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10 Jahre LQW - Artset

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<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LQW</strong> November 20<strong>10</strong><br />

Im Oktober feierte die Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung<br />

(<strong>LQW</strong>) ihren <strong>10</strong>. Geburtstag. Grund genug die Erfolgsgeschichte zu erzählen.<br />

Zu jedem Lebensjahr gibt es eine Geschichte, Anekdote und Wissenswertes.<br />

2000 – das Geburtsjahr – Wie alles begann...<br />

Wie jede Geschichte hat auch die <strong>LQW</strong>-Geschichte eine Vor-Geschichte. Diese besteht<br />

in einer langjährigen und erfolgreichen Projektzusammenarbeit von ArtSet®<br />

und Jürgen Heinen-Tenrich vom Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens.<br />

Hier reifte die Idee, einen allgemein verbindlichen Rahmen zu Unterstützung<br />

der Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung zu erarbeiten. Gesagt, getan – im Juni<br />

des <strong>Jahre</strong>s wurde ein entsprechender Antrag im Programm Lebenslanges Lernen<br />

der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung gestellt.<br />

Schon im Oktober konnte eine Projektgruppe starten. Das Besondere war die<br />

breite Beteilung von Vertreter/innen aus der Praxis. Unter der Leitung von ArtSet®<br />

beteiligten sich VHS-Verbände (Niedersachsen, Thüringen, Saarland, Hessen,<br />

Schleswig-Holstein, Berlin, Sachsen, Rheinland-Pfalz Hamburg) sowie das Deutsche<br />

Institut für Erwachsenenbildung, der Lehrstuhl Erwachsenenbildung der Universität<br />

Leipzig, die Arbeitsstelle Neue Lernkulturen aus Hannover und das Landesinstitut für<br />

Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen. Und gleich ging es ums Ganze! Laut<br />

Förderungsauflage der BLK sollte es darum gehen „die inhaltlichen Voraussetzungen<br />

und den prozeduralen Rahmen eines bundesweiten, einheitlichen und trägerübergreifenden<br />

Qualitätsentwicklungs- und Testierungsverfahrens zu schaffen“. Beinahe<br />

hätte <strong>LQW</strong> nicht das Licht der Weiterbildungswelt erblickt, denn der Projektantrag<br />

hatte sich im Dschungel behördlicher Dienst- und Postwege verirrt. Der Koordinator<br />

des BLK-Modellversuchsprogramms – Dr. Peter Krug – leistete Geburtshilfe und rettete<br />

das Leben von <strong>LQW</strong> durch unbürokratisches Handeln. Grund genug zu feiern,<br />

aber gefeiert wurde erst im Jahr darauf … aber das ist schon die nächste Geschichte.<br />

<strong>LQW</strong> als kulinarischer Genuss (Quelle: VHS Rheine)<br />

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2<br />

2001 – Die ersten 119 Anmeldungen zur Einführung des lernerorientierten Qualitätsmodells<br />

und die erste Netzwerkkonferenz<br />

Im Mai 2001 erschien die erste Version des lernerorientierten Qualitätsmodells. Ab<br />

Juni konnten sich die Organisationen zur Testierung anmelden. Wir hofften, dass wir<br />

<strong>10</strong> bis 15 Organisationen finden würden, um unser Qualitätsmanagementverfahren in<br />

der Praxis testen zu können. Allerdings hatten wir uns in dieser Hoffnung total verkalkuliert.<br />

Im Verlauf des <strong>Jahre</strong>s meldeten sich 119 Organisationen aus sechs Bundesländer<br />

an. Mit diesem Ansturm hatten wir nicht gerechnet. Ein so großes Budget,<br />

um diese Masse an Interessenten zu verarbeiten, war im Finanzrahmen des Projektes<br />

gar nicht vorgesehen. Da wir aber niemanden abweisen wollten, hieß es viel ehrenamtliche<br />

Arbeit zu leisten. Im Juli wurde die <strong>LQW</strong>-Testierung in Niedersachsen<br />

vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Sinne des Erwachsenenbildungsgesetz<br />

anerkannt.<br />

Der Höhepunkt des <strong>Jahre</strong>s aber war die erste <strong>LQW</strong>-Netzwerkkonferenz im November<br />

in der Akademie des Sports. 150 Personen aus der gesamten Weiterbildung hatten<br />

den Weg nach Hannover gefunden, um über die Qualität von Sport mit dem Leiter<br />

der Akademie, von Musik mit der United Continuo Service, von Kundenorientierung<br />

in Unternehmen mit dem Leiter Marketing und Vertrieb der Haworth GmbH,<br />

von Wein mit einem Sommelier und von Sushi mit einer Sushi-Meisterin zu diskutieren.<br />

Natürlich ging es dabei auch immer um den Vergleich mit der Qualität von Weiterbildung.<br />

Zweifellos aber war das 16 m2 große Sushi-Buffet das Highlight. Leider nicht für eine<br />

Kollegin, die die Wasabi-Paste für Avocado-Creme hielt und beherzt eine kräftige<br />

Portion in den Mund schob… Bleibende Schäden wurden glücklicherweise nicht verzeichnet!<br />

16 qm Sushi auf der ersten Netzwerkkonferenz


3<br />

Für das Jahr 2002 gibt es drei Geschichten: Zum einen schreibt eine »Gutachterin<br />

der ersten Stunde« über die Erfahrungen der ersten Begutachtungen, zum<br />

anderen wurden die ersten testierten Organisationen öffentlich auf der Netzwerkkonferenz<br />

gewürdigt. Wie es überhaupt zu den Netzwerkfliesen kam, berichtet<br />

abschließend der Netzwerkkünstler Guido Kratz.<br />

Und täglich grüßt das Murmeltier …<br />

Die ersten Begutachtungen nach <strong>LQW</strong> aus Sicht einer »Gutachterin der ersten<br />

Stunde«<br />

(von Heike Stark)<br />

September 2002: Die ersten Selbstreporte kamen an – das hieß: Für die ersten acht<br />

frisch geschulten Gutachter/innen standen die ersten echten Gutachten an!<br />

Acht sehr gespannte Menschen versammelten sich also in den Räumen von ArtSet,<br />

schlossen sich ein und warfen den Schlüssel für eine Woche weg – gefühlt war es<br />

jedenfalls so. Wir bildeten Tandems und nahmen die Räume in Beschlag; einzig die<br />

