Erkennung oraler Risiko- läsionen in der zahnärztlichen Praxis
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ERKENNUNG ORALER RISIKOLÄSIONEN IN DER ZAHNÄRTZLICHEN PRAXIS<br />
5-Am<strong>in</strong>olävul<strong>in</strong>säure (5-ALA)<br />
Die so genannte „photodynamische Diagnostik“ basiert auf <strong>der</strong> gezielten<br />
Anregung von fluoreszierenden Vitalfarbstoffen, die vermehrt <strong>in</strong> dysplastischen<br />
o<strong>der</strong> atypischen Zellen aufgenommen, metabolisch aktiviert und <strong>in</strong><br />
ihrer aktiven Form ret<strong>in</strong>iert werden.<br />
In <strong>der</strong> photodynamischen Diagnostik des Mundhöhlenkarz<strong>in</strong>oms und se<strong>in</strong>er<br />
Vorläufer<strong>läsionen</strong> wird als photosensibilisieren<strong>der</strong> Farbstoff <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
5-Am<strong>in</strong>olävul<strong>in</strong>säure (5-ALA), die körpereigene Ausgangssubstanz <strong>der</strong><br />
Häm-Synthese, verwendet. Im Überschuss topisch verabreicht, stimuliert<br />
5-ALA <strong>in</strong> dysplastischem und <strong>in</strong> karz<strong>in</strong>omatösem Gewebe e<strong>in</strong>e verstärkte<br />
Bildung und <strong>in</strong>trazelluläre Akkumulation von stark fluoreszierendem Protoporphyr<strong>in</strong><br />
IX, das durch kurzfristige E<strong>in</strong>wirkung von Licht e<strong>in</strong>er Wellenlänge<br />
von 405 nm angeregt wird [Leunig et al. 1996, Chang and Wil<strong>der</strong>-<br />
Smith 2005]. Die Fluoreszenzbefunde gelten als suspekt und können biopsiert<br />
werden.<br />
a b<br />
Fluoreszenzbefunde e<strong>in</strong>er Leukoplakie und e<strong>in</strong>es Plattenepithelkarz<strong>in</strong>oms <strong>der</strong> Zunge<br />
(Quelle: Schleier P und Zenk W, MKG-Chirurgie, Universität Jena).<br />
a) <strong>in</strong>homogene Leukoplakie des rechten Zungenrandes; bei genauer Betrachtung zusätzlich flaches<br />
Ulkus distal <strong>der</strong> Leukoplakie<br />
b) im Fluoreszenzbild wird <strong>der</strong> dorsal gelegene, verrucöse Anteil <strong>der</strong> Läsion auffällig, während die<br />
Leukoplakie nicht markiert wird. Die histopathologische Begutachtung <strong>der</strong> mittels photodynamischer<br />
Diagnostik gezielten Biopsie ergab e<strong>in</strong> Plattenepithelkarz<strong>in</strong>om<br />
Bei <strong>der</strong> Detektion <strong>oraler</strong> Plattenepithelkarz<strong>in</strong>ome wird für die Methode<br />
zwar e<strong>in</strong>e hohe Sensitivität, aber e<strong>in</strong>e recht ger<strong>in</strong>ge Spezifität angegeben<br />
(siehe Tabelle Seite 40 f.).<br />
Problematisch s<strong>in</strong>d die falsch positiven Befunde bei Prothesenträgern<br />
und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei vorbestrahlten Patienten [Zenk et al. 1999, Betz<br />
et al. 2002, Schleier et al. 2002], so dass sich die photodynamische<br />
Diagnose nicht für die Rezidiv- bzw. Zweittumordiagnostik bei zuvor<br />
bestrahlten Patienten eignet [Zenk et al. 1999].<br />
Falsch positive Befunde bei Prothesenträgern und vorbestrahlten Patienten<br />
(Quelle: Schleier P und Zenk W, MKG-Chirurgie, Universität Jena)<br />
a) generalisierte Fluoreszenz <strong>der</strong> Mundschleimhaut im Oberkiefer bei e<strong>in</strong>em Prothesenträger<br />
b) die generalisierte Fluoreszenz <strong>der</strong> oralen Schleimhaut e<strong>in</strong>es bestrahlten Patienten macht e<strong>in</strong>e<br />
Differenzierung von Tumorgewebe unmöglich<br />
Autofluoreszenz<br />
ERKENNUNG ORALER RISIKOLÄSIONEN IN DER ZAHNÄRTZLICHEN PRAXIS<br />
a b<br />
Autofluoreszenz bezeichnet die biologische Eigenschaft von Gewebe, aufgrund<br />
endogener Fluorophore, wie z.B. Flav<strong>in</strong>, Tryptophan, Elast<strong>in</strong> und Kollagen,<br />
bei Bestrahlung mit Licht e<strong>in</strong>er bestimmten Wellenlänge zu fluoreszieren<br />
[Policard 1924, Betz et al. 1994]. Als charakteristisch für die maligne<br />
Transformation gilt e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Fluoreszenz im Grünbereich sichtbaren<br />
Lichtes [Poh et al. 2006].<br />
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