegel aus dem Zeitraum 1850 bis 1935<br />

<strong>zu</strong>m Bereich Schienenverkehr und wurde<br />

als Ausstellung konzipiert. Das Thema wird<br />

durch insgesamt ca. 1200 Siegelmarken von<br />

Privat- und Staatsbahnen ergänzt. Daneben<br />

befin<strong>den</strong> sich eine Fülle von Siegelmarken<br />

und eine geringere Zahl von Lackabdrücken<br />

und Stempeln deutscher Firmen<br />

sowie von Behör<strong>den</strong>, Ämtern und Gemein<strong>den</strong>,<br />

Organisationen und Verbän<strong>den</strong> im<br />

Bestand. Größere thematische Bereiche<br />

betreffen Post, Telegrafie, Telefonie, Marine,<br />

Luftfahrt und Produktionstechnik. Die<br />

Sammlung enthält auch ca. 280 Stadtwappen.<br />

WALTRAUD FRICKE<br />

Eintrittskarten<br />

Die kleine Sammlung von etwa 500 Eintrittskarten<br />

setzt sich <strong>zu</strong>meist aus Tickets für<br />

touristische Einrichtungen sowie für Museen<br />

und Ausstellungen <strong>zu</strong>sammen. Viele<br />

Spen<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r Fahrkartensammlung enthalten<br />

auch Eintrittskarten.<br />

Der geographische Schwerpunkt liegt<br />

auch in dieser Gruppe bei Deutschland und<br />

besonders bei Berlin. Zu <strong>den</strong> bedeutenderen<br />

Berliner Stücken gehören Eintrittskarten<br />

für die Berliner Gewerbeausstellungen von<br />

1879 und 1896 sowie die Automobil- und<br />

Rundfunkausstellungen der 1920er und<br />

1930er Jahre, Besichtigungskarten für <strong>den</strong><br />

„Flughafen Tempelhof“ und <strong>den</strong> „Luftschiffbau<br />

Zeppelin“ in Staaken. Auch Eintrittskarten<br />

für Vorläufermuseen des Deutschen<br />

Technikmuseums sind vorhan<strong>den</strong>, so<br />

für das Verkehrs- und Baumuseum, die<br />

Deutsche Luftfahrtsammlung und die Berliner<br />

Verkehrsausstellung in der Urania, die<br />

vom Förderverein des Technikmuseums eingerichtet<br />

wor<strong>den</strong> war.<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

PETER MIKA<br />

Werbemarken<br />

Die Sammlung rekrutiert sich aus ca. 7000<br />

plakativen Werbeträgern von Firmen,<br />

Behör<strong>den</strong>, Organisationen, Verbän<strong>den</strong> und<br />

Vereinen. Die größte Gruppe bil<strong>den</strong> Reklamemarken,<br />

eine Kleinform der Plakatkunst,<br />

die Ende des 19. Jahrhunderts entstand, als<br />

aus anfänglichen Siegelmarken Werbebriefmarken<br />

wur<strong>den</strong>. Werbemarken stellen<br />

einen repräsentativen Querschnitt der Werbegrafik<br />

dar. Sie hatten bis etwa 1914 als<br />

Werbeträger riesigen Erfolg, <strong>den</strong>n die Entwürfe<br />

der Miniplakate stammen oft von<br />

namhaften Künstlern. So wurde Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts ein neuer sachlicher<br />

Plakatstil maßgeblich von Lucian Bernhard<br />

geprägt, dessen Arbeiten <strong>zu</strong>r Manoli-Zigarettenwerbung<br />

im Historischen Archiv <strong>zu</strong><br />

fin<strong>den</strong> sind. Die einzelnen Sammlungsbereiche<br />

orientieren sich am allgemeinen<br />

Sammlungsauftrag des Deutschen Technikmuseums<br />

Berlin, einschließlich der<br />

Alltagskultur. Neben <strong>den</strong> Werbemarken<br />

wer<strong>den</strong> Spen<strong>den</strong>- und Quittungsmarken<br />

gesammelt, hier im Besonderen vertreten<br />

durch Stücke der Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>zu</strong>r Rettung Schiffbrüchiger oder eine Serie<br />

sogenannter Wohlfahrtsmarken mit<br />

s Werbemarke des Sarotti-Werks,<br />

Berlin-Tempelhof. Foto: DTMB<br />

s Eintrittskarte <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Olympischen<br />

Spielen in Berlin 1936. Foto: DTMB<br />

s Eintrittskarte für die Deutsche Luftfahrtsammlung<br />

am Lehrter Bahnhof,<br />

etwa 1935. Foto: DTMB<br />

der Bezeichnung „Luftfahrerdank“. Weitere<br />

Kategorien sind Werbeaufkleber sowie<br />

Etiketten verschie<strong>den</strong>ster Verwendungszwecke,<br />

speziell eine recht große Sammlung<br />

von Kofferetiketten, die <strong>zu</strong>m größten<br />

Teil aus der Sammlung Kruppa <strong>zu</strong> Teilbereichen<br />

der Luftfahrttechnik stammen. Sie<br />

dokumentieren überwiegend nationale und<br />

internationale Fluggesellschaften wie die<br />

Deutsche Lufthansa oder die holländische<br />

KLM.<br />

Die Nahrungs- und Genussmittelwerbung<br />

bildet mit ca. 1000 Reklamemarken einen<br />

Hauptkomplex. Auf einem Großteil der<br />

Marken wird für Brauereiprodukte wie die<br />

Biere der Löwenbrauerei in Berlin geworben,<br />

auf einigen davon für die Milchprodukte<br />

der Berliner Firma Bolle, aber auch für<br />

Schokolade der Marke Sarotti. Als einer der<br />

Sammlungshöhepunkte sind die meisterhaften<br />

Darstellungen der verschie<strong>den</strong>en<br />

Produktionszweige der AEG auf Werbemarken<br />

<strong>zu</strong> nennen. Textile Techniken sind<br />

mit Reklame für Gütermann-Nähseide und<br />

andere Waren präsent. Das Thema Haushalt<br />

ist mit Werbemarken für die Einkochapparate<br />

Rex und Weck oder <strong>zu</strong> Reini-<br />

s Kofferetikett der Lufthansa,<br />

Passagiergepäck. Foto: DTMB


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Funkausstellung, Berlin 1925.<br />

