05die blauecouchDorte huneke im Gespräch mit Mario Schiefelbein,Geschäftsführer der bochum Marketing Gmbh.FünF FraGen an… Dorte hUneKees liegen etliche Lebensstationen – vonArgentinien bis istanbul – hinter ihnen.Wie unterscheidet sich <strong>Bochum</strong> von denanderen?Zumindest war meine Motivation eineandere, die mich in die Stadt zog:im Falle von istanbul war ich in dieStadt verliebt, nach bochum bin ichder Liebe wegen. hier ist viel in bewegung,und etliche Kulturen prallenaufeinander. Das gilt vor allem fürdas Westend. ich hatte anfangs nichtgeahnt, dass Stahlhausen bei denbochumern aus dem Süden einen eherschlechten ruf genießt. ich begreifedie Migranten als chance, weniger alsProblem. es gibt hier zahlreiche äußerstspannende biografien.Womit hatten Sie vor ihrer Ankunft<strong>Bochum</strong> assoziiert?ich hatte mir das ruhrgebiet grundsätzlichals dunkel und wenig grünvorgestellt. inzwischen weiß ich esnatürlich besser. als Jugendliche warich einmal im Musical Starlight express,und auch meine Grönemeyer-cassette„bochum“ habe ich mir damals natürlichgekauft. Vor meinem Umzug andie ruhr hatte ich bochum aber eherals kleine, wenig beleuchtete Stadt voraugen. Diese Meinung habe ich inzwischenrevidiert. Vor allem in der Kulturtut sich ungemein viel. Wenn ich dasgesamte ruhrgebiet betrachte, würdeich es sogar mit berlin vergleichen.Was ist das Besondere am Westend undden hier lebenden Menschen?Wer hier wohnt, kennt die Menschen inseiner nachbarschaft. es ist ein sehr familiäresambiente mit einem eher dörflichencharakter. ich habe Menschen getroffen,die sehr gute ideen haben, umihr direktes Umfeld zu verbessern. Siereden aber nicht nur darüber, sondernmachen sich auch an die Umsetzung. alldiese nachbarn, die sich in eigeninitiativeeinbringen, wirken im Kleinen undwollen dafür keine Lorbeeren ernten.außerdem halten sie zusammen. auchwenn jemand nicht so sehr gemochtwird, nehmen sie ihn in ihre Mitte undtrinken ein bier mit ihm.nach welchen geschichten suchen Sieals Stadtschreiberin?Manchmal erfahre ich von Menschen,die eine Geschichte zu erzählen haben,und suche sie auf. Derjenige gibt vielleichteinen hinweis auf ein weiteresthema, so dass sich ein Domino-effektergibt. ein anderes Mal gehe ich in einebäckerei und frage die dort Sitzenden,ob sie heute schon etwas Spannendeserlebt haben. Daraus ergeben sich weitereGeschichten. Grundsätzlich will undsoll ich dabei natürlich das Positive desQuartiers in den Fokus nehmen, ohnejedoch die Probleme zu verschweigen.als Journalistin und Germanistin bringeich dafür sicherlich gute Voraussetzungenmit, ich schreibe aber natürlich auchdurch die brille einer Frau, einer Mutterund einer Zugezogenen. Deshalb wäre esgut, wenn im kommenden Jahr – so dasProjekt denn fortgeführt wird – ein Mannganz anderer herkunft als Stadtschreiberfungieren würde.8www.twitter.com/Stadtportalbo
interview/Stadtleben . 10/14<strong>BOMA</strong>Das ÖrtlicheOhne Ö fehlt Dir wasMach jeden Ort zu Deinem.Mit Das Örtliche. Als Buch, online oder mobil.interviewWas würden Sie in <strong>Bochum</strong> verändern,wenn Sie es beeinflussen könnten?ich würde vor allem versuchen, die sozialeSpaltung zu kitten. Das gilt aber nicht nurfür bochum, sondern für unsere Gesellschaftallgemein. außerdem würde ichmich dafür einsetzen, dass die interkulturalitätals chance gesehen werdenwürde. Schließlich würde ich die freieSzene unterstützen, die eine bühne für ihrkreatives Schaffen zur Verfügung gestelltbekommen sollte.Mehr Infos unter: www.dasoertliche.deIhr Verlag Das ÖrtlicheSchürmann + Klagges · Tel. (02 34) 92 14-0 · www.skala.deinterview: Mario SchiefelbeinFoto: andreas MolattaFÜR STUDI, OMA, OPA, KIND UND KEGEL!„StAdtSchreiBerinBOchuM-WeStend“ist ein Projekt der Seniorenbegegnungsstättealbert-Schmidt-haus,finanziert durch den StadtumbauWest, initiiert und konzipiert von Dortehuneke nach einer idee von Karin nell.Dorte huneke schreibt auf www.stadtschreiberinbochumwestend.de.www.vbw-bochum.deVBW BAUEN UND WOHNEN GMBH, Wirmerstraße 28, 44803 <strong>Bochum</strong>, 0234 310-310, info@vbw-bochum.debochum Marketing Gmbh9