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Anno 1970 – congena startet - congena GmbH

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<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Rückblick in<br />

die Zukunft des<br />

Büros<br />

Eckhard Miketta 3<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

Idee und Wirklichkeit eines Beratungsunternehmens<br />

Maren Puffert 11<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

20 Jahre Entwicklung Kombibüro<br />

Susanne Köster-Liebrich 21<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

Deutschlands erster Business Club für<br />

1.850 Mitarbeiter der dvg in Hannover<br />

Christoph Kitterle 27<br />

»Smart Working«<br />

10 Jahre danach <strong>–</strong> Ein Business Club für die<br />

CREDIT SUISSE in Zürich<br />

Richard Puell 31<br />

Das Layout-Raster<br />

Die Geburt wahrer Flexibilität<br />

Wolfram Fuchs 37<br />

Nutzwert-Ranking<br />

Benchmark der Flächenwirtschaftlichkeit<br />

zeitgenössischer Bürohäuser<br />

Frank Meitzner 43<br />

Mieterhandbuch<br />

Orientierungshilfe für Nutzer und Investoren<br />

Christiane Behmer, Alexander Zachmann 47<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

Schon wieder ein neues Instrument?<br />

Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen 57<br />

LHI Pullach<br />

Standortwechsel vom Herzen der Stadt ins Grüne


Mirjana Loitzl 1<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Rückblick in die Zukunft des Büros<br />

<strong>congena</strong> wird 40! Zugegebenermaßen<br />

erfüllt uns das mit einem gewissen Stolz.<br />

Wir wollten aber bewusst darauf verzichten,<br />

uns aus diesem Anlass selbst zu<br />

beweihräuchern, zumal die meisten der<br />

heutigen Mitarbeiter nur wenig zu diesem<br />

langjährigen Bestehen beitragen konnten.<br />

Stattdessen wollten wir ein schönes<br />

Fest feiern <strong>–</strong> mit [ehemaligen] Kunden,<br />

langjährigen Wegbegleitern und unserem<br />

aktuellen Team. Es blieb jedoch nicht aus,<br />

dass wir im Zusammenhang mit dem<br />

40. Geburtstag auch über die Vergangenheit<br />

der <strong>congena</strong> nachgedacht haben,<br />

manche mit Nostalgie, andere mit Stolz<br />

und vor allem unsere jungen Kollegen mit<br />

einer gewissen Neugier auf den Werde-<br />

gang dieses Unternehmens. In diesem<br />

Nachdenken haben wir festgestellt, dass<br />

es ein durchaus spannender <strong>–</strong> manchmal<br />

auch unsteter <strong>–</strong> Lebenslauf ist, den es sich<br />

lohnt, mit anderen zu teilen.<br />

Unter anderem sind zahlreiche Innovationen,<br />

Instrumente und zukunftsweisende<br />

Projekte entstanden, die eine Erwähnung<br />

wert sind. Diese Innovationen und Instrumente<br />

setzen wir nach wie vor selbstverständlich<br />

ein, wobei sogar viele der jungen<br />

<strong>congena</strong> Mit arbeiter deren Entstehung gar<br />

nicht mehr kennen. Nachdem wir zu dem<br />

Ergebnis gekommen waren, dass diese für<br />

unsere Kunden und Geschäftspartner genauso<br />

interessant sein könnten, haben wir<br />

uns entschieden, die »Jubiläumsausgabe«<br />

der <strong>congena</strong> Texte eben diesen Innovationen<br />

und Instrumenten zu widmen.<br />

Wir wollen Sie an der Geburtsstunde der<br />

<strong>congena</strong> teilhaben lassen, in der sich zehn<br />

junge Berater in die Selbstständigkeit aufmachten.<br />

Ein prägender Lebensabschnitt<br />

in der Geschichte der <strong>congena</strong> war die<br />

Entdeckung des Kombibüros im hohen<br />

Norden von Schweden, das auch noch<br />

nach 20 Jahren seine Daseinsberechtigung<br />

hat. Wir haben dieses aber natürlich auch<br />

weiterentwickelt und stellen Ihnen am Beispiel<br />

der dvg die Entstehung des Business<br />

Clubs vor und dessen Reifeprozess bis zum<br />

aktuellen Projekt »Smart Working« für die<br />

Credit Suisse in Zürich.<br />

Neben konzeptionellen Ansätzen sind<br />

auch zahlreiche Instrumente entstanden,<br />

die sowohl unsere Arbeit als auch die<br />

unserer Kunden erleichtern. Darunter<br />

zu nennen sind das Layout-Raster, das<br />

Mieterhandbuch und das Umzugs- und<br />

Flächenmanagement mit Visio.<br />

Wir wollen aber natürlich nicht nur in der<br />

Vergangenheit schwelgen, sondern Ihnen<br />

auch noch eines unserer jüngsten Projekte<br />

vorstellen, den Neubau für die LHI in<br />

Pullach.<br />

Wir wünschen Ihnen einen spannenden<br />

Einblick in 40 Jahre <strong>congena</strong>!


Eckhard Miketta 3<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

Idee und Wirklichkeit eines Beratungsunternehmens<br />

Spurensuche<br />

40 Jahre <strong>congena</strong>! Andere Beratungsfirmen<br />

mögen in dieser Zeit stärker gewachsen<br />

sein, aber die Mehrzahl unserer<br />

Mitbewerber hat sich schon im ersten<br />

Jahrzehnt ihres Bestehens wieder aus dem<br />

Markt verabschiedet. Wir haben es also<br />

geschafft! Nicht immer waren die Zeiten<br />

üppig, dafür aber stets anspruchsvoll und<br />

auch bei selbstkritischer Betrachtung im<br />

Großen und Ganzen recht erfolgreich.<br />

Was also hält eine Firma so lange zusammen<br />

und am Leben? Ein Keim liegt sicher<br />

in der Gründungsidee. Gehen wir also auf<br />

die Suche nach Spuren, soweit sie noch<br />

sichtbar sind.<br />

Mission impossible <strong>–</strong> oder?<br />

Die Zahl der gut meinenden Warner<br />

war groß, die Warnungen durchaus bedenkenswert.<br />

Ob es nicht jugendlicher<br />

Leichtsinn sei, so früh die Selbstständigkeit<br />

zu wagen, ob das Geschäftsmodell denn<br />

hinreichend ausgereift, so überhaupt<br />

erfolgreich sein könne und schließlich,<br />

besonders schwerwiegend, die Bedenken<br />

zur geplanten partnerschaftlich-demokratischen<br />

Struktur. »Das kann auf Dauer<br />

nicht funktionieren«, gaben sich viele<br />

Geschäftsfreunde überzeugt. Schlagender<br />

Gegenbeweis ist die Tatsache 40-jährigen<br />

Bestehens und Funktionierens, das <strong>–</strong> es sei<br />

freimütig zugegeben <strong>–</strong> nicht durchgehend<br />

reibungsfrei und hin und wieder recht<br />

anstrengend war. Existentiell war der<br />

gemeinsame Glaube an die eigene Stärke:<br />

wir werden es gemeinsam schaffen,<br />

wachsen in jeder Beziehung, uns schneller<br />

weiterentwickeln als die anderen.<br />

Gründerzeit<br />

Ohne Übertreibung, unsere Gründerzeit<br />

war fast so bewegend wie die Obama<br />

Vorwahlzeit: Optimistisch, engagiert, unkonventionell,<br />

sehr diskussionsfreudig und<br />

konstruktiv streitbar.<br />

Uns einte die Auffassung: wir wollen es<br />

anders machen und wir wollen es besser<br />

machen. Deshalb verlassen wir unsere<br />

Stammfirma und starten völlig neu. Dazu<br />

brauchte es Mut, zündende Ideen und die<br />

Bereitschaft, sich in zahlreichen Gebieten<br />

auf Neuland vorzuwagen. Vieles davon<br />

war bei den zehn Gründern vorhanden.<br />

»<strong>congena</strong> hält, was andere versprechen«,<br />

so hieß die Leitidee und der nicht eben<br />

bescheidene Anspruch. Konkret und in<br />

wohltönender Beratersprache formuliert<br />

bedeutete es:<br />

• <strong>congena</strong> als Marke für unbestritten<br />

erstklassige Beratungsqualität im<br />

Markt zu etablieren,<br />

• die Entwicklung der Leistungsgebiete<br />

mit viel Kreativität voranzutreiben,<br />

• jedem Mitarbeiter individuelle Entwicklungsmöglichkeiten<br />

bei gleichzeitig<br />

hohem Freiheitsgrad einzuräumen und<br />

damit<br />

• ein wirkungsvoller Magnet für potentielle<br />

Kunden und Bewerber zu werden.<br />

Die Bildung der Gründergruppe kam für<br />

die Beteiligten eher überraschend. Sie war<br />

das Ergebnis eines Soziogramms, einem<br />

zu jener Zeit beliebten und eher spielerisch<br />

eingesetzten Psychologenwerkzeug:<br />

Gefragt wurde, welche Mitarbeiter sich<br />

untereinander besonders wertschätzen<br />

oder eher weniger. Dieses Wertschätzungsdiagramm<br />

ergab klare Konturen für<br />

eine Subgruppe und war der entscheidende<br />

Beschleuniger zum Start in den<br />

Ausstieg. Obwohl eine starke persönliche<br />

und inhaltliche Affinität zur Herkunftsfirma<br />

bestand, fiel der Weggang aus einer<br />

sich fortschrittlich gebenden aber eher<br />

ideologielastigen, häufig utopienahen und<br />

schon etwas machtverkrusteten Organisationsstruktur<br />

nicht allzu schwer.<br />

Im Mittelpunkt der Diskussion vor der<br />

Firmengründung stand das gemeinsame<br />

Grundgesetz, die Firmensatzung. In seiner<br />

juristischen Perfektion ein achtenswertes<br />

und bis heute nur wenig verändertes<br />

Dokument. Ein gemeinsames Selbstver-<br />

ständnis und eine Firmenphilosophie<br />

wurden zwar als relevant erachtet und als<br />

Beratungsleistung auch verkauft, waren<br />

aber zunächst noch kein zentrales Thema <strong>–</strong><br />

ein Manko, das erst mit vielen Anläufen in<br />

den Folgejahren nachzuarbeiten war.<br />

Eckhard Miketta<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Gründungsmitglied<br />

Berater


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

4<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Leben und arbeiten<br />

in der <strong>congena</strong><br />

Das Startkapital war im Wesentlichen das<br />

Know-how der Berater aus diversen Organisationsprojekten,<br />

insbesondere Bau-<br />

und Prozessplanungen, präsentiert anhand<br />

einer umfangreichen Referenzliste mit<br />

ersten Adressen aus der Bundesrepublik<br />

Deutschland, dem europäischen Ausland<br />

und den USA!<br />

In der Selbsteinschätzung sahen sich<br />

die meisten Gründer als sehr markante,<br />

kraftvolle, überzeugte Individualisten mit<br />

beraterischem Sendungsbewusstsein und<br />

hohem inhaltlichen Anspruch. Sie schufen<br />

die Grundlage für einen dynamischen<br />

Start und eine beachtliche Innovationsrate<br />

einerseits, agierten anderseits auch häufig<br />

eher genial, d.h. kreativ-individualistisch,<br />

als »congenial« = »ebenbürtig klug« und<br />

teamorientiert. Unterschiedliche Standorte<br />

wirkten hinderlich für das Zusammenwachsen.<br />

Zur eher geringen face to face-<br />

Kommunikation kam erschwerend, dass<br />

die Mehrzahl der Gründer intensive, starke<br />

Sender und gleichzeitig hochempfindliche<br />

Empfänger waren. In heutiger Terminologie<br />

wäre von einer hohen E-Mail-Sendefrequenz<br />

mit größtmöglichem Verteilerkreis<br />

die Rede.<br />

Natürlich wurden nicht nur die formelle<br />

Satzung, sondern auch die dahinter<br />

liegenden Wertvorstellungen intensiv<br />

erörtert. Ergebnis war das gemeinsame<br />

Bekenntnis zur Abkehr von »überlieferten«<br />

und zweifelsfrei diagnostizierten<br />

Schwachstellen.<br />

Wichtig war es uns, keine Machtstrukturen<br />

zu betonieren, z.B. durch Privilegien<br />

für die Gründer, sondern Marschallstäbe<br />

für alle, die es verdienen. Das hieß konkret<br />

• Geschäftsführer werden auf begrenzte<br />

Zeit gewählt und<br />

• neuer Partner zu gleichem Anteil wird,<br />

wer die definierten Leistungs- und Sozialkriterien<br />

erfüllt und das Mehrheitsvotum<br />

der Altpartner erhält.<br />

Einen hohen Stellenwert hatte auch die<br />

Neupositionierung auf dem Markt. Im<br />

Kern war es die Abkehr vom präpotenten<br />

Allmachts- [wir können fast alles] und<br />

Besserwisseranspruch. An seine Stelle<br />

sollte die Reduzierung auf unsere Kernkompetenzen<br />

und wenige ausgewählte<br />

Leistungsgebiete treten. Die Forderung<br />

»vertiefen statt verbreitern«, später eleganter<br />

formuliert als »Intensivierung statt<br />

Extensivierung«, war nicht ohne Weiteres<br />

realisierbar und hat noch viele Jahre die<br />

strategische Diskussion bestimmt. Hier<br />

entstand eine starke Ambivalenz zum<br />

zeitweise verfolgten Konzept des »Hausberaters«<br />

für alle Beratungsthemen in<br />

mittleren Unternehmen. Viele mittelständische<br />

und wenig beratererfahrene Unternehmer<br />

zogen es vor, alles aus einer Hand<br />

zu erhalten, wenn sie einmal Vertrauen<br />

zum Berater gefasst hatten. Auch die<br />

Gründung von Tochtergesellschaften stand<br />

zunächst für den Anspruch, Grundlagen<br />

für einen breit gefächerten Beratungsverbund<br />

zu legen. Erst die diversen Markteinbrüche<br />

haben in der Folgezeit dem<br />

Konzept »schlank, fit und kompetent«<br />

zum nachhaltigen Durchbruch verholfen.<br />

Dazu gehörte auch die »Entideologisierung«<br />

des Beratungsanspruchs und die


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

5<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Ausrichtung an den Interessen des Unternehmens<br />

und damit nicht nur an denen<br />

des Unternehmers bzw. Managers. Weder<br />

das Auftreten als Heilsbringer noch die kritiklose<br />

Übernahme der Wertvorstellungen<br />

des Klienten waren Bestandteil unseres<br />

Rollenverständnisses. Angestrebt wurde<br />

in diesem Zusammenhang die Rolle des<br />

Begleiters, Förderers, Moderators von Wertediskussionen<br />

zur Unternehmensethik.<br />

Schwieriger als gedacht erwies sich<br />

die Abkehr vom Soziologendeutsch als<br />

Planungssprache. Mit ihr ließ sich relativ<br />

leicht, wenn auch nicht nachhaltig, Fachautorität<br />

herstellen. Das Unternehmen<br />

nunmehr als »soziotechnisches System zu<br />

betrachten, dessen Komplexität zu reduzieren<br />

ist, indem prägnante Hypothesen<br />

aufzustellen und gegebenenfalls zu falsifizieren<br />

sind«, war natürlich völlig richtig,<br />

aber eben nicht für jeden verständlich. Die<br />

Kritik wohlwollender Kunden hat uns hier<br />

schnell zu einer verstehbaren Sprache geführt.<br />

Kleinere Rückfälle ins Dogmatisch-<br />

Missionarische blieben bei selbstkritischer<br />

Betrachtung nicht aus. Gelegentlich gab es<br />

noch Anleihen beim 68er-Gedankengut.<br />

Der Vortrag »Hierarchie als Relikt autoritärer<br />

Herrschaftselemente« vor einem<br />

Kreis zukünftiger Vorstandsmitglieder stieß<br />

auf nur geringe, also eigentlich gar keine<br />

Zustimmung bei den Angesprochenen<br />

und begrenzte das Akquisitionspotential<br />

spürbar.<br />

Vertrauen<br />

Vertrauen und Verlässlichkeit, das war<br />

allen Beteiligten von Anfang an klar, ist<br />

unser wichtigstes Grundkapital. Und zwar<br />

in zweierlei Beziehung: als selbstverständlicher<br />

Anspruch im Verhältnis zu unseren<br />

Kunden und, ebenfalls von hohem Stellen-<br />

wert, als Grundlage und ständige Heraus-<br />

forderung für das Verhältnis untereinander.<br />

Hier waren viele Frontlinien aufzuweichen,<br />

potentielle Konfliktfelder wahrzunehmen<br />

und unter möglichst geringen Reibungsverlusten<br />

zu entschärfen. Als besonders<br />

brisant erwiesen sich drei Konfliktfelder:<br />

• Gründer, die eine Rendite für ihr hohes<br />

persönliches Risiko erwarteten<br />

versus Nachwuchsberater, die sich ins<br />

gemachte Nest setzen wollten und die<br />

energisch die partnerschaftlichen Versprechungen<br />

einforderten.<br />

• Männliche Berater [und nur die gab es<br />

zur Gründerzeit!] mit hohem Anspruch<br />

ans Back office versus Sekretariatsmitarbeiterinnen<br />

[!], die selbst gestalten,<br />

mitreden und sich behaupten wollten.<br />

• Berater, deren Expansionsdrang weit<br />

über den deutschsprachigen Markt<br />

hinaus ging versus »Realos«, die sich<br />

zunächst im heimischen Markt etablieren<br />

wollten.<br />

Wie fast alles zur Gründerzeit wurden<br />

auch diese Konfliktlinien mit viel Verve<br />

angegangen: So zogen 15 <strong>congena</strong> Mitarbeiter<br />

für fünf Tage zur Klausur in einen<br />

klostergleichen Ort. Zur Leitung engagiert<br />

war ein gruppendynamischer Trainer.<br />

Der hatte ein passendes Referenzprojekt<br />

vorzuweisen: die drastische Senkung<br />

der Mordquote unter Fischern in einem<br />

skandinavischen Dorf. Das Ergebnis war


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

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<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

