Ventura 4/11 - Stadtsparkasse Düsseldorf
Ventura 4/11 - Stadtsparkasse Düsseldorf
Ventura 4/11 - Stadtsparkasse Düsseldorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Private-Banking-Magazin der <strong>Stadtsparkasse</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 4 | 20<strong>11</strong><br />
Über den Mut,<br />
das zu tun,<br />
was andere lassen
Editorial<br />
Mut zur Zukunft<br />
Andreas Vogt<br />
Direktor<br />
Private Banking<br />
Der Literaturnobelpreisträger Hermann<br />
Hesse hat einmal gesagt: „Damit das Mögliche<br />
entsteht, muss immer wieder das Unmögliche<br />
versucht werden.“ Angesichts der aktuellen<br />
Farce um Schuldenkrise, Eurorettungsschirm<br />
und Schuldenschnitt wünsche ich mir von<br />
den politisch Verantwortlichen genau den<br />
Mut, das scheinbar Unmögliche zu versuchen.<br />
Die europäische Einigung und der Euro sind<br />
Orientierungen, für die sich ein hoher Einsatz<br />
lohnt. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum<br />
Euro. Täglich neu zu überlegen, wer denn aus<br />
der Währungsunion austreten sollte oder wie<br />
eine andere Währungsunion aussehen könnte,<br />
schafft Misstrauen. Und das ist genau das Gegenteil<br />
dessen, was nötig ist. Die Politik sollte<br />
den Mut haben, mit nachhaltigen Maßnahmen<br />
wie der Änderung der europäischen Verträge,<br />
dafür zu sorgen, dass Europa auch in Zukunft<br />
eine Chance auf der Weltbühne hat. Deutschland<br />
braucht eine starke EU. Dazu gehört auch,<br />
dass die Europäische Union noch viel tiefer<br />
in das Innenleben ihrer Mitgliedstaaten wird<br />
eingreifen müssen als bisher. Das betrifft die<br />
Finanz-, die Wirtschafts- oder die Sozialpolitik.<br />
Aber dies – angesichts vieler antieuropäischer<br />
Stimmungen – auch den Bürgern zu sagen,<br />
dazu bedarf es Mut zu zeigen. Eben „Mut zur<br />
Zukunft“, wie es der Altbundeskanzler Helmut<br />
Schmidt formuliert hat.<br />
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen<br />
war es für uns schon fast „alternativlos“,<br />
um in der Politikersprache zu bleiben,<br />
„Mut“ in den Mittelpunkt dieser VENTURA zu<br />
stellen. Mut als Forderung im Sinne der bekannten<br />
Interpretation des Philosophen Kant:<br />
„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu<br />
bedienen.“ So porträtieren wir in diesem Heft<br />
keine Superhelden. Stattdessen Menschen, die<br />
sich auch einmal verrennen können, nicht nur<br />
makellos sind. Aber den Mut haben, immer wieder<br />
etwas Neues anzufangen. Eben das vorgeblich<br />
Unmögliche zu wagen, um etwas zu ändern.<br />
Für sich, aber auch für die Gesellschaft, deren<br />
Teil sie sind. Ein Beispiel ist die vielfach ausgezeichnete<br />
Ex-Managerin und Ex-Konzernchefin<br />
Britta Steilmann, die nach dem Zusammenbruch<br />
des Familienunternehmens ganz neue<br />
Wege gegangen ist. Oder Dr. Dimitrios Argirakos,<br />
der immer wieder auf dem scheinbaren Karrierehöhepunkt<br />
neue Herausforderungen sucht –<br />
ob als Unternehmens- und Politikberater, Wissenschaftler,<br />
Jurist oder IT-Unternehmer. Und<br />
wir stellen mit „action medeor“ eine Stiftung<br />
vor, die den Mut hat, dort Menschen zu helfen,<br />
wo andere behaupten, es sei unmöglich. Unsere<br />
Finanzkolumne beleuchtet angesichts der<br />
Volatilität der Finanzmärkte Investmentideen<br />
in der Welt der Rohstoffe. Abschließend möchten<br />
wir Sie gerne in einen <strong>Düsseldorf</strong>er Kunstsalon<br />
entführen. Es ist eine Kulturinstitution,<br />
die schon untergegangen schien, aber in vernetzten<br />
Zeiten eine Renaissance erlebt.<br />
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr<br />
Andreas Vogt<br />
02 ventura 4|20<strong>11</strong>
04 Im Gespräch: Was die Ökopionierin<br />
Britta Steilmann bewegt und bewegt hat.<br />
08 Aus Tönisvorst in alle Welt: „action<br />
medeor“ leistet nachhaltig Hilfe – auch<br />
abseits der großen Katastrophen.<br />
10 Investmentideen: Im Alltag kommt niemand<br />
an Rohstoffen vorbei. Und beim<br />
eigenen Depot?<br />
12 Im Porträt: Dimitrios Argirakos liebt die<br />
Auseinandersetzung mit neuen Dingen<br />
und hat mutige Visionen.<br />
16 Filigrane Handarbeit: Hochwertige<br />
mechanische Uhren sind begehrt.<br />
VENTURA besuchte die Manufaktur<br />
A. Lange & Söhne in Glashütte.<br />
22 Kunst im kleinen Kreis: Die Salonkultur<br />
kehrt zurück – willkommen ist, wer etwas<br />
zu sagen oder darzubieten hat.<br />
26 Weißes Gold: Handgeschöpftes Meersalz<br />
begeistert als erlesene Zutat für<br />
Speisen und Pflegeprodukte.<br />
04 Zu Gast bei<br />
Britta Steilmann<br />
Inhalt<br />
32 Leben in ländlicher Idylle 42 Consulting von der Kanzel<br />
28 Spuren eines Dichters: Ernest Hemingway<br />
machte Kuba zu seiner Wahlheimat.<br />
Auch 50 Jahre nach seinem Tod wird er<br />
dort verehrt.<br />
32 Stadt – Land – Genuss: Entgegen aller<br />
Prognosen wird das Dorf als Rückzugsort<br />
oder als ruhige, motivierende<br />
Arbeitsstätte neu entdeckt.<br />
36 Die Illusion vom tapferen Ritter: Warum<br />
Menschen sich nach einer heilen Welt<br />
sehnen und die Epoche des Mittelalters<br />
romantisch verklären.<br />
40 Gut gewappnet: Nicht nur der Adel kann etwas<br />
im Schilde führen. Heraldiker entwerfen<br />
Familienwappen auch für Bürgerliche.<br />
42 Beratung mit klarem Standpunkt: Die<br />
Kirchen beraten immer mehr Unternehmen.<br />
Das Ziel: nachhaltige und gerechte<br />
Managemententscheidungen.<br />
46 „Kunstsinn“: Die Salonière Konstanze<br />
Petersmann lädt zu intellektuellem Austausch<br />
im Stile der klassischen Salons.<br />
25 Das Gedicht<br />
35 Kunst-Edition<br />
45 Zahlen unseres<br />
Lebens<br />
47 Impressum<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 03
„Verantwortung für die nächsten<br />
sieben Generationen!“<br />
Sie sagt von sich, sie führe ein interessantes, facettenreiches Leben, privat wie beruflich.<br />
Stets mutig, traut sie sich viele Exkursionen in die unterschiedlichsten Bereiche<br />
zu. Oftmals war Britta Steilmann eine Pionierin – ob sie nun die erste Ökokollektion<br />
in der Textilbranche einführte oder in die Männerdomäne Profifußball einbrach.<br />
:: Von Klaus Hackert<br />
Doch beginnen wir mit den Wattenscheider Jugendjahren.<br />
Schulisch fühlte sie sich unterfordert. „Der Unterricht war<br />
zu eindimensional, ich vermisste vernetztes Denken. Der<br />
Wunsch, die Welt zu verstehen, kam viel später, die Schule<br />
habe ich nie gemocht“, sagt Britta Steilmann. Nach dem<br />
Abitur wollte die Unternehmertochter eigentlich Psychologie<br />
studieren, ließ sich aber von den Eltern überzeugen,<br />
in das Familienunternehmen, damals die Nummer eins in<br />
Europas Bekleidungsindustrie, einzusteigen. Doch zuvor<br />
zog sie nach New York, genoss die Anonymität der Großstadt<br />
und die Erfahrung, sich in einer neuen Umgebung<br />
jenseits von Ruhr und Rhein zurechtzufinden. Sie studierte<br />
Design am Fashion Institute for Marketing and Technology.<br />
Und plötzlich konnte sie nicht genug lernen, wurde ein<br />
Bücherwurm und las alles durcheinander: Geschichte,<br />
Weltreligionen, Politik, Kultur und Philosophie.<br />
Ihren ersten Vertriebsjob übernimmt Britta Steilmann im<br />
kanadischen Montreal. Und Nordamerika ließ sie bis heute<br />
nicht mehr los. Jahrelang wohnte und arbeitete sie regelmäßig<br />
für drei Monate im Pine-Ridge-Reservat der Lakotas<br />
in South-Dakota. Hier, am Fuße der den Indianern heiligen<br />
Black Mountains, kämpfte sie gegen den Uranbergbau. Half,<br />
Biogärten anzulegen und lernte die indianische Sicht der<br />
Welt schätzen, in der die gesamte Mit- und Umwelt zentral<br />
ist, nicht allein der Mensch. Verzweifelte aber auch an den<br />
Problemen im größten Indianerreservat der USA: Entwurzelung<br />
von der eigenen Kultur, Drogen, Arbeitslosigkeit,<br />
Alkoholismus und eine hohe Selbstmordrate haben aus<br />
den stolzen Prärieindianern, die hier am Little Big Horn<br />
