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Dialektische Textanalyse und Textentwicklung - Zeitschrift Schreiben

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3 Das AQAT-Modell der dialektischen<strong>Textentwicklung</strong>Im ersten Teil dieses Beitrags zur <strong>Textanalyse</strong> wurdendie vier Quadranten der Dialektik nach Laske (2009)<strong>und</strong> die vier Quadranten der integralen Theorie nachWilber (2001, 2006) vorgestellt. Das folgende Modellintegriert nun sowohl strukturelle als auch thematischeAspekte des Denkens in einem einzigen Modell, dassich für die Entwicklung von Texten nutzen lässt. InAnlehnung an Wilbers AQAL-Modell (all quadrants – alllevels) nenne ich es AQAT-Modell der dialektischen <strong>Textentwicklung</strong>(all quadrants – all thought form classes).Abbildung 2: AQAT-Modell der dialektischen<strong>Textentwicklung</strong>Das AQAT-Modell der dialektischen <strong>Textentwicklung</strong>zeigt die vier Quadranten der Integralen Theorie <strong>und</strong>für jeden der Quadranten wiederum die vier Klassenvon dialektischen Denkformen. Das AQAT-Modell istunabhängig von konkreten Inhalten. Das Modell hilft,ein beliebiges Thema systematisch zu durchdenken<strong>und</strong> verborgene oder verdeckte Aspekte zu erhellen.Das AQAT-Modell macht thematische Absenzen deutlich.So gehen bei einer rein technologischen Sichtweiseoft subjektive <strong>und</strong> kulturelle Aspekte eines Themasverloren. Ein Beispiel für diese einseitige thematischeReduktion ist das Tabu der linken Quadranten in Strategiepapierenzur Green Economy (vgl. Frischherz,2013). Weitere thematische Reduktionen stellen dierein individualistische Sichtweise, die soziale oder kulturelleAspekte eines Themas ausblendet, oder die reinpolitisch-administrative Sichtweise dar, die Individuenals Betroffene von Massnahmen vergisst.<strong>Dialektische</strong>s Denken heisst im Wesentlichen, alle vierKlassen von Denkformen einzusetzen. Wird eine Klas-se von Denkformen vernachlässigt, beutet dies einendialektischen Denkfehler. Entsprechend kann man vierFormen von dialektischen Denkfehlern unterscheiden(vgl. Bhaskar 1993; Laske 2009):• P-Fehler: Beim P-Fehler wird die andauernde Veränderungder Realität verneint. Die Folge ist einestatische Sicht der Realität ohne Berücksichtigungihres Wandels.• K-Fehler: Beim K-Fehler wird die Vielschichtigkeitder Realität verneint. Die Folge ist eine dekontextualisierte,anthropomorphe Sicht der Realität.• R-Fehler: Beim R-Fehler werden wesentliche Beziehungenverneint. Die Folge ist eine einseitige Sichtauf Teile der Realität, losgelöst vom grösseren Zusammenhang.• T-Fehler: Beim T-Fehler wird die menschliche Handlungs-<strong>und</strong> Entwicklungsfähigkeit verneint. Die Folgeist eine rein mechanistische Sicht der Realität, ohneBerücksichtigung ihrer Entwicklungspotentiale.Das AQAT-Modell dient als Denk- <strong>und</strong> Schreibhilfe beimVerfassen von beliebigen Texten, indem es alle vierthematischen Quadranten <strong>und</strong> alle vier Klassen vonDenkformen einfordert. Es erlaubt zudem die Übergängezwischen den vier thematischen Quadranten zuthematisieren.4 Fallbeispiel: Ein E-Learning-Konzept für eineFachhochschuleDas Vorgehen bei der dialektischen <strong>Textentwicklung</strong>soll nun anhand eines konkreten Fallbeispiels kurz erläutertwerden. Es geht um die Konzeption von E-Learning-Materialienan einer Fachhochschule. Der Hintergr<strong>und</strong>ist eine grössere E-Learning-Initiative mit r<strong>und</strong>15 Teilprojekten an der Hochschule Luzern – Wirtschaft(HSLU-W). Die Frage ist: Was ist ein geeigneter begrifflicherRahmen, um die Funktion von E-Learning imLehr- <strong>und</strong> Lernprozess zu klären, Lernmaterialien zuentwerfen, Austausch unter den Beteiligten zu fördernoder Qualitäts- <strong>und</strong> Evaluationskriterien zu entwickeln?Fachhochschule als WissensgemeinschaftZunächst geht es darum, das ganze thematische Feldzu strukturieren, ohne dass bestimmte Aspekte durchdie Strukturierung ausgeblendet werden. Romhardt(2002) hat die Quadranten der integralen Theorie aufdas Wissensmanagement übertragen. Danach wird eineOrganisation wie eine Hochschule als Wissensgemeinschaftverstanden, mit Studierenden, wissenschaftlichBruno Frischherz: «<strong>Dialektische</strong> <strong>Textanalyse</strong> II» www.zeitschrift-schreiben.eu 24.8.2013 Seite: 4 /6

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