von hohem analytischem Wert und hat<br />

viel verborgene Spannungen ans Licht gebracht.<br />

Auch ein Soziogramm musste wieder<br />

zur Beziehungsklärung herhalten. Die<br />

Fluktuationsquote erhöhte sich zwar als<br />

Folge dieser Übung. Der Trainer bewertete<br />

das als reinigendes Gewitter, das ohnehin<br />

fällig gewesen wäre.<br />

In den Folgejahren war der Vertrauensaufbau<br />

in der Beziehung zu unseren Kunden<br />

eine uneingeschränkte Erfolgsstory. Intern<br />

wurde die für die Vertrauenssicherung<br />

notwendige Akzeptanz der Unterschiedlichkeit<br />

nur begrenzt erreicht. Nach und<br />

nach setzte sich die Erkenntnis durch,<br />

dass die unterschiedlichen Stärken sich<br />

durchaus sinnvoll ergänzen können.<br />

So führte der Mix aus »intellektuellen<br />

Visionären« und »handlungsorientierten<br />

Pragmatikern« zu äußerst ansprechenden<br />

Präsentationen vor erlauchten [heute Dax-]<br />

Gremien. Intern ließ die mögliche Synergie<br />

zu wünschen übrig. Zur konstruktiven<br />

Zusammenführung der mit einem starken<br />

Ego ausgestatteten Gründer fehlte der<br />

allseits akzeptierte Moderator.<br />

Auch wenn insgesamt viel Zeit und Energie<br />

in die Offenlegung und Klärung der internen<br />

Beziehungen geflossen ist, hat sich<br />

der Aufwand für eine »<strong>congena</strong> Vertrauensorganisation«<br />

gelohnt. Die Grundwerte<br />

Vertrauen, offene Kommunikation, Verzicht<br />

auf egoistisches Anspruchsdenken,<br />

hoher individueller Freiheitsspielraum und<br />

transparente Kontrolle haben sich letztlich<br />

durchgesetzt und somit die Grundlage für<br />

den langfristigen Fortbestand und die Weiterentwicklung<br />

des Unternehmens gelegt.<br />

Der schmerzliche Preis bestand im Ausscheiden<br />

derjenigen Gründungspartner,<br />

die diese Grundwerte nicht voll mittragen<br />

konnten und wollten.<br />

Partner werden ist schon schwer...<br />

Auch wenn wir versucht haben, jedem<br />

Newcomer die Anforderungen des Beraterjobs<br />

im Allgemeinen und der <strong>congena</strong><br />

Herausforderungen im Besonderen deutlich<br />

zu machen, ist vielen Mitarbeitern erst<br />

im praktischen Alltag deutlich geworden,<br />

wie komplex und anstrengend die gefor-<br />

derten Leistungen tatsächlich sind. In den<br />

ersten Jahren haben im Durchschnitt von<br />

vier »Neuen« zwei die Probezeit überstanden<br />

und einer ist Partner geworden. Ein<br />

Ergebnis, das auf den ersten Blick zwar<br />

hart aussieht, aber sowohl ein Spiegelbild<br />

der rigorosen Kundenanforderungen<br />

darstellte, als auch der Unterschätzung der<br />

beruflichen Herausforderungen geschul -<br />

det war.<br />

Spannend erwies sich der durchgehend zu<br />

beobachtende drastische Mentalitätswechsel<br />

nach der Partnerwerdung. Aus dem für<br />

seine Rechte eintretenden Angestellten<br />

wurde über Nacht der mitentscheidende<br />

Unternehmer. Gehälter wurden vom Einkommens-<br />

zum Kostenfaktor.<br />

Die zur Gründung getroffene Entscheidung,<br />

Partner zu gleichen Anteilen zu<br />

schaffen, erwies sich für die Entscheidungsfindung<br />

hin und wieder als recht<br />

hinderlich. Die Tücken einer auf Konsens<br />

abzielenden Diskussionskultur traten<br />

besonders beim Umgang mit Unterschieden<br />

hervor. Wie gehen wir um mit<br />

unterschiedlicher Leistung, Qualifikation,<br />

Bezahlung?<br />

Von einem externen Berater wurden<br />

wir auf den grundlegenden Zwiespalt<br />

hingewiesen: »Die Etablierten erwarten<br />

Leistung, Sicherheit, Anpassung, die<br />

Nichtkonformen erwarten Gleichheit,<br />

Durchschaubarkeit, Gerechtigkeit.« Die<br />

unterschiedlichen Auffassungen zu Gleichheit<br />

und Gerechtigkeit und die daraus<br />

abzuleitenden Konsequenzen begleiteten<br />

uns mit unterschiedlicher Intensität viele<br />

Jahre.<br />

Die Annahme langfristig gleicher bzw.<br />

sich ausgleichender Leistung, gleichen<br />

Engagements erwies sich schließlich<br />

nach überwiegender Meinung als Irrtum.<br />

Die Korrektur in Form eines leistungsorientierten<br />

Bezahlungssystems ohne<br />

Aufgabe des partnerschaftlichen Prinzips<br />

erreicht zu haben, war sicher eine interne<br />

»Hochleistung«.<br />

Auch der Versuchung, allzu langwierige<br />

Konsensfindungsprozesse durch Berufung


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

7<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

von klaren Entscheidungsautoritäten abzukürzen,<br />

wurde erfolgreich widerstanden.<br />

Das antiautoritäre Gedankengut einiger<br />

Gründer blieb noch lange Zeit erhalten.<br />

Der Markt entscheidet:<br />

Die Leistungspalette<br />

Als Newcomer auf dem Beratungsmarkt<br />

steckten wir viel Mühe in die Kreation<br />

eines herausragenden Leistungs- und<br />

Alleinstellungsmerkmals, nach damaliger<br />

Lesart »USP = unique selling proposition«<br />

genannt. Wie sollten wir uns unterscheiden<br />

von den eher traditionell aufgestellten<br />

deutschen und den zu dieser Zeit schon<br />

sehr professionell auftretenden amerikanischen<br />

Mitbewerbern?<br />

Attraktiv für unsere Auftraggeber war<br />

die inhaltlich offene, methodisch sehr<br />

strukturierte Vorgehensweise, die nicht<br />

Ergebnisse vorwegnahm oder gar Gefälligkeitsergebnisse<br />

erzeugte, sondern mit<br />

einer Vielfalt von Planungsinstrumenten<br />

zu teilweise spekulativ neuen Konzepten<br />

führte. Auch die volle Einbeziehung der<br />

Führungskräfte und Mitarbeiter des Unternehmens<br />

in Arbeits-, Diskussions-, Informations-<br />

und Entscheidungsprozesse war<br />

Anfang der 70er Jahre noch keineswegs<br />

die Norm, sondern eher ungewohnt.<br />

Mit dieser Beratungsphilosophie konnten<br />

die vorliegenden Erfahrungen aus Beratungsprojekten,<br />

z.B. den für deutsche<br />

und US-amerikanische Firmen geplanten<br />

Bürolandschaften und den zahlreichen<br />

Prozessoptimierungen [vulgo: Auftragsabwicklung]<br />

genutzt werden, um teilweise<br />

spektakulär neue Ansätze zu entwickeln.<br />

Hierbei haben sich drei Verfahren zur<br />

Entwicklung eines Beratungsprodukts<br />

bewährt.<br />

Genesis 1<br />

Das Unternehmen fasst Vertrauen zur<br />

<strong>congena</strong> aufgrund erfolgreicher Projekte<br />

im bewährten Leistungsspektrum und<br />

bietet in einem mit viel Freiraum ausgestatteten<br />

Projekt, z.B. »die Organisation ist<br />

auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten«,<br />

die Chance, grundlegendes<br />

Neuland zu betreten.<br />

Auf dieser Basis sind z.B. hochinnovative<br />

Projekte zur Managementeffizienz [»was<br />

tun eigentlich unsere Führungskräfte und<br />

was sollten sie tun?«] zur Standardisierung<br />

von F&E-Prozessen [Organisation hoch-<br />

Darstellung des<br />

Leistungsgebiets<br />

Bauplanung<br />

im Jahr 1972


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

8<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

komplexer Prozesse] und zur Strukturierung<br />

von Werbeagenturen [Organisation<br />

von kreativen Prozessen] entstanden.<br />

Genesis 2<br />

Auf vielen Beratungsgebieten entsteht ein<br />

massiver Innovationsdruck, weil sich das<br />

Wissen auf Kundenseite weiterentwickelt.<br />

Das verlangt vom Berater neuartige Problemlösungen,<br />

die im Hause des Kunden<br />

nicht oder noch nicht erbracht werden<br />

können. So führte die Forderung von Kunden,<br />

die eigenen Beratungsergebnisse im<br />

Unternehmen umzusetzen, zur Entwicklung<br />

des <strong>congena</strong> Leistungsgebiets Training.<br />

Mittlerweile haben viele Firmen ihre<br />

eigenen Trainingsabteilungen aufgebaut<br />

und kaufen jetzt nur noch die Ausbildung<br />

der Trainer extern ein. Auch die Einzelberatung<br />

von Führungskräften hat sich unter<br />

dem Eindruck einer anspruchsvolleren<br />

Nachfrage auf immer höheres Niveau<br />

begeben. Zu Beginn als Hilfe zum persönlichen<br />

Life Styling deklariert, entstand in<br />

einem weiteren Schritt das populäre Coaching<br />

mit einer fast unermesslichen Zahl<br />

von Mitbewerbern, um in der nächsten<br />

Entwicklungstufe zum »Train the Coach«,<br />

also der Befähigung der Führungskräfte<br />

zum Coachen ihrer Mitarbeiter, zu mutieren.<br />

Neue Leistungsgebiete sind aber nicht<br />

nur im Rahmen von Kundenprojekten<br />

und konkreten Kundenanforderungen<br />

entstanden.<br />

Genesis 3<br />

Im <strong>congena</strong> Labor wurden durch eine<br />

Synthese aus Projekterfahrungen, Beratung<br />

durch externe Wissenschaftler und<br />

intensives Studium einschlägiger Literatur<br />

neue Angebote entwickelt und auf<br />

Managementsymposien und -seminaren<br />

vorgestellt. Erfolgreichstes Beispiel ist<br />

die Strategieplanung, die insbesondere<br />

im Bankenbereich über Jahrzehnte zum<br />

Kernangebot gehörte. Natürlich gab es<br />

auch Krisenzeiten, in denen der Mut zu<br />

Innovationen nachließ und in denen überwiegend<br />

Einsparungsideen nachgefragt<br />

wurden. Hier hat sich die <strong>congena</strong> Philosophie<br />

als stabil erwiesen. Der Versuchung,<br />

ein Leistungsgebiet »Kostensenkungs- und<br />

Rationalisierungsberatung« aufzubauen,<br />

wie viele andere es taten, wurde nicht nachgegeben.<br />

Der Grundidee, Arbeitsplätze<br />

zu erhalten, zu schaffen und kreativ zu<br />

gestalten ist <strong>congena</strong> treu geblieben.<br />

Entwicklungspfade<br />

Ein herausragendes Merkmal der <strong>congena</strong><br />

war und ist die Bereitschaft, sich mit dem<br />

Erreichten nicht zufrieden zu geben, es<br />

permanent und oft auch grundsätzlich<br />

in Frage zu stellen und ständig weiter zu<br />

entwickeln. Drei Beispiele können dafür als<br />

Beleg dienen: <strong>congena</strong> Texte, die <strong>congena</strong><br />

Broschüren und das Partnerschaftsmodell.<br />

Anliegen der <strong>congena</strong> Texte war es,<br />

Kunden, Wissenschaftler und <strong>congena</strong><br />

Mitarbeiter über Projekterfahrungen<br />

berichten zu lassen und kritisch zu analysieren.<br />

So wurde schon im ersten Heft<br />

das »Harzburger Modell« unter die Lupe<br />

genommen. Mit dem Artikel »Innovative<br />

Planung« und »Spekulative Planung«<br />

wurde der Versuch unternommen, sich in<br />

beraterisches Neuland vorzutasten. Diesem<br />

Vorsatz ist die Redaktion, deren Mitglieder<br />

stets ehrenamtlich tätig waren, treu geblieben.<br />

Auch wenn viel Wochenendarbeit<br />

damit verbunden war, hat die Redaktionsarbeit,<br />

das heißt die Themenauswahl,<br />

Autorensuche, Autorenmotivation, die<br />

Artikelkorrektur und das Produktions- und<br />

Vertriebsmanagement viel Spaß gemacht.<br />

Besonders die Autorenverhandlungen mit<br />

namhaften Professoren und Spitzenmanagern<br />

auf Augenhöhe lieferten uns als<br />

Jungberatern einen gewissen Kick. Der<br />

Abo- und Leserkreis blieb stets überschaubar,<br />

weshalb in wirtschaftlich schwierigeren<br />

Zeiten regelmäßig die Existenz der<br />

<strong>congena</strong> Texte umstritten war. Die positive<br />

Resonanz der Leser aus dem aktuellen und<br />

potentiellen Kundenkreis half aber stets<br />

den Überlebensbefürwortern zum Sieg.<br />

Die inhaltliche Breite und die gelegentliche<br />

Weitschweifigkeit der ersten Jahre<br />

ist schrittweise einer immer stärkeren<br />

Fokussierung gewichen. Die Hefte wurden<br />

thematischen Schwerpunkten gewidmet<br />

und sie wurden zielorientierter und konzentrierter,<br />

um ausgewählten Zielgruppen<br />

kompakte und kompetente Informationen


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

9<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

zu liefern. Nicht Auflage, Werbung oder<br />

Verkauf standen im Mittelpunkt, sondern<br />

brauchbares Wissen in lesbarer Form<br />

bereitzustellen. Auch diese Philosophie<br />

wurde von jeder neuen Redaktion auf den<br />

Prüfstand gestellt und hat sich letztlich<br />

stets behaupten können. Den sich ändernden<br />

ästhetischen Ansprüchen wurde durch<br />

professionelle Änderungen von Grafik und<br />

Layout Rechnung getragen. Die <strong>congena</strong><br />

Texte sind im Laufe der Jahre inhaltsschwerer<br />

und schöner geworden.<br />

In anderer Form und mit wesentlich mehr<br />

grundsätzlicher Veränderung stellen die<br />

<strong>congena</strong> Broschüren den Wandel des<br />

Leistungsspektrums und des Beratungsangebotes<br />

dar.<br />

Sie markieren den Entwicklungspfad der<br />

sich ändernden Leistungen, Beratungsstile<br />

und nicht zuletzt der Kundenwünsche.<br />

Die Startbroschüre stand, das Deckblattfoto<br />

beweist es, im Zeichen der Gründer<br />

und der congenialen Planungsmethodik<br />

als Kernangebot. Die fachliche Expertise<br />

war noch im Anfangsstadium. Der eher<br />

generalistische Berater mit methodischem<br />

Know-how, die Beherrschung von Kommunikationstechniken<br />

und vor allem die<br />

partnerschaftliche Einbeziehung der Kunden<br />

in den Planungsprozess standen im<br />

Mittelpunkt. Die Produktion war archaisch<br />

mit den Hauptwerkzeugen Schreibmaschine,<br />

Schere und Klebestift.<br />

Mit zunehmender Projekterfahrung und<br />

interner Weiterentwicklung war im nächsten<br />

Anlauf die detaillierte Darstellung<br />

des gesamten höchst anspruchsvollen<br />

Leistungsspektrums die zentrale Aussage.<br />

Kompetenz sollte nicht mehr über Personen,<br />

sondern schwerpunktmäßig über<br />

fundierte inhaltliche Darstellung vermittelt<br />

werden.<br />

Die Konzentration auf wenige ausgewählte<br />

Leistungsgebiete führte dann zur<br />

markanten Erhöhung der Lesbarkeit durch<br />

kompakte, nur mehr inhaltliche Texte.<br />

Um die Nutzerfreundlichkeit weiter zu<br />

erhöhen, wurde schließlich die Selbstdarstellung<br />

mit Hilfe einer geschlossenen<br />

Broschüre aufgegeben und durch eine<br />

auf die spezifischen Kundeninteressen<br />

abgestimmte Sammlung von Foldern und<br />

Lesezeichen reduziert. In Zeiten und im<br />

Zeichen des Internets wurde schließlich<br />

wieder jedwede Information zur Verfügung<br />

gestellt über Leistungspalette, Firma,<br />

Personen und Expertise mit beliebiger Auf-<br />

und Abrufmöglichkeit. Die Webdesigner<br />

sind an die Stelle der »Schnipsel-Redakteure«<br />

der ersten Stunde getreten.<br />

Wider Erwarten vieler <strong>congena</strong> Freunde<br />

und <strong>congena</strong> Mitbewerber hat das Partnerschaftsmodell<br />

seine Bewährungsprobe<br />

im Großen und Ganzen bestanden. Die<br />

Kernelemente sind weitgehend erhalten<br />

geblieben und haben insbesondere im Beratungssektor<br />

viele Nachahmer gefunden,<br />

auch wenn sie meist mit ungleichen Anteilen<br />

und Senioritätsprivilegien konstituiert<br />

sind. Auch die Institution der gewählten<br />

Deckblatt <strong>congena</strong><br />

Startbroschüre


Eckhard Miketta<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />

10<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Geschäftsführung, die in der Branche seltener<br />

anzutreffen ist, hat sich bewährt.<br />

Natürlich war das Partnermodell keineswegs<br />

konfliktfrei. Das freiwillige Ausscheiden<br />

war juristisch und finanziell klar<br />

geregelt und verlief deshalb im Normalfall<br />

reibungslos. Schwieriger war der Umgang<br />

mit Partnern, die in ihrer Entwicklung<br />

stagnierten und so von Outperformern<br />

zu Underperformern geworden waren.<br />

Als einziges Mittel hat sich hier der Grupendruck<br />

erwiesen, ein wirksames aber<br />

auch ein zeitaufwendiges und nerviges<br />

Instrument.<br />

Mit der Wahl der Geschäftsführung im<br />

zweijährigen Turnus sollte ursprünglich<br />

einer Verkrustung von Machtstrukturen<br />

vorgebeugt werden. In der Praxis hat<br />

sich dann gezeigt, dass Kontinuität und<br />

Stabilität von nicht zu unterschätzender<br />

Bedeutung sind. Die Folge war eine relativ<br />

geringe Fluktuation in der Positionsbesetzung.<br />

Die Frage, ob die <strong>congena</strong> nicht<br />

trotz allem Anschein ein hierarchisch geführtes<br />

Unternehmen ist, muss wohl jede<br />

Generation neu und für sich beantworten.<br />

Erfahrungsgemäß wird sie von Partnern<br />

einerseits und [Noch-]Nichtpartnern anderseits<br />

stets unterschiedlich bewertet.<br />

Worauf es ankommen wird<br />

Zwei Pfeiler des Gründungsgedanken sind<br />

stabil geblieben und bedürfen liebevoller<br />

Pflege und vorbeugender Instandhaltung:<br />

die Sicherung permanenter Innovation des<br />

Leistungsangebots und die wahrscheinlich<br />

in Zukunft noch höher zu priorisierende<br />

Förderung des Wertebewusstseins aller<br />

»congenialen«.<br />

Ohne Zweifel sind Umsatzdruck und das<br />

Streben nach kurzfristigen Erfolgen wirksame<br />

Innovationsbarrieren. Innovation hat<br />

als Grundvoraussetzung die Schaffung<br />

eines Innovationsklimas, das neuartige<br />

Ansätze und Experimente zulässt und fördert.<br />

Und es gehört der Mut dazu, querdenkende<br />

Köpfe aufzunehmen und ihnen<br />

Freiraum zuzugestehen. Die Erhaltung<br />

und ständige Erneuerung der innovativen<br />

Energie wird sicher einer der entscheidenden<br />

Erfolgsfaktoren für die Zukunft der<br />

<strong>congena</strong> sein. Untrennbar verbunden mit<br />

der Innovationssicherung ist die Pflege<br />

des Wertegefüges. Dass Wirtschaft Werte<br />

braucht, um langfristig zu überleben, ist<br />

mittlerweile Allgemeingut. Der Entwicklung<br />

von gemeinsamen Wertvorstellungen<br />

wurde in der <strong>congena</strong> seit Mitte der 70er<br />

Jahre aktiv betrieben und im immer wieder<br />

aktualisierten Leitbild dokumentiert. Die<br />

Erfahrungen aus elegant formulierten Leitbildhochglanzbroschüren<br />

zahlreicher Unternehmen<br />

machen aber wegen ihrer geringen<br />

Nachhaltigkeit eher nachdenklich.<br />

Häufig werden sie nur noch für Bewerber<br />

und Besucher aus dem Archiv geholt.<br />

Für die <strong>congena</strong> der Zukunft sind die<br />

Schlussfolgerungen klar. Die Fragen der<br />

internen Zusammenarbeit und des Zusammenhalts<br />

müssen von jeder Generation<br />

wieder neu diskutiert und entschieden<br />

werden. Was müssen wir tun, um:<br />

• das Vertrauen in unserer Organisation<br />

auszubauen und Vertrauen zu sichern,<br />

• Akzeptanz und Wertschätzung<br />

explizit und deutlich zu vermitteln,<br />

• die Gerechtigkeit bei der Verteilung<br />

des Arbeitseinsatzes und der Honorierung<br />

der Arbeitsleistung zu steigern,<br />

• eine offene und sanktionsfreie Kommunikationskultur<br />

zu ermöglichen,die<br />

Weiterentwicklung aller Mitarbeiter<br />

aktiv zu unterstützen,<br />

• Neuen und Neuem eine reelle Chance<br />

einzuräumen und so Innovation sicherzustellen?<br />

Wenn diese Diskussion ehrlich und kontinuierlich<br />

geführt wird, sind die nächsten<br />

40 Jahre keine Utopie.


Maren Puffert 11<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

20 Jahre Entwicklung Kombibüro<br />

Wie alles begann<br />

Vor 40 Jahren wurde die <strong>congena</strong> gegründet,<br />

vor ca. 20 Jahren hat die <strong>congena</strong><br />

begonnen, sich mit dem Kombibüro zu<br />

beschäftigen. Was wird davon in 20 Jahren<br />

noch Bestand haben?<br />

Ungefähr die Hälfte ihrer Lebenszeit also<br />

hat sich die <strong>congena</strong> mit der Geburt,<br />

der Fürsorge beim Heranwachsen und<br />

der Entwicklung dieses Bürokonzeptes<br />

beschäftigt. Ein Konzept, das heute seinen<br />

festen Platz in der Büroorganisation hat,<br />

das Katalysator für viele kleine und große<br />

Entwicklungsschritte war und ist und das<br />

in seiner Reinkultur bis heute seine Bedeutung<br />

gewahrt hat.<br />

Fassen wir kurz die wesentlichen Erwartungen<br />

und Fragen, die uns damals beschäftigt<br />

haben, zusammen.<br />

Das Kombibüro stand für Folgendes:<br />

• Privatheit und Rückzug ermöglichen,<br />

gleichzeitig das Angebot an der Gemeinschaft<br />

teilzunehmen <strong>–</strong> dadurch<br />

Erweiterung des Erfahrungshorizontes<br />

und bewusster Umgang mit individuellen<br />

Entscheidungsspielräumen. Haben<br />

wir gelernt, damit umzugehen?<br />

• Transparenz soll Arbeitsinhalte, -formen<br />

und -verhalten offen zeigen und Auseinandersetzungen<br />

hierüber anregen.<br />

Lässt es auch die notwendigen Geheimnisse<br />

zu?<br />

• Das Angebot von Distanz und Nähe<br />

gleichermaßen schafft notwendige<br />

und wünschenswerte Komplexität.<br />

Reichen die Grenzen aus?<br />

• Die Austauschbarkeit von Räumen<br />

schafft funktionale Flexibilität. Vermittelt<br />

sie auch den Eindruck der Austauschbarkeit<br />

von Menschen?<br />

• Die Kombizone bietet vielfältige Berührungspunkte,<br />

um neue Erfahrungen zu<br />

machen und alte auszutauschen. Wie<br />

ist es mit der Angst vor der totalen<br />

Überwachung?<br />

Was ist in der Zwischenzeit geschehen und<br />

welche Fragen sind bis heute unbeantwortet?<br />

Welche Entwicklungsschritte müssen<br />

gepflegt, welche in andere Bahnen gelenkt<br />

werden?<br />

In ein paar ungeordneten Jahresschritten<br />

sollen die Geschichte des Kombibüros und<br />

seine bis heute bestehenden Potenziale<br />

aufgezeigt werden.<br />

1988 Auf Entdeckerpfaden<br />

Eine kleine Gruppe <strong>congena</strong> Berater<br />

machte sich auf den Weg nach Stockholm.<br />

Wir hatten von einem Büroraumkonzept<br />

gehört, das in die Auseinandersetzung der<br />

80er Jahre »Großraum versus Gruppenraum<br />

versus Zellenbüro« eine total neue<br />

Dimension brachte, verbunden mit einem<br />

neuen Blick auf das, was ein Büro in Zukunft<br />

leisten müsse. Die Schweden hatten<br />

sich mit diesem Thema schon zehn Jahre<br />

lang beschäftigt, bis wir, das heißt die <strong>congena</strong>,<br />

in Deutschland darauf aufmerksam<br />

wurden.<br />

Die Anforderungen an den Arbeitsplatz<br />

der Zukunft liege in folgendem<br />

Spannungsfeld, so der Architekt des<br />

ersten Kombibüros in Stockholm, Svantje<br />

Sjömann:<br />

• Auf der einen Seite werde die zukünftige<br />

Büroarbeit von Spezialisten geprägt,<br />

die bei höchster Konzentration<br />

[z.B. vor dem Bildschirm] und Kreativität<br />

[z.B. bei der Erarbeitung strategischer<br />

Konzepte] Spitzenleistungen<br />

erbringen müssen.<br />

• Auf der anderen Seite wird von denselben<br />

Personen im nächsten Augenblick<br />

erwartet, als Mitglied eines Teams<br />

Routinearbeiten zu erledigen, an adhoc<br />

Besprechungen teilzunehmen,<br />

über die wesentlichen Vorgänge seiner<br />

Kollegen und Mitarbeiter Bescheid zu<br />

wissen und periphere Wahrnehmungsfähigkeiten<br />

»im Vorbeigehen« zu<br />

entwickeln.<br />

Maren Puffert<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Beraterin


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

12<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das erste Kombibüro<br />

Zander & Ingeström,<br />

Stockholm, 1979<br />

Versetzen wir uns einen Augenblick in das<br />

Jahr 1988 zurück. Nur 20 Jahre und doch<br />

eine immense Entwicklungsstrecke:<br />

• Die Zeit der Großrechner ist vor ihrem<br />

Niedergang.<br />

• <strong>congena</strong> erhält seine ersten Computer.<br />

• Die Kugelkopfschreibmaschine verliert<br />

ihre Bedeutung, sehr zum Leidwesen<br />

ihrer bisherigen Nutzer.<br />

• Die Auswertung von Daten über Lochkarten<br />

ist noch nicht ganz verschwunden<br />

[Lochkarten im Hollerith Format<br />

fi nden noch heute in den US-amerikanischen<br />

Wahlautomaten Verwendung].<br />

• Faxgeräte stellen den Standard in der<br />

Datenübermittlung dar.<br />

• Das www wird von Tim Berners-Lee<br />

erfunden. Es dauerte bis 1993, bis<br />

jeder Laie auf das weltweite Netz zugreifen<br />

konnte.<br />

• Büroräume sind entweder noch die<br />

Großräume aus den 60er und 70er<br />

Jahren oder die immer noch klassischen<br />

Zellenbüros <strong>–</strong> einige Varianten<br />

von Gruppenbüros versuchen sich zu<br />

behaupten.<br />

• Die Ölkrisen der 70er und 80er Jahre<br />

haben ihre Spuren hinterlassen, das<br />

Bewusstsein für Energiekosten und<br />

Primärenergieverbrauch steigt <strong>–</strong> damit<br />

geraten die Großraumbüros in noch<br />

stärkerem Maße in die Kritik.<br />

Europa hatte sich nach dem 2. Weltkrieg<br />

durch Wiederaufbau und Wirtschaftsentwicklung<br />

in eine Saturiertheit hinein<br />

entwickelt, von der absehbar war, dass sie<br />

durcheinanderzugeraten drohte. Das Ausruhen<br />

auf Erreichtem schien nicht mehr<br />

möglich.<br />

Wie schnell die sich ankündigende, aber<br />

sich nur langsam abzeichnende technische<br />

Revolution der 90er Jahre unser Leben<br />

verändern würde, haben wir damals nur<br />

geahnt, nicht vorausgesehen.<br />

Bleiben wir in 1988. Die Idee, vielleicht sogar<br />

die Notwendigkeit, die Büroarbeitswelt<br />

neu zu denken, war bestimmend für die<br />

Zeit <strong>–</strong> das Kombibüro war der Protagonist.<br />

Schon 1988 hat uns Mr. Dickson von<br />

Anticimex in Stockholm in einem Interview<br />

auf die Frage: »Wie schätzen Sie die Bedeutung<br />

Ihres neuen Kombibüro Hauses<br />

für Ihr Image am Markt ein?« eine klare<br />

Antwort gegeben: »Wir bekommen die<br />

besseren Mitarbeiter.«<br />

Viele Skeptiker versuchten, unsere Begeisterung<br />

zu bremsen, ohne Erfolg. In<br />

Deutschland sei dieses Konzept nicht<br />

marktfähig! In Skandinavien, ja <strong>–</strong> niemals<br />

in Deutschland! So die mehrheitlichen<br />

Reaktionen. Die deutsche Firma Bosch hat<br />

sich auf Drängen der Schweden getraut,


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

13<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

in Stockholm ein Kombibüro Haus zu bauen.<br />

Es musste aber rückbaubar sein in ein<br />

Zellenbüro <strong>–</strong> für alle Fälle. Es ist bis heute<br />

ein Kombibüro!<br />

1989 Planung für das erste<br />

Kombibüro Haus in Deutschland<br />

Unsere Bemühungen, den Gegenbeweis<br />

anzutreten, hatten ziemlich schnell Erfolg.<br />

Die Firma Edding, allen gestalterischen<br />

Berufen vertraut als Farbstifthersteller,<br />

entschloss sich noch im gleichen Jahr nach<br />

eingehender Beratung für ihre Firmenzentrale<br />

ein Kombibüro planen und bauen zu<br />

lassen. 1990 wurde es bezogen.<br />

Das Bewusstsein unserer Auftraggeber,<br />

sich auf ein Konzept einzulassen, das<br />

zumindest in Deutschland noch nicht<br />

Standard war, sich auf etwas einzulassen,<br />

das enorme Umwälzungen in der Belegschaft<br />

nach sich ziehen würde <strong>–</strong> über das<br />

Maß war sich niemand ganz im Klaren, wir<br />

auch nicht <strong>–</strong> sich auf etwas einzulassen,<br />

wofür es auf dem deutschen Markt noch<br />

nicht selbstverständlich die geeigneten<br />

Möbel und Ausbauelemente gab <strong>–</strong> das<br />

erforderte auf allen Seiten besonderen<br />

Pioniergeist:<br />

• Von den <strong>congena</strong> Beratern: die feste<br />

und unerschütterliche Überzeugung,<br />

unsere Auftraggeber richtig zu beraten.<br />

• Von unseren Auftraggebern: einen<br />

großen Vertrauensvorschuss.<br />

Wir sind damals mit unseren potenziellen<br />

Auftraggebern viel nach Skandinavien<br />

gereist, um die realen Beispiele zu zeigen<br />

und die Erfahrungen der Unternehmen<br />

sprechen zu lassen. Es war eine schöne<br />

Zeit <strong>–</strong> heute sind die Beispiele auch in<br />

Deutschland zu sehen.<br />

Das Edding Bürohaus hatte bereits alle wesentlichen<br />

Elemente eines Kombibüros:<br />

• Das Einzelbüro knapp 10 qm groß.<br />

Seine Maße von 2,28 x 4,10 m<br />

gehören noch heute zu den Standards.<br />

• Die Fassadenanschlüsse als Glaselemente.<br />

• Die Organisierbarkeit der Bürotrennwände.<br />

• Die Vollverglasung zur Mittelzone.<br />

Grundriss Edding<br />

Ahrensburg


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

14<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Komponenten der<br />

Team Prowall von<br />

NKR/3K Möbel<br />

Die deutsche Büromöbelindustrie war<br />

damals noch nicht auf diese neuen Anforderungen<br />

eingestellt. Deshalb wurden<br />

Wände und Möbel aus Finnland bezogen.<br />

Es hat noch einige Jahre gedauert, bis die<br />

deutschen Möbelhersteller nachzogen.<br />

Noch im Frühjahr 1991 hat Wilfried<br />

Klapprott in der Süddeutschen Zeitung<br />

geschrieben: »Bedenklicher aber … ist die<br />

mangelnde Bereitschaft der deutschen<br />

Möbelindustrie, sich mit neuen konzeptionellen<br />

Denkansätzen zur Büroraumgestaltung<br />

auseinanderzusetzen. Dem Kombibüro<br />

etwa … verweigert das offizielle<br />

»Büroforum« unter recht fadenscheinigen<br />

Ausflüchten die Diskussion.«<br />

1992 Das Kombibüro <strong>–</strong><br />

Schule des Handelns?<br />

Kann das Kombibüro zu einer Schule des<br />

Handelns werden, war eine Frage, der wir<br />

in dieser Zeit nachgegangen sind. Was<br />

kann das Kombibüro anderes leisten?<br />

Welche gesellschaftlichen Bedürfnisse<br />

und | oder Defizite befriedigt das Kombibüro<br />

eher als konventionelle Büros?<br />

Richard Sennet hat Anfang der 90er Jahre<br />

sein Buch »Verfall und Ende des öffentlichen<br />

Lebens <strong>–</strong> die Tyrannei der Intimität«<br />

geschrieben und dort Fragen aufgeworfen,<br />

die uns von Bedeutung schienen für<br />

die Beurteilung der Entwicklungschancen<br />

des Kombibüros.<br />

Er erkennt, dass »die Angst vor der Anonymität,<br />

die in der Gesellschaft umgeht,<br />

die Menschen veranlasst, die Gemeinschaft,<br />

der sie sich zugehörig fühlen,<br />

zunehmend einzuengen.« Kann das<br />

Kombibüro die Anonymität aufheben? Wir<br />

meinten <strong>–</strong> und meinen das bis heute <strong>–</strong> ja!<br />

Indem wir Räume schaffen, in denen ein<br />

soziokultureller Austausch und intellektuelle<br />

und argumentative Auseinandersetzungen<br />

vorgesehen und gewollt sind.<br />

»Alles im Griff« war eines unserer praktischen<br />

Argumente, wenn wir Nutzer vom<br />

Kombibüro Konzept überzeugen wollten.<br />

Das kleine persönliche Büro, ohne hierarchische<br />

Unterscheidungen für jeden Funktionsträger<br />

geeignet, in dem alles in Reichweite<br />

vom Arbeitsplatz aus im »Stuhlumdrehen«<br />

erreichbar ist, das hatte es bis dahin nicht<br />

gegeben <strong>–</strong> bei gleichzeitiger Teilhabe an<br />

dem gemeinschaftlichen Betrieb des Unternehmens<br />

in der Kombizone.<br />

Die ersten Wandorganisationen waren<br />

einfache Hängesysteme aus Skandinavien.<br />

Ein Schienensystem wurde auf der Wand<br />

montiert, konnte jederzeit nachgerüstet<br />

werden und war kostengünstig, wenn<br />

auch nicht immer sehr schön. Bis Mitte<br />

der 90er Jahre waren diese Systeme nicht<br />

zu schlagen. Selbst die Schreibtische wurden<br />

bei einigen Herstellern an die Wand<br />

gehängt. Die Organisationsmittel waren<br />

vielfältig: Regalböden, Sideboards, Ablageschalen,<br />

integrierte Stehpulte, Zeichenbretter<br />

[gab es damals noch], Flip Chart<br />

Ständer, PC Halter …<br />

Erst Mitte der 90er Jahre begannen die<br />

deutschen Büromöbelhersteller, erst die<br />

Beispiel einer<br />

Team Prowall von<br />

NKR/3K Möbel


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

15<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

kleinen, allmählich auch die größeren,<br />

sich mit den neuen Anforderungen auseinanderzusetzen<br />

<strong>–</strong> nicht nur zum Nutzen<br />

der neuen Büroform, sondern auch zur<br />

Verbesserung der Funktionalität von konventionellen<br />

Büros.<br />

1999 Das virtuelle Unternehmen<br />

Darüber geredet wurde schon lange, was<br />

damit gemeint war, konnte auch in diesem<br />

Jahr noch nicht eindeutig beantwortet<br />

werden. Die einen sagten: »Ist doch ein<br />

alter Hut <strong>–</strong> meine Sekretärin arbeitet schon<br />

lange zwei Tage in der Woche zu Hause«,<br />

die anderen: »Weltfremde Utopie! In<br />

unserer Branche muss man ständig in direktem<br />

persönlichen Kontakt sein.«<br />

Wo standen wir denn 1999? <strong>congena</strong> hat<br />

im Frühjahr 1999 in Zusammenarbeit mit<br />

dem Hernstein Institut Wien ein Symposium<br />

veranstaltet, das sich genau mit dem<br />

Thema beschäftigte: »Virtuality <strong>–</strong> Zukunft<br />

von Raum und Arbeit«.<br />

Im Wesentlichen waren die Entwicklungen<br />

eingetreten, auf die wir uns mit unseren<br />

neuen Raumangeboten seit 1988 in vielen<br />

Projekten und mittlerweile für mehrere<br />

tausend Arbeitsplätze eingerichtet hatten.<br />

Längst war das Kombibüro keine exklusive<br />

<strong>congena</strong> Leistung mehr <strong>–</strong> es war in großer<br />

Breite adaptiert worden.<br />

Als Ergebnis des Symposiums gab es Konsens<br />

über drei Thesen, wie und wo wir im<br />

Jahr 2010 arbeiten werden. Die Reihenfolge<br />

bildet auch die Rangfolge ab:<br />

• Die Corporate Identity des Unternehmens<br />

bietet die kulturelle Klammer für<br />

Mitarbeiter, besonders für diejenigen,<br />

die unterwegs arbeiten.<br />

• Neue Technologien ermöglichen die<br />

virtuelle Arbeitsorganisation <strong>–</strong> unabhängig<br />

von Zeit und Raum.<br />

• Der Wechsel zwischen Arbeit, Lernen,<br />

Freizeit und verschiedenen Lebensphasen<br />

wird mit größerer individueller<br />

Flexibilität gestaltet.<br />

Am Ende des Symposiums wollten alle<br />

aber doch wissen, wie es denn nun wirklich<br />

aussieht, das Büro im Jahr 2010?<br />

Es wird ein »Wohlfühl Büro«, war die<br />

allgemeine Meinung. Ein Ort, der Gestaltbarkeit<br />

von Funktionserfüllung und<br />

soziale Identifikation und Kommunikation<br />

gleichermaßen sicherstellt und <strong>–</strong> vor allem<br />

<strong>–</strong> der alle Sinne anspricht. War hier der<br />

Wunsch Vater des Gedankens?<br />

Bilder: iStockphoto


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

16<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Grundriss dvg<br />

Business Club mit<br />

den Bereichen<br />

Business Center<br />

Team Center<br />

und Lounge<br />

Was davon ist eingetreten? Man ist geneigt<br />

zu sagen, nicht alles, aber immer<br />

mehr und immer häufiger! Schauen wir<br />

uns die Geschichte weiter an!<br />

Bereits Ende 1999 wurde Deutschlands<br />

erster Business Club bezogen: die dvg<br />

[heute Finanz Informatik] in Hannover. Ein<br />

spektakuläres Gebäude in Messe Nähe,<br />

ursprünglich geplant für 1.050 Arbeitsplätze,<br />

bezogen mit 1.300 Arbeitsplätzen für<br />

1.850 Mitarbeiter.<br />

Was war geschehen?<br />

Alle drei oben genannten Thesen konnten<br />

mit dem dvg Projekt evaluiert werden. Die<br />

wesentlichen Ideen, die das Kombibüro<br />

Konzept sicherstellen wollte, wurden<br />

Bestandteil des Business Club Konzeptes:<br />

Rückzug und Privatheit einerseits, gleichzeitig<br />

Information und Kommunikation,<br />

auch und besonders informelle Kommunikation.<br />

Etwas Entscheidendes kam aber<br />

hinzu.<br />

Die Heimat der Mitarbeiter in einem Business<br />

Club ist nicht mehr das eigene Büro,<br />

sondern ein Club mit einer Vielfalt an Aufgabenszenarien.<br />

Jeder Club gliedert sich in<br />

drei Bereiche:<br />

• Das Business Center<br />

Es ist die zentrale Anlaufstelle für Club<br />

Mitglieder. Hier fi ndet sich ein ständig<br />

besetztes Sekretariat und gemeinsam<br />

genutzte Infrastruktur [Garderoben,<br />

Schließfächer für den persönlichen<br />

Koffer, Postfächer, Aufl adestation für<br />

Handys, Büromaterialdepot, Document<br />

Center...]<br />

• Das Team Center<br />

Es bietet eine Vielfalt von Arbeitsplätzen:<br />

Einzelbüros, offene Gruppenarbeitsplätze,<br />

Steharbeitsplätze, Rückzugsräume,<br />

Besprechungszonen und<br />

Projekträume<br />

• Die Lounge<br />

Sie ist der Ort, an dem informelle Besprechungs-<br />

und Arbeitsplätze angeboten<br />

werden. Das Ambiente vermittelt<br />

mit Sofas, Bistrotischen, Stehpulten<br />

und Terrassen einen Lifestyle, der im<br />

Kontrast zu den eher funktional gestalteten<br />

Business- und Team Centern<br />

steht.<br />

Mit diesem Projekt hatte die Idee des<br />

Kombibüros einen weiteren Schritt in die<br />

Zukunft gemacht!