General Custer geschlagen hatten, mutlose Menschen<br />
jenseits der Armutsgrenze gemacht.<br />
Barfuß und Lackschuh. In den 1990ern lebte die politisch<br />
aktive Britta Steilmann in zwei Welten. „Als Unternehmerin<br />
zwischen Handels- und Chemiekonzernen und den Banken.<br />
Als Ökoaktivistin mit Petra Kelly auf dem Salzburger Uranium<br />
Hearing 1992, wo eingeborene Völker über ihr von der<br />
Atomindustrie verursachtes Leiden berichteten, oder auf den<br />
Massendemonstrationen gegen die Atomkraft. Und beides war<br />
ich gleichermaßen“, sagt sie. Im Nachhinein nicht sonderlich<br />
erfolgreich waren ihre Ausflüge in die Parteipolitik und in den<br />
Profifußball: Die Rolle als Beraterin des beim Wählervolk doch<br />
sehr blass erscheinenden Ex-SPD-Chefs und Ex-Kanzlerkandidaten<br />
Rudolf Scharping gab sie auf, als er gegen ihren Rat eine<br />
Troika mit Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine bildete.<br />
Bei dem bis dahin immer als „graue Maus der Bundesliga“<br />
titulierten Traditionsclub Wattenscheid 09 sorgte sie als damals<br />
einzige Fußballmanagerin in Deutschland zwar dafür, dass<br />
der Club plötzlich überregionale Schlagzeilen erhielt – „Erster<br />
Trainer von Frau gefeuert!“ titelte BILD – aber die im Kampf<br />
gegen Chemiekonzerne, Lobbyisten und Banken gestählte<br />
Ökounternehmerin konnte auch nicht verhindern, dass der<br />
Club aus der Bundesliga abstieg. Heute ist die sechstklassige<br />
Verbandsliga Westfalen die sportliche Heimat des Clubs. Den<br />
Familienkonzern verließ Britta Steilmann 2003 nach Streitigkeiten<br />
mit den Geschwistern endgültig, nachdem sie schon<br />
einmal 1999 ihren Schreibtisch in der Konzernzentrale freiwillig<br />
geräumt hatte. Das ehemalige Flaggschiff der deutschen Bekleidungsindustrie<br />
selbst wurde 2006 bei drohender Insolvenz von<br />
der italienischen Mirco-Radici-Gruppe geschluckt.<br />
Aktuell führt Britta Steilmann eine kleine Agentur bei <strong>Düsseldorf</strong>,<br />
die Menschen, die etwas Besonderes suchen, ein individuelles<br />
Lebensumfeld schaffen will. „Es gilt, Räume zu schaffen,<br />
in denen sich die Bewohner wiedererkennen, wohlfühlen,<br />
voller Harmonie und Ruhe“, lautet ihr Ziel. „Unsere ganzheitliche<br />
Beratung geht von der Suche des richtigen Ortes bis hin<br />
zur richtigen Einrichtung. Bei uns erhält man alles aus einer<br />
Hand“. Inklusive eines internationalen Netzwerks aus Desig-<br />
04 ventura 4|20<strong>11</strong>
Britta Steilmann, 45, studierte<br />
Design in New York und Montreal,<br />
stieg in die Bekleidungsgruppe<br />
ihres Vaters Klaus Steilmann<br />
in Wattenscheid ein und wurde<br />
bekannt durch ihre Ökokollektion.<br />
Die preisgekrönte Unternehmerin<br />
(unter anderem Ökomanager des<br />
Jahres 1993, Juniormanagerin<br />
des Jahres 1994, Bundesverdienstkreuz<br />
1995 aus den Händen von<br />
Bundespräsident Roman Herzog)<br />
war von 2001 bis 2003 Konzernchefi<br />
n der Steilmann-Gruppe,<br />
danach Unternehmensberaterin.<br />
Heute entwirft sie Wohn- und<br />
Lebensräume.<br />
ventura 4|20<strong>11</strong><br />
„Erfolg ist für mich<br />
ein riesengroßer Motivator.“<br />
05
nern, Architekten, Möbelbauern und Gartenspezialisten,<br />
unter Leitung von Britta Steilmann. Aktiv wurde die Agentur<br />
bislang in NRW und in New York.<br />
VENTURA: Frau Steilmann, Sie verkehrten in den höchsten<br />
Etagen von Wirtschaft und Politik, es gibt kaum jemanden,<br />
den Sie nicht kennen oder der Sie nicht kennt.<br />
Welcher Mensch hat Sie bislang am meisten beeinfl usst?<br />
Steilmann: Dank meiner Tätigkeit als Unternehmerin, im<br />
Umweltschutz und in der Antiatombewegung sind mir<br />
immer wieder „Lichtgestalten“ begegnet. So durfte ich mit<br />
dem Dalai Lama zusammenarbeiten, bin dreimal mit Nelson<br />
Mandela zusammengetroffen. Menschen wie diese haben<br />
sicherlich großen Einfl uss auf meine Sicht der Dinge gehabt.<br />
Doch zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters muss ich<br />
sagen, dass er mich am meisten beeindruckt und geprägt<br />
hat. Er verkörpert für mich das Bild eines Unternehmers<br />
und auch das eines Mannes, wie ich es mir oftmals von<br />
Kollegen gewünscht habe – gradlinig, großzügig, ehrlich,<br />
zuverlässig und sehr weltoffen. Des Weiteren haben mich<br />
stark der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms<br />
der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, und Mitglieder des<br />
Club of Rome, wie der ehemalige VW-Manager und Philosoph<br />
Daniel Goeudevert gefördert.<br />
VENTURA: Was war das Besondere an Ihrem Vater Klaus<br />
Steilmann?<br />
Steilmann: Er hat uns drei Mädchen schon sehr früh verstehen<br />
lassen, dass er keine Unterschiede zwischen den<br />
Geschlechtern macht. Das ist für einen Mann seiner Generation<br />
eine sehr unübliche Sicht der Dinge. Geprägt wurde<br />
die Weltanschauung durch unsere sehr starke und offenherzige<br />
Großmutter, die mein Vater sehr liebte. Ich habe seit<br />
meinem achten Lebensjahr meinen Vater auf Reisen oder<br />
auf öffentliche Empfänge begleitet. Wir trafen da auf viele<br />
beeindruckende Persönlichkeiten, vor denen ich als junges<br />
Mädchen eine natürliche Scheu hatte. Die hat mir mein Vater<br />
genommen, indem er mir sagte, ich solle immer auf den<br />
Menschen und nicht auf die Rolle, die er in der Gesellschaft<br />
spielt, achten. Und noch eine andere phantastische Sache<br />
hat er mich gelehrt, die mir das Leben sehr erleichtert. Er<br />
hat immer gesagt: „Es gibt in jedem Menschen Licht und<br />
Schatten. Versuche dich auf das Licht zu konzentrieren, und<br />
versuche den Menschen dabei zu helfen, an ihren Schattenseiten<br />
zu arbeiten.“ Zudem hat mich seine sehr christliche,<br />
zugleich aber auch soziale Sicht der Dinge überzeugt. Sein<br />
gelebtes Credo „Was Du nicht willst, was man dir tu, das füg<br />
auch keinem andern zu“ bestimmt auch mein Leben.<br />
VENTURA: Was beeinfl usst Ihr Handeln?<br />
Steilmann: Die Achtung vor allem Leben, ob Mensch, Tier oder<br />
sonstigen Lebewesen. Mir kommt da immer das indianische<br />
Denken von der Verantwortung für sieben Generationen in<br />
den Sinn: Die Lakotas glauben, dass ein starker Führer eines<br />
Volksstammes in der Lage sein muss, seine Entscheidungen<br />
so zu treffen, dass sie für die folgenden sieben Generationen<br />
Gültigkeit besitzen. Wenn wir weiterhin so exzessiv leben<br />
wie jetzt, haben wir keine Zukunft mehr. Deshalb bin ich<br />
auch kein Freund von diesem „Höher, Schneller, Weiter“!<br />
Fortschritt um des Fortschritts willen ist Unfug. Da bin ich<br />
inzwischen auch viel radikaler, als ich es noch vor 20 Jahren<br />
war, als ich eher christdemokratisch grün war. (lacht)<br />
„Eigentum verpfl ichtet“ ist eine Norm, die mich sehr stark<br />
prägt! Als Mensch und Unternehmerin treibt mich an, immer<br />
ein Vorbild zu sein.<br />
VENTURA: Von welchen Werten lassen Sie sich leiten?<br />
Steilmann: Zusammengefasst „ritterlichen“ Tugenden, wie<br />
Anstand, Wohlerzogenheit, Treue, Höfl ichkeit, Demut, Großzügigkeit,<br />
Beständigkeit, Festigkeit, Freundlichkeit und<br />
Tapferkeit oder Mut. Die Verantwortung für die nächsten<br />
sieben Generationen lässt mich meine privaten und unternehmerischen<br />
Entscheidungen immer wieder überdenken.<br />
VENTURA: Welche positiven Eigenschaften kennzeichnen<br />
Sie?<br />
„Scheitern bedeutet auch<br />
persönliches Wachsen.“<br />
06 ventura 4|20<strong>11</strong>
Steilmann: Ich bin ehrlich, offen, fair und interessiert. Im<br />
Umgang mit meiner Familie, meinen Freunden und Mitarbeitern<br />
sehr loyal.<br />
VENTURA: Welche Bedeutung hat für Sie Erfolg?<br />
Steilmann: Erfolg ist für mich ein riesengroßer Motivator.<br />
Erfolg hat aber für mich nicht unbedingt etwas mit Geld<br />
zu tun. Das kann der erste Schritt, das erste Lob, Fahrrad<br />
