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Glasklarer Mord

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Wo sind Luna, Emma und Mattis?Es war an einem lauen Sommertag, als sich Frau Morgenstern um einige ihrerKinder sorgte. Frau Morgenstern war Erzieherin im Waisenhaus Sonnentor in einerkleinen bayrischen Gemeinde im Landkreis Deggendorf. Sonnentor war ein altes undwohlhabendes Haus, das von vielen seiner ehemaligen Kinder wertvolle Kunstgegenständeund Gemälde geschenkt bekommen hatte. Frau Morgenstern, dieselbst zwei erwachsene Töchter hat, arbeitete seit 27 Jahren im Sonnentor.Am 2. Juli verkündete Maria Morgenstern eine Durchsage über die Lautsprecheranlageim Sonnentor. „Liebe Kinder, wie jeden ersten Sonntag im Monat machenwir auch heute einen Ausflug. Dieses Mal gehen wir ins Schwimmbad. Ich bitte euch,die Schwimmsachen zu packen und euch um 13 Uhr in der großen Halle zuversammeln“, sagte sie in einem liebevollen Tonfall. Frau Morgenstern eilte in ihrZimmer, um selbst ihre Tasche zu packen. „ Schon wieder Schwimmtag, eigentlichmag ich gar nicht so gerne schwimmen. Aber es hilft ja nichts, wenigstens die Kinderfreuen sich “, dachte sie.Pünktlich um 13 Uhr betrat sie die große Halle, bepackt mit Rucksack, Liegedeckenfür die Kinder und einer kleinen Tasche Verbandszeug. Sofort stürmten zwölf ihrerKinder auf sie zu. „Seid ihr gut vorbereitet und habt ihr auch alles eingepackt?“,erkundigte sie sich. „Natürlich, Frau Morgenstern!“, antworteten die Kinder im Chor.Dann aber fiel Frau Morgenstern auf, dass nicht alle Kinder da waren. „Wo sind dennLuna und Emma ?“, wollte sie wissen. „Mattis, kannst du mal schauen, wo deinegroßen Schwestern bleiben?“, fragte sie in die Menge. Die Kinder schauten sichsuchend um, da auch Mattis zwischen ihnen nicht auszumachen war. Anstatt Mattismeldete sich Tim: „Ich habe die drei zuletzt heute Morgen nach dem Frühstück aufder großen Wiese spielen sehen.“ „Ja, das stimmt!“, bestätigte die aufgeweckteSophia. Frau Morgenstern überkam ein mulmiges Gefühl und legte zunächst einmalRucksack und Liegedecken beiseite. „Wo könnten die drei wohl sein? Eigentlich sindsie doch zuverlässig und pünktlich“, schoss es ihr durch den Kopf. „Kinder, suchtbitte in Zweiergruppen das Haus und das Grundstück ab. Ihr acht sucht im Haus undder Rest draußen!“, befahl sie mit den Armen dirigierend den Kinder.


die Leichen der drei Kinder sein? Matt war sich sicher, dass es zwischen denKindern und der Blutspur einen Zusammenhang gab. Er musste unbedingt ein paarTaucher engagieren, die den See untersuchten. Zum zweiten Mal an diesem Tagzückte er sein Handy und bestellte Taucher und die Spurensicherung. Kurze Zeitspäter waren fünf Taucher bereit und Tom Robins, der Chef der Spurensicherung,unterhielt sich ausführlich mit Matt. „Bin gespannt, was die Taucher finden.“ DerDetektiv schaute ungeduldig zu den Tauchern, die gerade in das kalte Wassersprangen. „Du glaubst also, dass die drei Kinder aus dem Waisenhaus hierumgebracht wurden?“ „Nicht direkt! Ich kann natürlich sowieso nur eine Vermutungaufstellen. Vielleicht ist noch nicht einmal ein Toter da! Aber wenn wir schon einmaldabei sind: Ich glaube, die drei Kinder wurden auf dem Gelände des Kinderheimsumgebracht und dann hier in den See geworfen. Die Täter schienen wohl daraufgeachtet zu haben, dass ihre Spuren nicht sichtbar sind, aber sie haben es nichtmehr geschafft, die Blutspur zu entfernen.“ „Ja, ja, das ist eine mögliche Theorie,aber fest steht wirklich noch nichts.