Anno 1970 – congena startet - congena GmbH
Anno 1970 – congena startet - congena GmbH
Anno 1970 – congena startet - congena GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Rückblick in<br />
die Zukunft des<br />
Büros<br />
Eckhard Miketta 3<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
Idee und Wirklichkeit eines Beratungsunternehmens<br />
Maren Puffert 11<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
20 Jahre Entwicklung Kombibüro<br />
Susanne Köster-Liebrich 21<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
Deutschlands erster Business Club für<br />
1.850 Mitarbeiter der dvg in Hannover<br />
Christoph Kitterle 27<br />
»Smart Working«<br />
10 Jahre danach <strong>–</strong> Ein Business Club für die<br />
CREDIT SUISSE in Zürich<br />
Richard Puell 31<br />
Das Layout-Raster<br />
Die Geburt wahrer Flexibilität<br />
Wolfram Fuchs 37<br />
Nutzwert-Ranking<br />
Benchmark der Flächenwirtschaftlichkeit<br />
zeitgenössischer Bürohäuser<br />
Frank Meitzner 43<br />
Mieterhandbuch<br />
Orientierungshilfe für Nutzer und Investoren<br />
Christiane Behmer, Alexander Zachmann 47<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
Schon wieder ein neues Instrument?<br />
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen 57<br />
LHI Pullach<br />
Standortwechsel vom Herzen der Stadt ins Grüne
Mirjana Loitzl 1<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Rückblick in die Zukunft des Büros<br />
<strong>congena</strong> wird 40! Zugegebenermaßen<br />
erfüllt uns das mit einem gewissen Stolz.<br />
Wir wollten aber bewusst darauf verzichten,<br />
uns aus diesem Anlass selbst zu<br />
beweihräuchern, zumal die meisten der<br />
heutigen Mitarbeiter nur wenig zu diesem<br />
langjährigen Bestehen beitragen konnten.<br />
Stattdessen wollten wir ein schönes<br />
Fest feiern <strong>–</strong> mit [ehemaligen] Kunden,<br />
langjährigen Wegbegleitern und unserem<br />
aktuellen Team. Es blieb jedoch nicht aus,<br />
dass wir im Zusammenhang mit dem<br />
40. Geburtstag auch über die Vergangenheit<br />
der <strong>congena</strong> nachgedacht haben,<br />
manche mit Nostalgie, andere mit Stolz<br />
und vor allem unsere jungen Kollegen mit<br />
einer gewissen Neugier auf den Werde-<br />
gang dieses Unternehmens. In diesem<br />
Nachdenken haben wir festgestellt, dass<br />
es ein durchaus spannender <strong>–</strong> manchmal<br />
auch unsteter <strong>–</strong> Lebenslauf ist, den es sich<br />
lohnt, mit anderen zu teilen.<br />
Unter anderem sind zahlreiche Innovationen,<br />
Instrumente und zukunftsweisende<br />
Projekte entstanden, die eine Erwähnung<br />
wert sind. Diese Innovationen und Instrumente<br />
setzen wir nach wie vor selbstverständlich<br />
ein, wobei sogar viele der jungen<br />
<strong>congena</strong> Mit arbeiter deren Entstehung gar<br />
nicht mehr kennen. Nachdem wir zu dem<br />
Ergebnis gekommen waren, dass diese für<br />
unsere Kunden und Geschäftspartner genauso<br />
interessant sein könnten, haben wir<br />
uns entschieden, die »Jubiläumsausgabe«<br />
der <strong>congena</strong> Texte eben diesen Innovationen<br />
und Instrumenten zu widmen.<br />
Wir wollen Sie an der Geburtsstunde der<br />
<strong>congena</strong> teilhaben lassen, in der sich zehn<br />
junge Berater in die Selbstständigkeit aufmachten.<br />
Ein prägender Lebensabschnitt<br />
in der Geschichte der <strong>congena</strong> war die<br />
Entdeckung des Kombibüros im hohen<br />
Norden von Schweden, das auch noch<br />
nach 20 Jahren seine Daseinsberechtigung<br />
hat. Wir haben dieses aber natürlich auch<br />
weiterentwickelt und stellen Ihnen am Beispiel<br />
der dvg die Entstehung des Business<br />
Clubs vor und dessen Reifeprozess bis zum<br />
aktuellen Projekt »Smart Working« für die<br />
Credit Suisse in Zürich.<br />
Neben konzeptionellen Ansätzen sind<br />
auch zahlreiche Instrumente entstanden,<br />
die sowohl unsere Arbeit als auch die<br />
unserer Kunden erleichtern. Darunter<br />
zu nennen sind das Layout-Raster, das<br />
Mieterhandbuch und das Umzugs- und<br />
Flächenmanagement mit Visio.<br />
Wir wollen aber natürlich nicht nur in der<br />
Vergangenheit schwelgen, sondern Ihnen<br />
auch noch eines unserer jüngsten Projekte<br />
vorstellen, den Neubau für die LHI in<br />
Pullach.<br />
Wir wünschen Ihnen einen spannenden<br />
Einblick in 40 Jahre <strong>congena</strong>!
Eckhard Miketta 3<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
Idee und Wirklichkeit eines Beratungsunternehmens<br />
Spurensuche<br />
40 Jahre <strong>congena</strong>! Andere Beratungsfirmen<br />
mögen in dieser Zeit stärker gewachsen<br />
sein, aber die Mehrzahl unserer<br />
Mitbewerber hat sich schon im ersten<br />
Jahrzehnt ihres Bestehens wieder aus dem<br />
Markt verabschiedet. Wir haben es also<br />
geschafft! Nicht immer waren die Zeiten<br />
üppig, dafür aber stets anspruchsvoll und<br />
auch bei selbstkritischer Betrachtung im<br />
Großen und Ganzen recht erfolgreich.<br />
Was also hält eine Firma so lange zusammen<br />
und am Leben? Ein Keim liegt sicher<br />
in der Gründungsidee. Gehen wir also auf<br />
die Suche nach Spuren, soweit sie noch<br />
sichtbar sind.<br />
Mission impossible <strong>–</strong> oder?<br />
Die Zahl der gut meinenden Warner<br />
war groß, die Warnungen durchaus bedenkenswert.<br />
Ob es nicht jugendlicher<br />
Leichtsinn sei, so früh die Selbstständigkeit<br />
zu wagen, ob das Geschäftsmodell denn<br />
hinreichend ausgereift, so überhaupt<br />
erfolgreich sein könne und schließlich,<br />
besonders schwerwiegend, die Bedenken<br />
zur geplanten partnerschaftlich-demokratischen<br />
Struktur. »Das kann auf Dauer<br />
nicht funktionieren«, gaben sich viele<br />
Geschäftsfreunde überzeugt. Schlagender<br />
Gegenbeweis ist die Tatsache 40-jährigen<br />
Bestehens und Funktionierens, das <strong>–</strong> es sei<br />
freimütig zugegeben <strong>–</strong> nicht durchgehend<br />
reibungsfrei und hin und wieder recht<br />
anstrengend war. Existentiell war der<br />
gemeinsame Glaube an die eigene Stärke:<br />
wir werden es gemeinsam schaffen,<br />
wachsen in jeder Beziehung, uns schneller<br />
weiterentwickeln als die anderen.<br />
Gründerzeit<br />
Ohne Übertreibung, unsere Gründerzeit<br />
war fast so bewegend wie die Obama<br />
Vorwahlzeit: Optimistisch, engagiert, unkonventionell,<br />
sehr diskussionsfreudig und<br />
konstruktiv streitbar.<br />
Uns einte die Auffassung: wir wollen es<br />
anders machen und wir wollen es besser<br />
machen. Deshalb verlassen wir unsere<br />
Stammfirma und starten völlig neu. Dazu<br />
brauchte es Mut, zündende Ideen und die<br />
Bereitschaft, sich in zahlreichen Gebieten<br />
auf Neuland vorzuwagen. Vieles davon<br />
war bei den zehn Gründern vorhanden.<br />
»<strong>congena</strong> hält, was andere versprechen«,<br />
so hieß die Leitidee und der nicht eben<br />
bescheidene Anspruch. Konkret und in<br />
wohltönender Beratersprache formuliert<br />
bedeutete es:<br />
• <strong>congena</strong> als Marke für unbestritten<br />
erstklassige Beratungsqualität im<br />
Markt zu etablieren,<br />
• die Entwicklung der Leistungsgebiete<br />
mit viel Kreativität voranzutreiben,<br />
• jedem Mitarbeiter individuelle Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bei gleichzeitig<br />
hohem Freiheitsgrad einzuräumen und<br />
damit<br />
• ein wirkungsvoller Magnet für potentielle<br />
Kunden und Bewerber zu werden.<br />
Die Bildung der Gründergruppe kam für<br />
die Beteiligten eher überraschend. Sie war<br />
das Ergebnis eines Soziogramms, einem<br />
zu jener Zeit beliebten und eher spielerisch<br />
eingesetzten Psychologenwerkzeug:<br />
Gefragt wurde, welche Mitarbeiter sich<br />
untereinander besonders wertschätzen<br />
oder eher weniger. Dieses Wertschätzungsdiagramm<br />
ergab klare Konturen für<br />
eine Subgruppe und war der entscheidende<br />
Beschleuniger zum Start in den<br />
Ausstieg. Obwohl eine starke persönliche<br />
und inhaltliche Affinität zur Herkunftsfirma<br />
bestand, fiel der Weggang aus einer<br />
sich fortschrittlich gebenden aber eher<br />
ideologielastigen, häufig utopienahen und<br />
schon etwas machtverkrusteten Organisationsstruktur<br />
nicht allzu schwer.<br />
Im Mittelpunkt der Diskussion vor der<br />
Firmengründung stand das gemeinsame<br />
Grundgesetz, die Firmensatzung. In seiner<br />
juristischen Perfektion ein achtenswertes<br />
und bis heute nur wenig verändertes<br />
Dokument. Ein gemeinsames Selbstver-<br />
ständnis und eine Firmenphilosophie<br />
wurden zwar als relevant erachtet und als<br />
Beratungsleistung auch verkauft, waren<br />
aber zunächst noch kein zentrales Thema <strong>–</strong><br />
ein Manko, das erst mit vielen Anläufen in<br />
den Folgejahren nachzuarbeiten war.<br />
Eckhard Miketta<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Gründungsmitglied<br />
Berater
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
4<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Leben und arbeiten<br />
in der <strong>congena</strong><br />
Das Startkapital war im Wesentlichen das<br />
Know-how der Berater aus diversen Organisationsprojekten,<br />
insbesondere Bau-<br />
und Prozessplanungen, präsentiert anhand<br />
einer umfangreichen Referenzliste mit<br />
ersten Adressen aus der Bundesrepublik<br />
Deutschland, dem europäischen Ausland<br />
und den USA!<br />
In der Selbsteinschätzung sahen sich<br />
die meisten Gründer als sehr markante,<br />
kraftvolle, überzeugte Individualisten mit<br />
beraterischem Sendungsbewusstsein und<br />
hohem inhaltlichen Anspruch. Sie schufen<br />
die Grundlage für einen dynamischen<br />
Start und eine beachtliche Innovationsrate<br />
einerseits, agierten anderseits auch häufig<br />
eher genial, d.h. kreativ-individualistisch,<br />
als »congenial« = »ebenbürtig klug« und<br />
teamorientiert. Unterschiedliche Standorte<br />
wirkten hinderlich für das Zusammenwachsen.<br />
Zur eher geringen face to face-<br />
Kommunikation kam erschwerend, dass<br />
die Mehrzahl der Gründer intensive, starke<br />
Sender und gleichzeitig hochempfindliche<br />
Empfänger waren. In heutiger Terminologie<br />
wäre von einer hohen E-Mail-Sendefrequenz<br />
mit größtmöglichem Verteilerkreis<br />
die Rede.<br />
Natürlich wurden nicht nur die formelle<br />
Satzung, sondern auch die dahinter<br />
liegenden Wertvorstellungen intensiv<br />
erörtert. Ergebnis war das gemeinsame<br />
Bekenntnis zur Abkehr von »überlieferten«<br />
und zweifelsfrei diagnostizierten<br />
Schwachstellen.<br />
Wichtig war es uns, keine Machtstrukturen<br />
zu betonieren, z.B. durch Privilegien<br />
für die Gründer, sondern Marschallstäbe<br />
für alle, die es verdienen. Das hieß konkret<br />
• Geschäftsführer werden auf begrenzte<br />
Zeit gewählt und<br />
• neuer Partner zu gleichem Anteil wird,<br />
wer die definierten Leistungs- und Sozialkriterien<br />
erfüllt und das Mehrheitsvotum<br />
der Altpartner erhält.<br />
Einen hohen Stellenwert hatte auch die<br />
Neupositionierung auf dem Markt. Im<br />
Kern war es die Abkehr vom präpotenten<br />
Allmachts- [wir können fast alles] und<br />
Besserwisseranspruch. An seine Stelle<br />
sollte die Reduzierung auf unsere Kernkompetenzen<br />
und wenige ausgewählte<br />
Leistungsgebiete treten. Die Forderung<br />
»vertiefen statt verbreitern«, später eleganter<br />
formuliert als »Intensivierung statt<br />
Extensivierung«, war nicht ohne Weiteres<br />
realisierbar und hat noch viele Jahre die<br />
strategische Diskussion bestimmt. Hier<br />
entstand eine starke Ambivalenz zum<br />
zeitweise verfolgten Konzept des »Hausberaters«<br />
für alle Beratungsthemen in<br />
mittleren Unternehmen. Viele mittelständische<br />
und wenig beratererfahrene Unternehmer<br />
zogen es vor, alles aus einer Hand<br />
zu erhalten, wenn sie einmal Vertrauen<br />
zum Berater gefasst hatten. Auch die<br />
Gründung von Tochtergesellschaften stand<br />
zunächst für den Anspruch, Grundlagen<br />
für einen breit gefächerten Beratungsverbund<br />
zu legen. Erst die diversen Markteinbrüche<br />
haben in der Folgezeit dem<br />
Konzept »schlank, fit und kompetent«<br />
zum nachhaltigen Durchbruch verholfen.<br />
Dazu gehörte auch die »Entideologisierung«<br />
des Beratungsanspruchs und die
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
5<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Ausrichtung an den Interessen des Unternehmens<br />
und damit nicht nur an denen<br />
des Unternehmers bzw. Managers. Weder<br />
das Auftreten als Heilsbringer noch die kritiklose<br />
Übernahme der Wertvorstellungen<br />
des Klienten waren Bestandteil unseres<br />
Rollenverständnisses. Angestrebt wurde<br />
in diesem Zusammenhang die Rolle des<br />
Begleiters, Förderers, Moderators von Wertediskussionen<br />
zur Unternehmensethik.<br />
Schwieriger als gedacht erwies sich<br />
die Abkehr vom Soziologendeutsch als<br />
Planungssprache. Mit ihr ließ sich relativ<br />
leicht, wenn auch nicht nachhaltig, Fachautorität<br />
herstellen. Das Unternehmen<br />
nunmehr als »soziotechnisches System zu<br />
betrachten, dessen Komplexität zu reduzieren<br />
ist, indem prägnante Hypothesen<br />
aufzustellen und gegebenenfalls zu falsifizieren<br />
sind«, war natürlich völlig richtig,<br />
aber eben nicht für jeden verständlich. Die<br />
Kritik wohlwollender Kunden hat uns hier<br />
schnell zu einer verstehbaren Sprache geführt.<br />
Kleinere Rückfälle ins Dogmatisch-<br />
Missionarische blieben bei selbstkritischer<br />
Betrachtung nicht aus. Gelegentlich gab es<br />
noch Anleihen beim 68er-Gedankengut.<br />
Der Vortrag »Hierarchie als Relikt autoritärer<br />
Herrschaftselemente« vor einem<br />
Kreis zukünftiger Vorstandsmitglieder stieß<br />
auf nur geringe, also eigentlich gar keine<br />
Zustimmung bei den Angesprochenen<br />
und begrenzte das Akquisitionspotential<br />
spürbar.<br />
Vertrauen<br />
Vertrauen und Verlässlichkeit, das war<br />
allen Beteiligten von Anfang an klar, ist<br />
unser wichtigstes Grundkapital. Und zwar<br />
in zweierlei Beziehung: als selbstverständlicher<br />
Anspruch im Verhältnis zu unseren<br />
Kunden und, ebenfalls von hohem Stellen-<br />
wert, als Grundlage und ständige Heraus-<br />
forderung für das Verhältnis untereinander.<br />
Hier waren viele Frontlinien aufzuweichen,<br />
potentielle Konfliktfelder wahrzunehmen<br />
und unter möglichst geringen Reibungsverlusten<br />
zu entschärfen. Als besonders<br />
brisant erwiesen sich drei Konfliktfelder:<br />
• Gründer, die eine Rendite für ihr hohes<br />
persönliches Risiko erwarteten<br />
versus Nachwuchsberater, die sich ins<br />
gemachte Nest setzen wollten und die<br />
energisch die partnerschaftlichen Versprechungen<br />
einforderten.<br />
• Männliche Berater [und nur die gab es<br />
zur Gründerzeit!] mit hohem Anspruch<br />
ans Back office versus Sekretariatsmitarbeiterinnen<br />
[!], die selbst gestalten,<br />
mitreden und sich behaupten wollten.<br />
• Berater, deren Expansionsdrang weit<br />
über den deutschsprachigen Markt<br />
hinaus ging versus »Realos«, die sich<br />
zunächst im heimischen Markt etablieren<br />
wollten.<br />
Wie fast alles zur Gründerzeit wurden<br />
auch diese Konfliktlinien mit viel Verve<br />
angegangen: So zogen 15 <strong>congena</strong> Mitarbeiter<br />
für fünf Tage zur Klausur in einen<br />
klostergleichen Ort. Zur Leitung engagiert<br />
war ein gruppendynamischer Trainer.<br />
Der hatte ein passendes Referenzprojekt<br />
vorzuweisen: die drastische Senkung<br />
der Mordquote unter Fischern in einem<br />
skandinavischen Dorf. Das Ergebnis war
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
6<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
von hohem analytischem Wert und hat<br />
viel verborgene Spannungen ans Licht gebracht.<br />
Auch ein Soziogramm musste wieder<br />
zur Beziehungsklärung herhalten. Die<br />
Fluktuationsquote erhöhte sich zwar als<br />
Folge dieser Übung. Der Trainer bewertete<br />
das als reinigendes Gewitter, das ohnehin<br />
fällig gewesen wäre.<br />
In den Folgejahren war der Vertrauensaufbau<br />
in der Beziehung zu unseren Kunden<br />
eine uneingeschränkte Erfolgsstory. Intern<br />
wurde die für die Vertrauenssicherung<br />
notwendige Akzeptanz der Unterschiedlichkeit<br />
nur begrenzt erreicht. Nach und<br />
nach setzte sich die Erkenntnis durch,<br />
dass die unterschiedlichen Stärken sich<br />
durchaus sinnvoll ergänzen können.<br />
So führte der Mix aus »intellektuellen<br />
Visionären« und »handlungsorientierten<br />
Pragmatikern« zu äußerst ansprechenden<br />
Präsentationen vor erlauchten [heute Dax-]<br />
Gremien. Intern ließ die mögliche Synergie<br />
zu wünschen übrig. Zur konstruktiven<br />
Zusammenführung der mit einem starken<br />
Ego ausgestatteten Gründer fehlte der<br />
allseits akzeptierte Moderator.<br />
Auch wenn insgesamt viel Zeit und Energie<br />
in die Offenlegung und Klärung der internen<br />
Beziehungen geflossen ist, hat sich<br />
der Aufwand für eine »<strong>congena</strong> Vertrauensorganisation«<br />
gelohnt. Die Grundwerte<br />
Vertrauen, offene Kommunikation, Verzicht<br />
auf egoistisches Anspruchsdenken,<br />
hoher individueller Freiheitsspielraum und<br />
transparente Kontrolle haben sich letztlich<br />
durchgesetzt und somit die Grundlage für<br />
den langfristigen Fortbestand und die Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens gelegt.<br />
Der schmerzliche Preis bestand im Ausscheiden<br />
derjenigen Gründungspartner,<br />
die diese Grundwerte nicht voll mittragen<br />
konnten und wollten.<br />
Partner werden ist schon schwer...<br />
Auch wenn wir versucht haben, jedem<br />
Newcomer die Anforderungen des Beraterjobs<br />
im Allgemeinen und der <strong>congena</strong><br />
Herausforderungen im Besonderen deutlich<br />
zu machen, ist vielen Mitarbeitern erst<br />
im praktischen Alltag deutlich geworden,<br />
wie komplex und anstrengend die gefor-<br />
derten Leistungen tatsächlich sind. In den<br />
ersten Jahren haben im Durchschnitt von<br />
vier »Neuen« zwei die Probezeit überstanden<br />
und einer ist Partner geworden. Ein<br />
Ergebnis, das auf den ersten Blick zwar<br />
hart aussieht, aber sowohl ein Spiegelbild<br />
der rigorosen Kundenanforderungen<br />
darstellte, als auch der Unterschätzung der<br />
beruflichen Herausforderungen geschul -<br />
det war.<br />
Spannend erwies sich der durchgehend zu<br />
beobachtende drastische Mentalitätswechsel<br />
nach der Partnerwerdung. Aus dem für<br />
seine Rechte eintretenden Angestellten<br />
wurde über Nacht der mitentscheidende<br />
Unternehmer. Gehälter wurden vom Einkommens-<br />
zum Kostenfaktor.<br />
Die zur Gründung getroffene Entscheidung,<br />
Partner zu gleichen Anteilen zu<br />
schaffen, erwies sich für die Entscheidungsfindung<br />
hin und wieder als recht<br />
hinderlich. Die Tücken einer auf Konsens<br />
abzielenden Diskussionskultur traten<br />
besonders beim Umgang mit Unterschieden<br />
hervor. Wie gehen wir um mit<br />
unterschiedlicher Leistung, Qualifikation,<br />
Bezahlung?<br />
Von einem externen Berater wurden<br />
wir auf den grundlegenden Zwiespalt<br />
hingewiesen: »Die Etablierten erwarten<br />
Leistung, Sicherheit, Anpassung, die<br />
Nichtkonformen erwarten Gleichheit,<br />
Durchschaubarkeit, Gerechtigkeit.« Die<br />
unterschiedlichen Auffassungen zu Gleichheit<br />
und Gerechtigkeit und die daraus<br />
abzuleitenden Konsequenzen begleiteten<br />
uns mit unterschiedlicher Intensität viele<br />
Jahre.<br />
Die Annahme langfristig gleicher bzw.<br />
sich ausgleichender Leistung, gleichen<br />
Engagements erwies sich schließlich<br />
nach überwiegender Meinung als Irrtum.<br />
Die Korrektur in Form eines leistungsorientierten<br />
Bezahlungssystems ohne<br />
Aufgabe des partnerschaftlichen Prinzips<br />
erreicht zu haben, war sicher eine interne<br />
»Hochleistung«.<br />
Auch der Versuchung, allzu langwierige<br />
Konsensfindungsprozesse durch Berufung
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
7<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
von klaren Entscheidungsautoritäten abzukürzen,<br />
wurde erfolgreich widerstanden.<br />
Das antiautoritäre Gedankengut einiger<br />
Gründer blieb noch lange Zeit erhalten.<br />
Der Markt entscheidet:<br />
Die Leistungspalette<br />
Als Newcomer auf dem Beratungsmarkt<br />
steckten wir viel Mühe in die Kreation<br />
eines herausragenden Leistungs- und<br />
Alleinstellungsmerkmals, nach damaliger<br />
Lesart »USP = unique selling proposition«<br />
genannt. Wie sollten wir uns unterscheiden<br />
von den eher traditionell aufgestellten<br />
deutschen und den zu dieser Zeit schon<br />
sehr professionell auftretenden amerikanischen<br />
Mitbewerbern?<br />
Attraktiv für unsere Auftraggeber war<br />
die inhaltlich offene, methodisch sehr<br />
strukturierte Vorgehensweise, die nicht<br />
Ergebnisse vorwegnahm oder gar Gefälligkeitsergebnisse<br />
erzeugte, sondern mit<br />
einer Vielfalt von Planungsinstrumenten<br />
zu teilweise spekulativ neuen Konzepten<br />
führte. Auch die volle Einbeziehung der<br />
Führungskräfte und Mitarbeiter des Unternehmens<br />
in Arbeits-, Diskussions-, Informations-<br />
und Entscheidungsprozesse war<br />
Anfang der 70er Jahre noch keineswegs<br />
die Norm, sondern eher ungewohnt.<br />
Mit dieser Beratungsphilosophie konnten<br />
die vorliegenden Erfahrungen aus Beratungsprojekten,<br />
z.B. den für deutsche<br />
und US-amerikanische Firmen geplanten<br />
Bürolandschaften und den zahlreichen<br />
Prozessoptimierungen [vulgo: Auftragsabwicklung]<br />
genutzt werden, um teilweise<br />
spektakulär neue Ansätze zu entwickeln.<br />
Hierbei haben sich drei Verfahren zur<br />
Entwicklung eines Beratungsprodukts<br />
bewährt.<br />
Genesis 1<br />
Das Unternehmen fasst Vertrauen zur<br />
<strong>congena</strong> aufgrund erfolgreicher Projekte<br />
im bewährten Leistungsspektrum und<br />
bietet in einem mit viel Freiraum ausgestatteten<br />
Projekt, z.B. »die Organisation ist<br />
auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten«,<br />
die Chance, grundlegendes<br />
Neuland zu betreten.<br />
Auf dieser Basis sind z.B. hochinnovative<br />
Projekte zur Managementeffizienz [»was<br />
tun eigentlich unsere Führungskräfte und<br />
was sollten sie tun?«] zur Standardisierung<br />
von F&E-Prozessen [Organisation hoch-<br />
Darstellung des<br />
Leistungsgebiets<br />
Bauplanung<br />
im Jahr 1972
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
8<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
komplexer Prozesse] und zur Strukturierung<br />
von Werbeagenturen [Organisation<br />
von kreativen Prozessen] entstanden.<br />
Genesis 2<br />
Auf vielen Beratungsgebieten entsteht ein<br />
massiver Innovationsdruck, weil sich das<br />
Wissen auf Kundenseite weiterentwickelt.<br />
Das verlangt vom Berater neuartige Problemlösungen,<br />
die im Hause des Kunden<br />
nicht oder noch nicht erbracht werden<br />
können. So führte die Forderung von Kunden,<br />
die eigenen Beratungsergebnisse im<br />
Unternehmen umzusetzen, zur Entwicklung<br />
des <strong>congena</strong> Leistungsgebiets Training.<br />
Mittlerweile haben viele Firmen ihre<br />
eigenen Trainingsabteilungen aufgebaut<br />
und kaufen jetzt nur noch die Ausbildung<br />
der Trainer extern ein. Auch die Einzelberatung<br />
von Führungskräften hat sich unter<br />
dem Eindruck einer anspruchsvolleren<br />
Nachfrage auf immer höheres Niveau<br />
begeben. Zu Beginn als Hilfe zum persönlichen<br />
Life Styling deklariert, entstand in<br />
einem weiteren Schritt das populäre Coaching<br />
mit einer fast unermesslichen Zahl<br />
von Mitbewerbern, um in der nächsten<br />
Entwicklungstufe zum »Train the Coach«,<br />
also der Befähigung der Führungskräfte<br />
zum Coachen ihrer Mitarbeiter, zu mutieren.<br />
Neue Leistungsgebiete sind aber nicht<br />
nur im Rahmen von Kundenprojekten<br />
und konkreten Kundenanforderungen<br />
entstanden.<br />
Genesis 3<br />
Im <strong>congena</strong> Labor wurden durch eine<br />
Synthese aus Projekterfahrungen, Beratung<br />
durch externe Wissenschaftler und<br />
intensives Studium einschlägiger Literatur<br />
neue Angebote entwickelt und auf<br />
Managementsymposien und -seminaren<br />
vorgestellt. Erfolgreichstes Beispiel ist<br />
die Strategieplanung, die insbesondere<br />
im Bankenbereich über Jahrzehnte zum<br />
Kernangebot gehörte. Natürlich gab es<br />
auch Krisenzeiten, in denen der Mut zu<br />
Innovationen nachließ und in denen überwiegend<br />
Einsparungsideen nachgefragt<br />
wurden. Hier hat sich die <strong>congena</strong> Philosophie<br />
als stabil erwiesen. Der Versuchung,<br />
ein Leistungsgebiet »Kostensenkungs- und<br />
Rationalisierungsberatung« aufzubauen,<br />
wie viele andere es taten, wurde nicht nachgegeben.<br />
Der Grundidee, Arbeitsplätze<br />
zu erhalten, zu schaffen und kreativ zu<br />
gestalten ist <strong>congena</strong> treu geblieben.<br />
Entwicklungspfade<br />
Ein herausragendes Merkmal der <strong>congena</strong><br />
war und ist die Bereitschaft, sich mit dem<br />
Erreichten nicht zufrieden zu geben, es<br />
permanent und oft auch grundsätzlich<br />
in Frage zu stellen und ständig weiter zu<br />
entwickeln. Drei Beispiele können dafür als<br />
Beleg dienen: <strong>congena</strong> Texte, die <strong>congena</strong><br />
Broschüren und das Partnerschaftsmodell.<br />
Anliegen der <strong>congena</strong> Texte war es,<br />
Kunden, Wissenschaftler und <strong>congena</strong><br />
Mitarbeiter über Projekterfahrungen<br />
berichten zu lassen und kritisch zu analysieren.<br />
So wurde schon im ersten Heft<br />
das »Harzburger Modell« unter die Lupe<br />