fahren ohne Stützräder, ein guter Schulabschluss oder die<br />
Akzeptanz in einer Gruppe sein. Erfolg steigert den Selbstwert<br />
und macht innerlich frei.<br />
VENTURA: Und was ist mit Macht?<br />
Steilmann: Für mich ist Macht nicht a priori negativ besetzt.<br />
Natürlich nur, solange es nicht zu Machtmissbrauch kommt.<br />
Ich verstehe Macht eher im englischen Sinne von „Power“.<br />
„Power to change“ ist ja die Macht, etwas verändern zu können.<br />
In diesem Sinne empfi nde ich Macht als etwas sehr Positives.<br />
VENTURA: Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland<br />
stellte Steilmann Ökologie und Umwelt in den Mittelpunkt<br />
des Handelns. Das geschah unter Ihrer Verantwortung.<br />
Was hat Sie dazu bewegt und was haben Sie<br />
damit bewegt?<br />
Steilmann: Meine Sicht auf die Welt und meine große Liebe<br />
zur Natur und den Tieren. Die meisten und entscheidenden<br />
Umwelt- und Gütesiegel sind von uns angeschoben oder entwickelt<br />
worden. Arbeits- und Produktionsbedingungen haben<br />
sich stark verbessert und gefährliche Farb- und Schadstoffe<br />
wurden ganz vom Markt genommen.<br />
VENTURA: Sie waren als erste Frau Managerin eines<br />
Profi fußballvereins. Ihre Erfahrungen? Sind Sie auch<br />
heute noch dem Sport verbunden?<br />
Steilmann: Naja, das war sehr interessant. Meine Erwartungen<br />
waren etwas unschuldig. Ich habe nicht geglaubt, dass es<br />
so etwas wie eine Männerdomäne heute noch wirklich gibt.<br />
Nachdem sich der erste Rauch gelegt hat, hat mir der Einstieg<br />
„Ich bin ehrlich, offen, fair<br />
und interessiert.“<br />
in den Profi sport viel Freude gemacht. Dem Sport bin ich nicht<br />
erhalten geblieben. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit, dass<br />
ich Dinge so intensiv mache, dass ich sie irgendwann dann<br />
abschließen und loslassen kann. Das geht mir mit Fußball so.<br />
VENTURA: Sie gelten als jemand, der sich stets einmischt,<br />
stets Flagge zeigt. Wie defi nieren Sie Mut?<br />
Steilmann: Die Gabe hinzuschauen und sich zu engagieren,<br />
auch wenn es nicht bequem oder nicht populär ist.<br />
VENTURA: Nicht alle Ihre Projekte und Jobs waren erfolgreich.<br />
Sie haben aber stets etwas Neues gewagt.<br />
Scheitern hat Sie eigentlich nie davon abgehalten, andere<br />
Herausforderungen zu suchen. Warum erscheint<br />
im Gegensatz zu den USA hierzulande Scheitern eines<br />
Unternehmers als persönliche Schande?<br />
Steilmann: Weil das vielleicht nicht zu dem stromlinienförmigen<br />
Saubermann-Image, das wir uns selber gern geben, passt.<br />
Ich glaube, dass man aus Misserfolgen viel mehr lernt, da<br />
man vielmehr darüber nachdenkt. Scheitern bedeutet auch<br />
persönliches Wachsen. Ich bin zu meinem Glück nur an den<br />
unterschiedlichen Vorstellungen meiner Familie gescheitert.<br />
VENTURA: Was hat Ihnen die Kraft gegeben, einfach<br />
etwas anderes anzufangen?<br />
Steilmann: Der Wunsch zu gestalten, Neues zu probieren,<br />
mein Tatendrang und mein unverwüstliches Temperament.<br />
VENTURA: Welche Lehren haben Sie aus der Arbeit für<br />
das Familienunternehmen gezogen?<br />
Steilmann: Familienunternehmen sind nicht anders als<br />
andere. Man selbst nimmt alles nur viel persönlicher, da es<br />
keine natürliche Distanz gibt, wie etwa gegenüber Fremden.<br />
VENTURA: Bleibt Ihnen auch noch Zeit für Hobbys?<br />
Steilmann: Ich habe keine wirklichen Hobbys. Neben meinen<br />
Projekten verbringe ich möglichst viel Zeit mit meiner<br />
Familie, meinen Pferden, Schafen und Hunden. V<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 07
action medeor-Stiftung<br />
Gesundheit ist ein Menschenrecht<br />
Geschieht irgendwo auf der Welt eine humanitäre Katastrophe, zählt „action<br />
medeor“ stets zu den ersten, die vor Ort aktiv helfen. Mit Medikamenten, Experten<br />
oder auch mit mobiler Wasserversorgung. Auch abseits der großen Katastrophen<br />
versorgt die Hilfsorganisation aus dem niederrheinischen Tönisvorst gemeinsam<br />
mit einheimischen Partnern regelmäßig rund 10.000 Gesundheitsstationen mit<br />
Arzneimitteln und medizinischen Geräten in 140 Ländern der Erde.<br />
:: Von Klaus Hackert<br />
Hingehen, wo sonst keiner hingeht, lautet ein<br />
Grundsatz von „action medeor“. Wie im Mai 20<strong>11</strong><br />
in das von Gaddafi-Truppen belagerte libysche<br />
Misrata. „Wir waren die Einzigen, die auf dem Höhepunkt<br />
des Bürgerkrieges Medikamente unter ganz<br />
abenteuerlichen Bedingungen in die umkämpfte<br />
Stadt gebracht haben“, berichtet Bernd Pastors,<br />
Geschäftsführer der „action medeor-Stiftung“ und<br />
Vorstand des gleichnamigen Vereins. „Wenn die Lage<br />
chaotisch ist, sind wir stets als eine Art Pfadfinder<br />
vor Ort.“ Das war beim Erdbeben und dem Tsunami<br />
in Japan so. Und es ist so bei der Hungersnot am<br />
Horn von Afrika. Hier sind bislang über siebzehn<br />
Tonnen Medikamente und Hilfsgüter in die Lager<br />
in Kenia und nach Somalia geliefert worden.<br />
Die akute Hilfe in Notsituationen ist der eine Aspekt<br />
der Arbeit der „action medeor“. Ebenso im<br />
Fokus stehen die nachhaltige Verbesserung von<br />
Gesundheitsstrukturen und eine Versorgung von<br />
Gesundheitseinrichtungen mit hochwertigen Medikamenten<br />
und medizinischen Bedarfsartikeln in<br />
Entwicklungsländern. Zudem bildet die Hilfsorganisation<br />
Hebammen und Pharmazeuten aus, baut<br />
kleine Krankeneinrichtungen auf. „Wir versuchen<br />
aber immer vor Ort die lokalen Partner so einzubeziehen,<br />
dass sie innerhalb weniger Jahre die von<br />
uns initiierten Projekte auch alleine weiterführen<br />
können“, sagt Pastors. Wie das funktioniert, zeigt<br />
der Bau einer Produktionsanlage für hochwertige<br />
und dennoch bezahlbare HIV/Aids-Medikamente<br />
in Tansania. In der ehemaligen deutschen Kolonie<br />
Ostafrika, weltbekannt durch die Serengeti und<br />
den Ngorongoro-Krater, sind rund sieben Prozent<br />
der 15- bis 49-jährigen Menschen mit dem<br />
HI-Virus infiziert. Die Epidemie hat nicht<br />
nur für die Betroffenen und ihre Familien<br />
dramatische Auswirkungen, sondern<br />
auch einschneidende Konsequenzen<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
des ostafrikanischen Landes. Da<br />
vor allem die Gruppe der 20- bis<br />
40-Jährigen und damit der<br />
erwerbstätige Teil der Bevölkerung<br />
betroffen ist, schlägt<br />
sich die Epidemie direkt auf die<br />
Produktivkraft der Wirtschaft<br />
nieder. Der Bedarf an Aidsmedikamenten<br />
ist deutlich höher<br />
als das Angebot, effektiv<br />
wirkende Medikamente sind<br />
den meisten Menschen immer<br />
noch nicht zugänglich.<br />
Ein Weg, diesem Teufelskreis<br />
zu entrinnen, ist<br />
der Bau und Betrieb eines<br />
Pharmawerkes in Arusha.<br />
Nach mehrjähriger Planung und Bauzeit<br />
wird die Anlage zum 1. Dezember<br />
20<strong>11</strong>, dem Weltaidstag, im Beisein des tansanischen<br />
Staatspräsidenten eingeweiht. Die<br />
neue Anlage soll auf Dauer 100.000 Aidspatienten<br />
mit den lebensnotwendigen Medikamenten versorgen.<br />
„Lokal produzierte Medikamente leisten<br />
schon heute in vielen afrikanischen Ländern einen<br />
wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung“,<br />
08 ventura 4|20<strong>11</strong>
Hilfe und ihre Wirkung:<br />
Bernd Pastors im Tönisvorster<br />
Medikamentenlager und mit einem<br />
jungen Patienten in Tansania<br />
sagt Pastors. Für 2012 plant action medeor den Aufbau<br />
einer ähnlichen Anlage in Haiti.<br />
Am Anfang der „action medeor“ stand das Sammeln<br />
von Ärztemustern. Das war bereits 1964. „Wir<br />
haben in einer kleinen Garage begonnen, wo Ärztemuster<br />
gesammelt und sortiert wurden“, blickt<br />
Pastors zurück. „Heute ist daraus ein großes Gebäude<br />
mit einem über 4.000 Quadratmeter großen,<br />
stets unter 25 Grad Celsius temperierten Medikamentenlager<br />
geworden. Von hier aus werden Jahr<br />
für Jahr zwischen 400 und 500 Tonnen Arzneimittel<br />
