Spitex europaweit - Spitex Bern
Spitex europaweit - Spitex Bern
Spitex europaweit - Spitex Bern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
weniger an der Wirtschaftlichkeit als vielmehr an den Bedürfnissen<br />
der Patienten ausgerichtet sind. Ohnehin sind die Wege hier<br />
weiter als in anderen Bundesländern: Gerade einmal 86 Seelen<br />
leben auf einem Quadratkilometer – nur Mecklenburg-Vorpommern<br />
ist noch dünner besiedelt. Wir fahren durch Dörfer und<br />
vorbei an weiten Roggenfeldern. Auf einem Hügel drehen sich<br />
Windräder. Kirschbäume, Eichen und Linden säumen den Strassenrand.<br />
«Schauen Sie aus dem Fenster, das entschädigt für vieles»,<br />
sagt Lehmann, während sie auf das nächste Dorf zusteuert.<br />
Die Patientin wartet schon: Alma Räther (94), eine<br />
magere Frau mit einem langen weissen Zopf, braucht ihre Insulinspritze.<br />
Der Sohn und die Schwiegertochter dürften die Injektion<br />
zwar auch verabreichen, schaffen es aber nicht: «Meine Frau<br />
hat schlechte Augen und ich müsste mich gleich daneben legen,<br />
wenn ich jemandem eine Spritze geben würde», erklärt der Sohn.<br />
Heimspiel 4 l 08 SPITEX EUROPA n 13<br />
«Sie haben meinen Fuss dreimal operiert. Ich bin knapp an der Amputation vorbeigeschrammt», erzählt Paul Specht und<br />
seine Frau Ursula schaut zu, wie Anke Lehmann vorsichtig den Verband abwickelt.<br />
Obwohl die Zeit drängt, sind Anke Lehmanns Bewegungen nur<br />
beim Autofahren, beim Schalten von einem Gang in den anderen,<br />
zackig. Bei den Schugarts bleibt sogar zum Singen Zeit. Volkslieder<br />
habe die Schwester ihrem dementen Mann vorgetragen,<br />
erzählt Hildegard Schugart. «Wo wir doch früher so gern tanzen<br />
gegangen sind.» Sie seufzt. Ihre Augen füllen sich mit Tränen,<br />
Schwester Anke streicht ihr tröstend über den Rücken – der Pflegedienst<br />
unterstützt nicht zuletzt auch die Angehörigen. «Wir sind<br />
froh, dass die netten Schwestern immer kommen, nicht?», fragt<br />
Hildegard Schugart ihren Mann Kurt (79), aber dieser schaut sie<br />
nur verwirrt an.<br />
«Es arbeitet sich zwar leichter mit Distanz. Aber<br />
trösten und Händchenhalten muss drinliegen», sagt Anke Lehmann,<br />
als sie wieder hinterm Lenkrad sitzt. Wir sind auf dem<br />
Weg nach Marzahna zu Paul Specht (76). Er ist der einzige ihrer