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Studie - Sozialwirtschaft in Niedersachsen - Lag-fw-nds.de

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Demografischer Wan<strong>de</strong>lDer <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l br<strong>in</strong>gt nicht nur beson<strong>de</strong>reHerausfor<strong>de</strong>rungen für die Freie Wohlfahrtspflege mitsich, son<strong>de</strong>rn auch neue Perspektiven, die eigenenQualitäten und spezifischen Kompetenzen für e<strong>in</strong>ezukunftsfähige Positionierung auf <strong>de</strong>n angestammtenTätigkeitsfel<strong>de</strong>rn zur Geltung zu br<strong>in</strong>gen. Die <strong>de</strong>utlicheVerschiebung <strong>de</strong>r Altersstruktur und <strong>in</strong> weiten Teilenauch Bevölkerungsverluste wer<strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> unterschiedlicherWeise auf das ganze Bun<strong>de</strong>sgebiet auswirken.Da sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l <strong>in</strong> sehr heterogenerWeise manifestiert, aber auch weil das Leistungsspektrum<strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong> sehr ausdifferenziertist, sollen die Folgen dieser Entwicklung anhand e<strong>in</strong>zelnerwichtiger Aufgabenfel<strong>de</strong>r exemplarisch diskutiertwer<strong>de</strong>n.Ältere MenschenDie Zahl älterer und alter Menschen wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>n nächsten20 bis 30 Jahren weiter zunehmen. E<strong>in</strong>erseits rücken diegeburtenstarken Jahrgänge <strong>de</strong>r Verrentung entgegen,an<strong>de</strong>rerseits steigt die Lebenserwartung ten<strong>de</strong>nziellweiter an. Daher ist <strong>in</strong> diesem Zeitraum auch mit e<strong>in</strong>emwachsen<strong>de</strong>n Pflegebedarf zu rechnen.Zusätzlich wird <strong>de</strong>r Bedarf an professioneller Pflegeaufgrund verän<strong>de</strong>rter Haushalts- und Familienstrukturensteigen. Die nachrücken<strong>de</strong>n Jahrgänge haben <strong>de</strong>utlichweniger K<strong>in</strong><strong>de</strong>r als die Vorläufergenerationen und damitauch weniger Familienangehörige, die traditionellerweisefür die Pflege <strong>in</strong> Frage kommen. Die zunehmen<strong>de</strong>weiträumige Mobilität <strong>de</strong>r erwachsenen K<strong>in</strong><strong>de</strong>r und dievermehrte Berufstätigkeit von Frauen reduziert dasPotenzial weiter, das bisher das maßgebliche Reservoiran <strong>in</strong>formellen Pflegekräften stellte.Daraus resultieren nicht nur quantitativ wachsen<strong>de</strong>Versorgungsbedarfe, son<strong>de</strong>rn auch qualitative Herausfor<strong>de</strong>rungenan Pflegekräfte und Betreuer, die für immermehr alle<strong>in</strong>stehen<strong>de</strong>, ältere Menschen, die nicht mehrfest <strong>in</strong> familiäre Strukturen <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, auch alsunverzichtbare Bezugspersonen fungieren. Zu<strong>de</strong>mverlangt die zunehmen<strong>de</strong> Ausdifferenzierung sozialerMilieus und die Pluralisierung <strong>de</strong>r Lebensstile nach<strong>in</strong>dividuellen Angeboten. Für die wachsen<strong>de</strong> Gruppe<strong>de</strong>r MigrantInnen unter <strong>de</strong>n Pflegebedürftigen wird dieVersorgungsqualität vielfach nur durch e<strong>in</strong>e kultursensibleAnsprache und Betreuung zu gewährleistense<strong>in</strong>.Diesen Anfor<strong>de</strong>rungen können gewerbliche Anbieter,<strong>de</strong>ren Han<strong>de</strong>ln zwangsläufig prioritär von e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlichenRationalität bestimmt wird, oftmalsnicht angemessen begegnen. Die Freie Wohlfahrtdagegen ist aufgrund ihrer Aufstellung und ihrer eigenenWerte und Normen für die Wahrnehmung dieserAuf gaben gera<strong>de</strong>zu prä<strong>de</strong>st<strong>in</strong>iert.Die Leistungen <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>daber auch <strong>in</strong> vielen Fällen von Altersarmut unverzichtbar.Bedürfnisse <strong>de</strong>r betroffenen Menschen, die über die von<strong>de</strong>r Pflegeversicherung abge<strong>de</strong>ckte Basisversorgungh<strong>in</strong>ausgehen, können von <strong>de</strong>n gew<strong>in</strong>norientiertenLeistungsangeboten <strong>de</strong>r privatgewerblichen Betreibernicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Ohne die freigeme<strong>in</strong>nützigenTräger ist e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Pflege dieserPersonengruppe daher nicht möglich. Dies gilt auchfür die Sicherung e<strong>in</strong>er flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Versorgung,vor allem <strong>in</strong> dünn besie<strong>de</strong>lten Gebieten, die <strong>in</strong> vielenFällen alle<strong>in</strong> durch Leistungsentgelte nicht kosten<strong>de</strong>ckendaufrechterhalten wer<strong>de</strong>n kann. Hier