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1 Fulbert Steffensky Brot für die Fremden. Die Kirchen in der ...

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3Reichtum und vom Ansehen zu verabschieden. Jetzt beim Abschied spüren wir erst, wiemateriell reich wir waren. Unsere Verzweiflung wächst, wo wir weiter Großkirche spielenwollen, <strong>die</strong> wir nicht mehr s<strong>in</strong>d. Unsere Depression wächst, wo wir uns auf Zählen verlegen;wo wir berauscht s<strong>in</strong>d von Quantitäten und mutlos bei ger<strong>in</strong>gen Zahlen.Unsere gegenwärtige Sünde ist <strong>die</strong> Mutlosigkeit Wir werden mutlos, wenn wir sehen,dass <strong>die</strong> Gesellschaft als ganze unsere Lebenskonzeptionen immer weniger teilt. Wir werdenmutlos, wenn wir sehen, dass wir als Christen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Land nicht mehr <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zigen s<strong>in</strong>dund wenn <strong>die</strong> christliche Sprache nicht mehr <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Dialekt <strong>der</strong> Hoffnung ist. Es ist nichtleicht, nicht e<strong>in</strong>zigartig zu se<strong>in</strong>. Es kränkt unseren Narzissmus, wenn wir sehen, dass nebenden <strong>Kirchen</strong> plötzlich Moscheen stehen; dass es nicht nur christlichen, son<strong>der</strong>n auchislamischen und jüdischen Religionsunterricht geben soll. In den alten Zeiten kannte man nursich selber, <strong>die</strong> eigene Sprache, <strong>die</strong> eigenen Bräuche und <strong>die</strong> eigene Religion. Nun aber ist <strong>der</strong>Glaube schwerer geworden, weil unsere Sprache umstritten ist und e<strong>in</strong>e unter vielengeworden ist. Er ist schwerer und ernsthafter geworden.<strong>Die</strong> Mutlosigkeit drückt sich oft aus als Selbstverbergung. Wir trauen uns mit denSchätzen, <strong>die</strong> wir haben nicht mehr an <strong>die</strong> Öffentlichkeit. Der Religionsunterricht verliertse<strong>in</strong>e Eigentümlichkeit und wird oft zum psychohygienischen Stündle<strong>in</strong>, ebenso <strong>der</strong>Konfirmandenunterricht, <strong>die</strong> öffentliche Sprache <strong>der</strong> Kirche im Rundfunk. Ich erzähle gernefolgende Geschichte: Vor e<strong>in</strong>iger Zeit war ich e<strong>in</strong>geladen, zum 8. Mai, zum Tag <strong>der</strong>Befreiung und des Kriegsendes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenwerk zu sprechen. <strong>Die</strong>seInstitution hatte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nazizeit Schuld auf sich geladen und mit den Nazis kollaboriert. Nunwollten <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> dort arbeiteten, e<strong>in</strong>en Bußveranstaltung machen, und sie schriebenmir: Es soll ke<strong>in</strong> Gottes<strong>die</strong>nst werden, aber auch nicht e<strong>in</strong>e gewöhnliche Veranstaltung. Ichsolle sprechen, aber ke<strong>in</strong>e Predigt halten, es solle allerd<strong>in</strong>gs auch nicht e<strong>in</strong> gewöhnlicherVortrag se<strong>in</strong>. Und dann hieß es im Brief: „Wir haben e<strong>in</strong>en gebetsartigen Abschlussvorgesehen.“ Da waren also 4 Pfarrer, <strong>die</strong> sehr gerne e<strong>in</strong>en Gottes<strong>die</strong>nst gemacht und <strong>in</strong> ihreralten Sprache geklagt und bereut hätte. Aber sie trauen sich nicht, sie trauen ihrer Sprache undihrer Tradition nicht. Und so wird alles artig, sogar das Gebet. Welches Misstrauen sich selbergegenüber, und wie können <strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong>sen Pfarrern glauben, wenn sie so wenig an sichselber glauben!<strong>Die</strong> Mutlosigkeit ist <strong>die</strong> große Gefahr <strong>der</strong> Seelen- und Schwerterzähler. <strong>Die</strong> zweiteGefahr ist <strong>die</strong> bes<strong>in</strong>nungslose Werkelei. Damit me<strong>in</strong>e ich, dass wir irgend etwas tun, dass <strong>die</strong>Marke Kirche im angenehmen Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft bleibt. Ich sehe mir <strong>die</strong> Angebote<strong>der</strong> kirchlichen Bildungswerke an. Da gibt es wun<strong>der</strong>volle Sachen, und e<strong>in</strong>e höchst komische

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