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Praxistest<br />
Vogel & Noot TerraDisc pro 300<br />
Ohne Zähne, aber mit Biss<br />
Von Ing. Johannes PAAR, Bad Blumau<br />
Vogel & Noot bezeichnet<br />
seine neue Kurzscheiben -<br />
egge als das „bissige“<br />
3-Punkt-Gerät. Fletschende<br />
Zähne haben wir zwar<br />
keine gefunden, aber ein<br />
kräftiges Gebiss. Wie<br />
kräftig die TerraDisc pro<br />
mit den neuen tief gezackten<br />
Scheiben zubeißen<br />
kann, verrät unser<br />
Praxistest.<br />
Vor etwa zehn Jahren sind die ersten<br />
Kurzscheibeneggen auf den Markt gekommen.<br />
<strong>Sie</strong> waren in erster Linie für<br />
die flache Stoppelbearbeitung unmittelbar<br />
nach der Ernte gedacht. Aus wirtschaftlichen<br />
Überlegungen werden<br />
Kurzscheibeneggen heute auch zur<br />
Saatbettbereitung oder für den Zwischenfruchtanbau<br />
eingesetzt. Je nach<br />
Ausführung lassen sich damit auch<br />
Zwischenfrüchte gut einarbeiten. Auf<br />
leichten Böden hat sich diese Art von<br />
Bodenbearbeitung etabliert. Auf Grund<br />
der hohen Fahrgeschwindigkeiten las -<br />
sen sich auch mit kleineren Arbeitsbreiten<br />
hohe Flächenleistungen erzielen.<br />
Auf schweren Böden und vor allem in<br />
trockenen Jahren ist der Einzug von<br />
Kurzscheibeneggen oft nicht gegeben.<br />
Da hängt es in erster Linie vom Eigengewicht<br />
der Maschine sowie von der<br />
Scheibenkonstruktion ab, ob sie in den<br />
Boden eindringt oder nicht. Dieser Thematik<br />
hat sich auch Vogel & Noot bei<br />
der Entwicklung der zweiten Generation<br />
Kurzscheibenegge angenommen.<br />
Die neuen Geräte mit der Zusatzbezeichnung<br />
„pro“ wurden in vielen<br />
Punkten verbessert und lösen die alte<br />
TerraDisc-Baureihe zur Gänze ab.<br />
Robuster Rahmen<br />
mit viel Durchgang<br />
Schon auf den ersten Blick machte<br />
die TerraDisc pro einen sehr robusten Eindruck.<br />
Das hat sich auch während der<br />
Testphase bestätigt. Unsere Testmaschine<br />
hatte eine Arbeitsbreite von 3 Me -<br />
tern. Der Dreipunktbock ist mit einer<br />
starken Tragachse und fixen Kugeln für<br />
Schnellkuppler ausgerüstet. An ihn ist<br />
der massive Hauptrahmen mit den Ab-<br />
messungen 250x150x8,8 mm ge schweißt.<br />
Die neue pro-Generation ist auch um<br />
gute 300 kg schwerer geworden. Unser<br />
Testkandidat brachte knapp 2.200 kg<br />
auf die Waage. Das höhere Gewicht<br />
wirkt sich positiv auf das Einzugsverhalten<br />
der Maschine aus. Laut Her -<br />
steller wurde die Schwerpunktlage optimiert,<br />
sodass auch kleinere Traktoren<br />
zum Einsatz kommen können.<br />
Neu ist auch der größere Durchgang<br />
zwischen Boden und Hauptrahmen. Ein<br />
1.<br />
Guter Mischeffekt<br />
Die neue TerraDisc pro<br />
zieht auch bei schwierigen<br />
Bedingungen gut ein. <strong>Sie</strong><br />
schneidet den Boden ganzflächig<br />
durch und mischt<br />
Ernterückstände gut ein.<br />
56 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT www.landwirt.com Heft 12 / 2011
Plus von 8 cm gegenüber der Vorgängerserie<br />
reduziert eventuell auftretende<br />
Verstopfungsprobleme.<br />
Bissige Scheiben<br />
Die größte Veränderung hat Vogel &<br />
Noot bei den Werkzeugen vorgenommen.<br />
Bei unserer 3 m breiten Testmaschine<br />
waren 24 Scheiben mit einem<br />
Strichabstand von 12,5 cm auf zwei Balken<br />
montiert. Die neuen Scheiben haben<br />
2. 3.<br />
Aggressive<br />
Scheibenstellung<br />
Für die Transportstellung müssen drei<br />
Teile von Hand hochgeklappt werden.<br />
einen Durchmesser von 510 mm, aber<br />
mit einer viel gröberen und tieferen<br />
Verzahnung als bisher. Das verleiht ihnen<br />
mehr Aggressivität. Zudem sind<br />
sie stärker bombiert und sowohl in vertikaler<br />
Richtung als auch in Fahrtrichtung<br />
aggressiver angestellt. Den vertikalen<br />
Scheibenwinkel haben die Entwicklungsingenieure<br />
um 3° und den<br />
Anstellwinkel zur Fahrtrichtung um 5°<br />
