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Konflikte in Banken – Prävention und Lösung - ABG

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Inhalt eG !! Titel <strong>Banken</strong> Market<strong>in</strong>g Verb<strong>und</strong> Steuer Recht!! TIPPS zur Kommunikationmit Presse <strong>und</strong> ÖffentlichkeitKommunikation<strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>Banken</strong> –Prävention <strong>und</strong> LösungPatrick Schewe, <strong>ABG</strong>Herr Müller: „...da kann man sowieso nichts machen. Bei dem Schmidtist Hopfen <strong>und</strong> Malz verloren. Mit dem red ich doch gar nicht mehr.Wenn der es nicht von selbst merkt...“Überall, wo Menschen zusammenarbeiten,gibt es unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen<strong>und</strong> Ideen, wie etwas am Bestengel<strong>in</strong>gen kann. Auch treffen unterschiedlichepersönliche Ziele aufe<strong>in</strong>ander, sodass das Entstehen von Interessenkonfliktenganz natürlich ist. Diese <strong>Konflikte</strong>können belastend se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Angst <strong>und</strong>Stress erzeugen oder ihre Spannung kannals treibende <strong>und</strong> motivierende Kraft füre<strong>in</strong> lebendiges <strong>und</strong> <strong>in</strong>novatives Mite<strong>in</strong>andergenutzt werden. Hierfür s<strong>in</strong>d zweiFaktoren ganz entscheidend:1. Verantwortungsübernahmedes E<strong>in</strong>zelnenVerantwortung zu übernehmen heißt, dieeigenen Interessen <strong>und</strong> Erwartungenklar zu formulieren <strong>und</strong> dabei auch offenfür die Vorschläge <strong>und</strong> Ideen der anderenzu se<strong>in</strong>. Der E<strong>in</strong>zelne sollte sichfragen, was er dazu beitragen kann, dassse<strong>in</strong>e eigenen sowie die geme<strong>in</strong>samenZiele erreicht werden können.2. Professionelle FührungProfessionell zu führen heißt, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungenherzustellen, die e<strong>in</strong>egute <strong>und</strong> fruchtbare Zusammenarbeit ermöglichen<strong>und</strong> unter welchen die Potenzialedes E<strong>in</strong>zelnen genutzt werden. Sokönnen alle Beteiligten ihre Interessen<strong>und</strong> Erwartungen formulieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<strong>und</strong> sicher se<strong>in</strong>, dass diese auchernst genommen <strong>und</strong> – soweit möglich –<strong>in</strong> der Arbeitsplanung <strong>und</strong> -gestaltungberücksichtigt werden. ProfessionelleFührung heißt auch, <strong>in</strong> regelmäßigen Abständenoffene Gespräche über die Zusammenarbeitzu führen.Und wenn ke<strong>in</strong>e Verantwortungsübernahme<strong>und</strong> professionelleFührung gegeben ist?Bezogen auf das E<strong>in</strong>gangsbeispiel, führtdas dazu, dass Herr Müller die Zusammenarbeitmit Herrn Schmidt auf dasNötigste reduzieren <strong>und</strong> eventuell nurnoch schriftlich mit ihm kommunizierenwird, um gerade so mit ihm auskommenzu können. Dass dadurch Ideen <strong>und</strong> Arbeitsfreudebee<strong>in</strong>trächtigt sowie das Betriebsklimabelastet werden, versteht sichvon selbst.Und wenn sogar der Vorgesetzte glaubt,dass es wenig S<strong>in</strong>n macht, noch mit HerrnSchmidt zu sprechen, wird dieser diesspüren <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nen, sich <strong>in</strong>nerlich vonder Bank zu lösen. Diese <strong>in</strong>nere Kündigungbedeutet, dass Herr Schmidt beschlossenhat, die Bank nicht zu verlassen.Vielmehr wird er <strong>in</strong> Zukunft penibeldarauf achten, sämtliche Vorteile se<strong>in</strong>erPosition zu nutzen <strong>und</strong> nur noch das M<strong>in</strong>imalsollgerade eben zu erfüllen.Ist dieses Stadium erreicht, spricht manvon e<strong>in</strong>em „kalten Konflikt“. E<strong>in</strong>e Konfliktparteizieht sich <strong>in</strong>nerlich zurück(„Me<strong>in</strong> Chef ist für mich gestorben <strong>und</strong>die Bank ebenfalls!