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Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht - Moodle 2

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HS 2012, Mittwoch, 13:15-14:45, MIS 3024<strong>Vorlesung</strong>:<strong>Literatur</strong> <strong>und</strong> Landesk<strong>und</strong>e <strong>im</strong><strong>DaF</strong>-<strong>Unterricht</strong>Sitzung 04:Landesk<strong>und</strong>e: kommunikativ (Schluss);interkulturellKommunikative Landesk<strong>und</strong>e• ABCD-Prinzipien der Landesk<strong>und</strong>e– Bezug auf den deutschsprachigen Raum(binnendifferenzierende <strong>und</strong> transnationalePerspektiven)– Exemplarisch-kontrastive Verfahren• ABCD-Thesen (1990)– 8 allgemeine Gr<strong>und</strong>sätze, darunter• Dynamisch-prozesshafte Konzeptualisierung;Berücksichtigung einer Vielfalt von Quellen / Herstellung vonTransparenz der jeweiligen Standpunkte <strong>und</strong> Sichtweisen;didaktische Vereinfachung ohne S<strong>im</strong>plifizierung,Verniedlichung, Vergröberung <strong>und</strong> Verzerrung– 14 didaktisch-methodische Gr<strong>und</strong>sätzeDeutsch als Fremdsprache/ Deutsch als ZweitspracheThomas StuderABCD-Thesen (1990): 14 DidaktischmethodischeGr<strong>und</strong>sätze9. Aktive Auseinandersetzung mit fremden KulturenLernende an Materialauswahl <strong>und</strong> an <strong>Unterricht</strong>sgestaltungbeteiligen17. Emotionale <strong>und</strong> subjektive Erfahrung fremder Kultur16. In der Begegnung mit fremden Kulturen der eigenen Kulturbewusst werden10. Authentische MaterialienVerschiedene Sichtweisen, Widersprüche <strong>und</strong> eigene Meinungenzulassen20. Versorgung mit Materialien11. Sympathische <strong>und</strong> kritisch-kontroverse InformationenAkzeptanz für landesk<strong>und</strong>liche Stoffe schaffen13.Auch historische Themen <strong>und</strong> literarisch TexteLandesk<strong>und</strong>e ist in hohem Mass Geschichte in Gegenwärtigem12.Vielfalt von regionalen VarietätenSensibilisierung für Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> UnterschiedeVarietäten <strong>und</strong> Variantendes Deutschten (u.a. Ammon 2004; Hägi 2006)(nationale)Varietäten:Summe der Formen<strong>und</strong> Regeln dernationalenStandardsprache(nationale)Varianten:für eine Nationspezifische Formen<strong>und</strong> Regeln derStandardspracheDCHSchweizerHochdeutsch(nicht:Schweizerdeutsch!)deutschländischesDeutsch(nicht einfach„Deutsch“ ☺)Teutonismenbzw. Deutschlandismen(u.a. v.Polenz, 1999)AösterreichischesDeutschAustriazismenHelvetismenBeispiele für Helvetismen: die Traktanden(liste) (Tagesordnung); der Aufsteller(gute Nachricht); eindrücklich (eindrucksvoll); allenfalls (eventuell, höchstens)Aus: Hägi 2006, 36Varietäten angeordnet nach Kodifizierungsgrad <strong>und</strong> kommunikativer ReichweiteRegionale Standards: Gebrauchsstandards wie z.B. BairischRegionalsprachen: Z.B. Niederdeutsch („Plattdeutsch“), dasseinerseits Dialekte wie Nidersächsisch, Mecklenburgisch oderPreussisch umfasst.Unterschiede zwischen deutschländischem Hochdeutsch<strong>und</strong> Schweizerhochdeutsch in der gesprochenen Sprache• Vergleichende Untersuchung von Ostermai (2000) mit süddeutschen<strong>und</strong> Nordwestschweizer SchülerInnen der Pr<strong>im</strong>arstufe zeigt deutlicheUnterschiede in der gesprochenen Standardsprache der beidenGruppen• deutsche Kinder:– Totalass<strong>im</strong>ilation (ham für haben)– reduzierte nasale Formen wie Verkürzung des unbest<strong>im</strong>mten Artikels ('n Haus– ein Haus, 'ne Blume – eine Blume)• Deutschschweizer Kinder:– viel weniger Verschleifungen <strong>und</strong> kaum reduzierte nasale Formen bzw.Endsilbe -en häufig voll realisiert (wir gehen statt wir gehn).– meist Realisierung der – korrekten (!) – standardsprachlichen Vollformen• Es sind u.a. gerade solche Verschleifungen <strong>und</strong> Reduktionen,welche die Artikulation erleichtern <strong>und</strong> den Sprachfluss vereinfachen.• Umgekehrt klingt die Realisierung von Vollformen schriftsprachlich(Schriftdeutsch!) <strong>und</strong> führt tendenziell zu langsameremSprechtempo.1


