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Ventura 4/11 - Stadtsparkasse Düsseldorf

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Das Private-Banking-Magazin der <strong>Stadtsparkasse</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 4 | 20<strong>11</strong><br />

Über den Mut,<br />

das zu tun,<br />

was andere lassen


Editorial<br />

Mut zur Zukunft<br />

Andreas Vogt<br />

Direktor<br />

Private Banking<br />

Der Literaturnobelpreisträger Hermann<br />

Hesse hat einmal gesagt: „Damit das Mögliche<br />

entsteht, muss immer wieder das Unmögliche<br />

versucht werden.“ Angesichts der aktuellen<br />

Farce um Schuldenkrise, Eurorettungsschirm<br />

und Schuldenschnitt wünsche ich mir von<br />

den politisch Verantwortlichen genau den<br />

Mut, das scheinbar Unmögliche zu versuchen.<br />

Die europäische Einigung und der Euro sind<br />

Orientierungen, für die sich ein hoher Einsatz<br />

lohnt. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum<br />

Euro. Täglich neu zu überlegen, wer denn aus<br />

der Währungsunion austreten sollte oder wie<br />

eine andere Währungsunion aussehen könnte,<br />

schafft Misstrauen. Und das ist genau das Gegenteil<br />

dessen, was nötig ist. Die Politik sollte<br />

den Mut haben, mit nachhaltigen Maßnahmen<br />

wie der Änderung der europäischen Verträge,<br />

dafür zu sorgen, dass Europa auch in Zukunft<br />

eine Chance auf der Weltbühne hat. Deutschland<br />

braucht eine starke EU. Dazu gehört auch,<br />

dass die Europäische Union noch viel tiefer<br />

in das Innenleben ihrer Mitgliedstaaten wird<br />

eingreifen müssen als bisher. Das betrifft die<br />

Finanz-, die Wirtschafts- oder die Sozialpolitik.<br />

Aber dies – angesichts vieler antieuropäischer<br />

Stimmungen – auch den Bürgern zu sagen,<br />

dazu bedarf es Mut zu zeigen. Eben „Mut zur<br />

Zukunft“, wie es der Altbundeskanzler Helmut<br />

Schmidt formuliert hat.<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen<br />

war es für uns schon fast „alternativlos“,<br />

um in der Politikersprache zu bleiben,<br />

„Mut“ in den Mittelpunkt dieser VENTURA zu<br />

stellen. Mut als Forderung im Sinne der bekannten<br />

Interpretation des Philosophen Kant:<br />

„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu<br />

bedienen.“ So porträtieren wir in diesem Heft<br />

keine Superhelden. Stattdessen Menschen, die<br />

sich auch einmal verrennen können, nicht nur<br />

makellos sind. Aber den Mut haben, immer wieder<br />

etwas Neues anzufangen. Eben das vorgeblich<br />

Unmögliche zu wagen, um etwas zu ändern.<br />

Für sich, aber auch für die Gesellschaft, deren<br />

Teil sie sind. Ein Beispiel ist die vielfach ausgezeichnete<br />

Ex-Managerin und Ex-Konzernchefin<br />

Britta Steilmann, die nach dem Zusammenbruch<br />

des Familienunternehmens ganz neue<br />

Wege gegangen ist. Oder Dr. Dimitrios Argirakos,<br />

der immer wieder auf dem scheinbaren Karrierehöhepunkt<br />

neue Herausforderungen sucht –<br />

ob als Unternehmens- und Politikberater, Wissenschaftler,<br />

Jurist oder IT-Unternehmer. Und<br />

wir stellen mit „action medeor“ eine Stiftung<br />

vor, die den Mut hat, dort Menschen zu helfen,<br />

wo andere behaupten, es sei unmöglich. Unsere<br />

Finanzkolumne beleuchtet angesichts der<br />

Volatilität der Finanzmärkte Investmentideen<br />

in der Welt der Rohstoffe. Abschließend möchten<br />

wir Sie gerne in einen <strong>Düsseldorf</strong>er Kunstsalon<br />

entführen. Es ist eine Kulturinstitution,<br />

die schon untergegangen schien, aber in vernetzten<br />

Zeiten eine Renaissance erlebt.<br />

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Andreas Vogt<br />

02 ventura 4|20<strong>11</strong>


04 Im Gespräch: Was die Ökopionierin<br />

Britta Steilmann bewegt und bewegt hat.<br />

08 Aus Tönisvorst in alle Welt: „action<br />

medeor“ leistet nachhaltig Hilfe – auch<br />

abseits der großen Katastrophen.<br />

10 Investmentideen: Im Alltag kommt niemand<br />

an Rohstoffen vorbei. Und beim<br />

eigenen Depot?<br />

12 Im Porträt: Dimitrios Argirakos liebt die<br />

Auseinandersetzung mit neuen Dingen<br />

und hat mutige Visionen.<br />

16 Filigrane Handarbeit: Hochwertige<br />

mechanische Uhren sind begehrt.<br />

VENTURA besuchte die Manufaktur<br />

A. Lange & Söhne in Glashütte.<br />

22 Kunst im kleinen Kreis: Die Salonkultur<br />

kehrt zurück – willkommen ist, wer etwas<br />

zu sagen oder darzubieten hat.<br />

26 Weißes Gold: Handgeschöpftes Meersalz<br />

begeistert als erlesene Zutat für<br />

Speisen und Pflegeprodukte.<br />

04 Zu Gast bei<br />

Britta Steilmann<br />

Inhalt<br />

32 Leben in ländlicher Idylle 42 Consulting von der Kanzel<br />

28 Spuren eines Dichters: Ernest Hemingway<br />

machte Kuba zu seiner Wahlheimat.<br />

Auch 50 Jahre nach seinem Tod wird er<br />

dort verehrt.<br />

32 Stadt – Land – Genuss: Entgegen aller<br />

Prognosen wird das Dorf als Rückzugsort<br />

oder als ruhige, motivierende<br />

Arbeitsstätte neu entdeckt.<br />

36 Die Illusion vom tapferen Ritter: Warum<br />

Menschen sich nach einer heilen Welt<br />

sehnen und die Epoche des Mittelalters<br />

romantisch verklären.<br />

40 Gut gewappnet: Nicht nur der Adel kann etwas<br />

im Schilde führen. Heraldiker entwerfen<br />

Familienwappen auch für Bürgerliche.<br />

42 Beratung mit klarem Standpunkt: Die<br />

Kirchen beraten immer mehr Unternehmen.<br />

Das Ziel: nachhaltige und gerechte<br />

Managemententscheidungen.<br />

46 „Kunstsinn“: Die Salonière Konstanze<br />

Petersmann lädt zu intellektuellem Austausch<br />

im Stile der klassischen Salons.<br />

25 Das Gedicht<br />

35 Kunst-Edition<br />

45 Zahlen unseres<br />

Lebens<br />

47 Impressum<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> 03


„Verantwortung für die nächsten<br />

sieben Generationen!“<br />

Sie sagt von sich, sie führe ein interessantes, facettenreiches Leben, privat wie beruflich.<br />

Stets mutig, traut sie sich viele Exkursionen in die unterschiedlichsten Bereiche<br />

zu. Oftmals war Britta Steilmann eine Pionierin – ob sie nun die erste Ökokollektion<br />

in der Textilbranche einführte oder in die Männerdomäne Profifußball einbrach.<br />

:: Von Klaus Hackert<br />

Doch beginnen wir mit den Wattenscheider Jugendjahren.<br />

Schulisch fühlte sie sich unterfordert. „Der Unterricht war<br />

zu eindimensional, ich vermisste vernetztes Denken. Der<br />

Wunsch, die Welt zu verstehen, kam viel später, die Schule<br />

habe ich nie gemocht“, sagt Britta Steilmann. Nach dem<br />

Abitur wollte die Unternehmertochter eigentlich Psychologie<br />

studieren, ließ sich aber von den Eltern überzeugen,<br />

in das Familienunternehmen, damals die Nummer eins in<br />

Europas Bekleidungsindustrie, einzusteigen. Doch zuvor<br />

zog sie nach New York, genoss die Anonymität der Großstadt<br />

und die Erfahrung, sich in einer neuen Umgebung<br />

jenseits von Ruhr und Rhein zurechtzufinden. Sie studierte<br />

Design am Fashion Institute for Marketing and Technology.<br />

Und plötzlich konnte sie nicht genug lernen, wurde ein<br />

Bücherwurm und las alles durcheinander: Geschichte,<br />

Weltreligionen, Politik, Kultur und Philosophie.<br />

Ihren ersten Vertriebsjob übernimmt Britta Steilmann im<br />

kanadischen Montreal. Und Nordamerika ließ sie bis heute<br />

nicht mehr los. Jahrelang wohnte und arbeitete sie regelmäßig<br />

für drei Monate im Pine-Ridge-Reservat der Lakotas<br />

in South-Dakota. Hier, am Fuße der den Indianern heiligen<br />

Black Mountains, kämpfte sie gegen den Uranbergbau. Half,<br />

Biogärten anzulegen und lernte die indianische Sicht der<br />

Welt schätzen, in der die gesamte Mit- und Umwelt zentral<br />

ist, nicht allein der Mensch. Verzweifelte aber auch an den<br />

Problemen im größten Indianerreservat der USA: Entwurzelung<br />

von der eigenen Kultur, Drogen, Arbeitslosigkeit,<br />

Alkoholismus und eine hohe Selbstmordrate haben aus<br />

den stolzen Prärieindianern, die hier am Little Big Horn<br />

General Custer geschlagen hatten, mutlose Menschen<br />

jenseits der Armutsgrenze gemacht.<br />

Barfuß und Lackschuh. In den 1990ern lebte die politisch<br />

aktive Britta Steilmann in zwei Welten. „Als Unternehmerin<br />

zwischen Handels- und Chemiekonzernen und den Banken.<br />

Als Ökoaktivistin mit Petra Kelly auf dem Salzburger Uranium<br />

Hearing 1992, wo eingeborene Völker über ihr von der<br />

Atomindustrie verursachtes Leiden berichteten, oder auf den<br />

Massendemonstrationen gegen die Atomkraft. Und beides war<br />

ich gleichermaßen“, sagt sie. Im Nachhinein nicht sonderlich<br />

erfolgreich waren ihre Ausflüge in die Parteipolitik und in den<br />

Profifußball: Die Rolle als Beraterin des beim Wählervolk doch<br />

sehr blass erscheinenden Ex-SPD-Chefs und Ex-Kanzlerkandidaten<br />

Rudolf Scharping gab sie auf, als er gegen ihren Rat eine<br />

Troika mit Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine bildete.<br />