und medizinische Geräte mit einem<br />
Warenwert von mehr als zehn Millionen<br />
Euro in alle Welt versandt.“ Stolz ist der<br />
gelernte Bankkaufmann und Wirtschafswissenschaftler<br />
Pastors<br />
darauf, dass von zehn Euro, die<br />
action medeor gespendet werden,<br />
8,30 Euro auch bei den Bedürftigen<br />
in Asien, Afrika und<br />
Lateinamerika ankommen.<br />
Das Recht auf einen Lebensstandard,<br />
der die Gesundheit<br />
des Einzelnen und seiner<br />
Familie sicherstellt, ist Teil<br />
der Allgemeinen Erklärung<br />
der Menschenrechte<br />
der Vereinten Nationen.<br />
Weil aber die Realität<br />
für hunderte Millionen<br />
Menschen vor allem in<br />
den Entwicklungsländern<br />
ganz anders aussieht,<br />
bleibt die Arbeit<br />
der action medeor unverzichtbar.Beispielsweise<br />
im Kampf gegen<br />
den Killer Malaria. Tag für<br />
Tag stirbt alle 45 Sekunden ein<br />
Kind in Afrika an dieser heimtückischen<br />
Fieberkrankheit. Meist hat es<br />
nicht einmal den sechsten Geburtstag<br />
feiern können. Es gibt keinen durchgängig<br />
wirksamen Impfstoff gegen die Krankheit.<br />
Aber Präventionsmaßnahmen, gute Diagnostik<br />
und wirksame Medikamente zur Behandlung<br />
helfen, sie in den Griff zu bekommen. „Und<br />
da bewirken bereits kleine Beträge viel“, betont<br />
Pastors. „Es ist einfach eine riesige Ungerechtigkeit,<br />
dass Kinder sterben müssen, obwohl ihnen mit<br />
wenigen Euro bereits dauerhaft geholfen werden<br />
kann. Nur ein Euro reicht aus, um die Therapie zu<br />
fi nanzieren. Und ein imprägniertes Moskitonetz als<br />
Schutz für die ganze Familie kostet bloß fünf Euro.“<br />
Im Frühjahr fi el in <strong>Düsseldorf</strong> der Startschuss für<br />
eine große Anti-Malaria-Stadtkampagne. Nach<br />
Köln soll auch in der Landeshauptstadt der Blick<br />
für den Kampf gegen eine todbringende Krankheit,<br />
die eigentlich heilbar ist, geschärft werden.<br />
Mit dabei ist auch die Entertainerin Anke Engelke.<br />
Sie engagiert sich seit 2003 als medeor-Botschafterin<br />
für Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten<br />
von Malaria. „Mit Ihrer Unterstützung schenken<br />
Sie den Menschen in den ärmsten Regionen<br />
der Welt Hoffnung, Mut und Zuversicht“, bittet die<br />
Gewinnerin des Deutschen Fernsehpreises 20<strong>11</strong>.<br />
„Sie tragen mit dazu bei, dass malariakranke Kinder<br />
lebensrettende Medikamente erhalten, dass<br />
Babys gesund zur Welt kommen und AIDS-Waisen<br />
ein neues Zuhause fi nden. Schirmherrin der Stadtkampagne<br />
„Ein Euro gegen Malaria – <strong>Düsseldorf</strong> ist<br />
dabei“ ist die NRW- Ministerpräsidentin Hannelore<br />
Kraft. Unterstützt wird die Aktion unter anderem<br />
von den <strong>Düsseldorf</strong>er Symphonikern, dem Tanzhaus<br />
NRW oder dem <strong>Düsseldorf</strong>er „altstadtherbst“.<br />
Wie jeder Bürger im Rahmen dieser Kampagne<br />
selbst aktiv werden kann, ist im Internet unter<br />
www.duesseldorf-gegen-malaria.de zu lesen. V<br />
Ein Vermächtnis für eine bessere Welt<br />
Eine Stiftung ist ideal, um den eigenen Werten und Vorstellungen<br />
sowie dem persönlichen Mitgefühl Ausdruck zu<br />
verleihen. Mit einem Vermächtnis oder einer Zustiftung an<br />
die action medeor-Stiftung ist wirkungsvolle, langfristige<br />
Hilfe möglich. Das Stiftungsvermögen selbst bleibt zu 100<br />
Prozent erhalten, da die Hilfe ausschließlich aus dem Ertrag<br />
fi nanziert wird. Dank der action medeor-Stiftung können<br />
auch technische und Infrastrukturprojekte langfristig<br />
durchgeführt werden, für die es ansonsten schwierig wäre<br />
Spenden einzusammeln. Neben der Zustiftung kann auch<br />
über einen Stiftungsfonds oder eine Treuhandstiftung, die<br />
von der action medeor-Stiftung treuhänderisch verwaltet<br />
wird, dauerhaft geholfen werden. Die action medeor-<br />
Stiftung wird von dem Kompetenz-Center Stiftungen der<br />
<strong>Stadtsparkasse</strong> <strong>Düsseldorf</strong> beraten. www.medeor.de<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 09
DieFinanz Kolumne<br />
Rohstoffe – ein sinnvoller Baustein<br />
für das eigene Depot?<br />
Trotz aller Aktivitäten von Politik und Europäischer Zentralbank herrscht<br />
weiterhin Nervosität an den Finanzmärkten. Die Schuldenprobleme innerhalb<br />
der Eurozone drohen sich zu einer langfristigen Belastung auszuweiten.<br />
Liefert da die Welt der Rohstoffe neue Investmentideen?<br />
:: Autorin: Dr. Dora Borbély, Rohstoffanalystin der DekaBank, Frankfurt<br />
Niemand kommt in seinem Alltag an Rohstoffen vorbei. Wenn Sie<br />
morgens frühstücken, sind Agrarrohstoffe – beispielsweise Weizen,<br />
Kaffee oder Kakao – dabei. Dann fahren Sie mit dem – aus Industriemetallen<br />
gebauten – Auto zur Arbeit, das sich dank Energierohstoffen<br />
mühelos bewegt. Alle Gegenstände, mit denen man im Alltag in<br />
Berührung kommt, enthalten Rohstoffe, sei es das Papier, der Computer,<br />
Geräte und Maschinen aller Art, der Stuhl, der Tisch. Schließlich<br />
werden auch Edelmetalle industriell verwendet, beispielsweise Platin<br />
und Palladium bei Autokatalysatoren oder Silber aufgrund seiner<br />
reinigenden Eigenschaft in der Medizin. So wie der Alltag ohne Rohstoffe<br />
undenkbar ist, so gehören Rohstoffe auch als Beimischung in<br />
jedes breit gefächerte Finanzvermögens-Portfolio. Warum?<br />
Zum einen eignen sich Rohstoffe sehr gut zur Risikostreuung.<br />
Rohstoffpreise werden im Gegensatz zu Aktienkursen nicht durch<br />
Gewinnerwartungen bestimmt, sondern hängen vorwiegend am Ver-<br />
Goldman Sachs Commodity Index<br />
(GSCI Index, Jan. 2002=100)<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012<br />
Energie Agrar Industriemetalle Edelmetalle<br />
hältnis von physischer Nachfrage und physischem Angebot. Daher<br />
entwickeln sich Rohstoffpreise oft anders als die Preise anderer Anlageklassen,<br />
die Korrelation ist also niedrig bis negativ. Zum zweiten<br />
bieten Rohstoffe einen Schutz vor Inflation. Da Rohstoffpreisanstiege<br />
selbst eine wichtige Quelle von Inflation darstellen, erhält man durch<br />
deren Kauf gewissermaßen einen eingebauten Schutz vor der Teuerung.<br />
Zum dritten haben sich die Rohstoffpreise in den vergangenen<br />
Jahren drastisch verteuert und es sprechen gute Argumente dafür,<br />
dass der Preisanstieg auch in der Zukunft weitergehen wird. Insbesondere<br />
seit dem Beginn des neuen Jahrtausends, seitdem die dritte<br />
Globalisierungswelle rollt, bei der sich vor allem Indien und China<br />
rasant entwickeln, hat der Konkurrenzkampf um die Rohstoffe eine<br />
neue Dimension erreicht. Denn wenn man bedenkt, dass Indien und<br />
China beim Pro-Kopf-Rohstoffverbrauch noch sehr weit hinter den<br />
Industrieländern liegen und dass ein Drittel der Weltbevölkerung in<br />
diesen beiden Ländern lebt, kann man sich ansatzweise ausmalen,<br />
wie viel zusätzliche Nachfrage<br />
nach knappen Rohstoffen in den<br />
kommenden Jahren die Preise<br />
nach oben treiben wird. Das sind<br />
drei gewichtige Argumente, warum<br />
sich jeder Anleger gemeinsam<br />
mit seinem Berater besser<br />
früher als später Gedanken über<br />
Rohstoffe machen sollte.<br />
Inzwischen gibt es eine Vielzahl<br />
von Möglichkeiten, in Rohstoffe<br />
zu investieren. Wie soll man<br />
sich da Orientierung verschaffen?<br />
Eins ist ganz klar: Das Verhältnis<br />
von Ertrag und Risiko<br />
bei Rohstoffen ist ähnlich wie<br />
bei Aktien. Rohstoffpreise sind<br />
10 ventura 4|20<strong>11</strong><br />
Quelle: Goldman Sachs, EcoWin, Bloomberg, DekaBank
Konjunktur und Preisentwicklung<br />
sehr schwankungsanfällig. Daher sind Rohstoffe eher als Langfristkomponente<br />
im Depot anzusehen. Zudem ist die Anlageklasse<br />
selbst sehr heterogen. Während sich Edelmetalle als sicherer Anlagehafen<br />
in Krisenzeiten oft stark verteuern, sind Industriemetalle<br />
und Energierohstoffe konjunkturabhängig und entwickeln sich in<br />
