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künstlerische fotografie an der graphischen lehr - Albertina

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K Ü N S T L E R I S C H E F O T O G R A F I E A N D E R „ G R A P H I S C H E N “ 1 8 8 8 – 1 9 5 5<br />

kunstgewerblichen Industrie und einen damit verbundenen industriellen<br />

wie materiellen Aufschwung <strong>an</strong>.<br />

Der gewählte Zeitpunkt zur Gründung einer gewerblichen<br />

Lehr<strong>an</strong>stalt schien günstig, da mit <strong>der</strong> 1882 in Österreich stattfindenden<br />

Schulreform Fachschulen, die ursprünglich dem H<strong>an</strong>delsministerium<br />

unterstellt waren, unter die Leitung des Unterrichtsministeriums<br />

kamen. Das liberale Bürgertum sah nach Auflösung <strong>der</strong> Zünfte in <strong>der</strong><br />

Schule eine geeignete Institution, um das <strong>künstlerische</strong> H<strong>an</strong>dwerk zu<br />

för<strong>der</strong>n und ihm einen institutionellen Rahmen zu geben.<br />

E<strong>der</strong>, <strong>der</strong> schon zu dieser Zeit ein vom H<strong>an</strong>delsministerium<br />

gestütztes Versuchsatelier 3 betrieb (Sinn und Zweck war die<br />

wissenschaftliche Prüfung und Erforschung fotografischer Verfahren),<br />

strebte eine universelle Ausbildung <strong>an</strong>. Er erk<strong>an</strong>nte, dass in <strong>der</strong><br />

Verbindung von Kunst, Gewerbe und Wissenschaft eine einzigartig<br />

dynamische Kombination von ein<strong>an</strong><strong>der</strong> ergänzenden Disziplinen<br />

gegeben war. Der damit möglich gemachte Austausch eröffnete g<strong>an</strong>z<br />

neue Perspektiven für ein noch junges, sich ras<strong>an</strong>t weiterentwickelndes<br />

Medium. Im institutionellen Rahmen wurde Fotografie nur <strong>an</strong><br />

Universitäten, als Hilfswissenschaft für diverse technische Fächer und in<br />

Form von befristeten Vorlesungen ge<strong>lehr</strong>t. Nur wenige Privatinstitute<br />

nahmen sich <strong>der</strong> Fotografie als Lehrgegenst<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.<br />

Als Reaktion auf seinen Vortrag im „Museum für Kunst und<br />

Industrie“ betraute das Unterrichtsministerium E<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ung<br />

einer Lehr<strong>an</strong>stalt. Die Strukturen <strong>der</strong> staatlichen Gewerbeschulen dienten<br />

E<strong>der</strong> als Muster. Als <strong>der</strong> Entwurf schließlich auf kaiserlichen Beschluss<br />

genehmigt wurde, setzte m<strong>an</strong> E<strong>der</strong> als Leiter ein. Er sollte für die<br />

nächsten zweieinhalb Jahrzehnte die Geschicke <strong>der</strong> Schule bestimmen.<br />

Die am 1. März 1888 eröffnete „K.k. Lehr- und Versuchs<strong>an</strong>stalt für<br />

Photographie und Reproductionsverfahren in Wien“ 4 war weltweit die erste<br />

staatliche Ausbildungsstätte dieser Art. In <strong>der</strong> universalen Musterschule<br />

waren folgende Sparten vertreten: eine Ausbildung für Porträt-, L<strong>an</strong>dschaftsund<br />

Reproduktions<strong>fotografie</strong>, sämtliche Bereiche <strong>der</strong> damals betriebenen<br />

mech<strong>an</strong>ischen Drucktechniken, eine wissenschaftliche Versuchs<strong>an</strong>stalt 5<br />

173<br />

Madame d’Ora (Dora Kallmus, Arthur Benda)<br />

Alb<strong>an</strong> Berg, 1909<br />

Pigmentdruck, 48,3 x 35,7 cm<br />

3 Das Versuchsatelier wurde 1882 <strong>an</strong> <strong>der</strong> Höheren Staatsgewerbeschule<br />

in <strong>der</strong> Annagasse im ersten Wiener Gemeindebezirk errichtet.<br />

4 Ab 1897 än<strong>der</strong>te die Schule ihren Namen in „K.k. Graphische Lehrund<br />

Versuchs<strong>an</strong>stalt in Wien“ und wird im Weiteren abgekürzt<br />

als „Graphische“ gen<strong>an</strong>nt.<br />

5 Zur Wissenschafts<strong>fotografie</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> „Graphischen“ vergleiche Monika<br />

Fabers Beitrag „Josef Maria E<strong>der</strong> und die wissenschaftliche Fotografie<br />

1855–1918“ in dieser Publikation, S. 141–169.

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