11.07.2015 Aufrufe

Tatjana Duschletta - Moodle 2

Tatjana Duschletta - Moodle 2

Tatjana Duschletta - Moodle 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Felder der Soziologie II: Handout<strong>Tatjana</strong> <strong>Duschletta</strong>1Open Borders, Open Regimes?Testing Causal Direction between Globalization and Democracy, 1979-20001. Einführung und BegriffeDie Globalisierungsdebatte produzierte zwei verschiedene Lager, die Pessimisten und die Optimisten.Erstere sehen die globale Ausweitung des Kapitalismus als Bedrohung für Entwicklung undDemokratie. Die Optimisten hingegen versprechen sich durch das Ende der dirigierten, staatlichgeführten Wirtschaft höhere ökonomische und politische Freiheiten.Wie bereits im Titel erwähnt untersucht und diskutieren Burkhart und de Soysa in dieser Arbeit diekausalen Zusammenhänge zwischen Handel, dem FDI und der Demokratie.Begriffe- Globalisierung definieren die Autoren im Sinne von Joseph Stiglitz: „the removal of barriers to freetrade and the closer integration of national economies.“- FDI = Foreign Direct Investment- MNCs = Multinational Corporations2. FDI, Handel & Demokratie: Modernisierung vs. DependenztheorieDie Modernisierungstheorie sieht den internationalen Handel und Investment als positiv und gehtdavon aus, dass diese den sozialen Pluralismus fördern.Die Dependenztheorie geht vom Gegenteil aus. Internationaler Handel und Investment werden imExtremfall sogar zu Unterentwicklung und bürokratischer Autorität führen.Frühe Modernisierungstheoretiker waren der Ansicht, dass arme Länder automatisch dasdemokratische System übernehmen würden, sobald diese Teil der „modernen“ Welt und somitwirtschaftlicher Entwicklung (Industrialisierung), Urbanisierung und besserer Bildung werden. Durchden Transfer von Kapital, Technologie, neuen Ideen sowie dem Wissen und den Erfahrungen desmodernen Westen würde es den armen Ländern ermöglicht werden, sich weiterzuentwickeln. FDIund MNCs wurden somit als langfristige Vermittler von modernen, hauptsächlich meritokratischenWerten angesehen. Die Interaktion zwischen armen Ländern und dem globalen kapitalistischenSystem wurden von Modernisierungstheoretikern als positiv gewertet. DieModernisierungstheoretiker vertraten die Ansicht, dass wirtschaftliche Beziehungen zwischen denreichen und armen Ländern dazu beitragen würden, mit veralteten Werten und Traditionen in armenGesellschaften zu brechen und die Demokratisierung voranzutreiben. Der durch die Modernisierungund Globalisierung ausgeübte Druck führt also im Endeffekt zu mehr Wohlstand in armen Ländern.Aufgrund des fehlenden demokratischen Systems sowie der nicht vorhandenen Modernisierung invielen Entwicklungsländern wurde die Modernisierungstheorie stark kritisiert. Die Dependenztheoriebezeichnete darauf die wirtschaftlichen Beziehungen als ungleich und kritisierte die abhängigeEntwicklung, welche ihrer Ansicht nach durch das FDI gefördert würde. Weiter argumentierten dieDependenztheoretiker, würden die MNCs in die politischen Strukturen der Gastländer eingreifen unddiese zu ihrem eigenen Vorteil beeinflussen und nicht wie sie vorgeben, pro-demokratisch.Multinationale Konzerne sahen die Dependenztheoretiker als Instrumente des kapitalistischenWeltsystems, die auf Kosten der armen Länder ihre Gewinne maximieren. Dabei würden MNCs dieärmeren Staaten absichtlich schwach halten und eine Entwicklung verhindern, dass sie weiterhin ihremonopolistische Stellung beibehalten und Profit ausschlagen können.


