I PROM - Bmwi
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I PROM - Bmwi
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I ◆<strong>PROM</strong><br />
DAS INNOVATIONSMAGAZIN<br />
Innovationen | Produkte | Märkte<br />
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation<br />
INNO-WATT<br />
Turbo für<br />
Wachstumsträger<br />
FuE-Förderung von Wismar bis Weida<br />
q Zur Sache<br />
Michael Glos<br />
q Formlos<br />
in Höchstform<br />
01|2006<br />
q Potsdamer<br />
am Hightech-Ruder<br />
q SONOTEC Halle<br />
20 Arbeitsplätze mehr<br />
q Rostock<br />
tief unten ganz vorn
2<br />
Das Programm INNOVATIVE WACHSTUMSTRÄGER –<br />
Multiplikator für Wirtschaftseffekte<br />
www.inno-watt.de<br />
Wachstum und Beschäftigung sind zentrale Zielgrößen moderner Wirtschaftspolitik. Gerade der Mittelstand beweist<br />
seit Jahr und Tag, dass anspruchsvolle neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen beste Chancen für den Markterfolg<br />
im In- und Ausland bieten. Solche innovativen und zugleich wirtschaftlich robusten Leistungs- und Wachstumsträger<br />
sind in den neuen Bundesländern und Berlin noch immer seltener anzutreffen als im restlichen Bundesgebiet.<br />
Die Mittelstandsförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) mit dem speziell für<br />
benachteiligte Regionen aufgelegten Programm Innovative Wachstumsträger/INNO-WATT wirkt diesem Defizit gezielt<br />
entgegen. Ziel ist ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum auf der Grundlage von Forschung und Entwicklung (FuE).<br />
INNO-WATT unterstützt qualitativ hochwertige und<br />
risikoreiche Forschungsprojekte zwischen Wismar<br />
und Weida. Das Programm öffnete bereits mehr als<br />
500 Unternehmen, darunter als Novum auch fast 30<br />
aus dem Westteil Berlins, den Weg zu mehr Innovationskraft<br />
und Wettbewerbsfähigkeit. INNO-WATT<br />
erweist sich, wie die nachfolgenden Beispiele effizienter<br />
Neuentwicklungen aus verschiedenen Regionen<br />
zeigen, buchstäblich als „Turbo“ für die Marktchancen<br />
mittelständischer regionaler Leistungsträger<br />
mit Wirkungen weit in das territoriale Umfeld<br />
hinein.<br />
„Dieses Angebot ist ja wie für uns geschaffen“, mag<br />
die Rostockerin Sabine Müller bei der Durchsicht<br />
neuer Programmangebote für den forschenden Mittelstand<br />
gedacht haben. Die Geschäftsführerin der<br />
auf Echolotentwicklungen spezialisierten Innomar<br />
GmbH stand genau mit Programmstart vor etwa<br />
zwei Jahren vor einer schwerwiegenden Risikoentscheidung.<br />
Vereinfacht ausgedrückt musste sie<br />
sich fragen: „Können wir es uns leisten, noch mehr<br />
Geld in Forschung zu investieren?“ Oder sollte man<br />
sich notgedrungen mit dem Spatz in der Hand bescheiden,<br />
auf Produktion und Vermarktung bereits<br />
vorhandener Techniken setzen – und damit Wachstumschancen<br />
vergeben?<br />
Nach Konsultation und Antragstellung bei der Euro-<br />
Norm GmbH als Projektträger von INNO-WATT fiel<br />
Was kennzeichnet das Programm?<br />
> Konzentration der Förderung auf mittelständische<br />
Wachstumsträger<br />
> Ausweitung des Fördergebiets auf wirtschaftlich<br />
benachteiligte Regionen (einschließlich Berlins als<br />
Ganzes)<br />
> Einbeziehung forschungsintensiver produzierender<br />
Unternehmen<br />
> Öffnung für nahezu alle Branchen<br />
> Bürokratieabbau durch vereinheitlichtes Regelwerk<br />
INNO-WATT-Projekte<br />
2004-2005<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
41 72 13,5 Mio. €<br />
Thüringen<br />
88 197 37,0 Mio. €<br />
24 28 5,1 Mio. €<br />
Berlin<br />
116 176 176 35,8 Mio. €<br />
Brandenburg<br />
Unternehmen gesamt: 506<br />
Projekte gesamt: 890<br />
Fördermittel gesamt: 160,6 Mio. €<br />
65 85 15,3 Mio. €<br />
Sachsen<br />
172 332 53,9 Mio. €<br />
die Entscheidung für neue Forschungsarbeiten. Auf<br />
Grund der angepeilten Innovationshöhe und der globalen<br />
Verwertungssignale wurden zwei aufeinander<br />
aufbauende Projekte mit insgesamt 180.000 Euro<br />
Fördermitteln genehmigt. Dieser nicht zurückzuzahlende<br />
Zuschuss verschafft der gerade aus einem<br />
Technologiezentrum entwachsenen Firma für mehrere<br />
Jahre Entlastung und Spielraum für Innovationen<br />
(siehe Seiten 16-17 „Tief unten ganz vorn“).<br />
In den ersten beiden Programmjahren wurden vom<br />
BMWi insgesamt 160 Millionen Euro für 890 Industrieforschungsvorhaben,<br />
die zum Teil bis 2008 laufen,<br />
bewilligt. Etwa 60 Prozent der beantragten Projekte<br />
werden nach Gutachterentscheidung für förderfähig
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
erklärt; die Antragsteller bekommen in der Regel nach<br />
drei bis vier Monaten einen Bewilligungsbescheid.<br />
Davon profitieren vor allem forschungsorientierte<br />
kleinere Unternehmen, die den ostdeutschen Industriebesatz<br />
und die Industrieforschungslandschaft<br />
maßgeblich prägen. Mehr als die Hälfte der beantragenden<br />
Firmen hat unter 20 Beschäftigte. Ihnen fällt<br />
es entwicklungsbedingt noch immer besonders<br />
schwer, FuE-Vorhaben aus dem Gewinn zu<br />
finanzieren.<br />
Da das Programm technologieoffen konzipiert wurde<br />
und thematisch nur Landwirtschaft und Verkehr<br />
ausschließt, kommen die Antragsteller aus nahezu<br />
allen Bereichen, die in Ostdeutschland Zukunft und<br />
Mehr als nur Fassade<br />
www.gta-geo.de<br />
Der Niveausprung ist absehbar und die Neubrandenburger<br />
Digitalisierungsprofis von der GTA Geoinformatik<br />
GmbH geben einen Teil des notwendigen Inputs:<br />
3D-Navigation. Wer sich künftig per GPS durch<br />
fremde Städte lotsen lässt, wird auf seinem Display<br />
durch fotorealistische Straßenschluchten fahren.<br />
Firmenchef Peter Lieckfeldt ist seit zwei Jahren Partner<br />
der marktführenden Navigationsindustrie. Der<br />
ehemalige Mitarbeiter des Akademieinstituts für Kosmosforschung<br />
beherrscht mit seinem Team alle<br />
Facetten der Satelliten- bzw. Luftbildfotografie und<br />
vor allem die Auswertung der Daten. Binäre Informationen<br />
werden in topografische Karten, Orthofotos<br />
(am Gelände angepasste und entzerrte Luftbilder),<br />
3D-Städtebilder aus Neubrandenburg: INNO-WATT-Förderung<br />
für realitätsnahe Darstellungen<br />
01|2006<br />
Arbeitsalltag beim INNO-WATT-Projektträger: EuroNorm-<br />
Mitarbeiter bei der Mittelverwendungskontrolle<br />
Arbeit schaffen. Etwa 40 Prozent aller ostdeutschen<br />
FuE-Beschäftigten im Mittelstand werden so eingebunden.<br />
Damit prägt INNO-WATT wesentlich die<br />
wirtschaftliche Entwicklung dieser für den Standort<br />
typischen Unternehmensgrößenklasse. ◆<br />
digitale Luftbildkarten und – das ist neu – schließlich<br />
dreidimensionale Stadtmodelle umgewandelt, die in<br />
das digitale Geländemodell eingebettet sind.<br />
Durch Einsatz der hauseigenen tridicon (three dimensional<br />
controlling) Software erhalten Architekten,<br />
Denkmalpfleger, Umweltschützer, Tourismusmanager<br />
oder Wirtschaftsförderer neue Möglichkeiten<br />
zur Auswertung, Planung, Entwicklung und<br />
Präsentation urbaner Gebiete. Die einzelnen Softwarepakete<br />
sind Bestandteil eines Gesamtkonzeptes<br />
zur Generierung, Nutzung und Pflege von 3-D Stadtmodellen.<br />
Beispiele Bocholt, Wiesbaden, Coburg<br />
oder Freiburg i. B.: Auf dem Computer bauen sich in<br />
Windeseile zunächst die Geländestruktur, dann die<br />
Stadtlandschaften einschließlich Flüssen, Straßen<br />
und Grünzonen auf. Einzelne markante Gebäude wie<br />
Rathäuser, Bahnhöfe, Türme, Burgen oder Stadien<br />
sorgen für Orientierung und Wiedererkennung; der<br />
große „Rest“ der Gebäude in der Stadtlandschaft<br />
wird – und jetzt kommt die Förderung ins Spiel –<br />
realitätsähnlich in Szene gesetzt.<br />
Was vom Fachmann „pseudorealistische Texturierung“<br />
genannt wird, verblüfft den Laien: Auf Mausklick<br />
werden zwischen zwei Wimpernschlägen<br />
tausende Dächer mit unterschiedlichem Ziegelrot<br />
versehen; zeitgleich erhalten inhaltslose Fassaden<br />
plötzlich Fenster und Türen – aber nicht in originaler<br />
Abbildung, das würde auf Grund der immensen<br />
Datenmengen die Rechner ins Stottern bringen,<br />
sondern nur angedeutet. Diese Technologie spart bei<br />
der Erarbeitung von 3D-Stadtmodellen etwa 90 Prozent<br />
der sonst dafür erforderlichen Zeit. ◆<br />
3
4<br />
Formlos in Höchstform<br />
www.actech.de<br />
Mit zwei Mitstreitern und einer Vision ging Florian<br />
Wendt 1995 an den Start. Die Herstellung von Gussteil-<br />
Prototypen wollte der promovierte Gießereiingenieur<br />
von der Bergakademie Freiberg in seiner ACTech GmbH<br />
revolutionieren. Zehn Jahre und 200 Neueinstellungen<br />
später ist er Chef eines dynamisch wachsenden Mittelstandsbetriebs,<br />
der sich einen völlig neuen, eigenen<br />
Markt erschlossen hat.<br />
Gemeinsam mit Münchner Partnern organisierten<br />
Wendt & Kollegen tatsächlich eine kleine Revolution<br />
im Gießereiwesen, sie entwickelten das Laser-Sintern<br />
von Formsand. CAD-gesteuert wird dabei die Negativ-<br />
Vorlage eines künftigen Gusswerkstücks schichtweise<br />
und hoch präzise aus gießereiüblichem Spezialsand<br />
modelliert und anschließend gehärtet. Der seit<br />
Urzeiten notwendige, teure und zeitaufwändige Bau<br />
mehrteiliger Formen als Vorstufe entfällt komplett.<br />
Unter dem Dach des innovativen Unternehmens am<br />
Stadtrand Freibergs ist inzwischen – weltweit einmalig<br />