Bei dem bis dahin immer als „graue Maus der Bundesliga“<br />

titulierten Traditionsclub Wattenscheid 09 sorgte sie als damals<br />

einzige Fußballmanagerin in Deutschland zwar dafür, dass<br />

der Club plötzlich überregionale Schlagzeilen erhielt – „Erster<br />

Trainer von Frau gefeuert!“ titelte BILD – aber die im Kampf<br />

gegen Chemiekonzerne, Lobbyisten und Banken gestählte<br />

Ökounternehmerin konnte auch nicht verhindern, dass der<br />

Club aus der Bundesliga abstieg. Heute ist die sechstklassige<br />

Verbandsliga Westfalen die sportliche Heimat des Clubs. Den<br />

Familienkonzern verließ Britta Steilmann 2003 nach Streitigkeiten<br />

mit den Geschwistern endgültig, nachdem sie schon<br />

einmal 1999 ihren Schreibtisch in der Konzernzentrale freiwillig<br />

geräumt hatte. Das ehemalige Flaggschiff der deutschen Bekleidungsindustrie<br />

selbst wurde 2006 bei drohender Insolvenz von<br />

der italienischen Mirco-Radici-Gruppe geschluckt.<br />

Aktuell führt Britta Steilmann eine kleine Agentur bei <strong>Düsseldorf</strong>,<br />

die Menschen, die etwas Besonderes suchen, ein individuelles<br />

Lebensumfeld schaffen will. „Es gilt, Räume zu schaffen,<br />

in denen sich die Bewohner wiedererkennen, wohlfühlen,<br />

voller Harmonie und Ruhe“, lautet ihr Ziel. „Unsere ganzheitliche<br />

Beratung geht von der Suche des richtigen Ortes bis hin<br />

zur richtigen Einrichtung. Bei uns erhält man alles aus einer<br />

Hand“. Inklusive eines internationalen Netzwerks aus Desig-<br />

04 ventura 4|20<strong>11</strong>


Britta Steilmann, 45, studierte<br />

Design in New York und Montreal,<br />

stieg in die Bekleidungsgruppe<br />

ihres Vaters Klaus Steilmann<br />

in Wattenscheid ein und wurde<br />

bekannt durch ihre Ökokollektion.<br />

Die preisgekrönte Unternehmerin<br />

(unter anderem Ökomanager des<br />

Jahres 1993, Juniormanagerin<br />

des Jahres 1994, Bundesverdienstkreuz<br />

1995 aus den Händen von<br />

Bundespräsident Roman Herzog)<br />

war von 2001 bis 2003 Konzernchefi<br />

n der Steilmann-Gruppe,<br />

danach Unternehmensberaterin.<br />

Heute entwirft sie Wohn- und<br />

Lebensräume.<br />

ventura 4|20<strong>11</strong><br />

„Erfolg ist für mich<br />

ein riesengroßer Motivator.“<br />

05


nern, Architekten, Möbelbauern und Gartenspezialisten,<br />

unter Leitung von Britta Steilmann. Aktiv wurde die Agentur<br />

bislang in NRW und in New York.<br />

VENTURA: Frau Steilmann, Sie verkehrten in den höchsten<br />

Etagen von Wirtschaft und Politik, es gibt kaum jemanden,<br />

den Sie nicht kennen oder der Sie nicht kennt.<br />

Welcher Mensch hat Sie bislang am meisten beeinfl usst?<br />

Steilmann: Dank meiner Tätigkeit als Unternehmerin, im<br />

Umweltschutz und in der Antiatombewegung sind mir<br />

immer wieder „Lichtgestalten“ begegnet. So durfte ich mit<br />

dem Dalai Lama zusammenarbeiten, bin dreimal mit Nelson<br />

Mandela zusammengetroffen. Menschen wie diese haben<br />

sicherlich großen Einfl uss auf meine Sicht der Dinge gehabt.<br />

Doch zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters muss ich<br />

sagen, dass er mich am meisten beeindruckt und geprägt<br />

hat. Er verkörpert für mich das Bild eines Unternehmers<br />

und auch das eines Mannes, wie ich es mir oftmals von<br />

Kollegen gewünscht habe – gradlinig, großzügig, ehrlich,<br />

zuverlässig und sehr weltoffen. Des Weiteren haben mich<br />

stark der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms<br />

der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, und Mitglieder des<br />

Club of Rome, wie der ehemalige VW-Manager und Philosoph<br />

Daniel Goeudevert gefördert.<br />

VENTURA: Was war das Besondere an Ihrem Vater Klaus<br />

Steilmann?<br />

Steilmann: Er hat uns drei Mädchen schon sehr früh verstehen<br />

lassen, dass er keine Unterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern macht. Das ist für einen Mann seiner Generation<br />