Foto: DTMB<br />

gungsmitteln wie Lux vertreten. Ganze<br />

Bilderserien, teilweise mit Sprüchen, haben<br />

Gummiprodukte <strong>zu</strong>m Inhalt und die thematisch<br />

unterschiedlichsten Bildfolgen<br />

werben für Excelsior- oder Continental-<br />

Absätze. Sammlungschwerpunkte bil<strong>den</strong><br />

nationale und internationale Ausstellungen<br />

und Messen, Gewerbe-, Industrie- und<br />

Landwirtschaftsausstellungen von 1896 bis<br />

1990 mit ungefähr 1000 Werbemarken <strong>zu</strong><br />

deutschen Ausstellungen, 120 <strong>zu</strong> Berliner<br />

Ausstellungen und etwa 400 <strong>zu</strong> internationalen<br />

Ausstellungen.<br />

WALTRAUD FRICKE<br />

Postkarten<br />

Postkarten dienen <strong>zu</strong>m Versen<strong>den</strong> relativ<br />

kurzer Mitteilungen per Post. Das Sammelgebiet<br />

wird als die Philokartie bezeichnet.<br />

Die ersten Postkarten waren Correspon<strong>den</strong>zkarten<br />

mit eingedruckten Briefmarken.<br />

Diese wur<strong>den</strong> in Europa und Kanada um<br />

1870 von der Post herausgegeben und<br />

erfreuten sich sofort großer Beliebtheit.<br />

Besondere Bedeutung erhielten sie im<br />

Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 als<br />

Feldpostkarten. Da diese häufig Landschaftsmotive<br />

zeigen, können sie als Vorläufer<br />

der Ansichtskarte gelten. 1872<br />

erfolgte im Deutschen Reich die Einführung<br />

von Correspon<strong>den</strong>zkarten mit bezahlter<br />

Antwort und im gleichen Jahr wur<strong>den</strong> von<br />

Privatpersonen auf eigene Rechnung hergestellte<br />

Postkarten <strong>zu</strong>r Beförderung <strong>zu</strong>gelassen.<br />

Erstmals verwendeten auch Firmen<br />

auf Karten aufgezogene Fotos <strong>zu</strong> Werbezwecken.<br />

Um 1900 setzten sich Ansichtskarten<br />

im großen Stil durch, da sie anschaulich<br />

und preiswert waren.<br />

s Glashüttenwerke von Poncet, Berlin.<br />

Foto: DTMB<br />

Die Sammlung enthält ca. 20 000 Postkarten<br />

<strong>zu</strong>m Thema Technik und Verkehr. Den<br />

Grundstock bil<strong>den</strong> drei große Sammlungen<br />

überwiegend <strong>zu</strong>m Schienenverkehr. Es handelt<br />

sich hierbei um ca. 3500 Postkarten<br />

aus <strong>den</strong> umfangreichen Eisenbahn- und verkehrshistorischen<br />

Sammlungen von Günter<br />

Hermann Metzeltin, ca. 650 Lokomotivdarstellungen<br />

des Sammlers Brandtstetter<br />

und eine von <strong>den</strong> Freun<strong>den</strong> und Förderern<br />

des DTMB e.V. großzügig <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

gestellte Sammlung von etwa 900 Postkarten.<br />

Darauf aufbauend entstand ein umfangreicher,<br />

mit einer speziellen Systematik<br />

erschlossener Komplex, unterteilt in die<br />

Bereiche Eisenbahnwesen und Personennahverkehr.<br />

Zu <strong>den</strong> weiteren Hauptgruppen zählen<br />

Luft- und Raumfahrt, Wasserbau und Schiff-<br />

s Die Historische Mühle im Park von Potsdam-Sanssouci.<br />

Foto: DTMB<br />

fahrt sowie Energietechnik und Straßenverkehr.<br />

Besonders <strong>zu</strong> erwähnen sind hier<br />

159 wertvolle Karten des Berliner Postkartenvertriebs<br />

W. Sanke, welche die Anfänge<br />

der deutschen Luftfahrt dokumentieren.<br />

Mehrere tausend Postkarten des Sammlers<br />

Wehde zeigen Schiffsmotive. Eine Spezialsammlung<br />

des Sammlers Walter Heesch ist<br />

mit über 1200 malerischen Ansichten von<br />

Wasser- und Windmühlen, hauptsächlich<br />

aus dem mitteldeutschen Raum, aber auch<br />

dem Ausland, im Zeitraum 1900 bis 1945<br />

einmalig. So ist auf 29 darin enthaltenen<br />

Grußkarten die 1788 erbaute historische<br />

Windmühle von Sanssouci <strong>zu</strong> sehen. Einige<br />

unserer ältesten Grußkarten zwischen<br />

1897 und 1904 sind unter dem Motto „All<br />

Heil“ in einer größeren Sammlung <strong>zu</strong>m<br />

Thema Fahrrad enthalten. Dort gibt es auch<br />

vielfältige Motive von Radrennen und Rennfahreren,<br />

u. a. der berühmten Berliner Sechstagerennen.<br />

Aus <strong>den</strong> Vorgängermuseen<br />

des Technikmuseums, dem ehemaligen Verkehrs-<br />

und Baumuseum bzw. dem Museum<br />

für Meereskunde, stammen etwa 50<br />

Postkarten. Eine Sammlung von Berliner<br />

Ansichten zeigt u. a. auch frühe Gebäudeansichten<br />

des Museumsstandortes in der<br />

Trebbiner Straße. Sammlungshöhepunkte<br />

stellen Postkarten deutscher und internationaler<br />

Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellungen<br />

im Zeitraum 1896–<br />

1967 dar, die im Hinblick auf das hundertjährige<br />

Jubiläum der Berliner Gewerbeausstellung<br />

im Jahre 1996 gesammelt wur<strong>den</strong>.<br />

Hervor<strong>zu</strong>heben sind die vielen farbigen<br />

Ansichten der Berliner Gewerbeausstellung<br />

von 1896, u. a. die Darstellungen von<br />

„Kairo“ oder <strong>den</strong> Kolonialabteilungen.<br />

WALTRAUD FRICKE<br />

31<br />

ARCHIV


32<br />

ARCHIV<br />

AEG- und<br />

Telefunken-<br />

Sammlung<br />

Firmenschriften der AEG<br />

Die Sammlung der Firmenschriften von<br />

AEG-Telefunken umfasst ca. 50 000 Drucke.<br />

Z. Zt. sind ca. 4900 Einheiten in einer Datenbank<br />

erschlossen. Eine große Anzahl, vornehmlich<br />

aus dem Telefunken-Bereich, ist<br />

systematisch in Ordnern abgelegt. Enthalten<br />

sind Bedienungsanleitungen, Handbücher,<br />

Preis- und Ersatzteillisten, Werbematerial,<br />

Selbstdarstellungen und Produktbeschreibungen,<br />

mithin die Art von Drucker-<br />

Druckerzeugnissen, die üblicherweise unter<br />

dem Begriff der „Gebrauchsliteratur“ <strong>zu</strong>sammengefasst<br />

wer<strong>den</strong> und bei <strong>den</strong>en Firmen<br />

als Urheber fungieren. Beginnend mit<br />

<strong>den</strong> frühen Preislisten, der AEG-Zeitung als<br />

Beleg beigefügten Prospekten um 1900 bis<br />

<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Produktbeschreibungen der Unterhaltungselektronik<br />

bei Telefunken (ca.<br />

1990) sind praktisch alle Bereiche samt Untersparten<br />

des Konzerns vertreten.<br />

Die ältesten Firmenschriften im AEG-Bestand<br />

beschreiben in erster Linie elektrische<br />

Ausstattungen für <strong>den</strong> gewerblichen und<br />

industriellen Bereich (Bergwerke etc.), da<strong>zu</strong><br />

zählen Maschinen <strong>zu</strong>r Stromerzeugung<br />

und -verteilung sowie Beleuchtungstechnik<br />

(Lampen und Installationsmaterial etc.). Mit<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts setzte in immer<br />