wirtschaftlich guten Zeiten besser. Ein Blick auf die Entwicklungskurven<br />
von Konjunktur und Preisentwicklung bei den Industriemetallen<br />
zeigt, dass sich die Zyklen auf lange Sicht angleichen, obwohl<br />
sie auch kurzfristig auseinanderdriften können. Daher empfi ehlt<br />
sich für alle, die keine ausgewiesenen Rohstoffexperten sind, die<br />
Investition in eine breite Streuung von Rohstoffen, wie man sie<br />
beispielsweise in Rohstofffonds fi ndet, die breit gefächerte Rohstoffi<br />
ndizes abbilden. In einzelne Rohstoffe investieren sollte man<br />
nur, wenn man sich mit Rohstoffen gut auskennt.<br />
Rohstoffe haben zudem eine Eigenart, der man sich als Investor<br />
bewusst sein sollte. An den Spot-Märkten kann man Rohstoffe<br />
nur dann handeln, wenn man an der physischen Lieferung von<br />
Rohstoffen interessiert ist. Für den Finanzanleger bieten sich<br />
grundsätzlich die Futuresmärkte an, an denen eine Investition<br />
nicht mit der physischen Lieferung des Rohstoffs enden muss.<br />
Ein Futureskontrakt läuft jedoch irgendwann in der Zukunft aus.<br />
Selbst wenn man den Rohstoff dann nicht tatsächlich abnehmen<br />
muss, wird man doch erneut einen Futureskontrakt kaufen, wenn<br />
man in Rohstoffen investiert bleiben will. Diesen Wechsel von Futureskontrakten<br />
nennt man „Rollen“, wobei für den Anleger hierbei<br />
Rollgewinne oder Rollverluste entstehen können. Ist der nächstlaufende<br />
Futureskontrakt nämlich teurer als der auslaufende (im<br />
Fachjargon spricht man hier von „Contango“), macht der Anleger<br />
Rollverluste. Ist er billiger (im Fachjargon „Backwardation“), macht<br />
er Rollgewinne. Das Ergebnis des Rollens ist also ein Teil des Ertrages<br />
einer Rohstoffi nvestition. Deshalb bestimmt sich die Rendite<br />
am Rohstoffmarkt für den Finanzanleger nicht alleine durch die<br />
130<br />
80<br />
30<br />
-20<br />
-70<br />
-120<br />
1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 20<strong>11</strong><br />
Industriemetallpreise (l. S.) Weltindustrieproduktion (r. S.)<br />
Spotpreisentwicklung des Rohstoffes, sondern auch durch die<br />
Beschaffenheit der Terminkurve. Als Anleger eines Rohstofffonds<br />
muss man sich freilich hierüber nicht den Kopf zerbrechen. Das<br />
erledigen die Profi s. Doch man muss sich darüber im Klaren sein,<br />
dass sich die Entwicklung des Rohstoffi nvestments nicht alleine<br />
nach den jeweiligen Spotpreisen der Rohstoffe richtet.<br />
Wie sieht das aktuelle Umfeld der Rohstoffmärkte aus? Die Angst<br />
vor einer Rezession hat seit Mai 20<strong>11</strong> die Rohstoffpreise in der<br />
Tendenz nach unten gedrückt, mit Ausnahme der Edelmetalle, die<br />
als vermeintlich sichere Anlagehäfen bereits seit einiger Zeit stark<br />
profi tieren. Das allgemeine Preisniveau an den Rohstoffmärkten<br />
ist zuletzt deutlich gefallen und je nach weiterer Entwicklung der<br />
Weltwirtschaft und der Staatsschuldenkrisen in Europa und den<br />
USA sind für die nächste Zeit weitere Preisrückgänge vorstellbar.<br />
Kurz- bis mittelfristig gibt es also erhebliche Abwärtsrisiken. Langfristig<br />
jedoch dürfte die weiter zunehmende Knappheit an den<br />
Rohstoffmärkten die Preise nach oben treiben.<br />
Was also im Alltag unverzichtbar ist, sollte auch einen sinnvollen<br />
Baustein in einem Depot darstellen. Mit Rohstoffen kann man das<br />
Risiko streuen, selbst wenn Rohstoffe im Einzelnen – wie oben<br />
beschrieben – starken Preisschwankungen ausgesetzt sind. Die<br />
zunehmende Bedeutung der Rohstoffe als Anlageklasse trägt ebenfalls<br />
zu deren Volatilität bei. Doch wohin sich die Rohstoffpreise<br />
langfristig entwickeln, das wird alleine durch die Knappheit von<br />
Rohstoffen bestimmt. Und die Argumente für eine zunehmende<br />
Knappheit sind an den Rohstoffmärkten alles andere als knapp.<br />
Beispielsweise eignen sich Investmentfonds, Zertifi kate oder auch<br />
unbefristete, besicherte Schuldverschreibungen (Exchange traded<br />
commodities ETC) dazu, an der Entwicklung der Rohstoffpreise zu<br />
partizipieren. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, ob diese Anlageklasse<br />
und welches Produkt in Ihr persönliches Risikoprofi l passt. V<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> <strong>11</strong><br />
13<br />
8<br />
3 Bloomberg<br />
EcoWin,<br />
-2<br />
-7DekaBank,<br />
-12 Quelle:
„Für mich leitet sich alles<br />
aus dem Wert Freiheit ab!“<br />
Der Name: Dr. Dimitrios Argirakos. Alter 40 Jahre. Die aktuellen Berufe: Rechtsanwalt,<br />
Internetunternehmer, Politikberater, Unternehmensberater, Institutsdirektor,<br />
Lehrbeauftragter. Die Ausbildung: Bankkaufmann, Journalist, Studium der Rechtswissenschaft,<br />
Studium der Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Seine<br />
Schwerpunkte: Innovationsmanagement, Europa- und Völkerrecht. Ein Porträt<br />
eines Menschen, der Dinge tut, die andere einfach nicht machen.<br />
:: Von Klaus Hackert<br />
Dr. Dimitrios Argirakos<br />
Mit dem Abschluss der zehnten Klasse stand für<br />
Dimitrios Argirakos nach Lesen des „Kapitals“ fest:<br />
„Der Kapitalismus ist an und für sich schlecht und<br />
wird untergehen. Das einzige, was zählt, ist die<br />
verbleibende Zeit zu nutzen und Spaß zu haben.“<br />
Konsequenz aus dieser arg verkürzten Interpretation<br />
der Lehren von Marx und Engels war, dass er<br />
sein Heil in Kalifornien suchte. Mit Billigung seines<br />
Vaters, der ihm zwar 5.000 DM zum Auswandern<br />
gab, aber im Gegenzug verlangte, dass er bei seinem<br />
Onkel in Colorado Quartier nehmen müsste. Der<br />
war in den 1960er und 1970er Jahren in den USA<br />
ein Top-Wirtschaftsjurist gewesen, hatte aber auf<br />
dem Höhepunkt seiner Karriere den lukrativen<br />
Job geschmissen und war Philosophie- und Geschichtsprofessor<br />
geworden. „Mit seiner Art gelang<br />
es meinem Onkel, mich, der ich mein Leben mit<br />
Kapitalismuskritik verbrachte, zur Räson zu bringen“,<br />
lacht Argirakos. Was folgte, waren vier Monate<br />
Surf and Fun an den Stränden von Los Angeles,<br />
nur unterbrochen von Ausflügen ins Fitnessstudio<br />
und Burgerbraten bei McDonald´s um des Lebensunterhaltes<br />
willen. Dabei kamen ihm wichtige Erkenntnisse:<br />
„Wenn du etwas ändern willst, musst<br />
du es in die Hand nehmen. Es hilft nichts, nur zu<br />
kritisieren und andere verantwortlich zu machen.<br />
Der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg und Glück<br />
liegt in ständiger Bildung und Weiterentwicklung.“<br />
Die Konsequenz: Die Flucht aus dem „Golden State“<br />
zurück nach <strong>Düsseldorf</strong>. Schluss mit vulgärmarxistischen<br />
Exkursen. Stattdessen Abitur, Banklehre,<br />
Volontariat bei der Welt, Studium in Köln, Bonn,<br />
Colorado und <strong>Düsseldorf</strong> mit den Schwerpunkten<br />
Völker- und Europarecht.<br />
Mit dem Studium begann für den Sohn einer griechischen<br />
Mutter und eines deutschen Vaters ein Leben<br />
auf der akademischen Überholspur: Noch vor dem<br />
Ersten Staatsexamen verfasste er ein rechtspolitisches<br />
Lehrbuch zum Thema „Gemeinsame Außen-<br />
und Sicherheitspolitik in Europa“. Und weil es damit<br />
gut lief, auch gleich noch eins für den Bereich „Justiz<br />
und Inneres in Europa“. Und er wurde jüngster<br />
Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität<br />
zu <strong>Düsseldorf</strong> – bereits vor Ablegung des Zweiten<br />
Staatsexamens. Da er immer die Nähe zur Politik<br />
gesucht hat und „umgekehrt auch die Politik die<br />
Nähe zu mir suchte“ (Argirakos), kam es dazu, dass er<br />
sich für Außenminister Joschka Fischer Gedanken<br />
machen sollte, wie denn eine Verfassung für Europa<br />
aussehen könnte. Resultat war, dass er gemeinsam<br />
mit dem Münchner Professor Peter Lüdemann einen<br />
kompletten Verfassungsentwurf für Europa erstellt.<br />
Parallel hierzu berät er kleine und mittelständische<br />
