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Purpura Schönlein-Henoch assoziiert mit Hepatitis-B-Infektion bei ...

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Kasuistiken Dtsch med Wochenschr 2001; 103-107<br />

DOI: 10.1055/s-2001-10866<br />

<strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> <strong>assoziiert</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Hepatitis</strong>-B-<strong>Infektion</strong> <strong>bei</strong> einem HIV-<br />

Patienten<br />

S. Braun, J. Ramaker, E. Dippel, Ch C. Zouboulis<br />

Klinik und Poliklinik für Dermatologie (Leiter und Geschäftsführender Direktor: Prof.<br />

Dr. Prof. h. c. C. E. Orfanos), Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie<br />

Universität Berlin, Berlin<br />

<strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> purpura associated with hepatitis B in a patient with<br />

HIV-infection<br />

Kasuistik<br />

Anamnese<br />

Körperlicher Aufnahmebefund<br />

Dermatologischer Aufnahmebefund<br />

Klinisch-chemische Befunde<br />

Apparative Diagnostik<br />

Histopathologische Befunde<br />

Therapie und Verlauf<br />

Diskussion<br />

Literatur<br />

Anamnese und klinischer Befund: Bei einem 23-jährigen HIV-Patienten <strong>mit</strong> kürzlich<br />

diagnostizierter <strong>Hepatitis</strong> B traten erstmals schmerzhafte Schwellungen sowie eine<br />

palpable <strong>Purpura</strong> an den Extre<strong>mit</strong>äten auf. Zusätzlich manifestierten sich rezidivierende<br />

Diarrhöen <strong>mit</strong> breiig-schleimigem Stuhl, Arthralgien und Schmerzen im Bereich des<br />

rechten Nierenlagers. Die Leber, alle tastbaren Lymphknoten und die Tonsillen waren<br />

vergrößert.<br />

Untersuchungen: Von den untersuchten clinisch-chemischen Parameter waren<br />

pathologisch: BSG 64/70 mmHg, CD4+ Zellen 462/ml, CD4/CD8-Ratio 0,3, im Serum<br />

CRP 16 mg/l, Antistreptolysin-Titer 542 kU/l, Komplement C3


führten rezidivierende bakterielle Infekte <strong>bei</strong> Serokonversion der <strong>Hepatitis</strong>-B zu keinen<br />

weiteren Vaskulitisschüben.<br />

Folgerung: Der Fall legt nahe anzunehmen, daß die <strong>Hepatitis</strong>-B-<strong>Infektion</strong> für die<br />

Manifestation einer <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> verantwortlich war.<br />

<strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> purpura associated with hepatitis B<br />

in a patient with HIV-infection<br />

Seitenanfang<br />

History and clinical findings: A 23-year-old man with HIV-infection and recently<br />

diagnosed hepatitis B infection developed painful swelling and palpable purpura in the<br />

limbs. In addition, relapsing diarrhoea, arthralgia and pain at the level of the right kidney<br />

were noted. The liver, the palpable lymph nodes and the tonsils were enlarged.<br />

Investigations: The following laboratory parameters were abnormal: sedimentation rate<br />

64/70 mmHg, CD4+ cells 462/ml, CD4/CD8 ratio 0.3, serum CRP 16 mg/l,<br />

antistreptolysin titre 542 kU/l, complement C3


Körperlicher Aufnahmebefund<br />

Seitenanfang<br />

Der 23-jährige Patient (Größe 170 cm, Gewicht 65,3 kg) befand sich in mäßig<br />

reduziertem Allgemeinzustand. Die Körpertemperatur betrug 37,0 ˚C axillär. Der<br />

Blutdruck war 120/80 mm Hg, die Pilsfrequenz 70/min, die Herzaktion war rhythmisch.<br />

Über Herz und Lungen ließ sich kein pathologischer Befund erheben. Die Leber konnte ca.<br />

3 cm unter dem Rippenbogen getastet werden. Es bestand ein klopfschmerzhaftes<br />