stärkerem Maße eine Elektrifizierung<br />

auch der privaten Bereiche ein, was sich bei<br />

der AEG durch Entwicklung und Bau von<br />

elektrischen Geräten für <strong>den</strong> Haushalt bemerkbar<br />

macht. Dieser Prozess dauerte<br />

nicht <strong>zu</strong>letzt wegen des Ersten Weltkrieges<br />

bis in die 1920er Jahre. Die meisten auch<br />

heute noch vertrauten Hausgeräte, wie<br />

Kühlschrank, Staubsauger und elektrische<br />

Kochherde waren bis <strong>zu</strong>r Marktreife entwickelt.<br />

Eine Verbreitung nach heutigen<br />

Maßstäben war aufgrund der Vermögensund<br />

Einkommensverhältnisse der damaligen<br />

Zeit noch unmöglich. Die Gestaltung<br />

der Werbeschriften war damals wie heute<br />

ein Spiegel der jeweiligen Vorstellungen<br />

von Familie und gesellschaftlichem Status,<br />

wie die Abbildungen exemplarisch verdeutlichen<br />

sollen. Die ausgewählten Werbeschriften<br />

für <strong>den</strong> gewerblichen (Gastronomie)<br />

und <strong>den</strong> industriellen Bereich (Gaszentrale<br />

im Bergbau) sind ihrem Gegen-<br />

s AEG-Produktwerbung für Waschgeräte,<br />

1956. Foto: DTMB<br />

stand gemäß zwar etwas moderater gehalten,<br />

aber von durchaus ansprechender Gestaltung<br />

und nicht auf eine rein sachliche,<br />

nüchterne Darstellung begrenzt.<br />

Wie bei allen anderen Sammlungen des<br />

Historischen Archivs wird auch in diesem<br />

Sammlungsbereich die Textinformation<br />

schrittweise durch digitale Bilder unterstützt.<br />

Eine entsprechende Datenbank für<br />

<strong>den</strong> Firmenschriftenbestand von Telefunken<br />

ist im Einstehen und wird bei geeigneter<br />

Gelegenheit vorgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Bildarchiv der AEG<br />

Der in <strong>den</strong> Jahren 1996/1997 in das Deutsche<br />

Technikmuseum Berlin eingebrachte<br />

Gesamtbestand von AEG-Telefunken ist so<br />

s AEG-Werbekarte für Nernst-Lampen,<br />

1903. Foto: DTMB<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

s AEG-Werbeblatt für elektrische<br />

Kochherde, 1953. Foto: DTMB<br />

umfangreich, dass es notwendig war, ihn<br />

in einzelne Teilbereiche <strong>zu</strong> gliedern. Neben<br />

<strong>den</strong> Akten der AEG und von Telefunken ist<br />

auch eine sehr große Menge (ca. 1000 000<br />

Abzüge und Negative insgesamt) an fotografischem<br />

Material vorhan<strong>den</strong>. Der wichtigste<br />

Teil des Bildarchivs ist die alte Glasnegativ-Sammlung<br />

(ca. 15 000 Stck., gescannt<br />

ca. 5000), die <strong>den</strong> Grundstock bildet,<br />

weil in ihr die ältesten Aufnahmen der<br />

AEG enthalten sind. Die Aufnahmen zeigen<br />

Menschen am Arbeitsplatz, Produkte, Fertigung,<br />

dokumentieren Bauvorhaben und<br />

nicht <strong>zu</strong>letzt die sozialen Institutionen der<br />

AEG wie Sanitärdienst, Ausbildung, Arbeitsschutz<br />

und Erholungsheime bzw. Freizeitgestaltung.<br />

Daneben gibt es eine Reihe<br />

s Werbeschrift für militärische<br />

Beleuchtungstechnik, 1913. Foto: DTMB


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

s AEG-Firmenplakat von 1888.<br />

Foto: DTMB<br />

von Negativsammlungen neueren Datums,<br />

die nicht erschlossen sind. Im Rahmen der<br />

Ausstellung „AEG im Bild“ wurde der Negativbestand<br />

vorgestellt und im da<strong>zu</strong>gehörigen<br />

Katalog in Auszügen veröffentlicht.<br />

Die zweite wichtige und <strong>zu</strong>gleich mit Abstand<br />

größte Fotosammlung bil<strong>den</strong> die 128<br />

AEG-Fotoschränke. In diesen Schränken mit<br />

je 4 Ebenen befin<strong>den</strong> sich Hängemappen<br />

mit alten und neuen Abzügen aus allen<br />

Bereichen (Fertigung, Produktionsstätten,<br />

Personen, Produkte etc.) des AEG-Telefunken-Konzerns<br />

sowie Dias, Folien und einige<br />

Negative.<br />

Inhaltlich spiegelt dieser Bildbestand von<br />

der Glühbirne bis <strong>zu</strong>m Atomkraftwerk, von<br />

<strong>den</strong> Verwaltungsgebäu<strong>den</strong> bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Fertigungs-<br />

und Forschungsstätten des AEG-<br />

Telefunken-Konzerns je<strong>den</strong> Produktionsbereich.<br />

Art und Umfang der Sammlung<br />

lassen darauf schließen, dass die Abbildungen<br />

in erster Linie für eigene Publikationen<br />

und Presseinformationen gedacht waren.<br />

Der Zugriff erfolgt ebenfalls über eine Datenbank,<br />

wobei die Mappen thematisch erfasst<br />

sind, die einzelnen Fotos jedoch noch<br />

nicht.<br />

385 Fotoalben bil<strong>den</strong> einen weiteren Teil<br />

des Bildarchivs, in dem sich weitgehend die<br />

gleichen Themen widerspiegeln wie bei <strong>den</strong><br />

Fotoschränken. Sie sind jedoch in Form<br />

einer Fotoreihe jeweils einem Projekt oder<br />

einer Produktgruppe gewidmet. Darüber<br />

hinaus wur<strong>den</strong> auch <strong>zu</strong> Dienstjubiläen oder<br />

anderen Ereignissen einige Alben angefertigt.<br />

Alle Alben wur<strong>den</strong> durchfotografiert<br />

und die digitalen Abbildungen <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong><br />

