Zeitgemäße Entlohnung im Baubetrieb
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Zeitgemäße Entlohnung im Baubetrieb
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Wirtschaftliche und effektive Betriebsführung<br />
Heinz Kassel<br />
<strong>Zeitgemäße</strong> <strong>Entlohnung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong><br />
2. Auflage
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Geleitwort 09<br />
Vorwort 11<br />
Vorwort zur zweiten Auflage 12<br />
1 <strong>Entlohnung</strong>sformen 13<br />
1.1 Allgemeiner Überblick 13<br />
1.1.1 Formen der <strong>Entlohnung</strong> 15<br />
1.1.2 Vorraussetzungen <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong> 19<br />
1.1.3 Vorraussetzungen bei der Belegschaft 19<br />
1.2 Zeitlohn 23<br />
1.2.1 Einführung 23<br />
1.2.2 Zeitlohn ohne Leistungszulage 28<br />
1.2.2.2 Zeitlohn in Höhe des Tarifs 28<br />
1.2.2.2 Grundlohn nach Vereinbarung 29<br />
1.2.2.3 Konjunkturzuschlagslohn 29<br />
1.2.2.4 Ergebnisbeteiligung 30<br />
1.2.3 Zeitlohn mit Leistungszulage 30<br />
1.2.3.1 Leistungszulage auf Mengenbasis 31<br />
1.2.3.2 Leistungszulage für Qualität (Güte) 32<br />
1.2.3.3 Leistungszulage für Verhaltensweise 32<br />
1.2.3.4 Bedeutung des Zeitlohnes mit Leistungszulage 33<br />
1.3 Arbeitswertlohn 33<br />
1.4 Leistungslohn 35<br />
1.4.1 Einführung 35<br />
1.4.2 Prämienlohn 38<br />
1.4.2.1 Prämienarten 39<br />
1.4.2.2 Grundlagen 40<br />
1.4.2.3 Prämienlohnlinien 41<br />
1.4.2.4 Lohnlinien-Kombinationen 44<br />
1.4.3 Akkordlohn 45<br />
1.4.3.1 Akkordlohnformen 47<br />
1.4.3.2 Zeit- und Geldakkord 47<br />
1.4.3.3 Einzel- und Gruppenakkord 48<br />
1.4.3.4 Kombinierter Akkord- Prämienlohn 49<br />
1.4.3.5 Vorraussetzungen bei Akkordlohn 50<br />
1.5 Pensumlohn 51<br />
1.5.1 Mengen- Pensum 52<br />
1.5.2 Qualitäts- Pensum 53<br />
1.5.3 Nutzungs- Pensum 54<br />
1.6 Erfolgsbeteiligung 55<br />
2 Gesetze, Tarifverträge, Vereinbarungen 59<br />
2.1 Allgemeiner Überblick 59<br />
2.2 Gesetze 60<br />
2.2.1 Grundgesetz (GG) 60<br />
2.2.2 Tarifsvertragsgesetz (TVG) 61<br />
2.2.3 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) 63<br />
2.3 Tarifverträge 70<br />
2.3.1 Einführung 70<br />
2.3.2 Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe (BRTV) 71<br />
2.3.3 Anhang zum Bundestarifvertrag für das Baugewerbe- Berufsgruppen (Anhang BRTV) 75<br />
2.3.4 Tarifvertrag zur Regelung der Löhne (TV-Lohn) 75
2.3.5 Rahmentarifvertrag für Leistungslohn <strong>im</strong> Baugewerbe (RTVLL) 78<br />
2.3.6 Tarifvertrag für Fertigbaubetriebe des Baugewerbes (TV- Fertigbau) 87<br />
2.3.7 Akkordtarifverträge (ATV) 90<br />
2.3.7.1 Akkordtarifvertrag Berlin 90<br />
2.3.7.2 Akkordtarifvertrag Hamburg 92<br />
2.3.7.3 Tarifvertrag Leistungslohn München 95<br />
2.3.7.4 Regionale Akkordtarifverträge 99<br />
2.4 Vereinbarungen<br />
2.4.1 Betriebsvereinbarungen 104<br />
2.4.2 Leistungsvereinbarungen 107<br />
3 Einführung und Anwendung zeitgemäßer<br />
<strong>Entlohnung</strong>sformen <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong> 109<br />
3.1 Allgemeiner Überblick 109<br />
3.1.1 Organisatorisch und technisch-organisatorische Maßnahmen 110<br />
3.1.1.1 Art der Produktion 112<br />
3.1.1.2 Mechanisierungsgrad bei der Produktion 113<br />
3.1.1.3 Beeinflussbarkeit der Arbeit durch den Menschen 114<br />
3.1.1.4 Möglichkeiten der Vorgabewertermittlung 114<br />