Nierenlager rechts. Weiterhin fand sich eine schmerzhafte Schwellung der Extre<strong>mit</strong>äten<br />

<strong>mit</strong> Schwäche der Muskulatur und der großen Gelenke. Beide Knie-, und Handgelenke<br />

waren <strong>bei</strong> der Bewegung schmerzhaft. Außerdem klagte der Patient über krampfartige<br />

Schmerzen im unteren Abdomen. An allen Lymphknotenstationen waren multiple,<br />

weiche, gut verschiebliche, druckdolente Lymphknoten bis max. 3 cm tastbar. Die<br />

Tonsillen waren zerklüftet und vergrößert, der Rachenring gerötet. Zum<br />

Aufnahmezeitpunkt nahm der Patient verschiedene homöopathische Medikamente ein.<br />

Dermatologischer Aufnahmebefund<br />

Seitenanfang<br />

Im Bereich <strong>bei</strong>der Unterschenkel und Füße sowie an den Unterarmen fanden sich eine<br />

Schwellung und disseminierte petechiale Blutungen im Sinne einer palpablen <strong>Purpura</strong><br />

[Abb. 1]. Weiterhin waren Papeln und Pusteln, Komedonen und einzelne entzündliche<br />

Knoten im Gesicht und im Bereich des Brustausschnittes und des oberen Rückens als<br />

Manifestationen der bekannten schweren Akne papulopustulosa zu sehen.<br />

Abb. 1 Palpable <strong>Purpura</strong> im Bereich der Unterschenkel und der Füße.<br />

Klinisch-chemische Befunde<br />

Seitenanfang


Auffällige Blut- und Serumbefunde: BSG 64/70 mm Hg, absolute Zahl der CD4+ Zellen<br />

462/ml (Normalwerte [NW] 800 - 1200), CD4/CD8-Ratio 0,3 (NW 0,8 - 1,2), CRP 16<br />

mg/l (NW < 6), Antistreptolysin-Titer 542 kU/l (NW < 200), Komplement C3 < 0,1 g/l<br />

(NW 0,55 - 1,2), IgE 204 kU/l (NW < 100), IgG 38,0 g/l (NW 8,0 - 18,0), IgA 8,1 g/l<br />

(NW 0,9 - 4,5), IgM 7,9 g/l (NW 0,2 - 2,8), GPT 37 U/l (NW < 24).<br />

Serumelektrophorese: Albumin 49,5 % (NW 58 - 70), γ-Globulin 28,5 % (NW 10 - 19).<br />

Die Thrombozytenzahl war <strong>mit</strong> 206/nl im Normbereich; Kryoglobuline im Serum waren<br />

nicht nachweisbar.<br />

Urinstatus: Leukozyten 25/µl, Nitrit positiv, Protein 0,25 g/l, Proteine im 24-h-Urin


Abb. 2 a) In der Übersicht sieht man in der gesamten Dermis ausgeprägte perivaskuläre<br />

Infiltrate aus neutrophilen Granulozyten. Okklusion kapillärer Gefäße (HE, 10:1). b)<br />

Ausgeprägte perivaskuläre Entzündungsreaktion bestehend aus neutrophilen<br />

Granulozyten <strong>mit</strong> deutlicher Karyorrhexis. Endothelschwellung und Leukozytoklasie. (HE,<br />

60:1).<br />

Therapie und Verlauf<br />

Seitenanfang<br />

Bei dem Patienten konnte insgesamt eine <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> <strong>mit</strong> ausgedehnter<br />

palpabler <strong>Purpura</strong>, massiven abdominellen Schmerzen und den bioptischen Nachweis<br />

einer leukozytoklastischen Vaskulitis [20] diagnostiziert werden. Darüber hinaus<br />

bestanden renale Beschwerden und Arthralgien. Ursächlich wurde zunächst an eine


infektiöse Triggerung der Vaskulitis gedacht; eine kryoglobulinämische Vaskulitis wurde<br />

ausgeschlossen. In Frage kamen in erster Linie folgende <strong>bei</strong> Aufnahme bestehende<br />

