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An die Freunde der heiligen Therese - Therese von Lisieux

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1.2009<br />

<strong>An</strong> <strong>die</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>heiligen</strong> <strong>Therese</strong><br />

<strong>Therese</strong>


Über uns<br />

Im Theresienwerk haben sich <strong>die</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> zusammengefunden. Sie versuchen zu leben<br />

und zu verbreiten, was <strong>Therese</strong> in einer ganz kurzen<br />

Formel so beschreibt: „Jesus lieben und dahin wirken,<br />

dass er geliebt wird.“<br />

Wenn Sie mehr über das Theresienwerk und <strong>die</strong><br />

hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> wissen wollen, stehen wir<br />

Ihnen gerne zur Verfügung.<br />

<strong>Therese</strong> erscheint dreimal jährlich<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt <strong>die</strong> Meinung <strong>der</strong><br />

Redaktion wie<strong>der</strong>.<br />

Verantwortlich:<br />

Theresienwerk e. V.<br />

D-86150 Augsburg<br />

Sterngasse 3<br />

Tel. 08 21/51 39 31<br />

Fax 0821/51 39 90<br />

theresienwerk@t-online.de<br />

www.theresienwerk.de<br />

2 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Bankverbindungen:<br />

Deutschland:<br />

Liga Augsburg<br />

Kto.-Nr. 137 170<br />

BLZ 750 903 00<br />

Österreich:<br />

Sparkasse Bregenz<br />

Kto.-Nr. 0000 – 008813<br />

Schweiz:<br />

Luzerner Kantonalbank<br />

Kto.-Nr. 01-00-014532-03<br />

Inhalt<br />

3 Editorial<br />

<strong>von</strong> Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid,<br />

Leiter des Theresienwerks<br />

4 Erfülltes Leben<br />

Familie Martin<br />

6 Der Kleine Weg<br />

. . . <strong>der</strong> Madeleine Delbrêl<br />

8 Im Alltag <strong>die</strong> Liebe einüben<br />

Ein Leben lang zur Schule gehen<br />

10 Von <strong>Therese</strong> angesprochen<br />

Rev. Vernon Johnson (1886-1969)<br />

12 Der neue Karmel in <strong>Lisieux</strong><br />

13 Mission<br />

14 Altarweihe in St. Peter am Perlach<br />

in Augsburg<br />

15 Kurz und aktuell


Editorial<br />

Liebe Theresienfreunde,<br />

zu Beginn <strong>die</strong>ses Jahres, am 2. Januar, haben wir den<br />

Geburtstag <strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> gefeiert und<br />

zwei Tage später ihren Tauftag. So steht <strong>Therese</strong> durch<br />

Gottes gute Fügung am <strong>An</strong>fang eines jeden Jahres und<br />

will uns dadurch sagen: „Ich begleite Dich durch das<br />

neue Jahr, ich bin Deine Schwester und Freundin, ich<br />

werde über Dich wachen und Dich beschützen.“ Dies<br />

wünsche ich Ihnen <strong>von</strong> ganzem Herzen!<br />

Im Januar jeden Jahres findet auch <strong>die</strong> Leitungssitzung<br />

des Theresienwerks statt, um gemeinsam den Weg und<br />

<strong>die</strong> Aufgaben durch das Jahr festzulegen. Diese orientieren<br />

sich an unserer Satzung, Leben und Spiritualität<br />

<strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> den heutigen Menschen<br />

nahe zu bringen.<br />

Für Ihre Unterstützung durch Gebet und Spenden<br />

danke ich Ihnen herzlich im Namen aller! So erfüllen<br />

wir den glühenden Wunsch unserer lieben Heiligen,<br />

dazu beizutragen, „dass Gott mehr geliebt wird“, so<br />

wie sie ihn geliebt hat; und <strong>die</strong>s auch über Landesgrenzen<br />

hinaus, da wir Priesterkandidaten und<br />

Schwesternnoviziate in <strong>der</strong> weiten Welt unterstützen.<br />

Dafür können wir in <strong>die</strong>sem Jahr ca. € 20.000 verteilen.<br />

Was <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und <strong>Freunde</strong> des Theresienwerks<br />

betrifft, ist sie auf 3.025 Personen angewachsen,<br />

wobei wir für eine persönliche Werbung immer dankbar<br />

sind.<br />

Als Schwerpunkte für das neue Jahr beschloss <strong>die</strong><br />

Leitungssitzung, im Nachgang zur Reliquientour <strong>der</strong><br />

hl. <strong>Therese</strong> in den vergangen zwei Jahren, das Augenmerk<br />

auf <strong>die</strong> Neuauflagen vergriffener Bücher und<br />

intensive Exerzitienarbeit zu legen.<br />

Eine weitere Aufgabe ist, <strong>die</strong> seligen Eltern Ludwig und<br />

Zelie Martin noch mehr bekannt zu machen. Sie haben<br />

Bedeutung als Vorbild für Ehe und Familie in <strong>der</strong> heutigen<br />

Zeit. Der Tag im liturgischen Kalen<strong>der</strong> ist ihr Hochzeitstag,<br />

<strong>der</strong> 13. Juli. Dies ist etwas Neues, da bis jetzt<br />

meist <strong>der</strong> Sterbetag als Gedenktag gefeiert wird.<br />

Im Jahr 2010 wird das Theresienwerk auch auf dem<br />

ökumenischen Kirchentag in München unter dem<br />

Motto „Damit ihr Hoffnung habt“ teilnehmen; ab Mitte<br />

des Jahres werden <strong>die</strong> Vorbereitungen beginnen. Die hl.<br />

<strong>Therese</strong> kann wegen ihrer Liebe zur Hl. Schrift und <strong>der</strong><br />

Betonung <strong>der</strong> Gnade Gottes auch <strong>die</strong> evangelischen<br />

Mitchristen sehr gut ansprechen.<br />

In Verbundenheit mit <strong>Therese</strong> und mit Segenswünschen<br />

für das begonnene Jahr<br />

Ihr<br />

Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid, Leiter des Theresienwerks e.V.