3.1.1.5 Möglichkeiten der Leistungserfassung und Leistungsberechnung 114<br />
3.1.1.6 Motivation der Mitarbeiter 115<br />
3.1.2 <strong>Entlohnung</strong>sform und Produktivitätssteigerung 116<br />
3.1.2.1 Freiwillige Hergabe einer opt<strong>im</strong>alen Arbeitsleistung 116<br />
3.1.2.2 Sparsamkeit <strong>im</strong> Verbrauch von Fertigungs-, Hilfs- und Betriebsstoffen 116<br />
3.1.2.3 Sorgfältige Behandlung von Maschinen, Werkzeugen,<br />
Betriebs- und Baustelleneinrichtung 117<br />
3.1.2.4 Vermeidung von unnötigen Zeitverlusten und Störungen <strong>im</strong> Arbeitsablauf 117<br />
3.1.2.5 Vermeidung und Verringerung von Ausschuss und Nacharbeit 118<br />
3.1.2.6 Verzicht auf Arbeitsbummelei 119<br />
3.1.2.7 Vermeidung von Unfällen 121<br />
3.1.2.8 Verringerung von Arbeits- und Bedienungsfehlern 121<br />
3.1.2.9 Senkung der Instandhaltungskosten 124<br />
3.1.2.10 Anreiz zur Abgabe von Verbesserungsvorschlägen 124<br />
3.1.3 Vorbereitende Arbeiten 125<br />
3.1.4 Planung der Arbeitsabläufe 125<br />
3.1.5 Ermittlung der Mengen (Ausführungsmassen) 127<br />
3.1.6 Ermittlung der Leistungswerte 129<br />
3.1.6.1 Leistungswerte aus Arbeitszeitstudien 132<br />
3.1.6.2 Leistungswerte aus Planzeiten 136<br />
3.1.6.3 Leistungswerte aus Arbeitszeit- Richtwerten 140<br />
3.1.6.4 Leistungswerte aus der Nachkalkulation 152<br />
3.1.6.5 Leistungswerte aus methodischer Schätzung 156<br />
3.1.6.6 Leistungswerte aus Erfahrung 157<br />
3.1.6.7 Ermittlung der Soll- Stunden 157<br />
3.1.7 Leistungsüberwachung 164<br />
3.1.8 Leistungsabrechnung 165<br />
4 Formularwesen 167<br />
4.1 Einführung 167<br />
4.2 Betriebsvereinbarung 167<br />
4.3 Leistungsvereinbarung/-scheine 167<br />
4.3.1 Leistungsvereinbarung 168<br />
4.3.2 Leistungsschein 170<br />
4.3.3 Leistungsvereinbarung / Leistungsschein 170
4.3.4 Vorgabewertermittlung 170<br />
4.4 Berichterstattung 174<br />
4.5 Mehrlohnberechnung / Nachkalkulation 177<br />
4.5.1 Mengenermittlung 177<br />
4.5.2 Mehrlohnberechnung 177<br />
4.5.3 Einzelwert- Nachkalkulation 177<br />
4.5.4 Gesamt- Nachkalkulation 181<br />
4.6 Schlussbemerkung 181<br />
5 Beispiele 183<br />
5.1 Einführung 183<br />
5.2 Beispiele Zeitlohn 185<br />
5.2.1 Grundlagen 185<br />
5.2.2 Zeitlohn in Höhe des Tarifs 185<br />
5.2.3 Grundlohn nach Einarbeitung 186<br />
5.2.4 Konjunkturzuschlagslohn 187<br />
5.2.5 Ergebnisbeteiligung 187<br />
5.3 Beispiele für Zeitlohn mit Leistungszulage 188<br />
5.3.1 Grundlagen 188<br />
5.3.2 Leistungszulage auf Mengenbasis 188<br />
5.3.2.1 Leistungszulage je Arbeitsstunde als Prozentsatz vom Tariflohn (TL) 188<br />
5.3.2.2 Leistungszulage je Arbeitsstunde als fester Betrag 189<br />
5.3.3 Leistungszulage auf Qualitätsbasis 189<br />
5.3.3.1 Leistungszulage je Arbeitsstunde als Prozentsatz vom Tariflohn (TL) 190<br />
5.3.3.2 Leistungszulage je Arbeitsstunde als fester Betrag 190<br />
5.3.3.3 Leistungszulage je Zeitabschnitt 190<br />
5.4 Beispiel für Arbeitswertlohn 191<br />
5.5 Beispiel für Prämienlohn 191<br />
5.5.1 Grundlagen 191<br />
5.5.2 Prämienlohn mit Festprämie als Terminprämie 192<br />
5.5.3 Prämienlohn als Mengenleistungsprämie 192<br />
5.5.3.1 Mengenleistungsprämie bei proportionalem Lohnlinienverlauf 192<br />
5.5.3.2 Mengenleistungsprämie bei unterproportionalem Lohnlinienverlauf 193<br />
5.5.4 Prämienlohn auf Qualitätsbasis (Qualitätsprämie) 194<br />
5.5.5 Prämienlohn auf Basis der Ersparnis (Ersparnisprämie) 195<br />
5.6 Beispiele für Akkordlohn 195<br />
