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SS – der Film - jantschke-steuerberater.com

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Luxus zum Schnäppchenpreis?<br />

Kreative Steuerfahndung im Einsatz<br />

gegen die Staatsverschuldung<br />

Italien macht Ernst im Kampf gegen<br />

Steuerhinterziehung. Wohlhabende<br />

Italiener müssen sich auf immer kreativere<br />

Steuerfahn<strong>der</strong> einstellen.<br />

Für Steuersün<strong>der</strong> wird es zunehmend<br />

ungemütlich in Europa. Während sich<br />

die deutsche Öffentlichkeit noch an<br />

brisante Steuer-CDs aus Luxemburger<br />

und Schweizer Banken gewöhnen<br />

muss, sind Griechen und Italiener<br />

schon weiter. Dort laufen die Steuerfahn<strong>der</strong><br />

zu kreativer Höchstleistung<br />

auf, um Steuerflüchtlingen das Handwerk<br />

zu legen. So stellte Athen kürzlich<br />

eine „Liste <strong>der</strong> Schande“ mit rund 4500<br />

Steuersün<strong>der</strong>n ins Netz, die dem Staat<br />

insgesamt 15 Milliarden Euro schulden<br />

sollen. Auch Google Earth kommt<br />

mittlerweile in <strong>der</strong> griechischen Finanzverwaltung<br />

zum Einsatz, um teure<br />

Swimmingpools in gut geschützten<br />

Anwesen wohlhaben<strong>der</strong> Bürger aufzuspüren.<br />

Neben den Griechen ist es vor allem<br />

<strong>der</strong> italienische Ministerpräsident Mario<br />

Monti, <strong>der</strong> Steuerbetrügern mit verfeinerten,<br />

teils radikalen Methoden zu<br />

Leibe rückt. In <strong>der</strong> Ära Berlusconi trieb<br />

<strong>der</strong> Volkssport Steuerhinterziehung<br />

Seite 6 // Aktiv Steuern // Frühling 2012<br />

schließlich wilde Blüten <strong>–</strong> und wer brav<br />

seine Abgaben zahlte, galt in Italien<br />

eher als dumm denn ehrlich. Steuerschummler<br />

hatten leichtes Spiel, Konsequenzen<br />

mussten sie kaum fürchten.<br />

Die Quittung liegt heute vor: Rom<br />

ächzt unter einem Schuldenberg von<br />

1,9 Billionen Euro. Zugleich schätzt die<br />

Finanzpolizei Guardia di Finanza, dass<br />

je<strong>der</strong> fünfte Italiener Steuern hinterzieht.<br />

120 Milliarden Euro sollen Rom<br />

so Jahr für Jahr durch die Lappen gehen.<br />

Der hohen Staatsverschuldung<br />

steht indes eines <strong>der</strong> höchsten privaten<br />

Nettofinanzvermögen in <strong>der</strong><br />

EU gegenüber. An<strong>der</strong>s ausgedrückt:<br />

Würden sich nicht so viele Italiener vor<br />

dem Fiskus drücken, wäre <strong>der</strong> marode<br />

Staatshaushalt schnell saniert. Monti<br />

ist es deshalb ernst mit seiner Offensive<br />

gegen Steuerbetrüger <strong>–</strong> wie ernst,<br />

davon bekommen vor allem reiche Italiener<br />

gerade eine Ahnung.<br />

Kurz vor Silvester kam es im norditalienischen<br />

Nobel-Skiort Cortina<br />

d`Ampezzo zu einer spektakulären<br />

Razzia. Dort rückten am 30. Dezember<br />

80 Steuerfahn<strong>der</strong> zu einer höchst ungewöhnlichen<br />

Verkehrskontrolle aus.<br />

Im Visier <strong>der</strong> Steuerpolizei: Ferraris,<br />

Porsches und an<strong>der</strong>e Luxuskarossen,<br />

die mehr als 100 000 Euro kosten und<br />

deshalb dem äußeren Anschein nach<br />

auf gut betuchte Fahrer schließen ließen.<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Blitzkontrolle<br />

überraschte selbst die hartgesottenen<br />

italienischen Ermittler. Wie sich bei<br />

<strong>der</strong> Überprüfung von 251 Fahrzeugen<br />

herausstellten sollte, werden teure Nobelkarossen<br />

in Italien erstaunlich oft<br />

von vermeintlichen Geringverdienern<br />

gefahren. 42 Halter hatten in ihren<br />

Steuererklärungen für 2009 und 2010<br />

Jahreseinkünfte von weniger als 30<br />

000 Euro angegeben. Bei 16 weiteren<br />

lag das steuerliche Jahressalär unter 50<br />

000 Euro. 118 Fahrzeuge waren auf Firmen<br />

zugelassen, von denen 19 einen<br />

Verlust auswiesen und 37 einen nur<br />

bescheidenen Jahresgewinn von weniger<br />

als 50 000 Euro.<br />

Das Düsseldorfer „Handelsblatt“ veranlasste<br />

die Meldung zu <strong>der</strong> spöttischen<br />

Bemerkung, dass es südlich <strong>der</strong> Alpen<br />

wohl irgendwo Ferraris zum Schnäppchenpreis<br />

geben müsse. Die Fahn<strong>der</strong><br />

zogen freilich an<strong>der</strong>e Schlüsse: Wenn<br />

Auto und Einkommen so gar nicht zueinan<strong>der</strong><br />

passen wollen, wird es <strong>der</strong><br />

eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wohl nicht ganz so<br />

genau mit dem Finanzamt nehmen.<br />

Die mutmaßlichen Steuersün<strong>der</strong> müssen<br />

sich nunmehr dem “Redditometro”<br />

stellen <strong>–</strong> eine Berechnungsmethode<br />

<strong>der</strong> italienischen Finanzbehörden, bei<br />

<strong>der</strong> teure Autos, Immobilien und an<strong>der</strong>e<br />

Vermögenswerte das Minimum <strong>der</strong><br />

Einkommensteuer definieren. Unterstützung<br />

liefert den Behörden dabei<br />

seit Anfang des Jahres Serpico, ein Super<strong>com</strong>puter,<br />

<strong>der</strong> Millionen von Steuererklärungen<br />

und Konten abgleicht.<br />

Schlägt <strong>der</strong> Rechner bei Unstimmigkeiten<br />

Alarm, rücken die Steuerfahn<strong>der</strong><br />

aus. Wenig erstaunlich also, dass<br />

die Beschlagnahmungen von Bargeld<br />

und Gold an <strong>der</strong> schweizerisch-itali-

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