Erfülltes Leben<br />

Familie Martin<br />

„Dieser ist es, den ich für dich bestimmt habe“, sagte<br />

eine innere Stimme zu Zélie, als sie Louis zum ersten<br />

Mal begegnete. Zélie geht es nicht um <strong>die</strong> materielle<br />

Versorgung, ihre eigene Tätigkeit wirft genug ab, sie<br />

wünscht sich einen frommen und charakterfesten<br />

Mann, um eine Familie zu gründen.<br />

Fromm und fest im Charakter, das ist <strong>der</strong> 35-jährige<br />

Louis Martin ganz bestimmt, doch auf eine Familie ist<br />

er nicht eingestellt. Als junger Mensch wollte er hoch<br />

hinaus. Mönch sein auf dem Großen Sankt Bernhard,<br />

Gott <strong>die</strong>nen und den Menschen in Bergnot beistehen,<br />

dafür lohnte es sich zu leben. Doch als zwei <strong>An</strong>läufe<br />

zum Ordensleben scheitern, wendet er sich dem Uhrmacherhandwerk<br />

zu. Zielstrebig wie er ist, kann er<br />

schon mit 27 Jahren ein Uhren- und Schmuckgeschäft<br />

in Alençon eröffnen. Daneben lebt er, so gut es seine<br />

Umstände erlauben, sein Ordensideal: geistliche<br />

Literatur, feste Gebetszeiten, Wallfahrten und karitative<br />

Werke. Entspannung findet er in <strong>der</strong> Natur beim<br />

<strong>An</strong>geln, in <strong>der</strong> Beschäftigung mit schöngeistiger<br />

Literatur und im <strong>Freunde</strong>skreis.<br />

4 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Zélie und Louis Martin<br />

Bei einer Begegnung zwischen Louis und Zélie bleibt<br />

es nicht. Sehr rasch entwickeln beide eine seelische<br />

Vertrautheit, <strong>die</strong> nach wenigen Monaten, am 13. Juli<br />

1858, zur Eheschließung führt. Zunächst einmal hat<br />

Louis Bedenken, <strong>die</strong> selbst gewählte Enthaltsamkeit<br />

aufzugeben. Doch 10 Monate später wird seine Vorstellung,<br />

wie Bru<strong>der</strong> und Schwester zusammen zu<br />

leben, <strong>von</strong> dem Wunsch nach vielen Kin<strong>der</strong>n abgelöst.<br />

Und <strong>die</strong> stellen sich jetzt nacheinan<strong>der</strong> ein.<br />

Kin<strong>der</strong>segen<br />

Den <strong>An</strong>fang macht ein Mädchen. Aus Dankbarkeit und<br />

Verehrung gegenüber <strong>der</strong> Himmelskönigin erhält es den<br />

Namen Marie. Den Vikar, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Taufe vornimmt, lässt<br />

<strong>der</strong> glückliche Vater wissen: „Das ist das erste Mal,<br />

dass Sie mich wegen einer Taufe sehen, doch es wird<br />

nicht das letzte Mal sein.“ Im Laufe <strong>der</strong> nächsten vier<br />

Jahre werden Pauline, Léonie und Hélène geboren.<br />

Nach den vier Mädchen stellt sich im achten Ehejahr<br />

<strong>der</strong> lang ersehnte männliche Nachwuchs ein. Die<br />

Mutter ist überglücklich, sieht sie ihn doch schon als<br />

Priester am Altar stehen. Ehrensache, dass er auf den<br />

Namen Josef getauft wird. Das Vertrauen auf den<br />

hl. Josef ist in <strong>der</strong> Familie Martin grenzenlos.<br />

Dieses Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt,<br />

nachdem <strong>der</strong> Knabe, noch kein Jahr alt stirbt, und dem<br />

namensgleichen Brü<strong>der</strong>chen, das im folgt, dasselbe<br />

Schicksal wi<strong>der</strong>fährt. Dennoch rechnet Zélie mit<br />

weiteren Geburten: „Ich gebe <strong>die</strong> Hoffnung nicht auf,<br />

noch drei o<strong>der</strong> vier Kin<strong>der</strong> zu bekommen.“


Damit behält sie Recht, denn schon zehn Monate nach<br />

dem Tod des zweiten Buben wird Céline geboren.<br />

Das Kriegsjahr 1870 wird für <strong>die</strong> Familie Martin auch<br />

zu einer privaten Heimsuchung, als <strong>die</strong> 5-jährige<br />

Hélène stirbt und <strong>der</strong> Säugling Mélanie-Thérèse<br />

buchstäblich verhungert, weil <strong>die</strong> lebensrettende Amme<br />

schwer erkrankt. Nach eineinhalb Jahren wagen Louis<br />

und Zélie es noch einmal und werden mit <strong>Therese</strong><br />

belohnt.<br />

Familie und Beruf<br />

In <strong>der</strong> Rue du Point Neuf in Alençon betreibt Louis sein<br />

Uhren- und Schmuckgeschäft. Zélie, <strong>die</strong> früher ihren<br />

Lebensunterhalt mit <strong>der</strong> <strong>An</strong>fertigung <strong>der</strong> sogenannten<br />

Alençon-Spitzen ver<strong>die</strong>nte, arbeitet auch nach <strong>der</strong><br />

Heirat in <strong>die</strong>sem Beruf weiter. Sie ist erfolgreich und<br />

bewegt ihren Mann, sich in ihr Geschäft mit einzubringen.<br />

So verkauft er 1870 sein Geschäft und gründet<br />

1871 <strong>die</strong> neue Firma Fabrique de Point d’Alençon -<br />

Louis Martin, Alençon.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt sind Marie und Pauline bereits<br />

zwei Jahre im Internat <strong>der</strong> Schwestern <strong>von</strong> <strong>der</strong> Heimsuchung<br />

im 50 km entfernten Le Mans. Die Trennung<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Familie ist erträglich, weil sie zu zweit sind<br />

und sich Zélies Schwester dort um ihre Nichten<br />

liebevoll kümmert. Im Elternhaus sind jetzt nur noch<br />

<strong>die</strong> sieben Jahre alte Léonie und das Baby Céline.<br />

Mit Gott und miteinan<strong>der</strong><br />

Familie Martin<br />

(<strong>von</strong> Céline gemalt)<br />

Von Natur aus sind Zélie und Louis sehr verschieden,<br />

sie, durch und durch Mutter, mit dem klaren Blick für<br />

<strong>die</strong> Bedürfnisse, Freuden und Sorgen eines jeden<br />

Einzelnen in <strong>der</strong> Familie, er, ein Romantiker, <strong>der</strong><br />