Toilette blieb gutachtenfrei. Morgens ging es nach einem gemeinsamen stärkenden<br />

Frühstück los und dann wurde mindestens acht Stunden gearbeitet und um jede<br />

Formulierung hart gerungen. Am Abend gab es die große Austauschrunde und es<br />

wurde noch härter gerungen: War der zur kollegialen Begutachtung vorgelegte »Tagestext«<br />

wirklich wertschätzend? Wertungsfrei? Wertvoll?<br />

Die netten Pläne, im Anschluss gemeinsam zu essen und wohlverdiente Feierabendbiere<br />

zu trinken, wurden gleich am ersten Tag ad acta gelegt – alle waren viel<br />

zu müde. Bereits ab dem zweiten Tag hörte man aus jedem Zimmer: “Ich habe<br />

wahnsinnige Kopfschmerzen!“ „Ich auch, ich auch!“ Statt Sekt wurde also hauptsächlich<br />

Aspirin und Selters gereicht. Fünf Tage verbrachten wir in strenger Klausur (gab<br />

es draußen noch ein anderes Leben?), dann lagen die ersten acht Gutachten auf<br />

dem Tisch – wir waren total erschöpft, zufrieden und stolz. Und es ging uns wie Hanni<br />

und Nanni bei Ferienbeginn: Unser „Internat“ haben wir auch mit etwas Wehmut<br />

verlassen.<br />

Das Qualitätsnetzwerk nimmt Gestalt an – Die Vergabe der ersten Testate<br />

<strong>LQW</strong> wollte von Anfang an nicht nur die Qualitätsentwicklung in einzelnen Weiterbildungsorganisationen<br />

fördern, sondern einen Beitrag zur Verbesserung der Weiterbildungsbranche<br />

insgesamt leisten. Durch <strong>LQW</strong> sollte ein Rahmen geschaffen werden,<br />

in dem sich die Organisationen zwecks wechselseitiger Entwicklungsberatung untereinander<br />

vernetzen.<br />

Bereits im Frühjahr 2000 war es auf einer Vernissage zur Begegnung mit dem hannoverschen<br />

Künstler Guido Kratz gekommen, der hier erstmalig eine 2x4 Meter große<br />

Wandkeramik präsentierte, die aus 70 einzelnen Fliesen bestand. Die Begegnung<br />

blieb nicht ohne Folgen, denn hier kamen zwei Impulse zusammen: ArtSet® suchte<br />

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4<br />

nach einer ästhetischen Ausdrucksmöglichkeit des Netzwerkgedankens, und Guido<br />

Kratz schuf Kunstwerke, die ähnlich wie bei einem Puzzle eigenständige Bildmotive<br />

auf Einzelfliesen zu großen Bildern kombinierte. Die Idee des <strong>LQW</strong>-Netzwerkbildes<br />

war geboren. Jede Fliese ist eigenständig, verbindet sich aber mit weiteren zu einer<br />

neuen emergenten Struktur. Das ständig wachsende <strong>LQW</strong>-Netzwerkbild besteht mittlerweile<br />

aus 627 Einzelfliesen.<br />

Der Anfang allerdings war wie jeder Anfang klein: Auf der zweiten <strong>LQW</strong>-Netzwerkkonferenz<br />

im November 2002 in der Staatskanzlei des Landes Brandenburg in Potsdam<br />

wurden die ersten Testate und Fliesen vergeben. Die Ziellinie wurde als erste<br />

überschritten von der Heimvolkshochschule Bad Bederkesa, der VHS Zeven, der<br />

VHS Stade, der VHS der Stadt Cuxhaven, der VHS Lilienthal-Grasberg-Ritterhude-<br />

Worpswede und der VHS Osterholz-Scharmbeck.<br />

Aufgrund der Fliesenübergabe würdigte der damalige Minister für Bildung, Jugend<br />

und Sport des Landes Brandenburg Steffen Reiche das <strong>LQW</strong>-Team „als kreativste<br />

Fliesenleger-Brigade der Republik“.<br />

Die Anfänge des Netzwerkbildes<br />

(von Guido Kratz)<br />

Als ich 2001 mit den Arbeiten am <strong>LQW</strong>-Netzwerkbild begann, dachte ich, dass es um<br />

einige wenige Organisationen geht, die eine Fliese bekommen. So recht konnte ich<br />

mir nicht vorstellen, wie viele Organisationen einmal an <strong>LQW</strong> teilnehmen werden und<br />

wie groß das Netzwerkbild wird.<br />

Zu Beginn war das Netzwerkbild gerade einmal vier Fliesen hoch und drei Fliesen<br />

breit. Es hatte Platz für das <strong>LQW</strong>-Logo, das aus vier Fliesen bestand und die Farben<br />

des <strong>LQW</strong>-Modells enthielt.<br />

Im Prinzip besteht das <strong>LQW</strong>-Netzwerkbild aus zwei übereinanderliegenden Bildern.<br />

Durch Aussparungen in der zweiten Schicht ist die erste darunter liegende Schicht zu<br />

erkennen, wodurch das Bild Komplexität aufbaut. Diese Technik erlaubt es das Bild<br />

zu erweitern. Das jedoch war mir zu Beginn der Arbeiten noch nicht klar, aber es sollte<br />

bald zu einer der wichtigsten Eigenschaften des <strong>LQW</strong>-Netzwerkbildes werden.<br />

Warum erfahren Sie in einer der nächsten Geschichten.<br />

Der Netzwerkkünstler Guido Kratz beim Gestalten des Netzwerkbildes<br />

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2003 – <strong>LQW</strong> wird bundesweit eingeführt<br />

5<br />

Der Erfolg des <strong>LQW</strong>-Pilotprojektes blieb auch dem Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) nicht verborgen und es bestand Interesse zu prüfen, ob das<br />

Verfahren nicht für die gesamte Weiterbildung geeignet ist. Dazu wurde eine sogenannte<br />