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

17<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

2005 Evaluation<br />

In den ersten Jahren des Jahrtausends war<br />

viel passiert. Der Business Club war kein<br />

Exot mehr, die Frage nach der Bewertung<br />

der unterschiedlichen Raum- und Organisationskonzepte<br />

wurde aber drängender.<br />

Wir wollten nicht der Gefahr modischer<br />

Strömungen unterliegen. Wir wollten wissen,<br />

was wir bewirken.<br />

Deshalb finanzierten wir eine wissenschaftliche<br />

Arbeit, die sich mit der methodischen<br />

Bewertung von Arbeitsprozessen<br />

in unterschiedlichen räumlichen Umgebungen<br />

beschäftigte. Als kleine praktische<br />

Anwendung wurden Vorher-Nachher-<br />

Befragungen in Unternehmen vorgenommen,<br />

die vor einer räumlichen und organisatorischen<br />

Veränderung standen.<br />

Die Bewertungsgruppen waren:<br />

• Nutzerprofil<br />

• Büroraumkonzept<br />

• Unternehmerische Erfolgskriterien<br />

Wir wollten wissen, ob und welche Aspekte<br />

der Arbeitsumgebung in Zusammenhang<br />

mit den wirtschaftlichen Erfolgskriterien<br />

stehen. Es stellte sich eine hohe Korrelation<br />

zwischen Wohlbefinden und Produktivität<br />

heraus. Das Wohlbefinden war umso<br />

höher, je positiver die Gestaltung der<br />

Arbeitsumgebung beurteilt wurde. Wie<br />

erwartet, ergaben sich auch deutliche<br />

Beziehungen zwischen dem räumlichen<br />

Angebot von Rückzugsmöglichkeiten<br />

und konzentrierter Einzelarbeit sowie den<br />

Interaktionsmöglichkeiten und Kommunikations-<br />

und Interaktionsangeboten.<br />

Ausschnitt aus dem<br />

Online-Fragebogen:<br />

Das Kriterium<br />

Konzentration wird<br />

mit fünf Fragen<br />

evaluiert.


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

18<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Die Mittelwerte der<br />

Büroraumkriterien<br />

sind nach dem Umzug<br />

[gelb] im Wesentlichen<br />

besser als<br />

vorher [blau]<br />

Die Resultate waren in zweierlei Hinsicht<br />

von Bedeutung: Sie belegten den hohen<br />

Einfluss der räumlichen Situation auf<br />

unternehmerische Erfolgsfaktoren. Sie<br />

zeigten jedoch auch auf, wo Unzufriedenheiten<br />

waren und somit ein Verbesserungspotential<br />

für uns bestand.<br />

Dies war der Anfang von einer verstärkten<br />

Beschäftigung mit dem Thema Change<br />

Management. Das Thema war nicht neu<br />

für uns <strong>–</strong> die Dimension seiner Bedeutung<br />

schon.<br />

Wir brauchten nun auch professionelle<br />

Werkzeuge, um die von uns initiierten<br />

Veränderungsprozesse verantwortungsvoll<br />

steuern zu können. So haben wir einen<br />

dem Planungsprozess folgenden Katalog<br />

von Instrumenten und Verfahren entwickelt,<br />

die je nach Situation, Bedarf und<br />

Unternehmenskultur in den verschiedenen<br />

Print<br />

01 Bürokonzept<br />

02 Ihr Arbeitsplatz<br />

03 Arbeitsumfeld<br />

04 Ambiente<br />

05 Belegungsplanung<br />

06 Tipps & Tricks<br />

07 Der Umzug<br />

Nutzerhandbuch<br />

Projektchronik<br />

Events<br />

Führungskräfte-Workshop<br />

Infomarkt<br />

Bemusterungen<br />

Drehbuchwerkstätten<br />

Umzugswerkstätten<br />

House-Warming<br />

Projektphasen eingesetzt und angewendet<br />

werden konnten:<br />

• Events<br />

Informationsveranstaltungen und<br />

Events sollten Meilensteine des Projektes<br />

markieren. Das Neue sollte<br />

schrittweise bekannt gemacht werden,<br />

Erlebnisse und Emotionen sollten mit<br />

dem Neuanfang verbunden werden.<br />

• Print<br />

Printinformationen vermitteln mit laienverständlichen<br />

Texten, Grafiken und<br />

Bildern nutzerrelevante Informationen,<br />

fördern das Verständnis für Veränderungen<br />

und erläutern die Chancen für<br />

die Betroffenen.<br />

• Intranet<br />

Das Intranet dient neben der papierlosen<br />

interaktiven Bereitstellung von<br />

Printmedien vor allem dem regelmäßigen<br />

Dialog.<br />

Intranet<br />

FAQ- Forum<br />

Virtueller Rundgang<br />

Chancen Forum<br />

Umfrage: Ist ... Wird<br />

Grobbelegungspläne<br />

Ergebnisoptimierung<br />

Feinbelegungspläne<br />

Umzugshandbuch<br />

Umfrage: War ... Ist<br />

Auswirkungen auf<br />

die unternehmerischen<br />

Erfolgsfaktoren<br />

zeigten sich hauptsächlich<br />

beim Wohlbefinden<br />

Medienmix für ein<br />

zielgerichtetes<br />

Projektmarketing


Maren Puffert<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

19<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das Projektmarketing ist ein wesentlicher<br />

Baustein auf dem Weg zum Erfolg für ein<br />

neues Bürokonzept. Wann tritt ein Unternehmen<br />

richtigerweise in den Dialog mit<br />

seinen Mitarbeitern? Viele Unternehmen<br />

scheuen diesen Prozess. Die Leute sollen<br />

arbeiten und nicht reden. Die Mitarbeiter<br />

reden aber und je weniger sie wissen, desto<br />

mehr und diffuser.<br />

Also, so früh wie möglich die Mitarbeiter<br />

in Veränderungsprozesse einbeziehen<br />

<strong>–</strong> das ist unsere Erfahrung. Wir haben<br />

Beispiele, in denen diese Einsicht nicht<br />

bestanden hat. Wir, zu spät gerufen,<br />

konnten einen Flächenbrand zwar noch<br />

vermeiden, das Vertrauen war aber gestört<br />

und die erwünschte Akzeptanz nicht mehr<br />

zu erreichen. Wir haben es auf eine einfache<br />

Formel gebracht:<br />

Qualität x Akzeptanz = Erfolg<br />

2010 Smart Working<br />

Die zweite Hälfte des ersten Jahrzehnts<br />

wurde durch die geänderte wirtschaftliche<br />

Situation in Deutschland und Europa<br />

geprägt. Die Notwendigkeit, Flächenwirtschaftlichkeit<br />

und Nutzungsflexibilität<br />

verschärft auf den Prüfstand zu stellen,<br />

bekam einen neuen Stellenwert. Mit wenig<br />

Fläche optimal umzugehen, hatten wir<br />

gelernt <strong>–</strong> schon 1999 im dvg Projekt. Hier<br />

konnten wir an unsere Projekterfahrungen<br />

der 90er Jahre unmittelbar anknüpfen.<br />

Smart Working, einer von vielen Namen,<br />

der die Business Club Philosophie aufgegriffen<br />

hat und widerspiegelt. Die Szenarien<br />

werden möglicherweise vielfältiger,<br />

an der grundsätzlichen Aussage hat sich<br />

aber bis heute nichts geändert:<br />

• Jeder Mitarbeiter findet den Arbeitsplatz,<br />

der für seine Tätigkeit am besten<br />

geeignet ist.<br />

• Informelle Informations- und Kommunikationsangebote<br />

in attraktivem<br />

Ambiente schaffen Mehrwert gegenüber<br />

dem persönlich zugeordneten<br />

Arbeitsplatz.<br />

• Das Unternehmen verschafft sich<br />

»atmende« Belegungskapazitäten,<br />

um starke Schwankungen der Mitarbeiterzahlen<br />

ohne Anpassung der<br />

Nutzflächen zu verkraften.<br />

Rückblick in die Zukunft<br />

Das Kombibüro hat etwas bewirkt in der<br />

Bürolandschaft, ein vergleichbarer neuer<br />

Impuls ist für die nächsten 20 Jahre nicht<br />

zu erwarten. Wir haben jedoch seine Entwicklungspotenziale<br />

mit Sicherheit noch<br />

nicht ausgeschöpft. Das liegt daran, dass<br />

mit der Einführung von Kombibüros Denkstrukturen<br />

in Deutschland und Europa<br />

aufgerissen wurden, die vielleicht nur mit<br />

der Übernahme der amerikanischen Großraumbüros<br />

in den 60er Jahren vergleichbar<br />

sind.<br />

»Offenheit in Kopf und Raum«, das haben<br />

die Kombibüros erreicht! Mit zunehmender<br />

Technisierung und damit mehr<br />

Unabhängigkeit von Ort und Zeit, wird die<br />

Erledigung der Arbeit immer weniger an<br />

einen festen Ort gebunden sein. Der feste<br />

Ort wird deshalb nicht an Bedeutung verlieren,<br />

sondern sogar gewinnen. Weil eine<br />

Verortung in einer Welt der Geschwin -<br />

digkeit und Flüchtigkeit eine elementare<br />

Überlebensbedeutung erhält <strong>–</strong> wie schon<br />

Richard Sennet Anfang der 90er Jahre in<br />

»Verfall und Ende des öffentlichen Lebens<br />

<strong>–</strong> die Tyrannei der Intimität« erkannt hat.


Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 20<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Kunst als Kommunikationsmittel<br />

<strong>congena</strong> Zwischenraum November 2008<br />

Dr. Peter Shaw spricht über »Kunst als<br />

Kommunikationsmittel«. Sein Unternehmen<br />

»art matters« ist eine Agentur an der<br />

Schnittstelle von Kunst und Wirtschaft.<br />

Sein Arbeitsfeld ist die Begleitung von<br />

Veränderungsprozessen in Unternehmen:<br />

change matters. Veränderung bewirken,<br />

heißt Einstellungen zu verändern.<br />

Veränderung wird wirksam, wenn Führungskräfte<br />

lernen, die vier Perspektiven<br />

Verstehen, Gestalten, Vermitteln und Verwirklichen<br />

zu einer homogenen Gesamtsicht<br />

zu verbinden. Künstler produzieren<br />

Innovationen. Sie entwerfen, verdichten<br />

und kommunizieren neue Sichtweisen auf<br />

Gegenwart und Zukunft und liefern so<br />

Impulse für eine Gesellschaft, deren Fortschritt<br />

maßgeblich von der Durchschlagskraft<br />

innovativer Ideen abhängt.<br />

Peter Shaw und sein Partner Norbert<br />

Schulz sind überzeugt, dass diese Impulse<br />

<strong>–</strong> weit über die Begrenzungen des Feuilleton<br />

hinaus <strong>–</strong> dazu beitragen können,<br />

konkrete wirtschaftliche Herausforderungen<br />

zu bewältigen. art matters erschließt<br />

das Potential zeitgenössischer Künstler<br />

für Führungskräfteentwicklung, Standortmarketing<br />

und visuelle Kommunikation,<br />

um die Veränderung zu emotionalisieren<br />

und die Mitarbeiter für den Wandel zu<br />

begeistern.<br />

Warum Künstler? Künstler sind Profis im<br />

Verdichten von komplexen Sachverhalten<br />

auf ihren Wesenskern. Sie sind Experten<br />

für Metaphern, die Herausforderungen<br />

und Lösungen auf den Punkt bringen. Sie<br />

wissen um die Kreativität und die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen für erfolgreiche<br />

Veränderungen. Und sie bringen<br />

eine klare und unverstellte Außensicht auf<br />

Unternehmen mit.<br />

Was bewirken die Workshops? Die Teilnehmer<br />

erarbeiten neue Zugänge zu<br />

aktuellen Herausforderungen. Durch die<br />

Auseinandersetzung mit Erfolgsrezepten<br />

aus Kunst und Kultur entstehen kraftvolle<br />

Assoziationen und Erfahrungen, die über<br />

die Beschränkungen der häufig eingefahrenen<br />

Denk- und Kommunikationsmuster<br />

in Unternehmen hinaus weisen und Lust<br />

machen auf Veränderung.


Susanne Köster-Liebrich 21<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

Deutschlands erster Business Club für 1.850 Mitarbeiter der dvg in Hannover<br />

Der Business Club ist eine Antwort auf<br />

die gewandelten Arbeitsabläufe und Arbeitsformen<br />

in den Unternehmen. Flexible<br />

Arbeitszeiten und Orte, Work Life Balance,<br />

Arbeiten im Team und in Projekten, ein<br />

Wechsel zwischen Konzentration und<br />

Kommunikation erfordern eine Vielfalt an<br />

Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären<br />

in einem Büro. So werden teure Flächen<br />

optimal ausgelastet, leer stehende Büros<br />

gehören der Vergangenheit an und Produktivität,<br />

Motivation und Identifikation<br />

sind hoch.<br />

Ein räumliches Vorbild sind die Business<br />

Lounges in Flughäfen und Bahnhöfen, die<br />

Kaffeetische, Schreibtische und informelle<br />

Sitzgruppen nebeneinander zum Entspannen,<br />

Arbeiten und Konferieren anbieten.<br />

Zweites räumliches Vorbild ist der traditionelle<br />

Britische Club, in dem es weder<br />

Schreibtische noch Büros gibt, dafür<br />

Kaminfeuer, Bibliothek und entspanntes<br />

Ambiente. Das reicht als Treffpunkt für<br />

Mitglieder in unterschiedlichen Berufen,<br />

Rollen und Tagesabläufen, die nichts<br />

verbindet als die soziale Zugehörigkeit<br />

zu einer Institution, die den persönlichen<br />

Erfolg fördert.<br />

Anstelle von persönlichen Arbeitsplätzen<br />

bieten Business Clubs eine Vielfalt an<br />

Arbeitsorten, die je nach Tätigkeit und<br />

Arbeitsstil zeitweise genutzt werden.<br />

Wenn es früher hieß: »Hier ist Ihr Platz <strong>–</strong><br />

von neun bis fünf!« heißt es im Business<br />

Club: »Wählen Sie einen Arbeitsort, der<br />

zu Ihrer augenblicklichen Tätigkeit passt<br />

und Ihrer Produktivität dient.« Die Rolle<br />

des persönlichen Arbeitplatzes als Heimat<br />

übernimmt die Mitgliedschaft in einer<br />

räumlich und sozial überschaubaren<br />

Nachbarschaft, dem Club, der sich durch<br />

informell gestaltetes Ambiente vom traditionellen<br />

Bürograu unterscheidet: »Hier<br />

lässt es sich gut leben <strong>–</strong> und arbeiten.«<br />

Die Flexibilität des Bürokonzeptes unterstützt<br />

die Flexibilität seiner Nutzer und der<br />

Abläufe.<br />

Zukunft leben<br />

Bereits in den 90er Jahren veränderte moderne<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

die Unternehmen nachhaltig.<br />

Die Arbeit in wechselnden Projektgruppen,<br />

Teamarbeit und Abstimmungen in<br />

Besprechungen <strong>–</strong> ob geplant oder ungeplant<br />

<strong>–</strong> nahmen immer größeren Raum<br />

ein. Gleichzeitig wurde die Büroarbeit<br />

zunehmend unabhängig von Ort und Zeit.<br />

Als IT Dienstleister für die Sparkassenorganisation<br />

verstand sich die dvg [heute<br />

Finanz Informatik] als Vorreiter, was die<br />

Nutzung dieser neuen Möglichkeiten<br />

betraf. Sie stieß jedoch an die eigenen<br />

Grenzen diesen Fortschritt, der für den<br />

Geschäftserfolg des Unternehmens<br />

unerlässlich war, in dem bestehenden<br />

konventionellen, unflexiblen Bürogebäude<br />

umzusetzen. Unter anderem musste die<br />

zunehmende Projektarbeit in Zellenbüros<br />

organisiert werden, wodurch mitunter<br />

viele Mitarbeiter zwei vollwertige Bildschirmarbeitsplätze<br />

belegten.<br />

Für den schnellen Austausch von Informationen<br />

und Wissen sowie für kreatives und<br />

motiviertes Arbeiten war ein zukunftsfähiges<br />

Bürokonzept dringend erforderlich.<br />

Ein neues Bürogebäude sollte entstehen,<br />

das Leitbild und Werte der neuen Unternehmenspositionierung<br />

unterstützte.<br />

Die Ziele und Visionen für die »neue<br />

dvg« lauteten: Effizienz der Arbeit,<br />

Flexibilität in der Zusammenarbeit und<br />

Transparenz der Prozesse für eine hohe<br />

Dienstleistungsqualität.<br />

Aus dem Architektenwettbewerb im Jahr<br />

1996 ging die Hascher+Jehle, Heinle,<br />

Wischer und Partner Planungsgemeinschaft<br />

dvg als Realisierungspartner hervor.<br />

Wäh-rend das Gebäude ursprünglich als<br />

Kombibüro geplant war, zeichnete sich<br />

bereits bei Baubeginn Platznot im Neubau<br />

ab. Unerwartet hohes Personalwachstum<br />

und eine projektbedingt sehr variable Zahl<br />

an freien Mitarbeitern drohten den Neubau<br />

bereits bei Bezug zu sprengen.<br />

Susanne<br />

Köster-Liebrich<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong>


Susanne Köster-Liebrich<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

22<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Grundriss der<br />

Eingangsebene mit<br />

Gebäudestruktur<br />

Arbeitsschwerpunkte<br />

bei der Umsetzung<br />

Was tun?<br />

zu<br />

Gebäude 2<br />

Anstatt das Bauvorhaben während der<br />

Bauzeit zu erweitern, entschied sich das<br />

Unternehmen dafür, das Kombibürokonzept<br />

zum »Business Club« weiterzuentwickeln.<br />

Das Konzept ermöglichte<br />

zum einen durch eine Optimierung der<br />

Flächenauslastung die Reduzierung der<br />

hohen Gemeinkosten und war gleichzeitig<br />

geeignet, Burgdenken, Hierarchien und<br />

Besitzstände zu überwinden. »Offenheit<br />

in Kopf und Raum« war das Ziel in einem<br />

Unternehmen, das seine Wertschöpfung<br />

durch die Entwicklung neuer Technologien<br />

erzielt.<br />

dvg Business Club<br />

Business Club<br />

[Büro- und Raum-<br />

Konzept]<br />

70% der Mitarbeiter arbeiteten in Projekten,<br />

also in wechselnden interdisziplinären<br />

Teams. Neue Mitarbeiter und Ideen<br />

müssen schnell integriert werden können.<br />

Für Konzentration und Kommunikation<br />

benötigen sie flexible Arbeitsplatzangebote<br />

mit modernster technischer<br />

Ausstattung.<br />

Willkommen im Club<br />

Bürokommunikation<br />

Nonterritoriale Arbeitsplätze waren auch<br />

Ende der 90er Jahre kein Novum mehr.<br />

Mit 1.850 Mitarbeitern war die dvg zur<br />

damaligen Zeit jedoch das erste Unternehmen<br />

in Deutschland, das sich in dieser<br />

Größenordnung dieser Herausforderung<br />

stellte.<br />

Unternehmens- und<br />

Führungskultur<br />

Aufgrund der Entscheidung für den Business<br />

Club musste die Planung kurzfristig<br />

auf das neue Raum- und Bürokonzept<br />

umgestellt werden. Fünf Projekte wurden<br />

aufgesetzt, um die Anforderungen des<br />

zukünftigen Business Clubs zu planen.<br />

Ein intensives Change Management-<br />

Projekt sollte Führungskräften und Mitarbeitern<br />

die neue Denkweise nahebringen<br />

und sie auf die neue Arbeitsweise mit<br />

Desk<strong>–</strong>Sharing und den Veränderungen in<br />

der Personalführung vorbereiten.<br />

Die üblichen Abwesenheitszeiten durch<br />

Besprechungen, Dienstreisen, Fortbildung,<br />

Urlaub und Krankheit wurden gemessen.<br />

Zielorientiertes<br />

Personalmanagement<br />

Profi t- und<br />

Cost-Center<br />

Das Ergebnis zeigte eine durchschnittliche<br />

Anwesenheit am persönlichen Arbeitsplatz<br />

von weniger als 70% [Durchschnitt 61%<br />

im konventionellen Büro]. Damit war der<br />

Grundstein für die Planung gelegt.<br />

Wo ursprünglich 1.050 gleiche Arbeitsplätze<br />

in Kombibüros geplant waren, sollten<br />

1.300 unterschiedliche Arbeitsplätze für<br />

1.850 Mitarbeiter entstehen. Für 100%<br />

der Mitarbeiter standen damit lediglich<br />

75% an Arbeitplätzen zur Verfügung.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen<br />

lag darin, dass sich die Mitarbeiter mit<br />

ihrer Nachbarschaft, ihrer Arbeitsumgebung<br />

und ihren Aufgaben identifizieren <strong>–</strong><br />

trotz Verlust des persönlich zugeordneten<br />

Arbeitsplatzes.<br />

Erschließung<br />

Hauptstraße zur Horizontalerschließung<br />

des Gebäudes<br />

Vertikalerschließung<br />

Aufzüge<br />

Symbole<br />

Garderoben |Schließfächer<br />

Konferenzbereich<br />

Espressobar<br />

WC


Susanne Köster-Liebrich<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

23<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das Konzept bietet nicht mehr jedem Mitarbeiter<br />

einen persönlichen Bildschirmarbeitsplatz,<br />

aber jeder Mitarbeiter hat die<br />

Möglichkeit, bei Bedarf einen solchen zu<br />

nutzen. Wissenstransfer, Austausch von<br />

Wissen und Können, Knowledge Management<br />

wird unterstützt durch Transparenz<br />

und informelle Begegnungsmöglichkeiten<br />

am Arbeitsplatz, Espressobars und dezentrale<br />

Besprechungsmöglichkeiten. Atmende<br />

Belegungskapazität [bei Wachstum<br />

höhere Flächenauslastung anstelle von Flächenzuwachs]<br />

und einfaches Umbelegen<br />

»plug & work« unterstützen die organisatorischen<br />

Anforderungen der Projektarbeit<br />

und fangen Schwankungen in den Personalzahlen<br />

auf.<br />

Der erste Business Club für 1.850 Mitarbeiter<br />

wurde aus der Taufe gehoben und<br />

für alle eingeführt: Stabsabteilungen, Entwicklung,<br />

Vertrieb und Administration.<br />

Bürokonzept und modulare Standards<br />

Bei der Größe des Projektes galt es, Orientierung<br />

und Identifikation zu schaffen.<br />

Jede Abteilung hat ihre eigene Heimat.<br />

Innerhalb der Abteilung weicht der persönliche<br />

Arbeitsplatz unterschiedlichen<br />

Arbeitsszenarien und Begegnungsangeboten.<br />

Der Business Club der dvg sieht für<br />

jede Abteilung drei Zonen vor: Business<br />

Center, Team Center und Lounge.<br />

Erste Anlaufstelle in jedem Bereich ist das<br />

»Business Center«. Hier finden sich alle<br />

Serviceangebote für die Abteilung: Das<br />

Sekretariat als zentrale Anlauf- und Informationsstelle<br />

<strong>–</strong> der einzige fest belegte<br />

Arbeitsplatz. Die gemeinsam genutzte<br />

Infrastruktur: Garderoben, Schließfächer<br />

für die persönlichen Koffer, Postfächer mit<br />

Ladestationen für schnurlose Telefone,<br />

das Depot für Verbrauchsmaterial, die<br />

offene Espressobar, das Document Center<br />

[vernetzte Digitaldrucker mit Fax, Kopierer<br />

und Digital Sender] sowie die Besprechungsräume<br />

und die Bibliothek.<br />

An das Business Center schließt sich<br />

jeweils das »Team Center« an. Es bietet<br />

eine Vielfalt an offenen und geschlosse-<br />

nen Arbeitsmöglichkeiten: Einzel- und<br />

Doppelarbeitsplätze im geschlossenen<br />

Büro, 2er und 4er Gruppenarbeitsplätze<br />

in offenen Bereichen sowie Projekträume.<br />

Alle Bildschirmarbeitsplätze, die kontinuier -<br />

lich über den Tag genutzt werden, sind<br />

tageslichtorientiert. Lediglich temporäre<br />

Steharbeitsplätze, die nicht in die Arbeitsplatzbilanz<br />

einfließen, befinden sich in der<br />

Mittelzone. Darüber hinaus finden sich in<br />

der Mittelzone offene Gruppenarbeitsplätze<br />

und kleine Besprechungsmöglichkeiten.<br />

Die Gruppenablagen dienen als akustische<br />

Grundriss dvg<br />

Business Club<br />

mit den Bereichen<br />

Business Center<br />

Team Center und<br />

Lounge


Susanne Köster-Liebrich<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

24<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Abschirmung und können als temporäre<br />

Ablageflächen genutzt werden. Die persönliche<br />

Papierablage beträgt nur noch<br />

zwei Laufmeter pro Person!<br />

Die dritte Zone bildet die »Lounge« mit<br />

Sitzmöbeln und informellen Arbeits- und<br />

Besprechungsplätzen. Von dort aus<br />

besteht Zugang zu den innen liegenden<br />

Terrassen in den Glashallen. Das wohnliche<br />

Ambiente vermittelt Life Style im Kontrast<br />

zu den eher funktional gestalteten Business-<br />

und Teamcentern.<br />

Ergonomie und Regeln<br />

1999 war die Einhaltung der Arbeits-<br />

stättenverordnung [ArbStättV], der<br />

Bildschirmarbeitsplatzverordnung [BildschArbV]<br />

sowie der Deutschen Normen<br />

DIN 4543-1 »Flächen für die Aufstellung<br />

und Benutzung von Büromöbeln« und die<br />

DIN 4543-2 »Ergonomische Gestaltung<br />

von Büroarbeitsplätzen« verpflichtend.<br />

Sie waren Voraussetzung für die Geneh-<br />

migung der Planung durch Arbeitnehmervertretungen<br />

und Aufsichtsbehörden.<br />

Erste Flachbildschirme kamen zwar auf<br />

den Markt, aber flächendeckend waren<br />

Röhrenbildschirme im Einsatz, die entsprechende<br />

Tischtiefen und Abstandsflächen<br />

erforderten.<br />

Modernste Bürotechnik, die heute eine<br />

Selbstverständlichkeit ist, war Voraussetzung<br />

für die gewünschte flexible Nutzung<br />

der Arbeitsszenarien. Zum einen kamen<br />

elektrisch höhenverstellbare Tische sowie<br />

individuell anpassbare Bürodrehstühle und<br />

eine individuell steuerbare Beleuchtung<br />

zum Einsatz. Zum anderen unterstützte die<br />

technische Ausstattung des Arbeitsplatzes<br />

die neue Arbeitsform durch elektronischen<br />

Workflow statt Formularwesen, das<br />

persönliche Profil und Daten wurden im<br />

Netzwerk hinterlegt, schnurlose Telefone,<br />

Mobiltelefone …<br />

Für das störungsfreie und erfolgreiche tägliche<br />

Miteinander der Gruppe im Business<br />

Blick in ein Team Center 380 m lange Erschließungsachse im Grünen<br />

Business Center


Susanne Köster-Liebrich<br />

Vom Zellenbüro zum Business Club<br />

25<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Club wurde ein »Drehbuch« geschrieben:<br />