Poesie, dem Gesang und dem Spiel zugetan, mit einer<br />

großen Liebe zur Natur und zum Vaterland. Worin sie<br />

sich nicht unterscheiden, ist ihre Glaubensüberzeugung.<br />

Beide sind sie entschlossen, sich ihre Liebe zu Gott<br />

etwas kosten zu lassen. Dazu gehören das persönliche<br />

und das Familiengebet, <strong>die</strong> strikte Sonntagsheiligung,<br />

Werktagsmessen, das Befolgen <strong>der</strong> Fastenzeiten und <strong>die</strong><br />

ganz konkrete Hilfe für Menschen, <strong>die</strong> in Not geraten<br />

sind. Neben dem aktiven Tun üben sie sich in das <strong>An</strong>nehmen<br />

des göttlichen Willens ein. Dergestalt haben sie<br />

den Tod <strong>von</strong> vier Kin<strong>der</strong>n bewältigt, und als Zélie mit<br />

42 Jahren, vom Brustkrebs gezeichnet, ihr eigenes Ende<br />

kommen sieht, schreibt sie ihrer Tochter Pauline:<br />

„Ich beunruhige mich überhaupt nicht, weil ich alles in<br />

Gottes Hände lege.“ Hubert Zettler<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 5


Der kleine Weg<br />

... <strong>der</strong> Madeleine Delbrêl<br />

In ihrem Brief an <strong>die</strong> Katholiken Frankreichs (1996)<br />

„Den Glauben anbieten in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft"<br />

plä<strong>die</strong>ren <strong>die</strong> französischen Bischöfe für eine missionarische<br />

Kirche und nennen als glaubwürdige Zeuginnen<br />

<strong>die</strong> Hl. <strong>Therese</strong> vom Kinde Jesu und Madeleine<br />

DelbrêI. Es scheint also, dass <strong>die</strong> beiden etwas miteinan<strong>der</strong><br />

zu tun haben.<br />

Madeleine Delbrêl – ihr Leben<br />

Madeleine Delbrêl, <strong>der</strong>en Seligsprechungsprozess läuft,<br />

ist vielleicht manchem in Deutschland nicht so<br />

bekannt. Geboren 1904 in Südfrankreich, gestorben<br />

1964 in Paris, stammt sie aus einer nicht gerade praktizierenden<br />

Familie im laizistischen Frankreich: Mit<br />

fünfzehn schreibt sie „war ich strikt atheistisch und<br />

fand <strong>die</strong> Welt täglich absur<strong>der</strong>". Sie macht eine<br />

glänzende Karriere an <strong>der</strong> Pariser Sorbonne. Durch den<br />

Ordenseintritt ihres Verlobten wird sie in einer Weise<br />

mit Gott konfrontiert, <strong>von</strong> <strong>der</strong> sie sagt „ich war <strong>von</strong><br />

Gott überwältigt worden und bin es noch".<br />

Nicht im katholischen Milieu, son<strong>der</strong>n mitten in <strong>der</strong><br />

Welt will sie Gott bezeugen, „Ihm einen Ort sichern".<br />

So arbeitet sie zunächst in <strong>der</strong> Bannmeile <strong>von</strong> Paris, in<br />

<strong>der</strong> kommunistisch regierten Stadt Ivry als Sozialarbeiterin<br />

<strong>der</strong> politischen Gemeinde, bis sie sich mit einigen<br />

Gefährtinnen zu einer kleinen Gemeinschaft inmitten<br />

<strong>die</strong>ser Umgebung zusammentut, um ein Haus <strong>der</strong> <strong>An</strong>betung,<br />

„eine Insel göttlicher <strong>An</strong>wesenheit" zu sein und<br />

zugleich Gastfreundschaft zu üben.<br />

6 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Ihr „kleiner Weg“ – mitten in <strong>der</strong> Welt<br />

Genau das ist ihr kleiner Weg, nur im ersten Blick so<br />

ganz an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> <strong>der</strong> kleinen <strong>Therese</strong> hinter Klostermauern:<br />

„Wir an<strong>der</strong>n, wir Leute <strong>von</strong> <strong>der</strong> Straße,<br />

glauben aus aller Kraft, dass <strong>die</strong>se Straße, <strong>die</strong>se Welt,<br />

in <strong>die</strong> Gott uns gesetzt hat, für uns <strong>der</strong> Ort unserer<br />

Heiligkeit ist". Wer Mystik des Alltags verstehen will,<br />

muss bei ihr in <strong>die</strong> Schule gehen: „Es ist wahr: Man<br />

kann heute nicht mehr beten, ‚wie früher' ... „Unsere<br />

Zeit gewährt uns ganz bestimmte, <strong>von</strong> Gott gegebene<br />

Atemzüge: <strong>An</strong> uns ist, sie zu entdecken und da<strong>von</strong> Gebrauch<br />

zu machen ". Diese Überzeugung, Gott überall<br />

zu finden, in <strong>der</strong> U-Bahn, zwischen zwei Hausarbeiten<br />

o<strong>der</strong> abends im Bett: „Wo immer wir uns aufhalten<br />

mögen, Gott ist dort. Der nötige Raum, um ihn zu<br />

finden, ist <strong>der</strong> unserer Liebe ... Oh Gott, wenn du überall<br />

bist, wie kommt es dann, dass ich so oft woan<strong>der</strong>s<br />

bin?"<br />

Das Geheimnis ihres kleinen Weges ist <strong>die</strong> Liebe,<br />

näherhin <strong>die</strong> Einheit <strong>von</strong> Gottes- und Nächstenliebe.<br />

„Unser ganzes Dasein ist dazu bestimmt ... zu wärmen.<br />

Überall, wo <strong>die</strong> Liebe Eingang findet, verwandelt sie<br />

unser Leben in Brennstoff'. Dies bedeutet, dass für<br />

sie Gebet eine Aktion ist und <strong>die</strong> Aktion ein Gebet.<br />

„Weil wir <strong>die</strong> Liebe für eine hinreichende Beschäftigung<br />

halten, haben wir uns nicht <strong>die</strong> Mühe gemacht, unsere<br />

Taten nach Beten und Handeln auseinan<strong>der</strong> zu<br />

sortieren " und „<strong>die</strong> kleinen Taten <strong>der</strong> Liebe " wie sie<br />

gerne sagt, „wollen nicht aufbauen, nicht bekehren,<br />

nicht heilen – sie wollen Jesus Christus sein ... ".