“).Der Mitarbeiter macht Dienst nachVorschrift <strong>und</strong> verhält sich gegenüberdem betreffenden Vorgesetzten neutraloder sogar überhöflich, aber kalt. Hatteder Mitarbeiter früher gerne diskutiert,so ist er heute zum unkritischen Ja-Sagergeworden. Kollegen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en gegenübertritt er unmotiviert auf. Erspricht nicht mehr von unserer, sondernvon der Bank, von denen da oben usw.Doch bevor es so weit kommt, ist schonvieles schief gelaufen.Die Eskalationsphasen von<strong>Konflikte</strong>n<strong>Konflikte</strong> lassen sich <strong>in</strong> die folgenden Eskalationsphasene<strong>in</strong>teilen.Phase 1: Oft beg<strong>in</strong>nt es harmlos. Man ärgertsich über den anderen <strong>und</strong>versucht, ihn bei passender Gelegenheitmit spitzen Bemerkungenzu treffen. In dieser Phase!!Patrick Scheweist Berater für Konfliktmoderation <strong>und</strong> Teamentwicklungan der Akademie BayerischerGenossenschaften. Tel.: (0 84 61) 6 50-1362.s<strong>in</strong>d Spaß <strong>und</strong> Ernst noch nichte<strong>in</strong>deutig zu unterscheiden.Phase 2: In Phase 2 kommen erste Anfe<strong>in</strong>dungen<strong>und</strong> Verletzungen<strong>in</strong>s Spiel. Noch schlucken dieBetroffenen diese runter <strong>und</strong>machen gute M<strong>in</strong>e zum bösenSpiel aus Angst, als kle<strong>in</strong>kariertwahrgenommen zu werden. Sietun so, als ob ihnen das Ganzenicht ernsthaft etwas ausmacht.Innerlich aber beg<strong>in</strong>nt es bei ihnenlangsam zu kochen. In e<strong>in</strong>emgünstigen Moment könnte manden anderen ja e<strong>in</strong>fach daraufansprechen, aber die günstigeGelegenheit ergibt sich leidernie. Und außerdem ist man sichnicht sicher, ob man die Angelegenheitnicht e<strong>in</strong> wenig überbewertet<strong>und</strong> alles vielleicht dochgar nicht so schlimm ist.Phase 3: In dieser Phase werden weitereEreignisse verzerrt <strong>und</strong> konflikt<strong>in</strong>tensivierendwahrgenommen.Diese Wahrnehmung kann berechtigtse<strong>in</strong>, wie z.B. bei nichte<strong>in</strong>gehaltenen Absprachen oderverletzenden Äußerungen, siekann aber auch unberechtigtse<strong>in</strong>, wie z.B. bei Unstimmigkeitenaufgr<strong>und</strong> von Missverständnissen.Und so füllt sich dasFass, das irgendwann überlaufenwird. Mit der Sache an sichhat dies alles nur noch wenig zutun; massive Störungen der Beziehungzwischen den Beteilig-28Genossenschaftsblatt ● 7.2003


VersicherungWirtschaftInternWuDAgrarBildungOnl<strong>in</strong>eInserateten dom<strong>in</strong>ieren die Sachverhalte.Durch weitere kle<strong>in</strong>e Vorfälleist dann schnell die viertePhase erreicht.Phase 4: Nun gibt es ke<strong>in</strong> Zurück mehr.Mit zunehmender Eskalationverlieren die Beteiligten das ursprünglicheStreitthema immermehr aus den Augen <strong>und</strong> bewegensich nur noch auf der persönlichenEbene. Spätestens jetztwird klar, dass der Konflikt angesprochenwerden muss. Jedochherrschen möglicherweiseRatlosigkeit <strong>und</strong> Angst davor,wie man die Sache ansprechenkann, ohne dabei selbst außerKontrolle zu geraten.Phase 5: Diese Phase kann nach zwei sehrunterschiedlichen Mustern verlaufen.Konfliktmuster 1: Es kommtzum großen Knall. Die Konfliktparteiengeraten ane<strong>in</strong>ander, etwanach dem Motto: „Jetzt habeich mal richtig Dampf abgelassen<strong>und</strong> ihm me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung direkt<strong>in</strong>s Gesicht gesagt!“ Umdiese Entladung konstruktiv zunutzen, ist es unbed<strong>in</strong>gt notwendig,direkt nach dem „Knall“ geme<strong>in</strong>samdarüber zu sprechen,wie man <strong>in</strong> Zukunft mite<strong>in</strong>anderumgehen <strong>und</strong> zusammenarbeitenmöchte. E<strong>in</strong> solches Gesprächf<strong>in</strong>det jedoch selten statt.Viel häufiger kommt es zu e<strong>in</strong>emschnellen Rückzug <strong>und</strong> zur nachträglichenVerharmlosung der Situation(„Ich hatte halt e<strong>in</strong>enschlechtenTag; Schwamm drüberetc.