Arbeitsplatzsuche, Desk Sharing, Clean<br />

Desk, Sprechdisziplin, Wände frei lassen,<br />

Papierarchivierung, Bewegung im Gebäude,<br />

Mobiliarbewegung, Heizen und<br />

Lüften, blendfreies Arbeiten und Rücksichtnahme.<br />

Diese Regeln gewährleisten<br />

die Akzeptanzsicherung und das Wohlbefinden<br />

der Mitarbeiter. Im Sinne einer<br />

»Bedienungsanleitung« stellen sie einen<br />

unabdingbaren Baustein bei der Realisierung<br />

nonterritorialer Arbeitsformen dar.<br />

Ambiente<br />

Das individuell gestaltete Büro musste<br />

zugunsten eines gemeinsam genutzten<br />

Bereichs aufgegeben werden. Um für<br />

die Mitarbeiter dennoch Identifikation,<br />

Wohlbefinden und Heimat zu schaffen,<br />

wurde besonderer Wert auf das Ambiente<br />

gelegt. Der damals noch wenig verbreitete<br />

Einsatz von Holz und Glas im Büro schafft<br />

ein angenehmes und ruhiges Ambiente.<br />

Zeitgenössische Kunstwerke aus der<br />

Sammlung der Sparkassenstiftung und<br />

bunte Sitzmöbel setzen farbliche Akzente.<br />

Die Gärten in den Glashallen und im<br />

Freien verbinden Außen- und Innenräume.<br />

Transparenz schafft fließende Übergänge<br />

zwischen Büro und Natur. Die Wege über<br />

die Brücken und die Mall <strong>–</strong> ein Wechsel<br />

zwischen Außen- und Innentemperatur<br />

<strong>–</strong> machen die Natur mit Sonne, Licht und<br />

Dunkelheit, Kälte und Wärme in der Arbeitswelt<br />

erlebbar.<br />

Der Business Club hat in der dvg eine<br />

Fangemeinde gefunden. Viele der heutigen<br />

Mitarbeiter kennen ihr Unternehmen<br />

gar nicht anders, langjährige Mitarbeiter<br />

möchten nicht mit der alten Welt tauschen.<br />

Auch im organisatorischen Wandel<br />

hat sich das Konzept bewährt. Seit dem<br />

Bezug haben das Bürokonzept und die Arbeitsform<br />

zwei große Umstrukturierungen<br />

begleitet und unterstützt.<br />

Sitzgruppen als Ruhezonen oder als Arbeitsplätze im Garten Blick in einen Projektraum<br />

Team Center


Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 26<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Beruf oder Passion<br />

<strong>congena</strong> Zwischenraum März 2009<br />

Mit großer Leidenschaft schilderten Roman<br />

Niewodniczanski und Stéphane Thuriot,<br />

Chef Sommelier im Königshof München,<br />

den Gästen des <strong>congena</strong> Zwischenraums<br />

am 19. März 2009 die Arbeit in der Weinbauregion<br />

Saar.<br />

Weingut van Volxem: Am Anfang stand<br />

die Vision, an die Tradition der Region<br />

anzuknüpfen und ihr den angestammten<br />

Platz in der Weltspitze zurückzugeben.<br />

Denn bevor der Saar Riesling fast in der<br />

Bedeutungslosigkeit versank, gehörte er<br />

Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner unvergleichlichen<br />

Eleganz und Finesse in die<br />

absolute Spitzenliga der begehrtesten und<br />

damit teuersten Weine der Welt.<br />

Die Realität sah bis vor einem halben<br />

Jahrzehnt ganz anders aus. Zum einen<br />

hatte die Saar wie alle anderen deutschen<br />

Anbaugebiete nach den Katastrophen<br />

der beiden Weltkriege viele traditionelle<br />

Absatzgebiete verloren und zum anderen<br />

scheiterte ein Weingut nach dem anderen<br />

an den enorm hohen Kosten des Steilhanganbaus,<br />

mit der Folge, dass die einst<br />

weltberühmten Steillagen aufgegeben<br />

wurden.<br />

Diese Ausgangssituation war es, die Roman<br />

Niewodniczanski reizte.<br />

Er kaufte im Jahr 2000 einen traditionsreichen,<br />

berühmten Betrieb, ein ehemaliges<br />

Klosterweingut im historischen Zentrum<br />

von Wiltingen, der bedeutendsten Weinbaugemeinde<br />

der Saar, der in Konkurs geraten<br />

war, jedoch einst strahlenden Klang<br />

besaß. Van Volxem hat Besitz in den legendären<br />

Kernparzellen der besten Lagen<br />

der Saar und einen besonderen Schatz:<br />

uralte, zum Teil wurzelechte Rebstöcke auf<br />

skelettreichen, aber äußerst unterschiedlichen<br />

Schieferböden <strong>–</strong> ein weltberühmtes<br />

Gelände, das bereits seit der preußischen<br />

Lagenklassifikation von 1865 zur Klasse<br />

höchster Bonität <strong>–</strong> Grand Cru <strong>–</strong> gehört!<br />

Dann beginnt eine sehr harte handwerkliche<br />

Arbeit. Das Traditionsgut wird renoviert,<br />

in den hoch und extrem steil über<br />

der Saar liegenden Weinbergen werden<br />

Böden aufgelockert und Unmengen von<br />

Humus eingebracht.<br />

Sehr spät wird extrem selektiv in mehreren<br />

Durchgängen geerntet, die Spitzenlagen<br />

meistens tief im November.<br />

Die Reben profitieren auch vom relativ<br />

kühlen Klima ihres nördlichen Anbaugebietes,<br />

das 50 bis 100 m höher liegt als<br />

die Spitzenlagen der Mosel. Denn bei den<br />

großen Rieslingen der Saar garantieren<br />

die großen Temperaturschwankungen<br />

zwischen Tag und Nacht sowie die lange<br />

Vegetationsperiode von bis zu 160 Tagen<br />

von der Blüte bis zur Vollreife, dass sie ihre<br />

komplexen Aromen langsam ausreifen<br />

lassen können.<br />

Der »größte Jahrgang der letzten Jahrzehnte<br />

an der Saar« konnte 2007 eingebracht<br />

werden. Das warme Frühjahr<br />

mit der frühesten Rebblüte aller Zeiten,<br />

die wertvollen, moderaten Niederschläge<br />

in den Sommermonaten und der schier<br />

unendlich lange »Goldene Herbst« boten<br />

phantastische Bedingungen für einen<br />

großen Jahrgang!<br />

Ein eindrucksvoller Spagat zwischen<br />

Tradition und Avantgarde mit dem Ziel,<br />

Einzigartiges zu produzieren und so einen<br />

bedeutenden Beitrag zur Re-Profilierung<br />

der Weinregion Saar zu leisten.


Christoph Kitterle 27<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

»Smart Working«<br />

10 Jahre danach <strong>–</strong> Ein Business Club für die CREDIT SUISSE in Zürich<br />

Seit vielen Jahren bemüht sich die Credit<br />

Suisse darum, ihren Mitarbeitern zukunftsorientierte<br />

und attraktive Arbeitsumgebungen<br />

anzubieten. So wurde ab 2005<br />

ein Multi Space Concept eingeführt.<br />

Meist offene Arbeitsplätze gruppieren<br />

sich um einen »Marktplatz« mit allen<br />

Gemeinschaftsfunktionen: Espressobar,<br />

Besprechung, Bürotechnik, Rückzugsräume.<br />

Nach der erfolgreichen Umsetzung<br />

des Multi Space Concepts an zahlreichen<br />

Standorten der Credit Suisse ist 2009 die<br />

Idee gereift, im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

zu überprüfen, ob das Multi Space<br />

Concept in Richtung einer nonterritorialen<br />

Nutzungsstrategie weiterentwickelt<br />

werden kann. Im Rahmen eines »Smart<br />

Working« genannten Projektes soll ein<br />

Business Club eingerichtet werden. Dabei<br />

verfolgt die Credit Suisse folgende Ziele:<br />

• Arbeitsumfeld für verschiedene<br />

Arbeitsformen<br />

• Verbesserung von Konzentration,<br />

Kommunikation und Austausch<br />

• Neue Wahlfreiheiten für die Mitarbeiter:<br />

Wann arbeite ich wie und wo?<br />

• Bessere Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie [ausgewogenere Work-Life-<br />

Balance]<br />

• Identifikation der Mitarbeiter mit dem<br />

Arbeitsumfeld<br />

• Steigerung der Mitarbeitermotivation<br />

• Steigerung der Produktivität<br />

• Verbesserung der Flächenauslastung<br />

• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

• Alleinstellungsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt<br />

durch attraktive Arbeitsbedingungen<br />

Anfang 2009 ging <strong>congena</strong> als Realisierungspartner<br />

aus dem Ideenwettbewerb<br />

zur Umsetzung eines Business Clubs an<br />

einem Züricher Standort der Credit Suisse<br />

hervor. Ende 2009 erteilte die Geschäftsführung<br />

grünes Licht für die Realisierung<br />

eines Business Clubs als Pilotprojekt mit<br />

200 Mitarbeitern. Schnell war allen Beteiligten<br />

klar, dass sich der Business Club<br />

deutlich vom bestehenden Multi Space<br />

Concept unterscheiden muss, um die Idee<br />

von einer neuen und zukunftsorientierten<br />

Arbeitswelt glaubhaft vermitteln zu<br />

können. Unterschiedliche Atmosphären<br />

sollten die Vielfalt der verschiedenen Arbeitsplatz-<br />

und Kommunikationsangebote<br />

unterstützen. Die Idee legte nahe, für<br />

diese Aufgabe einen weiteren Planer mit<br />

entsprechendem Kreativitätspotential ins<br />

Projektteam aufzunehmen. Mit dem Züricher<br />

Architekturbüro Camenzind Evolution<br />

konnte ein Partner gewonnen werden,<br />

der bereits dem Projekt Google in Zürich<br />

ein unverwechselbares Erscheinungsbild<br />

verliehen hat.<br />

Organisation<br />

Im Business Club wird die eindeutige<br />

Zonierung des Multi Space Concepts<br />

weiterentwickelt. Der überwiegende Teil<br />

der Mitarbeiter bewegt sich, abhängig von<br />

der Aufgabenstellung, flexibel innerhalb<br />

unterschiedlicher Arbeitsplatzszenarien.<br />

Lediglich Sonderarbeitsplätze und<br />

Assistenzstellen werden fest vergeben.<br />

Zunächst wird eine Sharingrate von 80%<br />

angestrebt, das heißt, 200 Mitarbeiter teilen<br />

sich 160 Arbeitsplätze. Bei einem erfolgreichen<br />

Verlauf des Pilotprojektes und<br />

entsprechenden Potentialen ist es denkbar,<br />

diese Ratio zu steigern.<br />

Voraussetzung für eine solche Sharingrate<br />

ist die teilweise Einführung von Heimarbeitsplätzen.<br />

Ein Teil der Belegschaft<br />

kann bis zu 40% der Arbeitszeit an einem<br />

Heimarbeitsplatz verbringen. Derzeit wird<br />

davon ausgegangen, dass etwa 15 bis<br />

20% der Mitarbeiter von zu Hause aus<br />

arbeiten können.<br />

Technik<br />

Die technischen Rahmenbedingungen<br />

müssen gewährleisten, dass die Mitarbeiter<br />

jederzeit und überall ohne Einschränkung<br />

arbeitsfähig sind. Dazu gehört<br />

unter anderem, dass alle Mitarbeiter mit<br />

Laptops ausgestattet werden. Im Business<br />

Club finden sie einheitliche Docking Stationen,<br />

Monitore und Tastaturen vor, die<br />

sicherstellen, dass ein bildschirmgerechtes<br />

Arbeiten an allen Arbeitsplätzen möglich<br />

ist. Außerdem können sich die Mitarbeiter<br />

an jedem beliebigen Arbeitsplatz mit<br />

der eigenen Telefonnummer anmelden.<br />

Alle Kommunikationszonen sind mit<br />

Christoph Kitterle<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Berater


Quiet Area<br />

Christoph Kitterle<br />

Ein Business Club für die Credit Suisse<br />

28<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Home Base City Lounge Project Zone<br />

Club Lounge<br />

Home Base<br />

Home Base<br />

Grundriss Pilotprojekt<br />

Strom- und Datenanschlüssen bzw. WLAN<br />

ausgerüstet.<br />

10 Jahre danach<br />

Meeting Business Garden Reading Room Meeting<br />

Bis jetzt klingt alles wie beim Business<br />

Club der dvg <strong>–</strong> bis auf einige wenige technische<br />

Neuerungen. Kann es sein, dass es<br />

in den letzten 10 Jahren keine merklichen<br />

Veränderungen gegeben hat? Natürlich<br />

nicht.<br />

Gerade die technischen Neuerungen<br />

haben maßgeblichen Einfluss auf die<br />

Konzeption des Business Clubs. Durch die<br />

günstige Verfügbarkeit von Laptops wird<br />

die Arbeit noch unabhängiger von Ort<br />

und Zeit. Während sich die Mitarbeiter der<br />

dvg noch an einem stationären Rechner<br />

einloggen mussten, können sich die Mitarbeiter<br />

heute völlig frei bewegen und ihren<br />

Arbeitsort wählen <strong>–</strong> zusätzlich unterstützt<br />

vom heute immer gängiger werdenden<br />

WLAN.<br />

Durch die örtliche Unabhängigkeit ergeben<br />

sich neue organisatorische Potenziale.<br />

Während die Mitarbeiter der dvg noch in<br />

Nachbarschaften organisiert sind, die in<br />

drei funktionale Zonen gegliedert sind,<br />

können die Mitarbeiter der Credit Suisse<br />

»ausschwärmen«. Aufgrund der menschlichen<br />

Natur benötigen auch die Mitarbeiter<br />

der Credit Suisse eine »Heimat«. Die<br />

Vielfalt der über die Standardarbeitsplätze<br />

hinausgehenden Szenarien ist jedoch wesentlich<br />

breiter, weil sie sich nicht bereichsbezogen<br />

wiederholen.<br />

Auch gestalterisch eröffnet die Technik<br />

neue Möglichkeiten. Während Ende der<br />

90er Jahre die Bildschirmarbeit noch an einen<br />

[Schreib]Tisch gebunden war, können<br />

heute auch Sessel und Sofas als Arbeitsplatz<br />

dienen <strong>–</strong> ganz wie zu Hause. Diesen<br />

Trend hat auch die Industrie erkannt und<br />

bietet inzwischen sogar Sitzmöbel an,<br />

welche die Arbeit am Laptop unterstützen.<br />

Damit folgt auch die Gestaltung von Büros<br />

dem allgemeinen Trend zu Wohnlichkeit<br />

und Wohlfühlatmosphäre. Als die dvg gestaltet<br />

wurde, galt der Einsatz von natürlichen<br />

Materialien und Farbe noch als innovativ<br />

oder gar mutig. Inzwischen werden<br />

[natürliche] Materialien und Farbe gezielt<br />

als Ausdruck der Unternehmenskultur und<br />

zur Unterstützung konzeptioneller Aspekte<br />

eingesetzt.<br />

Für unterschiedliche Aufgaben und Stimmungen<br />

bietet das Pilotprojekt sieben<br />

Arbeits- und Aufenthaltsszenarien:<br />

Home Base<br />

Bei aller Flexibilität und Freiheit, die aufgabenbezogene<br />

nonterritoriale Büroflächen<br />

bieten, muss für die Mitarbeiter eine<br />

räumliche Identität an einem bereichs-,<br />

team- oder gruppenbezogen fest definierten<br />

Ort gewährleistet werden. Diese Home<br />

Bases sind jeweils in den Gebäudeecken<br />

platziert. Hier werden die Einzelräume<br />

angesiedelt, die zwar nicht fest zugeordnet<br />

sind, für die Teammanager jedoch<br />

ein privilegiertes Nutzungsrecht haben.<br />

In direkter Nachbarschaft sind die Assis-<br />

Home Base<br />

Quiet Area


Christoph Kitterle<br />

Ein Business Club für die Credit Suisse<br />

29<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

tenzarbeitsplätze angesiedelt, die als »First<br />

Point of Contact« im Zugangsbereich<br />

liegen und neben wenigen Sonderarbeitsplätzen<br />

als einzige Arbeitsplätze einen fest<br />

zugeordneten Stauraum erhalten. Hier<br />

befindet sich das persönliche Schließfach,<br />

das jedem Mitarbeiter für vertrauliche Unterlagen,<br />

aber auch private Gegenstände<br />

zur Verfügung steht. Die Gruppenablage<br />

bietet jedem Mitarbeiter Raum für seine<br />

persönliche Ablage. Der Stauraum für<br />

gruppenbezogene Ablage liegt entlang<br />

der Kerne. Darüber hinaus ist ein zentrales<br />

Archiv mit Schieberegalanlage vorgesehen.<br />

Die in den Homebases geplante Mittelzone<br />

bietet ergänzend zu den Standardarbeitsplätzen<br />

eine Reihe zusätzlicher<br />

Funktionen:<br />

• Lounge als entspannte Besprechungsmöglichkeit<br />

für vier Personen<br />

• Stehbesprechung für kurze Besprechungen<br />

»im Vorbeigehen«<br />

• Think Tank als Rückzugsmöglichkeit<br />

für besonders konzentrierte Arbeitsphasen,<br />

vertrauliche Telefonate oder<br />

Besprechungen zu zweit oder dritt<br />

• Touchdown Arbeitsplätze bieten eine<br />

kompakte und nutzerfreundliche Infrastruktur<br />

für kurze Aufenthalte im Büro<br />

• Garderobe<br />

• Document Center bieten die bürotechnische<br />

Infrastruktur dezentral an:<br />

Kopierer, Drucker, Fax, Scanner oder<br />

Multifunktionsgeräte<br />

Lounges<br />

Die Lounges sind in den Eingangsbereichen<br />

angesiedelt und vermitteln so den<br />

[aller]ersten Eindruck vom Business Club.<br />

An dieser Stelle soll die Chance genutzt<br />

werden, mit einem angemessenen Auftritt<br />

die Botschaft des Business Club Prinzips<br />

zu vermitteln. Im Zentrum der Lounges, an<br />

der Schnittstelle der Hauptverkehrsachsen,<br />

liegen die Espressobars. Während die<br />

eine Lounge als formelle »Club Lounge«<br />

gestaltet wird, erhält die zweite Lounge<br />

einen informellen Charakter als »City<br />

Lounge«. Mit ihrer Großzügigkeit und der<br />

hochwertigen Material- und Mobiliarwahl<br />

vermitteln die Flächen ein entspanntes und<br />

anspruchsvolles Club Ambiente.<br />

Quiet Areas<br />

Dank ihrer Lage an den Gebäudeenden<br />

weisen die Quiet Areas einen geringen<br />

Durchgangsverkehr auf und eignen sich<br />

dadurch für konzentriertes und ruhiges<br />

Arbeiten. Wer sich unterhalten oder<br />

telefonieren will, muss dies außerhalb<br />

der Quiet Area tun. Die Ausstattung mit<br />

höhenverstellbaren Standardtischen ermöglicht<br />

langfristiges, konzentriertes und<br />

bequemes Arbeiten. Während die Arbeitsplätze<br />

an der Fassade cubiclelartig angedacht<br />

sind, werden die innen liegenden<br />

Arbeitsplätze in ein Innenausbauelement<br />

integriert, das einen Höhlencharakter vermittelt<br />

und den Rückzug unterstützt.<br />

3D Darstellung<br />

der verschiedenen<br />

Arbeits- und Aufenthaltsszenarien


Christoph Kitterle<br />

Ein Business Club für die Credit Suisse<br />

30<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Project Zone<br />

Diese Fläche ist für die kurz- oder mittelfristige<br />

Projektarbeit in Teams von bis zu<br />

acht Personen vorgesehen. Die Fläche soll<br />

aber auch für die tägliche Arbeit genutzt<br />

werden können. Abschirmende Elemente,<br />

die von den Projektanforderungen abhängig<br />

variabel frei aufgestellt werden können,<br />

sorgen für akustischen und visuellen<br />

Schutz. Fest installiert sind aufgestapelte<br />

Boxen, die als Projektablage und zur Abschirmung<br />

dienen sowie eine Technikzone<br />

mit einem Multifunktionsgerät.<br />

Meeting<br />

Die beiden Meeting Bereiche bieten insgesamt<br />

4 kleine und 2 große Besprechungsräume,<br />

die entsprechend dem Stand der<br />

Technik mit Beamer und Telefonkonferenzanlage<br />

ausgestattet sind. Neben den bereichsnahen<br />

Besprechungsräumen auf der<br />

Etage können für größere Veranstaltungen<br />

Räume in einem zentralen Konferenzzentrum<br />

gebucht werden.<br />

Business Garden<br />

Der Business Garden schafft mit seinem<br />

dichten Grün und dazu passendem Mobiliar<br />

einen bewussten Kontrast zu den Standardbüroflächen.<br />

Materialien und Farben<br />

unterstützen den kommunikativen und<br />

extrovertierten Charakter dieses Bereichs.<br />

Das Arbeitsplatzangebot kann sowohl als<br />

Bildschirmarbeitsplatz als auch für Besprechungen,<br />

Projektarbeit oder Brainstorming<br />

in kleinen Teams mit bis zu vier Personen<br />

genutzt werden. Darüber hinaus bieten<br />

zwei kleine Lounges Raum für informellen<br />

Gedankenaustausch.<br />

Reading Room<br />

Die Atmosphäre des Reading Rooms ist<br />

einer Bibliothek entliehen. Wie im Business<br />

Garden soll auch hier eine Umgebung entstehen,<br />

die sich stark von den Standardarbeitsplätzen<br />

unterscheidet. Im Vordergrund<br />

stehen Rückzug und konzentrierte<br />

Arbeit. Wie in den Quiet Areas herrscht<br />

auch hier ein Rede- und Telefonverbot.<br />

Das Pilotprojekt soll ab November 2010 in<br />

Betrieb genommen werden. Ein gezieltes<br />

Change Management wird die Nutzer auf<br />

die neue Arbeitsweise vorbereiten und<br />

mit Potentialen und Freiheiten, aber auch<br />

Regeln vertraut machen. Spannend wird<br />

der Dialog mit den Nutzern während der<br />

ersten Nutzungsphase. Erst dann wird sich<br />

herausstellen, wie das Angebot unterschiedlicher<br />

Arbeitsszenarien genutzt wird<br />

und ob sich die neue Freiheit positiv auf<br />

die Zufriedenheit und die Produktivität der<br />

Mitarbeiter auswirkt.


Richard Puell 31<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das Layout-Raster<br />

Die Geburt wahrer Flexibilität<br />

Grundriss | Gebäude<br />

Centraal Beheer,<br />

Apeldoorn, 1973<br />

Architekt:<br />

Herman Hertzberger<br />

Herr Puell, ich glaube, man kann Sie als<br />

»Erfi nder« des Layout-Rasters bzw.<br />

Layout-Moduls bezeichnen.<br />

Stimmt! Den Namen Layout-Raster habe<br />

ich erfunden, jedoch nicht das System.<br />

Die Entstehung des Prinzips führt zurück<br />

in die Zeit, in der es nur die zwei großen<br />

ideologisch besetzten Alternativen der<br />

Büroorganisation gab: die Großraum- bzw.<br />

Bürolandschaft oder das konventionelle<br />

Zellenbüro. Verschiedene Planer, Architekten<br />

und Berater haben versucht, diese<br />

Polarität aufzubrechen. Dazu gehört<br />

unter anderem das Projekt von 1972 für<br />

die Rückversicherung Centraal Beheer<br />

in Apeldoorn des Architekten Herman<br />

Hertzberger. Der Grundriss basiert quasi<br />

auf einem Layout-Raster. Er hat es nicht<br />

als Layout-Raster bezeichnet <strong>–</strong> der Begriff<br />

war ja noch nicht erfunden <strong>–</strong> sondern<br />

dem Strukturalismus zugeordnet, einer<br />

Architekturrichtung der damaligen Zeit.<br />

Außerdem hat er eine soziale Komponente<br />

hinzugefügt, nämlich »größte individuelle<br />

Freiheit am Arbeitsplatz«. Wie so oft<br />

darf man diese Leistung nicht allein dem<br />

Architekten zugute halten. Das Unternehmen<br />

gab die Maxime vor: »Nur wer sich<br />

an seinem Arbeitsplatz wohl fühlt, wird<br />

auch gute Leistung für das Unternehmen<br />

bringen!«<br />

Der Grundriss basiert auf einer Aneinanderreihung<br />

quadratischer Module für<br />

jeweils mindestens vier Arbeitsplätze, die<br />

von einem orthogonalen Wegesystem<br />

durchschnitten werden. Die sich daraus<br />

ergebenden Quadranten [Ankerplätze] in<br />

den Ecken des Grundmoduls sind frei verfügbar<br />

und bieten Freiraum für die Anordnung<br />

und Gestaltung eines Arbeitsplatzes.<br />

Hertzberger hat dieses Angebot an Arbeitsplatzflächen<br />

als polyvalente, vielfach<br />

nutzbare Arbeitsplatzflächen definiert.<br />

Ankerplätze für Arbeitsplätze<br />

Wie groß ist das Grundmodul in dem<br />

Entwurf?<br />

Das Grundmodul hat eine Seitenlänge von<br />

9 x 9 m und damit 81 qm.<br />

Nachdem ich das Gebäude durch mehrere<br />

Besichtigungen kennengelernt hatte,<br />

hat mich dessen Intelligenz überzeugt.<br />

Bei organisatorischen Veränderungen<br />

mussten nicht Räume verändert werden,<br />

sondern lediglich die Anordnung der<br />

Arbeitsplätze in den frei gestaltbaren<br />

Flächen. Ungeheuer war hier die Freiheit,<br />

Richard Puell<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

ehemaliger Berater<br />

und Gesellschafter


Richard Puell<br />

Das Layout-Raster<br />

32<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

die das Unternehmen seinen knapp werdenden<br />

Mitarbeitern gewährte, um sie<br />

bei der Stange zu halten. Die Mitarbeiter<br />

konnten in ihren »Viertelchen« tun, was<br />

sie wollten. Manche hatten Vogelkäfige<br />

mit Kanarienvögeln oder Papageien dabei,<br />

andere ließen sich zuwachsen von Lianen<br />

und Orchideen oder hatten Hamsterkäfige<br />

am Schreibtisch. Es war eine wilde, wilde<br />

Sache …<br />

Centraal Beheer war zweifelsohne eine<br />

Anregung für das Gebäude der AWK<br />

Koblenz, das 1980 auf der Grundlage der<br />

organisatorischen Vorplanung und Wettbewerbsauslobung<br />

der <strong>congena</strong> entstand.<br />

Hier wurde ein ganz ähnlicher Versuch<br />

gemacht. Der Architekt Hans Struhk hat<br />

den Großraum aufgebrochen, um das<br />

Ausgesetztsein, die Überkommunikation<br />

des Großraums zu reduzieren. Speziell in<br />

den Außenkonturen finden sich große<br />

Ähnlichkeiten mit dem Projekt Centraal<br />

Beheer von Herman Hertzberger.<br />

Welchen Bezug haben diese beiden<br />

Projekte zum Layout-Raster?<br />

Beide Projekte hatten es erreicht, im<br />

Bürogroßraum ohne großen Aufwand<br />

Veränderungen der Belegung herbeiführen<br />

zu können <strong>–</strong> aber vor allem baulich. Das<br />

Bestreben war es nun, in großen, offenen<br />

und unstrukturierten Flächen Wiederholungen<br />

bzw. Flächendefinitionen zu finden,<br />

in denen Ähnliches passieren konnte,<br />

wie in den Gebäuden Centraal Beheer<br />

oder AWK, ohne deren räumliche bzw.<br />

bauliche Strukturen. Das führte zu dem<br />

Vorschlag fester Formen, z.B. für die Banco<br />

Industrial de Cataluña, wo innerhalb<br />

vorgegebener kleiner Standardflächen<br />

Freiheit für die Anordnung der Arbeitsplätze<br />

besteht.<br />

Grundriss<br />

AWK Koblenz,1982<br />

Architekt:<br />

Hans Struhk


Richard Puell<br />

Das Layout-Raster<br />

33<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Layout-Raster<br />

Banco Industrial de Cataluña, Barcelona, 1978<br />

Architekten: Fargas & Tous<br />

In diesem Fall sind organische Bereiche<br />

entstanden, die durch feste Elemente<br />

abgegrenzt waren. In diesen Bereichen<br />

konnten kleine Gruppen organisiert werden,<br />

mit Bezug zur Nachbarschaft, weil<br />

nie gewährleistet werden kann, dass eine<br />

Gruppe genau in einen Bereich passt.<br />

Handelt es sich bei den festen Elementen<br />

tatsächlich um eine bauliche Begrenzung?<br />

Nein, es sind entweder frei gestellte<br />

Schränke oder Stellwände, die auch eine<br />

akustische Wirkung haben sollten. Die<br />

Planung ist leider nie bildgetreu realisiert<br />

worden. Die Flächen sind konventionell<br />

frei möbliert worden <strong>–</strong> konventionell<br />

im Sinne der lange zuvor entwickelten<br />

Bürolandschaft. Das hat auch sofort zu<br />

Schwierigkeiten geführt, unter anderem<br />

zur Ablehnung durch Führungskräfte, die<br />

offen mitten drin saßen. Trotzdem <strong>–</strong> in<br />

Verbindung mit dem Projekt Banco Industrial<br />

de Cataluña ist der Begriff Layout-<br />

Raster entstanden.<br />

Wodurch war es bedingt, dass sich das<br />

Layout-Raster von der organischen Form<br />

zu dem rechteckigen Modul entwickelt<br />

hat, wie wir es heute in der Regel<br />

einsetzen?<br />

Das ist eine gute Frage. Das Layout-Raster<br />

war von Anfang an ein viel zu enger<br />

Begriff, weil sich dahinter eigentlich Wichtigeres,<br />

Problematischeres versteckt. Die<br />

ständigen Veränderungen von organisatorischen<br />

Einheiten in einem Unternehmen<br />

bedingen ständige Belegungsveränderungen,<br />

die für Unternehmen einen sehr, sehr<br />

großen Aufwand darstellen. Der Wunsch<br />

bestand darin, Systeme zu entwickeln,<br />

die diese sich ständig verändernden Belegungen<br />

stark vereinfachen. Das ist nur<br />

möglich und sinnvoll, wenn wir mit vielen<br />

gleichen Modulen arbeiten.<br />

Ein wichtiger Einschub: Flexibilität der<br />

Büroräume und -flächen wird meistens<br />

sowohl von Architekten als auch von<br />

Unternehmen missverstanden. Sie setzen


Richard Puell<br />

Das Layout-Raster<br />

34<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Flexibilität gleich mit einem Angebot<br />