Zwei Originale - Ihre Mission besteht in <strong>der</strong> Liebe.<br />

„In unserer Welt ist nichts ungewohnter als ein<br />

menschliches Wesen, das gütig ist. Die Güte ist ja<br />

tatsächlich <strong>die</strong> Übersetzung des Mysteriums <strong>der</strong> Liebe".<br />

Sie versteht ihr Leben als ein Verzehrtwerden: „Ein<br />

Leben, das man nicht besitzen will, ein Leben, das man<br />

hingibt, damit <strong>die</strong> Welt vor und nach unserem Leben<br />

nicht mehr genau <strong>die</strong> gleiche sei, ein solches Leben<br />

wirkt Wun<strong>der</strong>".<br />

Genau in <strong>die</strong>sem Zusammenhang denkt sie auch an<br />

<strong>Therese</strong> vom Kinde Jesu: „Vielleicht war <strong>Therese</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Lisieux</strong>, <strong>die</strong> Patronin aller Missionen, dazu ausersehen,<br />

... ein Schicksal vorzuleben, bei dem ..., <strong>die</strong> Handlungen<br />

auf ein winziges Format hinauslaufen, <strong>der</strong> Heroismus<br />

für <strong>die</strong> Augen <strong>der</strong> Betrachter unerkennbar wird und <strong>die</strong><br />

Mission sich auf wenige Quadratmeter beschränkt ....“.<br />

Zugleich verbindet sich ihr kleiner Weg mit dem<br />

<strong>Therese</strong>s in dem absoluten Vertrauen in Gottes<br />

Führung. In ihrem Messbuch hat man nach ihrem Tod<br />

einen Zettel aus dem Jahr 1954 gefunden, auf dem<br />

stand: „ Ich will das, was du willst ohne mich zu<br />

fragen, ob ich es kann, ohne mich zu fragen ob ich Lust<br />

darauf habe, ohne mich zu fragen, ob ich es will ".<br />

Ja sie betrachtet <strong>die</strong> winzigen Umstände des Alltags als<br />

unsere „treuen ,Oberen‘“: „Wenn man sich ihnen<br />

wi<strong>der</strong>standslos überlässt, erfährt man sich auf wun<strong>der</strong>bare<br />

Weise <strong>von</strong> sich selbst befreit. Man treibt in <strong>der</strong><br />

Vorsehung wie ein Korkzapfen auf dem Wasser“.<br />

Hat nicht auch <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> ein ähnliches Bild<br />

gebraucht?<br />

So lässt sie sich <strong>von</strong> <strong>der</strong> göttlichen Vorsehung wie<br />

<strong>von</strong> einem Tanzmeister leiten. In ihrem wun<strong>der</strong>baren<br />

Gedicht „Das Tanzfest des Gehorsams" schließt sie mit<br />

den Worten: „Lass uns unser Leben leben ... wie ein nie<br />

endendes Fest, auf dem deine Begegnung mit uns sich<br />

erneuert, wie einen Ball, wie einen Tanz in den Armen<br />

deiner Gnade nach <strong>der</strong> allumfassenden Musik <strong>der</strong> Liebe.<br />

Komm uns einzuladen, Herr!"<br />

Der kleine Weg <strong>der</strong> Madeleine Delbrêl, ganz ähnlich<br />

im <strong>An</strong>satz wie <strong>der</strong> <strong>Therese</strong>s: Das Leben im hier und<br />

jetzt, wo Gott uns hingestellt hat; Liebe sein und damit<br />

Gott einen Ort sichern in <strong>die</strong>ser Welt und schließlich<br />

sich in rückhaltlosem Vertrauen in <strong>die</strong> Arme des<br />

göttlichen Brautführers zu werfen. Und doch so ganz<br />

an<strong>der</strong>s, Madeleine Delbrêl nicht hinter Klostermauern<br />

son<strong>der</strong>n mitten in <strong>die</strong>ser Welt, denn darin sieht sie ihre<br />

persönliche Berufung. Sagt sie doch: „ Christsein heißt,<br />

das Leben Christi ,mit unserem Leben zu leben' ... Das<br />

aber bedeutet, nicht eine Kopie zu sein, son<strong>der</strong>n ein<br />

Original". So haben wir zwei Originale vor uns, <strong>die</strong><br />

uns auf je ihre Weise den „kleinen Weg zur Heiligkeit"<br />

weisen. Gerhard Bauer<br />

Zitate: „Gott einen Ort sichern“, Madeleine Delbrêl, Texte-Gedichte–Gebete.<br />

Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet <strong>von</strong> A. Schleinzer, Ostfil<strong>der</strong>n 2002.<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 7


Im Alltag <strong>die</strong> Liebe einüben<br />

Ein Leben lang zur Schule gehen<br />

Sind Sie gerne in <strong>die</strong> Schule gegangen?<br />

<strong>Therese</strong> fiel es sehr schwer in <strong>die</strong> Schule zu gehen, sie<br />

war oft unglücklich und ihre Lehrer liebte sie nicht so,<br />

wie an<strong>der</strong>e Schülerinnen das taten. Nach einiger Zeit<br />

wurde sie selber Lehrerin für <strong>die</strong> ihr anvertrauten<br />

Novizinnen und schließlich Lehrerin im Fach Gottesund<br />

Nächstenliebe für <strong>die</strong> ganze Welt.<br />

Berufung zum Religions-Lehrer?<br />

Ich bin meistens gerne zur Schule gegangen, aber<br />

dass ich später einmal als Lehrer arbeiten werde, dass<br />

konnte ich mir damals noch nicht vorstellen. Ich hatte<br />

eigentlich immer nur den Wunsch Theologie zu stu<strong>die</strong>ren.<br />

In verschiedenen stu<strong>die</strong>nbegleitenden Praktika merkte<br />

ich, wie wichtig es ist Schülern <strong>die</strong> Möglichkeit zu<br />

geben, Glauben und Religion persönlich erfahren zu<br />

lassen. Lei<strong>der</strong> werden immer weniger Kin<strong>der</strong> religiös<br />

erzogen. Daher ist es Auftrag des Religionsunterrichtes,<br />

wenigstens dort den Glauben erlebbar zu machen.<br />

Diese Praktikumsstunden waren überwältigend und<br />

ließen in mir eine Art Berufung zum Lehrer wachsen.<br />

Es ist eine wichtige und großartige Aufgabe Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche an den Glauben heranzuführen und<br />

im Glauben zu erziehen.<br />

Ich bin <strong>der</strong> Meinung, ein Religionslehrer kann nur<br />

authentisch auftreten und den Glauben weitergeben,<br />

wenn er auch das lebt und vorlebt, was er seinen<br />

8 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Schülern beibringt. Dazu gehört sicherlich ein fun<strong>die</strong>rtes<br />

Wissen über <strong>die</strong> christliche Religion, wie es an <strong>der</strong><br />