eine sehr unübliche Sicht der Dinge. Geprägt wurde<br />

die Weltanschauung durch unsere sehr starke und offenherzige<br />

Großmutter, die mein Vater sehr liebte. Ich habe seit<br />

meinem achten Lebensjahr meinen Vater auf Reisen oder<br />

auf öffentliche Empfänge begleitet. Wir trafen da auf viele<br />

beeindruckende Persönlichkeiten, vor denen ich als junges<br />

Mädchen eine natürliche Scheu hatte. Die hat mir mein Vater<br />

genommen, indem er mir sagte, ich solle immer auf den<br />

Menschen und nicht auf die Rolle, die er in der Gesellschaft<br />

spielt, achten. Und noch eine andere phantastische Sache<br />

hat er mich gelehrt, die mir das Leben sehr erleichtert. Er<br />

hat immer gesagt: „Es gibt in jedem Menschen Licht und<br />

Schatten. Versuche dich auf das Licht zu konzentrieren, und<br />

versuche den Menschen dabei zu helfen, an ihren Schattenseiten<br />

zu arbeiten.“ Zudem hat mich seine sehr christliche,<br />

zugleich aber auch soziale Sicht der Dinge überzeugt. Sein<br />

gelebtes Credo „Was Du nicht willst, was man dir tu, das füg<br />

auch keinem andern zu“ bestimmt auch mein Leben.<br />

VENTURA: Was beeinfl usst Ihr Handeln?<br />

Steilmann: Die Achtung vor allem Leben, ob Mensch, Tier oder<br />

sonstigen Lebewesen. Mir kommt da immer das indianische<br />

Denken von der Verantwortung für sieben Generationen in<br />

den Sinn: Die Lakotas glauben, dass ein starker Führer eines<br />

Volksstammes in der Lage sein muss, seine Entscheidungen<br />

so zu treffen, dass sie für die folgenden sieben Generationen<br />

Gültigkeit besitzen. Wenn wir weiterhin so exzessiv leben<br />

wie jetzt, haben wir keine Zukunft mehr. Deshalb bin ich<br />

auch kein Freund von diesem „Höher, Schneller, Weiter“!<br />

Fortschritt um des Fortschritts willen ist Unfug. Da bin ich<br />

inzwischen auch viel radikaler, als ich es noch vor 20 Jahren<br />

war, als ich eher christdemokratisch grün war. (lacht)<br />

„Eigentum verpfl ichtet“ ist eine Norm, die mich sehr stark<br />

prägt! Als Mensch und Unternehmerin treibt mich an, immer<br />

ein Vorbild zu sein.<br />

VENTURA: Von welchen Werten lassen Sie sich leiten?<br />

Steilmann: Zusammengefasst „ritterlichen“ Tugenden, wie<br />

Anstand, Wohlerzogenheit, Treue, Höfl ichkeit, Demut, Großzügigkeit,<br />

Beständigkeit, Festigkeit, Freundlichkeit und<br />

Tapferkeit oder Mut. Die Verantwortung für die nächsten<br />

sieben Generationen lässt mich meine privaten und unternehmerischen<br />

Entscheidungen immer wieder überdenken.<br />

VENTURA: Welche positiven Eigenschaften kennzeichnen<br />

Sie?<br />

„Scheitern bedeutet auch<br />

persönliches Wachsen.“<br />

06 ventura 4|20<strong>11</strong>


Steilmann: Ich bin ehrlich, offen, fair und interessiert. Im<br />

Umgang mit meiner Familie, meinen Freunden und Mitarbeitern<br />

sehr loyal.<br />

VENTURA: Welche Bedeutung hat für Sie Erfolg?<br />

Steilmann: Erfolg ist für mich ein riesengroßer Motivator.<br />

Erfolg hat aber für mich nicht unbedingt etwas mit Geld<br />

zu tun. Das kann der erste Schritt, das erste Lob, Fahrrad<br />

fahren ohne Stützräder, ein guter Schulabschluss oder die<br />

Akzeptanz in einer Gruppe sein. Erfolg steigert den Selbstwert<br />

und macht innerlich frei.<br />

VENTURA: Und was ist mit Macht?<br />

Steilmann: Für mich ist Macht nicht a priori negativ besetzt.<br />

Natürlich nur, solange es nicht zu Machtmissbrauch kommt.<br />

Ich verstehe Macht eher im englischen Sinne von „Power“.<br />

„Power to change“ ist ja die Macht, etwas verändern zu können.<br />

In diesem Sinne empfi nde ich Macht als etwas sehr Positives.<br />

VENTURA: Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland<br />

stellte Steilmann Ökologie und Umwelt in den Mittelpunkt<br />

des Handelns. Das geschah unter Ihrer Verantwortung.<br />

Was hat Sie dazu bewegt und was haben Sie<br />

damit bewegt?<br />

Steilmann: Meine Sicht auf die Welt und meine große Liebe<br />

zur Natur und den Tieren. Die meisten und entscheidenden<br />

Umwelt- und Gütesiegel sind von uns angeschoben oder entwickelt<br />

worden. Arbeits- und Produktionsbedingungen haben<br />

sich stark verbessert und gefährliche Farb- und Schadstoffe<br />

wurden ganz vom Markt genommen.<br />

VENTURA: Sie waren als erste Frau Managerin eines<br />

Profi fußballvereins. Ihre Erfahrungen? Sind Sie auch<br />

heute noch dem Sport verbunden?<br />

Steilmann: Naja, das war sehr interessant. Meine Erwartungen<br />

waren etwas unschuldig. Ich habe nicht geglaubt, dass es<br />

so etwas wie eine Männerdomäne heute noch wirklich gibt.<br />

Nachdem sich der erste Rauch gelegt hat, hat mir der Einstieg<br />

„Ich bin ehrlich, offen, fair<br />

und interessiert.“<br />

in den Profi sport viel Freude gemacht. Dem Sport bin ich nicht<br />

erhalten geblieben. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit, dass<br />

ich Dinge so intensiv mache, dass ich sie irgendwann dann<br />

abschließen und loslassen kann. Das geht mir mit Fußball so.<br />

VENTURA: Sie gelten als jemand, der sich stets einmischt,<br />

stets Flagge zeigt. Wie defi nieren Sie Mut?<br />

Steilmann: Die Gabe hinzuschauen und sich zu engagieren,<br />

auch wenn es nicht bequem oder nicht populär ist.<br />

VENTURA: Nicht alle Ihre Projekte und Jobs waren erfolgreich.<br />

Sie haben aber stets etwas Neues gewagt.<br />

Scheitern hat Sie eigentlich nie davon abgehalten, andere<br />

Herausforderungen zu suchen. Warum erscheint<br />

im Gegensatz zu den USA hierzulande Scheitern eines<br />

Unternehmers als persönliche Schande?<br />

Steilmann: Weil das vielleicht nicht zu dem stromlinienförmigen<br />

Saubermann-Image, das wir uns selber gern geben, passt.<br />

Ich glaube, dass man aus Misserfolgen viel mehr lernt, da<br />

man vielmehr darüber nachdenkt. Scheitern bedeutet auch<br />

persönliches Wachsen. Ich bin zu meinem Glück nur an den<br />

unterschiedlichen Vorstellungen meiner Familie gescheitert.<br />

VENTURA: Was hat Ihnen die Kraft gegeben, einfach<br />

etwas anderes anzufangen?<br />

Steilmann: Der Wunsch zu gestalten, Neues zu probieren,<br />

mein Tatendrang und mein unverwüstliches Temperament.<br />

VENTURA: Welche Lehren haben Sie aus der Arbeit für<br />

das Familienunternehmen gezogen?<br />

Steilmann: Familienunternehmen sind nicht anders als<br />

andere. Man selbst nimmt alles nur viel persönlicher, da es<br />

keine natürliche Distanz gibt, wie etwa gegenüber Fremden.<br />

VENTURA: Bleibt Ihnen auch noch Zeit für Hobbys?<br />

Steilmann: Ich habe keine wirklichen Hobbys. Neben meinen<br />

Projekten verbringe ich möglichst viel Zeit mit meiner<br />

Familie, meinen Pferden, Schafen und Hunden. V<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> 07


action medeor-Stiftung<br />

Gesundheit ist ein Menschenrecht<br />

Geschieht irgendwo auf der Welt eine humanitäre Katastrophe, zählt „action<br />

medeor“ stets zu den ersten, die vor Ort aktiv helfen. Mit Medikamenten, Experten<br />

oder auch mit mobiler Wasserversorgung. Auch abseits der großen Katastrophen<br />

versorgt die Hilfsorganisation aus dem niederrheinischen Tönisvorst gemeinsam<br />

mit einheimischen Partnern regelmäßig rund 10.000 Gesundheitsstationen mit<br />

Arzneimitteln und medizinischen Geräten in 140 Ländern der Erde.<br />

:: Von Klaus Hackert<br />

Hingehen, wo sonst keiner hingeht, lautet ein<br />

Grundsatz von „action medeor“. Wie im Mai 20<strong>11</strong><br />

in das von Gaddafi-Truppen belagerte libysche<br />

Misrata. „Wir waren die Einzigen, die auf dem Höhepunkt<br />

des Bürgerkrieges Medikamente unter ganz<br />

abenteuerlichen Bedingungen in die umkämpfte<br />

Stadt gebracht haben“, berichtet Bernd Pastors,<br />

Geschäftsführer der „action medeor-Stiftung“ und<br />

Vorstand des gleichnamigen Vereins. „Wenn die Lage<br />

chaotisch ist, sind wir stets als eine Art Pfadfinder<br />

vor Ort.“ Das war beim Erdbeben und dem Tsunami<br />

in Japan so. Und es ist so bei der Hungersnot am<br />

Horn von Afrika. Hier sind bislang über siebzehn<br />

Tonnen Medikamente und Hilfsgüter in die Lager<br />

in Kenia und nach Somalia geliefert worden.<br />

Die akute Hilfe in Notsituationen ist der eine Aspekt<br />

der Arbeit der „action medeor“. Ebenso im<br />

Fokus stehen die nachhaltige Verbesserung von<br />

Gesundheitsstrukturen und eine Versorgung von<br />

Gesundheitseinrichtungen mit hochwertigen Medikamenten<br />

und medizinischen Bedarfsartikeln in<br />

Entwicklungsländern. Zudem bildet die Hilfsorganisation<br />

Hebammen und Pharmazeuten aus, baut<br />

kleine Krankeneinrichtungen auf. „Wir versuchen<br />

aber immer vor Ort die lokalen Partner so einzubeziehen,<br />

dass sie innerhalb weniger Jahre die von<br />

uns initiierten Projekte auch alleine weiterführen<br />

können“, sagt Pastors. Wie das funktioniert, zeigt<br />

der Bau einer Produktionsanlage für hochwertige<br />

und dennoch bezahlbare HIV/Aids-Medikamente<br />

in Tansania. In der ehemaligen deutschen Kolonie<br />

Ostafrika, weltbekannt durch die Serengeti und<br />

den Ngorongoro-Krater, sind rund sieben Prozent<br />

der 15- bis 49-jährigen Menschen mit dem<br />

HI-Virus infiziert. Die Epidemie hat nicht<br />

nur für die Betroffenen und ihre Familien<br />

dramatische Auswirkungen, sondern<br />

auch einschneidende Konsequenzen<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

