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2. Ausgabe - Tiroler Sängerbund

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CHOR – MUSIK – AKTUELL | VON CHORLEITER ZU CHORLEITERSEITE 3THEATER FÜR VIELE MENSCHEN OFFEN UND ERFAHRBAR MACHENGEDANKEN ZUR INSTITUTION THEATER VON JOHANNES REITMEIERSolange es das Theater gibt, solange wird die Krise desselben heraufbeschworen. Und seit etwa 150 Jahren wirddem Theater in regelmäßigen Abständen bescheinigt, es sei als antiquierte, lediglich der Selbstdarstellungeines aussterbenden Bildungsbürgertums dienende Kunstform nicht mehr überlebensfähig. Über eben diesenZeitraum allerdings tritt das Theater den Beweis dafür an, dass Totgesagte länger leben.Foto(Günther Egger): Johannes ReitmeierTatsächlich belegen jüngste Erhebungenalles andere als dasEnde der darstellenden Künste,sondern im Gegenteil ein wachsendesInteresse der Bevölkerungam Angebot der TheaterundKonzerthäuser. Von Krise istdennoch die Rede, allerdings keineswegsin inhaltlicher Hinsicht,sondern es stellt sich im Zuge derglobalen Finanzkrise die Frageder Finanzierbarkeit. Dieses Problemist im deutschen Kulturbetriebderzeit allgegenwärtig undhat mancherorts zu Schließungenvon Bühnen und Veranstaltungszentrengeführt. Die Budgets dernoch immer zahlreichen Häuserschrumpfen beständig und erschwerendie Spielplangestaltungmehr und mehr. Insbesondereder kosten- und personalaufwändigeMusiktheaterbetrieb ist vielfachgefährdet. Und das, obwohlOper, Operette und Musical in derPublikumsgunst nichts von ihrerAnziehungskraft eingebüßt haben.Der deutsche Bühnenvereinbelegt die stabilen bis erfreulichwachsenden Zuschauerzahlenalljährlich mit seiner Statistik.Dem musikalischen Theater alsozu unterstellen, es sei überholtund nicht mehr von Relevanz, istblanker Unsinn.In Österreich und speziell in Tirolsieht es mit der öffentlichenMeinung in Bezug auf Kultur undihre Notwendigkeit glücklicherweise(noch) anders aus. Es gibtein klares Bekenntnis zur kulturellenVielfalt, die Politik zeigtsich kulturaffin und ist bereit undin der Lage Institutionen wie das<strong>Tiroler</strong> Landestheater auskömmlichzu finanzieren. Dafür dürfendie Theatererhalter erwarten,dass sich ihre Bühnen nicht alselitäre Musentempel für Wenigeverstehen, sondern Theater fürviele Menschen offen und erfahrbarmachen. Das liest sich in derTheorie zweifelsfrei leichter, alses sich in der Praxis darstellt. Esgibt immer noch zu viele Hemmschwellen,die manch neugierigen,aber unerfahrenen Interessentenvon einem Besuchabhalten. Das betrifft oft jungeMenschen, die befürchten müssen,in den Kulturzentren nichtihresgleichen anzutreffen. Umsowichtiger wird es in Zukunft sein,den Zugang zu uns und unserenAngeboten zu erleichtern - infinanzieller wie in programmatischerHinsicht. Das hat nichtnur etwas mit Bildungsauftragzu tun, sondern vor allem mit derglaubhaften Vermittlung dessen,was Kultur wirklich sein kann:Unterhaltung, sinnvolle Freizeitgestaltung,Herzens- undCharakterbildung und geistigeHerausforderung als Kontrastprogrammzur allgemein grassierendenintellektuellen Verflachung.JOHANNES REITMEIERDem Studium der Theaterwissenschaft, Kunst- und Literaturgeschichte in München folgtenerste Berufserfahrungen als Lehrbeauftragter für Operndarstellung an der Hochschule fürMusik München. Dazu kamen Assistenzen bei bedeutenden Regisseuren u.a. bei Götz Friedrich,Jean-Pierre Ponnelle oder August Everding. Als freiberuflicher Regisseur arbeiteteer an mehreren deutschsprachigen Bühnen und zahlreichen Freilichtbühnen. Es entstandenInszenierungen in allen Sparten des Musik- und Sprechtheaters. Von 1996 bis 2002 