– die komplette Technologiekette bis zum<br />
fertig bearbeiteten Gussteil vereint.<br />
Über 7.000 verschiedene Prototypen hat die ACTech<br />
bisher für Kunden aus 30 Ländern gefertigt, 80 Prozent<br />
ihres Umsatzes machen Aufträge nahezu aller<br />
deutschen und etlicher internationaler Automobilhersteller<br />
aus. „Natürlich arbeiten wir auch mit klassischen<br />
Verfahren – vor allem, wenn eine größere Stückzahl<br />
an Prototypen benötigt wird“, erläutert Dr.-Ing.<br />
Uwe Getzlaff, Leiter der Produktentwicklung (Foto,<br />
links). Aber höchste Geschwindigkeit und die Umsetzung<br />
von Änderungswünschen noch in letzter Stunde<br />
seien eben nur nach der neuen Methode machbar.<br />
Die Nähe zu Automobilbauern und ihren Zulieferern<br />
brachte auch die Idee für ein zukunftsträchtiges FuE-<br />
Vorhaben, das mit BMWi-Unterstützung jetzt seiner<br />
Vollendung entgegen geht. Sehr wahrscheinlich<br />
lösen die findigen Sachsen damit erneut ein Problem,<br />
an dem sich international Forschergenerationen<br />
vergeblich abgemüht hatten: Seit ihrer Einführung<br />
Mitte vergangenen Jahrhunderts bestehen<br />
Bremsscheiben bei Autos unterhalb der Rennwagenoder<br />
Luxusklasse aus Grauguss. Der ist kostengünstig,<br />
schwingungsdämpfend, dehnt sich bei Erwärmung<br />
kaum aus und reißt bei Erhitzung – beispielsweise<br />
durch Dauerbremsen bei Talfahrten – nicht. Allerdings<br />
hat der Werkstoff auch eine gravierende<br />
Schwäche – seine extrem geringe Festigkeit. Sie<br />
zwingt die Hersteller, Bremsscheiben besonders<br />
massiv und schwer auszuführen. Denkbare Alter-<br />
Stolz auf den Prototyp ihrer neuartigen Bremse: ACTech-Forscher<br />
Uwe Getzlaff (links), Manfred Geyer (Mitte) und Gerald Porz<br />
nativen wie faserverstärkte Keramik sind aus Kostengründen<br />
für den Massenmarkt ungeeignet.<br />
Die ACTech-Ingenieure fanden heraus, dass sämtliche<br />
positiven Grauguss-Eigenschaften nur für den äußeren<br />
Teil der Bremsscheibe, den Reibring, wichtig<br />
sind. „Der große Rest, Fachleute sprechen vom Bremstopf,<br />
braucht einfach nur fest zu sein“, fasst Uwe<br />
Getzlaff zusammen. Deshalb will sein Team einen<br />
Bremstopf aus fünf bis acht Mal festerem Stahl mit<br />
einem Grauguss-Ring zu einer völlig neuen Verbundguss-Bremsscheibe<br />
kombinieren. Die lässt sich später<br />
vielleicht sogar direkt an die Radnabe „angießen“.<br />
Im Erfolgsfall werden Bremsen künftig mit deutlich<br />
geringerem Gewicht auskommen und zugleich<br />
erheblich präziser funktionieren. Durch den Einsatz<br />
hoch genauer Umformteile für den Bremsscheibentopf<br />
sinkt der Bearbeitungsaufwand für die spätere<br />
Serienherstellung. Dank der Massereduktion um bis<br />
zu 20 Prozent werden außerdem Komfort und Sicherheit<br />
der Fahrzeuge verbessert und zugleich der Kraftstoffverbrauch<br />
gesenkt.<br />
Für den neuerlichen technologischen Paukenschlag<br />
gab es einen Zuschuss von 45 Prozent der geplanten<br />
Entwicklungskosten. Weil punktuell das gesamte<br />
ACTech-Team eingebunden ist, decken die Fördermittel<br />
allerdings nur etwa ein Drittel des realen Aufwands.<br />
Doch der scheint sich zu lohnen. Schon liegt
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
die erste Scheibe bei einer spezialisierten Prüffirma,<br />
Röntgenaufnahmen zeigten keine Mängel. Bis zum<br />
Jahresende soll der Bremserfolg perfekt sein, für eine<br />
Überführung in die Praxis laufen derzeit Gespräche<br />
mit einem bewährten Kooperationspartner an.<br />
Nach denkbaren Perspektiven gefragt, zeigt Getzlaff<br />
aus dem Fenster. Auf der anderen Straßenseite stehen<br />
etliche ungenutzte Produktionshallen auf freier Fläche.<br />
Die Gründung eines Tochterunternehmens und<br />
den Aufbau einer eigenen Gießerei mit zahlreichen<br />
neuen Arbeitsplätzen hält er für „durchaus möglich“.<br />
Bis tatsächlich Autos mit Verbundbremsscheiben rollen,<br />
wird es wohl noch drei, vier Jahre dauern.<br />
Schließlich ist eine Markteinführung von den Automobilherstellern<br />
abhängig, die eigene Praxistests<br />
fahren wollen, zudem müssen die Fahrwerkskomponenten<br />
mit den leichteren Bremsscheiben erst neu<br />
abgestimmt werden. Von der Vermarktbarkeit ihrer<br />
Neuentwicklung haben sich die Freiberger dank der<br />
guten Kontakte in der Branche schon überzeugt. Mittelfristig<br />
beabsichtigen sie, eine Scheibe zu entwickeln,<br />
deren Lebensdauer zumindest bei Kleinwagen<br />
der des gesamten Fahrzeugs entspricht – Bremsscheibenwechsel<br />
ade. Absehbare Anwendungen sind zunächst<br />
aber hochpreisige Autos und Kleintransporter,<br />
für deren Hersteller das neue Angebot offenbar<br />
attraktiv ist. Falls es gelänge, gleiche Produktionskosten<br />
wie bei den handelsüblichen Angeboten zu<br />
erreichen, werde sich die Lösung am Markt durchsetzen,<br />
ist sich der Entwicklungschef sicher.<br />
Ob ohne Fördermittel die Kraft, nicht zuletzt die<br />
Personaldecke für Zukunftsengagements wie die<br />
Bremsscheibe reichen würden, ist sich Getzlaff nicht<br />
sicher: „Zumindest würde alles viel länger dauern.“<br />
Allein in seinem Bereich Produktentwicklung gäbe<br />
es ohne die INNO-WATT-Projektförderung zwei<br />
anspruchsvolle Arbeitsplätze weniger. „Wahrscheinlich<br />
wären wir ohne diese beiden Kollegen nicht so<br />
schnell so weit gekommen“, so sein Fazit. ◆<br />
ACTech GmbH, Freiberg<br />
Mitarbeiter: 3 (1995), 200 (2005),<br />
davon 40 % Ingenieure<br />
Umsatz: 1,17 Mio. Euro (1995 bis 1997),<br />
15 Mio. Euro (2005)<br />
Kerngeschäft: Gussteil-Prototypen<br />
Kleinserien für FuE-Zwecke<br />
Marktposition: als unabhängiger Dienstleister<br />
weltweit führend<br />
Zur Sache:<br />
01|2006<br />
Michael Glos<br />
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie<br />
www.bmwi.de<br />
Innovationen zu fördern, hat für mich wirtschaftspolitische<br />
Priorität. Es geht vor allem darum, Forschungsergebnisse<br />
in marktfähige Produkte und Dienstleistungen<br />
zu überführen. Nur mit den qualitativ hochwertigsten<br />
Produkten und Verfahren können sich<br />
unsere Unternehmen auch zukünftig im globalen<br />
Wettbewerb behaupten und zu mehr Wachstum und<br />
Beschäftigung beitragen.<br />
Die Stärkung des Innovationspotenzials ist ein entscheidender<br />
Schlüssel für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
in den neuen Bundesländern. Angesichts des<br />
dort noch bestehenden deutlichen Nachholbedarfs<br />
beim FuE-Potenzial der Unternehmen setzt die Bundesregierung<br />
vor allem auf die Stärkung der industriellen<br />
Forschungsleistung, die Vernetzung von Wissenschaft<br />
und Wirtschaft und auf die Förderung innovativer<br />
Unternehmen und Existenzgründer. Deshalb<br />
werden wir unsere Förderprogramme auf hohem<br />
Niveau fortführen und gezielt neue Akzente setzen.<br />
Die Beispiele in diesem Heft, aber auch die systematischen<br />
Erfolgskontrollen zeigen, dass die Fördermittel<br />
wirksam eingesetzt sind. Dieses wird gerade durch<br />
die zahlreichen Wachstumsträger in den neuen Bundesländern<br />
deutlich.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium leistet einen<br />
wichtigen Beitrag, um das Ziel zu erreichen, die FuE-<br />
Ausgaben bis zum Jahr 2010 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
anzuheben. An den zusätzlichen<br />
Mitteln des Bundes wird besonders der innovative<br />
Mittelstand als wichtiger Jobmotor in Deutschland<br />
teilhaben; dabei wird der regionale Schwerpunkt auf<br />
jeden Fall weiter in den neuen Bundesländern liegen.<br />
Damit entsteht die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass auch<br />
die Wirtschaft ihre Anstrengungen für die gemeinsame<br />
Sache erhöht.<br />
5
6<br />
Mit Sicherheit Erfolg<br />
www.esa-grimma.de<br />
Im Rathaus der sächsischen Kreisstadt gilt Wolfgang<br />
Reinker als Hoffnungsträger. Kein Wunder, ist seine<br />
ESA Elektroschaltanlagen Grimma GmbH mit 150<br />
Mitarbeitern doch einer der beiden größten gewerblichen<br />
Arbeitgeber am Ort. Im Sommer soll erneut<br />
Fachpersonal eingestellt werden, Produktionsarbeiter<br />
diesmal. Das zählt etwas – bei einer Arbeitslosenquote<br />
von rund 18 Prozent in Grimma.<br />
Fast wäre der erfolgreiche Firmenchef einst selbst<br />
auf dem Arbeitsamt gelandet. 1992 steuerte sein<br />
damaliger Betrieb, in dem er 25 Jahre als Ingenieur<br />
gearbeitet hatte, erkennbar auf die Pleite zu. Reinker<br />
wartete nicht tatenlos ab, sondern wagte mit drei<br />
Kollegen den Sprung in die Selbstständigkeit.<br />
250.000 Euro erwirtschafteten sie im ersten Jahr.<br />
Heute hat das Unternehmen 150 Mitarbeiter, davon<br />
60 Ingenieure, unterhält Niederlassungen in<br />
Bielefeld und Peking und setzte 2005 bereits 17 Millionen<br />
Euro um. Und alle Signale stehen weiter konsequent<br />
auf Wachstum.<br />
Das Ende seines früheren Arbeitgebers schreibt der<br />
Erfolgsunternehmer der völlig veralteten Produktpalette<br />
des Unternehmens zu. Diese Erfahrung hat ihn<br />
geprägt. Immer wieder betont er die fundamentale<br />
Bedeutung von Innovation und Wachstum. Und dass<br />
man Geld erst ausgeben kann, wenn man zuvor<br />
genug verdient hat. Wohl auch deshalb entstand der<br />
schmucke eigene Firmensitz erst sehr spät. Neue<br />
Produkte hatten Vorrang vor neuen Räumlichkeiten.<br />
Denn „nur wer wächst, bleibt im Geschäft“.<br />
Ob fernkontrollierte Weichenheizungen für die<br />