des ostafrikanischen Landes. Da<br />

vor allem die Gruppe der 20- bis<br />

40-Jährigen und damit der<br />

erwerbstätige Teil der Bevölkerung<br />

betroffen ist, schlägt<br />

sich die Epidemie direkt auf die<br />

Produktivkraft der Wirtschaft<br />

nieder. Der Bedarf an Aidsmedikamenten<br />

ist deutlich höher<br />

als das Angebot, effektiv<br />

wirkende Medikamente sind<br />

den meisten Menschen immer<br />

noch nicht zugänglich.<br />

Ein Weg, diesem Teufelskreis<br />

zu entrinnen, ist<br />

der Bau und Betrieb eines<br />

Pharmawerkes in Arusha.<br />

Nach mehrjähriger Planung und Bauzeit<br />

wird die Anlage zum 1. Dezember<br />

20<strong>11</strong>, dem Weltaidstag, im Beisein des tansanischen<br />

Staatspräsidenten eingeweiht. Die<br />

neue Anlage soll auf Dauer 100.000 Aidspatienten<br />

mit den lebensnotwendigen Medikamenten versorgen.<br />

„Lokal produzierte Medikamente leisten<br />

schon heute in vielen afrikanischen Ländern einen<br />

wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung“,<br />

08 ventura 4|20<strong>11</strong>


Hilfe und ihre Wirkung:<br />

Bernd Pastors im Tönisvorster<br />

Medikamentenlager und mit einem<br />

jungen Patienten in Tansania<br />

sagt Pastors. Für 2012 plant action medeor den Aufbau<br />

einer ähnlichen Anlage in Haiti.<br />

Am Anfang der „action medeor“ stand das Sammeln<br />

von Ärztemustern. Das war bereits 1964. „Wir<br />

haben in einer kleinen Garage begonnen, wo Ärztemuster<br />

gesammelt und sortiert wurden“, blickt<br />

Pastors zurück. „Heute ist daraus ein großes Gebäude<br />

mit einem über 4.000 Quadratmeter großen,<br />

stets unter 25 Grad Celsius temperierten Medikamentenlager<br />

geworden. Von hier aus werden Jahr<br />

für Jahr zwischen 400 und 500 Tonnen Arzneimittel<br />

und medizinische Geräte mit einem<br />

Warenwert von mehr als zehn Millionen<br />

Euro in alle Welt versandt.“ Stolz ist der<br />

gelernte Bankkaufmann und Wirtschafswissenschaftler<br />

Pastors<br />

darauf, dass von zehn Euro, die<br />

action medeor gespendet werden,<br />

8,30 Euro auch bei den Bedürftigen<br />

in Asien, Afrika und<br />

Lateinamerika ankommen.<br />

Das Recht auf einen Lebensstandard,<br />

der die Gesundheit<br />

des Einzelnen und seiner<br />

Familie sicherstellt, ist Teil<br />

der Allgemeinen Erklärung<br />

der Menschenrechte<br />

der Vereinten Nationen.<br />

Weil aber die Realität<br />

für hunderte Millionen<br />

Menschen vor allem in<br />

den Entwicklungsländern<br />

ganz anders aussieht,<br />

bleibt die Arbeit<br />

der action medeor unverzichtbar.Beispielsweise<br />

im Kampf gegen<br />

den Killer Malaria. Tag für<br />

Tag stirbt alle 45 Sekunden ein<br />

Kind in Afrika an dieser heimtückischen<br />

Fieberkrankheit. Meist hat es<br />

nicht einmal den sechsten Geburtstag<br />

feiern können. Es gibt keinen durchgängig<br />

wirksamen Impfstoff gegen die Krankheit.<br />

Aber Präventionsmaßnahmen, gute Diagnostik<br />

und wirksame Medikamente zur Behandlung<br />

helfen, sie in den Griff zu bekommen. „Und<br />

da bewirken bereits kleine Beträge viel“, betont<br />

Pastors. „Es ist einfach eine riesige Ungerechtigkeit,<br />

dass Kinder sterben müssen, obwohl ihnen mit<br />

wenigen Euro bereits dauerhaft geholfen werden<br />

kann. Nur ein Euro reicht aus, um die Therapie zu<br />

fi nanzieren. Und ein imprägniertes Moskitonetz als<br />

Schutz für die ganze Familie kostet bloß fünf Euro.“<br />

Im Frühjahr fi el in <strong>Düsseldorf</strong> der Startschuss für<br />

eine große Anti-Malaria-Stadtkampagne. Nach<br />

Köln soll auch in der Landeshauptstadt der Blick<br />

für den Kampf gegen eine todbringende Krankheit,<br />

die eigentlich heilbar ist, geschärft werden.<br />

Mit dabei ist auch die Entertainerin Anke Engelke.<br />

Sie engagiert sich seit 2003 als medeor-Botschafterin<br />

für Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Malaria. „Mit Ihrer Unterstützung schenken<br />

Sie den Menschen in den ärmsten Regionen<br />

der Welt Hoffnung, Mut und Zuversicht“, bittet die<br />

Gewinnerin des Deutschen Fernsehpreises 20<strong>11</strong>.<br />

„Sie tragen mit dazu bei, dass malariakranke Kinder<br />

lebensrettende Medikamente erhalten, dass<br />

Babys gesund zur Welt kommen und AIDS-Waisen<br />

ein neues Zuhause fi nden. Schirmherrin der Stadtkampagne<br />

„Ein Euro gegen Malaria – <strong>Düsseldorf</strong> ist<br />

dabei“ ist die NRW- Ministerpräsidentin Hannelore<br />

Kraft. Unterstützt wird die Aktion unter anderem<br />

von den <strong>Düsseldorf</strong>er Symphonikern, dem Tanzhaus<br />

NRW oder dem <strong>Düsseldorf</strong>er „altstadtherbst“.<br />

Wie jeder Bürger im Rahmen dieser Kampagne<br />

selbst aktiv werden kann, ist im Internet unter<br />

www.duesseldorf-gegen-malaria.de zu lesen. V<br />

Ein Vermächtnis für eine bessere Welt<br />

Eine Stiftung ist ideal, um den eigenen Werten und Vorstellungen<br />

sowie dem persönlichen Mitgefühl Ausdruck zu<br />

verleihen. Mit einem Vermächtnis oder einer Zustiftung an<br />

die action medeor-Stiftung ist wirkungsvolle, langfristige<br />

Hilfe möglich. Das Stiftungsvermögen selbst bleibt zu 100<br />

Prozent erhalten, da die Hilfe ausschließlich aus dem Ertrag<br />

fi nanziert wird. Dank der action medeor-Stiftung können<br />

auch technische und Infrastrukturprojekte langfristig<br />

durchgeführt werden, für die es ansonsten schwierig wäre<br />

Spenden einzusammeln. Neben der Zustiftung kann auch<br />

über einen Stiftungsfonds oder eine Treuhandstiftung, die<br />

von der action medeor-Stiftung treuhänderisch verwaltet<br />

wird, dauerhaft geholfen werden. Die action medeor-<br />

Stiftung wird von dem Kompetenz-Center Stiftungen der<br />

<strong>Stadtsparkasse</strong> <strong>Düsseldorf</strong> beraten. www.medeor.de<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> 09


DieFinanz Kolumne<br />

Rohstoffe – ein sinnvoller Baustein<br />

für das eigene Depot?<br />

Trotz aller Aktivitäten von Politik und Europäischer Zentralbank herrscht<br />

weiterhin Nervosität an den Finanzmärkten. Die Schuldenprobleme innerhalb<br />

der Eurozone drohen sich zu einer langfristigen Belastung auszuweiten.<br />

Liefert da die Welt der Rohstoffe neue Investmentideen?<br />

:: Autorin: Dr. Dora Borbély, Rohstoffanalystin der DekaBank, Frankfurt<br />

Niemand kommt in seinem Alltag an Rohstoffen vorbei. Wenn Sie<br />

morgens frühstücken, sind Agrarrohstoffe – beispielsweise Weizen,<br />

Kaffee oder Kakao – dabei. Dann fahren Sie mit dem – aus Industriemetallen<br />

gebauten – Auto zur Arbeit, das sich dank Energierohstoffen<br />

mühelos bewegt. Alle Gegenstände, mit denen man im Alltag in<br />

Berührung kommt, enthalten Rohstoffe, sei es das Papier, der Computer,<br />

Geräte und Maschinen aller Art, der Stuhl, der Tisch. Schließlich<br />

werden auch Edelmetalle industriell verwendet, beispielsweise Platin<br />

und Palladium bei Autokatalysatoren oder Silber aufgrund seiner<br />

reinigenden Eigenschaft in der Medizin. So wie der Alltag ohne Rohstoffe<br />

undenkbar ist, so gehören Rohstoffe auch als Beimischung in<br />

jedes breit gefächerte Finanzvermögens-Portfolio. Warum?<br />

Zum einen eignen sich Rohstoffe sehr gut zur Risikostreuung.<br />

Rohstoffpreise werden im Gegensatz zu Aktienkursen nicht durch<br />

Gewinnerwartungen bestimmt, sondern hängen vorwiegend am Ver-<br />

Goldman Sachs Commodity Index<br />

(GSCI Index, Jan. 2002=100)<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012<br />

Energie Agrar Industriemetalle Edelmetalle<br />

hältnis von physischer Nachfrage und physischem Angebot. Daher<br />

entwickeln sich Rohstoffpreise oft anders als die Preise anderer Anlageklassen,<br />

die Korrelation ist also niedrig bis negativ. Zum zweiten<br />

bieten Rohstoffe einen Schutz vor Inflation. Da Rohstoffpreisanstiege<br />

selbst eine wichtige Quelle von Inflation darstellen, erhält man durch<br />

deren Kauf gewissermaßen einen eingebauten Schutz vor der Teuerung.<br />

Zum dritten haben sich die Rohstoffpreise in den vergangenen<br />

Jahren drastisch verteuert und es sprechen gute Argumente dafür,<br />

dass der Preisanstieg auch in der Zukunft weitergehen wird. Insbesondere<br />

seit dem Beginn des neuen Jahrtausends, seitdem die dritte<br />

Globalisierungswelle rollt, bei der sich vor allem Indien und China<br />

rasant entwickeln, hat der Konkurrenzkampf um die Rohstoffe eine<br />

neue Dimension erreicht. Denn wenn man bedenkt, dass Indien und<br />

China beim Pro-Kopf-Rohstoffverbrauch noch sehr weit hinter den<br />

Industrieländern liegen und dass ein Drittel der Weltbevölkerung in<br />

diesen beiden Ländern lebt, kann man sich ansatzweise ausmalen,<br />

wie viel zusätzliche Nachfrage<br />

nach knappen Rohstoffen in den<br />

kommenden Jahren die Preise<br />

nach oben treiben wird. Das sind<br />

drei gewichtige Argumente, warum<br />

sich jeder Anleger gemeinsam<br />

mit seinem Berater besser<br />

früher als später Gedanken über<br />

Rohstoffe machen sollte.<br />

Inzwischen gibt es eine Vielzahl<br />

von Möglichkeiten, in Rohstoffe<br />

zu investieren. Wie soll man<br />

sich da Orientierung verschaffen?<br />

Eins ist ganz klar: Das Verhältnis<br />

von Ertrag und Risiko<br />

bei Rohstoffen ist ähnlich wie<br />

bei Aktien. Rohstoffpreise sind<br />

10 ventura 4|20<strong>11</strong><br />

Quelle: Goldman Sachs, EcoWin, Bloomberg, DekaBank


Konjunktur und Preisentwicklung<br />

sehr schwankungsanfällig. Daher sind Rohstoffe eher als Langfristkomponente<br />