Prüfphase im Förderprogramm „Lebenslanges Lernen“ finanziert, in der eine<br />

Vergleichsstudie entstand über die in Deutschland und Europa relevanten Qualitätsmanagementverfahren<br />

und die entsprechenden Qualitätsanforderungen, wie sie in<br />

den Ländergesetzen zur Erwachsenenbildung gefordert werden. Mit dieser Prüfphase<br />

war auch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung e.V. (DIE) mit ins<br />

Boot gekommen; vor allem Prof. Dr. Klaus Meisel und Prof. Dr. Stefanie Hartz waren<br />

intensiv an dem Prüfauftrag beteiligt. In die überarbeitete <strong>LQW</strong>-Modellversion ging<br />

der Ländervergleich und eine empirische Evaluation der <strong>LQW</strong> 1-Anwendung ein.<br />

Alle 16 Bundesländer und das BMBF stimmten der Ausdehnung von <strong>LQW</strong> auf das<br />

gesamte Bundesgebiet zu – ein wohl seltener Fall von Einigkeit über alle Parteigrenzen<br />

der Bundes- und Länderregierungen hinweg! Im Mai ging <strong>LQW</strong> 2 an den Start<br />

und konnte in kurzer Zeit auf 248 Anmeldungen zur Testierung aus allen Bundesländern<br />

blicken.<br />

Netzwerkbild auf der Netzwerkkonferenz 2003 (Ausschnitt)<br />

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2004 – Die Qualitätsarbeit tritt in die heiße Phase<br />

6<br />

2004 war das Jahr der Arbeit. In den Projektorganisationen fand die Qualitätsarbeit<br />

statt. Die Regionalen Unterstützungsstellen nahmen ihre Arbeit auf und<br />

die Testierungsstelle bekam heiße Ohren und Finger, denn die Hotline wurde<br />

telefonisch und per Mail in Anspruch genommen.<br />

Die Gerüchteküche brodelt …<br />

Die ersten Regionalen Unterstützungsstellen für <strong>LQW</strong><br />

(von Barbara Becker)<br />

März 2004: Dass der Netzwerk-Gedanke ein zentraler Aspekt des Projektes <strong>LQW</strong> ist,<br />

wussten wir schon. Jetzt gehen neue Gerüchte um. Es soll Geld geben, viiiiel Geld,<br />

für die Einrichtung von so genannten Regionalen Unterstützungsstellen. In jedem<br />

Bundesland eine... neue Stellen können eingerichtet werden... es geht um tausende<br />

Euro, zigtausende, ach was: Millionen! Die Gutachterfantasie macht Überstunden.<br />

Dann der Anruf aus Hannover: Ich bin dabei. Gemeinsam mit Prof. Walter Bender<br />

darf ich die regionale Unterstützungsstelle für Bayern und Baden-Württemberg leiten.<br />

Der Kreis der Auserwählten traf sich zum ersten Mal. Bekannte und unbekannte Gutachterkollegen<br />

und -kolleginnen. Und es setzte ein, was in Pädagogenkreisen immer<br />

einsetzt: Ein „Findungsprozess“. Was wollen wir? Was brauchen die Einrichtungen,<br />

die Qualitätsentwicklung mit <strong>LQW</strong> machen? Was können wir leisten? So unterschiedlich<br />

die Menschen am Tisch waren, so unterschiedlich waren die Aussagen.<br />

Sie reichten von „Die Selbstreflexivität über die Binnengeleitetheit andragogischer<br />

Organisationen befördern“ bis zu „Hilfe beim Schreiben vom Selbstreport“. Da trafen<br />

Welten aufeinander!<br />

Dann die ersten Veranstaltungen vor Ort in den Bundesländern. Kaffee und Häppchen,<br />

Übung zum Kennen Lernen. Noch war die Scheu der teilnehmenden Qualitätsbeauftragten<br />

und Einrichtungsleiter/innen groß. Doch dann platzte der Knoten<br />

und sie tauschten sich aus über unverständliche Begriffe im Handbuch, die Schwierigkeit,<br />

die Mitarbeitenden zu motivieren, aber auch über gelingende Maßnahmen der<br />

Qualitätsentwicklung. Am Ende wollten die Teilnehmenden eine Liste mit den Kontaktdaten<br />

austauschen. Ein Netzwerk-Anfang war gemacht.<br />

Übrigens: Im Budget für die RÜST (Regionalen Unterstützungsstellen) waren Fahrtkosten<br />

und Porto für Werbemaßnahmen und Veranstaltungen. Die Gerüchteküche<br />

beruhigte sich daraufhin schnell.<br />

Für Alle Qualitätsfragen – Die Hotline im Dauerbetrieb und der Postbote im<br />

Stress<br />

Die Qualitätsarbeit der am Projekt beteiligten Organisationen warf viele Fragen auf,<br />

die in der Hotline der Testierungsstelle beantwortet wurden. Die meiste Zeit sah man<br />

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7<br />

die Leiterin der Testierungsstelle Friederike Erhart mit dem Telefonhörer am Ohr.<br />

"Was sind Schlüsselprozesse? Und reicht die Definition eines Prozesses?" "Wie lassen<br />

sich Aufgabenprofile, Kompetenzprofile und Kompetenzanforderungen voneinander<br />

abgrenzen?" "Was genau ist ein qualitativer Erfolgsindikator?" "Wie geht man<br />

vor, wenn ein Nachweis für mehrere Qualitätsbereiche gebraucht wird?" waren nur<br />

einige der Fragen, die in der Hotline beantwortet wurden.<br />

Der rege Gebrauch der Hotline zahlte sich aus. Mit der Unterstützung durch die Regionalen<br />

Unterstützungsstellen und der Hotline konnten die Qualitätsbeauftragten<br />

ihre Selbstreporte fertig stellen. Der letzte mögliche Abgabetermin für den Selbstreport<br />

für die 248 im Projekt beteiligten Organisationen war der 30.11.2004. Dies hatte<br />

zur Folge, dass im November die Hotlineanfragen in die Höhe schossen und dass<br />

der Postbote ein vertrautes Gesicht für die Testierungsstelle wurde. Denn der Briefkasten<br />

konnte die abgegebenen Päckchen und Pakete nicht mehr aufnehmen. Die<br />

abgegebenen Selbstreporte ließen die Büroräume von ArtSet kleiner werden und in<br />