Datensätzen <strong>zu</strong>geordnet, um<br />

s Innenaufnahme der Flugzeugfabrik Hennigsdorf, 1915.<br />

Foto: DTMB<br />

die Textinformation durch einen visuellen<br />

Eindruck <strong>zu</strong> verstärken.<br />

Filmsammlung der AEG<br />

Die Filmsammlung des AEG-Telefunken-<br />

Archivs besteht z. Zt. aus 736 Datensätzen,<br />

hinter <strong>den</strong>en sich 540 unterschiedliche Filmtitel<br />

verbergen, da einige Filme mit gleichem<br />

Inhalt, aber z. B. anderer Sprachfassung<br />

gesondert eingearbeitet wur<strong>den</strong>.<br />

Enthalten sind Filme <strong>zu</strong>r Produktion, technische<br />

Erläuterungen, Belege für verwendetes<br />

Material und Filme <strong>zu</strong>r Produktwerbung.<br />

Im Bereich der Werbefilme <strong>zu</strong>m Thema<br />

Hausgeräte sei insbesondere auf die Puppentrickfilme<br />

der Firma Diehl in Farbe aus<br />

<strong>den</strong> 1950er Jahren hingewiesen, die in zeittypischer<br />

Art hinsichtlich des Rollenverhaltens<br />

der Geschlechter die entsprechen<strong>den</strong><br />

Geräte bewerben (z. B.: AEG-Film Nr. 110<br />

„Der Ehezwist“). Es gibt aber auch Filme,<br />

die sich mit der Rolle der Frau in der Arbeitswelt<br />

auf wissenschaftlicher bzw. dokumentarischer<br />

Ebene auseinandersetzen, z. B. der<br />

AEG-Film Nr. 42 „Frauen für leichte Arbeit<br />

gesucht“.<br />

Bei der Anführung einiger Beispiele darf<br />

Telefunken selbstverständlich nicht unerwähnt<br />

bleiben. Hier geht es, beginnend in<br />

<strong>den</strong> späten 1920er Jahren, vornehmlich um<br />

Werbefilme für Radiogeräte und Schallplattenspieler<br />

(AEG-Film Nr. 16 „Die 5 von<br />

Telefunken“), später auch für Fernsehgeräte<br />

und Stereoanlagen. Im Bereich der<br />

Industrieprojekte der bei<strong>den</strong> Firmen gibt es<br />

einige Dokumentarfilme, exemplarisch hierfür<br />

sind der AEG-Film Nr. 200 „Atomkraftwerk<br />

Kahl“ für die AEG und Nr. 003 „Der<br />

Großsender“ (Sender Mühlacker bei Stuttgart)<br />

für Telefunken.<br />

Das Material liegt in unterschiedlichen<br />

Formaten (Filmrolle 16 mm oder 35 mm als<br />

Ton- oder Stummfilm) sowie als Farb- oder<br />

Schwarzweißfilm vor. Der überwiegende<br />

Teil stammt aus <strong>den</strong> 1950er und 1960er<br />

Jahren. Eine größere Anzahl der Rollen ist<br />

auf andere Datenträger (VHS, Betacam SP,<br />

Digi-Betacam oder DVD) umkopiert wor<strong>den</strong>,<br />

um eine bessere Sichtung vor Ort im<br />

Archiv bzw. eine professionelle Bearbeitung<br />

innerhalb von Film- und Fernsehprojekten<br />

<strong>zu</strong> ermöglichen.<br />

s Telefunken-Logo, ca. 1935.<br />

Foto: DTMB<br />

CLAUS BRÜNDEL<br />

33<br />

ARCHIV


34<br />

ARCHIV<br />

Plansammlung<br />

Karten und Pläne<br />

Dieser Bereich umfasst <strong>zu</strong>r Zeit etwa 7500<br />

Landkarten und Lagepläne sowie etwa<br />

12 500 Seekarten. Den Schwerpunkt bil<strong>den</strong><br />

entsprechend dem Interesse des DTM<br />

die Verkehrskarten.<br />

Zu <strong>den</strong> ältesten Karten im Bestand zählt<br />

eine Sammlung von sehr dekorativen Seekarten,<br />

<strong>zu</strong>meist aus dem europäischen<br />

Raum, aus dem 17. und 18. Jahrhundert.<br />

Auf die Sammlung des Museums für Meereskunde<br />

geht eine Reihe von Seekarten<br />

aus der Zeit von 1860 bis etwa 1920 <strong>zu</strong>rück.<br />

Schließlich gibt es eine Reihe modernerer<br />

Seekarten, vorwiegend von <strong>den</strong> Deutschen<br />

Küsten, die vom Förderverein übergeben<br />

wur<strong>den</strong>. So ist die Entwicklung der<br />

Seekarte gut dokumentiert.<br />

Dem Verkehr <strong>zu</strong> Lande dienten die frühen<br />

Post- und Reisekarten. Diese Gattung ist<br />

mit einigen Karten aus der Zeit um 1800<br />

vertreten. Mit der Entwicklung der Eisenbahn<br />

nahmen private Reisen <strong>zu</strong> und wuchs<br />

auch der Bedarf an Karten für <strong>den</strong> deutschen<br />

und europäischen Raum. Dies lässt<br />

sich deutlich an der Ausgabe der verschie<strong>den</strong>en<br />

Eisenbahn- und Reisekarten Mitteleuropas<br />

erkennen, die ab <strong>den</strong> 1840er Jahren<br />

bei zahlreichen Verlagen erschienen.<br />

Das rasche Wachsen des Eisenbahnnetzes<br />

s Stadtplan von Bad Nauheim aus dem<br />

Jahr 1930. Foto: DTMB<br />

lässt sich anhand der Karten gut verfolgen.<br />

Deutlich sind auf diesen Karten bis nach<br />

1900 auch Postkutschenverbindungen neben<br />

<strong>den</strong> Eisenbahnlinien verzeichnet.<br />

Der geographische Schwerpunkt in der<br />

Kartensammlung liegt bei Berlin, Bran<strong>den</strong>burg,<br />

Deutschland und Mitteleuropa. So ist<br />

der deutsche Raum bei <strong>den</strong> Eisenbahnkarten<br />

gut abgedeckt. Aus der Sammlung des<br />

Eisenbahnhistorikers Metzeltin sind aber<br />

auch viele Landkarten <strong>zu</strong>m Thema Eisenbahn<br />

aus dem überseeischen Raum in <strong>den</strong><br />

Bestand des DTMB gelangt.<br />

In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts<br />

taucht ein weiterer populärer Typ der<br />

Verkehrskarte auf: die Straßenkarte, anfangs<br />

noch unter der Bezeichnung „Radfahrerkarte“.<br />

Später wird diese „Radfahrerund<br />

Automobilistenkarte“ und schließlich<br />

nur noch „Autokarte“ genannt. Bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

1930er Jahren hatten viele führende Benzinvertriebsfirmen,<br />

Reifenhersteller und<br />

s Berliner U-Bahn-Netzplan vom Januar 1970.<br />

Foto: DTMB<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

einige namhafte Verlage in Deutschland<br />

Kartenserien für <strong>den</strong> deutschsprachigen<br />

Raum in ihrem Programm. Beispiele für Herausgeber<br />

der Kartenserien sind Aral/BV,<br />

Olex/BP, Standard/Esso, Stellin/Shell, Continental,<br />

Ravenstein und Ullstein/BZ. Dieser<br />

Bereich ist im Bestand des DTMB gut vertreten.<br />

Von fast allen Serien sind Beispiele<br />

vorhan<strong>den</strong>, einige Serien sind fast vollständig<br />

in Einzelblättern, aber selten in allen<br />

Auflagen vorhan<strong>den</strong>.<br />

Mit der erweiterten Freizeit und höheren<br />

Mobilität ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

erschienen auch immer mehr Wanderkarten.<br />

Es gibt sie in der Kartensammlung<br />

des DTMB vermehrt für Urlaubsgebiete<br />

wie die Schneekoppe und <strong>den</strong> Harz, aber<br />

auch für Ausflüge in die Mark Bran<strong>den</strong>burg.<br />

Besonders zahlreich sind Silva- und<br />

Pharus-Wanderkarten erhalten geblieben.<br />

Für die nähere Umgebung Berlins waren<br />

die sehr genauen Karten des Reichsamtes<br />

für Landesaufnahme in Berlin sehr beliebt.<br />

Die Serie „Karte von Berlin und Umgebung<br />

in 12 Blättern“ im Maßstab 1:50 000 kam<br />

von 1901 bis etwa 1943 in mehreren Neuauflagen.<br />

In <strong>den</strong> 1930er Jahren heraus. Eine<br />

Reihe von Karten für Wasserwanderer, die<br />

das Gebiet der bran<strong>den</strong>burgischen und<br />

mecklenburgischen Seen und Gewässer<br />

abdeckten. Heute wird dieser Kartentyp<br />

wieder aktuell und die älteren Karten wer


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

s Stark beschädigte Schautafel aus dem Verkehrs- und Baumuseum. Foto: DTMB<br />

<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r Information genutzt. Die Stadtentwicklungen<br />

