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Obere Extremität<br />

Schulter · Ellenbogen · Hand<br />

Offizielles Organ der Deutschen Vereinigung <strong>für</strong> Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE) e.V.<br />

<strong>Elektronischer</strong> <strong>Sonderdruck</strong> <strong>für</strong><br />

J.D. Agneskirchner<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Service</strong> <strong>von</strong> <strong>Springer</strong> <strong>Medizin</strong><br />

Obere Extremität 2011 · 6:24–34 · DOI 10.1007/s11678-011-0104-6<br />

© <strong>Springer</strong>-Verlag 2011<br />

J.D. Agneskirchner · L. Lafosse · P. Kasten<br />

Arthroskopische Rekonstruktion der<br />

Subscapularissehne<br />

Indikation, Technik, Ergebnisse<br />

www.obex.springer.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors


Obere Extremität 2011 · 6:24–34<br />

DOI 10.1007/s11678-011-0104-6<br />

<strong>Ein</strong>gegangen: 29. Oktober 2009<br />

Angenommen: 29. November 2009<br />

Online publiziert: 17. Februar 2011<br />

© <strong>Springer</strong>-Verlag 2011<br />

Rupturen der Subscapularissehne stellen<br />

eine besondere Entität der Rotatorenmanschettenläsionen<br />

dar. Sie kommen einerseits<br />

isoliert und andererseits in Kombination<br />

mit Läsionen der posterosuperioren<br />

Rotatorenmanschettensehnen (Sehne<br />

des M. supraspinatus und M. infraspinatus)<br />

vor. Die Prävalenz <strong>von</strong> Läsionen wird<br />

mit 3,5–29% angegeben [2, 8, 17, 19, 20, 28].<br />

Trotz der erheblichen Auswirkungen<br />

auf die Funktion der Schulter werden<br />

die Läsionen der Subscapularissehne klinisch<br />

nicht selten übersehen [13, 14], wobei<br />

durch Anwendung spezifischer klinischer<br />

Tests und moderner Schnittbildgebung<br />

im Prinzip gute Möglichkeiten zur<br />

Diagnostik bestehen.<br />

Lange Jahre war die Rekonstruktion<br />

<strong>von</strong> Subscapularissehnenrissen eine Domäne<br />

der offenen Chirurgie und gilt vielerorts<br />

als nach wie vor einzige verlässliche<br />

Methode der sicheren und soliden<br />

Wiederherstellung der Sehne. Ähnlich<br />

wie bei der posterosuperioren Rotatorenmanschette<br />

hat die rapide Entwicklung<br />

spezieller arthroskopischer Techniken<br />

an der Schulter in den letzten Jahren<br />

nun auch im Bereich des M. subscapularis<br />

eine präzise Diagnostik und solide Fixation<br />

<strong>von</strong> Läsionen ermöglicht.<br />

Anatomie und arthroskopische<br />

Visualisierung<br />

Der M. subscapularis verläuft an der Vorderseite<br />

des Oberarmkopfs. Er entspringt<br />

breitflächig muskulär an der ventralen<br />

24 | Obere Extremität 1 · 2011<br />

Leitthema: Übersicht<br />

J.D. Agneskirchner 1 · L. Lafosse 2 · P. Kasten 3<br />

1 Sportsclinic Germany, Hannover<br />

2 Alps Surgery Institute, Clinique Generale, Annecy<br />

3 Klinik <strong>für</strong> Orthopädie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden<br />

Arthroskopische<br />

Rekonstruktion der<br />

Subscapularissehne<br />

Indikation, Technik, Ergebnisse<br />

Fläche des Corpus scapulae und setzt in<br />

einem dreieckigen Areal des Tuberculum<br />

minus am Oberarmkopf an. Die oberen<br />

zwei Drittel des Ansatzes sind sehnig<br />

ausgebildet, im unteren Drittel ist die<br />

Insertion direkt muskulär am Oberarm<br />

(. Abb. 1; [29]).<br />

Die Funktion des M. subscapularis<br />

ist, zusammen mit den hinteren Anteilen<br />

der Rotatorenmanschette den Oberarmkopf<br />

in der Gelenkpfanne zu zentrieren.<br />

Er ist der einzige aktive anteriore Stabilisator<br />

und verhindert die ventrale Translation<br />

des Humeruskopfs und ein Anstoßen<br />

des Tuberculum minus an den Processus<br />

coracoideus (Coracoid) bei Innenrotation.<br />

Darüber hinaus ist der M. subscapularis<br />

ein kräftiger Innenrotator im<br />

Schultergelenk.<br />

In enger Nachbarschaft zum Subscapularissehnenansatz<br />

verläuft die lange<br />

Bizepssehne, die arthroskopisch gut<br />

sichtbar durch die sog. Rotatorenintervallschlinge<br />

(„reflection pulley“) verläuft.<br />

Diese Schlinge wird zum einen aus dem<br />

coracohumeralen Band (CHL), das <strong>von</strong><br />

der Basis und der lateralen Facette des<br />

Coracoids zum Vorderrand des M. supraspinatus<br />

und mit zwei Schenkeln am<br />

Tuberculum minus und majus inseriert,<br />

und zum anderen vom superioren glenohumeralen<br />

Band (SGHL) gebildet, das aus<br />

dem kapsulären Ansatzbereich des Tuberculum<br />

supraglenoidale entspringt und als<br />

kapsuläres Verstärkungsband U­förmig<br />

unterhalb der langen Bizepssehne zum<br />

Oberrand des Tuberculum minus zieht<br />

[32]. Das SGHL und das CHL bilden so<br />

eine Schlinge aus, die wie ein Ringband<br />

die lange Bizepssehne sichert, noch bevor<br />

diese in den Sulcus bicipitalis eintaucht.<br />

Die Intervallschlinge wird zusätzlich an<br />

ihrem Boden <strong>von</strong> Fasern des oberflächlichen<br />

Fasern des M. subscapularis und<br />

an ihrem Dach <strong>von</strong> Ausläufern des M. supraspinatus<br />

verstärkt [31]. Die tiefen Fasern<br />

des M. subscapularis, die vor allem<br />

<strong>für</strong> die Kraftentwicklung wichtig sind, stehen<br />

nicht in direkter Verbindung zum Bizepssehnenkanal<br />

und zur Rotatorenintervallschlinge.<br />

In diesem Bereich des Bizeps­Pulley<br />

finden sich häufig Pathologien, da<br />

die Bizepssehne entwicklungsgeschichtlich<br />

über ein Hypomochlion, nämlich<br />

den Tuberculum minus, umgeleitet wird<br />

und vor allem bei Rotationsbewegungen<br />

Scher­ und Zugbelastungen auf die Intervallschlinge<br />

und die Bizepssehne auftreten.<br />

Bei einer Instabilität der anterioren<br />

Intervallschlinge kann eine Schädigung<br />

des M. subscapularis, bei einer Instabilität<br />

der posterioren Schlinge eine Schädigung<br />

des vorderen Ansatzes des M. supraspinatus<br />

auftreten [24].<br />

Es ist wichtig zu verstehen, dass bei der<br />

Arthroskopie des Schultergelenks <strong>von</strong> intraartikulär<br />

aus lediglich das obere Drittel<br />

der Subscapularissehne direkt gesehen<br />

werden kann, da die unteren zwei Drittel<br />

<strong>von</strong> der Kapsel bedeckt sind [21].<br />

Der intraartikuläre Anteil der Subscapularissehne<br />

kann bei Rotation eine<br />

Strecke <strong>von</strong> bis zu 3 cm gleiten und


Abb. 1 8 Anatomie des M. subscapularis. Breitflächiger Ursprung an der Ventralfläche der Scapula,<br />