Akkordarbeit wurden die Selbstreporte an die Gutachterinnen und Gutachter geschickt,<br />

deren Arbeit nun begann.<br />

Neben der vielen Arbeit gab es auch einen Grund zur Freude: Wegen der großen<br />

Nachfrage nach <strong>LQW</strong> wurde die Marktöffnung nach Beendigung des Projektes genehmigt.<br />

"<strong>LQW</strong> hat das Potenzial, erstmals bundesweit Mindeststandards in der Weiterbildung<br />

zu setzen", betonte die damalige Bildungsministerin Edelgard Bulmahn.<br />

Gefragte Regionale Unterstützungsstelle auf der Netzwerkkonferenz 2004<br />

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2005 – Bildungsreisen mit <strong>LQW</strong> – Die Gutachtenden unterwegs<br />

8<br />

Deutschlandreise und darüber hinaus – Gutachterinnen und Gutachter auf Bildungsreise<br />

(Sigrid Harp)<br />

In jedem Testierungsprozess haben wir als Gutachtende in der Regel jeweils zwei<br />

Mal das Vergnügen und die Gelegenheit, die Organisationen zu besuchen und so<br />

etwas mehr von unserem Land zu sehen und zu erfahren, als es normalhin der Fall<br />

wäre. Denn wer von uns fährt mal eben so nach Petershagen oder nach Naumburg.<br />

Im Rahmen der Tätigkeit als Gutachterin oder Gutachter ist dass alles möglich …<br />

Das Jahr 2005 war in Sachen <strong>LQW</strong> geprägt durch eine Reise quer durch Deutschland,<br />

angefangen in Kiel, über Magdeburg, Leipzig, Cottbus, Köln, Frankfurt etc. Dabei<br />

gab es sehr viel zu lernen. Wussten Sie zum Beispiel, dass es an Saale und<br />

Unstrut ein Weinbaugebiet mit hervorragenden Weinen gibt? Nein? In der Nähe von<br />

Naumburg gibt es z. B. die Akademie Sonneck – eine Tagungsstätte von Arbeit und<br />

Leben Sachsen-Anhalt. Gelegen inmitten der Weinberge hoch über Saale und<br />

Unstrut stellen sie neben ihrer Bildungsarbeit einen Wein her, der seines Gleichen<br />

sucht. Oder ist Ihnen bekannt, dass in Petershagen (in der Nähe von Minden) eine<br />

alte Molkerei zu einem beeindruckenden Bildungshaus umgebaut wurde?<br />

Erstmals führten diese »Bildungsreisen« 2005 auch ins benachbarte Ausland. Die<br />

ersten Einführungs- und Controlling-Workshops in Österreich standen an. Graz,<br />

Salzburg und Wien waren die ersten Stationen. Und nun hieß es auch, eine »andere«<br />

Sprache lernen: zum Beispiel sind Fachbereichsleitungen „Fachkustoden oder-kustodinnen“;<br />

etwas kontinuierlich im Blick behalten heißt „etwas in Evidenz halten“<br />

und so weiter.<br />

Alles in allem: Reisen bildet – das wissen wir; reisen in Sachen <strong>LQW</strong> bildet noch<br />

mehr und unter anderem macht das diese Arbeit so attraktiv! Und wenn das gemeinsame<br />

Ergebnis dieser Arbeit dann solch eine Freude hervorruft wie auf dem Foto,<br />

das ist einfach nur schön!<br />

Reiseziel erreicht – Fliese errungen (Quelle VHS Castrop-Rauxel)<br />

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9<br />

Für das Jahr 2005 gibt es nicht viele Worte. Für die Durchführung und Betreuung von<br />

250 Testierungen gab es viel zu tun. Ein Bild erklärt mehr als tausend Worte....<br />

2005 – Viel zu tun in der Testierungsstelle<br />

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2006 – <strong>LQW</strong> international<br />

<strong>10</strong><br />

Das Jahr 2006 beinhaltete den Abschluss des BMBF-Projektes und die darin angelegte<br />

Überarbeitung des <strong>LQW</strong>-Modells. Auf Grundlage der Rückmeldungen von den<br />

Organisationen und den Gutachtenden sowie der Ergebnisse der verschiedenen Evaluationen<br />

zur Wirkung von <strong>LQW</strong> begann die Überarbeitung des <strong>LQW</strong>-Modells. Im<br />

September 2006 wurde dann die aktuelle <strong>LQW</strong> Modellversion 3 und der dazugehörige<br />

<strong>LQW</strong>-Leitfaden für die Praxis vorgestellt.<br />

2006 gab es auch die ersten Testierungen in Österreich. Am 09.<strong>10</strong>.2006 schloss St.<br />

Virgil Salzburg als erste österreichische Organisation den Testierungsprozess erfolgreich<br />

ab.<br />

Aber nicht nur das österreichische Nachbarland interessiert sich für <strong>LQW</strong>. Auch in<br />

Russland wurden die Erwachsenenbildner auf <strong>LQW</strong> aufmerksam. So kam es, dass<br />

Prof. Dr. Rainer Zech zur UNESCO-Tagung der Allrussischen Erwachsenenbildung<br />

eingeladen wurde, um <strong>LQW</strong> vorzustellen. Seit dieser Zeit existiert der <strong>LQW</strong>-Leitfaden<br />

auch auf russisch, allerdings weiß vom <strong>LQW</strong>-Team keiner so genau, was drin steht,<br />

da alles in kyrillischer Schrift geschrieben ist.<br />

Vorstellung von <strong>LQW</strong> auf der Tagung Allrussischen Erwachsenenbildung unter Aufsicht<br />

Lenins<br />

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11<br />

2007 – Wenn Fliesen auf die Reise gehen...<br />

2007 haben wir die Geschichten der Netzwerkfliesen zusammengetragen. Jede Organisation<br />

erhält am Abschlussworkshop ihrer Ersttestierung eine individuelle Fliese<br />

aus dem Netzwerkbild des Künstlers Guido Kratz aus den Händen des Gutachtenden.<br />

