Bayern Aktuell 06/2011 - DLRG Bezirk Oberfranken
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Tegernsee: Es ging um‘s Ganze<br />
Hallenbadschließung - Krise - Rettung<br />
S<br />
eit 1963 betreibt der <strong>DLRG</strong>-Ortsverband<br />
Tegernsee Schwimmausbildung.<br />
Damals mussten die<br />
Aktiven bis nach München fahren, eine<br />
volle Stunde Fahrtzeit. Mit Eröffnung<br />
des Hallenbads Tegernsee im Jahr<br />
1969 fand die Schwimmausbildung<br />
endlich im Heimatort statt.<br />
80 Kinder sitzen auf dem Trockenen<br />
Aber im Januar 2004 schloss das<br />
Tegernseer Hallenbad: Nach 40 Jahren<br />
standen wir von der <strong>DLRG</strong> Tegernsee<br />
mit 80 bis 100 Kindern ohne Trainingsmöglichkeit<br />
da. Als erste Reaktion<br />
versuchten wir, unsere Trainings im<br />
benachbarten Hallenbad in Bad Wiessee<br />
abzuhalten, was die Gemeinde<br />
leider ablehnte.<br />
Weitreichende Folgen<br />
Nach mehreren Versuchen steckte<br />
unser Ortsverband den Kopf mehr<br />
oder weniger in den Sand, die Motivation<br />
von Vorstandschaft und Trainern<br />
war komplett verloren gegangen:<br />
Durch den Wegfall der Schwimmkurse<br />
war nicht nur der Nachwuchs, sondern<br />
auch eine Einnahmequelle von heute<br />
auf morgen verloren gegangen. Und<br />
mit dem Absinken der Mitgliederzahl<br />
von über 350 auf rund 200 in kürzester<br />
Zeit wurde ein weiteres Loch in den<br />
Haushalt des Ortsverbands gerissen.<br />
Nach erneuten Bemühungen konnten<br />
wir zwar im Herbst 2005 im 20 Kilometer<br />
entfernten Hallenbad Holzkirchen<br />
wieder ein Schwimmtraining anbieten,<br />
aber zu diesem Zeitpunkt waren<br />
von den einst rund 20 Trainern noch<br />
drei oder vier übrig. Das Schwimmtraining<br />
wurde im Wesentlichen sehr<br />
schlecht angenommen. Auch Bemühungen,<br />
einen Shuttleservice von<br />
Tegernsee einzurichten, brachten nicht<br />
den gewünschten Erfolg. Die Teilnehmerzahl<br />
wuchs sehr langsam und die<br />
Entfernung sowie der ungünstige Zeitpunkt<br />
- am Samstagmorgen um 9:00<br />
Uhr - waren für die Trainer eher ungeeignet.<br />
Aber die <strong>DLRG</strong> Tegernsee bietet<br />
dieses Training noch immer an. Heute<br />
besuchen das Training im Durchschnitt<br />
30 Kinder und Jugendliche, die aber<br />
aus dem nördlichen Teil des Landkreises<br />
kommen, also aus der Umgebung<br />
des Bades und nicht vom Sitz des Ortsverbands.<br />
Matthias Schnitzbauer,<br />
Technischer Leiter <strong>DLRG</strong> Tegernsee.<br />
Das Trainerkarussell hat sich in den<br />
ersten Jahren nach der Umstellung<br />
sehr stark gedreht. Heute können wir<br />
in Holzkirchen ein eigenes Team vorweisen,<br />
das sich ausschließlich mit<br />
diesem Training befasst.<br />
Auch Kinderschwimmkurse konnten<br />
wir nach einiger Suche wieder abhalten,<br />
denn eine Schule im Landkreis<br />
stellte ab 2007 ihr Therapiebecken (4<br />
auf 6 Meter mit Hubboden) zur Verfügung.<br />
Der Tiefschlag von 2004 war für viele<br />
der Aktiven jahrelang Anlass zum Jammern.<br />
Motivation fiel immer schwerer.<br />