Hochschule vermittelt wird. Ein theologischer Wissenszuwachs<br />

kann den Glauben auch mehren.<br />

Darüber hinaus aber unverzichtbar ist, eine persönliche<br />

Beziehung zu Jesus zu pflegen. Ich selbst bin froh, dass<br />

ich ihm so häufig bei <strong>der</strong> hl. Kommunion begegnen<br />

kann, denn zu Lebzeiten <strong>Therese</strong>s durften <strong>die</strong> Gläubigen<br />

ja nur selten das Altarsakrament empfangen.<br />

Sind Sie gerne in <strong>die</strong><br />

Schule gegangen ?<br />

www.photocase.de


Ganz einfach <strong>die</strong> Leiden und Freuden erzählen<br />

Eine weitere, überaus wichtige Möglichkeit den Kontakt<br />

mit Christus aufrechtzuerhalten, stellt für mich das<br />

innere Gebet dar. Gute <strong>An</strong>leitung für <strong>die</strong> Kontemplation<br />

bekam ich vor einigen Jahren bei einem Jugendtreffen<br />

im Theresienwerk. Und erst kürzlich wurde im Rahmen<br />

einer Vorlesung <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften, in <strong>der</strong><br />

oft so verkopften Universität, <strong>die</strong> Praxis des inneren<br />

Gebetes beschrieben. Dem Dozenten war es wichtig<br />

uns Stu<strong>die</strong>renden aufzuzeigen, dass wir ohne konkrete<br />

Beziehung zu Gott kein guter Lehrer des Faches<br />

Religion werden können.<br />

Das innere Gebet ist ein tiefes Gespräch mit unserem<br />

Herrn und dabei dürfen wir auf <strong>die</strong> Worte <strong>Therese</strong>s<br />

vertrauen:<br />

Denn <strong>der</strong> liebe Gott wird nicht müde mich<br />

anzuhören, wenn ich ihm ganz einfach meine<br />

Leiden und Freuden erzähle, als ob er sie<br />

nicht kenne (SS. 267).<br />

Leben(!) – nicht nur reden<br />

Aber wie lebe ich nun das, was ich mir vornehme,<br />

meinen Schülern beizubringen? Auch hierbei leistet<br />

<strong>Therese</strong> Hilfestellung: Sie erhebt den Alltag zum Ort<br />

<strong>der</strong> Gottesbegegnung. Die <strong>An</strong>twort liegt also im<br />

schlichten und treuen Bewältigen unseres Tagwerkes.<br />

Wobei: ohne <strong>die</strong> Liebe geht es nicht und ist es auch<br />

nichts wert!<br />

Paulus schreibt im Hohelied <strong>der</strong> Liebe:<br />

„Wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse<br />

wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle<br />

Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen<br />

könnte, hätte aber <strong>die</strong> Liebe nicht, wäre ich nichts“.<br />

(1 Kor 13,2)<br />

Alles in und aus Liebe zu tun ist dementsprechend <strong>der</strong><br />

Weg, <strong>der</strong> alles übersteigt und mit Sicherheit zu Gott<br />

führt.<br />

So besuche ich selbst schon viele Jahre den Unterricht<br />

<strong>der</strong> Hl. <strong>Therese</strong> in ihrer Liebesschule und vertraue<br />

darauf, dass sie mich für <strong>die</strong> alltäglichen Lebensprüfungen<br />

vorbereitet.<br />

Uns alle möchte <strong>Therese</strong>, egal welchen Alters und<br />

Standes, einladen, bei ihr in <strong>die</strong> Schule zu gehen. -<br />

Werden wir erneut Schulkin<strong>der</strong>, damit sie uns Jesus<br />

lieben lehren kann!<br />

Thomas Gräsler<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 9


Von <strong>Therese</strong> angesprochen<br />

Rev. Vernon Johnson (1886-1969)<br />

<strong>An</strong>glikanischer Priester<br />

Wie sein Vater, so wollte auch Vernon Johnson <strong>der</strong><br />

anglikanischen Kirche <strong>die</strong>nen. Mit 19 Jahren begann er<br />

Theologie zu stu<strong>die</strong>ren, um anschließend als Priester<br />

tätig zu sein. Nach vier Jahren <strong>der</strong> Einarbeitung in <strong>die</strong><br />

Seelsorge schloss er sich einer Gemeinschaft anglikanischer<br />

Franziskaner an und wurde in den folgenden<br />

16 Jahren zu einem <strong>der</strong> bekanntesten Prediger in ganz<br />

England.<br />

Ein Zeitzeuge beschreibt ihn: „Wo immer er hinkommt,<br />

sind <strong>die</strong> Kirchen überfüllt. Nicht nur <strong>die</strong> <strong>An</strong>glo-Katholiken<br />

wollen ihn hören, er geht auch zu an<strong>der</strong>en<br />

Glaubensgemeinschaften, und obwohl er immer seinen<br />

Franziskanerhabit trägt, ist er überall willkommen.“<br />

10 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Ein großer Freund <strong>Therese</strong>s:<br />

Rev. Vernon Johnson<br />

(1886-1969)<br />

�<br />

Erste Begegnung mit <strong>Therese</strong><br />

Es war im Spätherbst 1924. Ich stand in einem anglikanischen<br />

Frauenkloster und hielt <strong>die</strong> Selbstbiographie<br />

<strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> in Händen. Die ehrwürdige<br />

Mutter des Klosters, wohin ich zu Einkehrtagen geschickt<br />

worden war, hatte sie mir gegeben.<br />

Ich protestierte und sagte auch, dass ich an <strong>die</strong>ser Art<br />

<strong>von</strong> Büchern nicht interessiert sei und dass ich es<br />

bereits vor Jahren in einer katholischen Buchhandlung<br />

durchgeblättert und als sentimental und künstlich<br />

empfunden hatte. Weil <strong>die</strong> ehrwürdige Mutter meinen<br />

Einwand nicht gelten ließ, gab ich nach, nahm das<br />

Buch mit auf mein Zimmer und begann zu lesen. Die<br />

ersten beiden Kapitel langweilten mich, doch nach und<br />

nach fesselte mich <strong>die</strong> Geschichte und es ist nicht zu<br />

beschreiben, was in mir vorging, als ich schließlich<br />

weit nach Mitternacht das Buch zur Seite legte.<br />

Da war jemand, <strong>der</strong><br />

unseren Herrn mit <strong>der</strong><br />

zärtlichen Liebe eines<br />

kleinen Kindes so<br />

über alles geliebt hatte,<br />

wie mir zuvor noch<br />

niemand begegnet war.<br />

<strong>Therese</strong>s Selbstbiographie


<strong>Lisieux</strong><br />

Im Jahr 1925, am 17. Mai, dem Tag, als Papst Pius IX.<br />

<strong>Therese</strong> heilig sprach, war Rev. V. Johnson nach <strong>Lisieux</strong><br />

gekommen. Schon bei <strong>der</strong> ersten Begegnung mit <strong>der</strong><br />