Die Gutachter und Gutachterinnen bringen die Fliese der Organisation zum Abschlussworkshop<br />

mit. Dieser Transport verläuft nicht immer ohne Komplikationen.<br />

Nachdem ein Gutachter am Abend vor dem Abschlussworkshop die Fliese noch immer<br />

nicht zugestellt bekommen hatte, machte er sich auf die Suche. Ein Anruf bei<br />

ArtSet ergab, dass das Paket definitiv auf den Weg geschickt worden war. Ein Besuch<br />

bei sämtlichen Nachbarn zeigte, dass keine guten Geister das Paket an sich<br />

genommen hatten. Der Anruf bei der Sendungsverfolgung der Post ergab, dass das<br />

Paket beim Paketdienst steckte. Um seinen Zug noch zu erwischen und die Fliese<br />

mitnehmen zu können, zeigte der Gutachter vollen Einsatz. Er suchte mit dem Postbeamten<br />

auf dem Fließband des Paketdienstes sein Paket mit der Fliese und hatte<br />

Erfolg! Direkt vom Fließband ging es dann zum Bahnhof und dem Bestimmungsort<br />

der Netzwerkfliese.<br />

Eine Gutachterin vergaß die Fliese im Zug, als sie umsteigen musste. Die Bahn half<br />

dabei, die Fliese wiederzufinden und hinterlegte sie im nächsten Zug, der zum Bestimmungsort<br />

fuhr. Dort konnte die Gutachterin die Fliese wieder in Empfang nehmen<br />

und auf dem Abschlussworkshop überreichen.<br />

Damit die Überreichung der Fliese stattfinden konnte, musste eine andere Gutachterin<br />

ihren Ehemann aktivieren. Da sie die Fliese zu Hause vergessen hatte und schon<br />

fast am Ziel ihrer Reise war, vereinbarte sie mit ihrem Mann per Mobiltelefon einen<br />

Treffpunkt auf der Hälfte der Strecke. Auf einem Rastplatz fand der Fliesenwechsel<br />

statt, so dass der Abschlussworkshop - wenn auch ein wenig verspätet - wie geplant<br />

stattfinden konnte.<br />

Ein Fliesenwechsel der anderen Art fand statt, als ein Gutachter einmal zwei Fliesen<br />

verwechselte. Als die Organisation ihr Testat erhielt, stellte sie überrascht fest, dass<br />

die Fliese auf dem Testat eine andere war als die, die sie in der Organisation hängen<br />

hatten. Ein Anruf bei der Testierungsstelle sorgte auch dort zunächst für eine Überraschung<br />

und dann zu einer Fehlersuche. Dann folgte eine größere Suchaktion, um<br />

die Fliese zu finden, die richtigerweise auf dem Testat abgedruckt war. Diese war<br />

versehentlich einer anderen Organisation überreicht worden, da der Gutachter das<br />

falsche Paket mitgenommen hatte. Der Fliesenaustausch fand statt und beide Organisationen<br />

erhielten "ihre" Fliese.<br />

Bei 657 verschickten Fliesen ist beim Transport bisher erst eine Fliese kaputt gegangen.<br />

Dass dies so funktioniert, ist die Folge akribischer Tests, wie der Netzwerkkünstler<br />

Guido Kratz berichten kann:<br />

"Bis zum ersten Versand der Fliesen habe ich mir nicht allzu viele Gedanken darum<br />

gemacht. Jörg Angermüller versendete die Fliesen damals in Kartons, die normalerweise<br />

für den Aktentransport verwendet wurden. Bis – ja, bis die erste Fliese zurückkam,<br />

weil sie auf dem Transport zerbrochen war.<br />

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12<br />

Das sollte auf keinen Fall noch einmal passieren, weil jede Fliese des <strong>LQW</strong>-Netzwerkbildes<br />

ein Unikat und nicht ersetzbar ist. Hektische Überlegungen und Recherchen<br />

waren der Fall: Die Post verlangt, dass ein Paket aus 1,50 m Höhe fallen darf<br />

ohne das dem Inhalt etwas anzumerken ist. Ich dachte, wenn die Fliesen den Sturz<br />

von meiner Atelierdecke, die 3,50 m hoch ist überleben, dürften die zukünftigen<br />

Transporte kein Problem mehr sein.<br />

Und so fanden im Atelier einige Fall-Versuche statt, an denen mehrere Testfliesen<br />

zerbrachen. Bis sich die heutige Form unserer Verpackung für die <strong>LQW</strong>-Fliese herauskristallisiert<br />

hat: Ein Karton, der speziell für die Netzwerkfliesen angefertigt wird.<br />

Seitdem ist keine Fliese mehr bei einem Transport zerbrochen, einschließlich des<br />

Transportes vom Atelier zu ArtSet der bis heute immer noch mit dem Fahrrad stattfindet."<br />

675 Fliesen vereinigt im Gesamtbild, ansonsten bundesweit verteilt<br />

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13<br />

2008 – steht unter dem Motto "Qualität zieht Kreise"<br />

Zum einen stellten sich in diesem Jahr die meisten Retestierer der erneuten Überprüfung<br />

nach <strong>LQW</strong>. Eine qualitative Befragung der Retestierer zeigte, dass die Retestierung<br />

als "hilfreicher Zwang" erlebt wird, da "man das tut, was man sowieso<br />

schon immer mal machen wollte". Die Befragten schätzten die Qualitätsverbesserungen<br />

geringer ein als bei der Ersttestierung, sahen dies jedoch darin, dass viele Maßnahmen<br />

und Prozesse selbstverständlicher geworden sind und auch der eigene<br />

Qualitätsanspruch gewachsen sei. Die Qualität hat sich verstetigt, so die Rückmeldung<br />

der Retestierer<br />

Zum anderen zog <strong>LQW</strong> seine Kreise in unterschiedlichen Bildungsbereichen. So<br />

wurde <strong>LQW</strong> erfolgreich in Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung des Gesundheitswesens<br />

und auch in Personal- und Ausbildungsabteilungen von Unternehmen<br />

eingeführt. Die Erfahrungen dieser Einrichtungen mit der Implementierung<br />

von <strong>LQW</strong> sind im Buch "Herausforderungen meistern! Lernerorientierte Qualitätsentwicklung<br />

in Bildungsorganisationen der Wirtschaft und des Gesundheitswesens"<br />

(Hannover 2009, Expressum-Verlag) dokumentiert. Besonders freute sich das <strong>LQW</strong>-<br />