im Berliner Nahbereich lassen<br />

sich gut an Stadtplänen ablesen. Für die<br />

Zeit ab 1870 sind Pläne von Berlin in kurzen<br />

Zeitabstän<strong>den</strong> vorhan<strong>den</strong>. An Stadtplänen<br />

ist auch immer die Entwicklung des<br />

Öffentlichen Personennahverkehrs ab<strong>zu</strong>lesen.<br />

Direkter ist sie jedoch an <strong>den</strong> Karten<br />

der Systematikgruppe ÖPNV nach<strong>zu</strong>vollziehen,<br />

die eine große Anzahl Karten aus<br />

Berlin enthält. Zu <strong>den</strong> frühen Karten zählen<br />

Droschkenwegemesser aus der Zeit von<br />

1880 bis 1920. Einige Karten der Berliner<br />

Straßenbahn Betriebs GmbH und der Hochbahngesellschaft<br />

sind ebenfalls vorhan<strong>den</strong>.<br />

Den Schwerpunkt bil<strong>den</strong> jedoch die BVG-<br />

Liniennetze, die ab 1930 zahlreich vertreten<br />

sind. Der Bestand von über 12 500 Seekarten<br />

für die Küstenforschung des Instituts<br />

für Geographie der Technischen Universität<br />

Berlin wurde bei dessen Auflösung übernommen<br />

und ist mittels Übersichtskarten<br />

erschlossen. Die Verzeichnung der Seekarten<br />

erfolgt aktuell mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng des<br />