Wir waren wie gelähmt. Auch ich<br />
selbst wusste sehr lange nicht, wie ich<br />
damit umgehen sollte, denn ich hatte<br />
im Hebst 2003 meinen Lehrschein<br />
absolviert und wenige Monate später<br />
wurde mir mein Arbeitsbereich einfach<br />
weggenommen. Ein Ausbilder ohne<br />
Bad kann seine Aufgabe nicht wirklich<br />
verrichten.<br />
Der Impuls und der Aufschwung<br />
Nach dem ich 2007 einen Job im<br />
Bade-Park Bad Wiessee als Techniker<br />
angenommen hatte, versuchte ich<br />
mit vielen Gesprächen und Bitten, die<br />
<strong>DLRG</strong> in das Bad zu bekommen, um<br />
wieder ein Training im heimischen<br />
Tegernseer Tal anbieten zu können.<br />
Zwei Jahre später bekam ich dafür das<br />
endgültige Okay. Als ich dies nach<br />
meiner fast dreijährigen „Auszeit“ bei<br />
7<br />
Topthema<br />
der <strong>DLRG</strong> (ich hatte mich zurückgezogen)<br />
der Vorstandschaft vorschlug, traf<br />
mich ein weiterer Schlag: Es wurde<br />
überlegt den Ortsverband zu schließen<br />
- und nicht einmal die Nachricht<br />
über eine neue Trainingsmöglichkeit<br />
konnte viele der „Älteren“ innerhalb<br />
der Vorstandschaft wirklich aufmuntern.<br />
Ich kämpfte weiter, um dieses<br />
Training ins Leben zu rufen, erhielt<br />
dabei auch vom Vorsitzenden des<br />
Ortsverbands Unterstützung. Gleichzeitig<br />
entschlossen wir uns, die Vorstandschaft<br />
zu verjüngen. Wir nahmen<br />
uns vor, die alten Fehler nicht wieder<br />
zu machen und stellten das Thema<br />
Schwimmausbildung auf mehrere<br />
Säulen. Das Schwimmtraining in Holzkirchen<br />
wurde ab Februar 2010 mit<br />
dem Schwimmtraining in Bad Wiessee<br />
unterstützt, das sehr schnell wieder<br />
Anklang fand. Und schon nach drei<br />
Monaten wies es Teilnehmerzahlen<br />
von durchschnittlichen 30 Kindern auf.<br />
So überholte es das Training in Holzkirchen.<br />
Bis heute ist der Durchschnitt auf<br />
nahezu 50 Kinder gestiegen.<br />
Im Januar <strong>2011</strong> kam ein weiteres Hallenbad<br />
hinzu, in dem wir Anfängerschwimmkurse<br />
anbieten konnten.<br />
Somit kann der Ortsverband Tegernsee<br />
auf vier Bäder zugreifen.<br />
Planvoll und partnerschaftlich<br />
handeln<br />
Eines ist klar: Wir werden nicht mehr<br />
den Kopf in den Sand stecken. Wir<br />
entwickeln vielmehr vorsorglich Pläne<br />
für den Fall, dass eines unserer Bäder<br />
schließen würde. Dafür haben wir jetzt<br />
das ein oder andere Bad im Hinterkopf,<br />
in das wir Schwimmkurse und<br />
Schwimmtrainings umlagern könnten.<br />
Für uns hat sich gezeigt, dass es nicht<br />
selbstverständlich ist, dass uns ein<br />
Bad zur Verfügung gestellt wird, und<br />
vor allem nicht kostenlos. Wir bezahlen<br />
in allen Bädern Eintritt und unterstützen<br />
so auch das Bad, damit es erhalten<br />
bleibt. Im Bade-Park Bad Wiessee<br />
sorgen wir mit Aktionen wie Nikolausgaudi<br />
oder einer Faschingsgaudi<br />
für mehr Besucher im Bad und eine<br />
positive Werbung in der Öffentlichkeit.<br />
Durch diese Aktionen stehen uns das<br />
Bad und die Gemeinde sehr positiv<br />
Fortsetzung auf Seite 8