Ansatz am Tuberculum minus des Humeruskopf, obere zwei Drittel sehnig, unteres Drittel muskulär.<br />

Die Innervation mit den Nn. subscapulares superior und inferior tritt <strong>von</strong> anterior aus mit kurzen Nervenästen<br />

medial des Processus coracoideus in den Muskel ein. Von intraartikulär ist nur das obere artikulärseitige<br />

Drittel der Subscapularissehne sichtbar<br />

kommt bei Innenrotation im konkaven<br />

Anteil des Glenoidrands zu liegen. Die<br />

tiefen Fasern der Subscapularissehne können<br />

durch Palpieren und Anheben über<br />

einen Zugang durch das Rotatorenintervall<br />

beurteilt werden, indem durch Innenrotation<br />

und Anteversion die Muskelspannung<br />

verringert und Raum zur Visualisierung<br />

geschaffen wird.<br />

Da die unteren zwei Drittel der Subscapularissehne<br />

<strong>von</strong> der Kapsel bedeckt sind,<br />

muss deren Beurteilung <strong>von</strong> subakromial<br />

bzw. extraartikulär erfolgen. Von extraartikulär<br />

kann auch das obere Drittel<br />

des M. subscapularis eingesehen werden,<br />

das unter dem Coracoid entlanggleitet.<br />

Medial des Coracoids liegt der Gefäßnervenstrang<br />

des Arms auf den unteren<br />

zwei Dritteln des M. subscapularis.<br />

Der lateralste Anteil des Plexus brachialis<br />

ist der N. musculocutaneus, der zum gemeinsamen<br />

Sehnenansatz des M. coracoidbrachialis<br />

und der kurzen Bizepssehne<br />

(„conjoint tendons“) zieht. Weiter medial<br />

liegt dann die A. axillaris: Der N. axillaris,<br />

der aus dem Truncus posterior des Plexus<br />

stammt, zieht um den unteren Anteil des<br />

Muskel­Sehnen­Übergangs des M. subscapularis<br />

und verläuft extraartikulär der<br />

glenohumeralen Kapsel am Unterrand des<br />

M. subscapularis nach posterior in die laterale<br />

Achsellücke.<br />

Die Innervation des M. subscapularis<br />

erfolgt aus zwei Nervenästen direkt aus<br />

26 | Obere Extremität 1 · 2011<br />

Leitthema: Übersicht<br />

dem Armplexus: der obere N. subscapularis<br />

tritt knapp medial des Coracoids in das<br />

obere Drittel des Muskels, der untere Nerv<br />

zieht etwas weiter medial als der obere in<br />

die unteren zwei Drittel ein (. Abb. 1).<br />

Gelegentlich existieren noch kleinere akzessorische<br />

Äste.<br />

Da der Armplexus dem Muskel direkt<br />

aufliegt und die Nervenäste relativ kurz<br />

sind, kann im Falle einer Ruptur bei operativer<br />

Rekonstruktion ein starker lateraler<br />

Zug an einem retrahierten Muskel den<br />

am Muskel verwachsenen Plexus schädigen.<br />

<strong>Ein</strong> retrahierter Muskel muss vor allem<br />

im oberen Anteil vorsichtig unter Visualisierung<br />

gelöst werden, um die obere<br />

Innervation nicht zu zerstören. Wenn der<br />

Muskel nicht ausreichend <strong>von</strong> Verwachsungen<br />

gelöst wird, kann dies Schmerzen<br />

mit Ausstrahlung bis zum Unterarm<br />

und zur Hand sowie eine Schwäche und<br />

Schwere des Arms zur Folge haben. Die<br />

Möglichkeit der direkten Visualisierung<br />

<strong>von</strong> Nervenästen beim Lösen <strong>von</strong> Verwachsungen<br />

ist einer der wesentlichen<br />

Vorteile der arthroskopischen Refixation<br />

im Vergleich zur offenen Chirurgie.<br />

Klinische Untersuchung<br />

Wegweisend <strong>für</strong> die Diagnose einer Subscapularissehnenläsion<br />

