11.07.2015 Aufrufe

dER ESSAy

dER ESSAy

dER ESSAy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

der essayDie Schlüssel im Boden derSchwelle des Petersdoms.foto: paul baddezieht er nun mit einem Wanderprediger über Land. Ein Beispiel,wie konkret Nachfolge sein kann und sein soll.Auf die Frage Jesu: „Für wen aber haltet Ihr mich?“, antwortetPetrus ganz frei und offen: „Du bist der Messias, der Sohndes lebendigen Gottes!“ Kaum eine Frage ist so aktuell wie diese.Aber die Antwort auf diese Frage hat Konsequenzen. Vermeidendeshalb so viele Menschen eine klare Antwort? Ein solchesBekenntnis ist weder selbstverständlich, noch ist es unbedingtvon Erfolg gekrönt. Es ist und bleibt ein Risiko. Den „besonderenMenschen“, „den Propheten“ oder „den Sozialrevoluzzer“ könnendie meisten unserer Zeitgenossen doch viel leichter akzeptierenals den Messias. Messias, das ist endgültig und verbindlich.Petrus bringt den Mut auf und bekommt eine Quittung, dieseine Erwartungen sicher übertrifft. „Selig bist du, Simon Barjona,denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondernmein Vater im Himmel.“ (Mt 16,17) Auf das mutige BekenntnisPetri folgt die persönliche Seligpreisung durch Jesus und esfolgt der entscheidende Auftrag: „Tu es Petrus, et super hanc petramaedificabo Ecclesiam meam et tibi dabo claves regni Caelorum– Du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kircheerrichten und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“(Mt 16,18)Jesus führt aus, was das Petrusamt bedeutet. Was Petrusauf Erden bindet oder löst, ist auch im Himmel gebunden odergelöst. Die Blickrichtung ist klar, denn Petrus bekommt dieseVollmacht nicht als irdische Macht, sondern als Schlüssel für dasHimmelreich. Das ist das innerste Wesen des Petrusdienstes auchin unserer Zeit. Es geht um das Reich Gottes, das in unserer Zeitbegonnen hat und auf dessen Vollendung wir zugehen. Das Petrusamtist ein Amt im Dienst des kommenden Gottesreiches. Esist geistliche Macht, die im Gegensatz zur weltlichen dauerhaftist.Mit dem gleichen Mut holt sich eben dieser Petrus schonwenige Verse später die Rüge seines Lebens ab. Als Jesus sein Leidenankündigt, widerspricht Petrus energisch. Es ist geradezu so,als wollte er seine neue Rolle gleich mal ausprobieren. Und dasgeht prompt daneben. „Weg von mir Satan.“ (Mt 16,23) Das isteine klare Ansage! Petrus muss lernen, auch als Felsen der Kircheohne Wenn und Aber dem Willen Gottes zu folgen.Die Evangelien zeigen uns einen Petrus, der immer wiedermal daneben liegt. Als er im Garten Getsemani wachen und betensoll, schläft er ein. (vgl. Mt 26,36 ff.) Später greift er zum Schwert,um Jesus vor seiner Verhaftung zu schützen. (vgl. Mt 26,51 f.) Erverleugnet Jesus dreimal. (vgl. Mt 26,69) Als er auf dem Wasserläuft, beginnt er zu versinken, weil ihn die Angst packt. (vgl. Mt14,29) Jedem „Versagen“ Petri folgt eine Rüge Jesu. Könnt Ihrnicht eine Stunde mit mir wachen? Einen Kleingläubigen nennter den versinkenden Petrus. Steck das Schwert in die Scheide,denn wer zum Schwert greift, kommt durch das Schwert um,tadelt Jesus ihn bei der Verhaftung. Und schließlich folgt auf diedreimalige Verleugnung die dreimalige Frage des Auferstandenen:Liebst Du mich?Petrus ist ein Praktiker, ein Macher. Er ist einer, der zupackt.Dabei schießt er gelegentlich übers Ziel hinaus. Ein wenig34 vatican-spezial September 2011