genommen. Mit dem Artikel »Innovative<br />
Planung« und »Spekulative Planung«<br />
wurde der Versuch unternommen, sich in<br />
beraterisches Neuland vorzutasten. Diesem<br />
Vorsatz ist die Redaktion, deren Mitglieder<br />
stets ehrenamtlich tätig waren, treu geblieben.<br />
Auch wenn viel Wochenendarbeit<br />
damit verbunden war, hat die Redaktionsarbeit,<br />
das heißt die Themenauswahl,<br />
Autorensuche, Autorenmotivation, die<br />
Artikelkorrektur und das Produktions- und<br />
Vertriebsmanagement viel Spaß gemacht.<br />
Besonders die Autorenverhandlungen mit<br />
namhaften Professoren und Spitzenmanagern<br />
auf Augenhöhe lieferten uns als<br />
Jungberatern einen gewissen Kick. Der<br />
Abo- und Leserkreis blieb stets überschaubar,<br />
weshalb in wirtschaftlich schwierigeren<br />
Zeiten regelmäßig die Existenz der<br />
<strong>congena</strong> Texte umstritten war. Die positive<br />
Resonanz der Leser aus dem aktuellen und<br />
potentiellen Kundenkreis half aber stets<br />
den Überlebensbefürwortern zum Sieg.<br />
Die inhaltliche Breite und die gelegentliche<br />
Weitschweifigkeit der ersten Jahre<br />
ist schrittweise einer immer stärkeren<br />
Fokussierung gewichen. Die Hefte wurden<br />
thematischen Schwerpunkten gewidmet<br />
und sie wurden zielorientierter und konzentrierter,<br />
um ausgewählten Zielgruppen<br />
kompakte und kompetente Informationen
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
9<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
zu liefern. Nicht Auflage, Werbung oder<br />
Verkauf standen im Mittelpunkt, sondern<br />
brauchbares Wissen in lesbarer Form<br />
bereitzustellen. Auch diese Philosophie<br />
wurde von jeder neuen Redaktion auf den<br />
Prüfstand gestellt und hat sich letztlich<br />
stets behaupten können. Den sich ändernden<br />
ästhetischen Ansprüchen wurde durch<br />
professionelle Änderungen von Grafik und<br />
Layout Rechnung getragen. Die <strong>congena</strong><br />
Texte sind im Laufe der Jahre inhaltsschwerer<br />
und schöner geworden.<br />
In anderer Form und mit wesentlich mehr<br />
grundsätzlicher Veränderung stellen die<br />
<strong>congena</strong> Broschüren den Wandel des<br />
Leistungsspektrums und des Beratungsangebotes<br />
dar.<br />
Sie markieren den Entwicklungspfad der<br />
sich ändernden Leistungen, Beratungsstile<br />
und nicht zuletzt der Kundenwünsche.<br />
Die Startbroschüre stand, das Deckblattfoto<br />
beweist es, im Zeichen der Gründer<br />
und der congenialen Planungsmethodik<br />
als Kernangebot. Die fachliche Expertise<br />
war noch im Anfangsstadium. Der eher<br />
generalistische Berater mit methodischem<br />
Know-how, die Beherrschung von Kommunikationstechniken<br />
und vor allem die<br />
partnerschaftliche Einbeziehung der Kunden<br />
in den Planungsprozess standen im<br />
Mittelpunkt. Die Produktion war archaisch<br />
mit den Hauptwerkzeugen Schreibmaschine,<br />
Schere und Klebestift.<br />
Mit zunehmender Projekterfahrung und<br />
interner Weiterentwicklung war im nächsten<br />
Anlauf die detaillierte Darstellung<br />
des gesamten höchst anspruchsvollen<br />
Leistungsspektrums die zentrale Aussage.<br />
Kompetenz sollte nicht mehr über Personen,<br />
sondern schwerpunktmäßig über<br />
fundierte inhaltliche Darstellung vermittelt<br />
werden.<br />
Die Konzentration auf wenige ausgewählte<br />
Leistungsgebiete führte dann zur<br />
markanten Erhöhung der Lesbarkeit durch<br />
kompakte, nur mehr inhaltliche Texte.<br />
Um die Nutzerfreundlichkeit weiter zu<br />
erhöhen, wurde schließlich die Selbstdarstellung<br />
mit Hilfe einer geschlossenen<br />
Broschüre aufgegeben und durch eine<br />
auf die spezifischen Kundeninteressen<br />
abgestimmte Sammlung von Foldern und<br />
Lesezeichen reduziert. In Zeiten und im<br />
Zeichen des Internets wurde schließlich<br />
wieder jedwede Information zur Verfügung<br />
gestellt über Leistungspalette, Firma,<br />
Personen und Expertise mit beliebiger Auf-<br />
und Abrufmöglichkeit. Die Webdesigner<br />
sind an die Stelle der »Schnipsel-Redakteure«<br />
der ersten Stunde getreten.<br />
Wider Erwarten vieler <strong>congena</strong> Freunde<br />
und <strong>congena</strong> Mitbewerber hat das Partnerschaftsmodell<br />
seine Bewährungsprobe<br />
im Großen und Ganzen bestanden. Die<br />
Kernelemente sind weitgehend erhalten<br />
geblieben und haben insbesondere im Beratungssektor<br />
viele Nachahmer gefunden,<br />
auch wenn sie meist mit ungleichen Anteilen<br />
und Senioritätsprivilegien konstituiert<br />
sind. Auch die Institution der gewählten<br />
Deckblatt <strong>congena</strong><br />
Startbroschüre
Eckhard Miketta<br />
<strong>Anno</strong> <strong>1970</strong> <strong>–</strong> <strong>congena</strong> <strong>startet</strong><br />
10<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Geschäftsführung, die in der Branche seltener<br />
anzutreffen ist, hat sich bewährt.<br />
Natürlich war das Partnermodell keineswegs<br />
konfliktfrei. Das freiwillige Ausscheiden<br />
war juristisch und finanziell klar<br />
geregelt und verlief deshalb im Normalfall<br />
reibungslos. Schwieriger war der Umgang<br />
mit Partnern, die in ihrer Entwicklung<br />
stagnierten und so von Outperformern<br />
zu Underperformern geworden waren.<br />
Als einziges Mittel hat sich hier der Grupendruck<br />
erwiesen, ein wirksames aber<br />
auch ein zeitaufwendiges und nerviges<br />
Instrument.<br />
Mit der Wahl der Geschäftsführung im<br />
zweijährigen Turnus sollte ursprünglich<br />
einer Verkrustung von Machtstrukturen<br />
vorgebeugt werden. In der Praxis hat<br />
sich dann gezeigt, dass Kontinuität und<br />
Stabilität von nicht zu unterschätzender<br />
Bedeutung sind. Die Folge war eine relativ<br />
geringe Fluktuation in der Positionsbesetzung.<br />
Die Frage, ob die <strong>congena</strong> nicht<br />
trotz allem Anschein ein hierarchisch geführtes<br />
Unternehmen ist, muss wohl jede<br />
Generation neu und für sich beantworten.<br />
Erfahrungsgemäß wird sie von Partnern<br />
einerseits und [Noch-]Nichtpartnern anderseits<br />
stets unterschiedlich bewertet.<br />
Worauf es ankommen wird<br />
Zwei Pfeiler des Gründungsgedanken sind<br />
stabil geblieben und bedürfen liebevoller<br />
Pflege und vorbeugender Instandhaltung:<br />
die Sicherung permanenter Innovation des<br />
Leistungsangebots und die wahrscheinlich<br />
in Zukunft noch höher zu priorisierende<br />
Förderung des Wertebewusstseins aller<br />
»congenialen«.<br />
Ohne Zweifel sind Umsatzdruck und das<br />
Streben nach kurzfristigen Erfolgen wirksame<br />
Innovationsbarrieren. Innovation hat<br />
als Grundvoraussetzung die Schaffung<br />
eines Innovationsklimas, das neuartige<br />
Ansätze und Experimente zulässt und fördert.<br />
Und es gehört der Mut dazu, querdenkende<br />
Köpfe aufzunehmen und ihnen<br />
Freiraum zuzugestehen. Die Erhaltung<br />
und ständige Erneuerung der innovativen<br />
Energie wird sicher einer der entscheidenden<br />
Erfolgsfaktoren für die Zukunft der<br />
<strong>congena</strong> sein. Untrennbar verbunden mit<br />
der Innovationssicherung ist die Pflege<br />
des Wertegefüges. Dass Wirtschaft Werte<br />
braucht, um langfristig zu überleben, ist<br />
mittlerweile Allgemeingut. Der Entwicklung<br />
von gemeinsamen Wertvorstellungen<br />
wurde in der <strong>congena</strong> seit Mitte der 70er<br />
Jahre aktiv betrieben und im immer wieder<br />
aktualisierten Leitbild dokumentiert. Die<br />
Erfahrungen aus elegant formulierten Leitbildhochglanzbroschüren<br />
zahlreicher Unternehmen<br />
machen aber wegen ihrer geringen<br />
Nachhaltigkeit eher nachdenklich.<br />
Häufig werden sie nur noch für Bewerber<br />
und Besucher aus dem Archiv geholt.<br />
Für die <strong>congena</strong> der Zukunft sind die<br />
Schlussfolgerungen klar. Die Fragen der<br />
internen Zusammenarbeit und des Zusammenhalts<br />
müssen von jeder Generation<br />
wieder neu diskutiert und entschieden<br />
werden. Was müssen wir tun, um:<br />
• das Vertrauen in unserer Organisation<br />
auszubauen und Vertrauen zu sichern,<br />
• Akzeptanz und Wertschätzung<br />
explizit und deutlich zu vermitteln,<br />
• die Gerechtigkeit bei der Verteilung<br />
des Arbeitseinsatzes und der Honorierung<br />
der Arbeitsleistung zu steigern,<br />
• eine offene und sanktionsfreie Kommunikationskultur<br />
zu ermöglichen,die<br />
Weiterentwicklung aller Mitarbeiter<br />
aktiv zu unterstützen,<br />
• Neuen und Neuem eine reelle Chance<br />
einzuräumen und so Innovation sicherzustellen?<br />
Wenn diese Diskussion ehrlich und kontinuierlich<br />
geführt wird, sind die nächsten<br />
40 Jahre keine Utopie.
Maren Puffert 11<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
20 Jahre Entwicklung Kombibüro<br />
Wie alles begann<br />
Vor 40 Jahren wurde die <strong>congena</strong> gegründet,<br />
vor ca. 20 Jahren hat die <strong>congena</strong><br />
begonnen, sich mit dem Kombibüro zu<br />
beschäftigen. Was wird davon in 20 Jahren<br />
noch Bestand haben?<br />
Ungefähr die Hälfte ihrer Lebenszeit also<br />
hat sich die <strong>congena</strong> mit der Geburt,<br />
der Fürsorge beim Heranwachsen und<br />
der Entwicklung dieses Bürokonzeptes<br />
beschäftigt. Ein Konzept, das heute seinen<br />
festen Platz in der Büroorganisation hat,<br />
das Katalysator für viele kleine und große<br />
Entwicklungsschritte war und ist und das<br />
in seiner Reinkultur bis heute seine Bedeutung<br />
gewahrt hat.<br />
Fassen wir kurz die wesentlichen Erwartungen<br />
und Fragen, die uns damals beschäftigt<br />
haben, zusammen.<br />
Das Kombibüro stand für Folgendes:<br />
• Privatheit und Rückzug ermöglichen,<br />
gleichzeitig das Angebot an der Gemeinschaft<br />
teilzunehmen <strong>–</strong> dadurch<br />
Erweiterung des Erfahrungshorizontes<br />
und bewusster Umgang mit individuellen<br />
Entscheidungsspielräumen. Haben<br />
wir gelernt, damit umzugehen?<br />
• Transparenz soll Arbeitsinhalte, -formen<br />
und -verhalten offen zeigen und Auseinandersetzungen<br />
hierüber anregen.<br />
Lässt es auch die notwendigen Geheimnisse<br />
zu?<br />
• Das Angebot von Distanz und Nähe<br />
gleichermaßen schafft notwendige<br />
und wünschenswerte Komplexität.<br />
Reichen die Grenzen aus?<br />
• Die Austauschbarkeit von Räumen<br />
schafft funktionale Flexibilität. Vermittelt<br />
sie auch den Eindruck der Austauschbarkeit<br />
von Menschen?<br />
• Die Kombizone bietet vielfältige Berührungspunkte,<br />
um neue Erfahrungen zu<br />
machen und alte auszutauschen. Wie<br />
ist es mit der Angst vor der totalen<br />
Überwachung?<br />
Was ist in der Zwischenzeit geschehen und<br />
welche Fragen sind bis heute unbeantwortet?<br />
Welche Entwicklungsschritte müssen<br />
gepflegt, welche in andere Bahnen gelenkt<br />
werden?<br />
In ein paar ungeordneten Jahresschritten<br />
sollen die Geschichte des Kombibüros und<br />
seine bis heute bestehenden Potenziale<br />
aufgezeigt werden.<br />
1988 Auf Entdeckerpfaden<br />
Eine kleine Gruppe <strong>congena</strong> Berater<br />
machte sich auf den Weg nach Stockholm.<br />
Wir hatten von einem Büroraumkonzept<br />
gehört, das in die Auseinandersetzung der<br />
80er Jahre »Großraum versus Gruppenraum<br />
versus Zellenbüro« eine total neue<br />
Dimension brachte, verbunden mit einem<br />
neuen Blick auf das, was ein Büro in Zukunft<br />
leisten müsse. Die Schweden hatten<br />
sich mit diesem Thema schon zehn Jahre<br />
lang beschäftigt, bis wir, das heißt die <strong>congena</strong>,<br />
in Deutschland darauf aufmerksam<br />
wurden.<br />
Die Anforderungen an den Arbeitsplatz<br />
der Zukunft liege in folgendem<br />
Spannungsfeld, so der Architekt des<br />
ersten Kombibüros in Stockholm, Svantje<br />
Sjömann:<br />
• Auf der einen Seite werde die zukünftige<br />
Büroarbeit von Spezialisten geprägt,<br />
die bei höchster Konzentration<br />
[z.B. vor dem Bildschirm] und Kreativität<br />
[z.B. bei der Erarbeitung strategischer<br />
Konzepte] Spitzenleistungen<br />
erbringen müssen.<br />
• Auf der anderen Seite wird von denselben<br />
Personen im nächsten Augenblick<br />
erwartet, als Mitglied eines Teams<br />
Routinearbeiten zu erledigen, an adhoc<br />
Besprechungen teilzunehmen,<br />
über die wesentlichen Vorgänge seiner<br />
Kollegen und Mitarbeiter Bescheid zu<br />
wissen und periphere Wahrnehmungsfähigkeiten<br />
»im Vorbeigehen« zu<br />
entwickeln.<br />
Maren Puffert<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Beraterin
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
12<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das erste Kombibüro<br />
Zander & Ingeström,<br />
Stockholm, 1979<br />
Versetzen wir uns einen Augenblick in das<br />
Jahr 1988 zurück. Nur 20 Jahre und doch<br />
eine immense Entwicklungsstrecke:<br />
• Die Zeit der Großrechner ist vor ihrem<br />
Niedergang.<br />
• <strong>congena</strong> erhält seine ersten Computer.<br />
• Die Kugelkopfschreibmaschine verliert<br />
ihre Bedeutung, sehr zum Leidwesen<br />
ihrer bisherigen Nutzer.<br />
• Die Auswertung von Daten über Lochkarten<br />
ist noch nicht ganz verschwunden<br />
[Lochkarten im Hollerith Format<br />
fi nden noch heute in den US-amerikanischen<br />
Wahlautomaten Verwendung].<br />
• Faxgeräte stellen den Standard in der<br />
Datenübermittlung dar.<br />
• Das www wird von Tim Berners-Lee<br />
erfunden. Es dauerte bis 1993, bis<br />
jeder Laie auf das weltweite Netz zugreifen<br />
konnte.<br />
• Büroräume sind entweder noch die<br />
Großräume aus den 60er und 70er<br />
Jahren oder die immer noch klassischen<br />
Zellenbüros <strong>–</strong> einige Varianten<br />
von Gruppenbüros versuchen sich zu<br />
behaupten.<br />
• Die Ölkrisen der 70er und 80er Jahre<br />
haben ihre Spuren hinterlassen, das<br />
Bewusstsein für Energiekosten und<br />
Primärenergieverbrauch steigt <strong>–</strong> damit<br />
geraten die Großraumbüros in noch<br />
stärkerem Maße in die Kritik.<br />
Europa hatte sich nach dem 2. Weltkrieg<br />
durch Wiederaufbau und Wirtschaftsentwicklung<br />
in eine Saturiertheit hinein<br />
entwickelt, von der absehbar war, dass sie<br />
durcheinanderzugeraten drohte. Das Ausruhen<br />
auf Erreichtem schien nicht mehr<br />
möglich.<br />
Wie schnell die sich ankündigende, aber<br />
sich nur langsam abzeichnende technische<br />
Revolution der 90er Jahre unser Leben<br />
verändern würde, haben wir damals nur<br />
geahnt, nicht vorausgesehen.<br />
Bleiben wir in 1988. Die Idee, vielleicht sogar<br />
die Notwendigkeit, die Büroarbeitswelt<br />
neu zu denken, war bestimmend für die<br />
Zeit <strong>–</strong> das Kombibüro war der Protagonist.<br />
Schon 1988 hat uns Mr. Dickson von<br />
Anticimex in Stockholm in einem Interview<br />
auf die Frage: »Wie schätzen Sie die Bedeutung<br />
Ihres neuen Kombibüro Hauses<br />
für Ihr Image am Markt ein?« eine klare<br />
Antwort gegeben: »Wir bekommen die<br />
besseren Mitarbeiter.«<br />
Viele Skeptiker versuchten, unsere Begeisterung<br />
zu bremsen, ohne Erfolg. In<br />
Deutschland sei dieses Konzept nicht<br />
marktfähig! In Skandinavien, ja <strong>–</strong> niemals<br />
in Deutschland! So die mehrheitlichen<br />
Reaktionen. Die deutsche Firma Bosch hat<br />
sich auf Drängen der Schweden getraut,
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
13<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
in Stockholm ein Kombibüro Haus zu bauen.<br />
Es musste aber rückbaubar sein in ein<br />
Zellenbüro <strong>–</strong> für alle Fälle. Es ist bis heute<br />
ein Kombibüro!<br />
1989 Planung für das erste<br />
Kombibüro Haus in Deutschland<br />
Unsere Bemühungen, den Gegenbeweis<br />
anzutreten, hatten ziemlich schnell Erfolg.<br />
Die Firma Edding, allen gestalterischen<br />
Berufen vertraut als Farbstifthersteller,<br />
entschloss sich noch im gleichen Jahr nach<br />
eingehender Beratung für ihre Firmenzentrale<br />
ein Kombibüro planen und bauen zu<br />
lassen. 1990 wurde es bezogen.<br />
Das Bewusstsein unserer Auftraggeber,<br />
sich auf ein Konzept einzulassen, das<br />
zumindest in Deutschland noch nicht<br />
Standard war, sich auf etwas einzulassen,<br />
das enorme Umwälzungen in der Belegschaft<br />
nach sich ziehen würde <strong>–</strong> über das<br />
Maß war sich niemand ganz im Klaren, wir<br />
auch nicht <strong>–</strong> sich auf etwas einzulassen,<br />
wofür es auf dem deutschen Markt noch<br />
nicht selbstverständlich die geeigneten<br />
Möbel und Ausbauelemente gab <strong>–</strong> das<br />
erforderte auf allen Seiten besonderen<br />
Pioniergeist:<br />
• Von den <strong>congena</strong> Beratern: die feste<br />
und unerschütterliche Überzeugung,<br />
unsere Auftraggeber richtig zu beraten.<br />
• Von unseren Auftraggebern: einen<br />
großen Vertrauensvorschuss.<br />
Wir sind damals mit unseren potenziellen<br />
Auftraggebern viel nach Skandinavien<br />
gereist, um die realen Beispiele zu zeigen<br />
und die Erfahrungen der Unternehmen<br />
sprechen zu lassen. Es war eine schöne<br />
Zeit <strong>–</strong> heute sind die Beispiele auch in<br />
Deutschland zu sehen.<br />
Das Edding Bürohaus hatte bereits alle wesentlichen<br />
Elemente eines Kombibüros:<br />
• Das Einzelbüro knapp 10 qm groß.<br />
Seine Maße von 2,28 x 4,10 m<br />
gehören noch heute zu den Standards.<br />
• Die Fassadenanschlüsse als Glaselemente.<br />
• Die Organisierbarkeit der Bürotrennwände.<br />
• Die Vollverglasung zur Mittelzone.<br />
Grundriss Edding<br />
Ahrensburg
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
14<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Komponenten der<br />
Team Prowall von<br />
NKR/3K Möbel<br />
Die deutsche Büromöbelindustrie war<br />
damals noch nicht auf diese neuen Anforderungen<br />
eingestellt. Deshalb wurden<br />
Wände und Möbel aus Finnland bezogen.<br />
Es hat noch einige Jahre gedauert, bis die<br />
deutschen Möbelhersteller nachzogen.<br />
Noch im Frühjahr 1991 hat Wilfried<br />
Klapprott in der Süddeutschen Zeitung<br />
geschrieben: »Bedenklicher aber … ist die<br />
mangelnde Bereitschaft der deutschen<br />
Möbelindustrie, sich mit neuen konzeptionellen<br />
Denkansätzen zur Büroraumgestaltung<br />
auseinanderzusetzen. Dem Kombibüro<br />
etwa … verweigert das offizielle<br />
»Büroforum« unter recht fadenscheinigen<br />
Ausflüchten die Diskussion.«<br />
1992 Das Kombibüro <strong>–</strong><br />
Schule des Handelns?<br />
Kann das Kombibüro zu einer Schule des<br />
Handelns werden, war eine Frage, der wir<br />
in dieser Zeit nachgegangen sind. Was<br />
kann das Kombibüro anderes leisten?<br />
Welche gesellschaftlichen Bedürfnisse<br />
und | oder Defizite befriedigt das Kombibüro<br />
eher als konventionelle Büros?<br />
Richard Sennet hat Anfang der 90er Jahre<br />
sein Buch »Verfall und Ende des öffentlichen<br />
Lebens <strong>–</strong> die Tyrannei der Intimität«<br />
geschrieben und dort Fragen aufgeworfen,<br />
die uns von Bedeutung schienen für<br />
die Beurteilung der Entwicklungschancen<br />
des Kombibüros.<br />
Er erkennt, dass »die Angst vor der Anonymität,<br />
die in der Gesellschaft umgeht,<br />
die Menschen veranlasst, die Gemeinschaft,<br />
der sie sich zugehörig fühlen,<br />
zunehmend einzuengen.« Kann das<br />
Kombibüro die Anonymität aufheben? Wir<br />
meinten <strong>–</strong> und meinen das bis heute <strong>–</strong> ja!<br />
Indem wir Räume schaffen, in denen ein<br />
soziokultureller Austausch und intellektuelle<br />
und argumentative Auseinandersetzungen<br />
vorgesehen und gewollt sind.<br />
»Alles im Griff« war eines unserer praktischen<br />
Argumente, wenn wir Nutzer vom<br />
Kombibüro Konzept überzeugen wollten.<br />
Das kleine persönliche Büro, ohne hierarchische<br />
Unterscheidungen für jeden Funktionsträger<br />
geeignet, in dem alles in Reichweite<br />
vom Arbeitsplatz aus im »Stuhlumdrehen«<br />
erreichbar ist, das hatte es bis dahin nicht<br />
gegeben <strong>–</strong> bei gleichzeitiger Teilhabe an<br />
dem gemeinschaftlichen Betrieb des Unternehmens<br />
in der Kombizone.<br />
Die ersten Wandorganisationen waren<br />
einfache Hängesysteme aus Skandinavien.<br />
Ein Schienensystem wurde auf der Wand<br />
montiert, konnte jederzeit nachgerüstet<br />
werden und war kostengünstig, wenn<br />
auch nicht immer sehr schön. Bis Mitte<br />
der 90er Jahre waren diese Systeme nicht<br />
zu schlagen. Selbst die Schreibtische wurden<br />
bei einigen Herstellern an die Wand<br />
gehängt. Die Organisationsmittel waren<br />
vielfältig: Regalböden, Sideboards, Ablageschalen,<br />
integrierte Stehpulte, Zeichenbretter<br />
[gab es damals noch], Flip Chart<br />
Ständer, PC Halter …<br />
Erst Mitte der 90er Jahre begannen die<br />
deutschen Büromöbelhersteller, erst die<br />
Beispiel einer<br />
Team Prowall von<br />
NKR/3K Möbel
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
15<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
kleinen, allmählich auch die größeren,<br />
sich mit den neuen Anforderungen auseinanderzusetzen<br />
<strong>–</strong> nicht nur zum Nutzen<br />
der neuen Büroform, sondern auch zur<br />
Verbesserung der Funktionalität von konventionellen<br />
Büros.<br />
1999 Das virtuelle Unternehmen<br />
Darüber geredet wurde schon lange, was<br />
damit gemeint war, konnte auch in diesem<br />
Jahr noch nicht eindeutig beantwortet<br />
werden. Die einen sagten: »Ist doch ein<br />
alter Hut <strong>–</strong> meine Sekretärin arbeitet schon<br />
lange zwei Tage in der Woche zu Hause«,<br />
die anderen: »Weltfremde Utopie! In<br />
unserer Branche muss man ständig in direktem<br />
persönlichen Kontakt sein.«<br />
Wo standen wir denn 1999? <strong>congena</strong> hat<br />
im Frühjahr 1999 in Zusammenarbeit mit<br />
dem Hernstein Institut Wien ein Symposium<br />
veranstaltet, das sich genau mit dem<br />
Thema beschäftigte: »Virtuality <strong>–</strong> Zukunft<br />
von Raum und Arbeit«.<br />
Im Wesentlichen waren die Entwicklungen<br />
eingetreten, auf die wir uns mit unseren<br />
neuen Raumangeboten seit 1988 in vielen<br />
Projekten und mittlerweile für mehrere<br />
tausend Arbeitsplätze eingerichtet hatten.<br />
Längst war das Kombibüro keine exklusive<br />
<strong>congena</strong> Leistung mehr <strong>–</strong> es war in großer<br />
Breite adaptiert worden.<br />
Als Ergebnis des Symposiums gab es Konsens<br />
über drei Thesen, wie und wo wir im<br />
Jahr 2010 arbeiten werden. Die Reihenfolge<br />
bildet auch die Rangfolge ab:<br />
• Die Corporate Identity des Unternehmens<br />
bietet die kulturelle Klammer für<br />
Mitarbeiter, besonders für diejenigen,<br />
die unterwegs arbeiten.<br />
• Neue Technologien ermöglichen die<br />
virtuelle Arbeitsorganisation <strong>–</strong> unabhängig<br />
von Zeit und Raum.<br />
• Der Wechsel zwischen Arbeit, Lernen,<br />
Freizeit und verschiedenen Lebensphasen<br />
wird mit größerer individueller<br />
Flexibilität gestaltet.<br />
Am Ende des Symposiums wollten alle<br />
aber doch wissen, wie es denn nun wirklich<br />
aussieht, das Büro im Jahr 2010?<br />
Es wird ein »Wohlfühl Büro«, war die<br />
allgemeine Meinung. Ein Ort, der Gestaltbarkeit<br />
von Funktionserfüllung und<br />
soziale Identifikation und Kommunikation<br />
gleichermaßen sicherstellt und <strong>–</strong> vor allem<br />
<strong>–</strong> der alle Sinne anspricht. War hier der<br />
Wunsch Vater des Gedankens?<br />
Bilder: iStockphoto
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
16<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Grundriss dvg<br />
Business Club mit<br />
den Bereichen<br />
Business Center<br />
Team Center<br />
und Lounge<br />
Was davon ist eingetreten? Man ist geneigt<br />
zu sagen, nicht alles, aber immer<br />
mehr und immer häufiger! Schauen wir<br />
uns die Geschichte weiter an!<br />
Bereits Ende 1999 wurde Deutschlands<br />
erster Business Club bezogen: die dvg<br />
[heute Finanz Informatik] in Hannover. Ein<br />
spektakuläres Gebäude in Messe Nähe,<br />
ursprünglich geplant für 1.050 Arbeitsplätze,<br />
bezogen mit 1.300 Arbeitsplätzen für<br />
1.850 Mitarbeiter.<br />
Was war geschehen?<br />
Alle drei oben genannten Thesen konnten<br />
mit dem dvg Projekt evaluiert werden. Die<br />
wesentlichen Ideen, die das Kombibüro<br />
Konzept sicherstellen wollte, wurden<br />
Bestandteil des Business Club Konzeptes:<br />
Rückzug und Privatheit einerseits, gleichzeitig<br />
Information und Kommunikation,<br />
auch und besonders informelle Kommunikation.<br />
Etwas Entscheidendes kam aber<br />
hinzu.<br />
Die Heimat der Mitarbeiter in einem Business<br />
Club ist nicht mehr das eigene Büro,<br />
sondern ein Club mit einer Vielfalt an Aufgabenszenarien.<br />
Jeder Club gliedert sich in<br />
drei Bereiche:<br />
• Das Business Center<br />
Es ist die zentrale Anlaufstelle für Club<br />
Mitglieder. Hier fi ndet sich ein ständig<br />
besetztes Sekretariat und gemeinsam<br />
genutzte Infrastruktur [Garderoben,<br />
Schließfächer für den persönlichen<br />
Koffer, Postfächer, Aufl adestation für<br />
Handys, Büromaterialdepot, Document<br />
Center...]<br />
• Das Team Center<br />
Es bietet eine Vielfalt von Arbeitsplätzen:<br />
Einzelbüros, offene Gruppenarbeitsplätze,<br />
Steharbeitsplätze, Rückzugsräume,<br />
Besprechungszonen und<br />
Projekträume<br />
• Die Lounge<br />
Sie ist der Ort, an dem informelle Besprechungs-<br />
und Arbeitsplätze angeboten<br />
werden. Das Ambiente vermittelt<br />
mit Sofas, Bistrotischen, Stehpulten<br />
und Terrassen einen Lifestyle, der im<br />
Kontrast zu den eher funktional gestalteten<br />
Business- und Team Centern<br />
steht.<br />
Mit diesem Projekt hatte die Idee des<br />
Kombibüros einen weiteren Schritt in die<br />
Zukunft gemacht!
