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Bindungsstörung & Sucht - Fachklinik - Haus Immanuel

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Frau. Bindung. <strong>Sucht</strong>.<strong>Sucht</strong>. Bindung.Fachtag am 19.6.2013<strong>Fachklinik</strong> <strong>Haus</strong> <strong>Immanuel</strong> ThurnauB. Wessel<strong>Fachklinik</strong> Kamillushaus, Essen


Überlebenswichtige Systeme19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 3


Überlebenswichtige SystemeSpirituelle Bindung19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 4


BindungstheorieIm 1. LJ konstant verfügbare Hauptbezugsperson sichertÜberleben: „sicherer Hafen“Angst, Trennung aktivieren Bindungsbedürfnisdes SäuglingsStreßKörperliche Nähe der Bindungspersonberuhigt das Bindungsbedürfnis.3 – 4 Nebenbezugspersonen19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 5


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BindungsqualitätenSichere BindungBindungsqualitäten: Sicher; unsicher – vermeidend, unsicher –ambivalent; desorganisiert; Rollentausch; Bindungsstörungsichere Bindung• offener Austausch über Gefühle• kompromissbereit bei Konflikten• beziehungsbezogen und autonom• selbstverantwortlich bei Belastung, dazu gehört,• andere aktiv um Hilfe zu bitten• Pflegeperson mit größter Feinfühligkeit wird Hauptbindungsperson.Große Feinfühligkeit fördert sichere Bindungsentwicklung.Hauptbindungsperson muss nicht ein leibliches Elternteil sein.19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 7


Alkoholabhängige Mutter,unsicher – ambivalente BindungWechselndes BindungsverhaltenZuverlässig­feinfühlig – gleichgültig – abweisendunsicher – ambivalente Bindung:Aktiviertes Bindungssystem:• übersteigerter Gefühlsausdruck: lautes Weinen; Klammern• Nach Rückkehr der BP: Kaum zu beruhigen• wenig kompromissbereit• emotionale Abhängigkeit• wenig selbst­verantwortlich bei Belastungen19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 8


unsicher­vermeidende Bindung• kein Austausch über (negative) Gefühle• Anpassung: Kind äußert Nähewünsche gar nicht erst• emotionale (Pseudo­) Unabhängigkeit: MeidetBezugsperson nach Trennung• selbstbezogener Umgang bei BelastungenStreßbelastung; Kortisolspiegelerhöhte Schwelle für Bindungsverhalten19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 9


Hochunsichere Bindung• fehlende (Anpassungs­) Strategien bei Kleinkindern(Desorganisation)• Zusammenbruch kindlicher Bewältigungsstrategien• bizarr anmutendes Verhalten gegenüber der BP• Verhaltensstrategien ohne Anpassungswert• bei älteren Kindern kontrollierende StrategieFurcht als durchgängige Beziehungserfahrung:­ Furcht vor der Bindungsperson: direkte ängstigende Interaktionserfahrung­ Furcht der Bindungsperson: indirekte Auswirkung elterlicher traumatischerBeziehungserfahrung)­ Konflikt zwischen Bedürfnis nach Sicherheit durch die Bindungsperson undFurcht vor ihr19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 10


Hochunsichere Bindung: Merkmalefrühe Kindheit• Vernachlässigung und MisshandlungKindergarten­ und Vorschulalter• aggressiv auffälliges Verhalten• feindseliges Verhalten internalisierendes VerhaltenJugendalter• Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung• dissoziative Symptomatik19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 11


Desorganisiertes Bindungsverh.Wechselnd Misshandlung, Deprivation, gestörte Interaktion, unnatürlicheTrennungserlebnisse (bei psych. u. chron. Kranken wie auch suchtkrankenEltern:Bindungsstörungen:Emotionale Abwesenheit der BPADHS­Symptome; inkonstantes BindungsmusterAusgeprägte Psychopathologie:F94.1 Hemmung; F94.2 Enthemmung (II a):Indifferente Pseudo­Bindung auch an unbekannte Personen: WechselndeBetreuungssysteme in den ersten Lebensjahren: PromiskuitätErhöhtes Unfallrisikoverhalten (II b): In Gefahrensituationen wird nicht dieNähe gesucht, sondern weiteres Risikoverhalten: Fürsorgeverhalten wirdmobilisiertKlammern: Exploration erschwert.19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 12