Bahn, Stromversorgung von Krankenhäusern oder<br />
Mess- und Regeltechnik für das Gebäudemanagement<br />
– das Unternehmen wuchs ständig, mauserte<br />
sich zum hoch spezialisierten Strom-Experten in der<br />
Nische. Etwa fünf Prozent des Umsatzes fließen Jahr<br />
für Jahr in Forschung und Entwicklung. „Nur so<br />
können wir unsere Spitzenposition behaupten – bei<br />
den vorhandenen Produkten“, erklärt der 62-Jährige<br />
bedächtig. Für komplett neue Vorhaben reiche dieses<br />
Budget aber nicht aus, hier spielten Fördermittel<br />
eine erfolgsentscheidende Rolle. So auch beim jüngsten<br />
Produkt, einer über große Distanzen permanent<br />
kontrollierbaren Tunnel-Sicherheitsbeleuchtung.<br />
Nach zahlreichen Havarien und Katastrophen sei das<br />
Sicherheitsbedürfnis bei der Bahn spürbar gewachsen.<br />
Die Entwicklungsingenieure aus der Muldestadt<br />
Sichere Tunnel, sichere<br />
Arbeitsplätze: Projektleiter<br />
Michael Petrahn (rechts) mit<br />
seinen Kollegen Katrin Schlehahn<br />
und Frank Muck
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
ersetzten deshalb mit INNO-WATT-Unterstützung die<br />
marktüblichen, schwer kontrollierbaren Einzellösungen<br />
durch ein komplexes System und kombinierten<br />
dazu handelsübliche Leuchten mit im eigenen Haus<br />
entstandener Verbund-Elektronik. Die gemeinsam<br />
mit einem Zulieferpartner aus dem nahe gelegenen<br />
Wurzen vorangetriebene Entwicklung ist inzwischen<br />
abgeschlossen. Ein Rahmenvertrag mit der Deutschen<br />
Bahn wird gerade vorbereitet, auch die technische<br />
Zulassung des Systems läuft. Noch im ersten Halbjahr<br />
soll alles unter Dach und Fach sein, das erste<br />
Objekt bereits 2006 mit der neuen Lösung ausgestattet<br />
werden.<br />
Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, dieser spezielle<br />
aber auch viele Nutznießer. Das neue Geschäftsfeld<br />
sichert nicht nur Ingenieur- und Industrieelektrikerstellen<br />
in Grimma und ermöglicht die geplanten<br />
Neueinstellungen; irgendwer muss die Anlagen<br />
schließlich produzieren; sondern auch das Umfeld<br />
zieht Gewinn, denn zwei Drittel des ESA-Umsatzes<br />
machen hinzugekaufte Komponenten aus. Und als<br />
Folge Reinkers erklärter Vorliebe für regionale<br />
Kooperationen bildete sich bereits der Ansatz eines<br />
neuen Netzwerks sächsischer Partnerunternehmen.<br />
Über eine Million Euro soll ihnen künftig jährlich<br />
allein aus dem Deutschland-Geschäft mit der Tunnelbeleuchtung<br />
zufließen. Im zweiten Schritt will die<br />
ESA dann auch exportieren: In Russland und China<br />
haben die Elektronik-Spezialisten einen wachsenden<br />
Trend zur Technisierung der bislang personalintensiven<br />
Bahnunternehmen ausgemacht. In Verbindung<br />
mit ihrer Weichenheizungsofferte sehen sie dort<br />
Zukunftsmärkte wachsen.<br />
Obwohl es dem ESA-Geschäftsführer angesichts des<br />
schnelllebigen Marktes manchmal noch zu lange<br />
dauert, bis die Genehmigung für ein beantragtes<br />
aussichtsreiches Vorhaben kommt, ist er für die<br />
staatliche Forschungshilfe dankbar. Ohne den FuE-<br />
Zuschuss bliebe der Tunnel dunkel, meint er, wäre<br />
sein Unternehmen auch nie so geradlinig gewachsen.<br />
Für die unumgängliche Berichterstattung zu<br />
abgeschlossenen Projekten hat Wolfgang Reinker<br />
einen Verbesserungsvorschlag. Ginge es nach ihm,<br />
würde künftig ein einziges Kriterium deren Erfolg<br />
oder Misserfolg definieren – die Zahl anschließender<br />
Neueinstellungen. Auch wenn sich das aus rechtlichen<br />
Gründen kaum realisieren lassen wird: eigentlich<br />
gar nicht so schlecht, diese Idee. ◆<br />
Nachgefragt<br />
01|2006<br />
Wie beurteilen Firmenchefs die Bedeutung der<br />
BMWi-Förderung für ihr Unternehmen und darüber<br />
hinaus? I-<strong>PROM</strong> fragt nach.<br />
Heute: ULRICH ROSSBACH, Geschäftsführer<br />
der Steremat Elektrowärme GmbH, Berlin<br />
„Für junge Firmen mit<br />
hohem Innovationsanteil<br />
sind die Fördermittel<br />
eminent wichtig. Auch<br />
wir können unumgängliche<br />
FuE-Aufgaben noch<br />
nicht aus laufendem<br />
Umsatz vorfinanzieren.<br />
Als Newcomer sind wir<br />
weiter damit<br />
beschäftigt, uns am Markt zu platzieren. Unsere Produkte<br />
verkaufen sich nur, wenn wir spezifische Lösungen<br />
und technologische Highlights bieten. Niemand in<br />
der Industrie will oder kann deren Entwicklung aber<br />
vorfinanzieren. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.<br />
Die Projektförderung sichert den fehlenden Finanzanteil<br />
und manchen Arbeitsplatz.<br />
Beispiel Liquid Phase Epitaxy-Anlage (LPE): In diesem<br />
neuartigen Mehrzonen-Ofensystem werden Halbleitersubstanzen<br />
zur Beschichtung von Wafern, z. B. für LEDund<br />
Lasertechnik, aufgeschmolzen. Noch reißt uns niemand<br />
die Anlagen aus der Hand. Aber warten wir bis<br />
nächstes, übernächstes Jahr. Aus der Kommunikations-,<br />
Steuerungs- und Lichttechnik erhoffen wir Aufträge mit<br />
Millionenvolumen. Schon jetzt arbeiten Praxispartner<br />
in Jena und die Uni dort intensiv mit unserer Prototyp-<br />
Anlage für erste Industrie-Anwender. Dieser Zug rollt.<br />
Ohne die 40 Prozent Zuschuss – bei einem Gesamtvolumen<br />
von 650 Tausend Euro – hätten wir die LPE3-Entwicklung<br />
aber nicht finanzieren können, hätten nicht<br />
den Know-how-Vorsprung und wären folglich nicht<br />
dabei, wenn der Boom kommt.<br />
Unseren Unterhalt finanzieren wir derweil aus früher<br />
geförderten Projekten, die bereits am Markt sind, da<br />
greift eins ins andere. Aktuell arbeiten wir an Bandbeschichtungseinheiten<br />
für die Metallurgie, einer klassischen<br />
Dünnschicht-Technologie. In einer Gasphase<br />
werden Metallbänder beschichtet, perspektivisch auch<br />
Solarbänder. Ein extrem aussichtsreiches Projekt. Aber<br />
ohne Förderung hätten wir auch das nicht anpacken<br />
können. Deshalb sind wir außerordentlich dankbar,<br />
dass es ein Programm wie INNO-WATT gibt.“<br />
www.sterematew.de<br />
7
8<br />
Alltag bei den Förderprofis<br />
Der Projektträger<br />
www.inno-watt.de<br />
Die direkte Nähe zum Berliner Ostbahnhof war für<br />
die Standortfindung des Hauptstadtbüros der Euro-<br />
Norm GmbH, Projektträger des INNO-WATT-Programms,<br />
mit entscheidend. Der Gleisanschluss vor der<br />
Tür kommt dem 28-köpfigen Projektteam wie auch<br />
den Programmpartnern direkt zu Gute. Denn Schienenstränge,<br />
die Berlin mit Rostock, Riesa oder Rudolstadt<br />
verbinden, sind und bleiben beste Voraussetzungen<br />
für eine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht.<br />
Solche Vis-a-vis-Kontakte sind, wenn es um<br />
öffentliche und nicht zurückzuzahlende Zuwendungen<br />
für FuE-Leistungen geht, oft unverzichtbar.<br />
Das Projektcontrolling und die Verwendungsnachweisführung<br />
sehen zudem eine regelmäßige Berichterstattung<br />
über Art und Weise der Mittelverwendung<br />
sowie über Arbeitsfortschritte bzw. eingetretene<br />
Probleme im Projektablauf vor. Selbst nach<br />
Abschluss des Vorhabens ist Information im Förderszenario<br />
unerlässlich und nennt sich Erfolgskontrolle.<br />
Aus der Summe der Einzelprojekte lassen sich objektive<br />
Aussagen zur Effizienz des gesamten Förderprogramms<br />
ableiten. So bestätigen erste Auswertungen,<br />
dass INNO-WATT – ähnlich dem Vorgängerprogramm<br />
– hoch wirksam ist. Aus einem Förder-Euro<br />
holen die Unternehmen in der Regel ein Vielfaches<br />
an wirtschaftlichen Effekten heraus. Die Steuergelder<br />
sind also gut angelegt. Im Übrigen ist ein erfolgreich<br />
gelaufenes Projekt mit hoher Marktwirkung<br />
für das Unternehmen auch die beste Referenz, wenn<br />
es um weitere Förderentscheidungen geht.<br />
Mit der Vorbereitung und operativen Abwicklung<br />
dieser Prozesse wurde die ebenso wie das Programm<br />
selbst nach ISO 9001/2000 zertifizierte EuroNorm<br />
GmbH beauftragt. Alle Fäden laufen bei Projektleiter<br />
Harald Decker zusammen: jährlich rund 90 Mio.<br />
Euro Fördergelder, täglich neue Anträge und Zuwendungsbescheide,<br />
operative Notwendigkeiten… Revisionen,<br />
Mitarbeiterführung, Programm-Workshops<br />
mit Industrie- und Handelskammern vor Ort sind<br />
einige der zusätzlichen Herausforderungen. Während<br />
der Mittfünfziger den gerade eingetroffenen<br />
Prüfbericht des Bundesrechnungshofes zur Seite legt<br />
und noch ein kurzes Telefonat führt, kommt er auf<br />
die unverändert beträchtlichen Niveauunterschiede<br />
der Wirtschaft zwischen Deutschland Ost und West<br />
und damit den eigentlichen Ansatzpunkt für das<br />
Programm INNO-WATT zu sprechen.<br />
Trotz leicht positiver Entwicklung in den neuen<br />
Ländern besteht der gravierende FuE-Potenzialunterschied<br />
von 54 : 100 (FuE-Beschäftigte im Verhältnis<br />
zu den Erwerbstätigen) im Vergleich zu westdeutschen<br />
Gegebenheiten fort. Dieses Manko geht mit<br />
einer Produktivitätslücke von 26 Prozent (BIP je<br />
Erwerbstätiger) und einer Beschäftigungslücke von<br />
neun Prozent (Anteil Erwerbstätiger an Erwerbsfähigen)<br />
einher, zählt Decker aus diversen Statistiken<br />
zusammen. „Staatliche FuE-Förderung ist in solchen<br />
wirtschaftlich benachteiligten Regionen unerlässlich“,<br />
zeigt sich der Projektchef überzeugt und<br />
weist Innovationen zugleich eine Schlüsselfunktion<br />
Seit 15 Jahren: BMWi unterstützt ostdeutsche FuE-Potenziale in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)<br />