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
17<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
2005 Evaluation<br />
In den ersten Jahren des Jahrtausends war<br />
viel passiert. Der Business Club war kein<br />
Exot mehr, die Frage nach der Bewertung<br />
der unterschiedlichen Raum- und Organisationskonzepte<br />
wurde aber drängender.<br />
Wir wollten nicht der Gefahr modischer<br />
Strömungen unterliegen. Wir wollten wissen,<br />
was wir bewirken.<br />
Deshalb finanzierten wir eine wissenschaftliche<br />
Arbeit, die sich mit der methodischen<br />
Bewertung von Arbeitsprozessen<br />
in unterschiedlichen räumlichen Umgebungen<br />
beschäftigte. Als kleine praktische<br />
Anwendung wurden Vorher-Nachher-<br />
Befragungen in Unternehmen vorgenommen,<br />
die vor einer räumlichen und organisatorischen<br />
Veränderung standen.<br />
Die Bewertungsgruppen waren:<br />
• Nutzerprofil<br />
• Büroraumkonzept<br />
• Unternehmerische Erfolgskriterien<br />
Wir wollten wissen, ob und welche Aspekte<br />
der Arbeitsumgebung in Zusammenhang<br />
mit den wirtschaftlichen Erfolgskriterien<br />
stehen. Es stellte sich eine hohe Korrelation<br />
zwischen Wohlbefinden und Produktivität<br />
heraus. Das Wohlbefinden war umso<br />
höher, je positiver die Gestaltung der<br />
Arbeitsumgebung beurteilt wurde. Wie<br />
erwartet, ergaben sich auch deutliche<br />
Beziehungen zwischen dem räumlichen<br />
Angebot von Rückzugsmöglichkeiten<br />
und konzentrierter Einzelarbeit sowie den<br />
Interaktionsmöglichkeiten und Kommunikations-<br />
und Interaktionsangeboten.<br />
Ausschnitt aus dem<br />
Online-Fragebogen:<br />
Das Kriterium<br />
Konzentration wird<br />
mit fünf Fragen<br />
evaluiert.
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
18<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Die Mittelwerte der<br />
Büroraumkriterien<br />
sind nach dem Umzug<br />
[gelb] im Wesentlichen<br />
besser als<br />
vorher [blau]<br />
Die Resultate waren in zweierlei Hinsicht<br />
von Bedeutung: Sie belegten den hohen<br />
Einfluss der räumlichen Situation auf<br />
unternehmerische Erfolgsfaktoren. Sie<br />
zeigten jedoch auch auf, wo Unzufriedenheiten<br />
waren und somit ein Verbesserungspotential<br />
für uns bestand.<br />
Dies war der Anfang von einer verstärkten<br />
Beschäftigung mit dem Thema Change<br />
Management. Das Thema war nicht neu<br />
für uns <strong>–</strong> die Dimension seiner Bedeutung<br />
schon.<br />
Wir brauchten nun auch professionelle<br />
Werkzeuge, um die von uns initiierten<br />
Veränderungsprozesse verantwortungsvoll<br />
steuern zu können. So haben wir einen<br />
dem Planungsprozess folgenden Katalog<br />
von Instrumenten und Verfahren entwickelt,<br />
die je nach Situation, Bedarf und<br />
Unternehmenskultur in den verschiedenen<br />
Print<br />
01 Bürokonzept<br />
02 Ihr Arbeitsplatz<br />
03 Arbeitsumfeld<br />
04 Ambiente<br />
05 Belegungsplanung<br />
06 Tipps & Tricks<br />
07 Der Umzug<br />
Nutzerhandbuch<br />
Projektchronik<br />
Events<br />
Führungskräfte-Workshop<br />
Infomarkt<br />
Bemusterungen<br />
Drehbuchwerkstätten<br />
Umzugswerkstätten<br />
House-Warming<br />
Projektphasen eingesetzt und angewendet<br />
werden konnten:<br />
• Events<br />
Informationsveranstaltungen und<br />
Events sollten Meilensteine des Projektes<br />
markieren. Das Neue sollte<br />
schrittweise bekannt gemacht werden,<br />
Erlebnisse und Emotionen sollten mit<br />
dem Neuanfang verbunden werden.<br />
• Print<br />
Printinformationen vermitteln mit laienverständlichen<br />
Texten, Grafiken und<br />
Bildern nutzerrelevante Informationen,<br />
fördern das Verständnis für Veränderungen<br />
und erläutern die Chancen für<br />
die Betroffenen.<br />
• Intranet<br />
Das Intranet dient neben der papierlosen<br />
interaktiven Bereitstellung von<br />
Printmedien vor allem dem regelmäßigen<br />
Dialog.<br />
Intranet<br />
FAQ- Forum<br />
Virtueller Rundgang<br />
Chancen Forum<br />
Umfrage: Ist ... Wird<br />
Grobbelegungspläne<br />
Ergebnisoptimierung<br />
Feinbelegungspläne<br />
Umzugshandbuch<br />
Umfrage: War ... Ist<br />
Auswirkungen auf<br />
die unternehmerischen<br />
Erfolgsfaktoren<br />
zeigten sich hauptsächlich<br />
beim Wohlbefinden<br />
Medienmix für ein<br />
zielgerichtetes<br />
Projektmarketing
Maren Puffert<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
19<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das Projektmarketing ist ein wesentlicher<br />
Baustein auf dem Weg zum Erfolg für ein<br />
neues Bürokonzept. Wann tritt ein Unternehmen<br />
richtigerweise in den Dialog mit<br />
seinen Mitarbeitern? Viele Unternehmen<br />
scheuen diesen Prozess. Die Leute sollen<br />
arbeiten und nicht reden. Die Mitarbeiter<br />
reden aber und je weniger sie wissen, desto<br />
mehr und diffuser.<br />
Also, so früh wie möglich die Mitarbeiter<br />
in Veränderungsprozesse einbeziehen<br />
<strong>–</strong> das ist unsere Erfahrung. Wir haben<br />
Beispiele, in denen diese Einsicht nicht<br />
bestanden hat. Wir, zu spät gerufen,<br />
konnten einen Flächenbrand zwar noch<br />
vermeiden, das Vertrauen war aber gestört<br />
und die erwünschte Akzeptanz nicht mehr<br />
zu erreichen. Wir haben es auf eine einfache<br />
Formel gebracht:<br />
Qualität x Akzeptanz = Erfolg<br />
2010 Smart Working<br />
Die zweite Hälfte des ersten Jahrzehnts<br />
wurde durch die geänderte wirtschaftliche<br />
Situation in Deutschland und Europa<br />
geprägt. Die Notwendigkeit, Flächenwirtschaftlichkeit<br />
und Nutzungsflexibilität<br />
verschärft auf den Prüfstand zu stellen,<br />
bekam einen neuen Stellenwert. Mit wenig<br />
Fläche optimal umzugehen, hatten wir<br />
gelernt <strong>–</strong> schon 1999 im dvg Projekt. Hier<br />
konnten wir an unsere Projekterfahrungen<br />
der 90er Jahre unmittelbar anknüpfen.<br />
Smart Working, einer von vielen Namen,<br />
der die Business Club Philosophie aufgegriffen<br />
hat und widerspiegelt. Die Szenarien<br />
werden möglicherweise vielfältiger,<br />
an der grundsätzlichen Aussage hat sich<br />
aber bis heute nichts geändert:<br />
• Jeder Mitarbeiter findet den Arbeitsplatz,<br />
der für seine Tätigkeit am besten<br />
geeignet ist.<br />
• Informelle Informations- und Kommunikationsangebote<br />
in attraktivem<br />
Ambiente schaffen Mehrwert gegenüber<br />
dem persönlich zugeordneten<br />
Arbeitsplatz.<br />
• Das Unternehmen verschafft sich<br />
»atmende« Belegungskapazitäten,<br />
um starke Schwankungen der Mitarbeiterzahlen<br />
ohne Anpassung der<br />
Nutzflächen zu verkraften.<br />
Rückblick in die Zukunft<br />
Das Kombibüro hat etwas bewirkt in der<br />
Bürolandschaft, ein vergleichbarer neuer<br />
Impuls ist für die nächsten 20 Jahre nicht<br />
zu erwarten. Wir haben jedoch seine Entwicklungspotenziale<br />
mit Sicherheit noch<br />
nicht ausgeschöpft. Das liegt daran, dass<br />
mit der Einführung von Kombibüros Denkstrukturen<br />
in Deutschland und Europa<br />
aufgerissen wurden, die vielleicht nur mit<br />
der Übernahme der amerikanischen Großraumbüros<br />
in den 60er Jahren vergleichbar<br />
sind.<br />
»Offenheit in Kopf und Raum«, das haben<br />
die Kombibüros erreicht! Mit zunehmender<br />
Technisierung und damit mehr<br />
Unabhängigkeit von Ort und Zeit, wird die<br />
Erledigung der Arbeit immer weniger an<br />
einen festen Ort gebunden sein. Der feste<br />
Ort wird deshalb nicht an Bedeutung verlieren,<br />
sondern sogar gewinnen. Weil eine<br />
Verortung in einer Welt der Geschwin -<br />
digkeit und Flüchtigkeit eine elementare<br />
Überlebensbedeutung erhält <strong>–</strong> wie schon<br />
Richard Sennet Anfang der 90er Jahre in<br />
»Verfall und Ende des öffentlichen Lebens<br />
<strong>–</strong> die Tyrannei der Intimität« erkannt hat.
Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 20<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Kunst als Kommunikationsmittel<br />
<strong>congena</strong> Zwischenraum November 2008<br />
Dr. Peter Shaw spricht über »Kunst als<br />
Kommunikationsmittel«. Sein Unternehmen<br />
»art matters« ist eine Agentur an der<br />
Schnittstelle von Kunst und Wirtschaft.<br />
Sein Arbeitsfeld ist die Begleitung von<br />
Veränderungsprozessen in Unternehmen:<br />
change matters. Veränderung bewirken,<br />
heißt Einstellungen zu verändern.<br />
Veränderung wird wirksam, wenn Führungskräfte<br />
lernen, die vier Perspektiven<br />
Verstehen, Gestalten, Vermitteln und Verwirklichen<br />
zu einer homogenen Gesamtsicht<br />
zu verbinden. Künstler produzieren<br />
Innovationen. Sie entwerfen, verdichten<br />
und kommunizieren neue Sichtweisen auf<br />
Gegenwart und Zukunft und liefern so<br />
Impulse für eine Gesellschaft, deren Fortschritt<br />
maßgeblich von der Durchschlagskraft<br />
innovativer Ideen abhängt.<br />
Peter Shaw und sein Partner Norbert<br />
Schulz sind überzeugt, dass diese Impulse<br />
<strong>–</strong> weit über die Begrenzungen des Feuilleton<br />
hinaus <strong>–</strong> dazu beitragen können,<br />
konkrete wirtschaftliche Herausforderungen<br />
zu bewältigen. art matters erschließt<br />
das Potential zeitgenössischer Künstler<br />
für Führungskräfteentwicklung, Standortmarketing<br />
und visuelle Kommunikation,<br />
um die Veränderung zu emotionalisieren<br />
und die Mitarbeiter für den Wandel zu<br />
begeistern.<br />
Warum Künstler? Künstler sind Profis im<br />
Verdichten von komplexen Sachverhalten<br />
auf ihren Wesenskern. Sie sind Experten<br />
für Metaphern, die Herausforderungen<br />
und Lösungen auf den Punkt bringen. Sie<br />
wissen um die Kreativität und die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen für erfolgreiche<br />
Veränderungen. Und sie bringen<br />
eine klare und unverstellte Außensicht auf<br />
Unternehmen mit.<br />
Was bewirken die Workshops? Die Teilnehmer<br />
erarbeiten neue Zugänge zu<br />
aktuellen Herausforderungen. Durch die<br />
Auseinandersetzung mit Erfolgsrezepten<br />
aus Kunst und Kultur entstehen kraftvolle<br />
Assoziationen und Erfahrungen, die über<br />
die Beschränkungen der häufig eingefahrenen<br />
Denk- und Kommunikationsmuster<br />
in Unternehmen hinaus weisen und Lust<br />
machen auf Veränderung.
Susanne Köster-Liebrich 21<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
Deutschlands erster Business Club für 1.850 Mitarbeiter der dvg in Hannover<br />
Der Business Club ist eine Antwort auf<br />
die gewandelten Arbeitsabläufe und Arbeitsformen<br />
in den Unternehmen. Flexible<br />
Arbeitszeiten und Orte, Work Life Balance,<br />
Arbeiten im Team und in Projekten, ein<br />
Wechsel zwischen Konzentration und<br />
Kommunikation erfordern eine Vielfalt an<br />
Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären<br />
in einem Büro. So werden teure Flächen<br />
optimal ausgelastet, leer stehende Büros<br />
gehören der Vergangenheit an und Produktivität,<br />
Motivation und Identifikation<br />
sind hoch.<br />
Ein räumliches Vorbild sind die Business<br />
Lounges in Flughäfen und Bahnhöfen, die<br />
Kaffeetische, Schreibtische und informelle<br />
Sitzgruppen nebeneinander zum Entspannen,<br />
Arbeiten und Konferieren anbieten.<br />
Zweites räumliches Vorbild ist der traditionelle<br />
Britische Club, in dem es weder<br />
Schreibtische noch Büros gibt, dafür<br />
Kaminfeuer, Bibliothek und entspanntes<br />
Ambiente. Das reicht als Treffpunkt für<br />
Mitglieder in unterschiedlichen Berufen,<br />
Rollen und Tagesabläufen, die nichts<br />
verbindet als die soziale Zugehörigkeit<br />
zu einer Institution, die den persönlichen<br />
Erfolg fördert.<br />
Anstelle von persönlichen Arbeitsplätzen<br />
bieten Business Clubs eine Vielfalt an<br />
Arbeitsorten, die je nach Tätigkeit und<br />
Arbeitsstil zeitweise genutzt werden.<br />
Wenn es früher hieß: »Hier ist Ihr Platz <strong>–</strong><br />
von neun bis fünf!« heißt es im Business<br />
Club: »Wählen Sie einen Arbeitsort, der<br />
zu Ihrer augenblicklichen Tätigkeit passt<br />
und Ihrer Produktivität dient.« Die Rolle<br />
des persönlichen Arbeitplatzes als Heimat<br />
übernimmt die Mitgliedschaft in einer<br />
räumlich und sozial überschaubaren<br />
Nachbarschaft, dem Club, der sich durch<br />
informell gestaltetes Ambiente vom traditionellen<br />
Bürograu unterscheidet: »Hier<br />
lässt es sich gut leben <strong>–</strong> und arbeiten.«<br />
Die Flexibilität des Bürokonzeptes unterstützt<br />
die Flexibilität seiner Nutzer und der<br />
Abläufe.<br />
Zukunft leben<br />
Bereits in den 90er Jahren veränderte moderne<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
die Unternehmen nachhaltig.<br />
Die Arbeit in wechselnden Projektgruppen,<br />
Teamarbeit und Abstimmungen in<br />
Besprechungen <strong>–</strong> ob geplant oder ungeplant<br />
<strong>–</strong> nahmen immer größeren Raum<br />
ein. Gleichzeitig wurde die Büroarbeit<br />
zunehmend unabhängig von Ort und Zeit.<br />
Als IT Dienstleister für die Sparkassenorganisation<br />
verstand sich die dvg [heute<br />
Finanz Informatik] als Vorreiter, was die<br />
Nutzung dieser neuen Möglichkeiten<br />
betraf. Sie stieß jedoch an die eigenen<br />
Grenzen diesen Fortschritt, der für den<br />
Geschäftserfolg des Unternehmens<br />
unerlässlich war, in dem bestehenden<br />
konventionellen, unflexiblen Bürogebäude<br />
umzusetzen. Unter anderem musste die<br />
zunehmende Projektarbeit in Zellenbüros<br />
organisiert werden, wodurch mitunter<br />
viele Mitarbeiter zwei vollwertige Bildschirmarbeitsplätze<br />
belegten.<br />
Für den schnellen Austausch von Informationen<br />
und Wissen sowie für kreatives und<br />
motiviertes Arbeiten war ein zukunftsfähiges<br />
Bürokonzept dringend erforderlich.<br />
Ein neues Bürogebäude sollte entstehen,<br />
das Leitbild und Werte der neuen Unternehmenspositionierung<br />
unterstützte.<br />
Die Ziele und Visionen für die »neue<br />
dvg« lauteten: Effizienz der Arbeit,<br />
Flexibilität in der Zusammenarbeit und<br />
Transparenz der Prozesse für eine hohe<br />
Dienstleistungsqualität.<br />
Aus dem Architektenwettbewerb im Jahr<br />
1996 ging die Hascher+Jehle, Heinle,<br />
Wischer und Partner Planungsgemeinschaft<br />
dvg als Realisierungspartner hervor.<br />
Wäh-rend das Gebäude ursprünglich als<br />
Kombibüro geplant war, zeichnete sich<br />
bereits bei Baubeginn Platznot im Neubau<br />
ab. Unerwartet hohes Personalwachstum<br />
und eine projektbedingt sehr variable Zahl<br />
an freien Mitarbeitern drohten den Neubau<br />
bereits bei Bezug zu sprengen.<br />
Susanne<br />
Köster-Liebrich<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong>
Susanne Köster-Liebrich<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
22<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Grundriss der<br />
Eingangsebene mit<br />
Gebäudestruktur<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
bei der Umsetzung<br />
Was tun?<br />
zu<br />
Gebäude 2<br />
Anstatt das Bauvorhaben während der<br />
Bauzeit zu erweitern, entschied sich das<br />
Unternehmen dafür, das Kombibürokonzept<br />
zum »Business Club« weiterzuentwickeln.<br />
Das Konzept ermöglichte<br />
zum einen durch eine Optimierung der<br />
Flächenauslastung die Reduzierung der<br />
hohen Gemeinkosten und war gleichzeitig<br />
geeignet, Burgdenken, Hierarchien und<br />
Besitzstände zu überwinden. »Offenheit<br />
in Kopf und Raum« war das Ziel in einem<br />
Unternehmen, das seine Wertschöpfung<br />
durch die Entwicklung neuer Technologien<br />
erzielt.<br />
dvg Business Club<br />
Business Club<br />
[Büro- und Raum-<br />
Konzept]<br />
70% der Mitarbeiter arbeiteten in Projekten,<br />
also in wechselnden interdisziplinären<br />
Teams. Neue Mitarbeiter und Ideen<br />
müssen schnell integriert werden können.<br />
Für Konzentration und Kommunikation<br />
benötigen sie flexible Arbeitsplatzangebote<br />
mit modernster technischer<br />
Ausstattung.<br />
Willkommen im Club<br />
Bürokommunikation<br />
Nonterritoriale Arbeitsplätze waren auch<br />
Ende der 90er Jahre kein Novum mehr.<br />
Mit 1.850 Mitarbeitern war die dvg zur<br />
damaligen Zeit jedoch das erste Unternehmen<br />
in Deutschland, das sich in dieser<br />
Größenordnung dieser Herausforderung<br />
stellte.<br />
Unternehmens- und<br />
Führungskultur<br />
Aufgrund der Entscheidung für den Business<br />
Club musste die Planung kurzfristig<br />
auf das neue Raum- und Bürokonzept<br />
umgestellt werden. Fünf Projekte wurden<br />
aufgesetzt, um die Anforderungen des<br />
zukünftigen Business Clubs zu planen.<br />
Ein intensives Change Management-<br />
Projekt sollte Führungskräften und Mitarbeitern<br />
die neue Denkweise nahebringen<br />
und sie auf die neue Arbeitsweise mit<br />
Desk<strong>–</strong>Sharing und den Veränderungen in<br />
der Personalführung vorbereiten.<br />
Die üblichen Abwesenheitszeiten durch<br />
Besprechungen, Dienstreisen, Fortbildung,<br />
Urlaub und Krankheit wurden gemessen.<br />
Zielorientiertes<br />
Personalmanagement<br />
Profi t- und<br />
Cost-Center<br />
Das Ergebnis zeigte eine durchschnittliche<br />
Anwesenheit am persönlichen Arbeitsplatz<br />
von weniger als 70% [Durchschnitt 61%<br />
im konventionellen Büro]. Damit war der<br />
Grundstein für die Planung gelegt.<br />
Wo ursprünglich 1.050 gleiche Arbeitsplätze<br />
in Kombibüros geplant waren, sollten<br />
1.300 unterschiedliche Arbeitsplätze für<br />
1.850 Mitarbeiter entstehen. Für 100%<br />
der Mitarbeiter standen damit lediglich<br />
75% an Arbeitplätzen zur Verfügung.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen<br />
lag darin, dass sich die Mitarbeiter mit<br />
ihrer Nachbarschaft, ihrer Arbeitsumgebung<br />
und ihren Aufgaben identifizieren <strong>–</strong><br />
trotz Verlust des persönlich zugeordneten<br />
Arbeitsplatzes.<br />
Erschließung<br />
Hauptstraße zur Horizontalerschließung<br />
des Gebäudes<br />
Vertikalerschließung<br />
Aufzüge<br />
Symbole<br />
Garderoben |Schließfächer<br />
Konferenzbereich<br />
Espressobar<br />
WC
Susanne Köster-Liebrich<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
23<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das Konzept bietet nicht mehr jedem Mitarbeiter<br />
einen persönlichen Bildschirmarbeitsplatz,<br />
aber jeder Mitarbeiter hat die<br />
Möglichkeit, bei Bedarf einen solchen zu<br />
nutzen. Wissenstransfer, Austausch von<br />
Wissen und Können, Knowledge Management<br />
wird unterstützt durch Transparenz<br />
und informelle Begegnungsmöglichkeiten<br />
am Arbeitsplatz, Espressobars und dezentrale<br />
Besprechungsmöglichkeiten. Atmende<br />
Belegungskapazität [bei Wachstum<br />
höhere Flächenauslastung anstelle von Flächenzuwachs]<br />
und einfaches Umbelegen<br />
»plug & work« unterstützen die organisatorischen<br />
Anforderungen der Projektarbeit<br />
und fangen Schwankungen in den Personalzahlen<br />
auf.<br />
Der erste Business Club für 1.850 Mitarbeiter<br />
wurde aus der Taufe gehoben und<br />
für alle eingeführt: Stabsabteilungen, Entwicklung,<br />
Vertrieb und Administration.<br />
Bürokonzept und modulare Standards<br />
Bei der Größe des Projektes galt es, Orientierung<br />
und Identifikation zu schaffen.<br />
Jede Abteilung hat ihre eigene Heimat.<br />
Innerhalb der Abteilung weicht der persönliche<br />
Arbeitsplatz unterschiedlichen<br />
Arbeitsszenarien und Begegnungsangeboten.<br />
Der Business Club der dvg sieht für<br />
jede Abteilung drei Zonen vor: Business<br />
Center, Team Center und Lounge.<br />
Erste Anlaufstelle in jedem Bereich ist das<br />
»Business Center«. Hier finden sich alle<br />
Serviceangebote für die Abteilung: Das<br />
Sekretariat als zentrale Anlauf- und Informationsstelle<br />
<strong>–</strong> der einzige fest belegte<br />
Arbeitsplatz. Die gemeinsam genutzte<br />
Infrastruktur: Garderoben, Schließfächer<br />
für die persönlichen Koffer, Postfächer mit<br />
Ladestationen für schnurlose Telefone,<br />
das Depot für Verbrauchsmaterial, die<br />
offene Espressobar, das Document Center<br />
[vernetzte Digitaldrucker mit Fax, Kopierer<br />
und Digital Sender] sowie die Besprechungsräume<br />
und die Bibliothek.<br />
An das Business Center schließt sich<br />
jeweils das »Team Center« an. Es bietet<br />
eine Vielfalt an offenen und geschlosse-<br />
nen Arbeitsmöglichkeiten: Einzel- und<br />
Doppelarbeitsplätze im geschlossenen<br />
Büro, 2er und 4er Gruppenarbeitsplätze<br />
in offenen Bereichen sowie Projekträume.<br />
Alle Bildschirmarbeitsplätze, die kontinuier -<br />
lich über den Tag genutzt werden, sind<br />
tageslichtorientiert. Lediglich temporäre<br />
Steharbeitsplätze, die nicht in die Arbeitsplatzbilanz<br />
einfließen, befinden sich in der<br />
Mittelzone. Darüber hinaus finden sich in<br />
der Mittelzone offene Gruppenarbeitsplätze<br />
und kleine Besprechungsmöglichkeiten.<br />
Die Gruppenablagen dienen als akustische<br />
Grundriss dvg<br />
Business Club<br />
mit den Bereichen<br />
Business Center<br />
Team Center und<br />
Lounge
Susanne Köster-Liebrich<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
24<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Abschirmung und können als temporäre<br />
Ablageflächen genutzt werden. Die persönliche<br />
Papierablage beträgt nur noch<br />
zwei Laufmeter pro Person!<br />
Die dritte Zone bildet die »Lounge« mit<br />
Sitzmöbeln und informellen Arbeits- und<br />
Besprechungsplätzen. Von dort aus<br />
besteht Zugang zu den innen liegenden<br />
Terrassen in den Glashallen. Das wohnliche<br />
Ambiente vermittelt Life Style im Kontrast<br />
zu den eher funktional gestalteten Business-<br />
und Teamcentern.<br />
Ergonomie und Regeln<br />
1999 war die Einhaltung der Arbeits-<br />
stättenverordnung [ArbStättV], der<br />
Bildschirmarbeitsplatzverordnung [BildschArbV]<br />
sowie der Deutschen Normen<br />
DIN 4543-1 »Flächen für die Aufstellung<br />
und Benutzung von Büromöbeln« und die<br />
DIN 4543-2 »Ergonomische Gestaltung<br />
von Büroarbeitsplätzen« verpflichtend.<br />
Sie waren Voraussetzung für die Geneh-<br />
migung der Planung durch Arbeitnehmervertretungen<br />
und Aufsichtsbehörden.<br />
Erste Flachbildschirme kamen zwar auf<br />
den Markt, aber flächendeckend waren<br />
Röhrenbildschirme im Einsatz, die entsprechende<br />
Tischtiefen und Abstandsflächen<br />
erforderten.<br />
Modernste Bürotechnik, die heute eine<br />
Selbstverständlichkeit ist, war Voraussetzung<br />
für die gewünschte flexible Nutzung<br />
der Arbeitsszenarien. Zum einen kamen<br />
elektrisch höhenverstellbare Tische sowie<br />
individuell anpassbare Bürodrehstühle und<br />
eine individuell steuerbare Beleuchtung<br />
zum Einsatz. Zum anderen unterstützte die<br />
technische Ausstattung des Arbeitsplatzes<br />
die neue Arbeitsform durch elektronischen<br />
Workflow statt Formularwesen, das<br />
persönliche Profil und Daten wurden im<br />
Netzwerk hinterlegt, schnurlose Telefone,<br />
Mobiltelefone …<br />
Für das störungsfreie und erfolgreiche tägliche<br />
Miteinander der Gruppe im Business<br />
Blick in ein Team Center 380 m lange Erschließungsachse im Grünen<br />
Business Center
Susanne Köster-Liebrich<br />
Vom Zellenbüro zum Business Club<br />
25<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Club wurde ein »Drehbuch« geschrieben:<br />
Arbeitsplatzsuche, Desk Sharing, Clean<br />
Desk, Sprechdisziplin, Wände frei lassen,<br />
Papierarchivierung, Bewegung im Gebäude,<br />
Mobiliarbewegung, Heizen und<br />
Lüften, blendfreies Arbeiten und Rücksichtnahme.<br />
Diese Regeln gewährleisten<br />
die Akzeptanzsicherung und das Wohlbefinden<br />
der Mitarbeiter. Im Sinne einer<br />
»Bedienungsanleitung« stellen sie einen<br />
unabdingbaren Baustein bei der Realisierung<br />
nonterritorialer Arbeitsformen dar.<br />
Ambiente<br />
Das individuell gestaltete Büro musste<br />
zugunsten eines gemeinsam genutzten<br />
Bereichs aufgegeben werden. Um für<br />
die Mitarbeiter dennoch Identifikation,<br />
Wohlbefinden und Heimat zu schaffen,<br />
wurde besonderer Wert auf das Ambiente<br />
gelegt. Der damals noch wenig verbreitete<br />
Einsatz von Holz und Glas im Büro schafft<br />
ein angenehmes und ruhiges Ambiente.<br />
Zeitgenössische Kunstwerke aus der<br />
Sammlung der Sparkassenstiftung und<br />
bunte Sitzmöbel setzen farbliche Akzente.<br />
Die Gärten in den Glashallen und im<br />
Freien verbinden Außen- und Innenräume.<br />
Transparenz schafft fließende Übergänge<br />
zwischen Büro und Natur. Die Wege über<br />
die Brücken und die Mall <strong>–</strong> ein Wechsel<br />
zwischen Außen- und Innentemperatur<br />
<strong>–</strong> machen die Natur mit Sonne, Licht und<br />
Dunkelheit, Kälte und Wärme in der Arbeitswelt<br />
erlebbar.<br />
Der Business Club hat in der dvg eine<br />
Fangemeinde gefunden. Viele der heutigen<br />
Mitarbeiter kennen ihr Unternehmen<br />
gar nicht anders, langjährige Mitarbeiter<br />
möchten nicht mit der alten Welt tauschen.<br />
Auch im organisatorischen Wandel<br />
hat sich das Konzept bewährt. Seit dem<br />
Bezug haben das Bürokonzept und die Arbeitsform<br />
zwei große Umstrukturierungen<br />
begleitet und unterstützt.<br />
Sitzgruppen als Ruhezonen oder als Arbeitsplätze im Garten Blick in einen Projektraum<br />
Team Center
Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 26<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Beruf oder Passion<br />
<strong>congena</strong> Zwischenraum März 2009<br />
Mit großer Leidenschaft schilderten Roman<br />
Niewodniczanski und Stéphane Thuriot,<br />
Chef Sommelier im Königshof München,<br />
den Gästen des <strong>congena</strong> Zwischenraums<br />
am 19. März 2009 die Arbeit in der Weinbauregion<br />
Saar.<br />
Weingut van Volxem: Am Anfang stand<br />
die Vision, an die Tradition der Region<br />
anzuknüpfen und ihr den angestammten<br />
Platz in der Weltspitze zurückzugeben.<br />
Denn bevor der Saar Riesling fast in der<br />
Bedeutungslosigkeit versank, gehörte er<br />
Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner unvergleichlichen<br />
Eleganz und Finesse in die<br />
absolute Spitzenliga der begehrtesten und<br />
damit teuersten Weine der Welt.<br />
Die Realität sah bis vor einem halben<br />
Jahrzehnt ganz anders aus. Zum einen<br />
hatte die Saar wie alle anderen deutschen<br />
Anbaugebiete nach den Katastrophen<br />
der beiden Weltkriege viele traditionelle<br />
Absatzgebiete verloren und zum anderen<br />
scheiterte ein Weingut nach dem anderen<br />
an den enorm hohen Kosten des Steilhanganbaus,<br />
mit der Folge, dass die einst<br />
weltberühmten Steillagen aufgegeben<br />
wurden.<br />
Diese Ausgangssituation war es, die Roman<br />
Niewodniczanski reizte.<br />
Er kaufte im Jahr 2000 einen traditionsreichen,<br />
berühmten Betrieb, ein ehemaliges<br />
Klosterweingut im historischen Zentrum<br />
von Wiltingen, der bedeutendsten Weinbaugemeinde<br />
der Saar, der in Konkurs geraten<br />
war, jedoch einst strahlenden Klang<br />
besaß. Van Volxem hat Besitz in den legendären<br />
Kernparzellen der besten Lagen<br />
der Saar und einen besonderen Schatz:<br />
uralte, zum Teil wurzelechte Rebstöcke auf<br />
skelettreichen, aber äußerst unterschiedlichen<br />
Schieferböden <strong>–</strong> ein weltberühmtes<br />
Gelände, das bereits seit der preußischen<br />
Lagenklassifikation von 1865 zur Klasse<br />
höchster Bonität <strong>–</strong> Grand Cru <strong>–</strong> gehört!<br />
Dann beginnt eine sehr harte handwerkliche<br />
Arbeit. Das Traditionsgut wird renoviert,<br />
in den hoch und extrem steil über<br />
der Saar liegenden Weinbergen werden<br />
Böden aufgelockert und Unmengen von<br />
Humus eingebracht.<br />
Sehr spät wird extrem selektiv in mehreren<br />
Durchgängen geerntet, die Spitzenlagen<br />
meistens tief im November.<br />
Die Reben profitieren auch vom relativ<br />
kühlen Klima ihres nördlichen Anbaugebietes,<br />
das 50 bis 100 m höher liegt als<br />
die Spitzenlagen der Mosel. Denn bei den<br />
großen Rieslingen der Saar garantieren<br />
die großen Temperaturschwankungen<br />
zwischen Tag und Nacht sowie die lange<br />
Vegetationsperiode von bis zu 160 Tagen<br />
von der Blüte bis zur Vollreife, dass sie ihre<br />
komplexen Aromen langsam ausreifen<br />
lassen können.<br />
Der »größte Jahrgang der letzten Jahrzehnte<br />
an der Saar« konnte 2007 eingebracht<br />
werden. Das warme Frühjahr<br />
mit der frühesten Rebblüte aller Zeiten,<br />
die wertvollen, moderaten Niederschläge<br />
in den Sommermonaten und der schier<br />
unendlich lange »Goldene Herbst« boten<br />
phantastische Bedingungen für einen<br />
großen Jahrgang!<br />
Ein eindrucksvoller Spagat zwischen<br />
Tradition und Avantgarde mit dem Ziel,<br />
Einzigartiges zu produzieren und so einen<br />
bedeutenden Beitrag zur Re-Profilierung<br />
der Weinregion Saar zu leisten.
