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"Deutsch mit Euch" Ein Augenschein in einem Sprachkurs ... - Integres

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Schaffhauser az - Donnerstag, 16. Dezember 2005"<strong>Deutsch</strong> <strong>mit</strong> Euch"<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Augensche<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Sprachkurs</strong> im Begegnungszentrum.Von Karl Hotz"Ich höre" - fragender Blick zu Sab<strong>in</strong>e Breitenmoser, die bestätigend nickt - "ich höre - Musik". Es istDienstagabend. Sechs Frauen verschiedenster Herkunft sitzen im improvisierten Schulzimmer im zweiten Stockim Begegnungszentrum an der Krummgasse im Kurs "<strong>Deutsch</strong> <strong>mit</strong> Euch".Begonnen hatte der Abend <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Repetition. <strong>E<strong>in</strong></strong>fache Zeichnungen auf e<strong>in</strong>em Blatt symbolisieren Tätigkeiten,zu denen die entsprechenden Verben notiert werden müssen. Das geht schnell. Nur der Begriff "Markieren"macht etwas Mühe. Erst als Sab<strong>in</strong>e Breitenmoser - sie steht <strong>in</strong> der Ausbildung zur Erwachsenenbildner<strong>in</strong> - <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>em breiten grünen Stift e<strong>in</strong> Wort markiert, ist e<strong>in</strong>igermassen klar, was geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> könnte. "Ich glaube falschgemacht" lacht e<strong>in</strong>e der Frauen fröhlich und greift zum Radiergummi, um dann das richtige Wort zu notieren.Weiter gehts <strong>mit</strong> der schwierigen deutschen Konjugation. "Ich gehe, du gehst, er/sie geht, wir gehen, ihr geht, siegehen" notiert Sab<strong>in</strong>e Breitenmoser an die Wandtafel. Die sechs Schüler<strong>in</strong>nen sollen die zuvor gefundenenVerben durchkonjugieren. <strong>E<strong>in</strong></strong>e junge Türk<strong>in</strong> hat das blitzschnell erledigt. Zwei Frauen aus Brasilien diskutierenleise <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander die richtigen Formen. Die Jüngere hilft der Älteren.Gute StimmungDann wird es schwieriger. Es gilt, <strong>mit</strong> den Verben verschiedene Sätze zu bilden. "Ich höre - Musik", e<strong>in</strong> fragenderBlick zu Sab<strong>in</strong>e Breitenmoser. Sie lobt. Die Stimmung ist fröhlich. Alle lachen über sich selber, wenn etwas nichtauf Anhieb klappt. Jetzt zeigen sich zwischen den Teilnehmer<strong>in</strong>nen Unterschiede: <strong>E<strong>in</strong></strong>e der Brasilianer<strong>in</strong>nenbildet rasch und sicher perfekte Sätze, anderen merkt man die Unsicherheit an. <strong>E<strong>in</strong></strong>en s<strong>in</strong>nvollen Satz zu bilden,selbst wenn er e<strong>in</strong>fach aufgebaut se<strong>in</strong> soll, funktioniert nur durch das Verknüpfen korrekter Begriffe.Mit viel Gebärden und Gesten versucht die Lehrer<strong>in</strong> zu unterstreichen, was sie me<strong>in</strong>t. "Es ist", so sagt sie später,"manchmal gar nicht e<strong>in</strong>fach, denn die Spannweite des Vorwissens ist sehr unterschiedlich. <strong>E<strong>in</strong></strong>e der Frauen war<strong>in</strong> ihrem Heimatland Ärzt<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e andere dagegen konnte kaum lesen und schreiben, als sie den Kurs begann."Schliesslich beendet Breitenmoser die Übung und bittet die Teilnehmer<strong>in</strong>nen die Aufgaben bis zum kommendenAbend daheim zu lösen. Die Gruppe kommt zweimal pro Woche zum Unterricht - die Regel ist e<strong>in</strong>mal. ImMoment gibt es vier verschiedene Gruppen. Unterrichtet werden sie hauptsächlich von Primarlehrer<strong>in</strong>nen, diesich im Projekt engagieren.Vor fünf Jahren begonnenDas Projekt "<strong>Deutsch</strong> <strong>mit</strong> Euch" wurde 1999 von Carmen Vanzella Schärrer gestartet und war von Anfang an aufFrauen ausgerichtet. An der Art der Kurse hat sich im Verlauf der Jahre wenig geändert - geprägt wurde der Stile<strong>in</strong>erseits durch die wechselnden Lehrkräfte, andererseits aber auch immer durch das Bestreben, das Angebotdem jeweiligen Leistungsniveau anzupassen.Schon bald zeigte es sich, dass die Kurse zwar guten Erfolg hatten, die deutsche Sprache im Alltagsleben aberdennoch zu kurz kam. Dem wurde <strong>mit</strong> der Institution der "Sprachpat<strong>in</strong>nen" begegnet - Frauen, die sich bereiterklärten, <strong>mit</strong> den Absolvent<strong>in</strong>nen auch ausserhalb der Kurse <strong>Deutsch</strong> zu sprechen. Auch wenn nicht alle<strong>Integres</strong>, Integrationsfachstelle für die Region Schaffhausen, Krummgasse 10, 8200 Schaffhausen


Absolvent<strong>in</strong>nen von diesem Angebot Gebrauch machen - es wurde e<strong>in</strong> voller Erfolg. Das vor allem auch für diePat<strong>in</strong>nen, die ganz neue Erfahrungen machten, die viele von ihnen nicht missen möchten. Anderseits gab esauch immer wieder Perioden, <strong>in</strong> denen sich die Pat<strong>in</strong>nen relativ rasch wieder aus dem Projekt verabschiedeten."Stolz auf ihre Mamas"Carmen Vanzella Schärrer berichtet im Jahresbericht für 2003 über sehr positive Auswirkungen der Kurse <strong>in</strong> denFamilien der Schüler<strong>in</strong>nen, wo die K<strong>in</strong>der durch den Schulbesuch oft schon <strong>Deutsch</strong> sprechen. "Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>dstolz auf ihre Mamas", steht im Bericht zu lesen. Aber auch deren Selbstbewusstse<strong>in</strong> wächst: "Ich will Döitschreden, <strong>mit</strong> du und du. Immer! Vill!" - so gibt der Jahresbericht zum Schluss den Wunsch der Teilnehmer<strong>in</strong> wieder.<strong>Integres</strong>, Integrationsfachstelle für die Region Schaffhausen, Krummgasse 10, 8200 Schaffhausen

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