Zeitraum Programmtitel Ziele, Schwerpunkte<br />
1992-1997 Förderung von FuE-Projekten zum marktwirtschaftliche Umgestaltung der vorhandenen<br />
Aufbau einer marktvorbereitenden FuE-Potenziale, Beschleunigung der Privatisierung,<br />
Industrieforschung und des wirt- Heranführung an westdeutsches Produktivitätsniveau<br />
schaftlichen Strukturwandels und internationalen Technikstand<br />
1997-2003 Förderung von Forschung, Entwicklung Unterstützung bei der Entwicklung neuer Erzeugnisse<br />
und Innovation in KMU und externen und Verfahren, Stärkung der Innovationskraft und<br />
Industrieforschungseinrichtungen in den Wettbewerbsfähigkeit, Schaffung neuer und Erhalt<br />
neuen Bundesländern mit den Programm- von qualifizierten Arbeitsplätzen, Abbau der Ost-Westsäulen<br />
Projekt- und Personalförderung Niveauunterschiede bei Produktivität und<br />
(FuE-Sonderprogramm neue Länder) Beschäftigung<br />
2004-2008 Förderung von Forschung und Ent- Konzentration der Förderung auf leistungsorientierte<br />
wicklung bei Wachstumsträgern in und -fähige Wachstumsträger, Ausgleich fortwirkender<br />
benachteiligten Regionen – INNOVATIVE Wettbewerbsnachteile in benachteiligten Regionen,<br />
WACHSTUMSTRÄGER / INNO-WATT Stärkung der technisch-wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit,<br />
Erhaltung und Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze<br />
Quelle: EuroNorm GmbH
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
für Produktivität und Wachstum zu. Aus dieser<br />
Faktenlage heraus ist INNO-WATT die zeitgemäße<br />
Fortschreibung einer mittlerweile 15-jährigen Erfolgsgeschichte.<br />
Seit 1992 fördert das BMWi die ostdeutsche<br />
Industrieforschung als Rückgrat der gewerblichen<br />
Wirtschaft und zahlreicher Dienstleistungsbereiche.<br />
Aufbauend auf der Projektförderung des<br />
2003 ausgelaufenen FuE-Sonderprogramms für die<br />
neuen Länder (siehe Tabelle zur Programmgeschichte)<br />
wird die Förderung seither verstärkt auf leistungsorientierte<br />
und -fähige Wachstumsträger ausgerichtet.<br />
Reale Chancen haben jene Antragsteller, denen<br />
für ihre Projekte sowohl ein hohes wissenschaftlichtechnisches<br />
Niveau als auch gute Verwertungschancen<br />
zugeschrieben werden können. Derzeit beträgt<br />
die Ablehnungsquote rund 45 Prozent.<br />
Für eine Bewertung der Förderfähigkeit beschäftigt<br />
EuroNorm hausinterne Prüfer, greift zudem auf<br />
externe Gutachter zurück. Diese Experten lassen die<br />
technologischen und betriebswirtschaftlichen Bewertungen<br />
in ein Votum einfließen. Nur wem die<br />
höchste Förderfähigkeit attestiert wird, der kann auf<br />
Vorschlag von EuroNorm vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
Unterstützung für seine FuE-Projekte erhalten.<br />
Deckers Rat an alle neuen Antragsteller – immerhin<br />
kommt jedes zweite INNO-WATT-Begehren<br />
von Firmen, die bisher vom BMWi noch nie unterstützt<br />
worden sind: „Laden Sie sich bei uns zu einem<br />
Beratungstermin ein – ganz einfach per E-Mail:<br />
info@inno-watt.de.“<br />
01|2006<br />
INNO-WATT-Programm in guten Händen: Projektleiter Harald Decker<br />
(li.), Gudrun Balzer und Dr. Olaf Bechstein<br />
Dr. Olaf Bechstein leitet das Team der hauseigenen<br />
Technologieprüfer. Seine sieben MitarbeiterInnen<br />
decken mit ihrer Fachkompetenz und langjährigen<br />
Praxiserfahrung die wichtigsten Branchen zwischen<br />
Maschinenbau, Chemie, Elektronik & Co. ab. „Mit<br />
unserem kritischen Blick wollen wir die Antragsteller<br />
in die Lage versetzen, letztlich auch Geld zu<br />
verdienen. Jeder Förder-Euro soll maximale Wirtschaftseffekte<br />
bringen“, sagt der Chemiker mit Spezialisierungsrichtung<br />
Fluorchemie. „Wenn wir eine<br />
unzureichende Innovationshöhe bzw. absehbar<br />
kaum ins Gewicht fallende Umsätze ausmachen,<br />
sprechen wir die Empfehlung aus, den Antrag<br />
zurückzuziehen und ggf. zu überarbeiten.“ Er freue<br />
sich immer, wenn sich die gleichen Absender vielleicht<br />
ein halbes Jahr später mit „qualifizierteren“<br />
Anträgen zurückmeldeten, so Bechstein.<br />
Ein paar Türen weiter telefoniert Gudrun Balzer:<br />
Die Wirtschaftskauffrau ist eine der unmittelbaren<br />
Projektbegleiterinnen. Sie verfolgt, wie sie sagt, die<br />
überwiegend positive Entwicklung vieler Firmen<br />
„seit Jahren persönlich“ und muss in dem einen oder<br />
anderen Fall schon mal intervenieren, damit die Fördermargen<br />
nur zum vereinbarten Zeitpunkt und in<br />
korrekter Höhe abgerufen werden. Oft hat sie es<br />
auch mit plötzlich auftretenden Veränderungen,<br />
personellen Instabilitäten oder anderen unvorhersehbaren<br />
Faktoren in den Unternehmen zu tun, die<br />
ein Vorhaben in seiner Realisierung beeinflussen<br />
können. „Es muss schon alles projektkonform laufen<br />
und natürlich sparsam mit den Mitteln gewirtschaftet<br />
werden“, fasst die langjährige Mitarbeiterin<br />
das Credo des Projektträgers zusammen. ◆<br />
9
10<br />
Vom alten Hut zum Exportschlager<br />
www.transresch.de<br />
Ein vermeintlich technologisches Fossil entwickelt<br />
sich zum Umsatzbringer. Die Rede ist von Untersynchronen<br />
Stromrichterkaskaden, kurz USK, die ein<br />
Berliner Antriebssystem-Hersteller zu neuem Leben<br />
erweckt hat. Über gezielte Spannungsänderung wird<br />
damit die Drehzahl von Drehstrom-Elektromotoren<br />
gesteuert. Ihre goldene Zeit hatten diese mit Elektronik<br />
voll gestopften Blechschränke, als Chips und<br />
Platinen fast noch mit Gold aufgewogen wurden.<br />
Der Preisverfall bei Rechentechnik und Leistungselektronik<br />
schien jedoch ihr Aus zu besiegeln, zumal<br />
man nur die Hälfte des realen Drehzahlbereichs<br />
eines Motors auf diese traditionelle Weise beeinflussen<br />
kann. Die großen Hersteller strichen die USK aus<br />
dem Programm, der Markt schrumpfte zur Nische.<br />
Genau dort etablierte sich die transresch Antriebssysteme<br />
GmbH – nun als Monopolist – mit weiterent-<br />
wickelten Versionen. „Vor allem der finanzstarke<br />
russische Maschinenbau sucht maßgeschneiderte<br />
USK-Lösungen für Pumpen und Transportbänder.<br />
Und die können in modernisierter Ausführung nur<br />
wir liefern“, freut sich Manfred Cyris (Foto). Der<br />
Geschäftsführer des 1999 per MBO endgültig privatisierten<br />
Geschäftsfeldes des Traditionsunternehmens<br />
ELPRO weiß auch, warum: Geringe Serien-Stückzahlen<br />
und ein hoher ingenieurtechnischer Aufwand<br />
sind nur für einen spezialisierten Mittelständler<br />
attraktiv. Besonders, wenn der den russischen Markt<br />
seit Jahrzehnten kennt. Ein Drittel der transresch-<br />
Mitarbeiter hat dort studiert, ebenso groß ist auch<br />
der Anteil Russlands am Gesamtgeschäft. In Norilsk,<br />
hinter dem Ural, steuert die Erstauslieferung den<br />
Bandantrieb einer Nickelgrube mit zwei mächtigen<br />
500-kW-Maschinen. Etwa fünf Prozent brachte allein<br />
dieser Abschluss 2005 für den Jahresumsatz des<br />
Unternehmens. Doch „brutales Klinkenputzen“, so<br />
der Firmenchef, habe den Anteil des Deutschland-<br />
Geschäfts inzwischen ebenfalls auf gut ein Drittel<br />
ansteigen lassen. Folgerichtig ging die bisher zweite<br />
Anlage an ein großes norddeutsches Metallurgie-<br />
Unternehmen.<br />
Zu immerhin 20 Prozent sollen USK das auf Antriebsund<br />
Regeltechnik spezialisierte Unternehmen noch<br />
über Jahre auslasten. Neben dem wirtschaftlichen<br />
Nutzen sieht Diplomphysiker Cyris aber noch einen<br />
Vorteil: Ihre Alleinstellung in diesem speziellen<br />
Bereich mache die Nischenproduzenten plötzlich zu<br />
einem attraktiven Partner für Branchengrößen,<br />
öffne Türen für gemeinsame Projekte und zusätzlichen<br />
Umsatz. So gab es jetzt Gespräche mit einem<br />
großen Anlagenautomatisierer über eine engere<br />
Zusammenarbeit bei der Lieferung von<br />
USK-Applikationen. „Ohne Fördermittel<br />
hätten wir es aber nicht geschafft“, sagt<br />
der Firmenchef offen, zumal die<br />
Entwicklungsarbeiten in einer wirtschaftlich<br />
unerwartet schwierigen<br />
Phase laufen mussten. Etwa ein Drittel<br />
der förderfähigen FuE-Kosten des<br />
Projekts übernahm das BMWi. Nicht<br />
nur ein Geschäftsfeld habe so bewahrt,<br />
sondern auch ein weiteres Stück<br />
Zukunft des Unternehmens begründet<br />
werden können. Beim externen Fertiger<br />
gleich nebenan sei als direkte Folge die<br />
Auslastung erhöht und Arbeit für die<br />
früheren Kollegen geschaffen worden.<br />
Um die Wettbewerbsfähigkeit auch von morgen zu<br />
sichern, haben sich die transresch-Ingenieure inzwischen<br />
mit einem sächsischen Motorenbauer zusammengetan.<br />
Gemeinsam denkt man über zukunftsweisende<br />
Techniken zur Ansteuerung neuer Motoren<br />
nach. Schon heute werden in Berlin-Hohenschönhausen<br />
auch dafür dringend Antriebselektroniker<br />
zur Einstellung gesucht. ◆<br />
transresch Antriebssysteme Berlin GmbH<br />
Mitarbeiter: 35<br />
Umsatz: 3,4 Mio. Euro (1999), 9,1 Mio. Euro (2005)<br />
Kerngeschäft: elektrisch geregelte Antriebssysteme<br />
Markt: weltweit, mit Schwerpunkt Russland,<br />
Ukraine, Deutschland
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
Interview<br />
Die Gutachter<br />
Doppelt genäht hält besser. Diese Volksweisheit steht<br />
in gewisser Weise auch Pate bei INNO-WATT, wenn es<br />
um die Entscheidungsvorbereitung zur Mittelvergabe<br />
