Bauliche Entwicklung - Teil 2

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Samuel Meyer, Sander Simon, Lippmann Abraham. 1786 Seligmann Lazar, Isack Mary, Moses Wolf, Maier Schlamm, Abraham Wolf, Maier Samuel (wurde 1794 wegen seinen Einhaltens mit den Spitzbuben aus dem Gericht verwiesen.) Löb Joseph, Jacob Maier. 1790 zahlte die Judenschaft zum erstenmal 2 Gulden 30 Kreuzer von der neu erbauten Schule. 1792 kommt neu hinzu Jud Hirsch Seligmann. Die Jahressumme des Schutzgeldes betrug 48 Gulden 30 Kreuzer. 1793 tritt Hirsch Joseph ein. 1795 wurde das Schutzgeld auf 6 Gulden fränkisch = 7 ½ Gulden rheinisch erhöht. Die Ausstellung eines Schutzbriefes kostete von diesem Jahre an 2 Dukaten. 1797 waren zum oberen Schloß folgende Schutzjuden gehörig: 1. Jud Isacks Mary Wittib, 2. Mayer Salomon, 3. Jud Abraham Wolfs Eheweib Minkel (siehe Bern 1794), 4. Jud Meyer Samuel, 5. Jud Löb Joseph, 6. Mayer Jacob, 7. Jud Hirsch Seligmann, 8. Jud Hirsch Joseph, 9. Jud Bonum Joseph, 10. Jud Gottlieb Salomo, 11. Seligmann Lazars Wittib. Die Gesamteinnahme betrug 57 Gulden 15 Kreuzer. Im unteren Schloß finden wir 1800: 1. Jud Abraham Levi, 2. Jud Sander Simon, 3. Salomon Isaak Jud, 4. Jud Elieser Joseph, 5. Jud Maier Moses, 6. Jud Moses Wolf Witwer. Jede Familie mußte 5 Gulden und 1 Gulden Zungengeld (?) bezahlen also auch 6 Gulden jährlich. Am 23.8.1803 wurde die Jüdin Risch (wahrscheinlich war dies Seligmanns Lazars Witwe) durch einen unglücklichen Schuß eines Coburgischen Grenzjägers im Hause ihres Tochtermannes totgeschossen. Schutzbriefe wurden 1803 neu ausgestellt an: 1. Jud Seligmann Nathan, 2. Jud Löb Mayer, 3. Jud Samuel Mayer. Als Zeugen wurden vorgeladen: 1. Maier Fernik, 2. Gottlieb Bambergers Ww.,3. Seligmann Hofmann 4. Hirsch Wertheimer, 5. Löw Freund, 6. Hirsch Seligberger, 7. Hirsch Joseph Freund, 8. Bonum Freund. Von ihnen erschien nur einer: Löw Freund, die anderen waren unentschuldigt ausgeblieben. Freund‘s Aussage lautete zugunsten der Gutsherrschaft. Der Eid der Juden lautete: „Adonay! ein Schöpfer der Himmel und des Erdreichs und aller Dinge, und mein und der Menschen, die hier stehen, ich rufe dich an durch deinen heiligen Namen und schwöre: daß ich weder weiß noch glaube, daß die klagende Gutsherrschift schon vor dem 31.12.1806 das Recht herge hatte, von einem jeden zu Mitwitz sich ansässig machenden Israeliten ein jährliches Schutzgeld von 6 fl.fr. oder 7 fl.30 Kr. rhein. oder meiniges zu erheben. Also ist es mehr, ohne alle Gefährde und Verbrechlichkeit, und bitte ich Gott Adonay, mir zu helfen und zu bestätigen diese Wahrheit. Habe ich aber nicht recht oder mehr in dieser Sache, oder einige Unwahrheiten Falschheit und Betrüglichkeit hierin gebraucht, so sei ich hieraus und verflucht ewiglich. Wo ich nicht recht und wahr habe in dieser Sache, so soll das Feuer, des Sodom und Gomorha überging, auf mich übergehen und mich verzehren, sowie auch alle Flüche, die von der Torach geschrieben stehen, mich treffen sollen; und es solle mir auch der wahre Gott, der Laub und Gras und alle Dinge geschaffen hat, nimmermehr zur Hil- und Statten kommen in meinen Sachen und Nöten. Wo ich aber wahr und recht habe, also helfe mir der wahre Gott Adonay.