Bindungsstörung: Rollenumkehr (VI);TrennungKinder sollen sichere Basis für erkrankte Eltern bieten (Depression, chron.Erkrankung, <strong>Sucht</strong>): Emotional verunsichert, erschwerte Ablösung. Bei Gefahrwird nicht die Bezugsperson gesucht. Signifikanter Zusammenhang zw.Bindungsstörung und ADHS (Brisch 2008; Riedinger et al. 2009)Aufgabe eigener Bindungsbedürfnisse zugunsten der ElternVersorgenden; bringt eigene Bedürfnisse nicht einRolle desBei Gewalterfahrung: Rolle des Mißhandlers wird übertragen (Plüschtiere,<strong>Haus</strong>tiere, Partnerschaft)Trennung:Bindungssuche mit Tr.­Protest, Weinen, Rufen, Suchen der BP;19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 13


TrennungNatürliche Trennung Vorbereitung; Kinder sollen mit„Ersatzperson“ vertraut gemacht werden sicherer HafenUnnatürliche Trennung, unerwünscht, z. B. Umzug,Migration, Trennung d. E., Krankenhaus, Todnatürliche / unnatürliche Ursache– PsychotraumaWenn keine BP verfügbar: Ohnmacht, Trauer,Innen: vegetative DauererregungNach außen: Erstarren, „Einfrieren“ der Affekte19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 14


GewaltBindungsstörungenGewalt unter den Eltern: Angeifer erzeugt Angst; Opfer (oft Mutter): wirdnicht als „sicherer Hafen“ wahrgenommenAuswirkungen auf Bindungsverhalten ähnlich wie Gewalt gegen das KindBindungssystem wird nicht beruhigtBindungsstörungen:Promiskuität:• Pseudo­Bindung an jede verfügbare Person• Suche nach Nähe in Gefahr oder bei Angst• Bindungsperson beliebig austauschbar• Keine „echte“ Bindungsperson• Keine sichere emotionale BasisWechselnd Mißhandlung, Deprivation, gestörte Interaktion, z. B. beipsychisch u. chronisch Kranken wie auch suchtkranken Eltern:aufgebautspezif. Bindung wird nichtFällt zunächst nicht als Störung auf!19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 15


BindungsstörungenÜbererregung:• Kaum Trennung möglich• Kind „bewacht“ die BP• Kleine Trennungen führen zu Übererregung• Spiel nur in der Näge der BP• Auch in höherem Alter (Kindergarten, Schule)Hemmung:• Hemmung, die BP als sichere Basis bei Angst / Gefahr zu nutzen• Bei Abwesenheit der BP zeigt Kind Bindungsverhalten und spezifischeBindungssuche zu fremden Personen.Aggression:• Ambivalente Bindungsnähe wird durch aggressives Verh. Hergestellt• Verkennung des Bindungswunsches durch andere Personen• Aggressive Antwort auf Bindungswunsch• Ablehnung steigert Angst dissoziale Persönlichkeit


Dissoziales Verhalten;Bindungsstörungen• Empathie wurde nicht konstant erlebt• Wechsel von Beziehungspersonen (Vloet 2009)• Gewalterfahrung• Bedürfnisse werden nicht aufgeschoben• „Emotionsregulationsstörung“ (M. Linden, M. Vilain 2011)Unfall­Risiko:• Spektakuläre Risikosituation mit Aktivierung der Aufmerksamkeitder BP• Inszenierung von Unfällen• Reaktion der BP nur bei maximaler Gefahr für das Kind• Kein Lerneffekt aus Unfallerfahrung19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 17


<strong>Sucht</strong> & Bindung<strong>Sucht</strong>mittel– Beruhigt das Bindungssystem– Stressreduzierung auf physiologischer Ebene– Beruhigung wie durch Körperkontakt mit Bindungsperson– Mehr oder weniger leicht verfügbar– Selbst zu beschaffen– Unabhängigkeit von BindungspersonMedien– Schnelle Reizfolge– hohe Stimulation und Selbstwirksamkeit– niederschwellig verfügbar– Unabhängigkeit von Bindungsperson19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 18


