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Dr. Uta Enders-Dragässer

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Suche nach Lösungen hatten sie ihre Entscheidungen getroffen. Erst in der Rückschaukonnten sie bewerten, ob sie den richtigen Weg gewählt hatten.Zum sozialen Handlungsspielraum gehören auch die informellen sozialen Netze. Die Frauendeuteten die Möglichkeit, sich im Umfeld von Einrichtungen der Frauenarbeit eigeneinformelle Netze zu schaffen, als wichtige Unterstützung zur Erweiterung ihrerHandlungsspielräume. Diese informellen Frauennetze unterschieden sich von den familiärenNetzen durch den Zugang zu geschütztem öffentlichem Raum, der gegen männliche Gewaltabgesichert war. Externe professionelle Unterstützung und Ressourcen waren für sie imBedarfs- bzw. Notfall erreichbar. Insbesondere Frauen mit einer Suchtproblematik sahensich dadurch in der Ablösung von sucht- und gewaltgeprägten und von Männern dominiertenMilieus aktiv unterstützt.Die hohe Bedeutung sozialer Bindungen zu KindernÜber alle Auswertungsbereiche der Untersuchung hinweg stellte sich die Bedeutung vonMutterschaft und vom Leben mit Kindern als ein die Frauen des Samples weitgehendverbindendes Deutungsmuster dar, auch wenn sie (noch) nicht Mütter waren. Den 24Müttern war die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Gemeinschaft mit ihrenKindern außerordentlich bedeutsam. Die 15 Mütter des Samples, die Kinder verloren hatten,durch Adoption, Fremdunterbringung, Tod, brachten auch nach langen Jahren intensiveTrauer um sie zum Ausdruck bzw. arbeiteten diesen Verlust als Teil ihrer Probleme auf, z. B.wenn sie begannen, trocken zu werden.Mütter, die mit ihren Kindern zusammenlebten, machten sich sehr realistische Sorgen, wiesie ihrer Verantwortung angesichts ihrer wirtschaftlichen und sozialen Notlage gerechtwerden konnten. Ihren Deutungen nach war dies wenn überhaupt nur durch eigeneErwerbsarbeit möglich. Sie dachten die Versorgung ihrer Kinder und Erwerbsarbeit alsselbstverständlich immer zusammen. Mutterschaft bei gleichzeitiger Erwerbsarbeit war fürdie Frauen daher von hoher Bedeutung.Die Verknüpfung der beiden Deutungsmuster Gemeinschaft mit Kindern und Erwerbsarbeiterhellt einen außerordentlich folgenreichen blinden Fleck in der Wahrnehmung desHilfebedarfs von Müttern im Wohnungsnotfall in Deutschland: das aktuelle gesellschaftlicheArgumentationsmuster von der "Armut von Kindern" bezieht sich faktisch auf die komplexesoziale Belastung und die wirtschaftliche Armut der Mütter dieser Kinder, ohne jedochsystematisch Ansatzpunkt von Hilfen für sie zu sein.In diese Blindheit bzw. Ignoranz sind die äußerst beschränkten Handlungsspielräume dergesamten Lebenssituation armer Mütter und ihr Risiko, ihre Kinder ohne Hilfestellungen zuverlieren, einbezogen. Die Frauen selbst sehen diese Gefahr, wenn sie ohneErwerbseinkünfte angesichts mangelnder Versorgungs- und Hilfeangebote nicht übergenügend Ressourcen verfügen können, um all das "bezahlen" bzw. über soziale Netze"eintauschen" zu können, was ihre Kinder in ihrem kontinuierlichen körperlichen, geistigen,psychischen und sozialen Wachstum benötigen. Das sind beispielsweise genügendWohnraum, Ernährung, Kleidung, Betreuung, vorschulische, schulische und außerschulische5© Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauen- und Genderforschung e.V. (GSF e.V.)

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