im Depot anzusehen. Zudem ist die Anlageklasse<br />

selbst sehr heterogen. Während sich Edelmetalle als sicherer Anlagehafen<br />

in Krisenzeiten oft stark verteuern, sind Industriemetalle<br />

und Energierohstoffe konjunkturabhängig und entwickeln sich in<br />

wirtschaftlich guten Zeiten besser. Ein Blick auf die Entwicklungskurven<br />

von Konjunktur und Preisentwicklung bei den Industriemetallen<br />

zeigt, dass sich die Zyklen auf lange Sicht angleichen, obwohl<br />

sie auch kurzfristig auseinanderdriften können. Daher empfi ehlt<br />

sich für alle, die keine ausgewiesenen Rohstoffexperten sind, die<br />

Investition in eine breite Streuung von Rohstoffen, wie man sie<br />

beispielsweise in Rohstofffonds fi ndet, die breit gefächerte Rohstoffi<br />

ndizes abbilden. In einzelne Rohstoffe investieren sollte man<br />

nur, wenn man sich mit Rohstoffen gut auskennt.<br />

Rohstoffe haben zudem eine Eigenart, der man sich als Investor<br />

bewusst sein sollte. An den Spot-Märkten kann man Rohstoffe<br />

nur dann handeln, wenn man an der physischen Lieferung von<br />

Rohstoffen interessiert ist. Für den Finanzanleger bieten sich<br />

grundsätzlich die Futuresmärkte an, an denen eine Investition<br />

nicht mit der physischen Lieferung des Rohstoffs enden muss.<br />

Ein Futureskontrakt läuft jedoch irgendwann in der Zukunft aus.<br />

Selbst wenn man den Rohstoff dann nicht tatsächlich abnehmen<br />

muss, wird man doch erneut einen Futureskontrakt kaufen, wenn<br />

man in Rohstoffen investiert bleiben will. Diesen Wechsel von Futureskontrakten<br />

nennt man „Rollen“, wobei für den Anleger hierbei<br />

Rollgewinne oder Rollverluste entstehen können. Ist der nächstlaufende<br />

Futureskontrakt nämlich teurer als der auslaufende (im<br />

Fachjargon spricht man hier von „Contango“), macht der Anleger<br />

Rollverluste. Ist er billiger (im Fachjargon „Backwardation“), macht<br />

er Rollgewinne. Das Ergebnis des Rollens ist also ein Teil des Ertrages<br />

einer Rohstoffi nvestition. Deshalb bestimmt sich die Rendite<br />

am Rohstoffmarkt für den Finanzanleger nicht alleine durch die<br />

130<br />

80<br />

30<br />

-20<br />

-70<br />

-120<br />

1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 20<strong>11</strong><br />

Industriemetallpreise (l. S.) Weltindustrieproduktion (r. S.)<br />

Spotpreisentwicklung des Rohstoffes, sondern auch durch die<br />

Beschaffenheit der Terminkurve. Als Anleger eines Rohstofffonds<br />

muss man sich freilich hierüber nicht den Kopf zerbrechen. Das<br />

erledigen die Profi s. Doch man muss sich darüber im Klaren sein,<br />

dass sich die Entwicklung des Rohstoffi nvestments nicht alleine<br />

nach den jeweiligen Spotpreisen der Rohstoffe richtet.<br />

Wie sieht das aktuelle Umfeld der Rohstoffmärkte aus? Die Angst<br />

vor einer Rezession hat seit Mai 20<strong>11</strong> die Rohstoffpreise in der<br />

Tendenz nach unten gedrückt, mit Ausnahme der Edelmetalle, die<br />

als vermeintlich sichere Anlagehäfen bereits seit einiger Zeit stark<br />

profi tieren. Das allgemeine Preisniveau an den Rohstoffmärkten<br />

ist zuletzt deutlich gefallen und je nach weiterer Entwicklung der<br />

Weltwirtschaft und der Staatsschuldenkrisen in Europa und den<br />

USA sind für die nächste Zeit weitere Preisrückgänge vorstellbar.<br />

Kurz- bis mittelfristig gibt es also erhebliche Abwärtsrisiken. Langfristig<br />

jedoch dürfte die weiter zunehmende Knappheit an den<br />

Rohstoffmärkten die Preise nach oben treiben.<br />

Was also im Alltag unverzichtbar ist, sollte auch einen sinnvollen<br />

Baustein in einem Depot darstellen. Mit Rohstoffen kann man das<br />

Risiko streuen, selbst wenn Rohstoffe im Einzelnen – wie oben<br />

beschrieben – starken Preisschwankungen ausgesetzt sind. Die<br />

zunehmende Bedeutung der Rohstoffe als Anlageklasse trägt ebenfalls<br />

zu deren Volatilität bei. Doch wohin sich die Rohstoffpreise<br />

langfristig entwickeln, das wird alleine durch die Knappheit von<br />

Rohstoffen bestimmt. Und die Argumente für eine zunehmende<br />

Knappheit sind an den Rohstoffmärkten alles andere als knapp.<br />

Beispielsweise eignen sich Investmentfonds, Zertifi kate oder auch<br />

unbefristete, besicherte Schuldverschreibungen (Exchange traded<br />

commodities ETC) dazu, an der Entwicklung der Rohstoffpreise zu<br />

partizipieren. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, ob diese Anlageklasse<br />

und welches Produkt in Ihr persönliches Risikoprofi l passt. V<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> <strong>11</strong><br />

13<br />

8<br />

3 Bloomberg<br />

EcoWin,<br />

-2<br />

-7DekaBank,<br />

-12 Quelle:


„Für mich leitet sich alles<br />

aus dem Wert Freiheit ab!“<br />

Der Name: Dr. Dimitrios Argirakos. Alter 40 Jahre. Die aktuellen Berufe: Rechtsanwalt,<br />

Internetunternehmer, Politikberater, Unternehmensberater, Institutsdirektor,<br />

Lehrbeauftragter. Die Ausbildung: Bankkaufmann, Journalist, Studium der Rechtswissenschaft,<br />