warReitmeier Intendant des Südostbayerischen Städtetheaters. Von 2002 bis 2012 leitete er alsIntendant das Pfalztheater Kaiserslautern. Außerdem arbeitet er als Autor für zahlreichehistorische Festspiele und wurde mit verschiedenen Kulturpreisen ausgezeichnet. Mit Beginnder Spielzeit 2012/13 übernahm er das <strong>Tiroler</strong> Landestheater Innsbruck als Intendant.EIN JAHR LANDESCHORLEITERVOM ANREIZ EINER NEUEN AUFGABEUm es vorwegzunehmen: Ich habe mir die Aufgabe leichter vorgestellt. Als ich gefragt wurde dieses Amt zuübernehmen, war mir zwar bewusst, dass einiges an zusätzlicher Arbeit auf mich zukommen würde, trotzdemdachte ich mir, überwiegt die Möglichkeit, die <strong>Tiroler</strong> Chorlandschaft mitzugestalten.Das Ganze ist aber nicht unkompliziert,nicht nur aufgrund der großenUnterschiede der einzelnenChöre und der unterschiedlichenVorstellungen in den einzelnenGremien des tsb. Gut, damit warzu rechnen und so ging es los mitBesuchen bei den verschiedenstenVeranstaltungen und Konzerten,mit Planungen, der Umsetzungneuer Ideen, einem neuen Musikausschuss,langen Sitzungen undBesprechungen u.v.m., immermit dem Gedanken möglichst vielenTeilnehmerchören behilflichsein zu können. Nicht immer wardie Arbeit unumstritten, es wurdeviel diskutiert, in Frage gestellt,manchmal vehement widersprochen,wahrscheinlich weil vieleAnsichten doch recht konträr warenund sind.Was kann man in einemJahr bewirken bzw. nichtbewirken…Derzeit steht die Planung des Jahresprogrammsfür 2013/14 auf derTagesordnung. Gleichzeitig habeich nun mein erstes Jahr als Landeschorleiter„vollendet“. Rückblickendkann ich sagen, dass dieVeranstaltungen immer gut organisiertund die Beteiligten mit vielEngagement bei der Sache waren.Musikalisch wurde einiges gebotenund ganz bewusst habe ichmich auch persönlich als Dirigentbei einem der Projekte präsentiert.Dabei kam es auch immer wiederzu sehr interessanten Begegnungenund ich hatte den Eindruck, dieTeilnehmerInnen waren mit großerBegeisterung dabei.Ein neuer Landeschorleitermuss neue Impulse bringen…Das Programm des letzten Jahreshabe ich teils übernommen, teilsmit neuen Punkten versehen, eswird sich weisen wie erfolgreich.Ich bin um jedes Feedback froh, giltes doch, die Ideen der tsb-Mitgliederbesonders zu berücksichtigen.Die neuen Ideen betrafen hauptsächlichdie Sommerwoche in StiftStams und das Projekt „Neue Musikfür Chor“. Auch hier wird sicherst weisen, was diese Initiativenbringen werden.Der tsb hat vielfältigeAufgaben…Den tsb sehe ich von meiner Perspektiveaus als eine Institution,die gleichermaßen der Fortbildungals auch der Vernetzung von Chörenund Institutionen dienen soll.Dies scheint auch gut zu gelingen,wurden und werden doch Kooperationenmit Stadt Innsbruck, <strong>Tiroler</strong>Landestheater, UniversitätInnsbruck, <strong>Tiroler</strong> Landeskonservatoriumu. a. durchgeführt und esmelden sich doch immer wiederChöre und einzelne SängerInnenzu Gemeinschaftsprojekten an(Sacred Concert, Alexis Sorbas,War Requiem). Grundsätzlich binich überzeugt, dass man mit einemklugen Fortbildungs- und Konzertprogrammdie Leistungsfähigkeitund -bereitschaft der <strong>Tiroler</strong> Chöreerhöhen kann. Es hängt einfachdavon ab, in welchem Umfang undmit wie viel Hingabe die einzelnenChöre und deren Verantwortlichean die Sache herangehen wollenund können. Und so sehe ich keinenUnterschied zwischen einemausgesuchten Kammerchor inder Landeshauptstadt und einemfleißigen Kirchenchor in einer derTalschaften. Beide haben das Zielgute Musik zu machen zur Freudeder Zuhörer und zur Ehre Gottes.

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