Unternehmen bei ihren Auslandsinvestitionen in<br />
Krisengebieten wie Afghanistan und dem Nahen<br />
Osten. Die Verbindung von Politik, strategischer<br />
Planung und Wissenschaftsberatung führt den<br />
inzwischen promovierten Juristen Argirakos als wis-<br />
12 ventura 4|20<strong>11</strong>
senschaftlichen Mitarbeiter mit Sonderaufgaben zur<br />
<strong>Düsseldorf</strong>er SPD-Landtagsfraktion. Parallel hierzu<br />
gründet er mit Kollegen aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />
eine interdisziplinäre Denkfabrik, das <strong>Düsseldorf</strong>er<br />
Institut für Außen- und Sicherheitspolitik<br />
(DIAS). „Das DIAS fördert das intensive Interesse für<br />
Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik und will<br />
ein stärkeres Bewusstsein dafür wecken, dass jeder<br />
hierzulande von Entwicklungen in anderen Ländern<br />
betroffen ist“, sagt Argirakos. Nach der für die rotgrüne<br />
Koalition verlorenen Landtagswahl 2005<br />
zieht es ihn ins Bundesverteidigungsministerium<br />
auf die Bonner Hardthöhe, wo er im Planungsstab<br />
der Luftwaffe an Zukunftsprojekten arbeitet. Obwohl<br />
er zudem auch als jüngstes Mitglied in den Beirat<br />
der Bundesakademie für Sicherheitspolitik nach<br />
Berlin berufen wird, wechselt er 2006 zurück in<br />
die Wirtschaft. Beim WAZ-Konzern wird er zuerst<br />
persönlicher Referent von Geschäftsführer Bodo<br />
Hombach, dann Koordinator „Neue Geschäftsbereiche“<br />
und schließlich Leiter „Zukunft & Innovation“.<br />
Zuständig unter anderem für den Aufbau neuer<br />
Geschäftsfelder, für Strategieentwicklung und für<br />
Corporate Social Responsibility (CSR), sprich die<br />
Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
von Unternehmen. Nach fünf Jahren beim<br />
WAZ-Konzern ist für Argirakos Schluss mit der<br />
angestellten Managementtätigkeit. Er berät seitdem<br />
Unternehmen in politischen und strategischen Fragen,<br />
analysiert und bewertet das jeweilige Umfeld,<br />
entwickelt neue Geschäftsfelder und ist aktiv an<br />
mehreren Internetfirmen beteiligt. Im Gespräch<br />
mit VENTURA äußert er sich zur aktuellen Krise<br />
in Europa, aber auch zu Fragen von Glück, Erfolg<br />
oder Verantwortung.<br />
VENTURA: Warum haben Sie nach gut fünf Jahren<br />
die WAZ-Gruppe verlassen, obwohl doch<br />
weitere Karriereschritte nur eine Frage der<br />
Zeit schienen?<br />
Argirakos: Ich hatte fünf Jahre die Gelegenheit in<br />
einer exponierten Stellung innerhalb der Medienindustrie<br />
wirklich spannende Dinge zu bewegen, habe<br />
neue Geschäftsfelder bis zur Marktreife aufgebaut,<br />
das Thema CSR im Konzern neu aufgesetzt. Das war<br />
für mich ein schöner Endpunkt. Wenn man schon<br />
die Bereitschaft zur ständigen Veränderung fordert,<br />
dann muss man damit bei sich selbst beginnen.<br />
Man kann schließlich nicht Wasser predigen und<br />
Wein trinken.<br />
VENTURA: Was treibt Sie dazu, so oft und so<br />
radikal das berufliche Umfeld zu wechseln?<br />
Argirakos: Ich liebe die Auseinandersetzung mit<br />
neuen Dingen, weil ich die Möglichkeit habe, vorhandenes<br />
Wissen in anderen Dimensionen zu<br />
denken und zu erweitern. Auf den ersten Blick<br />
hat beispielsweise die Wertschöpfungskette beim<br />
Profi-Fußball wenig mit dem globalen Markt für<br />
Zahnersatz zu tun. Auf den zweiten Blick kann<br />
aber der eine vom anderen Wirtschaftszweig überaus<br />
viel lernen. Vor allem, wenn man sich die<br />
parallel verlaufenden Entwicklungen im Zuge<br />
der Entmaterialisierung von Dienstleistungen<br />
durch die Verbreitung des Internets anschaut.<br />
Wer ständig nur in monolithischen Strukturen<br />
arbeitet, entwickelt und zementiert seine Kreativität<br />
synchron. Irgendwie ist meine persönliche<br />
Schumpetersche kreative Zerstörung, nach der<br />
Zerstörung notwendig ist, um einen Neuaufbau<br />
sicherzustellen, aber auch einer Art „Philosophie<br />
des Endes“ geschuldet. Irgendwann ist Zukunft<br />
vorbei, also tue ich jetzt etwas.<br />
VENTURA: Das Auskosten von Erfolg zählt für<br />
Sie nicht?<br />
Argirakos: Im Gegenteil! Ich kann Erfolge durchaus<br />
über einen längeren Zeitraum genießen, aber irgendwann<br />
kommt ein Punkt, an dem man merkt,<br />
dass ein neuer Anreiz notwendig ist, um seine<br />
innere Balance aufrechtzuerhalten. Daher glaube<br />
ich, dass man erst dann erfolgreich ist, wenn man<br />
wirklich weiß, was einen glücklich macht. Und<br />
keine Angst hat, sein Leben nach genau dieser<br />
Erkenntnis zu gestalten.<br />
VENTURA: Trügt der Eindruck, dass Sie angesichts<br />
der vielen Wechsel, Ihr Glück noch nicht<br />
gefunden haben?<br />
Argirakos: Ja! Es ist genau umgekehrt. Für mich ist<br />
es ein Riesenglück, dass ich beruflich die Möglichkeit<br />
besitze, das zu tun, worauf ich auch wirklich<br />
Lust habe. Und genau diese Freiheit nehme ich mir<br />
auch. Ich bin verliebt in das Glücklichsein! (lacht)<br />
VENTURA: Wie kommt man zu dieser Freiheit?<br />
Argirakos: Indem man für sich selbst versteht,<br />
dass man auch die Konsequenzen des eigenen<br />
Handels tragen muss. Und dass man angebliche<br />
Sicherheiten und vermeintliche Konventionen<br />
nicht beachtet. Ich möchte den Spaß, Dinge ein-<br />
„Ich liebe<br />
die Auseinandersetzung<br />
mit neuen<br />
Dingen“<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 13
„Ich bin bislang<br />
maßlos enttäuscht,<br />
dass die Verantwortlichen<br />
diese<br />
historische Chance<br />
nicht erkennen.“<br />
fach zu machen, nicht verlieren. Auch würde ich<br />
niemals eine Entscheidung für oder gegen einen<br />
Job aus allein monetären Gründen treffen.<br />
VENTURA: Ich weiß nicht, ob man überhaupt<br />
Werte priorisieren sollte, aber was wäre etwas,<br />
ohne das für Sie gar nichts ginge?<br />
Argirakos: Für mich leitet sich alles aus dem Wert<br />
„Freiheit“ ab. Erst einmal bin ich natürlich dankbar<br />
dafür, dass ich in einem gesellschaftlichen System<br />
lebe, in dem ich persönliche und berufl iche Freiheit<br />
genießen kann. Das ist gerade, wenn Sie sich<br />
fortlaufend mit anderen Staaten auf dem Gebiet<br />
Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigen, keine<br />
Selbstverständlichkeit. Daraus leitet sich auch<br />
ein besonderer Grad an „Verantwortung“ ab, nicht<br />
nur für die Staaten, sondern auch für die in ihnen<br />
lebenden Individuen.<br />
VENTURA: Was bedeutet für Sie Verantwortung?<br />
Argirakos: Zunächst einmal ist Verantwortung<br />
das Bewusstsein darüber, dass<br />
meine Handlungen direkte Wirkungen<br />
haben. Allein dieses Bewusstsein fehlt<br />
leider vielen Menschen heutzutage. Erst,<br />
wenn man über dieses Bewusstsein ver-<br />
fügt, kann man zur zweiten Stufe kommen.<br />
Das ist die Fähigkeit, auch Rechenschaft<br />
über die Handlungen selbst und<br />
über deren Folgen ablegen zu können.<br />
Im Optimalfall steht das sowohl im Einklang<br />
mit meinen persönlichen Werten,<br />
aber auch mit den Werten der Allgemeinheit.<br />
Ohne Verantwortung kann<br />
ein Gemeinwesen nicht funktionieren.<br />
Und Verantwortung bedeutet dann auch<br />
Solidarität: Man muss Menschen helfen,<br />
denn im Zweifel möchte ich auch, dass<br />
andere Menschen mir helfen.<br />
VENTURA: Kommen wir von der persönlichen<br />
Verantwortung zur gesellschaftlichen Verantwortung<br />
von Unternehmen. Was sollten Unternehmen<br />
tun, um dem derzeit vorherrschenden<br />
Eindruck von Gier und Zockermentalität entgegenzutreten?<br />
Argirakos: Unternehmen sollten einem entsprechend<br />
gelebten und kommunizierten Wertekanon<br />
gegenüber verpfl ichtet sein. In dieser Hinsicht hat<br />
sich in den letzten zehn Jahren sehr viel getan.<br />
Aber für Unternehmen darf im Umkehrschluss<br />
nicht mehr gelten, als für den Einzelnen. Dass der<br />
Mensch nicht ohne Fehler ist, ist eine Gewissheit,<br />
die wir bereits seit einigen tausend Jahren vor<br />
uns hertreiben. Das sieht man etwa an den unterschiedlichen<br />