Christoph Kitterle 27<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
»Smart Working«<br />
10 Jahre danach <strong>–</strong> Ein Business Club für die CREDIT SUISSE in Zürich<br />
Seit vielen Jahren bemüht sich die Credit<br />
Suisse darum, ihren Mitarbeitern zukunftsorientierte<br />
und attraktive Arbeitsumgebungen<br />
anzubieten. So wurde ab 2005<br />
ein Multi Space Concept eingeführt.<br />
Meist offene Arbeitsplätze gruppieren<br />
sich um einen »Marktplatz« mit allen<br />
Gemeinschaftsfunktionen: Espressobar,<br />
Besprechung, Bürotechnik, Rückzugsräume.<br />
Nach der erfolgreichen Umsetzung<br />
des Multi Space Concepts an zahlreichen<br />
Standorten der Credit Suisse ist 2009 die<br />
Idee gereift, im Rahmen eines Pilotprojektes<br />
zu überprüfen, ob das Multi Space<br />
Concept in Richtung einer nonterritorialen<br />
Nutzungsstrategie weiterentwickelt<br />
werden kann. Im Rahmen eines »Smart<br />
Working« genannten Projektes soll ein<br />
Business Club eingerichtet werden. Dabei<br />
verfolgt die Credit Suisse folgende Ziele:<br />
• Arbeitsumfeld für verschiedene<br />
Arbeitsformen<br />
• Verbesserung von Konzentration,<br />
Kommunikation und Austausch<br />
• Neue Wahlfreiheiten für die Mitarbeiter:<br />
Wann arbeite ich wie und wo?<br />
• Bessere Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie [ausgewogenere Work-Life-<br />
Balance]<br />
• Identifikation der Mitarbeiter mit dem<br />
Arbeitsumfeld<br />
• Steigerung der Mitarbeitermotivation<br />
• Steigerung der Produktivität<br />
• Verbesserung der Flächenauslastung<br />
• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
• Alleinstellungsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt<br />
durch attraktive Arbeitsbedingungen<br />
Anfang 2009 ging <strong>congena</strong> als Realisierungspartner<br />
aus dem Ideenwettbewerb<br />
zur Umsetzung eines Business Clubs an<br />
einem Züricher Standort der Credit Suisse<br />
hervor. Ende 2009 erteilte die Geschäftsführung<br />
grünes Licht für die Realisierung<br />
eines Business Clubs als Pilotprojekt mit<br />
200 Mitarbeitern. Schnell war allen Beteiligten<br />
klar, dass sich der Business Club<br />
deutlich vom bestehenden Multi Space<br />
Concept unterscheiden muss, um die Idee<br />
von einer neuen und zukunftsorientierten<br />
Arbeitswelt glaubhaft vermitteln zu<br />
können. Unterschiedliche Atmosphären<br />
sollten die Vielfalt der verschiedenen Arbeitsplatz-<br />
und Kommunikationsangebote<br />
unterstützen. Die Idee legte nahe, für<br />
diese Aufgabe einen weiteren Planer mit<br />
entsprechendem Kreativitätspotential ins<br />
Projektteam aufzunehmen. Mit dem Züricher<br />
Architekturbüro Camenzind Evolution<br />
konnte ein Partner gewonnen werden,<br />
der bereits dem Projekt Google in Zürich<br />
ein unverwechselbares Erscheinungsbild<br />
verliehen hat.<br />
Organisation<br />
Im Business Club wird die eindeutige<br />
Zonierung des Multi Space Concepts<br />
weiterentwickelt. Der überwiegende Teil<br />
der Mitarbeiter bewegt sich, abhängig von<br />
der Aufgabenstellung, flexibel innerhalb<br />
unterschiedlicher Arbeitsplatzszenarien.<br />
Lediglich Sonderarbeitsplätze und<br />
Assistenzstellen werden fest vergeben.<br />
Zunächst wird eine Sharingrate von 80%<br />
angestrebt, das heißt, 200 Mitarbeiter teilen<br />
sich 160 Arbeitsplätze. Bei einem erfolgreichen<br />
Verlauf des Pilotprojektes und<br />
entsprechenden Potentialen ist es denkbar,<br />
diese Ratio zu steigern.<br />
Voraussetzung für eine solche Sharingrate<br />
ist die teilweise Einführung von Heimarbeitsplätzen.<br />
Ein Teil der Belegschaft<br />
kann bis zu 40% der Arbeitszeit an einem<br />
Heimarbeitsplatz verbringen. Derzeit wird<br />
davon ausgegangen, dass etwa 15 bis<br />
20% der Mitarbeiter von zu Hause aus<br />
arbeiten können.<br />
Technik<br />
Die technischen Rahmenbedingungen<br />
müssen gewährleisten, dass die Mitarbeiter<br />
jederzeit und überall ohne Einschränkung<br />
arbeitsfähig sind. Dazu gehört<br />
unter anderem, dass alle Mitarbeiter mit<br />
Laptops ausgestattet werden. Im Business<br />
Club finden sie einheitliche Docking Stationen,<br />
Monitore und Tastaturen vor, die<br />
sicherstellen, dass ein bildschirmgerechtes<br />
Arbeiten an allen Arbeitsplätzen möglich<br />
ist. Außerdem können sich die Mitarbeiter<br />
an jedem beliebigen Arbeitsplatz mit<br />
der eigenen Telefonnummer anmelden.<br />
Alle Kommunikationszonen sind mit<br />
Christoph Kitterle<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Berater
Quiet Area<br />
Christoph Kitterle<br />
Ein Business Club für die Credit Suisse<br />
28<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Home Base City Lounge Project Zone<br />
Club Lounge<br />
Home Base<br />
Home Base<br />
Grundriss Pilotprojekt<br />
Strom- und Datenanschlüssen bzw. WLAN<br />
ausgerüstet.<br />
10 Jahre danach<br />
Meeting Business Garden Reading Room Meeting<br />
Bis jetzt klingt alles wie beim Business<br />
Club der dvg <strong>–</strong> bis auf einige wenige technische<br />
Neuerungen. Kann es sein, dass es<br />
in den letzten 10 Jahren keine merklichen<br />
Veränderungen gegeben hat? Natürlich<br />
nicht.<br />
Gerade die technischen Neuerungen<br />
haben maßgeblichen Einfluss auf die<br />
Konzeption des Business Clubs. Durch die<br />
günstige Verfügbarkeit von Laptops wird<br />
die Arbeit noch unabhängiger von Ort<br />
und Zeit. Während sich die Mitarbeiter der<br />
dvg noch an einem stationären Rechner<br />
einloggen mussten, können sich die Mitarbeiter<br />
heute völlig frei bewegen und ihren<br />
Arbeitsort wählen <strong>–</strong> zusätzlich unterstützt<br />
vom heute immer gängiger werdenden<br />
WLAN.<br />
Durch die örtliche Unabhängigkeit ergeben<br />
sich neue organisatorische Potenziale.<br />
Während die Mitarbeiter der dvg noch in<br />
Nachbarschaften organisiert sind, die in<br />
drei funktionale Zonen gegliedert sind,<br />
können die Mitarbeiter der Credit Suisse<br />
»ausschwärmen«. Aufgrund der menschlichen<br />
Natur benötigen auch die Mitarbeiter<br />
der Credit Suisse eine »Heimat«. Die<br />
Vielfalt der über die Standardarbeitsplätze<br />
hinausgehenden Szenarien ist jedoch wesentlich<br />
breiter, weil sie sich nicht bereichsbezogen<br />
wiederholen.<br />
Auch gestalterisch eröffnet die Technik<br />
neue Möglichkeiten. Während Ende der<br />
90er Jahre die Bildschirmarbeit noch an einen<br />
[Schreib]Tisch gebunden war, können<br />
heute auch Sessel und Sofas als Arbeitsplatz<br />
dienen <strong>–</strong> ganz wie zu Hause. Diesen<br />
Trend hat auch die Industrie erkannt und<br />
bietet inzwischen sogar Sitzmöbel an,<br />
welche die Arbeit am Laptop unterstützen.<br />
Damit folgt auch die Gestaltung von Büros<br />
dem allgemeinen Trend zu Wohnlichkeit<br />
und Wohlfühlatmosphäre. Als die dvg gestaltet<br />
wurde, galt der Einsatz von natürlichen<br />
Materialien und Farbe noch als innovativ<br />
oder gar mutig. Inzwischen werden<br />
[natürliche] Materialien und Farbe gezielt<br />
als Ausdruck der Unternehmenskultur und<br />
zur Unterstützung konzeptioneller Aspekte<br />
eingesetzt.<br />
Für unterschiedliche Aufgaben und Stimmungen<br />
bietet das Pilotprojekt sieben<br />
Arbeits- und Aufenthaltsszenarien:<br />
Home Base<br />
Bei aller Flexibilität und Freiheit, die aufgabenbezogene<br />
nonterritoriale Büroflächen<br />
bieten, muss für die Mitarbeiter eine<br />
räumliche Identität an einem bereichs-,<br />
team- oder gruppenbezogen fest definierten<br />
Ort gewährleistet werden. Diese Home<br />
Bases sind jeweils in den Gebäudeecken<br />
platziert. Hier werden die Einzelräume<br />
angesiedelt, die zwar nicht fest zugeordnet<br />
sind, für die Teammanager jedoch<br />
ein privilegiertes Nutzungsrecht haben.<br />
In direkter Nachbarschaft sind die Assis-<br />
Home Base<br />
Quiet Area
Christoph Kitterle<br />
Ein Business Club für die Credit Suisse<br />
29<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
tenzarbeitsplätze angesiedelt, die als »First<br />
Point of Contact« im Zugangsbereich<br />
liegen und neben wenigen Sonderarbeitsplätzen<br />
als einzige Arbeitsplätze einen fest<br />
zugeordneten Stauraum erhalten. Hier<br />
befindet sich das persönliche Schließfach,<br />
das jedem Mitarbeiter für vertrauliche Unterlagen,<br />
aber auch private Gegenstände<br />
zur Verfügung steht. Die Gruppenablage<br />
bietet jedem Mitarbeiter Raum für seine<br />
persönliche Ablage. Der Stauraum für<br />
gruppenbezogene Ablage liegt entlang<br />
der Kerne. Darüber hinaus ist ein zentrales<br />
Archiv mit Schieberegalanlage vorgesehen.<br />
Die in den Homebases geplante Mittelzone<br />
bietet ergänzend zu den Standardarbeitsplätzen<br />
eine Reihe zusätzlicher<br />
Funktionen:<br />
• Lounge als entspannte Besprechungsmöglichkeit<br />
für vier Personen<br />
• Stehbesprechung für kurze Besprechungen<br />
»im Vorbeigehen«<br />
• Think Tank als Rückzugsmöglichkeit<br />
für besonders konzentrierte Arbeitsphasen,<br />
vertrauliche Telefonate oder<br />
Besprechungen zu zweit oder dritt<br />
• Touchdown Arbeitsplätze bieten eine<br />
kompakte und nutzerfreundliche Infrastruktur<br />
für kurze Aufenthalte im Büro<br />
• Garderobe<br />
• Document Center bieten die bürotechnische<br />
Infrastruktur dezentral an:<br />
Kopierer, Drucker, Fax, Scanner oder<br />
Multifunktionsgeräte<br />
Lounges<br />
Die Lounges sind in den Eingangsbereichen<br />
angesiedelt und vermitteln so den<br />
[aller]ersten Eindruck vom Business Club.<br />
An dieser Stelle soll die Chance genutzt<br />
werden, mit einem angemessenen Auftritt<br />
die Botschaft des Business Club Prinzips<br />
zu vermitteln. Im Zentrum der Lounges, an<br />
der Schnittstelle der Hauptverkehrsachsen,<br />
liegen die Espressobars. Während die<br />
eine Lounge als formelle »Club Lounge«<br />
gestaltet wird, erhält die zweite Lounge<br />
einen informellen Charakter als »City<br />
Lounge«. Mit ihrer Großzügigkeit und der<br />
hochwertigen Material- und Mobiliarwahl<br />
vermitteln die Flächen ein entspanntes und<br />
anspruchsvolles Club Ambiente.<br />
Quiet Areas<br />
Dank ihrer Lage an den Gebäudeenden<br />
weisen die Quiet Areas einen geringen<br />
Durchgangsverkehr auf und eignen sich<br />
dadurch für konzentriertes und ruhiges<br />
Arbeiten. Wer sich unterhalten oder<br />
telefonieren will, muss dies außerhalb<br />
der Quiet Area tun. Die Ausstattung mit<br />
höhenverstellbaren Standardtischen ermöglicht<br />
langfristiges, konzentriertes und<br />
bequemes Arbeiten. Während die Arbeitsplätze<br />
an der Fassade cubiclelartig angedacht<br />
sind, werden die innen liegenden<br />
Arbeitsplätze in ein Innenausbauelement<br />
integriert, das einen Höhlencharakter vermittelt<br />
und den Rückzug unterstützt.<br />
3D Darstellung<br />
der verschiedenen<br />
Arbeits- und Aufenthaltsszenarien
Christoph Kitterle<br />
Ein Business Club für die Credit Suisse<br />
30<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Project Zone<br />
Diese Fläche ist für die kurz- oder mittelfristige<br />
Projektarbeit in Teams von bis zu<br />
acht Personen vorgesehen. Die Fläche soll<br />
aber auch für die tägliche Arbeit genutzt<br />
werden können. Abschirmende Elemente,<br />
die von den Projektanforderungen abhängig<br />
variabel frei aufgestellt werden können,<br />
sorgen für akustischen und visuellen<br />
Schutz. Fest installiert sind aufgestapelte<br />
Boxen, die als Projektablage und zur Abschirmung<br />
dienen sowie eine Technikzone<br />
mit einem Multifunktionsgerät.<br />
Meeting<br />
Die beiden Meeting Bereiche bieten insgesamt<br />
4 kleine und 2 große Besprechungsräume,<br />
die entsprechend dem Stand der<br />
Technik mit Beamer und Telefonkonferenzanlage<br />
ausgestattet sind. Neben den bereichsnahen<br />
Besprechungsräumen auf der<br />
Etage können für größere Veranstaltungen<br />
Räume in einem zentralen Konferenzzentrum<br />
gebucht werden.<br />
Business Garden<br />
Der Business Garden schafft mit seinem<br />
dichten Grün und dazu passendem Mobiliar<br />
einen bewussten Kontrast zu den Standardbüroflächen.<br />
Materialien und Farben<br />
unterstützen den kommunikativen und<br />
extrovertierten Charakter dieses Bereichs.<br />
Das Arbeitsplatzangebot kann sowohl als<br />
Bildschirmarbeitsplatz als auch für Besprechungen,<br />
Projektarbeit oder Brainstorming<br />
in kleinen Teams mit bis zu vier Personen<br />
genutzt werden. Darüber hinaus bieten<br />
zwei kleine Lounges Raum für informellen<br />
Gedankenaustausch.<br />
Reading Room<br />
Die Atmosphäre des Reading Rooms ist<br />
einer Bibliothek entliehen. Wie im Business<br />
Garden soll auch hier eine Umgebung entstehen,<br />
die sich stark von den Standardarbeitsplätzen<br />
unterscheidet. Im Vordergrund<br />
stehen Rückzug und konzentrierte<br />
Arbeit. Wie in den Quiet Areas herrscht<br />
auch hier ein Rede- und Telefonverbot.<br />
Das Pilotprojekt soll ab November 2010 in<br />
Betrieb genommen werden. Ein gezieltes<br />
Change Management wird die Nutzer auf<br />
die neue Arbeitsweise vorbereiten und<br />
mit Potentialen und Freiheiten, aber auch<br />
Regeln vertraut machen. Spannend wird<br />
der Dialog mit den Nutzern während der<br />
ersten Nutzungsphase. Erst dann wird sich<br />
herausstellen, wie das Angebot unterschiedlicher<br />
Arbeitsszenarien genutzt wird<br />
und ob sich die neue Freiheit positiv auf<br />
die Zufriedenheit und die Produktivität der<br />
Mitarbeiter auswirkt.
Richard Puell 31<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das Layout-Raster<br />
Die Geburt wahrer Flexibilität<br />
Grundriss | Gebäude<br />
Centraal Beheer,<br />
Apeldoorn, 1973<br />
Architekt:<br />
Herman Hertzberger<br />
Herr Puell, ich glaube, man kann Sie als<br />
»Erfi nder« des Layout-Rasters bzw.<br />
Layout-Moduls bezeichnen.<br />
Stimmt! Den Namen Layout-Raster habe<br />
ich erfunden, jedoch nicht das System.<br />
Die Entstehung des Prinzips führt zurück<br />
in die Zeit, in der es nur die zwei großen<br />
ideologisch besetzten Alternativen der<br />
Büroorganisation gab: die Großraum- bzw.<br />
Bürolandschaft oder das konventionelle<br />
Zellenbüro. Verschiedene Planer, Architekten<br />
und Berater haben versucht, diese<br />
Polarität aufzubrechen. Dazu gehört<br />
unter anderem das Projekt von 1972 für<br />
die Rückversicherung Centraal Beheer<br />
in Apeldoorn des Architekten Herman<br />
Hertzberger. Der Grundriss basiert quasi<br />
auf einem Layout-Raster. Er hat es nicht<br />
als Layout-Raster bezeichnet <strong>–</strong> der Begriff<br />
war ja noch nicht erfunden <strong>–</strong> sondern<br />
dem Strukturalismus zugeordnet, einer<br />
Architekturrichtung der damaligen Zeit.<br />
Außerdem hat er eine soziale Komponente<br />
hinzugefügt, nämlich »größte individuelle<br />
Freiheit am Arbeitsplatz«. Wie so oft<br />
darf man diese Leistung nicht allein dem<br />
Architekten zugute halten. Das Unternehmen<br />
gab die Maxime vor: »Nur wer sich<br />
an seinem Arbeitsplatz wohl fühlt, wird<br />
auch gute Leistung für das Unternehmen<br />
bringen!«<br />
Der Grundriss basiert auf einer Aneinanderreihung<br />
quadratischer Module für<br />
jeweils mindestens vier Arbeitsplätze, die<br />
von einem orthogonalen Wegesystem<br />
durchschnitten werden. Die sich daraus<br />
ergebenden Quadranten [Ankerplätze] in<br />
den Ecken des Grundmoduls sind frei verfügbar<br />
und bieten Freiraum für die Anordnung<br />
und Gestaltung eines Arbeitsplatzes.<br />
Hertzberger hat dieses Angebot an Arbeitsplatzflächen<br />
als polyvalente, vielfach<br />
nutzbare Arbeitsplatzflächen definiert.<br />
Ankerplätze für Arbeitsplätze<br />
Wie groß ist das Grundmodul in dem<br />
Entwurf?<br />
Das Grundmodul hat eine Seitenlänge von<br />
9 x 9 m und damit 81 qm.<br />
Nachdem ich das Gebäude durch mehrere<br />
Besichtigungen kennengelernt hatte,<br />
hat mich dessen Intelligenz überzeugt.<br />
Bei organisatorischen Veränderungen<br />
mussten nicht Räume verändert werden,<br />
sondern lediglich die Anordnung der<br />
Arbeitsplätze in den frei gestaltbaren<br />
Flächen. Ungeheuer war hier die Freiheit,<br />
Richard Puell<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
ehemaliger Berater<br />
und Gesellschafter
Richard Puell<br />
Das Layout-Raster<br />
32<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
die das Unternehmen seinen knapp werdenden<br />
Mitarbeitern gewährte, um sie<br />
bei der Stange zu halten. Die Mitarbeiter<br />
konnten in ihren »Viertelchen« tun, was<br />
sie wollten. Manche hatten Vogelkäfige<br />
mit Kanarienvögeln oder Papageien dabei,<br />
andere ließen sich zuwachsen von Lianen<br />
und Orchideen oder hatten Hamsterkäfige<br />
am Schreibtisch. Es war eine wilde, wilde<br />
Sache …<br />
Centraal Beheer war zweifelsohne eine<br />
Anregung für das Gebäude der AWK<br />
Koblenz, das 1980 auf der Grundlage der<br />
organisatorischen Vorplanung und Wettbewerbsauslobung<br />
der <strong>congena</strong> entstand.<br />
Hier wurde ein ganz ähnlicher Versuch<br />
gemacht. Der Architekt Hans Struhk hat<br />
den Großraum aufgebrochen, um das<br />
Ausgesetztsein, die Überkommunikation<br />
des Großraums zu reduzieren. Speziell in<br />
den Außenkonturen finden sich große<br />
Ähnlichkeiten mit dem Projekt Centraal<br />
Beheer von Herman Hertzberger.<br />
Welchen Bezug haben diese beiden<br />
Projekte zum Layout-Raster?<br />
Beide Projekte hatten es erreicht, im<br />
Bürogroßraum ohne großen Aufwand<br />
Veränderungen der Belegung herbeiführen<br />
zu können <strong>–</strong> aber vor allem baulich. Das<br />
Bestreben war es nun, in großen, offenen<br />
und unstrukturierten Flächen Wiederholungen<br />
bzw. Flächendefinitionen zu finden,<br />
in denen Ähnliches passieren konnte,<br />
wie in den Gebäuden Centraal Beheer<br />
oder AWK, ohne deren räumliche bzw.<br />
bauliche Strukturen. Das führte zu dem<br />
Vorschlag fester Formen, z.B. für die Banco<br />
Industrial de Cataluña, wo innerhalb<br />
vorgegebener kleiner Standardflächen<br />
Freiheit für die Anordnung der Arbeitsplätze<br />
besteht.<br />
Grundriss<br />
AWK Koblenz,1982<br />
Architekt:<br />
Hans Struhk
Richard Puell<br />
Das Layout-Raster<br />
33<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Layout-Raster<br />
Banco Industrial de Cataluña, Barcelona, 1978<br />
Architekten: Fargas & Tous<br />
In diesem Fall sind organische Bereiche<br />
entstanden, die durch feste Elemente<br />
abgegrenzt waren. In diesen Bereichen<br />
konnten kleine Gruppen organisiert werden,<br />
mit Bezug zur Nachbarschaft, weil<br />
nie gewährleistet werden kann, dass eine<br />
Gruppe genau in einen Bereich passt.<br />
Handelt es sich bei den festen Elementen<br />
tatsächlich um eine bauliche Begrenzung?<br />
Nein, es sind entweder frei gestellte<br />
Schränke oder Stellwände, die auch eine<br />
akustische Wirkung haben sollten. Die<br />
Planung ist leider nie bildgetreu realisiert<br />
worden. Die Flächen sind konventionell<br />
frei möbliert worden <strong>–</strong> konventionell<br />
im Sinne der lange zuvor entwickelten<br />
Bürolandschaft. Das hat auch sofort zu<br />
Schwierigkeiten geführt, unter anderem<br />
zur Ablehnung durch Führungskräfte, die<br />
offen mitten drin saßen. Trotzdem <strong>–</strong> in<br />
Verbindung mit dem Projekt Banco Industrial<br />
de Cataluña ist der Begriff Layout-<br />
Raster entstanden.<br />
Wodurch war es bedingt, dass sich das<br />
Layout-Raster von der organischen Form<br />
zu dem rechteckigen Modul entwickelt<br />
hat, wie wir es heute in der Regel<br />
einsetzen?<br />
Das ist eine gute Frage. Das Layout-Raster<br />
war von Anfang an ein viel zu enger<br />
Begriff, weil sich dahinter eigentlich Wichtigeres,<br />
Problematischeres versteckt. Die<br />
ständigen Veränderungen von organisatorischen<br />
Einheiten in einem Unternehmen<br />
bedingen ständige Belegungsveränderungen,<br />
die für Unternehmen einen sehr, sehr<br />
großen Aufwand darstellen. Der Wunsch<br />
bestand darin, Systeme zu entwickeln,<br />
die diese sich ständig verändernden Belegungen<br />
stark vereinfachen. Das ist nur<br />
möglich und sinnvoll, wenn wir mit vielen<br />
gleichen Modulen arbeiten.<br />
Ein wichtiger Einschub: Flexibilität der<br />
Büroräume und -flächen wird meistens<br />
sowohl von Architekten als auch von<br />
Unternehmen missverstanden. Sie setzen
Richard Puell<br />
Das Layout-Raster<br />
34<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Flexibilität gleich mit einem Angebot<br />
unterschiedlicher Flächen und Räume:<br />
größere, offene Flächen von mittlerer bis<br />
Großraumgröße, daneben ein Sortiment<br />
kleinerer, auch geschlossener Räume,<br />
Zellenbüros. Teamarbeit sei nur in Gruppenräumen<br />
möglich, konzentriertes Arbeiten,<br />
Denken, Forschen, solle in Schutz<br />
bietenden Einzelräumen stattfinden. Der<br />
Aufwand, Abteilungen ihren organisatorischen<br />
Anforderungen entsprechend<br />
unterzubringen, sie umzusiedeln, sie neu<br />
zu organisieren und dem heterogenen<br />
Raumangebot anzupassen, ist jedoch<br />
außerordentlich hoch, nahezu unmöglich<br />
und von den Mitarbeitern höchst kritisch<br />
begleitet.<br />
Höchste wünschenswerte Flexibilität ist<br />
erreicht, wenn sämtliche Arbeitsplätze<br />
schnell und mit geringstem Planungsaufwand<br />
ihre Aufstellungsfläche finden und<br />
Umbelegungen mit wenigen Handgriffen<br />
<strong>–</strong> nur mit dem Umzug der persönlichen<br />
Akten <strong>–</strong> stattfinden können. Das gewährleistet<br />
nur ein Projekt, das mit einer Vielzahl<br />
gleicher Flächen auskommt. Daneben<br />
stehen immer auch die dezentralen Sonderflächen<br />
wie Besprechungsräume, Copy<br />
Center, Teeküchen, Garderoben, Toiletten<br />
usw. Diese haben jedoch ihren festen Platz<br />
und werden von Belegungsänderungen<br />
nicht berührt. Das nenne ich Flexibilität,<br />
wenn es mir gelingt, mich hinzusetzen<br />
und an einem einzigen Tag 200 Mitarbeiter<br />
in neue Flächen zu rochieren.<br />
Diese Forderung spricht wohl entweder für<br />
das Großraumbüro, das mitunter diese<br />
Idee verfolgt, oder die Weiterentwicklung<br />
dieser Idee, das Kombibüro.<br />
Nein! Das Großraumbüro ist und bleibt<br />
eine organisatorische Plackerei, wenn Umbelegungen<br />
anstehen. Hilfreich allerdings<br />
ist ein rigid definiertes Belegungs- sprich<br />
Layout-Raster.<br />
Überlegungen, diese wünschenswerte,<br />
schnell und leicht zu nutzende Flexibilität<br />
zu erreichen, lösen sich von der Ausgangsbezeichnung<br />
Layout-Raster, lösen<br />
sich damit auch vom Großraum, von der<br />
Bürolandschaft.<br />
Beispielsweise das Projekt Verwaltungszentrum<br />
der Stadtsparkasse München ist<br />
ein konventionell geordneter Grundriss.<br />
Zentraler Flur, links und rechts konventionelle<br />
Büroräume. Während der<br />
Belegungsplanung gab es die Idee, den<br />
ganzen Grundriss, das gesamte Gebäude<br />
ausschließlich in gleiche 3-achsige Räume<br />
aufzuteilen. Sie wären geeignet für zwei<br />
Sachbearbeiter oder einen Gruppenleiter,<br />
ein Abteilungsleiter erhielte den Nebenraum<br />
als Besprechungsraum dazu. Diese<br />
Form der Nutzung eines konventionellen<br />
Grundrisses ist ebenfalls von höchster<br />
Flexibilität, von sehr schneller Veränderbarkeit<br />
und sehr leichter Handhabung für die<br />
zuständige Organisation <strong>–</strong> sie löst jedoch<br />
nicht das Problem, das ursprünglich zur<br />
Idee der Großraumbürolandschaft geführt<br />
hat, nämlich den Mangel an offener<br />
Kommunikation.<br />
Und dies führt uns ziemlich direkt auf die<br />
skandinavische Lösung, die ich erstmals<br />
als Leiter eines internationalen Seminars<br />
in London kennengelernt habe. Skandinavische<br />
Teilnehmer kamen auf mich zu<br />
und fragten: »Kennen Sie das Kombibüro?<br />
Have you ever seen it? What’s your idea<br />
about it? Do you use this form of offices?«<br />
Ich musste eingestehen, dass mir<br />
diese Form unbekannt war. Sie haben mir<br />
Grundrisse gezeigt und ich habe gedacht:<br />
»Hoppla hopp«, das ist doch eine klasse<br />
Idee!<br />
Wir hatten ähnliche Lösungen für Bürolandschaften<br />
auch schon in Erwägung<br />
gezogen, jedoch immer wieder verworfen,<br />
weil sie zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />
führten: privilegierte Einzelräume an<br />
der Fassade und Arbeitsplätze, von der<br />
Fassade abgeschnitten, überwiegend in<br />
offenen, innen liegenden Flächen.<br />
Hier kam eine Lösung, die zeigte, wir<br />
können allen den kleinen Einzelraum<br />
geben und nutzen den Innenraum nur als<br />
Verkehrsfläche und für die notwendigen<br />
Sonder- und Gemeinschaftsflächen. Das<br />
Projekt Zander & Ingeström ist vermutlich<br />
das erste in dieser Art realisierte Bürohaus.<br />
10 qm Büros an der Fassade, innen liegende<br />
Flächen für Sondernutzungen.