könnten<strong>in</strong> <strong>de</strong>n nächsten Jahren außer<strong>de</strong>m neue Bedarfe, z.B.an Fahrdiensten o<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>kaufshilfen, entstehen, dieangesichts fehlen<strong>de</strong>r Gew<strong>in</strong>naussichten und knapperöffentlicher Kassen nur von geme<strong>in</strong>nützigen Akteurenwie <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege gewährleistet wer<strong>de</strong>nkönnen.Auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Krankenhausversorgung kündigen sichumfassen<strong>de</strong>re Bedarfe älterer Menschen an, die durchdie Fallpauschalen (f<strong>in</strong>anziell) nicht abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.Dies dürfte vor allem bei multimorbi<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>mentenPatienten <strong>de</strong>r Fall se<strong>in</strong>, <strong>de</strong>ren Zahl mit e<strong>in</strong>em wachsen<strong>de</strong>nAnteil älterer und hochbetagter Menschen ebenfallsansteigen dürfte.An<strong>de</strong>rs als jüngere Rekonvaleszenten bedürfen Ältere <strong>in</strong>vielen Fällen auch nach e<strong>in</strong>em Krankenhausaufenthaltnoch e<strong>in</strong>er länger andauern<strong>de</strong>n begleiten<strong>de</strong>n Unterstützung.Gera<strong>de</strong> die Freie Wohlfahrtspflege kann aufgrundihres breiten Leistungsspektrums e<strong>in</strong> wichtiger Akteurbei <strong>de</strong>r besseren Verknüpfung von stationärer undambulanter Versorgung wer<strong>de</strong>n.K<strong>in</strong><strong>de</strong>rDie Umsetzung <strong>de</strong>s Rechtsanspruchs auf e<strong>in</strong>en Betreuungsplatzfür unter 3-Jährige ab 2013 erfor<strong>de</strong>rt <strong>in</strong><strong>Nie<strong>de</strong>rsachsen</strong> noch erhebliche Anstrengungen. Bis ­lang s<strong>in</strong>d lan<strong>de</strong>sweit nur 19 Prozent dieser Altersgruppeentsprechend versorgt. Daher ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>nJahren von e<strong>in</strong>em stark wachsen<strong>de</strong>n Bedarf an weiterenPlätzen auszugehen. Gleichzeitig kommt es dadurch und<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong>n Nachfrage bei <strong>de</strong>n 3- bis 6-Jährigenzu e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>de</strong>r Altersstruktur <strong>in</strong> <strong>de</strong>nK<strong>in</strong><strong>de</strong>r tagesstätten, die altersgerechte Anpassungenerfor<strong>de</strong>rt. Ohne die Freie Wohlfahrtspflege kann dieflächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> und bedarfsgerechte Versorgung mitausreichen<strong>de</strong>n Betreuungsplätzen nicht sichergestelltwer<strong>de</strong>n, da private Akteure aufgrund mangeln<strong>de</strong>rGew<strong>in</strong>naussichten <strong>in</strong> diesem Bereich kaum <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ungtreten und viele Kommunen mit <strong>de</strong>r Schließungvon Versorgungslücken f<strong>in</strong>anziell überfor<strong>de</strong>rt s<strong>in</strong>d.Die rechtlich zugesicherte Betreuung von vier Stun<strong>de</strong>nam Tag wird jedoch <strong>in</strong> vielen Fällen nicht ausreichen, ume<strong>in</strong>e bessere Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf zugewährleisten. Künftig dürfte e<strong>in</strong>e steigen<strong>de</strong> Nachfragenach längeren und auch – über <strong>de</strong>n Tagesverlauf gesehen– flexibleren Betreuungszeiten festzustellen se<strong>in</strong>.E<strong>in</strong> großer Stellenwert wird künftig, nicht zuletzt imH<strong>in</strong>blick auf die langfristige Fachkräftesicherung, <strong>de</strong>rfrühk<strong>in</strong>dlichen Bildung zuteilwer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n K<strong>in</strong><strong>de</strong>rtagesstättenwird es <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re darum gehen, die Neugier<strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r zu wecken, Interessen und Talente zu ent<strong>de</strong>ckenund zu för<strong>de</strong>rn und die sprachlichen Kompetenzenzu stärken. Für diese Aufgaben s<strong>in</strong>d die Leistungen<strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege unverzichtbar.FachkräfteFür die Freie Wohlfahrtspflege gilt es, nicht nur dielan<strong>de</strong>sweite Fachkräftesicherung durch e<strong>in</strong>e Vielzahlvon Leistungsangeboten zu unterstützen, son<strong>de</strong>rn auchdie eigene Versorgung mit qualifiziertem Personalsicherzustellen. Die weltanschauliche Ausrichtung <strong>de</strong>rfreigeme<strong>in</strong>nützigen Träger ist als i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>sMerkmal e<strong>in</strong> wichtiger Vorteil im Wettbewerb um gut20 <strong>Sozialwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Nie<strong>de</strong>rsachsen</strong> | Perspektiven21

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