erhöht. Diese Maßnahmen wirken sich<br />
durchwegs auf ein verbessertes Einzugsverhalten<br />
sowie auf eine höhere<br />
Durchmischung aus. Dies wurde auch<br />
von unseren Testfahrern bestätigt, die<br />
mit dem Arbeitsergebnis sehr zufrieden<br />
waren. Dafür müssen die grobge zack -<br />
ten Scheiben aber etwas tiefer in den<br />
Boden eindringen. Ab einer Arbeitstiefe<br />
von etwa 5 cm wird der Boden ganzflächig<br />
durchgeschnitten. Eine Verstellmöglichkeit<br />
des Scheibenversatzes gibt<br />
es bei der pro-Generation nicht mehr.<br />
Hoher Strohdurchgang<br />
Ein vergrößerter Balkenabstand<br />
sowie größere<br />
Freiräume zwischen<br />
Oberrahmen und Boden<br />
und den einzelnen Scheibenelementen<br />
reduzieren<br />
die Verstopfungsgefahr.<br />
TECHNIK<br />
Verbesserter Erdfluss<br />
Die neuen Scheiben ermöglichen<br />
mehr Erdbewegung. Um Verstopfungen<br />
zu vermeiden, muss diese gemeinsam<br />
mit der organischen Masse<br />
sicher abfließen können. Dem haben<br />
die Konstrukteure Rechnung getra -<br />
gen, indem sie den Abstand von der<br />
vorderen zur hinteren Scheibenreihe<br />
um 10 cm erhöht haben. Zudem wurden<br />
die Scheibenhalter neu geformt.<br />
Der Abstand zwischen den einzelnen<br />
Scheiben konnte um 25 mm vergrößert<br />
werden. Die Scheiben sind mit<br />
wartungsfreien, dreifach abgedichteten,<br />
zweirilligen Schrägkugellagern<br />
gelagert. Die Scheibenhalter sind einzeln<br />
mit jeweils vier Gummi-Federelementen<br />
mit dem Werkzeugträger<br />
verschraubt. Diese ermöglichen eine gewisse<br />
Bodenanpassung und schützen<br />
die Werkzeuge beim Auftreffen von<br />
Steinen vor Beschädigungen.<br />
Unser Testkandidat war mit den optional<br />
erhältlichen Striegeln vor und<br />
hinter der Nachlaufwalze ausgestattet.<br />
Um Platz für den Striegel zwischen<br />
Scheiben und Walze zu schaffen, muss<br />
die Walze um einige Zentimeter weiter<br />
hinten montiert werden. Wer ausreichend<br />
Hubkraft hat, sollte auf diesen<br />
Striegel nicht verzichten. Der Erdwall<br />
prallt mit hoher Geschwindigkeit auf<br />
4.<br />
Hydraulische<br />
Tiefenverstellung<br />
Heft 12 / 2011 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT www.landwirt.com 57<br />
-TIPP<br />
Weitere Infos, Bilder sowie ein Video<br />
von der Vogel & Noot-Kurzscheiben -<br />
egge TerraDisc pro finden <strong>Sie</strong><br />
im Internet unter:<br />
www.landwirt.com/landtechnik/
die Striegelzinken. Diese zerreißen das<br />
Material zusätzlich und legen Unkrautwurzeln<br />
besser frei. Bei Fahrgeschwindigkeiten<br />
über 15 km/h mussten wir<br />
den Striegel etwas flacher stellen, um<br />
Verstopfungen zu verhindern. Diese<br />
Neigungsverstellung ist mit Schrauben<br />
etwas ungeschickt zu handhaben, wird<br />
in der Praxis aber selten verstellt. Die<br />
Höhenverstellung erfolgt automatisch<br />
mit der Walzenverstellung.<br />
Walze mit Nachlaufstriegel<br />
Vogel & Noot bietet je nach Bodenverhältnissen<br />
für die TerraDisc pro fünf<br />
verschiedene Walzen an. Wir testeten<br />
die Terrapak-Keilringwalze. <strong>Sie</strong> zeichnet<br />
sich durch eine hohe Rückverfestigung<br />
aus und ist daher ideal für trockene<br />
Standorte. Der Durchmesser dieser Walze<br />
beträgt 600 mm. Im Großen und<br />
Ganzen arbeitete die Walze während<br />
der gesamten Test phase störungsfrei.<br />
Kritik gab es wieder einmal für die umständliche<br />
Verstellung der Messer zwischen<br />
den Walzenringen. Diese hat Vogel<br />
& Noot noch immer nicht geändert.<br />
Eine Alternative wäre die Walze Ter-<br />
„Landwirt“-Bewertungstabelle<br />
C<br />
C<br />
TECHNIK<br />
Die beiden Striegel sorgen für Einebnung und gleichmäßige<br />
Strohverteilung, die Terrapak-Keilringwalze sorgt für<br />
die entsprechende Rückverfestigung des Bodens.<br />
+ Einzugsverhalten<br />
+ Mischeffekt<br />
+ Großer Durchgang<br />
+ Mittiger Striegel und<br />