Felder der Soziologie II: Handout<strong>Tatjana</strong> <strong>Duschletta</strong>23.Untersuchung kausaler Zusammenhänge zwischen Globalisierung und Demokratie3.1 Methoden und DatenUm die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Demokratie und Globalisierung zu untersuchen,wurde eine jährliche Datenmessung von 107- 120 Länder durchgeführt. Dies während den Jahren1970-2000. In bestimmten Jahren fehlen die Daten für bestimmte Länder, was aber dieUntersuchung nicht weiter beeinträchtigt.Für die Messung von Globalisierung wurden die Variabeln Handel und FDI gewählt.Den Grad der Offenheit des Handels wurde durch die Ermittlung des Einflusses von Import undExport auf die jeweilige Wirtschaft gemessen (Import+Export/GDP).Der längerfristige Einfluss von Fremdkapital in einer Wirtschaft wird anhand des FDI stock, also desakkumulierten Bestandes von Fremdkapital gemessen. Dabei gilt, je höher der FDI stock im Verhältniszum GDP, umso stärker ist der Einfluss internationaler Akteure in einer Wirtschaft. Für die Messungdes Demokratisierungsgrades wurden die Daten des Polity IV genutzt. Mit dem Granger causility Testwurden dann 4 mögliche Kausalzusammenhänge untersucht (vgl. Burkhart/de Soysa 2003:14)3.2 ErgebnisseDer kausale Effekt von Handel auf Demokratie wie auch von Demokratie auf Handel ist beide Malesignifikant ausgefallen. Der langzeitige Einfluss für die beiden Beziehungen ist positiv und statistischsignifikant. Weiter weist FDI einen positiven und statistisch signifikanten Einfluss auf die Demokraiteauf, dabei fällt der kausale Einfluss des FDI auf die Demokratie statistisch höher aus als es umgekehrtder Fall ist.Die Ergebnisse der Kontrollvariabeln sind interessant ausgefallen, da FDI, GDP und Urbanisierung dieModernisierungstheorie unterstützen.Der Effekt von Handel auf die Demokratie fällt immer positiv aus und ist je nach Messung auchstatistisch signifikant. Allerdings fällt er in keiner Messung negativ aus, wie von denDependenztheoretikern angenommen4. SchlussfolgerungDie Untersuchung bestätigt, dass FDI und Handel einen statistisch signifikanten kausalen Effekt aufdie Demokratie ausübt und umgekehrt. Die Resultate lassen darauf schliessen, dass FDI und Handelin armen Ländern indirekte, wie auch direkte positive Auswirkungen haben. Weiter kann gesagtwerden, hat eine Wirtschaft ein starkes oder sogar dominierendes FDI, so beeinflusst dies dieDemokratisierung positiv. Die Ergebnisse widerlegen also die Theorie der Pessimisten. Es kann davonausgegangen werden, dass hohes FDI die regionale Wirtschaft positiv beeinflusst und einewettbewerbsfähige Wirtschaft fördert, was wiederum den Prozess der Demokratisierung unterstützt.Der grössere Wettbewerb unter MNCs soll zudem zu weniger Korruption führen. Die genaueVerbindung zwischen FDI, Handel und Demokratie bedarf aber weiterer Analysen.Die Annahme der Autoren ist, dass freier Handel und die lokal-globale Verflechtung der Wirtschaftdenn Druck auf Regierungen und Unternehmen erhöhen, den Erwartungen ihrer globalenKonsumenten gerecht zu werden. Wäre dies der Fall, so müsste die Globalisierung weiter gefördertwerden und NGOs und weitere Globalisierungsgegner, würden den falschen „Feind“ bekämpfen.5.LiteraturRoss E. Burkhart, Indra de Soysa: Open Boarders, Open Regimes? Testing Causal Directions betweenGlobalization and Democracy, 1970-2000, ZEF – Discussion Papers On Development Policy No.67,Center for Development Research, Bonn, April 2003, pp.24.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!