<strong>Infektion</strong>en:<br />

A. chronische Tonsillitis <strong>mit</strong> Nachweis von β-hämolysierenden Streptokokken,<br />

B. gastrointestinale <strong>Infektion</strong> <strong>mit</strong> Nachweis von Corona-Viren und Amöbenzysten, die<br />

die renalen Beschwerden und Arthralgien auch erklären könnten.<br />

Diese <strong>Infektion</strong>en wurden sukzessiv <strong>mit</strong> Antibiotika, anfangs intravenös später oral<br />

(Penizillin, Ofloxazillin, Doxyzyklin, Metronidazol) und oralen Antimykotika (Flukonazol)<br />

behandelt. Gleichzeitig erfolgte die Beendigung der homöopathischen Medikation. Trotz<br />

der ausreichenden antibiotischen/antimykotischen Therapie kam es weiterhin zu<br />

schweren Exazerbationen der Vaskulitis <strong>mit</strong> Ausbreitung der <strong>Purpura</strong>schüben über die<br />

Extre<strong>mit</strong>äten hinaus [Abb. 3], manifester Polyarthritis sowie abdominellen Krämpfen.<br />

Diese Symptomatik ließ sich durch systemische Steroidgaben (bis 100 mg Prednisolon<br />

pro Tag) nur kurzfristig beeinflussen. Erst der Einsatz von Interferon-α-2a (Roferon ® 1<br />

Mio I.E./die s. c.) und Zidovudin (Retrovir ® 2 × 250 mg/die p. o.; damalige<br />

Standardtherapie) vier Wochen nach stationärer Aufnahme führte innerhalb von zwei<br />

Wochen zu einer deutlichen Befundbesserung. Neue <strong>Purpura</strong>schübe traten nach Einsatz<br />

dieser Medikamente nicht mehr auf. Die Akne papulopustulosa wurde lokal <strong>mit</strong> Vitamin-<br />

A-Säure-Gel 0,01 % 1x täglich und Benzoylperoxid-Creme 5 % bzw. 10 % 1 × täglich im<br />

Wechsel behandelt.<br />

Abb. 3 Ausbreitung der palpablen <strong>Purpura</strong> auf das Gesäß.<br />

Im weiteren Verlauf wurde schon im September 1995 eine Serokonversion <strong>mit</strong> negativen<br />

HBs-Ag und HBe-Ag nachgewiesen. Trotz mehrfach rezidivierenden <strong>Infektion</strong>en (CMV-<br />

und Clostridium-Kolitis, intestinale Lambliasis, Tonsillitis <strong>mit</strong> Nachweis von βhämolysierenden<br />

Streptokokken, Candida-Stomatitis, E. coli-Septikämie und Klebsiella-<br />

Bronchitis) traten weder neue Schübe der <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> noch eine<br />

Beeinträchtigung der Nierenfunktion über eine 5-jährige Nachbeobachtungszeit auf. Der<br />

Patient erkrankte am Castleman-Syndrom, was eine Milzexstirpation nach sich zog (vier<br />

Jahre später). Mit einer antiretroviralen Dreifachtherapie ist der Patient heute gut<br />

eingestellt.<br />

Diskussion<br />

Seitenanfang<br />

Die <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> ist eine Variante der leukozytoklastischen Vaskulitis <strong>mit</strong><br />

Beteiligung multipler Organe, wie Haut, Gelenke, Gastrointestinaltrakt und Nieren.<br />

Okuläre, testikuläre, kardiale, pulmonale und neurologische Komplikationen können<br />

selten vorkommen [14]. Charakteristisch sind Entzündung und Nekrose der kleinen<br />