Team über das Interesse des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) an <strong>LQW</strong>, denn<br />

die Einführung von <strong>LQW</strong> beim BIBB zeigte deutlich, dass das Qualitätsmodell den<br />

Besonderheiten der jeweiligen Organisation Rechnung tragen kann.<br />

Aber auch geographisch wurden die Kreise größer: In Belgien interessierte sich die<br />

deutschsprachige Gemeinschaft für <strong>LQW</strong>, eine vietnamesische Delegation ließ sich<br />

über <strong>LQW</strong> informieren und mit Polen, Bulgarien und Litauen wurden erste Kontakte<br />

geknüpft.<br />

Um die Arbeit in den Regionen besser unterstützen zu können, konnte die Testierungsstelle<br />

zwei neue Regionale Unterstützungsstellen gewinnen. Mit der<br />

lq*werkstatt in Nordrhein-Westfalen und plusquam in Rheinland-Pfalz wurde der<br />

Kreis der Regionalen Unterstützungsstellen erweitert.<br />

Alles in allem zog <strong>LQW</strong> nicht nur weite Kreise, sondern verstetigte sich in der Debatte<br />

um Qualität in der Weiterbildung. Dass es nicht mehr um Standardisierung und<br />

das Einüben von Qualitätsmaßnahmen ging, zeigte auch die Netzwerkkonferenz im<br />

Jahr 2008: Das Thema "Pädagogische Qualität" verstand sich als Beitrag zur Untersuchung<br />

der vielfältigen Möglichkeiten, wie Weiterbildungsorganisationen Einfluss<br />

auf ihre pädagogische Qualität nehmen können.<br />

Die Qualitäts-Kreise wirkten sich auch auf das nächste Jahr aus, aber das erfahren<br />

Sie in der nächsten Geschichte.<br />

Qualität zieht Kreise (© Haja/pixelio)<br />

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2009 – Die LQ-Familie vergrößert sich!<br />

14<br />

Die Kreise, die <strong>LQW</strong> im Jahr 2008 zog, haben sich auf das Jahr 2009 ausgewirkt.<br />

Das Projekt <strong>LQW</strong>-EU (Länderübergreifendes Qualitätsmanagement in der Weiterbildung<br />

im EUropäischen Kontext) startete. In diesem Projekt wird <strong>LQW</strong> in den Ländern<br />

Polen, Litauen und Bulgarien eingeführt. Das Ziel des Projektes ist, ein jeweils länderspezifisches<br />

Modell zur lernerorientierten Qualitätsentwicklung inklusive eines<br />

Sets von Arbeitshilfen und Qualitätswerkzeugen vorzulegen, das anschließend flächendeckend<br />

von dem bulgarischen, litauischen und polnischen Projektpartner umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Die geographische Vergrößerung der LQ-Familie zeigte sich auch in Österreich.<br />

2009 konnten acht Gutachterinnen und Gutachter ihre Ausbildung in Österreich erfolgreich<br />

abschließen. Dies gewährleistet nicht nur die Unterstützung vor Ort in Österreich<br />

durch die Regionalen Unterstützungsstellen, die eingerichtet wurden, sondern<br />

auch die Begutachtung der österreichischen Organisationen durch österreichische<br />

Gutachtende.<br />

Zudem erhielt in 2009 die Produktfamilie der Lerner- und Kundenorientierten Qualitätsentwicklung<br />

Zuwachs: Im März 2009 wurde mit der "Kundenorientierten Qualitätstestierung<br />

für Beratungsorganisationen" (KQB) ein Qualitätsmanagement-Modell<br />

speziell für Beratungsorganisationen vorgestellt.<br />

Im Juli erhielt <strong>LQW</strong> eine kleine Schwester: Auf Anraten des <strong>LQW</strong>-Beirates wurde<br />

<strong>LQW</strong> für Kleinstorganisationen (<strong>LQW</strong>K) entwickelt und veröffentlicht. Somit können<br />

nun Kleinstorganisationen mit bis zu zwei Mitarbeitenden einen den Bedingungen<br />

kleiner Organisationen angemessene Qualität entwickeln.<br />

Diese Zuwächse zeigen die Verstetigung von <strong>LQW</strong> in der (europäischen) Qualitätsdebatte<br />

und werden das Team der Lerner- und Kundenorientierten Qualitätsentwicklung<br />

als Themen auch in den nächsten <strong>Jahre</strong>n begleiten.<br />

Zuwachs: Die ausgebildeten österreichischen Gutachter/innen<br />

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20<strong>10</strong> – <strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LQW</strong> - nachgefragt<br />

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Zum Abschluss der <strong>Jahre</strong>sgeschichten von <strong>LQW</strong> gibt es einen Rückblick. Sarah<br />

Jander – eine Pädagogik-Studentin an der Philipps-Universität Marburg, die im Rahmen<br />

ihrer Diplomarbeit nach den Bedingungen und Erfolgsfaktoren nachhaltiger<br />

Qualitätsentwicklung fragt – ist auf Spurensuche gegangen. Dafür befragte sie relevante<br />

Protagonisten.<br />

Sarah Jander:<br />

Herr Dr. Heinen-Tenrich, der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Die Entwicklung von<br />