sind zunächst<br />

Angaben aus der Anamnese (Außenrotationsabduktionstrauma,Schulterluxa­<br />

tion des Älteren), eine Verminderung der<br />

Innenrotationskraft sowie eine pathologisch<br />

vermehrte Außenrotationsfähigkeit<br />

der betroffenen Schulter. Zu unterscheiden<br />

ist dann, ob eine isolierte Subscapularissehnenläsion<br />

oder eine Kombination<br />

mit einer Ruptur der posterosuperioren<br />

Ro tatorenmanschette vorliegt.<br />

Zur klinischen Testung der Integrität<br />

des M. subscapularis und seiner Sehne<br />

steht eine Reihe verschiedener klinischer<br />

Tests zur Verfügung, die eine unterschiedliche<br />

Sensitivität und Spezifität besitzen<br />

[2, 3, 14, 30].<br />

Folgende Tests sind beschrieben:<br />

F Lift­off­Test: Abheben des im Schürzengriff<br />

gehaltenen Arms nach dorsal<br />

vom Rücken, wobei darauf zu achten<br />

ist, dass die Bewegung nicht aus dem<br />

Ellbogen mit dem Trizeps erfolgt.<br />

F Innenrotations­Lag­Zeichen: Der<br />

vom Untersucher in der „Lift­off­<br />

Position“ gehaltene Arm kann vom<br />

Patienten nicht aktiv gehalten werden<br />

und fällt auf den Rücken zurück.<br />

F Belly­press/Napoleon­Test: Die Hände<br />

des Patienten werden auf den<br />

Bauch gelegt und die Ellenbogen vom<br />

Patienten nach vorne gedrückt. Der<br />

Test ist positiv, wenn im Seitenvergleich<br />

eine Schwäche vorhanden ist<br />

bzw. der Ellbogen bei aktiver Innenrotation<br />

nach dorsal wandert.<br />

F Bear­hug­Test: Die Hand der betroffenen<br />

Seite wird auf die kontralaterale<br />

Schulter geführt und dann gegen Widerstand<br />

des Patienten nach anterior<br />

gezogen.<br />

Aufgrund der besonderen Anatomie des<br />

M. subscapularis und des häufigen Vorhandenseins<br />

<strong>von</strong> Begleitläsionen liegt die<br />

Treffsicherheit beim „Lift­off­Test“ und<br />

beim Innenrotations­Lag­Zeichen deutlich<br />

unter der des Belly­press­Tests und<br />

des Bear­hug­Tests, die eine Sensitivität<br />

und Spezifität <strong>von</strong> ca. 80% erreichen<br />

[3]. Insbesondere die klinische Diagnostik<br />

kleinerer Subscapularissehnenläsionen<br />

fällt klinisch nach wie vor schwer.<br />

Bildgebung<br />

Die Bildgebung umfasst die Standardröntgendiagnostik<br />

der Schulter in 3 Ebenen<br />

(true a.­p., axial, y­Aufnahme), auf denen


die Oberarmkopfzentrierung in koronarer<br />

und axialer Ebene sowie etwaige knöcherne<br />

Avulsionsverletzungen beurteilt<br />

werden können.<br />

Die Schnittbilddiagnostik kann durch<br />

Computertomographie mit intraartikulärer<br />

Kontrastmittelgabe (Arthro­CT) oder<br />

durch eine Magnetresonanztomographie<br />

(MRT), ggf. ebenso als Arthro­MRT mit<br />

Kontrastmittel durchgeführt werden. In<br />

Deutschlang üblich ist zumeist die MRT,<br />

die keine Strahlenbelastung aufweist, allerdings<br />

bezüglich Auflösung und Schnittdicke<br />

der CT unterlegen ist.<br />

Beurteilt wird neben der Größe des<br />

Risses, der Retraktion und der fettigen<br />

Degeneration [15] auch die Position des<br />

Humeruskopfs (Zentrierung), wobei hier<br />

der Abstand zwischen anteriorem Oberarmkopf<br />

und dorsaler Fläche des Coracoids<br />

begutachtet wird. <strong>Ein</strong>e anteriore Subluxation<br />

des Oberarmkopfs und eine starke<br />

fettige Degeneration des Muskels (ab<br />

Grad 3 nach Goutallier) sind negative Prädiktoren<br />

<strong>für</strong> eine erfolgreiche Refixierung<br />

und Heilung der Sehne [16].<br />

Die Diagnostik der Integrität des Pulley­Systems<br />

durch Bildgebung ist nach<br />

wie vor schwierig. Subluxationen oder Luxationen<br />

der Bizepssehne aus dem Sulcus<br />

bicipitalis sind zwar darstellbar, Läsionen<br />

des Bandapparats der Pulley­Schlinge sowie<br />

strukturelle Läsionen der Bizepssehne<br />

selbst lassen sich nur unbefriedigend<br />

durch Bildgebung diagnostizieren und<br />

erfordern letztlich ein invasives Vorgehen<br />

durch die Arthroskopie.<br />

Ätiopathogenese<br />

Ähnlich wie bei der Supra­ und Infraspinatussehne<br />

wird die Rissbildung der Subscapularissehne<br />

durch degenerative Prozesse<br />

in der Sehne begünstigt, wobei zusätzliche<br />

traumatische Ursachen bei der<br />

Subscapularissehne meist mehr ins Gewicht<br />

fallen, vor allem bei den isolierten<br />

und kompletten Rupturen.<br />

Der Unfallmechanismus ist meist ein<br />

Außenrotationsabduktionstrauma des adduziert<br />

gehaltenen Arms. Massive Risse<br />

haben entsprechend dem oben beschriebenen<br />

Mechanismus meist auch eine traumatische<br />

Komponente, wohingegen Teilrisse<br />

meist degenerativer Natur sind.<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Obere Extremität 2011 · 6:24–34 DOI 10.1007/s11678-011-0104-6<br />

© <strong>Springer</strong>-Verlag 2011<br />

J.D. Agneskirchner · L. Lafosse · P. Kasten<br />

Arthroskopische Rekonstruktion der Subscapularissehne.<br />

Indikation, Technik, Ergebnisse<br />

Zusammenfassung<br />

Verletzungen der Subscapularissehne werden<br />

klinisch häufig übersehen. Relevante<br />

Rupturen haben allerdings eine erhebliche<br />

und nicht kompensierbare Dezentrierung<br />

und Funktionseinschränkung der Schulter zu<br />

Folge. Spezifische klinische Tests und moderne<br />

Schnittbildgebung führen zur Diagnose<br />

und präoperativen Klassifikation. Die Arthroskopie<br />

ermöglicht eine präzise Diagnostik<br />

und Klassifikation der Sehnenläsionen, wobei<br />

neben der intraartikulären Beurteilung bei<br />

höhergradigen Rupturen auch eine extraartikuläre<br />

Visualisierung der Subscapularissehne<br />

und der benachbarten Strukturen erforderlich<br />

ist. Die arthroskopische Rekonstruktion<br />

<strong>von</strong> Subscapularissehnenrupturen setzt<br />

Arthroscopic reconstruction of the subscapularis<br />

tendon. Indication, technique, outcome<br />

Abstract<br />

Lesions of the subscapularis tendon are often<br />

underdiagnosed in clinical practice. Relevant<br />

ruptures, however, lead to a decentering<br />

of the humeral head followed by pain and<br />

loss of function. Specific clinical tests and the<br />

modern methods of imaging allow for the<br />

correct diagnosis and preoperative classification.<br />

Arthroscopy permits the precise structural<br />

diagnosis of subscapularis tendon lesions.<br />

Retracted lesions require an intraarticular<br />

as well as extraarticular visualization of<br />

the tendon and the surrounding structures.<br />

The arthroscopic reconstruction of the subscapularis<br />

tendon requires not only are a pro-<br />

nicht nur ein präzises anatomisches Verständnis<br />

und fortgeschrittene arthroskopische Fertigkeiten<br />

voraus, sondern sie erfordert neben<br />

der Technik der Refixation vor allem ein suffizientes<br />

Release der Sehnenstrukturen. Angaben<br />

zu Resultaten nach arthroskopischer<br />

Refixation sind in der Literatur noch spärlich<br />

vorhanden. Unter Beachtung der Klassifikation<br />

und der damit verbundenen Indikationsgrenzen<br />

lassen sich nach eigener Erfahrung<br />

gute Ergebnisse erzielen.<br />

Schlüsselwörter<br />

Sehnenverletzungen · Ruptur · Arthroskopie ·<br />

Schulter · Orthopädische Verfahren<br />

found understanding of shoulder anatomy<br />

and advanced technical skills, but the fixation<br />

technique with sufficient release of the<br />

tendon is also needed. There is still only little<br />

data in the literature on the outcome after<br />

arthroscopic reconstruction. However, using<br />

the appropriate technique and respecting<br />

the limits of indication, good results can<br />

be attained.<br />

Keywords<br />

Tendon injuries · Rupture · Arthroscopy ·<br />

Shoulder · Orthopedic procedure<br />

Obere Extremität 1 · 2011 |<br />

27


Abb. 2 8 Arthroskopische Anatomie und Diagnostik der Subscapularisruptur, Arthroskopposition<br />

posterior. a Intakte Anatomie des Subscapularis (SSC), des Bizeps-Pulley mit dem superioren glenohumeralen<br />

Band (SGHL) und der langen Bizepssehne (LBS). b Typ-3-Sehnenruptur: Die Subscapularissehne<br />

ist eingemauert in Narbengewebe, der Sehnenstumpf (Pfeile) ist zunächst nicht sichtbar, da er <strong>von</strong><br />

Kapselgewebe verdeckt ist, das <strong>für</strong> die Rekonstruktion débridiert werden muss<br />