“ Matt und Tom gingen noch einmal gründlich amUfer des Sees entlang, um Spuren zu suchen. Nach einer halben Stunde kamen diefünf Taucher dann endlich aus dem Wasser. Tatsächlich hatten diese die Leichenvon drei Kindern auf dem Grund des Sees gefunden. Daraufhin ging alles sehrschnell. Der Leichenbestatter sowie das Kinderheim wurden alarmiert und die Leichenwurden geborgen.Nachdem auch die Leute der Spurensicherung weggefahren waren und nur nochDetektiv Matt am See stand, fasste er in Gedanken einen Entschluss: „Gut, dieLeichen sind geborgen. Bin ich froh, dass wir sie gefunden haben, sonst würden siedort unten verwesen! Ich glaube, es wäre am besten, wenn ich jetzt ins Waisenhausginge und unauffällig Zeugen befrage.“ Also schritt Detektiv Matt mit bestürztemGesicht als aller erstes zur Pflegemutter der Kinder: Maria Morgenstern. Sie musstedie Kinderleichen identifizieren.Nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hatte, konnte er die Frau zuweiteren Details befragen. „Hoffentlich sagt sie irgendwas“, murmelte er in sichhinein. Unter vielen Tränen schluchzte Frau Morgenstern darauf: „Emma, Mattis undLuna waren sechs, acht und neun Jahre alt. Die Jüngste von ihnen, Emma, erkannteman sofort an ihrer kleinen Größe und dem blonden Haar, ganz im Gegensatz zuihrer großen braunhaarigen Schwester Luna. Ach, und Mattis, der zweitjüngste, warschon immer klein, hager und ungepflegt. Ihre schmalen, geschwisterlich ähnlichen4


Gesichter drückten normalerweise immer etwas Positives aus, aber in letzter Zeiterkannte ich in den kleinen braunen Augen etwas Hilfloses, Ängstliches und dennochauch ein klein wenig Hoffnungsvolles! Mit ihren Blicken machten sie mich so traurig!Es ist lieb von Ihnen, dass sie sich um den Fall kümmern.“ „ Kein Problem. HabenSie sonst noch irgendwas auffällig Wirkendes bemerkt?“, hakte Matt zielstrebig nach.„Nein, sonst nichts, aber Frau Sommer an der Rezeption könnte etwas bemerkthaben!“, meinte Frau Morgenstern. „Danke für Ihre hilfreichen Bemerkungen, siekönnten uns weiter helfen. Auf Wiedersehen, Frau Morgenstern!“‚ bedankte sich derDetektiv wiederum bei ihr. „Kein Grund zu danken. Ich freue mich, dass ich Ihnenweiter helfen konnte. Klären Sie den Fall bitte auf, das haben die Kinder verdient. “Auf dem Weg zur Rezeption grübelte Detektiv Huber weiter. „Ob das Traurigseinetwas mit dem Fall zu tun hat, kann sein oder... ?“ Weiter konnte er nicht überlegen,denn er war schon bei der geschafft dreinblickenden Frau Sommer angekommen,die sie schon erwartete, was er aber nicht bemerkte. Er blickte direkt ins runde,besorgte Gesicht von Frau Sommer. „Das ist Frau Sommer. Interessant“, dachte erbei sich und hatte gerade vor, sie über alles auszufragen, als Frau Sommer ihm mitleiser Stimme den Anfang wegnahm. „Sie wollen bestimmt alles wegen desplötzlichen Todesfalls wissen, hab ich Recht?“ Etwas verblüfft antwortete Matt: „Ja,ich bestätige Ihre Frage, erzählen sie mir alles Auffällige, bitte!“ Mit bedrückter Mienedruckste sie herum: „Nun ja! Hier im Sonnentor geschah in letzter Zeit, vor demVerschwinden der drei Kinder natürlich, viel Merkwürdiges, z.B. verschwandenwertvolle Gemälde. Wir haben keine Vermutung, wo sich die gestohlenen Gemäldebefinden könnten und wer sie gestohlen haben könnte. Nach kurzem Überlegenerklärte der Detektiv: „Ich werde mich langsam an die Antwort herantasten, machenSie sich keine Sorgen, ich kümmere mich darum.