unterschiedlicher Flächen und Räume:<br />

größere, offene Flächen von mittlerer bis<br />

Großraumgröße, daneben ein Sortiment<br />

kleinerer, auch geschlossener Räume,<br />

Zellenbüros. Teamarbeit sei nur in Gruppenräumen<br />

möglich, konzentriertes Arbeiten,<br />

Denken, Forschen, solle in Schutz<br />

bietenden Einzelräumen stattfinden. Der<br />

Aufwand, Abteilungen ihren organisatorischen<br />

Anforderungen entsprechend<br />

unterzubringen, sie umzusiedeln, sie neu<br />

zu organisieren und dem heterogenen<br />

Raumangebot anzupassen, ist jedoch<br />

außerordentlich hoch, nahezu unmöglich<br />

und von den Mitarbeitern höchst kritisch<br />

begleitet.<br />

Höchste wünschenswerte Flexibilität ist<br />

erreicht, wenn sämtliche Arbeitsplätze<br />

schnell und mit geringstem Planungsaufwand<br />

ihre Aufstellungsfläche finden und<br />

Umbelegungen mit wenigen Handgriffen<br />

<strong>–</strong> nur mit dem Umzug der persönlichen<br />

Akten <strong>–</strong> stattfinden können. Das gewährleistet<br />

nur ein Projekt, das mit einer Vielzahl<br />

gleicher Flächen auskommt. Daneben<br />

stehen immer auch die dezentralen Sonderflächen<br />

wie Besprechungsräume, Copy<br />

Center, Teeküchen, Garderoben, Toiletten<br />

usw. Diese haben jedoch ihren festen Platz<br />

und werden von Belegungsänderungen<br />

nicht berührt. Das nenne ich Flexibilität,<br />

wenn es mir gelingt, mich hinzusetzen<br />

und an einem einzigen Tag 200 Mitarbeiter<br />

in neue Flächen zu rochieren.<br />

Diese Forderung spricht wohl entweder für<br />

das Großraumbüro, das mitunter diese<br />

Idee verfolgt, oder die Weiterentwicklung<br />

dieser Idee, das Kombibüro.<br />

Nein! Das Großraumbüro ist und bleibt<br />

eine organisatorische Plackerei, wenn Umbelegungen<br />

anstehen. Hilfreich allerdings<br />

ist ein rigid definiertes Belegungs- sprich<br />

Layout-Raster.<br />

Überlegungen, diese wünschenswerte,<br />

schnell und leicht zu nutzende Flexibilität<br />

zu erreichen, lösen sich von der Ausgangsbezeichnung<br />

Layout-Raster, lösen<br />

sich damit auch vom Großraum, von der<br />

Bürolandschaft.<br />

Beispielsweise das Projekt Verwaltungszentrum<br />

der Stadtsparkasse München ist<br />

ein konventionell geordneter Grundriss.<br />

Zentraler Flur, links und rechts konventionelle<br />

Büroräume. Während der<br />

Belegungsplanung gab es die Idee, den<br />

ganzen Grundriss, das gesamte Gebäude<br />

ausschließlich in gleiche 3-achsige Räume<br />

aufzuteilen. Sie wären geeignet für zwei<br />

Sachbearbeiter oder einen Gruppenleiter,<br />

ein Abteilungsleiter erhielte den Nebenraum<br />

als Besprechungsraum dazu. Diese<br />

Form der Nutzung eines konventionellen<br />

Grundrisses ist ebenfalls von höchster<br />

Flexibilität, von sehr schneller Veränderbarkeit<br />

und sehr leichter Handhabung für die<br />

zuständige Organisation <strong>–</strong> sie löst jedoch<br />

nicht das Problem, das ursprünglich zur<br />

Idee der Großraumbürolandschaft geführt<br />

hat, nämlich den Mangel an offener<br />

Kommunikation.<br />

Und dies führt uns ziemlich direkt auf die<br />

skandinavische Lösung, die ich erstmals<br />

als Leiter eines internationalen Seminars<br />

in London kennengelernt habe. Skandinavische<br />

Teilnehmer kamen auf mich zu<br />

und fragten: »Kennen Sie das Kombibüro?<br />

Have you ever seen it? What’s your idea<br />

about it? Do you use this form of offices?«<br />

Ich musste eingestehen, dass mir<br />

diese Form unbekannt war. Sie haben mir<br />

Grundrisse gezeigt und ich habe gedacht:<br />

»Hoppla hopp«, das ist doch eine klasse<br />

Idee!<br />

Wir hatten ähnliche Lösungen für Bürolandschaften<br />

auch schon in Erwägung<br />

gezogen, jedoch immer wieder verworfen,<br />

weil sie zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />

führten: privilegierte Einzelräume an<br />

der Fassade und Arbeitsplätze, von der<br />

Fassade abgeschnitten, überwiegend in<br />

offenen, innen liegenden Flächen.<br />

Hier kam eine Lösung, die zeigte, wir<br />

können allen den kleinen Einzelraum<br />

geben und nutzen den Innenraum nur als<br />

Verkehrsfläche und für die notwendigen<br />

Sonder- und Gemeinschaftsflächen. Das<br />

Projekt Zander & Ingeström ist vermutlich<br />

das erste in dieser Art realisierte Bürohaus.<br />

10 qm Büros an der Fassade, innen liegende<br />

Flächen für Sondernutzungen.


Richard Puell<br />

Das Layout-Raster<br />

35<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Kombibüro Grundriss von Zander & Ingeström, Stockholm, 1979<br />

Ist der quadratische Grundriss typisch für<br />

die damalige Zeit, sozusagen aus dem<br />

Großraumbüro hervorgehend, oder war<br />

die Form projektspezifi sch bedingt? Heute<br />

kennen wir das Kombibüro eher in einer<br />

lang gestreckten Form mit einem geringeren<br />

Anteil an Sonderfl ächen.<br />

Die Frage zwingt mich zum Nachdenken <strong>–</strong><br />

kleine Pause also!<br />

Das liegt wohl daran, dass heute in der<br />

Regel versucht wird, Baukörper und Strukturen<br />

zu schaffen, die sowohl für Kombibüros<br />

als auch konventionelle Zellenbüros<br />

(siehe <strong>congena</strong> Texte 2001) geeignet sind.<br />

Zurück zum Kombibüro: Wir haben damals<br />

sehr schnell erkannt, dass es sich<br />

lohnen müsste, darüber mehr Bescheid<br />

zu wissen, um diese Büroform qualifiziert<br />

vorschlagen zu können. Das hat dazu<br />

geführt, dass wir 1987 nach Schweden<br />

gereist sind, wo uns einer der Miterfinder,<br />

Svantje Sjömann, die Theorie und die<br />

Absichten des Kombibüros erläutert und<br />

vorgeführt hat. Wir waren so begeistert,<br />

dass wir sofort nach der Rückkehr das<br />

Heft <strong>congena</strong> Texte 1/2 88 herausgegeben<br />

haben und es allein dem Kombibüro<br />

gewidmet haben. Dieses Heft war ein<br />

Renner! Sogar unsere Mitbewerber haben<br />

sich darum gerissen!<br />

Nun der Bezug zum Layout-Raster: Gerade<br />

das Kombibüro erfüllt genau die Möglichkeit,<br />

auf einfachste Weise die schnellsten<br />

Belegungen samt mühelosen Änderungen<br />

zu schaffen, besonders dann, wenn jede<br />

dieser Zellen mit einem Standardarbeitsplatz<br />

ausgestattet wird. Die Investitionskosten<br />

einschließlich Bürotrennwände<br />

mögen zwar etwas höher sein, amortisieren<br />

sich aber im Gebäudebetrieb durch die<br />

Vereinfachung von Umbelegungen.


Richard Puell<br />

Das Layout-Raster<br />

36<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Heute sprechen wir nicht mehr vom<br />

Layout-Raster, sondern vom Layout-Modul.<br />

Handelt es sich dabei nur um einen<br />

neuen Namen oder beinhaltet der neue<br />

Begriff auch eine konzeptionelle Weiterentwicklung?<br />

Im Prinzip steckt die gleiche Absicht dahinter.<br />

Der Begriff Layout-Raster bezieht<br />

sich stärker auf die geometrische Aufteilung<br />

eines Grundrisses in einem offenen<br />

System, speziell in einer Bürolandschaft.<br />

Das Layout-Raster war nicht zwangsläufig<br />

rechteckig, wie das Beispiel der Banco<br />

Industrial de Cataluña zeigt. Und es bezog<br />

sich damals nicht auf einzelne Arbeitsplätze,<br />

sondern auf kleine Gruppenflächen,<br />

wie auch im Beispiel Centraal Beheer. In<br />

jenem Fall entspricht das quadratische<br />

Grundmodul für vier Arbeitsplätze dem<br />

Layout-Raster.<br />

Der Begriff Layout-Modul bezieht sich stärker<br />

auf den organisatorischen Aspekt des<br />

Grundrisses. Ziel bleibt die Flexibilität. Ist<br />

das Layout-Modul die kleinste tagesbelichtete<br />

Einheit, die mit einem Arbeitsplatz belegt<br />

werden kann, dann ist es Belegungswerkzeug<br />

und ein Prüfinstrument für die<br />

maximale Nutzung. Die Verschiebung,<br />

Entwicklung führt also von Kleingruppen<br />

in definierten Teilflächen zu individuellen<br />

standardisierten Arbeitsplätzen.<br />

Diese Entwicklung scheint interessant vor<br />

dem Hintergrund der Entwicklung von<br />

Bürokonzepten. Das Layout-Raster diente<br />

der Strukturierung von Großräumen, um<br />

diese übersichtlicher und menschlicher zu<br />

machen …<br />

… und einfacher zu bewirtschaften …<br />

Mit dem Fokus auf die Flexibilität und der<br />

Entdeckung des Kombibüros ist das<br />

Layout-Modul entstanden, das gleichzeitig<br />

eine gewisse Starrheit zur Folge hat. Wir<br />

beobachten in den letzten Jahren wieder<br />

einen Trend zu offenen Büroraumstrukturen<br />

im Sinne eines Business Clubs und<br />

glaubten, an die Grenzen des Layout-<br />

Moduls gestoßen zu sein, wenn es<br />

darum geht, nicht streng orthogonale<br />

Systeme zu planen. Es könnte jedoch die<br />

Wiederentdeckung des Layout-Rasters<br />

bzw. eine Wiederbelebung bedeuten!<br />

Ich möchte noch auf den Nutzen des<br />

Layout-Rasters bzw. Layout-Moduls<br />

zurückkommen. Der ursprüngliche<br />

Mehrwert ist sehr deutlich geworden.<br />

Ein unschätzbarer Nutzen der heutigen<br />

Form des Layout-Moduls ist die Arbeitserleichterung,<br />

die es mit sich bringt. Auf<br />

der Basis von Arbeitsplatzmodulen<br />

können rechnerisch sehr schnell<br />

Flächenbedarfe ermittelt oder bestehende<br />

Grundrisse analysiert werden. Wurde<br />

das Layout-Raster auch schon so<br />

eingesetzt?<br />

Nein, das Layout-Raster ordnete Flächen,<br />

schaffte spezifische auf Großraumflächen<br />

abgestimmte Belegungsstrukturen. Den<br />

Layoutmodulen, Arbeitsplatzmodulen,<br />

entsprachen früher die »Arbeitsplatztypen«,<br />

die Basis der Bedarfsrechnungen<br />

und damit der Belegung der Bürolandschaften<br />

waren.<br />

Noch ein Fazit: Wir <strong>startet</strong>en mit der<br />

Neugier in Sachen Layout-Raster, fanden<br />

zur Flexibilität <strong>–</strong> ihren räumlichen wie<br />

organisatorischen Anforderungen <strong>–</strong> und<br />

landeten plötzlich beim Kombibüro.<br />

Warum? Weil hier die entscheidenden<br />

übergeordneten Kriterien <strong>–</strong> Zusammenarbeit<br />

im Team und ungestörtes<br />

individuelles Arbeiten <strong>–</strong> bei höchster<br />

Flexibilität im gleichen Raumkonzept<br />

erfüllt werden. Ich bin und bleibe deshalb<br />

ein Fan des Kombibüros und wir <strong>–</strong><br />

die <strong>congena</strong> <strong>–</strong> sollten stolz sein, es<br />

nach Deutschland gebracht zu haben.<br />

Den Dialog führten Richard Puell und<br />

Mirjana Loitzl.


Wolfram Fuchs 37<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Nutzwert-Ranking<br />

Benchmark der Flächenwirtschaftlichkeit zeitgenössischer Bürohäuser<br />

Kundennutzen ist in der Büroimmobilienbranche eher ein Marketing-Schlagwort als eine<br />

Wettbewerbsdisziplin. Im Preiskampf wird regelmäßig übersehen, dass die Wirtschaftlichkeit<br />

für den Nutzer in viel höherem Maß von der Nützlichkeit eines Quadratmeters<br />

abhängt als von der maximalen Preisdifferenz vergleichbarer Angebote.<br />

Mit dem Nutzwert-Ranking lässt sich die für den Nutzer relevante Flächenwirtschaftlichkeit<br />

messen, vergleichen und optimieren. Das Ergebnis ist in Euro und Cent darstellbar<br />

und kann eine dem konventionellen Preisargument überlegene Wettbewerbsstrategie<br />

begründen: € pro Mitarbeiter statt € pro Quadratmeter.<br />

Nicht jeder Quadratmeter ist nützlich<br />

Quadratmeter sind die übliche Handelseinheit<br />

am Immobilienmarkt. Das ist allerdings<br />

aus drei Gründen weder zeitgemäß<br />

noch zielführend bei der Beurteilung der<br />

Flächenwirtschaftlichkeit von Bürogebäuden.<br />

Erstens sind Quadratmeterangaben bei<br />

Bürohäusern selten vergleichbar, weil<br />

Mietflächen trotz DIN-Norm und GIF-Richtlinie<br />

1 regelmäßig unterschiedlich berechnet<br />

werden. Mal wird Brutto- oder Netto-<br />

Grundfläche vermietet. Oft kommen preiskosmetische<br />

Aufschläge für allgemeine<br />

oder fiktive Flächen hinzu. Mitunter werden<br />

auch reine Miet- oder sogar nur<br />

Hauptnutzflächen abgerechnet. Für zusätzliche<br />

Verwirrung sorgt die Anpassung<br />

der Berechnungsmethode an die konjunkturelle<br />

Lage.<br />

Zweitens sagen Quadratmeterangaben<br />

wenig über die Anzahl und Qualität möglicher<br />

Arbeitsplätze aus. Niemand braucht<br />

Quadratmeter an sich, sondern funktionale<br />

Arbeitsplätze und Infrastrukturflächen.<br />

So sind Flächen ohne Tageslicht für<br />

Arbeitsplätze kaum zu gebrauchen. Infrastruktureinrichtungen<br />

in Fassadennähe<br />

sind dagegen oft eine Verschwendung<br />

teurer Büroflächen.<br />

Drittens verschleiern bloße Flächenangaben<br />

für die Nutzung entscheidende Unterschiede<br />

der Architektur:<br />

Die Baukörpergeometrie beeinflusst nicht<br />

nur die Flächeneffizienz. Blockbebauungen,<br />

Zeilen- und Kammstrukturen, Punkt-<br />

und Atriumhäuser unterscheiden sich vor<br />

1 Berechnungsverfahren der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche<br />

Forschung<br />

allem durch charakteristische Verkehrsflächenanteile<br />

und Verhältnisse von hoch-<br />

zu minderwertigen Flächen. Baukörpertypische<br />

Merkmale wie Wegelängen, Durchgangsverkehr,<br />

das Angebot an zentralen<br />

Flächen beeinflussen zudem die Betriebsausgaben,<br />

die Qualität der Arbeitsplätze<br />

und die Kosten der Geschäftsprozesse.<br />

Die Erschließung kann nicht nur repräsentativ<br />

oder sparsam sein. Lage und Gestaltung<br />

entscheiden auch über Erreichbarkeit,<br />

Aufteilbarkeit und Nutzbarkeit der<br />

Flächen für unterschiedliche Funktionen,<br />

je nachdem, ob die Erschließung zentral<br />

oder dezentral angeordnet ist, den Grundriss<br />

perforiert oder tangiert, Nutzungszonen<br />

trennt oder gliedert.<br />

Ein Fassadenraster von 1,25 m ist aufgrund<br />

des Siegeszuges von Flachbildschirmen<br />

und Laptops ausreichend. Weit verbreitet<br />

sind indes Raster, die zur Unterbringung<br />

der gleichen Arbeitsplatzanzahl bis<br />

zu 30 % mehr Fläche erfordern. Dabei<br />

hängt die Qualität eines Arbeitsplatzes<br />

mehr von der Gestaltung der Fassaden<br />

und der Büroräume ab als von dem einen<br />

oder anderen zusätzlichen Quadratmeter.<br />

Mit der Gebäudetiefe verhält es sich ähnlich.<br />

In Deutschland weit verbreitet sind<br />

Grundrisstiefen um 12 Meter. Flächenwirtschaftlich<br />

sind sie nur, wenn sie, wenig<br />

zeitgemäß, vorwiegend mit Doppelzimmern<br />

an Mittelfluren genutzt werden.<br />

Größere Gebäudetiefen erweitern die Gestaltungsspielräume<br />

der Büroorganisation,<br />

ermöglichen moderne Büroformen, die bei<br />

gleicher Arbeitsplatzqualität 10 bis 20 %<br />

Fläche sparen. Vor allem dann, wenn unterschiedliche<br />

Nutzungsstrategien in der<br />

Planung berücksichtigt wurden <strong>–</strong> insbe-<br />

Wolfram Fuchs<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Berater


Wolfram Fuchs<br />

Nutzwert-Ranking<br />

38<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

sondere beim Brandschutz und der technischen<br />

Gebäudeausrüstung. Allzu große<br />

Gebäudetiefen erhöhen indes den Investitionsaufwand,<br />

Energieverbrauch und die<br />

Betriebskosten für mechanische Belüftung<br />

und künstliche Beleuchtung. Bei Gebäudetiefen<br />

ab 15 Metern überwiegen diese<br />

Nachteile.<br />

Spreu und Weizen<br />

Jeder einzelne Einflussfaktor hat erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Nützlichkeit.<br />

Hinzu kommen die unübersichtlichen<br />

Wechselwirkungen zwischen den Faktoren.<br />

Sie vergrößern die künstlerischen Gestaltungsspielräume<br />

von Architekten. Und<br />

sie erleichtern es Projektentwicklern, flächenwirtschaftliche<br />

Nachteile zu verschleiern.<br />

Vor allem aber erschweren sie Nutzern,<br />

günstige von ungünstigen Angeboten<br />

zu unterscheiden.<br />

Der Nutzwert hilft, die Spreu vom Weizen<br />

zu trennen. Er bewertet die Wechselwirkungen<br />

und damit die für den Nutzer relevante<br />

strukturelle Flächenwirtschaftlichkeit<br />

von Bürogebäuden. Zur Bewertung reicht<br />

es in der Regel, ein Regelgeschoss zu analysieren:<br />

• Brutto-Grundfläche,<br />

• Nutzfläche [ Netto-Mietfläche],<br />

• Anzahl tagesbelichteter Layoutmodule<br />

[abhängig vom Fassadenraster mindestens<br />

2,50 x 3,75 m], abzüglich eines<br />

Mindestbedarfs von zwei Quadratmetern<br />

pro Layoutmodul für arbeitsplatzübergreifende<br />

Infrastruktur, die kein<br />

Tageslicht erfordert.<br />

• Zur Bewertung der effektiven Arbeitsplatzkapazität<br />

kann eine durchschnittliche<br />

Belegungsdichte von 0,8 Layoutmodul<br />

pro Arbeitsplatz angenommen<br />

werden.<br />

Der Vergleich von 177 zeitgenössischen<br />

Bürohäusern unterschiedlicher Größe in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

zeigt, dass es um beträchtliche Unterschiede<br />

geht:<br />

• ± 19 Prozent beim Herstellungsaufwand<br />

[Brutto-Grundflächenaufwand<br />

pro Quadratmeter Netto-Mietfläche],<br />

der über die Baukosten den Mietpreis<br />

beeinflusst,<br />

• ± 36 Prozent bei der Belegungskapazität<br />

der Mietflächen, die den Flächenverbrauch<br />

pro Arbeitsplatz bestimmt.<br />

• Der Nutzwert repräsentiert schließlich<br />

die relativen Arbeitsplatzkosten 2 , die<br />

gegenüber einem mittleren Angebot<br />

um über 32 Prozent höher oder niedriger<br />

sein können.<br />

Ein niedriger Mietpreis kann zu<br />

teuer sein<br />

Im günstigsten untersuchten Objekt sind<br />

17,3 qm BGF pro Arbeitsplatz erforderlich,<br />

im ungünstigsten Fall 36,5 qm. Damit<br />

weist der Nutzwert eine größere Streubreite<br />

auf als die entsprechenden Mietpreise.<br />

Die Kosten pro Arbeitsplatz können also in<br />

einem effektiven Gebäude mit einem hohen<br />

Mietpreis pro Quadratmeter wesentlich<br />

geringer ausfallen als in einem weniger<br />

effektiven Gebäude mit einem deutlich<br />

niedrigeren Mietpreis. Freilich gibt es auch<br />

das Gegenteil: die Kombination aus hohem<br />

Mietpreis mit hohem Flächenverbrauch<br />

oder niedrigem Mietpreis und geringem<br />

Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz.<br />

Bei den untersuchten Objekten gibt es jedenfalls<br />

keinen Zusammenhang zwischen<br />

Nutzwert und Mietpreis, der vor allem<br />

Standort und Ausstattung der Gebäude<br />

widerspiegelt.<br />

Es lohnt sich also, den Nutzwert zu ermitteln,<br />

zu vergleichen und zu optimieren.<br />

Bei den untersuchten Objekten mit insgesamt<br />

etwa 3,5 Mio. Quadratmetern<br />

• ist jedes dritte Hochhaus flächenwirtschaftlicher<br />

als ein durchschnittliches<br />

Gebäude mit weniger als fünf Regelgeschossen;<br />

2 Kosten pro Arbeitsplatz unter der Annahme gleicher<br />

Grundstückskosten, baulicher Standards und Nutzeranforderungen<br />

an Arbeitsplatzgestaltung und Innenausbau.


Wolfram Fuchs<br />

Nutzwert-Ranking<br />

39<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

• bietet jedes vierte Bürohaus mit weniger<br />

als fünf Regelgeschossen unterdurchschnittlichen<br />

Nutzwert;<br />

• hat nur eines von zwanzig Bürohäusern<br />

einen hervorragenden Nutzwert,<br />

der deutlich über dem Durchschnitt<br />

liegt.<br />

Die im Nutzwert abgebildete Flächenwirtschaftlichkeit<br />

eines Gebäudes ist weit gehend<br />

unabhängig vom Bürokonzept. Nur<br />

innerhalb des Rahmens, der durch den<br />

Nutzwert des Gebäudes defi niert ist, kann<br />

die Flächeneffi zienz eines Bürokonzeptes<br />

wirksam werden. Einzige Ausnahme<br />

bilden wenig nachgefragte und in ihrer<br />

Arbeitsplatzqualität kaum vergleichbare<br />

Großraumbüros, die ohne Raumzellen<br />

auskommen und unabhängig von Tageslicht<br />

und Ausbauraster verdichtet werden.<br />

Nutzwert bringt Mehrwert<br />

Das Nutzwert-Ranking kann für unterschiedliche<br />

Zwecke eingesetzt werden:<br />

• zum Flächenwirtschaftlichkeitsvergleich<br />

von Bürohäusern, also insbesondere<br />

bei der Bewertung konkurrierender<br />

Mietangebote oder Entwürfe in einem<br />

Architektenwettbewerb;<br />

• zur Analyse, Optimierung und Profi -<br />

lierung eines Entwurfs; jeder Architekt<br />

wird seine Kreativität und sein Können<br />

einsetzen, um einen Spitzenplatz zu<br />

belegen;<br />

• beim Finanzierungs-Rating nach Basel<br />

II, um die Chancen und Risiken im<br />

Vergleich mit Wettbewerbsobjekten<br />

zu bewerten;<br />

• um den Mehrwert im Preiskampf zu<br />

beziffern: € pro Arbeitsplatz statt € pro<br />

Quadratmeter;<br />

• bei der vertrauensbildenden Mieterberatung<br />

als Problemlösungspartner in<br />

der Akquisitionsphase.<br />

Die Aussagekraft des Nutzwert-Rankings<br />

lässt sich an den Ergebnissen eines Architektenwettbewerbs<br />

gut veranschaulichen:<br />

verschiedene Entwürfe mit dem gleichen<br />

Raumprogramm, auf dem gleichen Grundstück,<br />

mit den gleichen technischen und<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />

Die Null-Achsen markieren die Mitte zwischen<br />

den Vergleichsobjekten mit den<br />

Minimal- und den Maximalwerten.<br />

Abseits dieser Nullachse, steigen [+] oder<br />

sinken [<strong>–</strong>] die<br />

• relativen Herstellungskosten 3<br />

Verhältnis Netto-Mietfl äche zu Brutto-<br />

Grundfl ächenaufwand<br />

• relativen Arbeitsplatzkosten 4<br />

Belegungskapazität der Netto-Mietfl<br />

äche mit tagesbelichteten Arbeitsplätzen<br />

• Die Multiplikation beider Faktoren<br />

ergibt den Nutzwert.<br />

3 relative Herstellungskosten unter der Annahme gleicher<br />

Grundstückskosten und Baustandards<br />

4 relative Arbeitsplatzkosten unter der Annahme gleicher<br />

Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und Innenausbau


Wolfram Fuchs<br />

Nutzwert-Ranking<br />

40<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Entwurf: Dominique<br />

Perrault, Paris.<br />

Nutzwert: 24,3 qm<br />

BGF pro Arbeitsplatz<br />

Entwurf: Feichtinger<br />

Architects, Wien.<br />

Nutzwert: 20,2 qm<br />

BGF pro Arbeitsplatz<br />

Ein Beispiel<br />

Zu bewerten waren sieben Wettbewerbsbeiträge<br />

für die Projektentwicklung eines<br />

Bürogebäudes am Handelskai in Wien.<br />

Drei Entwürfe bilden das Spektrum der angebotenen<br />

Lösungen ab: günstigster, mittlerer<br />

und ungünstiger Nutzwert.<br />

Im günstigsten Fall beträgt der Nutzwert<br />

20,2 qm BGF pro Arbeitsplatz, im ungünstigsten<br />

Fall sind 24,7 qm erforderlich.<br />

Erfahrungsgemäß liegt auch ohne Wettbewerb<br />

ein Potenzial von mindestens 20%<br />

zwischen einem guten Entwurf und dem<br />

Analyse der Regelgeschosse von drei Wettbewerbsentwürfen<br />

• Brutto-Grundfläche<br />

• Nutzfläche<br />

• Netto-Mietfläche: grau + blau + grün<br />

• Anzahl tagesbelichteter Layoutmodule<br />

• Flächenangebot für arbeitsplatzübergreifende Infrastruktur [grün]<br />

mit optimiertem Nutzwert. Zur Ermittlung<br />

des Siegerprojektes im Rahmen eines Planungswettbewerbes<br />

sind indes neben dem<br />

Nutzwert auch eine Reihe anderer Faktoren<br />

zu bewerten. Im Falle des Wiener<br />

Wettbewerbs entschieden sich die Projektentwickler<br />

nicht für den Entwurf mit dem<br />

günstigsten Nutzwert, sondern das Projekt<br />

mit dem überzeugendsten Gesamtkonzept.<br />

Durch das Nutzwert-Ranking der<br />

Wettbewerbsarbeiten wurde jedoch ein<br />

Optimierungsziel abgesteckt. Ergebnis der<br />

Planungsphase ist eine deutliche Verbesserung<br />

des Nutzwertes und damit der Gesamtkonzeption<br />

des Projektes.