Pathomorphologisch beginnt die Rissbildung<br />

meist im oberen artikulärseitigen<br />

Drittel der Sehne und setzt sich dann<br />

nach kaudal fort. Teilrupturen sind somit<br />

im Prinzip nur arthroskopisch diagnostizierbar,<br />

da Läsionen der intraartikulären<br />

Schicht des M. subscapularis <strong>von</strong> außen<br />

nicht festgestellt werden können [31].<br />

Subscapularisrupturen gehen oft, aber<br />

nicht immer mit Läsionen des Pulley­Systems<br />

einher und bedingen damit eine mediale<br />

Instabilität der langen Bizepssehne<br />

[31]. Es sind aber auch Pulley­Läsionen<br />

ohne relevante Subscapularisläsion und<br />

umgekehrt auch Subscapularisrupturen<br />

bei noch intaktem Bizeps­Pulley möglich.<br />

Analog zur Supra­ und Infraspinatussehne<br />

kann auch die Sehne des M. subscapularis<br />

eine Delaminierung aufweisen,<br />

d. h. es können der artikulärseitige<br />

und extraartikuläre Anteil in unterschiedlichen<br />

Schichten reißen und auch getrennt<br />

retrahieren. Dies ist durch die arthroskopische<br />

Diagnostik in der Regel gut sichtbar.<br />

Bei einer kompletten Ruptur des<br />

M. subscapularis fehlt der wichtigste aktive<br />

ventrale Stabilisator der Schulter. Die<br />

Außenrotation nimmt zu, und der Oberarmkopf<br />

wird vor allem bei maximaler<br />

Innenrotation durch den Zug des M. deltoideus<br />

nach superior und anterior subluxiert.<br />

Dies kann durch den Belly­press­<br />

Test simuliert werden, wenn die Hände<br />

bei gebeugten und fixierten Ellenbogen<br />

auf den Bauch gedrückt werden, wodurch<br />

der Oberarmkopf aufgrund des defekten<br />

M. subscapularis nach ventral gleitet. Da­<br />

28 | Obere Extremität 1 · 2011<br />

Leitthema: Übersicht<br />

rüber hinaus kann dies ein schmerzhaftes<br />

subcoracoidales Impingement verursachen,<br />

das zu Beginn dynamisch auftritt,<br />

in chronischen Fällen jedoch auch permanent<br />

vorhanden sein kann.<br />

Die chronische Sehnenruptur des<br />

M. subscapularis zu einer Atrophie und<br />

fettigen Degeneration der Muskulatur,<br />

wie dies Goutallier anhand <strong>von</strong> CT­Scans<br />

auch <strong>für</strong> den M. infraspinatus beschrieb<br />

[15]. Die Muskelatrophie kann im Gegensatz<br />

zur fettigen Degeneration reversibel<br />

sein. <strong>Ein</strong> Stadium 3 <strong>von</strong> insgesamt 4 Stadien<br />

bedeutet, dass mindestens 50% des<br />

Muskels in Fett umgewandelt wurde und<br />

das zu erwartende Ergebnis voraussichtlich<br />

schlecht sein wird [26].<br />

Arthroskopische Klassifikation<br />

Läsionen der Subscapularissehne kommen<br />

in sehr unterschiedlichem Schweregrad<br />

und unterschiedlicher Morphologie<br />

vor. Im Prinzip können alle Rupturen<br />

arthroskopisch gut beurteilt werden.<br />

Dabei ist allerdings wichtig zu verstehen,<br />

dass allenfalls frische Rupturen<br />

einen „freien“ Rissrand der Sehne hinterlassen,<br />

wie er bei Rupturen der Supra­ und<br />

Infraspinatussehne üblicherweise vorhanden<br />

ist. Im Gegensatz zum M. supraspinatus<br />

und infraspinatus führen komplette<br />

Rupturen des M. subscapularis mit Sehnenretraktion<br />

meist zu einer ausgeprägten<br />

Verklebung mit den benachbarten Strukturen,<br />

insbesondere der glenohumeralen<br />

Gelenkkapsel, dem CHL, dem SGHL sowie<br />

der „conjoint tendons“ (. Abb. 2).<br />

Wenn das CHL und SGHL noch superolateral<br />

mit dem lateralen Ende des M. subscapularis<br />

verbunden sind, bilden diese<br />

eine vertikal verlaufende Bandstruktur,<br />

das sog. Kommazeichen, das <strong>von</strong> Burkhart<br />

u. Tehrany beschrieben wurde [6].<br />

Diese Struktur kann <strong>für</strong> den Arthroskopeur<br />

nützlich sein, um den Oberrand des<br />

M. subscapularis zu identifizieren. De<br />

facto ist die arthroskopische Identifikation<br />

der anatomischen Begrenzung der<br />

Sehne in vielen Fällen chronischer Rupturen<br />

allerdings nicht einfach und sogar<br />

ein großer Riss kann übersehen werden,<br />

da er erst nach anatomischer Präparation,<br />

d. h. Débridement und Entfernung des<br />

Gewebes der Rotatorenintervallschlinge<br />

und anterioren Gelenkkapsel, sichtbar<br />

wird (. Abb. 2). In schwierigen Fällen,<br />

falls die Anatomie intraartikulär unübersichtlich<br />

ist, sollte die obere Begrenzung<br />

der Sehne des M. subscapularis als<br />

weiße, glatt begrenzte, transversal verlaufende<br />

Gewebestruktur über den lateralen<br />

Zugang <strong>von</strong> extraartikulär hervorpräpariert<br />

werden.<br />

Die <strong>von</strong> uns verwendete Klassifikation<br />

trägt der Pathogenese der Läsionen Rechnung,<br />

berücksichtigt die arthroskopische<br />

Darstellung und zielt auf die jeweils indizierten<br />

operativen Versorgungsstrategien<br />

ab [25]. Gängige Klassifikationen auf<br />

Basis der offenen Sehnendarstellung berücksichtigen<br />

definitionsgemäß nicht die<br />

partiellen intraartikulären Läsionen, bei<br />

kompletten, retrahierten Rissen unterscheiden<br />

sie nicht, ob der Oberarmkopf<br />

noch zentriert ist oder bereits eine anteriore<br />

Subluxation vorliegt. Diese Unterscheidung<br />

ist allerdings wichtig, da sie das<br />

Ergebnis entscheidend beeinflusst.<br />

Entsprechend der Lafosse­Klassifikation<br />

können Risse des M. subscapularis in<br />

5 Gruppen unterteilt werden (. Abb. 3).<br />

Darüber hinaus können innerhalb der<br />

Typgruppe Läsionen der tiefen, d. h. gelenkseitigen<br />

(„profound“) Schicht (P) und<br />

der extraartikulären, superfizielle Schicht<br />

(S) unterschieden werden.<br />

Typ I. Risse des oberen Drittels der Sehne,<br />

partielle Risse mit Läsion der tiefen,<br />

artikulär gelegenen Fasern im Ansatzbereich<br />

der Tuberculum minus. <strong>Ein</strong>e Retraktion<br />

tritt nicht auf, da die oberflächli­


Abb. 3 7 a,b Klassifikation<br />

der Subscapularissehnenruptur.<br />

(b aus [25], mit<br />

freundl. Genehmigung <strong>von</strong><br />

Elsevier)<br />

chen ventralen Fasern intakt sind. Therapie:<br />

keine, bzw. Débridement.<br />

Typ II. Risse des oberen Drittels der Sehne<br />

mit Läsion der tiefen und oberflächlichen<br />

Schicht. Zur genaueren Differenzierung<br />

wird hier auch zwischen einem Riss,<br />

der vor allem die oberflächlichen Fasern<br />

betrifft (Typ IIS) und einem, der v. a. die<br />

tiefen Fasern betrifft (Typ IIP) unterschieden.<br />

Therapie: Refixation, Visualisierung<br />

<strong>von</strong> intraartikulär möglich.<br />

Typ III. Kompletter Riss der oberen zwei<br />

Drittel der Sehne. Das intakte untere Drittel<br />

der Sehne limitiert eine starke Retraktion<br />

der Sehne. Als Sonderform kann<br />

a<br />

b<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV Komplettruptur tendinöser Anteil<br />