Richard Puell<br />
Das Layout-Raster<br />
35<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Kombibüro Grundriss von Zander & Ingeström, Stockholm, 1979<br />
Ist der quadratische Grundriss typisch für<br />
die damalige Zeit, sozusagen aus dem<br />
Großraumbüro hervorgehend, oder war<br />
die Form projektspezifi sch bedingt? Heute<br />
kennen wir das Kombibüro eher in einer<br />
lang gestreckten Form mit einem geringeren<br />
Anteil an Sonderfl ächen.<br />
Die Frage zwingt mich zum Nachdenken <strong>–</strong><br />
kleine Pause also!<br />
Das liegt wohl daran, dass heute in der<br />
Regel versucht wird, Baukörper und Strukturen<br />
zu schaffen, die sowohl für Kombibüros<br />
als auch konventionelle Zellenbüros<br />
(siehe <strong>congena</strong> Texte 2001) geeignet sind.<br />
Zurück zum Kombibüro: Wir haben damals<br />
sehr schnell erkannt, dass es sich<br />
lohnen müsste, darüber mehr Bescheid<br />
zu wissen, um diese Büroform qualifiziert<br />
vorschlagen zu können. Das hat dazu<br />
geführt, dass wir 1987 nach Schweden<br />
gereist sind, wo uns einer der Miterfinder,<br />
Svantje Sjömann, die Theorie und die<br />
Absichten des Kombibüros erläutert und<br />
vorgeführt hat. Wir waren so begeistert,<br />
dass wir sofort nach der Rückkehr das<br />
Heft <strong>congena</strong> Texte 1/2 88 herausgegeben<br />
haben und es allein dem Kombibüro<br />
gewidmet haben. Dieses Heft war ein<br />
Renner! Sogar unsere Mitbewerber haben<br />
sich darum gerissen!<br />
Nun der Bezug zum Layout-Raster: Gerade<br />
das Kombibüro erfüllt genau die Möglichkeit,<br />
auf einfachste Weise die schnellsten<br />
Belegungen samt mühelosen Änderungen<br />
zu schaffen, besonders dann, wenn jede<br />
dieser Zellen mit einem Standardarbeitsplatz<br />
ausgestattet wird. Die Investitionskosten<br />
einschließlich Bürotrennwände<br />
mögen zwar etwas höher sein, amortisieren<br />
sich aber im Gebäudebetrieb durch die<br />
Vereinfachung von Umbelegungen.
Richard Puell<br />
Das Layout-Raster<br />
36<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Heute sprechen wir nicht mehr vom<br />
Layout-Raster, sondern vom Layout-Modul.<br />
Handelt es sich dabei nur um einen<br />
neuen Namen oder beinhaltet der neue<br />
Begriff auch eine konzeptionelle Weiterentwicklung?<br />
Im Prinzip steckt die gleiche Absicht dahinter.<br />
Der Begriff Layout-Raster bezieht<br />
sich stärker auf die geometrische Aufteilung<br />
eines Grundrisses in einem offenen<br />
System, speziell in einer Bürolandschaft.<br />
Das Layout-Raster war nicht zwangsläufig<br />
rechteckig, wie das Beispiel der Banco<br />
Industrial de Cataluña zeigt. Und es bezog<br />
sich damals nicht auf einzelne Arbeitsplätze,<br />
sondern auf kleine Gruppenflächen,<br />
wie auch im Beispiel Centraal Beheer. In<br />
jenem Fall entspricht das quadratische<br />
Grundmodul für vier Arbeitsplätze dem<br />
Layout-Raster.<br />
Der Begriff Layout-Modul bezieht sich stärker<br />
auf den organisatorischen Aspekt des<br />
Grundrisses. Ziel bleibt die Flexibilität. Ist<br />
das Layout-Modul die kleinste tagesbelichtete<br />
Einheit, die mit einem Arbeitsplatz belegt<br />
werden kann, dann ist es Belegungswerkzeug<br />
und ein Prüfinstrument für die<br />
maximale Nutzung. Die Verschiebung,<br />
Entwicklung führt also von Kleingruppen<br />
in definierten Teilflächen zu individuellen<br />
standardisierten Arbeitsplätzen.<br />
Diese Entwicklung scheint interessant vor<br />
dem Hintergrund der Entwicklung von<br />
Bürokonzepten. Das Layout-Raster diente<br />
der Strukturierung von Großräumen, um<br />
diese übersichtlicher und menschlicher zu<br />
machen …<br />
… und einfacher zu bewirtschaften …<br />
Mit dem Fokus auf die Flexibilität und der<br />
Entdeckung des Kombibüros ist das<br />
Layout-Modul entstanden, das gleichzeitig<br />
eine gewisse Starrheit zur Folge hat. Wir<br />
beobachten in den letzten Jahren wieder<br />
einen Trend zu offenen Büroraumstrukturen<br />
im Sinne eines Business Clubs und<br />
glaubten, an die Grenzen des Layout-<br />
Moduls gestoßen zu sein, wenn es<br />
darum geht, nicht streng orthogonale<br />
Systeme zu planen. Es könnte jedoch die<br />
Wiederentdeckung des Layout-Rasters<br />
bzw. eine Wiederbelebung bedeuten!<br />
Ich möchte noch auf den Nutzen des<br />
Layout-Rasters bzw. Layout-Moduls<br />
zurückkommen. Der ursprüngliche<br />
Mehrwert ist sehr deutlich geworden.<br />
Ein unschätzbarer Nutzen der heutigen<br />
Form des Layout-Moduls ist die Arbeitserleichterung,<br />
die es mit sich bringt. Auf<br />
der Basis von Arbeitsplatzmodulen<br />
können rechnerisch sehr schnell<br />
Flächenbedarfe ermittelt oder bestehende<br />
Grundrisse analysiert werden. Wurde<br />
das Layout-Raster auch schon so<br />
eingesetzt?<br />
Nein, das Layout-Raster ordnete Flächen,<br />
schaffte spezifische auf Großraumflächen<br />
abgestimmte Belegungsstrukturen. Den<br />
Layoutmodulen, Arbeitsplatzmodulen,<br />
entsprachen früher die »Arbeitsplatztypen«,<br />
die Basis der Bedarfsrechnungen<br />
und damit der Belegung der Bürolandschaften<br />
waren.<br />
Noch ein Fazit: Wir <strong>startet</strong>en mit der<br />
Neugier in Sachen Layout-Raster, fanden<br />
zur Flexibilität <strong>–</strong> ihren räumlichen wie<br />
organisatorischen Anforderungen <strong>–</strong> und<br />
landeten plötzlich beim Kombibüro.<br />
Warum? Weil hier die entscheidenden<br />
übergeordneten Kriterien <strong>–</strong> Zusammenarbeit<br />
im Team und ungestörtes<br />
individuelles Arbeiten <strong>–</strong> bei höchster<br />
Flexibilität im gleichen Raumkonzept<br />
erfüllt werden. Ich bin und bleibe deshalb<br />
ein Fan des Kombibüros und wir <strong>–</strong><br />
die <strong>congena</strong> <strong>–</strong> sollten stolz sein, es<br />
nach Deutschland gebracht zu haben.<br />
Den Dialog führten Richard Puell und<br />
Mirjana Loitzl.
Wolfram Fuchs 37<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Nutzwert-Ranking<br />
Benchmark der Flächenwirtschaftlichkeit zeitgenössischer Bürohäuser<br />
Kundennutzen ist in der Büroimmobilienbranche eher ein Marketing-Schlagwort als eine<br />
Wettbewerbsdisziplin. Im Preiskampf wird regelmäßig übersehen, dass die Wirtschaftlichkeit<br />
für den Nutzer in viel höherem Maß von der Nützlichkeit eines Quadratmeters<br />
abhängt als von der maximalen Preisdifferenz vergleichbarer Angebote.<br />
Mit dem Nutzwert-Ranking lässt sich die für den Nutzer relevante Flächenwirtschaftlichkeit<br />
messen, vergleichen und optimieren. Das Ergebnis ist in Euro und Cent darstellbar<br />
und kann eine dem konventionellen Preisargument überlegene Wettbewerbsstrategie<br />
begründen: € pro Mitarbeiter statt € pro Quadratmeter.<br />
Nicht jeder Quadratmeter ist nützlich<br />
Quadratmeter sind die übliche Handelseinheit<br />
am Immobilienmarkt. Das ist allerdings<br />
aus drei Gründen weder zeitgemäß<br />
noch zielführend bei der Beurteilung der<br />
Flächenwirtschaftlichkeit von Bürogebäuden.<br />
Erstens sind Quadratmeterangaben bei<br />
Bürohäusern selten vergleichbar, weil<br />
Mietflächen trotz DIN-Norm und GIF-Richtlinie<br />
1 regelmäßig unterschiedlich berechnet<br />
werden. Mal wird Brutto- oder Netto-<br />
Grundfläche vermietet. Oft kommen preiskosmetische<br />
Aufschläge für allgemeine<br />
oder fiktive Flächen hinzu. Mitunter werden<br />
auch reine Miet- oder sogar nur<br />
Hauptnutzflächen abgerechnet. Für zusätzliche<br />
Verwirrung sorgt die Anpassung<br />
der Berechnungsmethode an die konjunkturelle<br />
Lage.<br />
Zweitens sagen Quadratmeterangaben<br />
wenig über die Anzahl und Qualität möglicher<br />
Arbeitsplätze aus. Niemand braucht<br />
Quadratmeter an sich, sondern funktionale<br />
Arbeitsplätze und Infrastrukturflächen.<br />
So sind Flächen ohne Tageslicht für<br />
Arbeitsplätze kaum zu gebrauchen. Infrastruktureinrichtungen<br />
in Fassadennähe<br />
sind dagegen oft eine Verschwendung<br />
teurer Büroflächen.<br />
Drittens verschleiern bloße Flächenangaben<br />
für die Nutzung entscheidende Unterschiede<br />
der Architektur:<br />
Die Baukörpergeometrie beeinflusst nicht<br />
nur die Flächeneffizienz. Blockbebauungen,<br />
Zeilen- und Kammstrukturen, Punkt-<br />
und Atriumhäuser unterscheiden sich vor<br />
1 Berechnungsverfahren der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche<br />
Forschung<br />
allem durch charakteristische Verkehrsflächenanteile<br />
und Verhältnisse von hoch-<br />
zu minderwertigen Flächen. Baukörpertypische<br />
Merkmale wie Wegelängen, Durchgangsverkehr,<br />
das Angebot an zentralen<br />
Flächen beeinflussen zudem die Betriebsausgaben,<br />
die Qualität der Arbeitsplätze<br />
und die Kosten der Geschäftsprozesse.<br />
Die Erschließung kann nicht nur repräsentativ<br />
oder sparsam sein. Lage und Gestaltung<br />
entscheiden auch über Erreichbarkeit,<br />
Aufteilbarkeit und Nutzbarkeit der<br />
Flächen für unterschiedliche Funktionen,<br />
je nachdem, ob die Erschließung zentral<br />
oder dezentral angeordnet ist, den Grundriss<br />
perforiert oder tangiert, Nutzungszonen<br />
trennt oder gliedert.<br />
Ein Fassadenraster von 1,25 m ist aufgrund<br />
des Siegeszuges von Flachbildschirmen<br />
und Laptops ausreichend. Weit verbreitet<br />
sind indes Raster, die zur Unterbringung<br />
der gleichen Arbeitsplatzanzahl bis<br />
zu 30 % mehr Fläche erfordern. Dabei<br />
hängt die Qualität eines Arbeitsplatzes<br />
mehr von der Gestaltung der Fassaden<br />
und der Büroräume ab als von dem einen<br />
oder anderen zusätzlichen Quadratmeter.<br />
Mit der Gebäudetiefe verhält es sich ähnlich.<br />
In Deutschland weit verbreitet sind<br />
Grundrisstiefen um 12 Meter. Flächenwirtschaftlich<br />
sind sie nur, wenn sie, wenig<br />
zeitgemäß, vorwiegend mit Doppelzimmern<br />
an Mittelfluren genutzt werden.<br />
Größere Gebäudetiefen erweitern die Gestaltungsspielräume<br />
der Büroorganisation,<br />
ermöglichen moderne Büroformen, die bei<br />
gleicher Arbeitsplatzqualität 10 bis 20 %<br />
Fläche sparen. Vor allem dann, wenn unterschiedliche<br />
Nutzungsstrategien in der<br />
Planung berücksichtigt wurden <strong>–</strong> insbe-<br />
Wolfram Fuchs<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Berater
Wolfram Fuchs<br />
Nutzwert-Ranking<br />
38<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
sondere beim Brandschutz und der technischen<br />
Gebäudeausrüstung. Allzu große<br />
Gebäudetiefen erhöhen indes den Investitionsaufwand,<br />
Energieverbrauch und die<br />
Betriebskosten für mechanische Belüftung<br />
und künstliche Beleuchtung. Bei Gebäudetiefen<br />
ab 15 Metern überwiegen diese<br />
Nachteile.<br />
Spreu und Weizen<br />
Jeder einzelne Einflussfaktor hat erhebliche<br />
Auswirkungen auf die Nützlichkeit.<br />
Hinzu kommen die unübersichtlichen<br />
Wechselwirkungen zwischen den Faktoren.<br />
Sie vergrößern die künstlerischen Gestaltungsspielräume<br />
von Architekten. Und<br />
sie erleichtern es Projektentwicklern, flächenwirtschaftliche<br />
Nachteile zu verschleiern.<br />
Vor allem aber erschweren sie Nutzern,<br />
günstige von ungünstigen Angeboten<br />
zu unterscheiden.<br />
Der Nutzwert hilft, die Spreu vom Weizen<br />
zu trennen. Er bewertet die Wechselwirkungen<br />
und damit die für den Nutzer relevante<br />
strukturelle Flächenwirtschaftlichkeit<br />
von Bürogebäuden. Zur Bewertung reicht<br />
es in der Regel, ein Regelgeschoss zu analysieren:<br />
• Brutto-Grundfläche,<br />
• Nutzfläche [ Netto-Mietfläche],<br />
• Anzahl tagesbelichteter Layoutmodule<br />
[abhängig vom Fassadenraster mindestens<br />
2,50 x 3,75 m], abzüglich eines<br />
Mindestbedarfs von zwei Quadratmetern<br />
pro Layoutmodul für arbeitsplatzübergreifende<br />
Infrastruktur, die kein<br />
Tageslicht erfordert.<br />
• Zur Bewertung der effektiven Arbeitsplatzkapazität<br />
kann eine durchschnittliche<br />
Belegungsdichte von 0,8 Layoutmodul<br />
pro Arbeitsplatz angenommen<br />
werden.<br />
Der Vergleich von 177 zeitgenössischen<br />
Bürohäusern unterschiedlicher Größe in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
zeigt, dass es um beträchtliche Unterschiede<br />
geht:<br />
• ± 19 Prozent beim Herstellungsaufwand<br />
[Brutto-Grundflächenaufwand<br />
pro Quadratmeter Netto-Mietfläche],<br />
der über die Baukosten den Mietpreis<br />
beeinflusst,<br />
• ± 36 Prozent bei der Belegungskapazität<br />
der Mietflächen, die den Flächenverbrauch<br />
pro Arbeitsplatz bestimmt.<br />
• Der Nutzwert repräsentiert schließlich<br />
die relativen Arbeitsplatzkosten 2 , die<br />
gegenüber einem mittleren Angebot<br />
um über 32 Prozent höher oder niedriger<br />
sein können.<br />
Ein niedriger Mietpreis kann zu<br />
teuer sein<br />
Im günstigsten untersuchten Objekt sind<br />
17,3 qm BGF pro Arbeitsplatz erforderlich,<br />
im ungünstigsten Fall 36,5 qm. Damit<br />
weist der Nutzwert eine größere Streubreite<br />
auf als die entsprechenden Mietpreise.<br />
Die Kosten pro Arbeitsplatz können also in<br />
einem effektiven Gebäude mit einem hohen<br />
Mietpreis pro Quadratmeter wesentlich<br />
geringer ausfallen als in einem weniger<br />
effektiven Gebäude mit einem deutlich<br />
niedrigeren Mietpreis. Freilich gibt es auch<br />
das Gegenteil: die Kombination aus hohem<br />
Mietpreis mit hohem Flächenverbrauch<br />
oder niedrigem Mietpreis und geringem<br />
Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz.<br />
Bei den untersuchten Objekten gibt es jedenfalls<br />
keinen Zusammenhang zwischen<br />
Nutzwert und Mietpreis, der vor allem<br />
Standort und Ausstattung der Gebäude<br />
widerspiegelt.<br />
Es lohnt sich also, den Nutzwert zu ermitteln,<br />
zu vergleichen und zu optimieren.<br />
Bei den untersuchten Objekten mit insgesamt<br />
etwa 3,5 Mio. Quadratmetern<br />
• ist jedes dritte Hochhaus flächenwirtschaftlicher<br />
als ein durchschnittliches<br />
Gebäude mit weniger als fünf Regelgeschossen;<br />
2 Kosten pro Arbeitsplatz unter der Annahme gleicher<br />
Grundstückskosten, baulicher Standards und Nutzeranforderungen<br />
an Arbeitsplatzgestaltung und Innenausbau.
Wolfram Fuchs<br />
Nutzwert-Ranking<br />
39<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
• bietet jedes vierte Bürohaus mit weniger<br />
als fünf Regelgeschossen unterdurchschnittlichen<br />
Nutzwert;<br />
• hat nur eines von zwanzig Bürohäusern<br />
einen hervorragenden Nutzwert,<br />
der deutlich über dem Durchschnitt<br />
liegt.<br />
Die im Nutzwert abgebildete Flächenwirtschaftlichkeit<br />
eines Gebäudes ist weit gehend<br />
unabhängig vom Bürokonzept. Nur<br />
innerhalb des Rahmens, der durch den<br />
Nutzwert des Gebäudes defi niert ist, kann<br />
die Flächeneffi zienz eines Bürokonzeptes<br />
wirksam werden. Einzige Ausnahme<br />
bilden wenig nachgefragte und in ihrer<br />
Arbeitsplatzqualität kaum vergleichbare<br />
Großraumbüros, die ohne Raumzellen<br />
auskommen und unabhängig von Tageslicht<br />
und Ausbauraster verdichtet werden.<br />
Nutzwert bringt Mehrwert<br />
Das Nutzwert-Ranking kann für unterschiedliche<br />
Zwecke eingesetzt werden:<br />
• zum Flächenwirtschaftlichkeitsvergleich<br />
von Bürohäusern, also insbesondere<br />
bei der Bewertung konkurrierender<br />
Mietangebote oder Entwürfe in einem<br />
Architektenwettbewerb;<br />
• zur Analyse, Optimierung und Profi -<br />
lierung eines Entwurfs; jeder Architekt<br />
wird seine Kreativität und sein Können<br />
einsetzen, um einen Spitzenplatz zu<br />
belegen;<br />
• beim Finanzierungs-Rating nach Basel<br />
II, um die Chancen und Risiken im<br />
Vergleich mit Wettbewerbsobjekten<br />
zu bewerten;<br />
• um den Mehrwert im Preiskampf zu<br />
beziffern: € pro Arbeitsplatz statt € pro<br />
Quadratmeter;<br />
• bei der vertrauensbildenden Mieterberatung<br />
als Problemlösungspartner in<br />
der Akquisitionsphase.<br />
Die Aussagekraft des Nutzwert-Rankings<br />
lässt sich an den Ergebnissen eines Architektenwettbewerbs<br />
gut veranschaulichen:<br />
verschiedene Entwürfe mit dem gleichen<br />
Raumprogramm, auf dem gleichen Grundstück,<br />
mit den gleichen technischen und<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />
Die Null-Achsen markieren die Mitte zwischen<br />
den Vergleichsobjekten mit den<br />
Minimal- und den Maximalwerten.<br />
Abseits dieser Nullachse, steigen [+] oder<br />
sinken [<strong>–</strong>] die<br />
• relativen Herstellungskosten 3<br />
Verhältnis Netto-Mietfl äche zu Brutto-<br />
Grundfl ächenaufwand<br />
• relativen Arbeitsplatzkosten 4<br />
Belegungskapazität der Netto-Mietfl<br />
äche mit tagesbelichteten Arbeitsplätzen<br />
• Die Multiplikation beider Faktoren<br />
ergibt den Nutzwert.<br />
3 relative Herstellungskosten unter der Annahme gleicher<br />
Grundstückskosten und Baustandards<br />
4 relative Arbeitsplatzkosten unter der Annahme gleicher<br />
Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und Innenausbau
Wolfram Fuchs<br />
Nutzwert-Ranking<br />
40<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Entwurf: Dominique<br />
Perrault, Paris.<br />
Nutzwert: 24,3 qm<br />
BGF pro Arbeitsplatz<br />
Entwurf: Feichtinger<br />
Architects, Wien.<br />
Nutzwert: 20,2 qm<br />
BGF pro Arbeitsplatz<br />
Ein Beispiel<br />
Zu bewerten waren sieben Wettbewerbsbeiträge<br />
für die Projektentwicklung eines<br />
Bürogebäudes am Handelskai in Wien.<br />
Drei Entwürfe bilden das Spektrum der angebotenen<br />
Lösungen ab: günstigster, mittlerer<br />
und ungünstiger Nutzwert.<br />
Im günstigsten Fall beträgt der Nutzwert<br />
20,2 qm BGF pro Arbeitsplatz, im ungünstigsten<br />
Fall sind 24,7 qm erforderlich.<br />
Erfahrungsgemäß liegt auch ohne Wettbewerb<br />
ein Potenzial von mindestens 20%<br />
zwischen einem guten Entwurf und dem<br />
Analyse der Regelgeschosse von drei Wettbewerbsentwürfen<br />
• Brutto-Grundfläche<br />
• Nutzfläche<br />
• Netto-Mietfläche: grau + blau + grün<br />
• Anzahl tagesbelichteter Layoutmodule<br />
• Flächenangebot für arbeitsplatzübergreifende Infrastruktur [grün]<br />
mit optimiertem Nutzwert. Zur Ermittlung<br />
des Siegerprojektes im Rahmen eines Planungswettbewerbes<br />
sind indes neben dem<br />
Nutzwert auch eine Reihe anderer Faktoren<br />
zu bewerten. Im Falle des Wiener<br />
Wettbewerbs entschieden sich die Projektentwickler<br />
nicht für den Entwurf mit dem<br />
günstigsten Nutzwert, sondern das Projekt<br />
mit dem überzeugendsten Gesamtkonzept.<br />
Durch das Nutzwert-Ranking der<br />
Wettbewerbsarbeiten wurde jedoch ein<br />
Optimierungsziel abgesteckt. Ergebnis der<br />
Planungsphase ist eine deutliche Verbesserung<br />
des Nutzwertes und damit der Gesamtkonzeption<br />
des Projektes.