Priorin des Karmels, Mutter Agnes, legte ihm <strong>die</strong>se den<br />

Eintritt in <strong>die</strong> katholische Kirche nahe.<br />

Im Jahr darauf, wie<strong>der</strong> in <strong>Lisieux</strong>, sah er sich erneut<br />

mit <strong>der</strong> katholischen Kirche konfrontiert. Sollte vielleicht<br />

<strong>die</strong>se, <strong>die</strong> einer hl. <strong>Therese</strong> das Leben gegeben<br />

hatte, <strong>die</strong> wahre Kirche sein?<br />

Nach drei Jahren des Suchens und Zweifelns trat er<br />

1929 in <strong>die</strong> katholische Kirche ein. Diesen Schritt<br />

teilte er Mutter Agnes mit: „Ich sende Ihnen das Buch,<br />

Ein Herr, Ein Glaube, in dem ich <strong>die</strong> Gründe für<br />

meinen Eintritt in <strong>die</strong> katholische Kirche und den Einfluss,<br />

den <strong>die</strong> hl. <strong>Therese</strong> vom Kinde Jesus auf meine<br />

Konvertierung genommen hat, darlege.“<br />

Vier Monate nach seinem Eintritt in <strong>die</strong> katholische<br />

Kirche ging er für drei Jahre nach Rom um Theologie<br />

zu stu<strong>die</strong>ren. 1933 reiste er noch einmal nach <strong>Lisieux</strong>,<br />

<strong>die</strong>ses Mal als katholischer Priester. In <strong>der</strong> Zelle, in <strong>der</strong><br />

<strong>Therese</strong> starb, durfte er <strong>die</strong> Heilige Messe feiern – und<br />

dort fand er auch seinen Seelenfrieden wie<strong>der</strong>.<br />

Wie <strong>die</strong> Initiativen <strong>von</strong> Rev. Vernon Johnson in England auch<br />

heute noch nachwirken, erfahren Sie in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe.<br />

Katholischer Priester<br />

Zurück in England, wurde er mit Son<strong>der</strong>aufgaben<br />

betraut. Als Prediger in <strong>der</strong> Westminster Kathedrale<br />

machte er <strong>die</strong> Londoner Katholiken mit <strong>der</strong> Lehre <strong>von</strong><br />

<strong>Therese</strong>s „Kleinem Weg“ vertraut. Das war auch sein<br />

<strong>An</strong>liegen bei den für Priester gegründeten, regelmäßigen<br />

Einkehrtagen. Bis zu seinem Tod, <strong>die</strong> Kriegsjahre<br />

ausgenommen, fuhr er jedes Jahr mit Priestern,<br />

Seminaristen und Laien zu Exerzitien nach <strong>Lisieux</strong>.<br />

Genau so lange begleitete er auch Kranke nach<br />

Lourdes. Um <strong>Therese</strong>s Lehre zu verbreiten, verfasste<br />

er Bücher und gründete 1939 eine Gemeinschaft <strong>von</strong><br />

Priestern und Laien im Geiste <strong>der</strong> Hl. <strong>Therese</strong> vom<br />

Kinde Jesus.<br />

Hubert Zettler<br />

Rev. Vernon Johnson mit Kranken in Lourdes<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 11


Der neue Karmel in <strong>Lisieux</strong><br />

<strong>An</strong>gestrebte Mo<strong>der</strong>nität gelungen?<br />

Der neue Karmel in <strong>Lisieux</strong> hat seine Pforten wie<strong>der</strong><br />

geöffnet<br />

Nach 19 Monaten Renovierungsarbeit wurde <strong>der</strong><br />

Karmel <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> am 11. Mai des Jahres den Pilgern<br />

wie<strong>der</strong> zugänglich gemacht. Wie sieht nun <strong>die</strong>se<br />

Erneuerung aus?<br />

Wenn man den Eindruck <strong>der</strong> ehemaligen Karmelkapelle<br />

gewohnt ist, ist man zunächst einmal desorientiert.<br />

Man sieht sich konfrontiert mit einer frappierenden<br />

Mo<strong>der</strong>nität und fragt sich nach <strong>der</strong> Relation zwischen<br />

<strong>die</strong>ser Mo<strong>der</strong>ne und <strong>der</strong> Spiritualität <strong>der</strong> <strong>heiligen</strong><br />

Theresia. Den Umbau hat man dem bekannten Architekten<br />

François Pin anvertraut. Er hat <strong>die</strong> Kapelle<br />

<strong>von</strong> ihrer „verbalen Dekoration“ – den Votivtafeln –<br />

getrennt und sie in Iroko-Holz eingekleidet; überall, wo<br />

man hinschaut: Holz. Für meine Begriffe ist <strong>die</strong> Kapelle<br />

damit überlastet. Selbst Jesus hängt nicht an einem<br />

Kreuz, son<strong>der</strong>n ist an einem breiten Holzbrett befestigt.<br />

Man verspricht sich da<strong>von</strong> Offenheit und mehr Präsenz<br />

für den Betenden.<br />

Neu ist – und das finde ich wie<strong>der</strong>um gut – <strong>die</strong> sichtbare<br />

Präsenz <strong>der</strong> Schwestern. Waren sie doch früher in<br />

einer Seitenkapelle „versteckt“ und bei den Laudes nur<br />

akustisch wahrnehmbar, so nehmen sie inzwischen <strong>die</strong><br />

vor<strong>der</strong>en Bänke <strong>der</strong> Kapelle für sich in <strong>An</strong>spruch, so<br />

dass <strong>die</strong>se neue Raumplanung den Besucher einlädt,<br />

am Gebet, Gesang, an <strong>der</strong> Eucharistie, an <strong>der</strong> Stille<br />

und <strong>der</strong> <strong>An</strong>dacht <strong>der</strong> Gemeinschaft teilzunehmen. Der<br />

Besucher wird hier sozusagen Teil <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Karmelitinnen.<br />

12 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Die Kapelle soll natürlich für jeden Pilger ein theresianischer<br />

Rahmen bleiben, ein Ort <strong>der</strong> Zweisamkeit mit<br />

Gott. Daher hat sich <strong>der</strong> Architekt entschieden, alles<br />

das, was <strong>von</strong> Gottes Wort und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Spiritualität<br />

ablenken könnte, zu entfernen.<br />

Zum Glück hat man den Schrein <strong>der</strong> Heiligen Theresia<br />

nicht verän<strong>der</strong>t. Man hat den Boden, auf dem sich <strong>der</strong><br />

