mittendrin - Ernst von Bergmann
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14 Medizin & Pflege<br />
A/H1N1<br />
Schweinegrippe<br />
Novel flu<br />
Saisonale Grippe<br />
Aktuelle Informationen<br />
aus der Infektiologie<br />
Das Thema Schweinegrippe kursiert<br />
seit dem Sommer in den Medien.<br />
Gerade auch im Hinblick auf die kommende<br />
Impfaktion haben wir uns mit<br />
dem Leitenden Oberarzt der Infektiologie,<br />
Herrn Dr. Wolfgang Güthoff, zum<br />
Gespräch getroffen.<br />
Was ist die Schweinegrippe?<br />
Die neue Grippe, auch Novel flu oder<br />
A/H1N1, ist eine Spielart der normalen<br />
Grippe, wie wir sie als saisonale Grippe<br />
kennen. Das neue Virus hat die besondere<br />
Eigenschaft, sich schnell zu verbreiten.<br />
Die WHO hat am 11. Juni das Virus offiziell<br />
als Pandemie eingestuft, was bedeutet,<br />
dass die weltweite Verbreitung nicht<br />
mehr zu stoppen ist.<br />
Ist sie gefährlich?<br />
Glücklicherweise sind bisher besonders<br />
in Westeuropa eher milde Verläufe bei Erkrankungen<br />
zu verzeichnen. Die Vogelgrippe<br />
ist da gefährlicher. Hier haben wir<br />
eine viel höhere Letalität mit 50-60% tödlich<br />
verlaufenen Erkrankungen.<br />
Sind die ergriffenen Maßnahmen ausreichend?<br />
Durch unser öffentliches Gesundheitssystem,<br />
durch das Robert Koch Institut und<br />
das Paul Ehrlich Institut sind wir für den<br />
Pandemiefall gewappnet; es gibt fertige<br />
Einsatzpläne.<br />
Unsere Infektionsabteilung hat z.B. 24<br />
Betten in 12 Zimmern mit Schleusen – die<br />
im Notfall zur Isolation sofort verfügbar<br />
wären. Im <strong>Ernst</strong>fall legen die brandenburgischen<br />
Pandemiepläne dann ganz genau<br />
fest, welche Krankenhäuser in welcher<br />
Form „umgerüstet“ werden müssten.<br />
Prof. Dr. Weinke und ich sind außerdem<br />
Mitglieder der epidemiologischen Einsatzgruppe<br />
des Landes Brandenburg. Allein<br />
dadurch sind wir immer aktuell informiert.<br />
Hausintern haben wir Krisengespräche<br />
mit beiden Notaufnahmen des Klinikums<br />
und unserer Krankenhaushygiene geführt,<br />
um grundsätzliche Anweisungen<br />
und Empfehlungen weiterzugeben. Also:<br />
ja, die ergriffenen Maßnahmen sind ausreichend!<br />
Wie steht es mit Tamiflu?<br />
Tamiflu ist in ausreichender Menge vorhanden.<br />
Bei schweren Krankheitsverläufen<br />
können die Ärzte also sofort auf das<br />
Medikament zurückgreifen. Die Einnahme<br />
soll nur unter ärztlicher Kontrolle und<br />
nach ärztlicher Indikationsstellung vorgenommen<br />
werden. Bisher sind in Europa<br />
noch keine Resistenzen gegen Tamiflu<br />
bekannt – und durch die angesprochenen<br />
Maßnahmen sollte das auch so bleiben.<br />
Wer sind die Risikogruppen?<br />
Erst einmal grundsätzlich: das Risiko, an<br />
der neuen Grippe zu erkranken, ist für alle<br />
gleich, da sie sehr schnell über Tröpfcheninfektion<br />
erfolgt. Vermehrt gefährdet<br />
sind jedoch die Gruppen, die viel mit potentiell<br />
infizierten Menschen zu tun haben,<br />
also Öffentlicher Dienst, Rettungskräfte,<br />
Krankenhauspersonal...<br />
Zu den Risikopatienten, also solche mit<br />
voraussichtlich schwererem Verlauf bei<br />
Erkrankung, gehören Menschen mit<br />
Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen<br />
/ HIV oder geschwächtem Immunsystem<br />
/ Patienten in Chemotherapie<br />
sowie Menschen mit Adipositas und<br />
Schwangere.<br />
Kann man sich schützen?<br />
Zu Beginn des Ausbruchs war die Exposition<br />
die entscheidende Angabe, also<br />
kam der Patient z.B. aus Mexiko? Inzwischen,<br />
also nach der weltweiten Ausbreitung<br />
dieser Grippe, kann man sich inzwischen<br />
überall anstecken. Für alle wichtig<br />
sind die grundlegenden Maßnahmen: auf<br />
Hygiene achten, Händewaschen, Tröpfcheninfektion<br />
vermeiden etc. Eine weitere<br />
Schutzmaßnahme ist die prophylaktische<br />
Impfung<br />
Was sind die typischen Symptome?<br />
Zuerst einmal die typischen Grippesymptome:<br />
• Fieber<br />
• plötzlicher Krankheitsbeginn<br />
• Schwäche<br />
• Krankheitsgefühl<br />
• Symptome des Atemtraktes wie Husten,<br />
Bronchitis.<br />
Hinzu kommen weitere Symptome wie<br />
Durchfall oder allgemeine Bauchsymptomatik.<br />
Bisher hatten wir aber überwie-<br />
gend nur milde Verläufe mit wenigen<br />
Symptomen in unseren Breitengraden.<br />
Wie gehen die Mitarbeiter in Ihrer Infektionsabteilung<br />
mit der neuen Grippe<br />
um? Ängste? Sorgen?<br />
Nein, keiner hier hat Ängste. Wir sind alle<br />
geschult und haben ständig mit ganz<br />
anderen Krankheiten zu tun gehabt, z.B.<br />
mit offener Lungentuberkulose.<br />
Gibt es einen Impfstoff?<br />
In jedem Jahr gibt es eine aktuelle jährliche<br />
saisonale Impfung, die nach den Erkenntnissen<br />
der WHO bereits im Januar<br />
eines Jahres entwickelt wird. Jeder Mitarbeiter<br />
unseres Hauses sollte sich gegen<br />
die saisonale Influenza impfen lassen.<br />
Im April diesen Jahres trat ein neuer<br />
H1N1-Virus auf, der leider noch nicht in<br />
der bereits entwickelten Impfcharge berücksichtigt<br />
werden konnte. Daraufhin<br />
wurde in beschleunigten Verfahren ein<br />
neuer Impfstoff hergestellt, der nur gegen<br />
die "Neue Influenza/Schweinegrippe"<br />
wirkt. Der Impfstoff wird seit dem 23.10.<br />
in unserer Poliklinik verimpft.<br />
Wie werden die Mitarbeiter informiert<br />
über Impfaktionen und was ist mit der<br />
aktuellen Diskussion?<br />
Wir halten es hier mit den Empfehlungen<br />
des RKI und des Paul Ehrlich Instituts.<br />
Demnach machen die Daten deutlich,<br />
dass die Anwendung der Impfstoffe für die<br />
neue Grippe auf soliden Füßen steht.<br />
Herr Dr. Güthoff, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.<br />
al und td<br />
Wir rufen alle Mitarbeiter dringend<br />
zur Impfung gegen die saisonale<br />
Grippe sowie zur Impfung gegen<br />
die Neue Grippe auf.