5.6.1 Grundlagen 195<br />
5.6.2 Akkordlohn auf Basis Arbeitsabschnitt 196<br />
5.7 Beispiele für Pensumlohn 198<br />
5.8 Fallbeispiele 198<br />
5.8.1 Grundlagen 198<br />
5.8.2 Gruppen- Leistungslohn 199<br />
5.8.2.1 Gruppen Leistungslohn mit Kranfahrerprämie 199<br />
5.8.2.1 Gruppen Leistungslohn mit Polierprämie 200<br />
5.8.3 Baustellen- Leistungslohn 200<br />
5.8.2.1 Baustellen- Leistungslohn ohne mitarbeitende Aufsicht 200<br />
5.8.2.2 Baustellen- Leistungslohn bei mitarbeitender Aufsicht (Polier) 202<br />
5.8.2.3 Baustellen- Leistungslohn unter Berücksichtigung<br />
des Betriebs- Mittellohnes 204<br />
5.8.2.4 Baustellen- Leistungslohn einschließlich Tagelohn- bzw. Regiearbeiten 207<br />
5.8.4 Beispiel Hochbau 209<br />
5.8.4.1 Arbeiten <strong>im</strong> Taktverfahren 209<br />
5.8.5 Beispiel Tiefbau 237<br />
5.8.5.1 Entwässerungskanal 237<br />
5.8.6 Beispiel Holzbau 252
5.8.6.1 Abbund- und Montage Dachkonstruktion 252<br />
5.8.6.2 Außenwandbekleidung 253<br />
5.8.7 Beispiele Ausbau 266<br />
5.8.7.1 Putzarbeiten 266<br />
5.8.7.2 Estricharbeiten 268<br />
6 Literaturnachweis 279
Geleitwort<br />
In der Deutschen Bauwirtschaft werden die gewerblichen<br />
Mitarbeiter vielfach nach den geleisteten Stunden<br />
bezahlt; unabhängig von der in dieser Zeit tatsächlich<br />
erbrachten Leistung.<br />
Das bedeutet, dass die überdurchschnittliche Leistung<br />
eines motivierten und leistungsbereiten Arbeitnehmers<br />
ebenso „belohnt“ wird, wie die schwächere Leistung<br />
des unmotiviert und lustlos arbeitenden Arbeitnehmers<br />
mit nachweisbar geringerer Stundenleistung.<br />
Der ständig wachsende Kostendruck und die zunehmende<br />
Konkurrenz ausländischer Unternehmen am<br />
einhe<strong>im</strong>ischen Markt zwingt die Unternehmer heute<br />
mehr denn je dazu, die teuer bezahlte Arbeitszeit der<br />
Mitarbeiter möglichst produktiv und effizient zu nutzen.<br />
Nur so wird es auch künftig möglich sein, das hohe<br />
Lohnniveau in Deutschland rechtfertigen und umsetzen<br />
zu können.<br />
Erst wenn die Arbeitnehmer entsprechend ihrer tatsächlich<br />
erbrachten Leistung entlohnt werden, wird sich die<br />
Arbeitsproduktivität deutlich steigern lassen. Untersuchungen<br />
des Bundesausschusses Leistungslohn Bau<br />
bestätigen diese These.<br />
Heinz Kassel beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv<br />
mit diesem Thema und hat als langjähriger Leiter<br />
der Technischen Geschäftsstelle des Bundesausschusses<br />
Leistungslohn Bau maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass vielerorts bereits eine leistungsabhängige<br />
<strong>Entlohnung</strong> praktiziert wird.<br />
Der Autor erläutert in dem vorliegenden Buch die mög-<br />
Geleitwort<br />
lichen Formen der <strong>Entlohnung</strong> ausführlich und erklärt<br />
anschaulich die Umsetzung in die betriebliche Praxis.<br />
Dabei wird deutlich, dass durch die motivierende Wirkung<br />
einer leistungsabhängigen <strong>Entlohnung</strong> die zweifellos<br />
noch vorhandenen Produktivitätsreserven ausgeschöpft<br />
werden können.<br />
Aber auch die tarifrechtlichen Aspekte werden beleuchtet<br />
und die für den Unternehmer wichtigen Punkte herausgearbeitet.<br />
Anhand ausführlicher Beispiele aus verschiedenen<br />
Baubereichen wird abschließend die praktische<br />
Umsetzung der einzelnen <strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
