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Bildbesprechung (pdf) - Jochem Roman Schneider

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möglicher Begierde, festgehalten für die Ewigkeit, Sinnbild vielen menschlichen (männlichen) Strebens, und formal der<br />

Gegenpart zum sitzenden Freund der vita contemplativa. Eine melancholische Poesie des Alltags, aber nicht Weltschmerz,<br />

und eine hoch raffinierte Kontrastierung des Individuellen und des Allgemeinen. Und eine sehr präzise Analyse,<br />

die, bei aller „Alltagspoesie“, mit der entsprechenden Präzision in der Wiedergabe und in der Wahl der grafischen<br />

Mittel gekoppelt ist.<br />

Alles im Bilde – die Dinge, ihre Repräsentationen und die Imaginationen sind einem Prozeß künstlerischer Verwandlung<br />

unterzogen worden. Und die ästhetischen Entscheidungen in der Komposition und der Wiedergabe der einzelnen<br />

Figuren bauen die Brücke zum tieferen Verständnis dieses menschlichen Kosmos in nuce.<br />

Roma eterna – die ewige Stadt kommt nur in schon medial vermittelter Form vor (Stiche von Rom-Ansichten),<br />

oder fragmentarisch; die Figuren, wie imaginiert sie auch sein mögen, werden von der Mitte bis vorn immer deutlicher:<br />

Der Melancholiker ist wenig mehr als ein Schattenriß, das Liebespaar wird schon stärker durchgezeichnet. Die Römerin<br />

bekommt beinahe Überpräsenz.<br />

Drei Zonen kennt das Blatt: Unten Figuren im Raum, einzeln oder zu zweit gruppiert, dahinter/darüber die Masse<br />

als Kontrastfolie zu den Einzelfiguren und oben die Repräsentation von Rom. Wir nehmen fast alles nur medial vermittelt<br />

wahr, und für viele Touristen haben die Fotos und die Ansichtskarten mehr Realität als die wirkliche Engelsburg.<br />

Und die ach, so Schöne, sie wendet sich ab, geht weiter. In der Tat: Was <strong>Jochem</strong> <strong>Roman</strong> <strong>Schneider</strong> uns bietet, ist<br />

ein präzises, ein poetisches, aber auch hintergründiges Panoptikum der Welt. Glücklicherweise ist es ästhetisch hoch<br />

gesättigt. Wie sollten wir es sonst ertragen?<br />

Wie aber sehen wir <strong>Jochem</strong> <strong>Roman</strong> <strong>Schneider</strong> nun durch sein Werk? Dies möge jeder für sich entscheiden.<br />

220<br />

Dr. Gerhard Charles Rump (57) ist Privatdozent<br />

für Kunstwissenschaft an der Technischen Universität Berlin<br />

und Kunstmarkt-Redakteur der Zeitung „Die Welt“.

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