geht. Jeder Projektantrag durchläuft ein internes und<br />
externes Prüfverfahren, in das auch Gutachter für die<br />
Bewertung des wissenschaftlich-technischen Niveaus,<br />
der Wettbewerbsfähigkeit sowie der wirtschaftlichen<br />
Erfolgschancen eingebunden sind. Zu den 500, zum<br />
Teil namhaften Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />
gehört Prof. Dr. Manfred Hennecke, Präsident<br />
der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />
(BAM). Fragen an den Polymerwissenschaftler:<br />
Der Chef einer Ressortforschungseinrichtung des<br />
Bundes betätigt sich zugleich als INNO-WATT-Gutachter.<br />
Provokativ gefragt: Sind Sie nicht ausgelastet?<br />
Mein Beweggrund ist ein ganz anderer: Als Präsident<br />
der BAM bemühe ich mich in vielfältiger Weise<br />
darum, auf meinem eigentlichen wissenschaftlichen<br />
Fachgebiet am Ball zu bleiben. Deswegen halte ich<br />
Vorlesungen, begutachte Zeitschriftenartikel vor<br />
ihrer Veröffentlichung in der Wissenschaftspresse<br />
und bewerte Förderanträge aus der mittelständischen<br />
Chemiebranche – natürlich in meiner Freizeit,<br />
am Wochenende.<br />
Wie oft haben Sie Projektanträge auf dem Tisch?<br />
Bei INNO-WATT zwei bis drei Mal im Jahr.<br />
Worauf legen Sie beim Votum Wert?<br />
Innovation ist mehr als bloße wissenschaftliche<br />
Erkenntnis. Da es bei den Projekten ausschließlich<br />
um angewandte Forschung geht, genügt es bei<br />
weitem nicht, sich nur mit dem wissenschaftlichen<br />
Wert an sich zu beschäftigen. Man muss dabei schon<br />
hinterfragen, welcher Beitrag damit ggf. auch für die<br />
Entwicklung der kleinen und mittelständischen Kunststoffindustrie<br />
geleistet wird und in welcher Weise die<br />
deutsche Wirtschaft davon profitieren kann. Nur<br />
dieser Anspruch wird den förderpolitischen<br />
Zielsetzungen des Programms gerecht und wird mit<br />
der Gutachternote „1“ als förderfähig eingestuft.<br />
01|2006<br />
Prof. Dr. Manfred Hennecke (57, im Bild rechts)<br />
Wissenschaftler, Chemiestudium TU Clausthal, Promotion Uni<br />
Kaiserslautern, Post-Doktorand in Paris, Habilitation und Hochschuldozent<br />
für Physikalische Chemie, Leiter der BAM-Fachgruppe<br />
„Polymerwerkstoffe“, BAM-Vizepräsident, seit 2002<br />
Präsident der BAM (1.600 Mitarbeiter), Lehrtätigkeit in Clausthal<br />
und an der FU Berlin<br />
Nicht alle Anträge werden dem entsprechen. Geht Ihr<br />
Daumen auch schon mal runter?<br />
Wissenschaftliche Erkenntnis muss in Markterfolge<br />
umgesetzt werden. Das ist die oberste Messlatte.<br />
Einige Vorhaben – mir sind innovative Anwendungen<br />
von Nanopartikeln als Additive in Polymeren in Erinnerung<br />
– erfüllen durchaus diesen Anspruch. Die<br />
antragstellenden Firmen haben dafür zu Recht<br />
Fördermittel erhalten. Ich hatte aber auch schon<br />
Kandidaten, da hätte ich am liebsten noch unter die<br />
Note „3“ (nicht förderfähig) greifen wollen.<br />
Die BAM selbst hat einen Arbeitsschwerpunkt „Analytische<br />
Chemie“. Gibt es Antragsteller, mit denen Ihr Haus<br />
als Industriepartner bereits zusammenarbeitet?<br />
Nein. Wenn es sie gäbe, wäre das Grund für mich,<br />
ein Gutachten aus Befangenheit abzulehnen. ◆<br />
◆◆◆ Wird der internationale Stand der Technik erreicht bzw. vom Antragsteller übertroffen? ◆◆◆ Liegt ein hohes, aber noch beherrschbares<br />
Entwicklungsrisiko vor? ◆◆◆ Verspricht der Lösungsweg Erfolg? ◆◆◆ Sind die personellen und technischen Voraussetzungen zur<br />
Umsetzung gegeben? ◆◆◆ Wie sind die Markteintrittschancen? ◆◆◆ Wie sind Neuheitsgrad und Wettbewerbsstärke zu bewerten? ◆◆◆ Welche Auswirkungen hat das Projekt auf die Umsatzsteigerung? ◆◆◆ Wie wird der FuE-Aufwand refinanziert? ◆◆◆<br />
11
12<br />
Potsdamer am Hightech-Ruder – alles für den Markt<br />
www.sva-potsdam.de<br />
Ob in der wohl längsten Schwimmhalle Brandenburgs<br />
überhaupt schon mal gebadet wurde, ist nicht bekannt.<br />
Regelmäßig absolvieren jedoch Auto-große,<br />
maßstabsgerechte Holz- und Kunststoffmodelle von<br />
Wasserfahrzeugen aller Art die 280 Meter lange Bahn.<br />
Ort des Geschehens ist das neun Meter breite Becken<br />
unter dem Dach der Schiffbau-Versuchsanstalt<br />
Potsdam SVA.<br />
Künstliche Strömungen und per Knopfdruck erzeugter<br />
Seegang imitieren hier perfekt die natürlichen<br />
Bedingungen, unter denen sich die Originale später<br />
auf allen sieben Weltmeeren behaupten sollen. Die<br />
so genannte Schlepprinne ist das technische Herzstück<br />
des maritimen Forschungsinstituts. Seit Jahrzehnten<br />
wird hier untersucht, wie Schiffe möglichst<br />
optimal konstruiert und angetrieben werden können.<br />
Nach seiner Privatisierung in den frühen 90er-<br />
Jahren musste sich der frühere Bestandteil des Kombinats<br />
Schiffbau Rostock am bereits aufgeteilten<br />
Forschungsmarkt als zusätzlicher Wettbewerber<br />
etablieren.<br />
Zum gelungenen „Freischwimmen“ trugen neben<br />
dem umfangreichen, historisch gewachsenen Knowhow,<br />
der guten technischen Ausstattung sowie den<br />
tragfähigen Kontakten zu Werften und Propellerherstellern<br />
in ganz Deutschland und darüber hinaus die<br />
Spezialisierung des Instituts auf drei Kernbereiche<br />
bei. Heute sind die Potsdamer anerkannte Experten<br />
für rechnergestützte Strömungssimulation und Propulsionssysteme<br />
– also alles, was mit Entwicklung<br />
und Optimierung von Propellern zu tun hat.<br />
Zudem setzte sich die Industrieforschungseinrichtung<br />
als kleiner, schneller und deshalb gefragter<br />
Dienstleister im Schiffbau-Versuchswesen durch. Auftraggeber<br />
sind meist Mittelständler, die zu etwa 80<br />
Prozent aus Deutschland kommen. Für sie engagiert<br />
sich das Team der SVA vor dem Hintergrund eines<br />
knallharten internationalen Wettbewerbs. Galten im<br />
deutschen Schiffbau lange die Südkoreaner als Jobkiller,<br />
drängen nun zusätzlich chinesische Anbieter<br />
massiv auf den Weltmarkt. Gegen deren Dumping-<br />
Preise kann die Branche sich nur mit klarem Technologie-Vorsprung<br />
behaupten.<br />
Langfristig lässt dieser sich jedoch nicht ausschließlich<br />
auf der Basis von Industrieaufträgen sichern, da<br />
Aus Potsdam für die sieben Weltmeere: Modell eines von<br />
der SVA optimierten Halbschweberuders<br />
die Unternehmen keine Vorlaufforschung finanzieren.<br />
In aller Welt unterstützen Staaten deshalb<br />
ihre maritimen Zukunftsträger – im EU-Raum häufig<br />
über nationale Förderprogramme, in den USA<br />
beispielsweise durch subventionierende Milliardenaufträge<br />
des Verteidigungsministeriums. Die SVA<br />
finanziert ihre FuE-Leistungen teilweise über Fördermittel<br />
und sichert so die eigenen und Arbeitsplätze<br />
bei regionalen Netzwerk-Partnern.<br />
Dem gemeinnützigen Unternehmen, dessen Gesellschafter<br />
zu je einem Drittel das Management, die<br />
Belegschaft und ein Förderverein aus Branchenunternehmen<br />
und -experten sind, geht es nicht um<br />
Gewinnmaximierung. Vielmehr arbeitet das Institut<br />
an kontinuierlichem Know-how-Zufluss für die ganze<br />
Branche und damit an der Zukunft vieler Arbeitsplätze<br />
in den deutschen Werften und ihren Zulieferern.<br />
Jedes einzelne Schiff kostet das X-fache der<br />
vergleichsweise kleinen, aber hoch innovativen Potsdamer<br />
Einzelprojekte. Aber letztlich entscheiden<br />
manchmal Detaillösungen, wer den Auftrag etwa für<br />
ein riesiges Containerschiff bekommt.<br />
Zum Beispiel Lösungen zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit.<br />
Um große Einheiten in engen Hafenbecken<br />
möglichst unkompliziert rangieren und<br />
dabei gleichzeitig Schlepper und Personal einsparen<br />
zu können, kamen vor 40 Jahren u. a. so genannte<br />
Heckstrahler auf. Meist zwei davon pumpen mittels
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
starker Elektromotoren Wasser mit großem Druck<br />
quer zur Schiffsachse. Diese Kraft erleichtert Richtungsänderungen<br />
ohne Vorschub. Ein mit 2.000<br />
Containern beladenes Schiff braucht aber bereits<br />
Strahler-Motoren mit 800 kW Antriebsleistung. Eine<br />
Reduzierung der Motorenzahl auf einen oder gar<br />
deren kompletter Wegfall würde Energieverbrauch<br />
und Kosten deutlich verringern – so lautete eine der<br />
Aufgabenstellungen.<br />
Einen Ausweg bieten optimierte Ruder, die eine<br />
größere Querkraft, fachsprachlich höheren Auftrieb<br />
erzielen. Und so forschte ein junges Team um Dipl.-<br />
Ing. Marc Steinwand (Foto S. 12, li.) mit Teilfinanzierung<br />
durch BMWi-Mittel und Datenmaterial einer<br />
Rostocker Werft, wie das Profil eines herkömmlichen<br />
Halbschweberuders, bei dem die obere Hälfte starr<br />
mit dem Schiff verbunden und nur der untere Teil<br />
beweglich ist, verbessert werden kann. Einfache<br />
Montage, geringe Kosten und maximaler Auftrieb<br />
bei Hafen- und Revierfahrten mit geringer Geschwindigkeit<br />
lauteten die Wünsche des Industriepartners.<br />
Und tatsächlich fanden der 33-jährige Strömungsmechaniker,<br />
Absolvent der TU Berlin, und seine Kolleg-<br />
Innen gemeinsam mit einem versierten Ruderbau-<br />
Unternehmen eine praxistaugliche Lösung. Sie modifizierten<br />
Geometrie und Profil des Ruders so, dass<br />
sich über einen größeren Anstellwinkel Querkraft<br />
und Widerstand erhöhen und so das Ruder eigene<br />
01|2006<br />
„Bremskraft“ entwickelt. Die Werft will diese Ruder-<br />
Weiterentwicklung nun ihren Kunden als klaren<br />