anschaulich erläutert. Hierzu gehören auch die vielfältigen<br />
Musterformulare, die den praktischen Nutzen der<br />
Veröffentlichung zusätzlich belegen.<br />
Damit ist es dem Autor gelungen, den mit dem Untertitel<br />
des Buches, „Ein Leitfaden für die betriebliche Praxis“,<br />
verbundenen Anspruch gerecht zu werden.<br />
Der interessierte Unternehmer kann sich anhand des<br />
vorliegenden Fachbuches mit der Thematik der zeitgemäßen<br />
<strong>Entlohnung</strong> nicht nur eingehend vertraut machen,<br />
sondern darüber hinaus auch das für den jeweiligen<br />
Betrieb geeignete <strong>Entlohnung</strong>ssystem auswählen.<br />
Prof. Dr. Karl Robl<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes<br />
9
Vorwort<br />
Alle Bauunternehmen müssen sich zur Erhaltung ihrer<br />
Wettbewerbsfähigkeit ständig mit den Aufgaben der<br />
Rationalisierung und der Verbesserung der Fertigungsmethoden<br />
auseinandersetzen.<br />
In diesen Bemühungen werden sie durch die Entwicklung<br />
und Bereitstellung leistungsfähiger Baumaschinen<br />
und Baugeräte sowie leichter und schneller zu verarbeitender<br />
Baumaterialien unterstützt. Dabei soll hier<br />
nur auf den Einsatz zeit- und materialsparender Schalsysteme,<br />
den Veränderungen <strong>im</strong> Mauerwerksbau mit<br />
versetzbaren Großblock-Planelementen sowie EDVgesteuerter<br />
Abbundanlagen bei der Holzverarbeitung<br />
hingewiesen werden. Trotz dieser Bemühungen ist<br />
Bauarbeit nach wie vor, von Ausnahmen abgesehen,<br />
arbeits- und somit lohnintensiv.<br />
Aus diesem Grund müssen die <strong>Baubetrieb</strong>e auch durch<br />
die Einführung und Anwendung zeitgemäßer <strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
ihren Mitarbeitern einen Leistungsanreiz<br />
bieten und so ihre Motivation steigern.<br />
Die vielfältigen Möglichkeiten bei Gestaltung, Einführung<br />
und Anwendung zeitgemäßer <strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
reichen dabei vom Zeitlohn mit Leistungszulage über<br />
den Arbeitswertlohn und Pensumlohn bis hin zu den<br />
bekannten Formen des Leistungslohnes als Prämienlohn<br />
und Akkordlohn.<br />
In diesem Buch werden zu dem Thema zeitgemäßer<br />
<strong>Entlohnung</strong> Möglichkeiten und Verfahren aufgezeigt, die<br />
jeder Art betrieblicher Fertigung gerecht werden können.<br />
Vorwort<br />
Es bleibt zu hoffen, dass der Leser auch für seinen<br />
speziellen Fall aus der Vielzahl der Hinweise und Beispiele<br />
eine passende, praktikable Lösung findet.<br />
Der Verfasser<br />
11
1. <strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
1.1 Allgemeiner Überblick<br />
Über den Titel dieser Schrift <strong>Zeitgemäße</strong> <strong>Entlohnung</strong><br />
kann man bereits <strong>im</strong> Ansatz geteilter Meinung sein.<br />
Was heißt hier eigentlich ”<strong>Zeitgemäße</strong> <strong>Entlohnung</strong>”?<br />
Ist <strong>Entlohnung</strong> für geleistete Arbeit überhaupt unter dem<br />
Begriff zeitgemäß einzuordnen? Ist geleistete Arbeit<br />
nicht grundsätzlich ihres Lohnes wert, unabhängig davon<br />
in welchem Zeitraum sie erbracht wird und in welcher<br />
Form ihre Bezahlung erfolgt? Hier kann und muss<br />
bereits an dieser Stelle festgehalten werden, dass die<br />
absolute Höhe des Lohnes für die einzelnen Arbeitnehmer,<br />
bedingt durch gültige Tarifverträge, festliegt. Somit<br />
ist auch der jeweils zu zahlende Lohn je Stunde<br />