“ Der Herrschaftsrichter Schrauch war 77 Jahre alt. Er war von 1791 - 1821, also 30 Jahre in Mitwitz und bezeugt, daß diese Abgabe immer bestand. Die Gegenpartei Samuel Fechheimer, dem sich noch Matzes Friedmann, Salomon Freund und Wolf Fechheimer angeschlossen hatten und die ihre Vertretung vor Gericht dem Advokaten Prell in Bamberg (übergeben hatten, berief sich auf eine Allerhöchste Verordnung vom 10.6.1813, „die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen betreffend“ und behaupteten, daß der Gutsherrschaft das Recht, Konzessionen zu erteilen und Schutz zu gewähren, nicht zustehe. Den Israeliten seien mit Ausnahme einiger weniger Rechte alle übrigen Rechte eingeräumt worden. Das Recht der Gutherrschaften, Aufnahmen und Schutz zu gewähren und dafür Abgaben zu erheben, sei auf das Staatsministerium und von diesen wieder auf den Kreisstellen übertragen worden. Die Deklaration von 1806 schreibe: „daß den Landsassen das Schutzgeld da belassen werden solle, wo sie wie bei Aufnahmen von Juden das Recht zur Schutzerteilung hergebracht haben“. Dieses Recht würde aber die Gutsherrschaft nicht für sich in Anspruch nehmen können. Das sei nur ein Recht der Krone. Anscheinend war aber doch vom Gericht der Beweis der Gutsherrschaft, daß es sich um ein hergebrachtes Recht handle, als Erbrecht anerkannt worden; denn sie gewannen in den 3 Instanzen. Die fünfte war das Oberappelationsgericht in München. Zuletzt blieb den 4 Angeklagten nicht anders übrig, als einen Vergleich zu schließen. Diese Prozeßakten werfen einen kleinen Schein auf die Rechtsverhältnisse der Israeliten in der zweiten Hälfte des 18. und in der 1. des 19. Jahrhunderts. Wir kommen zu folgenden Feststellungen: 1.) Die Juden führten um 1775 in Mitwitz bereits Zunamen. Allerdings finden wir oft, daß der Zuname des Vaters, Vorname des Sohnes wird. 2.) Die Gutsherrschaft hatte durch dieses Recht eine sehr gute Einnahme-Quelle; denn 50 - 60 Gulden jährliches Schutzgeld war, gemessen am hohen Geldwert der damaligen Zeit, eine beträchtliche Summe. 3.) Die Gutsherrschaft war gar nicht imstande, den Juden für diese Abgabe einen besonderen Schutz zu gewähren. 4.) Die Rechtsverhältnisse im allgemeinen und die der Juden insbesondere waren damals sehr verworren. Jede Gutsherrschaft hatte fast ihr eigenes Gericht, jedoch war sie keineswegs für alle Fälle zuständig. Oft hatte sie nur die nied. Gerichtsbarkeit, das heißt, leichte Vergehen, während die höhere den Ländern zuständig waren, ebenso verhielt es sich mit der Polizeigewalt mit Belehnungen u.s.w. Das ganze 18. Jahrhundert war fast gefüllt mit solchen Streitigkeiten. Es gab viele Orte in unserer Umgegend, welche zwei Herren gehörten z.B. Mupperg. Das Rittergut, die Kirche, das Wirtshaus, die Mühle, die Schmiede und das Badenhaus, sowie 3 Gutshöfe und 15 Söldnergüter waren dem Kloster Banz zuständig und unterstanden der Gutsgerichtsbarkeit (Frh.v. Speßhardt) während 4 Güter sächsisches Lehen, dem Herzog von Coburg gehörig waren, und dem Amt Neustadt/Coburg zugeteilt waren. Ebenso war es in Fürth am Berg, welches halb dem Hochstift Bamberg, halb dem Herzog von Coburg gehörte. Wie verschieden das Recht der Israeliten aufgefaßt werden konnte, haben wir selbst gesehen. 