Fördervereins.<br />

Technische Zeichnungen<br />

Der überwiegende Teil der Sammlung umfasst<br />

etwa 3000 Blätter technische Zeichnungen<br />

aus <strong>den</strong> Bereichen des Schienenverkehrs,<br />

z. B. Eisenbahnwagen aus dem<br />

Nachlass des Eisenbahnhistorikers Metzeltin<br />

und dem Nachlass des österreichischen<br />

Eisenbahningenieurs A. Giesl-Gieslingen.<br />

Im Bestand befin<strong>den</strong> sich ferner etwa 250<br />

Bau- und Detailzeichnungen aus dem VEB<br />

Waggonbau Gotha <strong>zu</strong> Schwerlast-Straßenrollern<br />

für Eisenbahnfahrzeuge. Der Bereich<br />

der Schifffahrt wird repräsentiert durch<br />

Zeichnungen <strong>zu</strong> Linien-, Fracht- und Segel-<br />

s Brückenkopf der Alten Oderbrücke bei Glogau, rechtes Ufer, 1857.<br />

Foto: DTMB<br />

schiffen aus dem Bestand des Instituts und<br />

Museums für Meereskunde (MfM). 30 Kupferstiche<br />

diverser Schiffstypen aus dem<br />

18. Jahrhundert des Schiffbauers Frederik<br />

Hendrik Chapman sind in einer plantechnischen<br />

Sammlung <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

Plansammlung des<br />

Verkehrs- und Baumuseums<br />

Das frühere Verkehrs- und Baumuseum im<br />

Hamburger Bahnhof wurde im Zuge der S-<br />

Bahn-Verhandlungen mit der Deutschen<br />

Reichsbahn 1984 an <strong>den</strong> Berliner Senat übergeben,<br />

der dem damaligen Museum für<br />

Verkehr und Technik <strong>den</strong> Bestand <strong>zu</strong>wies.<br />

Er setzt sich aus technischen Zeichnungen,<br />

Architekturzeichnungen, Schautafeln, Fahrplänen<br />

und Karten aus dem Eisenbahn-,<br />

Wasserbau- und Hochbaubereich in der Zeit<br />

von ca. 1835–1943 <strong>zu</strong>sammen. Im Einzelnen<br />

besteht die Sammlung aus etwa 750<br />

Plänen, etwa 250 Fahrplänen, Übersichtslandkarten<br />

und Tariftabellen; etwa 190<br />

Schautafeln; etwa 70 Gemäl<strong>den</strong>, Druckgrafik<br />

und Zeichnungen. Vom ehemaligen<br />

Kaufhaus Wertheim in der Leipzigerstraße<br />

sind Entwürfe von A. Messel und H. Braun<br />

vorhan<strong>den</strong>.<br />

Architektur-Zeichnungen<br />

Der Bestand setzt sich aus etwa 200 Grundund<br />

Aufrissen von Bauwerken <strong>zu</strong>sammen.<br />

Darin sind u. a. Architekturzeichnungen<br />

vom Kraftwerk Unterspree, Zeichnungen<br />

vom Flughafen Tempelhof aus dem Nachlass<br />

Krupp und Entwürfe der Berlin-Anhaltischen<br />

Maschinenbau-A.G. <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>.<br />

s Fahrkartenausgabe des Bahnhofs<br />

Frankfurt/Oder, 1873. Foto: DTMB<br />

PETER MIKA<br />

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ARCHIV


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ARCHIV<br />

Bildersammlung<br />

Bildersammlung<br />

Zu der Bildersammlung gehören die Gemälde<br />

und Zeichnungen, die Druckgrafik, Plakate<br />

vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in<br />

die Gegenwart sowie die Sammlung von<br />

Werbeaufstellern und Verpackungen. Die<br />

Bildersammlung bietet mit ihren Bestän<strong>den</strong><br />

aus dem 16. bis 21. Jahrhundert einen<br />

Überblick <strong>zu</strong>r Technik-, Industrie- und Sozialgeschichte.<br />

Sie bezeugt sowohl die technischen<br />

Errungenschaften als auch die<br />

Lebensumstände der Menschen, die technische<br />

Objekte erfan<strong>den</strong>, mit ihnen arbeiteten<br />

und lebten.<br />

Einzelne Nachlässe des Architektenpaares<br />

Schüler-Witte, des Luftfahrthistorikers<br />

Schreurs, des Eisenbahnhistorikers Metzeltin<br />

sowie die Bestände der Borsigschen Vermögensverwaltung,<br />

des Instituts und<br />

Museums für Meereskunde und des Verkehrs-<br />

und Baumuseums bestehen als<br />

eigenständige Sammlungen innerhalb der<br />

Bildersammlung. Im 1986 übernommenen<br />

Nachlass von Schüler-Witte befin<strong>den</strong> sich<br />

Plakate, Lokomotiv-Baupläne, Fahrpläne,<br />

Postkarten, Grafiken, Handzeichnungen<br />

und Gemälde von W. Kohlhoff von 1940–<br />

1970. Im Bestand Schreurs sind Druckgrafiken<br />

und Handzeichnungen <strong>zu</strong>r Luftfahrt-<br />

geschichte zwischen dem 18. und dem 20.<br />

Jahrhundert vertreten. Der Nachlass Metzeltin<br />

besteht überwiegend aus Druckgrafiken<br />

und Handzeichnungen <strong>zu</strong>r Eisenbahngeschichte<br />

um 1900. Die Bildersammlung<br />

des Bestandes der Borsigschen Vermögensverwaltung<br />

ist mit Gemäl<strong>den</strong>, Grafiken<br />

und Handzeichnungen <strong>zu</strong>r Industriegeschichte<br />

von der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

bis <strong>zu</strong>m Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

repräsentiert.<br />

Die archivische Sammlung des Instituts<br />

und Museums für Meereskunde umfasst<br />

Druckgrafik und Handzeichnungen <strong>zu</strong>r<br />

Schifffahrtsgeschichte zwischen dem 17.<br />

und 19. Jahrhundert. Der Sammlung des<br />

Verkehrs- und Baumuseums setzt sich aus<br />

Gemäl<strong>den</strong>, Druckgrafik und Handzeichnungen<br />

<strong>zu</strong>m Eisenbahn-, Wasserbau- und<br />

Hochbaubereich von 1830–1945 <strong>zu</strong>sammen.<br />

Gemälde<br />

Dieser Sammlungsteil enthält ca. 100 Bilder<br />

des 19. bis 21. Jahrhunderts in Form von<br />

Ölgemäl<strong>den</strong>, Aquarellen, Tempera und anderen<br />

Maltechniken. Kunstwerke aus dem<br />

Bestand des Verkehrs- und Baumuseums,<br />

der Borsigschen Vermögensverwaltung, der<br />

Sammlung Schreurs und der Sammlung<br />

Schüler-Witte existieren als eigenständige<br />

Sammlungen.<br />

Im Bestand des Verkehrs- und Baumuseums<br />

sind der Künstler W. Obronski und der<br />

Industriemaler Otto Bollhagen <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>.<br />

Der Maler P. F. Meyerheim ist mit zwei<br />

Gemäl<strong>den</strong> aus dem 7-teiligen Zyklus „Lebensgeschichte<br />

der Lokomotive“ vertreten,<br />

die als Auftragsarbeiten für die Loggia der<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Villa Borsig in Moabit zwischen 1873–1876<br />

gefertigt wur<strong>den</strong> und heute im 1. Lokschuppen<br />

des DTMB hängen. Aus dem Borsig-Archiv<br />

treten die Künstler A. Mödinger<br />

und Carl E. Biermann mit Darstellungen<br />

industrieller Fabrikanlagen hervor. Weitere<br />

namhafte Künstler der Bildersammlung sind<br />

O. Antoine, L. Sandrock und H. Uhl. G. Fenkohl<br />

und F. Suplie sind mit Darstellungen<br />

des Schiffshebewerks Niederfinow vertreten.<br />

Zeichnungen<br />

Zu diesem Bestand gehören u.a. 20 Zeichnungen<br />

aus dem Bestand des Verkehrsund<br />

Baumuseums und ca. 30 Zeichnungen<br />

des Instituts und Museums für Meereskunde.<br />

Aus der Sammlung des Verkehrs- und<br />

Baumuseums sind insbesondere die farbige<br />

Zeichnung vom Salonwagen für König<br />

Georg V. von Hannover und Karikaturen<br />

<strong>zu</strong> einem Schlafwagen von L. Storch hervor<strong>zu</strong>heben.<br />

Aus dem Bestand des Museums<br />

für Meereskunde ist der Landschaftsund<br />

Marinemaler H. Penner <strong>zu</strong> nennen.<br />

Neben Entwürfen von A. Messel <strong>zu</strong>m Kaufhaus<br />

Wertheim in der Leipziger Straße sind<br />

auch Zeichnungen von W. Knapp mit Darstellungen<br />

der Berliner U-Bahn <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>.<br />

Grafik<br />

Der Grafikbestand umfasst ca. 1200 Original-<br />

und Reproduktionsgrafiken aus dem<br />

16. bis 21. Jahrhundert. In der Sammlung<br />

aus dem Nachlass Wehde befin<strong>den</strong> sich<br />

überwiegend Kupfer- und Holzstiche aus<br />

der Geschichte der Schifffahrt vom 17.–19.<br />

Jahrhundert, so z. B. Ansichten von Seeschlachten,<br />

und Stadtansichten von L. Bakk-<br />

s P. F. Meyerheim: Eisenbahnbrücke über s P. Braumüller: Ballonflug im Berliner Verein für Luftschiffahrt, um 1905.<br />

<strong>den</strong> Rhein, 1875. Foto: C. Kirchner/DTMB Foto: DTMB


DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

s J. G. Wolffgang: Lustschiff König<br />

Friedrichs I. von Preußen. Foto: DTMB<br />

s Hans Rudolf Manuel Deutsch: Meeresungeheuer,<br />

um 1550. Foto: DTMB<br />

huisen, J. G. Wolffgang, R. Dodd, M. de<br />

Ruyter, M. Merian, S. della Bella, J. van<br />

Someren, N. Simonsen, A. Kittendorfer, A.<br />

Gio und R. Purcell, überwiegend aus der<br />

Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert.<br />

Der Nachlass Metzeltin enthält Grafiken<br />

<strong>zu</strong>r Geschichte des Eisenbahnwesens. Ein<br />

weiteres Grafik-Konvolut <strong>zu</strong>r Eisenbahngeschichte<br />

aus dem Nachlass eines Frankfurter<br />

Antiquars enthält u.a. Eisenbahnspiel-<br />

Tableaus <strong>zu</strong>r Pariser Weltausstellung 1855.<br />

In der Sammlung befin<strong>den</strong> sich auch Notenblätter<br />

<strong>zu</strong> Eisenbahn-Tänzen und der Eisenbahn-Lust-Walzer<br />

von J. Strauß. Der grafische<br />

Bereich der Sammlung Schreurs<br />

enthält u. a. Kupferstiche <strong>zu</strong>r Geschichte<br />

der Ballone in Frankreich aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Im Nachlass Gütschow sind Abbildungen<br />

<strong>zu</strong>r Geschichte der Luftfahrt <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

Der Maler und Grafiker J.<br />

Turner ist mit Radierungen <strong>zu</strong> Industriebauten<br />

und Eisenbahndarstellungen vertreten.<br />

Weitere Künstler wie S. Sigrist, W.<br />

D<strong>zu</strong>baj und A. Kampf sind durch einzelne<br />

s Plakat aus <strong>den</strong> 1930er Jahren<br />

Foto: C. Kirchner/DTMB<br />

Werke <strong>zu</strong>m Schienenverkehr und <strong>zu</strong>m Arbeitsleben<br />

repräsentiert. Aus dem Bestand<br />

des Verkehrs- und Baumuseums ist eine von<br />

M. Klinger gestaltete Ehrenurkunde für die<br />

Hygiene-Ausstellung 1911 in Dres<strong>den</strong> hervor<strong>zu</strong>heben.<br />

Plakate<br />

Die Sammlung enthält ca. 2000 Werbeplakate<br />

und Plakatentwürfe namhafter<br />

Wirtschaftsunternehmen, überwiegend <strong>zu</strong>r<br />

Geschichte der Luftfahrt, und des Automobilwesens.<br />

Im einzelnen liegen Plakate<br />

der Werbegrafiker J. Gipkens und J. Klinger<br />

mit Motiven <strong>zu</strong> Flugveranstaltungen von<br />

1910–1917 vor. Im Bestand ist auchdas Plakat<br />

„Valier – Vorstoß in <strong>den</strong> Weltraum“<br />

(um 1930) von V. Römer <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>.<br />