Das sog. DACH-Konzept:Umsetzungen der ABCD-Thesen in Lehrmaterialien• Landesk<strong>und</strong>e-Bände– Landesk<strong>und</strong>e – deutschsprachige Länder (1998)• Lehrwerke; Beispiele:– Moment mal! (1996-1998)– D<strong>im</strong>ensionen (2002-2006)– Opt<strong>im</strong>al (2004-2007)• Internet– http://www.dachl.net/Landesk<strong>und</strong>e-BändeLandesk<strong>und</strong>e – deutschsprachigeLänder (Bände für A, CH <strong>und</strong> D)DA1998BegleitbandCHAnnäherungen in Texten,Bildern, Meinungen <strong>und</strong>Informationen an die Vielfaltder deutschsprachigenRegionenMoment mal!: prototypischoffeneUmsetzung des DACH-Konzepts mit starker Betonungder Plurizentrik des DeutschenD<strong>im</strong>ensionen: prototypischgenaueUmsetzung des DACH-KonzeptsOpt<strong>im</strong>al!: Landesk<strong>und</strong>e‚inhärent‘ behandelt, d.h. via„landesk<strong>und</strong>lich interessanteThemen“; daneben:internetbasierte Projektehttp://www.dachl.net/2


Auszüge aus einem Interview mitWolfgang Hackl (2007)• Wie beurteilen Sie vor dem Hintergr<strong>und</strong> desDACHL-Konzepts die neueren Lehrwerke?Inwieweit werden DACHL-Prinzipien darintatsächlich umgesetzt?– Wie soll in einem neuen Lehrwerk, dasselbstverständlich dem GERR verpflichtet sein muss, indem freilich die Zielsprachenkultur – vornehm gesagt –marginalisiert ist, landesk<strong>und</strong>liches Lernen <strong>im</strong>Mittelpunkt des Lehrwerkskonzepts stehen?• Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dasssich das DACHL-Konzept <strong>im</strong> internationalenKontext (z.B. in Lehrwerken oder in derLehrerInnenausbildung) nur teilweise etablierenkonnte?– Dominanz des GERR– Rahmenbedingungen• Fortbildungskonzept konnte nicht <strong>im</strong>wissenschaftlichen Diskurs etabliert werden.• Der Landesk<strong>und</strong>e wird noch <strong>im</strong>mer diewissenschaftliche Dignität abgesprochen.• Die Schweiz hat(te) <strong>im</strong>mer schon/nochSchwierigkeiten, in der <strong>DaF</strong>/ZFortbildungorganisatorisch mitzugestalten• Welche Maßnahmen sind notwendig, um dasDACHL-Konzept stärker durchzusetzen?– Das DACHL-Konzept sollte nicht auf eine additiveDreiländerlandesk<strong>und</strong>e reduzieren.– Es bräuchte• eine institutionelle Verankerung <strong>und</strong> eineVernetzung• die theoretische, wissenschaftliche Reflexion <strong>im</strong>Kontext der relevanten Wissenschaftsdisziplinen,nicht nur innerhalb der <strong>DaF</strong>/Z-Philologie.Das neue DACH(L)-Prinzipzitiert nach Astrid Pucharski & Andrea Zank(AK<strong>DaF</strong> R<strong>und</strong>brief 59/ 2009, 55)• Das DACH(L)-Prinzip bedeutet diegr<strong>und</strong>sätzliche Anerkennung der Vielfalt desdeutschsprachigen Raumes <strong>und</strong> dieBezugnahme auf mehr als ein Land derZielsprache Deutsch <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Unterricht</strong>sder deutschen Sprache, der Vermittlung vonLandesk<strong>und</strong>e, der Produktion vonLehrmaterialien sowie der Aus- <strong>und</strong> Fortbildungvon <strong>Unterricht</strong>enden.