Wolfram Fuchs<br />
Nutzwert-Ranking<br />
41<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Entwurf: Dominique Perrault, Paris.<br />
Die Zauberformel<br />
Die für Nutzer relevante Flächenwirtschaftlichkeit<br />
unterscheidet sich erheblich von<br />
der gängigen Formel für Projektentwickler<br />
und Investoren. Für Nutzer zählt das Verhältnis<br />
Netto-Mietfl äche pro Arbeitsplatz<br />
[je niedriger, desto besser]. Für den Projektentwickler<br />
ist ein günstiges Verhältnis<br />
von Mietfl äche zu Brutto-Grundfl äche [je<br />
höher, desto besser] entscheidend. Der<br />
Nutzwert ist die Zauberformel zur Optimierung<br />
beider Interessen. Die minimale<br />
Brutto-Grundfl äche pro Arbeitsplatz.<br />
Es gilt das Leitmotiv guter Architektur<br />
»Weniger ist mehr«. Die Minimierung des<br />
BGF-Aufwandes und der Baukosten bei<br />
gleichzeitiger Maximierung der Belegungskapazität<br />
und des Kundennutzens.<br />
Entwurf: Feichtinger Architects, Wien.<br />
Entwurf: Auer + Weber, München.<br />
Entwurf: Auer +<br />
Weber, München.<br />
Nutzwert: 23,4 qm<br />
BGF pro Arbeitsplatz
Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong> 42<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Führen <strong>–</strong> das Wissen vom richtigen Handeln<br />
<strong>congena</strong> Zwischenraum September 2009<br />
Mit »Führen <strong>–</strong> das Wissen vom richtigen<br />
Handeln« setzte Professor Dr. Nieschmidt<br />
am 17. September 2009 seinen Vortrag<br />
vom dritten <strong>congena</strong> Zwischenraum am<br />
17. März 2006 fort, der von »Tradition<br />
und Zukunft von Arbeit und Führung«<br />
handelte. Die komplexen Zusammenhänge<br />
vermittelte Prof. Dr. Nieschmidt wieder<br />
spannend, dicht und sehr unterhaltsam.<br />
Warum »arbeiten« wir also? Weil wir damit<br />
unser Leben realisieren.<br />
Die vom deutschen Idealismus gesehenen<br />
Dimensionen der Selbstverwirklichung<br />
in der Arbeit gehen im Alltag aber leider<br />
allzu oft verloren, da leitenden Angestellten<br />
Ideen fehlen, diese Selbstentfaltung<br />
des Einzelnen bei allen Aufgaben zu<br />
ermöglichen.<br />
Das Führungshandeln der Zukunft muss<br />
sich den neuen Anforderungen stellen, die<br />
sich aus der sozialen Dimension der Arbeit<br />
ergeben.<br />
Deshalb erweist sich nicht nur die Entwicklung<br />
der fachlichen Qualifikation des<br />
Mitarbeiters, sondern gerade auch die<br />
seiner sozialen Kompetenz als zentrale<br />
Führungsaufgabe des Vorgesetzten. Seine<br />
zentrale Aufgabe besteht darin, für die<br />
Entwicklung und Reifung des Mitarbeiters,<br />
für seine Selbstverwirklichung zu sorgen.<br />
Sein Führungshandeln entscheidet darüber,<br />
ob gerne gearbeitet wird oder nur<br />
gearbeitet werden muss <strong>–</strong> mit weitreichenden<br />
Folgen bei der Erschließung von<br />
Produktivitätspotentialen.<br />
Nur in dem Maße, in dem ein Vorgesetzter<br />
glaubwürdig und erfahrbar zum<br />
pädagogischen Förderer seiner Mitarbeiter<br />
wird, kann er sie auch kontinuierlich zu<br />
Leistungsbereitschaft und Engagement<br />
motivieren.<br />
Die nachwachsende Mitarbeitergeneration<br />
erwartet ein hohes Maß an Gesprächsfähigkeit,<br />
das heißt an Zuwendung, an entgegengebrachter<br />
Ernsthaftigkeit, vor allem<br />
an individueller Wahrnehmungs- und<br />
Urteilsfähigkeit von ihren Vorgesetzten.<br />
Verweigert ihnen die Arbeitswelt solche<br />
Kommunikation, solche Fremd- und<br />
Selbstachtung, werden sie sich eines Tages<br />
<strong>–</strong> und sei es nur partiell <strong>–</strong> der Arbeitswelt<br />
verweigern.<br />
Drei Führungsaufgaben werden damit<br />
vordringlich:<br />
1. Die Transparenz der Qualifikationsentwicklung<br />
gerade der jungen Mitarbeiter.<br />
2. Die weitestgehende, wenn nicht radikale<br />
Flexibilisierung der Arbeitszeit.<br />
3. Die Königsaufgabe des Vorgesetzten:<br />
die pädagogische Gestaltung von<br />
Arbeitsaufgaben als Lernfeld, d.h.<br />
fachliche Qualifikations- und soziale<br />
Kompetenzentfaltung des Mitarbeiters.
Frank Meitzner 43<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Mieterhandbuch<br />
Orientierungshilfe für Nutzer und Investoren<br />
Für Immobilien im Planungsstadium gibt<br />
es meistens nur dürftige, für Laien unverständliche<br />
Bau- und Ausführungspläne.<br />
Die Vermietungsexposés werden meistens<br />
erst kurz vor Fertigstellung des Gebäudes<br />
angefertigt. Um die Jahrtausendwende<br />
begann <strong>congena</strong> deshalb, für Investoren<br />
wie STRABAG [SF-Bau] oder Wienerberger<br />
Instrumente zur Optimierung und Vermarktung<br />
ihrer Projekte zu entwickeln.<br />
Bei den Projekten Abakus in Dresden,<br />
ABC-Bogen in Hamburg und dem Hochhaus<br />
Vienna Twin Tower kam das <strong>congena</strong><br />
»Mieterhandbuch« in seiner heutigen<br />
Form erstmals als Akquisitionshandbuch<br />
während der Planungs- und Realisierungsphase<br />
einer Immobilie zur Anwendung.<br />
Für den Investor ist das Handbuch ein<br />
Marketinginstrument, dem Mieter dient es<br />
als objektive Informationssammlung.<br />
Idee<br />
Das Mieterhandbuch wurde entwickelt,<br />
um den Prozess einer Standort- und<br />
Immobilienauswahl auf Investorenseite<br />
[Errichter, Vermieter] zu optimieren. Das<br />
Mieterhandbuch stellt die Immobilie mit<br />
dem Blick eines Mietinteressenten bzw.<br />
Nutzers dar.<br />
Nach einer positiven Standortbewertung<br />
durch den Nutzer folgt die Bewertung der<br />
Immobilie bzw. ihre Planung. Auch wenn<br />
das Objekt noch so gut ist, sind gute Unterlagen<br />
mit nachvollziehbaren und laienverständlichen<br />
Informationen, die jedoch<br />
meistens [noch] nicht vorliegen, in diesem<br />
Prozess unabdingbar.<br />
Um Informationen für den Nutzer verständlich<br />
und anschaulich aufbereiten zu<br />
können, ist eine umfassende Prüfung der<br />
Immobilie aus Nutzersicht erforderlich.<br />
Das Mieterhandbuch fasst die Vor- und<br />
Nachteile <strong>–</strong> sowohl wirtschaftliche als auch<br />
funktionale <strong>–</strong> zusammen und gibt ein<br />
objektives, transparentes Bild der untersuchten<br />
Immobilie wider.<br />
Produktprofilierung<br />
Im ersten Schritt wird die Produktprofilierung<br />
erarbeitet. Die allgemeinen Stärken<br />
und Schwächen werden ermittelt und bewertet:<br />
Umfeld, Nachbarschaft, Städtebau,<br />
Lage in der Stadt, Verkehrsanbindung,<br />
ÖPNV, Image... Um auf vergleichbare<br />
Wettbewerbsobjekte und deren Stärken<br />
und Schwächen reagieren zu können, werden<br />
auch Projekte in vergleichbaren Lagen<br />
und Qualitäten entsprechend analysiert.<br />
Die Stärken der Konkurrenten werden bei<br />
der eigenen Immobilie besonders unterstrichen,<br />
die Schwächen nach Möglichkeit<br />
vermieden. Die Weichen dafür werden im<br />
Rahmen einer ausführlichen Planungsanalyse<br />
gestellt.<br />
Planungsanalyse<br />
Die Planungsanalyse bewertet Kriterien,<br />
die ein zeitgemäßes Bürohaus mit Blick<br />
auf die Zukunft erfüllen muss: Wie funktioniert<br />
die langfristige Flexibilität? Kann<br />
das Haus für verschiedene Nutzeranforderungen<br />
mit angemessenem Aufwand<br />
verändert werden? Wie lassen sich Erschließung<br />
und Raumkonzepte verändern?<br />
Lassen Gebäudetiefen und -raster eine<br />
wirtschaftliche Umsetzung aller bekannten<br />
Büroformen zu? Bewegen sich Flächennutzungszahlen<br />
und der Nutzwert [s.a.<br />
<strong>congena</strong> Nutzwert-Ranking] in üblichen<br />
Dimensionen?<br />
Zur Ermittlung des Nutzwertes werden die<br />
objektspezifischen Flächenkennwerte auf<br />
der Basis eines Regelgeschosses ermittelt<br />
und dokumentiert. Der Nutzwert stellt<br />
dar, wieviel Fläche für ein tagesbelichtetes<br />
Büromodul angemietet bzw. errichtet werden<br />
muss. Dabei stellen sich die Ergebnisse<br />
zwischen verschiedenen Objekten sehr<br />
unterschiedlich dar.<br />
Aus der Planungsanalyse leiten sich<br />
Empfehlungen zur Verbesserung der<br />
Grundrissordnung und Anordnung einzelner<br />
Bauteile ab, soweit diese mit der<br />
Frank Meitzner<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Berater
Frank Meitzner<br />
Mieterhandbuch<br />
44<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Funktionsdiagramm<br />
Eingang<br />
Architektur verträglich erscheinen. Falls<br />
notwendig werden Vorschläge zur Verbesserung<br />
der Gesamtordnung, des Erschließungskonzeptes,<br />
der Sonderbereiche [z. B.<br />
Konferenzbereiche, Restaurant, Ver- und<br />
Entsorgung, etc.], der Bürogeschosse<br />
sowie der dezentralen Sonderflächen [z. B.<br />
Sanitärräume, IT Verteiler, etc.] erarbeitet.<br />
Das Haustechnik Konzept wird auf Plausibilität<br />
und zeitgemäße Auslegung geprüft<br />
und falls notwendig werden Ansätze zur<br />
Optimierung dargestellt.<br />
Checkliste Analyse<br />
• Erschließung: Zugänge Besucher | Mitarbeiter,<br />
Garage, Sicherheitskonzept<br />
• Büroflächennutzung: für unterschiedliche<br />
Mieter, unter Berücksichtigung<br />
der Anforderungen verschiedener<br />
Branchen, unterschiedlicher Büroformen,<br />
von einfachen bis gehobenen<br />
Ansprüchen<br />
• Gebäudetiefen und -raster, das konstruktive<br />
System, Raumhöhen, Standarddetails<br />
für Fassaden, Decken,<br />
Böden, Trennwände, Anschlusspunkte,<br />
gebäudetechnische Ausstattung und<br />
deren Schnittstellen zu Innenausbau<br />
und Nutzung<br />
• Vermietbarkeit: Teilflächenvermietung,<br />
Wachsen und Schrumpfen, Nutzungsflexibilität<br />
• Arbeitsumweltbedingungen: Tageslicht,<br />
Beleuchtung, Ausblick, Sonnen-<br />
und Blendschutz, Raumlufttechnik,<br />
Klimakomfort [Fensterlüftung bis Vollklimatisierung]<br />
Schalldämmung und<br />
Akustik, ökologische Verträglichkeit<br />
Personalsynergie<br />
Poststelle<br />
Wareneingang<br />
Telefonzentrale<br />
Empfang<br />
Mitarbeiter<br />
Lieferanten<br />
Besucher<br />
zu den Büros<br />
Innerer Verkehrsstrom<br />
zu den Büros<br />
Flächensynergie<br />
Cafeteria,<br />
Warten, Pause<br />
Bibliothek<br />
Konferenz<br />
Schulung<br />
Medienlager<br />
WC, Garderobe<br />
• Dezentrale Flächen: WC, Teeküchen,<br />
Garderoben, Haustechnikverteiler etc.<br />
• Zentrale Flächen: Konferenzbereiche,<br />
Restaurant, Ver- und Entsorgung, Lager-,<br />
Archivfläche etc.<br />
Die Optimierungsvorschläge werden mit<br />
den beteiligten Planern und dem Investor<br />
diskutiert, bewertet und entsprechend<br />
in der Planung umgesetzt. Insbesondere<br />
wenn die Planung sehr weit fortgeschritten<br />
ist und umfangreiche Änderungen<br />
anstehen, kann sich dieser Prozess als<br />
schwierig darstellen. Hier gilt es, den<br />
langfristigen Nutzen und die kurzfristigen<br />
Maßnahmen gegeneinander abzuwägen.<br />
Das Handbuch<br />
Im Mieter- oder Akquisitionshandbuch<br />
werden die Ergebnisse der Analyse und<br />
der angepassten Planung zusammengefasst.<br />
Das Vermarktungskonzept stellt<br />
Informationen und Arbeitshilfen auf Basis<br />
nutzerorientierter Bausteine bereit. Damit<br />
bietet das Mieterhandbuch objektivierbare<br />
Ergebnisse von Analysen, Planungen und<br />
Qualitäten einer Büroimmobilie.<br />
Zur laienverständlichen Erläuterung und<br />
Illustration von Büroflächenmerkmalen und<br />
Verkaufsargumenten wird der Mieternutzen<br />
für unterschiedliche Mieteinheiten, Nutzungsstrategien<br />
und Ausbaustandards in<br />
einer leicht verständlichen, professionellen<br />
Art dargestellt. Dazu gehören Themen wie:<br />
• Erläuterung intelligenter Lösungsbausteine<br />
für die Büroarbeit der Zukunft<br />
• Instrumente und Arbeitshilfen für die<br />
Bedarfsklärung und Belegungsplanung<br />
• Tipps und Tricks zur Umzugsvorbereitung<br />
und Akzeptanzsicherung bei den<br />
Mitarbeitern<br />
• Synergie- und Serviceangebote des<br />
Vermieters vor, während und nach<br />
dem Bezug<br />
Die im Haus möglichen Büroformen [Zellen-,<br />
Gruppen-, Kombibüro mit den Möglichkeiten<br />
der nonterritorialen Nutzung]<br />
werden dargestellt und erläutert. Jede<br />
Büroform wird mit ihren Vor- und Nachteile<br />
beschrieben. Neben organisatorischen
Frank Meitzner<br />
Mieterhandbuch<br />
45<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
he Raumtypen werden benötigt?<br />
Sie den Mietflächenbedarf für die<br />
rbeitsplätze ermitteln, sollten Sie sich<br />
nen Augenblick von der Recheneinuadratmeter<br />
trennen und zunächst<br />
youtmodulen (LM) rechnen. Ein<br />
l entspricht der kleinsten möglichen<br />
einheit mit z.B. 2 Fassadenachsen<br />
75 m. Mit dieser Recheneinheit, wird<br />
utzwert einer Fläche (= Belegungsität<br />
mit Arbeitsplätzen) für Geübte<br />
pf rechenbar. Vorausgesetzt, Sie<br />
dem Mengengerüst an Mitarbeitern<br />
rechende Raumtypen zugeordnet.<br />
rlage haben wir Ihnen eine Reihe<br />
rbeitsplatztypen definiert.<br />
ezeichnung setzt sich aus Nutzwert<br />
ayoutmodul zusammen. Die prakti-<br />
Handhabung dieser Terminologie und<br />
gnung der beispielhaften Arbeitsypen<br />
für Ihren Bedarf können Sie an<br />
arstellung und Beschreibung übern.<br />
lich können Sie sich nach diesem<br />
er noch beliebig viele Arbeitsplatzausdenken.<br />
Wichtig ist nur, daß Sie<br />
ls eine realistische Annahme über die<br />
tigten Layoutmodule definieren.<br />
i ist zunächst unerheblich, wie tief die<br />
e sind, ob es sich um komplett<br />
lossene, teilweise verglaste Räume<br />
offene Zonen handelt (siehe hierzu<br />
ufstellungen auf den nächsten<br />
).<br />
Argumenten werden Arbeitshilfen auch die flächenwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen dargestellt.<br />
7·Bedarfsplanung<br />
Nicht jedes Haus eignet sich für die<br />
Umsetzung aller Bürokonzepte, obwohl<br />
es eigentlich alle Nutzungsmöglichkeiten<br />
Wieviel Bürofläche wird benötigt?<br />
Anschließend ermitteln Sie analog dem<br />
Beispiel in der folgenden Tabelle die Anzahl<br />
der Layoutmodule, die Sie für Ihre Bürobereiche<br />
benötigen. Ein Layoutmodul<br />
entspricht im ABAKUS durchschnittlich<br />
21,4 m2 bieten sollte.<br />
Mietfläche, inkl. Verkehrs- und<br />
Nebennutzflächen für Toiletten, Elektroverteilräume,<br />
Teeküchen usw. Sie können<br />
die Summe der benötigten Layoutmodule<br />
entweder mit diesem Durchschnittswert<br />
multiplizieren (siehe Beispiel auf dem<br />
übernächsten Blatt), oder Sie suchen sich<br />
Mietbereiche mit der entsprechenden<br />
Anzahl Layoutmodule heraus und addieren<br />
deren Mietflächen.<br />
➔ Merke: Wenn Sie bei den Arbeitsplatztypen<br />
sparsam sind, werden Sie weniger<br />
gezeigt.<br />
Bürofläche benötigen als Sie denken.<br />
Um im Handbuch möglichst anschauliche<br />
Informationen zu liefern, werden die<br />
Belegungsoptionen beispielhaft mit Hilfe<br />
von standardisierten Einrichtungsmodulen<br />
erarbeitet. Dabei werden neben dem<br />
Spektrum der möglichen Büroformen auch<br />
die notwendigen Zusatzeinrichtungen<br />
Auch die zentralen Einrichtungen und<br />
deren Vorteile für den Nutzer werden<br />
dargestellt. Wie funktioniert beispielsweise<br />
der Empfang, wie werden Post oder andere<br />
Lieferungen im Haus verteilt? Kann<br />
sich der Mieter eine eigene Poststelle<br />
sparen, weil der Vermieter im Haus einen<br />
zentralen Postversand für alle Mieter organisiert?<br />
Welche Serviceeinrichtungen und<br />
Dienstleistungspakete werden sonst noch<br />
angeboten?<br />
Im Beispiel benötigen 60 Büroarbeitsplätze<br />
➔ 23 % in Einzelzimmern, davon 4 Führungskräfte<br />
in größeren Räumen,<br />
➔ 33 % in Doppelzimmern,<br />
➔ 43 % in Mehrpersonen- und Gruppenräumen<br />
eine Mietfläche von 905 m2 . Das sind<br />
durchschnittlich 0,7 Layoutmodule oder<br />
15 m2 pro Büroarbeitsplatz.<br />
Im Beispiel ergibt sich ein Gesamt-Mietflächenbedarf<br />
inklusive Sonderflächen von<br />
➔ 1.023 m2 für Zellenbüros (= 16,0 m2 /AP)<br />
oder<br />
➔ 949 m2 für Kombi-Büros und andere<br />
Büroformen (= 14,8 m2 /AP).<br />
• Zentrales Konferenzzentrum mit<br />
Service<br />
• Versorgung und Unterhalt von<br />
Espressobars oder Büroinfrastruktur<br />
• Zentrale Archivverwaltung<br />
• Catering<br />
ABAKUS-<br />
• IT und Netzwerkadministration<br />
Handbuch<br />
© SF-BAU/<strong>congena</strong><br />
• Zentrale Büromaterialversorgung<br />
• Reinigung und Pflege der Mietbereiche<br />
Mit Hilfe von einfachen Kennwerten und<br />
einer kurzen Anleitung kann ein Mietinteressent<br />
oder auch der Vermieter oder<br />
Makler den überschlägigen Flächenbedarf<br />
selbst errechnen und mit Konkurrenzangeboten<br />
vergleichen. Dabei sind alle<br />
relevanten Kennwerte im Überblick<br />
transparent und verständlich aufbereitet.<br />
Kann ein Mieter in dem Objekt vielleicht<br />
weniger Fläche für seinen errechneten Bedarf<br />
anmieten als in einem anderen Haus?<br />
Plötzlich kann der Preis pro Quadratmeter<br />
eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Die Bau- und Ausstattungsbeschreibung<br />
wird nutzerorientiert aufbereitet. Dazu<br />
EZ FK-EZ Besprechung DZ/U-Form DZ/T-Form MP GR<br />
1 AP 1 AP AP 2 AP 2 AP 3 AP 8 AP<br />
à 1 LM à 1,5 LM à 1,5 LM à 0,75 LM à 0,75 LM à 0,5 LM à 0,375 LM<br />
Beispielhafte Arbeitsplatz-/Raumtypologie<br />
Symbolische Darstellung für die Grobbelegungsplanung zum Arbeiten mit Bleistift und Radiergummi.<br />
EZ<br />
DZ T-Form<br />
Standard-Einzelzimmer, ideal für ungestörtes Doppelzimmer mit klassischer T-Anordnung<br />
Arbeiten und Spezialisten. Bei wandorientier- (Blockstellung) und der Option für einen zuter<br />
Möblierung sind ein großzügiges Arbeitssätzlichen (Mini-) Arbeitsplatz. Geeignet für<br />
flächenangebot, Besprechungen direkt am Sekretariate und Sachbearbeiter. Ablagen<br />
Arbeitsplatz und bis zu 20 lfd. m ordnerhohe sind bei dieser Anordnung nur außerhalb der<br />
Ablagen im Greifradius möglich.<br />
Reichweite der Mitarbeiter möglich.<br />
FK-EZ<br />
Führungskräfte-Einzelzimmer, geeignet für<br />
Führungsaufgaben, die keine Repräsentation<br />
erfordern. Jederzeit umzuwandeln in Besprechungsraum,<br />
Doppelzimmer oder 3-Personenbüro.<br />
Besprechung<br />
für 6 bis 8 Personen.<br />
MP<br />
Mehrpersonenraum mit Besprechungsmöglichkeit.<br />
Geeignet für kleines Sachbearbeitungsteam.<br />
Diese Verdichtung ist nur bei<br />
wandorientierter Aufstellung der Arbeitsplätze<br />
denkbar und bietet bis zu 15 lfd. m ordnerhohe<br />
Ablagen in Reichweite der Arbeitsplätze.<br />
DZ U-Form<br />
GR<br />
Arbeitsplätze im Gruppenraum, nach Bedarf<br />
Doppelzimmer mit störungsvermeidender mit Stellwänden (3. Ebene) gegliedert. Durch<br />
U-förmiger Aufstellung der Schreibtische und Ablageblöcke als Begegnungsmöbel zwi-<br />
Option für einen zusätzlichen (Mini-) Arbeitsschen den Arbeitsplätzen und Nutzung der<br />
platz. Geeignet für Sekretariate und Sachbe- 3. Ebene sind bis zu 6 lfd. m ordnerhohe Abarbeitung.<br />
Durch Wandorganisation und Ablagen pro Mitarbeiter in Reichweite der Arlageblock<br />
als Begegnungsmöbel in der Raumbeitsplätze möglich. Unter Berücksichtigung<br />
mitte sind 30 lfd. m ordnerhohe Ablagen im der EU-Richtlinien ist eine Belegungsdichte<br />
Greifradius der Arbeitsplätze möglich. von 0,375 Layoutmodulen pro Arbeitsplatz<br />
erreichbar.<br />
EZ FK-EZ Besprechung DZ/U-Form DZ/T-Form MP GR<br />
1 AP 1 AP AP 2 AP 2 AP 3 AP 8 AP<br />
à 1 LM à 1,5 LM à 1,5 LM à 0,75 LM à 0,75 LM à 0,5 LM à 0,375 LM<br />
Detaillierte Darstellung für die Feinbelegungsplanung, geeignet für Möblierungs- und Umzugsplanung.<br />
Instrument zur Flächenbedarfsermittlung<br />
werden die baulichen Anforderungen für<br />
die erarbeiteten Konzepte präzisiert: von<br />
A, wie Ablageorganisation, bis Z, wie Zutrittskontrolle.<br />
Nachdem die Beschreibung<br />
meist der Information eines in der Regel<br />
nicht fachkundigen Mieters dient, wird<br />
besonderer Wert auf die Verständlichkeit<br />
der Inhalte gelegt. Bei einer Anmietung<br />
unterstützt die Mieterausbaubeschreibung<br />
die Umsetzung konzeptioneller Ziele und<br />
Anforderungen und gewährleistet die<br />
Leistungsabgrenzung sowie Kosten- und<br />
Terminsicherheit der Vertragspartner.<br />
Die Inhalte des Handbuchs können einerseits<br />
als gedruckte Ausgabe zusammen-<br />
Arbeitshilfen<br />
7·Bedarfsplanung<br />
AP = Arbeitsplätze<br />
LM = Layoutmodule<br />
ABAKUS-<br />
Handbuch<br />
© SF-BAU/<strong>congena</strong>
Frank Meitzner<br />
Mieterhandbuch<br />
46<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
gefasst werden, um Mietinteressenten<br />
gesammelte Informationen auf den<br />
Entscheidungsweg zu geben. Sie können<br />
aber auch als Grundlage für ein interaktives<br />
Instrument der vermieterseitigen<br />
Belegungsplanung dienen, um Mietinteressenten<br />
unmittelbar nach dem ersten<br />
Gespräch erste Belegungsvorschläge bie-<br />
ten zu können [Flächenbedarf, Flächenzuweisung,<br />
Etage, etc.].<br />
Die Beratung<br />
Die strategischen Erläuterungen im Handbuch<br />
können auch eine unabhängige<br />
Beratung des Mieters erfordern. Das Spektrum<br />
der Dienstleistungen kann von der<br />
Belegungsplanung über die Einrichtungsplanung<br />
bis zur Umzugsplanung reichen.<br />
Die Beratung kann in Teilen sogar durch<br />
das Makler- bzw. Verkaufsteam erfolgen.<br />
In einem Training kann die Beratungskompetenz<br />
und die Professionalität der<br />
Kundenbetreuer gesteigert werden:<br />
• Unternehmensziele und Tendenzen<br />
der Büronutzungsstrategien<br />
• Kundenorientierung und Mehrwertstrategie<br />
• Systematische Bedarfsklärung: Regeln,<br />
Instrumente, Tipps & Tricks<br />
• Problemlösungen: Konzepte für Sonderflächen,<br />
Büroflächen, Arbeitsplatzauslastung,<br />
Synergie, Begegnungsqualität<br />
• Flächeneffizienz und -effektivität<br />
• Laienverständliche Darstellung und<br />
Bewertung von Alternativen<br />
• Serviceangebote vor, während und<br />
nach dem Umzug<br />
Das Handbuch dient zunächst als Trainingsleitfaden<br />
und anschließend als Beratungsfibel<br />
und Marketinginstrument mit<br />
Arbeitshilfen, Regeln und Richtwerten,<br />
Tipps & Tricks.<br />
Das Mieterhandbuch unterstützt maximale<br />
Transparenz und Objektivität in<br />
allen Entwicklungsphasen einer Immobilie.<br />
Frühzeitig erstellt, gewährleistet es<br />
optimale Funktionalität, größtmögliche<br />
Qualität und einen kundenorientierten<br />
Vertriebsprozess.<br />
Büroflächenstruktur<br />
Flächendaten<br />
Büromietflächen<br />
EG 2.070 m 2<br />
1. OG 4.144 m 2<br />
2. OG 4.124 m 2<br />
3. OG 2.854 m 2<br />
4. OG 2.419 m 2<br />
EG bis 4. OG 15.611 m 2<br />
Aufteilbarkeit<br />
EG 3 ME ab 240 m 2<br />
1. OG 3 - 16 ME ab 240 m 2<br />
2. OG 3 - 16 ME ab 240 m 2<br />
3. OG 6 - 9 ME ab 240 m 2<br />
4. OG 6 - 9 ME ab 130 m 2<br />
Erschließung<br />
Anzahl Foyers im EG 4<br />
Anzahl Erschließungskerne 6<br />
Aufzüge pro Erschließungskern 1<br />
Gliederung der Mietbereiche<br />
EG 4 HME<br />
2 , aufteilbar in 2 ME, 3 4 5 S<br />
1. bis 4. OG 6 HME<br />
1 2 5 , aufteilbar in je 2 ME, 3 4 6<br />
1. und 2. OG 4 VME<br />
1/2 2/3 4/5 5/6 , nutzbar als eigene<br />
Mieteinheiten oder als variable Schaltflächen<br />
zwischen den Hauptmieteinheiten<br />
Gemeinschaftseinrichtungen im EG<br />
5 N und 6<br />
Einzelhandel<br />
1 S<br />
ABAKUS-Konferenz-Center<br />
1 N<br />
Cafeteria<br />
Büroflächenstruktur: Alles auf einen Blick<br />
Stützenraster<br />
HME 7,54/5,08 x 5,50 m<br />
VME 7,10/4,50 x 5,50 m<br />
Nutzbare Gebäudetiefen<br />
HME 12,40 m<br />
VME 12,80 m<br />
Fassadenraster<br />
HME 2 x 1,375 = 12,75 m<br />
VME 3 x 0,916 = 12,75 m<br />
HME 5 S<br />
1 x 2,20 = 2,20 m<br />
Flächenwirtschaftlichkeit<br />
HME 21,3 m2 /LM<br />
VME 22,3 m2 /LM<br />
Durchschnitt aller Mieteinheiten 21,4 m2 /LM<br />
Lichte Raumhöhen,<br />
bis Unterkante abgehängte Decke<br />
Erdgeschoß 3,00 m<br />
Bürobereiche 2,75 m<br />
Flure 2,75 m<br />
Sanitärbereiche 2,50 m<br />
Deckenlasten<br />
Deckentraglast 5 KN/m2 = 12 lfm Akten<br />
Versorgungskerne<br />
Laufbreite der Treppen 1,30 m<br />
Traglast der Personenaufzüge 8 KN<br />
Aufzugskabinenmaße 1,10 m x 2,10 m<br />
Durchgangsbreite Aufzugstür 0,90 m<br />
N<br />
Fiedlerstraße<br />
Blasewitzer Straße<br />
Arbeitshilfen<br />
8·Ausstattung<br />
Erläuterungen<br />
ME Mieteinheit<br />
LM Layoutmodul<br />
= kleinste Raumeinheit<br />
HME Hauptmieteinheit<br />
VME Verbindungsmieteinheit<br />
ABAKUS-<br />
Handbuch<br />
© SF-BAU/<strong>congena</strong>
Christiane Behmer, Alexander Zachmann 47<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
Schon wieder ein neues Instrument?<br />
»Umziehen ist mehr als nur Kisten schleppen. Entsprechende Werkzeuge müssen die<br />
gesamte Prozesskette von der Bedarfserhebung über die Planung der Belegung, des<br />
Inventars und der IT Ausstattung bis hin zur Umzugslogistik adäquat unterstützen.<br />
Denn der ›Endkunde‹ erwartet letztlich nicht weniger, als bei einer kaum spürbaren<br />
Unterbrechung an seinem neuen Arbeitsplatz von der ersten Minute an voll arbeitsfähig<br />
zu sein. Dieses Ziel haben wir in dem Projekt erreicht.«<br />
Alexander Zachmann<br />
Aufgabe<br />
Im Herbst 2007 begann die Sparkassen-<br />
Versicherung in Wiesbaden mit der Generalsanierung<br />
ihres Verwaltungsgebäudes.<br />
Die Interimsbesiedelung der angrenzenden<br />
Bauteile und eines Ausweichquartiers<br />
musste geplant, ein neuer Arbeitsplatzstandard<br />
etabliert und der Umzug von<br />
insgesamt 430 Arbeitsplätzen vorbereitet<br />
werden. Alexander Zachmann, Verantwortlicher<br />
für Nutzerprojekte, war überrascht,<br />
dass <strong>congena</strong> bei dieser Aufgabe nicht das<br />
bekannte CAD Werkzeug VectorWorks<br />
einsetzen wollte. Dieses hatte sich bereits<br />