Nachlaufstriegel<br />
+ Hydraulische<br />
Tiefenverstellung<br />
+ Gummi-Federelemente<br />
+ Robuster Rahmen<br />
+ Verarbeitungsqualität<br />
+ Beleuchtungseinheit<br />
– Messerverstellung bei<br />
Terrapak-Walze<br />
– Drei klappbare Teile für<br />
Transportstellung<br />
rapak II, die noch stabiler ausgeführt<br />
ist und auch über eine zentrale und stufenlose<br />
Messereinstellung verfügt.<br />
Optional bietet der Hersteller bei allen<br />
Walzen einen Nachlaufstriegel an.<br />
Die 12 mm starken Zinken sind im Neigungswinkel<br />
und in der Höhe mit<br />
Steckbolzen verstellbar. Der Striegel<br />
hinterlässt eine ebene, lockere Ackeroberfläche.<br />
Guter Mischeffekt<br />
Beim Mischeffekt waren sich alle Testfahrer<br />
einig: Die TerraDisc pro zieht unter<br />
normalen Bedingungen in den Boden<br />
ein und mischt die Ernterückstände bis<br />
zu einer Arbeitstiefe von etwa 10 cm gut<br />
ein. Obwohl wir die letzte Saison keine<br />
extrem trockenen Bedingungen zur Verfügung<br />
hatten und so den Biss der Scheiben<br />
nicht aufs Letzte ausreizen konnten,<br />
sind wir überzeugt, dass sie zupackt.<br />
Von den Testfahrern gab es viel Lob<br />
für die hydraulische Tiefenverstellung.<br />
Diese liefert der Hersteller um 588 Euro<br />
optional dazu. Eine exakte, dauerhaft<br />
aus der Traktorkabine gut ablesbare<br />
Skala erleichtert die Einstellung. Eine<br />
Drossel am Hydraulikzylinder ermöglicht<br />
auch Fahrern ohne dosierbares Hydrauliksteuergerät<br />
eine feinfühlige Verstellung<br />
der Arbeitstiefe.<br />
Die beiden seitlichen Randbleche verhindern<br />
eine Dammbildung zwischen<br />
den Anschlussfahrten. <strong>Sie</strong> können über<br />
Die technischen Daten im Überblick<br />
Arbeitsbreite 3,0 m<br />
Transportbreite 2,98 m<br />
Scheibenanzahl 24<br />
Scheibendurchmesser 510 mm<br />
Scheibenform gewölbt und grob gezahnt<br />
Scheibenaufhängung Gummi-Federelemente<br />
Strichabstand 12,5 cm<br />
Nachlaufwalze Terrapak-Keilringwalze, Ø 600 mm<br />
Tiefeneinstellung Serie/Optional mechanisch/hydraulisch<br />
Gewicht mit Terrapak-Walze und Striegel 2.140 kg<br />
Leistungsbedarf laut Hersteller 66 kW/90 PS bis 117 kW/160 PS<br />
Listenpreise inkl. MwSt.<br />
TerraDisc pro 300 (Serienausstattung) 14.049,– Euro<br />
TerraDisc pro 300 (Angebotspreis Testausstattung) 14.616,– Euro<br />
Beide Striegel sind optional und lassen<br />
sich mittels Schrauben oder Bolzen in<br />
Neigung und Höhe verstellen.<br />
Dreipunktturm und Oberrahmen sind<br />
sehr robust ausgeführt.<br />
die parallelogrammgeführte Aufhängung<br />
nach oben ausweichen.<br />
Um auf der Straße vorschriftsmäßig<br />
unterwegs zu sein, müssen drei Teile<br />
mit den Händen hochgeklappt werden:<br />
die zwei Randbleche und die rechte<br />
Randscheibe der vorderen Scheibenreihe.<br />
Das kann bei einem häufigen Wechsel<br />
der Einsatzflächen eine mühselige<br />
Arbeit werden. Die Transportbreite beträgt<br />
mit den eingeklappten Teilen<br />
2,98 m. Unser Testkandidat war vorne<br />
und hinten mit der optional erhältlichen<br />
GEKA-Beleuchtung und Warntafeln<br />
ausgestattet. Generell gab es Lob für<br />
die gute Verarbeitungsqualität dieser<br />
Maschine. n<br />
Die Bissige<br />
Vogel & Noot hat mit einer neuen<br />
Scheibenform und Änderung des Anstellwinkels<br />
der TerraDisc einen neuen<br />
Biss verpasst. <strong>Sie</strong> zieht auch unter<br />
schwierigen Verhältnissen ein und<br />
mischt Ernterückstände bei Fahrgeschwindigkeiten<br />
über 10 km/h gut ein.<br />
Ein größerer Abstand zwischen der vorderen<br />
und hinteren Scheibenreihe, grö -<br />
ßere Freiräume zwischen den einzelnen<br />
Scheiben und ein höherer Durchgang<br />
zwischen Boden und Hauptrahmen reduzieren<br />
die Verstopfungsanfälligkeit bei<br />
viel organischer Masse.<br />
58 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT www.landwirt.com Heft 12 / 2011<br />
Fazit