Schrein befindet, mit einem sehr schönen Blumenmosaik<br />

ausgestattet. Dieser Ort ist zu einer kleinen<br />

Theresiakapelle geworden. Durch ein Holzgitter <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> eigentlichen Kapelle abgetrennt, findet man hier<br />

wohltuende Ruhe und andächtige Stille. Der Blick zur<br />

Kapelle ist nicht versperrt, so dass man <strong>von</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Stelle aus Gebete, Gesänge und Eucharistie mitverfolgen<br />

kann. Befindet man sich in <strong>der</strong> Kapelle, so<br />

gibt zum Glück das Holzgitter den Blick auf Theresia<br />

frei. Die Schwestern wollten mit <strong>die</strong>ser Abtrennung<br />

erreichen, dass Besucher mit dem Gang zum Schrein<br />

<strong>die</strong> Betenden nicht stören.<br />

<strong>An</strong>gebaut an <strong>die</strong>se Theresiakapelle – auch das ist neu –<br />

befindet sich ein kleiner Videoraum, <strong>der</strong> mit einem<br />

8minütigen Film in verschiedenen Sprachen das Leben<br />

<strong>der</strong> Familie Martin, Theresias Leben im Karmel und <strong>die</strong><br />

Exhumierung dokumentiert. Parallel dazu bekommt <strong>der</strong><br />

Zuschauer auf zwei Leinwänden Einblick in das Leben<br />

<strong>der</strong> Karmelitinnen heute. Das Kloster öffnet sich <strong>der</strong><br />

Außenwelt, verkörpert durch um Holzgitter spielende<br />

Kin<strong>der</strong>. Die Gesichter <strong>der</strong> Karmelitinnen sind verbunden<br />

mit den Gesichtern <strong>von</strong> Männern und Frauen aus<br />

unserer Zeit und zeigen, wo sie für unser Leben offen<br />

sind. Neben <strong>die</strong>sem Videoraum ist schließlich <strong>der</strong>


eigentliche Empfang des Karmel für den Besucher.<br />

Nettes Personal gibt gerne Auskunft, bietet Souvenirs<br />

und theresianische Lektüre an.<br />

Wenn man sich nun fragt, was aus den Votivtafeln<br />

geworden ist, wo <strong>die</strong> Gegenstände, <strong>die</strong> zum Leben <strong>der</strong><br />

Heiligen Theresia gehörten, untergebracht sind, so gibt<br />

es am an<strong>der</strong>en Ende des Empfangs einen noch ausbaufähigen<br />

Ausstellungsraum.<br />

Alles in allem – ich kann da nur für mich sprechen, <strong>die</strong><br />

ich Theresia verehre und schon über 10 Jahre nach<br />

<strong>Lisieux</strong> pilgere, – ist <strong>der</strong> Umbau des Karmel – vor allem<br />

<strong>der</strong> Kapelle – nicht so gelungen, wie ich es mir<br />

vorgestellt habe. Trotzdem lasse ich mich <strong>von</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Äußerlichkeiten in meiner eigenen Spiritualität zu<br />

„meiner Kleinen Thérèse“ nicht beeinflussen – es sind<br />

wirklich nur Äußerlichkeiten.<br />

Ilona Engel<br />

Blick in <strong>die</strong> neugestaltete Karmelkapelle<br />

Foto: Josefine Müller<br />

Aus <strong>der</strong> Mission<br />

Elio Sanchez (Mitte) wurde am 1. November 2008 in Monteria (Kolumbien)<br />

zum Priester geweiht<br />

Briefauszug <strong>von</strong> Sr. Maria Theresia Dietrich O. P.<br />

Elio kommt <strong>von</strong> einer großen, einfachen Familie. Sein<br />

Vater starb, als Elio noch sehr klein war. In Rancho<br />

Grande konnten wir Kontakt mit <strong>die</strong>ser Familie aufnehmen<br />

und Elio fiel uns bald auf, als ein aufgeweckter<br />

Junge, <strong>der</strong> sich für alles interessierte und lernen wollte.<br />

Er war Ministrant, Sakristan, Katechist und auch<br />

Verantwortlicher für <strong>die</strong> Schulbücherei, als wir noch<br />

in Monteria arbeiteten.<br />

Als ihm <strong>die</strong> finanzielle Unterstützung vom Theresienwerk<br />

sicher war, konnte er sich mit allen Kräften<br />

seinem Studium widmen und Priester werden.<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 13


Foto: Hubert Zettler<br />

Altarweihe in St. Peter am Perlach<br />

in Augsburg<br />

In <strong>der</strong> Heimatkirche des Theresienwerkes, St. Peter am<br />

Perlach in Augsburg, durften wir im November zusammen<br />

mit den Jesuiten als Seelsorgern an <strong>die</strong>sem Ort,<br />

einen festlichen Gottes<strong>die</strong>nst anlässlich <strong>der</strong> Altarweihe<br />

nach <strong>der</strong> Gesamtrenovierung feiern. Im Altar selbst ist<br />

Christus repräsentiert und so wird ein neuer Altar<br />

immer mit Chrisam gesalbt, mit Weihrauch geehrt und<br />

mit dem Tischtuch <strong>der</strong> eucharistischen Gastfreundschaft<br />

gedeckt.<br />

Bei <strong>die</strong>ser Feier wurden auch, wie üblich, Reliquien <strong>von</strong><br />

Glaubenszeugen unter dem Altar eingelassen, und wer<br />

könnte vom Bezug her besser passen als P. Rupert<br />

Mayer und <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong>?<br />

14 | <strong>Therese</strong> 1.2009<br />

Beide <strong>von</strong> <strong>der</strong> Geburt nur drei Jahre auseinan<strong>der</strong>,<br />

beide markante Bekenner des Glaubens an den<br />

lebendigmachenden Gott in Jesus Christus. Und wohl<br />

tiefer noch <strong>der</strong> innere Zusammenhang zum Altar:<br />

P. Mayer, <strong>der</strong> am Altar stehend 1945 einen Schlaganfall<br />

erlitt, an dem er starb, und <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong>, <strong>der</strong>en<br />

Quelle und Kraft ihres Lebens <strong>die</strong> Mitfeier <strong>der</strong><br />