“ Ohne die geringste Antwort zuerwarten, lief er aus dem Waisenhaus.Es war gegen Nachmittag, als der Detektiv durch den naheliegenden Park streifteund über all das, was geschehen war, nachdachte: „Kann dieses mysteriöseVerschwinden der Bilder mit den Kindern zu tun haben? Haben sie sie vielleichtgestohlen?“ Während er weiter grübelte und alles aufschrieb, kam ihm einunbekannter, grimmiger Mann entgegen, der von der Kleidung her so etwas wie einHausmeister zu sein schien. Matt sprach ihn mit fester Stimme an: „Guten Tag, ichbin Privatdetektiv Huber. Und Sie sind wahrscheinlich der Hausmeister desSonnentors ,Tim Schwegler, oder?“ Den Namen entzifferte er mühselig von dem5


Namensschildchen an seinem blauen Overall. „Nein, das bin ich ganz sicher nicht!Wer ich bin, geht Sie überhaupt nichts an. Lassen Sie mich durch, ich muss schnellweiter!“, krächzte der unhöfliche Mann darauf, schubste den verblüfften Detektiv umund rannte davon. Matt Huber rappelte sich schnell auf, schaute ihm verblüfft undmisstrauisch hinterher und machte sich eifrig Notizen. Dabei dachte er sich: „Welchein Halunke, dieser Tim Schwegler, keine Manieren und komisches Verhalten, dasmuss ich mir unbedingt aufschreiben und nachverfolgen.“Ein Blick auf die Uhr verriet Matt, dass es längst Zeit zu einem spätenNachmittagskaffee war. Er war der Meinung, für heute genug gearbeitet zu haben,weshalb er schnell zum Koch ging, um den Kuchen und den Kaffee, den er als Dankfür seine Dienste umsonst bekam, abzuholen. Der Detektiv setzte sich gemütlich aufeine kleine weiße Bank im Garten und genoss die Sonne, die gerade angenehm vomHimmel strahlte. Nicht zu heiß! Nicht zu kalt! Und da kam ihm eine Idee, wie ermorgen weiter vorgehen könnte. In völliger Ruhe genoss er so den restlichen Tag,bis er schließlich nach Hause fuhr.Ein handfester BeweisFür heute hatte sich Matt viel vorgenommen. Er wollte noch einmal zum See, umdiesen nach weiteren Spuren abzusuchen. Gegen zehn Uhr morgens fuhr er los undkam auch wenig später am See an. Er holte diesmal keine Taucher, denn er wolltesich nur das Gelände um den See anschauen. Aber insbesondere wollte Matt denöstlichen Wald untersuchen, weil der eine gute Versteckmöglichkeit bot. Er stieg ausdem Auto und spazierte zunächst den See entlang, fand aber nichts. Als erschließlich Waldrand erreichte, beschloss er weiter in den Wald hineinzugehen.Stunde um Stunde verging, doch die Sache war erfolglos. Aber auf dem Rückwegstolperte Matt plötzlich und fiel – nun zum zweiten Mal - auf den zum Glück weichenWaldboden. Er schaute, was wohl diesmal die Ursache für seinen Sturz war und fandeinen großen Betonklotz, über dessen Ecke er gestolpert sein musste. Matt warerstaunt, so einen Klotz mitten in dem fast nie von Menschen betretenen Waldaufzufinden und das erweckte seine Neugier. Vielleicht ließ sich der der Klotz jabewegen? Er krempelte seine Jackenärmel hoch und begann mit aller Kraft an ihmzu ziehen. Und tatsächlich, der Klotz gab nach. Matt stand vor einem riesigen6


schwarzen Loch. Schnell entdeckte er die morsche Holzleiter, die den Abgrundhinabführte und machte sich an den Abstieg. Er endete in einem engen, niedrigenTunnel. Der Detektiv trat einen Schritt vor und stieß gegen etwas Hartes. Er schautegenauer hin und erkannte ein altes Gemälde in einem goldenen Rahmen. Als er sichumschaute, bemerkte er noch mehr Gemälde, Vasen und andere Wertgegenstände.