Studium der Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Seine<br />

Schwerpunkte: Innovationsmanagement, Europa- und Völkerrecht. Ein Porträt<br />

eines Menschen, der Dinge tut, die andere einfach nicht machen.<br />

:: Von Klaus Hackert<br />

Dr. Dimitrios Argirakos<br />

Mit dem Abschluss der zehnten Klasse stand für<br />

Dimitrios Argirakos nach Lesen des „Kapitals“ fest:<br />

„Der Kapitalismus ist an und für sich schlecht und<br />

wird untergehen. Das einzige, was zählt, ist die<br />

verbleibende Zeit zu nutzen und Spaß zu haben.“<br />

Konsequenz aus dieser arg verkürzten Interpretation<br />

der Lehren von Marx und Engels war, dass er<br />

sein Heil in Kalifornien suchte. Mit Billigung seines<br />

Vaters, der ihm zwar 5.000 DM zum Auswandern<br />

gab, aber im Gegenzug verlangte, dass er bei seinem<br />

Onkel in Colorado Quartier nehmen müsste. Der<br />

war in den 1960er und 1970er Jahren in den USA<br />

ein Top-Wirtschaftsjurist gewesen, hatte aber auf<br />

dem Höhepunkt seiner Karriere den lukrativen<br />

Job geschmissen und war Philosophie- und Geschichtsprofessor<br />

geworden. „Mit seiner Art gelang<br />

es meinem Onkel, mich, der ich mein Leben mit<br />

Kapitalismuskritik verbrachte, zur Räson zu bringen“,<br />

lacht Argirakos. Was folgte, waren vier Monate<br />

Surf and Fun an den Stränden von Los Angeles,<br />

nur unterbrochen von Ausflügen ins Fitnessstudio<br />

und Burgerbraten bei McDonald´s um des Lebensunterhaltes<br />

willen. Dabei kamen ihm wichtige Erkenntnisse:<br />

„Wenn du etwas ändern willst, musst<br />

du es in die Hand nehmen. Es hilft nichts, nur zu<br />

kritisieren und andere verantwortlich zu machen.<br />

Der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg und Glück<br />

liegt in ständiger Bildung und Weiterentwicklung.“<br />

Die Konsequenz: Die Flucht aus dem „Golden State“<br />

zurück nach <strong>Düsseldorf</strong>. Schluss mit vulgärmarxistischen<br />

Exkursen. Stattdessen Abitur, Banklehre,<br />

Volontariat bei der Welt, Studium in Köln, Bonn,<br />

Colorado und <strong>Düsseldorf</strong> mit den Schwerpunkten<br />

Völker- und Europarecht.<br />

Mit dem Studium begann für den Sohn einer griechischen<br />

Mutter und eines deutschen Vaters ein Leben<br />

auf der akademischen Überholspur: Noch vor dem<br />

Ersten Staatsexamen verfasste er ein rechtspolitisches<br />

Lehrbuch zum Thema „Gemeinsame Außen-<br />

und Sicherheitspolitik in Europa“. Und weil es damit<br />

gut lief, auch gleich noch eins für den Bereich „Justiz<br />

und Inneres in Europa“. Und er wurde jüngster<br />

Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität<br />

zu <strong>Düsseldorf</strong> – bereits vor Ablegung des Zweiten<br />

Staatsexamens. Da er immer die Nähe zur Politik<br />

gesucht hat und „umgekehrt auch die Politik die<br />

Nähe zu mir suchte“ (Argirakos), kam es dazu, dass er<br />

sich für Außenminister Joschka Fischer Gedanken<br />

machen sollte, wie denn eine Verfassung für Europa<br />

aussehen könnte. Resultat war, dass er gemeinsam<br />

mit dem Münchner Professor Peter Lüdemann einen<br />

kompletten Verfassungsentwurf für Europa erstellt.<br />

Parallel hierzu berät er kleine und mittelständische<br />

Unternehmen bei ihren Auslandsinvestitionen in<br />

Krisengebieten wie Afghanistan und dem Nahen<br />

Osten. Die Verbindung von Politik, strategischer<br />

Planung und Wissenschaftsberatung führt den<br />

inzwischen promovierten Juristen Argirakos als wis-<br />

12 ventura 4|20<strong>11</strong>


senschaftlichen Mitarbeiter mit Sonderaufgaben zur<br />

<strong>Düsseldorf</strong>er SPD-Landtagsfraktion. Parallel hierzu<br />

gründet er mit Kollegen aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />

eine interdisziplinäre Denkfabrik, das <strong>Düsseldorf</strong>er<br />

Institut für Außen- und Sicherheitspolitik<br />

(DIAS). „Das DIAS fördert das intensive Interesse für<br />

Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik und will<br />

ein stärkeres Bewusstsein dafür wecken, dass jeder<br />

hierzulande von Entwicklungen in anderen Ländern<br />

betroffen ist“, sagt Argirakos. Nach der für die rotgrüne<br />

Koalition verlorenen Landtagswahl 2005<br />

zieht es ihn ins Bundesverteidigungsministerium<br />

auf die Bonner Hardthöhe, wo er im Planungsstab<br />

der Luftwaffe an Zukunftsprojekten arbeitet. Obwohl<br />

er zudem auch als jüngstes Mitglied in den Beirat<br />

der Bundesakademie für Sicherheitspolitik nach<br />

Berlin berufen wird, wechselt er 2006 zurück in<br />

die Wirtschaft. Beim WAZ-Konzern wird er zuerst<br />

persönlicher Referent von Geschäftsführer Bodo<br />

Hombach, dann Koordinator „Neue Geschäftsbereiche“<br />

und schließlich Leiter „Zukunft & Innovation“.<br />

Zuständig unter anderem für den Aufbau neuer<br />

Geschäftsfelder, für Strategieentwicklung und für<br />

Corporate Social Responsibility (CSR), sprich die<br />

Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

von Unternehmen. Nach fünf Jahren beim<br />

WAZ-Konzern ist für Argirakos Schluss mit der<br />

angestellten Managementtätigkeit. Er berät seitdem<br />

Unternehmen in politischen und strategischen Fragen,<br />

analysiert und bewertet das jeweilige Umfeld,<br />

entwickelt neue Geschäftsfelder und ist aktiv an<br />

mehreren Internetfirmen beteiligt. Im Gespräch<br />

mit VENTURA äußert er sich zur aktuellen Krise<br />

in Europa, aber auch zu Fragen von Glück, Erfolg<br />

oder Verantwortung.<br />

VENTURA: Warum haben Sie nach gut fünf Jahren<br />

die WAZ-Gruppe verlassen, obwohl doch<br />

weitere Karriereschritte nur eine Frage der<br />

Zeit schienen?<br />

Argirakos: Ich hatte fünf Jahre die Gelegenheit in<br />

einer exponierten Stellung innerhalb der Medienindustrie<br />

wirklich spannende Dinge zu bewegen, habe<br />

neue Geschäftsfelder bis zur Marktreife aufgebaut,<br />

das Thema CSR im Konzern neu aufgesetzt. Das war<br />

für mich ein schöner Endpunkt. Wenn man schon<br />

die Bereitschaft zur ständigen Veränderung fordert,<br />

dann muss man damit bei sich selbst beginnen.<br />

Man kann schließlich nicht Wasser predigen und<br />

Wein trinken.<br />

VENTURA: Was treibt Sie dazu, so oft und so<br />

radikal das berufliche Umfeld zu wechseln?<br />

Argirakos: Ich liebe die Auseinandersetzung mit<br />

neuen Dingen, weil ich die Möglichkeit habe, vorhandenes<br />

Wissen in anderen Dimensionen zu<br />

denken und zu erweitern. Auf den ersten Blick<br />

hat beispielsweise die Wertschöpfungskette beim<br />

Profi-Fußball wenig mit dem globalen Markt für<br />

Zahnersatz zu tun. Auf den zweiten Blick kann<br />

aber der eine vom anderen Wirtschaftszweig überaus<br />

viel lernen. Vor allem, wenn man sich die<br />

parallel verlaufenden Entwicklungen im Zuge<br />

der Entmaterialisierung von Dienstleistungen<br />

durch die Verbreitung des Internets anschaut.<br />

Wer ständig nur in monolithischen Strukturen<br />

arbeitet, entwickelt und zementiert seine Kreativität<br />

synchron. Irgendwie ist meine persönliche<br />

Schumpetersche kreative Zerstörung, nach der<br />

Zerstörung notwendig ist, um einen Neuaufbau<br />

sicherzustellen, aber auch einer Art „Philosophie<br />

des Endes“ geschuldet. Irgendwann ist Zukunft<br />

vorbei, also tue ich jetzt etwas.<br />

VENTURA: Das Auskosten von Erfolg zählt für<br />

Sie nicht?<br />

Argirakos: Im Gegenteil! Ich kann Erfolge durchaus<br />

über einen längeren Zeitraum genießen, aber irgendwann<br />

kommt ein Punkt, an dem man merkt,<br />

dass ein neuer Anreiz notwendig ist, um seine<br />

innere Balance aufrechtzuerhalten. Daher glaube<br />

ich, dass man erst dann erfolgreich ist, wenn man<br />

wirklich weiß, was einen glücklich macht. Und<br />

keine Angst hat, sein Leben nach genau dieser<br />

Erkenntnis zu gestalten.<br />

VENTURA: Trügt der Eindruck, dass Sie angesichts<br />

der vielen Wechsel, Ihr Glück noch nicht<br />

gefunden haben?<br />

Argirakos: Ja! Es ist genau umgekehrt. Für mich ist<br />

es ein Riesenglück, dass ich beruflich die Möglichkeit<br />

besitze, das zu tun, worauf ich auch wirklich<br />

Lust habe. Und genau diese Freiheit nehme ich mir<br />

auch. Ich bin verliebt in das Glücklichsein! (lacht)<br />

VENTURA: Wie kommt man zu dieser Freiheit?<br />

Argirakos: Indem man für sich selbst versteht,<br />

dass man auch die Konsequenzen des eigenen<br />

Handels tragen muss. Und dass man angebliche<br />

Sicherheiten und vermeintliche Konventionen<br />

nicht beachtet. Ich möchte den Spaß, Dinge ein-<br />

„Ich liebe<br />

die Auseinandersetzung<br />

mit neuen<br />

Dingen“<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> 13


„Ich bin bislang<br />

maßlos enttäuscht,<br />

dass die Verantwortlichen<br />

diese<br />

historische Chance<br />

nicht erkennen.“<br />

fach zu machen, nicht verlieren. Auch würde ich<br />