Kostenvorteil schmackhaft machen.<br />
Fachpublikationen der SVA begleiten das Marketing.<br />
Im Erfolgsfall füllen sich die Auftragsbücher des entwicklungsbeteiligten<br />
Ruderbauers ebenso wie die<br />
Montagedocks der Aker Warnow Werft in Rostock.<br />
Die Potsdamer Wissenschaftler haben durch das Projekt<br />
die Kundenbindung gefestigt, ihre Messtechnik<br />
verfeinert und Know-how hinzugewonnen, das sie<br />
nun bei weiteren Industrieprojekten ihren Kunden<br />
zur Verfügung stellen. Jetzt hoffen sie auf Folgeaufträge,<br />
beispielsweise ein Feintuning des neuen<br />
Ruderprofils nach erster Praxiserfahrung. Bis die<br />
Brandenburgs längste Schwimmhalle: Hier werden Modelle von Wasserfahrzeugen unter realistischen Bedingungen getestet<br />
kommen, ist Steinwand schon mit den nächsten<br />
Industrieaufträgen befasst. Das neue Wissen kommt<br />
ihm dabei massiv zu Gute. „Im September werden<br />
wir unser optimiertes Ruder in Hamburg auf der<br />
weltgrößten Schiffbaumesse SMM vorstellen. Das<br />
internationale Interesse dürfte beträchtlich sein“,<br />
freut sich der SVA-Entwickler. ◆<br />
Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam GmbH<br />
13<br />
Gründung: 1953, Privatisierung 1993<br />
Mitarbeiter: 47<br />
Umsatz: 3 Mio. Euro (2005)<br />
Fördermittelanteil: gut 50 Prozent
14<br />
Durch dick & dünn<br />
www.sonotec.de<br />
Was hat ein zunächst düsterer Keller mit dem viel<br />
gepriesenen Aufschwung Ost zu tun? Diese dunklen<br />
Räumlichkeiten in einer alten Jugendstilvilla waren<br />
im Gründungsjahr 1991 für die Hallenser Hightech-<br />
Firma SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH<br />
Startplatz für bilderbuchartigen Erfolg. Eine solche<br />
Erinnerung an die Anfänge eines Ingenieurbüros,<br />
das mit eigener Forschung schon damals ersten<br />
Umsatz gemacht hat, bringt das Wort „unglaublich“<br />
fast von allein auf die Zunge. Im Konferenzraum des<br />
Applikationsspezialisten für Ultraschallsensorik<br />
hängen zwei Fotoreihen: rechts die verschiedenen<br />
Firmensitze im Wandel der Zeiten, links Innovationspreise,<br />
Auszeichnungen, Zertifikate. Die beiden<br />
Gründer von damals – erst Physikstudenten der<br />
Martin-Luther-Universität in Halle/Saale, dann Arbeits-<br />
und Teamkollegen der rund um die Mitte der<br />
80er-Jahre aufkommenden Ultraschallsonografie –<br />
sind die Geschäftsführer von heute: Dr. Santer zur<br />
Horst-Meyer und Hans-Joachim Münch.<br />
Das Geschäftsführerduo zieht jetzt 15 Jahre an einem<br />
gemeinsamen Strang. Trotz anhaltenden Investitionsstaus<br />
in Deutschland mit der Folge, dass sich<br />
kundenspezifische Sensorik in der Breite des Marktes<br />
oft im Ausland besser als vor der eigenen Haustür<br />
verkauft, halten beide einen erneuten Wachstumssprung<br />
ihrer Firma, die Verdopplung des Umsatzes<br />
und Einstellung von weiteren zehn, zwanzig Fachkräften<br />
für machbar. Mittlerweile stehen 50 Beschäftigte<br />
auf der Gehaltsliste – nicht wenige von ihnen<br />
sind ehemalige Lehrlinge, die SONOTEC seit 1995<br />
ausgebildet hat.<br />
Mit Ultraschallsensorik vor 15 Jahren gestartet:<br />
Dr. Santer zur Horst-Meyer und Hans-Joachim Münch<br />
Quelle für Wachstum, Umsatz und<br />
Beschäftigung sind von je her Innovationen.<br />
Mit Ultraschall-Lecksuchgeräten für Pipelines<br />
oder auch Druckluftleitungen, SONAPHONE<br />
genannt, strebt SONOTEC die Marktführerschaft in<br />
Europa an. Auch in der Medizintechnik hat das Unternehmen<br />
mit patentierten Luftblasen-Detektoren<br />
längst Fuß gefasst. Eingesetzt bei der Dialyse, erkennen<br />
diese Sensoren von außen durch die flüssigkeitsdurchströmte<br />
Schlauchleitung hindurch gefährliche<br />
Luft- und Gasblasen und schlagen Alarm. Nach zweieinhalb<br />
Jahren Entwicklungszeit in Zusammenarbeit<br />
„Wir betrachten Fördermittel als Hilfe zur<br />
Selbsthilfe und werden eines Tages völlig ohne<br />
diese Zuschüsse auskommen. Im Ergebnis sämtlicher<br />
bisherigen Förderung wurden bei<br />
SONOTEC mehr als 20 dauerhafte Arbeitsplätze<br />
geschaffen; im Rahmen der beiden INNO-WATT-<br />
Projekte allein vier.“<br />
Hans-Joachim Münch,<br />
Geschäftsführer SONOTEC GmbH, Halle<br />
mit Fresenius Medical Care erst im Vorjahr marktreif<br />
geworden, sollen 2006 einige tausend dieser Neuentwicklungen<br />
verkauft werden. „Kern-Highlight“, wie<br />
Hans-Joachim Münch die messtechnische Innovation<br />
mit den meisten Zukunftschancen nennt, sind bei<br />
SONOTEC jedoch kundenspezifische Sensoren für die<br />
Schallumwandlung. Auch bei den beiden derzeitigen<br />
INNO-WATT-Projekten geht es darum. Projekt 1:<br />
Prüfköpfe in kaskadierten Bögen, so genannte Segmentsensoren,<br />
umfassen dabei den gesamten Umfang<br />
von Kunststoffrohren und können so bei der<br />
Rohrherstellung Materialfehler wie zu dünne Wandstärke,<br />
Lunkern oder Risse signalisieren. Beim zweiten<br />
FuE-Vorhaben entwickeln die Hallenser speziell<br />
zum Einsatz in Walzwerken eine Art hoch auflösenden<br />
Ultraschallscanner mit bis zu 40 Prüfköpfen. Die<br />
Überwachungstechnik über die gesamte Blechbreite<br />
hinweg ermöglicht ebenfalls einen Quantensprung<br />
in der Qualitätssicherung. ◆<br />
SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH<br />
Gründung: 1991<br />
Mitarbeiter: 50 (Perspektive: bis 80)<br />
Umsatz: 3,5 Mio. Euro (2005,<br />
plus 40 Prozent gegenüber 2004)
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
Hightech für reinen Genuss<br />
www.apparatebaundh.com<br />
Die Apparatebau Nordhausen GmbH kann auf eine<br />
181-jährige Geschichte zurückblicken. 1825, als die<br />
welterste Einschienenbahn in Betrieb ging und das<br />
Moskauer Bolschoi-Theater öffnete, wurde das<br />
Weigel-Werk gegründet. Als spätere Aktiengesellschaft<br />
mutierte die Firma vor 100 Jahren zum Weltmarktführer<br />
bei Sudhäusern. Zu DDR-Zeiten als<br />
Apparatebau Nordhausen bis in die Mongolei bekannt,<br />
setzt das Unternehmen heute zunehmend auf<br />
Innovationen.<br />
Mit Diplomingenieur Andreas Hichert, der seit 2002<br />
auf dem Chefsessel sitzt, haben beim international<br />
tätigen Anlagenbauer verstärkt eigene Hightech-Entwicklungen<br />
Einzug gehalten. Auch durch effizientere<br />
Fertigung (ohne Arbeitsplatzabbau) ist es dem heute<br />
42-Jährigen gelungen, in einer Branche mit hohem<br />
Globalisierungsdruck ein betriebswirtschaftliches<br />
Wunder zu schaffen: In nur drei Jahren wurde der<br />
Umsatz mehr als verdoppelt. Hichert kann heute entspannt<br />
behaupten: „Wir sind der viertgrößte und<br />
zweitälteste Brauanlagenhersteller Deutschlands, von<br />
dem noch viel Neues zu hören sein wird.“<br />
Nordhausen hat erst kürzlich wieder die Branche der<br />
Bierbrauer mit einer Neuentwicklung aufhorchen<br />
lassen. Angeboten wird ein leistungsfähiger neuer<br />
Läuterbottich in verschiedenen Baugrößen, in dem<br />
Maische und Würze in verkürztem Intervall extrahiert<br />
werden können. Die Anregungen für die dazu<br />
nötigen konstruktiven Veränderungen hatte ein<br />
01|2006<br />
Am Läuterbottich der Brauerei Landsberg: Projektleiter Frank Richardt, Monteur Lutz Zellmer und Apparatebau-Chef Andreas Hichert<br />
Diplomand nach Analyse der Prozessabläufe in die<br />
Firma eingebracht, der mittlerweile zum Chefprojektanten<br />
mit Festeinstellung aufgestiegen ist. Im Ergebnis<br />
werden jetzt binnen 24 Stunden zwölf anstatt bisher<br />
nur acht Suddurchläufe möglich.<br />
Die softwaretechnische Prozessoptimierung mit großtechnischer<br />
Begleitung durch zwei Ingenieure in der<br />
Brauerei Landsberg in Sachsen-Anhalt ist Thema<br />
eines INNO-WATT-Projektes. „Durch die Förderung<br />
haben wir das große Glück, neue Erkenntnisse in<br />
Highend-Produkte und in wirtschaftliche Aufträge<br />
umzusetzen“, zeigt sich der Geschäftsführer überzeugt.<br />
Für ein so komplexes Thema, durch dessen Realisierung<br />
im Unternehmen der Umsatz mit Brauereianlagen<br />
binnen eines Jahres von 30 auf 55 Prozent<br />
steigen soll, hätte die finanzielle Decke seiner Firma<br />
längst nicht ausgereicht. ◆<br />
Apparatebau Nordhausen GmbH<br />
15<br />
Gründung: 1825 als Weigel-Werke,<br />
MBO-Privatisierung 1990<br />
Mitarbeiter: 68<br />
Umsatz: 2,7 Mio. Euro (2002),<br />
6,1 Mio. Euro (2005)
16<br />
Tief unten ganz vorn<br />
www.innomar.com<br />
Lüftet Geheimnisse am Meeresboden: Sabine Müller, Geschäftsführerin<br />
des Rostocker Echolotherstellers Innomar GmbH<br />
Vom Anspruch her sollen Technologiezentren „schnelle<br />
Brüter“ für junge Forschungsfirmen sein, die nach<br />
wenigen Jahren flügge werden und das warme Nest<br />
verlassen. Bei der Innomar Technologie GmbH Rostock<br />
– einem Echolothersteller mit weltweiten Echowirkungen<br />
auf seine neuen Systeme – ging diese Philosophie<br />
auf. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister<br />
Dr. Otto Ebnet ließ es sich im Sommer 2005 deshalb<br />
nicht nehmen, an der Einweihung des Neubau-Firmensitzes<br />
teilzunehmen.<br />
Innomar hat an der Ostseeküste Leuchtturmfunktion,<br />
obwohl die innovativen Entwicklungen auf die<br />
Ortung und Erkundung des Meeresbodens ganz tief<br />
nach unten zielen. Das junge Technologieunternehmen<br />
gibt in zweierlei Hinsicht ein Beispiel. Gegründet<br />
von Prof. Gert Wendt und seinen ehemaligen Studenten<br />
Sabine Müller und Jens Lowag, steht es für die<br />