oder einem entsprechend anders vereinbarten Rahmen<br />
(Schicht-, Tag-, Wochen- oder Monatslohn) geregelt.<br />
Demnach kann es sich bei der Betrachtung zeitgemäßer<br />
<strong>Entlohnung</strong>sformen in diesem Buch lediglich noch<br />
um Lohnanteile handeln, die sich an einem best<strong>im</strong>mten<br />
Leistungsergebnis orientieren, in ihrer Höhe von den<br />
tariflich vereinbarten Löhnen abweichen und somit zeitgemäß<br />
geregelt werden können sowie betrieblich gestaltungsfähig<br />
sind.<br />
Hier liegt bereits der erste Ansatz und auch die Begründung<br />
für die Wahl einer zeitgemäßen, leistungsorientierten<br />
<strong>Entlohnung</strong>sform <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong>.<br />
Gerade in unserem Wirtschaftszweig, also in den Bauunternehmen,<br />
unabhängig davon ob <strong>im</strong> Hoch-, Tief-,<br />
Aus- oder Fertigteilbau gearbeitet wird, gibt es viele<br />
Möglichkeiten einer zeitgemäßen und auf die Interessen<br />
des einzelnen <strong>Baubetrieb</strong>s abgest<strong>im</strong>mten Lohn-<br />
<strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
gestaltung. In der Methodenlehre der Betriebsorganisation<br />
von REFA wird hier auch von einer Entgeltdifferenzierung<br />
gesprochen. Das Entgelt, also der Lohn<br />
wird in seiner Höhe unterschiedlich, dem Leistungsund<br />
Anforderungsniveau entsprechend, differenziert.<br />
In der Mehrzahl der Bauunternehmen wird, einer alten<br />
Tradition folgend, nach wie vor und fast ausschließlich<br />
<strong>im</strong> Zeitlohn gearbeitet. Daneben gibt es eine Reihe von<br />
<strong>Baubetrieb</strong>en in denen der überwiegende Teil der Arbeiten<br />
<strong>im</strong> Akkord ausgeführt wird. Dies gilt vor allem für<br />
die Bauunternehmen in den traditionellen Akkordtarifgebieten<br />
Hamburg, München und Berlin sowie in verschiedenen<br />
regionalen Fachbereichen wie z. B. bei<br />
Estricharbeiten, Fliesen- und Plattenarbeiten, Pflasterund<br />
Steinsetzarbeiten. Darüber hinaus sind weitere<br />
Formen leistungsabhängiger <strong>Entlohnung</strong> bekannt, die<br />
auch <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong> Anwendung finden können. An dieser<br />
Stelle soll nur das weite Feld der Prämienentlohnung<br />
erwähnt werden.<br />
Aus diesen Darstellungen heraus wird ersichtlich, dass<br />
es eine Vielzahl von Möglichkeiten der betrieblichen<br />
Lohngestaltung gibt und dass die Wahl einer zeitgemäßen<br />
<strong>Entlohnung</strong> <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong> neben anderen organisatorischen<br />
Maßnahmen in erheblichem Maße zur<br />
Produktivitätssteigerung beitragen kann.<br />
Mit diesem Buch wird deshalb der Versuch unternommen<br />
Möglichkeiten der betrieblichen Lohngestaltung<br />
aufzuzeigen sowie die Entwicklung und Anwendung<br />
zeitgemäßer Entohnungsformen zu beschreiben. Die<br />
einzelnen Formen werden darüber hinaus an einer Reihe<br />
praktischer Beispiele erläutert. Dabei müssen die<br />
13
<strong>Entlohnung</strong>sformen<br />
unterschiedlichen Vorstellungen sowohl auf der Seite<br />
der Bauunternehmen (Geschäftsleitung, Management)<br />
als auch auf der Seite der Bauarbeiter (Mitarbeiter,<br />
Betriebsrat) bei den Überlegungen zur Gestaltung und<br />
Anwendung zeitgemäßer <strong>Entlohnung</strong>sformen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Darüber hinaus ist es auch erforderlich <strong>im</strong> <strong>Baubetrieb</strong><br />