“). Bei e<strong>in</strong>em solchen Ausgangist man nicht wirklich weitergekommen,daweder e<strong>in</strong>e Klärungstattgef<strong>und</strong>en hat noch e<strong>in</strong>eVere<strong>in</strong>barung getroffen wurde.Konfliktmuster 2: Im Gegensatzzum ersten Muster bleibt hierder „Knall“ aus. E<strong>in</strong>e der Parteienzieht sich so weit zurück,dass es zum E<strong>in</strong>frieren des <strong>Konflikte</strong>skommt, er also weiterh<strong>in</strong>besteht <strong>und</strong> konserviert wird(kalter Konflikt).Was können Sie tun, damit es erstgar nicht so weit kommt?Professionelle Führung ist die beste Konfliktprävention.Dazu gehört vor allem,dass Sie als Führungskraft regelmäßigeTeambesprechungen e<strong>in</strong>führen, <strong>in</strong> denenexplizit über die Art <strong>und</strong> Weise der Zusammenarbeitim Team gesprochen wird(strukturierte Teamreflexion). Dabei istwichtig, dass e<strong>in</strong>e Atmosphäre geschaffenwird, <strong>in</strong> der sich die e<strong>in</strong>zelnen Teammitgliederoffen zu unten stehenden Themenäußern können.!! Strukturierte TeamreflexionThemen:■ persönliche Empf<strong>in</strong>dungen, Stimmungen<strong>und</strong> Gedanken,■ Beziehung zu Kollegen <strong>und</strong> zum Vorgesetzten;Wahrnehmung des Umgangsmite<strong>in</strong>ander,■ Arbeitsabläufe, Aufgaben <strong>und</strong> Ziele,■ persönliche Wünsche <strong>und</strong> Forderungen(„wenn alles nur nach mir g<strong>in</strong>ge...“).Strukturierte Teamreflexionen sollten wenigstensalle drei Monate sowie immerdann durchgeführt werden, wenn schwierigeZeiten durchschritten werden. Dieprofessionelle Moderation solcher Teambesprechungenist nicht e<strong>in</strong>fach, kannaber von jedem erlernt werden.Führungssem<strong>in</strong>are bieten e<strong>in</strong>e guteMöglichkeit, Instrumente zur strukturiertenTeamsteuerung kennen zu lernen<strong>und</strong> zu tra<strong>in</strong>ieren.Und was können Sie tun, wenn derKonflikt bereits brodelt?Das Vorgehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Situationhängt von der Konfliktphase <strong>und</strong> demhierarchischen Verhältnis zwischen denBeteiligten sowie von der Anzahl der beteiligtenPersonen ab. Unabhängig davon,ob Sie Vorgesetzter oder Kolleges<strong>in</strong>d: die Aussprache mit dem Konfliktpartnerist das Erste, was Sie unternehmensollten. Folgende Punkte sollten Siedabei beachten:Vere<strong>in</strong>baren Sie kurzfristig (nicht mehrals drei Tage) e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> mit IhremKonfliktpartner. Sagen Sie ihm, worüberSie sprechen möchten, <strong>und</strong> wählen Siee<strong>in</strong>en neutralen Ort (Besprechungszimmer).Führen Sie Ihr Gespräch nach der<strong>in</strong> der Checkliste beschriebenen Struktur.!! Checkliste zur Konfliktbearbeitung■ Der E<strong>in</strong>stieg: Je heikler die „Vorgeschichte“ist, umso schneller sollten Sie zumThema kommen, das Sie beide beschäftigt.■ Problemabgrenzung: Wo genau liegt dasProblem? Was stört Sie konkret?Der Konflikt muss klar benannt werden.Verwenden Sie dazu Ich-Botschaften <strong>und</strong>verbalisieren Sie Ihre Empf<strong>in</strong>dungen.■ Zielermittlung: Nennen Sie Ihr Ziel imGespräch <strong>und</strong> fragen Sie Ihren Konfliktpartnernach se<strong>in</strong>em Ziel. AkzeptierenSie se<strong>in</strong> Ziel. (Das bedeutet nicht, dassSie zustimmen.)■ Geme<strong>in</strong>samkeiten: Betonen Sie Geme<strong>in</strong>sames(Bedürfnisse, Ziele etc.).■ Lösungsmöglichkeiten: Sammeln Siemöglichst viele Lösungen, ohne siezu werten.■ Bewerten: Bewerten Sie die gesammeltenVorschläge.■ Konkretisieren: Legen Sie geme<strong>in</strong>samganz genau fest, wie die Lösung aussieht.■ Umsetzung: Vere<strong>in</strong>baren Sie, wie dergeme<strong>in</strong>same Lösungsweg umgesetztwerden kann <strong>und</strong> wer was macht.Kann bei e<strong>in</strong>er Aussprache ke<strong>in</strong> fruchtbaresErgebnis erzielt werden, so ist esratsam, e<strong>in</strong>e dritte Person h<strong>in</strong>zuzuziehen.Voraussetzung ist, dass diese das Vertrauender Konfliktpartner genießt <strong>und</strong> übere<strong>in</strong> hohes Maß an sozialer Kompetenzverfügt.Ist der Konflikt bereits sehr weit fortgeschrittenoder s<strong>in</strong>d mehrere Personenbeteiligt, so ist es ratsam, e<strong>in</strong>en externenBerater zu beauftragen, der e<strong>in</strong>e Konfliktmoderationoder Teamentwicklungdurchführt. "Genossenschaftsblatt ● 7.200329

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