Eucharistie und <strong>der</strong> Empfang des lebendigen Brotes<br />

war, wie Johannes in <strong>der</strong> Brotrede Jesus sich selbst<br />

bekennen lässt (Joh 6). Auf dem neuen Altarstein ist<br />

<strong>die</strong>ses Selbstzeugnis Jesu „Ich bin das lebendige Brot...“<br />

unübersehbar und eindringlich eingemeißelt.<br />

Wenige Wochen vor ihrem Tod schreibt <strong>Therese</strong>:<br />

„Ich habe also am 30. [Juli M.O.] <strong>die</strong>ses Glück gehabt<br />

..., dass Jesus in <strong>der</strong> Hostie um meinetwillen den<br />

Tabernakel verließ und ich ihn als Wegzehrung für<br />

meine lange Reise empfing! ... Dieses Brot vom Himmel<br />

stärkt mich. Sie sehen, meine Pilgerfahrt scheint sich<br />

nicht vollenden zu können.“<br />

Von P. Rupert Mayer ist ein Gebet überliefert, das im<br />

Vertrauen und <strong>der</strong> Hingabe <strong>die</strong> Klangfarbe <strong>Therese</strong>s<br />

trifft: „... Herr, was du willst, das nehm ich hin, und<br />

was du willst, ist mir Gewinn, genug, dass ich dein<br />

Eigen bin. Herr, weil du’s willst, drum ist es gut, und<br />

weil du’s willst, drum hab ich Mut, mein Herz in deinen<br />

Händen ruht.“ Einmal mehr ein Bindeglied zwischen<br />

<strong>die</strong>sen Vorbil<strong>der</strong>n des Glaubens.<br />

Maria Ottl


Kurz und aktuell<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong> und <strong>Freunde</strong>,<br />

vielen Dank, dass Sie bei Überweisungen nun auch<br />

den Ort mit Postleitzahl angeben. Dadurch lassen<br />

sich Beiträge und Spenden, bei identischen Namen,<br />

genauer zuordnen.<br />

Mit herzlichen Segenswünschen grüßt Sie<br />

Ihre Sabine Baierl (Sekretärin)<br />

<strong>Lisieux</strong>fahrt und Exerzitien des Theresienwerkes<br />

1.8.-11.8.2009<br />

<strong>Lisieux</strong>fahrt des Theresienwerkes mit Vortragsexerzitien<br />

<strong>von</strong> Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid vom 1. 8. bis 11. 8. 2009.<br />

Preis: € 640,00 (Fahrt und Vollpension)<br />

Informationen und Auskünfte über Peter Gräsler,<br />

Fichtenstr. 8, D - 85774 Unterföhring,<br />

Tel. 0 89 / 9 50 38 59.<br />

<strong>Lisieux</strong>-Wallfahrt<br />

Samstag, 11. Juli - Mittwoch, 15. Juli 2009<br />

mit Dechant Klaus Leist (Holz/Kutzhof) und<br />

Rektor Karl-Heinz Schnorbach (Koblenz).<br />

Preis (incl. Fahrt mit Übernachtungen und Vollpension)<br />

Doppelzimmer: € 340,00, Einzelzimmer: € 355,00.<br />

<strong>An</strong>meldungen und Auskünfte bitte über das Pfarrbüro<br />

Holz, Telefon: 0 68 06 / 87 38, per Fax: -8942 o<strong>der</strong><br />

E-Mail: st.josef-holz@web.de.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>An</strong>meldung wird eine <strong>An</strong>zahlung <strong>von</strong><br />

€ 50,00 erbeten.<br />

Gebetsgedenken<br />

Im wöchentl. Gottes<strong>die</strong>nst für <strong>die</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong><br />

hl. <strong>Therese</strong> wird <strong>der</strong>en <strong>An</strong>liegen gedacht.<br />

Sie können ein spezielles Gebetsanliegen auch bei<br />

Pfr. Schmid über das Sekretariat melden.<br />

Ein Liturgieformular <strong>der</strong> Messe zum Gedenktag <strong>der</strong> seligen<br />

Eltern (13.7.) ist als pdf-Datei in Kürze auf unserer Homepage<br />

www.theresienwerk.de zu finden.<br />

Wir beten für unsere Toten<br />

(Deutschland) Maria Bartl, 94234 Viechtach, Irene<br />

Fellner, 83362 Lauter bei Traunstein, Michaeline<br />

Hartmann, 87629 Füssen, Paul Hartmann, 36043 Fulda,<br />

Maria Huber, 77728 Oppenau, Sr. M. Agnes Jaeschke,<br />

83623 Dietramszell, Sr. Chrysostoma Kirchesch, 79244<br />

Münstertal, Sr. Elekta Krispler, 86152 Augsburg,<br />

Johannes Krone, 48163 Münster, Elisabeth Lesko, 86911<br />

Diessen, Sr. M.-Elisabeth Mandel, 86415 Mering, Sr. M.<br />

Reinlinde Nuscheler, 97070 Würzburg, Sr. Beate Pfriem,<br />

97520 Roethlein, Sr. M. Osmunda Prantl, 80336<br />

München, Rosamunde Raab, 84144 Geisenhausen,<br />

Agnes Seibel, 76846 Hauenstein, Erika Stahl, 12159<br />

Berlin, Hilde Strobel, 78224 Singen, Ludmilla Wagner,<br />

84518 Garching.<br />

(Österreich) P. Aloisius Eicker, 6901 Bregenz, Christina<br />

Heidenreich, 4800 Attnang-Puchheim, Franz Richter,<br />

4470 Enns, Elisabeth Vorauer, 1180 Wien.<br />

(Schweiz) Sr. Vreni Boesch, 6003 Luzern, Sr. M. Valentine<br />

Uehlinger, 6440 Brunnen.<br />

<strong>Therese</strong> 1.2009 | 15


Titelfoto: www.photocase.de<br />

Sehen wir das Leben in seinem<br />

wahren Licht... Es ist ein Augenblick<br />

zwischen zwei Ewigkeiten ...<br />

Leiden wir in Frieden...<br />

Ich gebe zu, dass mir das Wort<br />

Frieden etwas stark erschien, aber<br />

als ich kürzlich darüber nachdachte,<br />

fand ich das Geheimnis des<br />

Im-Frieden-Leidens...<br />

Wer Frieden sagt, sagt nicht Freude,<br />

zumindest nicht<br />

fühlbare Freude...<br />

(LT 87 / 4. 4 1889<br />

- Zwei Monate zuvor, wurde <strong>der</strong> Vater, geistig<br />

völlig verwirrt, in eine geschlossene <strong>An</strong>stalt<br />

eingeliefert. )<br />

16 | <strong>Therese</strong> 1.2009

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