Vertiefungsarbeit "Elektronische Musik" (2 MB) - Schwarzalb
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IN4B <strong>Vertiefungsarbeit</strong> „<strong>Elektronische</strong> Musik“ Reto Furrer<br />
2.9 Drum’n’Bass<br />
Anfang der 90-er-Jahre wurde ein weiterer, für die Kultur der elektronischen Musik wichtiger<br />
Grundstein geschaffen: Drum’n’Bass. Dieser Stilrichtung zeichnet sich besonders durch die<br />
starke Verwendung von aneinander gelegten Schlagzeugsolos, vielfach aus „Funk“-Tracks,<br />
in Zusammenspiel mit harten und schnellen Bassschlägen aus. Die Geschwindigkeit liegt<br />
meist zwischen 140 – 190 BPM. Diverse Soundeffekte sowie auch bei einzelnen Künstlern<br />
dem Tempo der Musik angepasster Sprechgesang füllen den stiltypischen Sound aus.<br />
Der allgemeine Ursprung des Genres befindet sich in London.<br />
2.10 Weiterentwicklung und Wirtschaft<br />
Nachdem die wichtigsten, oben erwähnten Grundsteine gelegt und unzählige Subgenres, ob<br />
benannt oder unbenannt, entstanden, wurden immer weitere Sub-Subgenres sowie direkt<br />
angrenzende, teils auf ältere Produktionen zurückgreifende Weiterführungen der Genres<br />
erschaffen. Die Vielfalt ist hierbei endlos. Durch die immer weitere Verbreitung von Synthesizern,<br />
die immer mehr Funktionen integriert hatten, sowie mit den zunehmend stärker aufkommenden<br />
Computern wurde die Musik in jegliche Richtungen geführt.<br />
Die Musikindustrie fing nun spätestens in den 90-er Jahren damit an, den Trend der elektronischen<br />
Musik für sich kommerziell zu nutzen. So wurde mit verschiedensten Mitteln versucht,<br />
eine noch breitere Masse für elektronische Musik, jedoch in abgeschwächter und<br />
nicht-rebellisch präsentierter Form, zu fangen.<br />
Dies rief verschiedenste Reaktionen in den Szenen hervor: Einige gaben sich der für sich<br />
selbst erfolgversprechenden Industrie hin, andere zogen sich komplett in den Untergrund<br />
zurück und wieder andere fingen mit noch härteren Mitteln der Provokation oder anderen<br />
Gegenmassnahmen an sich vor der Industrie zu schützen.<br />
Ein Beispiel für solche Gegenmassnahmen ist die sogenannte „Freetekno“-Bewegung. Diese<br />
verzichtet unter anderem auf die Präsentation von DJs und deren Namen. DJs werden hinter<br />
Tüchern vor dem Publikum versteckt, damit kein Kult-Status einzelner Personen entsteht und<br />
sich die Teilnehmer der Anlässe völlig auf die Musik konzentrieren können/müssen. Die Musikrichtungen<br />
sind niemals vordefiniert, es herrscht eine Vermischung jeglicher Stile, jedoch<br />
immer im Bereich elektronischer Musik. Die Anlässe werden zudem vielfach illegal und auf<br />
nicht-gewinnorientierter Ebene durchgeführt. Kern dieser Bewegung ist die Tschechei.<br />
In der heutigen Jahren sind die Fronten verhältnismässig klar: Es gibt den von der Industrie<br />
breit vereinnahmten Mainstream und den sich in vor allem in Subgenres abspaltenden Untergrund.<br />
Die Industrie ist jedoch immer darauf bedacht, in den Untergrund Einblick zu gewinnen<br />
um sofort Strömungen vereinnahmen und vermarkten zu können.<br />
Dies sind harte Worte gegen die Industrie. Bei der Hinterfragung, was Kultur ist, kristallisiert<br />
sich schnell einer der wichtigsten Punkte dessen heraus: Identität.<br />
Wenn Identität verkauft wird, verliert diese schnell ihre Grundsubstanz. Wenn ein kreatives<br />
kulturelles Produkt gestohlen und auf gerade den Teil der Menschheit abgestimmt wird, wogegen<br />
sich der eigentliche Künstler möglicherweise auszusprechen versuchte, liegen die<br />
Gegenreaktionen auf der Hand.<br />
So besteht hier ein gutes Beispiel vom Kampf und den dazugehörigen Mitteln zwischen Untergrund<br />
und Musikindustrie:<br />
Nachdem das Projekt „Underground Resistance“ 1999 einen Techno-Clubhit geschaffen<br />
hatte, interessierte sich das Major-Label „Sony“ für eine breite, weltweite Veröffentlichung<br />
des Stücks. „Underground Resistance“ lehnten dies jedoch aus Überzeugung ab.<br />
06.11.2008 Seite 12 / 24