Wolfram Fuchs<br />

Nutzwert-Ranking<br />

41<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Entwurf: Dominique Perrault, Paris.<br />

Die Zauberformel<br />

Die für Nutzer relevante Flächenwirtschaftlichkeit<br />

unterscheidet sich erheblich von<br />

der gängigen Formel für Projektentwickler<br />

und Investoren. Für Nutzer zählt das Verhältnis<br />

Netto-Mietfl äche pro Arbeitsplatz<br />

[je niedriger, desto besser]. Für den Projektentwickler<br />

ist ein günstiges Verhältnis<br />

von Mietfl äche zu Brutto-Grundfl äche [je<br />

höher, desto besser] entscheidend. Der<br />

Nutzwert ist die Zauberformel zur Optimierung<br />

beider Interessen. Die minimale<br />

Brutto-Grundfl äche pro Arbeitsplatz.<br />

Es gilt das Leitmotiv guter Architektur<br />

»Weniger ist mehr«. Die Minimierung des<br />

BGF-Aufwandes und der Baukosten bei<br />

gleichzeitiger Maximierung der Belegungskapazität<br />

und des Kundennutzens.<br />

Entwurf: Feichtinger Architects, Wien.<br />

Entwurf: Auer + Weber, München.<br />

Entwurf: Auer +<br />

Weber, München.<br />

Nutzwert: 23,4 qm<br />

BGF pro Arbeitsplatz


Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 42<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Führen <strong>–</strong> das Wissen vom richtigen Handeln<br />

<strong>congena</strong> Zwischenraum September 2009<br />

Mit »Führen <strong>–</strong> das Wissen vom richtigen<br />

Handeln« setzte Professor Dr. Nieschmidt<br />

am 17. September 2009 seinen Vortrag<br />

vom dritten <strong>congena</strong> Zwischenraum am<br />

17. März 2006 fort, der von »Tradition<br />

und Zukunft von Arbeit und Führung«<br />

handelte. Die komplexen Zusammenhänge<br />

vermittelte Prof. Dr. Nieschmidt wieder<br />

spannend, dicht und sehr unterhaltsam.<br />

Warum »arbeiten« wir also? Weil wir damit<br />

unser Leben realisieren.<br />

Die vom deutschen Idealismus gesehenen<br />

Dimensionen der Selbstverwirklichung<br />

in der Arbeit gehen im Alltag aber leider<br />

allzu oft verloren, da leitenden Angestellten<br />

Ideen fehlen, diese Selbstentfaltung<br />

des Einzelnen bei allen Aufgaben zu<br />

ermöglichen.<br />

Das Führungshandeln der Zukunft muss<br />

sich den neuen Anforderungen stellen, die<br />

sich aus der sozialen Dimension der Arbeit<br />

ergeben.<br />

Deshalb erweist sich nicht nur die Entwicklung<br />

der fachlichen Qualifikation des<br />

Mitarbeiters, sondern gerade auch die<br />

seiner sozialen Kompetenz als zentrale<br />

Führungsaufgabe des Vorgesetzten. Seine<br />

zentrale Aufgabe besteht darin, für die<br />

Entwicklung und Reifung des Mitarbeiters,<br />

für seine Selbstverwirklichung zu sorgen.<br />

Sein Führungshandeln entscheidet darüber,<br />

ob gerne gearbeitet wird oder nur<br />

gearbeitet werden muss <strong>–</strong> mit weitreichenden<br />

Folgen bei der Erschließung von<br />

Produktivitätspotentialen.<br />

Nur in dem Maße, in dem ein Vorgesetzter<br />

glaubwürdig und erfahrbar zum<br />

pädagogischen Förderer seiner Mitarbeiter<br />

wird, kann er sie auch kontinuierlich zu<br />

Leistungsbereitschaft und Engagement<br />

motivieren.<br />

Die nachwachsende Mitarbeitergeneration<br />

erwartet ein hohes Maß an Gesprächsfähigkeit,<br />

das heißt an Zuwendung, an entgegengebrachter<br />

Ernsthaftigkeit, vor allem<br />

an individueller Wahrnehmungs- und<br />

Urteilsfähigkeit von ihren Vorgesetzten.<br />

Verweigert ihnen die Arbeitswelt solche<br />

Kommunikation, solche Fremd- und<br />

Selbstachtung, werden sie sich eines Tages<br />

<strong>–</strong> und sei es nur partiell <strong>–</strong> der Arbeitswelt<br />

verweigern.<br />

Drei Führungsaufgaben werden damit<br />

vordringlich:<br />

1. Die Transparenz der Qualifikationsentwicklung<br />

gerade der jungen Mitarbeiter.<br />

2. Die weitestgehende, wenn nicht radikale<br />

Flexibilisierung der Arbeitszeit.<br />

3. Die Königsaufgabe des Vorgesetzten:<br />

die pädagogische Gestaltung von<br />

Arbeitsaufgaben als Lernfeld, d.h.<br />

fachliche Qualifikations- und soziale<br />

Kompetenzentfaltung des Mitarbeiters.


Frank Meitzner 43<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Mieterhandbuch<br />

Orientierungshilfe für Nutzer und Investoren<br />

Für Immobilien im Planungsstadium gibt<br />

es meistens nur dürftige, für Laien unverständliche<br />

Bau- und Ausführungspläne.<br />

Die Vermietungsexposés werden meistens<br />

erst kurz vor Fertigstellung des Gebäudes<br />

angefertigt. Um die Jahrtausendwende<br />

begann <strong>congena</strong> deshalb, für Investoren<br />

wie STRABAG [SF-Bau] oder Wienerberger<br />

Instrumente zur Optimierung und Vermarktung<br />

ihrer Projekte zu entwickeln.<br />

Bei den Projekten Abakus in Dresden,<br />

ABC-Bogen in Hamburg und dem Hochhaus<br />

Vienna Twin Tower kam das <strong>congena</strong><br />

»Mieterhandbuch« in seiner heutigen<br />

Form erstmals als Akquisitionshandbuch<br />

während der Planungs- und Realisierungsphase<br />

einer Immobilie zur Anwendung.<br />

Für den Investor ist das Handbuch ein<br />

Marketinginstrument, dem Mieter dient es<br />

als objektive Informationssammlung.<br />

Idee<br />

Das Mieterhandbuch wurde entwickelt,<br />

um den Prozess einer Standort- und<br />

Immobilienauswahl auf Investorenseite<br />

[Errichter, Vermieter] zu optimieren. Das<br />

Mieterhandbuch stellt die Immobilie mit<br />

dem Blick eines Mietinteressenten bzw.<br />

Nutzers dar.<br />

Nach einer positiven Standortbewertung<br />

durch den Nutzer folgt die Bewertung der<br />

Immobilie bzw. ihre Planung. Auch wenn<br />

das Objekt noch so gut ist, sind gute Unterlagen<br />

mit nachvollziehbaren und laienverständlichen<br />

Informationen, die jedoch<br />

meistens [noch] nicht vorliegen, in diesem<br />

Prozess unabdingbar.<br />

Um Informationen für den Nutzer verständlich<br />

und anschaulich aufbereiten zu<br />

können, ist eine umfassende Prüfung der<br />

Immobilie aus Nutzersicht erforderlich.<br />

Das Mieterhandbuch fasst die Vor- und<br />

Nachteile <strong>–</strong> sowohl wirtschaftliche als auch<br />

funktionale <strong>–</strong> zusammen und gibt ein<br />

objektives, transparentes Bild der untersuchten<br />

Immobilie wider.<br />

Produktprofilierung<br />

Im ersten Schritt wird die Produktprofilierung<br />

erarbeitet. Die allgemeinen Stärken<br />

und Schwächen werden ermittelt und bewertet:<br />

Umfeld, Nachbarschaft, Städtebau,<br />

Lage in der Stadt, Verkehrsanbindung,<br />

ÖPNV, Image... Um auf vergleichbare<br />

Wettbewerbsobjekte und deren Stärken<br />

und Schwächen reagieren zu können, werden<br />

auch Projekte in vergleichbaren Lagen<br />

und Qualitäten entsprechend analysiert.<br />

Die Stärken der Konkurrenten werden bei<br />

der eigenen Immobilie besonders unterstrichen,<br />

die Schwächen nach Möglichkeit<br />

vermieden. Die Weichen dafür werden im<br />

Rahmen einer ausführlichen Planungsanalyse<br />

gestellt.<br />

Planungsanalyse<br />

Die Planungsanalyse bewertet Kriterien,<br />

die ein zeitgemäßes Bürohaus mit Blick<br />

auf die Zukunft erfüllen muss: Wie funktioniert<br />

die langfristige Flexibilität? Kann<br />

das Haus für verschiedene Nutzeranforderungen<br />

mit angemessenem Aufwand<br />

verändert werden? Wie lassen sich Erschließung<br />

und Raumkonzepte verändern?<br />

Lassen Gebäudetiefen und -raster eine<br />

wirtschaftliche Umsetzung aller bekannten<br />

Büroformen zu? Bewegen sich Flächennutzungszahlen<br />

und der Nutzwert [s.a.<br />

<strong>congena</strong> Nutzwert-Ranking] in üblichen<br />

Dimensionen?<br />

Zur Ermittlung des Nutzwertes werden die<br />

objektspezifischen Flächenkennwerte auf<br />

der Basis eines Regelgeschosses ermittelt<br />

und dokumentiert. Der Nutzwert stellt<br />

dar, wieviel Fläche für ein tagesbelichtetes<br />

Büromodul angemietet bzw. errichtet werden<br />

muss. Dabei stellen sich die Ergebnisse<br />

zwischen verschiedenen Objekten sehr<br />

unterschiedlich dar.<br />

Aus der Planungsanalyse leiten sich<br />

Empfehlungen zur Verbesserung der<br />

Grundrissordnung und Anordnung einzelner<br />

Bauteile ab, soweit diese mit der<br />

Frank Meitzner<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Berater


Frank Meitzner<br />

Mieterhandbuch<br />

44<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Funktionsdiagramm<br />

Eingang<br />

Architektur verträglich erscheinen. Falls<br />

notwendig werden Vorschläge zur Verbesserung<br />

der Gesamtordnung, des Erschließungskonzeptes,<br />

der Sonderbereiche [z. B.<br />

Konferenzbereiche, Restaurant, Ver- und<br />

Entsorgung, etc.], der Bürogeschosse<br />

sowie der dezentralen Sonderflächen [z. B.<br />

Sanitärräume, IT Verteiler, etc.] erarbeitet.<br />

Das Haustechnik Konzept wird auf Plausibilität<br />

und zeitgemäße Auslegung geprüft<br />

und falls notwendig werden Ansätze zur<br />

Optimierung dargestellt.<br />

Checkliste Analyse<br />

• Erschließung: Zugänge Besucher | Mitarbeiter,<br />

Garage, Sicherheitskonzept<br />

• Büroflächennutzung: für unterschiedliche<br />

Mieter, unter Berücksichtigung<br />

der Anforderungen verschiedener<br />

Branchen, unterschiedlicher Büroformen,<br />

von einfachen bis gehobenen<br />

Ansprüchen<br />

• Gebäudetiefen und -raster, das konstruktive<br />

System, Raumhöhen, Standarddetails<br />

für Fassaden, Decken,<br />

Böden, Trennwände, Anschlusspunkte,<br />

gebäudetechnische Ausstattung und<br />

deren Schnittstellen zu Innenausbau<br />

und Nutzung<br />

• Vermietbarkeit: Teilflächenvermietung,<br />

Wachsen und Schrumpfen, Nutzungsflexibilität<br />

• Arbeitsumweltbedingungen: Tageslicht,<br />

Beleuchtung, Ausblick, Sonnen-<br />

und Blendschutz, Raumlufttechnik,<br />

Klimakomfort [Fensterlüftung bis Vollklimatisierung]<br />

Schalldämmung und<br />

Akustik, ökologische Verträglichkeit<br />

Personalsynergie<br />

Poststelle<br />

Wareneingang<br />

Telefonzentrale<br />

Empfang<br />

Mitarbeiter<br />

Lieferanten<br />

Besucher<br />

zu den Büros<br />

Innerer Verkehrsstrom<br />

zu den Büros<br />

Flächensynergie<br />

Cafeteria,<br />

Warten, Pause<br />

Bibliothek<br />

Konferenz<br />

Schulung<br />

Medienlager<br />

WC, Garderobe<br />

• Dezentrale Flächen: WC, Teeküchen,<br />

Garderoben, Haustechnikverteiler etc.<br />

• Zentrale Flächen: Konferenzbereiche,<br />

Restaurant, Ver- und Entsorgung, Lager-,<br />

Archivfläche etc.<br />

Die Optimierungsvorschläge werden mit<br />

den beteiligten Planern und dem Investor<br />

diskutiert, bewertet und entsprechend<br />

in der Planung umgesetzt. Insbesondere<br />

wenn die Planung sehr weit fortgeschritten<br />

ist und umfangreiche Änderungen<br />

anstehen, kann sich dieser Prozess als<br />

schwierig darstellen. Hier gilt es, den<br />

langfristigen Nutzen und die kurzfristigen<br />

Maßnahmen gegeneinander abzuwägen.<br />

Das Handbuch<br />

Im Mieter- oder Akquisitionshandbuch<br />

werden die Ergebnisse der Analyse und<br />

der angepassten Planung zusammengefasst.<br />

Das Vermarktungskonzept stellt<br />

Informationen und Arbeitshilfen auf Basis<br />

nutzerorientierter Bausteine bereit. Damit<br />

bietet das Mieterhandbuch objektivierbare<br />

Ergebnisse von Analysen, Planungen und<br />

Qualitäten einer Büroimmobilie.<br />

Zur laienverständlichen Erläuterung und<br />

Illustration von Büroflächenmerkmalen und<br />

Verkaufsargumenten wird der Mieternutzen<br />

für unterschiedliche Mieteinheiten, Nutzungsstrategien<br />

und Ausbaustandards in<br />

einer leicht verständlichen, professionellen<br />

Art dargestellt. Dazu gehören Themen wie:<br />

• Erläuterung intelligenter Lösungsbausteine<br />

für die Büroarbeit der Zukunft<br />

• Instrumente und Arbeitshilfen für die<br />

Bedarfsklärung und Belegungsplanung<br />

• Tipps und Tricks zur Umzugsvorbereitung<br />

und Akzeptanzsicherung bei den<br />

Mitarbeitern<br />

• Synergie- und Serviceangebote des<br />

Vermieters vor, während und nach<br />

dem Bezug<br />

Die im Haus möglichen Büroformen [Zellen-,<br />

Gruppen-, Kombibüro mit den Möglichkeiten<br />

der nonterritorialen Nutzung]<br />

werden dargestellt und erläutert. Jede<br />

Büroform wird mit ihren Vor- und Nachteile<br />

beschrieben. Neben organisatorischen


Frank Meitzner<br />

Mieterhandbuch<br />

45<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

he Raumtypen werden benötigt?<br />

Sie den Mietflächenbedarf für die<br />

rbeitsplätze ermitteln, sollten Sie sich<br />

nen Augenblick von der Recheneinuadratmeter<br />

trennen und zunächst<br />

youtmodulen (LM) rechnen. Ein<br />

l entspricht der kleinsten möglichen<br />

einheit mit z.B. 2 Fassadenachsen<br />

75 m. Mit dieser Recheneinheit, wird<br />

utzwert einer Fläche (= Belegungsität<br />

mit Arbeitsplätzen) für Geübte<br />

pf rechenbar. Vorausgesetzt, Sie<br />

dem Mengengerüst an Mitarbeitern<br />

rechende Raumtypen zugeordnet.<br />

rlage haben wir Ihnen eine Reihe<br />

rbeitsplatztypen definiert.<br />

ezeichnung setzt sich aus Nutzwert<br />

ayoutmodul zusammen. Die prakti-<br />

Handhabung dieser Terminologie und<br />

gnung der beispielhaften Arbeitsypen<br />

für Ihren Bedarf können Sie an<br />

arstellung und Beschreibung übern.<br />

lich können Sie sich nach diesem<br />

er noch beliebig viele Arbeitsplatzausdenken.<br />

Wichtig ist nur, daß Sie<br />

ls eine realistische Annahme über die<br />

tigten Layoutmodule definieren.<br />

i ist zunächst unerheblich, wie tief die<br />

e sind, ob es sich um komplett<br />

lossene, teilweise verglaste Räume<br />

offene Zonen handelt (siehe hierzu<br />

ufstellungen auf den nächsten<br />

).<br />

Argumenten werden Arbeitshilfen auch die flächenwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen dargestellt.<br />

7·Bedarfsplanung<br />

Nicht jedes Haus eignet sich für die<br />

Umsetzung aller Bürokonzepte, obwohl<br />

es eigentlich alle Nutzungsmöglichkeiten<br />

Wieviel Bürofläche wird benötigt?<br />

Anschließend ermitteln Sie analog dem<br />

Beispiel in der folgenden Tabelle die Anzahl<br />

der Layoutmodule, die Sie für Ihre Bürobereiche<br />

benötigen. Ein Layoutmodul<br />

entspricht im ABAKUS durchschnittlich<br />

21,4 m2 bieten sollte.<br />

Mietfläche, inkl. Verkehrs- und<br />

Nebennutzflächen für Toiletten, Elektroverteilräume,<br />

Teeküchen usw. Sie können<br />

die Summe der benötigten Layoutmodule<br />

entweder mit diesem Durchschnittswert<br />

multiplizieren (siehe Beispiel auf dem<br />

übernächsten Blatt), oder Sie suchen sich<br />

Mietbereiche mit der entsprechenden<br />

Anzahl Layoutmodule heraus und addieren<br />

deren Mietflächen.<br />

➔ Merke: Wenn Sie bei den Arbeitsplatztypen<br />

sparsam sind, werden Sie weniger<br />

gezeigt.<br />

Bürofläche benötigen als Sie denken.<br />

Um im Handbuch möglichst anschauliche<br />

Informationen zu liefern, werden die<br />

Belegungsoptionen beispielhaft mit Hilfe<br />

von standardisierten Einrichtungsmodulen<br />

erarbeitet. Dabei werden neben dem<br />

Spektrum der möglichen Büroformen auch<br />

die notwendigen Zusatzeinrichtungen<br />

Auch die zentralen Einrichtungen und<br />

deren Vorteile für den Nutzer werden<br />

dargestellt. Wie funktioniert beispielsweise<br />

der Empfang, wie werden Post oder andere<br />

Lieferungen im Haus verteilt? Kann<br />

sich der Mieter eine eigene Poststelle<br />

sparen, weil der Vermieter im Haus einen<br />

zentralen Postversand für alle Mieter organisiert?<br />

Welche Serviceeinrichtungen und<br />

Dienstleistungspakete werden sonst noch<br />

angeboten?<br />

Im Beispiel benötigen 60 Büroarbeitsplätze<br />

➔ 23 % in Einzelzimmern, davon 4 Führungskräfte<br />

in größeren Räumen,<br />

➔ 33 % in Doppelzimmern,<br />

➔ 43 % in Mehrpersonen- und Gruppenräumen<br />

eine Mietfläche von 905 m2 . Das sind<br />

durchschnittlich 0,7 Layoutmodule oder<br />

15 m2 pro Büroarbeitsplatz.<br />

Im Beispiel ergibt sich ein Gesamt-Mietflächenbedarf<br />

inklusive Sonderflächen von<br />

➔ 1.023 m2 für Zellenbüros (= 16,0 m2 /AP)<br />

oder<br />

➔ 949 m2 für Kombi-Büros und andere<br />

Büroformen (= 14,8 m2 /AP).<br />

• Zentrales Konferenzzentrum mit<br />

Service<br />

• Versorgung und Unterhalt von<br />

Espressobars oder Büroinfrastruktur<br />

• Zentrale Archivverwaltung<br />

• Catering<br />

ABAKUS-<br />

• IT und Netzwerkadministration<br />

Handbuch<br />

© SF-BAU/<strong>congena</strong><br />

• Zentrale Büromaterialversorgung<br />

• Reinigung und Pflege der Mietbereiche<br />

Mit Hilfe von einfachen Kennwerten und<br />

einer kurzen Anleitung kann ein Mietinteressent<br />

oder auch der Vermieter oder<br />

Makler den überschlägigen Flächenbedarf<br />

selbst errechnen und mit Konkurrenzangeboten<br />

vergleichen. Dabei sind alle<br />

relevanten Kennwerte im Überblick<br />

transparent und verständlich aufbereitet.<br />

Kann ein Mieter in dem Objekt vielleicht<br />

weniger Fläche für seinen errechneten Bedarf<br />

anmieten als in einem anderen Haus?<br />

Plötzlich kann der Preis pro Quadratmeter<br />

eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

Die Bau- und Ausstattungsbeschreibung<br />

wird nutzerorientiert aufbereitet. Dazu<br />

EZ FK-EZ Besprechung DZ/U-Form DZ/T-Form MP GR<br />

1 AP 1 AP AP 2 AP 2 AP 3 AP 8 AP<br />

à 1 LM à 1,5 LM à 1,5 LM à 0,75 LM à 0,75 LM à 0,5 LM à 0,375 LM<br />

Beispielhafte Arbeitsplatz-/Raumtypologie<br />

Symbolische Darstellung für die Grobbelegungsplanung zum Arbeiten mit Bleistift und Radiergummi.<br />

EZ<br />

DZ T-Form<br />

Standard-Einzelzimmer, ideal für ungestörtes Doppelzimmer mit klassischer T-Anordnung<br />

Arbeiten und Spezialisten. Bei wandorientier- (Blockstellung) und der Option für einen zuter<br />

Möblierung sind ein großzügiges Arbeitssätzlichen (Mini-) Arbeitsplatz. Geeignet für<br />

flächenangebot, Besprechungen direkt am Sekretariate und Sachbearbeiter. Ablagen<br />

Arbeitsplatz und bis zu 20 lfd. m ordnerhohe sind bei dieser Anordnung nur außerhalb der<br />

Ablagen im Greifradius möglich.<br />

Reichweite der Mitarbeiter möglich.<br />

FK-EZ<br />

Führungskräfte-Einzelzimmer, geeignet für<br />

Führungsaufgaben, die keine Repräsentation<br />

erfordern. Jederzeit umzuwandeln in Besprechungsraum,<br />

Doppelzimmer oder 3-Personenbüro.<br />

Besprechung<br />

für 6 bis 8 Personen.<br />

MP<br />

Mehrpersonenraum mit Besprechungsmöglichkeit.<br />

Geeignet für kleines Sachbearbeitungsteam.<br />

Diese Verdichtung ist nur bei<br />

wandorientierter Aufstellung der Arbeitsplätze<br />

denkbar und bietet bis zu 15 lfd. m ordnerhohe<br />

Ablagen in Reichweite der Arbeitsplätze.<br />

DZ U-Form<br />

GR<br />

Arbeitsplätze im Gruppenraum, nach Bedarf<br />

Doppelzimmer mit störungsvermeidender mit Stellwänden (3. Ebene) gegliedert. Durch<br />

U-förmiger Aufstellung der Schreibtische und Ablageblöcke als Begegnungsmöbel zwi-<br />

Option für einen zusätzlichen (Mini-) Arbeitsschen den Arbeitsplätzen und Nutzung der<br />

platz. Geeignet für Sekretariate und Sachbe- 3. Ebene sind bis zu 6 lfd. m ordnerhohe Abarbeitung.<br />

Durch Wandorganisation und Ablagen pro Mitarbeiter in Reichweite der Arlageblock<br />

als Begegnungsmöbel in der Raumbeitsplätze möglich. Unter Berücksichtigung<br />

mitte sind 30 lfd. m ordnerhohe Ablagen im der EU-Richtlinien ist eine Belegungsdichte<br />

Greifradius der Arbeitsplätze möglich. von 0,375 Layoutmodulen pro Arbeitsplatz<br />

erreichbar.<br />

EZ FK-EZ Besprechung DZ/U-Form DZ/T-Form MP GR<br />

1 AP 1 AP AP 2 AP 2 AP 3 AP 8 AP<br />

à 1 LM à 1,5 LM à 1,5 LM à 0,75 LM à 0,75 LM à 0,5 LM à 0,375 LM<br />

Detaillierte Darstellung für die Feinbelegungsplanung, geeignet für Möblierungs- und Umzugsplanung.<br />

Instrument zur Flächenbedarfsermittlung<br />

werden die baulichen Anforderungen für<br />

die erarbeiteten Konzepte präzisiert: von<br />

A, wie Ablageorganisation, bis Z, wie Zutrittskontrolle.<br />

Nachdem die Beschreibung<br />

meist der Information eines in der Regel<br />

nicht fachkundigen Mieters dient, wird<br />

besonderer Wert auf die Verständlichkeit<br />

der Inhalte gelegt. Bei einer Anmietung<br />

unterstützt die Mieterausbaubeschreibung<br />

die Umsetzung konzeptioneller Ziele und<br />

Anforderungen und gewährleistet die<br />

Leistungsabgrenzung sowie Kosten- und<br />

Terminsicherheit der Vertragspartner.<br />

Die Inhalte des Handbuchs können einerseits<br />

als gedruckte Ausgabe zusammen-<br />

Arbeitshilfen<br />

7·Bedarfsplanung<br />

AP = Arbeitsplätze<br />

LM = Layoutmodule<br />

ABAKUS-<br />

Handbuch<br />

© SF-BAU/<strong>congena</strong>


Frank Meitzner<br />

Mieterhandbuch<br />

46<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

gefasst werden, um Mietinteressenten<br />

gesammelte Informationen auf den<br />

Entscheidungsweg zu geben. Sie können<br />

aber auch als Grundlage für ein interaktives<br />

Instrument der vermieterseitigen<br />

Belegungsplanung dienen, um Mietinteressenten<br />

unmittelbar nach dem ersten<br />

Gespräch erste Belegungsvorschläge bie-<br />

ten zu können [Flächenbedarf, Flächenzuweisung,<br />

Etage, etc.].<br />

Die Beratung<br />

Die strategischen Erläuterungen im Handbuch<br />

können auch eine unabhängige<br />

Beratung des Mieters erfordern. Das Spektrum<br />

der Dienstleistungen kann von der<br />

Belegungsplanung über die Einrichtungsplanung<br />

bis zur Umzugsplanung reichen.<br />

Die Beratung kann in Teilen sogar durch<br />

das Makler- bzw. Verkaufsteam erfolgen.<br />

In einem Training kann die Beratungskompetenz<br />

und die Professionalität der<br />

Kundenbetreuer gesteigert werden:<br />

• Unternehmensziele und Tendenzen<br />

der Büronutzungsstrategien<br />

• Kundenorientierung und Mehrwertstrategie<br />

• Systematische Bedarfsklärung: Regeln,<br />

Instrumente, Tipps & Tricks<br />

• Problemlösungen: Konzepte für Sonderflächen,<br />

Büroflächen, Arbeitsplatzauslastung,<br />

Synergie, Begegnungsqualität<br />

• Flächeneffizienz und -effektivität<br />

• Laienverständliche Darstellung und<br />

Bewertung von Alternativen<br />

• Serviceangebote vor, während und<br />

nach dem Umzug<br />

Das Handbuch dient zunächst als Trainingsleitfaden<br />

und anschließend als Beratungsfibel<br />

und Marketinginstrument mit<br />

Arbeitshilfen, Regeln und Richtwerten,<br />

Tipps & Tricks.<br />

Das Mieterhandbuch unterstützt maximale<br />

Transparenz und Objektivität in<br />

allen Entwicklungsphasen einer Immobilie.<br />

Frühzeitig erstellt, gewährleistet es<br />

optimale Funktionalität, größtmögliche<br />

Qualität und einen kundenorientierten<br />

Vertriebsprozess.<br />

Büroflächenstruktur<br />

Flächendaten<br />

Büromietflächen<br />

EG 2.070 m 2<br />

1. OG 4.144 m 2<br />

2. OG 4.124 m 2<br />

3. OG 2.854 m 2<br />

4. OG 2.419 m 2<br />

EG bis 4. OG 15.611 m 2<br />

Aufteilbarkeit<br />

EG 3 ME ab 240 m 2<br />

1. OG 3 - 16 ME ab 240 m 2<br />

2. OG 3 - 16 ME ab 240 m 2<br />

3. OG 6 - 9 ME ab 240 m 2<br />

4. OG 6 - 9 ME ab 130 m 2<br />

Erschließung<br />

Anzahl Foyers im EG 4<br />

Anzahl Erschließungskerne 6<br />

Aufzüge pro Erschließungskern 1<br />

Gliederung der Mietbereiche<br />

EG 4 HME<br />

2 , aufteilbar in 2 ME, 3 4 5 S<br />

1. bis 4. OG 6 HME<br />

1 2 5 , aufteilbar in je 2 ME, 3 4 6<br />

1. und 2. OG 4 VME<br />

1/2 2/3 4/5 5/6 , nutzbar als eigene<br />

Mieteinheiten oder als variable Schaltflächen<br />

zwischen den Hauptmieteinheiten<br />

Gemeinschaftseinrichtungen im EG<br />

5 N und 6<br />

Einzelhandel<br />

1 S<br />

ABAKUS-Konferenz-Center<br />

1 N<br />

Cafeteria<br />

Büroflächenstruktur: Alles auf einen Blick<br />

Stützenraster<br />

HME 7,54/5,08 x 5,50 m<br />

VME 7,10/4,50 x 5,50 m<br />

Nutzbare Gebäudetiefen<br />

HME 12,40 m<br />

VME 12,80 m<br />

Fassadenraster<br />

HME 2 x 1,375 = 12,75 m<br />

VME 3 x 0,916 = 12,75 m<br />

HME 5 S<br />

1 x 2,20 = 2,20 m<br />

Flächenwirtschaftlichkeit<br />

HME 21,3 m2 /LM<br />

VME 22,3 m2 /LM<br />

Durchschnitt aller Mieteinheiten 21,4 m2 /LM<br />

Lichte Raumhöhen,<br />

bis Unterkante abgehängte Decke<br />

Erdgeschoß 3,00 m<br />

Bürobereiche 2,75 m<br />

Flure 2,75 m<br />

Sanitärbereiche 2,50 m<br />

Deckenlasten<br />

Deckentraglast 5 KN/m2 = 12 lfm Akten<br />

Versorgungskerne<br />

Laufbreite der Treppen 1,30 m<br />

Traglast der Personenaufzüge 8 KN<br />

Aufzugskabinenmaße 1,10 m x 2,10 m<br />

Durchgangsbreite Aufzugstür 0,90 m<br />

N<br />

Fiedlerstraße<br />

Blasewitzer Straße<br />

Arbeitshilfen<br />

8·Ausstattung<br />

Erläuterungen<br />

ME Mieteinheit<br />

LM Layoutmodul<br />

= kleinste Raumeinheit<br />

HME Hauptmieteinheit<br />

VME Verbindungsmieteinheit<br />

ABAKUS-<br />

Handbuch<br />

© SF-BAU/<strong>congena</strong>


Christiane Behmer, Alexander Zachmann 47<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

