1 Fulbert Steffensky Brot für die Fremden. Die Kirchen in der ...
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5s<strong>in</strong>d nicht selbstverständlich , und sie halten sich nicht durch das pure Argument. Sie liegennicht e<strong>in</strong>fach naturhaft <strong>in</strong> uns, wir müssen sie lernen.Stolz kann man nur se<strong>in</strong>, wenn wir uns selber von den <strong>Brot</strong>en nähren, <strong>die</strong> für unsgebacken s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Frage <strong>der</strong> Brauchbarkeit <strong>der</strong> Kirche für <strong>die</strong> Gesellschaft ist zugleich <strong>die</strong>Frage an <strong>die</strong> Spiritualität <strong>die</strong>ser Kirche. Es kann se<strong>in</strong>, dass es nicht überflüssig ist, dass <strong>die</strong>Kirche sich untersuchen, stylen und umorganisieren lässt von allen möglichen Institutionenund Organisationsgesellschaften. Sie ist <strong>in</strong> weltlichen D<strong>in</strong>gen ja oft sehr e<strong>in</strong>fältig. Aber <strong>die</strong>eigentliche Hoffnung liegt nicht <strong>in</strong> ihrer neuen Organisation. <strong>Die</strong> Zukunft <strong>der</strong> Kircheentscheidet sich an ihrer Spiritualität. Weiß sie, was Gebet und Anbetung s<strong>in</strong>d? Lesen <strong>die</strong>Christen ihre Bibel? Gehen <strong>die</strong> Pfarrer, <strong>die</strong> <strong>Kirchen</strong>vorsteher sogar <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kirche, wenn sienicht predigen müssen und ke<strong>in</strong>en <strong>Die</strong>nst haben? Sagen <strong>die</strong> Christen, wer sie s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong>schämen sie sich ihres Glaubens?Spiritualität heißt Frömmigkeit und Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit: Wen nimmtunsere Kirche wahr? Von wem her denkt sie; entwirft sie ihre Theologie; formuliert sie ihreGebete? Wen wählt sie <strong>in</strong> ihre Presbyterien und <strong>in</strong> <strong>die</strong> Synoden. Ist <strong>die</strong> Kirche <strong>die</strong> e<strong>in</strong>facheWie<strong>der</strong>holung e<strong>in</strong>er bürgerlichen Mittelschicht? Kennt sie <strong>die</strong> ersten Adressaten desEvangeliums: <strong>die</strong> Armen, <strong>die</strong> Geschlagenen, <strong>die</strong> <strong>Fremden</strong>, <strong>die</strong> Entrechteten? Wo liegen <strong>die</strong>Leidenschaften <strong>die</strong>ser Kirche. Man kann beten, wenn man weiß, wofür man beten soll. <strong>Die</strong>Spiritualität <strong>die</strong>ser Kirche ist also nicht Entrissenheit und weltloses Vers<strong>in</strong>ken. Es istAnwesenheit und Aufmerksamkeit. Sie ist nicht Fe<strong>in</strong>es und re<strong>in</strong> Geistiges; sie iststörungsanfällig und lumpig, weil sie auf <strong>die</strong> Straße geht; dah<strong>in</strong> also, wo <strong>die</strong> zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d,<strong>die</strong> das Leben geschlagen hat. Ich wünsche uns e<strong>in</strong>e Kirche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> Frömmigkeit kritischist und <strong>die</strong> Kritik fromm. Endlich sollen Leidenschaft und Frömmigkeit, Gebet undEmpörung, Lob und rebellische Klage nicht mehr ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fallen.Ne<strong>in</strong>, es geht <strong>der</strong> Kirche nicht um sich selber. Sie darf nicht entarten zu e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>,<strong>der</strong> um sich selbst besorgt und <strong>in</strong> sich selber verstrickt ist. Ihre erste Absicht kann nicht se<strong>in</strong>,Mitglie<strong>der</strong> zu werben und zu gew<strong>in</strong>nen. Viele Schwierigkeiten, kle<strong>in</strong>liche Konflikte,unwürdige Fragen kommen daher, dass <strong>die</strong> <strong>Kirchen</strong> nicht mehr im Blick haben als sich selber.Ihre Aufgabe ist es, Zeugnis abzulegen. Ich zitiere den Altbischof <strong>der</strong> Methodisten WalterKlaiber: “Erfolg ist ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Namen Gottes’, soll Mart<strong>in</strong> Buber gesagt haben. Das kannnatürlich zur bequemen Ausrede für <strong>die</strong> werden, <strong>die</strong> sich scheuen, das Evangelium <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erWeise weiterzugeben, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>ladend und ansprechend ist. Aber es kann auch e<strong>in</strong>e wichtigeEr<strong>in</strong>nerung daran se<strong>in</strong>, dass man Gottes Wirken nicht mit Statistiken messen kann. Das