Humerus zentriert, fettige Degeneration ≤ Grad 3<br />

V Komplettruptur tendinöser Anteil<br />

Humerus dezentriert, fettige Degeneration ≥ Grad 3<br />

Typ I Typ II<br />

Typ IV<br />

Partialruptur oberes<br />

Komplette Ruptur oberes<br />

Komplette Ruptur obere<br />

auch eine Läsion vor allem der tiefen<br />

Schicht auftreten, die dann Typ IIIP genannt<br />

wird. Therapie: Refixation, Visualisierung<br />

<strong>von</strong> intra­ und extraartikulär, Arthroskopposition<br />

lateral.<br />

Typ IV. Kompletter Riss der gesamten<br />

Sehne mit einer Retraktion der Sehne<br />

bis zum Rand des Glenoids, wobei jedoch<br />

noch keine Dezentrierung des Humeruskopfes<br />

vorhanden ist. Als Sonderform<br />

kann auch eine Läsion vor allem der<br />

tiefen Schicht auftreten, die dann Typ IVP<br />

genannt wird. Falls eine Fraktur des Tuberculum<br />

minus auftritt, wird diese als<br />

Typ IVF bezeichnet. Therapie: Refixation,<br />

sofern keine fortgeschrittene Muskelatro­<br />

Typ V<br />

Typ III<br />

phie vorhanden ist, und adäquates Release<br />

möglich, Visualisierung <strong>von</strong> lateral<br />

und kombiniert intra­ und extraartikulär.<br />

Typ V. Kompletter Abriss der Muskel­<br />

Sehnen­<strong>Ein</strong>heit mit Retraktion medial<br />

des Glenoidrands und einer anterioren<br />

Dezentrierung des Humeruskopfs durch<br />

die Zerstörung des Kräftegleichgewichts<br />

der Rotatorenmanschette. Oft ist bei diesen<br />

Fällen ein sekundäres Impingement<br />

des Processus coracoideus und eine fettige<br />

Degeneration der Muskulatur <strong>von</strong><br />

mehr als 50% vorhanden. Therapie: Refixation<br />

nur in Ausnahmefällen, alternativ<br />

Débridement [9] bzw. Transfer der Sehne<br />

des M. pectoralis major [27], bei älte­<br />

Obere Extremität 1 · 2011 |<br />

29


Abb. 4 8 a,b Portalanlage <strong>für</strong> eine arthroskopische Rekonstruktion der Subscapularissehne. Läsionen<br />

Typ I und II sind über das posteriore Standardportal darstellbar (A), bei höhergradigen Rupturen, bei<br />

denen auch medial des Glenoidrands präpariert werden muss, erfolgt die Visualisierung <strong>von</strong> lateral<br />

(C oder D), die Implantatinsertion und Instrumentierung über anteriore Portale (E und F)<br />

