Schwerpunktthema: Arbeiten in internationalen Organisationen - ZIF
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<strong>Arbeiten</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Organisationen</strong><br />
UN-Polizisten und Security der größte: Auf<br />
Haiti s<strong>in</strong>d derzeit 8300 Militärs und 2200<br />
UN-Polizisten im Vergleich zu 470 <strong>in</strong>ternationalen<br />
zivilen Fachkräften und 200 UNVs.<br />
Wie war Ihr Weg zur UN-Friedensmission?<br />
Nach me<strong>in</strong>em Geografiestudium mit dem<br />
Schwerpunkt EZ war ich mit dem DED<br />
<strong>in</strong>sgesamt vier Jahre <strong>in</strong> Mali. Danach wollte<br />
ich gerne <strong>in</strong> Deutschland als Referent<strong>in</strong><br />
weiter im EZ-Kontext arbeiten, konnte aber<br />
trotz <strong>in</strong>tensiver Suche ke<strong>in</strong>e adäquate Stelle<br />
f<strong>in</strong>den. Ich habe mich <strong>in</strong> alle möglichen Stellenpools<br />
e<strong>in</strong>getragen, so auch bei UNV, die<br />
sich kurz darauf bei mir meldeten. Da ich zu<br />
dieser Zeit <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e beruflichen<br />
Möglichkeiten sah und schon immer den<br />
Wunsch hatte, e<strong>in</strong>mal für die UN zu arbeiten,<br />
ergriff ich die Chance und beschloss<br />
für e<strong>in</strong> halbes Jahr nach Haiti zu gehen.<br />
Nun – aus den sechs Monaten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />
fünf Jahre geworden. Nach zwei<br />
Jahren UNV habe ich 2007 als Civil Affairs<br />
Officer e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Vertrag bei<br />
DPKO <strong>in</strong> New York erhalten. Auch diese<br />
Verträge s<strong>in</strong>d befristet, aber f<strong>in</strong>anziell wesentlich<br />
<strong>in</strong>teressanter. Sie bieten außerdem<br />
Aufstiegschancen <strong>in</strong>nerhalb der Friedensmissionen<br />
des DPKO und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
hat man große Vorteile bei Bewerbungen<br />
für andere UN-Strukturen wie etwa UNDP<br />
oder UNICEF, da man nun „im System“ ist.<br />
Unterscheidet sich die Arbeit für<br />
MINUSTAH von der beim DED?<br />
Ja, es gibt markante Unterschiede: Die<br />
UN-Strukturen s<strong>in</strong>d wesentlich komplexer<br />
und größer. Man arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em riesigen<br />
10 transfer 2 | 2010<br />
Foto: Veronika Weidr<strong>in</strong>ger<br />
Besprechung der Nothilfe-Akteure <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zelt im<br />
Regionalbüro <strong>in</strong> Léogâne.<br />
hierarchischen Apparat, was<br />
im Vergleich zu den sehr<br />
partizipativen Strukturen<br />
beim DED gewöhnungsbedürftig<br />
ist.<br />
Außerdem kannte ich von<br />
me<strong>in</strong>er Projekt arbeit beim<br />
DED eher langfristige<br />
Entwicklungsplanungen,<br />
man blickt voraus auf<br />
Projektzeiträume von drei<br />
Jahren und mehr. In der<br />
Friedensmission wird das<br />
zwar auch angestrebt, aber<br />
im Grunde muss man – wie<br />
bereits erwähnt – immer<br />
wieder kurzfristig auf äußere<br />
Ereignisse reagieren.<br />
E<strong>in</strong> dritter Unterschied liegt <strong>in</strong> der Mentalität<br />
der Mitarbeiter: Beim DED trifft man<br />
viele ungewöhnlich engagierte Mitarbeiter,<br />
die den Wunsch haben etwas zu verändern.<br />
Bei den UN spielen dagegen Karriere- und<br />
Verdienstvorstellungen oft e<strong>in</strong>e größere<br />
Rolle. Man darf ja auch nicht unterschätzen,<br />
dass beispielsweise viele UNVs aus Entwicklungsländern<br />
kommen, wo das Gehalt e<strong>in</strong>es<br />
UNV e<strong>in</strong>en enormen Verdienst darstellt.<br />
Welche Tipps und Empfehlungen können<br />
Sie für e<strong>in</strong>e Bewerbung bei den UN geben?<br />
Man muss e<strong>in</strong>fach sehen: Bei deutschen<br />
EZ-<strong>Organisationen</strong> bewerben sich vielleicht<br />
300 Interessierte auf e<strong>in</strong>e Stelle, bei den UN<br />