Religionen, wo Buße ein wesentliches<br />
Element ist, um mit Fehlern besser umgehen zu<br />
können. Es gibt aber natürlich auch Fehler, die<br />
zum Teil systemisch bedingt sind und sich kaum<br />
vermeiden lassen. Letztlich ist es aber eine Frage<br />
der politischen Steuerung einer Gesellschaft, dass<br />
Fehler des Einzelnen nicht zu einem Nachteil für die<br />
Allgemeinheit führen. Ich würde niemanden kritisieren,<br />
der für sich persönlich die erlaubten Grenzen<br />
des Rechtsstaates in Anspruch nimmt. Wenn wir<br />
aber erkennen, dass am Ende die Allgemeinheit<br />
für diese Fehler büßen muss, dann muss die Politik<br />
dafür Sorge tragen, dass solche Verfehlungen und<br />
Auswüchse mit Zwangsmaßnahmen belegt werden<br />
und nicht mehr vorkommen können.<br />
VENTURA: Sie haben bereits vor rund zehn Jahren<br />
einen Verfassungsentwurf für Europa vorgelegt.<br />
Welche Überlegungen steckten dahinter?<br />
Argirakos: Nach den Verträgen von Amsterdam und<br />
Nizza reifte für mich die Erkenntnis, dass es keinen<br />
offensichtlichen Grund mehr für die Existenz dieser<br />
Europäischen Union gibt. Bis zum Zusammenbruch<br />
des Ostblocks bildeten die Angst vor dem<br />
Kommunismus und die strategisch heute noch<br />
sehr wichtige Frage der Einbindung Deutschlands<br />
in ein geostrategisches Gesamtkonzept, in dessen<br />
Rahmen sich das Land sowohl ernst genommen<br />
fühlt, aber andererseits keine Gefahr für die Nachbarn<br />
darstellt, den notwendigen Kitt zum Zusammenhalt.<br />
Die Gefahr des Kommunismus war mit<br />
dem Zusammenbruch der SU gebannt. Auf der<br />
anderen Seite hatten wir mit George Bush Senior<br />
und erst recht mit Bill Clinton US-Präsidenten, die<br />
zwar die „globale amerikanische Hegemonie“ für<br />
sich persönlich in Anspruch nahmen, aber auch<br />
extrem großen Spielraum für die Entwicklung<br />
von Nationalismen gelassen hatten. Mir war klar,<br />
dass auf Grundlage dieser Entwicklung auch der<br />
Nationalismus in Europa zurückkehren würde.<br />
Dem wollte ich ein Dokument entgegensetzen, das<br />
als Gründungsimpuls auch für die Schaffung einer<br />
später folgenden europäischen Identität genutzt<br />
werden könnte. Resultat war ein Vollentwurf, nicht<br />
mit dem Anspruch, dass alles richtig ist. Aber er ist<br />
14 ventura 4|20<strong>11</strong>
eine komplette Zusammenfassung dessen, was<br />
man brauchen würde, um Europa neu zu bauen.<br />
Vor allem zeigt er auf, wie das Demokratiedefi zit<br />
der Gründungsverträge abgebaut werden kann.<br />
VENTURA: Fühlen Sie sich durch die aktuelle<br />
Entwicklung bestärkt?<br />
Argirakos: Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />
die ich als Geburtswehen einer neuen Finanzordnung<br />
sehe, ist für mich ein ganz wichtiger Gründungsimpuls<br />
für eine echte Union der Staaten<br />
Europas. Es geht jetzt nicht um das Feilschen um<br />
den Euro oder die Auseinandersetzung darüber,<br />
ob Griechenland ein „failed State“, sprich ein Staat,<br />
der seine Funktionen nicht mehr erfüllen kann, ist<br />
oder noch nicht. Vielmehr entscheiden die Staaten<br />
in Europa über ihren zukünftigen Einfl uss in einer<br />
Welt, in der immer mehr wirtschaftlich sowie politisch<br />
gewichtige Akteure versuchen, ihre Interessen<br />
durchzusetzen.<br />
VENTURA: Erkennt die Politik dieses?<br />
Argirakos: Ich bin bislang maßlos enttäuscht, dass<br />
die Verantwortlichen diese historische Chance<br />
nicht erkennen. Ich bin aber Optimist: Für mich<br />
ist extrem wichtig, dass Deutschland endlich dabei<br />
eine entscheidende Rolle spielt, weil wir – historisch<br />
betrachtet – die einmalige Möglichkeit haben,<br />
nachdem wir im 20. Jahrhundert zweimal Europa<br />
in Schutt und Trümmer gelegt haben, uns im<br />
21. Jahrhundert mit der Geschichte endgültig zu<br />
versöhnen, indem wir unsere Rolle als führende<br />
und gestaltende politische Kraft im Herzen des<br />
Kontinents zum Wohle Europas nutzen, um es neu<br />
aufzubauen. Das heißt nicht, dass Deutschland<br />
zwangsläufi g Zahlmeister Europas sein muss und<br />
wird. Es heißt, dass politische Führung notwendig<br />
ist, um ein nachhaltiges Europa der Zukunft zu<br />
bauen. Und dies in einer Zeit, in der an unserer<br />
Ostfl anke eine renovierte Sowjetunion im Entstehungsprozess<br />
steckt und sich an unserer Südfl anke<br />
eine Renaissance des Osmanischen Reiches<br />
ankündigt. Unabhängig von diesen außen- und<br />
sicherheitspolitischen Entwicklungen wird es<br />
weder ein einfacher, noch ein schneller Weg sein,<br />
nationale Befi ndlichkeiten oder die Rechte nationaler<br />
Parlamente zur Seite zu hieven. Aber das kann<br />
und muss man – ähnlich wie bei der Einführung<br />
des Euro – in einem ambitionierten Zehn-Jahres-<br />
Programm realisieren.<br />
VENTURA: Ihr Ratschlag an die verantwortlichen<br />
Politiker in Bezug auf die aktuelle Krise?<br />
Argirakos: Mehr Demokratie und Visionen wagen!<br />
Griechenland wird beispielsweise zu Recht dafür<br />
kritisiert, dass ein hoher Anteil der ohnehin geringen<br />
Steuereinnahmen für das Militär aufgewendet<br />
wird. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage,<br />
wieso es noch keine EU-Armee gibt, die nicht nur<br />
für alle Nationalstaaten günstiger, sondern auch<br />
wirkungsvoller die Sicherheit der Mitgliedstaaten<br />
gewährleisten könnte. Aber selbst wenn diese Idee<br />
zurzeit noch für viele zu weit greift, gibt es allein in<br />
der Euro-Zone genug zu tun. Eine wirtschaftliche<br />
Union und eine Währungszone, hinter denen keine<br />
kohärente Wirtschaftspolitik, keine kohärente Sozialpolitik,<br />
keine kohärente Finanzpolitik stehen und<br />
wo in den beteiligten Ländern keine miteinander<br />
vergleichbaren Zukunftsperspektiven herrschen,<br />
können am Ende nicht erfolgreich sein. Wir brauchen<br />
klare Transparenz, klare Perspektiven, klare<br />
Zielvorgaben und klare Führung. Und genau das<br />
haben wir derzeit nicht. Weder in Deutschland,<br />
noch in anderen Staaten in Europa. Es werden ausschließlich<br />
ökonomische Symptome bekämpft, aber<br />
die politisch Verantwortlichen scheuen die Auseinandersetzungen<br />
mit den Ursachen und dem (Wahl-)<br />
Volk. Wenn Europa die aktuelle Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise nicht als positiven Gründungsimpuls<br />
für die Entwicklung einer föderalen Nation nutzt,<br />
dann wird die Europäische Union in viele Einzelteile<br />
zerfallen. Darüber sollte sich jeder bewusst sein! V<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 15
„Kunstsinn“ – Salonkultur in <strong>Düsseldorf</strong><br />
In „privater Öffentlichkeit“ lässt die Lyrikerin Konstanze Petersmann im<br />
<strong>Düsseldorf</strong>er Zooviertel die schon fast in Vergessenheit geratene Kunstform<br />
des „Salons“ wiederauferstehen. Mehrmals im Jahr lädt sie Autoren, Musiker,<br />
bildende Künstler und Intellektuelle zu ihren Salonnachmittagen ein. Bei Canapés<br />
und Cremant trifft man sich bei einem erlesenen Programm zum Dialog von<br />
„Nationen und Kulturen“, um es mit den Worten der Salonière zu sagen.<br />
:: Von Klaus Hackert<br />
Salonimpressionen:<br />
Klangkünstler Max<br />
Maxelon, die Literatin<br />
Sibyl Quinke und die<br />
Schauspielerin Jane<br />
Hempel (v. l. n. r),<br />
Gastgeberin Konstanze<br />
Petersmann (u.)<br />
„Im weitesten Sinne stellt der Salon eine zweckfreie,<br />
zwanglose Geselligkeit dar“, sagt Konstanze<br />
Petersmann. „Hier fi ndet sich eine Gemeinschaft<br />
von Individualisten. Es ist ein Ort der Versöhnung<br />
und der Vermittlung, frei vom Konkurrenzkampf,<br />
der mitunter die Kommunikationsfähigkeit lähmen<br />
kann. Im besten Fall vermag er eine Gegenöffentlichkeit<br />
in privater Form zu etablierten Institutionen<br />
entwerfen.“<br />
Begonnen hat alles bereits im antiken Athen: Hier<br />
begründete Aspasia von Milet einen Philosophischen<br />
