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Formlos in Höchstform<br />

www.actech.de<br />

Mit zwei Mitstreitern und einer Vision ging Florian<br />

Wendt 1995 an den Start. Die Herstellung von Gussteil-<br />

Prototypen wollte der promovierte Gießereiingenieur<br />

von der Bergakademie Freiberg in seiner ACTech GmbH<br />

revolutionieren. Zehn Jahre und 200 Neueinstellungen<br />

später ist er Chef eines dynamisch wachsenden Mittelstandsbetriebs,<br />

der sich einen völlig neuen, eigenen<br />

Markt erschlossen hat.<br />

Gemeinsam mit Münchner Partnern organisierten<br />

Wendt & Kollegen tatsächlich eine kleine Revolution<br />

im Gießereiwesen, sie entwickelten das Laser-Sintern<br />

von Formsand. CAD-gesteuert wird dabei die Negativ-<br />

Vorlage eines künftigen Gusswerkstücks schichtweise<br />

und hoch präzise aus gießereiüblichem Spezialsand<br />

modelliert und anschließend gehärtet. Der seit<br />

Urzeiten notwendige, teure und zeitaufwändige Bau<br />

mehrteiliger Formen als Vorstufe entfällt komplett.<br />

Unter dem Dach des innovativen Unternehmens am<br />

Stadtrand Freibergs ist inzwischen – weltweit einmalig<br />

– die komplette Technologiekette bis zum<br />

fertig bearbeiteten Gussteil vereint.<br />

Über 7.000 verschiedene Prototypen hat die ACTech<br />

bisher für Kunden aus 30 Ländern gefertigt, 80 Prozent<br />

ihres Umsatzes machen Aufträge nahezu aller<br />

deutschen und etlicher internationaler Automobilhersteller<br />

aus. „Natürlich arbeiten wir auch mit klassischen<br />

Verfahren – vor allem, wenn eine größere Stückzahl<br />

an Prototypen benötigt wird“, erläutert Dr.-Ing.<br />

Uwe Getzlaff, Leiter der Produktentwicklung (Foto,<br />

links). Aber höchste Geschwindigkeit und die Umsetzung<br />

von Änderungswünschen noch in letzter Stunde<br />

seien eben nur nach der neuen Methode machbar.<br />

Die Nähe zu Automobilbauern und ihren Zulieferern<br />

brachte auch die Idee für ein zukunftsträchtiges FuE-<br />

Vorhaben, das mit BMWi-Unterstützung jetzt seiner<br />

Vollendung entgegen geht. Sehr wahrscheinlich<br />

lösen die findigen Sachsen damit erneut ein Problem,<br />

an dem sich international Forschergenerationen<br />

vergeblich abgemüht hatten: Seit ihrer Einführung<br />

Mitte vergangenen Jahrhunderts bestehen<br />

Bremsscheiben bei Autos unterhalb der Rennwagenoder<br />

Luxusklasse aus Grauguss. Der ist kostengünstig,<br />

schwingungsdämpfend, dehnt sich bei Erwärmung<br />

kaum aus und reißt bei Erhitzung – beispielsweise<br />

durch Dauerbremsen bei Talfahrten – nicht. Allerdings<br />

hat der Werkstoff auch eine gravierende<br />

Schwäche – seine extrem geringe Festigkeit. Sie<br />

zwingt die Hersteller, Bremsscheiben besonders<br />

massiv und schwer auszuführen. Denkbare Alter-<br />

Stolz auf den Prototyp ihrer neuartigen Bremse: ACTech-Forscher<br />

Uwe Getzlaff (links), Manfred Geyer (Mitte) und Gerald Porz<br />

nativen wie faserverstärkte Keramik sind aus Kostengründen<br />

für den Massenmarkt ungeeignet.<br />

Die ACTech-Ingenieure fanden heraus, dass sämtliche<br />

positiven Grauguss-Eigenschaften nur für den äußeren<br />

Teil der Bremsscheibe, den Reibring, wichtig<br />

sind. „Der große Rest, Fachleute sprechen vom Bremstopf,<br />

braucht einfach nur fest zu sein“, fasst Uwe<br />

Getzlaff zusammen. Deshalb will sein Team einen<br />

Bremstopf aus fünf bis acht Mal festerem Stahl mit<br />

einem Grauguss-Ring zu einer völlig neuen Verbundguss-Bremsscheibe<br />

kombinieren. Die lässt sich später<br />

vielleicht sogar direkt an die Radnabe „angießen“.<br />

Im Erfolgsfall werden Bremsen künftig mit deutlich<br />

geringerem Gewicht auskommen und zugleich<br />

erheblich präziser funktionieren. Durch den Einsatz<br />

hoch genauer Umformteile für den Bremsscheibentopf<br />

sinkt der Bearbeitungsaufwand für die spätere<br />

Serienherstellung. Dank der Massereduktion um bis<br />

zu 20 Prozent werden außerdem Komfort und Sicherheit<br />

der Fahrzeuge verbessert und zugleich der Kraftstoffverbrauch<br />

gesenkt.<br />

Für den neuerlichen technologischen Paukenschlag<br />

gab es einen Zuschuss von 45 Prozent der geplanten<br />

Entwicklungskosten. Weil punktuell das gesamte<br />

ACTech-Team eingebunden ist, decken die Fördermittel<br />

allerdings nur etwa ein Drittel des realen Aufwands.<br />

Doch der scheint sich zu lohnen. Schon liegt

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