Einen großen Teil nehmen die Arbeitsschutz-Plakate<br />

der Industria GmbH Berlin<br />

und der Ponti-Gesellschaft aus <strong>den</strong> 1930er<br />

bis 1950er Jahren ein. Neben Unfall- und<br />

Arbeitsschutz sind hier die Arbeitsmoral,<br />

Arbeitsqualität, Rentabilität, das Verhalten<br />

am Arbeitsplatz sowie der Umgang mit <strong>den</strong><br />

Kollegen zentrale Plakatthemen. Aus dem<br />

Bereich des Schienenverkehrs befin<strong>den</strong> sich<br />

Plakate aus dem Nachlass Metzeltin und ca.<br />

20 Plakate der Deutschen Bundesbahn aus<br />

<strong>den</strong> 1960er Jahren im Inventar. Im Plakatbestand<br />

gibt es auch politische DDR-Plakate<br />

der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED), der Gesellschaft für Sport und<br />

Technik (GST) und der Gesellschaft für<br />

Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF).<br />

Zum AEG-Bestand gehören Plakate <strong>zu</strong><br />

AEG-Lampen des Architekten und Grafikers<br />

P. Behrens. Ferner sind Plakate <strong>zu</strong> AEG-<br />

Haushaltsgeräten wie z. B. dem „Vampyr“-<br />

s Werbeaufsteller „Schmerz laß nach“,<br />

1958. Foto: DTMB<br />

Staubsauger, „Olympia“– Schreibmaschinen<br />

und Werbung der Firma Telefunken<br />

vorhan<strong>den</strong>. Eine gesonderte Sammlung<br />

setzt sich aus großformatigen französischen<br />

Fahrradplakaten seit 1895 <strong>zu</strong>sammen. Diese<br />

Sammlung ist dem Düsseldorfer Fahrradhändler<br />

G. Volke <strong>zu</strong> verdanken, der<br />

1980 dem Museum sein „Velociped-Archiv“<br />

übergab. Die künstlerische Grafik der<br />

lithografischen Plakate wird durch bekannte<br />

Künstler wie PAL (J. de Paléologue), Misti<br />

(F. Mist-Mifliez) oder H. Gray repräsentiert.<br />

Werbeaufsteller<br />

Die Sammlung besteht vorwiegend aus<br />

Aufstellern für die Schaufensterwerbung<br />

zwischen 1930 und 1970. Vertreten sind<br />

Firmen mit Produkten des täglichen Bedarfs.<br />

Hervor<strong>zu</strong>heben ist der Bestand von<br />

Werbeaufstellern und Verpackungen <strong>zu</strong>m<br />

Drogeriebedarf. Ein Großteil dieses Bestandes<br />

besteht aus dem Geschäftsnachlass<br />

einer Drogerie aus der DDR. Dieses Konvolut<br />

umfasst Produktwerbung verschie<strong>den</strong>er<br />

Cremes und Pflegemittel, z.B. von PRAX<br />

über Putz-, Scheuer- und Spülmittel wie<br />

ATA oder IMI bis hin <strong>zu</strong> Mitteln gegen<br />

Ameisen, Fliegen und Motten von Delicia.<br />

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt<br />

sind Werbeaufsteller und Tüten mit Werbung<br />

für Rollfilme der Firmen Gevaert,<br />

Kodak und Agfa. Im Bereich der Textilbekleidung<br />

fin<strong>den</strong> sich die Marken Triumph,<br />

Schiesser und Jockey im Bestand. Kathreiners<br />

Malzkaffee ist ebenso mit Werbeaufstellern<br />

vertreten wie Knorr-Produkte oder<br />

Zinsser Allsat Knoblauchperlen und -pillen.<br />

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ARCHIV<br />

MARTIN BRENNIGK


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BIBLIOTHEK<br />

Fotoalben<br />

und Videos<br />

Fotoalben<br />

Die Sammlung umfasst bisher ca. 380 Alben.<br />

Hier<strong>zu</strong> zählen Erinnerungsalben, insbesondere<br />

von Militärangehörigen aus dem<br />

Bereich Luftfahrt des Ersten und Zweiten<br />

Weltkrieges, aber auch von Privatpersonen,<br />

die ihren Urlaub in Alben festgehalten haben.<br />

Ein anderer Teil der Fotoalben ist im<br />

Auftrag von Firmen hergestellt wor<strong>den</strong>, die<br />

ihre Produkte bzw. Arbeitsbereiche vorstellen.<br />

Die technischen Schwerpunkte bil<strong>den</strong><br />

Luftfahrt- und Bahntechnik, Architektur,<br />

Industrie, Handwerk und der Bereich<br />

Personenbeförderung. Die Aufnahmen reichen<br />

vom privaten Schnappschuss bis <strong>zu</strong>r<br />

professionellen Industriefotografie. Die<br />

gezeigte Auswahl soll einen Eindruck davon<br />

vermitteln, dass neben Prachtalben, die<br />

schon durch die Art der Anfertigung, Gestaltung<br />

und Größe ihre Bedeutung vermitteln,<br />

auch Alben von beschei<strong>den</strong>er<br />

Ausstattung durchaus durch ihre Inhalte<br />

beeindrucken. Das gilt z. B. für die Fotoreihe<br />

<strong>zu</strong> dem Unglück beim Bau der Nord-<br />

Süd-Bahn am 20.08.1935 in Berlin oder die<br />

Röntgenfotografien von Prof. König in<br />

Frankfurt am Main. Eine größere Zahl der<br />

Alben stammt aus der Sammlung Metzel-<br />

s Fotoalbum Victoria-Versicherung<br />

in Berlin, ca. 1909. Foto: DTMB<br />

tin. Das älteste Album ist aus der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts, das neueste<br />

stammt von 1991. Die Sammlung ist nicht<br />

abgeschlossen. Die überwiegende Zahl ist<br />

mit Hilfe der EDV voll erschlossen. Die Textinformationen<br />

<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Alben wer<strong>den</strong> durch<br />

Digitalfotos, die in die Datensätze eingebun<strong>den</strong><br />

sind, ergänzt.<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

CLAUS BRÜNDEL<br />

Videos<br />

Der Bestand umfasst etwa 500 Videos von<br />

Filmmaterial aus <strong>den</strong> Jahren ab 1900, wobei<br />

auch hier der Grundstock vom Förderverein<br />

gesammelt wurde. Zumeist handelt es<br />

s Damenhand im Handschuh mit Armband<br />

und Blumenstrauß. Foto: DTMB<br />

s Prachtalbum <strong>zu</strong>r Silbernen Hochzeit<br />

von Dir. Bachmann, 1887. Foto: DTMB<br />

sich dabei um Videomitschnitte von technikbezogenen<br />

Fernsehsendungen oder<br />

Videoumspielungen von Filmmaterial. Der<br />

Bestand wächst durch Belegexemplare, die<br />

das Museum von Fernsehanstalten und<br />

Produktionsfirmen erhält. Drei bedeutende<br />

Bestände sind in diesem Sammlungsbereich<br />

<strong>zu</strong> fin<strong>den</strong>: <strong>zu</strong>m einen die Dokumentation<br />

<strong>zu</strong>m Windmühlenaufbau des DTMB, <strong>zu</strong>m<br />

anderen die Luftfahrthistorische Dokumentationssammlung<br />

<strong>zu</strong>m Thema „Lilienthal“<br />

und eine Materialsammlung <strong>zu</strong>r Geschichte<br />

des Rundfunks, beide vom Rundfunkjournalisten<br />

Werner Schwipps.<br />

PETER MIKA<br />

s Videokassette mit der Dokumentation<br />

„Otto Lilienthal“. Foto: DTMB<br />

s Prachtalbum <strong>zu</strong>m Ausbau der Bahnstrecke<br />

Eisenerz-Vordernberg, 1890. Foto: DTMB


Kleine Erwerbungen<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Die Kleinen Erwerbungen bestehen <strong>zu</strong>meist<br />

aus Einzelstücken, die in anderen<br />

archivalischen Sammlungen nicht untergebracht<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Sie sind jedoch von<br />