Kapillaren <strong>mit</strong> Immunkomplexablagerungen vom IgA-Typ, wo<strong>bei</strong> es über die Aktivierung<br />

der Komplementkaskade zur Chemotaxis und Zerstörung der Gefäßwand kommt. Die<br />

klinische Manifestation an der Haut tritt als sogenannte »palpable <strong>Purpura</strong>« insbesondere


an den unteren Extre<strong>mit</strong>äten in Erscheinung. Beteiligung der Gastrointestinalschleimhaut<br />

führt zu krampfartigen abdominellen Schmerzen, Meläna und Hämatemesis. Nicht<br />

diagnostisch, aber prognostisch entscheidend für den Krankheitsverlauf sind das Ausmaß<br />

und die Schwere der Nierenbeteiligung, welche durch die induzierte glomeruläre<br />

Entzündung <strong>mit</strong> resultierender Nephritis zum akuten oder chronischen Nierenversagen<br />

<strong>mit</strong> Indikation zur Dialyse führen kann. Hauptsächlich manifestiert sich die <strong>Purpura</strong><br />

<strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> im Kindesalter und ist <strong>bei</strong> Erwachsenen <strong>mit</strong> einer jährlichen Inzidenz<br />

von 1,2/Mio relativ selten [31]. Da<strong>bei</strong> unterscheiden sich die Krankheitsverläufe<br />

hinsichtlich der Klinik, der Laborbefunde, der Prognose und der Komplikationen nicht<br />

voneinander [14]. In der Regel ist die <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> eine benigne<br />

Erkrankung, die selbstli<strong>mit</strong>ierend verläuft [1].<br />

Als Ursache kommen bakterielle bzw. virale Infekte, Arznei<strong>mit</strong>tel, maligne Neoplasien<br />

oder Autoimmunerkrankungen in Frage. Als weitere Differenzialdiagnose ist eine<br />

kryoglobulinämische Vaskulitis in Betracht zu ziehen. Charakteristisch sind palpable<br />

<strong>Purpura</strong>, Arthralgien und Leistungsminderung. Kryoglobuline vom Typ IgM bzw. IgG<br />

sowie eine starke C3-Verminderung sind nachweisbar. Die histologischen und<br />

immunhistologischen Bilder sind der <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> ähnlich. Beschrieben<br />

wurde auch ein Zusammenhang <strong>mit</strong> einer <strong>Hepatitis</strong> B-<strong>Infektion</strong>, wo<strong>bei</strong> das <strong>Hepatitis</strong>-C-<br />

Virus als wichtigster ätiologischer Faktor gilt [6]. Die Symptomatik der Kryoglobulinämie<br />

kann ein promptes Ansprechen auf Interferon-α zeigen.<br />

Bei unserem Patienten fand sich eine interessante Assoziation der <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<br />

<strong>Henoch</strong> <strong>mit</strong> einer HIV- und <strong>Hepatitis</strong>-B-<strong>Infektion</strong>. Bei diesen Virusinfektionen ist das<br />

Auftreten von Vaskulitiden unabhängig von der Aktivität der Erkrankung bekannt [2-<br />

4][7] [9][10][12][17-19] [21][24][26][30][32][33] . So konnten in einer<br />

Untersuchung von Muskel-, Nerven- oder Hautbiopsien <strong>bei</strong> 34 von 148 HIV-infizierten<br />

Patienten (23 %) Veränderungen im Sinne einer Vaskulitis nachgewiesen werden [9]. Bei<br />

68 % dieser 34 Patienten bestand auch eine entsprechende klinische Symptomatik:<br />

Polyarteritis nodosa, Angiitis <strong>assoziiert</strong> <strong>mit</strong> lymphoproliferativen Erkrankungen,<br />

medikamentös induzierte Vaskulitis und leukozytoklastische Vaskulitis <strong>mit</strong> ihrer<br />

Maximalvariante, der <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> [9][12][13][17][22][24][27][30].<br />

Allerdings wurde eine <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> sehr selten <strong>bei</strong> HIV-infizierten Patienten<br />

beobachtet. Auch in großen Studien über HIV-<strong>assoziiert</strong>e Dermatosen fand diese Form<br />

der Vaskulitis keine Erwähnung [8]. Uns sind aus dem Schriftum nur insgesamt 9 weitere<br />