s<strong>in</strong>d es ganz schnell e<strong>in</strong>mal 5000 und mehr.<br />
Das heißt, hier s<strong>in</strong>d Stichwörter wie „Netzwerken“<br />
und „Kontakten“ noch wichtiger<br />
als ohneh<strong>in</strong> schon. Grundsätzlich kann<br />
man offene Stellen im Internet zum Beispiel<br />
unter UN.org recherchieren und sich onl<strong>in</strong>e<br />
bewerben. Dabei sollte man es aber auf<br />
ke<strong>in</strong>en Fall belassen.<br />
Ich würde immer raten, parallel zur Bewerbung<br />
über die UN-Internetseite das BFIO<br />
oder auch das <strong>ZIF</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu kontaktieren.<br />
Deren Unterstützung sollte man unbed<strong>in</strong>gt<br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen, um beispielsweise<br />
wichtige Details über Besonderheiten der<br />
Bewerbungsverfahren und den UN-Jargon<br />
zu erfahren und die richtigen Schwerpunkte<br />
zu setzen.<br />
Das Auswärtige Amt verfügt ebenfalls über<br />
e<strong>in</strong>e gute Website bezüglich Bewerbungen<br />
bei der UN. Bei BFIO und <strong>ZIF</strong> erhält man<br />
übrigens auch wichtige Infos über Vertragsstrukturen<br />
und Weiterbeschäftigungschan-<br />
cen bei den UN sowie über Möglichkeiten,<br />
während des UN-Vertrags Teil des deutschen<br />
Sozialsystems zu bleiben.<br />
Was muss man für e<strong>in</strong>e Bewerbung bei den<br />
UN mitbr<strong>in</strong>gen?<br />
Man braucht e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />
Hochschul- oder Berufsabschluss.<br />
Man sollte bei der Stellensuche den bereits<br />
erwähnten adm<strong>in</strong>istrativen Bereich der<br />
Peacekeep<strong>in</strong>g Mission nicht außer Acht<br />
lassen, für den immer wieder Personalfachleute,<br />
IT-Spezialisten und Techniker gesucht<br />
werden – auch ohne akademische Abschlüsse.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus muss man über die<br />
erforderlichen Sprachkenntnisse verfügen.<br />
Die <strong>in</strong>terne Sprache der UN ist Englisch.<br />
Für den adm<strong>in</strong>istrativen Bereich reichen<br />
Englischkenntnisse also völlig aus, bei den<br />
<strong>in</strong>haltlichen Bereichen werden weitere<br />
Sprachkenntnisse vorausgesetzt.<br />
Me<strong>in</strong>es Erachtens s<strong>in</strong>d EZ-Erfahrungen <strong>in</strong><br />
vielen Fällen von Vorteil. Wer den EZ-<br />
Kontext kennt, kann Möglichkeiten der<br />
politischen oder zivilgesellschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land wesentlich<br />
besser beurteilen. Was die Lebens- und<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen betrifft, sollte man vor<br />
e<strong>in</strong>er Bewerbung bedenken, dass das Leben<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Peacekeep<strong>in</strong>g Mission<br />
nicht immer sehr komfortabel ist, etwa mit<br />
Blick auf die Sicherheits- und Versorgungslage<br />
oder die oft mangelhafte Infrastruktur.<br />
Da s<strong>in</strong>d die Umstände <strong>in</strong> Haiti noch relativ<br />
günstig verglichen mit E<strong>in</strong>satzorten wie<br />
Sudan oder Afghanistan.<br />
Welche Kräfte werden denn speziell für<br />
Haiti derzeit gesucht?<br />
Unser Arbeitsbereich ist ständig <strong>in</strong> Bewegung.<br />
Es gibt immer wieder freie Stellen<br />
unter anderem, weil Leute zu e<strong>in</strong>er anderen<br />
Peacekeep<strong>in</strong>g Mission wechseln oder weil<br />
es jemandem e<strong>in</strong>fach „zuviel wird“. Speziell<br />
für Haiti werden derzeit von verschiedenen<br />
UN-Strukturen praktisch alle gesucht, die<br />
zum Wiederaufbau beitragen können, der<br />
ja schätzungsweise zehn Jahre dauern wird.<br />
Man braucht nur e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong>s Internet<br />
zu werfen, da sieht man, dass die verschiedensten<br />
<strong>Organisationen</strong> händer<strong>in</strong>gend nach<br />
kompetenten Fachleuten für alle möglichen<br />
Bereiche suchen.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau<br />
Weidr<strong>in</strong>ger.