5.) Der Anfang des 19. Jahrhunderts, namentlich der Einfluß Napoleons, begann endlich mit diesen Übelständen aufzuräumen. Die Säkularisation brachte die Einziehung der geistlichen Fürstentümer, was sich für Mitwitz insofern auswirkte, als das Hochstift Bamberg, zu dem Mitwitz gehörte, mit Errichtung des Rheinbundes an die Krone Bayerns überging. Der Judengesetzgebung brachte jene Zeit Erleichterungen, wenn auch die völlige Gleichberechtigung durchs Jahr 1848 noch erweitert und durch die Reichsverfassung von 1875 erst ausgesprochen wurde. Ein weiteres Licht auf die Judenfamilien in Mitwitz wird durch ein Aktenband im Bamberger Staatsarchiv geworfen: „Sterbereqister über die Judenqemeinde in Mitwitz, anfangend vom 1. Oktober 1814 geführt durch den derzeitigen Juden-Schullehrer Seligmann Stern unter Aufsicht und Kontrolle des Herrschaftsgerichts Mitwitz. Bayer. Staatsarchiv Bamberg. Adelsakten von Würtzburg Rep. 161/III Nr. 59 Gestell 90 Fach 8.) Geschenk der Fa. D. Bamberger Lichtenfels. Das Verzeichnis reicht bis 1865 also fast bis zur Zeit des Wegzuges der Judenfamilien aus Mitwitz. 1. Moses Frank, Handelsmann Mitwitz Nr. 21 Witwer starb am 18.11.1815 an Auszehrung, durch Dr. Berner und Dr. Weiß behandelt, 77 Jahre alt. Ort des Begräbnisses nicht angegeben 2. Salomonlöb Friedmann, Handelsmann Nr. 48 verheiratet, starb 7.4.1816 an Abzehrung (Chirurg Uhlig) 43 Jahre alt, begraben Burgkunstadt 3. Schänla Buttenheimerin Nr. 31 verheiratet, Abzehrung stadts gestorben 18.6.1817, in Burgkunstadt begraben. 65 Jahre alt. 4. Schanetta (Jeanetta) Freundin Nr. 17 gest. 7.7.1817 an Abzehrung, 5 Monat alt. In Burgkunstadt begraben. 5. Abraham Frießner Nr. 54, 72 Jahre alt, am 23.11.1817, verheiratet, starb an Geschwulst und Abzehrung. Begraben Burgkunstadt. 6. Fradel Ehrmännin Nr. 22 gest. 11.1.1819 am Nervenfieber 53 Jahre (Physikus Berner und Landarzt Jünger).B. 7. Wögel Seliqsbergerin Nr. 24 gest.15.5.1819, Wassersucht, Dr. Weiß 47 Jahre.
8. Ganetta Fechheimer Nr. 53 Keuchhusten 10.9.1820/20 Tage alt. 9. Seligmann Hofmann Nr. 32 17.9.1821 Verstopfung und Brand 51 Jahre 10. Abraham Wertheimer 3 Monate alt Gefraisch (Krämpfe) Dr. Heigl 11. Maier Friedmann Nr. 48 27.3.1823 Schwäche 87 J. B 12. Giffa (Ziffa?) Hirsch Nr. 31 23.7.1824 Verstopfung und Brand 64 Jahre B. sie war nach Pfarrweisach verh. 13. Gietel Freundin Nr. 32 1.6.1826 Lungensucht, 63 Jahre, Dr. Jünger 14. Behla Wertheimer Nr. 27 9.6.1826, Leberverhärtung u. Wassersucht Physiker Berner und Dr. Götz Kronach 56 Jahre B 15. Roeßla Fechheimer Nr. 54 29.10.27 Abzehrung (Phy.Dr.Bemer), 53 Jahre B 16. Samuel Friedmann Nr. 48 Viehhändler 13.11.1828 Nervenschlagfuß (Dr. Götz Kronach Dr. Jommer Coburg) 52 Jahre B. 17. Joseph Wertheimer Nr. 27 Keuchhusten 22.3.1829 5 Monate B. 18. Escher Fechheimer Nr. 20 25.10.1829 Schwäche 1 Monat 19. Maier Fechheimer Nr. 54 2.8.1830 Altersschwäche 75 Jahre B. Witwer 20. Babette Freund Nr. 51 verh. 3.9.1830 Abzehrung 75 Jahre B 21. Maria Anna Wertheimer Nr. 27 verh. gst. 30.12.1831. Verhärtung des Eierstockes und Wassersucht (Phys. Bänder, Dr. Götz) 52 Jahre B 22. Ludwig Freund Hsnr. 88 gst. 18.7.1832 Conulsionen 1 Jahr B. (Krämpfe) 23. Malka Freund Hsnr. 49 gest. 24.5.33 Schlagfuß (Dr. Schleicher Sonneberg und Wundarzt Engelhardt) 60 Jahre B 24. Ros Freund Nr. 88 gest.17.6.1833 Reumat. 