bei der Umzugs- und Belegungsplanung<br />
der Standorte Stuttgart und Karlsruhe<br />
bewährt und wird dort weiterhin für die<br />
Dokumentation verwendet. Nun sollte<br />
die neue Aufgabe ausgerechnet mit Visio<br />
bewältigt werden?! Dieses Programm<br />
verwendete Herr Zachmann bisher für Grafiken<br />
mit technischem Charakter, wenn die<br />
Darstellungsmöglichkeiten der Microsoft<br />
Office Programme an ihre Grenzen stießen.<br />
Er ließ sich aber überzeugen, weil mit Visio<br />
neben der grafischen Planung auch die Datenbankarbeit<br />
übernommen werden kann.<br />
Der Einsatz von Visio wurde mit einem<br />
entsprechenden Vertrauensvorschuss bedacht,<br />
allerdings während der Projektlaufzeit<br />
auch angemessen kritisch betrachtet.<br />
Geschichte von Visio<br />
Die Geschichte von Visio beginnt 1990 mit<br />
der Gründung der ShapeWare Corp. Ihre<br />
Begründer haben die Idee, eine Software<br />
zu entwickeln, die Datenbankinhalte<br />
visualisieren kann und schaffen damit<br />
eine Grafiksoftware für standardisierte<br />
Geschäftsgrafiken.<br />
1992 <strong>startet</strong> Visio 1.0. 1995 wird die Firma<br />
in Visio Corp. umbenannt und geht mit<br />
neuem Namen an die Börse. Im Jahr 1999<br />
hat Visio 675 Angestellte und wird von<br />
Microsoft für ca. 1,3 Milliarden US-Dollar<br />
übernommen.<br />
Die weiteren Versionen 2002, 2003 und<br />
2007 erhalten die gewohnten Funktionalitäten<br />
der Office-Benutzeroberfläche<br />
und unter anderem verbesserte Austauschmöglichkeiten<br />
von CAD Daten.<br />
Die Version 2010 wird in der zweiten<br />
Jahreshälfte zur Verfügung stehen. Die Benutzeroberfläche<br />
ist der Palette von Office<br />
2010 angepasst. Echtzeitfunktionen z.B.<br />
der Farblegende und der Datenanbindung<br />
wurden weiterentwickelt.<br />
Eigenschaften<br />
Ein Visio Plan ist optisch nicht von anderen<br />
digitalen Grafikplänen zu unterscheiden.<br />
Daher wird Visio oft mit einem CAD<br />
Programm verwechselt, obwohl es vollkommen<br />
anders konzipiert ist. Die Zeichnungssymbole<br />
im Visio sind »intelligente«<br />
Bausteine. Sie tragen ihren persönlichen<br />
Datensatz, den der Anwender wie in<br />
Excel frei definieren kann. Das ist bereits<br />
ein zentraler Unterschied. Der Aufbau<br />
einer Visio Zeichnung weicht deutlich von<br />
einer CAD Zeichnung ab. Bei Visio stehen<br />
die Daten im Vordergrund! Zum Beispiel<br />
kann ein Möblierungsplan entstehen,<br />
indem Zeichnungssymbole [Shapes] aus<br />
Datenbanken direkt in den Plan importiert<br />
werden. Bei diesem Vorgang erhält ein<br />
Datensatz sein eigenes Symbol und wird<br />
gleichzeitig in Visio gespeichert. Wie das<br />
funktioniert, wird in den folgenden Planungsschritten<br />
dargestellt.<br />
Christiane Behmer<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Beraterin<br />
Alexander Zachmann<br />
Abteilungsleiter<br />
Standortservice<br />
Wiesbaden und<br />
Immobilienwirtschaft<br />
SV SparkassenVersicherung<br />
Holding AG
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
48<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Möbelliste<br />
IST Aufnahme<br />
Planausschnitt<br />
entsprechend<br />
Möbelliste<br />
Raum-Nr. Bezeichnung Breite Tiefe Durchmesser Farbe Inventar-Nr<br />
A.201 Arbeitstisch 2000 mm 1000 mm weiß 698<br />
A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 724<br />
A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 726<br />
A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 728<br />
A.201 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 730<br />
A.201 Drehstuhl 650 mm 550 mm blau 721<br />
A.201 Runder Tisch 1000 mm dunkelgrau 723<br />
A.201 Sideboard 1200 mm 420 mm grau 732<br />
A.201 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 734<br />
A.201 Sideboard 1200 mm 420 mm grau 733<br />
A.202 Arbeitstisch 1400 mm 800 mm weiß 737<br />
A.202 Arbeitstisch 1600 mm 800 mm weiß 736<br />
A.202 B-Stuhl 500 mm 500 mm blau 720<br />
A.202 Drehstuhl 650 mm 550 mm blau 738<br />
A.202 Sideboard 1600 mm 420 mm dunkelgrau 743<br />
A.202 Sideboard 1600 mm 420 mm grau 3<br />
A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 740<br />
A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 742<br />
A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 741<br />
A.203 Besprechungstisch 1600 mm 800 mm dunkelgrau 744<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 753<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 755<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 747<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 745<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 759<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 749<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 751<br />
A.203 B-Stuhl 500 mm 500 mm rot 762<br />
A.203 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 697<br />
A.203 Sideboard 800 mm 420 mm dunkelgrau 4<br />
In der Praxis liegt meistens bereits bei<br />
Beginn der Planung eine Datensammlung<br />
vor. In diesem Beispiel ist es eine Möbelliste<br />
im Excel Format, die bei einer IST<br />
Aufnahme erstellt wurde. In jeder Zeile<br />
ist ein Möbelstück mit charakteristischen<br />
Eigenschaften beschrieben, welche sich<br />
visualisieren lassen: Möbeltyp, Zugehörigkeit<br />
zum Raum, Abmessungen, Farbe,<br />
Inventarnummer.<br />
Die Zieladresse für den Import ist die<br />
zugewiesene Raumnummer. Im Plan<br />
müssen also Büroflächen mit denselben<br />
Raumnummern vorhanden sein. Beim<br />
Import wird jedes Möbelsymbol [Shape]<br />
A.201<br />
28 qm<br />
A.202<br />
21 qm<br />
automatisch mit seinen richtigen Abmessungen<br />
dargestellt und im zugewiesenen<br />
Raum abgelegt. Der Anwender schiebt<br />
es nur noch an die gewünschte Stelle. Es<br />
entsteht ein Plan mit charakteristischen<br />
Möbelformen.<br />
Da die Shapes ihre Informationen aus der<br />
Liste mitgebracht haben, können sie mit<br />
einer »Farblegende« koloriert werden.<br />
Die Farben entstehen also aus den Daten!<br />
Wer daran zweifelt, kann sich die Daten<br />
als Text anzeigen lassen. Im Beispiel<br />
sind die Tische mit ihren Farbwerten<br />
beschriftet und die Sideboards mit ihrer<br />
Inventarnummer.<br />
A.203<br />
28 qm
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
49<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
A.201<br />
28 qm<br />
A.201<br />
28 qm<br />
732<br />
733<br />
734<br />
weiß<br />
dunkelgrau<br />
A.202<br />
21 qm<br />
A.202<br />
21 qm<br />
weiß<br />
Sämtliche Visio Shapes bieten diese Funktionen.<br />
Ein Belegungsplan besteht mindestens<br />
aus Flächen-, Personen- und Inventar-<br />
Shapes. Die dynamische Verknüpfung von<br />
Daten, Grafik und Beschriftung ermöglicht<br />
eine flexible und sehr schnelle Umgestaltung<br />
des Plans. Im Projektverlauf wechselt<br />
ein Plan viele Male sein Aussehen, abhängig<br />
vom Informationsbedarf der Projektbeteiligten.<br />
Für den Möbelplaner können<br />
die Möbeltypen eingeblendet werden.<br />
Der Monteur braucht aber die Angabe<br />
der Breite für den Einbau von Sonderausstattungen.<br />
Für eine Präsentation nach<br />
weiß<br />
743 3<br />
A.203<br />
28 qm<br />
A.203<br />
28 qm<br />
4 697<br />
dunkelgrau dunkelgrau<br />
dunkelgrau dunkelgrau<br />
Abteilungen kann der Plan auf Knopfdruck<br />
entsprechend eingefärbt werden. Die<br />
Gebäudereinigungsfirma wiederum erhält<br />
einen Plan mit den unterschiedlichen<br />
Bodenbelägen. Die Gestaltung der Visio<br />
Zeichnung beruht auf den hinterlegten<br />
Daten. Die Auswertungsmöglichkeiten<br />
scheinen fast unbegrenzt. Gleichzeitig<br />
bietet Visio die Möglichkeit, Datenbankinformationen<br />
leichter verständlich zu<br />
machen und grafisch zu verifizieren. Sollte<br />
der Plan noch nicht dem gewünschten<br />
Aussehen entsprechen, liegt das an den<br />
hinterlegten Daten!<br />
Anzeige von<br />
Möbelinformationen<br />
grafisch<br />
Anzeige von<br />
Möbelinformationen<br />
mittels Beschriftung
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
50<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Raumzuordnung<br />
von Möbeln<br />
Im folgenden Beispiel wird geprüft, ob die<br />
Shapes automatisch die Raumnummer<br />
angenommen haben, auf deren Fläche sie<br />
liegen. Im Büro A.203 haben ein Tisch und<br />
ein Stuhl die falsche Zuordnung. Wenn die<br />
Möbeldaten aus Visio in Excel exportiert<br />
werden und dann aus diesem Bericht eine<br />
A.201<br />
28 qm<br />
Lieferliste generiert würde, wären die<br />
Zielangaben falsch! Also muss der Fehler<br />
in Visio behoben und bei diesen beiden<br />
Shapes die Raumnummern korrigiert<br />
werden <strong>–</strong> nicht die Farbformate! Denn<br />
die Formate werden von den hinterlegten<br />
Werten in der Datenbank gesteuert.<br />
Anwendungsgebiete<br />
A.202<br />
21 qm<br />
Visio ist ein Zeichen- und Diagrammtool<br />
zur Visualisierung, Untersuchung und<br />
Kommunikation komplexer Systeme und<br />
Prozesse. Visio unterstützt die Erstellung<br />
und Auswertung praktisch aller Arten von<br />
Plänen und Diagrammen für IT-Prozesse,<br />
Unternehmensabläufe, Projektplanungen,<br />
Raumplanungen und Asset-Management.<br />
Mit der Importfunktion von CAD Daten<br />
und der Programmierung der Zuordnung<br />
zum Raum ist es unter anderem sehr gut<br />
für die Flächen-, Mitarbeiter- und Inventarverwaltung<br />
geeignet.<br />
Der Einwand, dass auch CAD Programme<br />
Datenbankfunktionen enthalten und mit<br />
Datenbanken kompatibel sind, ist ernst zu<br />
nehmen. Was macht also den eigentlichen<br />
Mehrwert von Visio aus? Bei <strong>congena</strong><br />
steht Visio auf dem Prüfstand. Denn es<br />
übernimmt Aufgaben des gewohnten<br />
A.203<br />
28 qm<br />
CAD-Programms, das erheblich bessere<br />
Konstruktionswerkzeuge bietet. Die Zeichenwerkzeug-Palette<br />
von Visio hingegen<br />
ist auch in einfachen Pixelprogrammen wie<br />
Powerpoint zu finden. Ein CAD Grundriss<br />
kann außerdem nur »eingebettet« und<br />
nicht bearbeitet werden.<br />
Der erste Vorteil wurde schon beschrieben.<br />
Das Grafiksymbol und sein Inhalt sind untrennbar<br />
verbunden, wie zwei Seiten einer<br />
Medaille. Der Plan entspricht immer zu<br />
100% den hinterlegten Daten! Wer schon<br />
einmal versucht hat, einen CAD Plan und<br />
eine Datenbank parallel zu pflegen, weiß,<br />
welches Fehlerpotenzial darin steckt.<br />
Der Anwender kann außerdem die Daten<br />
frei und ohne Hilfe eines Administrators<br />
erstellen. Dass Informationen durch Visio<br />
immer in Bilder umgesetzt werden, unterstützt<br />
besonders komplizierte Aufgaben,<br />
die benutzerdefinierte Daten erfordern.
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
51<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das folgende Beispiel zeigt eine typische<br />
Anwendung der organisatorischen Pla-<br />
nung. Die Aufgabe besteht in der Umzugs -<br />
planung von 290 Arbeitsplätzen einer Behörde<br />
in München. Die Mitarbeiter ziehen<br />
innerhalb des Gebäudes um. Die Hälfte<br />
von ihnen arbeitet mit Aktenordnern, die<br />
anderen setzen Pendelregistraturmappen<br />
Büro FB IST vorher FB IST PEN IST vorher PEN IST FB SOLL PEN SOLL<br />
1101 0,0 0,0 43,2 43,2 6,0 27,0<br />
1102 3,0 3,0 23,1 23,1<br />
1201 14,6 14,6 0,0 0,0<br />
1202 3,6 3,6 29,6 29,6 6,0 24,0<br />
1203 3,5 3,5 22,3 22,3 4,0 16,0<br />
1204 1,6 1,6 20,0 20,0 4,0 12,0<br />
1205 2,8 2,8 12,0 12,0 4,0 24,0<br />
1206 3,2 3,2 23,7 23,7 2,0 6,0<br />
1207 2,0 2,0 21,7 21,7 5,0 12,0<br />
ein. Im Rahmen des Umzugs muss der<br />
Umbau der Schränke geplant werden. Für<br />
jedes Büro wird eine kleine Datengrafik<br />
erstellt, die sowohl den IST Stand der<br />
Fachböden (FB) und Pendelstangen (PEN)<br />
in einem Büro als auch die Differenz zum<br />
Bedarf vor der Planung dokumentiert.<br />
Die Datengrafik funktioniert wie ein<br />
kleiner Taschenrechner, mit dem die Stauraumplanung<br />
verfolgt wird. Die Farben<br />
der Pfeile [rot, grün, blau] zeigen den<br />
Status an: zu wenig, zu viel, genau richtig.<br />
Auf diese Weise behält der Planer den<br />
Überblick über die Stauraumplanung und<br />
die Kommunikation mit seinem Kunden<br />
wird erleichtert. Zitate: »Im Büro 4503 ist<br />
noch ein roter Pfeil. Können Sie da noch<br />
einen Schrank dazustellen?« »Prima! Jetzt<br />
sind alle Pfeile dieser Abteilung blau!«<br />
Grobbelegungsdaten<br />
der SparkassenVersicherung<br />
Ausschnitt aus der IST-<br />
Aufnahme und den<br />
Bedarfsmeldungen<br />
Datengrafik im Plan<br />
und ihr zugehöriges<br />
Datenfeld während<br />
der Planung
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
52<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 5 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6<br />
Raumnummer 4501<br />
FB IST 15,6<br />
r<br />
r<br />
l<br />
r2<br />
r1<br />
4501 4503 4505 4507 4509 4511 4513 4515 4517<br />
FB Differenz -7,4<br />
PEN IST 4,0<br />
PEN Differenz 4,0<br />
Raumnummer 4503<br />
Planausschnitt vor der Stauraumplanung<br />
FB IST 2,0<br />
FB Differenz -38,0<br />
PEN IST 15,0<br />
PEN Differenz 15,0<br />
Raumnummer 4505<br />
FB IST 2,0<br />
FB Differenz -14,0<br />
PEN IST 19,0<br />
PEN Differenz 19,0<br />
Raumnummer 4507<br />
FB IST 14,0<br />
Neben der freien Definition von Daten<br />
hat der Anwender in Visio auch Zugang<br />
zu kleinen Programmierungen, ähnlich<br />
wie in Excel. Damit kann ein interaktives<br />
Planungswerkzeug mit Daten, Grafiken<br />
und Funktionalitäten auf den Bedarf des<br />
Kunden zugeschnitten werden. Am Ende<br />
eines Projektes wird die Visio Datenbank<br />
als Dokumentation übergeben. Um die<br />
Daten im Betrieb zu pflegen, ist kein<br />
FB Differenz 0,0<br />
PEN IST 23,4<br />
PEN Differenz 23,4<br />
l<br />
r1 r2<br />
Raumnummer 4509<br />
FB IST 0,4<br />
m<br />
FB Differenz -15,6<br />
PEN IST 25,4<br />
PEN Differenz 25,4<br />
Raumnummer 4511<br />
FB IST 2,0<br />
FB Differenz -12,0<br />
PEN IST 11,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
r<br />
Raumnummer 4513<br />
FB IST 0,0<br />
FB Differenz -10,0<br />
PEN IST 16,4<br />
PEN Differenz 16,4<br />
Raumnummer 4515<br />
FB IST 13,0<br />
CAD Spezialist erforderlich. In der Regel<br />
ist eine eintägige Einführung in das Instrument<br />
ausreichend.<br />
Neben den beschriebenen funktionalen<br />
Vorteilen, bleibt der wirtschaftliche Vorteil<br />
zu erwähnen. Im Vergleich zu CAD Programmen<br />
ist Visio deutlich günstiger in<br />
der Anschaffung.<br />
60 cm 60 cm 40 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 60 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm<br />
80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 80 cm 40 cm 40 cm cm 60 40 cm<br />
40 cm 40 cm<br />
80 cm<br />
60 cm 40 cm 60 cm 60 cm 60 cm<br />
cm 40 cm<br />
6<br />
0<br />
4501 4503 4505 4507 4509 4511 4513 4515 4517<br />
Raumnummer 4501<br />
FB IST 21,6<br />
FB Differenz -1,4<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4503<br />
Planausschnitt nach der Stauraumplanung<br />
FB IST 19,0<br />
FB Differenz 19,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
5<br />
0<br />
Raumnummer 4505<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -3,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4507<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -3,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4509<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -3,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4511<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -1,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4513<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -1,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4515<br />
FB IST 13,0<br />
FB Differenz -2,0<br />
FB Differenz -2,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
PEN Differenz 0,0<br />
Raumnummer 4517<br />
Raumnummer 4517<br />
FB IST 0,0<br />
FB IST 23,0<br />
FB Differenz -18,0<br />
FB Differenz 5,0<br />
PEN IST 23,0<br />
PEN IST 0,0<br />
PEN Differenz 23,0<br />
PEN Differenz 0,0
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
53<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Interview<br />
Der Interimsumzug in Wiesbaden ist längst abgeschlossen. Auch die Rückbesiedelung<br />
und die Neumöblierung fanden unter der Leitung von Herrn Zachmann statt. Die Planung<br />
erfolgte erneut mit Visio. Herr Zachmann ist Beobachter der Arbeit mit Visio geblieben.<br />
Nachdem er die »Neuerung« Visio von Anfang an begleitet hat, soll auch seine Kundensicht<br />
auf das Instrument beleuchtet werden.<br />
Herr Zachmann, wann haben Sie das erste<br />
Mal von Visio gehört?<br />
Visio ist in unserem Unternehmen an einzelnen<br />
Arbeitsplätzen schon seit Jahren im<br />
Einsatz. Ich selbst habe das Tool ergänzend<br />
zu Powerpoint genutzt, wenn es darum<br />
ging, Grafiken mit technischem Charakter<br />
anzufertigen, bei denen man auf Symbolbibliotheken<br />
zurückgreifen konnte.<br />
Welche Vorstellung hatten Sie von diesem<br />
Programm?<br />
Visio war bis dato als reines Zeichenprogramm<br />
im Einsatz. Die Hinterlegung und<br />
Auswertung von Attributen an einzelnen<br />
Datenelementen war nicht genutzt. In<br />
früheren Versionen <strong>–</strong> bevor Microsoft das<br />
Produkt übernommen hat <strong>–</strong> war dies wohl<br />
auch nicht möglich.<br />
Welche Erwartungen hatten Sie am<br />
Beginn unseres ersten Projekts, dem<br />
Interimsumzug in die Hohenstaufenstraße?<br />
Die grafische Abbildung der Besiedelungsinformationen,<br />
deren Hinterlegung in<br />
der »Visio-Datenbank« und die einfache<br />
Generierung von daraus abgeleiteten<br />
Informationen wie z.B. Stücklisten für die<br />
Umzugslogistik.<br />
Welche Erwartungen haben sich erfüllt?<br />
Die Planungsschritte konnten rasch um-<br />
gesetzt werden <strong>–</strong> sofern ein erfahrener<br />
Anwender das Tool bediente. Die Datenpflege<br />
ging um einiges zügiger, als wir<br />
dies vorher gewohnt waren. Die Datenkonsistenz<br />
zwischen grafischer Darstellung<br />
und Listenausgaben ist automatisch gegeben.<br />
Die ansonsten doppelte Führung der<br />
Informationen <strong>–</strong> in der Grafik und in Listen<br />
<strong>–</strong> ist entfallen.<br />
Welche Erwartungen müssen noch erfüllt<br />
werden?<br />
Das Werkzeug Visio mit angebundener<br />
Datenbasis stellt spezielle Anforderungen<br />
an den Anwender. Er arbeitet nicht »geführt«,<br />
wie in einer eigens entwickelten<br />
Anwendersoftware, sondern muss vor<br />
allem die spezielle Form der Datenhaltung<br />
in Visio verstehen. Die Hürde für das<br />
notwendige Grundverständnis ist hoch<br />
und der Zeitbedarf für die Einarbeitung<br />
ebenfalls. An dieser Stelle wären Vereinfachungen<br />
wünschenswert.<br />
Wann gab es Momente des Zweifels?<br />
Ich war stets überzeugt, dass wir mit <strong>congena</strong><br />
und dem Einsatz des Werkzeugs die<br />
Projektziele erreichen würden. Skeptisch<br />
war ich hinsichtlich der späteren Nutzung<br />
des Werkzeuges, wenn die <strong>congena</strong> nicht<br />
mehr qualitätssichernd mitwirkt. Diese<br />
Skepsis hat sich gehalten.<br />
Wurden Sie auch überrascht?<br />
Der Umstieg vom reinen CAD Tool zu<br />
Visio, mit der Hinterlegung von Datenattributen<br />
in einer Datenbank, brachte eine<br />
Beschleunigung in der Variantenplanung,<br />
was unter dem hohen Zeitdruck, unter<br />
dem solche Projekte ablaufen, ein Qualitätskriterium<br />
ist.<br />
Welche Veränderung bei der Arbeit im<br />
Projekt haben Sie erfahren, die Sie Visio<br />
zuschreiben?<br />
Einerseits gingen die Variantenplanung<br />
und die entsprechenden Auswertungen<br />
zügiger voran. Die Veränderungen auf<br />
der grafischen Oberfläche führen zu einer<br />
konsistenten Veränderung der Datenbasis.<br />
Es entfiel der Doppelaufwand für die
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
54<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
parallele konsistente Pflege der Daten.<br />
Ein zusätzlicher Abgleich von Grafik und<br />
Datenlisten war ebenso überflüssig. Damit<br />
war der gesamte Planungsprozess weniger<br />
fehleranfällig.<br />
Welchen Einfluss hat Visio auf Ihre<br />
Projektplanung?<br />
Das gesamte »<strong>congena</strong>-Toolset« zur Logistikplanung<br />
war für den Erfolg maßgeblich,<br />
nicht Visio alleine. Entscheidend ist die<br />
sehr gute Visualisierung der Daten. Alle<br />
Informationen sind grafisch und damit<br />
übersichtlich und verständlich dargestellt.<br />
Es gibt keine Abstraktion von Abläufen<br />
in Datenlisten. Die zeitlichen Zusammenhänge<br />
und die Abhängigkeiten zwischen<br />
den »Gewerken« werden transparent.<br />
Die Abstimmung des Projektverlaufs war<br />
auf dieser Basis zwischen allen Beteiligten<br />
sehr konstruktiv. Die Koordination der<br />
mitwirkenden Transportunternehmen,<br />
Handwerkern, IT-Dienstleistern etc. verlief<br />
reibungsloser. Letztlich waren die Abläufe<br />
sehr gut verzahnt, allen transparent und<br />
damit weniger fehleranfällig. Die Beteiligten<br />
haben den Planungs- und Steuerungsprozess<br />
im Nachgang entsprechend positiv<br />
gewürdigt.<br />
Kann Visio ein CAFM System ersetzen?<br />
Ein klares Nein. Visio könnte allenfalls ein<br />
Baustein eines CAFM Systems sein und die<br />
Daten präsentationsfähig darstellen. Das<br />
CAFM System deckt <strong>–</strong> wie der Name Computer<br />
Aided Facility Management nahelegt<br />
<strong>–</strong> einerseits den gesamten Dokumentationszyklus<br />
der Liegenschaften ab, von den<br />
Bauplänen bis hin zu den Wartungsprotokollen.<br />
Es muss weiterhin die Prozesse<br />
zur Unterhaltung und zum Betrieb von<br />
Gebäuden unterstützen und dazu auch<br />
eine Anbindung zum Finanzsystem haben.<br />
Natürlich müssen die im CAFM liegenden<br />
Informationen auch visualisiert werden.<br />
Die Systeme bringen diese Funktionen<br />
aber bereits mit.<br />
Die CAFM Systeme haben oftmals ihre<br />
Schwächen in der Besiedelungsplanung.<br />
Über Instrumente für eine dazu adäquate<br />
Logistikplanung verfügen sie in der Regel<br />
nicht. Für diesen Anwendungsbereich<br />
könnte das <strong>congena</strong>-Toolset eine sinnvolle<br />
Ergänzung sein.<br />
Um einen Planungsstandard zu erzielen,<br />
müsste an allen Standorten mit den<br />
gleichen Werkzeugen gearbeitet werden.<br />
Was sagen Ihre Mitarbeiter dazu?<br />
Die Mitarbeiter haben natürlich Vorlieben<br />
für die Werkzeuge, mit denen sie seit Jahren<br />
umgehen. Die Belegungsplanung wird<br />
an unseren Standorten mit unterschiedlichen<br />
CAD Werkzeugen erstellt. Das liegt<br />
in der Historie des Unternehmens, das in<br />
den vergangenen Jahren durch diverse<br />
Fusionen entstanden ist. In Stuttgart ist<br />
VectorWorks im Einsatz. In Mannheim wird<br />
AutoCAD eingesetzt. In Wiesbaden und<br />
in Kassel hat sich ja bereits Visio etabliert.<br />
Nachdem wir uns im Gebäudebetrieb derzeit<br />
neu aufstellen, wird auch das Handwerkszeug<br />
für die Besiedelungsplanung<br />
vereinheitlicht werden. Die Entscheidung<br />
wird im Kontext der Entscheidung für ein<br />
CAFM System getroffen.<br />
Spielt es nicht auch eine Rolle, dass Visio<br />
leicht erlernbar ist? Denn die Arbeitsoberfläche<br />
aus der Office-Palette ist jedermann<br />
vertraut.<br />
Dem kann ich eingeschränkt zustimmen.<br />
Für Mitarbeiter, die die Standardfunktionen<br />
von Word, Powerpoint und Excel<br />
versiert anwenden, ist Visio in der bei<br />
<strong>congena</strong> eingesetzten Form noch eine<br />
Stufe anspruchsvoller. Es muss zusätzlich
Christiane Behmer, Alexander Zachmann<br />
Belegungs- und Umzugsplanung mit Visio<br />
55<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
ein Verständnis für die Datenstrukturierung<br />
und Datenhinterlegung entwickelt<br />
werden. Mit einem entsprechenden Schulungsaufwand<br />
ist das aber machbar.<br />
Kommen wir noch einmal zurück zur<br />
näheren Zukunft. Wie erhalten Sie heute<br />
präsentationsfähige Übersichten über alle<br />
Standorte? Wie vergleichen Sie Daten von<br />
Grundstücken, Gebäuden, Flächen,<br />
Belegung, Instandhaltung, Verbrauch<br />
usw.?<br />
Wir haben noch kein CAFM System im<br />
Einsatz. Die Daten aus dem Bereich der<br />
Immobilienwirtschaft gewinnen wir einerseits<br />
aus den Finanzsystemen. Andererseits<br />
erheben wir Daten an unterschiedlichen<br />
Stellen im Betrieb und führen Sie vorwiegend<br />
in MS Excel zusammen. Auswertungen<br />
in Kennzahlenberichten werden<br />
ebenfalls in Excel visualisiert.<br />
Projektplan mit Visio,<br />
der wie ein »Daumenkino«<br />
gestaltet ist:<br />
Arbeiten, betroffene<br />
Bauteile und Termine<br />
können auf einen Blick<br />
erfasst werden.<br />
Können Sie sich einen Visio Gebäudeatlas<br />
vorstellen? Eine Sammlung von Gebäudeseiten,<br />
die Text, Pläne und Fotos enthalten.<br />
Die Textbausteine sind Datengrafiken, die<br />
über die Visio-Berichtsfunktion ausgewertet<br />
werden können.<br />
Von dem neuen CAFM System erwarte ich<br />
auch entsprechende Berichtsmöglichkeiten.<br />
Sofern die Visualisierung in speziellen<br />
Fällen dort nicht ausreichend ist, kann ich<br />
mir Visio als selektive Ergänzung durchaus<br />
vorstellen. Die Übernahme von Daten aus<br />
Vorsystemen und die Präsentation der so<br />
genannten Datengrafiken in Visio sind ja<br />
erfahrungsgemäß sehr einfach zu bewerkstelligen.<br />
Da bleibe ich gegenüber neuen<br />
und guten Ideen immer aufgeschlossen.<br />
Den Dialog führten Alexander Zachmann und<br />
Christiane Behmer.<br />
.
