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April 2009 Liebes Land Selbst gemacht Leben und Wohnen Im ...

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<strong>Liebes</strong> <strong>Land</strong><br />

Mozzarella<br />

made in Germany<br />

Was die Italiener können, können deutsche Käser<br />

erst echt. Obwohl die Südländer recht verschwiegen<br />

sind, haben sich einige <strong>Land</strong>wirte das Rezept der<br />

Büffelkäsekugel selbst beigebracht.<br />

Ganz entspannt auf der Alb: Helmut<br />

Rauscher <strong>und</strong> Büffelbulle Berlusconi<br />

Lecker mit Basilikum <strong>und</strong> Tomaten: Albzarella von aufgeweckten Büffeln.<br />

Annelie, Odett <strong>und</strong> Judith sind sehr<br />

sensibel. Und treu. Für Seiten<br />

sprünge haben die Wasserbüffel<br />

weibchen nichts übrig. Wenn sie sich an<br />

einen Menschen gewöhnt haben, dann<br />

soll der bitte schön genauso treu sein.<br />

Dann geben Annelie, Odett <strong>und</strong> Judith<br />

auch alles. Ihre Milch.<br />

Auf dem Biohof im brandenburgischen<br />

Jüterbog nähert sich deshalb ein<br />

neuer Melker äußerst vorsichtig den Tieren.<br />

Der „darf in den ersten Tagen gar<br />

nichts sagen“, erklärt Elke Henrion. Dann<br />

gehe er „langsam an die Kuh ran“, ehe er<br />

Wochen später erstmals das Melkgeschirr<br />

ansetzt.<br />

In der Nähe des Flüsschens Nuthe grasen<br />

im märkischen Sand 190 Wasserbüffel,<br />

60 davon Weibchen. Es ist gerade<br />

zwölf Jahre her, als Elke <strong>und</strong> Henri Henrion<br />

zusammen mit Uwe Höft den Vierseiten-Hof<br />

kauften, den die Großeltern von<br />

Henri einst aufbauten. Ein Jahr danach<br />

holten sich die Henrions Büffel aus Bulgarien,<br />

dreißig Damen <strong>und</strong> zwei Herren.<br />

Auf den Feldern zahlreicher italienischer<br />

Klöster zogen Wasserbüffel schon<br />

im späten Mittelalter die eisernen Pflüge.<br />

In den christlichen Gemäuern enstand<br />

manch würziger Käse aus der Milch. Und<br />

so passt es ganz gut, dass Mönche der<br />

Abtei „San Lorenzo ad Septinum“ vor den<br />

Toren Aversas, nördlich von Neapel, im<br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert den vorbeiziehenden Pilgern<br />

eine Mozza, ein Stück abgeschnittenen<br />

Käse mitsamt einem Kanten Brot, gereicht<br />

haben sollen. Diese milde Gabe gilt<br />

seither als die Geburtsst<strong>und</strong>e des Mozzarellas,<br />

da das italienische Wort Mozza<br />

„abreißen“ bedeutet. Seit 1996 ist der<br />

„Mozzarella di Bufala Campana“ als<br />

Marke EU-weit geschützt. Der Name<br />

Mozzarella dagegen nicht. Auch deswegen<br />

kennen die meisten Deutschen<br />

den Mozzarella nur als leicht wässrigen<br />

Kuhmilch-Käse aus Plastik-Tütchen.<br />

Den Weg zum Mozarella<br />

pflastern viele Irrtümer<br />

Auf dem handwerklichen Weg zum<br />

Büffel-Original müssen die Jünger der<br />

italienischen Meister offenbar erst mal<br />

deren selbst auferlegtes Schweigegelübde<br />

brechen. Dabei klingt alles nicht allzu<br />

kompliziert. Zur Milch kommt Lab, es entsteht<br />

eine löchrig-gelbliche Masse im<br />

Kessel, die Milch dickt ein. Der Käsemeister<br />

schneidet mit einem harfenähnlichen<br />

Stahlgitter die Büffelmilchmasse auseinander,<br />

auf die kleinen Klumpen fließt später<br />

80 Grad heißes Wasser. Der Käser<br />

knetet den Teig, zieht ihn, bis er weich<br />

<strong>und</strong> geschmeidig ist, schneidet ihn in<br />

Stücke <strong>und</strong> formt die traditionelle Kugel.<br />

Nichts leichter als das, dachten sich<br />

deutsche Mozzarella-Fans wie etwa die<br />

Almbauern Eva <strong>und</strong> Helmut Rauscher aus<br />

dem bayerischen Ödenwaldstetten. Zuvor<br />

besuchten sie einige Firmen in Italien.<br />

Und erfuhren nichts. Deshalb blieb ihnen<br />

nichts anderes übrig, als zu „probieren,<br />

bis man’s kann“. Wie viel versauten, weil<br />

versauerten Käse er wegwerfen musste,<br />

weiß Helmut Rauscher nicht mehr.<br />

Ähnliche Erfahrungen machten <strong>Land</strong>wirte<br />

im niedersächsischen Eilte. „Wir<br />

hatten gerade ein halbes Jahr probiert“,<br />

Der Mozarella vom Bobalishof<br />

nimmt ein Bad in salziger Molke.<br />

4/<strong>2009</strong> <strong>Liebes</strong>-<strong>Land</strong>.com 43<br />

Fotos: alle Bilder Jüterbog: Bobalis-Hof, Albbüffel: Büro Maichle-Schmitt, Eilte: Wilfried Stegmann

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