25 > Altenpflege TitelthemaUmsetzung O^> Die Einführung des MaeutischenPflege- und Betreuungsmodells gelingt, wenn die gesamteEinrichtung daran mitwirkt - von den Leitungskraftenbis zu den Mitarbeitern. Text: Thomas Nauroth<strong>Verstehen</strong> <strong>lernen</strong>\n den 1990er-Jahren war ich - seinerzeitals Seniorenhausleiter - mitmeinen Mitarbeitern auf der Suchenach einem schlüssigen Konzept für dieBegleitung von demenzbetroffenen Menschen.Validation und Basale Stimulationwaren zusammen mit anderen Methodenwie Musiktherapie und Biografiearbeitunseres Erachtens geeignet, urn Menschenmit Demenz betreuen zu können.Es war uns jedoch schnell klar, dass wiruns nicht einengen lassen wollten. Dannlernten wir auf einer Tagung des KuratoriumsDeutsche Altershilfe (KDA) die„Integrierte Erlebensorientierte Pflege"kennen. Dieser maeutische Ansatz, inDeutschland nahezu unbekannt, verstandsich als integratives Pflegemodell.Die Workshops zur Maeutik warenfür uns sehr ansprechend, aber auchganz anders als gewohnt. Wir wurdenermutigt, unsere eigenen Erfahrungenin Worte zu fassen und zu reflektieren,ohne sofort Instruktionen oder maCgerechteAntworten zu erhalten. Die Maeutikbestatigte uns in dem, was wir taten,und machte uns aufgrund des offenenKonzeptes zugleich auch etwas unsicher.Letztlich trafen wir mit der Geschaftsführungdie Entscheidung, Maeutik ineinem Pilotprojekt zu „testen".In dem Modellprojekt „Wohlbefindenim Alter - trotz Demenz", das von2003 bis 2005 in den SeniorenhausernSt. Anna und St. Maria in Köln erfolgte,wurde die Erlebensorientierte Pflegeeingeführt und deren Auswirkungen mitdem Dementia Care Mapping-Verfahren(DCM) gemessen. Die Ergebnisse zeigten,dass die Maeutik für die Betreuungdemenzbetroffener Menschen sehr gutgeeignet war. Deshalb begannen die anderen14 Seniorenhauser des Tragersab 2006 mit der Implementierung desMaeutischen Pflege- und Betreuungsmodells(MPBM).Eine Implementierung mussdas Handeln verandernEinführungsprozesse in Pflegeeinrichtungenführen nicht zwangslaufig zu dauerhaftemErfolg. Entweder sie kommengar nicht erst auf der Handlungsebenean, oder sie geraten nach einer ersten Begeisterungwieder in Vergessenheit. DieErfahrungen mit unserem Modellprojektbestatigten, dass die Implementierung eigendes Tragers passt und die erforderlichenFinanzmittel zur Verfügung gestelltwerden. Für die Einführung der Maeutikwurde eine spezielle Projektstruktur entwickelt,bestehend aus Steuerungsebene,Qualifizierungsebene und Praxisebene:1. SteuerungsebeneDie Steuerungsebene gliedert sich in einekonzeptionelle Projektsteuerung, die dieEffektivitat der Implementierung für alleEinrichtungen im Auge behalt (Metaebene),und eine operative Projektsteuerungim jeweiligen Haus (Mesoebene).Hierzu gibt es die interne Steuerungsgruppe.Sie besteht aus dem Seniorenhausleiter,den Bereichsleitungen (Pflegeund sozial-kulturelle Betreuung, Hausservice),den Wohnbereichsleitungen,Die Fahigkeit, das eigene Tun zu hinterfragen, ist einzentraler Baustein im maeutischen Modell.nes Handlungsmodells in ein komplexesSystem nicht immer geradlinig verlauft.Die Urheberin des MPBM, Cora van derKooij, empfiehlt deshalb auch eine