ren Patienten ggf. inverse Prothese (Begleitläsionen<br />

beachten: Omarthrose, Ausmaß<br />

der Dezentrierung).<br />

Operationstechnik der<br />

arthroskopischen Refixation<br />

Die Lagerung erfolgt in Beach­chair­<br />

Position mit frei beweglich abgedecktem<br />

Arm oder in einer Armtraktion, was<br />

einen freien Zugang <strong>von</strong> ventral zur problemlosen<br />

Anlage ventraler Arbeitszugänge<br />

sowie eine frei wählbare <strong>Ein</strong>stellung<br />

verschiedener Armpositionen (Flexion,<br />

Außenrotation, Innenrotation) ermöglicht<br />

(. Abb. 4).<br />

Zur arthroskopischen Refixation der<br />

Subscapularissehne sind folgende Arbeitsschritte<br />

erforderlich:<br />

F Visualisierung,<br />

F Release,<br />

F Reposition und<br />

F Fixation.<br />

Visualisierung<br />

Die Arthroskopie beginnt üblicherweise<br />

mit einer üblichen 30°­Optik über den<br />

klassischen posterioren Zugang (Portal<br />

A, . Abb. 4). Die nachfolgenden Zugänge<br />

werden entsprechend der Läsion<br />

unter direkter Visualisierung mit einer<br />

<strong>von</strong> außen nach innen gestochenen langen<br />

Punktionsnadel angelegt. Die Nadel<br />

dient dabei als Anhalt, welche Strukturen<br />

jeweils über den Zugang erreicht werden<br />

können. In der Regel werden mindestens<br />

drei Zugänge verwendet.<br />

30 | Obere Extremität 1 · 2011<br />

Leitthema: Übersicht<br />

Bei intakter anteriorer Kapsel können<br />

vom Gelenk aus über den posterioren<br />

Zugang lediglich das obere Drittel<br />

der Subscapularissehne gesehen werden<br />

(. Abb. 2a), der übrige Teil der Sehne<br />

wird durch die anteriore Gelenkkapsel<br />

verdeckt bzw. liegt extraartikulär. Durch<br />

Flexion des Arms und Innenrotation gelingt<br />

<strong>von</strong> posterior beim Blick über den<br />

Humeruskopf hinweg auch die Sicht auf<br />

die weiter kaudal gelegenen Insertionsanteile<br />

der Sehne.<br />

Integraler Bestandteil der Diagnostik<br />

des M. subscapularis ist die Überprüfung<br />

der Stabilität der Rotatorenintervallschlinge<br />

und der langen Bizepssehne.<br />

Hierbei ist eine dynamische Untersuchung<br />

dieses Systems durch Rotation der<br />

Humeruskopfs erforderlich. <strong>Ein</strong>e Alternative<br />

der Visualisierung <strong>von</strong> posterior ist<br />

die Verwendung einer 70°­Optik, die den<br />

Blick nach medial und kaudal um die Glenoidkante<br />

ermöglicht. Das Wechseln zwischen<br />

verschiedenen Optiken bzw. Kameras<br />

ist jedoch zeitraubend, sodass ein Umsetzen<br />

des Arthroskops nach lateral aus<br />

unserer Sicht deutlich zweckmäßiger ist.<br />

Grundsätzlich sollte unserer Ansicht<br />

nach bei höhergradigen Rupturen<br />

(ab Grad III) eine extraartikuläre Beurteilung<br />

der Sehne und der umgebenden<br />

Strukturen angestrebt werden. Hierzu<br />

wird das Rotatorenintervall eröffnet<br />

und das Coracoid mit den „con joint<br />

tendons“ dargestellt. Das Arthroskop wird<br />

dann <strong>von</strong> posterior aus nach lateral oder<br />

anterolateral (Portal C oder D) eingebracht<br />

(. Abb. 4). Beide Zugänge erlauben<br />

einen guten Überblick über den ge­<br />

samten M. subscapularis, das Coracoid,<br />

die Innervation des M. subscapularis,<br />

den Armplexus, die A. axillaris und den<br />

N. axillaris. <strong>Ein</strong>e derartige Visualisierung<br />

kann notwendig sein, wenn ein bei retrahierten<br />

kompletten Rupturen ein vollständiges<br />

Release über die beiden anterioren<br />

Arbeitszugänge durchgeführt wird.<br />

Der anterosuperiore Zugang E neben<br />

dem Coracoid wird dabei vor allem zum<br />

Durchführen der Fäden durch die gerissene<br />

Sehne und zur Platzierung der Fadenanker<br />

verwendet. Der Zugang D dient<br />

zum Lösen <strong>von</strong> Verwachsungen an der<br />

Sehne, zum subakromialen Débridement,<br />

zur Präparation der Ansatzzone der Sehne<br />

am Tuberculum minus und zur Platzierung<br />

der Fadenanker.<br />

Gelegentlich ist noch ein weit inferior<br />

und lateral positioniertes Portal (F) sinnvoll,<br />

über das entweder das Arthroskop<br />

eingebracht wird oder mit dem über Haltefäden<br />

die inferioren Anteile der Sehne<br />

nach lateral gezogen werden können.<br />

Release<br />

Das Befreien der gerissenen Sehne aus<br />

dem umgebenden Gewebe ist bei der Refixation<br />

der Subscapularisruptur ein enorm<br />

wichtiger Arbeitsschritt (. Abb. 5). Wie<br />

erwähnt ist die Sehne physiologischerweise<br />

sowohl gelenkseitig als auch extraartikulär<br />

<strong>von</strong> Strukturen umgeben, mit denen<br />

eine Verklebung eintritt.<br />

Das Release beginnt <strong>von</strong> intraartrikulär<br />

durch Lösen der Adhäsionen zwischen<br />

der Sehne und der glenohumeralen Gelenkkapsel,<br />

wobei hier das mittlere glenohumerale<br />

Band (MGHL) eine zentrale<br />

Rolle spielt. Es muss vom M. subscapularis<br />

separiert und sämtliche Verbindungen<br />

zwischen Sehne und Band müssen durchtrennt<br />

werden, was am besten mit einem<br />

Radiofrequenzinstrument gelingt.<br />

Der entscheidende Schritt <strong>für</strong> die weitere<br />

Präparation und das folgende extraartikuläre<br />

Release ist dann die Eröffnung<br />

des Rotatorenintervalls, wobei zunächst<br />

das Coracoid an seiner dorsalen und lateralen<br />

Fläche dargestellt wird. An der Basis<br />

des Coracoids wird danach zum CHL präpariert,<br />

das dann dort abgelöst wird.<br />

Sehr hilfreich in dieser Phase ist das<br />

<strong>Ein</strong>bringen eines Haltefadens, mit dem<br />

Zug auf die Sehne in lateraler Richtung


Abb. 5 8 Arthroskopisches subcoracoidales Release der Subscapularissehne,<br />

Arthroskopposition lateral. Nach Eröffnung des Rotatorenintervalls wurde<br />

der Processus coracoideus und der N. axillaris dargestellt. Die Subscapularissehne<br />

befindet sich auf Glenoidniveau und ist nach kaudal und medial<br />

retrahiert<br />

ausgeübt werden kann, wodurch sich Adhäsionen<br />

sichtbar anspannen und man<br />

anhand der Elastizität in der Spannung<br />

des Haltefadens die zunehmende Wirkung<br />

der Release­Maßnahmen erspüren<br />

kann.<br />

<strong>Ein</strong> sehr wichtiger und oftmals unterschätzter<br />

Aspekt beim Release des M. subscapularis<br />

ist die enge Nachbarschaft der<br />

retrahierten Sehne zu Nervenästen, d. h.<br />

zum N. axillaris (. Abb. 5), aber auch zu<br />

den kleinen Nn. subscapulares, die den<br />

M. subscapularis selbst innervieren. Bei<br />

den kompletten Rupturen (Typ III), bei<br />

denen die oberen zwei Drittel der Sehne<br />

abgelöst und retrahiert sind, ist eine<br />

der limitierenden Strukturen nach medial<br />

der direkt medial des Coracoids am<br />

Unterrand des M. subscapularis nach posterior<br />

kreuzende N. axillaris, der in diesen<br />

Fällen unbedingt dargestellt werden sollte.<br />

Das Release in diesem Areal medial<br />

des Coracoids muss unter perfekter<br />

arthro skopischer Visualisierungstechnik<br />

behutsam <strong>von</strong> superior nach inferior mit<br />

vorsichtigen, in kraniokaudal geführten<br />

Bewegungen mit einem stumpfen Dissektor<br />

durchgeführt werden, wodurch<br />

eine Gleit­ und Verschiebeschicht zwischen<br />

Subscapularissehne bzw. ­muskulatur<br />

und den Nervenstrukturen geschaffen<br />

wird. <strong>Ein</strong> ausreichendes Release der Sehne<br />

wird erkennbar, wenn der sehnige An­<br />

Abb. 7 7 Instrumentarium<br />

zur Refixation<br />

<strong>von</strong> Subscapularisrupturen:<br />

speziell gebogene<br />

Nahtinstrumente<br />

mit Fadengreiffunktion<br />

(CleverHook, Fa. DePuy<br />

Mitek)<br />

teil des M. subscapularis ohne wesentlichen<br />

Kraftaufwand und mit guter Elastizität<br />

der Muskulatur in Neutralstellung<br />

des Arms über den „footprint“ am Tuberculum<br />

minus reponiert werden kann.<br />

Reposition<br />

Die Sehnenreposition wird in lateraler<br />

und superiorer Richtung entsprechend in<br />

Umkehrung der Retraktion durchgeführt.<br />

Dies erfolgt in der Regel mit einem Zugfaden,<br />

der an der superiorlateralen Ecke<br />

der Sehne durchstochen wird und über<br />

den die Sehne schon während des Release<br />

angespannt wird (. Abb. 6).<br />

Abb. 6 8 Reposition der Sehne in der Sicht <strong>von</strong> lateral. Nach Débridement<br />

der Insertion wird die Sehne mittels eines Haltefadens nach kranial und lateral<br />

reponiert<br />

Anschließend sollte mit einem Shaver<br />

oder einer feinen Fräse der Knochen am<br />

Tuberculum minus dekortiziert werden,<br />

um vor dem Platzieren der Anker optimale<br />

<strong>Ein</strong>heilungsbedingungen an der Insertionsstelle<br />

zu schaffen.<br />

Die Durchführung einer Coracoidplastik,<br />

d. h. einer knöchernen Dekompression<br />

der dorsalen und inferioren Fläche<br />

des Processus coracoideus ist nur selten<br />

erforderlich, und zwar dann, wenn<br />

nach der Refixation der Sehne in Innenrotation<br />

noch ein Kontakt zwischen Sehne<br />

und Coracoid arthroskopisch sichtbar<br />

ist bzw. sekundäre knöcherne Ausziehungen<br />

am Coracoid vorhanden sind.<br />

Obere Extremität 1 · 2011 |<br />

31


Tab. 1 Fehler, Komplikationsrisiken und entsprechende Vermeidungsstrategien<br />

Fehler Vermeidungsstrategie<br />

Klinisches Übersehen Routinemäßige Durchführung der klinischen Subscapularistests<br />

der Ruptur<br />

„Daran denken“ bei klassischen Unfallmechanismen<br />

Schnittbildgebung: MRT oder Arthro-CT<br />

Übersehen der Ruptur Gezielte Darstellung des Subscapularisverlaufs und des „footprints“<br />

bei der diagnosti- Suchen nach Vorhandenseins eines „Kommazeichens“<br />

schen Arthroskopie Ggf. Eröffnung des Rotatorenintervalls mit Darstellung <strong>von</strong> extraartikulär<br />

Ungenügendes Re- Bei Komplettrupturen obligate Adhäsiolyse intra- und extraartikulär<br />

lease<br />

Darstellung des Processus coracoideus<br />

Verwendung eines Haltefaden während des Release<br />

Gründliche Visualisierung der Adhäsionen medial des Glenoids durch laterale<br />

Arthroskopposition<br />

Ungenügende Fi- Bei Komplettrupturen Fixation mit mindestens 2 Ankern<br />

xation<br />

Débridement der Sehne und Fadenführung durch stabiles Sehnenmaterial<br />

Anfrischen des Insertionsareals<br />

Iatrogene Nervenlä- Exakte Anatomiekenntnisse, Studieren der Nervenverläufe am anatomision<br />

