28.11.2012 Aufrufe

Die satten Farben des Malers Friedensreich ... - Farbimpulse

Die satten Farben des Malers Friedensreich ... - Farbimpulse

Die satten Farben des Malers Friedensreich ... - Farbimpulse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

06.06.2007<br />

<strong>Die</strong> <strong>satten</strong> <strong>Farben</strong> <strong>des</strong> <strong>Malers</strong> <strong>Friedensreich</strong> Hundertwasser<br />

Für den Künstler war das Paradies auf Erden bunt – graue Monochromie war die Hölle<br />

Sein Markenzeichen sind die immer wiederkehrenden Motive von Spirale und Zwiebelturm. Seine Bilder gibt es in Tausender-Auflagen,<br />

denn der österreichische Künstler <strong>Friedensreich</strong> Hundertwasser entdeckte schon früh den Vorteil <strong>des</strong> Siebdrucks. Doch die meisten<br />

seiner vervielfältigten Kunstwerke sind Farbunikate, haben ihre eigene Farbkomposition. <strong>Die</strong> beeindruckende Wirkung erreichte er bei<br />

gemalten wie gedruckten Exemplaren durch hohe Farbqualität und besondere Farbzusammenstellung. Auch bei seinen<br />

Gebäudeentwürfen setzte Hundertwasser auf individuelle Vielfalt, von den unterschiedlichen Fenstern bis zu leuchtenden Kacheln,<br />

welligen Fußböden und den obligatorischen Zwiebeltürmchen.<br />

Organische Strukturen und die obligatorischen Türmchen:<br />

Das Hundertwasser-Haus in Essen gehört zu den typischen<br />

Bauten <strong>des</strong> österreichischen Künstlers <strong>Friedensreich</strong><br />

Hundertwasser. Foto: Domino, pixelio.de<br />

Auch den Turm der so genannten Waldspirale in Darmstadt<br />

krönt eine goldene Kugel. Foto: Andy Rudorfer, pixelio.de<br />

"<strong>Farben</strong> an sich bedeuten gar nichts. <strong>Farben</strong> können eine Bedeutung haben, wenn sie in bestimmten Dosierungen gut zusammengestellt<br />

und von anderen <strong>Farben</strong> umgeben sind. Nebeneinandergestellt können sie in ihrer Wirkung eine Art visueller Musik ergeben…",<br />

beschrieb Hundertwasser seine Auswahl. Eigentlich hieß er Friedrich Stowasser, wurde am 15. Dezember 1928 in Wien geboren und<br />

starb am 19. Februar 2000. Im Laufe seines Lebens änderte er seinen Namen mehrmals: Er übersetzte das slawische Wort Sto, das für<br />

hundert steht, und wurde zu Hundertwasser. Aus Friedrich machte er <strong>Friedensreich</strong>. Später kamen noch die Wörter Regentag und<br />

Dunkelbunt hinzu, so dass sein Name bald schillerte wie seine Bilder.<br />

Sein Name verrät viel über sein Farbverständnis: Regentag nannte er sich, als ihm eines Tages auffiel, wie die <strong>Farben</strong> im Regen<br />

leuchten. Für ihn waren Regentage "die Tage, an denen ich arbeiten kann, an denen ich am glücklichsten bin". Dunkelbunt, das war für<br />

Hundertwasser die äußerste Konzentration von satter Farbe. Es ist die Dunkelheit der <strong>Farben</strong>, wenn sie am weitesten von Weiß entfernt<br />

sind.<br />

Dem Dunkelbunt setzte er gerne metallische Pigmente oder phosphoreszierende und fluoreszierende <strong>Farben</strong> als Kontrast gegenüber.<br />

Ebenso kombinierte er matte und leuchtende <strong>Farben</strong>, Öl und Aquarell. Entscheidend für ihn war dabei die Qualität seiner <strong>Farben</strong>.<br />

Hundertwasser stellte sie zumeist selbst her. <strong>Die</strong> damit verbundene Handarbeit und Beschäftigung mit dem Material gehörte für ihn<br />

entscheidend mit zum Malprozess. Zudem machte er sich dadurch frei von dem "toten Material" vorgefertigter Massenware und damit<br />

Massenfarben.<br />

Um dennoch eine gute Haltbarkeit zu garantieren, verwendete Hundertwasser nach Möglichkeit anorganische Stoffe wie Vulkansand,<br />

Erde, Lehm, Kohle und Holzkohle, grauen und weißen Kalk sowie Ziegel, die es in Gelb, Rot und fast Schwarz gibt. Seiner Meinung nach<br />

geben diese Materialien die besten <strong>Farben</strong> und bieten zudem eine breite Farbskala. Nach dem Zerstoßen mischte Hundertwasser die<br />