„Na klar“, ging es ihm auf, „das sind die geklauten Sachen aus dem Waisenhaus“. Erging weiter, bis der Gang plötzlich vor einer großen Eisentür endete. In der Mitte derTür saß ein Bullauge aus massivem Glas. Was Matt jetzt sah, erschreckte ihn sehr.Er sah direkt in den See hinein. Vor ihm hingen an einem Haken zwei mit demSonnentorlogo gelb bestickte Kinderchucks, die von den toten Kindern stammenmussten. Jetzt war er ganz sicher, dass die Kinder etwas mit den gestohlenenSachen zu tun hatten. Nachdem er ein paar Fotos gemacht hatte, kletterte DetektivMatt schnell aus dem Tunnel in die freie Natur, legte den schweren Klotz wieder aufseinen gewohnten Platz und dachte: „Irgendwas haben die Kinder bestimmt damit zutun, ihre traurigen Gesichter... , sie müssen die Kunstwerke gestohlen haben.Höchstwahrscheinlich.“ Während er das so überlegte, ging er mit gemächlichenSchritten nach Hause. Es war schon dunkel geworden.Einen Tag später wanderte Detektiv Matt aufmerksam durch den Waisenhauspark inder Hoffnung, den sich komisch verhaltenden Typen Tim Schwegler aufzufinden, umihn ordentlich zu befragen, doch ohne Erfolg. Auf einmal stieß er mit einem mittelgroßenMann zusammen, der erschrocken und gehetzt mit leichtem bayerischenAkzent zu ihm meinte: „Entschuldigen Sie, mein Herr, das wollt ich nicht, könnte ichbitte vorbei?“ Matt dachte sich nur: „Schon wieder einer, der gehetzt ist, das kanndoch nicht wahr sein.“ Trotzdem antwortete er gnädig und äußerst neugierig: „KeinProblem. Ich bin aus beruflichen Gründen hier, wären sie so nett, mir Ihren Namenzu verraten, bitte! Bevor ich es vergesse, ich bin Privatdetektiv Matt Huber. UndSie?“ Mit leicht geöffnetem Mund und kreidebleichen Gesicht haspelte derAngesprochene erstaunt: „Ich, ich bin Karl Kleinwusel, Hausmeister des Sonnentorsund würde jetzt gerne zum See gehen!“ „Aha, Sie sind also der Hausmeister? Ichdachte anfangs, Tim Schwegler wäre das. Und übrigens, was machen Sie dort? “,fragte Matt darauf neutral. „Phh, Tim, dieser in letzter Zeit schlecht gelauntePflegevater der toten Kinder, Hausmeister? Egal, am See, ähh, fahre ich mit meinemferngesteuerten Motorboot, jawohl“, rief Herr Kleinwusel mit schriller Stimme. Zur7


Bestätigung zog er aus seiner unauffälligen, dunklen Tasche ein kleines Motorboot.„Guter Grund, mal sehen, ob er noch mehr auf Lager hat.“ Detektiv Matt Huberbeäugte das kleine Ding argwöhnisch und fragte Karl herausfordernd: „Und wäre esschlimm, wenn ich Sie begleiten würde?“ Erstarrt, mit rotem Gesicht undschüttelnden Kopf lehnte dieser schnell den Vorschlag ab: „ Nein danke, ich braucheSie nicht, ich geh allein. Tschau!“ Nachdem er dies gesagt hatte, flitzte er an ihm soschnell vorbei, wie ihn seine kurzen Beine trugen, ohne sich nur einmal umzusehen.Huber schüttelte verständnislos seinen Kopf und machte sich eifrig Notizen insschlaue Büchlein.Als er wieder aufblickte, fasste er einen Entschluss, der darin bestand, den auffälligenHausmeister zu verfolgen, um mehr herauszufinden. Also lief der tatendurstigeDetektiv Herrn Kleinwusel hinterher, was gar nicht mal so einfach war, da derängstliche Davonlaufende öfters nach hinten schaute. Aber nach langer, mühsamerZeit waren sie endlich am Ziel: Der See.Was Matt dort sah, verschlug ihm den Atem. Tim Schwegler stand nämlich dort mitgelber Badeshorts am See, völlig allein und schaute aufgeregt umher. KarlKleinwusel schien das auch bemerkt zu haben, er guckte verdattert zu ihm hinüber.Als Herr Schwegler endlich einsah, dass er beobachtet wurde, eilte er daraufhin wegin den einsamen Park. Während das geschah, blieb der Hausmeister zunächststehen, und als Tim nicht mehr zu sehen war, lief er wie von der Tarantel gestochenin die Richtung, die auch der andere Verdächtige eingeschlagen hatte. Doch Mattblieb gelassen stehen, wo er war und dachte sich ärgerlich: „Die jungen Leute heutemüssen immer laufen. Irgendwie hab ich trotzdem das Gefühl, dass einer der beidenetwas im Schilde führt.“8