(Nn. subscapulaschen Präparat und in Operationskursen<br />

res, N. axillaris) Präparation subcoracoidal nur bei guter Visualisierung<br />

Stumpfe Präparationstechnik, bipolare Radiofrequenz<br />

Versagen der Refixa- Indikationsgrenzen beachten: Refixation häufig nicht mehr sinnvoll bei<br />

tion („Reruptur“) - Grad-V-Rupturen (gelegentlich Grad IV, die sich nicht ausreichend reponieren<br />

lassen)<br />

- Rupturen mit Muskelatrophie >Grad III<br />

- relevanten Begleitläsionen: Omarthrose, Dezentrierung des Humerus<br />

Ausweichverfahren: Sehnentransfer (M. pectoralis major), inverse Prothese<br />

Fixation<br />

Die Strategie der Portalplatzierung, der<br />

Implantatinsertion und des Fadenmanagements<br />

werden der jeweiligen Rissform<br />

angepasst. <strong>Ein</strong> wichtiger Grundsatz<br />

ist, dass alle Zugänge lateral des Coracoids<br />

und der „conjoint tendons“ liegen müssen,<br />

um in sicherer Distanz zu den Nerven<br />

zu bleiben.<br />

Es empfiehlt sich die Wahl moderner<br />

Fadenankerimplantate, die doppelt mit<br />

reißfestem Nahtmaterial (z. B. Orthocord)<br />

bestückt sind. Die Zahl der Anker<br />

richtet sich nach der Größe der Ruptur,<br />

in der Regel sind bei kompletten Rupturen<br />

ab Typ III mindestens 2 Anker erforderlich.<br />

Bei den einfachen Läsionen (Typ II)<br />

kann mit posteriorer Arthroskopposition<br />

und rein intraartikulärer Visualisierung<br />

der Anker über das anterosuperiore<br />

Portal E durch das eröffnete Rotatorenintervall<br />

genau in den débridierten superioren<br />

Anteil der Insertion eingebracht<br />

werden [18]. Die Fäden werden dann z. B.<br />

über das laterale Portal D ausgeleitet und<br />

geparkt. Über das E­Portal werden dann<br />

die Fäden durch die Sehne gestochen, wobei<br />

sich die Verwendung speziell geboge­<br />

32 | Obere Extremität 1 · 2011<br />

Leitthema: Übersicht<br />

ner Penetrationsinstrumente mit Fadenfangfunktion<br />

anbietet (z. B. CleverHook,<br />

Fa. DePuy Mitek, . Abb. 7). Je nach Rissgröße,<br />

Retraktionsgrad und Stabilität des<br />

Sehnenmaterials sind verschiedene Nahtkonfigurationen<br />

möglich, wobei grundsätzlich<br />

die Matratzennaht oder Lasso­<br />

Loop­Fadenführung eine bessere Stabilität<br />

als einfache Nähte besitzt [21]. Vor dem<br />

Knoten der Fäden wird das jeweils zusammengehörende<br />

Fadenpaar mit einem Fadenholer<br />

durch ein Portal herausgezogen,<br />

um die Fäden zu entwirren und eine<br />

Interposition <strong>von</strong> Gewebe zu vermeiden.<br />

Bei Typ­III­ und ­IV­Läsionen beginnt<br />

die Rekonstruktion des Ansatzbereichs<br />

der Sehne immer <strong>von</strong> inferior medial und<br />

schreitet nach superior lateral fort, wobei<br />

analog der Technik beim M. supraspinatus<br />

und infraspinatus die Fäden zunächst<br />

alle schrittweise durch die Sehne geführt<br />

werden, bevor sie dann geknotet werden.<br />

Zur Fadenführung durch die Sehne<br />

werden die Fäden vom Anker aus nach<br />

medial auf die artikuläre Seite der Sehne<br />

in einer kleinen Schlaufe vorgelegt,<br />

die Sehne wird dann mittels des Haltefadens<br />

oder einer Fasszange nach lateral<br />

reponiert, danach wird das penetrierende<br />

Instrument vom Portal E aus <strong>von</strong> ante­<br />

rior nach posterior in möglichst senkrechter<br />

Richtung durch die Sehne gestochen.<br />

Dann wird der vorgelegte Faden gegriffen<br />

und durch die Sehne gezogen, wobei<br />

darauf zu achten ist, dass der Faden nicht<br />

aus dem Anker ausgefädelt wird. Diese<br />

Arbeitsschritte werden so oft wiederholt,<br />

bis alle Fäden in gewünschter Fadenkonfiguration<br />

durch die Sehne geführt sind.<br />

Bei höhergradigen Rupturen und breitem<br />

Insertionsareal ist auch eine Doppelreihenrefixation<br />

möglich, wobei neben<br />

einer medialen Reihe zusätzlich lateral<br />

entlang des Sulcus bicipitalis Implantate<br />

gesetzt werden [21].<br />

Es sind prinzipiell gleitende oder nichtgleitende<br />

Knoten möglich, wobei letztere<br />

verschiedene Vorteile haben. Zum einen<br />

müssen sie nicht durch das Gewebe gezogen<br />

werden und schädigen dieses so auch<br />

nicht, zum anderen kann bei sich selbst<br />

blockierenden Fadenkonfigurationen<br />

(z. B. Lasso­Loop) ein Gleitknoten ohnehin<br />

nicht angewendet werden.<br />

Im Falle der Kombination der M.subscapularis­Läsion<br />

mit Rupturen des<br />

M. supraspinatus und infraspinatus sollte<br />

zunächst die Subscapularisrefixation<br />

durchgeführt werden, da die Visualisierung<br />

des anterioren subdeltoidalen<br />

Raums bei gerissenem M. supraspinatus<br />

leichter ist als bei intakter Sehne. Bei anterosuperioren<br />

Rupturen, bei denen M. supraspinatus<br />

und M. subscapularis gemeinsam<br />

<strong>von</strong> ihrem Ansatz abgelöst sind,<br />

empfiehlt es sich, nach Möglichkeit den<br />

anterioren Fußpunkt des M. supraspinatus<br />

mit dem kranialen M. subscapularis<br />

über einen gemeinsamen Anker zu reinserieren.<br />

Die bei Subscapularisrupturen in den<br />

meisten Fällen zusätzlich vorhandene Läsion<br />

des Pulley­Systems mit Bizepsinstabilität<br />

erfordert in der Regel eine Tenodese<br />

der Bizepssehne mit einem Fadenanker.<br />

<strong>Ein</strong> Fadenpaar dieses Ankers wird<br />

in Lasso­Loop­Technik <strong>für</strong> die Tenodese<br />

verwendet, das zweite Fadenpaar dann<br />

je nach Risstyp <strong>für</strong> den kranialen M. subscapularis<br />

oder anterioren M. supraspinatus<br />

[23].<br />

Nachbehandlung<br />

Postoperativ wird der Arm <strong>für</strong> 6 Wochen<br />

auf einem kleinen Abduktionskissen in et­


wa 30° Abduktion, 30° Anteversion und<br />

in Innenrotation, ähnlich wie bei der Rekonstruktion<br />

des M. supraspinatus ruhiggestellt.<br />

In dieser Zeit erfolgt ausschließlich<br />

eine passive Mobilisierung: Rotation<br />

nach innen bis zum Bauch, aber nicht hinter<br />

den Körper. <strong>Ein</strong>e Außenrotation über<br />

0° sollte nicht durchgeführt werden, die<br />

Anteversion in Innenrotation ist nicht limitiert.<br />

Nach 6 Wochen sind aktiv­assistive<br />

Bewegungen in Anteversion und Rotation<br />

erlaubt. Übungen zur Muskelkräftigung<br />

beginnen nach 3 Monaten.<br />

Fehler und<br />

Komplikationsmöglichkeiten<br />

In . Tab. 1 werden Fehler und Komplikationsrisiken<br />

sowie Strategien zu deren<br />

Vermeidung dargestellt.<br />

Ergebnisse<br />

Ergebnisse nach Refixation der Subscapularissehne<br />

in der Literatur sind vor allem<br />

im Rahmen offener Rekonstruktionsverfahren<br />

beschrieben worden [8, 10, 12, 14],<br />

wobei sie aufgrund der teilweise heterogenen<br />

Patientengruppen nicht immer gut zu<br />

vergleichen sind. Insgesamt wird aber über<br />

gute bis sogar sehr gute Ergebnisse berichtet.<br />