<strong>Sucht</strong> & Bindung:Beginn der <strong>Sucht</strong>; Bedeutung für die Therapie• Trennungssituationen• Nach Verlassenwerden• Einsamkeit• Angstsituationen• Stress in Beziehungen• Überforderung mit Stress allgemein• Bedrohliche Affekte• Keine Affektsteuerung• Immer ist Bindungsbedürfnis aktiviertAufbau einer sicheren therapeutischen BindungBesonderheiten der therapeutischen Bindung bei <strong>Sucht</strong>erkrankungen– Gegenübertragung – intensiv­distaniert – häufige sichere Kontakte– Ersatz des <strong>Sucht</strong>mittels durch neue intensive sichere Bindungserfahrungenin der Therapie – emotionale Wirkung der Bindungserfahrung muss intensiversein als die Wirkung des <strong>Sucht</strong>mittels19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 19


Säuglinge, Kleinkinder …Adipositas: “0rale” Zuwendung• Medien: Internet, Video• Mütterliche / väterliche <strong>Sucht</strong>• Keine Differenzierung von Streß­Signalen des Kindes• Statt Bindung Angebot des <strong>Sucht</strong>mittels• Intensive Arbeit mit der Mutter / Vater• Feinfühligkeit• MentalisierungErwachseneMedikamente / Alkohol / Drogen – Ersatz für sichereBindung• Workaholic – Selbstwirksamkeit, Bindung wird vermieden• Sexaddicts – Panik vor Einsamkeit• Therapie: Sichere therapeutische Bindung• Emotionale Neuerfahrungen durch emot.• Reduzierung des <strong>Sucht</strong>verhaltensVerfügbarkeit d. Therapeuten19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 20


Bindungsstörung ­ PersönlichkeitsstörungDysfuntionale BeziehungsgestaltungAffektstabilität und –auslenkbarkeit (M. Linden, M. Vilain 2011)Weitergabe an die nächste Generation:Nicht verarbeitete Traumata, Trennungserlebnisse, Bindungsstörungwiederholen sich im Umgang mit eigenen Kindern19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 21


Kooperationsvereinbarung –Kinder aus suchtbelasteten Familien in Essen• Jugend­ und <strong>Sucht</strong>hilfe beziehtjeweils andere Institution ein• Freiwillig• Schweigepflicht• Fallkonferenzen:Hemmschwelle der Pat. vorJugendhilfe sinktKooperationspartner- Soziale Dienste desJugendamtes- Sozialpsychiatrischer Dienst- JugendpsychologischesInstitut- stat. u. ambulante Einr. d.<strong>Sucht</strong>krankenhilfe+ <strong>Sucht</strong>beratung derDiakonie+ <strong>Fachklinik</strong> Kamillushaus(ambulante, tagesklinischeu. stationäre Angebote);+ LVR-Klinikum EssenPrävention27.10.200922


FazitPrävention:SAFE ® : Trainingsprogramm (entwickelt von PD Dr. Brisch,Hauner´sche Kinderklinik München; www.khbrisch.de)In der Therapie:Bindungsverhalten thematisieren; Unterstützungsangebote benennen(ohne Patientin abzuwerten)Nicht immer, wenn auffälliges Bindungsverhalten vorliegt, ist eineTherapie für das Kind erforderlich rasch 2. oder 3. zuverlässigeBindungsperson einführenFazit für die Therapie:• sichere Beziehungserfahrung• Weg zur Abstinenzfähigkeit• Selbsthilfe!19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 23


Kontakt:Dr. B. Wessel<strong>Fachklinik</strong>KamillushausHeidhauser Str. 27345239 EssenTel.: 0201 / 8406­0b.wessel@kamillushaus.de19.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 24


Literatur (Auswahl):H. Brisch, Bindung und Umgang, Brühler Schr. z. Familienrecht,Verl. Gieseking, Bielefeld 2008H. Brisch, Frühe Bindungserfahrungen – Bedeutung f.d. Entwicklung, Therapie und Präventionvon <strong>Sucht</strong>erkrankungen; Vortrag wissenschtl. JT des “BUSS” 2013 (www.suchthilfe.de)H. Fallada, Der Trinker. Aufbau‐Verlag, Berlin, 1953M. Linden, M. Vilain, Emotionale Teilleistungsstörungen…Ner venarzt 2011 · 82:25 –36M. Ridinger et al.: Einfluss unsicherer Bindungsstile … Nervenarzt 2009 · 80:827– 832Vloet et al., Prädiktoren dissozialen Verhaltens, Nervenarzt, 2006, 77:782‐79019.6.2013 Wessel, FK Kamillushaus Essen: Bindungsstörung & <strong>Sucht</strong> 25

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