Immer noch nachdenklich und in Gedanken versunken, steuerte Matt auf dasWaisenhaus zu, als ihm plötzlich eine unglaubliche Idee kam. Der Täter würde sichhöchstwahrscheinlich das Diebesgut bald holen wollen. Um dies zu tun, würde ersich nachts, um nicht gesehen zu werden, zur Höhle schleichen. Es war gut möglich,dass er dies heute Nacht tat, da in den letzten Tagen so viel am See gesucht wurde.Erst heute hatte Matt das Suchen ja aufgegeben. Heute wäre es für den Täter ideal.Schnell hatte Matt einen Entschluss gefasst. Er würde heute Nacht im Tunnel auf derLauer liegen.Am späten Abend um elf Uhr ging es dann los. Der Detektiv machte sich mit seinemJeep auf den Weg, um den Täter am See zu filmen. Er zog seinen schwarzen Mantelan, der ihm bis zu den Knien reichte, und schlüpfte auch in seine schwarzen Schuhe.Sein Auto versteckte er hinter einem großen grauen Felsbrocken, schloss es ab undmachte sich auf zum See. Zunächst guckte er sich zunächst kurz um, ob vielleichtschon jemand in der Nähe wäre. Als er niemanden sah, suchte er sich einenpassenden Busch, hinter dem er sich gut verstecken konnte. Kurze Zeit später hörteer plötzlich sich nähernde Schritte. Es knackste leise und dann konnte er durch denBusch auch schon einen Mann sehen. Allerdings konnte er fast nichts erkennen,außer dass der Täter mittelgroß war.Der Täter gestehtMatts Herz pochte so laut, dass Matt befürchtete, von dem Täter entdeckt zu werden.Aber der Mann ging am Busch vorbei und verschwand im Tunnel. Matt war sichsicher, dieser Mann musste der Täter sein. Matt wollte auf Nummer sicher gehen,alarmierte die Polizei mit seinem Handy und beschrieb ihr in wenigen Sätzen, was erbeobachtet hatte. Kurze Zeit später kamen vier Polizisten leise angeschlichen. DerDetektiv flüsterte ihnen zu : „Am besten wäre es, wenn ihr euch verstecken würdet.Der Täter ist noch im Tunnel und kann jeden Moment heraus kommen.“ Alle wartetengespannt. Bald darauf kam auch schon der Verdächtige aus dem Tunnel heraus undtrug einen unförmig großen Rucksack auf dem Rücken. Weil der Verdächtige auf denDetektiv zukam und Matts Augen sich schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten,erkannte er Tim Schwegler, der Stellvertreter von Frau Morgenstern aus demWaisenhaus. Plötzlich rief einer der Polizisten: „Jetzt!“ und alle vier stürmten auf den9


Täter zu. Dieser wirkte überrascht, rannte aber blitzschnell vor den Polizisten weg.Was der Mann nicht wusste, war, dass er direkt auf Matt zu lief. Matt reagierte sofortund stellte dem Fliehenden ein Bein, woraufhin dieser mit einem lauten Stöhnenhinfiel. Nun konnten die Polizisten ihn ohne weitere Probleme festnehmen. DerPolizist, der „Jetzt!“ geschrien hatte, bedankte sich herzlich mit einem Händedruckbei Matt, während seine Kollegen den Täter zum Polizeiauto führten.Auf der Polizeiwache angekommen, befragten die vier Polizisten den Täter sofort.Der dienstälteste Polizist fragte ihn: „Woher wussten Sie, was im Tunnel verstecktwar? “ Der Täter sah keinen Ausweg und legte ein Geständnis ab, mit Einzelheiten,die nur der Täter kennen konnte. Er erzählte: „Ich bekomme nur einen kleinen Lohnund konnte die drei Kinder Luna, Emma und Mattis ohne Probleme allein sprechen,da ich der Stellvertreter von Frau Morgenstern bin und viel mit ihnen zu tun hatte. Ichbedrohte sie, so dass sie die