Wert für sozial- und kulturgeschichtliche<br />

s Mitgliedskarte der Betriebssportgruppe<br />

der Junkers, Dessau. Foto: DTMB<br />

s Album <strong>zu</strong>m Bau des Flughafens Tempelhof 1937.<br />

Foto: DTMB<br />

Forschungen. Enthalten sind z. B. Notgeld,<br />

Lebensmittelkarten, Arbeits-, Haushaltsbücher,<br />

Mitgliedskarten für verschie<strong>den</strong>e Vereine<br />

wie z. B. Automobilklubs, Radfahrvereine<br />

oder Betriebssportgruppen.<br />

s Arbeitszeitbuch für <strong>den</strong> Kraftdroschkenführer<br />

B. Witte, Berlin. Foto: DTMB<br />

Für die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs<br />

in Berlin sehr interessant ist die<br />

Akte <strong>zu</strong>m Hochbahnunglück am Gleisdreieck<br />

1908. Sie enthält nicht nur die Unterlagen<br />

über <strong>den</strong> Prozess gegen <strong>den</strong> „Unglücksfahrer“,<br />

sondern es wur<strong>den</strong> nach<br />

diesem Unglück auch umfangreiche Untersuchungen<br />

<strong>zu</strong>r Unfallverhütung und <strong>zu</strong>r<br />

Auslastung der Hochbahn angestellt, die<br />

dieser Akte beigefügt sind<br />

Für Freunde der Fliegerei von besonderem<br />

Interesse ist das grafisch schön gestaltete<br />

Album <strong>zu</strong>m Ausbau des Flughafens Tempelhof<br />

von 1937, dem Ingenieur Ernst Sagebiel<br />

gewidmet, und zahlreiche Flugbücher<br />

s Schnittmuster im Postkartenformat.<br />

Foto: DTMB<br />

vom Ballonfahrer über <strong>den</strong> Segelflieger bis<br />

<strong>zu</strong>m Motorflugpiloten. Kleine Kuriosa sind<br />

die Schnittmuster für Kleidung, Pantoffeln<br />

oder Schuhe aus dem Zweiten Weltkrieg,<br />

die oft aus Zeitungspapier selbst entworfen<br />

oder noch 1945 als Notschnittmuster im<br />

Postkartenformat vertrieben wur<strong>den</strong>.<br />

Die Sammlung enthält <strong>zu</strong>r Zeit 1900 verzeichnete<br />

Einheiten aus dem Zeitraum von<br />

1750–2006 und wird ständig ergänzt.<br />

URSULA SCHÄFER-SIMBOLON<br />

s Detail einer Lebensmittelkarte von<br />

Groß-Berlin, 1950. Foto: DTMB<br />

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BIBLIOTHEK


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DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 | 2008<br />

Werbeschrift der Hortaxin-Werke, Berlin-Neukölln, Januar 1916. Foto: DTMB<br />

Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin<br />

(DTMB)<br />

Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin<br />

U-Bahn Gleisdreieck und Möckernbrücke<br />

S-Bahn Anhalter Bahnhof (Südausgang)<br />

Tel.: (030) 90254-0, Fax: (030) 90254-175<br />

www.dtmb.de, E-Mail: info@dtmb.de<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Ulrike Andres<br />

Tel.: (030) 90254-224, E-Mail: andres@dtmb.de<br />

Di.–Fr. 9.00–17.30 Uhr<br />

Sa, So,. Feiertage 10.00–18.00 Uhr<br />

Montag geschlossen<br />

Science Center Spectrum<br />

Möckernstraße 26, 10963 Berlin<br />

Tel.: (030) 90254-284, Fax: (030) 90254-283<br />

E-Mail: spectrum@dtmb.de<br />

Di.–Fr. 9.00–17.30 Uhr<br />

Sa, So,. Feiertage 10.00–18.00 Uhr<br />

Montag geschlossen<br />

Oldtimer-Depot<br />

Wegen Umbauarbeiten bis auf Weiteres<br />

geschlossen.<br />

Bibliothek, Historisches Archiv<br />

Di.–Do. 10.00–17.15 Uhr, Fr. 10.00–14.00 Uhr<br />

Bibliothek: Tel.: (030) 90254-113<br />

Historisches Archiv: Tel.: (030) 90254-133<br />

Freunde und Förderer des<br />

Deutschen Technikmuseums Berlin e.V. (FDTM)<br />

Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin<br />

Tel: (030) 262 20 31, Fax (030) 26 55 81 85<br />

Homepage: über www.dtmb.de<br />

E-Mail: fdtm-Berlin@t-online.de<br />

Die Geschäftsstelle im Stellwerk ist<br />

donnerstags von 10.00–13.00 Uhr geöffnet.<br />

Archenhold-Sternwarte<br />

Alt-Treptow 1, 12435 Berlin<br />

Tel.: (030) 534 80 80, Fax: (030) 534 80 83<br />

www.astw.de, E-Mail: zgp@astw.de<br />

Besichtigung: Mi.–So. 14.00–16.30 Uhr<br />

Zeiss-Großplanetarium<br />

Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin<br />

Tel.: (030) 42 18 45 12, Fax: (030) 42 51 252<br />

www.astw.de, E-Mail: zgp@astw.de<br />

Förderverein der Archenhold-Sternwarte<br />

und des Zeiss-Großplanetarium Berlin e.V.<br />

Archenhold-Sternwarte<br />

z. Hd. Herrn D. Fürst (Sekretär)<br />

Alt-Treptow 1, 12435 Berlin<br />

Tel.: (030) 534 80 80, Fax (030) 534 80 83<br />

E-Mail: dfuerst@astw.de<br />

Zucker-Museum<br />

Amrumer Straße 32, 13353 Berlin<br />

Tel.: (030) 31 42 75 74, Fax: (030) 31 42 75 86<br />

E-Mail: <strong>zu</strong>ckermuseum@berlin.de<br />

Mo.–Do. 9.00–16.30 Uhr, So. 11.00–18.00 Uhr<br />

Fördererkreis Zucker-Museum e.V.<br />

c/o Verlag Dr. Albert Bartens KG<br />

z. H. Herrn Dr. Jürgen Bruhns<br />

Lückhoffstraße 16, 14129 Berlin<br />

Tel.: (030) 803 56 78, Fax: (030) 803 20 49<br />

www.foerdererkreis-<strong>zu</strong>cker-museum.de<br />

E-Mail: JBruhns@bartens.com<br />

Zu unseren Titelfotos:<br />

Oben: Der Technikhistoriker Franz<br />

Maria Feldhaus vor seiner<br />

Arbeitskartei. Foto: DTMB<br />

Unten links: Lesezimmer der Bibliothek des<br />

Vereins Deutscher Ingenieure<br />

in der Berliner Dorotheenstrasse<br />

um 1930. Foto: DTMB<br />

Unten Mitte: Kartenlesesaal des ehemaligen<br />

Museums für Meereskunde.<br />

Foto: DTMB<br />

Unten rechts: Blick in <strong>den</strong> Lesesaal des DTMB.<br />

Foto: DTMB<br />

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