niemals eine Entscheidung für oder gegen einen<br />

Job aus allein monetären Gründen treffen.<br />

VENTURA: Ich weiß nicht, ob man überhaupt<br />

Werte priorisieren sollte, aber was wäre etwas,<br />

ohne das für Sie gar nichts ginge?<br />

Argirakos: Für mich leitet sich alles aus dem Wert<br />

„Freiheit“ ab. Erst einmal bin ich natürlich dankbar<br />

dafür, dass ich in einem gesellschaftlichen System<br />

lebe, in dem ich persönliche und berufl iche Freiheit<br />

genießen kann. Das ist gerade, wenn Sie sich<br />

fortlaufend mit anderen Staaten auf dem Gebiet<br />

Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigen, keine<br />

Selbstverständlichkeit. Daraus leitet sich auch<br />

ein besonderer Grad an „Verantwortung“ ab, nicht<br />

nur für die Staaten, sondern auch für die in ihnen<br />

lebenden Individuen.<br />

VENTURA: Was bedeutet für Sie Verantwortung?<br />

Argirakos: Zunächst einmal ist Verantwortung<br />

das Bewusstsein darüber, dass<br />

meine Handlungen direkte Wirkungen<br />

haben. Allein dieses Bewusstsein fehlt<br />

leider vielen Menschen heutzutage. Erst,<br />

wenn man über dieses Bewusstsein ver-<br />

fügt, kann man zur zweiten Stufe kommen.<br />

Das ist die Fähigkeit, auch Rechenschaft<br />

über die Handlungen selbst und<br />

über deren Folgen ablegen zu können.<br />

Im Optimalfall steht das sowohl im Einklang<br />

mit meinen persönlichen Werten,<br />

aber auch mit den Werten der Allgemeinheit.<br />

Ohne Verantwortung kann<br />

ein Gemeinwesen nicht funktionieren.<br />

Und Verantwortung bedeutet dann auch<br />

Solidarität: Man muss Menschen helfen,<br />

denn im Zweifel möchte ich auch, dass<br />

andere Menschen mir helfen.<br />

VENTURA: Kommen wir von der persönlichen<br />

Verantwortung zur gesellschaftlichen Verantwortung<br />

von Unternehmen. Was sollten Unternehmen<br />

tun, um dem derzeit vorherrschenden<br />

Eindruck von Gier und Zockermentalität entgegenzutreten?<br />

Argirakos: Unternehmen sollten einem entsprechend<br />

gelebten und kommunizierten Wertekanon<br />

gegenüber verpfl ichtet sein. In dieser Hinsicht hat<br />

sich in den letzten zehn Jahren sehr viel getan.<br />

Aber für Unternehmen darf im Umkehrschluss<br />

nicht mehr gelten, als für den Einzelnen. Dass der<br />

Mensch nicht ohne Fehler ist, ist eine Gewissheit,<br />

die wir bereits seit einigen tausend Jahren vor<br />

uns hertreiben. Das sieht man etwa an den unterschiedlichen<br />

Religionen, wo Buße ein wesentliches<br />

Element ist, um mit Fehlern besser umgehen zu<br />

können. Es gibt aber natürlich auch Fehler, die<br />

zum Teil systemisch bedingt sind und sich kaum<br />

vermeiden lassen. Letztlich ist es aber eine Frage<br />

der politischen Steuerung einer Gesellschaft, dass<br />

Fehler des Einzelnen nicht zu einem Nachteil für die<br />

Allgemeinheit führen. Ich würde niemanden kritisieren,<br />

der für sich persönlich die erlaubten Grenzen<br />

des Rechtsstaates in Anspruch nimmt. Wenn wir<br />

aber erkennen, dass am Ende die Allgemeinheit<br />

für diese Fehler büßen muss, dann muss die Politik<br />

dafür Sorge tragen, dass solche Verfehlungen und<br />

Auswüchse mit Zwangsmaßnahmen belegt werden<br />

und nicht mehr vorkommen können.<br />

VENTURA: Sie haben bereits vor rund zehn Jahren<br />

einen Verfassungsentwurf für Europa vorgelegt.<br />

Welche Überlegungen steckten dahinter?<br />

Argirakos: Nach den Verträgen von Amsterdam und<br />

Nizza reifte für mich die Erkenntnis, dass es keinen<br />

offensichtlichen Grund mehr für die Existenz dieser<br />

Europäischen Union gibt. Bis zum Zusammenbruch<br />

des Ostblocks bildeten die Angst vor dem<br />

Kommunismus und die strategisch heute noch<br />

sehr wichtige Frage der Einbindung Deutschlands<br />

in ein geostrategisches Gesamtkonzept, in dessen<br />

Rahmen sich das Land sowohl ernst genommen<br />

fühlt, aber andererseits keine Gefahr für die Nachbarn<br />

darstellt, den notwendigen Kitt zum Zusammenhalt.<br />

Die Gefahr des Kommunismus war mit<br />

dem Zusammenbruch der SU gebannt. Auf der<br />

anderen Seite hatten wir mit George Bush Senior<br />

und erst recht mit Bill Clinton US-Präsidenten, die<br />

zwar die „globale amerikanische Hegemonie“ für<br />

sich persönlich in Anspruch nahmen, aber auch<br />

extrem großen Spielraum für die Entwicklung<br />

von Nationalismen gelassen hatten. Mir war klar,<br />

dass auf Grundlage dieser Entwicklung auch der<br />

Nationalismus in Europa zurückkehren würde.<br />

Dem wollte ich ein Dokument entgegensetzen, das<br />

als Gründungsimpuls auch für die Schaffung einer<br />

später folgenden europäischen Identität genutzt<br />

werden könnte. Resultat war ein Vollentwurf, nicht<br />

mit dem Anspruch, dass alles richtig ist. Aber er ist<br />

14 ventura 4|20<strong>11</strong>


eine komplette Zusammenfassung dessen, was<br />

man brauchen würde, um Europa neu zu bauen.<br />

Vor allem zeigt er auf, wie das Demokratiedefi zit<br />

der Gründungsverträge abgebaut werden kann.<br />

VENTURA: Fühlen Sie sich durch die aktuelle<br />

Entwicklung bestärkt?<br />

Argirakos: Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />

die ich als Geburtswehen einer neuen Finanzordnung<br />

sehe, ist für mich ein ganz wichtiger Gründungsimpuls<br />

für eine echte Union der Staaten<br />

Europas. Es geht jetzt nicht um das Feilschen um<br />

den Euro oder die Auseinandersetzung darüber,<br />

ob Griechenland ein „failed State“, sprich ein Staat,<br />

der seine Funktionen nicht mehr erfüllen kann, ist<br />

oder noch nicht. Vielmehr entscheiden die Staaten<br />

in Europa über ihren zukünftigen Einfl uss in einer<br />

Welt, in der immer mehr wirtschaftlich sowie politisch<br />

gewichtige Akteure versuchen, ihre Interessen<br />

durchzusetzen.<br />

VENTURA: Erkennt die Politik dieses?<br />

Argirakos: Ich bin bislang maßlos enttäuscht, dass<br />

die Verantwortlichen diese historische Chance<br />

nicht erkennen. Ich bin aber Optimist: Für mich<br />

ist extrem wichtig, dass Deutschland endlich dabei<br />

eine entscheidende Rolle spielt, weil wir – historisch<br />

betrachtet – die einmalige Möglichkeit haben,<br />

nachdem wir im 20. Jahrhundert zweimal Europa<br />

in Schutt und Trümmer gelegt haben, uns im<br />

21. Jahrhundert mit der Geschichte endgültig zu<br />

versöhnen, indem wir unsere Rolle als führende<br />

und gestaltende politische Kraft im Herzen des<br />

Kontinents zum Wohle Europas nutzen, um es neu<br />

aufzubauen. Das heißt nicht, dass Deutschland<br />

zwangsläufi g Zahlmeister Europas sein muss und<br />

wird. Es heißt, dass politische Führung notwendig<br />

ist, um ein nachhaltiges Europa der Zukunft zu<br />

bauen. Und dies in einer Zeit, in der an unserer<br />

Ostfl anke eine renovierte Sowjetunion im Entstehungsprozess<br />

steckt und sich an unserer Südfl anke<br />

eine Renaissance des Osmanischen Reiches<br />

ankündigt. Unabhängig von diesen außen- und<br />

sicherheitspolitischen Entwicklungen wird es<br />

weder ein einfacher, noch ein schneller Weg sein,<br />

nationale Befi ndlichkeiten oder die Rechte nationaler<br />

Parlamente zur Seite zu hieven. Aber das kann<br />

und muss man – ähnlich wie bei der Einführung<br />

des Euro – in einem ambitionierten Zehn-Jahres-<br />

Programm realisieren.<br />

VENTURA: Ihr Ratschlag an die verantwortlichen<br />

Politiker in Bezug auf die aktuelle Krise?<br />

Argirakos: Mehr Demokratie und Visionen wagen!<br />

Griechenland wird beispielsweise zu Recht dafür<br />

kritisiert, dass ein hoher Anteil der ohnehin geringen<br />

Steuereinnahmen für das Militär aufgewendet<br />

wird. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage,<br />

wieso es noch keine EU-Armee gibt, die nicht nur<br />

für alle Nationalstaaten günstiger, sondern auch<br />

wirkungsvoller die Sicherheit der Mitgliedstaaten<br />

gewährleisten könnte. Aber selbst wenn diese Idee<br />

zurzeit noch für viele zu weit greift, gibt es allein in<br />

der Euro-Zone genug zu tun. Eine wirtschaftliche<br />

Union und eine Währungszone, hinter denen keine<br />

kohärente Wirtschaftspolitik, keine kohärente Sozialpolitik,<br />

keine kohärente Finanzpolitik stehen und<br />

wo in den beteiligten Ländern keine miteinander<br />

vergleichbaren Zukunftsperspektiven herrschen,<br />

können am Ende nicht erfolgreich sein. Wir brauchen<br />

klare Transparenz, klare Perspektiven, klare<br />

Zielvorgaben und klare Führung. Und genau das<br />

haben wir derzeit nicht. Weder in Deutschland,<br />

noch in anderen Staaten in Europa. Es werden ausschließlich<br />

ökonomische Symptome bekämpft, aber<br />

die politisch Verantwortlichen scheuen die Auseinandersetzungen<br />

mit den Ursachen und dem (Wahl-)<br />

Volk. Wenn Europa die aktuelle Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise nicht als positiven Gründungsimpuls<br />