<strong>LQW</strong> ist ja zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Sie waren von Anfang an dabei, gewissermaßen<br />

sogar der Initiator; schildern Sie uns doch bitte, wie es dazu gekommen<br />

ist.<br />

Jürgen Heinen-Tenrich:<br />

Gründe und Voraussetzungen für Qualitätsentwicklung gab es viele, so zum Beispiel<br />

neue Anforderungen an das Personal der Volkshochschulen und neue Herausforderungen<br />

an die VHS-Arbeit. Dies bereitete den Boden, sich systematischer mit dem<br />

Thema Organisationsentwicklung zu beschäftigen. Als Landesverband der Volkshochschulen<br />

in Niedersachsen haben wir das Thema aufgegriffen und 1997 ein<br />

VHS-spezifisches Konzept der Selbstevaluation erstellt. Entscheidend befördert wurde<br />

die Arbeit durch die Einrichtung des Qualitätsrings Niedersächsischer Volkshochschulen.<br />

Der Qualitätsring war ein Ort des Austausches, der kollegialen Beratung<br />

und der gegenseitigen Unterstützung bei der gemeinsamen Arbeit in der Anwendung<br />

des Fragenkatalogs der Selbstevaluation, ein erstes Qualitätsnetzwerk war entstanden.<br />

Hier setzte dann das erste Projekt mit ArtSet ® an. In den <strong>Jahre</strong>n 1998 bis 2000<br />

wurden ausgewählte Einrichtungen aus dem Qualitätsring in ihrem Entwicklungsprozess<br />

beraten.<br />

Der Wunsch nach stärkerer Verbindlichkeit, nach Formalisierung, nach Standards<br />

und nach Vergleichbarkeit und auch das Interesse nach einer externen Bestätigung<br />

dieser Veränderungserfolge wurden immer deutlicher artikuliert und gaben den Anstoß<br />

über eine Testierung nachzudenken. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Art-<br />

Set ® führte dann zur Beantragung des Projektes „Lernerorientierte Qualitätstestierung<br />

in Weiterbildungsnetzwerken“ im Rahmen des BLK-Modellprogramms „Lebenslanges<br />

Lernen“, das im Oktober 2000 starten konnte. Hier wurde <strong>LQW</strong> geboren!<br />

Sarah Jander:<br />

Herr Prof. Dr. Zech, Sie sind der wissenschaftliche Modellentwickler von <strong>LQW</strong>. Was<br />

ist aus Ihrer Sicht das Besondere an diesem Qualitätsmodell? Und wie und durch<br />

was unterscheidet es sich von den anderen Qualitätsmodellen für die Weiterbildung?<br />

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Rainer Zech:<br />

Nun das Besondere ist zweifellos die Lernerorientierung. <strong>LQW</strong> war das erste Qualitätsmodell,<br />

das sich aus der Logik des Bildungsprozesses begründet. Wir sind von<br />

Anfang an davon ausgegangen, dass man die Qualitätsentwicklung der Organisationen<br />

nicht von ihrem eigentlichen Zweck, der Verbesserung des Lernens der Teilnehmenden<br />

trennen darf. Deshalb müssen bei <strong>LQW</strong> alle Qualitätsmaßnahmen darauf<br />

hin begründet werden, was sie für die Verbesserung des Lernens bedeuten.<br />

Neben der Lernerorientierung steht dann vor allem im Vordergrund, dass <strong>LQW</strong> kein<br />

reines Prüfverfahren ist, sondern dass es uns darum geht, die Qualität der Weiterbildung<br />

zu fördern. Dafür bieten wir unsere umfangreichen Arbeitshilfen und Qualitätswerkzeuge<br />

und wir unterstützen die Organisationen bei der Strategieentwicklung.<br />

Wichtig ist uns, dass die Organisationen nicht unsere Qualitätsanforderungen formal<br />

abarbeiten, sondern dass sie die Interpretationsfähigkeit und die Flexibilität von <strong>LQW</strong><br />

nutzen, um ihre Organisationsentwicklung voranzubringen, dass sie also mit Hilfe<br />

von <strong>LQW</strong> an ihren eigenen Themen arbeiten, die sowieso anliegen.<br />

Sarah Jander:<br />

Frau Erhart, als Geschäftsführerin der <strong>LQW</strong>-Testierungsstelle betreuen und begleiten<br />

Sie die Weiterbildungsorganisationen bei der Einführung und der Anwendung von<br />

<strong>LQW</strong>. Wie haben Organisationen Ihrer Erfahrung nach das Verfahren optimal für sich<br />

nutzen können und welche Faktoren waren für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung<br />

ausschlaggebend?<br />

Friederike Erhart:<br />

Am besten können Weiterbildungsorganisationen <strong>LQW</strong> für sich nutzen, wenn es ihnen<br />

gelingt, die Qualitätsentwicklung als Organisationsentwicklung zu gestalten. So<br />

konnten zum Beispiel viele Volkshochschulen die <strong>LQW</strong>-Testierung für ihren Fusionsprozess<br />

nutzen. Oder eine PE-Abteilung nutzte <strong>LQW</strong>, um sich gemäß der strategischen<br />

Orientierung des Unternehmens grundsätzlich neu auszurichten. Die Anforderungen<br />

von <strong>LQW</strong> haben eine Struktur gegeben, die für die Organisationsentwicklung<br />

hilfreich war. Wenn es gelingt, <strong>LQW</strong> nicht als Extra-Arbeit zu sehen, sondern als Instrument<br />

für die kontinuierliche Verbesserung der alltäglichen Arbeit, dann kann der<br />

Qualitätsprozess nachhaltig in die Organisation wirken.<br />

Einflussfaktoren für einen gelingenden <strong>LQW</strong>-Prozess sind unserer Erfahrung nach<br />

die Motivation und Überzeugungskraft der Führung und die Partizipation der Mitarbeitenden<br />

am Qualitätsentwicklungsprozess. Nur wenn Leitung und Mitarbeitende an<br />

einem Strang ziehen ist eine optimale Basis für die Umsetzung und Anwendung von<br />

<strong>LQW</strong> gegeben. Und natürlich muss es einen Qualitätsbeauftragten geben, der den<br />

Prozess im Sinne eines Projektmanagements organisiert. Womit Organisationen ebenfalls<br />

positive Erfahrungen gemacht haben, ist die Erstellung eines Organisationshandbuchs<br />

auf Grundlage des Selbstreports, welches die Prozesse der Organisation<br />

für alle transparent macht. Mit <strong>LQW</strong> ist so vieles möglich, die Ressourcen sind von<br />