Schon wieder ein neues Instrument?<br />

»Umziehen ist mehr als nur Kisten schleppen. Entsprechende Werkzeuge müssen die<br />

gesamte Prozesskette von der Bedarfserhebung über die Planung der Belegung, des<br />

Inventars und der IT Ausstattung bis hin zur Umzugslogistik adäquat unterstützen.<br />

Denn der ›Endkunde‹ erwartet letztlich nicht weniger, als bei einer kaum spürbaren<br />

Unterbrechung an seinem neuen Arbeitsplatz von der ersten Minute an voll arbeitsfähig<br />

zu sein. Dieses Ziel haben wir in dem Projekt erreicht.«<br />

Alexander Zachmann<br />

Aufgabe<br />

Im Herbst 2007 begann die Sparkassen-<br />

Versicherung in Wiesbaden mit der Generalsanierung<br />

ihres Verwaltungsgebäudes.<br />

Die Interimsbesiedelung der angrenzenden<br />

Bauteile und eines Ausweichquartiers<br />

musste geplant, ein neuer Arbeitsplatzstandard<br />

etabliert und der Umzug von<br />

insgesamt 430 Arbeitsplätzen vorbereitet<br />

werden. Alexander Zachmann, Verantwortlicher<br />

für Nutzerprojekte, war überrascht,<br />

dass <strong>congena</strong> bei dieser Aufgabe nicht das<br />

bekannte CAD Werkzeug VectorWorks<br />

einsetzen wollte. Dieses hatte sich bereits<br />

bei der Umzugs- und Belegungsplanung<br />

der Standorte Stuttgart und Karlsruhe<br />

bewährt und wird dort weiterhin für die<br />

Dokumentation verwendet. Nun sollte<br />

die neue Aufgabe ausgerechnet mit Visio<br />

bewältigt werden?! Dieses Programm<br />

verwendete Herr Zachmann bisher für Grafiken<br />

mit technischem Charakter, wenn die<br />

Darstellungsmöglichkeiten der Microsoft<br />

Office Programme an ihre Grenzen stießen.<br />

Er ließ sich aber überzeugen, weil mit Visio<br />

neben der grafischen Planung auch die Datenbankarbeit<br />

übernommen werden kann.<br />

Der Einsatz von Visio wurde mit einem<br />

entsprechenden Vertrauensvorschuss bedacht,<br />

allerdings während der Projektlaufzeit<br />

auch angemessen kritisch betrachtet.<br />

Geschichte von Visio<br />

Die Geschichte von Visio beginnt 1990 mit<br />

der Gründung der ShapeWare Corp. Ihre<br />

Begründer haben die Idee, eine Software<br />

zu entwickeln, die Datenbankinhalte<br />

visualisieren kann und schaffen damit<br />

eine Grafiksoftware für standardisierte<br />

Geschäftsgrafiken.<br />

1992 <strong>startet</strong> Visio 1.0. 1995 wird die Firma<br />

in Visio Corp. umbenannt und geht mit<br />

neuem Namen an die Börse. Im Jahr 1999<br />

hat Visio 675 Angestellte und wird von<br />

Microsoft für ca. 1,3 Milliarden US-Dollar<br />

übernommen.<br />

Die weiteren Versionen 2002, 2003 und<br />

2007 erhalten die gewohnten Funktionalitäten<br />

der Office-Benutzeroberfläche<br />

und unter anderem verbesserte Austauschmöglichkeiten<br />

von CAD Daten.<br />

Die Version 2010 wird in der zweiten<br />

Jahreshälfte zur Verfügung stehen. Die Benutzeroberfläche<br />

ist der Palette von Office<br />

2010 angepasst. Echtzeitfunktionen z.B.<br />

der Farblegende und der Datenanbindung<br />

wurden weiterentwickelt.<br />

Eigenschaften<br />

Ein Visio Plan ist optisch nicht von anderen<br />

digitalen Grafikplänen zu unterscheiden.<br />

Daher wird Visio oft mit einem CAD<br />

Programm verwechselt, obwohl es vollkommen<br />

anders konzipiert ist. Die Zeichnungssymbole<br />

im Visio sind »intelligente«<br />

Bausteine. Sie tragen ihren persönlichen<br />

Datensatz, den der Anwender wie in<br />

Excel frei definieren kann. Das ist bereits<br />

ein zentraler Unterschied. Der Aufbau<br />

einer Visio Zeichnung weicht deutlich von<br />

einer CAD Zeichnung ab. Bei Visio stehen<br />

die Daten im Vordergrund! Zum Beispiel<br />

kann ein Möblierungsplan entstehen,<br />

indem Zeichnungssymbole [Shapes] aus<br />

Datenbanken direkt in den Plan importiert<br />

werden. Bei diesem Vorgang erhält ein<br />

Datensatz sein eigenes Symbol und wird<br />

gleichzeitig in Visio gespeichert. Wie das<br />

funktioniert, wird in den folgenden Planungsschritten<br />

dargestellt.<br />

Christiane Behmer<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Beraterin<br />

Alexander Zachmann<br />

Abteilungsleiter<br />

Standortservice<br />

Wiesbaden und<br />

Immobilienwirtschaft<br />

SV SparkassenVersicherung<br />

Holding AG


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

48<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Möbelliste<br />

IST Aufnahme<br />

Planausschnitt<br />

entsprechend<br />

Möbelliste<br />

Raum-Nr. Bezeichnung Breite Tiefe Durchmesser Farbe Inventar-Nr<br />

A.201 Arbeitstisch 2000 mm 1000 mm weiß 698<br />

A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 724<br />

A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 726<br />

A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 728<br />

A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 730<br />

A.201 Drehstuhl 650 mm 550 mm blau 721<br />

A.201 Runder Tisch 1000 mm dunkelgrau 723<br />

A.201 Sideboard 1200 mm 420 mm grau 732<br />

A.201 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 734<br />

A.201 Sideboard 1200 mm 420 mm grau 733<br />

A.202 Arbeitstisch 1400 mm 800 mm weiß 737<br />

A.202 Arbeitstisch 1600 mm 800 mm weiß 736<br />

A.202 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 720<br />

A.202 Drehstuhl 650 mm 550 mm blau 738<br />

A.202 Sideboard 1600 mm 420 mm dunkelgrau 743<br />

A.202 Sideboard 1600 mm 420 mm grau 3<br />

A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 740<br />

A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 742<br />

A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 741<br />

A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 744<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 753<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 755<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 747<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 745<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 759<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 749<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 751<br />

A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 762<br />

A.203 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 697<br />

A.203 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 4<br />

In der Praxis liegt meistens bereits bei<br />

Beginn der Planung eine Datensammlung<br />

vor. In diesem Beispiel ist es eine Möbelliste<br />

im Excel Format, die bei einer IST<br />

Aufnahme erstellt wurde. In jeder Zeile<br />

ist ein Möbelstück mit charakteristischen<br />

Eigenschaften beschrieben, welche sich<br />

visualisieren lassen: Möbeltyp, Zugehörigkeit<br />

zum Raum, Abmessungen, Farbe,<br />

Inventarnummer.<br />

Die Zieladresse für den Import ist die<br />

zugewiesene Raumnummer. Im Plan<br />

müssen also Büroflächen mit denselben<br />

Raumnummern vorhanden sein. Beim<br />

Import wird jedes Möbelsymbol [Shape]<br />

A.201<br />

28 qm<br />

A.202<br />

21 qm<br />

automatisch mit seinen richtigen Abmessungen<br />

dargestellt und im zugewiesenen<br />

Raum abgelegt. Der Anwender schiebt<br />

es nur noch an die gewünschte Stelle. Es<br />

entsteht ein Plan mit charakteristischen<br />

Möbelformen.<br />

Da die Shapes ihre Informationen aus der<br />

Liste mitgebracht haben, können sie mit<br />

einer »Farblegende« koloriert werden.<br />

Die Farben entstehen also aus den Daten!<br />

Wer daran zweifelt, kann sich die Daten<br />

als Text anzeigen lassen. Im Beispiel<br />

sind die Tische mit ihren Farbwerten<br />

beschriftet und die Sideboards mit ihrer<br />

Inventarnummer.<br />

A.203<br />

28 qm


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

49<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

A.201<br />

28 qm<br />

A.201<br />

28 qm<br />

732<br />

733<br />

734<br />

weiß<br />

dunkelgrau<br />

A.202<br />

21 qm<br />

A.202<br />

21 qm<br />

weiß<br />

Sämtliche Visio Shapes bieten diese Funktionen.<br />

Ein Belegungsplan besteht mindestens<br />

aus Flächen-, Personen- und Inventar-<br />

Shapes. Die dynamische Verknüpfung von<br />

Daten, Grafik und Beschriftung ermöglicht<br />

eine flexible und sehr schnelle Umgestaltung<br />

des Plans. Im Projektverlauf wechselt<br />

ein Plan viele Male sein Aussehen, abhängig<br />

vom Informationsbedarf der Projektbeteiligten.<br />

Für den Möbelplaner können<br />

die Möbeltypen eingeblendet werden.<br />

Der Monteur braucht aber die Angabe<br />

der Breite für den Einbau von Sonderausstattungen.<br />

Für eine Präsentation nach<br />

weiß<br />

743 3<br />

A.203<br />

28 qm<br />

A.203<br />

28 qm<br />

4 697<br />

dunkelgrau dunkelgrau<br />

dunkelgrau dunkelgrau<br />

Abteilungen kann der Plan auf Knopfdruck<br />

entsprechend eingefärbt werden. Die<br />

Gebäudereinigungsfirma wiederum erhält<br />

einen Plan mit den unterschiedlichen<br />

Bodenbelägen. Die Gestaltung der Visio<br />

Zeichnung beruht auf den hinterlegten<br />

Daten. Die Auswertungsmöglichkeiten<br />

scheinen fast unbegrenzt. Gleichzeitig<br />

bietet Visio die Möglichkeit, Datenbankinformationen<br />

leichter verständlich zu<br />

machen und grafisch zu verifizieren. Sollte<br />

der Plan noch nicht dem gewünschten<br />

Aussehen entsprechen, liegt das an den<br />

hinterlegten Daten!<br />

Anzeige von<br />

Möbelinformationen<br />

grafisch<br />

Anzeige von<br />

Möbelinformationen<br />

mittels Beschriftung


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

50<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Raumzuordnung<br />

von Möbeln<br />

Im folgenden Beispiel wird geprüft, ob die<br />

Shapes automatisch die Raumnummer<br />

angenommen haben, auf deren Fläche sie<br />

liegen. Im Büro A.203 haben ein Tisch und<br />

ein Stuhl die falsche Zuordnung. Wenn die<br />

Möbeldaten aus Visio in Excel exportiert<br />

werden und dann aus diesem Bericht eine<br />

A.201<br />

28 qm<br />

Lieferliste generiert würde, wären die<br />

Zielangaben falsch! Also muss der Fehler<br />

in Visio behoben und bei diesen beiden<br />

Shapes die Raumnummern korrigiert<br />

werden <strong>–</strong> nicht die Farbformate! Denn<br />

die Formate werden von den hinterlegten<br />

Werten in der Datenbank gesteuert.<br />

Anwendungsgebiete<br />

A.202<br />

21 qm<br />

Visio ist ein Zeichen- und Diagrammtool<br />

zur Visualisierung, Untersuchung und<br />

Kommunikation komplexer Systeme und<br />

Prozesse. Visio unterstützt die Erstellung<br />

und Auswertung praktisch aller Arten von<br />

Plänen und Diagrammen für IT-Prozesse,<br />

Unternehmensabläufe, Projektplanungen,<br />

Raumplanungen und Asset-Management.<br />

Mit der Importfunktion von CAD Daten<br />

und der Programmierung der Zuordnung<br />

zum Raum ist es unter anderem sehr gut<br />

für die Flächen-, Mitarbeiter- und Inventarverwaltung<br />

geeignet.<br />

Der Einwand, dass auch CAD Programme<br />

Datenbankfunktionen enthalten und mit<br />

Datenbanken kompatibel sind, ist ernst zu<br />

nehmen. Was macht also den eigentlichen<br />

Mehrwert von Visio aus? Bei <strong>congena</strong><br />

steht Visio auf dem Prüfstand. Denn es<br />

übernimmt Aufgaben des gewohnten<br />

A.203<br />

28 qm<br />

CAD-Programms, das erheblich bessere<br />

Konstruktionswerkzeuge bietet. Die Zeichenwerkzeug-Palette<br />

von Visio hingegen<br />

ist auch in einfachen Pixelprogrammen wie<br />

Powerpoint zu finden. Ein CAD Grundriss<br />

kann außerdem nur »eingebettet« und<br />

nicht bearbeitet werden.<br />

Der erste Vorteil wurde schon beschrieben.<br />

Das Grafiksymbol und sein Inhalt sind untrennbar<br />

verbunden, wie zwei Seiten einer<br />

Medaille. Der Plan entspricht immer zu<br />

100% den hinterlegten Daten! Wer schon<br />

einmal versucht hat, einen CAD Plan und<br />

eine Datenbank parallel zu pflegen, weiß,<br />

welches Fehlerpotenzial darin steckt.<br />

Der Anwender kann außerdem die Daten<br />

frei und ohne Hilfe eines Administrators<br />

erstellen. Dass Informationen durch Visio<br />

immer in Bilder umgesetzt werden, unterstützt<br />

besonders komplizierte Aufgaben,<br />

die benutzerdefinierte Daten erfordern.


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

51<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das folgende Beispiel zeigt eine typische<br />

Anwendung der organisatorischen Pla-<br />

nung. Die Aufgabe besteht in der Umzugs -<br />

planung von 290 Arbeitsplätzen einer Behörde<br />

in München. Die Mitarbeiter ziehen<br />

innerhalb des Gebäudes um. Die Hälfte<br />

von ihnen arbeitet mit Aktenordnern, die<br />

anderen setzen Pendelregistraturmappen<br />

Büro FB IST vorher FB IST PEN IST vorher PEN IST FB SOLL PEN SOLL<br />

1101 0,0 0,0 43,2 43,2 6,0 27,0<br />

1102 3,0 3,0 23,1 23,1<br />

1201 14,6 14,6 0,0 0,0<br />

1202 3,6 3,6 29,6 29,6 6,0 24,0<br />

1203 3,5 3,5 22,3 22,3 4,0 16,0<br />

1204 1,6 1,6 20,0 20,0 4,0 12,0<br />

1205 2,8 2,8 12,0 12,0 4,0 24,0<br />

1206 3,2 3,2 23,7 23,7 2,0 6,0<br />

1207 2,0 2,0 21,7 21,7 5,0 12,0<br />

ein. Im Rahmen des Umzugs muss der<br />

Umbau der Schränke geplant werden. Für<br />

jedes Büro wird eine kleine Datengrafik<br />

erstellt, die sowohl den IST Stand der<br />

Fachböden (FB) und Pendelstangen (PEN)<br />

in einem Büro als auch die Differenz zum<br />

Bedarf vor der Planung dokumentiert.<br />

Die Datengrafik funktioniert wie ein<br />

kleiner Taschenrechner, mit dem die Stauraumplanung<br />

verfolgt wird. Die Farben<br />

der Pfeile [rot, grün, blau] zeigen den<br />

Status an: zu wenig, zu viel, genau richtig.<br />

Auf diese Weise behält der Planer den<br />

Überblick über die Stauraumplanung und<br />

die Kommunikation mit seinem Kunden<br />

wird erleichtert. Zitate: »Im Büro 4503 ist<br />

noch ein roter Pfeil. Können Sie da noch<br />

einen Schrank dazustellen?« »Prima! Jetzt<br />

sind alle Pfeile dieser Abteilung blau!«<br />

Grobbelegungsdaten<br />

der SparkassenVersicherung<br />

Ausschnitt aus der IST-<br />

Aufnahme und den<br />

Bedarfsmeldungen<br />

Datengrafik im Plan<br />

und ihr zugehöriges<br />

Datenfeld während<br />

der Planung


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

52<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 5 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6<br />

Raumnummer 4501<br />

FB IST 15,6<br />

r<br />

r<br />

l<br />

r2<br />

r1<br />

4501 4503 4505 4507 4509 4511 4513 4515 4517<br />

FB Differenz -7,4<br />

PEN IST 4,0<br />

PEN Differenz 4,0<br />

Raumnummer 4503<br />

Planausschnitt vor der Stauraumplanung<br />

FB IST 2,0<br />

FB Differenz -38,0<br />

PEN IST 15,0<br />

PEN Differenz 15,0<br />

Raumnummer 4505<br />

FB IST 2,0<br />

FB Differenz -14,0<br />

PEN IST 19,0<br />

PEN Differenz 19,0<br />

Raumnummer 4507<br />

FB IST 14,0<br />

Neben der freien Definition von Daten<br />

hat der Anwender in Visio auch Zugang<br />

zu kleinen Programmierungen, ähnlich<br />

wie in Excel. Damit kann ein interaktives<br />

Planungswerkzeug mit Daten, Grafiken<br />

und Funktionalitäten auf den Bedarf des<br />

Kunden zugeschnitten werden. Am Ende<br />

eines Projektes wird die Visio Datenbank<br />

als Dokumentation übergeben. Um die<br />

Daten im Betrieb zu pflegen, ist kein<br />

FB Differenz 0,0<br />

PEN IST 23,4<br />

PEN Differenz 23,4<br />

l<br />

r1 r2<br />

Raumnummer 4509<br />

FB IST 0,4<br />

m<br />

FB Differenz -15,6<br />

PEN IST 25,4<br />

PEN Differenz 25,4<br />

Raumnummer 4511<br />

FB IST 2,0<br />

FB Differenz -12,0<br />

PEN IST 11,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

r<br />

Raumnummer 4513<br />

FB IST 0,0<br />

FB Differenz -10,0<br />

PEN IST 16,4<br />

PEN Differenz 16,4<br />

Raumnummer 4515<br />

FB IST 13,0<br />

CAD Spezialist erforderlich. In der Regel<br />

ist eine eintägige Einführung in das Instrument<br />

ausreichend.<br />

Neben den beschriebenen funktionalen<br />

Vorteilen, bleibt der wirtschaftliche Vorteil<br />

zu erwähnen. Im Vergleich zu CAD Programmen<br />

ist Visio deutlich günstiger in<br />

der Anschaffung.<br />

60 cm 60 cm 40 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm<br />

80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 40 cm 40 cm cm 60 40 cm<br />

40 cm 40 cm<br />

80 cm<br />

60 cm 40 cm 60 cm 60 cm 60 cm<br />

cm 40 cm<br />

6<br />

0<br />

4501 4503 4505 4507 4509 4511 4513 4515 4517<br />

Raumnummer 4501<br />

FB IST 21,6<br />

FB Differenz -1,4<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4503<br />

Planausschnitt nach der Stauraumplanung<br />

FB IST 19,0<br />

FB Differenz 19,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

5<br />

0<br />

Raumnummer 4505<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -3,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4507<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -3,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4509<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -3,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4511<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -1,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4513<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -1,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4515<br />

FB IST 13,0<br />

FB Differenz -2,0<br />

FB Differenz -2,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

PEN Differenz 0,0<br />

Raumnummer 4517<br />

Raumnummer 4517<br />

FB IST 0,0<br />

FB IST 23,0<br />

FB Differenz -18,0<br />

FB Differenz 5,0<br />

PEN IST 23,0<br />

PEN IST 0,0<br />

PEN Differenz 23,0<br />

PEN Differenz 0,0


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

53<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Interview<br />

Der Interimsumzug in Wiesbaden ist längst abgeschlossen. Auch die Rückbesiedelung<br />

und die Neumöblierung fanden unter der Leitung von Herrn Zachmann statt. Die Planung<br />

erfolgte erneut mit Visio. Herr Zachmann ist Beobachter der Arbeit mit Visio geblieben.<br />

Nachdem er die »Neuerung« Visio von Anfang an begleitet hat, soll auch seine Kundensicht<br />

auf das Instrument beleuchtet werden.<br />

Herr Zachmann, wann haben Sie das erste<br />

Mal von Visio gehört?<br />

Visio ist in unserem Unternehmen an einzelnen<br />

Arbeitsplätzen schon seit Jahren im<br />

Einsatz. Ich selbst habe das Tool ergänzend<br />

zu Powerpoint genutzt, wenn es darum<br />

ging, Grafiken mit technischem Charakter<br />

anzufertigen, bei denen man auf Symbolbibliotheken<br />

zurückgreifen konnte.<br />

Welche Vorstellung hatten Sie von diesem<br />

Programm?<br />

Visio war bis dato als reines Zeichenprogramm<br />

im Einsatz. Die Hinterlegung und<br />

Auswertung von Attributen an einzelnen<br />

Datenelementen war nicht genutzt. In<br />

früheren Versionen <strong>–</strong> bevor Microsoft das<br />

Produkt übernommen hat <strong>–</strong> war dies wohl<br />

auch nicht möglich.<br />

Welche Erwartungen hatten Sie am<br />

Beginn unseres ersten Projekts, dem<br />

Interimsumzug in die Hohenstaufenstraße?<br />

Die grafische Abbildung der Besiedelungsinformationen,<br />

deren Hinterlegung in<br />

der »Visio-Datenbank« und die einfache<br />

Generierung von daraus abgeleiteten<br />

Informationen wie z.B. Stücklisten für die<br />

Umzugslogistik.<br />

Welche Erwartungen haben sich erfüllt?<br />

Die Planungsschritte konnten rasch um-<br />

gesetzt werden <strong>–</strong> sofern ein erfahrener<br />

Anwender das Tool bediente. Die Datenpflege<br />

ging um einiges zügiger, als wir<br />

dies vorher gewohnt waren. Die Datenkonsistenz<br />

zwischen grafischer Darstellung<br />

und Listenausgaben ist automatisch gegeben.<br />

Die ansonsten doppelte Führung der<br />

Informationen <strong>–</strong> in der Grafik und in Listen<br />

<strong>–</strong> ist entfallen.<br />

Welche Erwartungen müssen noch erfüllt<br />

werden?<br />

Das Werkzeug Visio mit angebundener<br />

Datenbasis stellt spezielle Anforderungen<br />

an den Anwender. Er arbeitet nicht »geführt«,<br />

wie in einer eigens entwickelten<br />

Anwendersoftware, sondern muss vor<br />

allem die spezielle Form der Datenhaltung<br />

in Visio verstehen. Die Hürde für das<br />

notwendige Grundverständnis ist hoch<br />

und der Zeitbedarf für die Einarbeitung<br />

ebenfalls. An dieser Stelle wären Vereinfachungen<br />

wünschenswert.<br />

Wann gab es Momente des Zweifels?<br />

Ich war stets überzeugt, dass wir mit <strong>congena</strong><br />

und dem Einsatz des Werkzeugs die<br />

Projektziele erreichen würden. Skeptisch<br />

war ich hinsichtlich der späteren Nutzung<br />

des Werkzeuges, wenn die <strong>congena</strong> nicht<br />

mehr qualitätssichernd mitwirkt. Diese<br />

Skepsis hat sich gehalten.<br />

Wurden Sie auch überrascht?<br />

Der Umstieg vom reinen CAD Tool zu<br />

Visio, mit der Hinterlegung von Datenattributen<br />

in einer Datenbank, brachte eine<br />

Beschleunigung in der Variantenplanung,<br />

was unter dem hohen Zeitdruck, unter<br />

dem solche Projekte ablaufen, ein Qualitätskriterium<br />

ist.<br />

Welche Veränderung bei der Arbeit im<br />

Projekt haben Sie erfahren, die Sie Visio<br />

zuschreiben?<br />

Einerseits gingen die Variantenplanung<br />

und die entsprechenden Auswertungen<br />

zügiger voran. Die Veränderungen auf<br />

der grafischen Oberfläche führen zu einer<br />

konsistenten Veränderung der Datenbasis.<br />

Es entfiel der Doppelaufwand für die


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

54<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

parallele konsistente Pflege der Daten.<br />

Ein zusätzlicher Abgleich von Grafik und<br />

Datenlisten war ebenso überflüssig. Damit<br />

war der gesamte Planungsprozess weniger<br />

fehleranfällig.<br />

Welchen Einfluss hat Visio auf Ihre<br />

Projektplanung?<br />

Das gesamte »<strong>congena</strong>-Toolset« zur Logistikplanung<br />

war für den Erfolg maßgeblich,<br />

nicht Visio alleine. Entscheidend ist die<br />

sehr gute Visualisierung der Daten. Alle<br />

Informationen sind grafisch und damit<br />

übersichtlich und verständlich dargestellt.<br />

Es gibt keine Abstraktion von Abläufen<br />

in Datenlisten. Die zeitlichen Zusammenhänge<br />

und die Abhängigkeiten zwischen<br />

den »Gewerken« werden transparent.<br />

Die Abstimmung des Projektverlaufs war<br />

auf dieser Basis zwischen allen Beteiligten<br />

sehr konstruktiv. Die Koordination der<br />

mitwirkenden Transportunternehmen,<br />

Handwerkern, IT-Dienstleistern etc. verlief<br />

reibungsloser. Letztlich waren die Abläufe<br />

sehr gut verzahnt, allen transparent und<br />

damit weniger fehleranfällig. Die Beteiligten<br />

haben den Planungs- und Steuerungsprozess<br />

im Nachgang entsprechend positiv<br />

gewürdigt.<br />

Kann Visio ein CAFM System ersetzen?<br />

Ein klares Nein. Visio könnte allenfalls ein<br />

Baustein eines CAFM Systems sein und die<br />

Daten präsentationsfähig darstellen. Das<br />

CAFM System deckt <strong>–</strong> wie der Name Computer<br />

Aided Facility Management nahelegt<br />

<strong>–</strong> einerseits den gesamten Dokumentationszyklus<br />

der Liegenschaften ab, von den<br />

Bauplänen bis hin zu den Wartungsprotokollen.<br />

Es muss weiterhin die Prozesse<br />

zur Unterhaltung und zum Betrieb von<br />

Gebäuden unterstützen und dazu auch<br />

eine Anbindung zum Finanzsystem haben.<br />

Natürlich müssen die im CAFM liegenden<br />

Informationen auch visualisiert werden.<br />

Die Systeme bringen diese Funktionen<br />

aber bereits mit.<br />

Die CAFM Systeme haben oftmals ihre<br />

Schwächen in der Besiedelungsplanung.<br />

Über Instrumente für eine dazu adäquate<br />

Logistikplanung verfügen sie in der Regel<br />

nicht. Für diesen Anwendungsbereich<br />

könnte das <strong>congena</strong>-Toolset eine sinnvolle<br />

Ergänzung sein.<br />

Um einen Planungsstandard zu erzielen,<br />

müsste an allen Standorten mit den<br />

gleichen Werkzeugen gearbeitet werden.<br />

Was sagen Ihre Mitarbeiter dazu?<br />

Die Mitarbeiter haben natürlich Vorlieben<br />

für die Werkzeuge, mit denen sie seit Jahren<br />

umgehen. Die Belegungsplanung wird<br />

an unseren Standorten mit unterschiedlichen<br />

CAD Werkzeugen erstellt. Das liegt<br />

in der Historie des Unternehmens, das in<br />

den vergangenen Jahren durch diverse<br />

Fusionen entstanden ist. In Stuttgart ist<br />

VectorWorks im Einsatz. In Mannheim wird<br />

AutoCAD eingesetzt. In Wiesbaden und<br />

in Kassel hat sich ja bereits Visio etabliert.<br />

Nachdem wir uns im Gebäudebetrieb derzeit<br />

neu aufstellen, wird auch das Handwerkszeug<br />

für die Besiedelungsplanung<br />

vereinheitlicht werden. Die Entscheidung<br />

wird im Kontext der Entscheidung für ein<br />

CAFM System getroffen.<br />

Spielt es nicht auch eine Rolle, dass Visio<br />

leicht erlernbar ist? Denn die Arbeitsoberfläche<br />

aus der Office-Palette ist jedermann<br />

vertraut.<br />

Dem kann ich eingeschränkt zustimmen.<br />

Für Mitarbeiter, die die Standardfunktionen<br />

von Word, Powerpoint und Excel<br />

versiert anwenden, ist Visio in der bei<br />

<strong>congena</strong> eingesetzten Form noch eine<br />

Stufe anspruchsvoller. Es muss zusätzlich


Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />

Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />

55<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

ein Verständnis für die Datenstrukturierung<br />

und Datenhinterlegung entwickelt<br />

werden. Mit einem entsprechenden Schulungsaufwand<br />

ist das aber machbar.<br />

Kommen wir noch einmal zurück zur<br />

näheren Zukunft. Wie erhalten Sie heute<br />

präsentationsfähige Übersichten über alle<br />

Standorte? Wie vergleichen Sie Daten von<br />

Grundstücken, Gebäuden, Flächen,<br />

Belegung, Instandhaltung, Verbrauch<br />

usw.?<br />

Wir haben noch kein CAFM System im<br />

Einsatz. Die Daten aus dem Bereich der<br />

Immobilienwirtschaft gewinnen wir einerseits<br />

aus den Finanzsystemen. Andererseits<br />

erheben wir Daten an unterschiedlichen<br />

Stellen im Betrieb und führen Sie vorwiegend<br />

in MS Excel zusammen. Auswertungen<br />

in Kennzahlenberichten werden<br />

ebenfalls in Excel visualisiert.<br />

Projektplan mit Visio,<br />

der wie ein »Daumenkino«<br />

gestaltet ist:<br />

Arbeiten, betroffene<br />

Bauteile und Termine<br />

können auf einen Blick<br />

erfasst werden.<br />

Können Sie sich einen Visio Gebäudeatlas<br />

vorstellen? Eine Sammlung von Gebäudeseiten,<br />

die Text, Pläne und Fotos enthalten.<br />

Die Textbausteine sind Datengrafiken, die<br />

über die Visio-Berichtsfunktion ausgewertet<br />

werden können.<br />

Von dem neuen CAFM System erwarte ich<br />

auch entsprechende Berichtsmöglichkeiten.<br />

Sofern die Visualisierung in speziellen<br />

Fällen dort nicht ausreichend ist, kann ich<br />

mir Visio als selektive Ergänzung durchaus<br />

vorstellen. Die Übernahme von Daten aus<br />

Vorsystemen und die Präsentation der so<br />

genannten Datengrafiken in Visio sind ja<br />

erfahrungsgemäß sehr einfach zu bewerkstelligen.<br />

Da bleibe ich gegenüber neuen<br />

und guten Ideen immer aufgeschlossen.<br />

Den Dialog führten Alexander Zachmann und<br />

Christiane Behmer.<br />

.