adaptiveImplementierung, wobei der Einführungsprozessan die Ausgangssituationund Struktur in der jeweiligen Einrichtungangepasst werden sollte.Vor der breiten Einführung in allenEinrichtungen stand die positive Entscheidungder Geschaftsführung und derSeniorenhausleiter, dass das Modell indie Zielstruktur und zu den Werthaltundeminternen Trainer für Maeutik, Mitarbeiternsowie dem Qualitatsmanager(Metaebene).Die Steuerungsgruppe beschaftigt sichmit der Frage, ob und wie die ErlebensorientiertePflege im gesamten Seniorenhausgelebt wird. Dabei ist ein wichtigerAspekt, wie Leitungskrafte die Umsetzungfördern und unterstützen können.2. QualifizierungsebeneDie Vermittlung von Wissen und Kenntnissenspielt eine wichtige Rolle. Diewww.altenpflege-ontine.net
26 > Altenpflege TitelthemaGrundlagen der Maeutik werden denMitarbeitern der Pflege und der sozialkulturellenBetreuung über Basiskursevermittelt. Der dreitagige Kurs ist in derWeise organisiert, dass die Mitarbeiterzwischen den Schulungstagen drei bisvier Wochen Zeit haben, das Gelernte inder Praxis auszuprobieren und ihre Erfahrungenam folgenden Tag zu reflektieren.Denn die Fahigkeit, das eigene Tunzu hinterfragen und sich darüber auszutauschen,ist ein zentraler Baustein immaeutischen Modell.Eine Besonderheit in der Maeutik bestehtdarin, dass das gesamte Seniorenhauseinbezogen ist. Jeder Bereich und jedereinzelne Mitarbeiter ist gefragt, wennes beispielsweise darum geht, Kontaktmomentezum Bewohner zu finden. FürMitarbeiter aller Hausbereiche findendeshalb Kompakttage statt, um Kontaktzu Menschen mit Demenz knüpfen zukönnen. Die Mitarbeiter entwickeln dabeiein tieferes Verstandnis für die individuelleErlebenswelt des Bewohners unddafür, wie sie ihn in seiner Welt erreichenkönnen. Für Wohnbereichsleitungen undMultiplikatoren werden Aufbaukurseorganisiert - denn wenn es darum geht,eine neue Pflegekultur zu etablieren,dann muss es Mitarbeiter geben, die denWechsel eng begleiten und immer wiederAnregungen dazu geben.In den Aufbaukursen erhalten die Mitarbeiterinnerhalb von sechs Tagen einentieferen Einblick in die Themen Angehörigenarbeit,Bewohnerbesprechung,Wohnzimmerkultur und Biografiearbeit.Die Teilnehmer haben die Aufgabe, einePrasentation zu erarbeiten, um ganz konkretNeuerungen in ihrem Bereich einzuführen.Die Mitarbeiter entwickeln dabeiviele kreative Ideen. Zum Beispiel:• jedem Bewohner einen Erinnerungskorbzusammenzustellen,• eine Sprichwortsammlung anzulegen,• Schlüsselwörter in der Kommunikationzu verwenden,• einen regelmafiigen Gottesdienst fürDemenzbetroffene einzurichten,• Kochen und Backen im Wohnbereicheinzuführen• oder die Neugestaltung eines Erlebnisbadesvoranzutreiben.3. PraxisebeneEs wird deutlich, dass Fortbildungenfür sich allein kein Garant für eine Umsetzungsind. Das Gelernte muss in diePflegepraxis hineingetragen werden. EinHemmnis hierbei ist die aufgabenbezogeneArbeitsweise. Es braucht manchmaleinige Überzeugungskraft sowie Gespracheim Team, um die Prioritaten nicht aufeinen bestimmten Arbeitsablauf zu legen,sondern die Bedürfnisse und das Erlebender Bewohner in den Bliek zu nehmen.Training on the Job hilft den Mitarbeiternbei dem Perspektivenwechsel für