• Was ist daran neu?Didaktisch-methodischeGr<strong>und</strong>sätze auch der LK, u.a.:-Lernerorientierung-Erfahrungsorientierung-ProjektorientierungLernziele <strong>im</strong> Bereich derinterkulturellen LK, u.a.:-Kulturelle Sensibilität-Abbau (?) von Stereotypen-FremdverstehenDACHL: quo vadis?DACHL-Prinzip+ Didaktik derMehrsprachigkeit <strong>und</strong>des interkulturellenLernens+ Konzepte einermehrsprachigen <strong>und</strong>plurikulturellenKompetenz+ Ausdifferenzierung vonZielen <strong>und</strong> Modelleninterkultureller KompetenzDie deutsche Fernsehkr<strong>im</strong>i-Reihe„Tatort“ <strong>und</strong> die Schweiz• Ein landesk<strong>und</strong>liches Lehrstück– ein Kr<strong>im</strong>i vor <strong>und</strong> um den Kr<strong>im</strong>i– ein Prüfstein für ABCD-These 12: „Vielfalt vonregionalen Varietäten (Sensibilisierung fürGemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede)“– ein Beitrag zum sog. Fremdverstehen alseinem Hauptziel des FU3


„Wunschdenken“ <strong>und</strong> die „Vielfalt regionalerVarietäten“ (ABCD-These 12)Synchron-FassungStandarddeutsch‚Bühnenhochdeutsch‘Ur-FassungDialektBearbeitete Versionnach-synchronisiertSchweizerhochdeutschBearbeitete VersionDialektBewertung derdeutschen <strong>und</strong> derDeutschschweizerStandardvarietät <strong>und</strong>des SchwyzerdütschAus: Hägi 2006, 78synchronisiertSchweizerhochdeutschSkalpell – SzenenOriginalDialekthttp://www.sendungen.sf.tv/tatort/Nachrichten/Archiv/2012/05/15/Uebersicht/Ausschnitte-aus-SkalpellDer Kr<strong>im</strong>i als Beitrag zum Fremdverstehen• Moderne Kr<strong>im</strong>inalliteratur <strong>und</strong> -filme (Caspari 2003, 243)– sind durch eine einfache Genres-Struktur charakterisiert. Das schafftRaum für die Thematisierung kulturspezifischer Aspekte.– begreifen sich als ‚aufklärerisch‘, d.h. sie gewähren unter demMantel der Fiktion Einblicke in gesellschaftliche Bereiche, derer sichdie Gesellschaft wenig bewusst ist oder die von dieser tabuisiertwerden (Beispiel: Zweigeschlechtlichkeit)• Be<strong>im</strong> Verstehen (Caspari, ebd.)– Sehen die Lernenden den Fall aus Sicht des Ermittlers/ derErmittlerin: Sie stellen – wie diese/r selbst - bezüglich desTathergangs Thesen auf <strong>und</strong> müssen diese bei neuen Indizien ggf.revidieren, um den Fall zu lösen.– entdecken die Lernenden sozusagen nebenbei eine vielschichtige,wenig bekannte Welt: Ideale Voraussetzungen für den Prozess desHineindenkens in <strong>und</strong> allmählichen Verstehens der Zielkultur.4

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