Fälle bekannt. Bei der Mehrheit dieser Kranken fand sich außer der HIV-<strong>Infektion</strong> noch<br />

mindestens eine weitere Erkrankung. Auffällig ist auch das gleichzeitig Vorliegen einer<br />

Gonorrhoe oder <strong>Hepatitis</strong>-B-<strong>Infektion</strong> <strong>bei</strong> 2 dieser Patienten [Tab. 1]. Im Gegensatz dazu<br />

wurde <strong>bei</strong> nicht HIV-infizierten Erwachsenen die Kombination einer abortiven Form der<br />

<strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> <strong>mit</strong> einer <strong>Hepatitis</strong>-B in den letzten 20 Jahren zweimal<br />

beschrieben [2] [21] .<br />

Tab. 1 Berichtete Fälle von <strong>Purpura</strong> <strong>Schönlein</strong>-<strong>Henoch</strong> <strong>bei</strong> HIV-infizierten Patienten.<br />

Autor (Jahr) Alter<br />

Velji (1 986)<br />

[30]<br />

Humbert and<br />

Dupond (1 987)<br />

[13]<br />

Schulhafer et<br />

al. (1 987) [27]<br />

(Jahre)<br />

Geschlecht <strong>assoziiert</strong>e Erkrankungen<br />

43 m Hepatits-A, <strong>Hepatitis</strong>-B, Varizella-<br />

Zoster, Zytomegalie, Gonorrhoe<br />

38 m<br />

61 m Salmonellen-Gastroenteritis,<br />

behandelte Lues


Oberlin et al. (1<br />

989)[22]<br />

Levigne et al.<br />

(1 992) [17]<br />

Gherardi et al.<br />

(1 993) [9]<br />

Osterle et al. (1<br />

993) [24]<br />

Hall et al. (1<br />

998) [12]<br />

33<br />

m<br />

42 m<br />

53 m<br />

56 m <strong>Hepatitis</strong>-B<br />

27 m Gonorrhoe<br />

41 m IgA-Nephropathie, <strong>Hepatitis</strong>-C,<br />

Haemophilie-A<br />

Unser Fall 23 m <strong>Hepatitis</strong>-B, β-hämolysierende<br />

Streptokokken-<strong>Infektion</strong>, Coronavirus-<strong>Infektion</strong>,<br />

Amöbenzysten-<br />

<strong>Infektion</strong><br />

Für das Auftreten einer Vaskulitis im Rahmen eines viralen Infektes soll die gefäßnahe<br />

Virusvermehrung eine ursächliche Rolle spielen. So wird z. B. das Auftreten von<br />

Vaskulitiden <strong>bei</strong> Zytomegalievirus-, Herpesvirus- und Varizellavirus-<strong>Infektion</strong>en erklärt,<br />

wo<strong>bei</strong> die lokale Vermehrung von HI-Viren als direkte Ursache der Vaskulitis gelten kann.<br />

Für eine gesteigerte Virusproliferation in Nähe der Gefäßwände <strong>mit</strong> Ausbildung von<br />

Immunkomplexen spricht der vermehrte Nachweis von Antikörpern gegen<br />

Virusbestandteile in Gefäßnähe [9][30]. Zusätzlich soll das Virus als solches einen<br />

direkten Einfluß auf die Gefäße ausüben und zur Auslösung der Vaskulitis führen [4][32].<br />

Andererseits könnte die gesteigerte humorale Immunität, induziert durch die HIV-<br />

<strong>Infektion</strong>, über eine vermehrte IgA-Produktion die Bildung von Immunkomplexen <strong>mit</strong><br />

dem HIV-Antigen begünstigen [16] [19][32] . Als ein möglicher begünstigender Faktor<br />

ist die <strong>bei</strong> der HIV-<strong>Infektion</strong> häufig zu beobachtende IgE-Vermehrung anzusehen. IgE<br />

fördert die Antigen-Antikörper-Komplexablagerungen in der Gefäßwand und die<br />

