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Spitex europaweit - Spitex Bern

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In vielen europäischen Ländern ist ein Mangel an Koordination<br />

und fehlende sektorenübergreifende Integration der<br />

Krankenversorgung festzustellen. Defizite zeigen sich vor<br />

allem an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer<br />

Versorgung, wie Reinhard Busse, Universitätsprofessor für<br />

Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität<br />

Berlin, bereits vor Jahren festhielt («Health Policy Developments<br />

– International Trends and Analyses 2003» von Reinhard<br />

Busse und Sophia Schlette).<br />

Die europäischen Länder versuchen dieses Problem<br />

mit verschiedenen Massnahmen zu entschärfen. So wurden beispielsweise<br />

in Frankreich Pflegepläne eingeführt, die neben den<br />

Leistungserbringern aus dem Gesundheitssektor auch Dienstleister<br />

und Fachkräfte aus dem Sozial- und Pflegebereich einbeziehen.<br />

Von solchen vernetzten Systemen – integrierte Versorgung<br />

genannt – wird ein grosses Potenzial zur Verbesserung von Qualität<br />

und Kostenwirksamkeit erhofft.<br />

Derzeit laufen in Europa mehrere Pilotprojekte,<br />

um die Auswirkungen dieser integrierten Versorgung zu prüfen.<br />

Verschiedentlich wird ein effizienterer Ablauf festgestellt,<br />

für ein definitives Urteil ist es aber noch zu früh. Wir wollten<br />

wissen, wie die integrierte Versorgung in Deutschland gehandhabt<br />

wird und befragten dazu Christoph Treiss, Geschäftsführer<br />

des Landesverbands freie ambulante Krankenpflege Nordrhein-<br />

Westfalen.<br />

Heimspiel: Der Begriff «Integrierte Versorgung» lässt<br />

einigen Interpretationsspielraum. Was bedeutet er in Nordrhein­Westfalen?<br />

Christoph Treiss: Theoretisch meint Integrierte Versorgung,<br />

dass Krankenkassen mit unterschiedlichen Leistungserbringern<br />

Verträge über eine sektorenübergreifende Versorgung der Versicherten<br />

oder eine interdisziplinär-fachübergreifende Versorgung<br />

der Versicherten abschliessen. Dabei arbeiten Fachärzte, Spitäler<br />

und Pflegedienste interdisziplinär zusammen. So soll Integrierte<br />

Versorgung für mehr Wirtschaftlichkeit, mehr Transparenz und<br />

eine höhere Qualität der Behandlung sorgen. So viel zur reinen<br />

Lehre.<br />

Heimspiel 4 l 08 SPITEX EUROPA n 17<br />

«Zusammenarbeit hat<br />

keinen hohen Stellenwert»<br />

INTEGRIERTE VERSORGUNG n In vielen Regionen Europas sucht man nach neuen Wegen, um eine<br />

effizientere, bessere und letztlich günstigere Gesundheitsversorgung zu erreichen. Einen Lösungsansatz<br />

erhofft man sich durch die sogenannte Integrierte Versorgung, wo der Patient sektorenübergreifend<br />

versorgt wird. Wir werfen einen Blick nach Nordrhein­Westfalen, wo man auf die Integrierte<br />

Versorgung setzt – und wo es bei der Umsetzung hapert.<br />

VON ANNETT ALTVATER (INTERVIEW)<br />

Christoph Treiss, Geschäftsführer des Landesverbands<br />

freie ambulante Krankenpflege Nordrhein-Westfalen.<br />

Und wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus?<br />

In der Vergangenheit war es schwierig, Versorgungsverträge<br />

abzuschliessen. Die Frage, die sich stellte, war: Wird die Integrierte<br />

Versorgung aus dem stationären oder aus dem ambulanten<br />

Budget bezahlt?<br />

Hat die Anschubfinanzierung der Bundesregierung für<br />

neue Versorgungsverträge gesorgt?<br />

Die Finanzierungsfrage entschärfte sich, als die Bundesregierung<br />

beschlossen hat, die Integrierte Versorgung mit einer<br />

Anschubfinanzierung zu unterstützen. Seit 2004 behalten die<br />

Krankenkassen jeweils bis zu ein Prozent der ärztlichen Vergütung<br />

und der Rechnung für die stationäre Versorgung ein. Bundesweit<br />

sind das knapp 700 Millionen Euro, mit denen die Integrierte<br />

Versorgung finanziert wird.<br />

Was passiert mit diesem Geld?<br />

In den für die häusliche Pflege relevanten Bereichen schliesst<br />

eine Krankenkasse beispielsweise mit einer Managementgesellschaft<br />

für eine festgelegte Indikation einen Vertrag über die Versorgung<br />

der entsprechenden Patientengruppe ab. Die Managementgesellschaft<br />

kümmert sich darum, Ärzte, Spitäler, qualifizierte<br />

Pflegedienste und die Hersteller von Versorgungsmitteln ins Boot<br />

zu holen und stellt so die Versorgung aus einer Hand sicher. Die<br />

zvg

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