gelungene Verwertung universitären Vorlaufwissens<br />
und zugleich dafür, dass Ergebnisse der Anwendungsforschung<br />
in einer Nische schon binnen weniger<br />
Jahre zum Welterfolg werden können. Das Entwicklungs-<br />
und Produktionsunternehmen setzt nicht nur<br />
mit seinen international unvergleichlichen Sedimentecholoten<br />
Maßstäbe. Auch das Ambiente des Chefbüros<br />
nach dem Motto „Wer inhaltlich kreativ sein<br />
will, der wählt dafür eine besondere Form“ bringt<br />
den Gast etwas ins Staunen: Wer von Geschäftsführerin<br />
Sabine Müller, Mutter zweier Kinder, in den<br />
Raum mit Kiefernholzmöbeln gebeten wird, fühlt<br />
sich zwischen Wikingerfiguren und naiver Malerei<br />
sofort heimisch. Kaum ein Gedanke daran,<br />
dass sich von hier aus beispielsweise die<br />
Neugier von Erdölmultis, großer Baggerunternehmen<br />
und vieler Universitäten<br />
wecken lässt. Die Nachfrage nach den<br />
neuen Sedimentecholoten für die Meeresbodenerforschung,<br />
deren Wirkprinzip auf<br />
nichtlinearer Akustik beruht und die – je<br />
nach Version – sowohl im Flachwasser als<br />
auch in der Tiefsee eingesetzt werden, ist<br />
indes enorm. Die Off-Shore-Industrie (neben<br />
Erdgas und Erdöl zunehmend auch Windparks)<br />
ist genauso an Echolotbildern vom<br />
Seeboden interessiert wie Bauherren von<br />
Wasserstraßen oder der berühmten „Palm<br />
Islands“ in Dubai. Die Genauigkeit solcher<br />
Messungen mit akustischer Ortungstechnik<br />
à la Innomar verblüfft selbst Experten<br />
immer wieder: Weichsedimente in flachen<br />
Gewässern können bis 50 Meter tief<br />
„durchleuchtet“ werden. Kommen die bis<br />
zu 300.000 Euro teuren Rostocker Geräte für Tiefseeanwendungen<br />
zum Einsatz, gibt der Meeresboden<br />
zwei, drei Kilometer unter dem Wasserspiegel sogar<br />
seinen Schichtaufbau bis in eine Tiefe von über 100<br />
Metern preis.<br />
Weitere Messmöglichkeiten eröffnen die vergleichsweise<br />
leichten und damit mobil einsetzbaren Innomar-Echolote<br />
auch für Umweltuntersuchungen, wie<br />
sie die Uni Trier derzeit bei der Klimaforschung an<br />
chilenischen Fjorden bzw. die Uni Jena im Hochland<br />
von Tibet betreiben. Selbstredend verfügt auch das<br />
Warnemünder Institut für Ostseeforschung über die<br />
Neuentwicklung von nebenan. Das Rostocker Unternehmen<br />
hält mehrere Verfahrenspatente, bietet eigene<br />
Messdienstleistungen an und komplettiert seine<br />
Geräteinnovationen mit selbst entwickelter Software<br />
zur Messdatenauswertung. Das kommt bei Kunden<br />
genauso gut an wie die Tatsache, dass die Echolote<br />
samt notwendiger Schallwandler erstmals auch<br />
tragbar sind. Statt 300 kg wie bei herkömmlichen<br />
linearen Verfahren mit ähnlichen akustischen Eigenschaften<br />
wiegen die Schallwandler nur noch 25 kg.<br />
Beim nichtlinearen System, das mit Unterstützung<br />
des BMWi gerade für Tiefseeanwendungen u. a.<br />
durch Tauchroboter weiterentwickelt wird, erzeugt<br />
eine Mischfrequenz einen vergleichsweise hohen<br />
Schalldruck. Gegenüber üblichen Echoloten kann<br />
damit zwar nur eine winzige Fläche abgetastet werden,<br />
dies aber dafür hoch auflösend und bis in tief
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
liegende Schichten hinein. Dieses neue Ortungsprinzip,<br />
an dem Prof. Wendt schon vor der Wende gearbeitet<br />
hatte, mündete in einen seinerzeit vom BMBF<br />
begleiteten Verfahrenstest.<br />
An diesem Punkt – man schrieb das Jahr 1997 – wurde<br />
Innomar gegründet, um das technische Wissen in<br />
ein vermarktbares Produkt überzuleiten. Sabine<br />
Müller erinnert sich an das erste Klinkenputzen, das<br />
beispielsweise in Deutschland total scheiterte, aber<br />
im benachbarten Holland bei einer großen Baggerfirma<br />
zu einer ersten Referenz führte. Inzwischen ist<br />
Innomar zwischen China, Indien, der arabischen<br />
Welt und Südamerika sowie fast überall in Europa<br />
ein begehrter Partner. „Nur der deutsche Markt ist<br />
nach wie vor noch ziemlich konservativ, obwohl das<br />
Eis langsam bricht“, konstatiert die Chefin.<br />
Blick unter den Meeresboden: Echogramme geben<br />
Einblick in die Sedimentstruktur<br />
Ohne die damaligen Fördermittel und die beiden aufeinander<br />
folgenden aktuellen INNO-WATT-Projekte<br />
„könnten wir solche risikoreichen Entwicklungen<br />
überhaupt nicht anfassen“, sagt die diplomierte Elektrotechnikerin<br />
unumwunden. Um von Berlin eine<br />
Teilfinanzierung über insgesamt 180.000 Euro zu<br />
erhalten (45 Prozent der Gesamtprojektkosten), habe<br />
Innomar Eigenmittel in Höhe von 220.000 Euro aufbringen<br />
müssen. „Auch das war für uns als kleine<br />
Firma, gleichwohl sie seit Jahren beständig in ihrem<br />
Umsatz um mindestens zehn Prozent wächst, absolut<br />
keine Kleinigkeit.“ ◆<br />
Innomar Technologie GmbH, Rostock<br />
Gründung: 1997<br />
Mitarbeiter: 12 (davon 6 FuE)<br />
Umsatz: 1,5 Mio. Euro (2005)<br />
I-<strong>PROM</strong>inent<br />
01|2006<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands<br />
hängt wesentlich von der Innovationskraft der Unternehmen<br />
ab. Besonders KMU haben Probleme, die Ressourcen<br />
für ausreichende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
bereitzustellen. Genau hier setzt<br />
INNO-WATT an. Die Erfolgskontrolle des Programms<br />
zeigt glasklar – dieser Weg ist erfolgreich, muss weitergeführt<br />
werden. Wenn in den geförderten Unternehmen<br />
Umsatz, Export und Beschäftigung nachweisbar<br />
deutlich ansteigen, wird genau das Ziel des<br />
Programms erreicht. Um diese Entwicklung zu verstetigen,<br />
brauchen wir Kontinuität im Programm. Dazu<br />
kommt, dass die Vorlaufforschung externer Forschungseinrichtungen<br />
dringend Unterstützung<br />
braucht. INNO-WATT war und ist eine gute Idee!<br />
Andreas Lämmel MdB, CDU<br />
Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie<br />
Wirtschaft und Technologie sind in dieser Legislaturperiode<br />
noch mehr als in der Vergangenheit zusammengeführt<br />
worden – die notwendige Verbindung von<br />
Wissenschaft und Wirtschaft ist für die Große Koalition<br />
Programm. Ich verbinde dies mit der Hoffnung,<br />
dass gerade für Ostdeutschland neue Impulse freigesetzt<br />
werden. Erfolgreiche Politik müssen wir konsequent<br />
fortführen. So ist zum Beispiel das Forschungsförderprogramm<br />
INNO-WATT äußerst erfolgreich. Mit<br />
vergleichsweise geringen Fördersummen können mittelständische<br />
Industrieforschungsunternehmen und<br />
-institute ihre innovativen Ideen in marktfähige Produkte<br />
überführen. Weil in den neuen Bundesländern<br />
das Eigenkapital dafür oft nicht ausreicht, bietet<br />
INNO-WATT hier eine unverzichtbare Starthilfe. Die<br />
Förderung anwendungsnaher Forschung und Entwicklung<br />
hat sich als besonders effektiv erwiesen.<br />
Andrea Wicklein MdB, SPD<br />
Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie<br />
Mit INNO-WATT-Support entwickelte unser Unternehmen<br />
ein kostengünstiges, manipulationssicheres<br />
Mautsystem für einen asiatischen Kunden. Nur aus<br />
eigener Kraft wären wir dazu wirtschaftlich kaum in<br />
der Lage gewesen. Inzwischen ist eine Pilotanlage in<br />
Arbeit. Die in Aussicht stehenden Folgeaufträge hätten<br />
ein Volumen von über 1,2 Mio. Euro. Sie sichern einen<br />
Teil der 42 Arbeitsplätze in unserem Haus, etwa die<br />
gleiche Zahl bei Kooperationspartnern in Deutschland.<br />
Jürgen Spicher<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der Spicher GmbH, Halle/S.<br />
17
18<br />
Stabwechsel geglückt<br />
www.ihd-dresden.de<br />
Kaum bekannt, wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisch<br />
dafür umso bedeutsamer: Deutschland ist<br />
Holzland. 31 Prozent seiner Fläche sind mit Wald<br />
bedeckt, 185.000 Unternehmen der Branche erwirtschaften<br />
jährlich 181 Milliarden Euro. Kein Wirtschaftszweig<br />
schafft mehr Arbeit als Holz & Co.:<br />
1,3 Millionen Menschen finden hier ihre Existenzgrundlage.<br />
Die Bundesrepublik ist Europas größter<br />
Holzwerkstoff- und Papierproduzent und zusammen<br />
mit Italien Marktführer bei der Möbelherstellung.<br />
Nur mit ständig neuen, qualitativ verbesserten<br />
Produkten lassen sich diese Spitzenpositionen<br />
behaupten. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
unterstützt durch Förderung aussichtsreicher FuE-<br />
Projekte in der IHD Institut für Holztechnologie<br />
Dresden gGmbH diesen Anspruch. Spezialisiert auf<br />
Holzkunde, Holzwerkstoffe und Bodenbeläge, Lacke<br />
und Farben, Bindemittel, Material- und Umweltanalytik<br />
sowie Möbel und Bauelemente hat sich die<br />
gemeinnützige Forschungseinrichtung zu einem<br />
führenden Input-Lieferer der Branche entwickelt.<br />
Über viele Jahre wurde das Institut von einer bundesweit<br />
anerkannten Fachfrau geleitet, seit 2004 hat<br />
das IHD einen neuen Chef: Dipl.-Ing. Steffen Tobisch,<br />
40 Jahre und – wie er über sich schmunzelnd sagt –<br />
„Holzwurm aus Leidenschaft“. Er ist seit 1994 am<br />
Institut. Zehn Jahre später übernahm Tobisch den<br />
Staffelstab von Dr. Margot Scheithauer. Seither<br />
arbeitet er daran, ausgewiesene Stärken des Hauses<br />
in der Werkstoff-, Möbel- und Oberflächenforschung,<br />
flankiert von holzbiologischen, -chemischen und<br />
-physikalischen Forschungsbereichen, weiter auszuformen.<br />
In seiner noch kurzen Amtszeit musste er<br />