Degranulation von sensibilisierten Granulozyten. Die Freisetzung von Mediatoren wie<br />

Histamin und Plättchen-Aktivator verursacht eine Spaltbildung zwischen den<br />

Endothelzellen, welche die Ablagerung von Immunkomplexen entlang der Basalmembran<br />

von Gefäßen ermöglicht [4][32]. Die Leukozyten-Adhäsionsmoleküle CD11 und CD18<br />

mediieren die Adhäsion zwischen den einzelnen Leukozyten sowie den Leukozyten und<br />

dem Endothelium. Bei HIV-Patienten sind die Leukozyten <strong>mit</strong> dem Virus infiziert und die<br />

Leukozyten-Adhäsionsmoleküle verstärkt exprimiert. Da<strong>mit</strong> ist die Adhäsionsfähigkeit der<br />

Leukozyten <strong>mit</strong> dem Endothel gesteigert, was zur transendothelialen Migration sowie<br />

Virusreplikation führt und so<strong>mit</strong> Ursache von Vaskulitiden sein kann [25][28].<br />

Die vaskuläre Schädigung im Rahmen einer <strong>Hepatitis</strong> ist meistens nicht durch die direkte<br />

mikrobiologische Toxizität verursacht, sondern ist sie eher Ursache von zirkulierenden<br />

Immunkomplexen, insbesondere vom IgM-Typ, die sich in den Gefäßwänden ablagern<br />

und sukzessive zur Gefäßentzündung führen [33]. Diese Immunkomplexe <strong>bei</strong>nhalten<br />

<strong>Hepatitis</strong>-B-Virus-Antikörper [21].<br />

Therapeutisch werden <strong>bei</strong> Vaskulitiden Kortikosteroide eingesetzt, die besonders in den<br />

Frühphasen der Erkrankung eine Milderung des klinischen Verlaufs bewirken [23].<br />

Behandlungserfolge sind weiterhin nach Gabe von Danazol beschrieben [16][23]. Bei<br />

kompliziertem und/oder protahiertem Krankheitsverlauf werden gute Ergebnisse nach<br />

Einsatz der Plasmapherese erzielt [23][29]. Neuerdings wurde Faktor-XIII-Konzentrat<br />

besonders <strong>bei</strong> Patienten <strong>mit</strong> massiver abdomineller Symptomatik erfolgreich verabreicht.<br />

In diesen Fällen ist das Absinken des Faktor-XIII-Spiegels ein Zeichen der<br />

Krankheitsaktivität [15]. Bei der leukozytoklastischen Vaskulitis im Rahmen einer<br />

<strong>Hepatitis</strong>-B-<strong>Infektion</strong> hat sich jedoch eine antivirale Therapie <strong>mit</strong> Interferon-α etabliert,<br />

da bessere Langzeitergebnisse erzielt wurden und außerdem die mögliche Steigerung der


Virusreplikation durch eine immunsuppressive Therapie entfällt [10] [11] . Auch <strong>bei</strong> HIVinduzierter<br />

Vaskulitis kann eine antiretrovirale Therapie, die heute die Viruslast bis<br />

unterhalb der Nachweisgrenze senkt aber keine Eradikation bewirkt, in Kombination <strong>mit</strong><br />

der Plasmapherese eine Abheilung der Vaskulitis bringen [11].<br />

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Korrespondenz<br />

Seitenanfang<br />

Prof. Dr. Ch. C. Zouboulis<br />

Klinik und Poliklinik für Dermatologie Universitätsklinikum Benjamin Franklin Freie<br />

Universität Berlin<br />

Fabeckstr. 60-62<br />

14163 Berlin<br />

Telefon: 030/84456910<br />

Fax: 030/84456908<br />

Email: zoubbere@zedat.fu-berlin.de

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