Anzeige 56<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
<strong>congena</strong> Texte<br />
<strong>congena</strong> Texte 2007<br />
Spaß beiseite <strong>–</strong><br />
Arbeit macht Spaß!<br />
Maren Puffert<br />
Dienst leisten <strong>–</strong> vom Diener zum<br />
Gestalter<br />
Jan Teunen<br />
Oikologische Unternehmenskultur<br />
<strong>–</strong> Nothing comes from nothing<br />
Susanne Köster-Liebrich<br />
Herzlich Willkommen im Instant<br />
Offi ce <strong>–</strong> Professionell, fl exibel und<br />
schnell<br />
Dr. Martin Kleibrink<br />
Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz <strong>–</strong><br />
Müssen wir uns im Büro wohler<br />
fühlen als daheim?<br />
Stephan Schmidpeter<br />
Status <strong>–</strong> Marke oder Makel<br />
Mirjana Loitzl<br />
Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
<strong>–</strong> Individualität muss sein<br />
Herbert von Brandenstein<br />
Ergonomie <strong>–</strong> artgerechte<br />
Haltung?<br />
Conny Lang<br />
Spielregeln haben wir nicht nötig<br />
… oder vielleicht doch?!<br />
Dagmar Schreiber<br />
Feedback online <strong>–</strong> kein Scherz!<br />
<strong>congena</strong> Texte 2008<br />
Reif für den Wandel?<br />
Maren Puffert<br />
Nichts ist beständiger als der<br />
Wandel <strong>–</strong> auch in der <strong>congena</strong><br />
Dr. Elke Deubzer<br />
Aristoteles für Veränderer <strong>–</strong> Von<br />
der Balance zwischen Erneuern<br />
und Bewahren<br />
Prof. Dr. Peter Nieschmidt<br />
Führungshandeln statt Führungstechniken<br />
Dr. Klaus v. Welser<br />
Vorgeschmack einer Kopernikanischen<br />
Wende<br />
Dr. Stefan Steidele<br />
Wandel erleben <strong>–</strong> Aspekte der<br />
Wahrnehmung: Über Standpunkt,<br />
Chronologie und Bedeutung<br />
Dr. Stefan Shaw<br />
The Art of Change <strong>–</strong> Was<br />
Unternehmen in Veränderungsprozessen<br />
von Künstlern lernen<br />
können<br />
Maren Puffert<br />
Gut beraten? <strong>–</strong> Kompetenzen im<br />
Wandel<br />
Wolfram Fuchs<br />
Willkommen <strong>–</strong> Die einzige<br />
Chance für den ersten Eindruck<br />
Dr. Martin Kleibrink,<br />
Christoph Kitterle<br />
»Arbeitsplatz der Zukunft« <strong>–</strong><br />
Ein Pilotprojekt der Credit Suisse<br />
Zürich<br />
Mirjana Loitzl<br />
Offenheit in Kopf und Raum <strong>–</strong><br />
Von der Einführung eines neuen<br />
Bürokonzeptes<br />
<strong>congena</strong> Texte 2009<br />
Es liegt was in der Luft<br />
Christian Huber<br />
ClimaDesign <strong>–</strong> Ganzheitliches<br />
Planen und nachhaltiges Bauen<br />
René Sigg<br />
Lebenszyklusgerechte und<br />
nachhaltige Bauweise<br />
Rudi Scheuermann<br />
Fassaden als Resultat integraler<br />
Planung<br />
Prof. Klaus Daniels<br />
Klimakonzepte <strong>–</strong> Grundlagen der<br />
Behaglichkeit<br />
Verena Bartenbach,<br />
Prof. Christian Bartenbach<br />
Der Mensch denkt, Licht lenkt <strong>–</strong><br />
Lebenselixier Licht<br />
Stefan Schierer<br />
Akustische Behaglichkeit in<br />
offenen Bürostrukturen<br />
Malte Kopmann<br />
Grün arbeiten statt schwarz<br />
ärgern <strong>–</strong> Begrünungskonzepte<br />
in Büros<br />
Matthias H.R. Müller, Karin Birner<br />
Im Labyrinth der Möglichkeiten<br />
Dr. Stefan Steidele<br />
Im Dunkeln <strong>–</strong> Wie fühlt sich der<br />
Mensch im Büro?<br />
Wolfram Fuchs<br />
Navi für Unternehmenskultur <strong>–</strong><br />
Culture GPS<br />
Wolfram Fuchs, Maria Pott<br />
AOK Berlin Hauptverwaltung <strong>–</strong><br />
Modernisierung im Rahmen einer<br />
Gebäudesanierung
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen 57<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
LHI Pullach<br />
Standortwechsel vom Herzen der Stadt ins Grüne<br />
»Das habe ich so nicht erwartet«. Gerührt<br />
steht eine Mitarbeiterin des Münchner Finanzdienstleisters<br />
am Tag nach dem Umzug<br />
in der Lobby des neuen Bürohauses.<br />
Seit drei Jahren gab es die Sorge im Unternehmen,<br />
dass manche Mitarbeiter den<br />
Umzug an den neuen Standort nicht mitmachen<br />
würden. Neben dem längeren Arbeitsweg<br />
in die Gemeinde Pullach am südlichen<br />
Stadtrand von München wurde der<br />
Verlust der gewohnten und geliebten Umgebung<br />
und Büroqualität befürchtet.<br />
1997 war der erste große Umzug des Unternehmens<br />
<strong>–</strong> im Herzen von München.<br />
Vom noblen Lehel, ruhig gelegen zwischen<br />
Altstadt und Isar, an den Bahnhofplatz,<br />
direkt gegenüber dem Hauptbahnhof.<br />
Schon das war gewöhnungsbedürftig,<br />
aber die Vorteile halfen alsbald. Mittags<br />
oder abends schnell etwas einkaufen, beste<br />
Verkehrsanbindungen, Lokale für jeden<br />
Geschmack in Reichweite. Ein idealer<br />
Standort, wären da nicht der Straßenlärm<br />
und das Bahnhofsmilieu vor der Haustür.<br />
Und nun, 13 Jahre später, ein Standort,<br />
der nicht gegensätzlicher sein könnte.<br />
Frische Luft, Natur, Vogelgezwitscher, der<br />
Blick ins Isartal, ein Traumgrundstück zwischen<br />
Villen, der Burg Schwaneck und<br />
dem Bundesnachrichtendienst sind kaum<br />
Gründe für die Verlegung eines Finanzdienstleisters<br />
an den Stadtrand.<br />
Warum also zog das Unternehmen vom<br />
Bahnhofplatz ausgerechnet nach Pullach<br />
um?<br />
Warum?<br />
Wegen des ständigen Mitarbeiterzuwachses<br />
herrschte im Hauptsitz am Bahnhofplatz<br />
schon lange Raumnot. 1999 wurde<br />
deshalb neben dem bereits existierenden<br />
Standort in Pöcking am Starnberger See<br />
ein dritter Standort im Münchner Stadtteil<br />
Laim angemietet. Unter dem Kommunikationsgefälle<br />
und den Wegezeiten zwischen<br />
drei Standorten hatten viele zu leiden <strong>–</strong><br />
unter anderem die Produktivität und die<br />
Gemeinkosten. Und dann kündigte die<br />
Süddeutsche Zeitung im Januar 2006 unter<br />
dem Titel »Riesenkrater in der Schalterhalle«<br />
den Umbau des Hauptbahnhofs an.<br />
Außerdem nahte das Ende des Mietvertrags,<br />
bei dessen Verlängerung mit einem<br />
deutlichen Anstieg der Kosten zu rechnen<br />
war.<br />
Die Lösung: ein Haus, das alle Mitarbeiter<br />
auf kurzen Wegen unter einem Dach versammelt.<br />
Das Grundstück in Traumlage<br />
am Pullacher Isarhochufer inmitten einer<br />
begehrten Villengegend erfüllte diese Kriterien.<br />
Es bot Platz für einen Neubau mit<br />
bis zu 350 Arbeitsplätzen. Auf benachbarten<br />
Grundstücken gibt es zudem Erweiterungsmöglichkeiten,<br />
spätestens wenn große<br />
Teile des Bundesnachrichtendienstes in<br />
den kommenden Jahren nach Berlin umziehen.<br />
Das Problem: es galt den neuen Standort<br />
so attraktiv zu gestalten, dass die Mitarbeiter<br />
die dezentrale Lage gerne in Kauf<br />
nähmen.<br />
Wolfram Fuchs<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Berater<br />
Maria Unbehauen<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Innenarchitektin<br />
Planung<br />
Blick ins Isartal
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
58<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
A.10.02<br />
TREPPE<br />
15.9 m²<br />
Campus statt Bürohaus<br />
Damit der Neubau die vorwiegend dreigeschossigen<br />
Wohnhäuser in der Nachbarschaft<br />
nicht überragt und der Pullacher<br />
Gemeinderat dem Projekt zustimmt, haben<br />
die Münchner Architekten Mann +<br />
Partner das Gebäude so in das Gelände<br />
eingebettet, dass die unterste Büroebene<br />
ein Stockwerk unter der Umgebung und<br />
dem Eingang am Emil-Riedl-Weg liegt.<br />
Zentrales Architekturelement ist ein lichtdurchflutetes<br />
Atrium. Es verbindet den<br />
repräsentativen Empfang im Westen mit<br />
dem LHI-Restaurant im Osten. Zugleich ist<br />
es ein großzügiges Foyer für den Besucherempfang,<br />
die Konferenzräume und<br />
ein spektakulärer Ort für Veranstaltungen<br />
mit bis zu 300 Teilnehmern. Im Alltag verbindet<br />
dieser »Zwischenraum« alle Gebäudeteile,<br />
die sich auf vier Ebenen um das<br />
A.10.21<br />
BÜRO<br />
10.1 m²<br />
A.10.22<br />
BÜRO<br />
8.9 m²<br />
H.10.11<br />
ESPR.BAR<br />
17.2 m²<br />
H.10.01<br />
STEG<br />
83.5 m²<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
F F F F F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F<br />
H.10.02<br />
STEG<br />
10.5 m²<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
DACHFLÄCHE<br />
TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />
H.10.06<br />
TREPPE<br />
11.5 m²<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
DACHFLÄCHE<br />
Atrium gruppieren. Im Norden wird das<br />
Atrium durch einen 100 Meter langen Gebäuderiegel<br />
zur Straße und den anschließenden<br />
Gebäuden des Nachrichtendienstes<br />
abgegrenzt. Im Süden strecken sich<br />
Gartenhäuser fingerförmig in das Gelände.<br />
Durch die Krümmung der Fassaden, terrassenförmig<br />
zurückspringende Geschosse,<br />
begrünte Höfe und Böschungen bilden sie<br />
einen fließenden Übergang zu den benachbarten<br />
Häusern und dem Park der<br />
Burg Schwaneck.<br />
Brücken, Freitreppen und Glasaufzüge<br />
sind die verbindenden Elemente, die auf<br />
alltäglichen Wegen das Wir-Gefühl räumlich<br />
erlebbar machen. Espressobars sind<br />
direkt vor den Büroeinheiten angeordnet<br />
<strong>–</strong> mit Blick in das Atrium. Dabei ist das<br />
Atrium kein introvertierter Raum. Es bietet<br />
immer wieder Ausblicke in die Innenhöfe<br />
und die Landschaft, die das Haus umgibt.<br />
TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
21 STG<br />
17.4/29.0<br />
DACHFLÄCHE<br />
F F<br />
TERRASSENFLÄCHE ANLEITERBAR<br />
DACHFLÄCHE<br />
BEKIEST<br />
D.10.10<br />
LÜFTUNG BT D<br />
389.5 m²<br />
Außenansicht<br />
Gebäudestruktur
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
59<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Das architektonische ist zugleich das kommunikative<br />
Kernstück des neuen Standorts.<br />
Das Atrium verbindet wie ein Campus die<br />
umliegenden Bauteile. Es inszeniert zufällige<br />
Begegnungen und macht das gesamte<br />
Unternehmen übersichtlicher, als es an jedem<br />
einzelnen der vorherigen Standorte<br />
war. Kurze Wege beschleunigen die Prozesse<br />
und machen sie effizienter. Innerhalb<br />
des Campus und in der unmittelbaren Umgebung<br />
gibt es zudem Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
die innerstädtische Standorte<br />
kaum bieten können.<br />
Bürokonzept<br />
Die Büros sind durchgängig großzügig verglast,<br />
damit die grüne Umgebung des<br />
Standortes überall im Gebäude präsent ist.<br />
Raumhohe Glasfassaden verwischen die<br />
Grenzen zwischen außen und innen. Glasschwertanschlüsse<br />
der Trennwände an die<br />
Fassaden vergrößern das Panorama in den<br />
Büros um einen Erkereffekt. Die Heizkörper<br />
sind im Doppelboden untergebracht,<br />
so dass sie den Ausblick nicht stören. Glaswände<br />
mit raumhohen Türen versorgen<br />
die Gemeinschaftszonen zwischen den Büros<br />
mit Tageslicht und bieten überall Ausblick<br />
ins Grüne. Die Büros im Straßengebäude<br />
haben Glasschiebetüren zum Atrium,<br />
die wegen des kontrollierten Klimas<br />
im Atrium ganzjährig geöffnet werden<br />
können.<br />
Über 200 Arbeitsplätze sind in 1er und 2er<br />
Büros untergebracht. Für die meisten Büros<br />
gilt die Gleichung: zwei 1er Büros mit<br />
10 qm ergeben ein 2er Büro mit 20 qm <strong>–</strong><br />
und umgekehrt. Der Innenausbau ist bei<br />
Bedarf mit überschaubarem Aufwand<br />
nach dieser Gleichung anzupassen. Rund<br />
zwei Dutzend größere Büros mit 15 qm<br />
ergaben sich durch Unregelmäßigkeiten<br />
der Grundrisse und sind überwiegend mit<br />
Führungskräften belegt.<br />
Neue Perspektiven in der Zusammenarbeit<br />
bieten rund 60 zusätzliche Arbeitsplätze in<br />
Teamzonen. Sie werden an insgesamt acht<br />
Grundrissenden der einzelnen Bauteile<br />
eingerichtet. Die Lage an den stillen Enden<br />
der Gemeinschaftszonen, der Ausblick in<br />
drei Himmelsrichtungen, die spezielle Ausstattung<br />
für Teamarbeit mit Workbenches<br />
und Teamlounges machen diese Bürozonen<br />
besonders attraktiv.<br />
Die Möblierung der Arbeitsplätze und Gemeinschaftszonen<br />
ist Ergebnis eines Wettbewerbs,<br />
den der Hersteller Dobergo gewann.<br />
Ziel bei der Ausschreibung war es<br />
u.a. ein Möbelsystem mit einem durchgängigen<br />
modernen und eleganten Gesamterscheinungsbild<br />
zu finden, das der transparenten<br />
Architektur entspricht, modular<br />
aufgebaut und mit einfachen Handgriffen<br />
an zeitgemäße Arbeitsweisen anzupassen<br />
ist.<br />
Der Standardarbeitsplatz besteht aus einem<br />
Arbeits- und einem mobilen quadratischen<br />
Beistelltisch. Die Kabelkanäle der<br />
Arbeitstische bieten Stauraum für Ladegeräte<br />
und Restkabel und sind von oben<br />
leicht zugänglich, damit der Tisch freigehalten<br />
werden kann für das, woran gerade<br />
gearbeitet wird. Der mobile Beistelltisch<br />
lässt sich frei im Raum verschieben,<br />
ist bis auf Steharbeitshöhe einstellbar und<br />
lässt sich als zusätzliche Arbeitsfläche für<br />
Atrium mit Empfang,<br />
Restaurant
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
60<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Espressobar, Fassade,<br />
Teamkonferenz<br />
Modulares<br />
Stauraumsystem<br />
Besprechungen am Arbeitsplatz und als<br />
Stehpult nutzen. Rollcontainer werden<br />
durch ein Lederpolster zugleich zu einem<br />
bequemen Sitzhocker. Die Workbenches in<br />
den Teamzonen eignen sich durch ihre ruhige<br />
Lage an den Gebäudeenden und die<br />
durchgehende Beinfreiheit unter den Tischen<br />
auch für spontane Teamkonferenzen.<br />
Das Organisationspaneel, das als Abschirmung<br />
zwischen den Arbeitsplätzen<br />
angebracht ist, kann mit wenigen Handgriffen<br />
entfernt werden.<br />
Alle Trennwände verfügen über zwei waagrechte<br />
Organisationsschienen zum Aufhängen<br />
von Fachböden, Pinboards, Bildern<br />
und Garderobe. Akten sind in verschließbaren<br />
Schränken in einem modularen Boxensystem<br />
untergebracht. Treffpunkte für<br />
Stehkonferenz und DocuCenter sind aus<br />
den gleichen Modulen konstruiert. Die<br />
einzelnen Elemente können variabel ausgestattet<br />
werden [Ordner, Hängeregister,<br />
Zeitschriften, Schubladen] und je nach Bedarf<br />
auch später neu zusammengestellt<br />
werden <strong>–</strong> in den Büros und in den Gemeinschaftszonen.<br />
Klima<br />
Kühlung, Computer und Beleuchtung verbrauchen<br />
in Bürogebäuden den größten<br />
Anteil an Energie. Anders als in Wohnhäusern<br />
fällt das Heizen dagegen kaum ins<br />
Gewicht. In vielen Bürogebäuden vermisst<br />
man die Möglichkeit, an einem lauschigen<br />
Sommertag die Fenster aufzureißen oder<br />
bei einem winterlichen Schneegestöber die<br />
Heizung aufzudrehen.<br />
Die Mitarbeiter der LHI können Fenster<br />
nach Belieben öffnen und die Heizung regulieren.<br />
Die Leistung der Lüftungsanlage<br />
wird direkt und individuell beeinflusst, indem<br />
Fenster und Türen mehr oder weniger<br />
geöffnet und geschlossen werden. Aus<br />
den Fußbodenauslässen der Lüftungsanlage<br />
quillt genügend Frischluft, um die<br />
Raumluft zweimal stündlich zu erneuern.<br />
Solange die Fenster nicht allzu weit geöffnet<br />
werden, reicht der dabei entstehende<br />
geringe Überdruck, um Pollen oder andere<br />
Allergene von den Büros fernzuhalten. Die<br />
zugeführte Frischluft wird natürlich gefiltert<br />
und im Winter befeuchtet.<br />
Die Grundlast der Heizenergie wird als<br />
Erdwärme aus einer Tiefenbohrung gewonnen.<br />
Die mechanisch zugeführte<br />
Frischluft für die Büroräume wird über Erdwärmetauscher<br />
im Sommer gekühlt und<br />
im Winter gewärmt. Das Atrium beeinflusst<br />
die Energiebilanz als Klimapuffer<br />
ganzjährig positiv. Einstrahlungsgewinne<br />
verringern den Heizenergiebedarf auch bei<br />
bedecktem Himmel. Zudem verringert das<br />
Atrium die Hüllfläche, die der Witterung<br />
ausgesetzt ist. Die gesamte Abluft aus
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
61<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
dem Gebäude und dem Lichthof wird zur<br />
Wärmerückgewinnung genutzt.<br />
In Hitzeperioden lassen sich die Glasflächen<br />
des Atriums verschatten. In den Büroflächen<br />
minimieren bewegliche und feststehende<br />
Sonnenschutzvorrichtungen die<br />
Aufheizung der Räume. Der innen liegende<br />
Blendschutz ermöglicht es, die eingestrahlte<br />
Energie in kalten Jahreszeiten zu<br />
nutzen und Blendung gleichzeitig zu vermeiden.<br />
Für einen sparsamen Energiehaushalt<br />
sorgt außerdem die hochwertige<br />
Dämmung von Wänden, Fenstern, Decken<br />
und Dächern.<br />
Hocheffiziente langlebige Leuchtmittel<br />
maximieren die Energieausbeute, indem<br />
sie den Strom vorwiegend in Licht umwandeln<br />
und die Räume kaum aufheizen. Intelligente<br />
Regelungstechnik minimiert den<br />
Strombedarf durch eine tageslicht- und tageszeitabhängige<br />
Lichtabschaltung, die<br />
zonenweise durch Präsenzsensoren unterstützt<br />
wird. In allen Bereichen des Gebäudes<br />
wirken im Hintergrund energieeffiziente<br />
frequenzgesteuerte Motoren, die nicht<br />
mehr Strom aufnehmen, als es die gerade<br />
benötigte Leistung erfordert.<br />
Zur Gartenbewässerung wird Regenwasser<br />
in einer Zisterne gesammelt. Überschüssiges<br />
Regenwasser wird über Rigolen großflächig<br />
versickert.<br />
Kältemaschinen werden lediglich als Ergänzung<br />
der regenerativen Kühlung eingesetzt,<br />
in Bereichen mit hohen Wärmelasten,<br />
wie Server- und Konferenzräume,<br />
oder zur Kühlung der Betondecken in<br />
Hitzeperioden, wenn die regenerative<br />
Kühlung nicht ausreicht. Das Lüftungssystem<br />
kann in Hitzeperioden auch zur nächtlichen<br />
Entwärmung des Gebäudes eingesetzt<br />
werden. Dabei werden die Betondecken<br />
als Kältespeicher für den folgenden<br />
Tag abgekühlt. Im Winter können die<br />
Fenster geschlossen bleiben. Die erwärmte<br />
Frischluft, die den Büros zugeführt wird,<br />
strömt dann nicht wie im Sommer ins<br />
Freie, sondern über die Mittelzonen in den<br />
Lichthof, wo sie unter dem Glasdach abgesaugt<br />
wird. Die Wärme aus den Büros<br />
und der Sonneneinstrahlung im Atrium<br />
wird dabei entzogen und zur Heizung genutzt.<br />
Arbeitsbereiche,<br />
Innenzone
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
62<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Die so erzielten Energiegewinne reichen in<br />
der Regel zur Aufheizung der Frischluft<br />
aus, so dass sich dieser Kreislauf selbst<br />
trägt. In Kälteperioden wird die Erdwärme<br />
zusätzlich über Heizkörper mit Thermostatventil<br />
in den Büros und die thermoaktiven<br />
Betondecken in den Mittelzonen verteilt.<br />
Beide Systeme können in Hitzepe-<br />
rioden auch zur Kühlung beitragen. Die<br />
Büroräume am Atrium profitieren im Winter<br />
zusätzlich von der direkten Einstrahlungswärme<br />
und im Sommer von der<br />
großflächigen Beschattung und kühlenden<br />
Durchlüftung des Lichthofes. Die Frischluft,<br />
die im Atrium nachströmt, wird ebenfalls<br />
über Pollenfilter gereinigt und über<br />
Erdwärmetauscher temperiert.<br />
Kunst<br />
Kunst spielt bei der LHI schon lange eine<br />
identitätsstiftende Rolle und verbindet Mitarbeiter<br />
und Unternehmen über das Alltägliche<br />
hinaus. Sieben Künstler beteiligten<br />
sich an dem Wettbewerb »Kunst im Unternehmen«<br />
für den neuen Standort.<br />
Auf dem Vorplatz werden ab Mitte August<br />
Mitarbeiter und Besucher der Skulptur<br />
»Aufschwung« vom Künstlerteam Inges<br />
Idee begegnen. Ein typisch oberbayerischer<br />
Barockputto bewegt sich in einer dynamischen<br />
Aufwärtsschleife von den Füßen auf<br />
den Kopf. Die dadurch entstandene extreme<br />
Profilierung verleiht der Skulptur die<br />
Eleganz einer großzügigen Freitreppe.<br />
Der japanische Künstler Yoshiyuki Miura<br />
entwickelte für das Atrium ein Mobile<br />
»Schwingungen des Raumes«. Ungefähr<br />
siebentausend gleichlange dünne Stahlstangen<br />
bilden vor der Haupttreppe in den<br />
Luftraum des Atriums einen exakten Kubus,<br />
in dem ein gelber Ellipsoid scheinbar<br />
schwerelos schwebt. Man erkennt deutlich<br />
die präzise räumliche Form und doch entzieht<br />
sie sich der exakten Betrachtung. Bewegt<br />
man sich, so verändert sich das Bild<br />
ständig. Bestehen bleiben jedoch die räumlichen<br />
Formen, der Kubus, die Stäbe und<br />
das darin schwebende Volumen aus Gelb.<br />
Der Fotograf Hubertus Hamm gestaltete<br />
die drei Stirnwände der Fingerbauteile im<br />
Atrium mit Metallreliefs. Die »Transformationen«<br />
verwandeln die Flüssigkeiten Wasser,<br />
Milch und Öl fotografisch in feste<br />
Form. Die Bilder entstehen durch Übersetzung<br />
der Grauwerte der Fotos in unterschiedliche<br />
Behandlungen der Metalloberflächen.<br />
Aus der Ferne betrachtet erkennt<br />
man die zugrunde liegenden Fotos, aus der<br />
Nähe sieht man nur ein abstraktes Muster<br />
von seltsamer Präzision und Eleganz.<br />
Change Management<br />
Der Umzug wurde kommunikativ von drei<br />
Kampagnen begleitet. Monatlich wurden<br />
interessierte Mitarbeiter zum Pullach-<br />
Stammtisch eingeladen, um sie über den<br />
aktuellen Stand des Projekts zu informieren<br />
und über Teilaspekte des Projekts zu<br />
diskutieren, manchmal verbunden mit Besuchen<br />
auf der Baustelle. Zehn Newsletter<br />
informierten die Mitarbeiter über Wissenswertes<br />
im Lauf der Zeit von der Standortwahl<br />
bis hin zu Tipps für den Umzug und<br />
den ersten Arbeitstag. Im Monatsrhythmus<br />
wurden einzelne oder Gruppen von Mitar-<br />
Kunstwerke von<br />
Hubertus Hamm,<br />
Yoshiyuki Miura und<br />
dem Künstlerteam<br />
Inges Idee
Wolfram Fuchs, Maria Unbehauen<br />
LHI Pullach<br />
63<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Die Planer<br />
Das große Ganze Eine erste Adresse Die Verbinder<br />
beitern zu Foto-Shootings auf die Baustelle<br />
eingeladen. Die Poster waren anschließend<br />
für vier Wochen im Unternehmen zu<br />
sehen mit kurzen Texten, die zwischen<br />
Motiv und einzelnen Geschäftsprozessen<br />
eine Brücke schlagen.<br />
Die Maßnahmen haben einiges bewirkt.<br />
Kein Mitarbeiter ging durch den Umzug<br />
verloren. Kaum einer wünscht sich an den<br />
alten Standort zurück. Die Rührung der<br />
Mitarbeiterin, die sich alle Befürchtungen<br />
bis zum ersten Arbeitstag im Campus Pullach<br />
bewahrt hat, ist der beste Beweis.<br />
Projektbeteiligte<br />
Gebäudeplanung: Mann + Partner Architekten, München<br />
Innenarchitektur: Landau + Kindelbacher, München<br />
Projektsteuerung: LHI Leasing <strong>GmbH</strong>, München<br />
Orientierungssystem: Convoi Corporate Architecture GbR, München<br />
Büromöbel: Dobergo <strong>GmbH</strong>, Lossburg-Betzweiler<br />
Bürokonzept und Organisationsberatung: <strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong>, München<br />
Willkommen
Autoren 64<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Die Autoren in diesem Heft<br />
Christiane Behmer<br />
Congena <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Christoph Kitterle<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Mirjana Loitzl<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Eckhard Miketta<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Maren Puffert<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Alexander Zachmann<br />
SV SparkassenVersicherung Holding AG<br />
Wiesbaden<br />
Wolfram Fuchs<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Susanne Köster-Liebrich<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Frank Meitzner<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Richard Puell<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München<br />
Maria Unbehauen<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
München