Rohmaterialen mit Öl oder Ei, mit Acryl, Polyvinyl oder Wachs.<br />

Da er jedoch nicht alle <strong>Farben</strong> selbst fertigen konnte, benutzte auch er industriell produzierte. Vor allem für kräftiges Rot, Blau und Gelb.<br />

"Selber machen kann man alle braunschwarzen <strong>Farben</strong> mit gelblichen und rötlichen Nuancen. Sie liegen auf der Straße. Wenn man das<br />

als Untergrund nimmt und die industriell hergestellten <strong>Farben</strong> hineinsetzt, erhöht es die Wirkung", beschrieb er seine Auswahl.<br />

<strong>Die</strong>se Vielfalt und Kombination der <strong>Farben</strong> setzte sich auch in seinen Architekturentwürfen durch. Er wetterte gegen die graue Monokultur<br />

moderner Architektur und die einfarbigen Fassaden der Häuser. Da er die gerade Linie als unnatürlich und krank machend auffasste,<br />

waren ihm die rechtwinkligen Gebäude der meisten Städte ein Gräuel. Als "Architekturdoktor" versah er sie, wenn er konnte, mit<br />

Türmchen, verschiedenartigen Fenstern, goldenen Kacheln und mehr Farbe.<br />

Er ging sogar so weit, ein "Fensterrecht" zu proklamieren, nach dem jeder Mieter um die Fenster seiner Wohnung herum malen dürfe,<br />

soweit sein Arm beziehungsweise Pinsel reiche: "…, sodass man von weitem, von der Straße sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der<br />

sich von seinen Nachbarn, den einquartierten versklavten Normmenschen unterscheidet."<br />

Für Hundertwasser war die Wohnung, das Haus nach der Kleidung die dritte Haut <strong>des</strong> Menschen. Dementsprechend müsse sie<br />

individuell gestaltet sein und sich mit ihren Bewohnern entwickeln und verändern dürfen. So sollten auch Reparaturarbeiten erkennbar<br />

bleiben. Über Löcher im Putz solle man sich freuen. Sie seien ein Geschenk der Natur, machen das Haus reicher und seien nicht zu<br />

verstecken, sondern zum Beispiel in einer anderen Farbe anzustreichen.<br />

Das Grün der Pflanzen durfte dabei auf Balkon, Dach, Mauervorsprüngen und in jeder Wohnung ebenso wenig fehlen wie in der<br />

Umgebung. <strong>Die</strong> Natur floss in seine Gebäude ein, ebenso wie umgekehrt in seinen Bildern der Mensch in die Landschaft eingebettet<br />

wurde, zum Beispiel in "Irinaland über dem Balkan". In dem Porträt der bulgarischen Schauspielerin Irina Meleeva von 1969 fesseln ihre<br />

grün leuchtenden Augen, ihr blau schimmernder Mund den Betrachter. Ihr geschwungen gelb gestreiftes Gesicht ist in die Landschaft, in


Das Grün der Pflanzen durfte dabei auf Balkon, Dach, Mauervorsprüngen und in jeder Wohnung ebenso wenig fehlen wie in der<br />

Umgebung. <strong>Die</strong> Natur floss in seine Gebäude ein, ebenso wie umgekehrt in seinen Bildern der Mensch in die Landschaft eingebettet<br />

wurde, zum Beispiel in "Irinaland über dem Balkan". In dem Porträt der bulgarischen Schauspielerin Irina Meleeva von 1969 fesseln ihre<br />

grün leuchtenden Augen, ihr blau schimmernder Mund den Betrachter. Ihr geschwungen gelb gestreiftes Gesicht ist in die Landschaft, in<br />

vereinzelte Häuser eingewoben.<br />

Eine solche Verwurzelung mit der Natur zeigt sich auch in Hundertwassers Kriterien für ein gutes Gemälde: "…Es sollte wie eine Blume<br />

sein, wie ein Baum. Es sollte so sein wie die Natur. Es sollte so sein, dass man es vermisst, wenn es nicht da ist. Es ist eine Person. …<br />

Ein Gemälde ist nur dann gut, wenn es dem Vergleich mit einem Baum oder einem Lebewesen standhält." (ab)<br />

Artikel zu ähnlichen Themen<br />

Mit Farbe zu fröhlichen Wohnungen: Der Arbeiter-Architekt Bruno Taut<br />

Von Farbtypen und der Farbe der Jahreszeiten<br />

Der Architekt, der mit Häusern Bilder baute<br />

© Brillux GmbH & Co. KG (www.brillux.de)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!