Salon, in dem sie nicht nur Gastgeberin<br />
war, sondern auch geschätzte Rednerin. In ihrem<br />
Haus soll die geistige und politische Elite Attikas<br />
verkehrt haben – der Philosoph Sokrates, die Dramatiker<br />
Sophokles und Euripides, der Bildhauer<br />
Phidias oder der Staatsmann Perikles. Die Salonkultur<br />
kam im 18. Jahrhundert nach Deutschland<br />
und erreicht während der Zeit der Romantik ihren<br />
Höhepunkt. Gastgeberin der Salons im 18. und<br />
19. Jahrhundert war stets eine wohlhabende und<br />
gebildete Dame, die Salonière. Sie lud an einem<br />
bestimmten Wochentag, einem „jour fi xe“, in ihr<br />
Privathaus ein. Während die Männer von Adel<br />
ihren Aufgaben bei Hofe nachgingen, Kriege ausfochten<br />
oder zur Jagd ausritten, hatten die adeligen<br />
Damen hinreichend freie Zeit, um geistreiche<br />
Konversation zu pfl egen und entsprechend gebildete<br />
Personen in ihren Räumlichkeiten zu empfangen.<br />
„In dieser Zeit war der Salon ein kultureller<br />
Freiraum, eine Intuition weiblicher Kultur und<br />
ein Ort der Emanzipation“, berichtet Petersmann.<br />
„Und Salonkultur war stets ein Stadtphänomen.<br />
Außerhalb dieses Rahmens konnte sie sich kaum<br />
entwickeln.“<br />
Kennzeichen des Salons war die Internationalität:<br />
„Musik und bildende Kunst sind ja von<br />
Haus aus international“, stellt die <strong>Düsseldorf</strong>er<br />
Lyrikerin fest. „Der Dialog zwischen den Nationen<br />
und Kulturen wirkt als Motor anspruchsvoller<br />
Geselligkeit.“ Die berühmteste Salonière des<br />
19. Jahrhunderts war die Gräfi n Marie d´Agoult,<br />
lange Jahre mit dem Komponisten und Klaviervirtuosen<br />
Franz Liszt liiert, die den Salon zur Lebensaufgabe<br />
erklärte. Auch in <strong>Düsseldorf</strong> stand<br />
im 19. Jahrhundert die Salonkultur in Blüte: Die<br />
wohl bekannteste Gastgeberin war Elisa Gräfi n<br />
Ahlefeldt. Auf dem ehemaligen Collenbachschen<br />
Gut in der Nähe des Dreiecks im heutigen Stadtteil<br />
Derendorf versammelte sie viele Künstler<br />
und Dichter, wie den Musiker Felix Mendelssohn-<br />
Bartholdi, den Historienmaler Carl Friedrich Lessing<br />
oder den Dramatiker Dietrich Grabbe um<br />
sich.<br />
Eine besondere Atmosphäre im Stile der Salons<br />
Konstanze Petersmann wurde 1942 in Danzig<br />
geboren. Nach dem Krieg kam sie nach Mitteldeutschland<br />
und wuchs in der DDR auf. Seit<br />
ihrer Ausreise im Jahr 1983 lebt sie mit ihrer<br />
Familie in <strong>Düsseldorf</strong>. Ab 1993 kam es zu ersten<br />
Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften<br />
und Anthologien in Frankfurt<br />
46 ventura 4|20<strong>11</strong>
am Main, München, <strong>Düsseldorf</strong>, Siegen, Neuss,<br />
Skopje und Belgrad. 2010 erschien ihr bislang<br />
letzter Gedichtband „Zum Lichtstern der Zeit“.<br />
„Kunstsinn“ nennt sie ihren eigenen Salon. Ganz<br />
nach der Manier der Salonièren des 18. und 19.<br />
Jahrhunderts ist sie eine Gastgeberin, die ihre<br />
Gäste mit neuen Künstlern, Büchern oder Ideen<br />
bekannt macht. „Kunstsinn ist zur intellektuellen<br />
Plattform für Individualisten der unterschiedlichsten<br />
Kulturen, Nationalitäten und Konfessionen<br />
geworden“, sagt sie. „ Es fi ndet ein kulturelles<br />
Miteinander statt. Es werden die Wurzeln anderer<br />
Kulturen erfahrbar gemacht und die eigene<br />
kulturelle Identität vertieft. Es ist kein Event, hier<br />
steht das Menschsein, die Begegnung und das<br />
gegenseitige Vertiefen von Gedanken im Mittelpunkt.<br />
Es soll Muße und Zeit für das Gespräch<br />
da sein.“ Doch im eigentlichen Sinne öffentlich<br />
ist der Salon „Kunstsinn“ nicht. Die jeweils rund<br />
20 Gäste werden eingeladen. Wie kommt man<br />
zu der Ehre, in den Salon gebeten zu werden?<br />
„Durch meine Aktivitäten im Bereich Literatur<br />
habe ich einen recht weiten Bekanntenkreis aus<br />
den Bereichen Literatur und bildender Kunst. Ich<br />
besuche sehr häufi g Vernissagen und Galerien.<br />
So lerne ich überall Menschen kennen, und wenn<br />
ich meine, sie haben uns etwas zu sagen und die<br />
menschlichen Eigenschaften passen auch, dann<br />
versuche ich diese Menschen für meinen Salon<br />
zu gewinnen. Es sollten schon liebe und nette<br />
Menschen sein, mit echter Begeisterung für die<br />
Kunst“, lacht die Salonière.<br />
Gastgeberin Aspasia<br />
von Milet im Gespräch<br />
mit der geistigen Elite<br />
ihrer Zeit (Bild: Michel<br />
Corneille der Jüngere<br />
(1642 - 1708), Versailles)<br />
Das Treffen im Hause Petersmann dauert mindestens<br />
drei Stunden. In einem facettenreichen<br />
Programm präsentieren Künstler, Autoren oder<br />
Geisteswissenschaftler die unterschiedlichsten<br />
Beiträge. „Vorträge zu Kunst, Philosophie, Naturwissenschaften,<br />
gesellschaftlichen und ethischen<br />
Themen ermöglichen ungewohnte Blicke<br />
auf scheinbar Vertrautes und bahnen Wege zu<br />
bislang Unbekanntem“, verspricht Petersmann.<br />
Beim jüngsten Salon waren es unter anderem<br />
der Musikwissenschaftler Armin Koch, die Malerin<br />
Friedericke Mächel oder die Musikerin und<br />
Komponistin Inge Mariam Tikale. Die Deutsch-<br />
Georgische Dichterin Irene Imnadze trug Liebesgedichte<br />
auf Deutsch und Georgisch vor und der<br />
Architekt und Autor Jochen Boskamp führte mit<br />
Fotografi en auf die Spuren des Franz von Assisi.<br />
Doch was heißt Salonkultur im 21. Jahrhundert?<br />
Passt das noch in eine von Globalisierung und<br />
virtuellen Netzwerken geprägte Zeit? Petersmann:<br />
„Gerade heute darf der Bedarf an persönlichen Gesprächsmöglichkeiten<br />
nicht unterschätzt werden<br />
oder gar in Vergessenheit geraten. Auch wenn sich<br />
die gesellschaftlichen Strukturen im Vergleich zu<br />
den vergangenen Jahrhunderten gewaltig verändert<br />
haben, suchen die Menschen wieder echte<br />
persönliche Beziehungen, menschliche Nähe<br />
und spirituelle Tiefe. Und zwar mit Inhalten, die<br />
die Banalität des Alltags überwinden und einer<br />
einseitig rationalen Bildungskultur aus dem Wege<br />
gehen. Kurz: Es sind Begegnungen mit Menschen,<br />
die das Leben lebenswert machen.“ V<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Deutscher Sparkassen<br />
Verlag GmbH, 70547 Stuttgart<br />
Tel.: +49 7<strong>11</strong> 782-0<br />
Chefredakteur:<br />
Thomas Stoll<br />
Redaktionsleitung:<br />
Ralf Kustermann<br />
Tel.: +49 7<strong>11</strong> 782-1586<br />
Fax: +49 7<strong>11</strong> 782-1288<br />
E-Mail: ralf.kustermann@<br />
dsv-gruppe.de<br />
Art Director:<br />
Joachim Leutgen<br />
Chefi n vom Dienst:<br />
Antje Schmitz<br />
Layout und Grafi k:<br />
commbox:8, Leinfelden-<br />
Echterdingen<br />
Autoren und Mitarbeiter:<br />
Helene Adam, Stefan Dangel,<br />
Gisela Haberer, Andreas<br />
Hohenester, Werner Obalski,<br />
Ulrich Pfaffenberger, Petra<br />
Schäfer, Hedwig Weide, Signe<br />
Zerrahn<br />
Druck:<br />
MP Media-Print Informationstechnologie<br />
GmbH, Paderborn<br />
Anzeigen:<br />
Anneli Baumann<br />
Tel.: +49 7<strong>11</strong> 782-1278<br />
Artikel-Nr. 330 155 026<br />
<strong>Düsseldorf</strong>-Ausgabe<br />
Verantwortlich:<br />
Kundenkommunikation<br />
<strong>Stadtsparkasse</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />
Berliner Allee 33<br />
40212 <strong>Düsseldorf</strong><br />
Tel.: +49 2<strong>11</strong> 878-0<br />
CvD:<br />
Klaus Hackert, <strong>Düsseldorf</strong><br />
Tel.: +49 2 <strong>11</strong> 69 07 98 10<br />
Grafik:<br />
Gockel Design, Wuppertal<br />
Tel.: +49 2 02 2 74 28 44<br />
Fotos:<br />
S. Seemann / Zoonar (Seite 1),<br />
Markus Scherer (Seite 2, 9),<br />
Andreas Doria Postproduction<br />
(Seite 5-7), Boris Breuer<br />
(Seite 8-9), benfn-fotografie<br />
Benedikt Frings-Neß (Seite<br />
12, 15), Dr. Nikolaus Gatter<br />
(Seite 46 oben), Susanne Kurz<br />
(Seite 46 unten), alle anderen<br />
N. N. / Agen turen / privat / Archiv<br />
ventura 4|20<strong>11</strong> 47
Deutsches Medikamenten-Hilfswerk e.V.