für die Entwicklung einer föderalen Nation nutzt,<br />

dann wird die Europäische Union in viele Einzelteile<br />

zerfallen. Darüber sollte sich jeder bewusst sein! V<br />

ventura 4|20<strong>11</strong> 15


„Kunstsinn“ – Salonkultur in <strong>Düsseldorf</strong><br />

In „privater Öffentlichkeit“ lässt die Lyrikerin Konstanze Petersmann im<br />

<strong>Düsseldorf</strong>er Zooviertel die schon fast in Vergessenheit geratene Kunstform<br />

des „Salons“ wiederauferstehen. Mehrmals im Jahr lädt sie Autoren, Musiker,<br />

bildende Künstler und Intellektuelle zu ihren Salonnachmittagen ein. Bei Canapés<br />

und Cremant trifft man sich bei einem erlesenen Programm zum Dialog von<br />

„Nationen und Kulturen“, um es mit den Worten der Salonière zu sagen.<br />

:: Von Klaus Hackert<br />

Salonimpressionen:<br />

Klangkünstler Max<br />

Maxelon, die Literatin<br />

Sibyl Quinke und die<br />

Schauspielerin Jane<br />

Hempel (v. l. n. r),<br />

Gastgeberin Konstanze<br />

Petersmann (u.)<br />

„Im weitesten Sinne stellt der Salon eine zweckfreie,<br />

zwanglose Geselligkeit dar“, sagt Konstanze<br />

Petersmann. „Hier fi ndet sich eine Gemeinschaft<br />

von Individualisten. Es ist ein Ort der Versöhnung<br />

und der Vermittlung, frei vom Konkurrenzkampf,<br />

der mitunter die Kommunikationsfähigkeit lähmen<br />

kann. Im besten Fall vermag er eine Gegenöffentlichkeit<br />

in privater Form zu etablierten Institutionen<br />

entwerfen.“<br />

Begonnen hat alles bereits im antiken Athen: Hier<br />

begründete Aspasia von Milet einen Philosophischen<br />

Salon, in dem sie nicht nur Gastgeberin<br />

war, sondern auch geschätzte Rednerin. In ihrem<br />

Haus soll die geistige und politische Elite Attikas<br />

verkehrt haben – der Philosoph Sokrates, die Dramatiker<br />

Sophokles und Euripides, der Bildhauer<br />

Phidias oder der Staatsmann Perikles. Die Salonkultur<br />

kam im 18. Jahrhundert nach Deutschland<br />

und erreicht während der Zeit der Romantik ihren<br />

Höhepunkt. Gastgeberin der Salons im 18. und<br />

19. Jahrhundert war stets eine wohlhabende und<br />

gebildete Dame, die Salonière. Sie lud an einem<br />

bestimmten Wochentag, einem „jour fi xe“, in ihr<br />

Privathaus ein. Während die Männer von Adel<br />

ihren Aufgaben bei Hofe nachgingen, Kriege ausfochten<br />

oder zur Jagd ausritten, hatten die adeligen<br />

Damen hinreichend freie Zeit, um geistreiche<br />

Konversation zu pfl egen und entsprechend gebildete<br />

Personen in ihren Räumlichkeiten zu empfangen.<br />

„In dieser Zeit war der Salon ein kultureller<br />

Freiraum, eine Intuition weiblicher Kultur und<br />

ein Ort der Emanzipation“, berichtet Petersmann.<br />

„Und Salonkultur war stets ein Stadtphänomen.<br />

Außerhalb dieses Rahmens konnte sie sich kaum<br />

entwickeln.“<br />

Kennzeichen des Salons war die Internationalität:<br />

„Musik und bildende Kunst sind ja von<br />

Haus aus international“, stellt die <strong>Düsseldorf</strong>er<br />

Lyrikerin fest. „Der Dialog zwischen den Nationen<br />

und Kulturen wirkt als Motor anspruchsvoller<br />

Geselligkeit.“ Die berühmteste Salonière des<br />

19. Jahrhunderts war die Gräfi n Marie d´Agoult,<br />

lange Jahre mit dem Komponisten und Klaviervirtuosen<br />

Franz Liszt liiert, die den Salon zur Lebensaufgabe<br />

erklärte. Auch in <strong>Düsseldorf</strong> stand<br />

im 19. Jahrhundert die Salonkultur in Blüte: Die<br />

wohl bekannteste Gastgeberin war Elisa Gräfi n<br />

Ahlefeldt. Auf dem ehemaligen Collenbachschen<br />

Gut in der Nähe des Dreiecks im heutigen Stadtteil<br />

Derendorf versammelte sie viele Künstler<br />

und Dichter, wie den Musiker Felix Mendelssohn-<br />

Bartholdi, den Historienmaler Carl Friedrich Lessing<br />

oder den Dramatiker Dietrich Grabbe um<br />

sich.<br />

Eine besondere Atmosphäre im Stile der Salons<br />

Konstanze Petersmann wurde 1942 in Danzig<br />

geboren. Nach dem Krieg kam sie nach Mitteldeutschland<br />

und wuchs in der DDR auf. Seit<br />

ihrer Ausreise im Jahr 1983 lebt sie mit ihrer<br />

Familie in <strong>Düsseldorf</strong>. Ab 1993 kam es zu ersten<br />

Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften<br />

und Anthologien in Frankfurt<br />

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am Main, München, <strong>Düsseldorf</strong>, Siegen, Neuss,<br />

Skopje und Belgrad. 2010 erschien ihr bislang<br />

letzter Gedichtband „Zum Lichtstern der Zeit“.<br />

„Kunstsinn“ nennt sie ihren eigenen Salon. Ganz<br />

nach der Manier der Salonièren des 18. und 19.<br />

Jahrhunderts ist sie eine Gastgeberin, die ihre<br />

Gäste mit neuen Künstlern, Büchern oder Ideen<br />

bekannt macht. „Kunstsinn ist zur intellektuellen<br />

Plattform für Individualisten der unterschiedlichsten<br />

Kulturen, Nationalitäten und Konfessionen<br />

geworden“, sagt sie. „ Es fi ndet ein kulturelles<br />

Miteinander statt. Es werden die Wurzeln anderer<br />

Kulturen erfahrbar gemacht und die eigene<br />

kulturelle Identität vertieft. Es ist kein Event, hier<br />

steht das Menschsein, die Begegnung und das<br />

gegenseitige Vertiefen von Gedanken im Mittelpunkt.<br />

Es soll Muße und Zeit für das Gespräch<br />

da sein.“ Doch im eigentlichen Sinne öffentlich<br />

ist der Salon „Kunstsinn“ nicht. Die jeweils rund<br />

20 Gäste werden eingeladen. Wie kommt man<br />

zu der Ehre, in den Salon gebeten zu werden?<br />

„Durch meine Aktivitäten im Bereich Literatur<br />

habe ich einen recht weiten Bekanntenkreis aus<br />

den Bereichen Literatur und bildender Kunst. Ich<br />

besuche sehr häufi g Vernissagen und Galerien.<br />

So lerne ich überall Menschen kennen, und wenn<br />

ich meine, sie haben uns etwas zu sagen und die<br />

menschlichen Eigenschaften passen auch, dann<br />

versuche ich diese Menschen für meinen Salon<br />

zu gewinnen. Es sollten schon liebe und nette<br />

Menschen sein, mit echter Begeisterung für die<br />

Kunst“, lacht die Salonière.<br />

Gastgeberin Aspasia<br />

von Milet im Gespräch<br />

mit der geistigen Elite<br />

ihrer Zeit (Bild: Michel<br />

Corneille der Jüngere<br />

(1642 - 1708), Versailles)<br />

Das Treffen im Hause Petersmann dauert mindestens<br />

drei Stunden. In einem facettenreichen<br />

Programm präsentieren Künstler, Autoren oder<br />

Geisteswissenschaftler die unterschiedlichsten<br />

Beiträge. „Vorträge zu Kunst, Philosophie, Naturwissenschaften,<br />

gesellschaftlichen und ethischen<br />

Themen ermöglichen ungewohnte Blicke<br />

auf scheinbar Vertrautes und bahnen Wege zu<br />

bislang Unbekanntem“, verspricht Petersmann.<br />

Beim jüngsten Salon waren es unter anderem<br />

der Musikwissenschaftler Armin Koch, die Malerin<br />

Friedericke Mächel oder die Musikerin und<br />

Komponistin Inge Mariam Tikale. Die Deutsch-<br />

Georgische Dichterin Irene Imnadze trug Liebesgedichte<br />

auf Deutsch und Georgisch vor und der<br />

Architekt und Autor Jochen Boskamp führte mit<br />

Fotografi en auf die Spuren des Franz von Assisi.<br />

Doch was heißt Salonkultur im 21. Jahrhundert?<br />

Passt das noch in eine von Globalisierung und<br />

virtuellen Netzwerken geprägte Zeit? Petersmann:<br />

„Gerade heute darf der Bedarf an persönlichen Gesprächsmöglichkeiten<br />

nicht unterschätzt werden<br />

oder gar in Vergessenheit geraten. Auch wenn sich<br />

die gesellschaftlichen Strukturen im Vergleich zu<br />

den vergangenen Jahrhunderten gewaltig verändert<br />

haben, suchen die Menschen wieder echte<br />

persönliche Beziehungen, menschliche Nähe<br />

und spirituelle Tiefe. Und zwar mit Inhalten, die<br />

die Banalität des Alltags überwinden und einer<br />

einseitig rationalen Bildungskultur aus dem Wege<br />

gehen. Kurz: Es sind Begegnungen mit Menschen,<br />

die das Leben lebenswert machen.“ V<br />

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