14.08.2012 Aufrufe

Das Raf-Phantom

Das Raf-Phantom

Das Raf-Phantom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

diese Hypothese nicht wahrscheinlicher. Vielmehr widerrief Nonne seine<br />

Erzählungen in unserer ARD-Brennpunkt-Sendung Die Zerstörung<br />

der RAF-Legende am 1. Juli 1992. Der Verfassungsschutz habe ihn erpresst,<br />

diese Aussagen zu machen, sagte Nonne. Mit einem Mal verschwand<br />

das »RAF«-<strong>Phantom</strong>, eben noch scheinbar ans Licht gezerrt,<br />

wieder in der Dunkelheit.<br />

Während die Entstehung der »Baader-Meinhof-Gruppe« und späteren<br />

»RAF« aus ihren Zusammenhängen heraus noch einigermaßen nachvollziehbar<br />

ist, gilt das für die Schießereien und Bombenanschläge, die seit<br />

1984 unter dem Markenzeichen »RAF« stattfanden, nicht mehr. Obwohl<br />

interessierte Kreise immer wieder die Verbindung zwischen kritischen<br />

Bevölkerungspotenzialen und den Killern von Karl Heinz Beckurts oder<br />

Alfred Herrhausen herstellten, fehlt es im Hinblick auf die »Dritte Generation«<br />

bis heute an benennbaren Personen, die aus Protestbewegungen<br />

hervorgegangen sein und schließlich zur Waffe gegriffen haben sollen.<br />

Denn während die »RAF« über Jahrzehnte hinweg die gleiche geblieben<br />

sein soll, änderten sich die Protestbewegungen radikal.<br />

Mit der »Studentenbewegung« der sechziger und frühen siebziger<br />

Jahre war die »Friedens-« oder »Anti-Atomkraft-Bewegung« nicht vergleichbar.<br />

Statt eines universalen, systemkritischen Ansatzes machten<br />

sie eher als »One-Point-Movement« von sich reden: Gegen die NATO-<br />

Hochrüstung, gegen die Atomwirtschaft, gegen Tieffl ug, gegen den<br />

Golfkrieg usw. Die Hunderttausende, die nun auf die Straße gingen, waren<br />

im Hinblick auf die ursprünglichen Ziele etwa der Studentenbewegung<br />

weitaus bescheidener geworden. Kaum zu glauben, dass im Namen<br />

ihrer verkürzten »Ansätze« ein Andreas Baader zur Waffe gegriffen<br />

hätte. Ihm hätte zweifellos die radikale Systemkritik gefehlt. Die »RAF«<br />

von damals war in ihrer Systemanalyse und -kritik weitaus übergreifender,<br />

umfassender, grundsätzlicher und theoretischer als irgendeine Friedens-<br />

oder Anti-Atomkraft-Bewegung. Zu der Verengung des Blickwinkels<br />

in den sogenannten »Neuen sozialen Bewegungen« kam in jüngerer<br />

Zeit schließlich noch ein erhebliches Nachlassen an Militanz. Lieferten<br />

sich Demonstranten und Polizei an den Kernkraftwerken Brokdorf und<br />

Grohnde noch blutige Schlachten, beschränkte sich die Protestbewegung<br />

gegen den Golfkrieg oder die Treuhandanstalt Anfang der neunziger<br />

Jahre im Wesentlichen auf Mahnwachen und vergleichsweise<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!