5 Monate B 25. Sara Ostheimer Nr. 25, gst. 4.2.1834 Lungensucht (Chirurg Uhlrich, Fechheim) verh. 48 Jahre B 26. Gottlieb Bamberger Nr. 23, gst. 12.6.1834 schwarze Gelbsucht (Phys. Bruder Kronach) 62 Jahre verh. B 27. Babette Friedmann Nr. 48, unverh. gst. 25.6.1834 hernia incarcerata (eingeklemmter Bruch) 52 Jahre B 28. Klara Freund Nr. 31, gst. 28.6.1835 Convulsionen 1 Jahr B 29. Abraham Buttenheimer Nr. 31, gst. 14. 11.1836 Altersschwäche 92 Jahre 30. Helena Wertheimer Nr. 25, gst. 15.5.1837 Lungenschwindsucht 15. J. B 31. Sabina Guttermann Nr. 51, gst.20.2.1838 Gebärmutterblutfluß 42 J. B 32. Salomon Wertheimer, gst. 17.4.1839, Altersschwäche 72 Jahre B 33. Moses Fechheimer Nr. 20, gst.11.5.1840, chronische Magenentzündung 53 Jahre B 34. Freinla Bamberger Nr. 21, gst. 11.6.1841, Abzehrung, 68 Jahre B, Dr. Rosenfeld 35. Ziela Fechheimer Nr. 28, gst.15.6.1841, hitziges Nervenfieber 40 1/2 Jahr B (Dr.Seligsberg, Dr. Brilckner, Dr. Rosenfeld) 36. Abraham Freund Nr. 31, gst. 15.12.1841 Unterleibsentzündung 43 1/2 Jahre B 37. Hirsch Freund Nr. 17, gst. 3.6.1842, Schrimschlag (Dr.Diez) 77 Jahre B 38. Joseph Ehrmann Nr. 2, gst. 28.9.1842 Caries vertebrarum coffi (Rückgrat Knochenfraß) 21 Jahre 39. Sabine Ehrmann Nr. 2, gst. 20.8.1844, Nervenfieber 45 Jahre 40. Bonum Freund, gst. 27.6.1845, Altersschwäche 77 Jahre Dr. Seligsberg, Dr. Dietz 41. Perl Frank, gst. 2.7.1845, Altersschwäche 83 Jahre 42. Sophie Freund, gst. 22.8. 1846 Leberkrankheit 44 Jahre (Dr.Eisemann) 43. Maier Wertheimer, gst. 21.9.1846 Ruhr 42 Jahre (Dr. Seligsberger) 44. Rosalie Fechheimer, gst. 15.9.1847 Ruhr 11 Jahre (Dr. Diez) 45. Maier Frank, gst. 3.12.1847, Altersschwäche, 81 Jahre (Dr. Diez) 46. Genendel Hofmann, gst. 20.12.1847, Entkräftung 81 Jahre (Dr. Diez) 47. Seligmann Stern, Lehrer, gst. 10.7.1848 Entkräftung 71 Jahre Dr. Seligsberg 48. Maier Stern, Hausierer, selbst entleibt am 26.8.1851, 73 Jahre wurde unterhalb der Aumühle aus dem Wasser gezogen. 49. Hirsch Seligberger, Viehhändler, gst. 31.10.1853, Altersschwäche 88 Jahre 50. Samuel Fechheimer, Seifensieder, gst. 27.11.1853 an Abzehrung 56 Jahre Dr. Brückner Sonnefeld 51. Regina Bamberger, Witwe, gst. 26.7.1854 Schlagfuß, 36 Jahre Dr. Seligsberger 52. Hirsch Wertheimer, Hopfenhändler, gst.1.6.1856 Altersschwäche 79 J. 53. Roeßla Freund, Witwe, gst.10.1.1857, Altersschwäche, 79 Jahre 54. Gottlieb Bamberger, Viehhändlersohn, gst. 1865 Irrsinn Heilanstalt Erlangen, 21 Jahre 55. Bernhard Bamberger, Viehhändlerssohn, 16 Jahre wurde am 18.5.1865 mit einer Büchse geschossen, starb am 19.5.1865 Fortsetzung in der kommenden Woche... Alle Beiträge die bisher im Mitteilungsblatt erschienen sind, finden Sie unter: www.mitwitz.de/ortschafftmitte (Bereich: Presseartikel)
Seite 1: Mitwitz auf den Punkt gebracht Mark

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