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den meisten Einrichtungen noch gar nicht ausgeschöpft. Aber man kann uns ja anrufen;<br />

wir helfen gern.<br />

Sarah Jander:<br />

Herr Dr. Südbeck, als einer der <strong>LQW</strong>-Anwender der ersten Generation befinden Sie<br />

sich mit der Historisch-Ökologischen Bildungsstätten Emsland schon im dritten Qualitätskreislauf<br />

nach <strong>LQW</strong>. Was hat <strong>LQW</strong> in langer Sicht für Ihre Einrichtung gebracht?<br />

Thomas Südbeck:<br />

Durch <strong>LQW</strong> konnten wir alle Mitarbeiter/innen unserer Bildungsstätte für ein gemeinsames<br />

Ziel gewinnen und uns im ständigen Dialog gemeinsam weiter entwickeln. So<br />

war es uns z.B. möglich, die Zusammenarbeit an den Schnittstellen der verschiedenen<br />

Arbeitsbereiche zu optimieren und durch eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit eine<br />

besondere Lernatmosphäre zu schaffen. Es ist uns gelungen, uns in einer sich ständig<br />

verändernden Weiterbildungslandschaft immer wieder neu gut zu positionieren.<br />

Sarah Jander:<br />

Frau Rohling, als Verbandsdirektorin des Landesverband der Volkshochschulen<br />

Rheinland-Pfalz haben Sie sich entschlossen, den Landesverband nach <strong>LQW</strong> testieren<br />

zu lassen. Warum war für Sie eine Testierung nach <strong>LQW</strong> wichtig?<br />

Steffi Rohling:<br />

Zunächst finde ich, dass das Thema Qualitätsentwicklung für Organisationen der Erwachsenenbildung<br />

grundsätzlich wichtig ist. Die Entscheidung für eine Testierung<br />

nach <strong>LQW</strong> haben wir getroffen, um unsere Dienstleistungen und damit unsere Arbeit<br />

selbst zu überprüfen und anschließend von einer externen Institution überprüfen zu<br />

lassen. Als Landesverband sind wir Servicestelle für unsere Einrichtungen, daher<br />

sollte unser Ziel sein, die Qualität unserer Arbeit stets im Blick zu haben und sie kontinuierlich<br />

zu verbessern.<br />

Die Entscheidung für eine Qualitätstestierung im Landesverband hatte sowohl Gründe<br />

der Organisationsentwicklung als auch öffentlichkeitswirksame Gründe. Zum einen<br />

ging es darum, die Organisationsstruktur der gesamten Einrichtung – unter Einbeziehung<br />

aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zu analysieren und zu reflektieren.<br />

Zum anderen sollte auf diese Weise die Qualität der Arbeit des Landesverbandes<br />

nach außen dokumentiert werden. Das übergeordnete Ziel des Qualitätstestierungsprozesses<br />

war die Schaffung bestmöglicher Bedingungen für die Umsetzungen unserer<br />

Dienstleistungen. Zudem unterstützen wir als Landesverband auch unsere Mitglieder<br />

in der Qualitätsentwicklung. Zahlreiche rheinland-pfälzische Volkshochschulen<br />

sind bereits qualitätstestiert und somit nachweislich auf die Bedürfnisse der Lernenden<br />

ausgerichtet. Von daher bestand auch die berechtigte Erwartung unserer<br />

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Mitgliedseinrichtungen, dass ihr Dachverband den gleichen Schritt tun würde. Diesem<br />

richtigen Gedanken wollten wir ebenfalls nachkommen.<br />

Sarah Jander:<br />

Herr Rädiker, als Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg haben Sie schon<br />

zum zweiten Mal eine unabhängige Evaluation der Wirkungen einer<br />

Qualitätsentwicklung mit <strong>LQW</strong> vorgenommen. Die letzte Studie ist gerade erst<br />

abgeschlossen worden. Was sind die Ergebnisse?<br />

Stefan Rädiker:<br />

Im Wesentlichen zeigen die Studien drei wichtige Dinge. Erstens können die Organisationen,<br />

die das <strong>LQW</strong>-Verfahren anwenden, vor allem in punkto Strukturgebung,<br />

Strategiebildung und Zuständigkeitsklärung profitieren. Die Organisationen legen<br />

dadurch insbesondere bei der Ersttestierung den Grundstein für ein gelungenes Lernen<br />

ihrer Teilnehmenden.<br />

Zweitens bewegen sich die Organisationen in Entwicklungsschleifen auf der Qualitätsskala<br />

nach oben. Die Organisationen, die <strong>LQW</strong> bereits einige <strong>Jahre</strong> anwenden<br />

und eine Retestierung durchlaufen, verzeichnen zwar etwas geringere Verbesserungen<br />

als die Ersttestierer, agieren aber auf einem höheren Qualitätsniveau. Sie liegen<br />

bezüglich der untersuchten Qualitätsaspekte auch dichter beisammen. Übrigens<br />

können kleine Organisationen bei der Fortsetzung der Qualitätsarbeit bessere Fortschritte<br />

verzeichnen als größere. Ja und drittens bleibt die Netzwerkarbeit, die bei<br />

<strong>LQW</strong> ja betont wird, also zum Beispiel der organisationsübergreifende Austausch<br />

und die gegenseitige Unterstützung, noch weiter entwicklungsfähig. Eine ganze Reihe<br />

von Organisationen tut sich auch immer noch ein wenig schwer mit dem Marketing.<br />

Das wichtigste Ergebnis dieser zweiten Studie ist allerdings die extrem hohe Kundenzufriedenheit:<br />

mehr als 95% der Ersttestierer und mehr als 93% der Retestierer<br />

würden sich erneut für die Einführung von <strong>LQW</strong> entscheiden, und knapp 98% der<br />

Ersttestierung und über 93% der Retestierer würden <strong>LQW</strong> weiterempfehlen. Ein besseres<br />

Zeugnis können die Kunden einem Qualitätsmanagementsystem gar nicht<br />

ausstellen.<br />

Vielen Dank an alle Geschichtenschreiber und auch für die vielen Glückwünsche, die<br />

wir erhalten haben!

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