Anzeige 56<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

<strong>congena</strong> Texte<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Spaß beiseite <strong>–</strong><br />

Arbeit macht Spaß!<br />

Maren Puffert<br />

Dienst leisten <strong>–</strong> vom Diener zum<br />

Gestalter<br />

Jan Teunen<br />

Oikologische Unternehmenskultur<br />

<strong>–</strong> Nothing comes from nothing<br />

Susanne Köster-Liebrich<br />

Herzlich Willkommen im Instant<br />

Offi ce <strong>–</strong> Professionell, fl exibel und<br />

schnell<br />

Dr. Martin Kleibrink<br />

Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz <strong>–</strong><br />

Müssen wir uns im Büro wohler<br />

fühlen als daheim?<br />

Stephan Schmidpeter<br />

Status <strong>–</strong> Marke oder Makel<br />

Mirjana Loitzl<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

<strong>–</strong> Individualität muss sein<br />

Herbert von Brandenstein<br />

Ergonomie <strong>–</strong> artgerechte<br />

Haltung?<br />

Conny Lang<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

… oder vielleicht doch?!<br />

Dagmar Schreiber<br />

Feedback online <strong>–</strong> kein Scherz!<br />

<strong>congena</strong> Texte 2008<br />

Reif für den Wandel?<br />

Maren Puffert<br />

Nichts ist beständiger als der<br />

Wandel <strong>–</strong> auch in der <strong>congena</strong><br />

Dr. Elke Deubzer<br />

Aristoteles für Veränderer <strong>–</strong> Von<br />

der Balance zwischen Erneuern<br />

und Bewahren<br />

Prof. Dr. Peter Nieschmidt<br />

Führungshandeln statt Führungstechniken<br />

Dr. Klaus v. Welser<br />

Vorgeschmack einer Kopernikanischen<br />

Wende<br />

Dr. Stefan Steidele<br />

Wandel erleben <strong>–</strong> Aspekte der<br />

Wahrnehmung: Über Standpunkt,<br />

Chronologie und Bedeutung<br />

Dr. Stefan Shaw<br />

The Art of Change <strong>–</strong> Was<br />

Unternehmen in Veränderungsprozessen<br />

von Künstlern lernen<br />

können<br />

Maren Puffert<br />

Gut beraten? <strong>–</strong> Kompetenzen im<br />

Wandel<br />

Wolfram Fuchs<br />

Willkommen <strong>–</strong> Die einzige<br />

Chance für den ersten Eindruck<br />

Dr. Martin Kleibrink,<br />

Christoph Kitterle<br />

»Arbeitsplatz der Zukunft« <strong>–</strong><br />

Ein Pilotprojekt der Credit Suisse<br />

Zürich<br />

Mirjana Loitzl<br />

Offenheit in Kopf und Raum <strong>–</strong><br />

Von der Einführung eines neuen<br />

Bürokonzeptes<br />

<strong>congena</strong> Texte 2009<br />

Es liegt was in der Luft<br />

Christian Huber<br />

ClimaDesign <strong>–</strong> Ganzheitliches<br />

Planen und nachhaltiges Bauen<br />

René Sigg<br />

Lebenszyklusgerechte und<br />

nachhaltige Bauweise<br />

Rudi Scheuermann<br />

Fassaden als Resultat integraler<br />

Planung<br />

Prof. Klaus Daniels<br />

Klimakonzepte <strong>–</strong> Grundlagen der<br />

Behaglichkeit<br />

Verena Bartenbach,<br />

Prof. Christian Bartenbach<br />

Der Mensch denkt, Licht lenkt <strong>–</strong><br />

Lebenselixier Licht<br />

Stefan Schierer<br />

Akustische Behaglichkeit in<br />

offenen Bürostrukturen<br />

Malte Kopmann<br />

Grün arbeiten statt schwarz<br />

ärgern <strong>–</strong> Begrünungskonzepte<br />

in Büros<br />

Matthias H.R. Müller, Karin Birner<br />

Im Labyrinth der Möglichkeiten<br />

Dr. Stefan Steidele<br />

Im Dunkeln <strong>–</strong> Wie fühlt sich der<br />

Mensch im Büro?<br />

Wolfram Fuchs<br />

Navi für Unternehmenskultur <strong>–</strong><br />

Culture GPS<br />

Wolfram Fuchs, Maria Pott<br />

AOK Berlin Hauptverwaltung <strong>–</strong><br />

Modernisierung im Rahmen einer<br />

Gebäudesanierung


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen 57<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

LHI Pullach<br />

Standortwechsel vom Herzen der Stadt ins Grüne<br />

»Das habe ich so nicht erwartet«. Gerührt<br />

steht eine Mitarbeiterin des Münchner Finanzdienstleisters<br />

am Tag nach dem Umzug<br />

in der Lobby des neuen Bürohauses.<br />

Seit drei Jahren gab es die Sorge im Unternehmen,<br />

dass manche Mitarbeiter den<br />

Umzug an den neuen Standort nicht mitmachen<br />

würden. Neben dem längeren Arbeitsweg<br />

in die Gemeinde Pullach am südlichen<br />

Stadtrand von München wurde der<br />

Verlust der gewohnten und geliebten Umgebung<br />

und Büroqualität befürchtet.<br />

1997 war der erste große Umzug des Unternehmens<br />

<strong>–</strong> im Herzen von München.<br />

Vom noblen Lehel, ruhig gelegen zwischen<br />

Altstadt und Isar, an den Bahnhofplatz,<br />

direkt gegenüber dem Hauptbahnhof.<br />

Schon das war gewöhnungsbedürftig,<br />

aber die Vorteile halfen alsbald. Mittags<br />

oder abends schnell etwas einkaufen, beste<br />

Verkehrsanbindungen, Lokale für jeden<br />

Geschmack in Reichweite. Ein idealer<br />

Standort, wären da nicht der Straßenlärm<br />

und das Bahnhofsmilieu vor der Haustür.<br />

Und nun, 13 Jahre später, ein Standort,<br />

der nicht gegensätzlicher sein könnte.<br />

Frische Luft, Natur, Vogelgezwitscher, der<br />

Blick ins Isartal, ein Traumgrundstück zwischen<br />

Villen, der Burg Schwaneck und<br />

dem Bundesnachrichtendienst sind kaum<br />

Gründe für die Verlegung eines Finanzdienstleisters<br />

an den Stadtrand.<br />

Warum also zog das Unternehmen vom<br />

Bahnhofplatz ausgerechnet nach Pullach<br />

um?<br />

Warum?<br />

Wegen des ständigen Mitarbeiterzuwachses<br />

herrschte im Hauptsitz am Bahnhofplatz<br />

schon lange Raumnot. 1999 wurde<br />

deshalb neben dem bereits existierenden<br />

Standort in Pöcking am Starnberger See<br />

ein dritter Standort im Münchner Stadtteil<br />

Laim angemietet. Unter dem Kommunikationsgefälle<br />

und den Wegezeiten zwischen<br />

drei Standorten hatten viele zu leiden <strong>–</strong><br />

unter anderem die Produktivität und die<br />

Gemeinkosten. Und dann kündigte die<br />

Süddeutsche Zeitung im Januar 2006 unter<br />

dem Titel »Riesenkrater in der Schalterhalle«<br />

den Umbau des Hauptbahnhofs an.<br />

Außerdem nahte das Ende des Mietvertrags,<br />

bei dessen Verlängerung mit einem<br />

deutlichen Anstieg der Kosten zu rechnen<br />

war.<br />

Die Lösung: ein Haus, das alle Mitarbeiter<br />

auf kurzen Wegen unter einem Dach versammelt.<br />

Das Grundstück in Traumlage<br />

am Pullacher Isarhochufer inmitten einer<br />

begehrten Villengegend erfüllte diese Kriterien.<br />

Es bot Platz für einen Neubau mit<br />

bis zu 350 Arbeitsplätzen. Auf benachbarten<br />

Grundstücken gibt es zudem Erweiterungsmöglichkeiten,<br />

spätestens wenn große<br />

Teile des Bundesnachrichtendienstes in<br />

den kommenden Jahren nach Berlin umziehen.<br />

Das Problem: es galt den neuen Standort<br />

so attraktiv zu gestalten, dass die Mitarbeiter<br />

die dezentrale Lage gerne in Kauf<br />

nähmen.<br />

Wolfram Fuchs<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Berater<br />

Maria Unbehauen<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Innenarchitektin<br />

Planung<br />

Blick ins Isartal


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

58<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

A.10.02<br />

TREPPE<br />

15.9 m²<br />

Campus statt Bürohaus<br />

Damit der Neubau die vorwiegend dreigeschossigen<br />

Wohnhäuser in der Nachbarschaft<br />

nicht überragt und der Pullacher<br />

Gemeinderat dem Projekt zustimmt, haben<br />

die Münchner Architekten Mann +<br />

Partner das Gebäude so in das Gelände<br />

eingebettet, dass die unterste Büroebene<br />

ein Stockwerk unter der Umgebung und<br />

dem Eingang am Emil-Riedl-Weg liegt.<br />

Zentrales Architekturelement ist ein lichtdurchflutetes<br />

Atrium. Es verbindet den<br />

repräsentativen Empfang im Westen mit<br />

dem LHI-Restaurant im Osten. Zugleich ist<br />

es ein großzügiges Foyer für den Besucherempfang,<br />

die Konferenzräume und<br />

ein spektakulärer Ort für Veranstaltungen<br />

mit bis zu 300 Teilnehmern. Im Alltag verbindet<br />

dieser »Zwischenraum« alle Gebäudeteile,<br />

die sich auf vier Ebenen um das<br />

A.10.21<br />

BÜRO<br />

10.1 m²<br />

A.10.22<br />

BÜRO<br />

8.9 m²<br />

H.10.11<br />

ESPR.BAR<br />

17.2 m²<br />

H.10.01<br />

STEG<br />

83.5 m²<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

F F F F F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

H.10.02<br />

STEG<br />

10.5 m²<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

DACHFLÄCHE<br />

TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />

H.10.06<br />

TREPPE<br />

11.5 m²<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

DACHFLÄCHE<br />

Atrium gruppieren. Im Norden wird das<br />

Atrium durch einen 100 Meter langen Gebäuderiegel<br />

zur Straße und den anschließenden<br />

Gebäuden des Nachrichtendienstes<br />

abgegrenzt. Im Süden strecken sich<br />

Gartenhäuser fingerförmig in das Gelände.<br />

Durch die Krümmung der Fassaden, terrassenförmig<br />

zurückspringende Geschosse,<br />

begrünte Höfe und Böschungen bilden sie<br />

einen fließenden Übergang zu den benachbarten<br />

Häusern und dem Park der<br />

Burg Schwaneck.<br />

Brücken, Freitreppen und Glasaufzüge<br />

sind die verbindenden Elemente, die auf<br />

alltäglichen Wegen das Wir-Gefühl räumlich<br />

erlebbar machen. Espressobars sind<br />

direkt vor den Büroeinheiten angeordnet<br />

<strong>–</strong> mit Blick in das Atrium. Dabei ist das<br />

Atrium kein introvertierter Raum. Es bietet<br />

immer wieder Ausblicke in die Innenhöfe<br />

und die Landschaft, die das Haus umgibt.<br />

TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

21 STG<br />

17.4/29.0<br />

DACHFLÄCHE<br />

F F<br />

TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />

DACHFLÄCHE<br />

BEKIEST<br />

D.10.10<br />

LÜFTUNG BT D<br />

389.5 m²<br />

Außenansicht<br />

Gebäudestruktur


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

59<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Das architektonische ist zugleich das kommunikative<br />

Kernstück des neuen Standorts.<br />

Das Atrium verbindet wie ein Campus die<br />

umliegenden Bauteile. Es inszeniert zufällige<br />

Begegnungen und macht das gesamte<br />

Unternehmen übersichtlicher, als es an jedem<br />

einzelnen der vorherigen Standorte<br />

war. Kurze Wege beschleunigen die Prozesse<br />

und machen sie effizienter. Innerhalb<br />

des Campus und in der unmittelbaren Umgebung<br />

gibt es zudem Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

die innerstädtische Standorte<br />

kaum bieten können.<br />

Bürokonzept<br />

Die Büros sind durchgängig großzügig verglast,<br />

damit die grüne Umgebung des<br />

Standortes überall im Gebäude präsent ist.<br />

Raumhohe Glasfassaden verwischen die<br />

Grenzen zwischen außen und innen. Glasschwertanschlüsse<br />

der Trennwände an die<br />

Fassaden vergrößern das Panorama in den<br />

Büros um einen Erkereffekt. Die Heizkörper<br />

sind im Doppelboden untergebracht,<br />

so dass sie den Ausblick nicht stören. Glaswände<br />

mit raumhohen Türen versorgen<br />

die Gemeinschaftszonen zwischen den Büros<br />

mit Tageslicht und bieten überall Ausblick<br />

ins Grüne. Die Büros im Straßengebäude<br />

haben Glasschiebetüren zum Atrium,<br />

die wegen des kontrollierten Klimas<br />

im Atrium ganzjährig geöffnet werden<br />

können.<br />

Über 200 Arbeitsplätze sind in 1er und 2er<br />

Büros untergebracht. Für die meisten Büros<br />

gilt die Gleichung: zwei 1er Büros mit<br />

10 qm ergeben ein 2er Büro mit 20 qm <strong>–</strong><br />

und umgekehrt. Der Innenausbau ist bei<br />

Bedarf mit überschaubarem Aufwand<br />

nach dieser Gleichung anzupassen. Rund<br />

zwei Dutzend größere Büros mit 15 qm<br />

ergaben sich durch Unregelmäßigkeiten<br />

der Grundrisse und sind überwiegend mit<br />

Führungskräften belegt.<br />

Neue Perspektiven in der Zusammenarbeit<br />

bieten rund 60 zusätzliche Arbeitsplätze in<br />

Teamzonen. Sie werden an insgesamt acht<br />

Grundrissenden der einzelnen Bauteile<br />

eingerichtet. Die Lage an den stillen Enden<br />

der Gemeinschaftszonen, der Ausblick in<br />

drei Himmelsrichtungen, die spezielle Ausstattung<br />

für Teamarbeit mit Workbenches<br />

und Teamlounges machen diese Bürozonen<br />

besonders attraktiv.<br />

Die Möblierung der Arbeitsplätze und Gemeinschaftszonen<br />

ist Ergebnis eines Wettbewerbs,<br />

den der Hersteller Dobergo gewann.<br />

Ziel bei der Ausschreibung war es<br />

u.a. ein Möbelsystem mit einem durchgängigen<br />

modernen und eleganten Gesamterscheinungsbild<br />

zu finden, das der transparenten<br />

Architektur entspricht, modular<br />

aufgebaut und mit einfachen Handgriffen<br />

an zeitgemäße Arbeitsweisen anzupassen<br />

ist.<br />

Der Standardarbeitsplatz besteht aus einem<br />

Arbeits- und einem mobilen quadratischen<br />

Beistelltisch. Die Kabelkanäle der<br />

Arbeitstische bieten Stauraum für Ladegeräte<br />

und Restkabel und sind von oben<br />

leicht zugänglich, damit der Tisch freigehalten<br />

werden kann für das, woran gerade<br />

gearbeitet wird. Der mobile Beistelltisch<br />

lässt sich frei im Raum verschieben,<br />

ist bis auf Steharbeitshöhe einstellbar und<br />

lässt sich als zusätzliche Arbeitsfläche für<br />

Atrium mit Empfang,<br />

Restaurant


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

60<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Espressobar, Fassade,<br />

Teamkonferenz<br />

Modulares<br />

Stauraumsystem<br />

Besprechungen am Arbeitsplatz und als<br />

Stehpult nutzen. Rollcontainer werden<br />

durch ein Lederpolster zugleich zu einem<br />

bequemen Sitzhocker. Die Workbenches in<br />

den Teamzonen eignen sich durch ihre ruhige<br />

Lage an den Gebäudeenden und die<br />

durchgehende Beinfreiheit unter den Tischen<br />

auch für spontane Teamkonferenzen.<br />

Das Organisationspaneel, das als Abschirmung<br />

zwischen den Arbeitsplätzen<br />

angebracht ist, kann mit wenigen Handgriffen<br />

entfernt werden.<br />

Alle Trennwände verfügen über zwei waagrechte<br />

Organisationsschienen zum Aufhängen<br />

von Fachböden, Pinboards, Bildern<br />

und Garderobe. Akten sind in verschließbaren<br />

Schränken in einem modularen Boxensystem<br />

untergebracht. Treffpunkte für<br />

Stehkonferenz und DocuCenter sind aus<br />

den gleichen Modulen konstruiert. Die<br />

einzelnen Elemente können variabel ausgestattet<br />

werden [Ordner, Hängeregister,<br />

Zeitschriften, Schubladen] und je nach Bedarf<br />

auch später neu zusammengestellt<br />

werden <strong>–</strong> in den Büros und in den Gemeinschaftszonen.<br />

Klima<br />

Kühlung, Computer und Beleuchtung verbrauchen<br />

in Bürogebäuden den größten<br />

Anteil an Energie. Anders als in Wohnhäusern<br />

fällt das Heizen dagegen kaum ins<br />

Gewicht. In vielen Bürogebäuden vermisst<br />

man die Möglichkeit, an einem lauschigen<br />

Sommertag die Fenster aufzureißen oder<br />

bei einem winterlichen Schneegestöber die<br />

Heizung aufzudrehen.<br />

Die Mitarbeiter der LHI können Fenster<br />

nach Belieben öffnen und die Heizung regulieren.<br />

Die Leistung der Lüftungsanlage<br />

wird direkt und individuell beeinflusst, indem<br />

Fenster und Türen mehr oder weniger<br />

geöffnet und geschlossen werden. Aus<br />

den Fußbodenauslässen der Lüftungsanlage<br />

quillt genügend Frischluft, um die<br />

Raumluft zweimal stündlich zu erneuern.<br />

Solange die Fenster nicht allzu weit geöffnet<br />

werden, reicht der dabei entstehende<br />

geringe Überdruck, um Pollen oder andere<br />

Allergene von den Büros fernzuhalten. Die<br />

zugeführte Frischluft wird natürlich gefiltert<br />

und im Winter befeuchtet.<br />

Die Grundlast der Heizenergie wird als<br />

Erdwärme aus einer Tiefenbohrung gewonnen.<br />

Die mechanisch zugeführte<br />

Frischluft für die Büroräume wird über Erdwärmetauscher<br />

im Sommer gekühlt und<br />

im Winter gewärmt. Das Atrium beeinflusst<br />

die Energiebilanz als Klimapuffer<br />

ganzjährig positiv. Einstrahlungsgewinne<br />

verringern den Heizenergiebedarf auch bei<br />

bedecktem Himmel. Zudem verringert das<br />

Atrium die Hüllfläche, die der Witterung<br />

ausgesetzt ist. Die gesamte Abluft aus


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

61<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

dem Gebäude und dem Lichthof wird zur<br />

Wärmerückgewinnung genutzt.<br />

In Hitzeperioden lassen sich die Glasflächen<br />

des Atriums verschatten. In den Büroflächen<br />

minimieren bewegliche und feststehende<br />

Sonnenschutzvorrichtungen die<br />

Aufheizung der Räume. Der innen liegende<br />

Blendschutz ermöglicht es, die eingestrahlte<br />

Energie in kalten Jahreszeiten zu<br />

nutzen und Blendung gleichzeitig zu vermeiden.<br />

Für einen sparsamen Energiehaushalt<br />

sorgt außerdem die hochwertige<br />

Dämmung von Wänden, Fenstern, Decken<br />

und Dächern.<br />

Hocheffiziente langlebige Leuchtmittel<br />

maximieren die Energieausbeute, indem<br />

sie den Strom vorwiegend in Licht umwandeln<br />

und die Räume kaum aufheizen. Intelligente<br />

Regelungstechnik minimiert den<br />

Strombedarf durch eine tageslicht- und tageszeitabhängige<br />

Lichtabschaltung, die<br />

zonenweise durch Präsenzsensoren unterstützt<br />

wird. In allen Bereichen des Gebäudes<br />

wirken im Hintergrund energieeffiziente<br />

frequenzgesteuerte Motoren, die nicht<br />

mehr Strom aufnehmen, als es die gerade<br />

benötigte Leistung erfordert.<br />

Zur Gartenbewässerung wird Regenwasser<br />

in einer Zisterne gesammelt. Überschüssiges<br />

Regenwasser wird über Rigolen großflächig<br />

versickert.<br />

Kältemaschinen werden lediglich als Ergänzung<br />

der regenerativen Kühlung eingesetzt,<br />

in Bereichen mit hohen Wärmelasten,<br />

wie Server- und Konferenzräume,<br />

oder zur Kühlung der Betondecken in<br />

Hitzeperioden, wenn die regenerative<br />

Kühlung nicht ausreicht. Das Lüftungssystem<br />

kann in Hitzeperioden auch zur nächtlichen<br />

Entwärmung des Gebäudes eingesetzt<br />

werden. Dabei werden die Betondecken<br />

als Kältespeicher für den folgenden<br />

Tag abgekühlt. Im Winter können die<br />

Fenster geschlossen bleiben. Die erwärmte<br />

Frischluft, die den Büros zugeführt wird,<br />

strömt dann nicht wie im Sommer ins<br />

Freie, sondern über die Mittelzonen in den<br />

Lichthof, wo sie unter dem Glasdach abgesaugt<br />

wird. Die Wärme aus den Büros<br />

und der Sonneneinstrahlung im Atrium<br />

wird dabei entzogen und zur Heizung genutzt.<br />

Arbeitsbereiche,<br />

Innenzone


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

62<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Die so erzielten Energiegewinne reichen in<br />

der Regel zur Aufheizung der Frischluft<br />

aus, so dass sich dieser Kreislauf selbst<br />

trägt. In Kälteperioden wird die Erdwärme<br />

zusätzlich über Heizkörper mit Thermostatventil<br />

in den Büros und die thermoaktiven<br />

Betondecken in den Mittelzonen verteilt.<br />

Beide Systeme können in Hitzepe-<br />

rioden auch zur Kühlung beitragen. Die<br />

Büroräume am Atrium profitieren im Winter<br />

zusätzlich von der direkten Einstrahlungswärme<br />

und im Sommer von der<br />

großflächigen Beschattung und kühlenden<br />

Durchlüftung des Lichthofes. Die Frischluft,<br />

die im Atrium nachströmt, wird ebenfalls<br />

über Pollenfilter gereinigt und über<br />

Erdwärmetauscher temperiert.<br />

Kunst<br />

Kunst spielt bei der LHI schon lange eine<br />

identitätsstiftende Rolle und verbindet Mitarbeiter<br />

und Unternehmen über das Alltägliche<br />

hinaus. Sieben Künstler beteiligten<br />

sich an dem Wettbewerb »Kunst im Unternehmen«<br />

für den neuen Standort.<br />

Auf dem Vorplatz werden ab Mitte August<br />

Mitarbeiter und Besucher der Skulptur<br />

»Aufschwung« vom Künstlerteam Inges<br />

Idee begegnen. Ein typisch oberbayerischer<br />

Barockputto bewegt sich in einer dynamischen<br />

Aufwärtsschleife von den Füßen auf<br />

den Kopf. Die dadurch entstandene extreme<br />

Profilierung verleiht der Skulptur die<br />

Eleganz einer großzügigen Freitreppe.<br />

Der japanische Künstler Yoshiyuki Miura<br />

entwickelte für das Atrium ein Mobile<br />

»Schwingungen des Raumes«. Ungefähr<br />

siebentausend gleichlange dünne Stahlstangen<br />

bilden vor der Haupttreppe in den<br />

Luftraum des Atriums einen exakten Kubus,<br />

in dem ein gelber Ellipsoid scheinbar<br />

schwerelos schwebt. Man erkennt deutlich<br />

die präzise räumliche Form und doch entzieht<br />

sie sich der exakten Betrachtung. Bewegt<br />

man sich, so verändert sich das Bild<br />

ständig. Bestehen bleiben jedoch die räumlichen<br />

Formen, der Kubus, die Stäbe und<br />

das darin schwebende Volumen aus Gelb.<br />

Der Fotograf Hubertus Hamm gestaltete<br />

die drei Stirnwände der Fingerbauteile im<br />

Atrium mit Metallreliefs. Die »Transformationen«<br />

verwandeln die Flüssigkeiten Wasser,<br />

Milch und Öl fotografisch in feste<br />

Form. Die Bilder entstehen durch Übersetzung<br />

der Grauwerte der Fotos in unterschiedliche<br />

Behandlungen der Metalloberflächen.<br />

Aus der Ferne betrachtet erkennt<br />

man die zugrunde liegenden Fotos, aus der<br />

Nähe sieht man nur ein abstraktes Muster<br />

von seltsamer Präzision und Eleganz.<br />

Change Management<br />

Der Umzug wurde kommunikativ von drei<br />

Kampagnen begleitet. Monatlich wurden<br />

interessierte Mitarbeiter zum Pullach-<br />

Stammtisch eingeladen, um sie über den<br />

aktuellen Stand des Projekts zu informieren<br />

und über Teilaspekte des Projekts zu<br />

diskutieren, manchmal verbunden mit Besuchen<br />

auf der Baustelle. Zehn Newsletter<br />

informierten die Mitarbeiter über Wissenswertes<br />

im Lauf der Zeit von der Standortwahl<br />

bis hin zu Tipps für den Umzug und<br />

den ersten Arbeitstag. Im Monatsrhythmus<br />

wurden einzelne oder Gruppen von Mitar-<br />

Kunstwerke von<br />

Hubertus Hamm,<br />

Yoshiyuki Miura und<br />

dem Künstlerteam<br />

Inges Idee


Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />

LHI Pullach<br />

63<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Die Planer<br />

Das große Ganze Eine erste Adresse Die Verbinder<br />

beitern zu Foto-Shootings auf die Baustelle<br />

eingeladen. Die Poster waren anschließend<br />

für vier Wochen im Unternehmen zu<br />

sehen mit kurzen Texten, die zwischen<br />

Motiv und einzelnen Geschäftsprozessen<br />

eine Brücke schlagen.<br />

Die Maßnahmen haben einiges bewirkt.<br />

Kein Mitarbeiter ging durch den Umzug<br />

verloren. Kaum einer wünscht sich an den<br />

alten Standort zurück. Die Rührung der<br />

Mitarbeiterin, die sich alle Befürchtungen<br />

bis zum ersten Arbeitstag im Campus Pullach<br />

bewahrt hat, ist der beste Beweis.<br />

Projektbeteiligte<br />

Gebäudeplanung: Mann + Partner Architekten, München<br />

Innenarchitektur: Landau + Kindelbacher, München<br />

Projektsteuerung: LHI Leasing <strong>GmbH</strong>, München<br />

Orientierungssystem: Convoi Corporate Architecture GbR, München<br />

Büromöbel: Dobergo <strong>GmbH</strong>, Lossburg-Betzweiler<br />

Bürokonzept und Organisationsberatung: <strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong>, München<br />

Willkommen


Autoren 64<br />

<strong>congena</strong> Texte 2010<br />

Die Autoren in diesem Heft<br />

Christiane Behmer<br />

Congena <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Christoph Kitterle<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Mirjana Loitzl<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Eckhard Miketta<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Maren Puffert<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Alexander Zachmann<br />

SV SparkassenVersicherung Holding AG<br />

Wiesbaden<br />

Wolfram Fuchs<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Susanne Köster-Liebrich<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Frank Meitzner<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Richard Puell<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München<br />

Maria Unbehauen<br />

<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />

München

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