Gemälde und Schmuckstücke aus dem Waisenhausklauten und wasserdicht verpackt in den See warfen. Von dort aus konnte ich dieGegenstände gefahrlos und ohne beobachtet zu werden aus dem See herausholen.Als die Kinder jedoch Anstalten machtenm, Frau Morgenstern etwas zu sagen,musste ich handeln. Ich zog sie am Sonntagmorgen von den anderen Kindern weg,als sie Verstecken spielten. Dann schlug ich sie hinter dem Busch nieder und stachmit einem Messer in die Oberkörper. Anschließend trug ich die Körper zum See undwarf sie hinein, in der Hoffnung, niemand würde die Leichen finden.“ Nach demGeständnis ließ sich Tim Schwegler mit aschfahlem Gesicht, ohne Widerstand undregungslos ins Gefängnis bringen.Verabredung mit Herrn KleinwuselHeute Nachmittag war Matt mit Herrn Kleinwusel verabredet . Er wollte wissen, wiesoer sich so komisch verhalten hatte, als Matt mit ihm reden wollte. Eilig packte erseinen blauen Rucksack mit den wichtigsten Utensilien. Dann zog er seine Jackeund Schuhe an und rannte zu seinem Jeep, da er spät dran war. Als er nach einerzehnminütigen Autofahrt aus seinem Auto ausstieg und ins Cafè Louisen ging, wo ersich mit dem Hausmeister Herr Kleinwusel traf, konnte er ihn schon von weitemsehen. Herr Kleinwusel saß an einem braun gestrichenen Tisch. Der Detektiv gingschnell zu ihm hin und begrüßte ihn nett: ,,Hallo Herr Kleinwusel, schön, dass Sie10


sich Zeit für mich genommen haben.“ „Kein Problem“, meinte er daraufhin. Da kameine Kellnerin und fragte: ,,Möchten Sie etwas zu trinken haben?“ ,,Ja,ich hätte gerneeinen Kaffee und Sie, Herr Kleinwusel?“ ,,Ich hätte gerne einen Kräutertee.“ ,,Kommtsofort“, meinte die Kellnerin. Als die Kellnerin weg war, fragte der Hausmeister, wiesoMatt mit ihm reden wollte. ,,Also“, sprach der Detektiv. ,,Es geht darum, dass Sie sichso merkwürdig verhalten haben, als ich Ihnen begegnet bin und ich wissen wollte, woSie hingehen und was Sie machen. Und Sie wissen doch, dass drei Kinder ausIhrem Waisenhaus verschwunden waren.“ ,,Ja, ja das das weiß ich und das tut mirwirklich leid, aber Sie müssen mir glauben, dass ich nicht der Täter bin“, beteuerteHerr Kleinwusel. ,,Ja, das wissen wir, aber wieso haben Sie sich denn so komischmir gegenüber verhalten?“, wollte Matt wissen. In dem Augenblick kam die Kellnerinund sagte: ,,Bitte sehr. Hier ist der bestellte Kaffee und der Tee. Das macht dann4,85 Euro.“ Matt sagte schnell: ,,Das bezahle ich. So, bitte schön und einen schönenTag noch.“,,Ja, danke gleichfalls“, bedankte sich die Kellnerin. „Na endlich“, dachteMatt „wir können unser Gespräch fortführen. Ich bin gespannt.“ - ,,Also, äähm daswar so: In meinen Freistunden gehe ich gerne an den See, in den die Kindergeworfen wurden. Ich habe nämlich ein kleines, gelbes Motorboot, das ich sehrgerne fahren lasse. Mir ist es aber unangenehm, wenn die Leute sehen, dass so einMann wie ich noch mit so einem kleinen Motorboot spielt. Deshalb habe ich mir denabgelegenen See ausgesucht. Verstehen Sie das jetzt?“ ,,Aha, so ist das. Das kannich gut verstehen. Wenn ich in ihrer Lage wäre, hätte ich das wahrscheinlichgenauso gemacht.“ ,,War das alles, was sie von mir wissen wollten?“ ,,Ja danke, daswar alles. Und es tut mir wirklich Leid, dass Sie Ihre Freizeit für mich opfernmussten.“ ,,Ach, das ist kein Problem.“ ,,Gut, dann wünsche ich Ihnen noch einenschönen Tag. Auf Wiedersehen“, verabschiedete Matt sich. ,,Tschüss“, sagte auchHerr Kleinwusel und beide schritten aus dem Café hinaus.11

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