eine genaue Abgrenzung der einzelnen Arbeitsgebiete<br />
vorzunehmen und festzulegen, bei welchen Bauarbeiten<br />
welche Form der <strong>Entlohnung</strong> erfolgsversprechend für<br />
beide Betriebsparteien eingeführt und angewendet werden<br />
kann.<br />
Wie bereits in diesem Abschnitt erwähnt, wird neben<br />
der altbekannten Form des Zeitlohnes, bei der die verbrauchte<br />
Arbeitszeit als Basis der Lohnberechnung<br />
zugrunde gelegt wird, auch <strong>im</strong> Akkord gearbeitet. Bei<br />
Arbeiten <strong>im</strong> Akkord ist die erbrachte Leistung Grundlage<br />
für die Lohnberechnung. Dabei kannte man in den<br />
Akkordtarifgebieten bzw. Akkordtarifverträgen lange Zeit<br />
sowohl den Zeitakkord als auch den Geldakkord.<br />
Zwischenzeitlich hat sich die Bauarbeit, wie in vielen<br />
anderen Produktionsbereichen auch, in wesentlichen<br />
Teilen gewandelt. Hier soll stellvertretend und nur beispielhaft<br />
die Entwicklung bei der Herstellung von Mauerwerk,<br />
ausgehend von der Verarbeitung kleiner Steine<br />
(z. B. Format NF) als Einhandstein über große Steine<br />
(z. B. Format 16 DF) als Zweihandstein bis zum maschinell<br />
versetzbaren Planelement (z. B. Steingröße<br />
1,0 m lang, 0,6 m hoch, Wanddicke) aufgezeigt werden.<br />
Weitere Beispiele aus den Bereichen des Hoch-,<br />
Tief-, Straßen- und Fertigteilbaues könnten darüber hinaus<br />
hier noch angefügt werden.<br />
Mit dieser Entwicklung <strong>im</strong> technischen Bereich hat,<br />
14<br />
zumindest in der letzten Zeit, die Entwicklung der leistungsorientierten<br />
<strong>Entlohnung</strong> nicht Schritt gehalten.<br />
Nach wie vor werden bei Tarifabschlüssen die Tariflöhne<br />
für die verschiedenen Lohngruppen, die unterschiedlichen<br />
Zulagen (Erschwernis, Schmutz, Staub) und<br />
sonstige Rahmenbedingungen vereinbart. Im Abschnitt<br />
Gesetze, Verordnungen und Tarifverträge wird darauf<br />
näher eingegangen.<br />
Es ist hier allerdings zu bemerken, dass durch die Gliederung<br />
in Lohngruppen bereits eine Einstufung entsprechend<br />
der beruflichen Ausbildung (8 Lohngruppen) sowie<br />
der erreichten Einarbeitung und beruflichen Erfahrung<br />
(Staffelung nach Berufsjahren) erfolgt.<br />
Bei dieser Festlegung findet jedoch das tatsächlich<br />
erbrachte Arbeitsergebnis keine Berücksichtigung. Im<br />
Vordergrund steht bei der Festsetzung der Tariflöhne<br />
eindeutig die Fähigkeit der Arbeitsperson best<strong>im</strong>mte<br />
Arbeiten mit entsprechendem Schwierigkeitsgrad ausführen<br />
zu können.<br />
Genau an dieser Stelle kann eine entsprechende Lohngestaltung,<br />
die zu einer zeitgemäßen <strong>Entlohnung</strong>sform<br />
unter Berücksichtigung des betrieblichen Produktionsprogrammes<br />
führt, ansetzen. Bevor nun <strong>im</strong> einzelnen<br />
auf die möglichen Formen einer zeitgemäßen <strong>Entlohnung</strong><br />
eingegangen wird, sollen hier einige grundsätzliche<br />
Bemerkungen vorangestellt werden.<br />
Zu diesen grundsätzlichen Bemerkungen gehören unter<br />
anderem<br />
- die möglichen Formen der <strong>Entlohnung</strong>,<br />
- die Anforderungen an den <strong>Baubetrieb</strong> und die Erfüllung<br />
erforderlicher Voraussetzungen,<br />
- die Anforderungen an die Mitarbeiter und die Erfüllung<br />
erforderlicher Voraussetzungen.