Dabei zeigte sich in den Studien erwartungsgemäß<br />

und im Prinzip analog zu den<br />

Ergebnissen posterosuperiorer Manschettenrekonstruktionen<br />

[11] eine Abhängigkeit<br />

des Ergebnisses vom Grad der Ruptur<br />

und der Vitalität der Muskulatur.<br />

Aus jüngerer Zeit liegen auch Arbeiten<br />

zu den Resultaten nach arthroskopischer<br />

Subscapularissehnenrefixation vor [1, 4, 5,<br />

23]. Hierbei handelt es sich allerdings um<br />

klinische Follow­up­Serien ohne Kontrollgruppe<br />

(Level­IV­Studien). Bei den isolierten<br />

Subscapularissehnenrupturen wird<br />

einheitlich über gute klinische Resultate<br />

mit einer Gesamtzufriedenheitsrate <strong>von</strong><br />

ca. 80% der Patienten, einer erheblichen<br />

Schmerzreduktion und einer signifikanten<br />

Verbesserung der klinischen Scores nach 3<br />

bis 5 Jahren berichtet. Die strukturelle Intaktheit<br />

der Subscapularissehne wurde allerdings<br />

nicht einheitlich nachuntersucht;<br />

in einer Studie war bei 2 <strong>von</strong> 17 Patienten<br />

im postoperativ durchgeführten Arthro­<br />

CT eine (partielle) Reruptur festzustellen<br />

[23]. <strong>Ein</strong> postoperatives Fortschreiten der<br />

fettigen Muskeldegeneration wurde in keiner<br />

Arbeit beschrieben.<br />

In einer aktuellen Arbeit werden die Resultate<br />

<strong>von</strong> 23 Patienten nach arthroskopischer<br />

Refixation kompletter und retrahierter<br />

Subscapularisrupturen (Grad III–V)<br />

präsentiert [25]. Im Mittel 32 Monate nach<br />

dem <strong>Ein</strong>griff zeigten diese Patienten zu 85%<br />

gute klinische Resultate (Constant­Score<br />

[7] und UCLA­Score), eine frühe postoperative<br />

Schmerzfreiheit und praktisch keine<br />

relevante Bewegungseinschränkung.<br />

Längerfristige Studien (Follow­up<br />

>5 Jahre) mit größeren Kollektiven, insbesondere<br />

bei der arthroskopischen Versorgung<br />

der kompletten Rupturen, liegen<br />

noch nicht vor, ebenso wenig solche, die<br />

prospektiv (und randomisiert) die Ergebnisse<br />

offener mit denen arthroskopischer<br />

Techniken vergleichen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Rupturen der Subscapularissehne stellen<br />

eine spezielle, aber klinisch enorm<br />

bedeutsame Entität der Rotatorenmanschettenrupturen<br />

dar. Trotz prinzipiell guter<br />

diagnostischer Möglichkeiten werden<br />

die Läsionen klinisch und arthroskopisch<br />

nach wie vor nicht selten übersehen bzw.<br />

unterschätzt. Die routinemäßige Durchführung<br />

der speziellen klinischen Untersuchungstechniken<br />

<strong>für</strong> den M. subscapularis<br />

muss standardmäßig in jeden Untersuchungsgang<br />

am Schultergelenk einfließen.<br />

Im Rahmen des diagnostischen arthroskopischen<br />

Rundgangs ist die Spiegelung<br />

der Subscapularissehne und ihrer Insertion<br />

obligater Bestandteil der Untersuchung.<br />

Die arthroskopische Refixation, insbesondere<br />

bei kompletten Rupturen, ist anspruchsvoll,<br />

da es im anterioren Schultersektor<br />

spezielle anatomische Gesichtspunkte<br />

gibt. Die Operation umfasst besondere<br />

Aspekte der Visualisierung der<br />

Sehne, die bei höhergradigen Rupturen<br />

<strong>von</strong> intra­ und extraartikulär durchgeführt<br />

werden sollte. <strong>Ein</strong>e erfolgreiche<br />

Refixation <strong>von</strong> Komplettrupturen setzt<br />

ein ausreichendes Release der Sehne und<br />

des Muskels voraus. Die arthroskopische<br />

Technik erlaubt im Vergleich zum offenen<br />

Vorgehen die direkte und sichere Visualisierung<br />

der Verklebungen der Sehne im<br />

subcoracoidalen Raum.<br />

Fazit<br />

Bei technisch sorgfältiger Durchführung<br />

einer Refixation der Subscapularissehne<br />

unter Beachtung der Indikationsgrenzen<br />

kann sowohl eine signifikante Verbesserung<br />

der Schulterfunktion und Schmerzreduktion<br />

als auch in den meisten Fällen<br />

ein Wiederanheilen der Sehne erwartet<br />

werden.<br />

Für die Zukunft steht zu erwarten, dass<br />

analog zu Läsionen des M. supraspinatus<br />

und infraspinatus auch bei M.-subscapularis-Läsionen<br />

die arthroskopische Operationstechnik<br />

ein Standardverfahren<br />

werden wird und zumindest identisch<br />

gute Ergebnisse wie beim offenen Operieren<br />

erreicht werden können.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. J.D. Agneskirchner<br />

Sportsclinic Germany<br />

Uhlemeyerstr. 16,<br />

30175 Hannover<br />

jens.agneskirchner@<br />

sportsclinicgermany.com<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor<br />

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

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22. Lafosse L, Raebroeckx A van, Brzoska R (2006) A<br />

new technique to improve tissue grip: „the lassoloop<br />

stitch“. Arthroscopy 22(1246):e1–e3<br />

23. Lafosse L, Jost B, Reiland Y et al (2007) Structural<br />

integrity and clinical outcomes after arthroscopic<br />

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24. Lafosse L, Reiland Y, Baier GP et al (2007) Anterior<br />

and posterior instability of the long head of the biceps<br />

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tendon in the rotator cuff interval. A histoanatomic<br />

study. Am J Sports Med 28:28–31<br />

Fachnachrichten<br />

Reisestipendium der DVSE<br />

Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> Schulter- und<br />

Ellenbogenchirurgie (DVSE) e.V., Sektion der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Orthopädie und<br />

orthopädische Chirurgie, schreibt ein jährliches<br />

Reisestipendium aus.<br />

Im Rahmen dieses Stipendiums wird eine<br />

2-wöchige Studienreise zu deutschen Zentren<br />

der Schulter- und Ellenbogenchirurgie<br />

<strong>für</strong> 2 Kandidaten mit insgesamt<br />

4.000,- Euro<br />

unterstützt.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> eine Bewerbung <strong>von</strong><br />

Assistenzärzten/-innen in der Ausbildung<br />

zum Orthopäden oder Unfallchirurgen sind<br />

ein vertieftes Interesse an den Erkrankungen<br />

und Behandlungen des Schulter- und Ellenbogengelenkes<br />

sowie eine schriftliche Be<strong>für</strong>wortung<br />

der Bewerbung durch den Leiter<br />

der Klinik.<br />

Bewerbungen sollten mit Lebenslauf, Darstellung<br />

des beruflichen Werdeganges bis zum<br />

31.12. des aktuellen Jahres <strong>für</strong> das Folgejahr<br />

bei Privatdozent Dr. med. Andreas Werner,<br />

Klinik Fleetinsel Hamburg GmbH & Co KG,<br />

Admiralitätsstr. 4, 20459 Hamburg,<br />

E-Mail: werner(at)klinik-fleetinsel(dot)de<br />

eingereicht werden.<br />

Quelle:<br />

Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> Schulter- und<br />

Ellenbogenchirurgie (DVSE) e.V.

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