zugleich wirtschaftliche Prioritäten setzen, um den<br />
Erhalt der Traditionseinrichtung weiterhin langfristig<br />
zu sichern. Die Umstrukturierung – selbstredend<br />
ohne Entlassungen – ging mit der Konzentration auf<br />
besonders erfolgsträchtige Themen einher. Dazu<br />
gehört neben der Oberflächentechnologie auch die<br />
gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten. Das<br />
brandaktuelle Aufgabenfeld trägt einem massiven<br />
Markttrend Rechnung und zieht sich horizontal<br />
durch alle Geschäftsbereiche.<br />
Mit einem Forschungsprojekt auf dem Gebiet neuartiger<br />
Bindemittel gelang dem IHD im Bündnis mit<br />
einem ostdeutschen Industriepartner offensichtlich<br />
ein Volltreffer: Allein in Deutschland werden tausende<br />
Tonnen Bindemittel für die Herstellung von<br />
jährlich rund 14 Mio. m 3 Holzwerkstoffen verwen-<br />
„Unser neues Protein-Hybridsystem bringt<br />
deutschen und europäischen Unternehmen<br />
einen gravierenden Wettbewerbsvorteil.“<br />
Dipl.-Ing. Steffen Tobisch,<br />
Institutsleiter und Geschäftsführer Institut für<br />
Holztechnologie Dresden gGmbH<br />
det. Jedoch sind die kostengünstigen und wirtschaftlich<br />
bewährten Klebstoffe erneut als krebsverdächtig<br />
ins Gerede gekommen. Die bislang einzige wirtschaftlich<br />
sinnvolle Alternative sind Isocyanat-<br />
Klebstoffe. Diese „Sekundenkleber“ sind industriell<br />
aber nur kompliziert zu verarbeiten. Guter Rat war<br />
teuer, bis die Dresdner Proteine ins Spiel brachten.<br />
Die dabei untersuchten natürlichen Proteinsuspensionen<br />
gingen bislang als Nebenprodukte aus der<br />
Stärkeherstellung direkt in die Tierfutterproduktion.<br />
Unterstützt durch die Fachagentur Nachwachsende<br />
Rohstoffe sowie flankiert durch INNO-WATT-Mittel,<br />
entwickelten die IHD-Experten nun gemeinsam mit<br />
ihrem Partner Dynea in Erkner so genannte Phenol-<br />
Protein-Hybridsysteme. Damit kann der Formaldehyd-<br />
Gehalt bei gleicher Klebkraft um bis zu 90 Prozent
I ◆ <strong>PROM</strong> Das Innovationsmagazin<br />
Ersatz für gesundheitlich<br />
bedenkliche Kleber:<br />
neuartige Bindemittel auf<br />
Proteinbasis aus Dresden<br />
reduziert werden, obendrein sinken sogar die<br />
Produktionskosten der Bindemittel. Damit hat das<br />
IHD europaweit die Nase vorn. Die Entwicklungsarbeiten<br />
sind nahezu abgeschlossen, mehrere Patente<br />
für die Holzforscher gesichert. In Kürze laufen Industrieversuche<br />
an, die noch 2006 in die Markteinführung<br />
des neuen Klebstoffsystems münden sollen. Ein<br />
großer Bindemittelhersteller, der nahezu alle deutschen<br />
Verarbeiter beliefert, steht als Anwender und<br />
Vermarkter bereit. Bereits unterzeichnete Vereinbarungen<br />
garantieren dem IHD eine angemessene Umsatzbeteiligung.<br />
Das Geld wird bereits dringend erwartet, um in neue<br />
Forschungsvorhaben und in die weitere Instandhaltung<br />
des Instituts zu fließen. Denn anders als die<br />
Wissenschaftler-Kollegen institutionell geförderter<br />
Holzforschungseinrichtungen erhalten die Dresdner,<br />
wie viele private, gemeinnützige Forschungseinrichtungen<br />
in den neuen Ländern, keinerlei staatliche<br />
Grundfinanzierung. Vorlaufforschung, Anlagen-<br />
Ersatzinvestitionen und selbst Sanierungsarbeiten<br />
am Gebäude müssen deshalb Cent für Cent aus<br />
Industrieaufträgen erwirtschaftet werden und<br />
schmälern den Forschungsetat. Tobisch, auch ehrenamtlicher<br />
Landessprecher Sachsen im Industrieforscherverband<br />
VIU, spricht von einer „gravierenden<br />
Wettbewerbsverzerrung am Forschungsmarkt“.<br />
01|2006<br />
Staatliche Fördermittel erhält das IHD stets nur für<br />
FuE-Einzelvorhaben. Beim Protein-Projekt machten<br />
sie 75 Prozent der Kosten aus. Anders wären solche<br />
qualitativen Quantensprünge völlig undenkbar. Enthalten<br />
die Arbeiten daran doch stets ansatzweise<br />
auch Grundlagenelemente. Diese bezahlt die ausschließlich<br />
anwendungsorientierte Industrie jedoch<br />
nicht. Insgesamt macht die Förderung von Bund und<br />
Land rund 65 Prozent der Institutseinnahmen aus.<br />
Ohne diese Unterstützung wäre, so der Institutschef,<br />
nur eine Verwaltung vorhandenen Wissens, jedoch<br />
kein Zuwachs möglich. Seine Einrichtung müsste das<br />
Personal drastisch reduzieren und wäre auf einen<br />
Schlag national und erst recht international nicht<br />
mehr wettbewerbsfähig. Die direkten Auswirkungen<br />
fehlender Forschung auf den Holzindustriestandort<br />
Deutschland insgesamt nennt Tobisch „absehbar<br />
desaströs“. Deshalb bauen er und seine KollegInnen<br />
auf eine Fortsetzung der Industrieforschungs-Förderung<br />
in den neuen Ländern über 2008 hinaus.<br />
Zusätzlichen Rückenwind verspricht sich der IHD-<br />
Chef aus der intensivierten Interaktion natürlicher<br />
Verbündeter am traditionell „holzlastigen“ Standort<br />
Dresden. Hatte doch Heinrich Cotta schon 1816 im<br />
benachbarten Tharandt die Königlich-Sächsische<br />
Forstakademie begründet, deren Erbe heute über 20<br />
Lehrstühle der TU Dresden fortführen. In Verbindung<br />
mit anwendungsorientierter Forschung und etlichen<br />
größeren Verarbeitungsbetrieben sucht die Elbestadt<br />
als Branchenstandort bundesweit ihresgleichen.<br />
Künftig müssen diese Potenziale jedoch besser<br />
gebündelt werden. Ein wissenschaftliches Zentrum<br />
„Forst-Holz-Papier“ ist geplant, das Kooperationen<br />
organisieren und Synergien erschließen soll. Er<br />
werde alles dafür tun, dass Dresden künftig nicht<br />
nur mit Mikrochips und schnellen Autos, sondern<br />
auch mit modernster Holztechnologie in Verbindung<br />
gebracht werde, erklärt der 40-Jährige.<br />
Der Stabwechsel im IHD ist erkennbar gelungen.<br />
Er war für das Haus bedeutsam, zugleich symptomatisch<br />
für die ostdeutsche Industrieforscherszene:<br />
Eine Generation von Machern etablierte die<br />
Unternehmen und Einrichtungen in stürmischen<br />
Zeiten nach der Wende am Markt. Sie geht nun in<br />
den verdienten Ruhestand. Junge Fachleute füllen<br />
die Lücken und setzen den eingeschlagenen Kurs<br />
mit unverkennbar eigener Handschrift fort. ◆<br />
19
AUF EINEN BLICK:<br />
Was bringt INNO-WATT?<br />
Das Förderprogramm Innovative Wachstumsträger des BMWi bietet zukunftsorientierten kleinen und<br />
mittleren Unternehmen sowie gemeinnützigen Forschungseinrichtungen in den neuen Ländern und<br />
ganz Berlin einzigartige Chancen: Branchenübergreifend verwirklichen sie mit staatlicher Hilfe komplizierte<br />
oder risikoreiche Produkt- und Verfahrensentwicklungen, die sonst nicht zu Stande kämen.<br />
Das Programm hat sich als effizient und sehr rentabel erwiesen. Zunächst bis 2008 geplant, trägt<br />
INNO-WATT damit zu wesentlichen Voraussetzungen für eine sich selbst tragende Wirtschaftsentwicklung<br />
in Ostdeutschland bei.<br />
DIE PROGRAMMZIELE<br />
◆ Ausgleich fortwirkender, historisch<br />
bedingter Wettbewerbsnachteile<br />
◆ Schaffung dauerhaft<br />
leistungsfähiger Träger regionalen<br />
Wachstums mit Umfeldwirkung<br />
◆ Sicherung bestehender<br />
Arbeitsplätze und Schaffung neuer<br />
Beschäftigung<br />
◆ Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Gesamtstandorts Deutschland<br />
IMPRESSUM<br />
DER WEG<br />
HERAUSGEBER Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
(BMWi)<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit/P3<br />
11019 Berlin<br />
www.bmwi.de<br />
BESTELLADRESSE EuroNorm GmbH, Projektträger des BMWi<br />
für das Programm „INNO-WATT“<br />
Stralauer Platz 34, 10243 Berlin<br />
www.inno-watt.de<br />
Nicht zurückzuzahlende Zuschüsse:<br />
40 bis 75 Prozent der Projektkosten<br />
für<br />
◆ Personal<br />
◆ projektbezogene<br />
Forschungsarbeiten Dritter<br />
◆ Schutzrecht-Sicherung der FuE-<br />
Ergebnisse<br />
◆ Zulassungen, Prüfungen<br />
◆ Abschreibungen auf vorhabensspezifische<br />
Ausrüstungen und Geräte<br />
und andere projektbezogene<br />
Kosten<br />
◆ intensive Betreuung durch Projektträger<br />
und BMWi<br />
◆ konsequente Kontrolle der korrekten<br />
und erfolgreichen Mittelverwendung<br />
KONZEPT / RED. Checkpoint Media, Berlin<br />
GESTALTUNG Claudia Drescher, Berlin<br />
FOTOS Sven George, BMWi (5), Innomar (17)<br />
DRUCK druckpunkt, Berlin<br />
DIE WIRKUNGEN<br />
CORPORATE DESIGN Atelier Hauer + Dörfler, Berlin<br />
◆ Umsetzung von jährlich ca.<br />
450 erfolgreichen FuE-Projekten<br />
◆ seit 2004: 506 geförderte<br />
innovative Unternehmen und Industrieforschungseinrichtungen<br />
mit<br />
14.700 Mitarbeitern einbezogen –<br />
davon 7.086 in FuE<br />
◆ Schaffung von ca. 5 Jahren zusätzlicher<br />
Beschäftigung je gefördertes<br />
Mannjahr in FuE<br />
◆ ein Euro Fördermittel bewirkt<br />
14 Euro Umsatz<br />
Stand: März 2006<br />
I-<strong>PROM</strong> liegt auf dem Server des BMWi im PDF-Format unter http://www.bmwi.de (Service/Bestellservice/Publikationen I-<strong>PROM</strong>) vor.<br />
Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie unentgeltlich herausgegeben. Sie ist<br />
nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Das gilt<br />
für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen<br />
und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informations- oder Werbemittel.<br />
Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese<br />
Broschüre dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die<br />
als Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.