schmunzeln muss ich, wenn Petrus auf dem Berg Tabor dreiHütten bauen will. Jesus ist verklärt, das macht ihm Angst oder esflößt ihm zumindest gewaltigen Respekt ein. Die beiden anderenJünger bleiben stumm. Petrus glaubt zu wissen, was zu tun ist.Er wirft sozusagen einen Blick hinter den Vorhang. Verklärt, werkann sich schon etwas darunter vorstellen? Plötzlich sind Moseund Elija anwesend. Dem Praktiker Petrus ist klar, was nun passierenmuss: Es so weit, das Reich Gottes ist da. Es geht los!Wir fangen erst einmal an, hier drei Hütten zu bauen. Petruswill Fakten schaffen. Stehen die Hütten erst einmal und habenJesus, Mose und Elija sie bezogen, kann endlich Israel in seinerganzen Größe wieder hergestellt werden. Der Evangelist schreibt,Petrus habe nicht gewusst, wovon er rede. Wiederum erhält ereine „correctio divina“. Eine Stimme vom Himmel erschallt:„Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe;auf ihn sollt ihr hören.“ (Mt 17,5) Jesus verbietet den Jüngern,die dabei waren, darüber zu reden. Petrus sagt kein einziges Wortmehr zu den Hütten. Er hat verstanden: Es ist noch nicht so weit.An einer weiteren Stelle können wir nochmals Petrus denPraktiker sehen. (Vgl. Joh 21,1-14) Ostern ist gewesen. Jesus isttot und Jesus ist wieder auferstanden. Petrus hat ihn gesehen.Andere haben ihn gesehen und darüber berichtet. Doch was solldas ganze jetzt? Stellen Sie sich vor, wie die Apostel beieinandersitzen. Sie haben vielleicht schon hundert Mal und mehr über dieEreignisse in Jerusalem gesprochen. Jesus erscheint ab und zu.Ansonsten schleichen die Tage dahin. Von Osterjubel keine Spur.Wie denn auch? Wie soll man das verstehen und was soll das allesbedeuten? Das Verstehen setzt nur langsam ein und erst der HeiligeGeist öffnet Petrus und den Jüngern am Pfingstfest nachhaltigdie Augen.So dümpeln die Tage dahin, dann hat er die Nase voll: „Ichgehe fischen!“ Nur drei Worte sagt Petrus. Ich kann ihn so gutverstehen. Im Grunde könnte ich das genau so sagen: „Ich gehearbeiten.“ Welche Gedanken treiben Petrus wohl um? Langeweile?Keine Ahnung, was das alles soll? Ich verstehe den Herrn dochsowieso nicht. Warum lässt er uns denn jetzt hier so hängen? Erist doch auferstanden, jetzt soll er doch noch mal so triumphal inJerusalem einziehen und das Reich endlich aufrichten! Es passiertnichts dergleichen. Arbeit schafft zumindest Ablenkung. Erst einmalauf andere Gedanken kommen. Das tun, was man tun kann.„Ich gehe fischen.“ Es ist ein Arbeiten um des Arbeitens willen,reine Ablenkung. Und genau so zeigt es das Johannesevangelium.Erneut bedarf es der Korrektur durch Jesus. „Werft dasNetz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwasfangen“, fordert er Petrus auf. Diesmal gelingt es. Auf den Hinweisdes Johannes erkennt Petrus den Herrn, springt ins Wasser,krault an Land und stürzt auf den Herrn zu. Mit der dreimaligenFrage des Herrn an Petrus nach seiner Liebe zu ihmund der Erneuerung des Hirtenauftrages an Petrus endet dasJohannesevangelium.An dieser Stelle endet im Grunde auch die Lehrzeit Petri. Inder Apostelgeschichte zeigt uns Lukas einen Petrus, der mutigverkündigt und im Namen des Herrn Wunder tut. Petrus leitetdie Gemeinde. Trotzdem zeigt sich immer noch kein makelloserSuperheld.Am Ende nimmt Petrus sein Kreuz an. Der Vatikanhügel inRom gibt dem Felsen der Kirche einen sichtbaren Ort auf derErde. Hier ist Petrus immer noch präsent. Und als hätte Petrusseinen Nachfolgern nicht nur einen Ort sondern auch sich selbsthinterlassen, schauen wir auf eine wechselvolle Geschichte desPapsttums zurück. Auch die Nachfolger Petri waren und sindkeine makellosen Superhelden, dennoch haben sie die Weisungdes Herrn befolgt und die Kirche durch die Zeiten geleitet. DerPetrusdienst ist immer ein Dienst am Reich Gottes. So wird erder Welt immer ein wenig fremd sein und bleiben. Der scheinbarwackelige Felsen zeigt sich stabiler und haltbarer, als es mancheinem – auch unserer Zeitgenossen – lieb ist.So gilt auch dem Papst unserer Tage: Tu es, Petrus …anzeigeMichael D. O’BrianFather Elijah – Eine ApokalypseDer karmelitische Mönch Pater Elijah, Überlebender des WarschauerGhettos, wird vom Papst mit einer geheimen Mission beauftragt: Er soll den„Präsidenten“, der im Begriff ist, zum Weltherrscher aufzusteigen, an seine Seeleerinnern … ein abenteuerliches Unterfangen, das dem Leser ebenso Einblickgibt in die Kämpfe hinter den Mauern des Vatikans wie in die Kämpfe in dermenschlichen Seele. Gefesselt von der Spannung der Handlung, bemerkt derLeser am Ende staunend, daß seine innere Welt heller geworden ist und erAntworten auf große Fragen unserer Zeit bekommen hat.504 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, 19,95 €Bestellen bei: Fe-Medienverlag, Hauptstr. 22, D-88353 KißleggTel. 07563/92006 oder Fax: 07563/3381, info@fe-medien.de, www.fe-medien.devatican-spezial September 2011 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!